Vorwort
Dieses Interview ist kein fiktives Interview. Die Autoren haben das vorliegende Interview mit einem real existierenden jungen Mann geführt, der der Neonazi-Szene bzw. einer Kameradschaft angehörte. Auf Wunsch bleibt sein Name ungenannt; jedoch gab er uns die Erlaubnis seine Antworten zu veröffentlichen.
Ausgangspunkt dieser Idee war ein Fernsehbericht der Moderatorin Mo Asumang, die den Hass der Neonazis am eigenen Leibe spürte, in dem sie nicht nur durch die Neonazi-Band „White Aryan Rebels“ mit der Zeile „Die Kugel ist für dich, Mo Asumang“ verunglimpft, sondern auch tätlich angegriffen wurde. Daraufhin ging Mo Asumang in die Offensive und recherchierte in der Nazi-Szene, um heraus zu bekommen „wie ein Nazi tickt.“
Dieser Schritt war mutig und diente sicherlich auch der Verarbeitung eigener Erfahrung mit Gewalt durch den Hass der Neonazis und der damit einhergehenden Angst.
Auffällig in der Reportage war jedoch, dass Mo Asumang Klischees und Stereotypen benutzte und die interviewten Neonazis (auch nur) in diesem Rahmen dargestellte. Vor allem in ihrem Interview mit dem damaligen Hamburger NPD-Chef Jürgen Rieger fiel den Autoren auf, dass Mo Asumang Jürgen Rieger ständig das Wort abschnitt und die, aus Sicht der Autoren, entscheidenden Fragen nicht stellte. So sprach Herr Rieger z.B. im Interview von Germanen als „Vorfahren“ der deutschen Rasse, ohne dass Frau Asumang an dieser Stelle nachhakte, welchen der germanischen Stämme Herr Rieger denn meinen könne.
Damit reihte sich diese Reportage in die emotional geführten Debatten um Neonazis ein, die jedoch, nach Ansicht der Autoren, nicht zielführend sind. Denn was nützt es, den scheinbar sachlichen Argumenten der Neonazis und ihren Behauptungen emotional zu begegnen?!
Das vorliegende Interview stellt keine Verherrlichung der Ideologie der Neonazis dar, sondern möchte einen Einblick in die Gedankenwelt eines Jugendlichen geben, der der Neonazi-Szene angehörte. Ob die gegebenen Antworten exemplarisch für ALLE Neonazis stehen, können die Autoren nicht sagen.
Signe Winter
Paul Gebhardt
Oktober 2012
Interview mit einem Neonazi
Frage:
Du bist 45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geboren. Du bist quasi ein Nach-Wende-Kind, hast keine der deutschen Diktaturen erleben müssen, bist in demokratischen Verhältnissen der Bundesrepublik groß geworden. Darüber hinaus hast du ein größeres geschichtliches Wissen als mancher deiner Gleichaltrigen. Woher kam deine Affinität zur Neonazi-Szene?
Antwort:
Hauptsächlich, weil ich meine ersten guten Jugenderfahrungen in Kameradschaften gemacht habe. Zudem ist Fremdenhass ein großes Thema in meiner Generation, auch wenn viele das nicht glauben. Schließlich kann ich nur drei Ausländer benennen, mit denen ich zur Schule ging, ich habe also kaum Erfahrungen mit ihnen.
Auch spielt meine Erziehung eine Rolle. Zwar bemühten sich stets alle Erwachsenen meines Umfeldes um Toleranzvermittlung, doch blieben Juden- und Ausländerwitze an der Tagesordnung.
Schließlich bemühten sich damals die meisten Ausländer, die ich traf, um Isolation, Gruppenbildung und Dominanz, als Beispiel die Schlägertrupps der Türken.
Spätestens die steten Erinnerungen älterer Ausländergenerationen an die Verbrechen des Dritten Reiches ruft, nach einer Verärgerung, ein Solidaritätsgefühl für die Menschen von damals hervor.
Frage:
Jugenderfahrungen in Kameradschaften? Klar werben die Neonazis mit CDs und Informationsmaterialien auf Schulhöfen. Dennoch stelle ich mir Kameradschaften eher als eine geschlossene Gesellschaft vor, in die nicht jeder so ohne weiteres hineinkommt. Wie alt warst du bei deinem ersten Kontakt und wie kam er zustande? Wie muss ich mir die, sagt man, Mitgliedschaft? vorstellen?
