"Wir finden nämlich in den Dingen solche, welche die Möglichkeit haben zu sein und nicht zu sein, da sich einiges findet, das entsteht und vergeht und infolgedessen die Möglichkeit hat zu sein und nicht zu sein. Es ist aber unmöglich, daß alles von dieser Art [ewig] sei, weil das, was möglicherweise nicht sein kann, auch einmal nicht ist. Wenn also alles die Möglichkeit hat, nicht zu sein, daß war hinsichtlich der Dinge auch einmal nichts. Wenn dies aber wahr ist, dann wäre auch jetzt nichts, weil das, was nicht ist, nur anfängt zu sein durch etwas, was ist. ...Also ist nicht alles Seiende nur Mögliches, sondern es muß auch etwas Notwendiges unter den Dingen geben. Jedes Notwendige aber hat die Ursache seiner Notwendigkeit entweder von anderswoher oder nicht. Es ist aber nicht möglich, daß alles Unendliche bei den notwendigen (Dingen) gehe, die eine Ursache ihrer Notwendigkeit haben, wie dies auch bei den Wirkursachen nicht möglich ist, wie (oben) bewiesen. Also ist es notwendig etwas anzunehmen, das an sich notwendig ist und die Ursache seine Notwendigkeit nicht von anderswoher hat, sondern das (vielmehr) Ursache der Notwendigkeit für die anderen (Dinge) ist. Dies nennen wir alle Gott."
nach Diodoros Kronos[1] um 350 v. Chr.
Das Meisterargument von Diodoros Kronus besagt, daß das was vergangen ist, nicht mehr verändert werden kann. Das vergangene ist deshalb eine notwendige Wahrheit.
Aus dieser Argumentationskette folgt, daß eine gleichmäßige Verteilung von gewürfelten Augen nicht zwingend erforderlich. Also macht auch eine Überprüfung von sehr vielen Würfen keinen Sinn, und es liegt nur eine augenscheinliche gleichmäßige Verteilung vor. Die Existenz von unverwirklichten Möglichkeiten wäre das Fehlen von Würfen, die die Behauptung einer gleichmäßigen Wurfverteilung erfüllen. Somit hätte sich die gesamte Fragestellung erübrigt.
nach David K. Lewis[1]
Die Argumentation von Lewis ist die, daß eine Vorstellung möglicher Welten nützlich ist und genau das ist ein Grund, ihre Existenz anzunehmen.
Die Annahme möglicher Welten werde ich bei meiner eigenen späteren Argumentationskette mit heranziehen. Deshalb gibt es an dieser Stelle keine eigene Auslegung.
6. Möglichkeit (Eigene Theorie)
Eine Diskontinuität in der Zeit könnte einen Riß erzeugen, der sich auf zwei Daseinsebenen aufteilt. Diese Überlegung ist auch in der Stringtheorie zu finden. In jeder ebene wäre die Ereignisabfolge damit vorherbestimmt. In der Summe nach der Wiedervereinigung gleicht sie sich wieder aus und löst sich damit auf.
Diese Überlegung würde die Theorie die Zweiweltentherorie von David K. Lewis aufnehmen und mit der Überlegung von Parmenides vom Sprung zwischen Sein und Nichtsein kombinieren.
Außerdem würde sie ein Vorherbestimmung der Ereignisse durch Jemanden (Gott) unmöglich machen, außer der Zeitriss ist gewollt und ein Eingriff in das laufende Zeitgeschehen ist möglich.
In der Wahrscheinlichkeitsrechnung bedeutet eine gewürfelte Augenzahl, daß sei kommen kann oder nicht. Dabei soll sich die Wahrscheinlichkeit der Vorhersage bei einer ausreichenden Zahl von Versuchen immer weniger von der errechneten Wahrscheinlichkeit unterscheiden [Gesetz der großen Zahlen-Satz von Bernoulli]
Ich hoffe den Leser auf die Problematik des Würfelproblems aufmerksam gemacht zu haben. Das erstaunliche ist doch, daß ein so banaler Vorgang wie das Würfeln an sich doch einen philosophischen Hintergrund haben kann.
Literatur:
[2] Thomas von Aquin: Summe der Theologie Frage 2, Artikel 3
[3] Parmenides: Die Fragmente. Griechisch - Deutsch Ernst Heitsch Zürich 1995
[4] Barkley, George: Eine Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis. Alfred Klemmt. Hamburg 1964
[5] Epiktet: „Dissertation 2.19.1-5 Die hellenischen Philosophen Long, Anthony: Sedley, David übersetzt Karlheinz Hülser Stuttgart; Weimar, 2000
[6] Lewis, David: Counterfactuals. Cambridge (MA) 1973
Tag der Veröffentlichung: 17.07.2016
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