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Inhalt

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Vorwort

1 Niemand kann sagen wer, was oder wo Gott ist

2 Was ist von den alten Religionen noch zeitgemäß?

3 Warum suchen die Menschen nach Gott?

4 Wo sind die alten Götter geblieben?

5 Glaube

6 Wissen

7 Religion

8 Kirche

9 Der Umgang mit dem Göttlichen

10 Die Darstellung des Göttlichen ist beliebig

11 Katholiken in Gewissensnöten

12 Papst Benedikt XVI.

13 Seele

14 Opfer 

15 Gebet                                           

16 Wallfahrten      

17 Wasser, das >Göttliche<

18 Atome sind unsterblich

19 Bakterien und Viren

20 Evolution

21 Bibel

22 Abraham

23 Judentum

24 Kabbala

25 Christentum

26 Freikirche

27 Calvin, Calvinismus, Puritaner

28 Koran

29 Islam

30 Buddhismus

31 Hinduismus

32 Daoismus

33 Atheisten

34 Humanismus

35 Die Zukunft

Epilog

Gedicht

Vorwort

Es war schon immer ein Fehler, wenn man schlauer sein wollte als das Göttliche!

 

Die meisten der 7 Milliarden Menschen weltweit sind dumm, ungebildet, unwissend oder arrogant. Das gilt auch für mich. Wenn ein guter, gut meinender Freund sagt, dass ich dumm bin und die Tatsachen verwechseln würde, hat er damit Recht. Er weiß ja nicht, ob ich wirklich meine, was ich sage oder ob ich provoziere, um die Ansichten und Meinungen anderer zu erfahren.

 

Jedenfalls ist die Dummheit und Unwissenheit der Menschen ein guter Nährboden für Leute, Organisationen, Kirchen und Sekten, die Glauben vertreten, vermitteln, verbreiten, verkaufen wollen.

 

Darf man diesen Menschen ihren Glauben nehmen? - Kann man überhaupt einem Menschen seinen Glauben nehmen oder verändern?

 

Hört Glaube eigentlich auf, wenn man weiß was, wer oder wo "Gott" bzw. "Das Göttliche" ist?

 

Diese Frage konnte mir bisher niemand beantworten. Meine These möchte ich in einer fiktiven Erkenntnis des "Göttlichen" darlegen. Um mich nicht der "Häresie" verdächtig oder schuldig zu machen, wähle ich einen Weg, den Gerald Messadié in seinem Buch "Die Geschichte Gottes" für völlig absurd hält. Nämlich, dass die "Aquatiker" behaupten, das Wasser sei ein Prinzip von gleicher Ewigkeit wie Gott. Er sagt: „Das zeigt, wie verschieden die Wahnvorstellungen sein können, zu denen der Versuch führen kann, Gott intellektuell zu erfassen.“

 

Mein Wahnsinn: Wasser ist doch immerhin mehr als "Nichts" aus dem alles erschaffen oder entstanden ist oder sein soll. Wasser ist das "Göttliche" oder der "Träger des Göttlichen".

 

Wasser kann man nicht be-greifen. Das "Göttliche" kann man nicht begreifen, nicht erfassen, nicht ergründen.

 

Man könnte nun fragen: „Warum hast du nicht die Luft gewählt? Luft ist doch auch un-fassbar! Aber die Luft hat nicht das Wasser geschaffen, sondern das Wasser hat die Luft er-schaffen oder erzeugt.

 

Wasser ist ein sehr gutes Lösungsmittel. Auch ein Lösungsmittel für alle Probleme der Welt, zumindest der wichtigsten: Durst, Hunger und Energiemangel.

 

Mit Wind kann man keinen Durst löschen, keinen Hunger stillen, und die Stromerzeugung durch Windräder ist nur ein hilfesuchendes, sehr teures Projekt, weil man die richtige Lösung des Energieproblems noch nicht gefunden hat.

 

Trotzdem ist das alles völlig fiktiv. Es ist nur ein Versuch, die selbst gestellte Frage zu beantworten: Wie würde es sich auswirken, wenn tatsächlich Wasser das "Göttliche" bzw. das "Göttliche" Wasser wäre?

 

Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, sagt Thales. Aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück!

 

 

1 Niemand kann sagen wer, was oder wo Gott ist . . .

 

1     Niemand kann sagen wer, was oder wo Gott ist . . .

 

An sogenannten Gottesbeweisen fehlt es in der Geschichte der Menschheit nicht. Die Frage, ob Gott existiert und welche Eigenschaften ihm zukommen, beschäftigt auch weiterhin die Philosophie, etwa in jüngster Zeit. Wie alle grundlegenden Fragen der Philosophie entspringt die Gottesfrage dem Interesse der Menschen - wenn auch nicht notwendigerweise aller Menschen.

 

„Die christliche Ideologie, die Rom seit dem 13. Jahrhundert verbreitet, ist der Thomismus, die Doktrin des heiligen Thomas von Aquin, ein universelles und totalitäres System, das alles erklärt, alles regelt und alles aus dem Gehorsam gegenüber der Heiligen Schrift unterwirft. Der Thomismus ist ein Determinismus ohne Fehl: Die Vernunft und der Glaube müssen übereinstimmen, und was nicht dem Glauben entspricht, ist nicht vernünftig. Von Aristoteles inspiriert, verkündet er, ohne zu schaudern: "Der Beweis Seiner (Gottes) Existenz ist notwendig und möglich. Er ist notwendig, weil die Existenz Gottes nicht evident ist. Diese Überlegung macht den Gottesbeweis möglich: Weil Gottes Wesen unendlich und unfassbar ist, 'müssen wir diese Existenz, die wir nicht feststellen können, mit Hilfe der Überlegung erschließen'. Das ist die Grundlage des "credo quia absurdum", und zugleich eine Tautologie, die alle Erkenntnis der theologischen Autorität nach dem Motto unterwirft: Ich postuliere, dass Gott existiert, also werde ich es dadurch beweisen, dass ich es nicht beweisen kann; Und wer mich kritisiert, ist unvernünftig.“

 

Dabei liegt der Beweis so nah bei uns. Wasser, das "Göttliche" ist in uns und es erfüllt uns, auch, wenn wir es nicht erfassen oder begreifen können!

 

Der AFG schreibt: Für unseren begrenzten Verstand ist es unmöglich den Charakter oder die Werke des Unendlichen völlig zu erfassen. Dem schärfsten Intellekt und dem gebildetsten Denker wird dieses heilige Wesen stets von einem Geheimnis umhüllt bleiben.

"Kannst du die Geheimnisse Gottes erforschen und die Vollkommenheit des Allmächtigen erfassen? Der Himmel oben setzt Gott keine Grenze - dir aber allemal! Gott kennt die Welt der Toten unten in der Tiefe - du aber nicht!" (Hiob 11,7-8) Der Apostel Paulus ruft aus:

"Wie groß ist doch Gott! Wie unendlich sein Reichtum, seine Weisheit, wie tief seine Gedanken. Wie unbegreiflich für uns seine Entscheidungen und seine Pläne!"  Mag es auch heißen, dass 'dichtes Wolkendunkel den Herrn umgibt', so ist doch Sein "Thron auf Recht und Gerechtigkeit gegründet". (Psalm 97,2)

Wir können Gottes Handeln an uns und Seine Beweggründe nur soweit verstehen, wie wir Seine Liebe, Seine Barmherzigkeit und Seine Allmacht erkennen. Wir können soviel von seinen Plänen erfassen, wie es gut für uns ist. Darüber hinaus müssen wir der Hand des Allmächtigen und Seiner herzlichen Liebe vertrauen.

Das Wort Gottes, wie auch der Charakter seines Urhebers, stellt uns vor Geheimnisse, die wir sterblichen Wesen nie vollkommen verstehen können. Das Eindringen der Sünde in die Welt, die Menschwerdung Christi, die Wiedergeburt, die Auferstehung und viele andere Dinge, die uns die Bibel berichtet, sind zu tiefe Geheimnisse, als dass sie der menschliche Verstand erklären oder nur recht verstehen könnte. Wir haben keine Ursache, Sein Wort deshalb zu bezweifeln, weil wir in die Geheimnisse Seiner Vorsehung nicht eindringen können. Schon die einfachsten Lebensformen stellen oft so große Rätsel für uns dar, dass sie der weiseste Denker nicht lösen kann. Überall in der Schöpfung begegnen uns Wunder, die unser Begriffsvermögen übersteigen. Sollte es uns da überraschen, dass wir auch in der geistlichen Welt auf Dinge stoßen, die unseren Horizont übersteigen?

 

Thomas unterstellte die Philosophie der Theologie, obgleich er Empiriker war. Er kannte eben alle Wege von der sinnlichen Welt aus hin zu Gott, was sich in seinen fünf Gottesbeweisen spiegelt, die allesamt von der Natur ausgehen, das heißt von der Beschaffenheit der Natur.

 

Den Anselmschen ontologischen, vom Begriff Gottes selbst ausgehenden Beweis lehnt Kant ab. Er hat allerdings später gezeigt, dass die thomistischen Gottesbeweise, wie überhaupt alle Gottesbeweise, nur verkappte ontologische Beweise sind. Thomas machte Gebrauch vom ersten unbewegten Beweger des Aristoteles und dem falschen Argument einer Reihe ohne Anfangsglied sei unmöglich. Er schließt, stets falsch: 1. vom Bewegten in der Welt auf den ersten Beweger, 2. vom Verursachtsein in der Welt auf eine erste Ursache, 3. vom Zufälligen in der Welt auf ein notwendiges Wesen, 4. von der Harmonie und Zweckmäßigkeit in der Welt auf die göttliche Intelligenz, 5. von den Graden der Vollkommenheit in der Welt auf ein vollkommenes Wesen.

 

      Die katholische Kirche hält bis heute an diesen Beweisen fest!

 

„Einen Gelehrten nach seinem Glauben zu beurteilen ist gefährlich, wenn nicht lächerlich. Sicher ist, dass Darwin die lange Reihe der spiritualistischen Gelehrten unterbrach. Er war der erste, der die Erkenntnis von der Theologie und vom Spiritualismus loslöste, die einen Descartes, einen Newton und einen Faraday noch so grundlegend geprägt hatten. Er war mit der HMS Beagle nicht in See gestochen, um seine Ideen zu beweisen, sondern um zu beobachten. Er hatte seine Beobachtungen nach einer erprobten Methode geplant und aus ihnen die Schlüsse gezogen, die sich aufdrängten. In dieser Hinsicht ist er der wahre Begründer der modernen Wissenschaft.“

 

 War er vielleicht zu vorsichtig, die nahe liegende Wahrheit über das Wasser als das "Göttliche" zu erkennen oder zu veröffentlichen?

 

„Seine Lehre ist jedoch leider in Gefahr, wie wir sehen werden. Mehr als ein Jahrhundert nach der Veröffentlichung des Buchs: "Die Entstehung der Arten" hat sich die Unruhe, die es bei gewissen Geistern auslöste, noch nicht gelegt. Eine beträchtliche Zahl von Wissenschaftlern gibt sich nicht mit einem blinden Gott zufrieden. Ende unseres Jahrhunderts strengen sich manche unter ihnen in naiver (aber gefährlicher) Weise an, einen Gott an seine Stelle zu setzen, dessen Bild ebenso naiv erscheint, auch wenn es vorsichtigerweise revidiert wurde.

 

Noch zu Lebzeiten Darwins zeigte sich die Unfähigkeit, auf das "Spirituelle" zu verzichten, ganz offen. Einer der besten Darwinisten des 19. Jahrhunderts und Koautor der Theorie der natürlichen Auslese, Alfred Russel Wallace (1823-1913), stürzte sich in wilde Spekulationen, um die "unbekannten" - seiner Meinung nach eigentlich spirituellen - Umstände der Abstammung des Menschen zu erhellen. Wallace war, kurz gesagt, ein überzeugter Spiritualist. Darwin empörte sich, zugunsten von Tischerücken verzichte Wallace auf natürliche Auslese. Der berühmte Physiker und Chemiker Sir William Crookes, der Erfinder des Strahlungs-Messgerätes und Verfasser der Theorie des vierten Aggregatzustandes der Materie, der Astronom Camille Flammarion und viele andere, weniger berühmte Wissen-schaftler nahmen die Hilfe von Medien wie D.D. Home und Eusapia Palladino in Anspruch.

 

Im Sturm um den Darwinismus verhielten sich die Dominikaner und Jesuiten am wachsamsten. Letztere brachen den Vatikan dazu, seine Stimme zu erheben. 1879 nahm die Reaktion der Kirche die feierliche Form der Enzyklika "Aeterni patris" an, in der Papst Leo VIII. den Wissenschaftlern verkündete, der Thomismus stelle die Autorität dar, der man in allen wie auch immer gearteten Forschungen zu folgen habe. Darwin war in der Zwischenzeit zum Agnostiker geworden.

 

Das außerordentliche Beispiel der Beziehungen zwischen der Vorstellung Gottes und den exakten Naturwissenschaften war ohne Zweifel der Fall des Mathematikers Georg Cantor (1845-1918), eines Wissenschaftlers, der aus offenkundig theologischen Gründen mit einer in Mathematikerkreisen bis dahin respektierten Tradition brach, niemals auf das Konzept unendlicher Größen zurückzugreifen. 1831 hatte Carl Friedrich Gauß, der größte Mathematiker seiner Zeit, erklärt: "Ich protestiere gegen den Gebrauch der unendlichen Größe als etwas Bestimmten; das ist in der Mathematik niemals zulässig". Cantor setzte sich darüber hinweg.

 

Um die revolutionäre Kühnheit zu erklären, die ihn zur Theorie der transfiniten Zahlen geführt hatte, postulierte Cantor, die ganzen Zahlen könnten, ob "physisch" oder "ideell" als zur Gedankenwelt gehörige Entitäten der "intrasubjektiven Realität" oder, als Teil der Außenwelt, der "transsubjektiven Realität" zugehörig betrachtet werden. Darin drückt sich eine metaphysische Haltung aus, wie er selbst erklärte: "Dank mir wird die christliche Philosophie zum ersten Mal über die wahre Theorie des Unendlichen verfügen", schrieb er dem Dominikaner Thomas Esser. Diese Einstellung erstaunte umso mehr, als Cantor Jude war (sich aber in der christlichen Theologie bestens auskannte und wahrscheinlich Kabbalist war). Er betrachtete die Theorie der transfiniten Zahlen als von Gott eingegeben!

 

Die Jesuiten beeilten sich, sie auszunützen; sie sahen darin endlich die gesuchten Beweise für die Existenz Gottes (was Cantor trotzdem ärgerte). Im Alter von 50 Jahren stellte Cantor seiner letzten Arbeit über die transfiniten Zahlen ein Zitat des Apostels Paulus voran: "Die Zeit wird kommen, da ans Licht gebracht wird, was im Finstern verborgen ist". Cantor starb als 73jähriger in einer Irrenanstalt in Halle. 1905 bezeichnete Henri Poincaré, der Cantor an Größe gewiss nicht nachstand und der dessen Beschäftigung mit religiösen Fragen kannte, Cantors Werk als "pathologisch"; heute wird Cantors Beitrag zur Mathematik allgemein als grundlegend anerkannt. Unter anderem hat er ein Problem gelöst, das die Mathematiker seit Pythagoras umtrieb. Alle Wege führen nach Rom, vorausgesetzt, man verfährt nach einer Methode.“

 

Oder man wird vom "Göttlichen" geführt! 

 

„ . . . Doch der Schwung erwies sich als zu stark, um durch Ironie gebremst werden zu können. So versichert Richard Dawkins, Biologe an der Universität Oxford: "Unsere Existenz war einst das größte aller Mysterien, aber sie ist es nicht mehr, weil sie aufgeklärt worden ist". Das ist rasch dahingesagt. Und der amerikanisch-vietnamesische Astrophysiker Trinh Xuan Thuan erklärt recht prophetisch: "Die Existenz des menschlichen Wesens ist in den Eigenschaften jedes Atoms, jedes Sterns, jeder Galaxie des Universums und in jedem physikalischen Gesetz, das den Kosmos beherrscht, festgeschrieben".“

 

                                      Natürlich ganz einfach im Wasser, im "Göttlichen".

 

 „Beide Behauptungen sind nicht verifizierbar und führen in die gute alte Zeit von Galilei und Kopernikus zurück, das heißt zum christlichen Geozentrismus, der den Menschen zum einzigen Objekt einer Schöpfung von Milliarden Sternen machte; und zu dem metaphysischen Axiom, Gott habe das Universum nur geschaffen, um sich im Spiegelbild der menschlichen Spezies zu betrachten. Und dabei haben wir Einsteins allzu berühmten Satz "Gott spielt nicht mit Würfeln" noch nicht einmal zitiert, den Gipfel des Anthropomorphismus.“

 

Das "Göttliche" hat sich in allem, was es im Universum gibt, manifestiert und inkarniert, auch im Menschen.

 

     „ . . . Viele Naturwissenschaftler lehnen derartige Spekulationen aber ab, ganz einfach, weil diese die Kategorien durcheinander bringen und sich auf ein diffuses und deshalb unbrauchbares Vokabular stützen und Wörter wie Seele, Geist, Astralleib usw. verwenden. Sie führen bei Spekulationen und der Suche nach Gott nicht ans Ziel“, erklärt Messadié. „Jacques Monod stellt in seinem Buch "Zufall und Notwendigkeit" die große Frage jeder Wissenschaft: Hat die Welt einen Sinn? Und wenn ja, welchen? Die Ableitungen, die Folgesätze liegen auf der Hand: Wenn es einen Sinn gibt, besteht vielleicht ein finales Ziel, und das ist die Notwenigkeit, selbst wenn man zögert, es "Gott" zu nennen. Wenn es aber keinen Sinn gibt, dann regiert der Zufall, d.h. das organisierte Chaos; Und wenn es einen Gott gibt, der ihm Leben einhaucht, ist dieser Gott definitiv "unleserlich", unverständlich. Dieser letzte Punkt ist von größter Bedeutung, weil der menschliche Geist sich weigert, sich einen unentzifferbaren Gott vorzustellen, der morgens dazu fähig wäre, zu beschließen, dass die Zeit der menschlichen Spezies abgelaufen sei, dass ihre Stunde geschlagen habe und die Zeit der Koleopteren, der Käfer gekommen sei, deren Übermacht ja schon unübersehbar ist.“

 

Warum denn nicht? Das Leben der Menschen und der Menschheit ist endlich. Aber alles Leben führt zum Wasser, dem "Göttlichen" und bleibt in ihm erhalten.

 

„Die Frage beherrschte ein Vierteljahrhundert des Existenzialismus, das heißt der Reflexion über das Absurde, und ein Jahrhundert der Reflexion über die Evolution, das heißt über das virtuelle Ziel, zu dem uns die Modifikation der lebenden Spezies führen oder nicht führen wird. Monod führte ein einfaches Konzept ein, die Teleonomie, die Eigenschaft eines Lebewesens, mit einem Existenzplan ausgestattet zu sein. Alles, was lebt, hat demnach einen solchen Existenzplan. Ist dieser Plan gut, leben und überleben das Individuum und seine Spezies. Ist er nicht gut, verschwindet das Individuum. Monod scheint Immanuels Kants Frage: "Wie ist eine Wissenschaft des Lebendigen möglich?" zu beantworten. Er gibt der Biologie endlich eine Forschungsgrundlage. Eigentlich bleibt Kants Frage aber dennoch unbeantwortet, zumindest teilweise. Zunächst auf der mikroskopischen Ebene, denn die Entdeckung der "egoistischen" DNS wird die Vorstellung der auf die Zelle angewandten Teleonomie beträchtlich stören. Die DNS reproduziert sich in einer Art und Weise, die offensichtlich mit den Bedürfnissen der Zelle nichts gemein hat. Sie reproduziert sich sozusagen zum Spaß. Neunzig Prozent der in einer Zelle vorhandenen DNS nützen offenbar nichts. Die Teleonomie der DNS ist damit unerkennbar, oder sie ist schlecht gemacht.“

 

Sie ist gut gemacht nach dem Plan des "Göttlichen" in seinem Willen nach Manifestierung!

 

„Auch auf makroskopischer Ebene wäre Kant enttäuscht. Die prähistorischen Monster besaßen eine hervorragende Teleonomie. Sie haben rund 175 Millionen Jahre lang ohne andere Sorgen überlebt, als sich in einem Höllenspektakel von Panzerplatten, Hörnern und schuppigen Schwänzen gegenseitig aufzufressen. Da schlug von 60 Millionen Jahren ein riesiger Meteorit in der Gegend des Golfs von Mexiko ein. Er verursachte - außer einer Flutkatastrophe, Erdbeben und Vulkanausbrüchen - eine Klimaveränderung, die sich für die Dinosaurier als fatal erwies. Eine Staubschicht verdunkelte den Himmel jahrelang, es wurde kalt, und vielleicht ertrugen die Saurier dieses Klima nicht, oder ihre Fresspflanzen wuchsen wegen mangelnden Sonnenlichts nicht mehr, oder vielleicht war der Iridiumstaub, den der Meteorit in der Atmosphäre verbreitet hatte, für diese Tiere Gift. Obwohl sie über eine Teleonomie 'erster Güte' verfügten, starben die Dinosaurier aus. Zufall oder Notwendigkeit? Offensichtlich Zufall, es sei denn, man stelle sich einen Gott vor, der es müde war, die Erde unter den Schritten des Diplodokus beben zu hören, und deshalb beschloss, mit diesen Monstern ein Ende zu machen. Und stattdessen Mozart zu hören, wie Hubert Reeves sagen würde.“

 

Es ist ja erwiesen, dass das "Göttliche" gute Musik liebt! (K. 17/4)

 

In tibetischen Überlieferungen heißt es: Der Ton umschließt große Geheimnisse.

 

Alle Wesen, alle Dinge, selbst die unbelebt scheinenden, geben Töne von sich. Jedes Wesen, jedes Ding bringt einen besonderen, ihm eigentümlichen Ton hervor, doch wandelt sich dieser entsprechend den verschiedenen Zuständen, durch die das Wesen oder Ding, das ihn erzeugt, hindurchgeht. Wieso? Wesen und Dinge sind Zusammenballungen kleinster Teilchen. Diese tanzen und bringen durch ihre Bewegungen die Töne hervor.

 

So heißt die Lehre: Im Anfang war der Wind. Durch sein Wirbeln bildete er den Urgrund unserer Welt. Dieser Wirbelwind tönte, also hat der Ton den Stoff geformt. Durch das Tönen dieser ersten Stoffe entstanden weitere Formen, die ihrerseits kraft ihres Tönens neue hervorbrachten. Und das ist nicht etwa eine Mär aus vergangenen Tagen, sondern es ist immer das Gleiche. Jedes kleinste Teilchen singt immer während sein Lied und dieses Tönen erzeugt in jedem Augenblick grobe oder feine Formen. Es gibt schöpferische Töne, die zusammenfügen, und andere, die auseinander reißen. Wer imstande ist, beide Arten hervorzurufen, hat die Macht, nach Belieben aufzubauen oder zu zerstören. Wahrlich, der Drubthob, der den Urzerstörerton – den Urgrund aller zerstörenden Töne – erklingen zu lassen wüsste, wäre fähig, diese Welt und alle Götterwelten bis hinauf zu der der Großen „Dreiunddreißig“, wovon die Buddhisten sprechen, zu zerstören!

 

Wird man nicht bei diesen Worten an die zerstörende Kraft der unkontrollierten Wasserstoffbomben-Explosionen erinnert? Wasser, das "Göttliche" hat die Macht aufzubauen oder zu zerstören in die der Hand der Menschen gelegt. Es liegt an uns, wie wir mit dieser Macht umgehen . . .

 

„Doch die überwiegende Mehrheit der Argumente spricht für den Zufall. Bei der Analyse der Evolution der Spezies kommt Francois Jacob zu dem Schluss, es handle sich um eine "Bastelei". Man findet haufenweise Teleonomien, aber sie sind vom Zufall und mit offenkundigem Absurditäten wie etwa der Tatsache improvisiert, das der Rosa Flamingo wegen seines übertrieben gebogenen Schnabels den Kopf unter Wasser halten muss, um sich ernähren zu können, wie Stephan Jay Gould beobachtet hat. Wollte Gott dem Rosa Flamingo einen Streich spielen?“

 

Das wollte er wohl eher nicht, sondern er wollte in ihm und um ihn sein, ihn umhüllen und nähren, nach seinem Willen.

 

„Doch: "Raffiniert ist der Herrgott, aber boshaft ist er nicht", meinte Einstein, der offensichtlich seine genaue Vorstellung von "Ihm" hatte.“

 

Er hat seine Vorstellung also wissentlich nicht geäußert. Wollte er das nicht oder wollte das "Göttliche" es nicht?

 

Sie würden sicher gern, genauso wie ich, erfahren, wie Gott sich zu diesen Fragen äußert. Ich meine nicht durch das Alte und das Neue Testament, den Talmud, durch den Koran, durch die Bhagavadgita, durch das Tipitaka, durch das Awesta, durch den Granth etc, sondern durch das heutige aktuelle Wort Gottes.  

 

Neale Donald Walsch schreibt in seinem Buch "Gespräche mit Gott", „Im Frühjahr 1992 – so um Ostern herum, wie ich mich entsinne - ereignete sich in meinem Leben ein außergewöhnliches Phänomen. Gott begann mit Ihnen zu sprechen  -   und zwar durch meine Person . . .“

 

Und in der Einleitung heißt es: „Man könnte sagen, dieses Buch enthält das 'neueste Wort Gottes zu den Dingen' . . .“

 

Bei dem Gott Neale Donald Walsch´s  kann es sich nur um den Christengott handeln. Denn "Er" führt alles auf christliche religiöse Begriffe zurück. Wo ist der Gott der Muslime und der Gott der Juden? Wo sind die Götter der asiatischen, der afrikanischen, der amerikanischen und der australischen Völker und Religionen?

 

Stadt Land Kunst berichtet: Schriftsteller Graham Greene - Spioniert in Vietnam: Graham Greene war ein gläubiger Katholik; Und ich denke, das kam selbst im Roman etwas durch, auch wenn sein Held etwas zynisch ist. Greene schreibt: "Ich beneide diejenigen, die an Gott glauben. Sie lehrten mich Wachsamkeit." Graham Greene gibt seiner desillusionierten Figur eine neue Gelegenheit, ihren Zweifel kundzutun, indem er eine andere Religiion ins Spiel bringt: Den TAODAISMUS. Der Sitz dieser typisch vietnamesischen Religion liegt in Tay Ninh, 90 km von Saigon entfernt. Der Taodaismus ist in den 1920er Jahren entstanden, während der Französischen Koloniesierung. Der Romanautor inziniert seine beiden Hauptfiguren in Mitte einer religiösen Zeremonie. - Im Herzen des 100 ha großen Areals befinden sich phantastische Gärten, rings um den imposanten Taodai-Tempel. - Kardinal Thuong Tam Thanh ist heute einer der wichtigsten Würdenträger dieses Kults: "Im Taodaismus glauben wir, das alle Religionen vom selben Gott erschaffen wurden. Jede Religion diefferen-ziert sich durch die damalige Situation und Entstehungszeit. Deshalb glaubt man im Taodaismus daran, dass alle Religionen in Harmonie und gemeinsam existieren sollten."

Graham Greene schreibt: "Christus und Buddah betrachten von der Decke der Kathedrale aus eine orientalische Phantasie a la Walt Disney; Drachen und Schlangen in Technicolor." Thomas Fouler macht sich über den bunten Prunk des Taodai-Tempels lustig, der wie ein bunter Mix aller Religionen anmute. - Der Taodaismus ist eine Synthese von Buddhismus, Konfuzianismus und Taodaismus. Seine Prinzipien sind bei Spiritistischen Sitzungen und Orakel-Befragungen entstanden. Er hat zum Ziel Orient und Okzident zu vereinen. - Am Eingang ist Viktor Hugo mit zwei asiatischen Intelektuellen abgebildet. Der französiche Schriftsteller wird hier wie ein Heiliger verehrt. Kardinal Thuong Tam Thanh: "In unseren Augen hat die französische Gesellschaft Europa geprägt, ja sogar die ganze Welt. Sie hat eine Vielzahl von Völkern weltweit beeinflusst. Man lernt und spricht in vielen Ländern französich. Der Taodai-Tempel wurde ohne Plan gebaut; Er wurde stückweise nach Zeichnungen realisiert, die uns von Gott offenbart wurden."

In den 1950er Jahren waren die Taoisten offizielle Allierte der Kolonisten. Sie sind nicht nur eine religiöse Gruppierung, sondern eine politische Macht; ausgestattet mit einer Armee.

Graham Greene beschreibt das abgekartete Spiel der vorhandenen Kräfte und unterstreicht die Zweideutigkeit, der, wie er beschreibt "Allieierten der Franzosen, die sich bei Gefahr als Neutral bezeichnen.

 

Niemand weiß, ob sich die Phantasie des Taodaismus an die Wahrheit und Wirklichkeit annähert. Nur Wasser, das "Göttliche" kann es er-kennen.

 

Nach meiner persönlichen Meinung spricht Gott sehr weltlich und sehr menschlich. Ich hätte eher erwartet, dass Gott uns sagt, wer er in Wirklichkeit ist, und nicht, wie wir uns verhalten sollen. Zum Beispiel, dass Gott erklärt: Das Universum ist ein einziges großes und großartiges Experiment zur Erschaffung und zur Vernichtung. Irgendwie so, wie früher Alchemisten die unterschiedlichsten Dinge gemixt und dabei große universale Entdeckungen gemacht haben.

 

Gott könnte uns sagen: Wasser, das "Göttliche" hat alles Erschaffen, was es im Universum gibt, indem es sich manifestiert, und im Streben nach Leben inkarniert hat.

 

Aber ich bin ja nicht das Sprachrohr Gottes, und ich kann nur meine eigenen Gedanken wiedergeben. Trotzdem werde ich in meinen Berichten jeweils auf die Aussagen des Buches von Neale Donald Walsch zurückkommen und vermerken: Gott sagt: . . . . . . . .

 

Jan Erik Sigdell fragt in seinem Buch „Wiedergeburt und frühere Leben“: Was lehrten die Gnostiker über die Reinkarnation?

 

Zuerst ist es sinnvoll, die gnostisch-christliche Auffassung bezüglich des Gottes des Alten Testaments - den sie besonders mit der Reinkarnation verbanden - und den von Jesus erwähnten „Vater“ dazustellen.

 

Für die Gnostiker war der Schöpfer dieser Welt nicht der wahre Urschöpfer, sondern ein Demiurg, ein „Handwerker“, ein gefallener Engel, der auch eine böse Seite hat. Während Gott, der wahre Urschöpfer (den Jesus „Vater“ nennt), uneingeschränkt gut ist, hat ein unvollkommener Demiurg eine unvollkommene Welt erschaffen. Die Gnostiker setzten diesen unvollkommenen Gott nachweislich mit dem Gott des Alten Testaments gleich, also mit Jahweh, den sie auch Jaldabaoth nannten, der die Menschen im Zustand der Unkenntnis und in der materiellen Welt belasse und ihre Versuche bestrafe, Wissen und Einsicht zu erlangen (vom „Baum der Erkenntnis zu essen“). Der Demiurg ist ein geringerer Gott, der für den einzigen Gott gehalten werden will. In der Schrift der Apokryphe des Johannes (oder Das Geheime Buch des Johannes) steht folgendes über ihn: „Und er ist gottlos in seiner Arroganz, die in ihm ist. Denn er sagt: „Ich bin Gott und es gibt keinen Gott neben mir“, da er von Gottes Macht unwissend ist und von dem Ort, woher er selbst kommt.“ Vgl. Mos. 2, 20,23 und Mos. 5,7. Könnte das eine Erklärung für die vielen unfassbaren Grausamkeiten sein, die nun einmal „schwarz auf weiß“ im Alten Testament stehen?

 

Das sind m.E. alles Vermutungen und Spekulationen, die niemand beweisen kann. Woher auch sollte das jemand wissen, und wer sollte es ihm offenbart haben?

 

Wie, wo und wann sich Wasser, das "Göttliche" manifestiert und/oder inkarniert hat, das weiß letztlich nur das "Göttliche Selbst".

 

„Wenige haben meiner Ansicht nach in die Frage der Beziehungen zwischen Gott und der Wissenschaft so viel Klarheit gebracht wie Monod: "Wenn die Wissenschaft forscht und sucht, sucht sie nach einem Sinn, einem Paradigma, das heißt einem Modell, und das heißt wiederum nach Gott".

 

Wie soll man also das Auftreten von Leben verstehen? Ist die Geburt der ersten Alge oder der ersten Bakterie nicht endlich der "Beweis", der unwiderlegbare Beweis einer übernatürlichen Intervention in der Erschaffung der Lebewesen? Diese Überlegung führt dazu, die "Hand Gottes" diesmal in der DNS zu suchen.“

 

Dabei hat Wasser, das "Göttliche" alles Erschaffen und Entwickelt, auch die DNS, die erste Bakterie, die erste Alge . . . bis hin zum Menschen!

 

„Die jüngsten Forschungsergebnisse entkräften diese Hoffnung anscheinend, auf Erden ebenso wie im Kosmos. Auf Erden entdeckten zwei Forscher der Yale und Colorado University seit Beginn der achtziger Jahre zwei Moleküle einer freien Ribonukleinsäure, die zu keiner lebenden Zelle gehören. Die RNS ist jene Kette von chemischen Molekülen oder Nukleotiden, die die zur Synthese der Proteine nötigen Elemente produziert; diese Proteine stellen die DNS her, die sich dupliziert, um erneut RNS zu produzieren und so weiter. Es gab also, kurz nachdem die Erde entstanden war, RNS-Moleküle. Sie produzierten Proteine, die sich zusammenfügten und ihrerseits die ersten lebenden Zellen bildeten.“

 

Nach dem Willen des Wassers, des "Göttlichen"!

