BookRix

Lieber Bill,

leider muss ich Dich enttäuschen, der Reaktionskanon wird nicht differenzierter als bisher dargestellt werden, da wir uns an der Realität orientiert haben und differenzierte Reaktionen der Gruppe sind leider nicht erllebbar. Es bleibt dabei, manche finden die Tourette-Person interessant und lieben sie, manche können damit nichts anfangen, stören sich aber nicht dran, manche nutzen die Situation aus, einige sind genervt, die meisten stören sich dran und viele, leider auch Angehörige hassen es und es ist ihnen peinlich. So ist das Leben

Lieber Bill Dung

wie Du ja selbst weißt, gibt es keine Traumpädagogen, die immer richtig agieren. Ausserdem gibt es in diesem Buch kein richtig oder falsch. Es geht nur um das Aufmerksammachen darauf, wie schwer so eine Situation sein kann und vor welche Probleme jeder gestellt werden wird, der so etwas erlebt. Aber es ist eben auch für die Tourette-Persönlichkeit UNMÖGLICH!!! ein normales Leben zu führen. Leider. Bei mir kann diese Tourette-Person alle Tics voll ausleben, was merkwürdiger weise dazu führt, dass sie bei anderen Personen auffallend ruhiger wird, sobald ich dazu komme (so haben es mir andere berichtet, mir selbst konnte das ja nicht auffallen, da ich ihn ja nur erleben kann, wenn ich dabei bin)

Lieber Bill,
es ist schön, zu lesen, wie sehr Du die Lehrerin Frau Reuter verteidigst, obwohl sie von den Autoren nicht wirklich angegriffen wurde. Auch die Autoren haben Mitgefühl für die Lehrerin, aber sie beschreiben eben nur das, was geschehen ist und was immer wieder geschieht. Das, was Du als flach bezeichest, ist eigentlich normal, es wird nicht besonders gewertet, nur aufgeführt, interpretieren soll das natürlich jedermann für sich. Das Buch beschreibt, dass Tourette ständig aktiv ist, nicht nur eben in den aufgezeichneten Unterrichtsstunden. Tourette ist jede Sekunde da, jede Minute, 24 Stunden am Tag. Und dann ist es eben keine Bagatelle mehr. Dann ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen, will man daran nicht verzweifeln oder dem Tourette- Betroffenen Unrecht tun. Über dieses Problem in den Schulen habe ich auch mit Prof Plewnia, Psychiater an der UniKlinik TÜ, eine Koryphäe auf diesem Gebiet, gesprochen, der Ähnliches berichten kann und meine Auffassungen größtenteils bejaht und unterstützt. Tourette ist eben etwas, was eigenen Regeln folgt und das ununterbrochen. Ich bin inzwischen aktives Mitglied der TouretteGesellschaft Deutschland, hier kann man sich sehr gut und umfassend über dieses seltene (etwa nur 40 000 in Deutschland) aber doch sehr auffällige Syndrom informieren. Am 8. Oktober ist der Tourette-Kongress ind Dresden, da werde ich mit vielen anderen Tourett-Persönlichkeiten zusammen treffen und sicher noch einiges dazu lernen.

Lieber Bill,

ich muss mich entschuldigen. Das hier ist ja nur ein kleiner (sind kleine) Auschnitt/(e) aus dem Buch. Natürlich hat sich die Beziehung zwischen Frau Reuter und Nino im bis dahin stattgefundenen Verlauf erst so entwickelt. Die Gefühle, die Nino hat, sind sicher nicht zu vergleichen mit den Gedanken eines Erwachsenen. Es sei Nino verziehen, dass er Frau Reuter so sieht. Und Frau Reuter.... ich arbeite selbst schon seit über 25 Jahren als Lehrer, ich habe solche Situationen schon oft erlebt, wo man an seinem Verstand oder an seiner Berufung zweifeln möchte. Und wenn Du tatsächlich einmal mit einem ausgeprägten Tourette-Syndrom zu tun hast, wirst Du Dir vielleicht auch vorstellen können, dass es, zumal ohne Wissen darüber (in dieser Richtung will das Buch einen Beitrag leisten)für manche noch so gute Pädagogen schwierig sein muss, noch dazu in einer herkömmlichen Klasse, damit umzugehen. Für mich ist Tourette etwas Selbstverständliches geworden, aber eben nicht für jedermann und ich verurteile nicht, wenn jamand damit überfordert ist. Und es ist so vorgesehen, dass der Leser für die arme Frau Reuter, die so negativ im Erleben der Hauptfigur abschneidet, Partei ergreift. So ist es nun mal im realen Leben. Wie auch in meinem Roman "Der Hinterhalt" bleibe ich an den Tatsachen, nichts ist frei erfunden oder entspringt einer bodenlosen Fantasie.

