Licht und Schatten
Er schien zu schweben. Seine Bewegungen waren so fließend, dass sie schon beinahe magisch wirkten. Er kam aus dem Nichts auf sie zu mit einem Lächeln im Gesicht, obwohl er tief in seinem Inneren Angst spüren sollte. „Aryon, du hast es geschafft.“ Sie wirkte distanziert, auch wenn ihr Herz bei seinem Anblick einen Sprung machte. „Ja Zoyia, ich habe es geschafft. Auch wenn deine kleinen Lakaien mir beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten.“
„Vögel sind eben nicht nur die Diener der Dunkelheit, das solltest du eigentlich wissen.“ Aryon blieb ihr gegenüber stehen und betrachtete Zoyia lange und nachdenklich. Ihr langes blondes Haar umrahmte ihr strahlendes Gesicht mit den warmen haselnussbraunen Augen. Ihr weißes Kleid schmiegte sich eng an ihren Körper und betonte ihre Rundungen. Sie war barfuß – wie immer, wenn Aryon ihr begegnete. Ohne es zu wollen, erschauderte er. „Deine Truppen waren aber auch nicht einfach“, sagte Zoyia und blickte ihm unverwandt in die Augen. Unwillkürlich senkte er den Blick. Ein Punkt für sie. „Was willst du von mir?“, erwiderte Aryon und trat einen Schritt auf sie zu. Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. Allerdings nur um ihn zu betrachten. Seit ihrer letzten Begegnung waren seine pechschwarzen Haare länger geworden und reichten ihm nun bis zu den Schultern. Seine dunklen Augen wirkten wie Eis und schienen ein Labyrinth der Gefühle zu sein. Der dunkle Mantel war über seine rechte Schulter geworfen und an seiner Hüfte hing ein Schwertheft mit seiner kostbaren Waffe. Sein ganzer Körper war von einer dunklen Aura umgeben, die ihn umgab wie unsichtbare Fäden. Doch Zoyia ließ sich davon nicht abschrecken. „Ich will, dass wir das, was wir begonnen haben beenden.“, knurrte sie und hielt nun ein goldenes Schwert in der Hand. Ihr Haar wurde von einem unsichtbaren Wind umhergewirbelt und sie wirkte wie eine Kriegsgöttin, schön, aber ebenso gefährlich. Auch Aryon zog sein Schwert und hielt es fest in der Hand. Er trat einen Schritt auf Zoyia zu, die jedoch nicht zurückwich. „Du kannst es dir noch einmal überlegen“, rief sie und ihre klare Stimme verlor sich in der Weite des Himmels. Doch Aryon ging nicht darauf ein. Sie begannen sich zu umkreisen, jeder wartete auf den Angriff des anderen, wie zwei hungrige Tiere. Schließlich war es Aryon es, der angriff. Er sprang vor und schwang sein Schwert. Zoyia warf sich zur Seite und erhob das ihre. Die beiden Klingen trafen aufeinander und ein Funkenregen ergoss sich zu Boden. Aryons Gesicht war zu einer Maske der Wut verzerrt und ließ sich allein von seinen Gefühlen leiten. „Ich werde dich vernichten“, stieß er zwischen zwei Schlägen hervor. „Versuchs doch“, rief Zoyia keck und duckte sich. Blitzschnell stieß sie ihr Schwert nach vorne und traf Aryon an der Hüfte. Das silberne Blut des Unsterblichen spritzte auf den Boden und Aryons Knie knickten ein. Zoyia stand da, schwer atmend, doch Aryon war noch nicht besiegt. Er schnellte vor und Zoyia stieß einen überraschten Schrei aus. Aryon lachte grimmig und erhob sich vom Boden, schnell und anmutig. Sie wich aus, doch sein Schwert traf Zoyias Schienbein. Der stechende Schmerz ließ sie zusammenzucken und sie krümmte sich. Drohend richtete sich Aryons Gestalt über ihr auf und sah abschätzend auf sie herab - seine Augen zeigten keine Gefühlsregung. Er stieß sein Schwert herab, doch Zoyia drehte sich zur Seite, so dass es im Boden stecken blieb, was ihr kurz Zeit verschaffte. Sie stand auf und tänzelte zur Seite, den schlichten Schwertknauf fest umklammernd. Aryon fluchte und hielt inne, als Zoyia stehen blieb. Seine linke Hand ballte sich zu einer Faust und er riss sein Schwert aus dem Boden. Mit einem sirrenden Geräusch sauste es durch die Luft und er zögerte keinen Augenblick. Mit dem gewonnenen Schwung stürmte er