 

„War diese RNS nicht der wunderbare Keim, der die Handschrift der übernatürlichen Intervention trug? Nein: Es gab davon Milliarden und Abermilliarden in den Pfützen der Urzeit. Sie bildeten sich spontan aus in Wasser gelösten Nukleotiden.“

 

Oder das Wasser, das "Göttliche" erweckte sie aus ihrer Vorbestimmung, für die das "Göttliche" sie erschaffen hat.

 

„Diese Nukleotiden wiederum waren ebenso zufällige Verbindungen unbelebter Elemente: Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff - eben Kohlenwasserstoffe.“

 

Also, von Wasser, dem "Göttlichen" geschaffen!

 

„Die überwältigende Mehrheit dieser Zufalls-Ribonukleinsäuren war nicht lebensfähig; aber es gab zwei oder drei, die es doch waren. Wenn sie sich teilten, ließen sie eine weiter RNS entstehen, die sich wieder teilte und so weiter. Die Erde wurde also von zwei oder drei Ribonukleinsäuren überschwemmt . . .“

 

Jeder Wassertropfen ist ein göttliches Wesen. Er hat ein Gesicht und unterscheidet sich von allen anderen Tropfen. (K. 17/1) Als Schneeflocke hat er eine eigene Struktur und Form, die einzigartig und unverwechselbar ist. K. 17/2)

 

Gott sagt: "Die Gesetze des Universums sind von mir festgelegt worden. Es sind vollkommene Gesetze, die ein vollkommenes Funktionieren des Physischen bewirken".

 

Hast du je etwas Vollkommeneres gesehen als eine Schneepflocke? Ihre Komplexität, ihre Formgebung, ihre Symmetrie, ihre Konformität mit sich selbst und Originalität hinsichtlich allem anderen - dies ist alles ein Rätsel. Ihr staunt über das Wunder dieser ehrfurchgebietenden Entfaltung der Natur. Doch wenn mir das anhand einer einzigen Schneeflocke möglich ist, was, denkst du, kann ich mit einem ganzen Universum tun - was habe ich getan?"

 

 

 Im ersten Kapitel der Bibel,  der Genesis, der Schöpfungsgeschichte von der Erschaffung der Welt und des Menschen heißt es: 26) Dann sprach Gott: „Lasset uns den Menschen machen nach unserem Abbild, uns ähnlich; sie sollen herrschen über des Meeres Fische, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über alle Landtiere und über alle Kriechtiere am Boden!“

 

Sagt das nicht aus, dass das "Göttliche" sich nicht als eine Person versteht, vergleichbar mit der Person eines Menschen? Ist Wasser, das "Göttliche" ist in der Manifestation "Gott"? Die Dreifaltigkeit Gottes nach der Inkarnation Gottes, in der Menschwerdung Jesus Christus und des Erkenntnis gewährenden Heiligen Geistes ist wohl in der Schöpfungsgeschichte nicht mit "Lasset uns den Menschen machen nach unserem Abbild, uns ähnlich" gemeint, oder?

 

„Jakobus, der Gerechte genannt, der Bruder des Herrn spricht oft vom Regen, dem er Offenbarungs- und Verkündigungskraft zuschreibt.“

 

Ist es nicht beängstigend, könnte man fragen, dass Wasser das "Göttliche" ist? Das ist es nicht. Es ändert sich natürlich nichts auf der Erde, nichts im Universum. Warum auch? Wasser ist ja immer schon so gewesen und es bleibt stets so!

 

Manfred Lütz erklärt: „ . . . Der Mensch als Abbild eines dreifaltigen Gottes, der Gemeinschaft, der Liebe ist, das ist demgegenüber ein wirkliches Hoffnungsbild für die ganze Gesellschaft.

 

Die Menschwerdung Gottes ist deswegen im Grunde etwas sehr Einfaches, weil sie auf eine Weise, die man sich selbst nicht herleiten könnte, viele Komplikationen, die man sonst mit der Idee eines Gottes hätte, löst. Der Gott der Philosophen dagegen beschwört immer wieder unlösbare Schwierigkeiten herauf. Der Gott der Philosophen ist ein Gott, der jedenfalls leidenschaftslos über den Dingen steht. An diesen Gott kann man die Theodizeefrage schon richten, die ernste oder empörte Frage, wie dieser coole Gott sich angesichts so vielen Leids rechtfertigen will. Doch große Philosophen selbst, wie Sören Kierkegaard und Gabriel Marcel, haben eine solche Gerichtsshow mit einem selbst ausgedachten lieben Gott für kompletten Unsinn gehalten. Der Gott, den man da anklagte, war gar nicht Gott. "Eine Wahrheit ohne Barmherzigkeit ist nicht Gott", hat Pascal gesagt. Die Frage nach dem Sinn von Leid stellt sich aber ganz anders, wenn man die Gewissheit hat, dass Gott selbst Mensch geworden ist und aus Liebe zu den Menschen nicht nur scheinbar, sondern wirklich entsetzlich als Mensch und damit wie ein Mensch gelitten hat, um uns dauerhaft von allem Leid zu erlösen. Der Gott, an den die Christen glauben, ist kein bloß kalt allmächtiger, sondern ein leidenschaftlich Mitleidender.

 

Ein solcher Gott, der nicht in erster Linie allmächtig, sondern vor allem ein menschgewordener Gott ist, kommt natürlich auch mit dem Respekt vor der Freiheit des Menschen nicht wirklich in Konflikt. Der Harvard-Soziologe Orlando Patterson nennt das Christentum sogar "die erste und einzige Weltreligion, die zum höchsten religiösen Ziel die Freiheit erklärte". Und ein aus Liebe mitleidender Gott kann so auch kein Gott sein, der von allem dauernd erbittert mit dem moralischen Zeigerfinger herumfuchtelt.“

 

Wie sollte auch Wasser, das "Göttliche" auf das Leid der Menschen und die Schrecken dieser Welt reagieren, wenn es "Selbst" in der Inkarnation Mensch geworden ist, in den Menschen wirkt und aus den Menschen heraus?

 

Gott sagt: "Ich habe ihm (dem Leiden) ein Ende gemacht. Ihr weigert euch einfach nur, die Mittel zur Verwirklichung, die ich euch gegeben habe, zu benutzen.

 Siehst du, das Leiden hat nicht mit den Ereignissen zu tun, sondern lediglich mit eurer Reaktion darauf. Was geschieht, ist nur das, was geschieht. Wie ihr darüber fühlt, ist eine andere Sache. Ich habe euch mit den Mitteln ausgestattet, mit denen ihr auf Ereignisse in einer Weise reagieren könnt, die den Schmerz mindern - ja tatsächlich ausschalten -, aber ihr dachtet nicht daran, sie zu benutzen.

Leider habe ich keine Kontrolle über die Ereignisse. Natürlich nicht. Ereignisse sind Begebenheiten in Zeit und Raum, die ihr gemäß eurer Wahl produziert, und ich werde mich niemals in eure Wahl einmischen. Wenn ich das täte, würde sich genau der Grund erübrigen, aus dem ihr von mir erschaffen wurdet. Aber das habe ich doch alles bereits erklärt.

Manche Ereignisse bewirkt ihr vorsätzlich, andere zieht ihr - mehr oder weniger unbewusst - an. Manche Ereignisse - größere Naturkatastrophen rechnet ihr dieser Kategorie zu - werden dem „Schicksal“ angelastet.

Doch selbst das „Schicksal“ kann als Kürzel für „aus allen Gedanken allerorten hervorgehend“ stehen. Mit anderen Worten, für das Bewusstsein des Planeten."

 

 

Der Dalai Lama sagt: Unsere körperliche Struktur scheint sich am besten für Empfindungen wie Liebe und Mitgefühl zu eignen. Wir können beobachten, dass ein ruhiger, liebevoller und heilsamer Geisteszustand unserem physischen Wohlergehen am zuträglichsten ist. Im Gegensatz dazu können Frustration, Furcht, Zerrissenheit und Zorn unseren Gesundheitszustand beieinträchtigen.

 

Wenn Intelligenz und Güte oder Zuneigung zusammenklingen, wird das gesamte menschliche Handeln konstruktiv. Verbinden wir ein gütiges Herz mit Wissen und Bildung, können wir lernen, die Ansichten und Rechte anderer zu respektieren. So entsteht die Grundlage für einen Geist der Versöhnung, welcher der Überwindung von Aggression und der Lösung unserer Konflikte dienlich ist. Ganz gleich, durch wie viel Gewalt oder widrige Umstände wir hindurchgehen müssen, ich meine, die Lösung unserer inneren wie äußeren Konflikte liegt in der Rückbesinnung auf unsere eigentliche Natur, die sanft und mitfühlend ist.

 

 

Manfred Lütz weiter: Diese scheußliche Erfindung des 19. Jahrhunderts, der Kinderschreck mit wallendem Bart, ist eine verheerende Entstellung des christlichen Gottes. Das Christentum ist keine Morallehre, es ist vielmehr eine Überzeugung von der Erlösung der Menschen durch einen Gott, der die Liebe ist. Es ist damit nicht bloß eine Weltanschauung, sondern vor allem eine Menschenanschauung.

 

Der Mensch ist nach christlichem Glauben nicht nur Geschöpf Gottes, das sind die Tiere auch. Der Mensch ist Abbild Gottes und durch die Menschwerdung Gottes Bruder und Schwester Gottes - eine fast unglaubliche Vorstellung, die für andere Religionen gotteslästerlich klingt. Damit hat er eine so enorme Würde, dass der Schutz des Menschen von der Zeugung an bis zum natürlichen Tod nicht nur irgendeine moralische Aufgabe von Christen ist, sondern eine Aufgabe, die sie aus dem Zentrum ihres Glaubens heraus verpflichtet. Damit hat das christliches Gottesbild direkte Auswirkungen auf viele bioethische Überzeugungen.“

 

Ist nicht der Mensch die Hülle des Wasser, die Hülle des "Göttlichen"?

 

Gott sagt: "In manchen eurer religiösen Mythologien wird gesagt, dass "Gott der Vater" viele Geist-Kinder hatte. Diese Parallele zu der menschlichen Erfahrung vom sich vervielfachenden Leben scheint die einzige Möglichkeit zu sein, den Massen in der Realität die Vorstellung von der plötzlichen Erscheinung - der plötzlichen Existenz - zahlloser Geister im "Reich des Himmels" nahe zu bringen.

In diesem Fall sind eure mythologischen Geschichten und Erzählungen von der letztlichen Realität gar nicht so weit entfernt. Die endlose Zahl von Geistern, die meine Totalität ausmachen, sind im kosmischen Sinn meine Nachkommen.

Mit dieser Teilung meiner selbst verfolge ich das göttliche Ziel, genügend Teile von mir zu erschaffen, damit ich mich erfahrungsgemäß kennen lernen kann. Der Schöpfer hat nur eine Möglichkeit, sich in der Erfahrung als Schöpfer zu erkennen: Er muss erschaffen. Und so gab ich all den zahllosen Teilen meiner selbst (allen meinen Geist-Kindern) die gleiche Macht zu erschaffen, die ich als Ganzes besitze.

Das meinen die Religionen, wenn sie sagen, dass ihr "nach dem Ebenbild Gottes" geschaffen wurdet. Es bedeutet nicht, wie manche annahmen, dass wir in unserer physischen Gestalt gleich aussehen (obwohl Gott jede physische Gestalt annehmen kann, die er sich für einen bestimmten Zweck erwählt). Es bedeutet, dass unsere Essenz die gleiche ist. Wir sind aus dem gleichen Stoff gemacht. Wir SIND "derselbe Stoff"! Wir verfügen über die gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten - einschließlich der Gabe, physische Realität aus dünner Luft zu erschaffen.

Als ich euch, meine spirituellen Nachkommen, erschuf, war es mein Ziel, mich selbst als Gott kennen zu lernen. Ich kann dies auf keine andere Weise als durch euch tun. Somit kann gesagt werden (und es wurde auch viele Male gesagt), dass mein Ziel für euch darin besteht, dass ihr euch selbst als mich erkennt.

Das scheint so erstaunlich einfach zu sein, wird aber sehr komplex, weil es nur eine Möglichkeit gibt, wie ihr euch als mich erkennen könnt, nämlich die, dass ihr euch selbst zuerst als nicht Mich erkennt."

 

Der Arbeitskreis für Familie und Gesundheit von Körper, Seele und Geist, genannt AFG, schreibt in seiner Broschüre "Der Weg zum Leben": „Dennoch ist diese in Sünde gefallene Welt noch nicht völlig zum Ort des Kummers und Elends geworden. In der Natur selbst entdecken wir Hinweise der Hoffnung und des Trostes. Es wachsen Blüten auf den Disteln, und die Dornen sind noch mit Rosen bedeckt.

"Gott ist die Liebe" steht auf jeder sich öffnenden Knospe, auf jedem aufsprießenden Grashalm geschrieben. Die munteren Vögel, deren frohe Lieder die Luft erfüllen, die zart gefärbten Blumen in ihrer vollendeten Schönheit, die ihre Düfte verströmen, die stattlichen Bäume des Waldes im üppigen Grün ihres reichen Blätterschmucks - sie alle künden deutlich von der liebevollen, väterlichen Fürsorge unseres Gottes und Seinem Verlangen, Seine Kinder glücklich zu machen.“

 

Denn es ist alles geschaffen und erhalten vom Wasser, dem "Göttlichen" bis ans Ende der Welt in der wir leben, auch wir Menschen!

 

Der AFG: „Die Bibel offenbart Gottes Wesen. Er selbst war es, der Seine grenzenlose Liebe und Sein Erbarmen erklärte. Denn als Moses betete: "Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen!", antwortete ihm der Herr: "Ich will alle meine Güte an dir vorüberziehen lassen" (2. Mos. 33,18-19).

Die Herrlichkeit Gottes, das ist die makellose Schönheit seines Charakters. Der Herr zog an Moses vorüber und rief: "Ich bin der Herr! Herr ist mein Name. Ich bin ein Gott voll Liebe und Erbarmen. Ich habe Geduld, meine Güte und Treue sind grenzenlos. Ich erweise Güte über Tausende von Generationen hin, ich vergebe Schuld und Verfehlung; . . . (2. Mos. 34, 6-7)"

Die Propheten Jona und Micha brachten dies in ähnlichen Worten zum Ausdruck: "Du bist voll Güte und Erbarmen, du hast Geduld mit den Menschen, deine Liebe hat keine Grenzen (Jona 4,2)."

"Güte und Liebe zu erweisen, macht dir Freude (Micha 7,18)."

Durch unzählige Beweise seiner Liebe im Himmel und auf Erden will der Herr unsere Herzen zu Sich ziehen. In den Werken der Schöpfung und durch die innigsten und zartesten Bande, die Menschenherzen je erfahren können, versucht Er Sich uns zu offenbaren. Doch all dies veranschaulicht nur unvollkommen Seine Liebe zu uns.“

 

 

Obwohl ja heute allgemein bekannt ist, dass ein Mensch nach einer Herz-Transplantation nicht die Seele des Spenders erhalten hat, sondern seine eigene Seele weiterhin besitzt, wird immer vom "Menschenherzen" gesprochen, wenn es um die Erkenntnis von Gott geht. Wasser, das "Göttliche" wirkt aber in uns und über unser Gehirn aus uns heraus. Das Herz ist, bei aller Wichtigkeit für unser Überleben, nicht der Sitz der Seele.

 

 

Der AFG: „Trotz dieser klaren Beweise verblendet Satan die Herzen der Menschen so sehr, dass sie nur mit Furcht auf Gott schauen und Ihn als hart und unversöhnlich ansehen. Satan verleitet die Menschen dazu, sich Gott als ein Wesen vorzustellen, dessen Hauptmerkmal starre Gerechtigkeit sei, und in Ihm einen strengen Richter und unnachsichtigen Gläubiger zu sehen. Er stellt den Schöpfer so dar, als ob dieser nur darauf aus sei, Irrtümer und Fehler im Leben der Menschen zu finden, um dann über sie zu Gericht zu sitzen. Gerade deshalb verließ Jesus den Himmel und lebte unter uns Menschen, um dieses Zerrbild von Gott zu beseitigen und der Welt die grenzenlose Liebe Seines Vaters zu offenbaren.“

 

Wasser, das "Göttliche" ist zu zweidrittel Bestandteil unserer Körper. "Es" weiß alles von uns und über uns.

 

Der AFG: "Kein Mensch hat Gott jemals gesehen. Nur der einzige Sohn, der ganz eng mit dem Vater verbunden ist, hat uns gezeigt, wer Gott ist (Joh. 1,18)."

"Niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will (Matth. 11,27)."

Als einer der Jünger die Bitte äußerte: "Herr, zeige uns den Vater!", da antwortete Jesus: "Ich bin nun schon so lange bei euch und du kennst mich noch immer nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat auch den Vater gesehen. Wie kannst du also bitten: „Zeige uns den Vater!“ (Joh. 14,8-9)

Jesus beschrieb Seine Aufgabe auf Erden mit den Worten: "Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; Er hat mich gesandt, zu heilen die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen (Luk. 4,18)."

 

Auf der Suche nach dem "Göttlichen" denkt man immer an das Größte, d.h. "an das Höchste, über das hinaus nichts Höheres gedacht werden kann". Warum sucht man nicht einmal in den kleinen und kleinsten Teilchen die es gibt nach dem Ursprung des Universums und des Lebens? Man findet es vielleicht in den Atomen, in den Bakterien und in den Viren. Auf jeden Fall im Wasser, dem "Göttlichen", was alles geschaffen hat im Universum, auf der Erde. Von "Ihm" stammen die Tiere, die Pflanzen und auch die Menschen, einfach alles was es überhaupt gibt.

 

Gott ist nicht Liebe, und die Liebe ist nicht Gott. Liebe ist Emotion, Gefühl, Zuneigung und Hingabe. Wasser, das "Göttliche" ist die allumschließende Einheit von allem, die ewige Verbundenheit und das Universum umfassende Ganze.

 

Omar al Khayyam aus Robaiyat schrieb dazu:

 

      Du der die Schlange uns gestellt in Eden

      und uns umstrickst mit der Versuchung Fäden;

      Die Sünde welche wir begehen im Leben

      vergib uns wie wir dir vergeben.

 

      Ein Tropfen fiel, im Meer er schwamm.

      Ein Stäubchen auf der Erde zu liegen kam.

      Welch einen Sinn hat dein Kommen und Gehen in der Welt?

      Eine Fliege kam und wieder Abschied nahm.

 

      Zu Asche wird, wonach der Mensch sich sehnt,

      und selbst wenn es gedeiht, währt es nicht lang.

      Wie Schnee im heißen Sand der Wüste

      Muss es nach kurzer Zeit vergehn.

 

      Der Schöpfung Zweck und Streben ist die Liebe.

      Die Kraft im Saft der Reben ist die Liebe.

      Sie ist der Reim im Lied der Jugendzeit.

      Merkt auf mein Wort: Das Leben ist die Liebe!

     

 

Gott ist immer das, worin sich Wasser, das "Göttliche" jeweils manifestiert oder inkarniert.

 

 

2 Was ist von den alten Religionen noch zeitgemäß?

 

2      Was ist von den alten Religionen noch zeitgemäß?

 

Darf die katholische Kirche ihre Haltung zu bestimmten Fragen wie Sexualität und Geburten-Kontrolle beibehalten?

 

"Viele Leute in Österreich sagen über sich selbst, dass sie religiös, katholisch erzogen wurden und danach passiert aber irgendwas. Sobald man erwachsen ist, gibt es so viele „schlampige“ Katholiken, verpatzte Christen - das  scheint mir die vorherrschende Glaubensrichtung in Österreich zu sein. Liegt es nur daran, dass man beginnt, zu denken, zu hinterfragen, zu zweifeln - verträgt der Glaube eben keine Vernunft, oder was passiert da?"

 

Kardinal Schönborn: "Ich stelle das auch im innersten kirchlichen Bereich fest. Bis 14 geht’s meistens. Inzwischen ist es zum Teil schon früher geworden. Wenn von zu Hause eine gewisse religiöse Vorgabe da ist, wenn zu Hause eine gewisse Einführung in den Glauben geschehen ist. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist es noch einmal eine neue Situation, die ich ganz offen die neuheidnische Situation nennen würde, durchaus nicht abwertend, sondern feststellend. Das müsste man eigens behandeln. Aber nehmen wir einmal die Familien, in denen, sagen wir, zumindest eine gewisse traditionelle religiöse Prägung da ist. Also, bis zu 90 Prozent, glaube ich, sind nach der Firmung nicht mehr zu finden".

 

"90 Prozent, das ist doch ein extrem hoher Prozentsatz?"

 

Kardinal Schönborn: "Ja. Viele waren natürlich auch vorher schon nicht zu finden und kamen punktuell zur Firmung und sind dann wieder weg. Aber ich glaube schon, dass die Pubertät ein starker Einschnitt ist. Das ist früher durch den stärkeren gesellschaftlichen Rahmen, auch durch die soziale Kontrolle, die gesellschaftlich da war, etwas gemildert gewesen. Jetzt bricht vehement das auf. Ich glaube einfach, bei vielen jungen Menschen ist das eine Zeit, wo man mit Kirche, aber auch mit Religion nur sehr wenig anfangen kann. Wahrscheinlich, weil man sich selber finden muss".

 

Würde man das nur, denn in sich selbst befindet sich ja das Wasser, das "Göttliche". Erwecken wir es oder erweckt es uns? Die Kirche muss es in den Menschen aufwecken!

 

"Ich habe Sorge um die Zeit im Leben, die Sigmund Freud die „Latenzzeit“ genannt hat. Das ist eine Zeit, in der man mit dem Geschlechtsverkehr warten und sich kennen lernen sollte. Durch die Art und Weise, wie junge Leute heute zusammenleben, habe ich manchmal den Eindruck, diese Latenzzeit wird kurzgeschlossen; dadurch, dass man schon viel zu früh partnerschaftlich zusammenlebt, oft schon mit 14. Und eigentlich fehlt das, was Freud sehr richtig beobachtet hat: das Aushalten dieser Wartezeit - ich bin noch nicht erwachsen, ich bin aber nicht mehr Kind, ich muss mir die Welt erobern, sie kennen lernen, das andere Geschlecht kennen lernen, die Neugierde, die da mit dazugehört, mit dem ganzen Experimentieren von Verschiedenheit, warum bin ich so und warum ist ein Mädchen anders, das Einander-näher-Kommen, ohne dass es sozusagen gleich zum sexuellen Kurzschluss kommt. Ich glaube, dieses weitgehende Ausfallen der Latenzzeit macht das Reifwerden und auch die gelungene Partnerschaft sehr viel schwerer".

 

Das ist aber ein Problem der Kirche und der Gesellschaft, nicht das Problem der betroffenen Jugendlichen, denke ich.

 

Das Überleben der Menschheit hängt völlig von der Fortpflanzung ab. Gleichgeschlechtliche Beziehungen können dazu nicht beitragen. Lesbische Frauen und homosexuelle Männer verlieben sich offensichtlich ins gleiche Geschlecht. Aber vor allem bei Männern ist nicht die Liebe zu einem bestimmten Mann ausschlaggebend, sondern das Verlangen nach einer bestimmten Art der Befriedigung ihrer sexuellen Vorlieben. Frauen lieben wohl eher, oder meinen bzw. glauben zu lieben, auch wenn es später zur Hassliebe wird. – Gibt es eine Möglichkeit in Beziehungen glücklich zu sein?

 

Gott sagt: "Ihr müsst über Beziehungen nichts lernen. Ihr braucht nur das zu demonstrieren, was ihr bereits wisst. Es gibt eine Möglichkeit, in Beziehungen glücklich zu sein: nämlich die, dass ihr sie für ihren eigentlichen Zweck nutzt und nicht für jenen, den ihr geplant habt.

 

Beziehungen bedeuten eine ständige Herausforderung; Sie rufen euch fortwährend dazu auf, immer höhere Aspekte, immer großartigere Visionen, immer herrlichere Versionen von euch selbst zu erschaffen, zum Ausdruck zu bringen und zu erfahren. Nirgendwo ist euch das unmittelbarer, wirkungsvoller und makelloser möglich als in den Beziehungen. Tatsächlich könnt ihr dies ohne Beziehungen überhaupt nicht tun. Nur durch eure Beziehungen zu anderen Menschen, Orten und Ereignissen seid ihr (als erkennbare Quantität, als ein auszumachendes Etwas) imstande, im Universum zu existieren. Denkt daran, ihr seid nicht, wenn alles andere abwesend ist. Was ihr seid, seid ihr nur in Relation zu anderem, das nicht ist. So verhalten sich die Dinge in der Welt des Relativen im Gegensatz zur Welt des Absoluten - wo ich meinen Wohnsitz habe . . .

Nun bezieht sich deine Frage auf die persönlichen menschlichen Beziehungen der romantischen Art, und ich verstehe das. Lass mich also ganz speziell und ausführlich auf die menschlichen Liebesbeziehungen zu sprechen kommen - die euch weiterhin soviel Schwierigkeiten bereiten!

Wenn menschliche Liebesbeziehungen scheitern (Beziehungen scheitern nie wirklich außer im rein menschlichen Sinn, nämlich dass sie nicht das erbrachten, was ihr wolltet), dann aus dem Grund, weil sie unter falschen Voraussetzungen eingegangen worden sind . . .

Beziehungen sind heilig, weil sie die größte - ja die einzige - Gelegenheit des Lebens bieten, die Erfahrung des höchsten Begriffs von eurem Selbst zu entwickeln und herzustellen. Beziehungen scheitern, wenn ihr sie als die großartigste Gelegenheit im Leben betrachtet, den durch euch erfahrenen höchsten Begriff von einem anderen zu entwickeln und herzustellen.

Vergewissere dich zunächst, dass du aus den richtigen Gründen eine Beziehung eingehst. (Ich benutze hier das Wort „richtig“ als relativen Begriff. Ich meine „richtig“ in bezug auf den größeren Sinn und Zweck deines Lebens.)

Wie ich bereits andeutete, fangen die meisten Menschen nach wie vor aus den „falschen“ Gründen eine Beziehung an: um nicht mehr einsam zu sein, eine Lücke zu füllen, geliebt zu werden oder jemanden zu lieben - und das sind noch einige der besseren Gründe. Andere gehen eine Beziehung ein, um ihr Ego zu besänftigen, ihrer Depression ein Ende zu setzen, ihr Sexualleben zu verbessern, sich von einer anderen Beziehung zu erholen oder, ob du es glaubst oder nicht, um sich von ihrer Langeweile zu befreien.

Keiner dieser Gründe wird funktionieren, und auch die Beziehung nicht - es sei denn, es treten dramatische Veränderungen ein . . . Verliebe dich in dieser Weise in so viele Menschen, wie du möchtest. Aber wenn du mit einer Person eine lebenslange Beziehung eingehen willst, dann möchtest du dir vielleicht zusätzlich auch ein paar Gedanken darüber machen.

Wenn du es andererseits genießt, Beziehungen wie einen Fluss zu durchqueren - oder noch schlimmer, in einer Beziehung bleibst, weil du glaubst, sie „aufrechterhalten zu müssen“ und dann ein Leben in stiller Verzweiflung führst -, wenn du es genießt, diese Muster der Vergangenheit zu wiederholen, dann mach weiter so."

 

Wasser, das "Göttliche" lässt uns in Bezug auf Beziehungen alle Möglichkeiten offen. Aber die falsche oder richtige Wahl kann für unser Leben sehr entscheidend sein.

 

Der Dalai Lama erklärt: Es gibt noch eine andere Quelle der Würde und Wertschätzung, die uns ermöglicht, eine Beziehung zu unseren Mitmenschen zu knüpfen. Wir können es tun, weil wir stets menschliche Wesen innerhalb einer Gemeinschaft von Menschen sind. Das verbindet uns. Und diese menschliche Bindung ist ausreichend, um ein Gefühl von Wert und Würde entstehen zu lassen. Sie kann zu einer Quelle des Trostes werden, wenn wir alles andere verlieren.

 

Wann immer ich mit Menschen zusammentreffe, nähere ich mich ihnen unter dem Gesichtspunkt der elementaren Gemeinsamkeiten, die uns verbinden. Wir haben Körper, Geist und Gefühle. Wir alle werden auf die gleiche Weise geboren, und wir alle müssen eines Tages diese Welt wieder verlassen. Ein jeder von uns wünscht sich Glück, nicht Leid. Da ich die anderen von diesem Standpunkt aus betrachte und keine Nebensächlichkeiten - wie etwa den Umstand, dass ich eine andersartige Hautfarbe, Religion oder einen anderen kulturellen Hintergrund habe - in den Vordergrund stelle, kann ich empfinden, dass der Mensch, dem ich begegne, genauso ist wie ich selbst. Eine solche Einstellung erleichtert den Austausch und das Gespräch miteinander ungemein.

 

Johannes Paul II. schreibt: „An diesem Punkt kann man es nicht unterlassen, ein Problem anzusprechen, das heute außerordentlich aktuell und schmerzlich ist. Nach dem Sturz der Regime, die auf den Ideologien des Bösen aufgebaut waren, haben in ihren Ländern die eben erwähnten Formen der Vernichtung de facto aufgehört. Was jedoch fortdauert, ist die legale Vernichtung gezeugter, aber noch ungeborener menschlicher Wesen. Und diesmal handelt es sich um eine Vernichtung, die sogar von demokratisch gewählten Parlamenten beschlossen ist, in denen man sich auf den zivilen Fortschritt der Gesellschaften und der gesamten Menschheit beruft. Und auch an anderen schweren Formen der Verletzung des Gesetzes Gottes fehlt es nicht. Ich denke z.B. an den starken Druck des Europäischen Parlaments, homosexuelle Verbindungen anzuerkennen als eine alternative Form der Familie, der auch das Recht der Adoption zusteht. Es ist zulässig und sogar geboten, sich zu fragen, ob nicht hier - vielleicht heimtückischer und verhohlener - wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk ist, die versucht, gegen den Menschen und gegen die Familie sogar die Menschenrechte auszunutzen.

 

Warum geschieht all das? Welches ist die Wurzel dieser nachaufklärerischen Ideologien? Die Antwort ist - alles in allem - ganz einfach: Das geschieht, weil Gott als Schöpfer und damit als Ursprung der Bestimmung von Gut und Böse verworfen worden ist. Man hat den Begriff dessen verworfen, was uns im Tiefsten zu Menschen macht, d.h. den Begriff des menschlichen Wesens als 'reale Gegebenheit', und hat als Ersatz an seine Stelle ein 'Produkt des Denkens' gestellt, das frei gebildet und je nach den Umständen frei veränderbar ist.“

 

Gibt uns nicht das Wasser, das "Göttliche" die Intuitionen für unser Handeln, auch wenn es oft für uns nicht verständlich erscheint? Das "Göttliche" stellt uns frei, ob wir das Gute oder das Böse wählen. Das ist in uns angelegt und vom "Göttlichen" beliebig gestaltet, variabel sozusagen. Denn sonst könnten wir es ja nicht, und müssten immer den geraden, gerechten und guten Weg gehen. Aber das scheint nicht der "Wille des Göttlichen" oder der "Göttliche Wille" zu sein.

 

      „ . . . Und dennoch ist Gott allen Grenzen entkommen, die die Menschen mit ihren Diskursen und Kulturen zu ziehen beabsichtigt hatten. Das menschliche Bedürfnis nach Gott ist heute so gut zu fühlen wie gestern, wenn auch manchmal auf Umwegen, wie man besonders im christlichen Westen mit seinen exotischen Vorlieben sieht. Wie wird man Ihn anrufen? In seinem Aufsatz "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" erklärt Max Weber die 'Entzauberung' der heutigen Welt dadurch, dass der aus der Reformation hervorgegangene Puritanismus die Möglichkeit, durch die katholischen Sakramente gereinigt wiedergeboren zu werden, ausgeschlossen hat. Weber benutzt das Wort 'Entzauberung' im Sinne einer 'Ablehnung der sakramentalen Magie als Heilsweg'. Vielleicht geht heute diese 'Entzauberung' zu Lasten der Tröstung, denn die christliche Religion verströmt seit Anbeginn eine ungeheuer tröstende Kraft. Diese Kraft war auch einer der Gründe, warum das Christentum über den Mithraskult obsiegte: Jesus nahm den Schmerz der Entrechteten auf sich. Nicht einmal die Atheisten, oder jene, die sich so nennen, können sich über diesen Verlust an Trost freuen.

 

Papst Johannes Paul II. zur Anpassung der Kirche an die neue kulturelle Gegebenheit: „Um diese Frage zu beantworten, ist es angebracht, noch eine weitere Dimension derselben Frage ins Bewusstsein zu rufen. Im Zuge seiner Beschreibung der Kindheit Jesu merkte Lukas an: "Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen" (Lk 2,51). Es handelt sich um die Erinnerung an die Worte und mehr noch an die Ereignisse, welche die Inkarnation des Sohnes Gottes betreffen. Maria bewahrte die Erinnerung an das Mysterium der Verkündigung in ihrem Herzen, denn das war der Augenblick der Empfängnis gewesen, in dem das ewige WORT in ihrem Schoß verborgen gewesen war. Dann war der Moment der Geburt des Herrn gekommen mit allem, was dieses Ereignis begleitet hatte. Maria erinnerte sich, wie Jesus in Bethlehem geboren worden war: Da in der Herberge kein Platz für sie war, musste er in einem Stall zur Welt kommen (vgl. Lk 2,7). Seine Geburt hatte sich jedoch in einer überir-dischen Atmosphäre zugetragen: Von den nahe gelegenen Feldern waren die Hirten gekommen, um dem Kind die Ehre zu erweisen (vgl. Lk 2, 15-17); später waren auch die Sterndeuter aus dem Osten nach Bethlehem gekommen (vgl. Mt 2, 1-12); dann hatte Maria zusammen mit Josef nach Ägypten fliehen müssen, um ihren Sohn vor der Grausamkeit des Herodes zu retten (vgl. Mt 2, 13-15). All das wurde treulich gehütet in Marias Gedächtnis, und wie man zu Recht folgert, gab sie es an Lukas weiter, der ihr besonders nahe stand. Gleichermaßen weihte sie auch Johannes ein, dem Jesus sie in der Stunde seines Todes anvertraut hatte.

