Dies ist eine Geschichte nach dem bekannten Muster "Eine junge Frau entdeckt ihre übernatürlichen Fähigkeiten und ein interessanter junger Mann sorgt für ihre Ausbildung". Das gibt es oft, nicht nur auf Bookrix, aber die Autorin schafft es durch ihre Erzählweise und die durchdachte Handlung, das nicht abgedroschen wirken zu lassen.
Fast gar keine orthographischen Fehler (mir sind nur rund ein Dutzend aufgefallen).
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Dies ist eine Geschichte nach dem bekannten Muster "Eine junge Frau entdeckt ihre übernatürlichen Fähigkeiten und ein interessanter junger Mann sorgt für ihre Ausbildung". Das gibt es oft, nicht nur auf Bookrix, aber die Autorin schafft es durch ihre Erzählweise und die durchdachte Handlung, das nicht abgedroschen wirken zu lassen.
Fast gar keine orthographischen Fehler (mir sind nur rund ein Dutzend aufgefallen).
Der Stil ist sehr flüssig, die Beschreibungen sind ausführlich genug, die Erzählerin nervt mich nicht... also ein gut lesbarer Text.
Ein interessanter Anfang: eine Selbstbeschreibung der Protagonistin, worin gleichzeitig eine Charakterisierung steckt. Zwar mit dem verbreiteten Spiegel-Trick, aber dieser geht in der Beschreibung nahezu unter; statt dessen denkt man über die Referenz zu Belle nach. Das alles ist zwar nicht direkt mitreißend, aber man hat ein sehr frühes und konkretes Bild von der erzählenden Figur. Elegant.
Die Figuren sind allesamt so geschildert, daß man sie sich ganz gut vorstellen kann. Die Beschreibung des Äußeren und des Verhaltens machen sie zu hinreichend markanten Personen, selbst von Belle (die gar nicht direkt auftritt) bekommt man einen deutlichen Eindruck.
Plot: Auf S.6 fragt man sich, ob M., die schon seit drei Jahren in Dallas lebt, wirklich überhaupt keine Freunde hat, mit denen sie ihren Geburtstag feiern könnte. Und was sie den ganzen Tag eigentlich macht, nachdem sie die Schule vor drei Jahren verlassen hat. Würde eine Amerikanerin ihrer Nichte so lange gestatten, nur in ihrem Zimmer vor sich hin zu träumen? Oder nicht eher verlangen, daß sie wenigstens einen Hilfsjob annimmt? Andererseits heißt es auf S.31, daß M. seit Jahren immer demselben Ablauf folgt: Essen, Schule, schlafen. Hier scheint sie also doch wieder zur Schule zu gehen. Falls sie eingangs mit "ich habe die Schule abgebrochen" nur einen Umzug (und den Besuch einer neuen Schule) gemeint hat, wäre das mißverständlich ausgedrückt.
S.7: M. zeigt dem Türsteher ihren Personalausweis. Nur: in Amerika gibt es keine Personalausweise. Das verbreitetste Ausweisdokument ist der Führerschein.
S.8: Die Namen Morgaine und Mordred stammen aus der Artussage; Morgaine ist eine der bekanntesten und mächtigsten Hexen der Literatur. Unwahrscheinlich, daß die Protagonistin dies nicht weiß. Sie ist sonst so aufgeweckt, aber sie hat sich in 18 Jahren nie für die Herkunft ihres ungewöhnlichen Namens interessiert? Noch unwahrscheinlicher, daß nicht einmal die Hexen in Schottland, welche Sagen aus Großbritannien sehr gut kennen dürften, darauf entsprechend reagieren.
S.15-18: Warum ist Mordred ihr überhaupt gefolgt und wie gelangte er in den 8. Stock, um sie zu retten? Durch die geschlossene Wohnungstür? Ich kann es mir zwar vorstellen, aber es wäre Aufgabe der Autorin, dies festzulegen.
S.23: M. schreibt ihrer Tante, daß sie sie bald anrufen würde. Rachel ist auch sicher daran interessiert zu erfahren, wie ihre Wohnung abgebrannt ist und wieso M. verschwunden ist. Aber auch aus Schottland ruft M. nicht an, sondern hat nur noch Gedanken an ihr "neues" Leben. Daß sie sich letztlich nicht meldet, kann zwar daran liegen, daß sie nicht recht weiß, was sie sagen soll, aber sie könnte sich wenigstens Gedanken darüber machen.
S.43: Ich bin nicht sicher, ob die Autorin statt "zerstreut" nicht eher "verstreut" meint; dies würde mehr Sinn ergeben. Andererseits könnte es auch Ironie seitens Sookie sein, ihre Kolleginnen als zerstreut (unaufmerksam, unkonzentriert) zu bezeichnen.
Insgesamt verläuft es mir eine Spur zu glatt: nach den anfänglich etwas chaotischen Nebenwirkungen der Droge ist sogleich ein Helfer da, der dankenswerterweise vieles erklärt und M. zu noch kompetenteren Personen bringt, die letztlich alle recht freundlich sind und noch mehr erklären. Sofort beginnt die Ausbildung und wie nicht anders zu erwarten ist die Protagonistin sehr begabt. Und in den ganzen 61 Seiten ist bisher kein echter Konflikt aufgetaucht; momentan ist M. noch eine passive Protagonistin, die alles (mit)macht, was die anderen ihr sagen.
Aber immerhin zweifelt sie. Das verleiht ihr (und dem Buch) die Note an Realismus, die Werke dieser Art bisweilen vermissen lassen.
Besonders gefallen hat mir, daß eine eigene Methodik für die Magie der Hexen dargestellt wurde. Das verleiht der Thematik mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit. Gut ist auch das Konzept der Kreaturen. Das wirkt alles durchdacht und weicht von landläufigen Annahmen genau so weit ab, daß es interessant ist (auch wenn die Elfen etwas schlechter wegkommen als andere Wesen). Lateinische Zaubersprüche sind im Übrigen die Klassiker schlechthin.
Obendrein ein sehenswertes Cover.
Insgesamt vielversprechend, wenn auch der Titel bis hin zum Untertitel mehr Chaos verspricht als in den bisherigen Kapiteln enthalten ist. Möge das Inferno hereinbrechen.
Wann gehts weiter?
Ich hoffe bald ;)