auf Zoyia los, deren Gesicht zu einer Grimasse verzerrt war. Ihrer schnellen Reaktion war es zu verdanken, dass er sie nicht am Oberschenkel traf. Sie parierte und die Schwerter prallten mit einem lauten Geräusch aufeinander. Aryon löste sein Schwert von ihrem und mit einer fließenden Bewegung traf das Metall auf ihren Körper. Das silberne Blut blieb an Aryons Schwert haften, während Zoyia zu Boden ging. Sie wechselte ihr Schwert in die linke Hand und presste ihre rechte auf die Wunde. „Idsâ“, murmelte sie und der Schmerz linderte sich. Zoyia stand auf und stellte sich Aryon gegenüber. „Deine Heilkräfte waren immer besser als meine“, murmelte er und spuckte aus. Zoyia zeigte keine Regung, auch wenn sie innerlich vor Zorn kochte. Sie wusste, dass ihr Zauber schwerwiegende Folgen haben könnte, denn Aryon war schon immer besser im Beschwören gewesen.
Doch mit den Schmerzen war es ihr kaum möglich zu kämpfen. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und wartete. Aryon blickte ihr in die Augen, ließ seinen Blick über ihr Gesicht schweifen und blieb an ihrer Hand hängen. Ein teuflisches Lächeln umspielte seine Lippen und er begann zu sprechen. Sobald er seine Beschwörung beendet hatte, ging er auf Zoyia zu. Die konnte sich nicht mehr bewegen, egal was auch immer sie versuchte. Aryon nahm ihr seelenruhig das Schwert ab und lächelte. Außerdem nahm er den Fluch von Zoyia, auch wenn er das nur widerwillig tat. Aber sonst hatte er niemanden zum Kämpfen. Zoyias Augen sprühten Funken und sie hob drohend ihre Hände. „Ich könnte dich verfluchen, wie du es mit mir gemacht hast.“, drohte sie, blieb jedoch wo sie war. „Aber du wirst es nicht machen.“, lachte Aryon sicher, obwohl er dabei seine Bedenken hatte.
Gerade als er auf Zoyia losgehen wollte, rief sie etwas und ihr Schwert in seiner Hand begann sich aus seinem Griff zu winden. Aryon sah überrascht auf und beobachtete gerade noch wie eine Schlange in Zoyias Ärmel verschwand. Sie hob ihr Schwert über ihren Kopf und schnellte nach vorne. Aryon beugte sich zur Seite und ließ einen Fuß fest am Boden verankert, um nicht wegzurutschen. Zoyia stieß ein grimmiges Knurren aus, und aus ihrer ausgestreckten linken Hand löste sich ein darin verborgenes Messer und raste auf ihn zu. Die wirbelnde Klinge drehte sich um die eigene Achse und bohrte sich unterhalb seines Herzens ins Fleisch. Aryon schrie auf und ging von wilden Krämpfen geschüttelt zu Boden. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand und Zoyia fing es auf, bevor es am Boden aufkam. Dann legte sie es neben Aryon, der dabei war, das Bewusstsein zu verlieren. Ihr eigenes Schwert legte sie daneben und sah Aryon an. Seine zierlichen Züge waren vor Schmerz verzerrt und das silberne Blut floss auf den Boden. Seine Hand zuckte und er öffnete seine Augen. Der darin zu erkennende Schmerz bohrte sich Zoyia wie ein Dorn ins Herz und eine einzige Träne rann ihr über die Wange und fiel auf den Boden. Sie nahm Aryons Gesicht vorsichtig in die Hände und blickte ihm in die Augen. „So wie du muss nun auch ich sterben. Unsere Schicksale waren immer miteinander verknüpft. Du - die Dunkelheit, ich - das Licht. Und um das Gleichgewicht der Welt zu erhalten, müssen wir beide sterben.“ Seine Augen weiteten sich bei diesen Worten, doch Zoyia konnte das Schicksal nicht aufhalten. Ein letztes Mal sah sie in seine unergründlichen Augen, dann küsste sie ihn sanft auf die Stirn und nahm ihr Schwert. „Wir werden zusammen sterben.“ Damit schoss ein Lichtblitz aus ihrer Hand und traf sie ins Herz. Mit einem letzten Blick auf Aryon sank sie zu Boden und ergriff seine Hand. Zoyia atmete ein letztes Mal tief ein, dann starb sie an der Seite ihres Rivalen, Hand in Hand. Doch sie beide würden in den Herzen weiterleben. Denn sie waren Licht und Schatten, Gut und Böse und würden es immer bleiben.
