Eine Geschichte über einen Helden, wie es schon viele gibt? Ganz genau. Die Handlung ist nicht neu, Überraschungen gibt es kaum, dafür jedoch auch keine Schwächen. Wir begleiten den Held durch sein Leben, beinahe linear und zielgerichtet. Deswegen nun lohnt es sich nicht, die Geschichte zu lesen, auch wenn erfreulicherweise kein Element der geschlechtlichen Liebe auftaucht.
Wohl aber lohnt sich die Lektüre wegen der... mehr anzeigen
Eine Geschichte über einen Helden, wie es schon viele gibt? Ganz genau. Die Handlung ist nicht neu, Überraschungen gibt es kaum, dafür jedoch auch keine Schwächen. Wir begleiten den Held durch sein Leben, beinahe linear und zielgerichtet. Deswegen nun lohnt es sich nicht, die Geschichte zu lesen, auch wenn erfreulicherweise kein Element der geschlechtlichen Liebe auftaucht.
Wohl aber lohnt sich die Lektüre wegen der Umsetzung. Der Autor verlegt sich nicht darauf, jede Station im Leben des Helden nachzuerzählen, nein. Er ist sich bewusst, dass man all dies schon gehört hat und greift nur markante Wegpunkte heraus, die genügen, um sich den Rest zusammenzureimen. Wir erfahren, woher der Held stammt, sehen Teile seiner Kindheit, seinen Auszug in die Welt, Heldentat und Niedergang. Dabei ist zu beobachten, dass er sich immer bewusster wird, was er leisten wird, und dass auch die Welt irgendwann erkennt: Dies ist nicht nur einer unter vielen - dieser hier ist besonders.
Dabei verlegt er sich jedoch nicht auf eine bloße Schilderung, sondern breitet individuelle Szenen aus, die auf das Nötigste reduziert sind, jedoch an Sprachwitz nichs eingebüßt haben. Besonders schön anzusehen ist, wie distanziert sich der Erzähler dem Geschehen über gibt. Wir erinnern uns: Solche Geschichten gibt es überall, eine übertriebene Bindung zu gerade diesem Helden wäre nicht gerechtfertigt.
Garniert wird das Werk durch kurze Einsprengsel, jeweils ein- und ausgeleitet durch ein simples "Tic.", die sich philosopisch mit der Zeit beschäftigen und als elegante Lückenfüller zwischen den einzelnen Szenen fungieren. Dabei spricht der Erzähler den Leser direkt an, und zwar - man mag es kaum glauben - noch kondensierter als im handlungstragenden Teil.
Allen Liebhabern von Kurzgeschichten, die sich ihres Genres bewusst sind, sei dieser Text ans Herz gelegt. Von Helden haben wir schon oft gehört, jedoch nicht auf solch eine Weise.
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Und nun möchte ich direkt den Autoren ansprechen:
Erstklassige Arbeit, ich habe mich beim Lesen gut unterhalten. Aber ohne Meckerei kann und will ich nicht leben, also müssen wir da jetzt durch.
Zuerst einmal und am wichtigsten: Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, solch eine abgefuckte Schriftart zu wählen?? Hätte ich mir dein Buch nicht ausgesucht, um es ernsthaft zu kommentieren, hätte ich es nach der ersten Seite wieder zugeschlagen. ALLES IN GROßBUCHSTABEN (außer zum Glück das ß), DASS WILL DOCH NIEMAND LESEN! Das tut den Augen weh, ernsthaft, und vermindert das Lesevergnügen erheblich.
Dann schauen wir mal, was ich noch so notiert habe. Am Anfang hast du dich kurz in der Zeitform geirrt: Auf einemal "fielen" die Schneeflocken vom Himmel, obwohl sie doch "fallen" müssten.
Dann haben wir da eine Szene ... "Immer wieder schaut er zu dem Kleinkind hinunter [...] Als ob er wüsste, was die Zukunft für ihn bereit hält." Schaut man denn nur zu seinem Ziehsohn hinab, wenn man weiß, was auf ihn zukommt? (Zumal er ja sogar weiß, was auf ihn zukommt, wenn er dem Zettel glauben kann.) Da fehlt mir eine Information, w i e er zu dem Jungen schaut.
"Sehen wir einen Jahrmarkt." - Das ist mir persönlich ein wenig zu kunstvoll formuliert. Ein normaler Satz wäre mir lieber gewesen.
"Er ist enschlossen. Auch wenn er es nicht weiß." - Wie kann man sowas nicht wissen? Das finde ich arg merkwürdig.
