Als ich entdeckte, dass „Amballabá“ ein Herz und einen Kommentar bekommen hatte, schlug mir das Herz bis zum Halse. Welch schöner Kommentar, der Deine Liebe zu diesem Land ausdrückt, in dem ich mich auch zur Zeit wieder befinde, vielen herzlichen Dank! Du hast Recht: Diese Menschen mit ihrer Freundlichkeit und der Fähigkeit, ihre Freude auszudrücken, ihrem Stil und ihrem guten Geschmack (auch beim Essen, so wie beim Design... mehr anzeigen
Als ich entdeckte, dass „Amballabá“ ein Herz und einen Kommentar bekommen hatte, schlug mir das Herz bis zum Halse. Welch schöner Kommentar, der Deine Liebe zu diesem Land ausdrückt, in dem ich mich auch zur Zeit wieder befinde, vielen herzlichen Dank! Du hast Recht: Diese Menschen mit ihrer Freundlichkeit und der Fähigkeit, ihre Freude auszudrücken, ihrem Stil und ihrem guten Geschmack (auch beim Essen, so wie beim Design und der Mode) sind sehr liebenswert. Gestern waren wir zu Fuß in Vernazza - wir leben ca. 400 m oberhalb des Ortes, was unser Glück war, als die Sintflut über uns hereinbrach -; es gibt nach einem Monat noch immer keine Straßenverbindung dort hinunter. Aber: Im vergangenen Monat haben diese armen Menschen einfach die Ärmel hochgekrempelt und sich an’s Schlammwegschaufeln gemacht, Männlein wie Weiblein; die Bilder erinnerten an die Trümmerfrauen bei uns in Deutschland, nach dem Krieg. Ein Freund erzählte uns gestern, er habe fünf Tage nach der Katastrophe mit einem anderen Freund, dem er gerade half, seine Wohnung vom Schlamm zu befreien, der ein Stockwerk vollständig und das darüberliegende zur Hälfte ausgefüllt hatte, die Schaufel weggelegt, eine Flasche Prosecco geöffnet und auf seinen Geburtstag angestoßen.
Überhaupt: die Geschichten. Du gehst durch’s Dorf und triffst Menschen, die Dir großzügig (und zum wievielten Male?) ihre Erlebnisse an jenem 25.Oktober erzählen. Was für Geschichten! Ich überlege, meinem Büchlein „Vernazza“ noch ein paar davon hinzuzufügen.
Blickt man heute auf das Dorf, so sind die meisten Häuser wieder freigelegt, sehen allerdings aus wie Skelette, ohne Fenster und Türen und ohne Inhalt. Die toten Augen der Häuser. Die Schlammlavine hat sich alles geholt, was die Menschen besaßen, sie sind – zum Glück die meisten – in ihren durchnässten Kleidern ‚nackt‘ am Leben geblieben. „Wie bei unserer Geburt.“ Sie dürfen ihre Häuser nicht mehr betreten, sie leben bei Verwandten; die Evakuierung ist vorerst für ein halbes Jahr geplant. Die Liebe zur Familie hat zu ihrem Überleben beigetragen.
Das Coverbild und die beiden von Dir genannten Reproduktionen sind Details aus Hieronymus Bosch (‚Geronimo Bosco‘) „Der Garten der Lüste“, um 1530 gemalt. Wir haben dieses, alles in allem vielleicht 1,5 auf 2 m große, Bild im Prado in Madrid gesehen; für mich war es beim Reichtum dieses Museums eines der eindrucksvollsten Bilder. Es ist wunderschön, voller kleiner Details; man kann mit den Augen einen ganzen Tag durch diesen Garten der Lüste spazieren und wird nie an derselben Ecke vorbeikommen. Die Darstellung des Menschen und seiner Verquickungen ist von beklemmender Realität.
In „Amballabá“ gibt es drei Geschichten; zwei von ihnen sind andernorts auch auf Deutsch zu lesen: ‚I suggetti‘ sind Bestandteil von “Corniglia“ in der dt. Version, „General Rosa“ kennst du schon auf Deutsch; nur ‚Lucio e le lucciole‘ gibt es ausschließlich auf italienisch, denn schon im Titel gibt es ein poetisches und vieldeutiges Wortspiel, das sich nicht in’s Deutsche übertragen läßt.
Soweit, soviel für heute.
Herzliche Herbstgrüße Deine Cecilia
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