Antwort:
Kameradschaften sind geschlossene Gesellschaften, die sich, so wie ich sie erlebt habe, meist aus alten Freundeskreisen zusammensetzen und recht selten jemand Neues aufnehmen.
So hatte ich meinen ersten Kontakt über einen entfernten Bekannten, der auf mich aufgepasst hatte, als ich ein kleiner Junge war, und mich aus einer gefährlichen Situation mit ein paar jungen Russen herausgeholt hatte. Es war auf einem Dorffest. Das Gefühl von Dankbarkeit und Schutz brachte mich näher in Kontakt zu ihm - ich schätze, ich war zu diesem Zeitpunkt zwölf oder 13 Jahre alt.
Die Mitgliedschaft stellt sich als ein Zusammenleben über die größte Zeit des Tages dar. Die Ideologie wird subtil, beinahe am Rande vermittelt. Man hilft sich, macht Ausflüge und schweißt sich mithilfe von seltenen, aber regelmäßigen, politischen Aktionen zusammen. Man ist nicht einfach nur Mitglied, sondern Teil einer großen Familie.
Frage:
Wenn der Mann, der dich aus der gefährlichen Situation herausgeholt hatte, ein Linker gewesen wäre …?
Antwort:
Dann wäre ich ein Linker geworden.
Frage:
Welche Voraussetzungen braucht es, aus deiner Sicht, um sich den Neonazis oder Kameraden anzuschließen? Der jeweilige Bildungsstand des Jugendlichen oder sein gesellschaftlicher Status, wie oft angenom-
men, scheint dafür weniger wichtig zu sein. Was hast du gesucht und hattest du es gefunden?
Antwort:
Das kann man nicht mehr genau definieren. Früher war es meist die ungebildete männliche Dorfjugend, deren innerstes Bedürfnis nach Anerkennung und Zugehörigkeit befriedigt wurde, doch habe ich später auch Studenten/innen und andere Intellektuelle kennen gelernt, die glaubten, mit Hilfe dieser Ideologie etwas erreichen zu können.
Der gesellschaftliche Status ist meist unerheblich, ebenso der Bildungsstand. Beides erleichtert einen Eintritt, verursacht ihn aber nicht. Es sind die sozialen Umstände, die meist der Auslöser sind. Gerade die Neonazis des Westens kommen häufig aus „gutem Hause“, werden allerdings von ihren ausländischen Mitbürgern gepeinigt und schließen sich dann den verschiedenen fremdenfeindlichen Gruppierungen an, um Schutz zu finden.
Ich suchte einen Familienersatz und Anerkennung durch Macht. Beides bekam ich in vollem Maße und erinnere mich noch heute gern an diese Zeit zurück, auch wenn ich die Fehler erkenne.
Frage:
Ich denke, du wähltest bewusst das Wort *gepeinigt*. Was genau meinst du damit? Magst du ein Beispiel nennen?
Antwort:
Es sind nicht nur Prügel, die die Opfer zu erleiden hatten. Sie wurden in Mülltonnen gesteckt oder auch während der Unterrichtszeit gemobbt. Am bekanntesten ist wohl der Begriff *abgezogen werden*.
Frage:
Sprache ist Ausdruck unseres Denkens. Du selbst sprichst von *subtiler Ideologie*. Hat sich dein alltäglicher Sprachgebrauch durch die Kameradschaft verändert? Oder hast du „zwei“ Alltagssprachen verwendet?
Antwort:
Die Kameradschaften, mit denen ich zu tun hatte, achteten stets darauf „sauberes Deutsch“ zu sprechen. Beispielsweise unterrichteten wir uns gegenseitig in Rechtschreibung, im Vorlesen und vermieden bewusst Fäkalsprache und unbeendete Sätze.
„Zwei“ Alltagssprachen gab es nicht. Genauso wie in unsere Gedanken, schlich sich die Ideologie auch in unseren Sprachgebrauch.
Frage:
Erkennt man einen Neonazi an seinem „sauberen Deutsch“? Ich persönlich habe peinliche Auftritte von z.B. NPD-Größen gesehen, bei denen diese Funktionäre sich nicht gerade mit einem guten Ausdruck hervortaten.
Antwort:
Nun als erstes sollte man die Kameradschaften von der NPD differen-
zieren, auch wenn sie eng miteinander verflochten sind.
