BookRix

Lieber adolfkurt,

zunächst aus Langeweile, dann aus zunehmender Neugier habe ich Dein Buch und die dazugehörigen Kommentare gelesen. Irgendeinen mehr oder weniger tiefsinnigen Kommentar möchte ich auch nach so langer Zeit nicht abgeben. Ich möchte lediglich meiner Verwunderung darüber Ausdruck verleihen, dass der philosophische Essay von Albert Camus "Der Mythos des Sisyphos", der die Frage, ob ein Leben ohne Sinn überhaupt lebenswert ist, diskutiert, weder in Deinem Buch noch in den Kommentaren zu Deinem Buch eine wirkliche Rolle spielt. Ich schreibe Dir dies, weil mich die Absurdität menschlicher Existenz und seine, wenn auch sinnlose Auflehnung gegen das Absurde, immer sehr fasziniert hat.

der längste und inhaltlich interessanteste. Es freut mich sehr, wie der Inhalt meines Buches sich in einer eigenständigen Gedankenwelt multipliziert.

Der Vergleich mit der dritten Klasse bestätigt wieder meine Ansicht in anderer Weise: der Mensch ist überwiegend von Geburt / von Natur her GUT. Die Umwelt verändert ihn, leider auch zum BÖSEN. In dem Fall ist der Umwelteinfluß die Gesellschaft mit ihren Triebkräften. Da kann weder Schule noch Religion viel daran ändern. Macht- und Gewinnstreben, Arbeitslosigkeit und Armut, soziale Benachteiligung und Bildungsmangel machen scrubellos. Jeder, wie er es kann. Zum Glück gibt es genügend Mentalitäten, die sich nicht in diesem Kampf um Wohlstand und 'Glück' beteiligen oder durchsetzen können und demutvoll- bescheiden bleiben.

Die überwiegende Mehrzahl der Menschen will geführt werden. Das sehe ich auch so. Doch dies muß nicht in alter Sitte die Kirche mit irgend einer Religion sein. Auch brauchen wir nicht ein 3. Testament.
Wir müssen nur einmal über unser gesellschaftliches System nachdenken und Einiges zweckmäßiger gestalten. Beispiel: Was nützt uns die Legende von unserer Demokratie, die doch schon lange keine nützliche, ehrliche Möglichkeit der Regierungsbeteiligung mehr ist. Die Mehrzahl der Menschen will geführt werden. Die interessiert Politik nicht wirklich. Sie gehen entweder überhaupt nicht mehr wählen oder wenn sie Wählen gehen, dann entscheiden sie sich nach völlig unwichtigen Gesichtspunkten. Was ihnen die Schule, die Medien so beigebracht haben. Sie urteilen oberflächig nach Äußerlichkeiten - wie einer aussieht, spricht, wie er sich gibt, was man über ihn sagt. Man kennte keine Hintergründe und Zusammenhänge.
Was nützt der demokratischen Gesellschaft eine Wahlentscheidung von überiwegend mehr oder weniger manipulierten Wählern? Ich sage, die unpolitische Mehrheit in unserem Lande ist eine Gefahr für die Demokratie, weil sie jederzeit manipulierbar ist und manipuliert wird. In meiner Buchfolge 'DIES & DAS ...' gehe ich näher darauf ein. Auch auf die unbedingt notwendigen Veränderungen in unseren Ethik- und Moralauffassungen. Nicht einem Gott zuliebe müssen wir uns ändern, sondern dem eigenen Fortbestand der Menschheit zuliebe. Denn die Probleme, vor denen die Menschheit heute steht, sind Menschenwerk, also im Großen und Ganzen mit der Moral 'mit Gottes Hilfe - Ich schwöre, soweit mir Gotthelfe' usw., entstanden. Aber Gott greift schon seit Jahrtausenden nicht (mehr?) in die Geschichte ein. Merken denn das die Gläubigen nicht?

Da war ich erst einmal sprachlos. Und das ist etwas, das wirklich selten geschieht. Doch dann sind die Gedanken auf einmal nur so aus mir herausgeflossen. Ich hoffe, es ist in Ordnung für dich, wenn ich dich an ein paar teilhaben lasse.

Was mich zunächst fasziniert hat, war die Art und Weise, wie du an den Sinn des Lebens herangehst - die Sicht des Universums hat mich da am meisten verblüfft, und die der Gesellschaft hat mich wirklich beeindruckt.
Denn es stimmt...das ist der wirkliche Grund, aus dem eine Gesellschaft existiert: um das Leben der Menschheit als Ganzes zu erhalten und auch in Zukunft zu ermöglichen.
Leider versagt unsere gegenwärtige Gesellschaft da in voller Linie. Und ich denke, die immer häufiger auftretenden Naturkatastophen sind ein dezenter Hinweis darauf, wie weit wir unseren Planeten schon gebracht haben. Und es verblüfft mich immer wieder von Neuem, wie gelassen die große Mehrheit dies aufnimmt. Was muss noch geschehen, ehe die Menschheit endlich begreift, dass wir nur diesen einen Planeten haben, und dass wir ihn eigentlich für unsere Kinder und Kindeskinder erhalten müssen?

