Metainformationen zum Buch
Aschenuschi ist eine arme Waise, die als junge Erwachsene ihren Weg sucht, aber durchgehend abgelehnt wird. Traumprinzen entwickeln sich im realen Kontakt zu Enttäuschungen, aber Aschenuschi schüttelt das immer wieder ab und gibt nicht auf, bis sich das Blatt überraschend zu ihren Gunsten wendet.
Was erwartet eine Gesellschaft, welche Rolle man in ihr spielen soll und was glaubt man, welche Rolle von einem erwartet wird?
Läßt man sich drauf ein oder lehnt man sich auf?
Wie findet man den eigenen Weg und dabei passende Partner?
Im Märchen verdichtet muß sich Aschenuschi diesen Fragen aus einer denkbar schlechten Ausgangssituation heraus stellen, die uns allen aus dem täglichen Rätsel des Lebens vertraut sind.
Dies ist eine vereinfachte Textausgabe, einmal abgesehen vom Titelbild ohne Graphiken und als Voreinstellung nur eine einfache Stilvorlage ohne Farbangaben, besonders geeignet für Präsentationsprogramme, Geräte und Konversionsskripte, die EPUB nur sehr rudimentär interpretieren können.
Aschenuschi
Inhaltsverzeichnis
Epigraph
Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm.
Lucius Annaeus Seneca
Balance der Partnerschaft: vom anderen nicht mehr verlangen als von sich selbst.
Henriette Wilhelmine Hanke
Ausdauer wird früher oder später belohnt. Meist später.
Wilhelm Busch
Überlege wohl, bevor du dich der Einsamkeit ergibst, ob du auch für dich selbst ein heilsamer Umgang bist.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Sei artig und du wirst einsam sein.
Mark Twain
Man erlebt immer wieder Enttäuschungen, aber man lernt auch immer besser, damit umzugehen.
Donatien Alphonse François Marquis de Sade
Ich habe immer gefunden, die sogenannten schlechten Leute gewinnen, wenn man sie genauer kennenlernt, und die guten verlieren.
Georg Christoph Lichtenberg
Vorwort
Zum Inhalt
Das Märchen variiert unter anderem Themen diverser bekannter Märchen, interpretiert diese auf eigene Weise. Unterschwellige, stark verschlüsselte Bedeutungen historischer Märchen werfen oft ein bemerkenswertes Licht in ansonsten düstere, psychologische Abgründe menschlichen Seins. Diese Adaption legt einige dieser Themen offen und geht lockerer damit um. Durch diese andere Herangehensweise und den Verzicht auf Magie ergibt sich so ein etwas anderer Ansatz zum Genre Märchen.
Wie oft im Märchen dreht sich im Grunde der Alltag der Hauptprotagonistin um fundamentale, existenzielle Fragen über die eigene Zukunft.
Kann diese selbst gestaltet werden, ist diese Spielball fremder Kräfte oder Personen?
Aschenuschi wird erwachsen, muß zunehmend selbst ihren Weg finden, zumal ihr Leben bislang nicht so toll gelaufen ist, welches bislang vorrangig durch andere bestimmt wird. Träumereien vom besseren Leben werden konfrontiert mit ernüchternden Erlebnissen in einer harten Gesellschaft, in welcher Aschenuschi lebt. Diese muß schnell erkennen, daß es ihr selber zukommt, sich darum zu kümmern, wie ihr weiteres Leben verlaufen wird.
Technisches
Bei diesem Buch handelt es sich um eine vereinfachte Textausgabe. Anders als die der Originalausgabe enthält dieses, einmal abgesehen vom Titelbild, keine Graphiken und als Voreinstellung nur eine einfache Stilvorlage ohne Farbangaben. Diese Ausgabe ist besonders geeignet für Präsentationsprogramme, Geräte und Konversionsskripte, die EPUB nur sehr rudimentär interpretieren können. Für Programme, die das Format EPUB korrekt interpretieren, ist dringend die Originalausgabe zu empfehlen.
Perspektiven?
