Der Zettel und
Monis sprechender Toaster
Moni schreibt sich Zettel. Also nicht immer aber wie man so schön sagt, immer öfter. Das sollte nicht viel besagen, eben nur soviel, dass sie sich nicht alles merken kann. Wer kann das schon? Na, sehen sie und doch wird man in dem Alter, in dem sich die Moni inzwischen befindet, ständig verdächtigt, allmählich tüddelig zu werden. Egal, da muss sie durch, wenn es auch nicht gerade aufbauend ist, in einem derartigen Geruch zu stehen.
Sie möchte einen wichtigen Termin nicht vergessen oder eine knackige Redewendung, ja auch Letzteres ist wichtig für Moni, denn sie begeistert sich auch für treffliche Sätze und Wortverbindungen. Schließlich will sie auch ihren Wortschatz und die damit einhergehende Ausdrucksweise entwickeln. So schreibt sie sich einen Zettel und jetzt kommt es, sie legt ihn irgendwo hin. Ein Döschen, eine Lupe oder einfach, das, was in der Nähe liegt, wird zur Beschwe-
rung darauf platziert. Somit würde der Zettel bei Bedarf zur Verfügung stehen, denkt Moni.
Manche Menschen kleben ihre Zettel (es gibt ja die selbstklebenden) an den Kühlschrank oder um den PC-Bildschirm herum aber diese Dekoration beleidigt Monis Auge, darüber hinaus kennt sie Menschen, die damit nur zu dokumentieren trachten, dass sie ungeheuren Stress haben wegen der nun deutlich sichtbaren vielen Termine und Aufgaben. Dabei sind die meisten Zettel davon längst Schnee von gestern und erledigt. Moni hat das nicht nötig, denn sie hat keinen Stress und sie muss auch nicht so tun als ob.
Es gibt auch Pinnwände, sogar online, doch davon ist Moni auch nicht angetan. Wenn sie einen Zettel gelesen hat, dann wird der sofort entsorgt. Ja, Ordnung muss sein in der Zettelwirtschaft. Obwohl, unsere Moni hat leider überhaupt kein System, sie legt also ihre Zettel irgendwo hin. Man kann hier weiß Gott nicht von Ordnung sprechen.
Es ist ja immer die mangelnde Ordnung bei den anderen, die angeprangert wird. Der eigene herumliegend Müll wird dreist vernachlässigt, auch der im Kopf befindliche.
Der deutsche Bürger liebt die Ordnung. Nur die Fremden, die anderen halt, die sauigeln herum. Die Franzosen, die Italiener, die Polen sowieso, die Russen natürlich, selbst-
verständlich die Türken und das andere Gesockse, was so aussieht, die haben von Ordnung keine Ahnung. Ja, und die Griechen, da reicht ja der Tag nicht, soviel könnte man schimpfen.
Moni hört sich solches Geschwätz kaum noch an. Sie hat jetzt andere Sorgen: ihr Zettel ist weg. Wie kann das sein? Da standen zwei Worte drauf, vorne eines und hinten ebenfalls eines (wobei schwer auszumachen wäre, was hier hinten oder vorne ist), jeweils aber ein Oschi von Wort. Sie standen in der Zeitung und waren furchtbar wichtig.
Moni wollte sich daraufhin kundig machen und jetzt war der Zettel weg.
Also, denkt sie, wie war das gleich? Zeitung lesen am Frühstückstisch, Worte gesehen und Zettel geschrieben, ein bisschen Kaffee verschüttet, Zettel auf den Toaster gelegt …aaah, der Toaster. Moni rennt in die Küche.
Der Zettel ist noch da, er sieht zum Einen ein wenig braun und zum Anderen reichlich angefressen aus, also alles andere als schön.
Moni nimmt ihren Zettel, stolz auf ihre geistigen Fähigkeiten, in die Hand und liest:
Bundesverfassungsschutzbehördenanhörung
auf der einen Seite
und auf der anderen
Beamtenversorgungszuständigkeitsanordnung
.
Sie hat den vagen Verdacht, dass ihr Toaster durchaus auch eine sprechende Seite hat und mehr hervorbringt als beide Worte zusammen je zugeben würden.
Er braucht seinen Ehrensold
Wir haben nichts gewusst. Wir haben zu viele Zettel ...wir wissen nicht, wo sie sind ...wir sind nicht schuld ...keiner ist schuld ...wir wollen auch einen Orden und einen Sold ...
Tag der Veröffentlichung: 21.02.2012
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