Cover

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Der Rentner Johannes Bokelmann liebte seine Bücher und die Ordnung im Allgemeinen so sehr, dass es einigen Verwandten und Bekannten, die hier nicht namentlich erwähnt werden müssen, schon auf die Nerven ging. Alle Dinge musste bei ihm korrekt erfasst, benannt und beschriftet sein sowie ihren festen Platz haben. Niemand durfte ohne Grund und ohne sein Einverständnis etwas daran ändern.

 

Obwohl Herr Bokelmann nur eine kleine Mietwohnung hatte, schwebte ihm ein eigenes geräumiges Arbeitszimmer im historischen Stil vor. Darin stellte er sich ringsherum berstend gefüllte, wandhohe und verschnörkelte Bücherregale vor und in der Mitte des Raumes, mit Blick zum Fenster, einen barocken Schreibtisch mit einem bequemen, halbrunden, lederbezogenen Lehnstuhl. Vor dem Fenster sah er in Gedanken einen schweren dunkelroten Vorhang mit Bommeln und Kordeln, der für eine leicht abgedunkelte Stimmung im stillen Raum sorgte. Auch tagsüber war deswegen das Licht einer grünen Bänker Lampe erforderlich. Ja, genauso sollte es sein, träumte er oft, wenn er seinen schlichten aber zweckmäßigen IKEA-Schreibsekretär im ehemaligen Kinderzimmer aufklappte, das träge Windows auf seinem alten Laptop hochfahren ließ und geduldig wartete, bis sich das monatliche Update ausgetrudelt hatte. Er konnte den Blick auch nicht sinnend ins Freie, zum Himmel und auf die Bäume richten, weil er aus Platzgründen an der gegenüberliegenden Wand, mit dem Rücken zum Fenster saß und nur ein paar Familienbilder vor der Nase hatte. Da hatten es Tellkamp & Co. auf dem "Weißen Hirsch" sicher besser. Aber mit denen konnte er sich nicht vergleichen. So dicke Bücher hatte er nicht vorzuweisen.

 

Bokelmann bezeichnete sich trotzdem als Autor, weil er schon ein paar Gedichte und Kurzgeschichten verfasst und sich einer Selfpublishing-Plattform mit Community angeschlossen hatte. Man braucht im Alter eine sinnvolle Beschäftigung, die den Geist nicht einrosten lässt, so sein Credo.

 

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Wenn es seiner Frau zuviel an Büchern wurden, legte sie ihm eine Abrüstung nahe, was er dann auch irgendwann murrend in Angriff nahm. Es waren zumeist Bücher aus alten und ganz alten Zeiten, die er schweren Herzens aussonderte, was er allerdings regelmäßig bereute, wenn es zu spät war. Nach der letzten Säuberungsaktion suchte er in Annoncenblättern und im Internet nach Buchsammlern und wurde schließlich fündig. Herr Blohme, ein Büchernarr und Leidensgenosse aus Pirna, fuhr zum vereinbarten Termin mit einem stabilen PKW-Anhänger vor und nahm ihm kostenlos 500 Exemplare ab, ohne sie sich groß anzusehen. Nach der Transaktion war er überglücklich. Er hatte nämlich das Schlafzimmer in seiner WBS70-Plattenwohnung ausgeräumt und mit raumhohen Lastregalen ausgestattet. In den Gängen dazwischen konnte ein nicht allzu dicker Mensch gerade so noch laufen, meinte er stolz. Wie sich seine Frau dazu äußerte, sagte er nicht; wo sie nun schliefen, auch nicht. Offensichtlich war sie entweder sehr tolerant oder hatte nichts zu sagen. Als Herr Blohme mit dem schwer beladenen PKW-Anhänger um die Ecke verschwand, sah ihm Bokelmann mit zugeschnürter Kehle und feuchten Augen hinterher. Am Schlafstubenfenster wackelte die Gardine.

 

Im Wohnzimmer der Bokelmanns hingegen zog wieder Ordnung ein, die noch verbessert werden könnte, wenn noch weitere 200 Exemplare verschwinden würden, meinte seine Frau. Sie verschwanden tatsächlich daraufhin sukzessive, was den Familienfrieden enorm stärkte, denn Frau Bokelmann liebte das Weihnachtsfest.

