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Leseprobe

Metainformationen zum Buch

Marie lernt in der Mensa die Erstsemesterstudentin Inken kennen und beide freunden sich schnell an, scheuen sich jedoch, weitere Gefühle füreinander zu offenbaren. Als sie allerdings in einem Park überfallen werden, muß Marie ihre Fertigkeiten zur Selbstverteidigung zur Anwendung bringen und anschließend sehr schnell lernen, wie Inken wieder aus der Schockstarre dieses grauenhaften Erlebnisses zu befreien ist.

Weitere Probleme lassen nicht lange auf sich warten.

Die Kapitel werden jeweils von Inken und Marie kommentiert.

Einige Charakteristika dieses Buches:

  • Zeichenanzahl: 1567368
  • Wortanzahl (Token, Wörter): 230105
  • Wortumfang (Worttypen, verschiedene Wörter): 19925
  • Variabilität (Type-Token-Verhältnis): 0.0866
  • Guiraud-Index: 41.5
  • Informationsgehalt (Wortebene): 10.5 Shannon
  • Satzanzahl: 12304
  • Graphiken: 217
  • Alternative Stilvorlagen: 6

Marie: Der Überfall

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelei
    1. Titelseite
    2. Metainformationen
    3. Epigraph
    4. Vorwort
      1. Zum Inhalt
      2. Warnhinweise
      3. Technisches
      4. Maries sowie Inkens Kommentar
    5. Personen der Erzählung
  2. Erzählung
    1. Zwei besondere Typen
    2. Liebe und Leidenschaft
    3. Fördern und Fordern
    4. Freundschaft schließen
    5. Sonntagsausflug
    6. Kontakte
    7. Spielen
    8. Impulse
    9. Entscheidungshilfen
    10. Zwischenfall im Park
    11. Tränenflut
    12. Erwachen
    13. Tatortbesichtigung
    14. Erste Experimente
    15. Aushalten
    16. Belohnung
    17. Zusammen
    18. Erinnerungen
    19. Abwägungen
    20. Kleine Bewährungsprobe
    21. Einsame Fahrt
    22. Glaube, Ethik und Gewalt
    23. Wochenendvorbereitungen
    24. Kontrollbesuch
    25. Experimente
    26. Verehrer
    27. Auftritt
    28. Laborspiele
    29. Finanzen
    30. Spannende Erwartung
    31. Geheimnisse oder Offenbarungen?
    32. Bekenntnis
    33. Deins und meins
    34. Gemeinsame Experimente
    35. Spielzeugsammlung
    36. Rausch
  3. Epilog
  4. Titelseite (Vektorgraphik)

Epigraph

Darin besteht die Liebe: Daß sich zwei Einsame beschützen und berühren und miteinander reden.

Rainer Maria Rilke

Ich will geliebt sein oder ich will begriffen sein. Das ist eins.

Bettina von Arnim

Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe!

Johann Wolfgang von Goethe

Die Liebe will ein freies Opfer sein.

Johann Christoph Friedrich von Schiller

Liebe ist Qual, Lieblosigkeit ist Tod.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

Meine Liebe ist so tief: je mehr ich dir gebe, desto mehr habe ich, denn beides ist unendlich.

William Shakespeare

Wilhelm Busch

Liebe kennt keine Belohnung. Liebe ist um der Liebe willen da.

Konfuzius

Viele verstehen nur, die Liebe zur Unmöglichkeit zu machen, versagen bei der Möglichkeit zu lieben.

Bertine-Isolde Freifrau von Brockelstedt

Im Augenblick der Liebe wird der Mensch nicht nur für sich, sondern auch für den anderen Menschen verantwortlich.

Franz Kafka

Kein Werk ist zu niedrig, das aus Liebe getan wird.

Bettina von Arnim

Vorwort

Zum Inhalt

Diese Erzählung knüpft an Erlebnisse der Autorinnen Marie und Inken an, gleichwohl ist die Angelegenheit nicht so simpel, daß man den Inhalt einfach biographisch verstehen könnte. Marie und Inken bestehen auf Distanz zwischen ihren eventuellen Erlebnissen und ihrem Hier und Jetzt. Es steht ein Konjunktiv im Raum, das Erlebnis kann nahezu so stattgefunden haben, es kann auch künstlerisch verdichtet sein.

Marie und Inken bewahren die Distanz auch, indem sie auf eine Ich-Erzählung verzichten, der Erzähler bleibt abstrakter und hat Einblick in verschiedene Gedankenwelten, wie sie Marie und Inken als Autorinnen leicht haben mögen, Marie und Inken als Protagonistinnen müßten hingegen sehr scharfsinnig sein, um immer zu ahnen, was genau in den Köpfen der Menschen vorgeht, mit denen sie es gerade zu tun haben – oft ist das zum Zeitpunkt des Erlebens auch von untergeordneter Bedeutung. Marie und Inken würden sich da schriftlich nie so genau festlegen.

Marie und Inken haben länger überlegt und geknobelt, wie sie ihr Kennenlernen schildern können, wie künstlerisch verdichten. Wirklich geschrieben hat das Buch Marie, Inken hat aber ihre Sichtweise eingebracht, intensiv beraten und viel aus ihrer Erinnerung erzählt.
Hinzu kommen ferner die Kommentare von Marie und Inken, die noch einmal eine etwas andere Sichtweise auf die Ereignisse werfen, die zum Zeitpunkt des Schreibens etwa ein Jahr zurückliegen. So ergibt sich auch eine interessante Erzählsituation, in welcher die Protagonisten am Ende eines jeden Kapitels über die Ereignisse reflektieren und diese kommentieren. Damit gibt es ebenso für das Publikum immer wieder eine gute Gelegenheit zum Innehalten und Reflektieren statt nur einfach mitzuerleben.

Das heikle sowohl bei persönlichen Geschichten als auch bei Geschichte weitreichenderer Ereignisse ist, daß jene Geschehnisse alle in einer Vergangenheit stattfanden, welche im Moment des Erzählens oder Diskutierens einer Überprüfung nur noch bedingt zugänglich sind – es mag Zeitzeugen geben, Indizien, Spuren der Vergangenheit, mehr aber auch nicht.
Wer mag sie nennen, wer finden?
Persönliche Erinnerungen unterliegen im Gehirn natürlich immer einem steten Wandel, einer Anpassung an den Verlauf der Zeit, an neue Erfahrungen, an die Reflexion über die Ereignisse, von daher werden gerne die anderen Spuren der Vergangenheit oder wenigstens die Erinnerungen vieler Menschen verwendet, um daraus ein sozialisiertes Bild der Vergangenheit zu konstruieren. Dieses Bild ist absichtlich oder eben durch die Auswahl der Personen immer unvollständig sowie der aktuellen Sicht der Erzähler auf jene betrachteten Ereignisse unterworfen. Folglich gibt es formal eigentlich keine nachvollziehbare Wahrheit über die Vergangenheit, alles ist Erzählung, alles verdichtet zu einer Idee, einer Geschichte, die so ungefähr stimmen mag. Die Erzählung wird im besten Falle zur Essenz der Reflexion über die Ereignisse, welche gerade im Fokus der Betrachtung standen.
Diese Erzählung reiht sich in diesen munteren Reigen des Verdichtens und Dichtens natürlich ein, erhebt nicht einmal den Anspruch, historisch genau zu sein. Dies wird ja auch niemand von den Klassikern der Belletristik behaupten, im Grunde nicht einmal von Autobiographien allgemein. Diese Genauigkeit wird vielmehr der künstlerischen Verdichtung oder auch Dichtung explizit untergeordnet, um vor allem ein literarisches Werk mit einer Sicht zu erschaffen, wie sie die Autorinnen vertreten möchten, wie diese sich erinnern möchten.

Es wurde auch ausgiebig diskutiert, wie ausführlich welche Details der Erzählung geschildert werden sollten, an welchen Stellen die Erzählung besser etwas allgemeiner gehalten werden soll und wie und mit welchen Worten, Wörtern alsdann bestimmte Details beschrieben werden sollen. Solcherlei Auswahl oder Entscheidung ist nicht so einfach, die Geschmäcker sind ja verschieden, es hat sich jedoch herausgestellt, daß Marie und Inken in der Hinsicht einen ziemlich ähnlichen Geschmack haben, lediglich hinsichtlich der Fülle der Details hat Inken etwas mehr ermuntert sowie angeregt.
Lokalitäten ebenso wie Forschungs- und Studieninhalte wurden hingegen absichtlich allgemein gehalten oder aber gar künstlerisch verfremdet, auch um beteiligte Personen vor einer Identifizierung zu bewahren. Entsprechend sind einige Zeitabläufe leicht modifiziert.

Die Anwendung bestimmter Praktiken und Methoden sowohl in der Selbstverteidigung als gleichfalls bei den Libertines sind absichtlich nicht sonderlich realistisch, detailgetreu und zur Nachahmung geeignet geschildert. Wer sich fachgerecht und erfolgreich selbst verteidigen möchte oder muß, auch wer Angreifer abschrecken will, dem seien dafür vorgesehene Kurse mit praktischer Anleitung sowie Betreuung empfohlen.
Für Praktiken der peinlichen Behandlung ist ebenfalls dringend zu empfehlen, sachgerechte Anleitung hinzuzuziehen und sich ebenfalls mit Materialien sowie Kursen auf unvorhergesehene Zwischenfälle vorzubereiten:
Diese Methoden erfordern Erfahrung sowie Disziplin in der Ausführung, zudem gewisse medizinische Grundkenntnisse und eventuell ebenso medizinisches Gerät für den Notfall, um auf Überreaktionen des Opfers angemessen reagieren zu können. Es wird hier absichtlich nicht präzise aufgelistet, welche Kenntnisse, Maßnahmen und Geräte verfügbar sein sollten, um im Notfall angemessen reagieren zu können, gerade weil von einer Nachahmung dringend abgeraten wird.

