Name: Caspar de Fries
Buchautor und Schriftsteller
Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben
Texte : Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de Fries
Alle Rechte vorbehalten
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2014
Männer mit Bärten
Alle die Hölle und Teufel nicht fürchten...
Alle die mit uns das Walross schlachten...
Alle, die öligen Zwieback kauen...
Alle die mit uns zur Hölle fahren...
Alle die mit uns auf Puffern trampen….
Alle die Weiber und Branntwein lieben…..
Ein Seemannslied von Gottfried Wolters, welches das flämische Original: Al die willen te kapren varen, in deutscher Sprache sinngemäß übersetzt. Der ursprüngliche Verfasser ist unbekannt. Das Lied erzählt von den Seeleuten aus Dünkirchen, die sich als Freibeuter verstanden. Sie plünderten spanische, englische und niederländische Schiffe.
Geuse ist das niederländische Wort für Bettler. Die Widerstandskämpfer der Niederländer gegen die Spanier nannten sich Geusen, weil das Volk von den reichen und katholischtreuen Spaniern wie ein Geuse oder Bettler sehr geringschätzig und unterwertig behandelt wurde. Einen Geusen oder Bettler küsst oder umarmt man nicht, sondern behält eine gewisse Distance, denn der Fall von oben nach unten geschieht schneller, als der gesamte Aufstieg.
Jan Martens, geb. 1556 in Delfshaven, was heute zu Rotterdam gehört, war Sohn eines Kapitäns und begann 1568, also mit 12 Jahren, seine Seemannskarriere auf einem Schmuggler. Schon 1572, mit 16 Jahren, ernannte man ihn zu einem Führungsoffizier. Durch seine große Körperstatue von fast 2 Meter Länge, seinen schon enormen jugendlichen Kräften, seiner Intelligenz und seiner Unerschrockenheit, wurde dieser blonde Hüne sehr schnell in den Kreisen der niederländischen Seefahrt bekannt. Als noch sehr junger Steuermann und der neuen Legitimation als Navigator heuerte er 1576 auf einem Handelsfahrer an.
Parallel zu seiner Karriere brach ein achtzigjähriger Befreiungskrieg gegen das katholische Spanien als Besatzer aus, das mit Feuer und Schwert die protestantischen Niederländer zum rechten Glauben zwingen wollte. Der Ursprung des Krieges setzte mit dem sogenannten Beeldenstorm (Bildersturm)ein, bei dem sowohl in Flandern wie auch in den nördlichen Provinzen der Niederlande Kirchen von Protestanten gestürmt und alle Heiligenfiguren, die sie fanden und als Gotteslästerung empfanden, zerstört wurden.
Diese Aktion begründete man mit dem Zweiten Gebot Moses: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis von Gott machen, um ihn damit zu verehren. Im Verlauf des achtzigjährigen Krieges, im Jahr 1579, kam es zur Spaltung der siebzehn Provinzen und zur Gründung der Utrechter Union, in der verschiedene nördliche Provinzen und Städte ein Defensivbündnis gegen Philipp II. von Spanien schlossen.
Im Jahr 1581 sagten sich die nördlichen Niederlande im Plakkat van Verlagtinghe offiziell vom spanischen Monarchen los und setzten diesen als ihren Souverän ab. Dies galt als Geburtsstunde der Vereinigten Niederlande.Die nördlichen Niederlande verfügten nun über keinen Monarchen oder Souverän, was noch keine Vorentscheidung für die in der Frühen Neuzeit eher ungewöhnliche, wenn auch nicht unbekannte republikanische Staatsform bedeutete.
Stattdessen suchten die Niederländer in der Folge nach einem neuen fürstlichen Souverän, der die Provinzen in ihrem Kampf gegen die Habsburger unterstützte, die Privilegien und hergebrachten Rechte der niederländischen Stände aber nicht einschränken sollte. Nacheinander wandten sich die Niederländer an Francois de Valois, den Bruder des französischen Königs Heinrich III., und an die englische Königin Elisabeth I. die die Niederlande 1585/86 de facto zu einem Protektorat machte. Beide Allianzen scheiterten jedoch letztlich am Widerstand der holländischen Regentenoligarchie gegen die jeweiligen Zentralisierungsversuche. Erst dieses Scheitern bedeutete im Nachhinein die Entscheidung für eine republikanische Staatsform und den Verzicht auf einen fürstlichen Souverän als Schutzherrn.
Obwohl die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen spätestens nach dem Ende der englischen Protektoratszeit 1587 unabhängig geworden war und in der Folgezeit einen eindrucksvollen Aufstieg zur ökonomischen, kulturellen und politischen Großmacht erlebte, blieb der völkerrechtliche Status, der noch immer von Spanien beanspruchten Provinzen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts umstritten.