 

Es ist wahr, dass Johannes alle Ereignisse der Kindheit in dem einen Satz zusammengefasst: "Und das WORT ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Joh 1,14), und diese einzige Aussage in den Rahmen des großartigen Prologs zu seinem Evangelium stellt. Aber es ist auch wahr, dass wir nun bei Johannes die Beschreibung des ersten Wunders Jesu finden, das er auf Bitten seiner Mutter vollbringt (vgl. Joh 2, 1-11). Und noch einmal ist es Johannes, er allein, der uns die Worte überlieferte, mit denen Jesus in der Stunde seines Todeskampfes gerade ihm seine Mutter anvertraut (vgl. Joh 19, 26-27). Alle diese Erlebnisse bewahrte Maria natürlich unauslöschlich eingemeißelt in ihrem Gedächtnis. "Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen" (Lk 2,51).

Die Erinnerung Marias ist eine Quelle von einzigartiger Bedeutung, um Christus zu kennen, eine unvergleichliche Quelle. Maria ist nicht nur Zeugin des Mysteriums der Inkarnation, zu dessen Verwirklichung sie ihre bewusste Mitwirkung beisteuerte; sie hat auch die fortschreitende Offenbarung des Sohnes, der an ihrer Seite heranwuchs, Schritt für Schritt verfolgt. Die Ereignisse sind aus den Evangelien bekannt. Der zwölfjährige Jesus lässt Maria seine besondere Sendung erahnen, die er vom Vater erhalten hat (vgl. Lk 2,49). Als er später Nazaret verlässt, bleibt seine Mutter stets irgendwie mit ihm verbunden. Das geht aus dem Wunder zu Kana in Galiläa hervor (vgl. Joh 2,1-11) und aus anderen Episoden (vgl. Mk 2,31-35; Mt 12,46-50; Lk 8,19-21). Im Besonderen sollte Maria Zeugin des Mysteriums der Passion und ihrer Vollendung auf dem Kalvarienberg werden (vgl. Joh 19,25-27). Auch wenn es in den biblischen Texten nicht erwähnt wird, ist es denkbar, dass sie die Erste war, der der Auferstandene erschien. In jedem Fall ist sie anwesend bei seiner Aufnahme in den Himmel, befindet sich mit den Aposteln im Abendmahlsaal in Erwartung der Herabkunft des Heiligen Geistes und ist Zeugin der 'Geburt' der Kirche am Pfingsttag.

 

Diese mütterliche Erinnerung Marias ist besonders bedeutsam für die göttlich-menschliche Identität der Kirche. Man kann sagen, dass aus dieser Erinnerung die Erinnerung des neuen Gottesvolkes selbst gespeist wurde, wenn sie in der Feier der Eucharistie Erlebnisse und Lehren Christi nachlebte, die sie auch aus dem Munde Marias erfahren hatte. Im Übrigen ist auch die Erinnerung der Kirche eine mütterliche Erinnerung, denn sie selbst ist Mutter, eine Mutter, die sich erinnert. In großem Ausmaß hütet die Kirche das, was in der Erinnerung Marias gegenwärtig war.

 

Die Erinnerung der Kirche wächst mit dem Wachsen der Kirche, das sich vor allem durch das Zeugnis der Apostel und das Leiden der Märtyrer vollzieht. Es ist eine Erinnerung, die sich von der Apostelgeschichte an schrittweise in der Geschichte offenbart, jedoch nicht völlig mit der Geschichte identisch ist. Es ist etwas Spezifisches. Der Terminus technicus dafür ist 'Tradition'. Dieses Wort bezieht sich auf die aktive Funktion des Erinnerns durch das Überliefern. Was ist denn die Tradition anderes als die von der Kirche übernommenen Aufgabe, das Mysterium Christi und die Gesamtheit seiner Lehre, die sie in ihrer Erinnerung bewahrt, überliefernd weiterzugeben (lateinisch: tradere)? Es ist eine Aufgabe, in der die Kirche fortwährend durch den Heiligen Geist unterstützt wird. In der Stunde des Abschieds sprach Christus zu den Aposteln über den Heiligen Geist und sagte: "Er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe" (Joh 14,26). Wenn die Kirche also die Eucharistie feiert, die das 'Gedenken' des Herrn ist, tut sie das mit Unterstützung des Heiligen Geistes, der Tag für Tag ihre Erinnerung weckt und orientiert. Diesem so wunderbarem wie geheimnisvollen Wirken des Geistes verdankt die Kirche von Generation zu Generation ihre wesentliche Identität. Und das seit inzwischen 2000 Jahren.

 

Jesus sagt: „Wenn jemand nicht wiedergeboren ist aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3,5).   

 

Schutz und Trost suchen die Menschen in den Kirchen. Wenn sie dort nicht die Hilfe erhalten, die sie benötigen, schlagen sie andere Wege ein. Die Kirchen müssen auf die Menschen zugehen und sich ihnen öffnen, vor allem den weiblichen Gläubigen. Frauen haben es sehr schwer in der katholischen Kirche Anerkennung zu finden und Aufgaben über Hilfsdienste hinaus zu erhalten.

 

Messadié: „Es gab heilige Moslemfrauen, so wie es heilige Christinnen gab, aber sie sind in erster Linie nur den Gebildeten bekannt. Die bestürzende Aussage von Saulus-Paulus: Eine Frau ist ein Wesen ohne Kopf, unzweifelhaft war ihr Ehemann ihr Gott. Alles andere wurde als unwichtig betrachtet. Nur die Männer besangen die Gottheit und unterhielten zu ihr Liebesbeziehungen. Die Welt wurde einer Frau gleichgesetzt: Die Welt ist wie eine alte Frau, die ihr schreckliches, zahnloses Gesicht schminkt und sogar einige Fetzen eines zerrissenen und grell erleuchteten Korans auflegt, um ihre Falten zu maskieren. Gott war reine Männersache! Die Gottheit eine Projektion des Ichs!?“

 

Wie sieht das heute aus? Welche Rechte haben Frauen in den verschiedenen Religionen?

 

Im Buddhismus haben es westliche Frauen ganz, ganz schwer in ein Kloster aufgenommen zu werden. Auf der einen Seite erheben sie das Recht, die gleiche Ausbildung zu erhalten wie die Männer, auf der anderen Seite gibt es keine Plätze. Dann hat man nur zwei Möglichkeiten: Zu resignieren oder nach Indien oder Nepal zu gehen. Dort wird es einem am Anfang auch nicht leicht gemacht. Wenn man nicht protegiert ist von einem Lehrer, der sich einem persönlich annimmt, wird es unheimlich schwierig, allein schon auf dieser Mann-Frau-Ebene wirklich dazu zu kommen. Eine Frau hat in einem Männer-Kloster einfach nichts zu suchen.

 

Der Dalai Lama erklärt: Wenn es heißt, alle Menschen seien gleich, meinen wir damit, dass jeder den offensichtlichen Wunsch nach Glück verspürt. Jeder hat das Recht glücklich zu sein und das Leid zu überwinden. Zieht also jemand Glück und Nutzen aus einer religiösen Tradition, hat er unseren Respekt verdient. Wir müssen folglich lernen, alle Weltreligionen zu achten. – Gilt diese Aussage auch für Frauen? –

 

Abusaid führt an: Die Frau hatte, bevor der Islam kam, letztlich keine Rechte. Eine Frau konnte behandelt werden, wie ein Teil der Erbmasse. Wenn jemand starb, und seine Frau zurückließ, konnte sie von einem anderen Familienmitglied geerbt werden. Der Koran ist gegen solche Dinge. Wenn wir es genau betrachten, sind den Frauen eine Reihe von Rechten durch den Koran, durch den Islam verliehen worden. Wenn man das mit der Vorislamischen Zeit vergleicht, dann war das ein sehr, sehr progressiver Schritt. Dieser Schritt gibt uns als Muslime das Ziel an, wohin wir zu gehen haben. Das Ziel ist, den Frauen mehr Rechte zu geben, in Richtung Gleichberechtigung von Mann und Frau. Es gibt heute viele neue Fragen, die im 10. Jahrhundert den Muslimen unbekannt waren. Wir leben heute im Zeitalter der Menschenrechtsfrage, der Gedankenfreiheit, der Frauenrechte. Alle diese Auffassungen von Recht sind sehr modern. Die Frage stellt sich nun so: Ist der Islam vereinbar, mit diesen modernen Auffassungen; ist der Islam vereinbar mit diesen neuen Rechten, den Menschenrechten, die im 20. Jahrhundert entwickelt wurden, oder nicht. Ich denke, die Muslime sollten auf diese Fragen Antwort geben und sie nicht ignorieren.

 

Gott sagt: " . . . Die ursprüngliche Weisheit, die im stillen Leiden liegt, wurde so pervertiert, dass nun viele glauben (und manche Religionen tatsächlich lehren), dass Leiden gut und Freude schlecht ist. Deshalb habt ihr entschieden, dass ein Mensch, der Krebs hat und dies für sich behält, ein Heiliger ist, wohingegen eine Frau (um ein heißes Eisen aufzugreifen), die ihre vitale Sexualität in aller Öffentlichkeit feiert, eine Sünderin ist.

Damit wollte ich euch euere Vorurteile vor Augen führen. Der Gedanke, dass Frauen eine vitale Sexualität  haben, gefällt euch nicht, und noch weniger der, dass sie sie ganz offen zeigen."

 

Jeder Gläubige, dem man das Recht einräumt, das Schwert zu führen, ist ein potentieller Mörder. Das führt zur Einfachheit des Islams, seiner Gleichsetzung von Politik und Religion.

 

Beim islamischen Reformismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubte man, der Islam müsse sich reformieren oder verschwinden. Aber der Islam reformiert sich nicht und er scheint auch nicht im Begriff zu verschwinden. Jedes Mal, wenn es in einer spezifisch islamischen Gesellschaft eine Veränderung gab, verlief sie in Richtung zunehmender Rigorosität. Die mit dem Islam einhergegangene Offenbarung hat einen Rahmen geschaffen, der immer dann rigider wird, wenn er sich bedroht fühlt. Dieser Rahmen kann noch ein weiteres Jahrtausend bestehen. Käme es zur Errichtung eines Welt-Kalifats als Äquivalent zum Vatikan, würde es mehr als eine Milliarde Menschen, die zu einer Nation vereint wären, beherrschen.

 

Jedoch die Ethik, die Mohammed diktiert wurde, entspricht nicht in jeder Hinsicht den heutigen Gegebenheiten. Das Leihen auf 'Wucherzins', d.h. das Erheben oder Auszahlen von Zins auf geliehene Gelder, auf Bankkonten oder Privatschulden verbietet das islamische Gesetz. Ist die islamische Ethik in diesem Punkt überholt, archaisch?

 

Anders als in der ersten Fassung der Schöpfungsgeschichte derzufolge Adam und Eva in einem einzigen Akt erschaffen werden, geht aus dem zweiten Bericht ganz klar hervor, dass Eva dem Mann nachgeordnet ist: Sie ist nach ihm zum Leben erweckt worden, und Gott hat sie noch dazu aus einem unbedeutenden Körperteil des Mannes geformt. Dieses Eva-Bild hat die Rolle der Frau sowohl in der hebräischen als auch in der christlichen und der muslimischen Welt einseitig geprägt. Die Frau, so heißt es, sei dem Mann nicht nur untertan, sondern auch minderwertig - das „zweite Geschlecht“, wie der Theologe Karl Barth im 20. Jahrhundert notierte. Die Niederschrift dieser patriarchalischen Idee in der Bibel spiegelt eine archaische Gesellschaft wider, in der der Mann als Jäger und Sammler die Rolle des Versorgers und Beschützers übernahm, während die Frau die Kinder gebar und nährte.

 

Hinzu kommt, dass die Vertreibung aus dem Paradies in der Bibel negativ besetzt ist: Arbeit und Sexualität - schließlich hat Eva Adam verführt - erscheinen als Fluch. Obwohl im Bibelbericht ursprünglich wohl nur der Unterschied zwischen einer guten Schöpfung und der Realität eines bäuerlichen Palästinas im 6. vorchristlichen Jahrhundert gezeigt werden sollte, wurden in der christlichen Tradition Elemente, die die Frau unterdrückten, besonders hervorgehoben. Das Motiv des schuldigen Weibs zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte abendländische Kirchen- und Kulturgeschichte. Jahrhundertelang galt die Frau als minderwertig und unrein. Die Kirche wies ihr einen klar definierten Platz innerhalb der Familie zu - als Hüterin von Haus und Herd. Bis zum Beginn der Emanzipation war sie vielerorts rechtlos und meist ohne jeden Einfluss auf das politische und gesellschaftliche Geschehen.

 

Wie gesagt: „Die bestürzende Aussage von Saulus-Paulus: Eine Frau ist ein Wesen ohne Kopf, ebenso unzweifelhaft war ihr Ehemann ihr Gott. Alles andere wurde als unwichtig betrachtet. Nur die Männer besangen die Gottheit und unterhielten zu ihr Liebesbeziehungen. Die Welt wurde einer Frau gleichgesetzt: Die Welt ist eine alte Frau, die ihr schreckliches, zahnloses Gesicht schminkt und sogar einige Fetzen eines zerrissenen und grell erleuchteten Korans auflegt, um ihre Falten zu maskieren. Gott war reine Männersache! Die Gottheit ist eine Projektion des Ichs!?“

 

Im Judentum danken die Mädchen Gott in Gebeten für das, was sie sind, während Männer Gott dafür danken, dass sie keine Frauen sind. Für streng gläubige Frauen ist das Beten und das Studium der Thora keine Pflicht. Sie sind traditionell immer noch für Haushalt und Kinder zuständig, und von den täglichen drei Gebeten befreit.

 

Wie ist es mit den Verdammungen, die orthodoxe Juden tagtäglich gegen den Staat Israel aussprechen, weil dieser kein theokratischer Staat ist?

 

Wasser, das "Göttliche" ist in jedem Menschen und wirkt aus ihm heraus. Diskriminierung ist also völlig gegen den "Göttlichen Willen". Frauen dürfen heute nicht mehr in den Kirchen verhindert, nicht ausgeschlossen sein.

 

In der EKD wurde die erste Frau, eine geschiedene Mutter von vier Kindern, als die Leitfigur für die evangelischen Christen gewählt. Die 51-jährige Hannoversche Landesbischöfin repräsentiert als neue EKD-Ratsvorsitzende die derzeit rund 25 Millionen Protestanten. Von Kirchenvertretern und Politikern wurde ihre Wahl begrüßt. Daran muss man sich wohl gewöhnen, so wie in der Politik, wo eine geschiedene Frau als Kanzlerin, ein homosexueller Vizekanzler und Außenminister sowie ein Fremdgänger - früher hätte man gesagt: Ehebrecher - als Ministerpräsident die Vorbildfunktion geben für die Regierungsparteien. Die Russisch-Orthodoxe Kirche in Moskau hat die Zusammenarbeit mit der EKD abgebrochen. Ob die Russisch-Orthodoxe Kirche das macht, weil die hannoversche Landesbischöfin eine Frau ist oder weil sie eine geschiedene Frau ist oder aus beiden Gründen weiß man natürlich nicht.

 

Am 24.2.2010 ist die EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten, auch als Hannoversche Landesbischöfin, weil sie sich selbst nicht mehr für glaubwürdig erachtete. Sie hatte eine rote Ampel überfahren. Bei der Polizeikontrolle wurden 1,54 Promille Alkohol in ihrem Blut festgestellt.

 

 Manfred Lütz berichtet: „Die Albanerin Gonxa Bojaxhiu war es ganz anderes ergangen. Auch bei ihr gab es eine große Änderung in ihrem Leben. Sie war zwar schon getauft, war Christin und trat sogar in einen Orden ein. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Gott noch etwas anderes mit ihr vorhatte. Und bei einer Eisenbahnfahrt von Kalkutta nach Darjeeling am 10. September 1946 erlebte sie den Tag der Entscheidung. So gründete sie als Mutter Teresa einen neuen Orden, die Missionarinnen der Nächstenliebe. Dieser Orden ist nicht bloß ein karitativer Orden, der den 'Ärmsten der Armen', wie Mutter Teresa immer wieder betonte, zu helfen hat. Die Schwestern treffen sich morgens zu intensivem Gebet und zur Anbetung. Mutter Teresa war der Auffassung, dass die oft zermürbende Arbeit in den Slums der Welt durch viel Gebet nicht noch schwerer, sondern überhaupt erst ertragbar sei. Burnout-Syndrome sind bei den immer gut gelaunten Mutter-Teresa-Schwestern offenbar unbekannt.

 

Mutter Teresa hatte eine eigentümliche existenzielle Art der Begegnung mit Menschen. Sie hatte sehr intensive, liebevolle Augen, und sie schaute Menschen so an, als gäbe es in diesem Moment für sie keinen anderen auf der Welt. Sie hatte die besondere Fähigkeit, die auch manche Psychotherapeuten haben, nicht nur die Worte zu hören, sondern in der ganzen Haltung eines Gesprächspartners zu erahnen, was wirklich hinter den Worten steckte. In einem Interview wurde sie stark angegriffen: "Sie lieben die Armen, und das ist gut. Aber wie steht es mit dem Reichtum des Vatikan und der Kirche?" Ihre Reaktion war typisch. Sie schaute den Reporter auf ihre Art an und entgegnete: "Sie sind nicht glücklich. Irgendwas ärgert Sie, Sie haben keinen Frieden." Der Reporter war verblüfft, unbeirrt fuhr sie fort: "Sie sollten mehr Glauben haben!" - "Und wie bekomme ich Glauben?", fragte der andere. "Sie sollen beten." - "Ich kann nicht beten". – "Dann werde ich es für Sie tun. Aber versuchen Sie einmal, Ihren Mitmenschen ein Lächeln zu schenken. Ein Lächeln ist wie eine Berührung. Es bringt etwas von der Wirklichkeit Gottes in unser Leben." Der Journalist hatte eigentlich nur gefragt, was 'man' so fragt. Mutter Teresa hatte ihm aber nicht geantwortet, wie 'man' so antwortet. Sie hatte ihm ganz persönlich auf das geantwortet, was sie in ihm wirklich erlebte. Und er hatte das verstanden. Ein andermal wurde sie von einem Journalisten gefragt: "Was muss sich ändern in der Kirche?" Sie sah dem Reporter tief in die Augen und antwortete lächelnd: "Sie und ich!"

 

Aus diesem Wissen sollte die Kirche schöpfen und das leben, was Mutter Teresa gesagt und gelebt hat. Das hat Gültigkeit bis an das Ende der Welt, bis in alle Ewigkeit.

 

Der Dalai Lama schreibt: Es ist von Vorteil, irgendeiner Religion anzuhängen. Aber auch ohne religiösen Glauben können wir uns zurechtfinden, oft sogar noch besser. Das ist unser individuelles Recht. Wenn wir glauben wollen, in Ordnung! Wenn nicht, ist ebenfalls nichts einzuwenden. Aber es gibt noch eine andere Ebene der Spiritualität, ich nenne sie Grundspiritualität: die grundlegenden menschlichen Qualitäten der Güte, Freundlichkeit, des Mitgefühls und der liebevollen Zuwendung. Für Gläubige wie Nichtgläubige ist diese Art Spiritualität unverzichtbar. Ich persönlich halte sie für wichtiger als die andere. Denn gleichgültig, wie wunderbar eine bestimmte Religion sein mag, sie wird immer nur von einer begrenzten Zahl von Menschen angenommen werden. Aber solange wir uns als Menschen betrachten, als Mitglieder der menschlichen Familie, brauchen wir diese grundlegenden spirituellen Werte. Ohne sie bleibt die menschliche Existenz sehr beschwerlich und öde. Keiner von uns kann glücklich sein, bis schließlich die ganze Gesellschaft immer kränker wird. Es liegt auf der Hand, dass die Pflege dieser grundlegenden spirituellen Werte entscheidend ist.

 

 

3 Warum suchen die Menschen nach Gott?

 

3      Warum suchen die Menschen nach Gott?

 

„Religion, Kirchen, Sekten / Priester, Hexer, Magier, Wahrsager / Gott, Jahwe, Allah, Vishnu, Shiva . . .“

 

„Allein der Glaube an Gott oder eine Gottheit oder die Verfolgung mystischer Ziele kann die Ethik gefährden. Dass das Paradoxon, dass gewisse Vorstellungen von Gott schädlich sein können, verhältnismäßig jung ist, verringert seine akute Bedeutung in keiner Weise. Es ist notwendig, zu bedenken, dass neue Vorstellungen über die Gottheit potentiell der Ethik zuwiderlaufen. Das Paradoxe eines Konflikts zwischen Ethik und Gott mag schockierend sein, aber es ist unausweichlich. Es ist eines der Verdienste der Sektenproblematik, dies ans Licht gebracht zu haben. Ein anderes Verdienst ist es, die Anpassungsschwierigkeiten der großen, organisierten Kirchen an die heutige Zeit offen zu legen. Die Verbreitung der Sekten in den westlichen Ländern ist ein Anzeichen für die wachsende Ratlosigkeit der Bevölkerung, der die vor fünfzehnhundert Jahren entstandenen Dogmen und Riten nicht mehr genügen.

 

Man berücksichtigt zu wenig, dass viele Konversationen oder Zugehörigkeiten zur katholischen oder reformierten Kirche nur auf dem Papier bestehen.

 

Ist die Welt also erstarrt oder verschlossen? Ist alles schon gesagt? Muss man Gefangener der Geschichte bleiben und sich an die bestehenden Kirchen halten. Dies sind Fragen, die die Gottessehnsucht aufwerfen kann, eine Sehnsucht, die sich niemals mit einer vorgefertigten Antwort zufrieden geben kann, denn diese ist von anderen für andere konzipiert worden, während das 'Ich' eine Antwort verlangt, die wesentlich auf es selbst zugeschnitten ist.

 

Dies ist der Grund, warum außer der Metaphysik, die eine anspruchsvolle und für die Dringlichkeit der Gottessehnsucht zu strenge Disziplin ist, eine Anzahl diffuser Bewegungen unter anderem versucht hat, das Weiterleben der 'Seele' zu 'beweisen', was auch immer sie unter dem Begriff 'Seele' verstehen mögen. Die bekannteste dieser Bewegungen ist der Spiritismus.“ 

 

Und die 'Seele' ist das Wasser oder der feuchte Hauch, der unseren Körper verlässt, wenn wir sterben und zweidrittel unseres Leibes wieder in die "Göttlichkeit" zurückkehren!

 

„So stellten die Zivilisationen aller Zeiten und auf der ganzen Welt Überlegungen an und entwarfen Gedankensysteme, die zur Gottheit führten. Gestützt auf die offensichtlichen Beweise einer Logik, die die Welt beherrschen sollte, das heißt gestützt auf die Beobachtung der physischen Welt, stellte das Bewusstsein zunächst Gesetze auf: Jede Flüssigkeit, die man in einem Topf auf ein Feuer stellt, kommt nach einer bestimmten Zeit, die von der Art der Flüssigkeit und der Hitze des Feuers abhängt, zum Kochen. Das Bewusstsein entwickelte nach und nach einen eigenen Ehrgeiz und stellte auch für Dinge, die sich seinem direkten Einfluss entzogen, Gesetze auf, zum Beispiel für die Himmelskörper: Der Mondmonat hat 29 Tage. Dann ging das Bewusstsein zur Metaphysik über, das heißt zu einer Vorstellung oder vielmehr zu Vorstellungen von einem höchsten Willen, der das Ganze regiert.“

 

Nur die Überlegung, dass Wasserstoff der Ursprung des Universums ist und sich in allem, was es gibt, manifestiert hat, ist wohl nicht in die Vorstellung von dem "Göttlichen" eingeflossen?

 

„Eines haben alle Konzeptionen gemeinsam: Sie sind anthropomorph, das heißt, sie sind das Abbild der Sehnsüchte und Bedürfnisse der Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner Geschichte. Als die menschliche Spezies durch Hungersnöte und Mangel vom Aussterben bedroht war, verlieh der Mensch der Gottheit die Züge einer fruchtbaren Frau, und als die menschliche Gesellschaft von Männern regiert wurde, die Züge eines Patriarchen. Die Gottheit wies auch manche der Umwelt entliehene Züge auf: Ganesh wurde sie in einem Land genannt, wo es viele Elefanten gibt, und hatte den Kopf eines Elefanten, und Anubis in einem Land, wo es viele majestätische Schakale gab. In Ländern mit angenehmeren Lebensbedingungen hatten die Götter viele Frauen und waren auf erotische Abenteuer aus. Doch in Ländern, wo man Frauen nicht mehr als Garanten des Überlebens der menschlichen Spezies ansah, sondern als gefährliche Versuchung zur 'Verschwendung' männlicher Energien, lebte und lebt der Gott im Zölibat. Die Gottheit ist also unausweichlich das Abbild einer Kultur, einer kriegerischen wie mit dem skandinavischen Gott Odin, einer Agrarkultur wie mit Ceres, einer intellektuellen wie mit jenem Gott, den die Griechen den Byzantinern und dann den Christen vermacht hatten.“

 

Und Gott lebt in uns, mit uns, und wir leben durch das "Göttliche", das Wasser, die Quelle alles Seins! Wasser spielt in allen Religionen eine herausragende 'Rolle'. Darum kann man davon ausgehen, dass die jeweiligen Religionsstifter und die Kirchen wissen, dass Wasser, das 'Göttliche ist'. Bewusst oder unbewusst wird das 'Göttliche' in der Mystik dargelegt und den 'Gläubigen' vermittelt.

 

Gott sagt: " . . . Nun werde ich euch das letztliche Mysterium erklären: eure wahre und genaue Beziehung zu mir.

                                               Ihr seid mein Leib.

 

Was euer Leib für euren Geist und eure Seele ist, das seid ihr für meinen Geist und meine Seele. Und deshalb: erfahre ich alles, was ich erfahre, durch euch. So wie euer Körper, Verstand und eure Seele (Geist) eins sind, sind sie auch in mir eins.

So hat Jesus von Nazareth der wie viele andere um dieses Mysterium wusste, die unveränderliche Wahrheit gesprochen, als er sagte: „Ich und der Vater sind eins.“ Nun will ich euch sagen, dass ihr eines Tages in noch größere Wahrheiten als diese eingeweiht werdet. Denn so wie ihr mein Leib seid, bin ich der Leib eines anderen . . .

 

. . . Es gibt keine Grenzen für das, was ihr werden könnt. (Du meinst, ich kann sogar - ja, ich traue mich kaum, es auszusprechen - ein Gott werden . . . so wie du?) Solange du es nicht weißt, kannst du es nicht werden. Denk an das Dreieck - die heilige Dreieinigkeit: Seele – Geist - Körper. Erdenke – erschaffe - erfahre. Denk daran, und ich bediene mich hier eurer Symbolik: Heiliger Geist = Inspiration = Erdenken/Ersinnen. Vater = Elternschaft = Erschaffen. Sohn = Nachkommenschaft = Erfahrung.

 

Der Sohn erfährt die Erschaffung des erzeugenden Gedankens, der vom Heiligen Geist ersonnen wurde.

 

Kannst du dir vorstellen, eines Tages Gott zu sein? (In meinen kühnsten Träumen.) Gut, denn ich sage dir dies: Du bist bereits ein Gott. Du weißt es bloß nicht.

 

                       Habe ich nicht gesagt: „Ihr seid Götter“? 

 

Meine Wahrheit existiert im Flüstern des Windes, im Plätschern des Baches, im Krachen des Donners, im Rauschen des Regens. Sie existiert in der Atmosphäre der Erde, im süßen Duft der Rose, in der Wärme der Sonne, in der Anziehungskraft des Mondes.

Meine Wahrheit - und die euch gewisseste Hilfe in Zeiten der Not - ist so ehrfurchtgebietend wie der Nachthimmel und so einfach und unstrittig vertrauensvoll wie das Gebrabbel eines Babys. Sie ist so laut wie ein pochender Herzschlag - und so still wie ein in der Einheit mit mir gemachter Atemzug.

Ich werde euch nicht verlassen, ich kann euch nicht verlassen, denn ihr seid meine Schöpfung und mein Werk, meine Tochter und mein Sohn, mein Zweck und mein Ziel und mein Selbst. Daher ruft mich an, wo immer und wann immer ihr vom Frieden, der ich bin, getrennt seid. Ich werde da sein. Mit Wahrheit. Und Licht. Und Liebe."

 

 

Manfred Lütz erklärt: „Nicht jeder hat die Chance, Heiligen physisch zu begegnen. Doch geistlich kann man sich von den Berichten über solche Menschen anregen lassen. Gerade Papst Johannes Paul II. hat eine große Zahl von Heiligsprechungen vorgenommen, damit man sich auf seinem Weg zum Glauben oder im Glauben an konkreten Menschen aus Fleisch und Blut orientieren kann, und nicht bloß an einem Katechismus, der zwar die Glaubenslehren der Kirche erläutert und zusammenfasst, aber ein Buch ist und ein Buch bleibt. Vielleicht hat diese ausgeprägte Orientierung an vorbildlichen Menschen mit der Prägung des Papstes durch die moderne philosophische Anthropologie des 20. Jahrhunderts zu tun, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt rückte. Geschichten von Heiligen haben mich in der Kindheit und Jugend sehr geprägt. So zum Beispiel die Geschichte des heiligen Damian Deveuster, eines belgischen Priesters, der auf eine Leprainsel ging, um den Leprakranken aufopfernd zu helfen, und damit bewusst das Risiko in Kauf nahm, sich selbst anzustecken, was dann tatsächlich eintrat. Auch als Erwachsener waren es immer gelebte Geschichten des Glaubens, die mich besonders berührt haben.

 

Atheisten können nicht nur durch das innere Gebet zum Glauben an Gott finden. Man kann einfach durch uneigennütziges Handeln diesen Weg entdecken. Der römische Offizier Martin war noch kein Christ. Da begegnet ihm plötzlich am Tor der Stadt Armiens ein frierender Bettler. Martin zügelte sein Pferd, hieb seinen Mantel in zwei Stücke, gab die Hälfte dem frierenden Bettler und zog weiter. Martin tat das nicht, um ein christliches Gebot zu erfüllen. Martin war kein Christ. Doch nachts sah er im Traum die gleiche Szene. Der Bettler aber war plötzlich Christus. Bald darauf ließ Martin sich taufen. Später wurde er ein bedeutender Bischof, dessen Heiligkeit bis in unsere Zeit hineinstrahlt. Es gibt also einen inneren und auch einen äußeren Weg zu Gott.“

 

Wasser, das "Göttliche" ist der innere Weg, und die Mystik ist der Weg, um die Menschen zu dem "Göttlichen" zu führen, obwohl 'Es' in uns und aus uns heraus wirkt.

 

Manfred Lütz: „Der Philosoph Robert Spaemann ist ein nüchterner Mann. Eines Tages erzählte er mir Folgendes: Seine Frau hatte an ihrem gemeinsamen Urlaubsort einen Schlaganfall erlitten und lag im Sterben. Den Gedanken, einen 200 Kilometer entfernt wohnenden befreundeten Priester für die Sterbegebete herbeizurufen, hatte Spaemann rasch wieder verworfen, weil er dem vielbeschäftigten Priester die lange Fahrt nicht zumuten wollte. Er wollte stattdessen an einem öffentlichen Kartentelefon den Hausarzt um einen Rat bitten und dazu die Rufnum-mernauskunft anrufen. Er kannte nämlich weder die Nummer des Arztes noch die des Priesters. Aus Versehen wählte er statt der 1 die 0, bemerkte sofort den Fehler und wollte aufhängen und neu wählen. Da ertönte vom anderen Ende der Leitung her die Stimme des Priesters, bei dem das Telefon geläutet hatte. Speemann sagte daraufhin: "Ich war es nicht, der bei Ihnen geläutet hat, aber ich nehme an, ich weiß, wer es war. Bitte kommen Sie, meine Frau liegt im Sterben." Das alles geschah im Beisein seiner Tochter, die mit in der Telefonzelle war. Dass das Telefon bei einem Priester in Stuttgart läutet, weil ein Anrufer in Freising bei München an einem öffentlichen Kartentelefon versehentlich eine 0 gewählt hat, kann man wohl nur als ein Wunder bezeichnen, auch wenn man, wie Spaemann, den Gebrauch diese Wortes an sehr strikte Bedingungen knüpft, Bedingungen, die Spaemann veranlassen zu sagen, er habe in seinem Leben bis dahin niemals ein Wunder erlebt. Wer den Philosophen Robert Spaemann kennt, weiß, dass der ein eher zur Skepsis geneigter und höchst rational argumentierender Mensch ist, der unerschrocken stets das sagt, was er denkt. An der Glaubwürdigkeit von Robert Spaemann habe ich nicht den geringsten Zweifel. Das Phänomen bleibt unerklärbar. 'Wunder muss man weitererzählen', hat mir Robert Spaemann gesagt. Dennoch, kein Christ ist verpflichtet, an Wunder zu glauben.“

 

Ob es ein Phänomen ist oder ein Wunder oder ein Zufall? Nur Wasser, das "Göttliche", das in uns und aus uns heraus wirkt kennt die Antwort.

