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Vorwort

 

Wettbewerbsvorgabe für die Februar-Runde

des Anthologie-Wettbewerbs 2016:

 

„Wähle in einem beliebigen Buch auf Seite 77 einen Satz mit mindestens 5 Wörtern aus und schreibe eine Geschichte, in der dieser Satz vorkommt.“

 

*****

 

Bei diesem Beitrag wurden folgendes Buch und folgender Satz gewählt:

 

Hugh Laurie – Bockmist

 

„Nicht dass ich viele Kliniken für Geschlechtskrankheiten von innen gesehen hätte.“

Von Klischees, Spuren und Normen

Die weißen Wände, die spartanische Einrichtung, das alles kommt mir künstlich unterkühlt vor. Die brettharten Stühle und die Besuchertische, deren Oberflächen durch gründliches Reinigen so keimfrei wie möglich gehalten werden sollen. Beim Vorgespräch vor einigen Tagen wirkte die Umgebung ungleich offener und freundlicher. Heute hingegen sieht es hier aus wie in einer Klinik für Geschlechtskrankheiten. Nicht dass ich viele Kliniken für Geschlechtskrankheiten von innen gesehen hätte. Ich schüttele unmerklich den Kopf. Nun gut, jetzt sitze ich hier und warte. Die Zeit kann ja bekanntlich lang werden, aber ich will sie sinnvoll nutzen.

 

Kürzlich habe ich den Vortrag eines Schriftstellers gehört, in dem es darum ging, seinen eigenen Nachruf zu verfassen. Die Bedingung war, dass er nicht länger als drei Seiten werden sollte. Papier und Stift fest in der Hand, nehme ich heute diese Herausforderung an. Ganz besonders vor dem Hintergrund des operativen Eingriffs, der an mir in wenigen Stunden durchgeführt wird, scheint es mir mehr als angebracht.

 

Aber wo fängt man an? Es soll ja schließlich kein tabellarischer Lebenslauf werden. Es soll etwas über mich aussagen. Meine Persönlichkeit widerspiegeln. Dass ich eine behütete Kindheit hatte, wissen fast alle. Dass ich erfolgreich eine Schule besucht und danach Abitur gemacht habe, ist heutzutage beinahe selbstverständlich. Das ist auch langweiliger Kram. Ich denke, der Leser würde sich vermutlich mehr über die pikanten Details freuen. Aber bin ich bereit, sie preiszugeben, meine kleinen Geheimnisse?

 

Ich sehe auf meine Armbanduhr. Neun Uhr. Gegen elf, haben sie gesagt.

„Und bis dahin dürfen Sie weder essen noch trinken.“ Meine Kehle ist staubtrocken, das Schlucken schmerzt. Noch ein weiterer Grund sich abzulenken.

 

Was ist das Leben? Worum geht es? Sind Ruhm, Macht und Geld die Antriebsmotoren? Bin ich ein anderer Mensch, wenn ich nicht erfolgreich bin? Bin ich mehr wert, wenn ich den Nobelpreis gewinne?

 

Die Kernfragen im Leben kann man, mathematisch betrachtet, möglicherweise auf folgende runter kürzen:

Habe ich an diesem Leben Freude gehabt?

Habe ich idealerweise anderen Menschen Freude bereitet?

Welche Spuren hinterlasse ich?

 

Oh Mann, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Immer wieder schreibe ich einen Satz und streiche ihn gleich wieder durch. Am besten wäre es wohl, wenn ich es systematisch anginge. Also beginne ich mit der Freude.

 

