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Moni denkt über die einsame Masse nach



„Das Buch Die einsame Masse (The Lonely Crowd), das David Riesman mit zwei Mitarbeitern 1950 veröffentlichte, ist so etwas wie ein Bestseller in den Vereinigten Staaten geworden, ein Schicksal, das soziologische Bücher nur äußerst selten zu haben pflegen. Bereits 1953 erschien eine 2. Auflage, 1954 eine "Volksausgabe", von der in einigen Monaten über 50.000 Exemplare verkauft wurden; die Time brachte David Riesman als Titelbild und widmete seinem Buch eine breite Darstellung. So wurde Riesman in den USA sehr schnell "der Liebling der Intellektuellen" und derer, die sich dafür halten.“



Manchmal bringt „Beachtung“ über einen durchaus berechtigten Widerspruch weiter. Moni ist durch einen Leser ihrer Gedanken über „Beachtungswünsche“ auf ein für sie (und nicht nur für sie) interessantes Buch gestoßen, welches schon 1950 veröffentlicht wurde: „Die einsame Masse“ von David Riesmann.
Der Autor beschäftigt sich mit Erscheinungsformen menschlichen Verhaltens in einer Zeit, in der die virtuelle Welt noch Fiktion war. Er beschäftigte sich intensiv mit traditions-, innen- und außen-
gelenkten Menschen in der damaligen amerikanischen Welt. Längst ist Vieles nach Europa geschwappt und hat sich etabliert.

Moni hat sie doch ständig vor Augen, diese Typen, die sich in den besseren Wohngegenden niederlassen und sich den Vorgaben der Nachbarschaft anpassen. In den Firmen unter-
liegen sie dem angesagten Dresscode, ihre Kinder werden in Privatschulen unterrichtet und werden ähnlich geprägt. Ein mittelständisch-bürgerlicher Typ, der zum Teil mit unerträglicher Überheblichkeit das Weltgeschehen betrachtet.
Das zwanghafte Geldverdienenmüssen und Prestigewillen beflügeln dem Wunsche nachzujagen, noch besser als der Nachbar dazustehen. Oder umgekehrt! Ja, eher umgekehrt glaubt Moni, denn den Nachbarn zu überflügeln, ein größeres Auto zu fahren, ein Heimkino der Sonderklasse zu besitzen und den schönsten und perfektesten Schnuller überhaupt, das I-Phone, welches man ruhig ins Wasser fallen lassen kann.
Hunderte Apps bleiben der lebensnotwendige Begleiter, doch „Erst die passenden Apps machen das Android-Smartphone zum Alleskönner,“ liest man und ist gezwungen sich endlich auch darum zu kümmern.

Riesman machte ernst mit einem Bilde des Menschen, dessen Welt primär aus Zeitungspapier und sonstigen publizistischen Informationen bestand. Nun, wir ergänzen nur um die Informa-
tionen der virtuellen Welt und deren Instrumente und jeder weiß, was da heute auf die Menschen niederprasselt. Wen wundert es, dass die „Außenlenkung“ monströse Ausmaße annimmt und sich nur noch wenige ein bisschen entziehen können. Moni hofft zu den Wenigen zu gehören, denn sie hat ja gar kein I-Phone, nur ein Handy zum Telefonieren. Sie erlaubt sich, nicht immer erreichbar zu sein und lässt ihr Telefon nachts ausge-
schaltet und wenn sie aufs Klo geht, dann nimmt sie es nicht mit.

Moni schüttelt den Kopf, wenn sie sieht, was diese Außen-
lenkung noch mit vielen Menschen macht. Sie gibt Normen und Bewertungsmaßstäbe vor und möchte das Gewissen beeinflus-
sen, wenn davon ein ganz Frecher einmal abweicht. Die Meinung der Umwelt beherrscht den modernen Menschen oder setzt alles daran, genau das zu erreichen. Moni denkt an die Bildzeitung und an das Fernsehen für Bildungsferne und begreift das Wort „Ferne“ in einer erschreckenden Dimension. Die Öffentlichkeit ist ein Monstrum, sie bestimmt, was anständig ist und was nicht. In ihr und mit ihr werden die Menschen zum Spielball. Die Mittel sind riesig und mächtig. Jede „Leiche“ im Keller wird gefunden. Wer nicht mitmacht, wird sozial isoliert. Die Angst davor ist riesengroß. Nicht dazu zu gehören, ist für viele eine Horrorvision. Auf einer Online-Plattform nicht bemerkt zu werden, scheint etwas Furchtbares zu sein.

