Von der Zerstreuung eines blauen Partikels

Auszug I Von:
Von der Zerstreuung eines blauen Partikels
Drei große Themengebiete sollen im Roman, »Von der
Zerstreuung eines blauen Partikels«, übereins gebracht
werden: Die Politisierung der Jugendlichen in den 1960er
Jahren, menschliche Wahrnehmungs- und Gefühlsstrukturen und
das Phänomen der großen Liebe unter philosophischen und
(gleichsam) theoretischen Gesichtspunkten. Der Romantext
macht den Versuch, menschliche Wahrnehmungsstrukturen durch
ausdifferenzierte, poetisch-technisch-medizinische
Schilderungen aufzubrechen. Das geschieht vor allem über den
Orientierungsverlust des Protagonisten im Raum-Zeit-
Kontinuum, der sich zwischen Gegenwärtigem (für die
Wirklichkeit des Romans), Fiktionalem und biografisch
Erlebtem verliert. Die oben beschriebenen zeitlichen
Instanzen Realität, Fiktion und Erlebtes in der
Vergangenheit werden durch Figuren markiert, die dem
Protagonisten während des Romanverlaufs begegnen.
Das Verlorengehen und die Orientierungslosigkeit werden
ausgelöst durch das Erlebnis des beobachteten Todes eines
Kommilitonen durch den Protagonisten, gleich zu Beginn der
Geschichte. Fortan werden die drei erörterten zeitlichen
Instanzen zu einem Wahrnehmungsspiel verquickt, dessen
Rätsel das Leseerlebnis des Romans ausmacht, denn der Leser
wird sich gleichsam verlieren können. Die Leitmotive hierzu
sind der menschliche Körper in seiner substanziellen Form,
die Imaginationsfähigkeit des Menschen und der Schnee.
Ein weiteres und besonderes Moment des Romantextes liegt
wohl in seinem ehrgeizigen Sprachduktus, der sich nicht nur
durch das Setting der 1960er Jahre und dessen typischer
Sprache ergibt, sondern vor allem durch die technisch-
poetischen Beschreibungen menschlicher Wahrnehmungs- und
Gefühlsstrukturen und des menschlichen Körpers an sich. Der
Romantext substituiert alltägliche menschliche Gefühle und
Dilemmata durch das, was sie wirklich sind: Ausschüttungen
von Hormonen, durch olfaktorische und audio-visuelle Reize,
die von anderen Menschen, Orten und Gegenständen auf das
Individuum einströmen, worauf es dann psychisch, seelisch
und körperlich reagiert.
Der Text bildet also ein Phantasma, welches sich durch
Erzählung, Poesie, die verklärte Schilderung medizinischer
Vorgänge im menschlichen Körper und mystische Zusätze (die
im Text vor allem durch die Ablagerungen blauer Partikel in
der Netzhaut durch den beobachteten Tod markiert werden)
konstituiert und den Leser einlädt, gesetzte Strukturen
aufzubrechen und für sich individuell neu zu ordnen.
Dabei bleibt der Text was er ist: Eine Hommage an die Liebe
und der Versuch sie wahrhaft greifbar zu machen.
Vorrangig wird das durch die Geschichte eines jungen
englischen Studenten ermöglicht, der im Romantext, hin und
her gerissen zwischen Identitätskonflikt, Politisierung und
seiner großen, nicht erkannten Liebe, seinen Platz im Sein
des Universums sucht.
Durch die saumlose Vermischung verschiedener Textsorten und
zeitlicher Instanzen birgt der Roman, »Von der Zerstreuung
eines blauen Partikels«, ein Leseerlebnis der besonderen
Art, das literaturwissenschaftlich noch nicht ganz gefasst
werden konnte.

Stichwörter: 
60er Jahre, Roman, Wahrnehmung, Liebe, Stadt
Beiträge und Kommentare
Wichtiger Beitrag
ai.hua

Hoffe ganz inständig, dass wir noch weitere Teile hier lesen dürfen!
Ich bin absolut begeistert. Jedenfalls zu mir schlug der Text Brücken, wer weiß ob von Venedig aus oder von sonstwo...

5 Kommentare
danielboehm

Liebe ai.hua,

ich danke Dir sehr für Dein Lob. Ich musste zunächst einmal testen, ob das, was ich schreibe, hier bei bookrix angenommen wird; da dem so zu sein scheint, werde ich gerne noch ein paar Teile einstellen.
Danke nochmals.

Bis bald
Daniel

P.S.: Mir hat übrigens Dein... mehr anzeigen

ai.hua

Das freut mich, ich warte dann mal geduldig auf weitere Teile...

(Und danke für Deine Kommentare zu meinem Geschreibe.)

danielboehm

Das Warten hat ein Ende. Die nächsten zwei Kapitel sind veröffentlicht...

Dieser Kommentar wurde gelöscht.
Gelöschter User
Wichtiger Beitrag
hansolo

ich habe Anfangs etwas Überwindung gebraucht weiter zu lesen... Die Sätze waren lange verschachtelt, was aber wohl bewußt so gewählt ist.
Ich habe weitergelesen und wurde durch eine tiefgründige Geschichte überrascht, welche aus selenem Blickwinkel erzählt ist.

Die Belohnung endet in einem Stern für Dein Werk

1 Kommentar
danielboehm

Ich danke Dir herzlich für Deine Lesart und Deine Bewertung, und Du hast recht: Der gesamte Text (hier ist nur der Beginn zu lesen) ist stark konzeptioniert, was dann auch auf die Länge und die Struktur der Sätze zurückfällt.

Bis bald und eine herzlichen Gruß
Daniel

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