Jürgen Köhler
Der Sinn des Lebens
Betrachtungen eines 72 jährigen Mittelmäßigen
zu Lebenssinn und Religion
Dresden / 2009
Nachricht von heartcore:
Moin, wenn du gerade (auch nur wenn) 5 Minuten Zeit hast, lese dir doch mein kleines Handbuch über den Sinn des Lebens durch... Stelle mir diese Frage schon sehr lange, obwohl ich vielleicht noch nicht in dem passenden Alter dazu bin (16). Aber schau es dir einfach mal an, und gib nen kleines Feedback :) würde mich freuen ;)
Es nennt sich "Und jedes Mal, wenn etwas schönes passiert"
Die Antworten waren reichlich und sehr unterschiedlich, jedoch stets dem Thema gegenüber aufgeschlossen. Einige schrieben, dies sei eine sehr interessante Frage. Und es sei interessant, daß er sich bereits in dem zarten Alter mit so etwas beschäftige. Aber es stehe ihn nicht an, ältere Generation zu belehren. Auch ging man auf das Eine oder Andere etwas ein. Einer gab zu verstehen, er solle sein Leben nicht so tiefsinnig analysieren, denn dann ginge ihm die Freude am Leben verloren. Einige brachten gleich ihre Auffassungen ein…
Ich habe mich über den jungen Mann auch sehr gefreut. Denn diese Frage beschäftigte mich ebenso als Jugendlicher und dann noch viele Jahre darüber hinaus. Die Auseinandersetzung mit Religion – Sinn des Lebens und einer gefestigte politische Weltanschauung gehörten zu meinem Reifeprozeß, zu einem wichtigen Abschnitt des ‚Erwachsenwerdens‘.
Ich dachte früher, daß bei allen Menschen so ähnlich der Start ins Leben abläuft. Erst später stellte ich fest, wie wenig Menschen das von der Schule und Umwelt vermittelte Wissen anzweifeln bzw. weiterverarbeiten und zu eigenen Überlegungen, Einsichten und Ansichten kommen.
Der Sinn des Lebens
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist vielleicht die meistgestellteste und zugleich schwierigste Frage, welche der Mensch seit Anbeginn des Menschseins hatte und bis zum Untergang der Menschheit haben wird.
Nicht jeder Erdenbürger stellt sich diese Frage. Aber wer sie stellt, gehört zu jener Gruppe von Menschen, die für den Fortbestand der Gesellschaft besonders wichtig sind.
Es gibt sehr viele Antworten auf die Frage, je nachdem, zu welchem Zeitpunkt, durch wem, aus welcher Sicht und zu welchem Zweck sie gestellt wird. Obwohl jeder Fragende am Ende zu einem ähnlichen Ergebnis kommt, hat jeder doch eine eigene Antwort.
Jede Zeit und Gesellschaftsordnung gab und gibt die ihr gemäße Antwort. Entweder weicht sie der Frage aus, oder sie beantwortet sie religiös – wie immer, wenn man keine Antwort weiß – oder man beruft sich auf die allgemeinen Naturgesetze wie ‚Fressen und gefressen werden‘.
Ich möchte mit der mir heute möglichen Logik und dem entsprechenden Erkenntnisstand meine Antworten geben. Sie könnten, konsequent angewendet, ein wichtiger Beitrag zu den Moral- und Wertemaßstäben unserer Zeit sein.
1.
Die vier Betrachtungsebenen zum Lebenssinn
1.1
Aus der Sicht des Universums
ist das Leben sinnlos.
Die moderne Wissenschaft hat unwiderlegbare Erkenntnisse über das Werden und Vergehen des Lebens auf unserer Erde.
1. Als die physikalischen und chemischen Verhältnisse in einem besonderen Moment der Erdgeschichte die einzigartig günstigen Voraussetzungen für die Urform des Lebens hatten, entstand aus dem Chaos, aus Gesetzmäßigkeiten und mit Hilfe des Zufalls biologisches Leben.
2. Wenn die Umweltbedingungen dafür lebensfeindlich sein werden, wird es wieder vergehen. Ein Meteoriteneinschlag, ein Vulkanausbruch, jede andere Umweltkatastrophe oder letztlich die unweigerliche Mutation der Sonne zu einem Riesenstern vernichtet Leben ohne irgend einen Sinn.
Und wenn es keine Menschen mehr geben wird, fragt auch niemand mehr, welchen Sinn und Zweck das Menschsein auf diesem Planeten über einige Millionen Jahre überhaupt hatte.
