So schonungslos ehrlich und offen, deine Geschichte. Knallhart und ohne Rücksicht auf Verluste, das wahre Leben verquickt mit zeitlosen Gedanken.
Wirklich schön - und gerne würde ich hier statt "schön" ein Fremdwort aus deinem Sprachsetz setzen, doch mir fällt keines ein. Diese Fremdwörter, sie heben die Geschichte ein wenig hinaus aus dem Alltäglichen, verleihen ihr einen Hauch Exzentrität, die das Kunstwerk dem eigenen Leben... mehr anzeigen
So schonungslos ehrlich und offen, deine Geschichte. Knallhart und ohne Rücksicht auf Verluste, das wahre Leben verquickt mit zeitlosen Gedanken.
Wirklich schön - und gerne würde ich hier statt "schön" ein Fremdwort aus deinem Sprachsetz setzen, doch mir fällt keines ein. Diese Fremdwörter, sie heben die Geschichte ein wenig hinaus aus dem Alltäglichen, verleihen ihr einen Hauch Exzentrität, die das Kunstwerk dem eigenen Leben entziehen.
Ja, ein Kunstwerk. For meinem inneren Auge lief ein grobkörniger Schwarz-weiß-Film ab, mit knisternden Hintergrundgeräuschen. Das hier ist in Worte gefasster Film, der seinerseits den Gedanken Bild gibt.
Und ja, dem Leben entzogen, obwohl du über das Leben berichtest. Es wirkt surreal, und dennoch vertraut. Wahrscheinlich kann man die Geschichte nur so ertragen. Man wird daran gehindert, sich mit dem Protagonisten auf eine Stufe zu stellen, ist mehr Zuschauer, doch fühlt mit.
Allein schon die Satzgestaltung gefällt mir. Diese vielen Nebensätze, die das Banale ringsherum erklären, als wäre es wichtig, kurz aufblitzen und wieder verschwinden. Und später dann, wenn sich die Geschichte dem Ende neigt, merkt man: sie sind wichtig. Anektdoten zur Zeit und zur Vergänglichkeit, die diesem Gespenst ein Bild verleihen, aber doch so fern wirken.
Das Beispiel dann vor der eigenen Haustür, nicht von weit her, sondern zum Anfassen, echt. Wie soll man reagieren in einem solchen Moment? Kann man reagieren? Mein Opa hatte Krebs, und ich habe es bis heute nicht verstanden. Eine Krankheit, die man nicht sieht, die nur in ihren Effekten sichtbar wird, über die man kaum etwas weiß, außer, dass sie zum Ende führt. Sein Vater hat noch etwas Zeit, aber die Tage sind gezählt. Wie klein ist da der Schritt zu einem selbst? Auch unsere Tage sind gezählt, auch die unserer Kinder und Kindeskinder.
Hoffnung gibst du in deiner Geschichte wenig, alles ist grau und zergeht. Doch gibt es da diesen Anreiz, doch weiter zu machen, nicht zu verzweifeln. Dafür sorgen, dass es allen gut geht, dass die Welt nicht ganz so grau erscheint, dass die eigenen Kinder lachen und mit ihrem Vater auf eine Kirmes gehen. Du endest in einer Schwebe, die getragen wird vom Leid und der doch die keimende Hoffnung entgegenschlägt, ganz leise. Ab dort muss der Leser selbst entscheiden, und dies wird er tun, da bin ich mir sicher.
Eine Geschichte, die ich wirklich gerne gelesen habe, die ich auch - und das ist selten - nochmals lesen würde, in einem Jahr, in zehn Jahren, in hundert. Wie würde ich darauf reagieren, was hätte mein Leben ergeben? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe, es wissen zu können.
Erstklassig, du anonymer Autor, das Herz ist verdient.
Beste Grüße,
Styx