Freude hatte ich als kleiner Junge besonders, wenn Papa Zeit für mich und meine kleine Schwester Sabine hatte. Die ganze Woche hat er außerhalb gearbeitet und kam immer freitags spät nach Hause. Total erledigt von der schweren Arbeit im Handwerk, lag er kurze Zeit später auf dem Sofa und schlief den Schlaf des Gerechten. Aber am Samstag war das ganz anders. An diesen Tagen waren wir stundenlang im Schwimmbad, spielten Wasserball, übten tauchen und waren einfach nur glücklich. Sabine hat oft geheult, weil sie beim Wasserball spielen noch nicht so gut fangen konnten, aber das belastete uns nicht. Kleine Schwestern sind wahrscheinlich auch heute noch ziemlich uncool. Mit Papa lernten wir beide Fahrrad fahren und bauten ein Baumhaus im alten knorrigen Walnussbaum bei Oma und Opa. Einmal zelteten wir sogar im Wald. Wir schichteten ein Lagerfeuer auf und Papa spielte auf seiner Wandergitarre. Sabine und ich wechselten uns mit der Mundharmonika ab. Mama, die ihre Angst vor Wölfen und anderen wilden Tieren so gut es ging außer acht gelassen hatte, um uns zu begleiten, sang mit klarer, heller Stimme dazu. Mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich daran zurückdenke. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit.

 

Wieder sehe ich auf die Uhr. Mein Mund ist völlig ausgetrocknet. Neun Uhr fünfunddreißig. Die Zeit kriecht. Sollte ich noch jemanden benachrichtigen? Nur für den Fall ... Ach nee, jetzt bloß nicht sentimental werden. Das ist bestimmt nur die Scheißegalpille, die ich gerade genommen habe.

 

Ich hatte sehr viel Freude in meinem Leben, auch wenn mir das dauerhafte Liebesglück bisher verwehrt geblieben ist. In der Sturm- und Drangzeit mit unserer legendären Band „Punk Dragon“ hatten meine Freunde und ich eine große Schar von Verehrerinnen. Die hartnäckigste von ihnen ist heute die Frau meines besten Freundes Frank, der den Bass spielte. Sie sitzt regelmäßig in der Schulbank bei Elternabenden oder den gefürchteten „Privataudienzen“ bei der Lehrerin ihres Sprösslings. Angeblich ist ihr Junge zu frech und kann nicht still sitzen. Ich schmunzele bei dem Gedanken daran. Ganz der Papa.

 

Ich habe wenige Freunde, aber es sind wirklich gute Freunde. Sie würden für mich durchs sprichwörtliche Feuer gehen und ich für sie. Und eigentlich kommt es doch nur darauf an, oder? Beruflicher Erfolg hin oder her, es ist letzten Endes nicht wichtig, ob ich Doktor oder Professor bin. Meine Kollegen von der Universität würden sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an mein Sterbebett setzen und mir die Hand halten, möge das noch in weiter Ferne liegen. Und überhaupt, das ist ja auch erstmal nur ein Routineeingriff heute. Sagen die Ärzte. Aber sagen sie das nicht immer? Zehn Uhr fünf. Das kann gar nicht sein. Wahrscheinlich ist meine Uhr stehen geblieben. Ich greife in die Schublade des Beistelltisches und nehme das Handy raus. Ich schalte es ein. Zehn Uhr sieben. Okay, ich gebe mich geschlagen. Mein Mund wird von Minute zu Minute trockener.

 

Habe ich Freude geschenkt? Meinen Eltern, meiner Schwester, meinen diversen Lebenspartnerinnen, meinen Freunden? Ich hoffe es von Herzen.

 

Nicht nur zu Geburtstagen besuche ich meine Eltern sehr gern. Auch wenn sie nicht mehr bei allerbester Gesundheit sind, so sind sie immer noch liebevolle und weise Eltern. Nicht verbittert und böse, mit dem Gefühl, dass das Alter ihnen etwas wegnimmt, was ihnen zusteht. Papa leidet an Parkinson, beklagt sich aber nie. Mama hat Rückenprobleme und hört nicht mehr so gut. Sie scherzt immer, dass mein ach so virtuoses Spiel auf der E-Gitarre in Punklautstärke seinen Teil dazu beigetragen hat. Je lauter, je lieber.

