Inmitten der Winterstille
Von: Träumerin ☼Dies ist der 2. Teil der Kurzgeschichtenreihe "Mein kleiner Garten" - bitte zuerst Teil 1 lesen (siehe unten).
Es ist Winter geworden. Ich habe es mir auf meiner gepolsterten Couch am Kamin gemütlich gemacht und schaue durch die geschlossene Terrassentür auf meinen kleinen Garten hinaus. Eine Schneedecke, welche den Frühling mit seiner bunten Blütenpracht unter sich bettet, hat sich über den Rasen gelegt. Die kahlen Bäume hüllen sich in friedvolles Schweigen. Nur die Rufe der Krähen unterbrechen von Zeit zu Zeit den tiefen Schlummer der träumenden Welt um mich herum.
Die im Kaminfeuer prasselnden Holzscheite rufen mit ihrem wohligen Klang Erinnerungen an frühere Zeiten in mir wach, ebenso wie die bunt karierte Decke auf meinen Knien, die meine Großmutter einst für mich gestrickt hat. Der Tag, an dem sie mir die Wolldecke als Geschenk an Heiligabend überreichte, liegt so lange zurück, dass es sich für mich in diesem Moment wie das Ereignis aus einem früheren Leben anfühlt. Inzwischen weilt meine Großmutter nicht mehr unter uns, zumindest nicht körperlich. Doch ich spüre deutlich, wie ein Teil ihrer Seele in genau diesem Augenblick neben mir auf der Couch Platz genommen hat und mir zulächelt.