Erst das Ende des Achtzigjährigen Krieges mit Spanien, im Westfälischen Frieden von 1648, brachte den Vereinigten Niederlanden die offizielle Anerkennung als unabhängiger souveräner Staat.Zu den sieben Provinzen gehörten Holland, Zeeland, Groningen, Utrecht, Friesland, Gelderland und Overijssel. Wichtigste Provinz der Union war die Provinz Holland, die durch ihre wirtschaftliche Macht und ihrem Statthalter William I. von Oranien zu einem Machtzentrum avancierte.In diesen Wirren des Machtkampfes gegen die spanische Besatzung und der Protektoratansprüchen der Engländer, bauten die Seeleute um Jan Martens und Isabella de Mila ihre neugegründete "Ausrüstungs-Genossenschaft-Delfshaven" weiter aus. Es sprach sich herum, dass diese Genossenschaft gestrandete Schiffe abwrackte und brauchbare Reste noch weiter verwertete und verkaufte. Ein lukratives Geschäft, zumal die Hauptaktionen beider Parteien auf dem Wasser ausgeführt wurden. Im Seekrieg gegen die Spanier erhielten Jan Martens und seine Leute unerwartete Rückendeckung, sowohl vom englischen Königshaus, wie auch vom Holländischen Statthalter William I. von Oranien.
Die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen, (niederländisch:Verenigde Nederlanden), war ein frühneuzeitliches Staatswesen auf dem Gebiet der nördlichen Niederlande und ein Vorläufer des heutigen Staates. Die sieben Provinzen verfügten über keinen Souverän und somit auch über keine verabschiedete Verfassung. Sie glichen dieses Manko durch das erbliche Amt des Statthalters in Person von William IV. von Oranien aus. Eine kleine zusätzliche Sicherheit gegenüber der Gewaltherrschaft Spaniens zeigte sich durch die vorübergehende Protektion der englischen Krone unter der Führung von Königin Elisabeth I.
Das Misstrauen gegenüber allen Mächtigen, ob England oder Spanien, unter den aufständischen "Geusen", (Bettler), wie sich die kämpfenden Niederländer nannten, blieb. Man war sich darüber einig, dass dieser Kampf nur mit kleinen Nadelstichen und viel List ausgeführt werden konnte, nur so war eine wirtschaftliche Schädigung der spanischen Krone möglich. Dies dachte auch William IV. von Oranien, der als gewählter Statthalter auch gleichzeitig oberster "Geusenführer" war und mit viel Geschick versuchte, die großen Nationen gegen einander auszuspielen.
Der Kalender zeigte Ende Juli des Jahres 1581. Man blickte über dem Hafen von Delfshaven auf einen strahlend blauen Himmel, wo zahlreiche Schiffe ihre Fracht entluden. Geschäftig schwenkten die vielen Kräne hin und her, und holten aus den vollen Laderäumen der verschiedenen Segler die wichtigen Güter für das Land heraus. Eine Menge Pferdekarren der örtlichen Händler warteten bereits auf ihre bestellte Ware. Die Sonne erwärmte alles Geschehen und spiegelte sich im ruhigen Hafenesser wieder. Krächzende Möwen suchten im Hafenwasser nach Küchenabfällen der Schiffskombüsen oder Resten aus den Küchen der zahlreichen umliegenden kleinen Fischerkaten, die längs des Kanals angesiedelt waren. Ein paar unentwegte Angler hockten auf den Stegen zwischen den vielen Schiffen und bemühten sich, ihren Speiseplan noch etwas zu vervollständigen.Jan Martens und Isabella de Mila saßen auf einer großen Holzbank vor einem wuchtigen Eichentisch, genossen den Blick von der Terrasse ihres Hauses auf das emsige Treiben im Hafen und tranken dabei in Ruhe und Gemütlichkeit ihren Tee. Jeder hing so seinen Gedanken nach, als ein Meldereiter des Statthalters von Delft ihnen einen versiegelten Brief brachte.
"Guten Morgen, ich bin Meldereiter vom Statthalter aus Delft, seid Ihr Kapitän Jan Martens?""
Ja, der bin ich. Was führt Euch zu mir?"
"Ich bringe eine Nachricht vom Statthalter William I. von Oranien. Er bittet Euch nach Delft in seine Residenz. Die Einzelheiten hat er im Brief vermerkt. Ich soll auf eine Antwort warten."