 

Ich erinnere mich an unseren großen Auftritt auf der Jubiläumsfeier unserer Schule. Die Band und ich waren unheimlich aufgeregt. Wir spielten auf einer briefmarkengroßen Bühne, was an sich schon eine Herausforderung war. Der erste Song war nicht gerade der perfekte Auftakt, aber mit jedem Ton gewannen wir an Sicherheit. Als es anfing, Spaß zu machen und das Publikum endlich mitging, riss eine Saite an meiner Gitarre. Die Jungs spielten geistesgegenwärtig eine Endlosschleife unserer Eigenkomposition. Frank nutzte die Zeit für ein spontanes Solo mit dem Bass. Die Minuten vergingen und kamen uns wie Stunden vor. Kaum hatte ich die Gitarre wieder einsatzbereit, machte ein Platzregen seinem Namen alle Ehre, doch wir spielten unbeirrt weiter unsere eigene, punkige Interpretation des Songs "Dust in the Wind". Jeder hätte Verständnis gehabt, wenn wir den Auftritt nun abgebrochen hätten, aber nein, die Jungs und ich spielten und grölten was die Stimmbänder zu bieten hatten. Beim Toben über die Bühne geschah es. Ich glitt auf dem nassen Boden aus und geriet ins Straucheln. Mein Fuß blieb an einem Kabel des Verstärkers hängen und während ich von der Bühne stürzte, zog ich das Gerät hinter mir her. Das Unvermeidliche passierte: Der Verstärker krachte zu Boden. Direkt auf mein Bein. Die Schmerzen über meine zerstörte Gitarre waren allerdings noch größer als die meines gebrochenen Knöchels. Aber dass ein Gipsbein eine starke anziehende Wirkung auf unsere "Groupies" haben würde, war mir bis dahin nicht bewusst.

 

Leute, meine Zunge mutiert zur Wüste Gobi. Wenn das hier nicht gleich losgeht, erliege ich dem Tod durch Verdursten. Die Tür öffnet sich:

"Herr Windmüller, gerade ist noch ein Notfall rein gekommen. Es dauert noch etwas. Sie dürfen aber auf keinen Fall trinken oder essen, okay?", sagt die burschikose Stationsschwester, als sie den Kopf durch den Türspalt steckt und gleich darauf wieder verschwindet.

 

Geduld ist noch wertvoller als Gold und man kann nie genug davon haben.

 

Verzweifelt schaue ich wieder auf meinen Collegeblock. Ablenkung ist die beste Strategie. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja.

 

Herzdamen sind leider mit Abstand das erfolgloseste Gebiet in meinem Leben. Vielleicht sind meine Ansprüche ja auch zu hoch? Ich habe sie noch nicht gefunden, die perfekte Mischung aus Debbie Harry von Blondie und Kate Winslet aus dem legendären Film "Titanic", obwohl die junge neue Kollegin schon nah dran war. Also an meinem Ideal natürlich. Und auch an mir. Wir sind uns auf Anhieb sympathisch gewesen. Und geknistert hat das zwischen uns, Junge, Junge! Vielleicht hätte ja was daraus werden können, doch, ich würde sagen, es hätte das Potenzial für eine Beziehung gehabt. Aber nach dem etwas delikaten Vorfall von neulich ...Das Leben hat immer wieder mal ein Späßchen auf Lager.

 

Es war spät und sie kam noch mal unter einem Vorwand in mein Büro, sagte etwas völlig Belangloses, ging auf mich zu, küsste mich wild und fordernd und eins führte zum anderen. Beim leidenschaftlichen Liebesspiel auf meinem Schreibtisch ist uns Hören und Sehen vergangen und so muss wohl einer von uns beiden unbemerkt und selbstverständlich unfreiwillig die Notruftaste für Amokalarm betätigt haben. Der Höhepunkt war der Moment, in dem ein Sondereinsatzkommando die Tür aufstieß. Mehrere Männer in schusssicheren Westen mit Waffen im Anschlag stürmten ins Zimmer und starrten uns an. Der Schreck war mir unübersehbar ins Gesicht geschrieben. Und unser Anblick war vermutlich unbezahlbar: Der Professor mit runtergelassenen Hosen in einer äußert pikanten Situation mit einer bezaubernden Kollegin. Unnötig zu erwähnen, dass die Geschichte der Brüller in der Uni war und allseits für Erheiterung sorgte. Weniger bei meiner Kollegin. Bedauerlicherweise würdigt sie mich seitdem keines Blickes mehr.

 

Ich kann gar nicht beschreiben, wie langsam die Zeit vergeht. Wenn mir jemand erzählen würde, dass die Uhr heute rückwärts läuft: ich würde es glauben.

