Als die beiden Schuhfabriken "volkseigen" wurden
Von: Klaus-Rainer MartinAlfred Mälich (1903 bis 1988) erbte im Jahre 1932, als sein Vater unerwartet starb, im Alter von gerade mal 29 Jahren die beiden Schuhfabriken in Lößnitz und im rund acht Kilometer entfernten Hartenstein im Erzgebirge. Er war schon seit einigen Jahren Mitglied der NSDAP, nahm aber vor der Machtergreifung der Nazis nicht an den üblichen Prügelaktionen gegen Veranstaltungen der SPD oder der KPD teil, sondern spendete der NSDAP hohe Geldbeträge. So fürchtete er sich nach der Kapitulation am 8. Mai 1945, als das Erzgebirge der sowjetischen Besatzungszone zugeordnet wurde und die Kommunisten die Macht übernahmen, sehr vor Racheakten. Er erklärte deshalb in Briefen an die Kreisleitungen in Aue und in Zwickau seine Loyalität und spendete der KPD regelmäßig hohe Geldbeträge. –
Dennoch änderten seine Loyalitätsbekundungen und Spenden an die KPD nichts daran, dass ihm die Kreisleitungen Aue und Zwickau im Mai 1946 mitteilten, er werde enteignet und seine beiden Betriebe werden Volkseigentum. Er müsse sich am Samstag, dem 1. Juni 1946 um 10.00 Uhr in Hartenstein und um 14.00 Uhr in Lößnitz in seinen Büros zur Betriebsübergabe bereithalten.
Doch als es in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni 1946 dunkel geworden war, schlichen sich in Hartenstein Alfred Mälich und drei seiner engsten Mitarbeiter in den Betrieb, räumten alles aus und beluden damit drei Lastwagen und fuhr im Konvoy über Plauen nach Hof in die amerikanische Besatzungszone.