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und doch mit viel Liebe zeichnest du hier ein Bild deines Vaters - Papa genannt bis zum Schluss. Ich glaube, immer macht man sich Gedanken, man habe zu wenig gefragt, geredet, wenn die Eltern nicht mehr sind. Ich weiß ja, dass du viel mit deiner Mutter redest jetzt. Du hast nicht ganz so viel Hintergrundwissen über deinen Vater, denn er selbst hat nicht viel erzählt. Schlimmes schon gar nicht. Ich denke, dass ist bei vielen Menschen dieser Generation so. So einiges ist auf dich übergegangen, sei es , du hast es geerbt (wie viel mag in den Genen liegen?)oder dir durch sein Vorbild angeeignet. Verlässlich, korrekt, eine gewisse Distanz im Beruf, ruhig, besonnen....das alles erinnert mich an etwas.
In gewisser Weise ist wohl deine Vater ein typischer Vertreter seiner Generation. Es wird für die Familie gesorgt, Kinderbetreuung ist Frauensache. Dennoch war für dich dein Vater gegenwärtig, er hat ja sogar mit euch Kindern gespielt, das ist haften geblieben. Er erinnert mich sehr an meinen Großvater, ein wenig an meinen Schwiegervater. Ich hatte ja in meiner Kindheit so gut wie keine männliche Bezugsperson und in vieler Hinsicht waren Begegnungen mit Männern bei mir negativ besetzt. Eine Vaterfigur in diesem Sinne musste ich mir in Gedanken idealisieren. Mein Mann hat ja unsere Kinder über 6 Jahre betreut, war mehr gegenwärtig für sie als ich. Für mich ist es daher immer sehr spannend zu lesen, wie es anderen Frauen meines Alters mit ihren Vätern ergangen ist.
Du hast hier wahrlich eine Hommage an deinen Vater verfasst. Er hätte sicher auch heute sehr gern mit dir über alles Mögliche gesprochen, vielleicht sogar viele deiner Fragen beantwortet. Dass es keinen Ort gibt, wie ein Grab auf einem normalen Friedhof, spielt keine Rolle. Du schreibst selber, dass du beinahe täglich an ihn denkst. Kann es einen besseren Ort als die eigenen Gedanken geben, um einem Menschen auch nach dem Tod nah zu sein?

Zum Schluss eine kleine Anmerkung außerhalb des Themas. Du schreibst, dass Lehrer (s. deine Mutter)sich gern reden hören. Das mag mal so gewesen sein. Jetzt sollen wir Lehrer möglichst wenig reden, das tun die Schüler. Ich halte mich gewaltig zurück, moderiere nur ganz sanft. Mein Mann beklagt sich sowieso, dass ich viel zu wenig rede.(na ja, wie auch, ich schreibe halt ;)) Ich denke, da hat sich viel geändert.
Danke fürs Teilhaben lassen an deinen Gedanken über deinen Papa.
Lieben Gruß
Enya

für mich alles, mein Idol, meine Rettung, wenn ich nicht mehr weiter wusste - ich erhob ihn zum Denkmal. Eines Tages musste ich ihn da runter holen - das tat weh. Und er entzog einer mir wichtigen Aussprache, so habe ich seinen frühen Tod mit 51 Jahren damals empfunden.
Ich fand Deine Erinnerungen an Deinen Vater sooo schön, so liebevoll, so verständnisvoll - ich bin begeistert - Gitta

Du hast es relativ sachlich-nüchtern vorgetragen und es berührt trotzdem. Denn so ist es und so wird es auch weiterhin sein: Die Kinder nabeln sich ab und sind mit ihrem eigenen Leben voll ausgelastet. Denn was könnten denn die Eltern noch für ihre Kindern tun? Gute Ratschläge geben - wolln sie nicht; sie wollen ihre eigenen Erfahrungen machen und Neues ausprobieren. Berichte über die Herkunft und das Leben der Eltern - dafür ist jetzt gar keine Zeit; später einmal. Aber dann ist es plötzlich zu spät. Die Kinder sind aus dem Gröbsten heraus und haben nun Gelegenheit und das Bedürfnis sich mit ihrem Ursprung zu beschäftigen:
Ja hatten denn die Eltern auch solche Wehwehchen wie ich? Gab es denn in unserer Sippe Krebs? An was war doch gleich der Urgroßvater gestorben? Warum hat denn damals nach 1945 ...? Fragen ohne Ende. Es sind auch wichtige dabei.
Ich habe mich erst nach meiner Eltern Tod genauer mit ihnen beschäftigt. Und ich habe nicht nur Fragen, sondern auch das Bestreben, ihnen für Das und Jenes zu danken. Und um Verzeihung zu bitten. Zu spät!
Dabei bin ich bedeutend besser drann, als Helga. Mein Vater hatte mir den Wunsch erfüllt, etwas aus seinem Leben aufzuschreiben. Er wurde, weil zuletzt blind und taub, nicht fertig damit und was er schrieb, wirft manche Fragen auf, die nur er beantworten könnte. Seit drei Jahren arbeite ich noch an einem Projekt, womit ich sein Leben als Buch und als Film, auf der Grundlage seiner Hinterlassenschaft und eigener Recherchen festhalten will. Ich lerne viel bei dieser Arbeit und mein Bild über meine Eltern und ihre Zeit verändert sich dabei immer mal wieder etwas.
Meine Mutter, der ich zu meiner Persönlichkeitswerdung viel mehr verdanke, kommt bei mir schlecht weg. Ihr Leben und Denken ist mit schwarzen Löschern gespickt, die ich nicht mehr aufhellen kann. So ist eben das Leben.
Gruß von adolfkurt