 

Nur einmal war ich nah dran, an der großen Liebe. Meine erste Freundin Katja, eine stille Schönheit, ganz anders als die anderen kichernden und kreischenden Mädchen. Bei dem unglaublich peinlichen Sturz von der Bühne, damals beim Schulfest, war sie sofort zur Stelle und hat die Situation beeindruckend gut gehändelt. Katja bellte ihre Freundin an, sofort einen Krankenwagen zu rufen und wirkte beruhigend auf mich ein. Tränen drängten sich in meine Augen. Der stechende Schmerz im Fußgelenk war übel. Doch die Tränen, die ich nicht zu weinen versuchte, galten eher meinem Fender Stratocaster-Nachbau, für den ich unzählige Male den Rasen der Verwandten und Nachbarn gemäht und gruselig unbegabten Kindern Nachhilfe in Mathe und Physik gegeben hatte. Bis zu diesem Tag war mir Katja nicht aufgefallen, aber ab jetzt waren wir unzertrennlich. Sie ruhte in sich auf eine bescheidene Art und Weise und erdete mich mit ihrer Liebe. Wir haben uns auch oft gestritten, aber unsere Verbindung ging unbeschreiblich tief ...

 

Ich lege Stift und Papier beiseite, greife wieder zum Handy und rufe jetzt die Auskunft an.

"Guten Tag, ich hätte gern die Telefonnummer von Katja Rathmeier. Leider weiß ich nicht, wo sie inzwischen wohnt."

 

Der freundliche Herr von der Auskunft kann mir bundesweit zahlreiche Telefonnummer für diesen Namen anbieten. Er schickt mir die Suchergebnisse aufs Handy. Entscheidungsunfähig lese ich die Liste. Wo fange ich an? Berlin, Hamburg, Gütersloh oder Hannover? Vielleicht ist keine die richtige Nummer? Möglicherweise lebt sie nicht mehr in Deutschland?

 

Die Scheißegalpille vernebelt mir das Gehirn, so viel ist klar. Statt alle Katja Rathmeiers der Reihe nach abzutelefonieren, bemühe ich mit meiner Handy-Flatrate das gute alte Internet. Wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen? In sozialen Netzwerken brauch ich gar nicht erst zu suchen. So, wie ich sie kenne, verabscheut sie diese narzisstische Selbstdarstellungsplattformen. Und während meine Zunge sich immer mehr wie Watte anfühlt, werde ich schließlich fündig: Katja arbeitet als Kinderärztin in einer Gemeinschaftspraxis nicht weit von unserer Heimatstadt. Ihr Bild prangt auf der Website und ich hätte sie immer und überall wiedererkannt.

 

Diese Krankenhausdrogen sollte ich vielleicht öfter nehmen. Ich fühle mich so unbefangen, die Angst vor dem Eingriff schwindet und wandelt sich in ein Gefühl wie Nougat. Warm und süß und wohltuend, wenn man mal den Sahara-ähnlichen Zustand im Mund außer Acht lässt.

 

Mit meinem Handy in der Hand liege ich entspannt auf dem Krankenbett. Es macht mir nichts aus, dass ich nur ein albernes gepunktetes OP-Flatterhemdchen trage. Hinten offen. Gerade fühle ich mich eins mit mir und dem Universum, als unvermittelt eine Stimme aus dem Telefon zu mir spricht.

"Guten Tag, Kinderarztpraxis Meiners und Rathmeier, Petra Kerber am Apparat. Wie kann ich ihnen helfen?"

Oh! Diese Pillen sind gefährlich. Unbemerkt lässt man alle Bedenken hinter sich und wählt spontan die Exfreundin an, noch bevor man weiß, was man tut!

"Äh, ja, also ...", ich räuspere mich und versuche krampfhaft, einen klaren Gedanken zu fassen, "ich würde gern Frau Doktor Rathmeier sprechen.“

"Frau Doktor ist gerade im Behandlungszimmer. Um wen und was geht es denn?"

"Ich hätte mal eine Frage ..."

"Wie ist denn der Name?"

"Fabian Windmüller."