Die Namen anderer Beteiligter wurden zum Schutz ihrer Privatsphäre natürlich verändert. Entsprechend sind die Portraits fiktiv und entsprechen nicht den wirklichen Konterfeis dieser Beteiligten. Zur künstlerischen Freiheit und Verdichtung ist hier ebenfalls zu zählen, daß einige Charaktereigenschaften verfremdet oder von anderen Personen übernommen wurden. Letztlich sind die jeweiligen Vorbilder also mitnichten im biographischem Sinne realistisch beschrieben.

Das Buch gehört zur Serie ‚Marie‘. Die Bücher dieser Serie können unabhängig voneinander gelesen werden. Zeitlich liegen die Ereignisse von ‚Marie: Der Überfall‘ jedoch kurz hinter denen von ‚Marie: Die Gruft‘, deutlich früher ist ‚Marie: Der Atelierbesuch‘ anzusiedeln. Die Rahmenhandlung von ‚Marie: Drachen‘ ist noch etwas früher anzusiedeln. Ein paar Details in diesem Buch stehen in Zusammenhang mit Vorkommnissen in den anderen, insofern können sich aus den anderen Büchern eventuell ein paar mehr Aspekte erschließen, sofern diese Interesse erwecken sollten.

Warnhinweise

Das Buch enthält in einigen Bereichen Schilderungen von Praktiken aus den Bereich Sadismus.
Eine Nachahmung wird ausdrücklich nicht empfohlen. Verantwortung für eine Zuwiderhandlung gegen diese Empfehlung kann von den Autorinnen nicht übernommen werden.
Nicht nur bei Personen mit angegriffener Gesundheit kann ein solches Erschrecken oder eine fehlerhafte sadistisch-masochistische Quälerei gravierende körperliche Folgen haben, welche eine unmittelbare Behandlung durch Fachpersonal notwendig machen kann. Es können zudem psychische Probleme beim Opfer auftreten oder aufgedeckt werden, welche anschließend behandlungsbedürftig sind.

Insbesondere die sadistisch-masochistischen Praktiken und Spielereien sind absichtlich nicht besonders detailliert geschildert, um Nachahmung durch Laien zu vermeiden. Diese Methoden erfordern Erfahrung sowie Disziplin in der Ausführung, zudem gewisse medizinische Grundkenntnisse und eventuell auch medizinisches Gerät für den Notfall, um auf Überreaktionen des Opfers angemessen reagieren zu können. Es wird hier absichtlich nicht präzise aufgelistet, welche Kenntnisse, Maßnahmen und Geräte verfügbar sein sollten, um im Notfall angemessen reagieren zu können, gerade weil von einer Nachahmung dringend abgeraten wird.
Das Buch ist also auf gar keinen Fall als Anleitung oder Empfehlung für derartige Aktivitäten zu verstehen. Als Bestandteil des Lebens der Protagonistin sind diese aber – so weit für den Fortgang der Handlung erforderlich – angedeutet.
Wer Interesse an derartigen Praktiken hat, der sei zum einen an einschlägiges Fachpersonal verwiesen, ferner ebenso auf peinliche, treffsichere sowie treffende Fachliteratur.
In diesem Zusammenhang sei auch noch betont: Viele fühlen sich berufen, doch nur wenige sind befähigt.
Überdies existiert auch noch ein Unterschied zwischen den Gesandten und den Geschickten. Es kann fatale Folgen haben, wenn bei einer peinlichen Behandlung die Berufenen, Gerufenen, Gesandten keine Geschickten sind.
Ausgeprägt psychopathische Sadisten sollten nur unter Aufsicht quälen und Masochisten sollten sich solchen Personen in keinem Falle unter unkontrollierten, unbeaufsichtigten Bedingungen anvertrauen.

Technisches

Die skalierbaren Vektor-Graphiken im Buch haben eher dekorativen Charakter, zum einen sind es abstrahierte Portraits der Protagonisten, zum anderen aber auch digitale abstrahierte oder im Falle der Trennlinienscharen komplett abstrakte sowie rein dekorative Werke.
Gegebenenfalls sind optionale Hinweise zur Vorlage im Quelltext der Graphik als Metainformation angegeben.
Sofern davon auszugehen ist, daß bei Vektorgraphiken als Vorlagen die Überarbeitung nicht zu einem eigenständigen, unabhängigen Werk geführt hat, ist immer die Quelle als Metainformation angegeben, in den fraglichen Fällen ist dies allerdings ebenfalls optional, weil diese Vorlagen als gemeinfrei gekennzeichnet sind.
Es wird ferner davon ausgegangen, daß die vektorisierten Werke eigenständig und unabhängig von der Vorlage sind, weil sie sowohl technisch als auch inhaltlich keinen Bezug mehr zur Vorlage haben, sondern einen komplett neuen und assoziativen Bezug zur dieser Erzählung haben.

Technisch wurden bei diesem EPUB einige Hilfen integriert, um dem Leser besseren Zugang zum Inhalt zu ermöglichen. Es gibt etwa verschiedene Stilvorlagen, zwischen denen gewählt werden kann. Bei einem Darstellungsprogramm, welches EPUB komplett interpretieren kann, wird es eine solche Auswahlmöglichkeit geben. Von daher kann dann leicht zwischen heller Schrift auf dunklem Grund und einer dunklen Schrift auf hellem Grund gewechselt werden. Für eigene Einstellungen eignet sich der ebenfalls alternativ verfügbare einfache Stil, welcher lediglich einige Strukturen hervorhebt oder anordnet.

Verfügbare alternative Stilvorlagen:

  • hell auf dunkel: Hellgraue Schrift auf dunkelgrauem Hintergrund, Voreinstellung
  • dunkel auf hell: Dunkelgraue Schrift auf hellgrauem Hintergrund
  • finster: Helle Schrift auf dunklem Hintergrund, farbige Variante
  • vergilbt: Dunkle Schrift auf hellem Hintergrund, farbige Variante
  • Pogo: Stil im blau-violetten Bereich mit Farbverlauf als Hintergrund – wie der Name schon andeutet hinsichtlich des Lesevergnügens etwas aggressiver und fordernder
  • einfach: Einfacher Stil ohne Farbangaben, besonders geeignet zur Kombination mit eigenen Vorgaben

Autorinnen sowie Mitarbeiter dieses Buches haben keinerlei Einfluß auf Mängel, Fehler, Lücken in der Interpretation von EPUB durch das jeweils verwendete Darstellungsprogramm. Bei Darstellungsproblemen sollten diese zunächst analysiert, lokalisiert werden. Dazu kann es unter anderem als erster Schritt helfen, mit verschiedenen Programmen auf Reproduzierbarkeit zu prüfen oder auch mit speziellen Prüfprogrammen zu verifizieren, daß insbesondere im Buch selbst wirklich kein Fehler vorliegt.
Entsprechend wird es anschließend möglich sein, eine zielführende Fehlermeldung korrekt zu adressieren. Die Autorinnen sowie Mitarbeiter können je nach Fehler durchaus die korrekten Ansprechpartner sein. Bei der Qualität aktueller Darstellungsprogramme können dies jedoch gleichfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit die Entwickler dieser Darstellungsprogramme sein. Entsprechend sind möglichst präzise Angaben zum Problem bei einer Fehlermeldung immer hilfreich.
Generell ist die Fehlerrate bei Darstellungsprogrammen vom Typ Brauser gängiger Anbieter deutlich geringer als bei speziellen Programmen oder Erweiterungen für Brauser zur Interpretation von EPUB. Insofern kann es bei größeren Problemen mit der Darstellung ebenfalls ein Ausweg sein, das EPUB-Archiv zu entpacken (es handelt sich bei EPUB immer um ein Archiv vom Typ ZIP, das Buch alsdann direkt im Brauser zu lesen, wozu zunächst die Datei Inhaltsverzeichnis.xhtml im Verzeichnis Inhalt aufzurufen ist, um einen Einstieg in die Lesereihenfolge sowie einen Überblick über den Inhalt zu bekommen. Über die Verweisfunktion des Verzeichnisses kann anschließend jeweils der gewünschte Inhalt aufgerufen werden. Die Inhaltsseiten haben zudem unten jeweils eine kleines Menü als Hilfe, um zurück zum vorherigen Kapitel zu gelangen, zum Inhaltsverzeichnis oder vor zum nächsten Kapitel, um diese Nutzung als entpacktes Archiv weiter zu vereinfachen.
Diese Nutzung mit entpacktem Archiv kann gleichfalls nützlich sein, um Probleme oder Fehler zu lokalisieren. Bei Einzeldokumenten sind überdies andere Prüfprogramme verwendbar.

Bei automatischen Konversionen dieses Buches im Format EPUB in andere Formate können diverse Mängel auftreten, welche sowohl an Fehlern und Problemen der zu naiv und einfach konzipierten Konversionsprogramme als auch an dem Format liegen können, in welches konvertiert wird. Autorinnen und Mitarbeiter dieses Buches haben keine Kontrolle über spätere Manipulationen oder Formatkonversionen, haben also keinen Einfluß auf die komplette Verfügbarkeit von Inhalten und Hilfen solch manipulierter Versionen. Sie empfehlen daher dringend, das unveränderte Original zu verwenden und sich dieses von einem leistungsfähigen Darstellungsprogramm präsentieren zu lassen.

Manuell ist es recht problemlos möglich, einige Techniken und Merkmale des Buches so weit zu vereinfachen, Inhalte anders aufzubereiten, um diese auch in verminderter Qualität in anderen Formaten verfügbar zu machen. Insbesondere bei wohl noch immer recht beliebten proprietären Amazon-Formaten (Mobipocket oder KF8) ist es recht einfach, ein passend vereinfachtes EPUB zu erstellen, aus welchem sich ein lesbares Buch in diesen minderwertigeren Formaten erzeugen läßt, sofern man sich mit EPUB sowie den Möglichkeiten dieser Formate etwas auskennt.

