"Hochmut ist eine andere Form von Armseligkeit"
Moni las unlängst diese Feststellung und fand sie wert, darüber nachzudenken, denn Hochmut ist ihr schon in breiter Vielfalt begegnet.
Das Kuriose des Hochmutes ist doch der Umstand, dass der Betroffene seinen Hochmut nicht zu bemerken scheint. Dass sie gar mit Armseligkeit etwas zu tun haben könnte, wird erst recht nicht in Betracht gezogen.
Niemand findet sich hochmütig und armselig, auch wenn alle Welt ihn so sieht und sein Verhalten entsprechend negativ bewertet. Vermutlich ist dem Hochmütigen das Denken und die Bewertung seiner Person durch Mitmen-
schen, auf Deutsch gesagt, scheißegal. Er ist halt hoch-
mütig.
Moni wundert sich. Eine objektive und reale Selbst-
einschätzung ist offensichtlich etwas furchtbar Schwie-
riges. Der Knackpunkt dabei ist das Wollen. Will man sich selber beurteilen? Moni hat damit kein Problem. Sie weiß, was sie kann und was nicht.
Die Überprüfung des eigenen Verhaltens in dem Zusam-
menhang, nebst Wirkung auf Andere, ist allerdings eine Gratwanderung. Das muss auch Moni bekennen, denn dazu gehört eine gewisse Gnadenlosigkeit sich selber gegen-
über. Laut seine Schwächen kund zu tun, das Risiko eingehend, sich der Lächerlichkeit auszusetzen oder gar das Gesicht zu verlieren, sich bloßzustellen und damit angreifbar zu werden, das ist wohl für viele Menschen ein Ding der Unmöglichkeit, musste Moni zu ihrem Bedauern immer wieder feststellen. Aber genau darin wird die mit dem Hochmut einhergehende Armseligkeit sichtbar.
Moni kann sich nicht verkneifen, darüber zu lächeln, obwohl der Hochmut angeblich zu den Todsünden gehört.
Moni schaut aber lieber noch einmal nach, was das Internet dazu sagt, am Ende ist der Hochmut ja gar nicht soooo schlimm, wenn er so verbreitet ist und somit scheinbar schon zum guten Ton gehört:
"Hochmut
Eine der sieben ‚Todsünden‘: Hochmut
Der Hochmut (altgr."ὕβρις", Hybris; lat.: arrogantia, superbia; Anmaßung, Überheblichkeit, Arroganz; veraltet: Dünkel - vgl. Standesdünkel - oder Hoffart) ist eine Haltung der Welt gegenüber, in der Wert, Rang und Fähigkeit der eigenen Person vorab aller Erfahrung und Bewährung hoch geschätzt werden. Der Gegensatz zu ihm ist die Demut.
Meint man mit „Selbstüberschätzung“ im gängigen Sprachgebrauch eine Überbewertung eigenen Könnens, so zielt „Hochmut“ im engeren Sinn auf ein soziales Phänomen: Der Hochmütige (derb: der Schnösel) schafft soziale Distanz durch eine fragwürdige Selbstaufwertung, deren Unzulässigkeit der Begriff einklagt.
Eine den Hochmut begünstigende Ursache ist die Eitelkeit. Seine Äußerung im aktuellen Verhalten einer Person wird als Anmaßung bezeichnet. In Haltung und Umgangsform wird er durch Anstand und Höflichkeit gezügelt.
Zeitgemäß sind Ausdrücke wie Arroganz oder Anmaßung, in denen der religiöse Bezug weitgehend verblasst ist. So werden die meisten Zeitgenossen Arroganz leichter definieren können, als etwa Hybris oder Hochmut, und zu dem Schluss kommen, arrogant seien insbesondere „Leute die auf Andere herabsehen und sich für etwas Besseres halten“ o. ä. .
In der Herausbildung des modernen Individualismus findet mit der Abkehr von christlichen Tugenden und dem Wandel des Selbst- und Weltverständnisses des Menschen entsprechend ein weiterer Bedeutungswandel statt.
An die Stelle des Hochmuts tritt in modernen Gesellschaften so die Arroganz (hier auch als stellvertretend für im Gegensatz zum Hochmut gängigere Bezeichnungen). Diese sieht von gesellschaftlichen Strukturen (Stände, Klassen) eher ab, zugunsten der Betonung eines Konfliktes zwischen de iure gleichberechtigten Individuen, die in persönlichem Selbstwertempfinden und sozialem Geltungsanspruch vor dem Hintergrund eines auseinander gehenden Wertpluralismus streitig aneinander geraten: Die Eindeutigkeit christlicher Wertvorstellung bzgl. des Hochmuts wird von einem ambivalenten Begriff abgelöst, der diesen (in Ermangelung eines allgemeinverbindlich anerkannten Wertekanons) unauflösbaren Konflikt zwischen der grundlegenden Gleichheitsforderung und der mehr oder minder realitätsgerechten oder angemaßten persönlichen Überlegenheit (vgl. a. Coolness als zeitgemäßes Persönlichkeitsideal) eines Einzelnen allenfalls pathologisieren und ihm als Narzissmus therapeutisch begegnen kann: Der Narzissmus des Einen (war und) ist die Arroganz (der Hochmut) des Anderen.
Verhaltenspsychologen beschreiben insbesondere die „Arroganz“ als Distanz aus Unsicherheit.
Der Volksmund stellt ihn in eine Reihe mit Blasiertheit, Arroganz und „aufgeblasen Sein“.
Moni denkt, dass sich der Hochmut der Menschen über die Jahrhunderte ganz gut erhalten hat. Man findet zwar zeitgemäße Umschreibungen wie Coolness und Ähnliches, doch der Volksmund beschreibt es immer noch treffend als aufgeblasenes Sein.
Köstlich! Das armselige aufgeblasene Sein, welches in seiner Blasiertheit, kaum das Lachen oder auch das Mitleid der Umwelt vernimmt.
Die Tragik ist nur die, dass der Hochmütige erst erkennt, was mit ihm los ist, wenn er eins kräftig auf die Mütze bekommt. Alles Reden scheint zwecklos.
Hier steht Moni ein wenig ratlos da, denn sie möchte nicht, dass drastische Handgreiflichkeiten zur Überzeugung herhalten müssen. Das wäre doch mittelalterlich.
Sie beschließt also, die Hochmütigen zu ignorieren.
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2009
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