 

 

Manfred Lütz: „ . . . Der Glaube ist, wie Gott, keine theoretische Größe, sondern lebendig. Es geht also schlicht ums christliche Leben. Und so, wie die christliche Gottesvorstellung in Wahrheit nicht kompliziert ist, ist auch das christliche Leben im Grunde einfach.

 

Zunächst - wie funktioniert ein erfülltes spirituelles Leben? Wie es riskant ist zu behaupten, man würde sich mit seiner Frau immer wortlos verstehen, so funktioniert das auch bei Gott nicht. Mit anderen Worten, das möglichst tägliche Gebet ist wichtig. Wer davon ausgeht, es reiche, ein für alle Male einfach an die Existenz Gottes zu glauben, der ist wahrscheinlich bloß bis zum Gott der Philosophen vorgestoßen. Mit einem lebendigen Gott muss man lebendig sprechen . . .“ (Siehe Kap. 15 Gebet)

 

Es gibt keinen speziellen 'Gott der Philosophen', denn der existiert nur in der Phantasie. Es gibt nur Wasser, das "Göttliche", das sich als "Gott, unser Vater" manifestiert hat, als "Jesus Christus, unserem Herrn als der Sohn Gottes" inkarniert hat und im "Heiligen Geist", also in der "Dreifaltigkeit" in den Menschen wirkt und aus ihnen heraus.

 

Gott sagt: "Kein Gebet - und ein Gebet ist nichts weiter als eine inbrünstige Aussage über das, was so ist - bleibt unbeantwortet. Jedem Gebet - jedem Gedanken, jeder Aussage, jedem Gefühl - wohnt eine schöpferische Kraft inne. In dem Maße, wie es aus ganzem Herzen als Wahrheit erachtet wird, wird es sich auch in deiner Erfahrungswelt manifestieren.

Wenn es heißt, dass ein Gebet nicht erhört wurde, dann sind in Wirklichkeit der Gedanke, das Wort, das Gefühl, die am innigsten gehegt wurden, wirksam geworden. Doch du musst wissen - und das ist das Geheimnis -, dass es immer der Gedanke hinter dem Gedanken, jener Gedanke, der sozusagen Pate steht, der „stiftende Gedanke“ ist, der beherrschend wirksam wird.

Daher besteht, wenn du etwas erbittest, eine viel geringere Chance, dass du das erfährst, was du dir deiner Meinung nach erwählt hast, weil der stiftende Gedanke hinter jeder flehendlichen Bitte der ist, dass du jetzt nicht hast, was du dir erwünschst. Der stiftende Gedanke wird zu deiner Realität.

Der einzige stiftende Gedanke, der diesen Gedanken (vom Mangel) außer Kraft setzen könnte, ist der in gutem Glauben gehegte Gedanke, dass Gott unfehlbar der jeweiligen Bitte entsprechen wird. Manche Menschen haben einen solchen Glauben, doch es sind sehr wenige.

Der Gebetsvorgang wird sehr viel einfacher, wenn ihr nicht glauben müsst, dass Gott zu jeder Bitte immer 'ja' sagen wird, sondern vielmehr intuitiv versteht, dass die Bitte selbst gar nicht notwendig ist. Dann ist das Gebet ein Dankgebet. Es ist gar keine Bitte, sondern eine in Dankbarkeit geäußerte Aussage über das, was so ist.

Wenn du glaubst, dass Gott ein allmächtiges Wesen ist, das alle Gebete hört und zu einigen 'ja', zu anderen 'nein' und zum Rest 'vielleicht, aber nicht jetzt' sagt, dann irrst du dich. An welche Faustregel würde sich Gott denn bei seiner Entscheidung halten?

Wenn du glaubst, dass Gott der Schöpfer und der ist, der über alle Dinge in eurem Leben entscheidet, dann irrst du dich.

Gott ist so gesehen der Beobachter, nicht der Schöpfer. Und Gott steht bereit, euch beim Leben eures Lebens beizustehen, aber nicht so, wie du vielleicht erwartest . . .

 

. . . Natürlich ereignen sich, wenn ganze Gesellschaften auf eine bestimmte Weise denken, oft erstaunliche Dinge, die nicht immer alle unbedingt wünschenswert sind. Zum Beispiel produziert eine Gesellschaft, die in Angst lebt, sehr oft - eigentlich unvermeidlich – förmlich das, was sie am meisten fürchtet.

Ähnlich finden große Gemeinden oder Versammlungen in der kollektiven Gedankenkraft (oder das, was manche Leute gemeinsames Gebet nennen) zu einer wunderwirkenden Kraft.

Und es muss klargestellt werden, dass auch Einzelpersonen, wenn die Kraft ihrer Gedanken (ihr Gebet, ihre Hoffnung, ihr Wunsch, ihr Traum, ihre Angst) über eine außergewöhnliche Stärke verfügt, von sich aus solche Resultate bewirken können. Jesus tat das regelmäßig. Er wusste, wie man Energie und Materie manipuliert, sie umstrukturiert, sie umverteilt, sie absolut kontrolliert. Viele Meister wussten das, und etliche  wissen es auch heute."

 

 

Manfred Lütz: „Ich kann mich erinnern, dass wir im Philosophie-Hauptseminar allein über einen Satz der 'Kritik der reinen Vernunft' eine ganz spannende Seminarsitzung abgehalten haben. Mit der 'Kritik der reinen Vernunft' hatte Kant die Möglichkeit von Erkenntnis gegen Hume eindrucksvoll gesichert, aber um den Preis der Begrenzung der Erkenntnismöglichkeiten auf in Raum und Zeit anschaubarer Gegenstände.

 

Ein solcher Gegenstand aber war Gott eindeutig nicht. Indem Kant die Krise der Erkenntnis überwandt, schuf er scheinbar die Krise der Gotteserkenntnis . . .“

 

Sicher, er schuf diese Krise nur scheinbar. Denn Wasser, das "Göttliche" ist absolut kein Gegenstand, sondern ein Element. Es ist das Element, aus dem alles und wodurch alles ist, auf der Erde und im gesamten Universum.

 

 

 Manfred Lütz: „Vor allem aber wirkte sich aus, dass Kant Gott als Erkenntnisobjekt der reinen Vernunft ausgeschlossen hatte. Damit wurde die Theologie eine problematische Wissenschaft. Doch Karl Rahner, der vielleicht wirkungsreichste katholische Theologe des 20. Jahrhunderts, und andere bemühen sich, Kant in die Gegenwart hinein weiterzudenken. Die Ergebnisse waren durchaus interessant. Rahner wies darauf hin, dass Gott sehr wohl ein Gegenstand der Erkenntnis sei, freilich ein indirekter. Wenn man gemäß dem Ansatz Kants nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis fragte, dann war Erkenntnis eines Gegenstandes überhaupt nur möglich, wenn man ihn in seinen Grenzen erkannte. Damit hatte man aber immer schon den Raum um den Gegenstand selbst herum miterkannt, denn es gibt keine Grenze ohne den Raum jenseits der Grenze. Und dieser Raum ist unendlich.“

 

Unendlich wie das Universum, geschaffen von Wasser, dem "Göttlichen".

 

Manfred Lütz weiter: „Wer in ruhigen Mußestunden diesem tiefen Gedanken mit aller Konsequenz nachgeht, der kann etwas von der Unendlichkeit erleben, aus der heraus Gott die Menschen anspricht. Es sind Momente, in denen der Blick nicht wie gewöhnlich an den bunten Gegenständen der umgebenden Welt klebt, 'mit denen man etwas machen kann, wenn man sie besitzt', sondern das unendliche All wahrnimmt, in das sie hineinleuchten, es sind Momente, in denen man an das Geheimnis rühren kann, von dem auch Wittgenstein sprach: 'Es gibt . . . Unaussprechliches . . . das Mystische.' Ohne die immer mitgeschehende Erkenntnis der Unendlichkeit jedenfalls wäre Erkenntnis eines unendlichen Gegenstands gar nicht möglich. Jede noch so alltägliche Erkenntnis also setzt mit routinierter Selbstverständlichkeit in gewisser Weise die ergreifende Unendlichkeit Gottes voraus. Auf diese Weise ist der Mensch nach Rahner allein schon in seinem Erkenntnisvermögen auf Gott hin geschaffen.

 

Karl Rahner vertiefte dann aber noch einen anderen Gedanken Kants und verband ihn mit einer uralten Überzeugung der christlichen Tradition. Wenn nämlich ein Mensch uneigennützig aus moralischer Pflicht das Gute tut, es ihm aber dennoch trotz aller Bemühungen nicht gelingt, zur Erkenntnis Gottes vorzustoßen, dann kann er dennoch das ewige Heil erlangen.“

 

Wasser, das "Göttliche" ist in jedem Menschen, wirkt in jedem Menschen, spricht in jedem Menschen und aus jedem Menschen heraus.

 

      „Es gibt keine Wissenschaft, die sich nicht auf die Theologie auswirken würde.“

 

„Alle Wissenschaft ist zweifellos Suche nach Gott, aber seit sich die Intelligenz dazu verstiegen hat, 'Ihn' als naturwissenschaftlich erkennbares Objekt aufzufassen, verschreibt sie sich eitler Betriebsamkeit, Geschwätz und Wahnsinn.“

 

Oder doch der Erkenntnis, das Wasser das "Göttliche" ist?

 

„Vielleicht erfüllt sich hier der Sinn des Gleichnisses vom Turmbau zu Babel. Entgegen einem außerordentlich weit verbreitetem Vorurteil, dem vielleicht am weitesten verbreiteten der Welt, ist jede geistige Tätigkeit und umso mehr jede Sprache logisch und rational, auch wenn man sie als irrational bezeichnet: Die Rationalität ist nur eine Stufe der Integration von immer zahlreicheren Ursachen und Wirkungen. Das Kind, das an den Weihnachtsmann glaubt, verhält sich nicht irrational, es steht einfach auf einer tieferen Stufe der Rationalität als ein Erwachsener, der aus Erfahrung weiß, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Da wir Gott nicht anders wahrnehmen können als mit Hilfe einer unweigerlichen logischen Sprache, lassen wir den Geist des Deliriums aus der Flasche entweichen.“

 

Wenn es das Wasser ist, hat man das "Göttliche" gefunden . . .

 

Manfred Lütz erklärt: „Es gibt ein Studienfach, das den anspruchsvollen Namen 'Liebe zur Weisheit' tatsächlich führt: die Philosophie. Der Beruf des Philosophen ist es, sich Gedanken zu machen über den Sinn des Ganzen. Warum also fragt man bei diesem wichtigen Thema nicht häufiger die Philosophen?

Zum einen gibt es davon nur wenige. Denn nicht jeder, der Philosophie studiert hat, ist ein wirklicher Philosoph, und manchmal sind so genannte Philosophen auch nichts anderes als hochspezialisierte Fachidioten. Außerdem neigen Philosophen mitunter zu einem Ausmaß an Unverständlichkeit, das es neben einer anstrengenden Berufstätigkeit nicht erlaubt, sich mit solchen intellektuellen Höhenflügen ausführlich zu beschäftigen. Dabei hatte der größte Philosoph des Mittelalters, Thomas von Aquin, das Prinzip, sich bei zentralen Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach den grundlegenden moralischen Prinzipien stets zu fragen, ob die Vetula, das arme alte Mütterchen, das weder lesen noch schreiben konnte, seine Einsichten teilen könnte. Wenn das der Fall war, dann hielt er diese Erkenntnis für wirklich relevant, wenn nicht, dann verwarf Thomas diese Einsicht. Alles, was ganz ernsthaft den Sinn des menschlichen Lebens, die Existenz Gottes und die moralischen Prinzipien betrifft, geht ausnahmslos jeden Menschen an und muss daher jedem Menschen vermittelbar sein.“

 

Es ist natürlich leicht vermittelbar, das Wasser das "Göttliche" ist und in uns und aus uns heraus wirkt. Man kann es einfach nur nicht (be-)greifen.

 

 Manfred Lütz weiter: „Wenn wirklich wichtige existenzielle Einsichten nur einer hochintelligenten Elite vorbehalten wären, dann wäre das Grund genug, an der Existenz eines guten Gottes zu zweifeln. Dennoch ist ein solches Elitegetue das Strickmuster von antiken Mysterienkulten, gnostischen Geheimbünden und esoterischen Sekten. Freilich neigen auch einige Philosophen zum Schwulst. Karl Jaspers zum Beispiel siedelt den Philosophen gravitätisch und abgehoben von allem gewöhnlichen Bedürfnis des einfachen Volkes nach konkreter Religion im existenziell Unwägbaren an. Gott gibt er daher einen neuen Namen: Das 'Umgreifende' nennt er ihn. Ich habe mich schon auf der Schule darüber geärgert, dass dieses neue Wort nur wichtig klingt, ohne nach meinem Eindruck irgendwas wirklich Neues an Erkenntnis zu ermöglichen.

 

Karl Jaspers war ein bedeutender Psychiater, und ich habe seine 'Allgemeine Psychopathologie', die er mit sage und schreibe 29 Jahren als Habilitationsschrift verfasste, am Beginn meiner Tätigkeit in der Psychiatrie mit Gewinn gelesen. Philosophisch jedoch ist er - wie ich finde zu recht - schon heute weitgehend vergessen. Während mein Computer mir die Heideggersche 'Geworfenheit' ohne Markierung durchgehen lässt, wird das Jaspersche 'Umgreifende' rot unterkringelt. Das ganze erinnert ein wenig an die köstliche Erzählung von Heinrich Böll: 'Doktor Murkes gesammeltes Schweigen', in dem ein wichtigtuerischer, aber einflussreicher Mensch vom Rundfunksender verlangt, aus seinen Vorträgen das oft verwendete Wort 'Gott' herauszuschneiden und durch 'jenes höhere Wesen, das wir verehren' zu ersetzen.“

 

"Die Esoterik ist doch auf dem besten Wege, für viele zu einer Ersatzreligion  zu werden? Und letztendlich wird dabei mit vielen religiösen, auch christlichen Symbolen gearbeitet. All diese mystischen Bilder, Muttergottes, Engel usw. - sind die jetzt in der Esoterik böse und in der Religion gut, oder wie soll man damit umgehen?"

 

Kardinal Schönborn: "Die Esoterik ist immer in Gefahr, wie die Patchworkreligionen, wie die Patchworksituation überhaupt, im Unverbindlichen zu bleiben. Sie ist in Gefahr, das muss man ganz deutlich dazusagen, in falsche Bindungen zu führen. Es gibt auch Verstrickungen in der Esoterik, die psychologisch sehr schädlich werden können. Da können problematische Abhängigkeiten entstehen, und wir sehen es in einem Bereich, über den ich nicht gerne in der großen Öffentlichkeit rede, der aber ganz real existiert: der ganze Bereich des Dämonischen. Zu tief in die Esoterik hineinzugeraten, kann auch zu schlimmen Bindungen, Abhängigkeiten führen, die zu behandeln dann so etwas wie eine Befreiung bedeutet. Nicht umsonst hat Jesus seinen Jüngern den Auftrag gegeben, auch von Dämonen zu befreien. Das ist eine Wirklichkeit, die heute leider weit verbreitet ist".

 

Wie hat Jesus das gemeint: „auch von Dämonen zu befreien?“ Weil es Dämonen nicht gibt? Weil es sich bei Dämonen um Wahnvorstellungen eines kranken Gehirns handelt? Das weiß nur das "Göttliche" in uns, das Wasser.

 

"Die „suchende Generation“ verwendet ja gerne auch statt dem Wort Religion die Formulierung Spiritualität. Wo ist da der Unterschied?"

 

Kardinal Schönborn: "Spiritualität ist unverbindlich. Es ist durchaus eine positive Wirklichkeit. Sie erinnert einfach daran, dass der Mensch neben seiner materiellen Dimension auch eine geistige Dimension hat, spirituell bedeutet geistig. Spiritualität erinnert uns daran, dass der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt - wie Jesus sagt -, sondern auch seine geistigen Dimensionen pflegen muss, um ein Mensch zu sein. Das kann ganz einfach schon dadurch geschehen, dass man geistige - kulturelle, literarische, musikalische, künstlerische - Interessen hat. Dazu gehört auch etwas, was man ganz allgemein religiös nennen kann".

 

Alles entsteht in uns nach dem Willen des Wassers, des "Göttlichen". Damit ist alles einfach, offen und klar.

 

Der Dalai Lama erklärt: Die Fähigkeit, Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, kann sehr nützlich sein. Man muss nur erkennen, dass jedes Phänomen und jedes Geschehen unterschiedliche Aspekte hat, dann kann man gewisse Erfahrungen und traurige Begebenheiten nutzen, um Gemütsruhe zu erlangen. Alles ist relativ.

Die Fähigkeit, Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, ist ausgesprochen selektiv: Wir können uns auf einen Blickwinkel konzentrieren, auf einen besonderen Aspekt eines Phänomens. Das ist von großer Bedeutung, wenn wir versuchen, negative Aspekte unserer Person zu identifizieren und abzulegen oder positive Züge zu verstärken.

Aufgrund unserer Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, können wir einzelne Aspekte unserer Person, die wir ausschalten wollen, isolieren und dann bekämpfen.

Die eigentliche Natur des Geistes ist rein. Das beruht auf dem Glauben daran, dass das fundamentale subtile Bewusstsein nicht von negativen Emotionen getrübt ist.

Es ist von seiner Natur her rein, ein Zustand, der oft „das klare Licht des Geistes“ genannt wird. Diese eigentliche Natur des Geistes bezeichnet man auch als Buddha-Natur.

Und da negative Gefühle eben kein zur Buddha-Natur gehörender Teil unserer Psyche sind, ist es möglich, sie ganz auszuschalten und den Geist von ihnen zu reinigen.

 

 

"Nun leben wir in einer Welt, die sehr nutzen- und ergebnisorientiert ist. Kann man diese Kriterien auch an den Glauben anlegen, kommt man damit weiter? „Wer braucht Gott?“ ist der Titel des Buches, da klingt es ja schon an: „Was habe ich davon? Was nutzt mir der Glaube, welches Ergebnis, welchen Vorteil habe ich?"

 

Kardinal Schönborn: "Das ist ganz und gar nicht falsch. Das Evangelium ist voll von ganz utilitaristischen, nützlichkeitsorientierten Überlegungen. Jesus ist da völlig ungeniert in seinen Bildern, Gleichnissen, die er gebraucht, aus dem Alltagsleben. „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon“, sagt er. Religion ist sehr nützlich. Für Jesus ist es töricht, nicht religiös zu sein oder nicht gläubig zu sein. Da hat einer eine riesige Ernte gemacht. Er überlegt sich: „Was mache ich? Ich reiße meinen Stall nieder und baue einen größeren, und dann habe ich auf Jahre hinaus ausgesorgt und kann mich in die Sonne legen“ - und das ist: „Seele, lass es dir gut gehen“, sagt er. „Du Narr“, sagt dann Gott zu ihm. „Heute Nacht noch wird Gott dein Leben von dir zurückverlangen, was hast du dann davon?“ Es ist durchaus nachweisbar nützlich, sich über diese Fragen Gedanken zu machen".

 

Wasser, das "Göttliche" macht sich diese Gedanken nicht. Sind sie 'Göttlich' oder 'Christlich' oder von den Evangelisten erdacht? Die Antworten des von mir respektierten Kardinal Schönborn sind für mich nur Meinungen aus seiner persönlichen Erfahrung. Sie treffen nicht für alle Menschen zu, die eine Erklärung suchen und benötigen. Das Gleichnis von der Verwandlung von Wasser in Wein wäre ein deutlicher Hinweis auf das Wasser, auf das "Göttliche". Wein ist in der Wandlung wiederum das Symbol für das Blut Jesus, das für uns hingegeben wurde. Wir leben ja aus "Ihm" und durch "Es". Jeder Mensch braucht das "Göttliche" und ist Teil des "Göttlichen". Das haben wir durch unseren Glauben, der in uns angelegt ist vom "Göttlichen". So einfach ist das. Wir müssen nur aus unserem Glauben schöpfen und ihn leben.

 

 

Manfred Lütz berichtet: „Den berühmten später so genannten 'ontologischen Gottesbeweis' des heiligen Anselm von Canterbury, der aus dem Denken selbst heraus Gott beweisen wollte, hielt der heilige Thomas von Aquin dagegen für nicht überzeugend. Intellektueller Zoff unter Heiligen! Andere jedoch hat der Beweis des heiligen Anselm überzeugt - Heilige wie den heiligen Bonaventura und Nichtheilige wie Descartes und Hegel. Anselm sagt, dass auch jedem Blöden klar sei, dass er zumindest denken könne, dass Gott dasjenige sei, 'über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann'. Wenn Gott, über dem nichts Größeres gedacht werden kann, aber nur ein Gedanke sei, dann gäbe es ja doch etwas  Größeres, nämlich Gott als Gedanke und Wirklichkeit. Daher existiere ohne Zweifel etwas, 'über das hinaus nicht Größeres gedacht werden kann' nicht nur als Gedanke, sondern zugleich als Wirklichkeit. Anselm glaubt, dass Gott auf diese Weise sein Bild auch im Denken des Menschen zeigt.

 

Auch Augustinus wählte einen Beweis, der ohne äußere Anschauung auskommt. Er hielt die zeitlos gültigen Regeln der Vernunft, die zur Erkenntnis der Wahrheit unbedingt einzuhalten sind, für einen Hinweis, dass über den einzelnen wandelbaren und fehlbaren Menschen hinaus eine ewige Instanz angenommen werden müsse. Und das könne niemand anders als Gott sein. Noch Friedrich Nietzsche zollt diesem Gedanken seinen Respekt, wenn er schreibt, 'dass auch wir Erkennenden von heute, wir Gottlosen und Antimetaphysiker, unser Feuer noch von dem Brande nehmen, den ein jahrtausendealter Glaube entzündet hat, jener Christenglaube, der auch der Glaube Platons war, dass Gott die Wahrheit ist, dass die Wahrheit göttlich ist'. In unseren Tagen hat der Philosoph Robert Spaemann daraus den Schluss gezogen: 'Nur wenn Gott ist, gibt es etwas anderes als subjektive Weltbilder, so etwas wie 'Dinge an sich' . . . Es sind die Dinge, wie Gott sie sieht. Wenn es den Blick Gottes nicht gibt, gibt es keine Wahrheit jenseits unserer subjektiven Perspektiven . . . Die Spur Gottes in der Welt sind wir selbst.“

 

Hier muss ich einfach hinzufügen, dass es ja Wasser, das "Göttliche" ist, das aus uns heraus alles bewirkt. Das "Göttliche" ist also in uns Menschen angelegt. Das "Göttliche" ist die ewige Wahrheit.

 

Gott sagt: "Ich sage euch dies: Jede Erfahrung, die ihr macht, mache ich auch. Seht ihr nicht, dass ich mein Selbst durch euch erfahre? Wozu sonst, denkt ihr, findet das alles statt?

Ich könnte mich ohne euch nicht selbst erfahren. Ich habe euch erschaffen, damit ich erfahren kann, Wer-Ich-Bin.

Ihr könnt nicht erfahren, was ihr nicht wisst. Und ihr wisst nicht, dass ihr hier und jetzt im „Himmel“ seid, weil ihr es nicht erfahren habt. Für euch ist das ein Teufelskreis. Ihr könnt nicht erfahren - habt noch keinen Weg dorthin gefunden -, was ihr nicht wisst, und ihr wisst nichts, was ihr noch nicht erfahren habt.

Erleuchtung verlangt von euch, etwas zu wissen, was ihr nicht erfahren habt, und es somit zu erfahren. Wissen öffnet die Tür zur Erfahrung - und ihr stellt euch vor, dass es andersherum ist.

Tatsächlich wisst ihr sehr viel mehr, als ihr erfahren habt. Ihr wisst einfach nicht, dass ihr wisst.

Ihr wisst zum Beispiel, dass ein Gott existiert. Aber unter Umständen wisst ihr nicht, dass ihr dies wisst. Also wartet ihr weiterhin auf die Erfahrung. Doch die ganze Zeit über habt ihr sie schon. Ihr habt sie, ohne es zu wissen - was damit gleichbedeutend ist, sie gar nicht zu haben."

 

 

Manfred Lütz fährt fort: „Der Begriff Gottesebenbildlichkeit des Menschen, der oft nur als eine erbauliche Metapher benutzt wird, gewinnt heute eine ungeahnte genaue Bedeutung. Gottesebenbildlichkeit heißt: 'Wahrheitsfähigkeit'. Und auf die Frage: 'Was glaubt der, der an Gott glaubt?' antwortet der Philosoph: 'Er glaubt an eine fundamentale Rationalität der Wirklichkeit. Er glaubt, dass das Gute fundamentaler ist als das Böse. Er glaubt, dass das Niedere vom Höheren aus verstanden werden muss, und nicht umgekehrt. Er glaubt, dass Unsinn Sinn voraussetzt und dass Sinn nicht eine Variante der Sinnlosigkeit ist."

 

Freilich, all das Philosophieren über den vollkommenen Gott blieb immer bloß unvollkommene menschliche Bemühung, darüber waren sich die christlichen Denker einig. Und sie wussten, dass alle menschlichen Worte und Begriffe, mit denen die Menschen gewöhnlich die Welt wie in einem Spiegel darstellen, zerbrechen, wenn sie auf Gott angewendet werden. Doch noch im gebrochenen Glanz dieser Scherben erscheint eine Ahnung von Gott. Für denjenigen, der die dargestellten Gottesbeweise des heiligen Thomas nicht begreifen oder zwar begreifen, aber nicht teilen kann, mag tröstlich sein, was dieser größte Denker des Mittelalters mit Berufung auf den heiligen Augustinus an gleicher Stelle sagt: "Gott zu begreifen ist unmöglich für jeden geschaffenen Geist, Gott zu berühren aber mit dem Geiste, wie immer dies auch sein mag, ist größte Seligkeit."

 

Wasser, das "Göttliche" kann man eben nicht begreifen, nicht erfassen und nicht erklären. Aber "Es" wirkt in uns, belebt unser Gehirn, unseren Geist und unser Denken. Um es noch einmal zu sagen: Das "Göttliche" ist von Anfang an im Menschen angelegt, und darum suchen die Menschen nach Gott, nach dem "Göttlichen".

 

      Lassen überhaupt die modernen Wissenschaften noch Raum für Gott?

 

Astronomen werden wie keine anderen Wissenschaftler nach Gott gefragt. Sie beschäftigen sich doch mit dem Himmel. Wie ist denn ihr Verhältnis zu Gott? Gott hat ja etwas mit dem Himmel zutun, also müssen Astronomen mehr über Gott wissen als alle anderen, ist die Meinung der Leute. Brauchen die Wissenschaften Gott? Und wenn ja, was macht 'Der' denn da? Wo ist 'Er'? Die Frage wo Gott sei und was er macht, treibt uns Menschen ja schon seit Ewigkeiten an. Und bei der Gottessuche gilt in der Tat: Früher war nicht alles besser, aber klarer!

 

Zeugen einer Zeit, als die Menschen ihr Schicksal im Diesseits und Jenseits in den Händen höherer Mächte sahen. Ob Sklave, Bürger oder Pharao, alle richteten im alten Ägypten ihr Leben nach den Göttern aus. Da der Tod nicht das Ende von allem bedeuten durfte entstanden Monomentalbauten und die komplexen Bestattungsriten der Pharaonen. Nach Ägyptischer Vorstellung lag es auch in der Hand der Götter, nach dem Tod über das Leben der Herrscher zu richten. Sie wogen das Herz wie eine Feder. Bei guten Menschen würde das Herz leichter sein, und der Weg ins Jenseits wäre frei, so der Glaube. Mit Hilfe der Religion fanden die Ägypter einen Weg, die geheimnisvollen Schrecken des Todes zu überwinden. Auch das Schicksal im Diesseits lag in den Händen höherer Mächte. So bestimmten sie etwa über den Lauf der Sonne. Ohne Sonne kein Leben. Das wussten die Ägypter. Doch der Wechsel von Tag und Nacht war ihnen ein Rätsel. Wie konnte es sein, dass an jedem Abend die Sonne verschwand, und am nächsten Tag auf der anderen Seite des Horizontes wieder erschien? In der Götterwelt der Ägypter hatte der Sonnengott Ra die Aufgabe, den Feuerball jeden Abend sicher durch die Unterwelt zu bringen. Ra mussten die Ägypter daher besondere Ehre erbieten. Nur so waren sie sicher, dass die Sonne auch am folgenden Tag wieder mit neuer Kraft erstrahlte. Das Verlangen, dem Geschehen in der Welt Sinn zu geben, erzeugte religiöse Weltbilder. Das Unerklärliche wurde göttlichen Mächten zugeschrieben. Und als Sitz der Götter galt der Himmel. So wurden ungewöhnliche Erscheinungen am Sternenzelt als Götterboten gedeutet. Natur und Weltbild waren eins.

 

Bis zum Ende des Mittelalters gab es keine Wissenschaft, die solche Himmels-Phänomene losgelöst vor der Religion erklärte. Die Deutungshoheit lag in den Händen der Kirche. Ihr Weltbild, in dem die Erde das Zentrum des Universums darstellte, hatte für alle unumstößliche Wahrheit zu sein. Die anderen Planeten und die Sonne waren darin nur Trabanten, die um die Erde kreisten.

 

Galileo Galilei brachte diese Weltsicht ins Wanken. Mit Teleskopen beobachtete er, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum steht. Das neue Bild vom Kosmos war nicht allein das Ergebnis abstrakter Berechnungen, ihm lagen objektive und nachvollziehbare Beobachtungen zugrunde. Es war offensichtlich, dass das Heliozentrische Weltbild der Realität entsprach, und nun zum wahren Bild des Kosmos werden musste.

 

Der Konflikt war unausweichlich. Schnell konnten Freidenker bei der Kirche in Ungnade fallen. Doch auch Galileo stieß an die Grenzen des damals Erklärbaren. Wie waren die Planeten auf ihre Umlaufbahnen um die Sonne gekommen? Vielleicht hat Gott sie einst in das Universum fallen lassen, mutmaßte Galileo und legte seinen Berechnungen die Fallgesetze zugrunde. In den folgenden Jahrhunderten haben die Naturwissenschaften die Grenzen der Erkenntnis immer weiter hinausgeschoben. Lassen sie überhaupt noch Raum für Gott?

 

      Bis heute sind Gläubige besorgt, sie könnten vor einem unauflösbaren Konflikt stehen.

 

Professor Harald Lesch: Religiöse Gemeinschaften fühlten und fühlen sich häufig bedroht von den Zweifeln der Forscher an der Erklärungskraft religiöser Bilder. Das ist natürlich auch kein Wunder. Religionen haben lange Traditionen. Und wer traditionelle Überzeugungen infrage stellt, der erzeugt Verunsicherung und löst vielleicht sogar Erschütterung aus. Dabei ist ja der Zweifel keine Bedrohung. Er ist Methode, er ist die Methode der Naturwissenschaften, in deren Modellen und Gleichungen darf Gott gar nicht auftauchen. Naturwissenschaftliche Untersuchungen sind 'Gott frei' nicht 'gottlos'. Aber genau deshalb dürfen Naturwissenschaften auch wirklich alles untersuchen, was existiert, sogar heilige Schriften. Sie kommen dabei zu bemerkenswerten Erkenntnissen.

 

Eine Geschichte des Alten Testaments ist schon seit hundert Jahren im Focus von Archäologen: Es ist die Geschichte von Joshua, der als Nachfolger Moses die Israeliten aus Ägypten in das 'Gelobte Land' führen soll. Als sie die Stadt Jericho erreichen, umkreist Joshua sie sieben Tage lang mit seinem Heer. Dann blasen die Priester Posaunen aus Tierhörnern. Und die Soldaten stürmen mit Geschrei auf die Stadtmauer zu. Die Mauer von Jericho bricht in sich zusammen, so wie es Joshua vorhergesagt hatte. Das israelitische Heer erobert und zerstört die Stadt. Von Joshua, dem erfolgreichen Feldherrn wird noch mehr wundersames berichtet. Auf dem Weg nach Jericho müssen er und sein Volk den Jordan überqueren. Doch Boote haben sie nicht. Joshua erwartet ein Wunder. Als die Priester ihre Füße in den Jordan setzen, zieht sich das Wasser plötzlich zurück, und der Feldherr kann sein Volk ans andere Ufer führen.

 

Siebenhundert Jahre nach den fraglichen Ereignissen werden die Geschichten niedergeschrieben. Berichte von realen Begebenheiten? Oder reine Fantasie? Die Hügel von Teles Sultan im heutigen Israel: Hier stand einst das antike Jericho. In den 1930er Jahren war der britische Archäologe John Garsten davon überzeugt, die Belege für die Geschichte vom Fall Jerichos gefunden zu haben. Fragmente von eingestürzten Mauern waren damals eine archäologische Sensation. Für ihn waren sie der Beweis für den Wahrheitsgehalt der biblischen Geschichte. Aber können die beschriebenen Posaunen tatsächlich Mauern zum Einsturz bringen? Die Priester jener Zeit verwendeten Widderhörner.

 

Nun untersuchen Wissenschaftler die Schwingungen dieser antiken Posaunen. Welche Wirkung könnte von ihnen ausgegangen sein? Ein Experiment soll Klarheit bringen. Es gilt die maßgeblichen Bedingungen zu simulieren. Außer dem Klang der Hörner studieren die Forscher das Baumaterial der Mauern von Jericho. Hauptbestandteile waren Lehmziegel, die in Holzverschalungen an der Luft getrocknet wurden. Anschließend wurden die Ziegel mit weichem Lehm verfugt. Die Forscher interessiert, wie das bröselige Material auf Schall reagiert. Ein erster Test. Auf einen mit Gips gefüllten Trichter wirken Töne wie sie ein Widderhorn erzeugt. Mit dem Einschalten des Signals rutscht das Pulver durch den Trichter. Die Schwingungen lockern das Material. Die Gipsbestandteile verlieren ihren Halt. Wie verhält sich der antike Baustoff, wenn er den Schwingungen ausgesetzt ist? Die Lehmziegel bestehen nur aus luftgetrocknetem Material, ohne jede Bindemittel. Die Forscher setzen Töne ein, die ein Vielfaches lauter sind als es die Posaunen von Jericho gewesen sein können. Doch auf die Stabilität des Ziegelsteins haben sie keinen Einfluss. Die Posaunen, so die Wissenschaftler, können die Mauern nicht zum Einsturz gebracht haben.

