Hallo Xenia,
Dein Text ist zweigeteilt. Im ersten Teil bekomme ich einige Ansichten zum Thema "Beziehungen", wo ich nicht weiß, ob hier die Protagonistin/der Protagonist oder die Autorin spricht.
Insofern war mir auch beim ersten Lesen nicht bewußt, daß die "intensive Beziehung" vor 3 Jahren eben die Beobachtung jener Frau war.
Da ich bei einer Beziehung und sogar einer "intensiven Beziehung" von einer zweiseitigen Interaktion... mehr anzeigen
Hallo Xenia,
Dein Text ist zweigeteilt. Im ersten Teil bekomme ich einige Ansichten zum Thema "Beziehungen", wo ich nicht weiß, ob hier die Protagonistin/der Protagonist oder die Autorin spricht.
Insofern war mir auch beim ersten Lesen nicht bewußt, daß die "intensive Beziehung" vor 3 Jahren eben die Beobachtung jener Frau war.
Da ich bei einer Beziehung und sogar einer "intensiven Beziehung" von einer zweiseitigen Interaktion ausgehe. Insofern war weckte dies natürlich Neugierde, was das für eine Beziehung war, die sowohl intensiv als auch von Nichtbeachtung durch den/die anderen geprägt war.
Ich habe es also als Vorgeschichte gelesen, wonach der/die Protagonistin erst diese schmerzhafte Beziehung hatte, die für sie während der Beziehung intensiv wahrgenommen wurde, aber im Rückblick eben einseitig war.
Und in dieser Verfassung, so dachte ich, läuft der Protagonist dann harmoniesüchtig in diese Bar und findet, wonach er/sie sucht.
Die Beschreibung in der Bar macht neugierig, auf die Frau, mehr aber auf den Protagonisten. Allerdings entwickelt sich diese einseitige Beobachtung nicht weiter. Der Erzähler starrt fast 2 Monate lang und macht sich so einige Gedanken, aber er unternimmt nichts, das ist nicht nachvollziehbar. Möglich ist ja, daß er in seiner Harmoniesucht eben dieses Bild nicht zerstören will, indem er rausfindet, wo sie wohnt, rausfindet, wann sie kommt usw.
Allein das permanente Sitzen ist ja schon eine Steigerung, denn wenn er sie über ca. 6h beobachtet, müssen neue Erkenntnisse hinzukommen. Sie muß ja auch mal auf´s Klo, der Wirt wird mit ihr Kontakt aufnehmen, sie reagiert auf neue Gäste, ja sie muß sich ne neue Zigarette anstecken.
Kurz: Sie muß in diesen 6h mehr machen, als nur harmonisch dazusitzen und zu rauchen. Und diese Facetten mögen dem Protagonisten am Anfang nicht auffallen, aber wenn er sich an diese allgemeinen Eindrücke gewöhnt hat, dann sollte es mehr werden.
Es sei denn:
Es gibt keine Regelmäßigkeit, der Protagonist kann immer nur für eine bestimmte Zeit in dieser Bar sein, weil er so viel zu tun hat.
Alternativ:
Es ist eben nur 1 Nachmittag, dann kommt der Protagonist nicht weiter.
Kurz:
Es ist keine Sache der Dauer, sondern es kann auch die Intensität sein, mit der der Protagonist die Eindrücke aufnimmt.
Die drei Schlußvarianten passen für mich auch nicht, denn so intensiv, wie die Gefühle des Protagonisten geschildert werden "sie war eine Droge".
So etwas gräbt sich ins Gedächtnis ein.
Ich plädiere für das einfache Wegbleiben, denn am Ende spielt sich sowieso im Kopf des Protagonisten ab, d.h. er kann dort auch sämtliche Möglichkeiten durchspielen und wenn die "Sehnsucht" groß ist, kann er auch Nachforschungen anstellen z.B. beim Wirt.
Fazit:
Bzgl. dieser Bar-Erzählung würde ich eine Steigerung der Intensität der Wahrnehmung des Protagonisten erwarten, die einen solch langen Zeitraum rechtfertigt.
Zu den Gedanken ganz am Anfang:
Ich denke, daß die Hoffnung für Menschen sehr wichtig ist. Sie ist der Gegenspieler der Gewöhnung, der Routine. Eine gute Beziehung lebt davon, daß sie sich erneuert, denn der Mensch gewöhnt sich an alles und eine Beziehung entscheidet sich an der Stelle, wie stark die beiden Partner in der Lage sind, diese Beziehung zu nähren.
Hängt natürlich auch von dem Naturell der beiden Partner ab, wie stark sie diese Erneuerung brauchen. Das ist ja unterschiedlich.
Am Ende ist es aber gut, wenn man nicht komplett aus den "Fehlern" der letzten Beziehung lernt, denn in der nächsten könnte ja genau das richtig für die neuen Beziehung sein, was man in der alten "falsch" gemacht hat.
Insofern ist es gut, wenn es keine finale Einsicht gibt, denn das bedeutet, das die Hoffnung eingeht.
Aber wie gesagt, mir ist noch nicht ganz klar, wie die Vorgedanken und die Erzählung zusammenpassen. Vielleicht müssen sie das ja auch nicht, es steht ja unter "Philosophisches"
Grüße
mac
Hi windowtales,
danke, dass Sie mir einen Tipp geben wollen, aber ich empfinde einen komplexen Satzbau als eine Eigenschaft, die den Text aufwertet. Wertvolle Literatur zeichnet sich nicht durch einfache Sätze aus; lesen Sie doch mal Geschichten von Franz Kafka. Dort erstrecken... mehr anzeigen
Hi windowtales,
danke, dass Sie mir einen Tipp geben wollen, aber ich empfinde einen komplexen Satzbau als eine Eigenschaft, die den Text aufwertet. Wertvolle Literatur zeichnet sich nicht durch einfache Sätze aus; lesen Sie doch mal Geschichten von Franz Kafka. Dort erstrecken sich die Sätze teilweise über eine halbe Seite, und es ist ein purer Genuss, sie zu lesen, auch wenn man sie beim ersten Lesen noch nicht vollständig erfassen kann.