Das ist wohl die schmerzliche enttäuschende Wahrheit und die Grundaussage auf die Frage nach dem Lebenssinn auf dieser Erde überhaupt.
Nun interessiert es uns zurzeit Lebende natürlich nicht, daß unser Menschsein in 500.000 Jahren sinnlos zu Ende gehen wird. Uns bewegt die Sinnhaftigkeit in der Zeit, da wir hier auf dieser Erde Gast sein dürfen. Und da gibt es doch einige andere nachdenkenswerte Betrachtungen.
1.2
Aus biologischer Sicht
ist der Sinn des Lebens die Fortpflanzung.
Für uns Männer heißt das, die meistmögliche, sinnvolle Begattung der Frauen. Und für die Frauen, das optimal mögliche Gebären von Kinder. Das Geschlechtsleben wird biologisch gesehen nur eingeschränkt von den Sicherheiten, mit denen das Großziehen des Nachwuchses bis zu dessen Geschlechtsreife gewährleitet werden kann.
Was dabei oft vergessen wird: Die biologischen Vorgänge basieren auf der Grundlage der Evolution. Das Beste setzt sich durch. Also gehört zu unseren biologischen Pflichten auch die Gesunderhaltung unserer Erbmasse und das Ausreizen unserer Fähigkeiten.
1.3
Aus gesellschaftlicher Sicht
ist der Sinn des Lebens,
daß jeder Mensch bei seinem Tod
diese Gesellschaft der Lebenden in einem besseren Zustand verläßt,
als er sie bei seiner Geburt vorfand.
Der Mensch kann nur als gesellschaftliches Wesen überleben.
Seine Lebensgrundlagen sind
• eine intakte Natur und Umwelt,
• ausreichende Ressourcen für die Produktion seiner Lebensbedürfnisse,
• eine menschliche Gesellschaft, welche seine Menschenrechte und Menschenpflichten gewährleiten kann.
Die Qualität dieser Lebensgrundlagen schafft sich der Mensch weitgehend und zunehmend selbst.
Auch diese Entwicklung erfolgt evolutionär und besonders auch sie wird durch den Menschen zunehmbar beeinflussbar sein. Somit hat jeder Bürger dieser Erde in seinem Umfeld während seines Lebens dafür zu sorgen, daß die nächste Generation bessere Voraussetzungen zum Leben auf diesem Planeten vorfindet. Das geht so lange, bis die Leistungsgrenzen, zu denen das Universum, die Natur und die Menschen in der Lage sind, erreicht wurden. Ab dann ist der Sinn des Lebens, unter den noch möglichen Bedingungen bestmögliches Lebens zu garantieren.
Aus der gesellschafts-politischen Sicht hat das Allgemeinwohl den Vorrang vor dem persönlichen Wohl.
1.4
Jedes Individuum sieht seinen ihm gemäßen Lebenssinn und –Zweck
Diese Sinnerfüllung des menschlichen Daseins ist nun von jedem Individuum, seinen Fähigkeiten entsprechend, durch ganz pragmatische Zweckbestimmung gegeben.
Jeder Mensch hat einen Glückseligkeitsanspruch.
Das kann zu Egoismus und anderen krankhaften Auswüchsen ausufern.
Der eigene Glückseligkeitsanspruch erfüllt dann den Sinn eines Lebens, wenn man darunter die Genugtuung versteht, durch eigene Leistungen und positive Ausstrahlung für die Gemeinschaft nützlich gewesen zu sein. Das bedeutet, daß das Leben Spaß machen soll, bei allen Pflichten und Problemen, die zu meistern sind.
2.
Vom Lebens-Unsinn
Was ist nicht Sinn des Lebens
und was müßte statt dessen gelten?
2.1
Eine Gewinnmaximierung um jeden Preis und die Anhäufung von Geld ist nicht der Sinn des Lebens. Es wird irrtümlich heute noch dem Kapitalismus zugebilligte und für Rechtens erachtet.
Statt dessen besteht die gesellschaftliche Pflicht, daß jede Leistung zu einer ausgewogenen, gesellschaftlichen-ökologischen Nützlichkeit führt.
2.2
Das Recht des Stärkeren über den Schwächeren ist nicht der Sinn des Lebens. Was für das Tier- und Pflanzenreich gilt, verliert beim Menschen mit zunehmender Kultur und Bildung an Bedeutung und gehört im heutigen Stadium der Menschwerdung nicht mehr zum Lebenssinn. Es wird aber irrtümlich immer noch dem Raubtier-Kapitalismus zugebilligte und für ein Recht angesehen.