Maries sowie Inkens Kommentar

„Na?
Nun ist Sommer 2022, also genau ein Jahr nach der Veröffentlichung der ersten Ausgabe der vereinfachten Händler-Version des Buches, und diese vereinfachte Textausgabe noch immer nicht bei den Händlern verfügbar‽“, fragte Inken.
Marie antwortete: „Nun, es ist doch erst ein Jahr verstrichen, es gab anfangs die üblichen Zurückweisungen, zunächst von einem Händler, welcher von BookRix nicht namentlich genannt wird.“
Inken hakte nach: „Woran lag es?
War etwas falsch?“
Marie erläuterte: „Nein, wir hatten ja selbstverständlich alles vor der Veröffentlichung geprüft, entspricht natürlich komplett den Spezifikationen. Woran es liegt, daß BookRix den Namen des Händlern nicht offenbaren will, kann ich nicht sagen, sie mauern diesbezüglich immer, bloß in wenigen Fällen ist es eindeutig den weitergeleiteten Fehlermeldungen zu entnehmen, in diesem Falle allerdings nicht.
Zudem haben wir ja bereits eine stark vereinfachte Textausgabe extra für Händler eingereicht, welche hinsichtlich bekannter Vorgaben von BookRix gegenüber der normalen Ausgabe pessimiert wurde. Dabei wurden auch bekannte Willkürlichkeiten oder Mängel von Prüfskripten der Händler berücksichtigt, eventuell mit Künstlicher Dummheit in diesen Skripten drin inklusive. Allerdings habe ich den Eindruck, daß dieser oder jener Händler absichtlich sowie per Zufall falsche Fehlermeldungen zurückgibt, um Macht durch Willkür zu demonstrieren. Diese Leute möchten demütigen, indem sie unabhängige Autoren dazu nötigen, bei ihnen lediglich schlecht umgesetzte digitale Bücher zu veröffentlichen.“
Inken zog ihre Nase kraus: „Demütigen sowie Machtspiele lassen wir ja nicht gerne mit uns machen …“
Marie meinte dazu: „Nun, diese Leute leben in einer eigenen Welt ihrer persönlichen Irrungen, Verfehlungen, sitzen jedoch am längeren Hebel, was sie ausnutzen, eben eine grobe Charakterschwäche. Wir sollten uns darüber amüsieren, wie die sich mit immer neuen, absurden Einfällen aufplustern. Sie verhindern ja keineswegs die Veröffentlichung der Texte an sich auch bloß eine Sekunde, dafür haben wir seit Jahren gesorgt. Nun, also ironische, lustige Revanche kommentieren wir nun obendrein eben ein wenig.“

Inken wollte wissen: „Worum ging es genau bei den obskuren Meldungen?“
Marie informierte: „Plötzlich sollen Beschreibung oder Klappentext lediglich noch maximal 250 Zeichen lang sein …“
Inken bekannte: „Was nicht viel ist, mal gerade zwei oder drei einfache Sätze?“
Marie stimmte zu: „So in etwa …“
Inken erkundigte sich weiter: „Wie haben wir darauf reagiert?“
Marie tat kund: „Wir umgehen das Problem auf technischer Ebene, also selbe Beschreibung, jedoch vermutlich derart ausgezeichnet, daß das fehlerhafte Programm die Beschreibung nicht mehr als solche findet oder identifiziert, andere Programme allerdings vermutlich auch nicht – steht bloß noch so da …“
Inken war erstaunt: „Ach?
Ist dies nicht semantisch mangelhaft?“
Marie beruhigte: „Kein Drama, formal ist alles korrekt, formal weiterhin maschinenlesbar, semantisch einwandfrei, bloß unerwartet umgesetzt. Das menschliche Publikum findet den Text bei Bedarf ohnehin anderweitig unverändert inklusive semantischer Textauszeichnung mit Absätzen bei den bibliographischen Angaben zum Buch. Drollig zudem: Durch die andere Umsetzung mit zwei Elementen in dieser Ausgabe mit verändertem Inhalt ist die Beschreibung nunmehr ja sogar noch länger geworden – passiert eben, wenn Unfug gefordert wird …“

Inken fragte: „Noch mehr Probleme oder Fehlleistungen von jenem anonymen Händler?“
Marie nickte: „Ja, einen zweiten Ablehnungsgrund gibt es noch, welcher zudem typisch unspezifisch formuliert ist, damit es im Grunde unmöglich wird, herauszufinden, was wirklich gemeint ist.“
Inken erwiderte: „Um was geht es in einfachen Worten?“
Marie versuchte es: „Es wurde behauptet, daß Inhaltsverzeichnis enthielte weniger als drei Einträge, es sollte mindestens einer zum Titelbild, einer zum Titel, einer zum Impressum sowie einer zum Textbeginn vorhanden sein …“
Inken brummte: „Hmmm, dies wären schon vier Einträge, mitnichten drei, wobei wir diese vier sowieso alle bereits im Impressum haben, insgesamt sind es deutlich über vierzig Einträge in der beanstandeten Ausgabe gewesen …“
Marie hob den Finger: „Sage ich doch, widersprüchliche, unzutreffende Angaben ohne nachvollziehbare Möglichkeit, damit gezielt umzugehen!“
Inken spekulierte: „Pfft, hört sich wirklich nach Psychopathen oder Soziopathen mit einem erheblichen persönlichen Defizit an – doch wir können mangels persönlicher Bekanntschaft oder anderweitiger psychologischer Expertise bloß spekulieren, was die Ursachen dieser Fehlleistungen beim Händler ist.
Was ist unser nächster Zug in diesem verwirrenden Spiel?“
Marie erläuterte die Strategie: „Wir legen ähnlich wie bei einem gedruckten Buch eine traditionelle Titelei an. Buchhändler, Verleger und so weiter sind meist Traditionalisten oder eben auch Papierbuchfetischisten. Deshalb wird auch noch immer wieder versucht, digitalen Büchern geradezu zwanghaft den Charakter eines auf Seiten gedruckten Buches aufzudrücken, obgleich dies ziemlich abwegig ist …“
Inken stimmte zu: „In der Tat, eine Perversion, wohl nur nachvollziehbar, wenn man demselben Fetisch verfallen ist – jedoch, was bringt diese Titelei konkret für das Publikum?“
Marie grinste: „Im besten Falle nichts, im ungünstigeren Falle bei fehlerhaften Darstellungsprogrammen einen Programmabsturz, denn nun haben wir etwas Neues drin: Neben dem alten Titelbild, welches als Vektorgraphik eingebettet ist, welches nun im Inhaltsverzeichnis als Antiporta, auch Schmutztitel oder Schutztitel benannt ist, kommen noch zwei weitere Titel hinzu …“
Inken bekannte schmunzelnd: „Ui, das sind viele Titel …“
Marie verkündete süffisant: „Papierbuchfetischisten können nie genug von Titelseiten sowie Buchtiteln bekommen. Da gehen die richtig ab. Vakatseiten, also absichtlich leere Seiten lieben sie allerdings beinahe gleichermaßen …“
Inken warf ein: „… welche man in gedruckten Büchern gut für Notizen, Besitzansprüche, Grüße bei Geschenken nutzen kann, als Exlibris, wie bereits Christian Morgenstern in einem schönen Gedicht eindringlich formulierte – hmmm, bei einem digitalen Buch indes … nutzlos …“
Marie widersprach: „Keineswegs für Papierbuchfetischisten oder Seitenblätterfetischisten. Diese gehen darin auf, ejakulieren geistig geradezu, wenn man ihnen einfach mal eine absichtlich leere Seite anbietet, um diese wenigstens gedanklich beflecken zu dürfen, dadurch fühlen diese sich warm verstanden.
Doch zurück zum Problem:
Zuvor war auch ein Pixelbild im Format PNG im Buch enthalten, dieses wird nun als Frontispiz in ein gesondertes Titeldokument integriert …“
Inken sprach nach: „Frontispiz – schönes Wort, bin unbedingt dafür, daß ein solches ins Buch kommt – warum auch immer!“
Marie lachte, versicherte: „Ist schon drin.
Das läuft nun mit den Titelseiten fast wie mit den Buletten vom Bäcker – ‚hätte gerne noch ein Brötchen dazu‘ – ‚ist bereits drin‘ – ‚hätte trotzdem gerne noch ein Brötchen dazu‘ – ‚ist auch schon drin!‘
Ferner kommt somit noch einmal die gleiche Vektorgraphik wie beim Schmutztitel als Titelbild vor, diesmal allerdings nicht eingebettet, vielmehr als eigenes Inhaltsdokument als Titelblatt …“
Inken sinnierte: „Dies sollte doch auch Seitenblätterfestischisten befriedigen. Wobei ja sowieso bei einem digitalen Buch eigentlich nichts schmutzig werden kann …“
Marie berichtigte: „Inken, schmutzige Gedanken können alles beschmutzen, wer einmal dem Papierbuchfetisch verfallen ist, wird automatisch zum digitalen Schmutzfinken. Allerdings hat dies Vorgehen einen klitzekleinen Haken …“
Inken hakte also nach: „Welchen?“
Marie schmunzelte: „Ich ahnte, daß du dies fragst, aber gut. Bei der ersten Version der Textausgabe hatten wir einen Fehler kaschiert oder vertuscht, dem Publikum erspart, welchen leider mehrere Darstellungsprogramme aufweisen, darunter beispielsweise die Versionen 4 sowie neuer von Calibre, diese quittieren den Dienst, wenn sie eine Vektorgraphik als Inhaltsdokument darstellen sollen, wobei dies einerseits bei älteren Versionen problemlos funktionierte, der Fehler dem Entwickler von Calibre überdies lange bekannt ist, es zudem technisch auch noch einfacher ist, derartige Graphiken als eigenständige Dokumente zu präsentieren als dies eingebettet in ein anderes Format sowie trickreich mit einer besonderen Stilvorlage dimensioniert zu tun. Jedenfalls, klickern nun die bedauernswerten Nutzer derart grob fehlerhafter Programme das Titelblatt im Inhaltsverzeichnis an, so bekommen sie statt Inhalt die Fehlermeldung des jeweiligen Programmes oder auch nichts mehr dargestellt …“
Inken schüttelte den Kopf: „Klingt nach einer lustigen Falle, klickern sie es nicht an, funktioniert indes unser Buch?“
Marie nickte: „Klar doch, ist mehr oder weniger bloß eine Falle für Seitenblätterfestischisten sowie Papierbuchfetischisten, welche sich gerne in der Titelei immer wieder die gleiche Information ansehen möchten, jedoch lediglich, wenn sie diese Programme mit dem Fehler verwenden, die anderen haben weit weniger Spaß dabei …“