Bill Dung,
zu alt um Antworten zu wissen,
alt genug um Fragen zu stellen:

Es bleibt trotzdem meine aufmerksame Spannung, wann möglicherweise der immer wieder interessant aufgemahcte Reaktionskanon der Klasse vielleicht noch deutlicher differenziert wird?!

Bill Dung,
zu alt um antworten zu wissen,
alt genug, Fragen zu stellen:

Ist eine Zweitfassung geplant,
in der ein Traumpädagoge in einer
ganzen Klasse "richtig" agiert???

Als Reuterscher Zunftgenosse liest man
natürlich mit erhöhter Sensibilität und
erinnert sich sicher auch eigener, im Nachinein "suboptmaler" Verhaltensweisen, die aber selbst in so einem job wohl erlaubt sein müssen.
Die Darstellung wirkt hier aber durchgängig zu flach und (damit) unglaubwürdig.
Wer seinen Beruf wirklich liebt(e),
dem kommt nicht in den Sinn,
ein Kind zu "fixieren".
Wer seinen Beruf wirklich liebt(e),
der stellt höchstens nach 6 anstrengenderen Unterichtsstunden einen Schüler wegen solcher Bagatelle vor die Tür.
Wer seinen Beruf wirklich liebt(e),
der empfindet den dargestellten doch eher niedrigen Grad an "Disziplin-" oder eher Ruhemangel nicht als "ihrem Beruf den GAraus machen" wollen.
Und zumindest und zu guter letzt:
Wer seinen Beruf wirklich liebt(e),
der empfindet weder das Eintreffen direktorlicher Hilfe, noch den Gang zum Chef mit einem eigentlichen Unfähigkeitsbekenntnis (ganz zu schweigen von dem niedrigen Anlass)
als hilfreich und/oder erstrebenswert.

Bill Dung,
zu alt um Antworten zu wissen;
alt genug um Fragen zu stellen:

Seite 8:
Nach einfühlsam wärmenden Textpassagen,
die versuchen dem Leser die Gefühöswelt des Haupthelden zu erschließen,
sollte man dieselbe Aufgeschlossenheit nicht auch der Flamingolaura gönnen???

"das war klar, sie selbtst lief schließlich... umher" scheint mir etws zu fern von jenem Wunsch

Bill Dung;
zu alt um Antworten zu wissen,
alt genug um Fragen zu stellen:

Seite 5:
Die Frau Reuter hats wohl echt schwer im sachlichen Urteil des Erzählers?
"hohe, schrille und gefährlich wirkende Stimme" oh wer kann schon aus seiner Haut.

Was dagegen das nicht nur so wirkende Attribut "giftversprühend" im ersten Handlungszusammenhang für den Leser zu suchen hat, erschließt sich mir nicht so ganz.

Gilt das für diesen Vorfall, aber schließlich versucht sie ja, die kämpfenden Rivalen zu trennen,
auch und natürlich mit ihren Mitteln,

oder soll dies gar für immer gelten???

Der junge Mann, mit dem zusammen ich das Buch schreibe, hat auch sehr viele bittere Erfahrungen machen müssen. zB muss er damit leben, dass seine Mutter ihn nicht richtig akzeptiern kann, dass er seinem Bruder peinlich ist und der ihn bekämpft und schlecht macht, wo es geht, sein Vater ihn zwar versorgt, aber mit ihm nichts anfangen kann. Aber er hat inzwischen gelernt nicht nur die Behinderung sondern auch die CHance zu sehen und er geht seinen Weg und ich bin froh, ihn dabei begleiten zu dürfen

Tourette-Syndrom ist fuer alle furchtbar.Die Tochter einer Arbeitskollegin hat das auch, hochintelligent und sensibel. aber manchmal laueft sie schreiend durch die Strassen.Und hinteger ist sie total fertig.Das ist eine furchtbare Krankheit.