 

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Was das damit zu tun hat? Ganz einfach: Sie benötigte Platz für ihre weihnachtliche Dekorations-Ausstellung, also Platz für den Aufbau ihrer enormen Seiffener Sammlung aus acht Nussknackern, zehn großen Engeln, drei Schwibbögen, einer Engelskapelle mit dreißig kleinen Engelchen, einer Himmelspforte mit Petrus und fünf Engeln und einem orientalisch angehauchten Stall mit den Figuren, die man aus der Bibel kennt.

 

Frau B. beanspruchte für die Kapelle, die Himmelspforte und das Krippenspiel drei große Fächer im Stubenbuffet, in denen eigentlich 94 Bücher zu stehen hatten. Die Bücherordnung kam natürlich bei jeder Evakuierung durcheinander. Deswegen fertigte Herr Bokelmann vorausschauend Selfies an, bevor die Bücher woanders und völlig durcheinander einquartiert wurden.

 

Auch sonst war Herr Bokelmann sehr eigen, wenn es um Bücher ging. Er konnte es allerdings nicht unterlassen, mit Verwandten, Bekannten und Freunden über Neuanschaffungen zu sprechen. Er tat es vielleicht aus Eitelkeit oder weil seine eigenen Werke nicht so ankamen. B. war kein Bestseller-Autor. Seine wenigen Leser kamen ohnehin meistens aus der Familie und seine lustigen Gedichte wurden eher in bierseligen Runden (Konfiefchen) angenommen.

 

Er meinte oft resignierend: "Gedichtbände kauft sowieso kaum noch jemand und bei Aphorismen ist es noch schlimmer. Bei Satiren muss man die dafür ausgelegten dünnen Bretter mit Vorsicht betreten. Digitale spannende Kurzgeschichten im ebup-Format, sogenannte E-Books, werden zu hunderten heruntergeladen, solange sie kostenlos sind. Wird der Preis von 0,00 € auf 0,99 € hochgesetzt, klemmt der Download-Zähler gewaltig. Wer für 100 Normseiten 1,99 € haben will, geht oft leer aus, es sei denn, man hat einen Namen in den Massenmedien, der in der Regel nur mit absoluter Zustimmung zur aktuellen Politik zu haben ist. Manchmal ist es allerdings auch umgekehrt. Dann machen Mutige Karriere, wenn sie schreiben, was die meisten denken."

 

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Herr Bokelmann hatte im Folgenden mit dem Buch eines bekannten Satirikers zu tun und war stolz, es erworben zu haben. Er wollte einmal selbst Satiren schreiben und daraus lernen. Zugleich beeindruckte ihn die gnadenlose Sachlichkeit und Offenheit des akademischen Autors bei der Bewertung aktueller Missstände. Es war kein allgemeines Gemecker oder Talkrunden-Gelaber. Das Buch war ein echter Doppelwumms, wenn es auch ein wenig zu euphorisch geschrieben war. Es war aber so interessant, dass Bokelmann es in einem Zuge auslas und sich danach positiv darüber ausließ.

 

Fortan lag es eine lange Zeit griffbereit neben anderen schriftstellerischen Handwerkszeugen auf seinem Schreibtisch, wenn es nicht gerade auf dem zugewiesenen Ruheplatz im dritten Bücherfach des Buffets schlummerte. Es war eines der Fächer, das zur Weihnachtszeit evakuiert werden musste.

 

Nachschlagewerke, Bokelmann rechnete dieses Werk dazu, wurden meist nur sporadisch aufgeschlagen und gerieten auch gern einmal aus dem Blick. Ihr Fehlen bemerkte man oft erst, wenn man sie benötigte. Herr B. bemerkte es, als nach Weihnachten die alte Ordnung wiederhergestellt wurde.

 

Erst vor kurzem erst war es ihm passiert, dass er nach einem reichlichen halben Jahr um die Rückgabe eines anderen Buches bat. Der Ausleiher war ganz überrascht und flunkerte, noch nicht alles gelesen zu haben. Bokelmann ging aber nicht darauf ein und bestand auf sofortiger Rückgabe, die dann auch etwas unwirsch erfolgte. So sind eben die Leute, sagte er sich und nahm sich zum wiederholten Male vor, keine Bücher mehr zu verborgen oder zu borgen.