Inken bekannte: „Was soll’s?
Was ist sonst noch drin in der Titellei?
Schutztitel oder Schmutztitel bei einem digitalen Buch ist ja sowieso witzig, versehentlich beschmutzen sollte erheblichen absichtlichen Aufwand bedeuten …“
Marie merkte dazu an: „Das Buch ist ja nicht verschlüsselt, läßt sich also durchaus digital beschmutzen, wobei ein Schmutztitel dies in der Tag niemals verhindern kann. Ferner könnte jemand etwa auch ein weiteres Inhaltsdokument mit einer Widmung hinzufügen, dafür braucht es nicht einmal eine Vakatseite.
Primär steht im Inhaltsverzeichnis nun jedenfalls explizit, daß in den Metainformationen zum Buch auch das Impressum sowie sonstige bibliographische Angaben zu finden sind …“
Inken fragte verblüfft: „Wo sollten diese sonst zu finden sein?“
Marie zuckte ihre Schultern: „Keine Ahnung, sobald wir derlei Seitenblätterfestischisten, Unordnungsfanatiker, Wortklabauterer sowie Traditionalisten verstehen könnten, wären wir ja selbst auf die schiefe Bahn geraten, besser also nicht zu sehr in diese Irrungen sowie Hirngespinste hineinversetzen … immerhin haben wir uns durchaus Mühe gegeben, das Inhaltsverzeichnis wird dadurch nun zu einer verschachtelten Liste, hat also eine zweite Strukturebene bekommen, welche die Titelei vom eigentlichen Inhalt als solche abhebt, die magische dritte Strukturebene ergibt sich obendrein, weil ja dieses Vorwort drei Unterabschnitte hat, welche also diese dritte Strukturebene darstellen …“

Inken wollte sichergehen: „Abheben, verschachtelte Listen, Strukturebenen, erläuternde Worte dazu, Strukturen, welche auf der magischen sowie geforderten Drei basieren – einige speziellere Gemüter werden dies Inhaltsverzeichnis lieben … sowieso könntest du durchaus mal ein Buch veröffentlichen, welches bloß aus verschachtelten Inhaltsverzeichnissen mit magischen oder märchenhaften Anzahlen von Einträgen sowie Ebenen besteht, allesamt ungeschriebene Bücher betreffend …“
Marie warf ein: „Quasi eine Hommage an Stanisław Lem, einst gab ich dir ‚Die vollkommene Leere‘ sowie ‚Imaginäre Größe‘ zum Lesen, daher vermutlich deine Assoziation …“
Inken stimmte sogleich zu: „In der Tat. Wie dem auch sei.
Damit hätten wir’s?“
Marie seufzte, führte weiter aus: „Wo denkst du hin. Weil ja nun einerseits ebenfalls die Kennzeichnung des Textanfangs gefordert wurde, andererseits nun die Titelei abgesondert als Sektion des Inhaltsverzeichnisses strukturiert ist, kommen nun also die Kapitel mit der Erzählung samt unseren Kommentaren in eine entsprechende eigene Sektion auf gleicher Ebene …“
Inken strahlte: „Prima – es war doch allerdings noch die Rede von magischen drei Einträgen?
Ist dies auch in dieser Dimension hinzugekommen, über die Anzahl der Unterabschnitte des Vorwortes hinaus sowie die Verschachtelungstiefe betreffend?“
Marie lobte: „Gut aufgepaßt. Folglich dachte ich mir, muß noch eine dritte Sektion her, um alles abzurunden …“
Inken stieß hervor: „Uff, nun bin ich wirklich gespannt wie ein Flitzebogen – was bloß tun wir da noch rein, ohne etwas am Inhalt zu ändern?“
Marie neigte milde den Kopf: „Na, überlege doch mal, was beim gedruckten Buch nach den eigentlichen Kapiteln kommt …“
Inken grübelte: „Hmmm, Nachwort oder Epilog, eventuell noch ein paar von diesen leeren Seiten, dazu der Buchdeckel hinten …“
Marie klopfte ihr lobend auf die Schulter: „Eben, genau so wird es gemacht, um das Buch hintenrum harmonisch abschließen zu können …“
Beide lachten.

Inken fragte neugierig: „Mit welchem Fachwort wird denn eigentlich dieser Rest vom Buch nach den eigentlichen Kapiteln mit dem Inhalt bezeichnet?“
Marie sann nach, räumte alsdann ein: „Knifflig. Buchdecke bezieht sich auf die Titelseite sowie die rückwärtige Seite, ebenso der Schutzumschlag, Buchspiegel sind die Innenseiten des Deckels, ebenfalls beidseitig, Abspann gilt lediglich bei Filmen, der Anhang wiederum beinhaltet etwas anderes, was eher noch zum eigentlichen Inhalt gehört oder sich unmittelbar darauf bezieht, ähnlich wie eigentlich Epilog, Glossar, Nachwort, Register, Addendum, Appendix, Annex, Nachtrag, Endnoten. Wird solch ein Anhang allerdings mit Buchspiegel, Vakatseiten, hinterer Buchdeckel zusammengefaßt, paßt diese Kombination nicht mehr gut unter diesen Begriff.
Dafür gibt es somit in der deutschen Sprache wohl keinerlei Fachbegriff, im Englischen nennt man den Teil vorne übersetzt einfach den vorderen Teil oder die vordere Angelegenheit oder Materie, hinten entsprechend den hinteren Teil oder die hintere Angelegenheit. Analog dreht man Titelei nicht so einfach um …“
Inken schlug vor: „Hmmm, Finalisierung, Buchabschluß, wegen hintenrum vielleicht Potelei, Endelei, oder irgendwas in Latein, klingt immer, als ob wir uns auskennen würden – oder wirklich umgedreht: Ieletit“
Marie bekannte: „Potelei, Endelei, Ieletit gefallen mir persönlich sehr, allerdings als Neologismen zu gewagt in Hinblick auf Traditionalisten, nun, wir könnten es in Klammern setzen, ansonsten Schluß statt Kuß?“
Inken lachte, nickte: „Schluß sollte wohl reichen, soooo vertraut wollen wir mit diesen Fetischisten doch nun auch wieder nicht werden …“
Marie brummte: „Nun gut, gestalten wir dies ähnlich wie die Titelei, spendieren als Buchspiegel oder Dublüre sowie Buchdeckel noch jeweils einen dekorativen Wumms als Vektorgraphik, dazu noch den Buchrücken sowie eine Vakatseite zur Abrundung … Latein ist allerdings ein wirklich wertvoller Gedanke: in extremo libro“
Inken nickte begeistert: „Gefällt mir!
Also kommt diese Ausgabe somit auf mehr als fünfzig Einträge im Inhaltsverzeichnis, eindeutig mehr als wenigstens drei, welche nachgezählt mindestens vier sein müssen.“

Nach einer kleinen Pause nahm Inken das Gespräch erneut auf: „Also, alle Ergänzungen sind im Grunde ein Spaß, Dekoration, welche eigentlich vermieden werden sollte, ein Tribut an den Papierbuchfetischismus zur Erbauung weniger des Publikums, mehr schon weniger Buchprüfer, welche unverbesserliche, unbelehrbare, mit Spezifikationen, guten Sitten unvertraute Traditionalisten sind …“
Marie mahnte mit dem Finger: „Wirst ja richtig fuchtig!
Soviel Aufmerksamkeit, Emotion, Aufgewühltheit haben diese Fragwürdigen doch gar nicht verdient!
Aber nein, für das allgemeine Publikum ist die zusätzliche Dekoration doch auch nett, dazu unser Dialog hier als kurzweilige Dreingabe, den es so ja bloß in der vereinfachten Händlerausgabe geben wird, also exklusiver Bonusinhalt, was will das kaufwillige Publikum mehr – also falls überhaupt jemand je zugreifen mag … ist ja mitnichten gesagt …“
Inken schmunzelte: „Ich mache mir keine Illusionen, reich werden wir damit wohl keinesfalls werden … ob diese irre Diskussion zudem wirklich für andere ebenso kurzweilig wie für uns ist?“
Marie bekräftigte: „Klar, für uns schon einmal gewiß, Spaß muß sein, wenn wir schon noch einmal an dem Buch etwas ändern müssen – was wäre das Leben ohne Spaß über ein paar Fetischisten?
Es ist möglich – jedoch sinnlos!“

Inken hatte noch eine Frage auf Lager: „Also, gehen wir mal davon aus – verwegener Gedanke, daß ist nicht bloß Perversion, Fetischismus oder fehlgeschlagene Autorendemütigung – was könnten jene anonymen Händler-Phantome sonst davon haben?
Letztendlich handelt es sich doch wahrscheinlich um Kapitalisten, verdienen mit am verkauften Buch …“
Marie nickte: „Nicht zu knapp, je nach Händler kommen vom Bruttopreis bei uns bloß grob fünfzehn bis dreißig Prozent an, selten mehr, ein kleinerer Teil geht als Mehrwertsteuer weg, ein weiterer an BookRix, die Händler bedienen sich allerdings zuerst. Der Haken bei der Buchpreisbindung besteht darin, daß wir nicht festlegen können, was wir pro verkauftem Buch Netto heraushaben wollen, somit gibt es keinerlei Marktanreiz für die Händler, welcher die Preise fair regeln würde. Wenn ein Händler eine größere Marge haben will, ist dies immer zum Nachteil der Autoren oder auch Verteiler wie BookRix, mitnichten zu Lasten etwa der Käufer. Die Marktmacht trifft also vor allem Autoren, welche selbst veröffentlichen. Diese Art von Buchpreisbindung ist beim anvisierten Ziel des Schutzes von Bildung sowie Kultur folglich mindestens ein Schuß in den Ofen, in dieser Form eher kontraproduktiv, schafft eher Frustration statt Anreiz zu unternehmerischer Tätigkeit als selbständige Autoren im Dschungel von Verlagen, Verteilern, Händlern.
Ferner ist es den Händlern ja sowieso egal, wessen Bücher sie verkaufen, Hauptsache die eigenen Einnahmen stimmen. Von daher ist es vorteilhaft, wenn das Publikum primär teure gedruckte oder digitale Bücher von Verlagen bei der Suche beim Digital-Händler findet. Durch Werbung für diese haben die Händler zudem zusätzliche Einnahmen, ebenso durch Herdentrieb, ausgelöst durch Ranglisten – was oben in irgendeiner Liste steht, wird öfter gekauft; in Kombination mit Werbung, geschickter Anordnung ist es somit gar nicht gut für Händler, wenn das Publikum im großen Umfang Bücher unabhängiger Autoren findet. Entsprechend ist auch die Suche gezielt pessimiert, daß möglichst bloß gefunden wird, was dem Händler mehr Geld pro Buch einbringt.
Dazu gibt es den Trick ‚Wird oft zusammen gekauft‘, wo immer ein oder mehrere teure Bücher vorgeschlagen werden, wobei es ja bereits gelungen ist, den Betrug darin zu belegen, wenn sich das fragliche Buch zu dem Zeitpunkt kurz nach Beginn der Verfügbarkeit beim Händler noch kein einziges Mal verkauft hat …“
Inken warf ein: „Betrug der Kunden!“
Marie grinste.

