Vom Machen und Werden sozialistischer Persönlichkeiten. Für wahr, ein glaubhaft Portrait vom Versuch einer gezielten Persönlichkeitsformung im Sinne einer ’höheren’ Idee. Dabei verfällt der Autor in keine plumpe schwarz–weiß-Malerei, sondern wird der Protagonisten selbst als ’bewusstes’ Opfer dargestellt, als jemand, der allein schon von seiner Veranlagung her gar nicht anders kann, als zu ’dienen’, doch unbewusst diese... mehr anzeigen
Vom Machen und Werden sozialistischer Persönlichkeiten. Für wahr, ein glaubhaft Portrait vom Versuch einer gezielten Persönlichkeitsformung im Sinne einer ’höheren’ Idee. Dabei verfällt der Autor in keine plumpe schwarz–weiß-Malerei, sondern wird der Protagonisten selbst als ’bewusstes’ Opfer dargestellt, als jemand, der allein schon von seiner Veranlagung her gar nicht anders kann, als zu ’dienen’, doch unbewusst diese Unterwerfung für sich zu hinterfragen beginnt, in Widersprüche gerät, den letztlich entscheidenden Punkt jedoch nicht zu setzen vermag. Die eigene Verwunderung über seine plötzliche Schwäche zur Wahrheit angesichts drohender eigener Nachteile (Szene mit dem verbotenen Schurbart des Kameraden) sind ein prägnantes Beispiel für sog. ’Radfahren’ (nach oben Buckel, nach unten treten), wie es für jede Form von Untertanengeist, hier explizit Militarismus bezeichnend ist. Des weiteren spiegeln sich in den vielfältigen Anspielungen, die ironisch, teilweise sarkastisch und grotesk verfärbt sind, der Alltag der sog. Niederen wieder, welche erste unterschwellige Zweifel des Protagonisten auf sein Künftiges Werden erahnen lassen. Und obgleich der Leser irgendwie in unklaren zwischen Bewunderung und Verachtung des Protagonisten für eine solche Zukunft gelassen wird, steht doch außer Zweifel, dass er einem künftigen Leben als bloßer Büttel, der allein aufgrund seiner dienstlichen Stellung und der damit verbundenen Macht selbige genießen und zu seinem Wohlbefinden gebrauchen kann, eher skeptisch gegenübersteht. Es wäre interessant zu sehen, welche weiteren Erkenntnisse und vor allem mögliche Wendungen sein Charakter unter einer solch systematischen ’Einwirkung’ noch annehmen wird, wenn ... ja, wenn man wüsste, wie es weitergeht .....