Sie kämpfen für die Zivilisation
Erzählung Von: Deniz C. KacanDie vor ihnen liegende und belagerte Kleinstadt war eine Kleinstadt zwischen den altehrwürdigen, einst leuchtenden, hohen und seit geraumer Zeit belagerten Flüssen, in der sehr außergewöhnliches vor sich ging. Bei der besetzten Kleinstadt, nahe ihrer Schützengräben, so der alliierte Oberstleutnant, handele es sich um eine besondere, beinahe einzigartige Stadt.
Im ganzen Orient gebe es sonst kaum solch eine Stadt. Der Mitarbeiter des Instituts für Demografie und Bevölkerungsstrukturen der nächst größeren Stadt, ebenso mit dem internationalen Anti-IS-Militärkommando zusammenarbeitend, als auch der einst geflohene Bürgermeister bestätigten ihm: Die Einwohner teilten sich je nahezu in je zwanzig Prozent in einige der verschiedenen religiösen Gruppen des Zweistromlandes: in liberale Sunniten, Christen, Aleviten, Eziden, Bahai auf. Deswegen war die Behauptung des festgenommenen, verhörten IS-Erziehungsministers unglaublich. Sie glich einer schrecklichen. grausamen Sintflut in diesen Jahren nach 2012. So seien alle verbliebenen 9000 Einwohner, nahezu 9000 Einwohner der IS-Terrorgruppe beigetreten. Die Menschen würden derzeit gedrillt werden im Krieg gegen die Alliierten und verbündeten Bodentruppen.
"Deswegen sind wir hier", sagte der leitende Mann. "Und müssen nach einer Aufklärungsoperation die Befreiung bald starten", fuhr der Oberstleutnant fort mit der Unterrichtung der beiden Kämpfer und Soldaten.
Man hörte, wie der Wind über die Ebene flog.
Die beiden Kämpfer Quebec und Milani standen mit dem Oberstleutnant nahe der Schützengräben und dem Tisch mit den Landkarten, einer Packung Zigaretten darauf, einer Kalaschnikow, einem verstaubten Fernglas. Milani spürte die Wut und die wichtigen Aufgaben bezüglich ihrer Bekämpfung und der anstehenden Operation im Blut, als er an die teuflischen Taten der Banden dachte. Ebenso Dringlichkeit, Stolz und Freude wegen der anstehenden Operation zur Bekämpfung des Finsteren, Chauvinistischen.
Für die Menschlichkeit, Demokratie und bedrängten Völker auf dieser reichen, traurigen, erhabenen, ideenreichen, der Menschheit bedeutenden und stolzen Erde!
Für die Menschlichkeit, Demokratie und Freiheit der Völker!
Wir müssen bald mit der Operation starten. Nach der Belagerung und Besetzung wollen sie alle gleichschalten in dieser Kleinstadt. Und dann als Terroristen an die Front und nach Europa schicken, in die ganze Welt, sagte sich Milani. Der Kämpfer blickte zum Oberstleutnant, der sie über die merkwürdige, belagerte Stadt zwischen den einst lichtvollen und nun an seltsamen, weiten Schatten darbenden Flüssen Euphrat und Tigris aufklären wollte. Die Region hatte sich mit dem Aufmarsch der fanatisierten IS-Banden vermehrt in das Blickfeld der Weltpolitik und auch freiheitsliebenden Völker katapultiert. Diese fanatischen Banden wollen alle übriggebliebenen Bewohner gleichschalten. Diese IS-Banden wollen sie alle gleichschalten und dann zu den Plätzen mit den Zivilisten und hier an die Front schicken, sagte er sich erneut. Es gab schon Tote und Unheil. Ganz sicher wird noch mehr Unheil durch sie kommen, dachte er. Bald hörte er die Stimme des Oberstleutnants, der erklärte:
"Am vorherigen Donnerstag nahmen wir einen 42-jährigen Mann fest, der früher einmal Physik- oder Chemielehrer gewesen sein soll und in einem Bürogebäude des IS-Apparats angestellt war."
Die beiden Kämpfer Milani und Quebec erwiderten noch nichts. Sie waren bereit für die anstehende Operation und für den Kampf innerhalb der internationalen Anti-IS-Allianz für die Menschlichkeit, und der Oberstleutnant fuhr fort:
"Es diente ihnen als eine Art Amtsträger einer IS-adäquaten Erziehung. Er arbeitete in der Funktion eines Propagandaministers, eines Erziehungsministers."
Dann blickte er kurz zur Landkarte auf dem Tisch.
"Er gab unseren Sicherheitskräften nach einem Verhör etwas zu ihren verdammten Erziehungsmethoden preis."
Sein Blick flog wieder zu beiden alliierten Kämpfern. Demnach hätten sie die Anweisungen erteilt, dass alle Bewohner dieselben Radioansprachen und Predigten hören müssten, jeder Separatist würde in einer einheitlichen Jackenfarbe in den Gerichtssaal oder zum Hinrichtungsplatz geführt werden, und zur Überwachung des Nachbarn im Sinne ihrer Ideologie ermahnt und erzogen werden. Jedwede Stimme der Vernunft, Kritik, demokratische Parlamentsarbeit, jedwedes aufklärendes Zeitungsblatt, jedweder Sport und jedwede Volkswahl seien im Führerreich des IS als Ketzertum hart zu bestrafen durch Steinigung. Das waren in etwa seine Worte nach dem Verhör im Gebäude der alliierten Sicherheitskräfte. "Verdammt, deswegen sind wir hier. Deswegen müssen wir die Ordnung für die Menschen hier zwischen den Flüssen und die Menschheit wieder herstellen!" Die Männer blickten zu ihm und zu einem der Schützengräben. Man hörte, wie der Wind über die mesopotamische Ebene flog.
Dieser dreckige, fanatische, selbsternannte Erziehungsminister, so der Oberstleutnant, (...)