 

Aber was war es dann? Die Spurensuche führt in das Jahr 1927. Fotos belegen, ein Erdbeben hatte Siedlungen im Jordantal völlig zerstört. Der Jordan fließt entlang eines Grabenbruches. Das Erdbeben vor achtzig Jahren hat diese Geröll-Lawine ausgelöst und legte den Jordan für zwei Tage trocken. Fand ein solches Ereignis auch vor rund 3400 Jahren statt, als Joshua nach den Überlieferungen der Israeliten durch den Jordan führte? In der Region zwischen dem heutigen Israel und Jordanien kommt es immer mal wieder zu heftigen Erdstößen. Hier schieben sich zwei Kontinentalplatten übereinander, mit manchmal dramatischen Auswirkungen. Erreichte Joshua vielleicht zu einer Zeit Jericho, als gerade Erdbeben die Stadt erschütterten?

 

Bei Ausgrabungen stießen Forscher auf massive Risse in den Erdschichten. Ein Beweis dafür, dass es hier starke Beben gegeben haben muss. Doch die neuesten Datierungen haben ergeben: Als die Posaunen von Jericho die Stadt zerstört haben sollen, gab es keine verheerenden Erdbeben. Ganz gleich, was in den überlieferten Schriften steht, zu Joshuas Lebzeiten, vor etwa 3400 Jahren war die Erde unter Jericho ruhig.

 

Eine zuverlässige historische Quelle ist die Bibel nicht. (Siehe Kap. 21 Bibel) Aber sie ist eine Quelle für die existenziellen Erlebnisse von Menschen in dieser Welt, und von ihren Versuchen, diese Welt zu deuten. Wahrscheinlich ist die Bibel, wie alle Heiligen Schriften, eine Sammlung religiöser Texte, die von den ewigen Erfahrungen und Herausforderungen der Menschen erzählt.

 

Viele der biblischen Gestalten sind geprägt von Erleuchtungen und Visionen. Und genau diese Erleuchtungen und Visionen sind Untersuchungsgegenstand der modernen Naturwissenschaften. Kann man Glauben messen?

 

Ob man es glaubt oder nicht: Was sich in unseren Gehirnen abspielt, wenn wir beten, glauben oder Visionen haben, das untersucht die moderne Hirnforschung.

 

Lourdes ist einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Welt. Die Pilger hoffen auf Heilung. Alle vereint der Glaube an die Kraft eines Wunders, das den Erzählungen nach in einer Höhle geschah. Das ist jetzt bereits hundertfünfzig Jahre her, da erschien in dieser Höhle Bernadette, der Tochter eines Müllers, mehrere Male die Jungfrau Maria als weiß gekleidete Dame. So hat sie es immer wieder geschildert. War das eine Vision, eine Wahrnehmungstäuschung? Was lässt sich mit wissenschaftlichen Methoden herausfinden?

 

Visionen oder Erscheinungen sind nur eine Form spiritueller Erfahrungen, aber eine besonders intensive. Glaube ist in den unterschiedlichsten Kulturen offensichtlich als Universal-Prinzip verbreitet. Wissenschaftler suchen nach einer biologischen Grundlage dafür. Im Focus der Forscher steht das menschliche Gehirn. (siehe Kap. 5 Glaube)

 

Der Nutzen all dieser Experimente scheint fraglich. Die Frage, ob der Glaube einen festen Platz im Gehirn hat oder gar ob Gott existiert, lässt sich so sicher nicht beantworten. Und das, was vor hundertfünfzig Jahren Bernadette in der Nähe von Lourdes widerfuhr, bleibt ein Rätsel für die Wissenschaft, und für die Gläubigen ein Wunder.

 

Auf der Suche nach Spuren von religiösen Erfahrungen im Gehirn erfährt man nichts über Gott, aber viel über die untersuchten Menschen. Dass aber die religiösen Erfahrungen sich im Gehirn abspielen, ist ziemlich klar. Aber die Ergebnisse der Hirnforschung sagen nichts über die Existenz Gottes. Mit dieser Frage müssen wir uns weiterhin auf die alt hergebrachte Weise beschäftigen, im Gebet, im Gottesdienst oder durch das Nachdenken über religiöse Texte.

 

Oder durch das Wissen, dass Wasser, das "Göttliche" alles in uns bewirkt und aus uns heraus über unser Gehirn. Das ist unfassbar, aber natürlich, wahr und sicher.

 

Für einige ist die Frage nach der Existenz Gottes schon längst beantwortet. Nicht nur das. Sie halten ihre religiösen Schriften für Dokumente, die die Welt wirklich beschreiben. Und deswegen erklären sie die ganze Welt mit ihrer Religion, gegen jede Naturwissenschaft.

 

Die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten gleicht einem Wunder. So ist es naheliegend, dass manche als Erklärung überirdische Kräfte bemühen. Nur ein göttlicher Schöpfer kann dieses Wunder vollbracht haben. Jede Art entstammt seiner gestaltenden Hand. Vor allem in den USA findet diese Auffassung Anhänger. Viele lehnen die Evolutionslehre ab, und glauben eher an die biblische Genesis. Selbst in manchen Museen wird die Entstehung der Arten getreu der Bibel als Tatsache präsentiert. Alle Tiere sollen innerhalb weniger Tage erschaffen worden sein. Auf der Erde, die nur etwa zehntausend Jahre alt sein soll hätten einst Menschen und Dinosaurier nebeneinander gelebt. (Siehe Kap. 20 Evolution)

 

Doch es gibt Vertreter der Schöpfungslehre, die die lange Erdgeschichte anerkennen. Und trotzdem vermuten sie einen göttlichen Plan hinter dem Wunder des Lebens. Sie bleiben dabei, dass ein intelligenter Designer im Laufe der Zeit alle Arten erschaffen hat. Einen Evolutionsprozess, der die Vielfalt des Lebens durch Mutation und Selektion hervorbrachte, gab es für sie nicht.

 

Die Evolutionslehre steht mit jeder neuen Erkenntnis auf dem Prüfstand. Sie stellt sich wissenschaftlich begründeter Kritik, und wird, wenn nötig, entsprechend angepasst.

 

Dem dogmatischen Abschluss religiöser Erklärungsversuche steht die transparente Forschung an der Evolution gegenüber. Die Bibel ist kein Buch zur Erklärung der Welt. Wissenslücken sind keine Gottesbeweise, sondern Ansporn weiter zu forschen.

 

Wir sind allerdings nicht nur an Messwerten interessiert, sondern vor allem an Werten, die unserem Leben Bedeutung und Sinn geben. Religionen sind deshalb Deutungsrahmen, in denen die Ergebnisse der Wissenschaften gewogen und erwogen werden. Naturwissenschaft alleine liefert nämlich nur ein Naturbild. Mit Religionen wird daraus ein Weltbild.

 

Gott sagt: "Deshalb sind übrigens eure Religionen so populär. Es spielt fast keine Rolle, um welches Glaubenssystem es sich handelt, solange es stark, konsequent, klar in den an seine Anhänger gestellten Erwartungen und rigide ist. Sind diese Merkmale vorhanden, so werdet ihr auch Menschen finden, die an fast alles glauben. Die seltsamsten Verhaltensweisen und merkwürdigsten Glaubensvorstellungen können auf Gott bezogen werden - und sie wurden es auch. Das sind die Wege Gottes, sagen sie. Das ist nun mal Gottes Wort.

Und es gibt die, welche das akzeptieren - mit Freuden. Weil es sie der Notwendigkeit des Nachdenkens enthebt.

      . . . Ist das Töten eine angemessene Verteidigungsmaßnahme gegen jene, die töten würden, wenn man sie nicht auf irgendeine andere Weise daran hinderte?

Besteht ein Unterschied zwischen Töten und Morden?

Der Staat möchte euch glauben machen, dass das Töten für Erreichen einer rein politischen Zielsetzung absolut vertretbar ist. Tatsächlich muss der Staat euch dies glauben machen, um als Machtinstitution existieren zu können.

Religionen möchten euch glauben machen, dass das Töten zum Zweck der Verbreitung, Bewahrung und des Festhaltens an ihren ureigensten Wahrheiten absolut gerechtfertigt ist. Tatsächlich müssen die Religionen euch dies glauben machen, um als Machtinstitutionen existieren zu können.

Die Gesellschaft möchte euch glauben machen, dass das Töten zum Zweck der Bestrafung jener, die gewisse Verbrechen begehen (um welche Verbrechen es sich handelt, ändert sich immer wieder im Laufe der Zeit), absolut gerechtfertigt ist. Tatsächlich muss die Gesellschaft euch dies glauben machen, um als Machtinstitution existieren zu können.

Glaubst du, dass diese Standpunkte korrekt sind? Hast du hier die Aussagen anderer übernommen? Was hat dein Selbst dazu zu sagen?

In diesen Dingen gibt es kein „richtig“ oder „falsch“.

Doch mit deinen Entscheidungen malst du ein Porträt von dem, der-du-bist.

Und mittels ihrer Entscheidungen haben eure Staaten und Nationen bereits solche Bilder gemalt.

Durch ihre Entscheidungen haben eure Religionen dauerhafte, unauslöschliche Eindrücke geschaffen, wie auch eure Gesellschaften Porträts ihres Selbst geschaffen haben.

Gefallen euch diese Bilder? Sind das die Eindrücke, die ihr hinterlassen wollt? Stellen diese Porträts dar, wer-ihr-seid?

Vorsicht mit diesen Fragen. Sie könnten es erforderlich machen, dass ihr nachdenkt.

Denken ist eine harte Sache. Werturteile fällen ist schwierig. Es bringt euch an den Ort der reinen Schöpfung, weil ihr so viele Male sagen werden müsst: „Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nicht.“ Und trotzdem müsst ihr entscheiden, müsst ihr eine Wahl treffen - eigenmächtig.

Eine solche Wahl - eine Entscheidung, die aus keinem vorherigen persönlichen Wissen entsteht - wird reine Schöpfung genannt. Und das Individuum ist sich bewusst, zutiefst bewusst, dass durch das Fällen derartiger Entscheidungen das Selbst erschaffen wird.

Die meisten von euch sind nicht an einer solch wichtigen Arbeit interessiert und würden das lieber anderen überlassen. Und folglich sind sie auch nicht sich selbst erschaffende Geschöpfe, sondern Geschöpfe der Gewohnheit - fremderschaffene Geschöpfe.

Wenn dann andere euch gesagt haben, was ihr fühlen sollt, und dies dem direkt zuwiderläuft, was ihr wirklich fühlt, geratet ihr in einen tiefen inneren Konflikt. Irgendetwas tief in eurem Inneren sagt euch, dass das, was euch andere erzählt haben, nicht ist, wer-ihr-seid. Wohin sollt ihr euch also wenden? Was ist zu tun?

Als erstes geht ihr zu euren religiösen Eiferern - jenen Leuten, die euch überhaupt dahin gebracht haben. Ihr wendet euch an eure Priester, Rabbis, Pfarrer und Lehrer, und die sagen euch, dass ihr aufhören sollt, auf euer Selbst zu hören. Die schlimmsten von ihnen werden den Versuch unternehmen, euch mit Hilfe der Angst zur Umkehr zu zwingen; Euch Angst einzujagen und von dem wegzuscheuchen, was ihr intuitiv wisst.

Sie werden euch vom Teufel erzählen, vom Satan, von Dämonen und bösen Geistern, von der Hölle und Verdammnis und von allen Schrecknissen und Torturen, die ihnen einfallen, um euch zur Einsicht zu veranlassen, dass das, was ihr intuitiv fühlt und wisst, „falsch“ ist; Und dass der einzige Ort, an dem ihr irgendwelchen Trost finden könnt, der ihres Gedankengebäudes ist, ihrer Ideen, ihrer Theologie, ihrer Definitionen von richtig und falsch sowie ihrer Konzeptionen von dem, was-du-bist.

Das Verführerische dabei ist, dass ihr, um sofortige Billigung zu erlangen, lediglich zuzustimmen braucht. Stimmt zu und euch wird sofortige Zustimmung zuteil. Manche werden sogar singen, schreien und tanzen, mit ihren Armen fuchteln und Halleluja-Gesänge anstimmen!

Dem ist schwer zu widerstehen. Einer solchen Zustimmung, einem solchen Jubel darüber, dass ihr das Licht gesehen habt; Dass ihr errettet wurdet!

Zustimmung und Beifallsbekundungen dieser Art sind selten Begleiter innerer Entscheidungen. Feiern umrahmen in den wenigsten Fällen den Entschluss, der persönlichen Wahrheit zu folgen. In Wirklichkeit ist meist das Gegenteil der Fall. Eure Wahl wird nicht nur nicht von anderen gefeiert, sie werden euch zudem der Lächerlichkeit preisgeben. Was? Du denkst selbst nach? Du entscheidest selbst? Du wendest eigene Maßstäbe an, deine eigene Urteilskraft, deine eigenen Werte? Wer glaubst du eigentlich zu sein? Und das ist genau die Frage, die ihr beantwortet.

Aber die Arbeit muss in großer Einsamkeit getan werden. Weitgehend ohne Belohnung, ohne Billigung und Zustimmung, vielleicht sogar, ohne überhaupt bemerkt zu werden.

Folglich hast du eine absolut berechtigte Frage gestellt. Warum weitermachen? Warum sich überhaupt auf einen solchen Weg begeben? Was kann bei einer solchen Reise herausspringen?  Wo ist der Anreiz? Was ist der Grund? – Der Grund ist lächerlich einfach: Es gibt nichts anderes zu tun!"

 

      Darum stehen Religionen niemals im Gegensatz zur empirischen Wissenschaft.

 

Ein gutes Beispiel dafür sind unsere Erkenntnisse über den Anfang des Universums. Nicht die Messungen und Beobachtungen machen den Urknall so rätselhaft, sondern unsere Suche nach dem wirklichen Grund.

 

Forscher schauen mit ihren Instrumenten immer tiefer ins All. Die Fragen, wo kommen wir her und wie ist alles entstanden, gehören zu den faszinierendsten der Menschheit. War es zunächst der Himmel über uns, den die Astronomen erkundeten, so haben sie inzwischen ferne Galaxien studiert. Sie haben sich aufgemacht, den Anfang des Universums zu erforschen.

 

      George Lemaitre hatte die entscheidende Idee: Am Anfang war der Urknall!

 

Galt das Universum zunächst als unveränderlich, markiert das Jahr 1925 die Wende. Der amerikanische Astronom Edwin Hubble beobachtete, dass Galaxien nicht starr am Himmel stehen. Nach seinen Berechnungen mussten sich die Galaxien voneinander weg bewegen. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich ein neues, revolutionäres Bild vom Weltall:                          Das Universum driftet auseinander.

 

Es war George Lemaitre, der die entscheidenden Schlüsse aus den neuen Erkenntnissen zog. Wenn die Galaxien morgen voneinander weg sind, das Universum also größer sein wird als heute, dann muss es gestern kleiner gewesen sein. Konsequent in die Vergangenheit gedacht, endet man beim Urknall, dem Anfang von allem.

 

Überraschenderweise ist Lemaitre nicht nur brillanter Mathematiker, sondern auch katholischer Priester. Ausgerechnet ein Mann der Kirche erklärt das Universum von seinen Anfängen an. Offensichtlich, ohne dafür Gott zum bemühen. Erstaunlich dabei ist, dass Lemaitre sich damit im Einklang mit der Amtskirche befindet. Papst Pius XII spricht sich sogar offiziell für dessen Theorie aus, und erklärt 1951 öffentlich den Urknall zum 'Göttlichen Schöpfungsakt'. So sah er die Naturwissenschaften mit der Kirche versöhnt.

 

Gott sagt: "Nichts davon ist Zufall. Es gibt keinen Zufall im Universum - nur eine großartige Konstruktion, eine unglaubliche „Schneeflocke“.

Emotion ist Energie in Bewegung. Wenn ihr Energie in Bewegung setzt, schafft ihr eine Auswirkung. Wenn ihr genügend Energie in Bewegung setzt, schafft ihr Materie. Materie ist zusammengeballte Energie - Energie, die herumbewegt, zusammengeschoben wurde. Wenn ihr Energie auf eine bestimmte Art lange genug manipuliert, erhaltet ihr Materie. Jeder Meister versteht dieses Gesetz. Es ist die Alchemie des Universums, das Geheimnis allen Lebens.

Gedanken sind reine Energie. Kein Gedanke, den ihr habt, jemals hattet, stirbt je - niemals. Er verlässt euer Wesen und macht sich auf ins Universum, dehnt sich immerwährend aus. Ein Gedanke existiert in alle Ewigkeit.

Alle Gedanken nehmen Gestalt an; Sie begegnen sämtlich anderen Gedanken, kreuzen, überschneiden sich in einem unglaublichen Labyrinth der Energie, bilden ein sich fortwährend veränderndes Muster von unaussprechlicher Schönheit und unvorstellbarer Komplexität.

Gleichgeartete Energien ziehen sich an - bilden (um es verständlich auszudrücken) „Energieansammlungen“ der gleichen Art. Wenn genügend gleichartige „Energieansammlungen“ einander überschneiden – aufeinandertreffen -, „haften“ sie wiederum einfach ausgedrückt aneinander. Es bedarf somit einer unbegreiflich großen Menge „aneinanderhaftender“, gleichartiger Energie, um Materie entstehen zu lassen. Doch Materie bildet sich aus reiner Energie.

Tatsächlich ist dies die einzige Möglichkeit, wie sie sich bilden kann. Wenn Energie sich erst einmal in Materie verwandelt hat, bleibt sie es für sehr lange Zeit - es sei denn, sie wird in ihrem Aufbau durch eine entgegengesetzte oder ungleichartige Energieform zerrissen. Diese auf die Materie einwirkende ungleichartige Energie zerstückelt die Materie und setzt die rohe Energie, aus der sie sich zusammensetzte, frei.

Das ist, elementar gesprochen, die Theorie, die hinter der Atombombe steht. Einstein kam der Entdeckung, Erklärung und Funktionalisierung des schöpferischen Geheimnisses des Universums näher als irgendein anderer Mensch zuvor und seither.

Du solltest nun besser verstehen, wie Menschen gleichen Geistes zur Schaffung einer bevorzugten Realität zusammenarbeiten können. Der Spruch „Wo immer sich zwei oder mehr in meinem Namen versammeln“, gewinnt eine sehr viel tiefere Bedeutung.

Wir versuchen nun etwas Unmögliches: nämlich von etwas Unaussprechlichem zu sprechen. Wie ich schon sagte, unternehmen die Religionen diesen Versuch. Wir wollen mal schauen, ob sich das irgendwie zusammenfassen lässt. Immerdar ist länger, als ihr wisst. Ewig ist länger als immerdar. Gott ist mehr, als ihr euch vorstellt. Vorstellung ist mehr als Gott. Gott ist Energie, die ihr Vorstellungskraft nennt. Gott ist Schöpfung. Gott ist der erste Gedanke. Gott ist die letzte Erfahrung. Und Gott ist alles dazwischen.

Hast du je einmal durch ein sehr starkes Mikroskop geblickt oder Bilder oder Filme von einer Molekularbewegung gesehen und gesagt: „Du lieber Himmel, da unten ist ja ein ganzes Universum. Und diesem Universum muss ich, der gegenwärtige Beobachter, gleichsam als Gott erscheinen!“ Hast du das je gesagt oder diese Erfahrung gemacht?

Das hat jeder denkende Mensch in der Tat. Ihr habt euch selbst euren eigenen Einblick in das verschafft, was ich euch aufzeige.

Und was würdet ihr tun, wenn ich euch sagte, dass diese Realität, die euch diesen Einblick gewährt hat, nie endet?

Nimm den kleinsten Teil des Universums, den du dir vorstellen kannst. Stell dir den winzigen Materialpunkt vor. Zerteile ihn in der Mitte. Was siehst du? (Zwei kleinere Hälften.) Nun teile diese in der Mitte. Was hast du jetzt? (Zwei noch kleinere Hälften.) Und jetzt wieder und wieder! Was bleibt übrig? (Winzigere und noch winzigere Partikel.) Ja, aber wann hört es auf? Wie viele Male kannst du Materie zerteilen, bis sie zu existieren aufhört?

Du meinst, du kannst sie nie völlig zerstören? Du kannst nur ihre Form verändern?

Ich sage dir dies: Du hast gerade das Geheimnis allen Lebens erfahren und einen Blick auf die Unendlichkeit geworfen.

Was lässt dich denken, dass sich diese Unendlichkeit nur in eine Richtung erstreckt? Also gibt es kein Ende noch oben hin, wie es auch kein Ende nach unten hin gibt. Es gibt kein oben oder unten! (Aber wenn die Winzigkeit kein Ende hat, dann bedeutet das, dass dies auch auf die Größe zutrifft.) Richtig. (Wenn die Größe kein Ende hat, gibt es auch kein Größtes. Das heißt, im allergrößten Sinn gibt es keinen Gott!)

Oder vielleicht - Alles ist Gott, es gibt nichts anderes. Ich sage euch dies: Ich bin, das ich bin!

Und ihr seid, das ihr seid. Ihr könnt nicht nicht sein. Ihr mögt so oft  die Form ändern, wie ihr wünscht, aber ihr könnt nicht aufhören zu sein. Doch ihr könnt aufhören zu wissen, wer-ihr-seid - und in diesem Mangelzustand nur die Hälfte davon erfahren.

Doch ihr seid nicht dazu verdammt, nicht in alle Ewigkeit in sie verbannt. Um aus der Hölle herauszukommen - aus dem Nichtwissen -, braucht ihr nur wieder zu wissen.

Es gibt viele Wege und viele Orte (Dimensionen), auf denen und wo ihr dies tun könnt. Ihr befindet euch gegenwärtig in einer dieser Dimensionen. Ihr bezeichnet sie eurem Verständnis nach als die dritte Dimension."

 

 

4 Wo sind die alten Götter geblieben?

 

4      Wo sind die alten Götter geblieben?

 

„Wo sind die alten Götter geblieben, die niemand jemals objektiv erfahren hat? Ihre Vielzahl und Vielfalt allein schon beweist, dass sie die Schöpfungen verschiedener Kulturen und damit kollektive Einbildungen gewesen sind. Also, kann man niemals davon ausgehen, dass auch die noch so großen Massen von Menschen, die kollektiv an etwas glauben, im Besitz einer Wahrheit und der Gewissheit über die Existenz eines Gottes sind, den sie anbeten, fürchten und von dem sie Hilfe erhoffen oder erwarten“, schreibt Messadié aus voller Überzeugung. Das gilt aber nicht, wenn das "Göttliche" in uns allen fest angelegt ist und das Element ist, aus dem wir zum überwiegenden Teil bestehen. Das "Göttliche" ist und wirkt in uns, und aus uns heraus.

 

„Niemand hat je Gott, Zeus oder Odin gesehen. Und keine Religion, keine Philosophie, keine Wissenschaft hat je die Kardinalfrage beantwortet: Hat das, was er macht, einen Sinn? Und wenn ja, was beabsichtigt Gott? Existiert er bloß sich selbst zu Ehren, hat er die Welt bloß zu seinem Vergnügen erschaffen? Die Frage scheint akademisch und steckt doch im innersten Kern der Existenzangst. Seit Heraklit, seit den Jainas gibt es darauf keine Antwort, und Shakespeare lässt seinen König Lear im gleichnamigen Stück sagen: 'Aus nichts kann nichts entstehen'. Doch der Nihilismus ist für den Menschen unerträglich. Sollen die Anstrengungen eines ganzen Lebens, soviel Liebe und soviel Mühe dazu bestimmt sein, sich in Staub aufzulösen, ohne eine andere Spur zu hinterlassen als in der Erinnerung anderer Menschen, die ihrerseits denselben Weg gehen werden, ohne etwas anderes als unbestimmte Worte auf verwitterten Steinen zu hinterlassen oder auf Papier, das sich zersetzt, in Datenbanken von Rechnern, die ein Kurzschluss zum finalen Koma verdammt? Dies ist der Grund, weshalb man die Logik des Realen durch die Logik des Irrealen ergänzte und das Bild Gottes Kategorien der unverdienten Gnade unterwarf – wenn nicht gar Kategorien des Wahns, eines Dileriums, wie es Psychologen und Psychiatern bestens bekannt ist.“

 

Aber es bleibt ja nur Eindrittel Staub übrig, wenn das "Göttliche" den Körper, die Hülle verlässt. Zweidrittel, als das Wasser und die Seele bleiben erhalten in aller Ewigkeit.

 

Peter Bamm schreibt in seinem Buch „An den Küsten des Lichts“: Die taktische Lage der Höhle, in der Zeus geboren worden ist, entspricht in verblüffend genauer Weise den mythologischen Erfordernissen.

Zeus ist ein Sohn des Kronos und der Rhea, die zu den Titanen gehörten, den Kindern des Uranos und der Ge. Die Titanen sind also die Kinder des Himmels und der Erde gewesen. Sie sind sehr alte Göttergestalten. Im historischen Griechenland hören wir nichts mehr von ihrer Verehrung. Selbst für die frühesten Griechen, von deren Religion wir etwas wissen, gehörten die Titanen einer grauen, nebelhaften Vergangenheit an. Nur für Kronos selbst, der seinen Vater Uranos gestürzt und dann die Herrschaft über die Welt angetreten hatte, ist in Athen, Rhodos und Theben ein Fest gefeiert worden, die Kronia. Es ist ein Erntefest gewesen. Rhea ist, nach dem Stammbaum der Götter, sowohl die Schwester als auch die Gemahlin des Kronos. Sie ist Kybele, der asiatischen Muttergöttin, gleichzusetzen, die dann auch im späteren Rom als „Mutter der Götter“ verehrt wurde. Auch verschmilzt Rhea vielfach mit einer anderen, ebenfalls sehr alten und weithin verehrten Macht der Fruchtbarkeit, die der vorgrie-chischen kykladischen Religion angehört.

 

In den Göttergestalten der klassischen Mythologie sind fast immer verschiedene Gottheiten zu einer verschmolzen gewesen. Die Erinnerung an frühere Kristallisationen ist niemals ganz verloren gegangen. So gibt es für jede der klassischen Göttergestalten mehrere Überlieferungen.

 

Kronos ist im Bewusstsein der späteren Griechen einfach der Vater des Zeus. Im geschichtlichen Ablauf der Religionsvorstellungen ist Kronos aber ein vorgriechischer Gott gewesen, den es offenbar schon gegeben hat, bevor die Griechen nach Hellas gekommen sind. Dieser frühere, vorgriechische Gott bleibt der klassischen Zeit in der Rolle des Herrschers des „Goldenen Zeitalters“ erhalten. Diese Überlieferung sowie der Mythos vom Aufstand des Zeus gegen Kronos und dem schließlichen Sieg des jüngeren über den älteren Gott sind Ausdruck der Tatsache, dass hier der Gott eines Siegervolkes an die Stelle des Gottes der Besiegten getreten ist. Diese Tatsache findet auch darin ihren Niederschlag, dass die Verehrung des jüngeren Gottes, des Gottes der siegreichen Herren, zur Staatsreligion wurde, während die Verehrung des älteren Gottes der Besiegten sich jahrhundertelang nur in den Volksbräuchen hielt.

 

Da die Griechen anschaulich dachten, sich ihre Götter als Personen vorstellten, konnte es nicht zu einer religiösen Dogmatik kommen. Die Gestalten der Götter waren lebendige Wesenheiten, die sich im Lauf der Jahrhunderte wandelten und wandelten. Man könnte die Frage aufwerfen, ob diese Götter jemals existiert haben und in welcher Schicht des Realen diese Existenz stattgefunden habe. Da es innerhalb der modernen Physik keine Beweise mehr gibt, mit deren Hilfe man ausschließen könnte, dass die Götter existiert haben, hat diese Frage die gleiche Berechtigung erlangt wie die theologische Frage nach der Existenz des Teufels.

 

Empedokles, Aischylos, Platon, Dichter und Philosophen der klassischen Zeit, haben nicht mehr an einen persönlichen Zeus geglaubt. Im „Agamemnon“ sagt Aischylos einmal: „Zeus, wer immer er auch sein möge . . .“ Diese großen Geister glaubten an eine höchste Macht im All, an ein Gesetz des Universums, an eine universelle Vernunft. Schon um 500 v.Chr. spottete Xenophanes der Eleat, dass die Nubier, stellten sie die Götter in menschlicher Gestalt dar, ihnen natürlich platte Nasen geben würden. So früh schon hat der Zweifel eingesetzt. Aber nicht das ist verwunderlich. Verwunderlich ist angesichts dieses frühen Zweifels, wie lange die Götter noch gelebt haben. Seit jeher sind die Atheisten dem Irrtum verfallen gewesen, schon damit, dass sie selbst existierten, sei bewiesen, dass Gott nicht existiere.

 

Die Kernstücke dieser verwickelten Mythologie, deren Verwandlungen die Wissenschaft erforscht und aufgeklärt hat, sind durchaus einfache Geschichten, die poetische Kraft und tiefere Bedeutung auf eine unübertreffliche Weise miteinander vereinten. Auch die Geschichte von der Geburt des Zeus ist einfach.

 

Dem Kronos, dem Vater des Zeus, war von seinem eigenen Vater Uranos geweissagt worden, dass so, wie er seinen Vater des Throns beraubt habe, eines dunklen Tages eines seiner eigenen Kinder auch ihn seiner Herrschaft berauben werde. So verschlang Kronos seine Kinder, sobald sie geboren waren. Als Rhea mit Zeus schwanger ging, beschloss sie, dieses Kind vor der Furcht seines Vaters zu retten. Sie brachte es heimlich in einer Höhle zur Welt. Dem Kronos gab sie statt des Kindes einen in Windeln gewickelten Stein.

 

Die Höhle, in der Rhea ihren Sohn zur Welt brachte, hat in vortrefflicher Weise ihrer Absicht, die Geburt geheim zu halten, entsprochen. Aus dem Kegel des Dikte, etwa dreihundert Meter unter seinem Gipfel, wölbt sich, nur durch einen schmalen Sattel mit dem Hauptberg verbunden, ein Felsvorsprung heraus. In diesem liegt die Höhle; aber der Eingang ist dem Hang des großen Kegels zugekehrt, sodass dieser Eingang tatsächlich von nirgends her, auch nicht von einem der anderen Berge aus, eingesehen werden kann. Die Rampe, die, um den Felsvorsprung herumlaufend, zum Eingang der Höhle führt, bietet einen großartigen Rundblick.

 

Die Höhle besteht aus einer oberen Grotte, die auf gleicher Höhe wie die Rampe liegt. Vor ihr führt ein steiler Steig hinab in eine zweite darunterliegende Grotte, von deren Decke Stalaktiten wie große Eiszapfen herabhängen. Bei Grabungen in dieser Höhle hat man eine mehrere Meter tiefe, mit Weihgeschenken durchsetzte Schicht gefunden. Die Weihgeschenke stammen aus mykenischer und zum Teil sogar noch aus vormykenischer Zeit. Viele Jahrhunderte hindurch ist die Höhle im Dikte ein Wallfahrtsort gewesen.

 

. . . Es ist nicht verwunderlich, dass Klytaimestra in der zehnjährigen Abwesenheit des ungeliebten Mannes den Verführungskünsten des Aigisthos erlegen war. Sie ermordete den heimkehrenden Agamemnon. Später wurde sie selbst von Orestes, dem einzigen Sohn aus ihrer Ehe mit Agamemnon, getötet. Orestes, der Muttermörder, wurde, obgleich er auf Befehl Appollons gehandelt hatte, von den Erinyen, den Rachegöttinnen, verfolgt. Er befreite seine Schwester Iphigenie, die die Göttin Artemis vor dem Opfer in Aulis bewahrt und nach Tauris im Schwarzen Meer versetzt hatte, und kehrte mit ihr nach Griechenland zurück. Schließlich wurde er vom Areiopag in Athen, der unter dem Vorsitz der Göttin Athene tagte, entsühnt.

 

Es kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass die Überlieferung dieses von einem Gott befohlenen Muttermordes eine Erinnerung an die heftigen Kämpfe ist, die sich bei dem Übergang von der alten mutterrechtlichen Gesellschaftsordnung der vorgriechischen aegaeischen Bevölkerung zur vaterrechtlichen der indoeuropäischen Griechen abgespielt haben müssen. Dass die Göttin, die den Orestes schließlich entsühnt, Athene ist, die, statt dem Schoß einer Mutter, dem Haupt des Zeus entsprungen war, unterstützt diese Vermutung.

 

. . . Apollon, entschieden der griechischste aller Götter, hat keinen griechischen Namen. Alle bisherigen Versuche, den Namen griechisch zu erklären, sind gescheitert. Vermutlich sind die Griechen, schon bevor sie nach Hellas kamen, diesem Gott an einem Ort, den wir nicht kennen, und zu einem Zeitpunkt, den wir nicht bestimmen können, begegnet und haben ihn übernommen. Als Begleiterin der Leto und dann des Apollon und der Artemis treten zwei „hyperboreische Mädchen“ auf, Opis und Arge. Die Hyperboreer sind ein irgendwo höher im Norden lebender Volksstamm gewesen, der zwar viele Fabelzüge trägt, aber doch wohl existiert hat. Vielleicht ist Apollon einmal ihr Gott gewesen, und die Griechen haben ihn von diesem Volk übernommen. Jedenfalls berichtet Herodot, dass die Hyperboreer Gaben nach Delos schickten. Der Name dieses Volkes wurde später symbolisch für alle im kalten Norden lebenden Barbaren und damit auch für unsere germanischen Vorfahren.

