Eines Tages beschlossen ein paar Chorschüler der Marienkirche auf den Kirchturm zu steigen, um dort die Krähennester nach Eiern zu durchsuchen. Oben angekommen legten sie ein Brett aus einem der Löcher, die sich im Turm befanden, hinaus. Zwei der Jungen hielten das Brett, der Dritte kletterte zu den Nestern. Er fand eine Menge Eier, die er in ein Körbchen legte. Seinen Gefährten gab er jedoch kein einziges Ei ab. Als sie fragten warum, antwortete er: «Ich habe mich in die Gefahr begeben hinunter zu fallen; deswegen gehören die Eier mir!» Als seine Kameraden das hörten, wurden sie sehr zornig. Sie flüsterten sich etwas zu, dann ließen sie das Brett los. Der Schüler stürzte hinab und dachte er müsse sterben. Nun hatte er aber seinen weiten Chormantel um. Der Wind breitete ihn wie einen Fallschirm aus. Langsam und unversehrt landete der Junge mitten auf dem Markt, der gerade vor der Kirche stattfand. Als Dank ließen seine Eltern das Steinkreuz errichten, was noch heute vor der Kirche zu sehen ist.
Der Baumeister der Marienkirche war nicht nur fleißig im Bauen, sondern auch im Spielen. Er konnte seine Finger einfach nicht von den Karten lassen! Seit einigen Tagen hatte er einen neuen Partner, einen ziemlich merkwürdigen, gegen den er ständig verlor. Bald hatte er so hohe Schulden, dass er nicht mehr wusste, was er tun sollte. Ihn blieb nichts anderes übrig, als sich heimlich vom Geld der Kirchenbaukasse zu bedienen. Doch zwei Augen beobachteten ihn dabei.
Eines Abends, als er mit seinem Partner am Spieltisch saß, drückte der ihm einen großen Sack Gold in die Hand: «Mach beim Bau der Kirche einen Fehler, sodass bei der Einweihung das Gewölbe einstürzt.»
Nun war dem Baumeister klar, wer sein Partner war - der Teufel! Er musste wohl oder übel einwilligen. Ihm wurde übel, als er das Geld nahm, aber er hatte eine Idee.
Endlich kam der große Tag: Die Kirche wurde eingeweiht. Der Baumeister erhielt viel Lob. Vor der Kirche wartete der Teufel ungeduldig auf den Einsturz des Gewölbes, doch nichts geschah. Der Baumeister hatte absichtlich den Befehl des Teufels ignoriert.
Als er, lachend und mit dem Bischof ins Gespräch vertieft, die Kirche verließ, packte der Teufel seinen Spielpartner und erschlug ihn. Zum Gedenken an diesen mutigen Baumeister, der sein Leben für die Seelen vieler Menschen opferte, wurde ein Steinkreuz errichtet.
Anmerkung
Die Marienkirche ist die zweitälteste Kirche in Berlin. Wann sie fertiggestellt wurde, ist nicht genau bekannt. Erwähnt wurde sie das erste Mal 1270. Im Innern, gleich am Eingang, können Sie das Gemälde der «Totentanz», bewundern. Es stammt aus dem Jahre 1470, aber ist kaum noch erkennbar. Bemerkenswert ist auch die prächtige Kanzel von Andreas Schlüter (1702/03) und die Orgel von 1720 -23.
Adresse:
Karl-Liebknecht-Str. 8
10178 Berlin
030 242 44 67
Öffnungszeiten:10:00-16:00
S- Bahn: S5, S7, S75 (Alexanderplatz)
U-Bahn: U8, U2 (Alexanderplatz)
Bus: M48, TXL (Alexanderplatz)
Tram: M1, M2, M4, M5, M6 (Alexanderplatz)
Im Dörfchen Marienfelde lebte einmal ein frommer Schäfer. Frauen und andere weltliche Freuden interessierten ihn nicht – nur Gott! Er hatte einen langen weißen Bart und trug einen Weidenstock. Die Marienfelder nannten ihn nur den Heiland, seinen richtigen Namen hatten sie vergessen. Jeden Tag trieb er seine Schafe auf die Weide, die in der Nähe eines großen Sumpfes lag. Dort grasten sie den ganzen Tag, bis er sie abends wieder in den Stall trieb. Eines Tages geschah das Unglück: Ein Schaf verirrte sich im Sumpf und blieb stecken. Der Schäfer wollte ihm zur Hilfe eilen. Er sprang auf eine kleine Insel im Moor, um das Tier zu packen, aber er verfehlte sie und versank.
Die Dorfbewohner suchten vergeblich nach ihm, alles, was sie fanden, war sein Weidenstab, der aus dem Sumpf herausragte. In den nächsten Jahren entwickelte sich dieser Stab zu einen prächtigen Baum, der den Namen Heilandsweide bekam.
Anmerkung
In Marienfelde liegt die älteste Dorfkirche in Berlin (1220). Auch die Dorfaue ist sehenswert. Hier merken Sie nicht, dass Sie in einer Großstadt sind. Im Gutspark Marienfelde gibt es im Frühjahr besonders viele Schneeglöckchen und andere Frühlingsblumen.
Bus: M77, 277, X11, 111
Im alten Berlin lebte ein Waffenschmied, der hatte eine wunderschöne Tochter. Zwei Gardisten der königlichen Leibwache liebten sie und hielten um ihre Hand an. Lange Zeit schwankten die Gefühle des Mädchens. Sollte sie den gut aussehenden Klaus nehmen oder besser doch den sanften, aber etwas dummen Walter? Schließlich entschied sie sich für Walter. Daraufhin wurde Klaus von einer quälenden Eifersucht geplagt. Eines Abends lauerte er seiner Geliebten auf, nahm seinen Degen und erstach sie. Wie groß war der Schmerz des Vaters, als er von dieser Schandtat erfuhr! Er forderte die sofortige Hinrichtung des Mörders. Doch wer war der Täter? Der Verdacht fiel sofort auf die beiden Gardisten. Sie wurden festgenommen und gefoltert, doch keiner gestand den Mord. Da entschied der Kurfürst, dass ein Gottesurteil darüber entscheiden sollte. Beide mussten um ihr Leben würfeln. Wer den höchsten Wurf machte, sollte am Leben bleiben, der andere sterben. Eine Trommel wurde aufgestellt, um als Würfeltisch zu dienen. Zuerst nahm Klaus die Würfel in die Hand. Er würfelte zwei Sechsen. Zitternd nahm Walter die Würfel in die Hand. Er wusste, dass er kaum eine Chance hatte. Er warf mit so einer Wucht, dass sie zersprangen. Der Kurfürst verkündigte das Ergebnis: «Sechs, sechs und eins - das macht dreizehn.» Klaus gestand den Mord. Da der Kurfürst an diesem Tag gute Laune hatte, schenkte er ihm das Leben und ließ ihn in
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Rebecca Haertel
Bildmaterialien: Rebecca Haertel, Frontcover: Jungfernbrücke
Tag der Veröffentlichung: 10.11.2013
ISBN: 978-3-7309-6097-4
Alle Rechte vorbehalten
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Für meine Kollegen vom Berliner Büchertisch. Ihr seid einfach spitze!