BookRix

Da glaubte man, die Affäre sei wie vorhergesehen eingeschlafen. Nun kommt sie wieder hoch und schlägt erneut Medienwellen. Sowohl in Deutschland als in Frankreich, ein Land, das sich bislang in braves Schweigen gehüllt hatte, vielleicht, weil französische Firmen wie Alcaltel damals die Kabel in die Meere verlegt und kräftig mitgezapft hatten.
Siebzig Millionen französische Mails, SMS und Telefongespräche sollen innerhalb eines Monats von der NSA aufgenommen worden sein. Und auf der anderen Seite des Rheins wurde Muttis Handy abgehört, was natürlich gar nicht geht.
Die amerikanischen Botschafter wurden von den auswärtigen Ämtern heranzitiert und getadelt. Der Form halber. Denn ob sich etwas an diesem Horrorszenario der totalen Überwachung ändert, ist mehr als fraglich.
Was tut man mit einer Sache, die man nicht ändern kann? Man akzeptiert sie, oder wie im Stockholmer Syndrom, man befürwortet sie, denn schließlich habe man nichts zu verbergen und betroffen seien allein die bösen, kriminellen Absichten.
Die jedoch, so eine Gesprächsrunde mit versierten Spezialisten im französischen TV, haben sich längst auf die neue Situation eingestellt. Kriminelle Informationsübermittlung erfolge nun anders, über andere Wege oder derart gekonnt verschlüsselt, dass die NSA in die Röhre guckt. Die Experten bezweifeln deshalb die entschuldigende Absicht, die NSA wolle Kriminellen und Terroristen auf die Schliche kommen und denen das Handwerk legen. Wirtschaftsspionage sei das eigentliche Ziel, und nicht nur das Ausleuchten von Firmenangeboten oder Herstellungstechniken. Wir, die unzähligen kommunizierenden Bürger, sind mit unseren Daten Gold wert. Kürzlich spielte ich mit dem Gedanken, Manns Tod in Venedig (der mir bei einem Umzug abhanden gekommen war) neu zu kaufen, und spontan bekam ich von Amazon ein entsprechendes Kaufangebot. Allein die ausgefüllte Googlezeile mit „Mann – Tod in Venedig“ hatte ausgereicht, und hopp, schon war ich bedient. Die vom Stockholmer Syndrom Befallenden werden sagen – „ist doch gut lieber Lothar, was willst Du mehr? Man kommt Deinen Wünschen entgegen und liest sie Dir von den Lippen ab“.
Geht man dergestalt mit meinen Wünschen um, dann frage ich mich, wann es soweit sein wird, dass man sie antizipiert oder gar entstehen lässt? Und wer will garantieren, dass dies nur Bücher oder Konsumartikel betrifft? Ein durchleuchteter Mensch wird manipulierbar, in jedem Bereich. Meinungsumfragen sind in einem solchen Zusammenhang nicht mehr als ein Mittel, ein Ergebnis abzurufen, auf das man gezielt eingewirkt hatte. Zu pessimistisch oder von Paranoia befallen?
LG
Lothar

Faszinierend, euer Cover.
Spätestens seit Facebook sollten alle es begriffen haben, wie gläsern der Mensch geworden ist, doch dem ist nicht so. Es herrscht eine Leichtgläubigkeit nach dem Motto ...mir passiert schon nichts.... obwohl sich das Krebsgeschwür schon ausgebreitet hat.
Schnell kann man durch eine unbedachte Äußerung, eine Reise, ein Telefonat in den Fokus des BKA geraten, niemand ist davor sicher.

Euer Buch hat noch nicht wirklich viele Leser gefunden.
Ob es am Sommerloch liegt oder einfach daran, dass sich hier in diesem Forum kaum noch Leser aufhalten, die einem kritischen Buch mit einem feedback zur Verfügung stehen, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich denke allerdings, letzteres ist die Ursache.
Ich hätte mir mehr Leser für euch gewünscht.

8 Leser, ein Kommentar (und der von einer Autorin) : Sollten wir Autoren vielleicht schon alles ausdiskutiert haben? Oder ist dies Ausdruck des Schweigens der Lämmer?
Ich möchte mir nicht vorstellen, dass Leidensfähigkeit und Verzweiflung schon so groß sind, dass man sich lieber wegduckt und alles erträgt mit dem Gedanken "es bringt doch alles nichts". Das wäre wirklich schrecklich.
Cecilia

Hallo liebe Lesergemeinde,
Bis jetzt habt Ihr noch nicht in unser Buch geschaut, leider. Wir wollen hier wirklich eine Botschaft vermitteln und wir wünschen uns eigentlich eine lebhafte Diskussion...aber vielleicht kommt sie ja noch.
Kann man das Thema ignorieren? Haben die Meisten schon resigniert oder sind wir hier auf dem ganz falschen Dampfer?
Ich musste darüber nachdenken und ich habe mir eine Meinung gebildet, hatte ich doch auch selber schon einige Erfahrungen in einer gänzlich anderen Zeit sammeln müssen...und was passsiert heute? Ist alles schlimmer geworden oder sieht man Gespenster?...oder schauen wir einfach nicht hin, schalten ab und widmen uns dem üblichen Allerlei?

Helga