 

Apollon ist die glänzendste Erscheinung des Olymp. Bei Homer ist er der Gott der Weissagung, der Gott mit dem silbernen Bogen und dem fernhintreffenden Pfeil, der Sender der Pest. Ihm war der Lorbeer heilig. Er ist der Gott der Hirten. Er hält die Wölfe von den Herden fern. Aber er ist auch der Musagetes, der Anführer der Musen. Beim Göttermahl auf dem Olymp spielt der die Leier. Er ist der Meister der Heilkunst. Asklepios war sein Sohn. Heilig sind ihm der Wolf, das Reh, der Rabe, die Schlange, die Zikade und der Greif. Er ist am siebten Tage des Monats Thargelion geboren, der etwa unserem Monat Mai entspricht. Dieser Tag war ihm in der ganzen Antike geweiht.

 

Apollon ist der erste Sieger der Olympischen Spiele gewesen. Im Wettlauf besiegte er Hermes, den schnellen Götterboten. Im Boxkampf Ares, den gewaltigen Gott des Krieges. Dieser frühe Apollon ist immer von der Majestät des Todes umwittert. Er tötete Niobes Söhne, weil Niobe seine Mutter Leto beleidigt hatte. Dem Marsyas, einem phrygischen Faun, der ihn zum Wettkampf im Flötenspiel herausgefordert hatte, ließ er, nachdem er ihn besiegt hatte, die Haut bei lebendigem Leibe abziehen. Ganz also entspricht der altgriechische Apollon nicht dem, was Nietzsche apollinisch nennt. Erst in späterer Zeit wird Apollon mit Helios gleichgesetzt und wird so zum Gott der Sonne und des Lichts.

 

Merkwürdig sind die vielen unglücklichen Liebschaften Apollons, zu dessen hervorragendsten Eigenschaften doch gerade seine männliche Schönheit gehört. Die Nymphe Daphne, eine Gefährtin der Artemis, wurde, als Apollon sie nach langer Verfolgung einholte, auf ihr Flehen hin von ihrem Vater, dem Flussgott Peneios, in einen Lorbeerbaum verwandelt.

 

Um Marpessa, eine sterbliche Frau, kämpfte Apollon mit Idas, ihrem Bräutigam. Zeus griff ein und befahl dem Mädchen zu wählen. Marpessa wählte Idas, den sterblichen Mann, weil sie, eine kluge Person, fürchtete, dass der unsterbliche Gott sie, wenn sie alt würde, verlassen werde.

 

Apollon hatte auch eine unglückliche Liebe zu Kassandra, der Tochter des Königs Priamos. Er hatte ihr die Gabe verliehen, die Zukunft vorherzusagen. Aber sie widerstand seinen Werbungen. Nun kann ein Gott die Gabe, die er verliehen hat, niemals zurücknehmen. Wunder sind, was man in der Chemie irreversible Reaktionen nennt. Das ist eine eigentümliche Spielregel der Mythologie, aus der allein schon hervorgeht, dass hinter den Göttern eine Macht steht, die mächtiger ist als sie. Da Apollon die Gabe, die er verliehen hatte, nicht zurücknehmen konnte, bestimmte er, auf diese Weise sein Geschenk aus einem Segen in einen Fluch verwandelnd, dass Kassandras Prophezeiungen niemals geglaubt werden sollten.

 

Auch seine Liebe zu Hyakinthos, einem schönen Knaben aus Amyklai, nahm einen unglücklichen Verlauf. Zephyros, der Westwind, hatte sich ebenfalls in Hyakinthos verliebt. Als Apollon sich mit seinem anmutigen jungen Freund im Diskoswerfen übte, lenkte Zephyros die Scheibe Apollons so, dass sie Hyakinthos am Kopf traf und ihn tötete.

 

Glücklicher war Apollons Liebe zu Kyrene, eine thessalischen Nymphe. Als der Gott Kyrene zum ersten Mal sah, rang sie unbewaffnet mit einem Löwen. Apollon wurde von leidenschaftlicher Liebe zu dem mutigen Mädchen ergriffen. In einem goldenen Wagen entführte er die Nymphe nach jener Landschaft in Afrika, die noch heute ihren Namen trägt. Kyrenes Sohn Aristaios entdeckte, dass man Bienen züchten könne. Auch ist er der Erste gewesen, der die Olive angebaut hat. Um jede der griechischen Gottheiten rankte sich eine unübersehbare Fülle von Geschichten, wie sie nur der unerschöpflichen poetischen Phantasie der Griechen entspringen konnten.

 

Die Marmorstatuen, die von Apollon erhalten geblieben sind, gehören zum Schönsten, was griechische Bildhauerkunst der Welt hinterlassen hat. Für ganze europäische Jahrhunderte sind sie der ästhetische Maßstab gewesen. Doch wird man diesen Bildwerken nicht gerecht, wenn man sie nur nach ihrer Schönheit bewertet. Die Tatsache, dass die griechischen Götter sich so vorzüglich zu poetischen Allegorien eignen und dass die griechische Mythologie die abendländische Kunst zweitausend Jahre lang zu den wunderbarsten Meisterwerken angeregt hat, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Götter mehr sind als nur poetische Schöpfungen. Die Kunsthistoriker vergessen allzu leicht, dass es nicht begabte Artisten waren, die die Werke der griechischen Kunst geschaffen haben, sondern fromme Männer, die ein frommes Werk vollbrachten. Die Götterstatuen waren nicht nur symbolische Darstellungen. Sie waren Träger göttlicher Gegenwart und Macht. Das ist eine alte, tief verwurzelte ostmediterrane Überlieferung. Noch in dem großen Bilderstreit der byzantinischen Kirche im 8. und 9. Jahrhundert n.Chr. hat diese Überlieferung eine Rolle gespielt. Das maßvoll Harmonische der künstlerischen Darstellung ist eine seelische Kraft gewesen, durch welche die dunklen, die chthonischen Mächte in Bann gehalten wurden. Diese Mächte der Unterwelt sind der immer gegenwärtige, immer drohende Hintergrund der 'klassischen Klarheit'.

 

Die Geschichte von Uranos, der seine Kinder verschlingt, ist nicht minder schrecklich als der Mythos der Babylonier von dem Drachen Tiamat, den der Gott Marduk tötet, um aus seiner Leiche das Weltall zu formen. Welch schaurige Überlieferung, dass das Weltall aus der Leiche eines Drachen geformt sei!

 

Die Geburt Aphrodites aus dem Schaum des Meeres ist in der Kunst unzählige Male dargestellt worden. Aber wer weiß schon, was für ein Schaum das gewesen ist! Unsere würdigen, um unser Seelenheil besorgten Studienräte haben uns davon nichts erzählt. Wohl erfuhren wir - was für unser Seelenheil schon bedenklich genug war -, dass die Schaumgeborene, die Anadyomene, in göttlicher Nacktheit in einer von Delphinen gezogenen Muschel über die Wogen geglitten sei. Von der Vorgeschichte dieser Geburt erfuhren wir nichts.

 

Uranos hatte die mit Ge, der Erde, gezeugten Kyklopen in den Tartaros geworfen, eine dämmrige Region der Unterwelt, die so weit unter der Erde lag wie der Himmel über ihr. Ein fallender Amboss brauchte, um den Tartaros zu erreichen, neun Tage.

 

Um sich für die Verbannung ihrer Söhne zu rächen, überredete Ge die Titanen, sich gegen ihren Vater Uranos zu empören. Sie gab dem Kronos, dem jüngsten der sieben Titanen, eine gezackte Sichel aus Feuerstein. Kronos überraschte seinen Vater Uranos im Schlaf, schnitt ihm mit der Sichel die Geschlechtsteile ab und warf sie ins Meer, wo sie schäumend versanken. Es ist dieser Schaum, aus dem Aphrodite, die Göttin der Liebe, geboren wurde. Das ist eine sehr großartige, aber keine sehr liebliche Geschichte. Der Mythos ist uralter asiatischer Bestand. Er findet sich bei den Hethitern, und neuerdings hat man ihn auch bei den noch älteren Horitern entdeckt, die in der Genesis 14,6 und 36,20 mit ihrer Königsliste aufgeführt werden. Die Krieger der Gallas in Ostafrika nehmen noch heute in den Kampf eine kleine Sichel mit, um den besiegten Feind zu kastrieren.

 

Von Uranos´ Blut fielen einige Tropfen auf die Erde. Aus diesen Tropfen entstanden die Erinyen Alekto, Tisiphone und Megaera. Sie verfolgten die Verletzungen der Gesetze der menschlichen Gesellschaft, den Bruch der Gastfreundschaft, den Meineid und vor allem den Mord. Orestes, der Muttermörder, wurde von ihnen um die halbe Welt gejagt.

 

Eine der Erinyen ist bis in unsere Zeit lebendig geblieben. Noch heute nennen wir ein böses Weib, das hinter seinem Nachbarn herfaucht, mit dem Namen einer Erinye eine Megäre.

 

Aus Blutstropfen derselben Herkunft, aus denen die Erinyen entsprossen sind, erwuchsen die Melien, die zarten Nymphen der Esche. Die Weltesche Yggdrasil ist der heilige Baum der germanischen Mythologie. Wie viele Zusammenhänge gibt es, die noch der Erklärung beharren!

 

Auch die Geburt der Athene hat Hintergründe, die in Schulbüchern nicht erwähnt werden. Zeus war geweissagt worden, dass so, wie er seinen Vater Kronos vom Thron gestoßen habe, eines seiner Kinder ihn der Herrschaft berauben werde. So hatte Zeus die von ihm geschwängerte Metis verschlungen. Aber der Same des Gottes wuchs in ihm weiter. Als die Zeit gekommen war, spaltete Hephaistos mit einer Axt den Schädel des Göttervaters. Ihm entsprang in voller Rüstung Pallas Athene. Das Bild ist eine Allegorie der vom Blitz gespaltenen Gewitterwolke.

 

Artemis, die Schwester Apollons, ist zunächst, wie ihr Bruder, auch eine Gottheit des Todes, die mit Bogen und Pfeil dargestellt wird. Sie tötet die Töchter der Niobe. Weiterhin ist sie die durch die Wälder streifende Göttin der Jagd und die Herrin des Wildes. Ihr ist die Hirschkuh heilig.

 

Als Göttin der Keuschheit ist Artemis die Gegenspielerin Aphrodites. Sie beschützt die Unschuld der Jungfrauen und Jünglinge. Nur einmal wird in dieser so humanen göttlichen Welt sogar die Göttin der Keuschheit von der Liebe erfasst. Es ist Orion, der Sohn des Poseidon, der gewaltige Jäger, der das Herz der keuschen Göttin in Unruhe versetzt. Durch eine Täuschung bringt Apollon seine Schwester dazu, dass sie selbst mit einem Pfeil den Geliebten tötet. Orion wird als Sternbild an den Himmel versetzt. So fern muss ewig die Liebe der Keuschheit bleiben.

 

Die Geschichte von Artemis und Orion in dieser Form ist freilich nur eine der Überlieferungen. Eine andere ist, dass Orion die Opis, eines der hyperboreischen Mädchen, vergewaltigt habe und deshalb von Artemis getötet worden sei. Es gibt kaum eine mythologische Überlieferung der Griechen, die nicht mehrere Varianten hat, von denen oft genug eine der anderen widerspricht. Die Mythologie ermangelt durchaus der Systematik, und schon antike Schriftsteller beklagen sich bitter über die unübersehbare Fülle der mythologischen Figuren, und dass es mehr Götter auf der Welt gebe als Menschen.

 

Die zarte und keusche Göttin Artemis, entschieden die liebenswerteste Figur des olympischen Pantheon, hat mit der Artemis von Ephesos, der 'Diana der Epheser', von der die Apostelgeschichte berichtet, fast nur den Namen gemein. Die ephesische Artemis ist eine asiatische Fruchtbarkeitsgöttin, die mit zahlreichen Brüsten abgebildet wird. Die Darstellungen, die es von dieser Göttin gibt, sind ganz orientalische Bildwerke. Eines der eindrucksvollsten, das wir kennen, steht in Neapel.

 

Die Religion der Griechen ist ein vielschichtiges Gebilde gewesen. Götter verwandeln sich, werden miteinander verschmolzen, werden vergessen, verschwinden. Neue aus dem unerschöpflichen Asien hervorgetretene Gottheiten werden in die griechische Religion aufgenommen. Dionysos ist für Homer kaum ein Begriff gewesen. Und welche Rolle hat er später gespielt! Die Staatsreligion der Olympischen Götter wurde durch die Mysterien ergänzt, von denen besonders die von Eleusis von Bedeutung waren. Das Geheimnis von Eleusis ist gewahrt geblieben. Über die innersten Vorgänge des Kultes wissen wir so wenig, dass wir noch heute ein unenthülltes Geheimnis ein 'Mysterium' nennen.

 

Die griechische Religion hat keine Bibel, keinen Koran, keine Dogmatik, keine schriftlich festgelegte Überlieferung gehabt. Sie hatte keine Märtyrer und keine Heiligen. Sie hat keine Furcht vor Gespenstern gekannt. Die Priesterschaft war duldsam. Es gab keine priesterliche Hierarchie. Nur durch Orakel griffen die Diener der Götter in die Geschehnisse ein. Mit diesem Mittel allerdings haben sie große Wirkungen erzielt. So haben sie die Gründungen von Kolonien dirigiert, und das mit so viel Scharfblick und politischem Geschick, dass Europa noch heute den Nutzen davon hat. Die griechische Religion ist die Religion eines aufgeklärten Volkes gewesen. Sie hat eine hohe Moral hervorgebracht. Der Eid war heilig. Die Ehe war durch das Gesetz geschützt. Die griechischen Frauen genossen ein hohes Maß von Achtung und Freiheit. Wer den Bittenden, den Gast, den Armen, den Wanderer beleidigte, der beleidigte die Götter. Die vorzüglichste Darstellung dieser Religion findet sich in Walter F. Ottos wunderbarem Werk „Die Götter Griechenlands“. Der Gelehrte zeigt, dass in Hellas die Götter Spiegelungen eines von den Griechen durch alle Schönheit, durch alle Poesie hindurch empfundenen echten Göttlichen sind, welches geheimnisvoll und verehrungswürdig hinter den Dingen und hinter den Göttern steht.

 

Matthias Horx schreibt in seinem Buch „Wie wir leben werden – Unsere Zukunft beginnt jetzt: Eine der schönsten Geschichten über Konvergenz von Macht und Religion rankt sich um das Orakel von Delphi. Das Orakel, ein Priesterorden, der sich dem Gott Apollon gewidmet hatte (einer kreativen und vital-männlichen Gottheit) blieb 400 Jahre lang ein geistig-politisches Zentrum der hellenistischen Staatenwelt. Reich, mächtig und dionysisch bot es Weissagung und Ranküne, Ritual und Fest, politische Machtausübung und Machtkontrolle.

 

Delphi wird von philosophischen Priestern geführt, die sich im politischen Geschäft des Mittelmeerraumes bestens auskennen. Es unterhält „Agenten“ in den wichtigsten Städten, Sparta, Athen, Mykonos; Informationsbeschaffer, Spione, Intriganten. Der „Beirat der Weisen“, das „Delphi-Syndikat“, wird im Laufe der Zeit zu so etwas wie einer weltlich-religiösen Meta-Regierung des politisch zersplitterten Mittelmeerraumes vor dem römischen Imperium. Nicht ganz wie Brüssel für Europa, eher ein „Think-Tank“ mit starkem Einfluss in den Hauptstädten.

 

480 vor Christi gelingt dem Orakel  ein Coup, der seine Macht endgültig festigen soll. Der Perserkönig Darius greift mit einer Übermacht das militärisch schwache Athen an. Anstatt zu ermutigen, schickt das Orakel dunkle Visionen des Untergangs. Das Ratsmitglied Themistokles, gleichzeitig Feldherr, überbringt Schilderungen von ermordeten Stadtbewohnern, geschändeten Frauen und gemetzelten Kindern, die die Pythia, die Weissagerin, gesehen hat.

 

Athen wird von seinen Bewohnern geräumt, die Stadt scheint schutzlos ihren Eroberern ausgeliefert. Dann kommt eine zweite Vision aus Delphi. Undeutlich zwar, aber es taucht der Name der Insel Salamis darin auf und „Wände aus Holz“. Wenig später werden die Perser bei Salamis in einen Hinterhalt gelockt. Ihre gesamte Flotte wird in eine Meerenge gelotst, in der ihre Boote nicht manövrieren können, hier werden sie von den Athenern mit strategischer Kriegslist vernichtend geschlagen. Wenig später lässt Perikles in Athen die Akropolis bauen, auch sie ein apollonisches Monument. Und die Macht des Orakels erreicht ihren Höhepunkt.

 

 „Die Gottheit ist die Projektion des Menschen und sie besaß immer ein Geschlecht“, schreibt Messadié. „Nur selten war sie zweigeschlechtlich, wie Shiva, manchmal bisexuell, wie Zeus. Aber mindestens ein Geschlecht hatte sie immer.“

 

Wasser hat kein eindeutiges Geschlecht, Wasser ist alles in sich.

 

„Gott wurde von den Propheten in seine Vaterrolle eingesetzt, als Schöpfer des Seins.“ – Sollten nicht eher die Propheten vom "Göttlichen" in ihre Rolle eingesetzt worden sein? Es könnten aber auch die Fehlfunktionen von Gehirnen und Wahnvorstellungen sein, die von den Propheten verbreitet worden sind, aber das glaube ich persönlich nicht. Das "Göttliche" teilt sich den von ihm 'Auserwählten' mit. Die Vaterrolle dient vielleicht dazu, dass wir uns von dem "Göttlichen" überhaupt eine Vorstellung machen können.

 

Yuval Noah Harari erklärt in seinem Buch "HOMO DEUS" 'Der Argrardeal': Wie haben die Bauern ihr Verhalten gercht-fertigt? Waren die Jäger und Sammler sich über den Schaden, den sie im Ökosystem anrichteten, nur selten im Klaren, so wussten die Bauern nur zu gut, was sie taten. Sie wussten, dass sie domestizierte Tiere ausbeuteten und menschliche Begehrlichkeiten und Launen unterwarfen. Ihr Tun rechtfertigten sie im Namen neuer theistischer Religionen, die im Zuge der landwirtschaftlichen Revolution wie Pilze aus dem Boden schossen und sich ausbreiteten. Diese theistischen Religionen behaupteten, das Universum sei kein Parlament von Lebewesen, sondern eine Theokratie, die von einer Gruppe großer Götter regiert werde - oder vielleicht auch nur von einem einzigen GOTT (in großen Lettern). Diese Vorstellung bringen wir üblicherweise nicht mit der Landwirtschaft in Verbindung, aber zumindest in ihren Anfängen waren theistische Religionen eine Sache der Landwirtschaft. In der Theologie, Mythologie und Liturgie von Religionen wie dem Judentum, dem Hinduismus und dem Christentum ging es zunächst vor allem um das Verhältnis zwischen Menschen, domestizierten Pflanzen und Nutztieren.

So richtete sich beispielsweise das bibliche Judentum an Bauern und Hirten. Die meisten seiner Gebote betrafen die Landwirtschaft und das Dorfleben, und seine wichtigsten Feiertage waren Erntefeste. Heute stellen sich die Menschen den alten Tempel in Jerusalem als eine große Synagoge vor, wo Priester in schneeweißen Gewändern fromme Pilger willkom-men hießen, wo klangvolle Chöre Psalmen sangen und Weihrauch die Luft schwängerte. In Wirklichkeit sah er eher wie eine Kreuzung aus Schlachthof und Grillhütte aus. Die Pilger kamen nicht mit leeren Händen an. Sie hatten einen nicht enden wollenden Strom aus Schafen, Ziegen, Hühnern und anderen Tieren dabei, die auf Gottes Altar geopfert und an-schließend zubereitet und verspeist wurden. Ob des Gebrülls und des Blökens von Kälbern und Lämmern waren die Psalmen singenden Chöre kaum zu vernehmen. Priester in blutverschmierter Kleidung schnitten Opfertieren die Kehle durch, sammelten das herausschießende Blut in Krügen und kippten es über den Altar. Der Weihrauchduft vermischte sich mit dem Geruch von geronnenem Blut und geröstetem Fleisch, während überall schwarze Fliegenschwärme herum-schwirrten (vgl. etwa 4. Mose 28, Deuteronomium 12 und 1. Samuel 2). Eine moderne jüdische Familie, die einen Feiertag mit einem Grillfest auf dem Rasen vor dem Haus begeht, steht dem Geist biblischer Zeiten demnach viel näher als eine orthodoxe Familie, die ihre Zeit mit dem Studium der heiligen Schriften in einer Synagoge zubringt.

Theistische Religionen wie das biblische Judentum rechtfertigen die Agrarökonomie mit Hilfe neuer kosmologischer Mythen. Animistische Religionen hatten das Universum früher als groß angelegte chinesische Oper mit einer schier unbe-grenzten Zahl kunterbunter Akteure dargestellt. Elefanten und Eichen, Krokodile und Flüsse, Berge und Frösche, Geister und Feen, Engel und Dämonen - jeder hatte seine Rolle in dem großen kosmischen Stück. Die theistischen Religionen schrieben den Text neu und verwandelten das Universum in ein düsteres Drama von Ibsen mit nur noch zwei Hauptdar-stellern: Mensch und Gott. Engel und Dämonen überlebten diesen Übergang irgendwie und wurden zu Botschaftern und Dienern der großen Götter. Doch der Rest der animistischen Besetzung - alle Tiere, Pflanzen und anderen Naturphäno-mene - wurde zur stummen Kulisse degradiert. Sicher, einige Tiere galten als diesem oder jenem Gott heilig, und viele Götter hatten tierische Merkmale: Der ägyptische Gott Anubis etwa hatte den Kopf eines Schakals, und selbst Jesus Christus wurde häufig als Lamm dargestellt. Doch die alten Ägypter wussten sehr wohl um den Unterschied zwischen Anubis und einem gewöhnlichen Schakal, der auf der Jagd nach Hühnern ins Dorf schleicht, und kein christlicher Metzger hätte das Lamm unter seinem Messer jemals fälschlicherweise für Jesus gehalten.

Üblicherweise glauben wir, die theistischen Religionen hätten den großen Göttern gehuldigt, und vergessen dabei gerne, dass sie auch die Menschen heiligsprachen. Bis dahin war Homo sapiens nur ein Akteur in einem Ensemble  von Tausenden gewesen. Im neuen theistischen Drama wurde er zum zentralen Helden, um den sich das gesamte Universum dreht.

Die Götter mussten unterdessen zwei eng miteinander verwandte Rollen spielen. Erstens machten sie deutlich, was an Homo sapiens so besonders ist und warum die Menschen alle anderen Organismen beherrschen und ausbeuten sollten. So vertrat beispielsweise das Christentum die Ansicht, die Menschen sollten über den Rest der Schöpfung herrschen, weil der Schöpfer sie mit der dafür nötigen Macht ausgestattet habe. Überdies gab Gott laut Christentum nur den Menschen eine unsterbliche Seele. Weil das Schicksal dieser unsterblichen Seele den Kern des gesamten christlichen Kosmos bildet und weil Tiere keine Seele haben, sind sie lediglich Komparsen. Die Menschen wurden somit zur Krone der Schöpfung, während alle anderen Organismen an den Rand gedrängt wurden.

Zweitens mussten die Götter zwischen den Menschen und dem Ökosystem vermitteln. Im animistischen Kosmos redet jeder dirikt mit jedem. Wenn man etwas vom Karibu oder vom Feigenbaum brauchte, dann wandte man sich direkt an sie. Im theistischen Kosmos wurden alle nichtmnschlichen Wesen zum Schweigen gebracht. Folglich konnte man mit Bäumen und Tieren nicht mehr reden. Was also tun, wenn man wollte, dass die Bäume mehr Früchte trugen, die Kühe mehr Milch gaben, die Wolken mehr Regen brachten und die Heuschrecken sich vom Getreide fernhielten? Hier kamen die Götter ins Spiel. Sie versprachen, für Frieden, Fruchtbarkeit und Schutz zu sorgen, vorausgesetzt, die Menschen erbrachten eine Gegenleistung. Das war der Kern des Agrardeals. Die Götter schützten und mehrten die land-wirtschaftliche Produktion, und im Gegenzug mussten die Menschen diese Produkte mit den Göttern teilen. Diese Ab-machung diente beiden Parteien, allerdings auf Kosten des übrigen Ökosystems.

 

Stephan Kulle schreibt in seinem Buch „Warum wir wieder glauben wollen“: Ich weiß, dass Psychologen, Philosophen und Theologen schon lange darüber streiten, ob Gott nun eher als Vater oder Mutter bezeichnet werden sollte. Zu einem eindeutigen Ergebnis ist keiner von denen gekommen. Wie auch? Es hatte ihn, Gott, noch keiner auf seiner Couch liegen oder in seinem Besprechungssessel sitzen. Alles, was ihnen möglich war, ist, IHN gesucht, vielleicht geliebt, vielleicht gehasst, vielleicht verleugnet oder verneint zu haben. Egal wie, jeder ist auf sich allein gestellt, so wie man ganz und gar allein gefordert ist, wenn man jemanden sucht, um sich zu verlieben und lieben zu können.

 

 Domenique Gros erklärt: Maria ist in der Tat keine Göttin. Doch im Nahen Osten stieß die Archäologie auf die Spuren der Götter und Göttinnen der ägyptischen, persischen, griechischen oder römischen Religionen. Z.B. Artemes oder Iris, die das jüdische Volk prägten, und mit dem hebräischen Gott Jahwe konkurrierten, der weder ein Geschlecht besitzt, noch eine Person ist. Das hebräische Volk vertrat als einziges einen Monotheismus; Ein einziger Gott, der nichts zeugt, von dem kein Bildnis existiert. Aber war er männlich?

 

In den Provinzen Judäa und Galiläa, die unter römischer Herrschaft standen wurde Maria geboren, die Mutter Jesu. Die Evangelien der Christlichen Bibel verraten fast nichts über sie. Die Aussagen über die hoch verehrte Mutter Christi beschränken sich auf sieben Erwähnungen. Maria war also zunächst nur ein junges israelisches Mädchen wie alle anderen.

 

Gott sagt: "Lass mich dir etwas erklären. Du hast diese fixe Idee, dass Gott sich immer nur auf eine Weise im Leben zeigt. Das ist eine sehr gefährliche Vorstellung. Sie hindert dich daran, Gott überall zu sehen. Wenn du glaubst, dass Gott nur ein einziges, ganz bestimmtes Aussehen hat oder sich nur auf eine einzige, ganz bestimmte Weise hören lässt, oder nur auf eine einzige, ganz bestimmte Weise existiert, dann wirst du Tag und Nacht immer nur an mir vorbeisehen. Du wirst dein ganzes Leben damit verbringen, nach Gott zu suchen, und „Sie“ nicht finden, weil du nach einem „Er“ suchst. Das nur als Beispiel. Es heißt, dass ihr die Hälfte der Geschichte verpasst, wenn ihr Gott nicht im Banalen und im Tiefgründigen sucht. Das ist eine tiefe Wahrheit.

Gott existiert in der Traurigkeit und im Lachen, im Bitteren und im Süßen. Hinter allem existiert eine göttliche Absicht und daher existiert eine göttliche Präsenz in allem.

Was lässt dich denken, dass Gott nur das „Respektvolle“ ist? Gott ist das Auf und Ab. Das Heiße und das Kalte. Das Linke und das Rechte. Das Respektvolle und das Respektlose!

. . . Ich bin das Leben, denn ich bin der Stoff, aus dem das Leben ist. Jeder seiner Aspekte hat einen göttlichen Sinn. – Nichts – nichts – existiert ohne einen von Gott verstandenen und gebilligten Grund."

 

 

Jan Erik Sigdell fragt in seinem Buch „Wiedergeburt und frühere Leben“: . . . Sollte der Gott des Alten Testaments also tatsächlich eine Art „Zwischengott“ sein, der für den einzigen Gott gehalten werden wollte, während der „Vater“, von dem Jesus sprach, der eine wahre und höchste Gott und Urschöpfer ist? „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ (Mos. 2, 20,3 Mos. 5, 5,7) kann ja auch so verstanden werden, dass es zwar andere Götter gibt, aber dass Jahweh uns verbieten wollte, mit ihnen zu tun zu haben. Es könnte ein „Konkurrenzverbot“ sein . . . Das soll nicht bedeuten, dass wir nach Lust und Laune von einem „Gott“ zum anderen wechseln können (was uns sich noch länger im Kreislauf der Reinkarnation festhalten würde), wohl aber, dass wir uns lieber an den allerhöchsten Gott halten sollten, den Jesus „Vater“ nannte, als an irgendeinen „Zwischengott“.

 

„Die gesamte christliche Tradition zielt im Grunde darauf ab, die Sexualität Jesu vollständig zu negieren. Als Mann geboren, war oder soll er gerade da kein Mann gewesen sein, wo sich die Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht zeigt, nämlich in der Ausübung der Sexualität. Wenn er so das männliche Ideal verkörpert, dann impliziert er damit zugleich das Ende der Menschheit durch Aussterben mangels Nachkommen. Wenn er aber das rein menschliche Ideal verkörpert, negiert er die Sexualität. Alle Hypothesen bezüglich seiner Beziehungen zum Evangelisten Johannes, zu Maria von Magdala, Marie von Bethanien und zu deren Bruder Lazarus bleiben Gerüchte und wurden von christlichen Kommentatoren heftig abgelehnt.“ 

 

Die Geschlechterverteilung war in der Evolution nicht a priori erforderlich. Sie wurde vom "Göttlichen" initiiert, um den Antrieb zu erhöhen, die eigene Art der jeweiligen Spezies zu erhalten.

 

„Die sexuelle Beziehung zur Gottheit ist für die drei Religionen der Bibel mit Sicherheit endgültig verloren gegangen. Die Sexualität bleibt für die Kirche die große Gefahr, die sie seit der Zeit von Saulus-Paulus darstellte, denn sie droht von Gott abzulenken.“

 

„Der aus dem alten Testament hervorgegangene Islam übernahm einen schon durch den jüdischen Glauben von jeder sexuellen Referenz losgelösten Gott, umso mehr, als er sich nicht auf den Bund mit 'Jahwe' beziehen konnte. 'Allah' hätte in keiner Weise zum potentiellen Ehemann der islamischen Nation getaugt – welch blasphemische Vorstellung! Mohammed nahm klugerweise davon Abstand, die sexuellen Verbote zu vermehren.“

 

Das "Göttliche", ob selbst geschlechtlich oder ungeschlechtlich sei dahingestellt, hat Tiere, Pflanzen und Menschen, mit dem Geschlechtstrieb geschaffen, um die Arten zu erhalten. Das Überleben der Menschheit hängt völlig von der Fortpflanzung ab. Gleichgeschlechtliche Beziehungen können dazu nicht beitragen. Lesbische Frauen und homosexuelle Männer verlieben sich oft ins gleiche Geschlecht. Aber, vor allem bei Männern, ist nicht die Liebe zu einem bestimmten Menschen ausschlaggebend, sondern das Verlangen nach einer bestimmten Art der Befriedigung ihrer sexuellen Vorlieben. Frauen lieben wohl eher, oder meinen bzw. glauben zu lieben, auch wenn es zur Hassliebe wird.

 

Jan Erik Sigdell schreibt in seinem Buch „Wiedergeburt und frühere Leben“: In der Lehre Jesu spielt die Liebe eine zentrale Rolle, doch was bedeutet sie wirklich? Sie kann nach Jesu Worten nur eines bedeuten: dass uns alle Menschen, ohne Ausnahme, wie Geschwister sind (da wir alle aus derselben göttlichen Lichtwelt kommen) und dass wir sie entsprechend behandeln: wohlwollend, gütig, hilfsbereit, tolerant und in Respekt vor ihrer Eigenart und ihrer Meinung. Das bedeutet nicht, dass wir ihre Meinung übernehmen, sondern vielmehr, dass wir ihr Recht auf Meinungsfreiheit respektieren und sie nicht indoktrinieren wollen . . .

 

Gott sagt: "Natürlich seid ihr über jenen Punkt hinausgelangt, an dem euch noch erklärt werden muss, dass die Beschreibungen von Gott als Vater und Sohn nichts mit Geschlechtszugehörigkeit zu tun haben. Ich bediene mich hier der bildhaften Sprache eurer zuletzt verfassten heiligen Schriften. Sehr viele frühere heiligen Schriften haben diese Metapher in einen Kontext von Mutter und Tochter gestellt. Beides ist nicht korrekt. Am besten könnt ihr diese Beziehungen begreifen, wenn ihr in den Begriffen von Eltern und Nachkommenschaft denkt oder von Das-was-entstehen-lässt und Das-was-zur-Entstehung-gebracht-wird.

Das Hinzufügen des dritten Teils der Dreifaltigkeit führt zu folgender Beziehung: Das was entstehen lässt/Das was zur Entstehung gebracht wird/Das was ist . . .

Natürlich hat mit dem Sex „alles seine Richtigkeit“. Noch einmal: Wenn ich nicht wollte, dass ihr bestimmte Spiele spielt, hätte ich euch nicht die entsprechenden Spielzeuge gegeben. Gebt ihr euren Kindern Dinge, mit denen sie gar nicht spielen sollen?

Spielt mit Sex. Spielt damit! Es macht großen Spaß. Es ist doch der größte Spaß, den ihr überhaupt mit eurem Körper haben könnt, falls du allein von der rein physischen Erfahrung sprichst.

