Blaue Reise, blind?

Teil 1: Untote Gothic in der Crew Von:
Blaue Reise, blind?

Mara ist sportlich, attraktiv und unternehmungslustig. Obwohl sie seit sie denken kann blind ist, steht sie selbständig und erfolgreich fest im Leben. Mit Beziehungen hat sie unterschiedlichste Erfahrung gesammelt. Ein Grund ist sicher, dass ihr Männer fast immer zu oberflächlich sind. Ein weiterer Grund ist, dass sie äußerst empfindlich auf Mitleid reagiert. Mara neigt dazu Gefühle, die andere Menschen ihr entgegen bringen, schnell schroff abzuwehren. Freundschaftliches Interesse, spontane Sympathie oder Hilfsbereitschaft interpretiert sie schnell als abwertendes Mitleid. Jeder der Mara kennt, merkt schnell, dass sie es niemals zulassen würde, wenn ihr Umfeld sich anmaßen würde, sie als „Die Blinde“ auf ihr Handycap reduziert wahrzunehmen.

 

Als Mara auf einem Metalkonzert auf die Gothiclesbe Mona trifft, funkt es sofort zwischen den beiden Frauen. Nach einem kurzen heftigen Schlagabtausch, versteht Mona blitzschnell was Mara wirklich fehlt. Keine der beiden starken Frauen ließ sich jemals von Ängsten, deren Ursprung sich oft in unseren verhärteten bürgerlichen Normen finden lassen, infizieren. Die schräge Mona empfindet für Mara schnell mehr, als nur Lust auf prickelnden Sex. Auf den ersten Blick wirkt Mara, mit ihren hellblonden Locken, neben Mona wie ein Engelchen. Aber der Schein trügt.

 

Gelegentlich bricht aus Mara, so unerwartet wie bei einem Vulkanausbruch, auch in aller Öffentlichkeit, eine ihrer provokanten Attacken heraus. Komplexe sind es sicher nicht. Niemand außer Mona scheint den sarkastischen Waffen ihrer Freundin gewachsen zu sein. Diese Ausbrüche treffen das Umfeld der beiden nie ohne Grund. Immer wenn es Mara nötig erscheint, hält sie Intoleranten und Respektlosen, auf ihre sehr spezielle Art, unmissverständlich den Spiegel vor.

 

Mona, deren Aussehen nur optisch ein teuflisches Inneres suggeriert, atmet dann, meist lässig und clever, mit ihrem trockenen ironischen Humor die Spannungen wieder so geschickt weg, dass danach jeder weiß wo er bei den beiden dran ist. Unerwartet feinfühlig und ausgleichend respektiert die äußerlich gruselig Aussehende ihre blinde Freundin einfach so wie sie ist, ohne ihr gegenüber dabei ihren schrägen Humor und ihre Schlagfertigkeit zu verlieren. Mara hat endlich eine Partnerin gefunden mit der sie blind Pferde stehlen gehen kann. Mit Mona hat sich bei ihr dabei noch nie das bittere Gefühl eingestellt, dass sie nur weil sie blind ist, in Watte gepackt, dazu verurteilt ist, nur noch verbannt, aus der sicheren dritten Reihe heraus, im Leben mitmischen zu dürfen.

 

Die ungleichen Freundinnen geraten von einem Abenteuer in das Nächste. Sie vertrauen sich blind. Als Mara erkennt, dass Mona genau spürt, wie gut sie ohne ihre Augen mit ihren anderen Sinnen sehen kann, ist sie zunächst glücklich wie nie zu vor. Aber das Leben auf Augenhöhe fordert auch seinen Preis. Grenzenlose Inklusion ermöglicht fast alles, aber sie schützt nicht, schon gar nicht vor Burnout.

 

Selbstbewusstsein gepaart mit Leichtsinn befeuert gelegentlich sogar die Eifersucht. Eifersucht, die auch Sehende blind macht. Gleiches Recht für alle, gilt auch für Schmerz in allen Facetten. Ob mit oder ohne Beeinträchtigung, spielt dabei, zumindest in diesem, für alle LeserInnen hoffentlich spannenden und trotzdem auch amüsanten (Lehr-) Buch keine Rolle.


Beiträge und Kommentare
Wichtiger Beitrag
Lisa

wow, du bist ja echt krass drauf! Voll cool geschrieben, dein Buch. Klar will ich wissen was weiter abgeht im Hafen. Zu dumm, dass ich nicht auch in Aalen war. Voll der Neid auf Mona! Ich schicke dir auch gleich noch eine Freundschaftsanfrage hinter her.
LG Lisa

1 Kommentar
Mara Metzing

wieso Neid? .... bisschen kurz gedacht, oder? Es gibt ja auch Boote mit mehr als vier Kojen, wenn es nicht gleich zu eng werden soll. In meinem Buch würde ich dich auch gleich gern weiter mitnehmen ...... das hast du ja mit deinem Drabble gerade schon ganz gut vorgemacht..... :).
LG Mara

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