Erstaunlich finde ich, dass die Kinder meiner dritten Klasse in dieser Hinsicht durchaus weitsichtiger sind.
Auch was die Hilfe Schwachen gegenüber angeht, sind Kinder oft so viel hilfsbereiter und mitleidiger. So haben die Schüler ebenjener dritten Klasse beim Thema Welthunger vorgeschlagen, wir sollten doch einfach den Afrikanern von unserem Wasser abgeben, ihnen eine Leitung bauen, damit sie ihre eigenen Lebensmittel besser anbauen können.
Manchmal frage ich mich, wann genau der Prozess anfängt, bei dem wir diese unglaubliche Freigiebigkeit und Hilfsbereitschaft verlieren. Doch ich schweife ab.

Deine Sicht der Religion fand ich äußerst interessant. Die Frage nach der Existenz eines Gottes wurde schon oft gestellt, oft im Zusammenhang mit der Theodizeefrage: wie kann es einen Gott geben, wenn solches Leid auf der Erde herrscht? Die häufigste Antwort lautet dann, Gott ist nicht begreifbar. Es ist eine einfache Antwort. Was man nicht begreifen kann, muss man nicht erklären.

Ich denke, in vielen Menschen existiert dieser tiefe Wunsch nach Führung. Ich weiß, das ist ein schlechtes Wort in diesem Zusammenhang, da das Wort "Führung" im Deutschen negativ besetzt ist, aber dennoch glaube ich, dass es so ist. Wir sehnen uns alle nach Geborgenheit. Wir haben sie in unserer Kindheit durch unsere Eltern erfahren, aber auch als Erwachsene sehnen wir uns danach, dass es jemanden gibt, der sich um uns sorgt, der uns führt und leitet und auf uns achtgibt.
In früheren Zeiten wurde diese leere Stelle mit den Göttern gefüllt, die den Menschen sehr ähnlich waren - neidisch, eifersüchtig, impulsiv, herrsüchtig und ungerecht (man denke nur an die griechischen Götter!).
Der Gott der Israeliten entstand wohl über einen großen Zeitraum hinweg aus mehreren, lokalen Gottheiten, vereinigte deren Eigenschaften in sich. Der Schöpfungsmythos unserer Bibel (der erste, wohlgemerkt, der aber zugleich auch der "modernere" ist)ist dem der Babylonier sehr ähnlich, zu dieser Zeit gab es viele Schöpfungsmythen dieser Art.
Jesus hat dann den Gott seiner Väter neu interpretiert, und er war dabei sehr innovativ und hat mit vielen, alten Vorstellungen aufgeräumt, weil sie einfach nicht mehr zeitgemäß waren. (Wobei gesagt werden muss, dass die Regel "Auge um Auge, Zahn um Zahn" zur Zeit des alten Testamentes durchaus eine fortschrittliche war und damit die Blutrache verhindert werden sollte.)
Doch ich schweife wieder ab. Es tut mir leid, ich kann mich manchmal einfach nicht bremsen, ich hoffe, es stört dich nicht.

Was ich eigentlich damit sagen wollte: die drei Hauptreligionen, die ja alle dieselben Wurzeln haben, sind über viele Jahrtausende hinweg entstanden und haben sich dabei stetig verändert, sich den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. Was wir heute erleben, ist ein Stillstand, wenn nicht gar eine Regression.

Vielleicht ist es an der Zeit, endlich mal wieder die alten Mythen zu entstauben. Ein Drittes Testament zu schreiben, das zu unserer heutigen Gesellschaft passt. Denn in einem gebe ich dir recht: was unserer Gesellschaft heute vor allem fehlt, ist die Moral.
Bei uns regiert das Kapital und das Glücksstreben des Einzelnen scheint über jeder Ethik zu stehen.
Und das wird letztendlich unser Untergang sein.

Liebe Grüße,
Flocke

Lieber Jürgen!

Hochachtung und Respekt vor deinem Buch.

Das erste Buch das mich zum denken veranlasste war der Staat von Platon.
Es waren nicht nur seine Gedanken sondern auch das Alter und der Einsatz der mich an Platon faszinierte.
Betrachtete ich damals, wie auch heute, meine reale
Umwelt fehlte mir stehst dieser weise Mann.
Weise Männer gibt es nur wenige und selten.
Jeder von ihnen ist ein Geschenk an die Menschheit.
Und du bist einer von ihnen.

Liebe Grüße
Markus

Durchdachte Aussagen.
Manchen sicher ein Dorn im Auge.

