BookRix

Nach jahrelangem Besuchsdienst in Altenheimen habe ich viel Elend gesehen. 'Dort werden Menschen verwaltet, sie verhungern nicht, aber sie hungern irgendwie nach Zuwendung.
Mich stimmt das alles nicht nur nachdenklich, sonder traurig.
Geli

sollte dereinst die Bürokratie einschränken und hat sich nun selbst zum Moloch entwickelt.
Helga hat Recht mit ihrer Beschreibung der individuellen Möglichkeiten, der Pauschalisierung für Augenblicke zu entkommen, während wir noch jung genug sind und Kraft und Energie einsetzen können. Sie hat auch Recht mit der Erkenntnis, dass wir mit höherem Alter und wachsender Pflegebedürftigkeit immer mehr in die totale Pauschalisierung rutschen. Das einzigartige Individuum geht mit höherem Alter immer mehr in die Gruppe der Schwächeren und Schwächsten in unserer Gesellschaft ein und kann sich seine Einzigartigkeit in der äußeren Wahrnehmung nicht mehr leisten. Das ältere Individuum wird aber mit wachsendem Alter immer einzigartiger, denn seine individuelle Lebensgeschichte wird immer länger. Dieser Widerspruch ist die eigentliche Tragödie.
Helga, ich danke Dir, dass Du dieses Faktum einmal angesprochen hast.
Wir werden so herrlich alt!
Cecilia

dabei werden Sachverhalte in standardisierbare Größen überführt, die messbar sind. Nicht inhaltliche Größen, sondern konstante Quotienten führen zu allgemeinen Richtlinien, wie sie sich in Steuersätzen, Pflegekostensätzen etc. niederschlagen.
Pauschalisierung scheint dann gerechtfertigt, wenn man dadurch sehr komplexe Probleme greifbar und überschaubar machen kann.

Es ist eben effizienter, eine Masse von Menschen zu betrachten statt eine Menge von Individuen. Gesetze in ihrer Komplexität zu überdenken, auszuloten und ggf. anzupassen macht Mühe.
Aber wir alle neigen zu Pauschalisierungen. Schwieriges wird vereinfacht, man mag nicht alles durchdringen und kommt so schnell zu einem "Schubladendenken", das uns hilft, eine vermeintliche Ordnung herzustellen. Jeder strukturiert in gewissem Grade seine Welt/Umwelt pauschal. Kritisch wird es, wenn man diese Denk- und Ordnungsmuster nicht hinterfragt, was leider allzu häufig geschieht.

Allein unser Sprachgebrauch ist voll von Pauschalisierungen.

"Die" Jugend, Alten, Politiker, Lehrer.... das sind doch Sätze, die man allgegenwärtig hört. Wir bedienen uns also dieser Schubladen.Hiermit wird auch ein Stück Verantwortung gegenüber der Gesellschaft abgegeben. Derartige Sätze vereinnahmen uns und wir werden vom Pauschaldenken beherrscht, sind eigentlich nicht mehr frei in unserer Meinung (oft ohne es zu merken). Eigene Sichtweisen können durch eine derartige Sprache leicht überhöht werden.

Pauschalisierungen sind Mittel der politischen Rhetorik. Es muss nicht erstaunen, dass sich dies auch in unseren Gesetzen widerspiegelt. Aus "einem" wird "alle".

Dass Menschen dies schmerzlich erfahren müssen und das Individuum auf der Strecke bleibt, hast du, liebe Helga mit beinahe leisen, jedoch sachlichen Tönen eindrucksvoll in deinem Buch dargebracht. Es stimmt traurig, beinahe hilflos. Aber gerade derartige Anstöße sind es, die wir brauchen, die wenigstens den ein oder anderen wach rütteln.

Hier gilt es, die eigene Verantwortlichkeit nicht nur auf "die" Politiker abzuwälzen, auch wenn wir im Moment machtlos scheinen.
Ich mag die Hoffnung nicht aufgeben....und empfinde mich noch immer in meiner Einzigartigkeit.
lg
Enya

warum, meine Liebe tust du dir diesen von Rührseligkeit getränkten Beitrag von mir nur an??????...
Weshalb sollte gerade ich mit meinen Worten dich beeindrucken wollen, habe ich doch lediglich einen Kommentar zu Helgas Buch verfasst.

ich bin ein Individuum mit meinen ganz persönlichen Stärken und Schwächen... doch ich muss ankämpfen gegen den Rest der Welt, will ich so bleiben wie ich bin.....
So lange ich jung bin und im Arbeitsleben stehe, kann ich gegen die Pauschalierung bedingt ankämpfen, besiegen kann ich sie nicht... alt, krank, pflegebedürftig begebe ich mich pauschal gesehen in die Hände anderer und bekomme pauschale Pflegesätze, pauschales Taschengeld und am Ende bin ich dann selbst Pauschal....
Helga will wach rütteln, uns zum Nachdenken anregen.... bei mir ist es ihr gelungen....
doch am Ende siegt mein Verstand, der mir sagt .... bange machen gilt nicht.... (danke an Bernd) und die Sesamstraße :-))
Ich bin ich und pauschal bin ich nicht....

ich glaube, Du hast den Text und sein Anliegen nicht richtig verstanden.

