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Immerhin hat sie es irgendwann geschafft, das Fremde in sich zu akzeptieren, konnte es annehmen und dann mit ihm, dem Fremdsein in sich, in Dialog treten. Mit Erfolg.
Leider geht die Geschichte nicht immer so glimpflich aus. Ich habe manchmal das Gefühl, dass diese Gefühslkälte innerhalb und untereinander,sich auszubreiten versucht ist.

Dabei sind alle Menschen befreundet mit der Liebe, sie reicht ihnen permanent die Hand, wir müssen/dürfen nur zupacken und sie blüht auf in dem Gedanken uns glücklich machen zu können, uns folgen zu dürfen, sich entfalten zu können, die Menschen trunken zu machen von sich.

(Das ist jedenfalls die Aufgabe der Liebe, meine ich, aber es scheint manchmal so, als ob sie diese nicht sehr ernst nehmen würde, dabei sind es wohl eher die Menschen die ihre Fähigkeit des Erkennens überschätzen.)

Wie verhält es sich mit der Angst vor dem Fremden, alles Neue, Unbekannte macht uns Angst, weil wir sie nicht einschätzen können, besitzen keinerlei Erfahrungswerte, wie wir damit umgehen sollen. Die Angst tritt also auf, bevor überhaupt etwas Angsterregendes eingetreten ist. Ich möchte sie mal als gelernte Angst bezeichnen.

Stark finde ich die Vorstellung und auch die Möglichkeit, dieser gelernten Angst, die es vielleicht gewohnt ist, einen großen Raum einzunehmen, am besten mit spitzen Absätzen an den Schuhen, dermaßen auf die Füße zu treten, damit sie nicht mehr auftreten kann. Höchstens humpelnd, gedemütigt und in die Grenzen verwiesen, darf sie in einem kleinem Radius versuchen, uns das Lieben schwer zu machen, aber mit wenig Erfolg. Das stinkt dann der gelernten Angst, denn sie hat was Neues gelernt, nämlich, dass sie sich verpissen soll. Denn davor hat selbst die Angst angst, dass der Fall eintritt, dass sie uns nicht mehr ängstigen kann, denn damit hat sie ihre Existenzberechtigung verloren und wird das Weite suchen. Und vielleicht auch, weil wir ihr fremd geworden sind ;-)

Mir fehlt, sonst nichts, nur halt noch das Lebendige beim Schluss der Geschichte. Es ist wie ein Sprung über eine weite Klippe oder eine zu weite, wenn ich als Leser nicht einen kleinen Einblick erhalte, wodurch "plötzlich", nämlich unvermittelt, das die Protagonistin anschauende Gesicht wieder "Fremdlos" geworden war.

Ich kann ihr daher alles sehr gut, aber nicht den Schluss wirklich glauben und empfinde es so, als mache sie weiterhin ein Stückweit noch selbst etwas vor.

Das Aha-Erlebnis oder eine leise Andeutung, was die gewisse Einsicht oder Erkenntnis ausgelöst haben könnte fehlt mir noch.

Jede Ungereimtheit, die ein Körper aussendet, ob Schmerz oder wie hier ein Femdheitsempfinden verstehe ich oder Viele, wie man lesen kann, ja als im Grunde einen liebevollen Apell des Körpers an die seelische Seite dazu, das verdrängte Seelenmaterial in sich, sich zumindest wagen anzuschauen.
Etwas, das irgendwann mal "vor kanpp 1000 Jahren" ein Trauma oder sogar eine Psychose ausgelöst oder eingeleitet haben mag und diese Strukturen weiterhin unbewusst gepflegt oder gar kultiviert wurden.