Aber zerstört um Himmels willen die sexuelle Unschuld, das Vergnügen und die Reinheit des Spaßes und der Freude nicht dadurch, dass ihr den Sex missbraucht. Setzt ihn nicht aus Machtgründen oder für verborgene Zwecke ein, zur Befriedigung des Egos oder um jemanden zu beherrschen; Nicht für irgendwelche anderen Zwecke außer denen der geschenkten und miteinander geteilten reinsten Freude und höchsten Ekstase - die Liebe ist wiedererschaffene Liebe -, die das neue Leben ist! Habe ich nicht einen ergötzlichen Weg gewählt, um mehr von euch zu machen?

Was die Enthaltsamkeit im Sinn von Selbstverleugnung angeht, so habe ich bereits darüber gesprochen. Durch Selbstverleugnung ist noch nie etwas Heiliges erreicht worden. Doch Wünsche verändern sich in dem Maße, wie immer größere Realitäten geschaut werden. Daher ist es nicht ungewöhnlich, wenn sich Menschen einfach weniger oder auch gar keinen Sex wünschen - oder, was das angeht, auch nicht eine ganze Reihe anderer körperlicher Aktivitäten. Für manche sind die Aktivitäten der Seele die vorrangigsten - und auch die bei weitem vergnüglichsten.

      Jeder nach seinem persönlichen Belieben, urteilslos - das ist das Motto.

Du brauchst keinen Grund für etwas. Sei nur der Grund. Sei der Grund für deine Erfahrung."

 

„Es gab, wie bereits gesagt, 'Heilige Moslemfrauen', so wie es 'Heilige Christinnen' gab, aber sie sind in erster Linie nur den Gebildeten bekannt.“

 

Der katholische Kurz-Katechismus erläutert unter 43. Die Gemeinschaft der Heiligen: Die Kirche bildet eine Einheit wie die Glieder eines Leibes. „Leidet ein Glied, so leiden alle anderen Glieder mit“ (Kor 12,26). Die Gläubigen auf Erden stehen mit den Heiligen im Himmel und mit den Abgeschiedenen im Fegefeuer durch Christus, das Haupt der Kirche, in Verbindung. – Und unter 44. Die Heiligen der Kirche ehrten Gott heldenhaft. In verschiedensten Berufen, Zeiten und Ländern kämpften die Heiligen gegen alle menschliche Schwäche, um das Wort des Evangeliums in der Tat zu leben. Gott hat sie durch viele Gnaden und Wunder bestätigt. Ihre Lebensgeschichte soll uns belehren und begeistern. (Sie sind) Namenspatrone! Schutzheilige unserer Pfarrei, unseres Bistums, unserer Heimat! Unsere Nothelfer!

 

Peter Bamm berichtet: Am Hafen von Tinos beginnt eine Basarstraße, die den Berg hinansteigt. Nach ein paar hundert Metern verbreitert sie sich. Schließlich verwandelt sie sich in eine prächtige Treppe, die zu einer schönen alten byzantinischen Kirche hinaufführt. Weiß in den blauen Himmel ragend leuchtet ihr Turm hoch am Berghang über Stadt, Hafen und Meer.

 

Eine Wegstunde westlich vom Hafen sind von belgischen und französischen Archäologen das Poseidonion, das Heiligtum des Poseidon mit einem großen Altar, und ein Tempel der Amphitrite ausgegraben worden. Poseidon war der Bruder des Zeus und des Hades. Nachdem die drei Brüder ihren Vater Kronos vom Thron gestoßen hatten, losten sie um die Welt. Poseidon gewann die Herrschaft über die Meere. Sein Wohnsitz war ein goldener Palast in der Tiefe der See. Die Phantasie der Griechen ist so lebhaft und so realistisch gewesen, dass sie den Ort des goldenen Palastes an einer ganz bestimmten Stelle an der Küste Euboeas imaginierten.

 

Poseidon wird mit dem Dreizack dargestellt. Als er sich mit Pallas Athene um die Herrschaft über Athen stritt, stieß er im Zorn seinen Dreizack in den Felsen, woraufhin aus dem Stein eine Quelle hervorsprudelte. Immer wieder muss man die poetische Kraft bewundern, die so prachtvolle Bilder schafft. So habe einst auch Poseidon seinen Dreizack in den Felsen gestoßen, und aus dem berstenden Stein sei das Pferd entsprungen. Welch ein Evénement!

 

Der wilde, alte Gott Poseidon freilich schenkte der Welt das Pferd nur als Geschöpf. Athene war es, die den Zügel erfand. So erst konnte das Pferd zum Reittier des Menschen werden.

 

Das Weib des Poseidon, die mit dem Gott zusammen auf Tinos verehrt wurde, war Amphitrite, die Tochter des Okeanos. Poseidon entdeckte sie unter tanzenden Nymphen. Als er sich ihrer bemächtigen wollte, entfloh sie. Natürlich war das junge Ding schneller als der grimmige alte Gott. Doch sollte sie ihm nicht entgehen. Nun hat ein Meergott keinen Dackel, der ihm helfen könnte, eine flüchtige Schönheit zu verfolgen. Dafür fand sich ein schlauer Delphin, der sich an die Ferse der Nymphe heftete und dem Poseidon verriet, wo sie sich versteckt hielt. Zum Dank für diese Tat versetzte Poseidon den Delphin als Sternbild an den Himmel.

 

Jedem der griechischen Götter ist einmal eine der Inseln, der blühenden, geweiht gewesen. Heute hat Tinos seinen Poseidon vergessen. Es dient der Madonna Evangelistria.

 

Das "Göttliche" hat das Leben auf der Erde erschaffen, damit es sich fortentwickelt und in die Arten den Willen zur Erhaltung gelegt. Dabei ist es nebensächlich, ob die weibliche oder männliche Seite die Wichtigere ist. Jedenfalls ist die männliche Dominanz von den Männern etabliert worden und nicht von dem "Göttlichen". Das 'ewige Leben' besteht in dem Fortbestand der jeweiligen Gattung. Und das Element, das uns zu zweidrittel ausmacht, Wasser das "Göttliche" besteht in der Ewigkeit.

 

Wasser, das "Göttliche" ist real, also Realität = Wirklichkeit. Die Götter sind imaginär, also Irrealität, nur in der Vorstellung vorhanden, aber ausgelöst in unseren Gehirnen durch das "Göttliche"!

 

Aber es gibt auch heute noch uralte Religionen, die die Göttin der Weiblichkeit verehren. So berichtet Prof. Hernán Huarache Mamani in seinem Roman Schattenfänger (der eigentlich kein Roman ist): Die Kultur der Inkas hat in den Anden bis heute überlebt, trotz der brutalen Zerstörung durch die Spanier 1533 und trotz der Dominanz der modernen Kultur.

 

Das Wohlergehen der Bevölkerung hatte einen hohen Stellenwert in der größten Zivilisation Südamerikas, die das heutige Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien umfasste. Die landwirtschaftliche und technische Entwicklung war beeindruckend, es gab keinen Privatbesitz, jedoch eine ausgeklügelte Wirtschaftsplanung, das mathematische und technische Wissen war hoch entwickelt.

 

Der bemerkenswerteste Aspekt aus heutiger Sicht – und jener, der uns angesichts Aktualität des Themas wohl am direktesten betrifft – ist jedoch die Stellung der Frau: Frauen waren vollkommen unabhängig, auch in finanzieller Hinsicht, sie konnten sich nach eigenem Gutdünken für einen Beruf entscheiden, konnten Priesterinnen, Kriegsherrinnen und  Regierungsoberhäupter werden; Hausarbeit wurde als Arbeit anerkannt und von der Gemeinschaft bezahlt.

 

Frauen wurden als Reinkarnation der Naturgottheit Pachamama („Mutter Natur“) betrachtet, die sowohl über Weisheit als auch über Kreativität verfügt und den Respekt für die Natur versinnbildlicht.

 

Die Frau wurde als das erste Lebewesen auf Erden angesehen und mit den Kräften der Natur in Verbindung gebracht. Indem ihr göttliche Kraft zugesprochen wurde, galt die Natur (und nicht der Herrscher und Ausbeuter der Natur) als höchste Gottheit. Daraus entwickelte sich ein auf Kollektiv orientiertes Gedankengut. Die Lehre der Mamakuna: Zur Blütezeit der Inkas gab es eine Gruppe weiser Frauen, die Mamakuna, die für die Schaffung des gesellschaftlich und wirtschaftlich hoch entwickelten Reiches Tawantinsuyo verantwortlich waren. Die Mamakuna widmeten sich vor allem der Erhaltung des Friedens und der Bewahrung des Lebens in all seinen Erscheinungsformen. Ihre wichtigsten Ziele waren Liebe, die Suche nach der Wahrheit und Respekt für alle Lebewesen.

 

Der Geist dieser Frauen schuf eine von Gerechtigkeit und Naturverbundenheit geprägte Gesellschaft, in der Frauen einen hohen Gesellschaftlichen Status genossen – und damit etwa auch sexuelle Freiheit oder die Möglichkeit, selbst über ihr Leben zu entscheiden -, ein Status, der in der Geschichte der Menschheit fast einmalig war.

 

Im Altertum verehrte man die Natur, das Wasser, die Erde und die körpereigenen Säfte als Quellen des Lebens und des Todes. So war beispielsweise die ägyptische Göttin Isis gleichzeitig Königin der Meere und des Menstruationsflusses der Frau.

 

Es gab zahlreiche weibliche Gottheiten: Inanna, die Fruchtbarkeitsgöttin der Sumerer; Astarte, die Liebesgöttin der Phönizier; Ishtar, die babylonische Göttin der Liebe; die giechische Aphrodite, die Venus der Römer und schließlich im Mittelalter Maria als Königin der Natur.

 

In Indien glaubte man, das Absolute sei weiblich und verehrt die Muttergöttin unter vielen verschiedenen Namen: Uma, die Göttin der körperlichen Liebe; Shakti, die Frau Shivas; Kali, die Mutter der Erde, und Lakshmi, die Hüterin der Fruchtbarkeit und Frau von Vishnu. Im alten Peru wurde Pachamama, Mutter Natur, verehrt und auch Achala, die Göttin der Fruchtbarkeit.

 

In der Andenkultur war es eine Welt voller Herzlichkeit und Lebenskraft, in der das Bewusstsein für die Gemeinschaft zwischen Mensch und Natur vorherrschte. Alles in der Natur ist voller Leben, voller Gefühl und Geist. Aber in erster Linie ist die Natur Materie und Energie. Für den, der es versteht, sich ihr zu öffnen und sie zu empfangen, kann sie eine Quelle des Lebens und des Wissens werden. Die Menschen der Anden wussten, wie man mit der Natur kommunizieren kann, mit den Schneefeldern, den Meeren, den Seen und Flüssen. Es gab Medizinleute, Männer und Frauen, die die Sprache der Natur vollkommen beherrschten. Dank unermüdlichen Übens war es einigen Privilegierten gelungen, in einen Zustand harmonischer Symbiose mit der spirituellen Welt einzutreten. Sie konnten mit den Apukuna, den Aukikuna, mit Pachamama, den Nustakuna, Illakuna und Wacakuna, mit all den himmlischen Wesen des Universums in Kontakt treten.

 

Ihr Verständnis der Natur eröffnete diesen Menschen immer neue Dimensionen. Durch die stetige Bewusstseinserweiterung stiegen sie in der Hierarchie des spirituellen Weltbildes der Anden von einer Kategorie zur nächsten empor. Für diese an Erfahrung reifen Menschen gibt es die unterschiedlichsten Namen: Z.B. Magier, Zauberer, Heiler, Weise und Scharlatane.

 

Die Anthropologen, die sich mit ihnen befassen, nennen sie Schamanen, Curanderos, Natur-Priester oder Medizinmänner.

 

Durch das Wenige, das über die Religion aus der Zeit vor der spanischen Eroberung überliefert ist, wissen wir, dass es eine Hierarchie gab, die an das jeweilige Wissen über die Natur gekoppelt war. Dabei spielte insbesondere die kosmisch-spirituelle Dimension eine Rolle. Es gab ein sehr weit gefasstes Bild sowohl der verschiedenen Himmelsgottheiten wie Sonne, Mond oder Venus, als auch der irdischen Götter, die in verschiedenen Bereichen der Erde beheimatet waren, in Seen und Flüssen oder an den heiligen Orten auf dem Land und in den Bergen.

 

Dieser Religion zufolge waren alle Menschen und Lebewesen eng mit Hanan Pacha, dem Reich der Himmelsgottheiten verbunden, und auch mit Ukhu Pache, der Welt des Ungewissen und Unbekannten, und mit Kay Pacha, dem Raum, den die irdischen Gottheiten einnahmen.

 

Cuzco war ein heiliger Ort, und die beiden höchsten Berge der Region, der Ausangate und der Salcantay, wurden von verschiedenen Schutzgeistern der Menschen bewohnt.

 

In der Vergangenheit gab es in Peru ja eine weibliche Religion, in der Pachamama, die Mutter Natur und kosmische Göttin, verehrt wurde. Kundige Menschen widmeten sich ganz der Aufgabe, den Kontakt mit dem "Göttlichen" herzustellen. Leider ist diese weibliche Religion durch den Einfluss der spanischen Missionare beinahe gänzlich verschwunden. Mit Feuer und Schwert verbreiteten sie den katholischen Glauben unter der Bevölkerung Perus, die sich dadurch immer weiter aus der bestehenden Verbindung zwischen Mensch und Natur herauslöste.

 

Trotz dieser gewaltsamen Bekehrung konnte ein Teil der alten Kultur und Religion der Anden überleben. Wegen der Gewalt und der Proselytenmacherei der katholischen Kirche hielten sich die Anhänger der Andenreligion verborgen – nur so konnten sie den Strafen der Unterdrücker entkommen – und entwickelten eine neue Art der Wechselbeziehung zwischen Natur und Mensch. Es ging ihnen darum, das verlorene Gleichgewicht wiederherzustellen, die Harmonie zwischen Mensch und Naturgewalten zu erhalten.

 

Die Anhänger jener Religion wurden an geheimen Orten von kundigen Meistern unterrichtet, nachdem sie sich zuvor harten Prüfungen unterziehen mussten. Wer diesen Weg gehen wollte, musste ganz bestimmte körperliche, geistige und spirituelle Fähigkeiten besitzen, um als würdiger Träger des heiligen Wissens erachtet zu werden. Für einen langen Zeitraum musste er sich darin üben, die verschiedenen Wege zu finden, mit der Natur in Kontakt zu treten, das Unbekannte zu ergründen und die Praktiken der Askese zu beherrschen. Am Ende ihrer Ausbildung waren diese Menschen dazu fähig, anderen wirklich zu helfen, Krankheiten zu heilen und geistige sowie spirituelle Konflikte zu lösen.

 

Andere schienen vom Himmel auserwählt zu sein, wenn sie etwa vom Blitzschlag getroffenen der enormen elektrischen Entladung standhielten und überlebten. Diese Menschen wurden daraufhin von einem der großen Meister in die geheimen Lehren eingeweiht, um schließlich zu den Kalpaq, den Himmelspriestern zu gehören, die heute unter dem Namen Pampa Misayoq oder Alto Misayoq bekannt sind.

 

Die Träger der religiösen Ordnung und des Wissens der Andenvölker lebten an verschiedenen verborgenen Orten und standen miteinander in Verbindung. Sie hielten sich an bestimmte Gebote und Regeln, wobei ihre Vorbildfunktion, ihre Suche nach der Wahrheit und die Strenge ihrer Lebensführung eine entscheidende Rolle spielten. Ihnen unterstand es auch, die Gemeinde zusammenzurufen.

 

 

5 Glaube

 

5      Glaube

 

CREDO hat Bischof Stefan Oster sein Buch für Jugendliche und jung gebliebene Menschen benannt. Eine Gebrauchsanweisung für das Leben. Meine Lieben, wir fangen also an mit dem Satz: "Ich glaube an Gott."

Aber was heißt das eigentlich? Was heißt eigentlich "glauben"? Irgendwie weiß es ja jeder, weil jeder weiß, wie man dieses Wort "glauben" in der normalen Sprache verwendet. Jeder verbindet also irgendwas damit. Oder aber, weil jeder von uns irgendeine Form von Glauben im weitesten Sinn hat. Denn selbst wenn einer sagt: "Ich glaube, es gibt gar keinen Gott", dann hat er immerhin diesen "Glauben". Und damit sind wir schon mittendrin im Fragen.

 

Stephan Kulle fragt: Kann man Glauben lernen wie Klavier- oder Schachspielen? Kann man ihn dann auch verlernen wie eine Sprache, sodass man nach ein paar Jahren nur noch ein paar vereinzelte Brocken zusammenbekommt? Letztens sprach ich mit einem Bekannten, der mir von seinem Vater erzählte. Sein Vater habe ihm gesagt, er interessiere sich für den Glauben und wisse nicht, wie er es anstellen solle. Er wolle gern glauben, aber er wisse nicht wie. Das Problem scheint es wohl öfter zugeben. Warum tun sich eigentlich Erwachsene so schwer damit? In diesem Alter sollte man doch alles können, glaubt man!

 

Kinder haben es da einfacher. Sie saugen es wahrscheinlich auf wie mit der Muttermilch, ohne dass sie merken, wie sie in ihre Umgebung hineinwachsen. Irgendwann verstehen sie dann, was sie umgibt. Dann ist jeder Lebensvollzug bereits Gewohnheit und Erfahrung, für die oder gegen die sie sich entscheiden können. Ganz oft passiert es, dass sie sich in der Zeit um den zwanzigsten Geburtstag von ihrer Kirche und der Glaubenspraxis entfernen. Viel später kommen sie dann wieder zurück. Meistens passiert das in Lebenskrisen, in Katastrophensituationen oder in Ausnahmemomenten. Auffällig viele besinnen sich zurück zu Kirche und Glauben, wenn sie eine Familie gründen und Eltern werden. Also im Alter um die dreißig Jahre. Doch egal, wann sie die Religion wieder in ihr Leben holen, sie sagen dann gern, dass sie fast immer an Gott geglaubt haben, nur mit der Institution Kirche hätte sie ihre Schwierigkeiten.

 

Bin ich ein 'armer Irrer', bei dem ein paar Schaltungen im Gehirn durcheinander geraten sind?

 

Waren die Propheten Epileptiker? Epileptiker gelten ja in verschiedenen Religionen als die 'Heiligen Männer'.

 

Autisten, die man ja erst in den 1970er Jahren richtig erkannt und benannt hat, erbringen durch eine besondere Vernetzung ihres Gehirns z.T. ganz herausragende Gedächtnisleistung. Sie sind Rechengenies, Klaviervirtuosen, etc. oder sie können ganze Telefonbücher auswendig aufsagen, wenn die sie nur einmal gelesen haben und, und und.

 

„Manfred Lütz erklärt: . . . „Wer sich bloß aus Neugier fürs Außergewöhnliche mit Mystik befasst, hat christliche Mystik nicht wirklich begriffen.

 

Aber warum könnte Gott nur durch außergewöhnliche Erlebnisse von Mystikern zu uns reden und nicht vielleicht sogar durch einen psychisch kranken Menschen? Wenn Jesus sagt, dass wir gerade in den kranken, schwachen Menschen Christus, und das heißt Gott, begegnen können, dann wäre so etwas keineswegs auszuschließen, ganz im Gegenteil. Die Alternative: Entweder es ist krank oder es ist ein 'echtes' geistliches Erlebnis, gilt nicht in jedem Fall. Gewiss, wir Psychiater könnten unseren Beruf nicht verantwortungsvoll ausüben, wenn wir immer zunächst einmal der Frage nachgehen würden, ob der schizophrene Patient, der im Wahne lebt, der Prophet Jeremias zu sein, uns nicht vielleicht doch göttliche Botschaften übermittelt. Wir werden gut daran tun, ihn unter den legitimen Perspektiven der psychiatrischen Wissenschaft zu diagnostizieren und dann nach den Regeln der ärztlichen Kunst wirksam zu behandeln. Daher brauchen Christen, die psychisch erkranken, auch nicht unbedingt einen christlichen Psychiater, sondern vor allem einen guten Psychiater vor Ort, der ihr Christentum respektiert und im Übrigen den Stand der Wissenschaft kennt und kompetent anwenden kann.

 

Dennoch ist es möglich, das, was uns in solchen psychisch kranken Menschen begegnet, zugleich unter einer anderen Perspektive als Anruf Gottes zu deuten. Wie wir oben schon sahen, ist die Krankheitsperspektive nämlich niemals die einzige Perspektive, unter der man einen Menschen betrachten kann. Mancher psychisch kranke Mensch kann die Lage unserer Welt zuweilen hellsichtiger analysieren als der kluge Kommentator abends in den Nachrichten. Alkoholiker sind oft dünnhäutiger und damit auch sensibler als viele plumpe und robuste so genannte Normale, die im alltäglichen Leben ohne viel Federlesens über Leichen gehen. Für manchen Alkoholiker, der plötzlich nicht mehr 'funktionierte', war die Bewältigung der Krankheit sein ganz persönlicher Weg zum Glauben an Gott. Und der liebevolle Blick eines demenzkranken Menschen kann viel mehr Humanität und Würde vermitteln als der kalte Blick des örtlich und zeitlich präzise orientierten Managers, der gar nicht gemerkt hat, dass er noch nie über den Tellerrand seines verrinnenden Lebens hinausgeblickt hat. In der Antike galt Epilepsie als morbus sacar, als heilige Krankheit, weil man glaubte, der Epileptiker habe im Anfall Kontakt mit der Gottheit. Gaius Julius Caesar war Epileptiker, Sokrates wahrscheinlich auch; und was wären wir ohne die unsterblichen Dichtungen Fjodor Dostojewskis, der ebenfalls Epileptiker war. Was schließlich der Apostel Paulus, der bekanntlich vor Damaskus ein Erlebnis hatte, das noch heute unterschiedlichste medizinische Deutungen erfährt, mit seinem berühmten 'Stachel im Fleisch' gemeint hat, ist immer noch umstritten. Doch war es wahrscheinlich irgendein Gebrechen, das ihn keineswegs lähmte, sondern anspornte im Dienst an seinem Herrn Jesus Christus, der ihn vor Damaskus zum Apostel berufen hatte.“

 

WdW berichtet: Ist die Signalübertragung der Nervenzellen in dem Schläfenlappen jedoch gestört, haben die Betroffenen dramatische Erlebnisse. Sie sehen mystische Visionen, haben göttliche oder höllische Erscheinungen. Dabei fallen die Betroffenen in einen veränderten Bewusstseinszustand, und berichten oft von religiösen Offenbarungen. Hinter diesen unheimlichen Erlebnissen steht jedoch oft eine Nervenkrankheit, die Epilepsie.

 

Der Neurologe Prof. Günter Ochs erklärt: Während eines epileptischen Anfalls kommt es im Gehirn zu unkontrollierten bioelektrischen Entladungen, die man mit einem elektrischen Gewittersturm vergleichen kann. Und bedingt dadurch kommt es in vielen Fällen zu motorischen Entäußerungen. Der Patient stürzt hin, wird bewusstlos, zuckt mit den Extremitäten. Aber es ist durchaus möglich, das in diesem Zusammenhang auch Sinneseindrücke vorgegaukelt werden.

 

 Ich beabsichtige auf keinen Fall, dass irgendjemand mir glaubt, wenn ich sage: Wasser ist das "Göttliche". Der Glaube an sich jedes Menschen, jeder Religion, jeder Kirche, jeder Gemeinde, jeder Sekte, jeder Gruppe, jedes Volkes etc. ist mir heilig. Ich kann und will keinen Glauben beeinflussen oder verändern. Jeder soll seinen Glauben leben und in seinem Glauben leben. Auch die Atheisten sind gläubige Menschen. Denn sie glauben an nichts, also an alles!

 

Gott sagt: "Es kommt in der Entwicklung einer jeden Seele eine Zeit, in der ihr Hauptinteresse nicht länger dem Überleben des physischen Körpers gilt, sondern dem Wachstum des reinen Geistes; Nicht länger dem Erreichen von weltlichem Erfolg, sondern der Verwirklichung des Selbst.

In gewisser Hinsicht ist das eine sehr gefährliche Zeit, vor allem zu Beginn, weil die dem Körper innenwohnende Wesenheit nun weiß, dass sie eben nur das ist: ein Wesen in einem Körper - nicht ein Körperwesen.

In diesem Stadium, also bevor die in dieser Entwicklungsphase befindliche Wesenheit in ihrer Sichtweise gereift ist, kommt oft das Gefühl auf, sich um die Angelegenheiten des Körperaspekts gar nicht mehr kümmern zu wollen. Die Seele ist in Hochstimmung, weil sie endlich „entdeckt“ worden ist!

Der Geist lässt den Körper und alle seine Belange fallen. Alles wird ignoriert. Beziehungen werden beiseite geschoben. Familien verschwinden aus dem Blickfeld. Der Beruf wird zur Nebensache. Rechnungen werden nicht mehr bezahlt. Der Körper wird über lange Zeit hinweg nicht genährt. Die Wesenheit richtet nun ihre ganze Konzentration und Aufmerksamkeit nur noch auf die Seele und deren Belange.

Das kann zu einer größeren persönlichen Krise im Alltagsleben führen, obwohl der Geist gar kein Trauma wahrnimmt, weil er sich im Zustand der Seligkeit befindet. Andere Menschen sagen, ihr hättet den Verstand verloren - und in gewisser Hinsicht mag das stimmen."

 

Papst Johannes Paul II.: „Ich lebe in dem ständigen Bewusstsein, dass in allem, was ich in der Erfüllung meiner Berufung und Sendung und meines Amtes sage und tue, etwas geschieht, was nicht ausschließlich meine Initiative ist. Ich weiß, dass nicht ich allein es bin, der in dem, was ich als Nachfolger Petri tue, handelt.“

 

Auch im Papst Johannes Paul II. wirkte Wasser, das "Göttliche" und es wirkte aus ihm heraus in die  ganze Welt. Vieles, vielleicht sogar alles, hat der Heilige Vater mit Hilfe des "Göttlichen" auf der Erde bewirkt und gestaltet.

 

Papst Johannes Paul II. dazu: „Nehmen wir das Beispiel des kommunistischen Systems. Wie ich bereits früher sagte, hat zu seinem Sturz sicher die mangelhafte wirtschaftliche Lehre beigetragen. Sich jedoch ausschließlich auf wirtschaftliche Faktoren zu berufen, wäre eine ziemlich einfältige Vereinfachung. Andererseits weiß ich sehr wohl, dass es lächerlich wäre zu meinen, der Papst sei es gewesen, der mit eigenen Händen den Kommunismus zerschlagen hat.

Ich denke, die Erklärungen finden sich im Evangelium. Als die ersten ausgesendeten Jünger von ihrer Mission zu ihrem Meister zurückkehrten, sagen sie: "Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen" (Lk 10,17). Und Christus antwortete ihnen: "Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind" (Lk 10,20). Und bei einer anderen Gelegenheit fügte er hinzu: "Sagt: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan" (Lk 17,10). Unnütze Sklaven . . . Das Bewusstsein des 'unnützen Sklaven' wächst ständig in mir inmitten all dessen, was um mich herum geschieht - und ich denke, das ist gut so.“

 

Es ist aber wichtig für mich, zu wissen, dass das "Göttliche", das Wasser so nah bei uns und in uns ist. Jemand hat einmal gereimt: "Alles ist vergänglich, nur der Durst bleibt lebenslänglich". Er hat damit zwar etwas völlig anderes gemeint, aber er hat eine zutiefst zutreffende Aussage gemacht: Ohne Wasser können wir nicht leben. Wir sterben, wenn wir unseren Durst nicht mehr löschen können. Bei mir und vielen anderen Menschen ist es auch der Wissensdurst, der ständig gestillt werden will, durch ein jedes Wort, das uns das "Göttliche" vermittelt.

 

Manfred Lütz berichtet in seinem Buch „Gott - Eine kleine Geschichte des Größten“: Freud versucht mit seiner Methode, den Glauben an Gott als eine psychische Störung darzustellen. Natürlich ist ein solches Unterfangen genauso denkbar wie die berühmte satirische Bemerkung von Karl Kraus, die Psychoanalyse sei die Krankheit, für deren Therapie sie sich halte. Die Methode, die Freud dabei wählt, ist ausgesprochen schlicht. Wenn man einfach voraussetzt, Gott existiere nicht, dann ist jedem sofort klar, dass die religiösen Verhaltensweisen von Menschen unter dieser Voraussetzung ziemlich merkwürdig, wenn nicht gar verrückt erscheinen müssen. Regelmäßig absurde Ritusveranstaltungen zu besuchen, ohne dass das zu irgendetwas nutze ist, und damit und mit rituellen Gebeten etc. viel Lebenszeit zu vergeuden, ist so gewiss erheblich einschränkender fürs Leben als ein zünftiger Waschzwang. Dass Religion als kollektive Zwangsneurose bezeichnet wird, ist - immer unter der Voraussetzung, dass Gott nicht existiert - dann eigentlich gar nicht sehr zu kritisieren.

 

Umgekehrt könnte man übrigens unter der gegenteiligen Voraussetzung, dass Gott existiert, die atheistischen Verhaltensweisen als völlig absurde Fluchtreflexe, mangelnde Stabilität einer Persönlichkeit mit Wirklichkeitsverlust und Unfähigkeit zu verlässlichen Beziehungen beschreiben - also ebenso als schwere Pathologie. Das ganze großartige Gebäude Siegmund Freuds steht und fällt also mit einem tönernen Fundament, der völlig unbewiesenen Behauptung, Gott existiere nicht. Insofern stellt Freud zwar ein Modell zur Verfügung, wie man religiöse Phänomene vielleicht erklären könnte, wenn es Gott nicht gäbe. Zur entscheidenden Frage selbst, ob es Gott gibt oder ob es Gott nicht gibt, hat Freud absolut nichts zu sagen.

 

Wasser, das "Göttliche" ist in uns. In einem „einfachen“ Gehirn kann ein Geistesblitz entstehen, der alles verändernde 'Göttliche Funke', während intellektueller Schwachsinn ganze Bücher füllen kann, ohne irgendetwas zu bewirken.

 

Gott sagt: "Deine Aufgabe besteht darin, sie unabhängig zu machen; Ihnen so schnell und umfassend wie möglich beizubringen, wie sie ohne dich zurechtkommen. Denn du bist für sie kein Segen, solange sie dich brauchen, um zu überleben, sondern wirst sie erst wahrhaft in dem Moment segnen, da sie begreifen, dass sie dich nicht nötig haben. Im gleichen Sinn ist Gottes größter Moment der Augenblick, in dem ihr erkennt, dass ihr keinen Gott braucht.

Ich weiß, ich weiß - das ist die Antithese all dessen, was euch jemals gelehrt wurde. Doch eure Lehrer haben euch von einem zornigen, einem eifersüchtigen Gott, von einem Gott, der es braucht, gebraucht zu werden, erzählt. Und das ist überhaupt kein Gott, sondern ein neurotischer Ersatz für etwas, was eine Gottheit wäre".

 

Manfred Lütz fragt: „Gibt es dann so etwas wie eine Seelsorge für Atheisten? Bei meinem Studium der vielen Psychotherapiemethoden fiel mir eine Methode auf, die ich im Grunde nicht für eine Psychotherapiemethode halte, sondern die existenzielle Beziehung voraussetzt. Es ist die schon erwähnte Existenzanalyse Ludwig Binswangers. Binswanger hat vor allem aus der Philosophie Martin Heideggers eine Weise der Beziehung hergeleitet, die voraussetzt, dass der 'Therapeut' angesichts des Bewusstseins des eigenen 'Seins zum Tode' dem 'Patienten' in der Tiefe seiner Existenz wirklich und echt begegnet. Mir ist dabei bloß nicht klar geworden, wie man dafür Geld nehmen kann. Ich glaube, dass eine existenztherapeutische Beziehung genauso intensiv ist wie das, was wir gemeinhin Seelsorge nennen und was viel tiefer gehen muss, als Psychotherapie gehen darf. Wenn eine solche kostbare existenzielle Beziehung zwischen zwei Menschen wirklich gelingt, dann ist das nie das Ergebnis einer sorgfältigen professionellen Strategie, sondern dann ist das ein Geschenk. Die Theologen nennen das Gnade. Und selbst wenn diese beiden Atheisten sind, würde die christliche Theologie einräumen, dass sie in dieser tiefen Beziehung zu diesem anderen Menschen den menschgewordenen Gott erleben können. Nirgends ist in der Bibel davon die Rede, dass die Armen, die Gefangenen, die zu Tröstenden, in denen Christus uns nicht theoretisch, sondern wirklich begegnet, getaufte Arme, getaufte Gefangene und getaufte Menschen in Not sind.

 

Und damit sind wir zur Frage vorgedrungen, wie und wo Gott in die psychologische Situation eines Menschen eintritt. Denn der umgekehrte Weg, mit den Methoden der Psychologie zu Gott vorzustoßen, hatte sich oben als aussichtslos erwiesen. Wie und wo berührt Gott die menschliche Seele?

 

Ich kann mich gut erinnern, dass es für mich eine Irritation darstellte, zu Beginn meines Studiums der Psychiatrie zu erfahren, dass es ganz normal ist, dass gewisse psychisch Kranke Stimmen hören. Durch bestimmte Behandlungsmethoden schafft man es meistens, dass diese Stimmen verschwinden. Es war klar, was das für die Beurteilung der Religion bedeuten konnte. Bei religiösen Genies aller Religionen kommt es ganz selbstverständlich vor, dass sie Stimmen hören. Göttliche Stimmen zwar, aber dass Gott mit ihnen rede, behaupten mitunter auch Patienten. Ich war beunruhigt. Sollte man die zündenden Erlebnisse der Religionsgeschichte schlicht auf psychotische Episoden zurückführen, und hätte die zeitige Erfindung der gegen Halluzinationen gut wirkenden Neuroleptika der Menschheit von vornherein die Religionen erspart? Hätte grundsätzlich niemand, also auch ich nicht, die Chance, durch außergewöhnliche religiöse Erlebnisse von Gott ganz persönlich angesprochen zu werden, da die Psychiater dieser Welt jedes denkbare derartige Ereignis sofort süffisant lächelnd durch eine Diagnose entlarven würden?