Es richtet sich nämlich gegen Pauschalisierungen, die gerade im Alter, im hilfsbedürftigen Zustand insbesondere, Gang und Gäbe sind in unserer Gesellschaftsordnung. Die Pflegsätze und -Zeiten, die Vorschriften, die vergessen, dass hinter all dem ein Mensch steht. Mir ist schon bewusst, dass es auch gute Beispiele gibt, dennoch sind gewisse vermehrt aufgedeckte Notstände im Gesundheitswesen z.B. so erschreckend, dass man diese Tendenzen nicht mehr wegdiskutieren kann. Man muss schon ein Verdrängungskünstler sein, um das nicht zu sehen.
Meine Gedanken stellen absichtlich Überspitzungen dar, daher auch "die totale Pauschalisierung".
Es ist die Sicht der Behörden, der Politiker, die das Individuum nicht mehr auf ihrer Bildfläche erscheinen lässt. Gemeint ist nicht die ganz persönliche Eigensicht des Einzelnen, der sich selbstverständlich als einzigartiges Geschöpf wahrnimmt.

Übrigens finde ich, dass man auch mit Mitte 70 noch nicht alt sein muss.
Meine Mutter ist 91 und findet einen Menschen in d e m Alter (75) ganz sicher noch als verhälnismäßig jung. Aber das nur am Rande.

Was ist Pauschalierung?
Antworten sind etwa, dass es als „insgesamt, alles eingeschlossen, alles umfassend, undetailliert“ beschrieben wird. Vornehmlich im Steuerrecht, bei der Beurteilung von amtlichen Vorgängen (z. B. Kopf- und Kilometerpauschale). Eine Pauschale ist auch ein Geldbetrag, durch den eine Leistung, die sich aus verschiedenen Einzelposten zusammensetzt, ohne Spezifizierung nach ihrem Durchschnittswert abgegolten wird. Pauschalierung wird als unabhängig von einer Besonderheit oder Individualität bewertet, es ist alles in einer Leistung enthalten und sperrt sich gegenüber einer differenzierten Betrachtungsweise. Und „pauschal“ ist natürlich ein Wort durch und durch deutschen Ursprungs. In unserer Neuzeit kommt es moderner daher, nämlich als Pauschaltarif, bzw. als Flatrate.
Nun, ihr Ämter, Behörden und sonstigen „Big Brother-Einrichtungen“, wenn ihr denn pauschalieren wollt - im Sinne von Pauschal Total - so müsst ihr auch kontrollieren. Und spätestens hier weiß der aufgeklärte Bürger, dass kontrollieren auch mit (erheb-lichen) Personalaufwand verbunden ist. Das wissen die Geheim- und Spitzeldienste der Welt schon lange. WER WILL DAS ALLES KONTROLLIEREN?
Also, keine Angst vor bösen Visionen, sie müssen nicht nur durchgesetzt werden, sie müssen auch kontrolliert werden.
Und da haben wir einfachen Bürger das Grinsen auf unserer Seite.

 Helga, eine gruselige, „schöne, neue Welt-Version“, mit gut zu lesender Schreibe. Aber, bange machen gilt nicht. Über meine Einzigartigkeit muss ich nicht einen Moment grübeln, auch im fortgeschrittenen Alter nicht.

LG
Bernd

nur einen kurzen Kommentar da lassen kann.
Pauschalieren bedeutet für mich, alles in einen Topf werfen, erst mal. Aber das kann es nicht sein. Gleichmacherei wird sich niemand richtig gefallen lassen. Gewisse Regelungen auch im Alter, und in unserem täglichen Leben müssen sein. Ansonsten sind wir doch frei und können uns wehren.
Auch alte Menschen haben Fürsprecher, wenn sie nicht gerade ohne Angehörige sind
So pauschal kann man das Theme auch nicht angehen.
Auf jeden Fall ist das ein aufregendes Thema, was Helga ausgesucht hat.
Gebe in Teilen Gabi, was die alten Leute betrifft und Angel recht.
Gleichmacherei gibt es im Kommunismus in vielen Bereichen, soweit mir bekannt.
Mich stört das Wort "Totale" Pauschalierung.

das man nicht so schnell verarbeiten kann... ich muss es noch sacken lassen und nachdenken, Helga...
Ist man nicht mehr einzigartig, bloß weil man vielleicht im Altersheim ist? Sind wir pauschalisiert, weil wir alle alt sind? Das glaube und hoffe ich nicht, doch für viele lässt es sich nicht anders regeln. Natürlich müssen organisatorisch manche Dinge für alle gleich ablaufen, z.B. Essenszeiten, doch das ist in einer Familie auch nicht anders, oder?
Andererseits: ist man in seinem Schmerz und Kummer und auch in Krankheit und im Alter letztendlich nicht immer irgenwie allein? Ist Alleinsein nicht auch die schlimmste Erfahrung, die wir machen? Schon ein Baby will nicht allein sein...
Ich denke noch nach........
VG, Gabi.

liebe helga..
dein Buch lässt mich sehr nachdenklich zurück.Und ich frage mich, klingt das nicht fast wie die totale Kontrolle?

fast wie eine Fiktion in der Zukunft meint man, man sei ameisengleich nur noch eine von vielen die in der Masse der Menschen untergehen...
gleich denken
gleich fühlen
gleich handeln
nicht mehr als Individuum erkennbar..
welch eine grässliche Vorstellung da wir doch
unverwechselbar, einzigartig unterschiedlich sind..und nicht nur durch den unverwechselbaren Fingerabdruck, der DNA wo es beweisbar ist.
sollte sich das tatsächlich nur im Äußeren bemerkbar machen, ...?
nicht auch im Stil wie man spricht, malt, schreibt, liest, Interessen verwaltet und lebt?
das letzte Bild das sich bei mir öffnete durch deine Schilderung erschreckte mich...
so
kann es nicht sein...
aber du hast es kühl, ja fast sachlich durchdacht...
sollte man, so man das Thema zur Diskussion stellen würde
deiner meinung nach das Thema an sich
oder die Ansicht darüber - die sicher wie in allen Themenbereichen sehr unterschiedlich ist - diskuttieren?