Damals, als Kind vllt. fehlte Einem noch die entsprechende geistige Handhabe, mit der auslösenden Situation und hiernach mit jeder an sie erinnernden relativ gesund oder konstruktiv umzugehen.
Aber später dann, wenn das Werkzeug der Seele durch Erfahrung mit sich selbst und Anderen, zuverlässiger geworden ist, dann wagt dieser verdrängte und Energie verzehrende Seelenanteil es, diesem Körper Impulse erneut zu senden mit der Aussage nach dem Motto, so jetzt schau mal mit neuen Augen auf dieses stinkende, lärmende, reißende dunkle und irgendwo mal in einer Seelenecke abgestellte Etwas; schau mal, was es damals damit auf sich hatte. Denn heute, kommst du klar damit! Akzeptiere es jedoch zuvor 100 %. Akzeptiere es als real in dir und zu dir gehörend und als etwas wofür du nun neu einen Teil der Verantwortung zu übernehmen bereit bist oder (endlich geworden bist). Selbst falls du damals das Opfer warst...

Wie Lothar schreibt, es muss zuerst akzeptiert werden. Auf keinen Fall wieder verdrängt und wieder, um sich wieder eine aus Selbstschutz geschusterte Selbstausrede warm zu halten.

Es gehört zu einem Selbst dieser Anteil an Fremdheit, und bleibt so lange fremd und schmerzend oder irritierend, bis er dazu eingeladen wird, sich zu zeigen, um im ersten Schritt: angeschaut und beleuchtet zu werden, auch wie Lothar es schreibt.
Dieses Beleuchten nimmt doch dann selbst diesem fremden Anteil jene Angst, die wiederum verschränkt ist mit unserer, die wir solange, wie nicht beleuchtet wurde, nicht einordnen konnten. Erst nach dem Anschauen und Fragen und Beleuchten erlaubt dies ihm, dem Fremden in uns, mit uns aufklärend und richtig stellend zu kommunizieren, bis dann beide, die sich bis dahin eigentlich nicht wirklich kannten, wie - neu - Freunde geworden sind und vor allem besser verstehend...vieles nun verstehen und neu zu sehen am Lernen sind.
Den Feind zu lieben heißt somit auch jenen bis dahin als solcher gewesener in sich selbst.
Er, wenn man es personifizieren wollte, will doch nicht länger Feind sein und ist so etwas wie dankbar, wenn man ihn mit interessierten Augen und einem sanftmütigen Herzen fragt: Woher kommst du eigentlich wer bist du, und was haben wir beide überhaupt und eigentlich miteinander zu tun? Wollen wir uns arrangieren und voneinander lernen?
Vor allem lernen, in der rechten Art zu lieben. Will heißen, vermehrt danach zu suchen, was und wer alles liebenswert ist oder sein kann, ob in einem Selbst oder außerhalb.

Es, das Fremde in uns war nämlich lange genug allein und im Dunkel und brauchte es doch selbst, genau so dringend, erkannt und gesehen und verstanden zu werden. Dann kann es durchatmen und damit aufhören, Einem Energie zu rauben, weil es aber selbst bisher zu wenig davon gehabt hatte (der Plusquamperfekt ist hier gezielt eingesetzt),

...zu wenig davon gehabt hatte...

Bisher.
LG Lisa

und liebe Sissi,
Du hast meine Gedanken über das Fremde in uns gelesen und sie sogar als wichtig bezeichnet.
Angesichts der Fremdheit, die uns umgibt und uns hin und wieder sehr ängstigt, sollte man aber auch einmal in sich gehen und schauen, ob wir uns wenigstens selber kennen.
Für mich war und ist es stets problematisch, wenn ich merke, ich stehe quasi neben mir und sage etwas oder handle so, dass es mir im Nachhinein fremd vorkommt. Ich bereue es ... aber gesagt ist gesagt und Handlungen sind noch schwerer umzukehren. Ich vermute, jedem ist das schon einmal passiert. Insofern haben die Gedanken dazu eine gewisse Allgemeingültigkeit.

