Moni denkt über die Lernwilligkeit nach
Können oder wollen die Menschen wirklich etwas dazu lernen? Moni fragt sich das schon eine geraume Weile.
Natürlich wird jeder, der dazu befragt wird, uns ein stolzes „Na selbstverständlich!“ entgegen schleudern.
Der Mensch hat täglich die Möglichkeit zu lernen, denn er schläft ja nicht und bemerkt, was geschieht. Zumindest sollte das so sein bei freien, mündigen Bürgern. Moni blättert in der Fernsehzeitung und sucht sich etwas Passendes heraus. Es gibt diverse Filme, doch die meisten kennt Moni schon oder die Thematik hängt bereits zum Halse heraus. Darüber hinaus werden Shows angeboten, wo die heimlichen Stars des Landes aus der Bevölkerung ans Tageslicht treten dürfen. Moni schüttelt sich. Das ist nichts für sie. Aber vielleicht kann man aus den Talkshows etwas Brauchbares entnehmen, wo Prominenzler aus Politik und Kirche sich über die brennenden Themen streiten, ein Mann aus dem werktätigen Volk, ein Hartzler und ein Industrieller sind auch von der Partie.
Würde Moni hier etwas lernen können, neue Ansichten hören, Fakten erfahren dürfen?
Schau’n wir mal! Die Moderatorin hat ihre liebe Not, alles quakt durcheinander, man fällt sich hemmungslos ins Wort und der Zuhörer versteht niemanden wirklich. Die Schuldzuweisungen nehmen breiten Raum ein, jeder dreht jedem das Wort im Munde um. Moni hat den Eindruck, hier ist eine Bühne, um sich darzustellen, mehr nicht. Keiner hört keinem zu, man redet aneinander vorbei und wird zu allem Übel noch persönlich, die Sachfrage vergessend. Kurz die politischen Runden sind eine Katastrophe, hier kann man nichts lernen. Und Moni wollte es doch so gerne.
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gen. Ja, hier kann man lernen. Aber hilft es, schauen es genug andere lernbedürftige Menschen? Moni ahnt, dass diese Sendungen nicht der gefragte Knaller sind, denn man muss ein wenig zuhören und aufpassen, um zu begreifen, wie zum Beispiel alles anfing und woraus sich die Welt entwickelte, wo wir sind und wo es hingehen könnte. Die Einschaltquoten bei DSDSS sind ungleich höher, auch die Schmonzette und jeder Horror oder Fantasyquatsch hat größere Chancen als Sendungen, die Lehrreiches vermitteln.
Die Medien, die Gutes anbieten sollten, richten sich nach den vermeintlichen Interessen der Bevölkerung. Interessiert sich das Volk wirklich in erster Linie nur für gequirlte Hühnerkacke? Und muss es unbedingt so sein, dass man daran das Niveau der Programme ausrichtet? Moni ist diese Strategie ein Rätsel.
Vermutlich ist aber alles gesteuert und gewollt und die Massen sollen ganz gezielt von den wirklichen Problemen abgelenkt werden. Seichter Mist, der unterhält, lässt die Sorgen vergessen. Man muss sich nicht anstrengen, nicht nachdenken und in Partylaune befindliche Leute sind kaum kritisch oder gar gefährlich.
Man wünscht sich offensichtlich recht viele heitere Deppen, die nicht sehr lernwillig sind. Klar, nur so geschieht nichts, was die Gesellschaft weiter bringt. Alles soll so bleiben wie immer: die Reichen werden reicher, die Regierungen bleiben manipulierbar, das Volk erhält Brot und Spiele und hält das Maul. Man will nicht, dass aus den Katastrophen der Vergangenheit gelernt wird.
Es gibt Hunger, Elend, Kriege und kein brauchbares System, welches diese Desaster eindämmt oder ausschließt. Warum nicht? Vermutlich sind die Menschen rein ideologisch in der Steinzeit stehen geblieben. Jeder bleibt sich selbst der Nächste, der Schritt vom Ich zum Wir scheint nicht realisierbar, nicht als Gesellschaft. Nur in der kleinsten Zelle, in der Familie, sind Möglichkeiten. Aber auch hier gibt es Zerfall, Mord und Todschlag, wie seit eh und je.
Moni fragt sich, ob eine menschliche Gesellschaft dazulernen kann oder gibt es hier Blockaden, die nur blutigen Existenzkampf gestatten, ja vorschreiben, wie es halt auch schon immer in der Tierwelt passiert. Vielleicht ist aber alles eine reine Zeitfrage nur in größeren Dimensionen eben. Alles geschieht in ganz kleinen Schritten, kaum wahrnehmbar, wie der für uns immer noch reichlich unbekannte Mikrokosmos, den selbst Einstein nicht in seine Relativitätstheorie einzupassen vermochte.
Moni sagt sich also wieder einmal: in der Ruhe liegt die Kraft. Man darf die Hoffnung auf Besserung, auf das Lernenwollen der Gesellschaft nicht verlieren. Alles bewegt sich, wenn auch nicht immer wahrnehmbar und manchmal geht’s eben auch ein paar Schritte zurück, dann heißt es munter und unverdrossen, von vorne zu beginnen. Ja, mehr ist wohl derzeit nicht drin, meint Moni.
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2010
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