"Nehmt Platz, und trinkt mit uns eine Tasse Tee, während ich den Brief lese."
Jan öffnete das Siegel und las sich die Zeilen durch:
„Geehrter Kapitän Martens, Kraft meines Amtes und meiner gewählten Souveränität ersuche ich Euch höflichst, in drei Tagen an einer außerordentlichen Konferenz in meiner Residenz in Delft teilzunehmen. Thema ist der ewige Kampf gegen die Spanische Inquisition und deren Herrschaft. Der Meldereiter wartet auf Eure Antwort. Gez. Statthalter Verenigde Nederlanden William I. von Oranien, im Auftrag Moritz Vermeer, Amtsleiter des Statthalters."
"Sagt bitte Eurem Dienstherrn, ich komme gerne."
Der Meldereiter trank noch in Ruhe seinen Tee aus, verbeugte sich vor Isabella de Mila, und stieg ohne größere Hast auf sein Pferd, grüßte noch einmal mit dem rechten Zeigefinger an seinem Hut und ritt davon.Jan schaute hinter dem Reiter her, hörte noch eine gewisse Zeit auf das entfernende Klappern der Pferdehufe und überlegte, warum man ihn zu diesem so wichtigen Ereignis eingeladen hatte. Klar, er war Kapitän einer Galeone, einem Kriegsschiff mit Ladekapazitäten, und einer guten ausgebildeten Mannschaft, die zu gleichen Teilen an diesem kleinen Unternehmen für Schiffszubehör beteiligt war. Sie kämpften gegen die Spanier und nahmen ihnen Alles ab, was sie letztlich schädigte, die Kassen auffüllte, und von der Sache her im eigenen Land zu gebrauchen war.
Isabella de Mila, seine spanische Exilfreundin, schaute Jan lange an und meinte:
„Weißt du Jan, ich träume oft von einem wirklichen Frieden. Wenn ich aber über diese kommende Konferenz nachdenke, sehe ich viele schlimme Dinge auf uns zukommen. Ich glaube, man will euch Seefahrer auf kommende Ereignisse einstimmen, um sich ihrer Treue zur Heimat gewiss zu sein. Die vielen Kämpfe zu Land und auf See forderten bereits viele Opfer und die Kassen der Provinzen sind leer. Vor einigen Tagen hörte ich, dass man kaum noch angeheuerte Kämpfer bezahlen, geschweige ihnen etwas von den erbeuteten Dingen als Prämie weiter geben kann. Wenn da nicht entscheidend etwas passiert, kommen schwere Zeiten auf uns zu.“
„Ja, das ist unser Dilemma. Die häufigen Überfälle der spanischen Horden, das Brandschatzen, und die vielen Gemetzel in der Bevölkerung lähmen das tägliche Leben. Es fehlen überall die Arbeitskräfte, ob auf den Schiffen, im Hafen zum Entladen, im Handwerk, Schiffsbau oder im Bestellen der Äcker, wo bereits sehr viele Frauen diese sehr schweren Arbeiten übernehmen. Falls Güter produziert werden, bringen sie nur dann den erhofften Wohlstand, wenn sie auch als Ware bei uns, oder in anderen Ländern feil geboten werden können. Die wenigen, übrig gebliebenen Schiffe mit ihren Eignern und den kläglichen Rumpfmannschaften reichen nicht mehr aus, den vielen Aufgaben gerecht zu werden. Ein guter Segler braucht an Bord die richtige Mannschaftsstärke, um alle Segelmanöver auch richtig aus zu führen. Außerdem haben viele Männer mit Recht Angst um sich und ihre Familien vor den Übergriffen der spanischen Seemacht und deren Invasionen auf kleine Küstenorte. Hinzu kommen noch die veraltete Schiffsbewaffnung und die Handwaffen der niederländischen Seeleute, die dem heutigen Standard auf den spanischen Kriegsschiffen nichts mehr entgegen zu setzen haben.“
„Na, dann wird es Zeit, dass dieses Thema in den Vordergrund rückt“, meinte Isabella und lehnte sich in der Bank zurück.
Jan Martens sattelte seine braune Stute Lea, die ihn mit einem freudigen Schnauben begrüßte, um mit ihm endlich mal wieder einen kleinen Ausritt vor zu nehmen. Als weitere Teilnehmer an der Konferenz in Delft nahmen Karl Tasman, sein erster Offizier, Jacob Vischer der Steuermann, Win Wouters, Navigator und Ausrüster, sowie Jonas de Beur der Geschützmeister, teil. Für Jan war es äußerst wichtig, diese erfahrenen Seeleute mit von der Partie zu haben, denn ihre Meinungen waren ihm sehr wichtig.