1. Teil
Das neue Land
Zeichen
Lachend lief Ciara neben ihrem Bruder Mijan her. Der Wind zerzauste ihr Haar und zerrte an ihrer Kleidung. „Habt ihr nichts Besseres zu tun, als zu spielen?“, rief eine Stimme und Ciara drehte sich zeitgleich mit ihrem Bruder um. Dort stand Windras, einer der Jäger, und sah die beiden mit einem breiten Grinsen im Gesicht an. „Solltet ihr nicht nach Synas Ausschau halten?“, fügte er hinzu und hob eine Braue. Mijan sah zerknirscht zu Boden und auch Ciara schämte sich, was bei ihr wirklich selten vorkam. Doch vor Windras würde es nichts bringen, sich wie ein Kleinkind aufzuführen. „Ja ich weiß, aber die ganze Zeit auf die winzigen Städte zu starren, ist anstrengend“, sagte sie. Windras wollte gerade etwas erwidern, doch ein lauter Knall hinderte ihn daran. Das ganze Gefährt begann zu wanken. Ciara hatte Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Windras lief sofort unter Deck, um die Motoren zu überprüfen, während Ciara nicht wusste, was sie tun sollte. Das Luftschiff wurde mit der Energie der Synaskristalle angetrieben. Wenn einer der insgesamt dreien ausfiel, würde das gesamte Schiff Schlagseite bekommen. – Wie in diesem Moment.
Nach Minuten endlosen Wartens, in denen sich Ciara und Mijan die Beine in den Bauch standen, kam Windras wieder hinauf, verschwitzt und hochrot im Gesicht. „So wie es aussieht, sind zwei der Kristalle ausgefallen“, keuchte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wie kann das denn sein?“, rief Mijan bestürzt. Sein Blick wanderte kurz zwischen Ciara und Windras hin und her.
Beide wussten, was jetzt zu tun war. Sekunden später hatte das Schiff eine Kehrtwende gemacht und flog nun auf den Sonnenuntergang zu. Mijan stand am Fernrohr, um einen geeigneten Landeplatz ausfindig zu machen. „Siehst du schon was?“, rief Ciara ihm vom Bug aus zu. „Nein hier sind nur Berge.“ Und doch konnte sie in Mijans Stimme Besorgnis erkennen. Doch verwunderte sie sich etwas. Sie sollten doch eigentlich über die Sandwüste fliegen.