Nein, einen Neonazi erkennt man nicht mehr an seinem „sauberen Deutsch“. Die Zeiten sind lang vorbei, da sich die Neonazis konform kleideten und ihrer Ideologie mit Leib und Seele folgten. Heute sehe ich braungebrannte Männer in weiten Klamotten, die eher dem Hip-Hop-Stil zuzuordnen wären, wenn nicht in kaum lesbarer Schrift eine Nazimarke zu erkennen wäre. Die Sprache ist in den meisten Fällen ein überflüssiges Detail geworden.
Frage:
Die Verflechtungen der Neonazis sind für den Laien oft undurchschau-
bar. Die NPD finanziert die Kameradschaften und umgekehrt. Wo siehst du die Differenzierung?
Antwort:
Die Kameradschaften sind wesentlich radikaler und leidenschaftlicher, was die Ideologie betrifft.
Ein Mitglied der NPD sieht sich als Teil einer höheren Sache. Ein Mitglied einer Kameradschaft sieht die höhere Sache als Teil seiner selbst.
Frage:
Radikaler und leidenschaftlicher … Du sprachst von „politischen Aktionen“. Wie sahen die aus? Und wie weit wärst du gegangen? Bist du mitgelaufen oder hattest du aktiven Anteil? Wäre Mord oder Totschlag eines „Feindes“ für dich in Frage gekommen? Hattest du dir darüber Gedanken gemacht?
Antwort:
Beispielsweise Demonstrationen, oder wir fanden uns an einem bestimmten Abend zusammen, putschten uns gegenseitig mit Propagandaliedern auf und zogen dann gezielt los, um Ausländer oder Linke zu verdreschen.
Teilweise suchte ich aktiv Ziele aus - hat ja ein großes Gefühl von Macht, wenn man seine Kameraden in die „Schlacht“ führt.
Ich habe mir nur einmal Gedanken um Totschlag bzw. Mord gemacht, als ich in Rage geriet und nicht aufhören konnte zuzutreten. Am Ende dieses Rausches war ich froh, dass das Opfer überlebt hatte.
Frage:
Du sagst „Opfer“. Hattest du damals ein Mitgefühl oder hast du es jetzt? Im Übrigen … Was erreicht man, wenn man auf Andere eindrischt? Ist es nicht sinnvoller, sie von seinen Ideen zu überzeugen? Oder ging es um das Schüren von Angst und um Präsenz?
Antwort:
Ich hatte kein Mitgefühl, ich war froh dass er nicht gestorben war; ein Mörder wollte ich nicht sein.
Einen „Untermenschen“ oder „'ne Zecke“, einen erklärten Feind, von meinen Ideen überzeugen? Das stand keineswegs zur Debatte, ob sinnvoll oder nicht.
Um ehrlich zu sein: auch heute habe ich noch kein Mitgefühl mit dem Opfer, aber das liegt am Opfer selbst. Es war einer der wenigen, ausgeglichenen Kämpfe und ich hatte genug Prügel eingesteckt, um zu wissen, dass mein Sieg eher ein Glücksfall war. Ich denke, hätte ich verloren, dann hätte ich ähnlich schwere Verletzungen erlitten.
Frage:
In geschlossenen Gesellschaften, egal welcher Art, gibt es Ehren- bzw. Verhaltenskodizes. Gibt es so etwas auch in den Kameradschaften und welchen Inhalts sind sie? Hattet ihr Schulungen diesbezüglich?
Antwort:
Innerhalb der Kameradschaft gab es das ungeschriebene Gesetz beispielsweise die deutsche Sprache korrekt zu verwenden, für die Familie eines Kameraden und den Kameraden selbst stets da zu sein. Auch saubere und korrekte Kleidung waren wichtig.
Außerhalb der Kameradschaft galt dies ebenso, und zu Demonstrationen oder Trauermärschen wurde einem gesagt, was man zu tun oder zu lassen hatte.
Frage:
Was hatte man denn zu tun und zu lassen? Und was passierte, wenn man sich nicht daran hielt?
Antwort:
Beispielsweise gab es bei Trauermärschen Sprechverbot, eine einheitliche Kleiderordnung und dass man sich gegenüber den, wohlgemerkt deutschen, Einwohnern höflich zu verhalten hatte etc.
Ich habe es nie erlebt oder davon gehört, dass sich jemand nicht an die Regeln hielt. Im Allgemeinen freuten wir uns auf solche Veranstal-
tungen, eine Pflichtübung war es nie.
Frage:
Du warst bei Trauermärschen dabei? Ich gehe davon aus, dass es sich um angemeldete Demonstrationen handelte? Wie verhielten sich die Polizei und die Einwohner? Hattet ihr Informationen über den Verlauf der Gegendemonstrationen?