Stattdessen gibt es die Pflicht des Stärkeren, den Schwächeren zu helfen und beizustehen. Denn von Natur aus stärker zu sein, als ein von Natur aus Schwächerer, ist ein Privileg der Natur, kein eigener Verdienst. In der Umkehr ist Schwachsein eine Absicht der Natur, die den besonderen Beistand der Stärkeren erfordert.
2.3
Die Anhäufung von Privateigentum und persönlicher materiellen Reichtum ist nicht der Sinn des Lebens. Es wird irrtümlich heute noch dem Kapitalismus als Recht und Triebkraft zugebilligte und gesetzlich geschützt.
Stattdessen ist der einzige Wertemaßstab und diesbezügliche Lebenssinns die Nützlichkeit, mit der Privateigentums und –Reichtums auch für die Gemeinschaft nutzbar wird. Also wer viel hat, soll auch viel geben.
Eigentum an Grund und Boden widerspricht dem Sinn des Lebens, denn das Universum und die uns umgebende Natur sind unverkäuflich. Derart unrechtmäßig besitzendes Privateigentum ist der Gesellschaft kostenlos zurückzugeben.
2.4
Die Anhäufung von persönlicher Macht durch Schaffung von Abhängigkeiten, durch Anwendung von Gewalt oder Erpressung ist nicht der Sinn des Lebens. Ebensowenig das Gegenteil davon, eine Gleichheit aller, eine Anarchie, eine vollständige Demokratisierung. Statt dessen ist eine von der Gemeinschaft zuerkannte, kontrollierte Macht zu schaffen, welche führende, manager oder andere Funktionen mit aller Kompetenz und Konsequenz erfüllen kann.
2.5
Ein Leben als Vorbereitung des Seins nach dem Tod ist nicht der Sinn des Lebens, wie es uns einige Religionen seit den Zeiten, da der Mensch es nicht besser wissen konnte, weismachen.
Statt dessen besteht die Pflicht, ein menschenwürdiges Leben hier auf Erden für Jedermann zu gewährleisten.
3.
Verwandte Themen zum Lebenssinn
3.1
Der Sinn des Lebens hat auch eine Umkehrfunktion:
Den gesellschafts-politischen Sinn des Lebens zu verwirklichen
ist eine Lebenspflicht.
Diese Pflicht besteht in mehrfacher Hinsicht:
Die Pflicht, einen Beitrag zur Erhaltung und Mehrung der Lebensgrundlagen der Menschen zu leisten. Durch eine gesellschaftlich nützliche Arbeit. In Form von Werteschaffung oder Werteerhaltung.
Beispiele:
Kapital arbeiten zu lassen, ist keine gesellschaftlich nützliche Arbeit in diesem Sinne. Auch nicht jede Form von Erpressung und Gewaltanwendung, von Wertevernichtung oder -Vergeudung.
Kunst und Kultur sind Tätigkeiten der Werterhaltung menschlicher Leistungsfähigkeit durch Freude, Entspannung, Erbauung, Und sie können der Werteschaffung dienen, wenn dadurch Nachdenken und Inspirationen vermittelt werden.
Die Pflicht, die eigene Persönlichkeit (Körper, Geist und Seele) und den Zustand der Gesellschaft gesund zu erhalten.
Dazu gehören Wertemaßstäbe festzulegen und weiterzuentwickeln, welche diese Gesunderhaltung festschreiben.
Beispielsweise: Welche Auswüchse des Gewinn- oder Machtstrebens einer Persönlichkeit sind ungesund für den Bestand der Gemeinschaft und deshalb zu unterbinden, zu heilen, zu bestrafen …
Die Pflicht der Solidarität mit den Schwachen der Gesellschaft.
Die Natur / die Evolution hat es so gewollt, daß die Lebewesen, hier die Menschen, unterschiedlich in jeder Art sind. Das haben wir Menschen zu respektieren. Zum Sinn des Lebens gehört es deshalb, die Art zu erhalten, auch wenn bestimmte Individuen selbst nicht für sich allein sorgen können. Die Solidarität mit dem Schwachen und Hilflosen ist eine zu pflegende menschliche Eigenart, die im evolutionären Prozeß der Menschwertung eine wichtige Rolle spielte und auf zunehmend höherer Stufe spielen wird. Es heißt nicht umsonst: Der Wert einer Gesellschaft mißt sich in der Art, wie sie mit den Schwachen und Hilflosen umgeht.
