Eine realistische Fiktion
Jetzt also auch noch ein Krieg ums Internet. Nicht um Öl, Religion, Ressourcen, Macht? Doch. In den drei Geschichten, aus denen das Buch besteht, geht es durchaus darum. Das Schlimmste ist jedoch, dass wir, ohne dass es uns so recht bewusst ist, diesem Krieg verdammt nah sind. Im Vorwort heißt es, das es hier nicht um Utopien geht, sondern um Dystopien. Umso beängstigender. Schon bei der 1.... mehr anzeigen
Eine realistische Fiktion
Jetzt also auch noch ein Krieg ums Internet. Nicht um Öl, Religion, Ressourcen, Macht? Doch. In den drei Geschichten, aus denen das Buch besteht, geht es durchaus darum. Das Schlimmste ist jedoch, dass wir, ohne dass es uns so recht bewusst ist, diesem Krieg verdammt nah sind. Im Vorwort heißt es, das es hier nicht um Utopien geht, sondern um Dystopien. Umso beängstigender. Schon bei der 1. Geschichte wird klar, warum.
Terbols Rache handelt von etwas, das uns aktuell betrifft und besorgt: der Klimawandel. Wirbelstürme, Erdbeben, Katastrophen, wir stecken mittendrin. Doch hier wird aus der Perspektive eines außerplanetarischen, hochintelligenten Wesens erzählt, das für diese Katastrophen verantwortlich ist, um sich mit den Bewohnern seines übervölkerten Planeten neuen Lebensraum zu schaffen. Und er hat Zeit, um alles vorzubereiten. Immer wieder heißt es, dass wir Menschen dumm sind, in die Falle gehen, nichts lernen. Auch das kommt uns aus unseren Tagen bekannt vor. Die Idee ist raffiniert verpackt, die Geschichte spannend erzählt. Auch wir gehen einer Überbevölkerung entgegen, die bei der herrschenden Machtgier und bei dem Tempo, mit dem wir Ressourcen vergeuden unseren schönen Planeten kollabieren lassen wird.
Krieg ums Internet ist eine wilde Mischung aus Fantasy, Märchen und SiFi, etwas für Fans der Aktion, Technologie-Freaks und der Generation der Video-Konsolen. Denn so mutet das Ganze an: wie ein aktionsreiches Video-Spiel in literarischer Form. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe von fünf jungen Leuten, die besten Hacker der Welt, die in Lebensgefahr schweben, allen voran Sam mit seinem virtuellen Alias CycloneB (Leser, die mit diesem Namen das schreckliche Zyklon B assoziieren, fragen sich vielleicht, warum ein positiver Held ihn tragen muss). „Die meisten Menschen nutzen die VR, um ihre Wunschvorstellung zu realisieren“, heißt es an einer Stelle. Doch hier dient die Virtuelle Realität dazu, um lebensbedrohliche Probleme – auch in der echten Realität – zu lösen. Man kann sich sogar Jahre in der VR aufhalten, um Kriege zu führen, Imperien aufzubauen oder seine persönlichen Feinde zu bekämpfen. Eine große Bedrohung geht vom Totengräber ColdFlasher aus, ein waschechter Schurke, der sich des Internets bemächtigt. Spinnen wir unsere aktuelle Realität nur ein wenig weiter, so kämen wir wohl genau dorthin, wie es bei O'Finnigan beschrieben wird. Mit Hilfe von „Nanobots“, die Passwörter und streng geheime Codes knacken, erobert jemand (oder eine Gruppe) nach und nach den freien Raum des Internets, um es zu kontrollieren. Das aber bedeutet: unendliche Macht zu haben. Macht über die Technologien, Waffen (einschließlich Atombomben), Ressourcen, Wasserversorgung. Ein düsteres Szenario wird beschrieben.
Es wird ein weites Register an Figuren gezogen: vom germanischen Gott über Märchenfiguren, Fantasy- und Monsterwesen oder SiFi-Helden, es ist alles dabei. Matrix lässt grüßen, immer wieder, was man – wenn man will – mit einem Augenzwinkern lesen kann. Und ColdFlasher hat am Ende für mich etwas vom Antipoden der James Bond-Filme. Doch dies macht die Erzählung umso lebendiger. Manchmal wird der Leser auch etwas strapaziert. Der Text ist ziemlich dialog-lastig, die Sprache technisch und oft voller Abkürzungen, die verwirren können. Man wünschte sich manchmal etwas mehr Beschreibung, mehr Atmosphäre zwischen den Dialogen. Denn was im Kino gut funktioniert, muss nicht unbedingt im Text funktionieren. Doch das ist selbstverständlich Geschmacksache.
Für mich persönlich herausragend ist die letzte Geschichte „Nur der Tod macht frei“, die berechtigterweise den Schreibwettberb der Computerzeitschrift c't gewann. Der Wunsch eines Menschen, zu verschwinden in einer Welt, in der alles – sogar die Gedanken – komplett unter Kontrolle stehen. Der Protagonist bespricht mit einer Angestellten einer Versicherung die Art „seines Todes“. Dabei glaubt der Leser zunächst tatsächlich, dass der Mann sterben will, was zu witzigen und absurden Situationen führt. Wunderbar ironisch erzählt. Mehr davon!
Alles in allem ein interessantes und spannendes Buch, das uns angesichts der technologischen Entwicklung beunruhigen kann, aber unbedingt aufrütteln und uns zum Handeln bringen sollte. Man kann nur hoffen, dass der Autor seinen Roman 2015 herausbringt.
©copyright by D. Gerlach, 2014
Liebe Daniela, herzlichen Dank für Deine ausführliche Rezension. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Leider habe ich das jetzt erst gesehen. Ich muss echt öfter mal bei Bookrix vorbeischauen!
Dein Feedback nach mehr Beschreibung und Atmosphäre ist angekommen und durchaus... mehr anzeigen
Liebe Daniela, herzlichen Dank für Deine ausführliche Rezension. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Leider habe ich das jetzt erst gesehen. Ich muss echt öfter mal bei Bookrix vorbeischauen!
Dein Feedback nach mehr Beschreibung und Atmosphäre ist angekommen und durchaus berechtigt. Ich arbeite daran und ich hoffe, dass es in meinen zukünftigen Werken auch sichtbar wird.
Schön. Ich bin jedenfalls schon gespannt auf das "fertige" Buch.
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