Moni findet das sehr befremdlich und findet, man muss nicht zu einer anonymen Masse um j e d e n Preis dazu gehören wollen. Es ist doch eine einsame Masse, wie Riesmann sie visionär beschreibt, nur noch viel verlorener als er es erahnen konnte. Dem einsamen Menschen vor seinem Computer wird eingeredet, er ist gut, wenn er so ist wie alle anderen. Ist er gläubig, ist er ein Familienmensch, lebt er anständig und sauber, dann wäre er willkommen, sagen und meinen die einen. Es gibt längst andere Vorstellungen, insbesondere, was man unter anständig und sauber versteht. Die Nazis haben gerne Worte wie sauber und anständig gebraucht und angebliche Kamerad-
schaft hoch gehalten. Hu, Moni läuft es eiskalt den Rücken herunter.
Eine Gleichheit der menschlichen Haltungen und Weltein-
stellungen ist das Aus jeder Toleranz und würde wieder zur absoluten Radikalisierung der Gesellschaft führen. Das war alles schon einmal da, sinniert Moni und bekommt eine Mordswut, wenn sie an das Grauenvolle denkt. Außenlenkungen können dazu führen. Schon wenn sie hört: „Im Gleichschritt, im Schulterschluss ...Seit an Seit ...“ dann wird ihr schlecht.
Es ist leider auch schon so weit gekommen, dass sich ihr der Magen umdreht, wenn Frau Ursula von der Leyen oder die angeblich so beliebte Kanzlerin davon spricht, für unsere Menschen und die Bürger und Bürgerinnen zu ringen und halt nur Gutes auf den Weg zu bringen. Wie sie so mit den Lobbyisten ringen, da legst di nieder!

Moni möchte nicht ihr Mensch sein und auch nicht ihr Bürger. Diese Leute müssen DAS nicht sagen und etwas ganz anderes machen. Hauptsache die Wahl fällt auf sie. Das ist ihr erklärtes Ziel, deshalb steuern sie ihren Einfluss in einem Meer von Lügen.
Moni glaubt allmählich, dass sich s o jeder Politiker, auch jeder Kirchenfürst verhält. Manipulation der Gesinnungen! Dafür ist jedes Mittel recht. Schon immer.
Bei uns nimmt in diesem Sinne auch der Materialismus perverse Formen an, er dominiert größtenteils das Verhalten der meisten Menschen. Die Wirtschaft diktiert, was gebraucht wird. Eine schöne Wirtschaft, die soziale Marktwirtschaft und so frei!

Moni kann sich nicht aus allen Dingen herausnehmen, auch sie muss und will leben, doch es gibt Alternativen. Man hat immer Möglichkeiten, ein wenig auszuscheren, findet sie. Man muss nicht jedes Spaßangebot mitnehmen, man muss nicht jedes Rabattangebot annehmen und nach Schnäppchen jagen. Man muss überhaupt nicht jagen. Jeder hat die Chance, in Ruhe nachzudenken. Sie muss nicht in den sozialen Netzwerken überall mitmischen und jeden Mist im Fernsehen anschauen, es ginge sogar öfter einmal ganz ohne, glaubt Moni. Es ist nicht nötig, 24 Stunden erreichbar zu sein und nicht jeder muss alles lesen, was Moni schreibt und denkt. Jawohl!

Moni möchte kein außengelenkter Mensch sein aber nach allem, was sie darüber las, befürchtet sie allerdings, sich nicht ganz davon befreien zu können. Vielleicht ein wenig!
Moni hat dann wirklich nicht das Gefühl, ins soziale AUS zu driften und nun denkt sie darüber nach, wie sozial sie eigentlich noch ist, wenn sie rein gar nicht mehr bei BookRix wäre...außerdem war sie noch nie bei facebook und sie hat auch noch nie getwittert...oh je, sie gehört nicht dazu. Komischerweise fühlt sie sich ziemlich gut dabei.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 17.01.2013

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