3.2
Die Kompliziertheit der Sinnfrage liegt in der Vermeidung der Auswüchse
Was wird nicht alles als Lebenssinn angesehen. Einige weitere beispielhaften Gedanken dazu.
Da kosmisch gesehen das Leben sinnlos, weil es endlich, also ohne Überlebensperspektive ist, kann man der Meinung sein, der Sinn des Lebens besteht überhaupt nur darin, den Augenblick zu genießen. Etwa so, wie es in der Bergpredigt von Christus gesagt wird: ’Sorget euch nicht um den nächsten Tag. / Sehet die Vögel unter dem Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht und der himmlische Vater ernähret sie doch‘.
Und etwa so, wie es die gegenwärtige Spaßgesellschaft in erschreckender Breite bereits praktiziert.
Denn solche Erscheinungen wie
• Unvorstellbar hohe finanzielle und ökologische Schulden machen zu Lasten nächster Generationen,
• Betreiben und Dulden einer Überfluß- und Wegwerfgesellschaft,
• Weit verbreitetes politisches Desinteresse und fehlender Wille politischer Einflußnahme bei erkannten Fehlentwicklungen,
• Duldung einer unkontrollierten Machtausübung durch demokratisch nicht legitimierte Finanz-, Wirtschafts-, Medien- und Politlobby u.a. / Duldung von Gewaltanwendungen, Menschenrechts-verletzungen und Kriege jeglicher Art
sind Ausdruck eines Lebens ohne Sinn und Verantwortung für die Gemeinschaft der Lebenden und deren Zukunft.
Natürlich gehören Egoismus, Machtwille, Führungsansprüche, Bevorzugungen und Sonderrechte, Diktatur u.a. zum Erfolgsmenschen und seinem Glückseligkeitsanspruch. Aber nur im Rahmen einer gesellschaftlichen Verträglichkeit, unter demokratischer Kontrolle und Legitimation. Denn die menschliche Gesellschaft besteht aus unterschiedlichsten Individuen, die man in Gruppen einteilen kann wie etwa
• von ‚geführt werden wollen‘ bis ‚führen wollen‘ oder
• ‚kraftvoll / leistungsstark‘ bis ‚kraftlos / hilfebedürftig‘ oder
• ‚rationell‘ bis ‚musisch‘ usw.
Die menschliche Gesellschaft bedarf einer neuen Hierarchie an Aufgaben und Verantwortung, Haftung und Belohnung. Und zu dieser Hierarchie und Arbeitsteilung bedarf es einer allgemeinen Sinngebung. Die heute gebräuchliche Sinngebung für den Spaß des Augenblicks zu leben, ist grundsätzlich abzulehnen. Sie ist Gesellschaftsfeindlich, Zukunftsgefährdend, entspricht keinesfalls den Erfordernissen unserer Zeit.
3.3
Eine der wesentlichen Ursachen
für die gegenwärtige Sinnkrise
Die Ursache liegt wohl ursächlich an der Christlichen Religion und ihre politische, gesellschaftliche Präsenz in den sogenannten entwickelten, westlichen Ländern und Kulturkreisen. Denn die Menschen nehmen die Gebote und Werte der christlichen Lehre nicht mehr ernst. Die Religion ist zu unglaubhaft, märchenhaft und man spürt nichts von der angeblichen Strafe oder Unterstützung Gottes. Religion wurde zur Gewohnheit und Tradition – mehr nicht. Und stattdessen gibt es keine neuen Wertevorstellungen, keinen propagierten Lebenssinn außerhalb des Glaubens.
Die wesentlichsten Vorwürfe gegenüber der Christlichen Religionen sind wohl:
• Die der Religion zugrunde liegenden ‚heiligen Schriften‘ sind, außer einigen allgemeinen, immer gültigen Aussagen und Geboten, voller Widersprüche, völlig überaltert und taugen nicht mehr als Sinngebung für unsere heutige Welt.
Ich stelle mir einmal hypothetisch vor, ich wäre Gott und hätte so etwas wunderbares wie diese Welt geschaffen. Das ist eine tolle Aufgabe. Ich denke nicht, daß ich dabei so viele Fehler begangen oder Dilettantisches festgelegt hätte. Mit meinem heute, im Vergleich zum Allmächtigen, sehr geringen Wissen, hätte ich eine Weltordnung geschaffen, die anders aussehen würde, als die zu biblischen Zeiten von einem Allmächtigen vorgegebene.