Den vier Reitern merkte man an, dass reiten und richtig sitzen auf einem Pferd nicht zu ihrem alltäglichen Geschehen gehörte, denn sie mussten sich erst den seltsamen Bewegungen eines Pferdes im Reitsattel anpassen. Die sonst so gewohnten Schlingerbewegungen eines Schiffes lagen ihnen wesentlich besser. Na, ja, irgendwann hatte sich jeder von ihnen mehr recht als schlecht mit der ungewöhnlichen Fortbewegungsart arrangiert. Ihr Weg führte sie an dem 13 Kilometer langen Delfshavense Schie entlang, ein Kanal, der die Stadt Delft mit dem 1389 entstandenen Hafen von Delfshaven verbindet. Die Stadt, die sich um den Hafen bildete, liegt an dem rechten Ufer der Nieuve Maas, ein 24 Kilometer langer Teil des Hauptstroms im Rheindelta. Bei Hoek van Holland erreicht der Nieuwe Waterweg die Nordsee. Somit sicherte sich auch die Stadt Delft einen sehr wichtigen Zugang zum Meer und zum Welthandel.
Vor der großen Residenz von William I. standen bereits zahleiche Kutschen, deren Zugpferde ausgeschirrt, und im nahen Stall versorgt wurden. Zwei Diener im rot-weiß-blauem Livree, den Niederländischen Flaggenfarben, der Prinzenvlag, übergaben die Pferde von Jan und seinen Leuten einem Stallburschen, und führten die Männer durch einen langen Flur zu einer großen zweiflügligen Tür, wo zwei weitere Diener des Statthalters als Ordnungskräfte für eine ungestörte Konferenz garantierten.
„Meine Herren, bitte wen dürfen wir melden?“ fragte einer der beiden Türsteher.
Jan zeigte das Einladungsschreiben des Statthalters, was zugleich wie eine Eintrittskarte an zu sehen war. Man wollte hier ungebetene Gäste von der Besprechung fernhalten, denn die Kriegszeiten sicherten den herrschenden Spaniern genügend Sympathisanten, in der Hoffnung, durch Anbiedern und Verrat gewisse Vorteile heraus zu schlagen. Jan Martens und seine Leute betraten den recht großen Konferenzraum, der durch zahlreiche, von der Decke hängende, schwere Kronleuchter erhellt wurde. Eine Menge männlicher Gäste standen in verschiedenen Gruppen zusammen, hielten ein Glas Wein in der Hand und redeten in halblauter Stärke mit einander, sodass es andere Gruppen nicht störte.
Ein hagerer Mann, mittleren Alters, leicht graumeliertes Haar, trat auf Jan zu, reichte ihm die Hand und sagte: „Mein Name ist Moritz Vermeer, ich bin hier der Amtsleiter des Statthalters.“
„Guten Tag, Herr Vermeer, mein Name ist Kapitän Jan Martens, das sind meine engsten Vertrauten auf der „Annabell“, mein erster Offizier Karl Tasman, Steuermann Jacob Vischer, Navigator und Ausrüster Win Wouters, sowie Geschützmeister Jonas de Beur. Ihr hattet uns zu diesem Treffen eingeladen.“
„Ja, Kapitän Martens, meine Herren, es freut uns, Euch als Gäste begrüßen zu können. Ich mache Euch gleich mal mit verschiedenen Persönlichkeiten unserer neuen Republik bekannt, Allen voran unserem neuen Statthalter William I., Fürst von Oranien. Sprecht ihn bitte mit Euer Durchlaucht an.“
„Euer Durchlaucht, darf ich Euch Kapitän Jan Martens und seine Leute vorstellen?“
„Ah, Kapitän Martens, meine Herren, es freut mich besonders, Euch hier in meiner Konferenz begrüßen zu dürfen. Eure Taten zu See sind vielen inzwischen bekannt. Unser Land braucht solche Männer wie Euch. Aber ich denke, wir werden im Laufe des Tages unser Gespräch noch vertiefen, denn ich habe an Euch ein paar Vorschläge zu machen, dazu aber später. Darf ich Euch mit der englischen Gesandtschaft Thomas Doughty, geschickt von Königin Elisabeth I. von England, bekannt machen? Mr. Doughty ist erster Offizier bei dem zum Ritter geschlagenen Sir Francis Drake. Mr. Doughty hat auch gleich ein Anliegen an Euch, was er Euch aber selber sagen wird, deshalb lasse ich Euch dazu allein, damit ich mich um weitere Gäste kümmern kann.“
„Guten Tag, Kapitän Martens, es freut mich, Euch unter diesen Umständen wieder zu sehen.“