 

Nun war es offensichtlich doch wieder geschehen. Oder hatte er es selbst aus Unachtsamkeit irgendwo abgelegt? Er saß an diesem Abend wie abwesend in seinem Fernsehsessel, sah nicht, was auf dem Bildschirm passierte und hörte nicht, was gesagt, gesungen oder gespielt wurde. Er grübelte nur, wo das Buch sein könnte, sprang mehrfach auf, um es zu suchen, wenn ihm eine Idee kam. Er zog aus jeder Bücherreihe drei oder vier Exemplare heraus und fasste immer wieder suchend durch die so entstandene Lücke nach links und rechts hinter die Reihen. Ein schmales Buch kann da schnell hineinrutschen, sagte er sich. Die hektische Suche, auch in anderen Zimmern, hatte aber keinen Erfolg. Das Buch blieb verschwunden und verursachte bei Herrn Bokelmann eine schlaflose Nacht mit immer wiederkehrenden Gedankengängen. Man nennt so etwas "Gedanken-Karussell". Die Windungen seines Gehirns gaben aber wenig her und das Wenige vermischte sich mit vagen Vermutungen, möglichen Varianten und unwahrscheinlichen Verbindungen zu einem kunterbunten Gesamtbild, das er nicht deuten konnte. Einige Splitter davon kamen aber immer wieder und mussten sich eine gründlichere Durchleuchtung von allen Seiten gefallen lassen. Herr Bokelmann befürchtete, verrückt zu werden.

 

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Am nächsten Morgen hatten sich doch einige möglichen Varianten über den Verbleib des Buches herausgebildet. Seine Frau hörte sich während des Frühstücks geduldig seinen Monolog an. Ihr Gatte wollte sich nicht beruhigen und spülte einen eben zerkauten Bissen mit einem Schluck Kaffee hinunter, kaute weiter auf den Resten herum und sagte etwas undeutlich: "Ich weiß nun fast hundertprozentig, dass ich dieses Buch nicht aus Versehen entsorgt, sondern verborgt habe."

 

Der letzte Krümelrest verließ mit einem Glucksen seine Mundhöhle in Richtung Speiseröhre. Er fuhr nun deutlicher fort: "Ich kann mich wieder entsinnen, dass ich das Buch jemanden hier im Hause gegeben haben muss. Ich denke, es war eine Frau. Ich habe sie noch auf die gesammelten Zeitungsausschnitte mit Kolumnen aufmerksam gemacht, die ich vorn hineingelegt habe."

 

Bokelmann machte so etwas wie eine dramatische Kunstpause, hob den rechten Zeigefinger in die Höhe und ergänzte: "Mir ist erst heute Nacht wieder in Erinnerung gekommen, dass diejenige mir bei der Übergabe versicherte: "Du bekommst das Buch, so wie du es mir gegeben hast, unbeschädigt zurück, auch mit allen Zeitungsausschnitten. Du kannst dich darauf verlassen!"

 

Bokelmanns Frau wurde langsam ungeduldig und stellte schon einmal das Geschirr zusammen. "Lass doch dieses Buch. Du hättest aufschreiben sollen, wem du es gegeben hast. Kauf dir ein neues und verborge keine mehr!"

 

Bokelmann ging darauf nicht ein. So schnell wollte er nicht aufgeben, denn es kamen seiner Meinung nach nur drei Personen in Frage, mit denen ein engerer Hauskontakt und ein gewisses Vertrauensverhältnis bestand. Anderen Mitmietern würde er nie ein Buch aus seinem Bestand anvertrauen. Nein, das käme nicht in Frage.

 

Es ging ihm auch nicht um den finanziellen Verlust. Die achtzehn oder zwanzig Euro interessierten ihn weniger. Im Internet entdeckte er sogar ein gebrauchtes für vier Euro fünfzig.

 

Es ging ihm ums Prinzip. Mit Büchern geht man sorgsam um und gibt ausgeborgte nach einer angemessenen Zeit ohne Aufforderung und mit Dank zurück. So gehört sich das. Ein Buch behandelt man wie einen Freund und den lässt man nicht im Stich.

 

Frau Bokelmann räumte das Frühstücksgeschirr ab und schüttelte ihren Kopf. Er rief hinterher: "Mit Familie O. bin ich nicht per Du. Sie kann es also nicht gewesen sein und scheidet schon mal aus." Frau Bokelmann wischte den Tisch ab und brummte: "Dann frage doch einfach die zwei anderen und nerve mich nicht!"