Ich hätte auch ein sich selbst regulierendes System geschaffen, wie es mit dem Mechanismus der Evolution genial geschah und ich hätte Gebote erlassen, die besser die gesellschaftliche Entwicklung der Menschheit vorantreiben würden, als geschehen.
Mich selbst, als Gott, hätt ich zurück genommen. Da ich unsichtbar bin, wollte ich es auch bleiben. So etwas wie ein nicht körperlicher, geheimnisvoller, unsichtbarer Gott ist eigentlich unbegreifbar und verleitet zu vielen Spekulationen. Also nicht zuerst würde bei mir stehen, daß ich der Herr, dein Gott bin, sondern das der Mensch die Natur zu achten hat und die Erde, seine Heimat und das Universum, seine Zukunft.
Dann stehen im Vordergrund die Festlegung der Menschenrechte (Recht auf gleichberechtigtes Leben aller Lebewesen und Achtung der Persönlichkeit) und Menschenpflichten (Pflicht zur wertschaffenden oder erhaltenden Arbeit, zur Solidarität untereinander sowie zur Erhaltung des Lebens) sowie die Festlegung der Unveräußerlichkeit der Erde.
Das hätte ich als Schöpfer dieser Erde und ihrer Lebewesen getan.
Selbst wenn man beachtet, daß die Menschen vor Urzeiten noch relativ primitive Lebewesen waren, wären bestimmte Grundregeln in der beschriebenen Art durchaus verständlich und begreifbar gewesen. Wir kennen von den Ureinwohnern wie den Indianern oder Aborigines ähnliche Grundregeln, die Achtung aller Lebewesen, sorgsamer Umgang mit den Ressourcen, Gemeineigentum und Menschenrechte betreffen und tatsächlich auch gewissenhaft gewährleisten.
Warum hat unsere christliche Kultur derartige Abweichungen von dem, was allein arterhaltend sein kann, zugelassen? Weil vor einigen tausend Jahren Menschen aufgetreten sind, die eine Machtausübung im Namen eines ausgedachten Gottes organisiert haben. Aber mit einem Gott kann diese in der Bibel hinterlassene und Jahrtausende zum Dogma versteinerte Überlieferung nichts zu tun haben. Gott hätte sich anders und klüger verhalten.
Und wenn ich mich den Menschen zu erkennen gegeben hätte, dann nicht als der Vater des Ganzen sondern doch besser als eine Mutter. Zum Beispiel hat statt dessen Gott zuerst den Mann und dann aus seiner Rippe die Frau geschaffen. Damit ist eine Männerwelt und etwas nicht Gleichberechtigtes in die Welt gesetzt – ein Anlaß für Milliardenfaches Unheil, bis heute.
Wäre ich Gott der Schöpfer, würde ich nicht im eitlen Größenwahn, einen Kult aus mir und meiner Leistung machen. Ich würde keine Tempel und Gotteshäuser dulden und keine Religion festschreiben. Denn dadurch ist in den Jahrtausenden nur Unheil, sind unzählige Kriege und Menschenrechtsverletzungen entstanden. Wenn ich Gott wäre, hätte ich das vorhersehen können und unbedingt vermieden. Ich hätte den Mißbrauch der Religion durch eine Obrigkeit und Lobby vermeiden müssen und deshalb eine vor Tausenden von Jahren gegebene Gesetzgebung, die nie wieder aktualisiert werden konnte, unterlassen.
Währe ich der Schöpfer, würde ich nicht, wie in der Bibel aufgeschrieben, im Alten Testament so ein zürnender, strafender Gott und nach dem Neuen Testament, so ein liebender Gott (Vater – Sohn und Heiliger Geist) sein. Ich hätte die Menschen vor der unverständlichen Dreieinigkeit bewahrt, denn sie bringt keine neue Klarheit in das, was der Mensch im Überlebenskampf wissen muß.
Wäre ich Gott, ich könnte den Menschen ihre Sünden vergeben, wie ich wollte. Ich brauchte nicht einen Sohn in die Welt schicken und leiden lassen, zur Vergebung der Sünden. Das sind doch Kindermärchen. Einer muß schuldig werden (der Jünger Judas), damit dies geschehen kann. Das ist doch Kinderkram.
