Interessante Frage.

Guckt man sich das Gesetz an:
https://www.gesetze-im-internet.de/psttg/BJNR273010022.html

ist insbesondere wohl §5 relevant für die Fragestellung.
Hier geht es ja bislang primär um digitale Bücher.
Sind diese §5 (1) 3 eine Ware?
Nein, denn §5 (4) beschränkt dies auf körperliche Gegenstände.
Dies wäre der Fall bei gedruckten Büchern oder auch bei als CD oder DVD ausgelieferten Hörbüchern.

Sind diese §5 (1) 2 eine Dienstleistung?
Hmmm, §5 (3) trifft auf BookRix zu, nicht jedoch auf die Autoren, welche über BookRix digitale Bücher verkaufen.
Hier dürfte der Knackpunkt liegen - soll der Betreiber nun eigene Dienstleistungen melden oder bloß Dienstleistungen, welche über seine Plattform von Nutzern angeboten werden?
Wenn ich §3 richtig verstehe, ginge es allerdings um Dienstleistungen, welche über die Plattform von Nutzern angeboten werden, womit auch diese Variante entfällt.

Aber letztlich müßte man da wohl andere juristische Kommentare studieren, um zu erkennen, worauf dies Gesetz eigentlich abzielt.

@Marie
ja, irgendwie mal wieder Kuddelmuddel. zur Umsetzung einer EU-Richtlinie.
Amazon z.B. hat Steuerfragebögen an seine Produkttester verschickt, mit zweitägiger Abgabepflicht bis 1.11.
Gut möglich, dass es in erster Linie darum geht, geldwerte Geschenke und Test-Waren zwangsweise versteuern zu können, weil die Plattformen sie direkt melden, samt Klarnamen, Adresse und hinterlegter Steuer-Id-Nr.., und die Sache mal wieder nicht ganz zu Ende gedacht wurde.

Die andere Frage ist natürlich, wie die deutsche Bürokratie wohl mit der Flut der Meldungen klar kommt, die da losgetreten wird:-) Immerhin müssen dann ja die Finanzämter vor Ort eine Menge neuer Aufforderungen zur Abgabe einer Steuererklärung verschicken.

Naja, bei den Finanzämtern werden im Laufe des nächsten Jahres doch auch wieder Kapazitäten frei, weil vielerorts mehr als 90% der Grundsteuererklärung bereits durch ist, also exklusive der Widersprüche ;-)

Ansonsten ist Deutschland doch inzwischen so weit durchdigitalisiert, daß ein KI-Bürokratieverwirbler das automatisch analysiert und entsprechende Anforderungen direkt sowie digital an die entsprechenden Kontaktadressen der betroffenen Plattformkonten versendet - damit kommt gar kein Beamten-Mensch mehr in Kontakt ;-)

Darf man an einem so hohen Feiertag wie heute eigentlich lauthals lachen und sich auf die Schenkel klopfen? Wenn ja, dann mache ich das mal eben:-))

Steuerpflichtig ist ja wohl jeder der im Berufsleben steht; ich bin Mönch und buddhistischer Dr. (Geshe) in Medizin und Psychologie...

Es gibt ja auch Freibeträge.

Nimmt man als Vergleich Einkünfte aus Kapitalvermögen, so sind da doch Banken seit Jahren im Regen (automatischen?) Austausch mit dem Finanzamt und es gibt Freistellungsaufträge, Freibeträge.

So oder so geht es bei solch einer Pflicht zur Datenübermittlung ja nicht um die Steuerpflicht an sich.
Es geht ja eher um eine Kontrollmöglichkeit oder auch um die Frage, was etwa bei Sachleistungen (eine influenzende Entität bekommt von einem Konzern ein Produkt - als Gegenleistung dafür gibt es ein Reklamevideo bei jutub über wahlweise das Auspacken des Produktes oder einer Leistungsanalyse oder einen Vergleich mit ähnlichen Produkten anderer Hersteller) - wie bewertet man dies als Einkommen - bei einem Unternehmer wird dieser ja Material/Energieaufwand, Personalkosten etc in seine Bilanz einbeziehen, um einen Gewinn oder Verlust auszuweisen - kenne mich da nicht so aus, habe stets einen weiteren Bogen um BWL gemacht ;-)

Bleiben wir beim jutub-Szenario sowie oben referenziertem Gesetz psttg, so kommt bei dem Video primär der Punkt persönliche Dienstleistung in Betracht, doch gegenüber wem?
a) Gewiß gegenüber jenen Konzernen, für welche vor sowie während des Videos Reklame eingeblendet wird oder für welche direkt im Video Reklame gemacht wird.
b) Auch gegenüber dem Publikum des Videos, um diesem Kurzweil oder Information zu verschaffen?

Bei b) habe ich so meine Zweifel.
Bei einer individuellen Beratung käme dies durchaus in Betracht, bei einem pauschalen Ratgeber indes weniger, wobei man hier auch noch unterscheiden kann zwischen verschiedenen Rollen, also Veröffentlicher, Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur etc.
Letztere haben ja keinen direkten expliziten oder impliziten Vertrag mit dem Publikum geschlossen, folglich kommt bloß ersterer für eine Dienstleistung in Betracht.

Dies ist ähnlich, wenn man hier Ratgeber in Form von digitalen Büchern zur Veröffentlichung freigibt, also weniger bei Belletristik, weil bei dieser das Publikum doch eher selbst für Kurzweil und Unterhaltung sorgt.
Insgesamt würde ich auch b) eher für unwahrscheinlich halten, eben weil dies schlecht bis gar nicht zur genauen Definition in §5 (3) einer persönlichen Dienstleistung paßt.

