Traumurlaub in Bergheim
Von: Träumerin ☼Im Briefkasten befand sich eine Postkarte, sonst nichts. Auf ihrer Vorderseite war eine überaus detailliert gezeichnete Landschaft dargestellt. Im Hintergrund Berge, davor ein Wäldchen, aus welchem ein Hirsch neugierig seinen Kopf steckte und dem Betrachter der Karte, also in diesem Moment mir, direkt in die Augen sah, so dass ich mich von ihm beobachtet, ja nahezu hypnotisiert fühlte. Vor dem Wäldchen floss ein klarer Gebirgsbach, über den eine hölzerne Brücke führte, auf dessen Geländer ein Rotkehlchen saß. Seinen Schnabel hatte es geöffnet, als wäre es im Begriff, ein Lied anzustimmen. Vom blauen Himmel herab strahlender Sonnenschein tauchte die frühlingshafte Idylle in sein warmes Licht. Die Szenerie wirkte dermaßen lebendig, nicht nur wegen der sorgfältig ausgearbeiteten Details, sondern vor allem wegen der ihr innewohnenden Kraft, dass sie, als ich mich einen Moment länger in sie vertiefte, in Bewegung zu geraten schien. Der Bach floss auf einmal rauschend dahin. Deutlich konnte ich sein Plätschern hören. Die Blätter der Bäume raschelten im sanften Frühlingswind. Aus dem Wald drang das Röhren eines Hirsches an mein Ohr, während das Rotkehlchen auf der hölzernen Brücke seinen Kopf hin und her wandte und tirilierte. Ein entzückender, herzerwärmender Anblick, welcher sich mir darbot. Fast hätte ich vergessen, dass ich mich nicht inmitten dieser märchenhaften Naturlandschaft, sondern in meinem Hausflur befand. Nachdem ich ungläubig einige Male mit den Augen geblinzelt hatte, stand die Szenerie auf der Karte wieder still, als wäre nichts passiert. Ich gebe ja zu, dass ich eine rege Phantasie besitze. Doch das, was ich soeben erlebt hatte, ging weit über die Grenzen meiner Vorstellungskraft hinaus. Es fühlte sich einfach zu real an, als dass es auf Einbildung beruhen konnte. Wie von Geisterhand war diese Postkarte, die mich in eine andere Welt zu locken schien, in meinen Briefkasten gewandert.