"Hm ...", die Sprechstundenhilfe tippt, "... war Fabian schon mal bei uns? Wie ist denn das Geburtsdatum? Ich kann ein Kind mit diesem Namen in unserer Kartei nicht finden."

"Nein, nein, das ist ein Missverständnis." Wie erkläre ich es der Dame am besten?

"Es geht nicht um ein Kind, sondern um mich."

"Also, das hier ist eine Praxis für Kinder. Tut mir leid, ich kann nicht helfen."

"Aber ... bitte nicht auflegen ... es ist sozusagen privat."

"Bleiben Sie bitte dran." Und schon durchbohrt die elektronische Verunglimpfung von Mozarts kleiner Nachtmusik mein empfindliches Gehör.

 

Wie Bodennebel steigen Zweifel in mir hoch. Auch die Entspannungspille kann sie nicht aufhalten. Was, wenn Katja noch sauer auf mich ist? Ich habe die Beziehung damals beendet, ohne ihr wirklich einen Grund zu nennen. Um ehrlich zu sein, wurde mir alles zu eng. Zu absehbar, zu durchgeplant. Ich hatte Panik, dass ich später bereue, mich zu früh gebunden zu haben.

 

"Rathmeier", sagt eine Stimme, die ich gut kenne.

"Hallo, ich bin's", stottere ich mit trockener Kehle ins Handy.

"Wer ist da?", fragt Katja irritiert.

"Fabian."

"Fabian Windmüller?" Stille in der Leitung. "Das ist ja eine Überraschung. Wie komme ich zu der Ehre?"

"Ich ... ich wollte mal hören, wie es dir geht."

"Oh, danke, mir geht es gut. Also jetzt wieder. Ich ... wurde gerade erst geschieden. "

"Mensch Katja, das tut mir sehr leid für dich!"

"Danke, nicht nötig. Mein Mann und ich haben uns schon lange herum gequält und seine Sekretärin, mein Gott wie klischeehaft sich das anhört, hat uns dann die Entscheidung abgenommen, indem sie schwanger wurde."

"Oh nein. Das ist nicht schön."

"Stimmt. Aber was soll's, ich bin inzwischen darüber hinweg. Weißt du, ich hätte wissen können, dass er nicht der Richtige ist. Spätestens als er sagte, er wünsche sich eine Frau, die Normen sprengt."

"Aha." Eine Mischung aus Rat- und Sprachlosigkeit erfasst mich. Sehr untypisch für mich.

"Ich habe ihm gesagt", fährt Katja fort, "es tut mir leid, aber ich kenne gar keinen Norman."

Aus einem unterdrückten Kichern wird eine befreiendes Lachen. Wir lachen und lachen bis mir die Tränen laufen.

 

"Es tut echt gut, mit dir zu sprechen. Wie geht es dir denn so, Fabi?"

"Ach, alles ganz okay. Ich bin gerade in der Klinik und warte auf einen Eingriff. Nichts Schlimmes, nur eine Biopsie ... erstmal ...“, füge ich leise hinzu.

Die Tür fliegt auf und die stets vergnügte Oberschwester stürmt rein.

"Auf geht's! Ich hoffe doch sehr, wir haben nichts gegessen und getrunken?" Sie zwinkert mir aufmunternd zu.

"Du Katja, ich muss jetzt Schluss machen. Es geht los."

"Ist gut. Du, Fabi?"

"Ja?"

"Bitte melde dich nach dem Eingriff bei mir. Ich würde gern mal wieder quatschen wie früher."

"Na klar, Katja. Ich habe dich vermisst." So ein Mist, denk ich und beiße mir auf die Zunge. Ich wollte doch nicht gefühlsduselig werden.

"Ich dich auch”, höre ich sie sagen.

 

Mein Bett wird Richtung OP geschoben. Ich wünsche mir eine gelungene Narkose und dass ich noch viele Spuren auf dieser Welt hinterlassen darf. Am liebsten mit Katja.

 

Impressum

Bildmaterialien: Cover: Pixabay CCO Public Domain - User: WOODPUNCHER
Tag der Veröffentlichung: 19.02.2016

Alle Rechte vorbehalten

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