Der Schauplatz ist Dresden! In diesem Jahr - 2014 - bestaunten wir Ende Juli die "Kaisermania", das Open-air-Konzert von Roland Kaiser. Viele Tausende von Besuchern waren gekommen. Aber auch tausende Zuhörer machten es sich auf den Elbwiesen bequem, um als Zaungäste mit dabei zu sein. Doch ein ähnliches Phänomen gab es bereits in den Jahren um 1920 in Dresden, was wahrscheinlich in Vergessenheit geraten ist.
Dazu gehört folgende Vorgeschiche. Die Hofoper Dresden suchte 1920 einen 1. Tenor fürs Ensemble. Durch sein Vorsingen wurde sofort engagiert Tino Pattiera, ein begnadeter Sänger aus Kroatien. 30 Jahre war er alt, schwarzhaarig, von mittelgroßer Gestalt. Schnell wurde er bekannt und beliebt. Tino Pattieraa, geboren am 27. Juni 1890 in Cavtat in Kroatien, entwickelte sich zu einem der schönsten Tenöre seiner Zeit. Begehrt in der New Yorker Met, wie in allen großen Opernhäusern. Doch er selbst liebte besonder die Oper in Dresden. Und er wiederum wurde hier geliebt von einer Gräfin Schaffgotsch.
Diese reiche Gräfin schenkte Pattiera eine Villa in der Tolkewitzer Straße. Sie ließ das Haus bauen direkt am Hang zur Elbe. - Viel viel später lernte ich den Sohn der nachfolgenden Besitzer des Hauses kennen. Alle Ehrfurcht hatte ich beim Betreten der besagten "Pattiera-Villa". In der Mitte des Edgeschosses war der Musik-Salon gelegen. Immer noch stand darinnen ein großer Flügel. War er noch Inventar des Weltstars? Ich wunderte mich sehr, dass mich Jürgen gleich zu Beginn meines Antrittsbesuches in den Keller bat. Hier zeigte er mir Maschinen, durch die man alle Innenwände des Erdgeschosse sowie die verglasten Türen zur Terrasse in den Keller fahren konnte. Dadurch entstand ein riesengroßer Saal mit freiem Zugang nach draußen. Von hier aus konnte man direkt an die Elbwiese gelangen - getrennt durch einen niedrigen Zaun mit einem kleinen Türchen.
Zurück in die Jahre um 1920. In der besagten Villa gab Gräfin Schaffgotsch ihre Abendgesellschaften. Und Tino Pattiera sang seine schönsten Arien. Die Wände des Musiksalons waren Wort wörtlich in den Keller gefahren worden, so dass man die Terrasse mit einbeziehen konnte. Alle Vorbeikommenden hielten an, um den berühmten Tenor zu hören. Wie ein Lauffeuer ging die Kunde "Pattiera singt" ! Sogar vom Schillerplatz kamen die Menschen. Sie lagerten auf er Elbwiese vor der Villa oder standen dicht gedrängt am Zaun. Open-air-Konzert in Dresden.
Bevor Tino Pattierea am 24. April 1966 in seiner Heimat starb, gab er sein allerletztes Konzert 1952 an seiner geliebten Oper in Dresden. Die "Pattiera-Villa" gibt es heute nicht mehr, dafür aber die Open-air-Konzerte - einst und jetzt.
Tag der Veröffentlichung: 13.08.2014
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