Kurz darauf führte Marie weiter aus: „Gedruckte Bücher von Verlagen lassen sich teurer verkaufen, sind folglich für den Händler lukrativer, warum sollte dieser also ein Interesse daran haben, günstige, qualitativ hochwertige digitale Bücher zu verkaufen?
Für den Händler ist es sehr vorteilhaft, immer weiter die Illusion zu verbreiten, daß die Technik der digitalen Bücher nicht ausgereift, fehlerhaft ist, daß es sich eigentlich um unattraktive Mängelexemplare handelt – was wiederum auch ein Grund ist, warum digitale Bücher vor einer Aufnahme beim Händler derart pessimiert werden müssen, daß sich jenes Märchen auch weiterhin verfestigt, das Publikum bekomme damit bloß technischen Schund, mit einem gebundenen Stoß bedrucktem Papier in der Hand erwirbt der Kunde hingegen handfestes, solides Eigentum.
Ein am eigenen Profit orientierter Händler wird also niemals etwas tun, was Autoren hilft oder auch etwas, was dem Publikum helfen würde, frei die Literatur zu wählen, welche wirklich dem eigenen Interesse entspricht. Immerhin können Leser bloß eine feste Menge von Literatur pro Zeiteinheit rezipieren. Folglich wäre es aus der Sicht der Händler dumm, wenn die Leser gute günstige oder gar kostenlose Bücher finden würden. Insofern muß ein Laden im Netz immer so schlecht gestaltet sein, daß das Publikum möglichst teure Bücher mit hoher Gewinnmarge möglichst einfach über Vorschläge oder angebliche Ranglisten vorfindet, welche somit vermeintlich bei vielen anderen Menschen sehr beliebt sind – eventuell jedoch unter anderem auch deshalb oft gekauft werden, weil sie suggestiv nach vorne geschoben werden.“
Inken bekundete: „Diese Argumentation klingt schon überzeugender als jene mit den schmuddeligen Fetischisten, schon ein wenig verschwörerisch-theoretisch oder verschwörungstheoretisch, oder?“
Marie grinste fein: „Ein wenig Spaß muß sein – ferner bereitet es gleichfalls viel Vergnügen, über die durchschaubaren eigennützigen Motive anderer ein wenig zu lästern …“
Inken gab zu: „In der Tat!“

Marie räumte anschließend ein: „Natürlich wissen wir als Wissenschaftler, daß es bei realen Phänomenen oft vielerlei Einflüsse gibt, somit greift eine einzige einfache Erklärung wohl auch hier zu kurz, welche bloß auf fetischistische Neigungen oder Profitstreben abzielt …“
Inken neigte den Kopf: „Aha, was noch?“
Marie erwiderte: „Im Grunde hast du dies ja bereits in den letzten Jahren selbst mitbekommen, doch weil dies sowieso ein fiktives Gespräch ist, tun wir eben so, als wüßtest du dies nicht bereits: Es gibt allerhand reale Probleme im Umfeld digitaler Bücher, deren Ursachen auf verschiedene Akteure verteilt sind. In der groben Reihenfolge, nach der Größe der Wahrscheinlichkeit sortiert, wem die Probleme ursächlich zuzuordnen sind, sind gewiß zunächst Autoren zu nennen. Diese machen Fehler, welche zu technischen Problemen führen können. Damit sind nun mitnichten Rechtschreibfehler, schlechter Schreibstil genannt, Unkenntnis oder Mißachtung des Urheberrechts. Vielmehr geht es um falsche Syntax, Strukturen, welche nicht den Spezifikationen der verwendeten Formate entsprechen oder eben Inhalte, welche durch die Spezifikationen nicht erlaubt sind. Sofern etwas erlaubt ist, dessen Interpretation bei der Darstellung jedoch optional ist, können Autoren zudem versäumen, angemessene Alternative anzubieten. Die Möglichkeiten sind also vielfältig.
Immerhin gibt es mit epubcheck ein passables Programm, mit dem ein digitales Buch auf allerhand Fehler gegenüber den Spezifikationen prüfbar ist. Dies Programm versteht nun allerdings den Inhalt nicht, kann daher nicht wirklich beurteilen, ob alternative Inhalte notwendig oder angemessen sind, ob Strukturen semantisch korrekt verwendet wurden. Insofern bleiben nach der Prüfung noch einige mögliche Quellen für Probleme der Eigenverantwortung der Autoren überlassen …“
Inken bestätigte: „Dies ist einsichtig. Selbst beim Korrekturlesen übersehen wir ja leider durchaus immer mal wieder etwas, ist folglich nicht allein das Problem von Programmen, nicht perfekt zu sein, immerhin ermüden diese nicht, Fehler, welche sie zuverlässig erkennen können, werden sie also immer wieder erkennen, in diesem Sinne dieselben Fehler nicht auch einmal übersehen.
Wie geht es weiter in der Reihenfolge?“

Marie fuhr fort: „Die nächsten Verdächtigen sind die Darstellungsprogramme für digitale Bücher sowie deren Entwickler. Einordnen könnte man hier auch noch einige schlecht umgesetzte Konversionsprogramme, um Bücher automatisch in andere Formate zu konvertieren. Ein Händler sabotiert ja etwa gezielt den Standard EPUB, indem in ein proprietäres eigenes Format konvertiert wird, welches bei genauerer Betrachtung in der aktuellen Version lediglich eine Pessimierung oder Verballhornung von EPUB ist, einzig zu dem Zweck erfunden, daß die Bücher alsdann nicht von anderen als den eigenen Programmen präsentiert werden können. Dadurch kann dieser Konzern eigene Geräte zur Präsentation von Büchern in diesem Format verkaufen, welche wiederum den Standard EPUB nicht interpretieren, insofern also technischer Schrott sind. Dadurch gelingt allerdings eine Kundenbindung, zudem ermöglichen die eigenen, nicht quelltextoffenen Programme eine detaillierte Überwachung der Leser sowie deren Leseverhalten zur weiteren Profitmaximierung. Ausgewertet lassen sich ja daraus Schlußfolgerungen ziehen, was diesen Kunden sonst noch zum Kauf untergeschoben werden kann, was gleichfalls eigentlich gar nicht gebraucht wird.
Jedenfalls sind derartige Konversionsprogramme einerseits gezielt so eingerichtet, daß sie das Original bei der Konversion verschlechtern, andererseits stecken unabsichtliche Fehler oder auch Vereinfachungen drin, welche nach der Konversion Probleme beim Publikum verursachen können, welche fälschlich den Autoren zugeordnet werden könnten. Ferner produzieren diese Konversionsprogramme bei der Konversion weitere Fehlermeldungen, welche primär mit eigenen Defiziten oder absichtlichen Inkompatibilitäten zu tun haben. Diese Fehler müßten eigentlich von den Entwicklern behoben werden, werden in der Praxis allerdings oft den Autoren übermittelt, damit diese ihre Bücher derart verschlechtern oder manipulieren, daß diese Fehlermeldungen nicht mehr auftreten, die Fehler also letztlich lediglich durch die Autoren vertuscht oder kaschiert werden sollen, damit das Publikum davon nichts mitbekommt, dadurch kundig wird, für welche mangelhaften Geräte sowie Programme sie auch noch ihr Geld verplempert haben.“

