Einleitung
Im Jahre 2010 sollte das Computerspiel „1378 Km“, dessen Name sich von der Länge der ehemaligen innerdeutschen Grenze ableitet, am Tag der Deutschen Einheit veröffentlicht werden. Durch Proteste von Wissenschaftlern, der Presse und Opferverbänden konnte diese Veröffentlichung auf den 10. Dezember 2010 verschoben werden. Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung hatte es heftige Debatten um die ethischen Dimensionen eines solchen Computerspieles gegeben.
„1378 Km“ ist schließlich ein Ego- Shooter, der auf der Map des populären Ego- Shooters „Half life II- deathmatch“ basiert. Urheber des Spieles „1378 Km“ ist der Medienkunst Student Jens M. Stober, der es in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe herausbrachte.
Wie bereits angedeutet ist das Spiel aus verschiedenen Gründen in die negative Kritik genommen worden. Was mich bei näherer Beschäftigung mit der öffentlichen Debatte besonders angestoßen und interessiert hat, ist die Behauptung des Machers Jens M. Strober, sein Spiel wäre pädagogisch wertvoll und besonders für junge Leute geeignet, um daran Historisches zu erlernen. Die Frage hiernach soll in meiner Arbeit im Vordergrund stehen.
Das Thema interessiert mich besonders, weil meine Generation mit Computerspielen aufgewachsen ist und ihre Entwicklung miterlebt hat. Der Macher dieses Spieles entstammt ebenfalls unserem Jahrgang. Als Fan von Computerspielen verfolge ich schon länger die Debatte um die angebliche Gefahr von Ego-Shootern. Dass diese aber auf ein historisch reales Thema angewandt werden und dann auch noch pädagogischen Wert haben sollen, finde ich fraglich bis bedenklich. Dabei stelle ich die Frage, ob ein solches Computerspiel überhaupt historische Wissensinhalte vermitteln kann.
Diese Arbeit versucht, den historisch- wissenschaftlichen Ansatz mit einem didaktischen zu vereinen, daher steht im Fokus das Spiel selbst, sowie Aussagen des Machers und Reaktionen der Medien und der Öffentlichkeit.
Das Spiel „1378 Km“
„Bei dem Umgang mit dem Thema Grenze stolpert man unweigerlich auch über die innerdeutsche Grenze, eigentlich dem massivsten und brutalsten Bollwerk der Geschichte. Mich hat diese Situation von Deutschen, die Deutsche daran hindern sollen, von Deutschland nach Deutschland zu gelangen, sehr gereizt und ich wollte einen neuen Zugang zu diesem Abschnitt der jüngsten deutschen Geschichte anbieten.“ – Jens M. Stober
Der Spielverlauf
Wenn man das Spiel „1378 Km“ startet, öffnet sich zunächst eine Karte, auf der die ehemalige DDR sowie die BRD eingezeichnet sind. Unter der Aufforderung „Wähle dein Team“ hat der Spieler dann die Möglichkeit, sich zwischen den Kategorien „Grenztruppe“ oder „Republikflüchtling“ zu entscheiden. Die nächste Einstellung soll eine Erklärung der Situation sein, sagt jedoch nur wenig aus und steht in kaum einem Verhältnis zum folgenden Spielablauf. Es handelt sich um einen für ein Computerspiel ungewöhnlich langen Text zur „Fulda Gap“, der deckungsgleich mit dem Wikipediaartikel zu diesem Schlagwort ist. Wie bereits gesagt hat die Erläuterung eben dieser nichts mit dem Spielverlauf zu tun.
Entscheidet man sich für den Grenzsoldaten, so bekommt man eine kurze Einführung: „Flüchtlinge aufhalten, die die DDR versuchen zu verlassen. Republikflüchtlinge verhaften: rechte Maustaste, Waffe abfeuern: linke Maustaste.“ In der ersten Spieleinstellung befindet man sich dann neben einem Wachturm, in dem man Waffe und Munition findet. Die Aufgabe, die eingeblendet wird, lautet: „Grenzverletzer sind aufzuspüren, zu verhaften oder zu vernichten.“
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 19.11.2013
ISBN: 978-3-7309-6342-5
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