Antwort:
Ich war bei einem Trauermarsch in Wunsiedel dabei, die Polizei verhielt sich zurückhaltend, die Dorfbewohner von skeptisch bis sympathisierend.
Wir hatten keine speziellen Informationen über Gegendemonstrationen, wir rechneten einfach damit. Zu dieser Zeit waren die Gegenrufe eher mau.
Frage:
Während deiner Zeit als Neonazi hast du dich auch schon mit der Geschichte des Dritten Reiches und mit dem Holocaust beschäftigt. Viele Neonazis behaupten, es hätte kein Holocaust stattgefunden. Wie ist deine Position dazu? Warst du jemals in einem der KZs?
Antwort:
Die Geschichte des Dritten Reiches war auch schon zu der Zeit eines meiner liebsten Themen und wurde oft und sachlich diskutiert in der Kameradschaft.
Der Holocaust war eines der heißesten Themen an solchen Abenden. Jeder, der behauptet, es hätte den Holocaust nicht gegeben, verleugnet in meinen Augen seine Identität als Nationalsozialist.
Wir einigten uns damals alle darauf, dass der Holocaust in seinem Ausmaß überflüssig war, und man dieses Problem viel schneller und ökonomischer hätte lösen können. Mit Stolz erfüllte er uns auch nicht, aber alles hat eben seine Schattenseiten.
In einem KZ war ich nie.
Frage:
??? Problem? Schneller und ökonomischer? Ist das dein Ernst bzw. war DAS deine Überzeugung? Es sind Millionen von Menschen unterschiedlicher Nationalität, Gesinnung und wegen anderer (erdachter) „Gründe“ ermordet worden oder umgekommen? Diese Menschen hatten keinerlei Schuld auf sich geladen. Hältst du DAS für rechtens?
Antwort:
Genau das war meine Überzeugung.
Gerade der Aufwand für die Deportation der Juden und Co. innerhalb Deutschlands war immens zeit- und geldraubend.
Nach meiner damaligen Auffassung hätte man sie entweder im Krieg verheizen, auf der Stelle erschießen oder allesamt ausweisen sollen. So hätte das deutsche Reich eine bessere Chance auf den Sieg gehabt, und um diese Probleme zu beseitigen, wäre im Nachherein noch genug Zeit geblieben.
Der Hauptgrund, die deutschen Verbrecher herausgenommen, warum sie sterben mussten, war nicht „erdacht“. Sie waren eben keine Deutschen, es blieb eine unabwendbare Schuld, der Herrenrasse ihren Lebensraum streitig zu machen. Allein das genügte schon.
Für rechtens halte ich es heute nicht mehr.
Frage:
Die Juden auszuweisen, und zwar allesamt, nämlich nach Madagaskar – diese Idee war noch vor der Wansee-Konferenz, auf der dann die *Endlösung* Gestalt annahm, eine der ersten Lösungsansätze. Auch diese Lösung hätte immens viel Geld gekostet. Darüber hinaus hätte es das „Problem“ ja nicht gelöst, sondern nur in die Zukunft geschoben. Denn „heute gehört uns Deutschland, morgen die ganze Welt“. Das ist doch ein Widerspruch schlechthin in der Argumentationskette der Neonazis. Ist dir das nie aufgefallen?
Antwort:
Richtig das Problem wäre in die Zukunft verschoben worden, in der man Zeit und Geld genug gehabt hätte, um es in aller Ruhe zu lösen. Der Krieg war in diesem Moment einfach wichtiger.
Es wäre doch möglich gewesen, sie [die Juden – Anm. der Autoren] politisch so unter Druck zu setzen, dass sie von allein gegangen wären; eine Lösung, die gewiss ein paar Millionen mehr Gegner bedeutet hätte, aber weniger aufwendig. Man hätte sie wenigstens in den Rüstungs-
werken oder sonst wo produktiv arbeiten lassen können, Hunger und Erschöpfung hätten den Rest getan.
Frage:
Deine zweite Alternative nannte sich im Dritten Reich Zwangsarbeit und wurde bei Krupp, Thyssen, IG Farben, den Heinkel-Werken und anderen rüstungswichtigen Betrieben gewinnbringend für diese umgesetzt.
Aber ein anderer Gedanke beschleicht mich. Davon ausgehend, dass Adolf Hitler als Führer bei den Neonazis verehrt wird, bin ich doch erstaunt über die geäußerte Kritik an der Lösung des Problems *Beseitigung von Feinden im Dritten Reich*. Klingt nach einem Misstrauen in die Führungsqualitäten eures Führers, oder?