Inken meinte dazu: „Naja, zu derartigen Konversionprogrammen haben wir einen Hinweis in diesem Vorwort als Warnung vor den Folgen einer Konversion stehen.
Was ist mit den normalen Darstellungsprogrammen?“
Marie erläuterte zu diesen: „Davon können wir uns als Autoren lediglich einige selber ansehen, also deren Fehler, Lücken oder Schwächen oder optionale Mehrleistungen in der Interpretation der Spezifikation ansehen. Immerhin hat unser lieber, inzwischen langjähriger treuer Mitarbeiter Olaf dazu ja eine eigene Testumgebung mit sehr vielen Test sowie Testergebnisse zu zahlreichen Programmen. Daraus lassen sich natürlich einige Schlußfolgerungen ziehen, wir bekommen ein gewisses Gefühl für Schwächen sowie Mängel derartiger Programme …“
Inken nickte: „Ja, diese Informationen sind eine tolle, sehr nützliche Sache.
Selbstverständlich kann nicht jedes Programm geprüft werden; worin bestehen die meisten Fehler oder deren Ursachen?“
Marie antwortete: „Kernursache der meisten Probleme in der Präsentation für das Publikum besteht im erwähnten Fetischismus oder der unter den Entwicklern weit verbreiteten Zwangsvorstellung, unbedingt eine Seiteneinteilung von gedruckten Büchern simulieren zu wollen. Aus diesem persönlich bedauerlichen Defizit resultieren allerhand Probleme, weil es diese Seiteneinteilung im Buch selbst ja gar nicht gibt, eine Anmutung davon wird erst durch die Programme unmittelbar bei der Präsentation generiert, allerdings gewöhnlich mit ziemlich dürftigen, unzureichenden Mitteln. Gekonnte, elegante automatische Seiteneinteilung ist keine Trivialität. Mit dem Versuch kommt folglich auch Selbstüberschätzung ins Spiel, damit gewiß obendrein der Dunning-Kruger-Effekt.
Oft werden eigentlich leistungsfähige Bibliotheken zur Präsentation der Inhalte verwendet, welche selbst weit weniger Fehler aufweisen. Bei der Integration dieser Bibliotheken in ein Darstellungsprogramm können allerdings Fehler gemacht werden, der Entwickler erwartet vielleicht bloß sehr einfachen Inhalt im Format XHTML, keine Graphiken, Bilder, besondere Strukturen wie verschachtelte Listen oder Tabellen darin. Kommen derlei Inhalte vor, kann es insbesondere zu unzugänglichem oder nicht oder bloß teilweise dargestelltem oder sich überlappendem Inhalt kommen, wenn der Inhalt in eine Seiteneinteilung gepreßt werden soll.
Ferner werden öfter offenkundig die Stilvorlagen dieser Programme mit falscher Priorität in die Präsentation eingebaut, dazu inkonsistent eingesetzt, was wiederum dazu führt, daß fälschlich konsistente Angaben der Autoren überschrieben werden, was wiederum zu Unlesbarkeit von Inhalten, Unzugänglichkeiten, Barrieren für das Publikum führen kann.
Teilweise können Autoren diese Probleme umgehen, wenn sie davon Kenntnis haben. Teils erfordert dies allerdings Stilvorlagen oder Möglichkeiten, welche lediglich optional interpretiert werden müssen, was folglich bei unbekannten, ungetesteten Programmen Probleme in der Präsentation verursachen kann, insbesondere wenn diese unbekannten Programme wiederum eigene mangelhafte Stilvorlagen oder andere Fehler aufweisen.
An sich gute Präsentationsprogramme sind eigentlich Erweiterungen für Brauser. Durch eine mutwillige Verschlechterung von diesbezüglichen Schnittstellen bei den typischen Brausertypen Mozilla/Gecko (besonders Firefox, Tor, nicht jedoch SeaMonkey, Waterfox, Pale Moon) oder auch webKit/Blink (Chromium, Vivaldi, Opera, Brave, Chrome, Safari, Edge etc) sind diese Erweiterungen allerdings in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, was neuere Versionen davon schlechter macht als ältere, welche indes wiederum auf den neuen Versionen der betroffenen Brauser nicht mehr lauffähig sind.
Nach dem Entpacken eines digitalen Buches lassen sich die Inhalte alternativ direkt mit dem Brauser ohne Erweiterung ansehen, was deutlich bessere Präsentationsergebnisse mit weniger Problemen ergibt, dafür fehlt allerdings die Funktion der automatischen Lesereihenfolge.
Wünschenswert wäre also eine direkte Implementierung der Interpretation von EPUB ohne die Krücke von Erweiterungen oder eine zwanghaften Seiteneinteilungsanmutung.“
Inken war einverstanden: „In der Tat. Nun, prinzipiell könnten wir selbst diese Navigation für die richtige Seitenreihenfolge einbauen, was ja jedenfalls bei deinen Büchern mit nicht-linearen Inhalten bereits zwangsläufig der Fall ist …“
Marie überlegte: „Dies ist bei Büchern wie diesem hier mit linearer Lesereihenfolge eher unüblich. Hier haben wir nun lediglich wenige nicht-lineare Inhalte in der Titelei sowie dem Buchabschluß, welche über das Inhaltsverzeichnis aufgerufen werden. Eine kleine Navigationsstruktur am Ende jedes Kapitels kann sicherlich nicht schaden, verbessert die Zugänglichkeit für die Verwendung direkt im Brauser ohne Erweiterung, da gebe ich dir Recht. Diese Idee wird folglich umgesetzt.“

Inken fragte geduldig weiter: „Welche Akteure gibt es sonst noch?“
Marie informierte: „Zunächst wären da natürlich Verteiler wie BookRix oder eben auch die Händler. Diese Akteure haben teils eigene oder eigenwillige – je nach Perspektive – Ansichten darüber, wie ein digitales Buch sein soll, wie dessen Dekoration mit Stilvorlagen sein soll.
Teilweise basieren diese Vorstellungen wiederum auf Traditionen aus dem Bereich billiger gedruckter Bücher, wie etwa das Bedürfnis, die erste Zeile von Absätzen unbedingt eingerückt haben zu wollen, was wohl primär statt des vergrößerten Leerraums zwischen Absätzen in der Druckerei eingeführt wurde, um wenige Bögen Papier zu sparen, bei digitalen Büchern ist dies demzufolge rein dekorativ, im deutschen Sprachraum zudem historisch eher unüblich, ebenso bei der üblichen Darstellung der Inhalte in (X)HTML, was in EPUB zur Auszeichnung von Texten verwendet wird. Eine derart willkürliche Dekoration für eine Veröffentlichung vorauszusetzen, ist ziemlich befremdlich.
Ferner setzen sie Prüfprogramme wie epubcheck ein, oftmals allerdings eine den Autoren nicht im Detail bekannte ältere Version davon, welche einige Fehler aufweisen kann, welche in neueren Versionen bereits behoben sein können. Umgedreht kann eine neuere Version von epubcheck ebenso Fehler finden, welche älteren Versionen eventuell verborgen bleiben können. Allein daraus können Probleme resultieren, welche für Autoren überraschend sind, welche die aktuelle Version des Programms verwenden.
Daneben betreiben diese Akteure noch eigene Programme mit zusätzlichen Kriterien, welche keiner Spezifikation entsprechen, oftmals nicht veröffentlicht sind, inhaltlich oftmals ziemlich fragwürdig sind, insofern also einen Quell von Überraschungen für Autoren darstellen können.
Gelegentlich entsteht obendrein der Eindruck, als würden die Händler eher zufällig würfeln, welche unzutreffende Fehlermeldung sie verwenden, um ein Buch einfach mal abzulehnen. Jedenfalls ist auffällig, daß diese durchgereichten Meldungen eigentlich fast immer willkürlich, nicht nachvollziehbar, nebulös sowie unklar formuliert sind. Insofern sind diese geheimnisvollen Programme oder Prüfkriterien folglich selbst entweder grob fehlerhaft oder darauf ausgelegt, selbständige Autoren technisch qualitativ hochwertiger digitaler Bücher gezielt zu frustrieren, wir hatten das Thema bereits. So oder so ergeben sich damit reichlich mehr Quellen für mögliche Probleme, denn diese Programme können ja bei jedem Händler nach anderen Kriterien vorgehen, damit auch untereinander widersprüchliche Anforderungen stellen.“

Inken nickte: „Verstehe, ein intransparentes Minenfeld voller unausgegorener, willkürlicher Prüfkriterien sowie untestbarer, grob mangelhafter Programme.
Letztlich sind die Versionen der digitalen Bücher, welche über Händler verfügbar sind, also deshalb so stark vereinfacht, minimalistisch, um die Anzahl derartiger Probleme mit Händlern zu reduzieren. Diese vereinfachte Ausgabe ist ja um Dekorationen, Abbildungen sowie alternative Stilvorlagen erleichtert worden, damit ebenso um einige Nutzerhilfen, verläßt sich dadurch ausschließlich auf eine angemessene voreingestellte Darstellung durch die eigene Stilvorlage des jeweiligen Darstellungsprogrammes.
Technisch wirklich gute digitale Bücher oder digitale Prachtausgaben mit individueller, auf den Inhalt bezogener Dekoration sowie mit reichlich Nutzerhilfen wird man also bei den Händlern vergeblich suchen.
Dies weist schon in die Richtung, daß dahinter in der Tat eine Absicht, eine bestimmte Weltsicht stecken könnte, welche durchgesetzt werden soll. Dies alles hat jedenfalls nur noch sehr wenig damit zu tun, daß die Autoren frei im Rahmen der Spezifikationen kreativ sein sollten, damit ihre eigene Sicht der Dinge veröffentlichen können, welche für sie relevant erscheint. Das Publikum wiederum sollte frei auswählen können, was es rezipiert. Gemäß den alten geflügelten Worten verderben viele Köche den Brei, so ist es auch bei den digitalen Büchern, welche bei Händlern erhältlich sind.
Wen gibt es sonst noch als Akteur?“
Marie verkündete: „Sozusagen Alpha und Omega stellen die Spezifikationen der verwendeten Formate selbst dar, samt deren Autoren. Perfekt sind diese Spezifikationen natürlich auch nicht, diese können einerseits Fehler enthalten, Schlampereien, Ungenauigkeiten. Hinzu kommen unberücksichtigte oder unterschätzte Anwendungsfälle. Insgesamt sind die Spezifikationen allerdings eher selten Ursache für konkrete Probleme bei der Präsentation von Büchern beim Publikum. Die Wirkung liegt eher darin, daß bestimmte Inhalte erst gar nicht oder in suboptimaler Form beim Publikum ankommen.
Deutlich wahrscheinlicher ist, daß diese von den anderen Akteuren falsch interpretiert werden – mutwillig oder aber auch, weil diese Spezifikationen ungeschickt oder unverständlich für Autoren oder Programmierer formuliert sind oder aber unübersichtlich aufgebaut sind.“

Inken resümierte: „Gut, verstehe. Deshalb haben wir ja auch den Absatz oben in diesem Vorwort, welcher vereinfacht darauf hinweist, wer für Probleme verantwortlich sein könnte, wer folglich der richtige Adressat für Fehlermeldungen sein könnte, was ein zielführendes Vorgehen ist, um Fehler den korrekten Ursachen zuzuordnen …“
Marie bestätigte: „Genau. Wenn uns Fehler, Probleme oder Lücken auffallen, kommt es ja durchaus vor, daß wir diese Entwicklern oder auch den Autoren der Spezifikation mitteilen, indes können wir ja weder alles testen noch uns um alles kümmern …“