Und so könnte man jahrelang die Bibel durchforsten und über Widersprüche oder eventuelle Übersetzungsfehler, bildhafte Darstellungen, die wir heute anders deuten müssen, streiten. Es haben seit 2000 Jahren die Geistlichen darum gestritten – es ist nichts dabei herausgekommen als neue Dogmen. Es bringt nichts.
Die Entstehen der Welt, ihre Geschichte und die ganze Legende von Gott sind anders, als man es uns heute noch mit allem Popanz und Traditionen klar machen will. Es liegt heute ein furchtbarer Zweck der Aufrechterhaltung der alten Dogmen und Versprechungen zugrunde: die Sicherung des Machterhaltes einiger Privilegierter in Kirche, Staat und Wirtschaft.
• Die Religionen orientieren die Menschen darauf, ein gottgefälliges Leben zu führen, damit nach dem Tod eine Aufnahme ins Himmelreich und damit verbunden eine Belohnung für die auf der Erde erlittenen Unbilden erfolgen kann. Das ist heute eine wissendliche, schändliche Volksverdummung, um die Benachteiligten der Gesellschaft davon abzulenken, etwas gegen die Schuldigen an ihrem Zustand zu unternehmen.
• Unsere Religionen verlangen an einen Gott zu glauben, der die Menschen lenkt, ihnen hilft, sie prüft oder bestraft. Das war zu Urzeiten ein verständlicher Trost der Unwissenden, aber heute ist es eine schändliche Irreführung, eine wissendliche Unwahrheit.
So hören wir von den ‚Geistlichen‘: ‚Es war sein unabänderliche Wille…‘, ‚in seiner unermesslichen Gnade hat er …‘, ‚er erhörte unsere Gebete…‘.
An anderer Stelle der Bibel erfahren wir dagegen, wie Gott die ersten Menschen aus dem Paradies verwiesen hat. Sie waren durch den Biss in den Apfel mit der Fähigkeit der Erkenntnis und des freien Willens ausgestattet und deshalb dazu verdammt, auf der Erde ihr eigenverantwortliches Leben zu führen. Wieder eine der Widersprüche oder Selbsttäuschung.
Die Wahrheit ist, es gibt keine Kraft, die die Geschicke jedes einzelnen Individuums speziell und differenziert beeinflusst, es sei den die Autosuggestion des Menschen selbst. Es gibt durch einen Gott keine Bestrafung auf Erden und auch nicht im Jenseits.
Diese Religion ist die menschliche, historisch gewachsene Gedankenkonstruktion einer Minderheit, welche über die Mehrheit herrschen will.
Es ist außerdem der verständliche Versuch einer unwissenden Menschheit, das Unerklärliche der Welt vor mehreren tausend Jahren nach den Beobachtungen in der Natur und der damaligen Logik zu erklären.
Und es ist das Bemühen der damaligen Herrscher, gewisse Regeln vorzugeben, mit denen man die Untergebenen besser beherrschen und ausbeuten kann.
Beispielsweise wird die Mehrheit der Menschheit als Schafherde bezeichnet, die geführt werden muß. Der Hirte in diesem Metapher ist Christus. Er hat alle seine Schafe gleich lieb. Seine Schafe sollen es gut haben und müssen nicht über die Zukunft groß nachdenken, auch nicht über das erlebte Leid. Sie sollen demütig sein, anderen ihre Schuld vergeben, nicht neidisch sein und nicht begehren, einander lieben, so wie Christus die Menschen geliebt hat, daß er sogar sein Leben gab für die Vergebung der vielen Sündlein, die leider unabänderlich des Menschen Erbteil sein sollen. Die Menschen sollen diese Lehre in die Welt verbreiten, auf daß Jemand, der eine Ohrfeige erhält, gleich noch seine zweite Seite zum nächsten Schlag hinhält. Ist jemand Reich oder überhaupt voll Sünde, so ist das nicht unser Problem. Gott wird es richten. Derjenige kommt sowieso nicht in den Himmel. Für ihn hat man die Hölle erfunden. Einen Begriff, den man inzwischen so lächerlich findet, daß er sich langsam aus den Drohungen der Priester verabschiedet.
Mit solchen blind gläubigen, eingeschüchternden Untertanen läßt sich für die Lobby und Schmarotzer dieser Welt ein gutes Leben führen! Dieses seit Jahrtausenden gut funktionierende religiöse Dogma hat wesentlich zur heutigen Situation auf der Erde beigetragen:
• Die Reichen konnten immer reicher und die Armen immer ärmer werden. (Auch wenn sich das Niveau der Armut im letzten Jahrhundert etwas verbessert hat, ist diese negative Tendenz erschreckend deutlich unverändert nachweisbar.)
