Durch Zufall wurde uns ein freistehendes Haus an der Peripherie unser Stadt angeboten, das wir im Sommer 1978 bezogen. Das Haus lag sehr idyllisch und war an der Seitenfront und im rückwärtigen Teil komplett mit Blautannen eingefriedet. Im vorderen Teil befand sich das Eingangstor mit einem Maschendrahtzaun und eine große Rasenfläche komplettierte die Außenanlage.
Der Wunsch, der Vater des Gedankens, bekam dann Gestalt in einem Fischteich. Es wurde gebuddelt, Folie ausgelegt, Wasser angefüllt,Pflanzen und Fische gekauft.
Und auch ich konnte mir den langersehnten Wunsch erfüllen und einen Hund anschaffen. Timmi, ein kleiner silbergrauer Pudel hatte sehr schnell die Herzen aller Familienmitglieder erobert, selbst meine Mutter, die nie Tiere mochte, war ganz vernarrt in ihn.
Dann kam der Katastrophen-Winter 78-79. mit Minustemperaturen von bis zu minus 20 Grad und meterhohem Schnee. Diese Bilder habe ich heute noch im Kopf, als sich die Zweige der vielen Tannen unter der weißen Pracht bogen. Ein herrlicher Anblick, der uns etwas in die Regionen des Schwarzwaldes versetzte. Aber auch diese Beschaulichkeit ging zu Ende und der Frühling hielt Einzug.
An einem sonnenbeschienen Tag, bewaffnet mit diversen Gartengeräten, ging ich hinaus und staunte nicht schlecht, als mittig auf unserer Rasenfläche eine buntgefiederte Ente saß. Timmi, unser Wirbelwind, rannte auf sie zu, blieb jedoch kurz vor ihr stehen, die Ente rührte sich nicht. Ob sie vielleicht einen Flügel gebrochen hat, fragte ich mich. Anfassen wollte ich sie nicht und wartete deshalb, bis mein Sohn aus der Schule zurückkam. Er untersuchte das Tier, konnte aber nichts feststellen.
Da sie immer noch auf der gleichen Stelle saß, auch kein Gras gefressen hatte, ging ich in die Küche und weichte Brotscheiben auf. Mein Sohn setzte ihr die Schale hin, und siehe da, sie begann sofort zu fressen.
Eine Stunde später stand sie dann tatsächlich auf und erfreute sich an der großen Rasenfläche. Ins Staunen gerieten wir,als sie zielstrebig den Teich ansteuerte und ein Bad nach Entenmanier vollzog. Damit begann das Leben mit Donald, wie mein Sohn ihn dann taufte. Timmi und Donald waren vom ersten Augenblick ein Herz und eine Seele. Sie spazierten im Garten oft nebeneinander, ein köstlicher Anblick. Bei ihrer Fütterung benannten wir sie immer beim Namen, was zur Folge hatte, das sie eines Tages auch auf ihren Namenruf reagierte.
Sie hatte sich ihr Nest unter einer hohlen Ecke der Garage gebaut, und wenn ich morgens nach ihr rief, kam sie sofort angewatschelt, und fraß ihr heißgeliebtes aufgeweichtes Brot.
Eines Tages, die Haustüre hatte ich offen gelassen, wollte ich ihr in der Küche wieder ihre Leibspeise zubereiten, durch die Entnahme der Brotscheibe aus der Papierhülle gab es Knistergeräusche, die unseren Hund Timmi immer auf den Plan riefen. Er kam in die Küche und ich traute meinen Augen nicht, Donald hinter ihm her. Ohne zu zögern lief sie zum Getränkenapf von Timmi und trank nach Entenmanier den Napf leer.
Sie blieb dann an meiner Seite stehen und wartete auf ihr Fressen. Das wiederholte sich fortan jeden Morgen, wenn ich sie rief.
Dann kam der Tag, an dem ich sie – wie immer – rief, aber Donald reagierte nicht. Ich ging in den Garten und viel fast aus allen Wolken, als ich auf unserem Gartenteich eine zweite Ente schwimmen sah, diesmal ein Weibchen, mit braunen Federn. Trotz des Futters ließ Donald sich nicht erweichen, zu mir zu kommen. Er war in Hochzeitsstimmung und hatte für solch banale Tätigkeiten keine Zeit mehr. Auch gemeinsame Spaziergänge mit Timmi gab es nicht mehr und ließ er sich mal wieder im Garten blicken, liefen beide Enten direkt zum Teich.
Der Tag kam, und beide Enten waren fort. Timmi lief noch tagelang im Garten umher schnüffelte und winselte dabei.
Familie, Freunde und Nachbarn haben noch lange über das Phänomen DONALD geredet.
Leider sind viele Fotografien bei einem neuerlichen Umzug verloren gegangen.
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2017
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