Inken hatte noch weiteren Klärungsbedarf: „Was aber ist nun im Herbst sowie Winter 2021 mit dem Verkaufsbuch passiert?“
Marie antwortete: „Nichts weiter. BookRix behauptete zunächst nach den letzten Änderungen vom Juli 2021, das Buch sei nun bald im Handel erhältlich – es dauert wohl nunmehr Monate oder Jahre, bis eine Neuerscheinung in den Handel kommt, eventuell auch eine Folge der Pandemie, wenn alle Mitarbeiter der Händler ohne Rechner Heimarbeit machen, ist es eben mühsam mit dem Vertrieb digitaler Bücher …“
Inken erwiderte: „Verblüffend eigentlich bei digitalen Werken, der breiten Verfügbarkeit des Zugangs zum Netz. Digitale Bücher können ja doch automatisch verarbeitet werden, immerhin steht alles an relevanten Metadaten im Buch oder wird doch bei BookRix in einem Formular nochmal zusätzlich angegeben, da sollte solch eine Verarbeitung eigentlich bloß Sekunden dauern …“
Marie grinste: „Tja, sollte man meinen, aber dies ist eben offensichtlich nicht so, in der Hinsicht sind diese Händler unverkennbar aus der Zeit gefallen – nun, damals, also noch vor Gutenberg hat es ja auch einige Zeit gedauert, bis ein Buch abgeschrieben war, damit ein Exemplar in den Handel kommen könnte. Stellen wir uns nun vor, die Mitarbeiter der Händler sitzen alle bei der Heimarbeit, schreiben händisch Bücher ab, weil der Arbeitgeber Rechner sowie Netzverbindung nicht finanzieren mag …
Vielleicht, tja, vielleicht beschäftigen die Händler ja heute wirklich auch wieder solche Schreibmönche, welche alles nochmal abschreiben, mag ja alles sein, prekäre Arbeitsverhältnisse und so …“
Inken grinste: „Faszinierend!
Gut jedenfalls, daß wir auch eine bebilderte, mit alternativen Stilvorlagen versehene Prachtausgabe haben, welche stets verfügbar ist …“
Marie neigte den Kopf: „Zweifellos. Jene Textausgaben sind ja auch bloß ein Notbehelf, eben weil die Händler bloß derart minimalistische digitale Bücher anbieten wollen. Aus unserer Sicht ergeben derartige Ausgaben bloß einen Sinn, um über die Händler solche Leser zu erreichen, welche eben bloß dort nach Literatur oder lediglich Bücher lesen mögen, für welche sie etwas bezahlen sollen. Ein anderer Fall könnten auch Bibliotheken sein, welche eben kostenlose Literatur außerhalb des Handels prinzipiell zu ignorieren pflegen, dort besteht die Auffassung, ihre Kunden finden derartige Bücher auch ohne sie im Netz, also keine Notwendigkeit, diese im eigenen Sortiment anzubieten. Entsprechend eingeschränkt ist das Angebot dann auch in den Bibliotheken – wer glaubt, dort ein repräsentatives Angebot von Literatur zu finden, geht heute eben fehl …“
Beide reflektierten kurz wortlos über diesen bedauerlichen Sachverhalt.

Inken fragte weiter nach: „Und welche schicksalhaften Ereignisse um das Verkaufsbuch sind im ersten Halbjahr 2022 zu verzeichnen?“
Marie grinste: „Nunmehr behauptet BookRix auf der Vorschauseite zum Verkaufsbuch, das Buch sei explizit bei einem Händler sowie bei zahlreichen anderen ungenannten erhältlich. Klickert frau den Reklameverweis allerdings an, so findet sich bei dem Händler lediglich der Hinweis, daß dieser zu der ISBN des Buches keinen Titel kenne oder anbiete. Versucht man es ähnlich bei zahlreichen anderen Händlern oder Suchmaschinen seines Vertrauens, findet sich zu der ISBN nichts …“
Inken atmete tief durch, stellte eine Hypothese auf: „Folglich ist jener Text auf Buchvorschauseite eine freche Lüge?“
Marie zuckte ihre Schultern: „Ich habe nicht nachgefragt, vielleicht auch bloß ein Fehler – allerdings, nachdem es zuvor über viele Monate als bald erhältlich gekennzeichnet war?
Fragwürdig – Interpretation überlassen wir doch den Lesern …“
Inken schaute erstaunt: „Wie denn, wenn das Buch nicht in den Handel kommt?“
Marie spitzte ihre Mund: „Oh, unser fingierter Dialog hier ist ja so weit vorne im Buch, daß er noch in der bei BookRix verfügbaren Leseprobe enthalten ist, von daher also schon lesbare Kurzweil für unser Publikum …“
Inken lächelte gequält: „Ja dann! – Immerhin!“
Marie meinte: „Jedenfalls zum Jubiläum ein Jahr warten auf das Erscheinen bei Händlern hauen wir jetzt einfach noch eine dritte Ausgabe raus.“
Inken erwiderte: „Unbedingt, also bis auf Aktualisierungen, Ergänzungen hier sowie bei den bibliographischen Angaben ist allerdings nichts Neues drin?“
Marie schüttelte den Kopf: „Nö, alles beim Alten …“

Inken fragte nun noch: „Dürfen wir uns an dieser Stelle des Buches eigentlich überhaupt schon unterhalten?
Immerhin lernen wir uns doch erst im ersten Kapitel kennen‽“
Marie widersprach beruhigend: „Klar dürfen wir. Vom Konzept her sind die Kommentare ja deutlich später als die eigene Handlung angesiedelt, insofern können wir über alles reflektieren, was mit dem erzählten Geschehen oder dem Buch zu tun hat. Ferner fungieren diese Kommentare ja auch ähnlich wie Brechts Verfremdungseffekte, um das Publikum ebenfalls in die Reflexion über Sachverhalte, die Handlung zu führen. Von daher hat dies alles schon seine Richtigkeit. Zwar bricht es die Konvention von Traditionalisten, doch auch dies ist eine wichtige Aufgabe von Literatur, überkommene, stereotype Sichtweisen, Konventionen aufzubrechen, durch etwas andere Herangehensweisen Kurzweil zu bereiten.
Die Freiheit der Kunst zu zelebrieren, ist eine wichtige Aufgabe, insofern muß stets hinterfragt werden, ob Konventionen, Angewohnheiten eben bloß Vorurteile, diskriminierende Ansichten sind, mit deren Verbindlichkeit ruhig gebrochen werden kann, wenn dies zu neuen Einsichten führt.
Insgesamt haben ja alle bislang geschriebenen vier Bücher der Marie-Serie in dieser Hinsicht jeweils ein deutlich anderes Konzept verfolgt. Auch dies macht die Serie interessant.“

Inken überlegte: „Nun, vielleicht haben wir mit unserem kleinen Diskurs rund um die Probleme der Veröffentlichung von digitaler Literatur über Händler sowie sonstige Seiteneffekte des Mediums bereits erfolgreich alle Leser verschreckt – mal kurz melden, wer ist noch da?“
Marie warf schmunzelnd ein: „Tztz – kannst doch nicht erwarten, daß sich jemand meldet – ist ein digitales Buch, keine Podiumsdiskussion in Echtzeit …“
Inken war geduldiger, optimistischer: „Warten wir noch einen Moment …“
Zuruf aus dem Publikum: „Doch doch, ist noch wer da, herzlichen Dank für die Erläuterungen, warum die digitalen Bücher im Handel so sind, wie sie sind, warum nicht besser …“
Marie antwortete: „Dafür nich’ – verblüffend, was heute alles möglich ist, sogar Publikum in Echtzeit in einem Buch, macht Laune …“
Anderer Zuruf aus dem Publikum: „Allmählich könntet ihr aber schon einmal loslegen mit der Erzählung …“
Marie beugte sich vor, wendete sich direkt ans Publikum, nickte dies ab: „Also gut, genug der Reflexion über das Buch selbst – vielleicht im Epilog noch ein wenig mehr Laberei, ist da ja nichts dabei, kostet nichts extra …“
Inken schloß ihr Gespräch: „Bleibt uns also nun für dies Vorwort bloß noch, dem Publikum viel Spaß bei der weiteren Lektüre zu wünschen, ebenso Kurzweil, Erbauung, einen Zugang zur Reflexion über das Werk, das eigene Ich, das Universum sowie den ganzen Rest …“
Noch ein Zuruf aus dem Publikum: „Werden wir haben – melden uns im Bedarfsfalle schon …“

Personen der Erzählung

Hauptpersonen

Die Libertines

Ein lockerer Zusammenschluß von Personen, welche sich regelmäßig zum philosophischen Diskurs sowie zu sadistisch-masochistischen Aktivitäten treffen, Marie gehört zu dieser Gruppe.

Benannte Personen dieser Gruppe (welcher deutlich mehr Personen angehören):

Das Institut

Marie forscht und arbeitet im Institut für ihre Promotion, Doktorarbeit. Zu Beginn der Erzählung hat sie gerade eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin bekommen, hat zuvor kurze Zeit bereits als Übergang als wissenschaftliche Hilfskraft dort gearbeitet, nachdem sie ihren Master-Abschluß erreicht hatte.

Benannte Personen des Instituts (welchem mehr Personen angehören):

Studenten

Erstsemesterstudenten, einige Kommilitonen von Inken und diese selbst.

Inkens Familie

Zwei besondere Typen

Ob sie sich dazusetzen dürfe, sprach Marie höflich zu der jungen Studentin, welche in der Mensa allein an einem Tisch saß und offenbar mehr in ihren auf dem kleinen Tisch verteilten Vorlesungsskripten und Übungszetteln vertieft war als in ihr Essen. Diese nickte daher auch nur und sprach kurz sowie etwas brummelig-abwesend „Ja“, ohne auch nur aufzublicken und wechselte weiter etwas zappelig zwischen den Blättern, welche über den halben Tisch chaotisch verstreut waren. Marie blieb so von den vier Stühlen nur der Platz der jungen Studentin gegenüber, welche ihren Kram hauptsächlich über die andere Tischhälfte ohne erkennbares Ordnungsprinzip verteilt hatte. Man konnte förmlich sehen, wie chaotisch und hektisch ihre Gedanken ihren Blicken folgend von einem Blatt zum nächsten sprangen und nirgends irgendeinen Halt fanden, gleichfalls hektisch suchten, ohne noch eigentlich zu wissen, wonach nun ganz genau und was alsdann passieren sollte, wenn etwas gefunden wäre.

