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Tut mir Leid, aber für mich ist er kein Aussteiger. Er steht zu seiner Ideologie unde würde sofort wieder auf den Dampfer aufspringen, wenn sich die Chance ergeben würde.

Im übrigen finde ich, dass die Autoren nicht kritisch genug waren, sie also genau das getan haben, was sie im Vorwort nicht gut fanden. Den letzten Gedanken unkommentiert stehen zu lassen, finde ich auch problematisch.

dieser Zufalls - Aussteiger da. Einer, so scheint es mir, der gerne wieder auf den braunen Zug aufspringen würde, wenn der Fahrt aufgenommen hat. Trotz all seiner Beteuerungen. Wer diesen Menschenfeindlichen Mist so tief geschluckt hat, wird ihn nicht so schnell wieder ausspucken.

Ein dickes Kompliment an die Fragensteller. Bei diesen Antworten einen kühlen Kopf behalten zu können ist eine wahrlich reife Leistung.

Gerade durch die Objektivität der Darstellung wirkt dieses Interview erschütternd. Am meisten blieb mir die Aussage in Erinnerung, dass, wenn der Mann, der ihm als Kind geholfen hatte, ein Linker gewesen wäre, der Junge eben in der linken Szene gelandet wäre.
Ideologien sind austauschbar. Rechtfertigen lässt sich alles. Danke für diesen Einblick.

LG Melpomene

Eine Herausforderung. Ein notwendiges Buch.

Signe Winter und Paul Gebhardt demonstrieren uns mustergültig wie ein Interview sein soll; die Interviewer halten ihre Meinung zurück, sie kommentieren nicht, sind Impuls- und Stichwortgeber. Der Interviewte kann ausführlich seine Auffassung darlegen, bis an die Grenze des Erträglichen.
Bei dem Interviewten bleibt bis zuletzt offen, ob er ein echter Aussteiger aus Einsicht ist, zumal er sagt „ausgestiegen bin ich nicht wirklich“. Das legt die Schlussfolgerung nahe, dass er jederzeit wieder als Neonazi aktiv werden kann, er schläft derzeit nur ein bisschen. Welche Zeitbomben lauern da!?
Die Gefahr, in der Verkleidung eines Interviews käme der Wolf im Schafspelz daher, es werde die krude Ideologie der Nazis dargeboten, haben Signe Winter und Paul Gebhardt selbst erkannt. In einem Vorwort erklären sie ihr Vorgehen. Dennoch bleiben Zweifel, ist die Frage offen. Gerade das macht das Buch so wichtig.
Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, dass zwei Interviewer Urteile abgeben; wir dürfen uns nicht beruhigt zurücklehnen, weil ein paar aufrechte Demokraten eine Gegendemonstration organisieren. Jeder Bürger muss sich immer wieder mit der braunen Scheiße auseinandersetzen. Mit dem völkischen Schwachsinn („ursprüngliches Volk“), dem Erzübel des Rassismus („es gibt nur noch die weiße Rasse“), der idiotischen Gedankenschwurbelei um den Holocaust, mit welchen Methoden die Juden kostengünstiger und rationeller hätten ausgemerzt werden können.
Eine unerquickliche Lektüre, um es sehr milde zu sagen, eine notwendige Lektüre.
Signe Winter und Paul Gebhardt kommt das Verdienst zu, auf einer Plattform, auf der weithin nur flaches Schulhofgedöns ausgebreitet wird, ein ernsthaftes Buch zu einem ernsten Thema veröffentlicht zu haben.

Josef

vielleicht eher darüber, dass eine wahrlich menschenfeindliche und absolut intolerante Haltung, die das Heute und das Gestern nicht zu verstehen vermag, sich hartnäckig hält und sich zu verbreiten scheint.
Neonazis gibt es bereits in vielen Ländern und sie operieren offen, nehmen die Demokratie beim Wort, lassen ihre Aktivitäten durch sie finanzieren, lassen sich schützen und sind sehr präsent, wie es scheint allüberall, insbesondere dort, wo es "anfällige" Menschen gibt.

Menschen, die um ihre Existenz bangen, die für sich wenig Chancen sehen, deren Bildungsstand eher einfach gestrickt ist, sie sind willfähiges Klientel.
Neonazis nutzen die Kompetenzarmut der Politik, sie profitieren von der UNGLAUBWÜRDIGKEIT KORRUPTER POLITIKER.
Die Neonazi-Szene besteht nicht nur aus dumpfbackigen Glatzen. Da ziehen Leute an den Fäden und manipulieren gnadenlos die Gunst der Stunde ausnutzend.
Das Schlimme, es beunruhigt mich sehr, man will ihnen angeblich ans Leder aber man redet nur und untersucht akribisch alles Mögliche, doch nichts reicht, sie ins Abseits zu drängen. Geheimdienste, Verfassungsschützer, keiner bringt sie zur Strecke. Man spricht von Pannen, Pleiten, Chaos in den Ämtern, doch ich kann das alles nicht mehr glauben. Scheinbar m ö c h t e man der Nazipartei nicht all zu wehe tun in unserer heiligen Demokratie. Das ist eine andere Dimension.
Den Neonazianhängern kann nur die Basis entzogen werden, wenn die Politik nach sozialer Gerechtigkeit streben und Bildungschancen bieten würde.
Die Gefahr wird unterschätzt, die eine solche Ideologie in sich trägt. Dabei müsste man es doch wissen.

Das Interview ist mit guten Fragen professionell geführt worden.
Meinen Respekt dafür!

Die Antworten sprechen für sich.
Die Dummheit der Menschen ist ein Fass ohne Boden und ihre Gefährlichkeit ist hinlänglich bekannt.

Helga

diese Gedanken eines "Aussteigers" zu lesen, eines "Aussteigers durch Zufall". Er hat sich nicht wirklich mit den Inhalten der Nazi-Ideologie auseinandergesetzt und bleibt im Naiv-Gefährlichen stecken. Warum?
1.) Seine Wahrnehmung der Realität, der Welt, der wirtschaftlichen Grundlagen ist pathologisch eingeschränkt. Bei diesem "Aussteiger" genügt ein Funke, und er ist wieder mitten drin.
2.) Er ist seinen Motiven nicht wirklich auf den Grund gegangen, ausser vielleicht einem: Machtausübung.
Dank an die Autoren, dass sie uns haben teilnehmen lassen an ihrem mutigen Projekt, dem Phänomen des Nationalismus in Deutschland auf den Grund zu gehen. Obwohl ich mich umfassend zu informieren suche, habe ich noch nie ein so "nahes" - und damit nahegehendes - Gespräch mit einem Neonazi gelesen.
Cecilia

Magen zu lesen - ist eine echte Herausforderung - mit ist übel...

Und ich muss gestehen - ich hätte das Interview so klar und zielgerichtet nicht führen können und wäre wohl heulend zusammen gebrochen. Umso mehr bewundere ich Euch dafür... Gitta

das, wie ich finde, sehr sachlich mit gut durchdachten und treffend formulierten Fragen geführt wurde... Hut ab, euch beiden... bin beeindruckt...
... weniger beeindruckt bin ich allerdings von dem Inhalt der Antworten, doch trotzdem von der Tatsache, dass der Interviewte sich diesem Gespäch gestellt hat.

Starke Sache...da muss man erst einmal drauf kommen.

Liebe GRüße
Susy