 

Herr Bokelmann setzte sich aber zunächst an seinen Schreibtisch und fasste auf einem A4-Bogen handschriftlich die Ergebnisse seiner inneren Recherche noch einmal ordentlich zusammen:

 

  1. Das Buch wurde nicht entsorgt, weder absichtlich oder unabsichtlich (sehr unwahrscheinlich).
  2. Das Buch wurde an eine Mitbewohnerin (wer - keine Erinnerung) in ihrer Wohnung leihweise übergeben. (Ort - sichere Erinnerung)
  3. Infrage kommen nur (wegen bes. guter und langjähriger Kontakte im Hause): Frau Tarnass (84), Elfriede; Frau Kehre, Astrid (60) und Fam. O.
  4. Bei der Übergabe wurde darauf aufmerksam gemacht, dass sich im Buch zusätzliche Zeitungsausschnitte befinden. (sichere Erinnerung)
  5. Die Empfängerin sagte dazu: "Du bekommst alles so zurück, wie Du es mir gegeben hast." (sichere Erinnerung); da mit der Familie O. kein "Du-Verhältnis besteht, scheidet diese hier schon aus.

 

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Auf die Idee, die Frau Tarnass (84) und Frau Kehre (60) einfach zu befragen, war Herr Bokelmann natürlich schon selbst gekommen. Er litt jedoch an seiner militärischen Vergangenheit, weil sein Umgangston immer noch nach "Zack-Zack" klang, was Gesprächspartner zuweilen abschreckte, obwohl er sich redliche Mühe gab, leise, sanft und freundlich mit jedermann zu kommunizieren. Seine eigenen Sprachaufnahmen, die er zur Übung anfertigte, erschreckten ihn beim Abhören selbst, weil zudem noch der etwas schnoddrige anhaltinische Dialekt durchkam und die Schallausbreitung über die Knochen fehlte. Der Fachmann weiß, was gemeint ist. Er resümierte: Gespräche dieser Art erforderten darum eine gründliche Vorbereitung des Inhaltes, wie auch des Tones. Er wollte ja mit den Nachbarn noch weiter freundschaftlich zusammenleben.

 

Während Herr Bokelmann das alles bedachte, kam ihm eine neue Idee. Das Cover des vermissten Buches musste doch im Internet zu finden sein und könnte dem säumigen Borger auf die Sprünge helfen. Das Vorhaben gelang unkompliziert im Internet bei einem der vielen Büchershops und bescherte Herrn Bokelmann das gewünschte Fahndungsbild auf seinem Smartphone, was ihm wiederum die Idee einbrachte, die Befragung der Verdächtigen nicht persönlich, sondern einfach per E-Mail durchzuführen. So konnte er nicht in einen sprachlichen Fettnapf treten und sich die komplizierte mündliche Version ersparen. Er brauchte also nur einen freundlichen Text zu entwerfen, was ihm nicht so schwerfiel, und das Fahndungsbild als Datei anhängen. Schon waren die Bedenken vom Tisch.

 

Am nächsten Tag flogen von Bokelmanns Laptop zwei E-Mails zerstückelt durch das weltweite Internet, kamen zerstückelt aus allen Richtungen wieder hier im Hause an und wurden zwei Etagen höher auf zwei Computern wieder zusammengesetzt. Dann konnten Familie O. und Frau K. folgendes lesen (Frau T. hatte keinen Computer):

 

"Sehr geehrte ...
ich vermisse ein Buch, welches ich vor einiger Zeit verborgt habe. Leider habe ich mir den Namen nicht aufgeschrieben und vergessen, wem ich es gegeben habe. Könnte es sein, dass es bei Ihnen (Dir) ist. Bitte schauen sie einmal nach. Das Coverbild habe ich angefügt. Vielen Dank für Ihre (Deine) Bemühungen.
Mit freundlichen Grüßen ..."

 

Herr B. hoffte, dass die Empfänger keine Unterstellung aus seinem Text herauslasen. Seine Sorge war unbegründet, denn noch am gleichen Tag meldete sein Computer den Eingang von zwei abschlägigen Antworten. Blieb also nur noch die Nachfrage bei Frau T., die am nächsten Tag auch negativ ausfiel, nachdem sie gemeinsam alle Schränke, Fächer und Regale durchsucht hatten. Frau T. konnte sich auch nicht erinnern, dieses Buch überhaupt gesehen zu haben. Es blieb verschwunden, was Herrn B. dazu animierte, noch einmal gründlich seine Wohnung, den Keller und die Garage samt Auto zu durchsuchen. Es war im Moment günstig, weil seine Frau gerade nicht zu Hause war. Auch das endete erfolglos, sodass er sich nun endlich zum Nachkauf entschloss, der am nächsten Tag in aller Stille erfolgte.Als Bokelmann dann das neue Buch feierlich und genussvoll in die dafür angestammte Regal-Lücke schob, schwor er sich, nie wieder ein Buch zu verborgen.