• Erpressungen, Erniedrigungen, Ausbeutung, Gewaltanwendungen bis hin zu Kriegen haben in nie gekanntem Ausmaß weiter zugenommen. Die Kraft, die dem entgegenwirkt, ist schwächer geworden oder gar schon zum Erliegen gekommen.
• Die persönliche Bereicherung Einzelner an den Ressourcen dieser Erde (die allen Lebewesen gleichberechtig gehören!), der Raubbau und ökologische Wahnsinn, die persönliche Aufteilung der Welt in Machtbereiche und Absatzmärkte, die Schaffung unvorstellbarer Abhängigkeiten Aller von einzelnen Monopolen, eine Militarisierung, wie sie nur Wahnsinnige erdenken und realisieren können, die Manipulierung die Gehirne der Menschen durch kommerzielle Kultur und Medien in kriminellen Größenordnungen – all das und noch mehr hat verborgen vor der Öffentlichkeit, ohne demokratische Legitimation und Berechtigung eine unheilvolle Machtkonstellation geschaffen, der die übrige menschliche Gesellschaft gegenwärtig nichts gegenüberstellen kann und willenlos ausgeliefert ist.
3.4
Über meine,
meinem heutigen Wissen entsprechende
Religion und Vision
Religion sollte Privatsache eines Menschen sein. Wer es braucht, wird an etwas Göttliches, was ihm beisteht, glauben. Wer die Kraft hat, der Realität ins Auge zu schauen, wird sein Leben auch ohne Gottes Strafe zu fürchten und ohne Gott einen Gefallen zu tun, mit allem Anstand als edler Mensch führen.
In der Bildung eines Volkes ist es weiterhin notwendig, Religion als Unterrichtsfach zu lehren, denn Religion gehört zur Kulturgeschichte der Menschheit. Außerdem ist es fair, jedem Menschen freizustellen, ob und an was Überirdisches er glauben möchte.
Man kann beispielsweise seinen eigenen Weg gehen, indem man für all das Rätselhafte in unserem Dasein, für das Gefühlte und Geahnte in uns, für das es keine Erklärung gibt, etwas Religionähnliches empfindet.
Ich glaube gegenwärtig zum Beispiel an folgende Zusammenhänge:
Sicher gibt es so etwas wie eine Kraft, die man Seele nennen könnte, die mehr ist als Körper und Geist.
Man kann sich darunter die Wirkung aller Energiefeldern eines Körpers – seine Aura - vorstellen. Nach dem Gesetz von der Erhaltung der Energie stirbt zwar der lebende Organismus irgendwann, aber die ihm innewohnenden Energiefelder verlassen den Körper, wandeln sich in andere Energieformen und finden so irgendwie und als irgendwas Eingang ins Universum.
Die Aura eines Menschen läßt sich sichtbar machen. Alle Energieströme im menschlichen Körper, vom und zum Gehirn, innerhalb selbst regulierender Systeme und schließlich das Bewußtsein, daß uns gegeben ist und wie über diesen Energiefeldern zu schweben scheint, aber praktisch nur die Summe aller Strahlungen ist und als Ganzes mehr ist als die Summe des Einzelnen – das wird das sein, was die Religion Seele nennt. Diese Seele gibt es in jedem Ding, da jedes Ding aus Energiefeldern besteht. Nicht alle Energiefelder haben ein Bewußtsein entwickelt, aber in allen Seelen steckt eine ideale Lebensformel: die Fähigkeit der Evolution. Also die Möglichkeit, in der Fortpflanzung des Lebens zu experimentieren, sich an Gegebenheiten anzupassen und Bewährtes in den Erbanlagen zu übernehmen. Diese Evolution ist das Göttliche im Lebenden. Und dort liegt die Möglichkeit, Einfluß auf Zukünftiges, auf Veränderungen zu nehmen.
Wenn heute ein Mensch nach einer Erklärung für das bisher Unerforschte, Unerklärbare sucht, so kann er Gott als den Schöpfer des Kosmos ansehen, der eine bestimmte Formel in den Kreislauf vom Entstehen und Vergehen, von Chaos – Zufall und Gesetzmäßigkeit, eingegeben hat, die alles weiter bewirkt und steuert: die Evolution. Vielleicht beobachtet Gott nun, wie nach dieser Formel sein Experiment, seine Schöpfung abläuft. Das ist das, was für uns an Religion bestenfalls nach heutiger Erkenntnis, übrigbleibt.
