Du sollst nicht lügen

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Du sollst nicht lügen

„Hearst, Burli, geh zuwa, dass di ned der Werkelmann zsammführt!“

Also sprach der Pförtner eines großen Wiener Krankenhauses. Er war gerade dabei, den Schranken vor der Einfahrt zu öffnen. Der „Burli“ war der Franzi Winklbauer, sprich, meine Wenigkeit. (Tatsächlich war an mir nur wenig dran, ausgehungert, wie ich war.) Ich stand mitten auf der Fahrbahn und hielt Ausschau nach meiner Mutter, die nach einer Operation entlassen werden sollte, und behinderte den (ohnehin kaum existierenden) Verkehr. Nur, wieso nannte der Portier einen der seltenen Autofahrer Werkelmann? Das war mir damals und ist mir heute noch ein Rätsel.

Und welche Sensation: Ich durfte einsteigen. Es war die erste Autofahrt meines Lebens.


Beiträge und Kommentare
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philhumor

Konfrontation mit der Lüge. Darf man sie verwenden? Ist man überhaupt in der Lage, zu lügen? Die Wahrheit will verkündet werden. Manche können unglaublich schwer ein Geheimnis bewahren. Lügen wären dann als Wächter des Geheimnisses vonnöten. Gut erzählt.

3 Kommentare
Maria

Die Lüge als *probates Mittel in einer *verrohten Welt, kommt da jemand mit *Du sollst nicht lügen daher?, sorry.

Karl Plepelits

Vielen Dank für die schönen Kommentare und das nicht viel weniger schöne Herzerl!
LG Karl

Maria

Gerne.

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Goldie Geshaar

Gut, dass du Frau Jirka nicht über die (für Mutter wohl peinliche ) Operation anlügen musstest, aber du hattest es durchschaut; Erwachsene drehen sich ihre Regeln und Verbote manchmal so hin, wie es ihnen passt, in diesem Fall die Aufforderung, zu lügen bzw. nicht die Wahrheit zu sagen. Eine toll beschriebene Geschichte. Liebe Grüße

1 Kommentar
Karl Plepelits

Herzlichen Dank, liebe Goldie, für Deinen schönen Kommentar und Dein nicht weniger schöne Herzerl!
LG Karl

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Franck Sezelli

Eine Kindheitserinnerung aus längst vergangenen Zeiten, die viele wohl kaum noch nachempfinden können.
Das Wort Werkelmann war für mich natürlich auch neu, also habe ich es nachgeschlagen – und es wird im Büchlein ja dann von Dir auch noch erklärt. Du aber fragst Dich, warum der Pförtner den Autofahrer als einen solchen bezeichnet hat. Kann es sein, dass er daran dachte, dass früher und auch noch um diese Zeit die oder auch... mehr anzeigen

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Karl Plepelits

Genial! Natürlich, die Kurbel! Wieso habe ich nicht gleich daran gedacht? Aber herzlichen Dank für diese einleuchtende Erklärung!
LG Karl

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katerlisator

Eine niedliche kleine Geschichte. Und ich habe ein neues österreichisches Wort kennen gelernt: Werkelmann.

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Karl Plepelits

Lieben Dank! Aber Werkelmann ist heute nicht mehr gebräuchlich - aus dem einfachen Grund, weil es keine Werkelmänner mehr gibt.
LG Karl

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