Es war einmal ein armes Mädchen weit weit weg und in einer ganz anderen Zeit. Das Mädchen war zudem dermaßen arm, daß es sich nicht einmal das eigene Spiegelbild im Wasser leisten konnte. Daher wußte es gar nicht, wie hübsch es eigentlich war, überdies schienen dies andere ebenfalls nicht zu erkennen. Es lebte in einem Waisenhaus, dort hatte es seit langem die Aufgaben, Öfen und Kamine von Asche zu reinigen sowie Holz und Kohle für die Öfen bereitzulegen. In ihren zerschlissenen, grauen Kleidern sah sie daher oft etwas schmuddelig, verstaubt und zerzaust aus, daß man sie bald nur noch Aschenuschi nannte, obwohl sie eigentlich sehr reinlich, sensibel, ferner zudem gar gescheit war, fleißig in der Schule lernte. Mit dem Spitznamenvergabe waren andere Leute also oft sehr oberflächlich, wie es ja oftmals bei Spitznamen zugeht.
Zu ihrem Glück gab es in ihrer Stadt bereits Schulpflicht. Obwohl die Schule für Arme schlecht ausgestattet war, konnten da doch motivierte Schüler allerhand lernen, sich vielfältiges Wissen aneignen. Gerade Unterricht war allerdings für Aschenuschi eine schöne Abwechslung zum grauen, schmuddeligen Alltag im Heim. Von Lehrern erfuhr sie viel über Rechnen, Schreiben, Natur, Menschen, Geschichte, ihre ganze Welt. Im Unterricht war alles weit, frei, bunt, aufregend – im starken Kontrast zu ihrem sonstigen Alltag bei Asche, Kohle und Staub.
Irgendwie war ihr Status im Waisenhaus von Anfang an der einer Außenseiterin, was gleichfalls damit zusammenhängen mochte, daß schon allein wegen des Berufes ihrer Mutter nicht festzustellen war, wer eigentlich ihr Vater gewesen sein könnte, da wären wohl viele Männer in Frage gekommen. Vermutlich ebenfalls aufgrund der beruflichen Tätigkeit war ihre Mutter böse erkrankt, nach tragischem Krankheitsverlauf sogar gestorben, hatte zuvor jedoch noch ihr kleines Mädchen aus der für Kinder ziemlich ungeeigneten Umgebung wenigstens ins Waisenhaus bringen können, wo man immer mit dem Finger auf das erst noch ahnungslose Kind zeigte, sowie oft böse Worte über Mutter und Tochter sprach oder obendrein reimte. Keineswegs bloß Schusterjungen beschimpften das kleine Mädchen regelmäßig als Hurenkind, zahlreiche Kinder fanden viele unterschiedliche Worte, um möglichst tief zu verletzen, wie manche Kinder eben so sind, wenn ihnen gerade keine unterhaltsameren, kurzweiligen Spielchen einfallen. Sicherlich tut Kindermund nicht nur Wahrheit kund, oft wird auch einfach unverstanden nachgeplappert, was Erwachsene lästernd oder tratschend verbreiten.
Aschenuschi mußte solche Lästereien, Schmähungen, Verunglimpfungen wohl dulden, somit ihre Rolle als Außenseiterin akzeptieren. Aus unerfindlichen Gründen lud man bei ihr immer ab, was eben so ging. Diese Demütigungen liefen über Jahre, wodurch Aschenuschi ein schweres Leben im Waisenhaus hatte. In einem solchen Heim wurde unter den Kindern natürlich auf harte Art eine strenge Hackordnung ausgefochten. Aschenuschi war nie unter den stärksten Kindern, konnte sich nichtsdestotrotz schon wehren, erhob allerdings dabei keinen Anspruch darauf, dazuzugehören, in der Hackordnung aufzusteigen oder gar eine Führungsposition zu übernehmen. Ist die Existenzangst groß, treten ungeahnte Kräfte hervor, in Not wird die Rücksicht klein. Auf diese Weise gelang es ihr ganz gut, daß ihr im Abseits weitgehend Ruhe gewährt wurde. Wer angriff, dem mißlang es in den meisten Fällen, denn unter den Umständen war Aschenuschi schon entschlossen, ohne Gnade und Rücksicht ihren bescheidenen Platz zu verteidigen sowie dem Angreifer klarzumachen, daß es bei ihr allenfalls Schmerz, darüberhinaus sonst nichts zu holen gab, es brachte niemandem Vorteile, sich mit ihr anzulegen. Solchermaßen hielt sie auf diese Weise die Kinder erfolgreich auf Abstand, die stattdessen lieber untereinander ihre Machtkämpfe austrugen, während man sich darauf beschränkte, jene Wehrhafte nur mit Worten anzugehen und herunterzumachen, womit Aschenuschi gut umgehen konnte, was von ihr gut geduldet werden konnte, dergestalt etablierte sich ihr eigenes, persönliches Gleichgewicht zwischen dulden und wehren, was derartig weitgehend auch akzeptiert wurde. Wie bei Asche, Kohle, Staub, Unrat, Dreck, Siff oder Sudelei blieb zwar oberflächlich etwas hängen, gleichwohl das meiste rieselte doch einfach an ihr ab, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen.