Antwort:
Adolf Hitler war der Führer, den wir verehrten, doch war er keine Gottheit, die nicht kritisiert werden durfte.
So gab es einige Abende, an denen wir zu dem Schluss kamen, dass Hitler ein grandioser Regent war, sich am Ende aber übernahm und die Regierung versagt hatte. Zwei Dinge bestärkten uns: die Leidenschaft für diese Zeit, aber auch die Fehler, aus denen es zu lernen galt.
Frage:
Hmmm. Themenwechsel. Die Moderatorin Mo Asumang meinte in einem Interview mit Focus-Online, dass man sich um die Neonazis kümmern müsse; dahingehend, dass man Aussteigern hilft. Leider verriet sie in dem Interview nicht, wie sie sich die Hilfe vorstellt. Du bist nicht mehr aktiv in der Neonazi-Szene, du bist quasi ein Aussteiger. Was meinst du zu der Aussage der Moderatorin? Hätte dir „Hilfe“ genutzt, um deine Aktivitäten zu beenden? Warum bist du nicht mehr dabei?
Antwort:
Sicherlich gibt es Aussteiger, die von ihren ehemaligen Kameraden bedroht werden. Diesen kann man helfen, indem man ihnen in Beratungsgesprächen Mut macht und Optionen zur Selbsthilfe aufzeigt. Beispielsweise über die rechtliche Lage und den Umgang mit möglichen Konfrontationen.
Ob Aufklärung und Weiterbildung über den Staat, in dem sie leben, nützlich wären, bezweifle ich.
Ich glaube, am hilfreichsten sind Jugendclubs, in denen jedwede Form von Ideologie und Politik ausgeschlossen sind, ein Rückzugsort für jeden. Ein Ort, wo keine Fragen gestellt werden.
Ich habe keine Hilfe gesucht, daher hätte sie mir auch nichts genutzt. Ausgestiegen bin ich nicht wirklich, wir verloren uns einfach aus den Augen und die Sache verlief im Sande.
Frage:
Die Weltanschauung, die alle Gruppierungen der Neonazi-Szene vertreten, ist nationalistisch und sozialistisch. Das Ziel besteht vor allem darin, die bestehende Gesellschaftsordnung, die Demokratie, abzuschaffen. Wie ist dein Demokratie-Verständnis?
Antwort:
Nun, optimal gesehen: Jedes Land beinhaltet sein ursprüngliches Volk und dieses Volk wählt seinen Herrscher. Dieser Herrscher sorgt für die Sicherheit und das Wohl des Volkes und das Volk für das Wohl und die Sicherheit des Herrschers.
Frage:
Nach deiner Utopie wäre ein Handel mit „Fremden“ ausgeschlossen? Jedes Volk, jeder Staat versorgt sich aus eigenen Ressourcen? Meinst du das so?
Antwort:
Richtig, denn in meiner Utopie wäre es gar nicht notwendig zu Handeln, da Ressourcen überall gleich vertreten wären, unerschöpflich usw.
Frage:
Deutschland verfügt z.B. nicht über Erdgas oder Erdöl; auch nicht über für die Industrie notwendigen Metalle. Die in Deutschland produzierende Industrie ist somit auf den Import solcher Rohstoffe angewiesen; darüber hinaus bedarf es des Exportes der in Deutschland produzierten Güter, da der deutsche Markt nicht diese Mengen benötigt. Der Reichtum Deutschlands hängt im Grunde genommen mit diesen Faktoren zusammen. Deine Utopie ist nicht nur utopisch, sondern geht komplett an der bestehenden, in vielen Jahrhunderten gewachsenen, wirtschaft-
lichen Realität vorbei. Wie sollte dieses Dilemma gelöst werden können?
Antwort:
Gut, hier meine nicht ganz so utopische Utopie: Deutschland beherrscht die Welt oder alle sind Deutsche, es gibt nur noch die weiße Rasse, die ihren Ursprung im deutschen Reich findet.
letztes Wort der Autoren:
Wir schlagen vor, diese, deine Utopien, hier so unkommentiert stehen zu lassen. Mag der Leser selbst entscheiden, was er damit anfängt.
Wir danken dir für deine Antworten und den Einblick, den du uns gewährt hast.
Texte: Signe Winter, Paul Gebhardt
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Tag der Veröffentlichung: 17.10.2012
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