Eine geniale Meisterleistung! Oder ist die Evolution auch nur eine durch Zufall entstandene Leistung bestimmter Energiefelder, sozusagen die Summe aller Seelen einer bestimmten Art von Lebewesen, die über der Natur schwebt und wie ein unsichtbares, in Energiefeldern wirkendes Gehirn analysiert und entscheidet, wie sich etwas weiter entwickeln soll? Und die Summe aller Evolutionen-Gehirne ist der Geist, der über dem Wasser schwebt – wie es in der Bibel heißt – der also das Leben auf der Erde und unser menschliches Denken und Tun beeinflussen kann. Ist diese Summe der Energiefelder, der Auren, der Evolutionsgehirne vielleicht das, was wir Gott nennen?
Und durch unser Internet, wo millionenfache menschliche Denkleistungen und Erfahrungen sich potenzieren können sowie noch andere zukünftige Erfindungen, die die Menschheit in ähnlichen Größenordnungen ins ‚Netz‘ bringen wird, könnten die Summe der menschlichen Aura, eine Form eines Weltgewissens beeinflussen und zu vernünftigeren Entscheidungen bewegen, als wir sie in den letzten Jahrzehnten erleben mußten. Welch gigantische Vorstellungen – noch unbewiesen, aber auf heutigen Erkenntnissen aufbauend, denkbar.
Wenn wir Menschen begriffen haben, wie die Schöpfung eigentlich zustande kam, durch welchen Zufall, wie störanfällig und zeitlich begrenzt sie nur ist, werden wir mit größerer Achtung unsere Welt betrachten und behandeln und uns unserer Verantwortung stärker bewußt werden. Denn nicht ein Gott wird uns retten können, wenn wir weiter so seine Schöpfung ruinieren, sondern ausschließlich nur wir Menschen selbst.
Es müssen bestenfalls noch 2 Millionen Menschen-Generationen auf diese Erde leben können. Trotz weiter zu erwartender Erfindungen und ihre Umsetzung wird das Leben auf der Erde schwieriger. Die Ressourcen werden knapper, die Umweltprobleme werden größer.
Für uns und besonders den nächsten Generationen steht eine unvorstellbar große Aufgabe an: Uns grundlegend von den alten Lebensgewohnheiten und -Vorstellungen zu verabschieden und eine neue Weltmoral und Weltordnung aufzubauen, mit der der Sinn des Lebens – daß es jeder Generation besser gehen soll, als der vorhergehenden, erfüllbar wird.
Den nächsten Generationen wird es erst einmal schlechter gehen – zu viel Schaden hat das 20. Jahrhundert auf dieser Erde und in dieser Gesellschaft angerichtet.
Wenn wir nicht die letzte Generation sein wollen, der es je auf der Erde gut ging, so ist ein sofortiges Umdenken erforderlich.
Und dazu gehört eine neue Vision für die Menschheit, die mit den bisherigen Wirrwarr an Religionen und Pseudowissen, Falschinformationen und Mystischen nicht mehr viel gemein hat.
Bedenkt: Eine Lobby hat im 20. Jahrhundert nach den Sternen und Erbanlagen gegriffen und ihre Bevölkerung sozusagen noch im finsteren Mittelalter des ‚Glaubens‘ – ‚Vertrauens‘ – ‚Gehorchens‘ – ‚sich Unterordnens‘ – ‚Gott wird’s schon richten‘ – ‚die Reichen sind nicht zu beneiden, denn sie kommen nicht in den Himmel…‘ gelassen.
Wissenschaft und Technik sind in unvorstellbare Höhen und Tiefen vorgestoßen, aber die Menschheit in ihrem gesellschaftlichen Zusammenleben, in ihrer Moral, ihrem Wissen und Denken, ihren Visionen sowie ihrem Glauben und Vertrauen ist um Generationen weit zurückgeblieben.
Darin sehe ich das Hauptproblem unserer Zeit.
Wenn wir das Problem lösen, können wir alle anderen Kardinalprobleme – wie Krieg und Frieden, Klimaschäden, Überbevölkerung, Ernährungs- und Wohnungsnot, Ausbeutung des Menschen durch den Menschen u.a. als befreite Gesellschaft, die sich weitgehend im Handeln einig ist, auch in den Griff bekommen.
Ich werde es, auch in Ansätzen, nicht mehr erleben. Aber ich glaube daran.
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2009
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