hätten zu ihren Vätern ein anderes Verhältnis als Söhne, aber trotzdem sehe ich vieles so wie Du. Mein Vater lebt noch, ist 87, und ich könnte ihn noch einiges fragen. Aber ich glaube, das hätte er mir schon erzählt, wenn er gewollt hätte. Schöne, liebevolle Biographie, Helga, und sie hat mich animiert, nachher außer der Reihe meinen Vater anzurufen.

Das Buch rüttelt die jenigen wach, die noch Zeit haben mit ihrem PAPA zu reden und macht die jenigen traurig oder nachdenklich, die die Zeit verpasst haben...ich war sehr berührt und hatte das innigste Bedürfnis meinem Vater über den Kopf zu streichen und mit ihm zu reden...leider sehen wir uns auch viel zu wenig... ich sollte das ändern...
Liebe Grüße
Corinna

Mein Papa ist leider schon über 35 Jahre tot. In vielem glich er aber deinem.
Was das Erzählen von Erlebtem im Krieg angeht, z.B. oder die Verstecktheit der elterlichen Liebe und seine vielen Talente, die ihn bei Freunden und Kollegen sehr beliebt machten.
Sein Grab in Berlin machte anderen Grabstellen Platz - aber in meinem Herzen hat er einen festen Platz und Bilder von ihm hängen direkt hinter mir.
LG Johnny

ja, so oder ähnlich hat man wohl in dieser Generation seine Eltern (auch PAPA) erlebt; in aktueller Zeit vielleicht sogar zwiespältig, später dann eher verstehend, noch später fallen dann viele ungestellte Fragen ein...
Diese Sichten in unaufgeregter, sachlicher zugleich so liebevoller Weise darzustellen gelingt in besonderer Weise Dir, Helga. Ich habe Dein Papa-Buch sehr gern gelesen. Gratulation.
…obwohl es natürlich auch andere Kind-Eltern-Beziehungen geben mag.
LG
berndr

an alle, die sich für meine Gedanken interessierten und sehr nette, auch umfangreiche, reflektierende Kommentare abgaben. Darüber freut man sich. Jeder muss sich irgendwann ähnlichen Fragen stellen. Man bemerkt, wenn man über die Eltern liest, dass sich Ähnlichkeiten zeigen. Die Vätergenerationen sind doch sehr unterschiedlich. Unsere Männer sind oft anders aufgestellt als die heutigen Väter, unsere Söhne, aber sie unterscheiden sich immerhin auch von unseren Vätern. Alles ganz normal, sagt man sich.

Die Entwicklung verläuft allerdings krass und schnell. Der Vater als Verdiener, als alleiniger Ernährer, das dürfte bald völlig der Vergangenheit angehören, auch dass er schlicht deshalb über alles dominant bestimmt. Frauen werden selbstbewusst, man entscheidet gemeinsam. Die Papas gehen ins Kindererziehungsjahr...mein Vater hätte nicht einmal den Kinderwagen geschoben. Ein Hoch auf die engagierten jungen Väter heute...in der Hoffnung, sie können ihren Kindern auch ein Leitbild sein und nicht nur ein Vaterkumpel.

an den Vater.
Um zu trauern, braucht es für viele Menschen ein Grab, einen Ort der Zwiesprache.
Schöner ist es, den Menschen und die Erinnerungen an ihn in sich zu tragen.
Mein Vater wird 81 Jahre alt, erfreut sich bester Gesundheit, wenn man mal von den Wehwehchen des Alters absieht und leistet sich mit meiner Mutter gerade eine Donauschifffahrt.
Ich habe sie noch, die Eltern.
Ich könnte Fragen stellen, doch ich habe keine. Ist deswegen alles besprochen?
Dein Buch, liebe Helga, ist ein Fingerzeig. Die Chance, sich Gedanken zu machen, ob noch etwas offen ist zwischen dem Kind und den Eltern.