 

Ein erfahrener katholischer Psychiater steigerte meine Beunruhigung noch, als er leichthin meinte, was er am heiligen Franz von Assisi so bewundere, dass der mit seiner Schizophrenie so eindrucksvoll umgegangen sei. Zweifellos, wenn ein junger Mann in abgerissenen Klamotten in dem Stadtbezirk, für den mein Krankenhaus zuständig ist, irgendwo öffentlich eine abgerissene kleine Kapelle wiederaufbauen würde und auf die Befragung durch den Beamten des Ordnungsamtes, wie er denn dazu käme, antworten würde, das hätte ihm eine Stimme befohlen - wir hätten schnell einen neuen Patienten bei uns. Der heilige Franz hörte von dem heute berühmten Kreuz von San Damiano die Stimme Christi: "Bau meine Kirche wieder auf!" Franz verstand das zunächst einmal ganz konkretisch - und baute die Kapelle, in der das Kreuz hing, wieder auf . . .“

 

Die Religionen und Kirchen wissen natürlich, dass Wasser das "Göttliche" ist, und dass es zweifelsfrei das "Göttliche" gibt. Sonst würde man tatsächlich unvernünftig viel von der kurzen Zeit des Menschen auf Erden verschwenden.

 

Manfred Lütz: „Wen Gott ruft, den ergreift er ganz. Die Pläne des Menschen durchkreuzt er. Nach dem schrecklichen Attentat auf die Twin-Towers in New York  sagte ein Prediger beim Gottesdienst: "Wie kann man Gott zum Lachen bringen? – Indem man ihm erzählt, was man für morgen plant." Selbst manche Päpste des Mittelalters rechneten nicht mit einem Gott, der sie selbst ergreifen konnte, sondern auch sie träumten sich einen Gott, der für sie die anderen ergriff. Sie träumten von der Herrschaft über alle Fürsten der Erde, doch was sie erhielten, war das Desaster der päpstlichen Autorität in der großen abendländischen Kirchenspaltung. Die Päpste der Renaissance träumten von einem gesicherten Territorialfürstentum in Mittelitalien und sie bekamen die Zerstörung Roms, den schrecklichen Sacco die Roma. Die Päpste der Gegenreformation träumten von einer restlosen Unterwerfung des Protestantismus, sie bekamen den grausamen Dreißigjährigen Krieg und die Zementierung der Konfessionsspaltung. Die Päpste des 19. Jahrhunderts träumten von einer Befestigung des Kirchenstaats, sie bekamen seine Vernichtung. Dennoch war das, was dann jeweils wirklich eintrat, unendlich viel besser, als selbst ein Papst je zu träumen gewagt hätte. Aus den unendlichen mittelalterlichen Streitigkeiten um die weltliche Macht brachen sich die gewaltigen geistlichen Bewegungen der Franziskaner und Dominikanern Bahn. Der Überdruss an den Oberflächlichkeiten, den Streitereien und Intrigen der Renaissance gebar das tiefgläubige Jahrhundert der Heiligen. Aus den entsetzlichen Greueln des Dreißigjährigen Kriegs entsprang die glutvolle Religiosität der Barockzeit und schließlich befreite das Ende des Kirchenstaats das Papsttum von seiner Fesselung ans alltägliche politische Geschäft zum inzwischen weltweit anerkannten geistlichen und moralischen Instanz.“

 

Gott sagt: "Der wahre Meister ist nicht der mit den meisten Schülern, sondern jener, der die meisten Meister hervorbringt. Der wahre Führer ist nicht der mit den meisten Anhängern, sondern jener, der die meisten Führer hervorbringt. Der wahre König ist nicht der mit den meisten Untertanen, sondern jener, der die meisten zum Königtum führt. Der wahre Lehrer ist nicht der mit dem meisten Wissen, sondern jener, der die meisten anderen dazu bringt, über Wissen zu verfügen.

Und ein wahrer Gott ist nicht der mit den meisten Dienern, sondern einer, der am meisten dient und so aus allen anderen Götter macht."

 

Ephraim Kishon hat einmal gesagt: „Ich glaube nicht, dass 'moderne Kunst' Schwachsinn ist, ich weiß es!“

 

Manfred Lütz erklärt: An dieser Stelle ist eine Klarlegung über das Wort 'Glauben' fällig. Im Deutschen würde man es überhaupt besser mit Vertrauen übersetzen. Beides heißt im Lateinischen fides. Das Wort Glauben ist im Deutschen nämlich äußerst missverständlich. Wenn man etwas nicht genau weiß, dann kann man es bloß glauben, so sagt man. Fragt ein Fallschirmspringer danach, ob der Fallschirm, den man ihm gegeben hat, auch aufgehen wird, dann wird ihm die fröhliche Antwort 'Ach, ich glaube schon', ganz sicher nicht reichen. Er möchte das verständlicherweise ganz genau wissen. Alles andere währe fahrlässig.

 

In menschlichen Beziehungen ist es genau umgekehrt. Um einem Menschen zu vertrauen, reicht kein Wissen. Um einem Menschen zu vertrauen, muss man ihm persönlich begegnen, und man braucht ein wenig Zeit dazu. Dann aber bedeutet es viel mehr an Gewissheit, wenn man jetzt sagen kann, dass man diesem Menschen vertraut, als wenn man bloß etwas über ihn weiß, zum Beispiel durch psychologische Tests oder Internetrecherche. Es wäre also umgekehrt fahrlässig, einem Menschen zu vertrauen, nur weil man irgendwas über ihn weiß. Und es wäre fahrlässig, an Gott zu glauben, nur weil man irgendwie etwas über ihn vermutet.“

 

Ich sehe das nicht ganz so, aber ich respektiere selbstverständlich seine Aussage, wie ich alles respektiere, was mit dem Glauben an das "Göttliche" zusammenhängt. Für mich ist der 'Glaube' die Hoffnung auf höhere Erkenntnis und Erwartung von späterem Wissen. Vom Wissen, dass Wasser das "Göttliche" in uns und aus uns heraus bewirkt. Schließlich kommt die Sehnsucht nach Gebet und Religion aus unserem Gehirn. Das jedenfalls glauben Wissenschaftler eines neuen Forschungsgebiets, der so genannten Neuro-Theologie, festgestellt zu haben. Ihre provokante These: Gott wohnt in unserem Gehirn.

 

Menschen auf der ganzen Welt suchen nach einem Zugang zu einer höheren Macht; Im Islam, Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Judentum oder in Natur-Religionen.

 

In Deutschland glauben rund 80 Prozent der Menschen, dass es einen Gott gibt.

 

Für die Neuro-Theologen liegt der Grund für diese Überzeugung im Gehirn! Für sie sind die Gehirne im Laufe der Evolution so geschaltet worden, dass sie gar nicht anders können: Wir müssen glauben. Der Radiologe Andrew Newburg von der Universität Pennsylvania in den USA und andere Wissenschaftler haben in Experimenten untersucht, was sich im Gehirn bei religiöser Versenkung abspielt.

 

Die ersten Testpersonen waren Buddhisten. Kurz vor dem Gipfel ihrer Meditation gaben sie Newburg ein Signal. Weil sprechen oder Tastendrücken das Experiment gestört hätten, zogen sie an einer Schnur. Für Newburg war es das Zeichen, ihnen binnen weniger Minuten über einen Venenkatheder eine radioaktive Substanz zu injizieren. Diese lagert sich vor allem an aktive Gehirnzellen an. Sobald die Testpersonen wieder aus ihrer Versenkung in Hier und Jetzt angekommen waren, wurden sie in einen speziellen Computer-Tomografen geschoben, mit dem sich die Verteilung der radioaktiven Partikel im Gehirn ablesen lässt.

 

Stark aktive Bereiche im Gehirn werden rot markiert. Blau und grün zeigen, dass dort die Nervenzellen kaum Signale übertragen.

 

Das Ergebnis ist überraschend: Während einer Meditation wird der obere hintere Teil des Gehirns also kaum noch durchblutet. Es herrscht hier quasi Funkstille. In dieser Region laufen alle Informationen über den Körper zusammen. Ist dieser so genannte Orientierungsbereich aber stillgelegt, können wir nicht mehr zwischen unserem Körper, dem Ich und der äußeren Welt unterscheiden.

 

Gemäß Andrew Newburg enthält dieser Teil des Gehirns alle unsere sensorischen Informationen. Dadurch bekommen wir ein Gefühl für unser Selbst. Wenn Leute meditieren, beschreiben sie häufig, dass sie ihr Selbst verlieren, und das ist genau das, was man gefunden hat: Eine Abnahme der Aktivität im Orientierungsbereich des Gehirns.

 

Buddhistische Mönche meditieren im Laufe ihres Lebens mehr als zehntausend Stunden. Sie erreichen einen Zustand besonders tiefer Versenkung. Dabei empfinden sie sich als 'Eins' mit der Umgebung. Die Grenzen zur Außenwelt scheinen aufgelöst zu sein.

 

Die Wissenschaftler waren gespannt darauf, was der Blick ins Gehirn während des Meditierens offenbaren würde. Messen sie eine bestimmte Frequenz, schwingen die Hirnströme erstaunlich gleichförmig. Das ist ein ungewöhnliches Aktivitätsmuster. Was könnte das bedeuten? Reize, die uns über unsere Sinnesorgane erreichen, leiten Nervenzellen zu entsprechenden Hirnzellen weiter. Dort entsteht die Wahrnehmung unserer Umgebung. Während des Meditierens verändert sich das Muster. Die abgeleiteten Erregungen zeigen nun annähernd synchronverlaufende Wellen. Ein Zustand, der die Wahrnehmungsfähigkeit vermutlich komplett verändert. Das ist für Hirnforscher die Erklärung für das, was die Mönche während des Meditierens erleben: Die Grenze zwischen Innen und Außen löst sich auf.

 

Manche sehen in diesen Ergebnissen auch einen Anhaltspunkt zur Erklärung religiöser Erscheinungen. Als möglichen Auslöser haben sie hier ebenso besondere Erregungsmuster in Verdacht. Einige gehen sogar soweit, dass sie meinen, solche Visionen gezielt auslösen zu können.

 

Ein umgebauter Motorradhelm ist das entscheidende Werkzeug für ihr Experiment. Er erzeugt ein schwaches Magnetfeld, und soll damit gezielt einen kleinen, ausgewählten Bereich des Gehirns stimulieren. Während des Versuchs sitzen die Probanten entspannt im Dunkeln. Dann wird der Helm aktiviert. Die Versuchspersonen sollen unmittelbar schildern, welche inneren Bilder entstehen.

 

Manche berichten tatsächlich von religiösen Erscheinungen, von Motiven, die sie klar vor sich sehen. Andere erzählen davon, sich selbst von Strahlen umgeben wahrzunehmen. Wieder andere sehen mysteriöse Leuchterscheinungen am Himmel. Immer sind die Bilder bestimmt vom individuellen, kulturellen Hintergrund. So berichten etwa nur diejenigen, die eine starke religiöse Bindung haben, auch von entsprechenden Erscheinungen.

     

 Auch bei Nonnen, die intensiv beteten, konnten Newburg und andere Wissenschaftler diesen Effekt beobachten. Nonnen, versunken im Gebet, sind zum Forschungsobjekt geworden. Die Frage ist: Lassen sich Unterschiede zu Versuchspersonen feststellen, die sich nicht mit religiösen Gedanken befassen?

 

Im Kernspinntopografen soll sich zunächst zeigen, ob 'Beten' spezifische Spuren hinterlässt, ob Religiosität einen Platz im Gehirn hat. Mit dem Beten verändert sich das Muster der Gehirn-Aktivität. Bestimmte Gehirn-Bereiche sind deutlich weniger aktiv. Vergleicht man die Ergebnisse betender Nonnen mit Versuchspersonen, die nicht beten, zeigt sich ein klarer Unterschied. Die Region, mit der wir uns in der Raumumgebung wahrnehmen, ist bei den Nonnen weniger aktiv. Die abgeschaltete Orientierung könnte der Grund für die im Gebet empfundene Nähe zu Gott sein.

 

 Insgesamt untersuchte Newburg acht Buddhisten und acht Franziskaner-Nonnen. Anschließend stand für ihn fest: Ob Meditation oder inniges Gebet, für unsere Gehirnzellen macht das keinen Unterschied an wen oder was wir glauben und uns darin versenken. Wir alle besitzen die Fähigkeit, uns gedanklich vom Körper zu lösen.

 

Das aber, sagen Kritiker, bedeutet noch nicht, dass ein Gott sozusagen in unserem Gehirn fest eingebaut ist. Denn Glaube oder Religion ist mehr als nur ein Gebet. Und das ist die eigentliche entscheidende Schwäche dieser Experimente, weswegen man warnen muss vor dieser überzogenen Interpretation. Die Frage ist, kann man in dieser künstlichen Laborsituation überhaupt das einfangen, was in einem positiven Sinne religiöse Erfahrung eigentlich bestimmt, für die Menschen, die das kennen? Da ist ohne Frage klar, dass es sehr auf die äußeren Umstände ankommt.

 

Religion, wie sie viele Gläubige täglich praktizieren, hat Newburg nicht untersucht. Dazu gehören auch mystische Tänze oder das Stoßgebet. Trotzdem meint Newburg den Ursprung unserer Glaubensfähigkeit gefunden zu haben. Weil das Gehirn so gebaut ist wie es ist, und weil Religion und Spiritualität so gut darin eingebettet sind, gibt es seit Urzeiten Konzepte von Gott und Religion.

 

                              Also, doch eine Art 'Gottesmodul' im Gehirn?

 

Das würde aber bedeuten, dass dieser Bereich im Gehirn ausschließlich bei religiöser Versenkung zum Stillstand kommt. Aber sind nicht auch andere Erlebnisse vorstellbar, die in derselben Hirnregion den gleichen Effekt hervor-bringen?

 

Hinter dem linken Ohr soll er sitzen, der Glaube an Gott, der Glaube an eine Seele und vielleicht der Glaube an uns selbst. Der Wissenschaftler Gerhard Roth ist davon überzeugt: Die Kraft der Religion basiert auf Hirngewebe und Hirnströmen.

 

Gerhard Roth erklärt: Alles, was ich erlebe wird von meinem Gehirn hervorgebracht. Z.B., dass es ein 'Ich' gibt, das irgendwie mit dem Körper verbunden ist, und dass dieser Körper von einer Umwelt umgeben ist. Das sind die drei Erlebniswelten.

 

Selbst vor religiösen Empfindungen macht die Neurologie nicht halt. Manche Forscher behaupten bereits, sie könnten spirituelle Gefühle durch die Stimulation des Gehirns mit Magnetfeldern erzeugen. Auf der Landkarte unseres Kopfes sind längst Areale bekannt, die für das Erleben von Gottesnähe und Nahtod-Erfahrungen verantwortlich sind. Direkt hinter dem linken Ohr vermuten Hirnforscher den Sinn für 'Höheres'. "Gott", ein Neuronengewitter im Temporallappen.

 

Gerhard Roth: Ich habe vorgeschlagen, den Begriff 'Seele' im Deutschen als Oberbegriff für das, was wir Mentales, Rationales und das was wir Psychischemotionales nennen, zu nehmen. Jenseits dieses Begriffs gibt es nichts, was nützlich wäre, es Seele zu nennen.

 

Doch nichts deutet darauf hin, das dieses 'Selbst' autonom ist. Das 'Ich', das uns so kostbar ist, scheint nicht mehr zu sein, als ein Begleitumstand in den rechnerischen Strategien von etwas, was wir 'Gehirn' nennen.

 

Gerhard Roth: Es ist sehr unangenehm, sich als bewusst denkendes Wesen, nur als Instrument in den Händen eines Gehirns zu sehen, das entscheiden muss. Als eine Art Super-Computer, der dann eingeschaltet wird, wenn es eben sehr komplex wird. Ansonsten macht man es mit einfacheren Bautenplänen. Das ist einfach so. Es beleidigt uns zutiefst, aber daran ist nicht zu zweifeln.

 

                   Vielleicht ist es ja doch Wasser, das "Göttliche", was alles bewirkt?

 

Manfred Lütz erklärt in seinem Buch „IRR E! Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen“: Man kann jede psychische Störung, aber auch jede gesunde psychische Reaktion unter biologischer Perspektive sehen. Zweifellos gehen mit jedem Gedanken biologische Gehirnvorgänge einher. Wenn wir uns freuen, drehen irgendwelche Neurotransmitter Kapriolen. Wenn wir traurig sind, werden andere chemische Substanzen in unserem Gehirn aktiviert. Neben der Welt unserer Gedanken spielt sich in unserem Gehirn eine zweite Welt aus Molekülen ab. Da stellt sich die alte Frage, ob zuerst die Henne oder zuerst das Ei war. Sind also das Ursprüngliche die unsichtbaren organischen Vorgänge im Gehirn – und die bemerkbaren psychischen Phänomene sind nur die notwendige Folge davon? Oder ist es umgekehrt, dass wir uns für unsere psychischen Reaktionen unseres Gehirns bedienen, dessen Aktivitäten bloß ein äußeres Zeichen dafür sind, dass wir denken? Die Frage ist streng wissenschaftlich nicht definitiv zu entscheiden.

 

Doch für unseren Bedarf ist das auch nicht nötig. Denn unstreitig ist, dass man alle seelischen Vorgänge unter biologischer Perspektive sehen kann. Ob das die ursprüngliche, die einzige oder auch nur die entscheidende Perspektive ist, muss uns hier gar nicht interessieren. Ob sie im einzelnen Fall hilfreich ist, das ist die entscheidende Frage. Am nützlichsten ist die biologische Perspektive selbstverständlich bei allen materiellen Angriffen auf das Organ Gehirn. Wird das Gehirn verletzt, blutet es hinein, entzündet es sich oder wird es vergiftet, dann ist immer die biologisch-organische Perspektive entscheidend für die Diagnose und auch für die Therapie. Natürlich wird daneben auch die Lebensgeschichte des Patienten für die Bewältigung der Erkrankung eine Rolle spielen, die Reaktionen seiner Mitmenschen und spezielle Ereignisse der jüngsten Zeit. Doch die zentrale Perspektive bleibt die Art und Weise, wie das Organ Gehirn auf die organische Schädigung reagiert. Auch bei den bisher körperlich nicht so klar zu begründenden psychischen Krankheiten, bei Schizophrenie, Depressionen, Manie und vielen anderen, hat man genauere Vorstellungen von den körperlichen Aspekten dieser Erkrankungen erworben und daraus nützliche therapeutische Konsequenzen gezogen.

 

Wasser, das "Göttliche" hat bekanntlich keinen Idealzustand erschaffen und gewollt. Das gilt auch für unser Gehirn. Über die Auswirkungen von Störungen, Schädigungen und Krankheiten die unser Gehirn betreffen, weiß jeder denkende Mensch in etwa Bescheid, solange er nicht selbst betroffen ist! Weil das "Göttliche" das in Kauf nimmt, genauso wie Naturgewalten, Unglücke etc. müssen wir damit leben. Und dennoch wirkt Wasser, das "Göttliche" in unseren Gehirnen und aus unseren Gehirnen heraus. Aus kranken oder gestörten Gehirnen eben anders, oder?

 

Gott sagt: "Doch Körper und Geist zusammen müssen nichts tun, um über die Seele Kontrolle auszuüben - denn die Seele ist völlig ohne Bedürfnis (ganz im Gegensatz zum Körper und Geist, die daran gefesselt sind) und lässt daher Körper und Geist stets ihren Willen. Tatsächlich will die Seele gar nichts anders haben, denn wenn die Wesenheit, die du bist, das erschaffen und somit kennen lernen soll, was sie wirklich ist, kann dies nur durch den Akt einer bewussten Willensausübung geschehen und nicht durch einen unbewussten Gehorsamsakt.

                Gehorsam ist nicht Schöpfung und kann daher niemals Erlösung bewirken.

Gehorsam ist eine Reaktion, wohingegen Schöpfung eine reine, undiktierte, unverlangte Wahl ist.

Reine Wahl bewirkt Erlösung durch die reine Schöpfung der höchsten Idee jetzt in diesem Moment.

Die Funktion der Seele besteht darin, dass sie auf ihr Verlangen hinweist, und nicht darin, dass sie es aufzwingt.

Die Funktion des Geistes besteht darin, dass er hinsichtlich seiner Alternativen eine Wahl trifft.

Die Funktion des Körpers besteht darin, dass er diese Wahl ausagiert.

Wenn Körper, Geist und Seele gemeinsam in Harmonie und in Einheit erschaffen, wird Gott Fleisch.

Dann erkennt sich die Seele in ihrer eigenen Erfahrung. Dann jubeln die himmlischen Mächte."

 

Manfred Lütz in „IRR E“: Als wir im Studium erste Einblicke in die Psychiatrie bekamen, war auch ich zuerst den Psychopharmaka gegenüber skeptisch. Medikamente gegen Diabetes, gegen Herzschwäche oder andere körperliche Erkrankungen waren für mich keine Frage. Der Körper braucht diese Substanzen, weil er sie selbst krankheitsbedingt nicht mehr ausreichend herstellt, oder sie helfen ihm, die Krankheit zu überwinden oder wenigstens damit einigermaßen erträglich leben zu können. Doch wie ist das bei der Psyche, bei der Seele des Menschen? Man hat ein ungutes Gefühl, wenn auch hier chemisch, also mit Medikamenten, eingegriffen werden soll. Ist ein solcher Eingriff nicht in jedem Fall eine Manipulation, eine Freiheitsberaubung? Selbst wenn der Patient zustimmt, darf der Arzt so etwas machen?

 

Vielleicht hat diese Scheu damit zu tun, dass die alte platonische Tradition die Seele streng vom Körper schied. Bei den Neuplatonikern war die Seele das Eigentliche, der Körper bloß ein vorübergehendes garstiges Gefängnis der edlen Seele. Die Christen freilich lehnten eine solche gespaltene Sicht des Menschen ab. Denn sie glaubten ja an die „Fleischwerdung Gottes“, aus neuplatonischer Sicht ein geradezu Ekel erregendes, gotteslästerliches Ereignis. Und so nahmen die Christen für ihre Definition Seele nicht Platon, sondern seinen Schüler und Widerpart Aristoteles in Anspruch und definierten mit ihm auf dem Konzil von Vienne 1313 die Seele als „forma corporis“, als formende Kraft des Körpers. Diese Definition ist für den Westen bestimmend geblieben bis hin zur Definition des Todes durch die deutsche Bundesärztekammer: „Das Ende des Organismus in seiner funktionellen Ganzheit“ sei der Tod, nicht bloß die Abwesenheit geistiger Regungen. Die Seele wurde also aus dieser Tradition heraus in engster Beziehung zum Körper gesehen, dessen belebendes Prinzip sie ist. Streng genommen können Christen sich daher die Seele ohne beseelten Leib gar nicht gut vorstellen. Der Zustand zwischen dem Tod des Menschen und der „Auferstehung des Fleisches“ ist für Christen ein uneigentlicher Zustand der Seele. Aus einer solchen ganzheitlichen Sicht heraus ist eine Behandlung seelischer Störungen mit Medikamenten kein prinzipielles Problem. Denn so gesehen hat jede seelische Einwirkung auf einen Menschen ohnehin körperliche Auswirkungen und eine körperliche Einwirkung ebenso seelische Auswirkungen. Das ist der heutigen wissenschaftlichen Sicht des Menschen sehr viel näher als das platonische Denken. Aus einer solchen ganzheitlichen Sicht ist dann Psychopharmakotherapie keine Grenzüberschreitung, weil es eine solche Grenze gar nicht gibt.

 

Wir wissen heute einerseits, welche körperlichen Auswirkungen Psychotherapie im Gehirn hat. Und andererseits ist schon lange bekannt, welche psychischen Auswirkungen körperliche Veränderungen im Gehirn haben. Und daher ist klar: Manchmal wird die körperliche Einwirkung durch Medikamente nützlicher sein, manchmal die psycho-therapeutische – und in vielen Fällen wird man von beiden profitieren wollen.

 

Wie sich jemand die Seele vorstellt ist m.E. nicht relevant. Wichtig ist, dass man eine Seele besitzt. Das glaubt jeder, obwohl man sie nirgendwo medizinisch nachweisen kann. Ihr Sitz ist wohl nicht das Herz, eher das Gehirn. Man kann also die kranke Seele, die Psyche des Menschen behandeln, beeinflussen oder mit Medikamenten, Psychopharmaka genannt,  bessern oder heilen. Wasser, das "Göttliche" ist ja unvergänglich und unzerstörbar. Deshalb glaube ich, dass nicht die Seele erkranken kann, sondern nur das Organ, welches wir Gehirn nennen.

 

 

 Der AFG schreibt: Gott ist die Quelle des Lebens, des Lichtes und der Freude für das ganze Weltall. Wie die Strahlen des Sonnenlichts oder das Hervorsprudeln des Wassers aus einer lebendigen Quelle, so ergießen sich die Segnungen von Gott über alle seine Geschöpfe. Wo auch immer das Leben Gottes in den Herzen von Menschen wohnt, wird es sich von ihnen aus in Liebe und Wohltat über andere ergießen.

 

                                   Wie viel Transzendenz braucht der Mensch?

 

Immerhin, knapp die Hälfte der getauften evangelischen Christen, so eine aktuelle Umfrage, lebt noch in der Gewissheit, dass auf die irdische Existenz ein Dasein im Himmel folgt.

 

"Aber die Atheistenbewegung scheint nun doch Europa erreicht zu haben. Muss sich die Kirche da nicht etwas überlegen?" fragt Barbara Stöckl.

 

Kardinal Schönborn: "Der Atheismus hat eigentlich von Europa seinen unseligen Ausgang genommen. Er hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Genauso wenig der Kreationismus, der obendrein den Fehler begeht, zu meinen, dass man wissenschaftlich nachweisen kann, die Welt sei nur 6000 Jahre alt. Da sind wir im Bereich des Absurden. Auf der anderen Seite ist die Behauptung, dass man den Atheismus wissenschaftlich beweisen kann, genauso falsch wie der Versuch des Marxismus, einen wissenschaftlichen Atheismus zu erarbeiten. Das ist eine Bekenntnisfrage, eine Glaubensfrage, die man aus der Wissenschaft heraushalten soll. Man muss trennen, wo Wissenschaft und wo Weltanschauung ist. Dawkins etwa trifft diese Unterscheidung nicht".

 

Manfred Lütz berichtet: „Die Hebräer in Ägypten hatten schon eine lange Geschichte, die sie sich in der ägyptischen Knechtschaft immer wieder erzählten. Abraham sei es gewesen, der Vater des Glaubens, der schon einmal auf Gottes Geheiß weggezogen sei. Obwohl er ein gutes Auskommen gehabt habe, sei er einen beschwerlichen Weg zu Fuß mit seinem ganzen Clan aus dem heutigen Irak nach Palästina gezogen, in das Land, das Gott ihm und den Seinen als Heimat zugesagt habe. Die Beziehung dieses Abraham zu seinem Gott muss etwas ungeheuer Intensives gehabt haben.

 

Sören Kierkegaard hat das gespürt, und er hat in seinem Werk 'Furcht und Zittern' bis ins letzte psychologische Detail den Zug Abrahams zusammen mit seinem Sohn Isaak zum Berge Morija geschildert. Dort sollte Abraham seinen Sohn auf Gottes Geheiß opfern. Von heutigen naiven Schnellschlüssen, da sei der liebe Gott aber sehr böse gewesen, da er doch mit einem solchen Auftrag gegen die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen, das Deutsche Strafgesetzbuch und vor allem die allgemeine Political Correctness verstoßen habe, ist Kierkegaard meilenweit entfernt. Ihm ist klar, dass der Glaube an Gott entweder lächerlich oder todernst ist. Und für Sören Kierkegaard ist der Glaube tatsächlich eine Sache auf Leben und Tod. Es geht beim Opfer des Isaak nicht um den beabsichtigten Mord an einem unschuldigen Kind. Es geht darum, ob ein Mensch wirklich rückhaltlos Gott vertraut, selbst wenn er wirklich überhaupt nichts mehr versteht.“

 

Wasser, das "Göttliche" ist in uns Menschen und wirkt aus uns heraus. Wir können "Es" nur dann begreifen, wenn das "Göttliche" uns den Gedanken eingibt.

 

Manfred Lütz erklärt: „Ludwig Feuerbach war deren herausragendster Vertreter. Für ihn war Gott im Letzten in der Tat ein psychologisches Phänomen. Feuerbach beschreibt den Menschen als Wesen mit unermesslichen Wünschen und Sehnsüchten. Wünschen kann man viel; erfahrungsgemäß gehen aber die meisten Träume nicht in Erfüllung. Deshalb - so Feuerbach - verfällt der Mensch auf einen Trick. Er denkt sich die Erfüllung seiner Wünsche im Himmel. Gott ist die Gestaltwerdung der unerfüllten Wünsche des Menschen, also eine im Kopf des Menschen entstandene Projektion. Punkt.“

 

Er kommt damit aber dem Wesen des "Göttlichen" sehr nahe, dem Wasser, das aus uns heraus wirkt und Einfluss auf unser Denken, unser Gehirn nimmt.

 

Gott sagt: "Ich will es also erklären. Du kannst nicht alles haben, was du willst. Der Akt des Wollens drängt das, was du willst, von dir weg. . . . Der Gedanke ist schöpferisch. Das Wort ist schöpferisch. Handlung ist schöpferisch. Gedanke, Wort und Tat sind die drei Ebenen des Erschaffens. Kannst du mir immer noch folgen? Nehmen wir nun für den Moment den „weltlichen Erfolg“ als Thema, da du davon gesprochen und danach gefragt hast. Nun, hast du manchmal einen Gedanken, der besagt: „Ich will weltlichen Erfolg“. Und hast du auch manchmal den Gedanken: „Ich will mehr Geld“? – Deshalb kannst du weder weltlichen Erfolg als noch mehr Geld haben. (Warum nicht?) Weil dem Universum keine andere Wahl bleibt, als dir die direkte Manifestation jenes Gedankens zu übermitteln, den du hast. Du hast den Gedanken „Ich will weltlichen Erfolg“. Du verstehst, dass die schöpferische Macht dem Geist in der Flasche gleicht. Deine Worte sind ihm Befehl. Nun, deine Worte waren: „Ich will Erfolg.“ Und das Universum sagt: „In Ordnung, du willst ihn.“

Betrachte es mal auf diese Weise: Das Wort „Ich“ ist der Schlüssel, der die Maschine des Erschaffens in Gang setzt. Die Worte „Ich bin“ sind außerordentlich machtvoll. Sie sind Aussagen gegenüber dem Universum. Befehle. Nun, was immer dem Wort „Ich“ folgt (welches das große Ich Bin herbeibeschwört), das hat die Tendenz, sich in der physischen Realität zu manifestieren. Deshalb ergibt „Ich“ + „will Erfolg“: deinen Erfolg wollen. „Ich“ + „will Geld“ ergibt: Du willst Geld. Es kann sich daraus nichts anderes ergeben, weil Gedanken und Worte schöpferisch sind. Und Handlungen ebenfalls. Und wenn du auf eine Weise handelst, die besagt, dass du Erfolg und Geld willst, dann stimmen Gedanken, Worte und Handlungen überein und du kannst sicher sein, dass du die Erfahrung dieses Wollens machst.

Ihr seid sehr mächtige Schöpfer. Nun, angenommen, ihr habt nur einmal einen Gedanken oder eine Aussage formuliert - zum Beispiel im Zorn oder aus Frustration -, dann ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass ihr diese Gedanken oder Worte in Realität umwandelt. Also müsst ihre euch um eine Äußerung wie „Der Schlag soll dich treffen“ oder „Fahr zur Hölle“ oder all die weniger netten Dinge, die ihr manchmal denkt oder sagt, keine Sorgen machen. Aber hast du eine Ahnung vom Ausmaß der schöpferischen Macht, wenn ihr einen Gedanken oder ein Wort immer und immer wieder wiederholt - nicht einmal, nicht zweimal, sondern Dutzende, Hunderte, Tausende von Malen? Mit einem ständigen zum Ausdruck gebrachten Gedanken, einem immer wieder geäußerten Wort geschieht genau das - es wird geäußert. Es wird nach außen hin verwirklicht. Es wird zu eurer physischen Realität . . .  ( . . . und kann so großes Leid verursachen.)

Ja, und sehr oft produziert ihr auf diese Weise eure geliebten Katastrophen. Ihr liebt den Kummer und den Schmerz, ihr liebt das Drama. Das heißt so lange, bis ihr seiner überdrüssig seid. Ihr gelangt in eurer Evolution an einen bestimmten Punkt, an dem ihr aufhört, das Drama zu lieben, aufhört, die „Geschichte“ zu lieben, wie ihr sie gelebt habt. Das ist dann der Punkt, an dem ihr entscheidet - aktiv die Wahl trefft -, eine Änderung des Zustands herbeizuführen. Nur wissen die meisten nicht, wie. Jetzt wisst ihr es. Wollt ihr eure Realität ändern, so hört einfach auf, auf entsprechende Weise zu denken. Denke nicht: „Ich will Erfolg“, sondern: „Ich habe Erfolg.“

 

Unser Blut besteht zu

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 14.09.2014
ISBN: 978-3-7368-3929-8

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