Insofern sehe ich durchaus eine Anwendung bei Jutubern oder Ticktockern, welche neben der Kurzweil des Publikums primär zusätzliche Werbeeinnahmen erzielen, eher nicht bei Autoren digitaler Bücher, selbst wenn diese Ratgeber veröffentlichen (selbst geschriebene oder von KIs generierte).

@Marie
meine Güte, du machst dir ja wirklich viele Gedanken:-) Das Problem an sich ist viel einfacher gestrickt: Wenn die Meldepflicht auch für Selfpublisher-Plattformen gilt, fallen alle (Neben-) Einkünfte auf, die man als braver Bürger nicht bereits selbst beim Finanzamt gemeldet hat. Und dem Finanzamt ist es wurscht, ob jemand gegen das neue Gesetz verstoßen hat oder gegen die alten:-)

Na, aber wer verstößt als aufrechtes Bürger-Person schon gegen einem bekannte Gesetze, die Tücke liegt doch eher in den heimtückisch eingeführten ;-)

Und wie würde jutub etwa was angeben, wenn jemand für ein Auspack-Video vom Produzenten Obst bekommen hat, also eine Palette Bananen, Orangen, Kokusnüsse zum Auspacken?
Darin liegen doch die Feinheiten der finanzamttechnischen Erfassung, wenn es auf den Euro gar nicht ankommt ;-)

Was BookRix anbelangt, sehe ich in dem Gesetz allenfalls einen zu erwägenden Sachverhalt, wenn jemand allein mit Hörbuch-CDs mehr als 2000 Euro im Jahr einnimmt als persönliche Marge.
Oder eben entsprechend beim Zeilenfluß mit gedruckten Büchern.
Aber wer würde dies nicht von sich aus melden? ;-)

Genau :-)

Auch wenns zwei Monate her ist, kann ich euch aus eigener Erfahrung beruhigen, denn ich war kurzzeitig im Amazon Vine Programm und hatte mit dem Finanzamt bereits Kontakt^^. Ich hatte nämlich mit Vine dreißig Euro verdient. Nicht viel, aber zählt zu den Einkünften, da war sogar ich erstaunt. Das Gesetz hat nichts für uns Steuerzahler geändert, es ist lediglich für Verkaufsplattformen gedacht. Für uns Steuerzahler ist alles wie gehabt seit Jahrzehnten:

- alle Einkünfte müssen dem Finanzamt gemeldet werden, sonst ist es Schwarzarbeit. Arbeitet jemand als Arbeitnehmer, ist der Gewinn steuerpflichtig ab einem bestimmten Betrag - wie ihr es kennt. Gilt natürlich auch, wenn man sein eigener Arbeitgeber ist, also Selbstständiger. Schwarzarbeit wird wie gehabt mit Geldbuße, Strafzinsen und bei hohen Schulden auch Freiheitsstrafe bestraft. Rentenbetrügereien führen zu Rentenverlust, Bürgergeldmissbrauch zu Bürgergeldverlust usw. Selbstanzeige bei Straftat mindert die Strafe wie gehabt. Also wie wir es in der Schule gelernt haben, es gibt keine neuen Gesetze dazu.

Was hat sich denn überhaupt konkret geändert? Fast nichts. Wenn jemand gewinnbringend verkauft, ist die jeweilige Verkaufsplattform dazu verpflichtet, ab einem bestimmten Grenzwert bzw ab einem bestimmten Transaktionswert die Erträge des Verkäufers an das Finanzamt zu melden. Das Ganze läuft automatisiert ab. Beim Finanzamt prüft ein Programm automatisch die gemeldeten Gewinne pro gemeldeten Bürger mit der eingereichten Steuererklärung und verschickt bei Bedarf automatisch Mahnbescheide, wenn benötigt. In dem Fall werden auch Krankenkasse und Rentevenrsicherung benachrichtigt, denn Selbstständige müssen diesbzgl Arbeitnehmeranteil UND Arbeitgeberanteil zahlen. (wir als Autoren haben da zum Glück die KSK, die die Hälfte übernimmt, einfach das erste Buch als Bewerbung einreichen) In diesem Bearbeitungsvorgang ist kein Mensch beteiligt, weder seitens der Verkaufsplattforms noch seitens des Finanzamts, damit jeder Steuerzahler schnell weiß, ob er rasch handeln muss und wie lange er noch Zeit für die Einreichung der Steuererklärung hat. Sollte jemand Probleme beim Verständnis des Mahnbescheids haben oder einen Fehler bemerken, haben die Finanzämter aber zugesichert, dass alle Anfragen sorgfältig von Menschen bearbeitet werden. Die neue Meldpeflicht der Verkaufsplattformen soll Online- Betrügereien automatisiert entlarven, ohne dass ein Mensch beteiligt sein muss. So viel zu den Infos, die die Finanzämter rausgegeben haben.

Fazit: keiner hier braucht sich nen Kopf darum zu machen. Wir sind selbstständig wie gehabt und zahlen ab einem Verdienst von irgendwas um die 10.400 oder so Steuern. Rentenversicherung ist ab 6000 und paar Gequetschte fällig, Krankenversicherung wird prozentual berechnet bei uns. Genau das, was hier sowieso schon tausend Mal erfragt und diskutiert wurde, es hat sich nichts geändert für uns :) also keine Sorge, die neue Regelung hat nichts mit uns zu tun.

Ich glaube, da wirfst du gerade was durcheinander, Keks.
Das Amazon-Vine-Programm ist der Club der Amazon-Produkttester. Wer dazu eingeladen wird, bekommt kostenlose Produkte, für die als Gegenleistung Rezensionen geschrieben werden müssen.
Man verdient dort kein Geld, sondern hat durch die kostenlose Überlassung des Produktes einen geldwerten Vorteil, der steuerpflichtig ist.