Ciara lief zu Mijan und stieß ihn vom Fernrohr weg. Als sie durch die Linse sah, erkannte sie riesige Bergmassive unter sich. „Das darf doch nicht wahr sein“, fluchte sie laut und ging zum Steuerraum. „Windras, wir haben ein Problem“, keuchte sie, als sie ihn erreicht hatte. „Ich habe eure Unterhaltung mitgehört. Wieso fliegen wir über Berge?“ Er breitete eine Landkarte auf dem Tisch neben dem Steuerrad aus. Ciara beugte sich über das vergilbte Papier, um besser sehen zu können. „Da ist die Dinanwüste und hier“, er zeigte auf eine Gebirgskette,
,,sind die Wanderberge. Und das da unten sieht mir verdammt nach diesen Bergen aus.“ Eine weitere Schweißperle rann seine Schläfe hinunter, doch wischte er diese weg. Doch konnte Ciara dabei die Angst in seinen Augen aufflackern sehen. „Und was machen wir jetzt?“ Ihre Stimme bebte. „Jetzt müssen wir uns einen Landeplatz suchen. Und das möglichst schnell, denn es wird bald dunkel.“ Ciara sah nach draußen und musste verbittert feststellen, dass die letzten Sonnenstrahlen bereits verschwanden. Ohne ein weiteres Wort ging sie aus dem Raum und sah sich nach Mijan um. Der stand an der Reling und starrte ins Leere. Sie war schnell bei ihm und sprach ihn an, wobei sie ihn scheinbar aus seinen Gedanken riss. „Was machst du denn? Windras ist voller Sorge und du solltest einen Platz zum Landen suchen.“ „Hab ich doch, aber irgendwas ist komisch. Sieh mal, da hinten.“ Er zeigte gen Süden und nun sah Ciara es auch. Mitten zwischen den Bergspitzen befand sich ein kleiner Platz. Er war von Bergen umgeben und kein Sonnenstrahl schien dorthin zu gelangen, auch nicht, wenn die Sonne hoch am Himmel stehen würde. Unwillkürlich fröstelte sie, doch versuchte sie es nicht zu zeigen. „Da es hier nichts weiter als massiven Fels gibt, müssen wir es wenigstens versuchen. Und wir haben ja immer noch unsere Waffen, oder?“ Sie zeigte auf die Schwerter, die an ihrem Gürtel befestigt waren. Mijan hob den Kopf, stimmte ihr zu. „Du hast Recht. Es wird schon nichts passieren.“ Er lächelte zuversichtlich. „Windras, wir haben etwas gefunden“, rief sie über die Schulter. Dieser kam aus dem Steuerraum und die beiden Geschwister zeigten ihm ihre Entdeckung. „Das sieht aber düster aus“, meinte Windras, doch keinem der drei war zum Lachen zu mute. „Also dann, Kurs auf die Ebene“, rief er und riss das Steuer herum. Ciara stieß einen Seufzer aus, als das Schiff tiefer sank, war in Gedanken jedoch immer noch bei den Worten, die sie und Windras gewechselt hatten.
Das Schiff setzte auf dem sandigen Boden auf und Mijan wurde zu Boden geworfen. „Ein wenig sanfter wäre nicht schlecht“, rief er Windras zu, der gerade auf ihn zukam. „Besser sicher gelandet, als eine Bruchlandung hinzulegen. Oder hast du etwas Angst um deine Frisur?“, rief er spöttisch zurück. Ciara half ihrem Bruder auf die Beine und legte ihre rechte Hand um den Schwertgriff. Ihre Finger umschlossen den Griff fest, als sie von Bord sprang und sicher auf dem Sand landete, der ihren Sprung abgefedert hatte. Sie lief ein paar prüfende Schritte, dann winkte sie Windras und Mijan zu. „Kommt, hier ist alles ruhig.“ Windras und Mijan zögerten einen Moment, doch dann betraten auch sie den sandigen Boden neben ihr. „Hier ist es merkwürdig still“, flüsterte Mijan und sah sich um. Ciara lauschte und wirklich, außer dem Flattern des Segels im Wind war nichts zu hören. „Dann lasst uns mal unser Lager aufbauen“, sagte Windras und kletterte die Leiter an Bord wieder hinauf. Doch Ciara zögerte. „Sollten wir vielleicht nicht doch auf dem Schiff schlafen?“, fragte sie dann nach einer Weile. „Mein Schwesterherz hat doch nicht etwa Angst?“, lachte Mijan und gab ihr mit dem Ellenbogen einen Stoß in die Seite. „Das ist gar nicht lustig. Und nein, ich habe keine -“ Windras unterbrach sie. „Ciara hat gar nicht so Unrecht. Wer weiß, welche Tiere es hier draußen gibt? Soweit ich weiß, haben es nur wenige unserer Leute bis hierher gewagt.