„Hallo Mr. Doughty, darf ich Euch meine engsten Vertrauten auf meinem Schiff vorstellen. Ich freue mich ebenso, es ist lange her, als wir uns der englischen Armada anschlossen, um gegen spanische Schiffe zu kämpfen. Euch traf ich während der Besprechung, mit anderen Schiffsführern auf dem Admiralsschiff von Sir Francis Drake.“
„Ja, in der Tat, dieser Angriff auf spanische Hafenstädte kann man als kleine Katastrophe im Kampf gegen die Spanier betrachten. Wir vermuten, dass im Vorfeld verschiedene Leute mit den Spaniern zusammen arbeiteten und unser Kommen verrieten. Davon aber ab, Kapitän Martens, meine Herren, meine Mission hierher hat zwei Seiten. Zum Einen geht es hier um die weitere Zusammenarbeit im Kampf gegen die Spanier, zum Anderen möchte ich Euch eine schriftliche Einladung der Königin Elisabeth I. von England überreichen, die Euch in diesem Schreiben nach London einlädt, um Euch gewisse Vorschläge zu einem offiziell ausgestellten Kaperbrief für die englische Krone unterbreiten wird. Lest es Euch in Ruhe durch, und lasst mich wissen, wann wir Euch in London erwarten können. Weiterhin soll ich Grüße von Sir Drake übermitteln, der Euch ebenfalls in London begrüßen möchte.“
„Mr. Doughty, Ihr glaubt es nicht, aber ich bin leicht verwirrt und auch etwas sprachlos, damit hätte ich nun gar nicht gerechnet. Ich glaube, meiner Begleitung geht es nicht anders. Wir werden uns die Angelegenheit durch den Kopf gehen lassen. Nach dieser Konferenz geben wir Euch unsere Entscheidung bekannt.“
Fürst William I. von Oranien war recht schlank, athletisch, dunkelhaarig, mit einem markanten Gesicht, welches durch einen Lippen- und Kinnbart geziert wurde. Er schritt bedächtig in die Mitte des Konferenzraumes, wobei er die linke Hand auf dem Rücken hielt, sich etwas vorbeugte, auf den Fußballen wippte und laut mit einer recht sonoren Stimme rief:
„Meine Herren, darf ich um Eure geschätzte Aufmerksamkeit bitten, denn ich möchte diese außerordentliche Konferenz offiziell eröffnen. Ich freue mich, dass so viele Leute meiner Einladung folgen konnten, und sicherlich auch neugierig sind, warum diese Eile zu so einer Besprechung geboten war.Wir haben immer noch das Problem der Allmacht der spanischen Krone, auch wenn wir deren König Phillipp II. nicht mehr anerkennen. Deren Willkür im Umsetzen ihrer Treue zum katholischen Glauben, das äußerst brutale Vorgehen der spanischen Schergen durch Herzog von Alba gegen unser Volk, hat die Niederlande gespalten und fast ausgeblutet.
Wir, die hier in diesem Raum versammelt sind, vertreten die sieben rebellischen Provinzen, aus denen sich unser jetziges Land ohne königlichen Souverän zusammensetzt. Weiterhin möchte ich auch die Männer erwähnen, die sich bereits sehr erfolgreich und kämpferisch den Spaniern entgegenstellten. Ich möchte Allen voran Kapitän Jan Martens mit seinen engsten Vertrauten vorstellen. Ihr Ruf geht Ihnen voraus. Es freut mich auch, einen Vertreter der englischen Krone, Mr. Thomas Doughty, unter den Gästen zu wissen, die uns ebenfalls gegen die Spanier unterstützen.Doch die bisherigen Schläge gegen die Spanier reichen nicht aus. Sie greifen auf einen unermesslichen Reichtum aus ihren Kolonien in Übersee zurück, was zur Folge hat, dass sie ihren Krieg fast nur mit einem Achselzucken finanzieren, und genau wissen, dass unsere finanziellen Möglichkeiten so gut wie erschöpft sind.
Die Spanier warten auf unseren Ruin, und können sich entspannt zurücklehnen. Wenn wir nichts mehr unternehmen, müssen wir die Waffen ablegen, uns ergeben und mit gebeugtem Kopf und Scham die Drangsalierungen der Spanier hinnehmen. Doch, wir beschlossen weiter zu kämpfen, mit gezielten Aktionen, nicht kleckern, sondern mit unserem letzten Barvermögen klotzen. Gelingt uns dabei
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de Fries
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2014
ISBN: 978-3-7368-5470-3
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