Helga

nachdenkliches Buch...
Das Fremde in mir.... ein schleichender Prozess, den die Autorin hier beschreibt und gerade das macht Angst.
Woher kommen diese Ängste? Waren sie schon immer da, Schläfer, die irgendwann nach Außen dringen, Besitz ergreifen oder ist ein Ereignis die Ursache?
Mit einem Lächeln wieder vor den Spiegel zu treten, oft ein langwieriger Prozess, nicht alle schaffen ihn.
Ich gehe mit einem Lächeln vor den Spiegel und bemerke, ein wenig schief ist es schon.
Danke an Helga für ein wie ich finde sehr wichtiges Buch.

Das Fremde in uns als etwas, was wir nicht wahrnehmen, nicht zulassen wollen? Gegen das wir uns wehren durch Kurzweile, Geselligkeit oder Sport? Das aber trotzdem auf seinem Weg nach draußen besteht, koste es was es wolle? Es will erkannt und anerkannt sein, das Fremde, damit es sich heimisch fühlen kann in uns und das Wort „fremd“ seine Bedeutung verliert. Die einen schaffen es, andere nicht. Sie verbleiben im Sumpf der Vereinsamung, saufen oder dröhnen sich zu, werden Amokläufer, Selbsttöter oder bekommen Krebs.
Ist es einfacher, die äußere Fremde zu akzeptieren, als dem Dunkel in uns Licht zu geben? Wohl kaum. Jene, die das eine nicht können, hadern meistens auch mit dem anderen.
Wundervoll geschriebener Text!!!
LG
Lothar

sehr oft als Fremde, oder - in mich
gekehrt. Das ist nicht immer so. Ich denke,
wer als Kind bedingungslos geliebt wurde,
fühlt sich auch als Erwachsender nicht fremd. Das spätere Erlernen ist
Knochenarbeit und befreit die Traurigkeit
nicht. Das Fremde bekommt einen anderen
Namen und verwandelt sich allmählich.
Jeder hat verschiedene Gesichter, die sich
bei vertrauten Menschen positiv zeigen.

Waltraud

... das ist eine erschreckende Erfahrung, finde ich... und auch ein großes Thema für viele Expat-Frauen, die aus ihren gewohnten Bahnen entwurzelt, in der Fremde ausgesetzt, ihre Familie den ganzen nicht um sich und nur mit sich selbst oder anderen mit ähnlichem Thema konfrontiert...ich denke, es kommt nicht von ungefähr, dass die meisten Amokläufe von Männern verübt werden,während Frauen eher den stillen, selbstzerfressenden Abgang wählen...es zu schaffen, sich selbst aus dieser Isolation zu holen, ist eine große Leistung...aber ich fürchte auch fast der einzige Weg, den anzutreten nicht wirklich alle meistern, da die Kraft dazu fehlt...interessant, dass dich "Die fremde Frau" zu diesem Text verleitet hat... Geli hat da offensichtlich ein Thema angesprochen, das in vielen von uns versteckt ist, ...in der einen oder anderen Art...

Liebe Grüße
Susy

Ich schließe mich den Kommentaren von gittarina und vielleser an. Mehr kann man zu Deinem Buch nicht sagen.

Meint Klaus

das uns in der Praxis sehr häufig begegnet. Das Fremde in uns zeigt die verschiedensten Komponenten. Von sozialer Angst bis zur sozialen Phobie ist ein breites Spektrum der verschiedensten Formen feststellbar. Von der manchmal auftretenden Unsicherheit irgendwie unangenehm bei anderen Menschen anzukommen - bis zur totalen Isolation - ist alles drin.
Was sind die Ursachen? Oft liegt sie in der Kindheit, in der dieses Menschlein nicht die unbedingt notwendige Akzeptanz erfuhr - bis hin zu total abgelehnt wurde. Damit ist das Kapitel der Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstsein abgehakt und nur noch mühsam wieder zu erlangen. Was Dir die Bezugspersonen nicht zu geben fähig waren - generiert sich zu einem ewigen Defizit.

Und der Weg zu einem Lächeln im Spiegel ist ein verdammt harter Weg - und ich wünsche es jeder/m, die oder der bereit ist, den Weg aus dem Jammertal zu wagen.

Ein sehr ernster und damit ein wichtiger Beitrag zu diesem Thema.
Gitta