Schon lange tanzte niemand mehr und fast alle Gäste waren bereits gegangen. Völlig erschöpft standen wir voreinander auf der Tanzfläche. Unsere verschwitzten Gesichter konnten noch ein Lächeln produzieren, bevor wir uns um den Hals fielen. „Madeleine“ konnte ich nur fast jammernd stöhnen. „Wo bin ich?“ Sie zog meinen Kopf zu sich, so dass sich unsere Lippen küssend aufeinander pressten. „Hast du jetzt die Orientierung wiedergefunden?“ erkundigte sich Madeleine lächelnd. „Ich bin doch gar nicht hier. Physisch vielleicht, aber sonst ist alles von mir anderswo.“ erklärte ich. „Aha, und wo befindet sich das andere von dir?“ fragte Madeleine. „Ich weiß es doch nicht. Auf einem anderen Stern? In einem anderen Land? Im Nirwana vielleicht? Auf jeden Fall nicht in dieser realen, materiellen Welt. Madeleine, ich kann das alles nicht fassen. Es überwältigt mich. So habe ich dich noch nie gesehen.“ erklärte ich. „Du meinst mit dem Kleid, nicht wahr?“ vermutete sie. „Nein, nein, alles Madeleine. Dieser Abend muss eine Erscheinung gewesen sein, auch wenn ich völlig tot bin.“ erwiderte ich. „Na, siehst du, das kommt dabei heraus, wenn du nie mit mir in die Disco gehst.“ scherzte Madeleine. „Madeleine, sollten wir das in Zukunft nicht öfter tun? Wer außer uns, könnte so etwas Irres bringen, wie heute Abend? Wir gehören doch einfach zusammen, Madeleine. Die Welt will uns zusammen sehen.“ brachte ich beschwörend hervor. „M, m,“ schüttelte Madelene den Kopf, „nicht die Welt. Mein Leben will nicht ohne deins sein, und deins doch sicher auch nicht ohne meins. Das haben wir uns doch schon gegenseitig vererbt, oder?“ „Genau, mein wirkliches Leben ist nur das Leben mit dir. Vielleicht hat uns das Tanzen ja schon wie bei den Sufis die Glückseligkeit der Einigung spüren lassen. Hast du etwas davon gemerkt?“ fragte ich scherzend. „Nein, ich wollte nur alles Böse, was ja nicht nur in dir, sondern zwischen uns ist, vernichten und ausschwitzen, Wollte mich austoben und absolut reinigen, wollte wieder völlig frei und unbeschwert werden.“ erklärte Madeleine. „Madeleine, die schönste Frau der Party, wie siehst du aus? Völlig derangierst, das Haar verwüstet und verklebt, das Gesicht total geschafft und das wunderschöne neue Kleid völlig verschwitzt. Drück mich nochmal, damit ich dich riechen kann.“ wünschte ich. Ein mahnendes „Chrischan!“ bekam ich zu hören. „Trotz allem, Chrischan, meine Beine wollen mich nicht mehr tragen. Ich brauche unbedingt die Horizontale.“ Madeleine legte sich auf eine Couch. Gäste waren kaum noch da. Lydia kam. „Geht's ihr nicht gut?“ fragte sie. „Nein, sie ist nur völlig geschafft. Sie brauchte ein Bett.“ erklärte ich. „Das kann ich allerdings gut verstehen. Bei meinen Eltern, die sind schon lange im Bett, da wird noch Platz genug sein. Sie könnte ja dazwischen krabbeln.“ scherzte Lydia.
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