 

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Frau Bokelmann kam etwas später vom Einkauf zurück und brachte eine Tüte mit, die außen an der Wohnungstür hing. Darauf stand: Für Herrn Bokelmann zum Trost von Familie O. mit freundlichen Grüßen. In der Tüte lag das besagte Buch, neu, noch in der üblichen zugeschweißten Plastehülle.

Am Abend klingelte Frau K. an der Wohnungstür. Sie entschuldigte sich für den etwas späten Besuch, weil sie nach der Arbeit noch eine Besorgung machen musste. Dabei lächelte sie, holte hinter ihrem Rücken ein liebevoll verpacktes Etwas hervor, dass einer größeren Pralinenschachtel glich. Es stellte sich später als Buch heraus, ebenso eines, wie es Herr B. vermisste. Seine Traurigkeit tat ihr leid, obwohl sie es nicht war, die es sich geborgt hatte.

 

Am übernächsten Morgen, Herr B. wollte gerade den Müll fortschaffen, passte ihn Frau T. vor ihrer Wohnungstür ab. Sie strahlte über das ganze Gesicht und hielt ein nagelneues Exemplar seines vermissten Buches in die Höhe. Der Pflegedienst war so freundlich, es ihr zu besorgen, weil "Du doch immer so freundlich bist und mir Deine Verzweiflung leidtat, obwohl ich es mir nicht geborgt hatte. Wir haben ja zusammen gründlich gesucht." Herr. B. umarmte die alte Dame. Er war gerührt. Dass er nun vier neue Exemplare hatte, sagte er ihr nicht. Irgendwann wollte er den drei Spendern etwas Gutes tun, nahm er sich vor. Für ihn war die Sache abgeschlossen. Er hatte ein Buch verloren und dafür vier neue bekommen.

 

Es kam aber anders. Nach ein paar Tagen stand die Tochter von Frau T. aus dem Nachbarort vor der Wohnungstür von Herrn Bokelmann und wollte etwas mit ihm besprechen. Er bat sie herein. Sie eröffnete ihm, dass sie vor längerer Zeit ein angeblich interessantes Buch von ihrer Mutter, Frau T., zum Lesen bekommen hätte und es im Laufe der Zeit leider vergaß, was ihrer Mutter wahrscheinlich auch so ging. Erst jetzt habe sie von dem Sachverhalt erfahren. Sie öffnete ihre Handtasche und holte es hervor. Herr B. nahm überglücklich sein Buch entgegen. Selbst die Zeitungsausschnitte waren noch da.

 

Drei Tage später erschreckte ihn im Tageblatt eine Zeitungsmeldung. Die Überschrift lautete: "Deckeneinsturz in P." Dann las Herr Bokelmann, dass der Fußboden im Schlafzimmer eines Mietshauses, einem alten Plattenbau in P., offensichtlich wegen Überlastung plötzlich zusammenbrach, als der Mieter, Herr Blohme, ein neues Buch in ein Lastenregal stellen wollte. Ihm sei aber nichts passiert. Trotzdem entschloss sich Herr Bokelmann, künftig nur noch eBooks zu schreiben und zu sammeln. 

 

Ende

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Im gleichen Verlag erschienen:

 

 

 

Wolf Rebelow

Mümmelhausener Geschichten

Kurzgeschichten für Kinder

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Unglaubliches geschieht in Mümmelhausen an der Knatter und immer wieder sind Rosa, Bernd, Felicitas sowie Felix in die recht seltsamen und oft auch gefährlichen Geschichten verwickelt. Unscheinbare Kastanien zaubern Computer herbei. Der Bürgermeister Alois Bauchspeck entwickelt sich zu einem Schlitzohr und Betrüger. Bösartige Gobline wollen den Frühling verhindern und haben die Sylphe in einen Holzschuppen gesperrt. Der ehemalige Schrankenwärter Dagobert Klapphoch trifft nachts auf gruselige Waldgeister. Die Gebrüder Klauensack treiben in einer Ruine und in einem Geheimgang ihr Unwesen. Böse Gnome verwandeln sich in Wölfe, überfallen eine Schafherde und suchen eine Lithiumkugel. Dann gibt es noch den einsamen Einsiedler Klaus, der seine schützende Hand über die vier Kinder hält und den Collierüden Mike, der sie bei ihren Abenteuern treu begleitet.

 

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Impressum

Texte: Wolf Rebelow
Cover: Wolf Rebelow
Tag der Veröffentlichung: 26.02.2024

Alle Rechte vorbehalten

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