“ Ciara nickte erleichtert und folgte Windras auf das Schiff. „Mädchen!“, murmelte Mijan kopfschüttelnd und folgte ihnen an Deck. Sie holten Decken aus dem Laderaum und bereiteten sich eine Mahlzeit aus den Brot- und Fleischresten, die noch an Bord zu finden waren. Nach dem kargen Mahl legten sie sich auf das Deck und lauschten. Noch immer war kein Laut zu hören. Ciara hörte das leise Schnarchen von Windras und das unruhige Hin- und Herdrehen ihres Bruders. Sie sah in den dunklen Himmel und beobachtete die funkelnden Sterne. Ciara dachte über den morgigen Tag nach. Wie sollten sie jemals wieder aus diesen Bergen herausfinden, wenn sie kein Synas mehr fanden? Sie seufzte und drehte sich auf die andere Seite. Da hörte sie es. Ein Geräusch, das von der Unterseite des Schiffes zu kommen schien. Sofort waren ihre Sinne hellwach und Ciaras Hand glitt zu ihrem Schwert. So leise sie konnte, schlug sie die Decke zurück, schlüpfte in ihre Stiefel und kroch zu Mijan. „Wach auf“, flüsterte sie leise. Mijan blinzelte zwar verwirrt, spürte jedoch sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Als die beiden Windras aufgeweckt hatten, schlichen sie zur Reling und spähten darüber. Ciara schlug sich die Hand vor den Mund, damit sie nicht schrie und auch Windras keuchte auf. Im Sand saßen vier Gestalten. Ihre Haut war mit blutroter Farbe bemalt, die Augen leuchteten golden. Sie saßen um eine Gestalt herum, die in Dunkelheit gehüllt war. Das Mondlicht warf die bizarre Szene in ein silbernes Licht. Ciara beobachtete fasziniert, was sich weiter abspielte. Einer der Gestalten trat zu der auf dem Boden liegenden Gestalt und holte etwas aus der Tasche. Die Klinge eines Messers blitzte auf und das Wesen auf dem Boden wand sich krümmend im Sand. Dann zwang es sich aufzustehen, schaffte es auf die Knie und sank kraftlos wieder zu Boden. Die Gestalt über ihm hatte sich drohend aufgerichtet, schwang das Messer und stieß es auf die Gestalt herab. Diese drehte sich zur Seite, so dass das Messer im Sand stecken blieb. Die Gestalt stieß einen lauten Fluch aus und nahm das Messer an sich. Sie entblößte das rechte Handgelenk und schnitt mit dem Messer hinein. Das rote Blut tropfte auf den Sand und hinterließ dunkle Flecken. „Komm zu mir!“ Die Stimme ließ die drei zusammenzucken. Es war mehr ein unmenschliches Fauchen als eine Stimme. Die Gestalt am Boden erhob sich wankend und blieb unsicher stehen. Beim Aufstehen war ihm die Kapuze des dunklen Umhangs vom Kopf geglitten und das Gesicht eines Jungen kam zum Vorschein. Sein vor Schmerz verzerrtes Gesicht drehte sich in die Richtung von Ciara. Seine dunklen Haare, die im Mondlicht wie ein unergründliches Gewässer wirkten, umrahmten sein Gesicht mit den stechenden grünen Augen und den zu einem Strich gepressten Lippen. Seine linke Hand, dicht an seinen Körper gepresst, näherte sich seinem Gebieter vorsichtig, hilflose Blicke um sich werfend. „Du, der Richtige.“ Windras bemerkte, dass der kleinste der Männer nur bruchstückhaft die menschliche Sprache beherrschte und es ihm Mühe bereitete, das ‚S‘ auszusprechen. Der Junge schwieg weiter und ließ sich nicht beeindrucken. Ciara wandte sich ab und sank zu Boden. „Wir müssen ihm helfen. Wir können ihn nicht den Männern überlassen.“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und hatte sich zügeln müssen, um nicht aufzuspringen und den Männern mit den goldenen Augen an die Kehle zu gehen. „Was sollen wir denn machen? Wir sind nur zu dritt und ich denke, keiner von uns ist ein ausgebildeter Schwertkämpfer.“ Windras` Stimme war dicht an ihrem Ohr und er legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. Auch Mijan stimmte ihm zu, wenn auch mit Widerwillen.
Texte: Das Cover wurde von teetrinkerin gestaltet.
Alle Rechte des Textes liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 11.12.2011
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