Aschenuschi gab sich nicht derart empfindlich, indes etwas setzte es ihr schon zu, deswegen doch alleine zu bleiben. Glücklich konnte ihr Leben mitnichten genannt werden, es hatte jedoch immerhin seine Regeln, seinen täglichen, zuverlässigen Gang.
Sie hatte gar nichts dagegen einzuwenden, desgleichen einmal schwere Arbeit zu tun, demgegenüber leuchtete es ihr trotzdem nicht ein, warum sie es immer war, die für die anderen den Dreck wegräumte, überdies die Kohle anschleppte. Das schien ihr ungerecht zu sein, weil sie doch schon so viel mehr gelernt hatte und konnte. So gerne hätte sie auch einmal etwas gemacht, was ihr viel mehr Spaß gemacht hätte als diese Drecksarbeit, die sie ebenso gerne einmal anderen überlassen hätte. Warum sollte sie nicht gleichfalls einmal ein glückliches Leben haben dürfen, statt immer nur im Schmutz, Unrat, Abfall wühlen zu müssen, um sein zu dürfen?
Wo blieb ihr Stück vom Glück?
Wie dem auch sei, wann immer eine Kränkung ihr galt, ihr wieder eine Ungerechtigkeit oder Schändlichkeit zugefügt, angetan wurde, so war dieses zunächst enttäuschend, dennoch schüttelte sich das arme Kind anschließend einmal kräftig, sprach trotzig: „Was ist mir das?“
Sie war niemandem lange böse und lebte entschlossen weiter, trotz all dieser Demütigungen.
Aschenuschi war nun schon nahezu ins heiratsfähige Alter gekommen. Das bedeutet, ihr weiterer Aufenthalt im Waisenhaus würde nicht mehr allzulange andauern können. In diesem Sinne galt allmähliches Umzusehen als Pflichtübung, ob irgendwo eine Stelle annehmbar oder vielleicht einen Mann findbar wäre, mit dem sie daraufhin zusammen versuchen könnte, irgendwie durchzukommen.
Jungs hatten es da deutlich besser. Bei denen wurde viel eher akzeptiert, daß sie frei entschieden wollen, auch mal frei umherzogen, dabei etwas riskierten.
Bei jungen Frauen wurde das nur im Berufszweig ihrer Mutter als üblich angesehen. Den aber wollte sie möglichst meiden, wollte obendrein ebenfalls um keinen Preis oder aus purer Not in diesen hineingedrängt werden. Ergo mußte einfach bald etwas Besseres gefunden werden.
Das allerdings ist leichter gedacht als ausgeführt.
Frauen wie ihre Mutter galten einerseits nicht viel im Land, andererseits indes zogen Dirnen, Hetären, Gunstgewerblerinnen, kokette Kokotten, kokotte Koketten, Metzen, Kurtisanen, Mätressen viel Aufmerksamkeit der Männer auf sich, zogen ferner daraus ihren Nutzen, verdienten damit ihren Lebensunterhalt, wenige gar sehr gut, bei der großen Mehrheit davon funktionierte dieser Broterwerb indes eher schlecht als recht. Qualifikationen für den Beruf können vielfältig sein, der Spielarten der Lüste sind viele, wie dabei auf vielfältigen Wegen gelingen kann, mit Erregung, Interesse, Kurzweil, Unterhaltung, Ergötzung, Belustigung, Anregung Faszination auszulösen. Anders als viele andere Leute mochte Aschenuschi diese
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 15.01.2017
ISBN: 978-3-7396-9329-3
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