Der Sinn des Lebens...
Jeder fragt danach und jeder wüsste ihn gern zu genau.
Ich vertrete die Meinung das jeder Mensch seinem Leben einen Sinn gibt und natürlich wird dieser geprägt von Religion und Gesellschaft im Allgemeinen.
Ich bin fasziniert von diesem Werk und die Anschauung und Betrachtungsweise zog mich in den Bann. Lässt viel Raum für Diskussionen. LG Sandra

Trotz später Stund habe Dein Werk bis zu Ende durchgelesen und sehr viele Gemeinsamkeiten der Anschauung gefunden. Aber auch Bereiche entdeckt, die ich (ebenfalls nicht gerade jung) inzwischen doch anders sehe.
Also eine interessante Ausgangsbasis für mögliche Diskussionen.
Und das kann heiter werden!!!
Denn Du schimpfst und urteilst sehr hart über mich ohne mich auch nur im Entferntsten zu kennen. "Gott" kommt bei Dir nicht gerade gut weg. Und ich bin ein im Entstehen begriffener Gott! Ich bin Schöpfer meiner Welt. Und ich find sie gar nicht so schlecht!!
Ich stimme mit Dir überein, dass sehr viele Religionen nicht gerade "Gut" dastehen. Ja, aber Gott gibt es dennoch.
Und wenn Du Dich (verkürzt) auf die Argumentation einlässt: Es gibt so viel "Schlimmes" auf der Welt also kann es keinen Gott geben, dann behauptest Du wohl auch es gibt keine Friseuere auf der Welt, weil viele, meist Jugendliche, absolut unfrisiert in Erscheinung treten.
Da müssen wir uns wohl doch mal unterhalten und darauf freue ich mich schon sehr!!! Bitte nicht missverstehen!!
"criticare necessum est" oder so ähnlich aber im ursprünglichen Sinn von "Hin- und Her-reden!"
Viele freundliche Grüße
Don

Habe das Buch in einem Zug heute durchgelesen. Und finde nichts Mittelmäßiges daran, sondern es ist logisch durchdacht, es wird nichts ausgelassen bis in alle sicher nicht jedem genehmmen Konsequenzen, und insofern ist es auch ein mutiges Buch.

Ich schließe mich ihnen an.
Den "Sinn" des Ganzen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet! Nur so kommt man der Frage näher.
Die gesellschaftliche Sicht ist die für alle entscheidende und prägende. Leider ist sie inhaltlich gespalten und das heute mehr denn je. Die von Jürgen aufgezeigten erstrebenswerten Zustände in einer Gesellschaft sind leider Illusion oder besser gesagt Vision.

Die Aussagen zur Religiösität, zur Kirchenpolitik etc. entsprechen meiner Denkweise.
Für mich ist der Glaube an höhere Mächte, welche auch immer, absolut indiskutabel, dennoch respektiere ich Gläubige, die entsprechend leben, was ja Jürgen auch tut.

Der Vermeidung der Auswüchse, auf welchem Gebiet auch immer, muss man gewiss viel Augenmerk schenken. Fanatismus ist nicht tolerierbar.
Wo fängt er an, wo hört er auf? Bei Gewaltanwendung hört auch mein Verständnis spätestens auf.

Eine andere Frage ist, wenn auch nicht sooo wichtig, "der Spaß des Augenblicks"!
Jürgen meint, er wäre abzulehnen. Vermutlich meint er das nicht ganz absolut, denn wo wäre ein Leben lebenswert, wenn es ihn nicht gäbe?
Ein Augenblick kann so viel Kraft geben, dass ich im Anschluss daran mich mit großem Elan den "wahren" Aufgaben des Lebens erst widmen kann.
Beispiele hat bestimmt jeder unzählige zur Hand.

Der Knackpunkt für mich ist immer die Angemessenheit, der gesunde Mix, mit dem man sich dem Leben und seinem Sinn stellt. Einseitige Aufopferung bringt nichts. Es sei denn, man macht das für sich. Es wäre ein individuell gewählter Sinn, der nicht auf andere Menschen zu übertragen wäre als Anspruch.

Die Sache mit der Aura werde ich noch einmal lesen.
Der Gedanke etwas Göttliches in der Evolution zu entdecken, ist mir suspekt. Die Evolution ist für mich etwas Natürliches, welches sich ergibt, wenn die oder die Bedingungen erfüllt sind. Die Eingriffe der Menschen sind auch nicht göttlich, ganz im Gegenteil. Aber der Begriff "göttlich" ist nur ein menschlicher Begriff. Er hat für mich keine Bedeutung.

Da schließt ein überzeugter Atheist mit den Worten: ich glaube daran, - bemerkenswert. Ein interessanter Text, fundiert begründet und in seiner Argumentation durchaus nachvollziehbar, auch wenn ich als ‚geläuterter‘ Atheist das alles eigentlich genau umgekehrt sehe und der Meinung bin, dass es in der belebten wie unbelebten Natur eigentlich nichts wirklich Sinnloses gibt, sondern nur sinnlos erscheint, wenn wir den Sin nicht erkennen. Nun denn, für die Tiefe und Schlüssigkeit der Argumentation gern einen Stern.