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Meine Omi pflegte immer zu sagen Hochmut kommt vor dem Fall. Manchmal bin ich auch
hochmütig, aber ich schäme mich dafür, denn es ist nicht in Ordnung.
Ist es eine Sünde, eher eine Schwäche oder Fehleinschätzung.
Gruß Geli

Hochmut ist für den Betreffenden sicher immer unbemerkbar. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass man sich absichtlich so gibt. Vielmehr mag sich der Betreffende wundern, warum ihn alle Welt oftmals meidet, was ihn in seinem Verhalten nur noch verhärtet. Er wird also nur noch hochmütiger. Könnte mir aber denken, das Conrad mit seinem Gedanken recht hat, dass dies ab einem bestimmten Stadium sogar krankhaft werden kann in Form von Neurosen, bis hin zum Größenwahn. Hochmütige Menschen sind meiner Meinung nach immer überaus kurzsichtig, allein auf ihren Vorteil bedacht und skrupellos. Ihre maßlose Selbstüberschätzung macht sie aber oftmals auch sehr unvorsichtig, weshalb man nicht umsonst sagt: Hochmut kommt vor dem Fall. Man wird ihm aber niemals ausrotten können, dazu ist der Mensch zu egozentrisch...

Zunächst danke ich Euch für die wundervolle Resonanz zu diesem Thema.

Was mich immer wieder verwundert, aber wahrscheinlich liegt es in der Natur des Menschen, dass man den eigenen Hochmut nicht erkennt, zumindest glaube ich das. Ein in unseren Augen etwas hochmütiger Mensch, wird sich anders sehen, wird seinen Hochmut als Selbstbewusstsein definieren und ganz erstaunt sein, falls es ihm jemand sagt. Aber sagt es überhaupt einer?
Die Diskussion mit einem so wirkenden Menschen nimmt allenfalls eine schärfere Gangart an. Ja, oder man wendet sich milde lächelnd ab, so wie Moni es beschlossen hat.
Helga

Hierzu wieder charakterkundliche Anmerkungen:
Hochmut, Dünkel, Arroganz sind zu unterscheiden von Stolz.
Beim Stolz stimmen Schein und Sein überein.
Beim Hochmut besteht ein Mißverhältnis zwichen Schein und Sein.
Moni hat Recht damit, kriegt der Hochmütige eins auf die Mütze,
kann ihm im Ernstfall dieses Mißverhältnis bewusst werden.
Die Folge ist ein Zusammenbruch. Die Selbstaufbauschung
gelingt nicht mehr, die "Kränkung" wird als Katastrophe erlebt.
Der Stolz, in der hier gemeinten Form, kommt in der Gegenwart
kaum noch vor. Seit der Renaissance ging das berechtigte
Eigenmachtsgefühl, das auf angeborener Begabung beruht, immer
mehr zurück.
Der heutige Mensch leidet häufig unter dieser Differenz
zwischen Wollen und Können, ist sich ihrer bewusst.
Mancherlei Neurosen ergeben sich daraus. Zum Beispiel
die sogenannten Minderwertigkeitskomplexe.
Aber es gibt daneben, vielleicht ist es auch die Mehrheit,
die Menschen, die an Ansehen und Geltung keine großen Ansprüche stellen.
Im Gegensatz zum Hochmütigen steht der Bescheidene, der sich selber ganz zurückstellt, wie viele Menschen zum Beispiel in sozialen Berufen. Er hat
ein geringes Eigenmachtsgefühl, leidet aber auch nicht darunter.
Zum Anderen gibt es die Ausnahmemenschen, die bei hoher Begabung,
hohem damit zusammenhängenden Eigenmachtsgefühl, sich ganz
der Aufgabe verschreiben, denen nichts an Auszeichnungen liegt
Das war es in Kürze.

Aus Nachtfalters Enzyklopädie: Hochmut als Ausdruck eines permanent Defizits mit dem Bestreben, dieses durch übertrieben zur Schau getragene, geglaubte Geltungssucht zu kompensieren, kommt in allen Gesellschaftsbereichen vor. Offenkundiges Wollen korreliert mit dem Fehlen adäquaten Könnens und sucht seinen Ausweg über mehr Schein als Sein. Das aus diesem Defizit resultierende überzogene Selbstbewusstsein zwingt zum ständigen Vergleich mit anderen, woraus Angst und Misstrauen resultiert. Deshalb ist der Hochmütige innerlich immer unsicher und unzufrieden, obgleich er sich äußerlich anders zeigt. Bei spontanem Ansprechen zieht er die Brauen bis zum nec plus Ultra hoch und macht ein langes Kinn, dass es scheint, er habe einen Tennisball verschluckt. Sein Lächeln wirkt mild bis wehleidig, doch niemals offen. Alle Welt soll glauben, sie habe ihn nötig, nur er nicht sie.

Sichere Indikatoren wären:
1.) Hypersensibilität
2.) maßloses Selbstüberzeugung und Eigenliebe, ergo Borniertheit
3.) enge Toleranzschwelle mit Unempfänglichkeit für andere Meinungen
4.) Betrachtung der Umwelt aus Höhenperspektive
5.) Möglichst knappe Ausdruckweise, nicht selten gepaart mit ironischen bis herablassend-dümmlichen Witzeleien
6.) Schnelles Beleidigtsein
7.) Nachtragend
8.) Misstrauisch
9.) Unsicher
10.) Impulsiv
Die Skala ist nach unten offen.
Nicht zu vergessen ein möglichst nasales, mit reichlich Fremdworten gespicktes Vokabular; wertet intellektuell auf, besonders Anglizismen.
:-?

Trau mich ja schon fast nicht mehr, aber schon wieder so ein heikles Thema und noch dazu brandaktuell. Hochmut entspringt m.E gerade aus der Unfähigkeit jeder Eigenbeurteilung. Nur ob es der richtige Weg ist, ihn zu ignorieren, bezweifele ich. Sehen wir es doch eher als eine Art Hilflosigkeit mit sich selbst, worunter der Hochmütige an meisten leidet. Nur von aussen könne ihm die Augen geöffnet werden, =;-)