"Zeit vergeht. Diesmal in die andere Richtung.", schriebst du, und kurz danach: "Sehen wir, was vor ein paar Wochen geschah." Da hast du die Information, nach hinten zu schauen, doppelt eingestreut. Ich würde den zweiten Teil einfach streichen.
Aber dieses plötzliche "Diesmal in die andere Richtung" fand ich persönlich sehr schön. Wieso soll auch die Zeit nur nach vorne vergehen? Gerade in Geschichten ist man ja frei. Allgemein sind diese Einsprengsel wunderbar. Das hab ich zwar oben schon geschrieben, aber ich möchte es gerne nochmals betonen.
Genau wie der Kunstgriff, in jeder Szene wieder mit einem unbestimmenten "ein Junge" oder ähnlichem anzufangen, sodass klar war: Dies könnte irgendwer sein. Oft ist es ein großer Kritikpunkt an Geschichten, dass gerade die Hauptperson das Glück hat und die tollsten Abenteuer erlebt, während tausend andere sang- und klanglos untergehen. Du nun hast die Möglichkeit offen gelassen, dass es stets ein neuer Jüngling sein könnte, den wir uns da betrachten, und erst, als er beim König war und klar war: "Ja, das ist wirklich jemand!", bist du dazu übergegangen, ihn mit einem bestimmten Artikel anzukündigen. Diesen Kunstgriff finde ich wahrlich gelungen. (Und ich hoffe, das war auch wirklich so in der Art geplant. ;)
Einen meiner Lieblingssätze habe ich mir noch rausgeschrieben: "Ein Stier senkt auch dann und wann den Kopf." Den lass ich einfach mal unkommentiert.
So, und eh wir zu meiner abschließenden Meckerei über die Rechtschreibung kommen: Wieso wurden seine Zieheltern pünktlich um Mitternacht von einem Drachen gegrillt, und woher wussten sie das? Irgendwie fehlt mir da ein Stückchen Information.
So, und nun noch ein paar kleine Anmerkungen zur Rechtschreibung etc. Die Groß- und Kleinschreibung konnte ich nun nicht beachten, und abgesehen davon haben sich kaum Fehler eingeschlichen, die mir aufgefallen wären.
Häufig hast du zwischen einem Wort und den folgenden "..." kein Leerzeichen gesetzt, obwohl eines hinmüsste - nämlich immer dann, wenn das Wort beendet ist und nicht mittendrin abgebrochen wird.
S.5 Licht scheint auf das... Geschenk.
S.6 Zettel an dem Korb...
S.6 Nach einem "Tic" fehlt der Punkt.
S.7 Als ob...
S.8 Der Kleine hingegen stau[n]t über die merkwürdigen Formen
S.8 und...
S.9 Ein Schatten huscht an ihr vorbei -- an der Sonne? dann vielleicht besser "vor ihr"?
S.9 Dann erstarrt er plötzlich[,] als eine schwere Hand sich auf seine Schulter legt. -- "sich" und "eine schwere Hand" vertauschen
S.10 Winternacht...
S.11 Schon seit Tagen hallt der Ton durch die Gassen -- wie kann ein einzelner Tonnen tagelang hallen? dies ist doch sicherlich immer nur der gleiche Ton, nicht derselbe
S.11 von alle[n] respektiert
S.12 Es [ist] fast wie ein Wunder, nicht?
S.12 und...
S.13 und dann...
S.14 Seit Jahren wagt sich nicht[s] und niemand mehr
S.14 auch...
S.15 Schnell, unaufhaltsam und aus dem Alten -- hier passt die Satzstruktur nicht, da sich "Schnell" und "unaufhaltsam" auf den vorhergehenden Satz beziehen und "aus dem Alten" nicht mehr. ein Gedankenstrich vor "und" könnte das Problem beheben.
S.15 aus dem Mann... der Held.
S.15 seinem... Freund -- sind hier die Punkte überhaupt angebracht? zweifelt er oder ist er erstaunt?
S.15 Der Krieger blickt an der ausge[s]treckten Hand entlang
S.16 als der Freund, der Krieger zum Sarge tritt[,] schwappt
S.16 von...
Insgesamt könntest du auch noch ein wenig an deiner minimalistischen Ausdrucksweise arbeiten. Gerade die Szene mit der Weissagung erschien mir doch ein wenig zu langatmig, jedenfalls verglichen mit dem sonstigen Text.
Aber im Großen und Ganzen bin ich von deinem Text überzeugt und gebe ihm gerne eine Leseempfehlung. Die Welt braucht mehr solche Kurzgeschichten, die nicht bloß lapidar eine Begebenheit erzählen, sondern sich auch was trauen. Wirklich prima!
Beste Grüße
Styx
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