Marie schmunzelte, es war Semesteranfang und die Mensa daher sehr voll. Sie stellte ihr Tablett mit Chili sin Carne samt Fladenbrot auf den Tisch und setzte sich, ließ flüchtig den Blick über die Lektüre ihrer Tischgenossin fallen. Ohne Probleme konnte Marie Schrift verkehrt herum lesen und sah ziemlich Vertrautes. Ja, diese junge Dame ihr gegenüber hatte offenbar gerade ihre allerersten Übungszettel bekommen – Erstsemester. Da war die Aufregung groß, ebenso die Motivation, bloß nichts falsch zu machen, aber ebenso die Hektik sowie Nervosität, nur nichts zu übersehen und sich gleich unsicher überfordert zu finden.
Hatte frau das Studienfach wirklich richtig gewählt?
War frau dem wirklich gewachsen?
Wenn nicht, wäre dies doch eine persönliche Blamage, eben eine solche für die Emanzipation – oder war dies wiederum ein Fehlschluß?
Würden nun endgültig alle anderen erkennen, wie doof frau eigentlich war?
Oder bekam frau es doch irgendwie halbwegs auf die Reihe und überraschte damit sich selbst noch viel mehr als andere?
Selbstzweifel gleich zu Beginn des Studiums?
Ging es anderen auch so?
Jedoch geradezu mit einer Frage diesbezüglich sich selbst gleich offenbaren?
Ouuu, das geht doch nicht!
Und wie sie Zuhause gucken würden, wenn man geknickt angeschlichen käme!
Versagen demzufolge rein gar keine Option. Also doch zusammenreißen, es irgendwie geregelt kriegen, muß doch zu schaffen sein. Im Grunde gucken die anderen in der Vorlesung auch nicht schlauer. Nunja, eventuell doch diese oder jener, dennoch sicherlich bloß einzelne.
Waren die anderen bloß locker drauf, weil es für diese einfach, im Fachjargon trivial war oder waren sie bereits abgehängt oder noch einfach sorglos noch ohne Erfolgskontrolle?

Marie hatte die junge Dame diese Woche schon zweimal gesehen, was aufgrund der vollen Mensa einerseits nicht sonderlich wahrscheinlich war, andererseits war ihre Tischgenossin schon irgendwie auffällig. Sie hatte eine wilde, rotblonde Haarpracht, welche irgendwie ungebändigt, lang und lockig ihr Eigenleben führte, kaum eingeschränkt durch ein Bändchen, mit welchem das lange Haar teilweise neckisch hochgesteckt war, wobei sich einige Strähnen ohnehin dieser Einschränkung erfolgreich entzogen hatten. So aus der Nähe waren jetzt auch reichlich Sommersprossen erkennbar. Bis dahin war ihr Aussehen schon etwas stereotyp, aber doch irgendwie auch ein schöner, etwas drolliger Anblick. Und dieser Eindruck steigerte sich ja noch, diese junge Dame trug einen weiten, dicken, selbstgestrickten, abstrakt bunten Pullover, welcher jedenfalls zusammen mit ihrer rotblonden Haarpracht durchaus auf- und aus dem Rahmen fiel. Ihre vermutlich ebenfalls selbst gefertigte Hose aus bunten Flicken fiel dabei nicht weniger aus dem Rahmen als ihr lustig-bunter Pullover, all dies harmonierte auf jeden Fall, Marie hätte lediglich an der Hose noch Schellen sowie Glöckchen erwartet, wo sich allerdings nur an einigen Flicken einige Fransen keck in die Gegend reckten. Marie hätte irgendwie auch eine Narrenkappe mitnichten verblüfft, diese schien allerdings ebenfalls zu fehlen, was zusammen mit den fehlenden Schellen und Glöckchen immerhin vermuten ließ, daß sie es eigentlich keineswegs mit einer ausgewiesenen Närrin zu tun hatte, sondern doch eher mit einer sehr bunten Persönlichkeit, welche dieses durchaus auch gleich offensiv nach außen zu zeigen wagte. Nun, eventuell war ihr dies auch gar nicht bewußt oder komplett die Außenwirkung komplett egal, vielleicht wirbelte sie einfach im eigenen Universum.

Wenn auch in ganz anderer Weise als Marie zeigte sich ihre Tischgenossin damit ziemlich resistent gegenüber den faden Verlockungen der Mode-Industrie sowie der blödsinnigen Reklame, fiel deshalb schon auf, weil sie sich dem Mode-Diktat offenbar gänzlich verweigerte, wie auch dem üblichen Schönheitsideal, welches doch irgendeine Schminke und aufwendige Frisur, exponierende Büstenhalter sowie enge Kleidung vorsehen würde. Derlei kratzte ihre Tischgenossin offenbar gar nicht, vermutlich ebensowenig wie die Wolle ihres weiten Pullovers. Und Marie fand gleich, diese auffällige Erscheinung brauchte auch gar keine Unterstützung durch die Mode- und Kosmetik-Industrie. Vielleicht nicht so nach dem stereotypen Schönheits-Ideal, jedoch besonders in ihrer ganz individuellen Erscheinung war sie schon sehr bemerkenswert hübsch, keine Frage. Sie verstand es allerdings irgendwie, das nicht sonderlich auffallen zu lassen. Beziehungsweise ihre komplette Anmutung lenkte davon nahezu perfekt ab, sicherlich keineswegs absichtlich. Allein ihr Auftreten, Kleidung, Verhalten spielten für flüchtige Betrachter leicht über den Zauber ihrer Erscheinung hinweg. Dieser Kontrast, diese unabsichtlich Tarnung waren Marie gleich ganz sympathisch, denn das überzogen künstlich Aufgedonnerte fand sie schon etwas widerlich bis abstoßend. Da war dies schon eine interessante Alternative, welche einfach mit Spaß zu erleben war.

Mehr noch als diese auffälligen Merkmale war Marie bei den früheren Sichtungen auch schon die unruhige Art aufgefallen, sehr lebendig, aber eigentlich nicht unelegant, vielleicht eher eine Mischung aus ungelenk und unbändig, derzeit gleichfalls etwas nervös bis zappelig. Die hübsche Stirn hatte ihr Gegenüber kraus gezogen, eine Hand wischte nur so von einem Blatt zum nächsten, ihre Augen folgten der Richtung, eine Konzentration auf eins schien da nicht möglich. Ihr Essen wiederum, in ihrem Falle das Chili con Carne, schien zwar nicht gänzlich, jedoch doch ziemlich vergessen zu sein. Sie saß dabei irgendwie schräg und ebenso ein wenig kindisch auf ihrem Stuhl, als könne sie sich nicht entscheiden, wohin sie gehöre, ja als oszilliere ihre Aufmerksamkeit zwischen all den Reizen, welche sie selbst auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Dies Schauspiel war gleichfalls ziemlich unterhaltsam, der Gesamteindruck eine Augenweide für die amüsierte, demgegenüber tiefenentspannte Betrachterin.

Denn bei Marie sah das dann schon ganz anders aus, in sich selbst ruhend, ruhig sowie konzentriert hatte sie sich gerade hingesetzt, trug wie immer bequeme, einfarbig dunkle Kleidung, passend auch zum dunklen, langen, offen getragenen Haar, welches ordentlich gekämmt keinen Moment gewagt hätte, irgendwie unbändig zu erscheinen. Marie konzentrierte sich auf ihr Essen und auf nichts sonst – einmal abgesehen von ihrer Tischgenossin. All dies gehörte ganz zu ihr, elegante, effiziente Bewegungen, gerade, aufrechte Haltung, Organisation, Selbstdisziplin, Ruhe in sich selbst und sorgfältig beobachten, reflektieren, einschätzen, was gerade um sie herum vorgeht, bei Bedarf agieren, wenn notwendig überdies reagieren, jedoch alles überlegt sowie koordiniert, alles zu seiner Zeit und effizient und durchdacht. Ihre Auffälligkeit lag in der Reduktion auf das Hier und Jetzt, in der Bestimmtheit ihrer aktuellen Position in der Raumzeit, im eigenen Sein.

Obwohl die Mensa voll war, hätte Marie gut schon noch einen anderen Platz finden können, aber wo dieser eigenartig bunte Vogel schon ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte, hatte sie heute den günstigen Moment genutzt und sich einmal herangemacht. Der Kontrast zwischen ihnen beiden zog sie an, amüsierte sie gleichfalls ein wenig. Schon jetzt bereitete es ihr etwas Kurzweil, das munter-chaotische Treiben zu beobachten. Gleich beim ersten Mal, als sie diese Studentin gesehen hatte, fand sie sie ganz spannend und jedenfalls lohnenswert als Ziel weiterer Beobachtung sowie Überlegung, was da in dem hübschen Köpfchen wohl vorgehen mochte. Oh, das war sowie ihr Pläsir, zunächst zu spekulieren, was in den Köpfen anderer Menschen vor sich geht. Das andere Pläsir bestand für sie ferner darin, psychisch in einige willige Köpfe einzudringen, in dem dortigen Wirrwarr zu forschen und zu stochern, ebenso zur Kurzweil wie zur persönlichen Erkenntnis über die Abgründe menschlichen Seins wie Denkens. Dabei finden sich immer wieder erhebliche Überraschungen sowie Verblüffungen, welche die Mühe wert sind.
Aber vielleicht war für Marie ebenso interessant, daß diese Person trotz ihrer Auffälligkeit allein saß, von der Körperhaltung auch eher nicht den Eindruck machte, als erwarte sie Gesellschaft. Diesr Paradiesvogel schien Einzelgängerin zu sein, vielleicht auch gerade aufgrund dieser individuellen Kleidung, dem hektischen Verhalten, der ganzen Erscheinung ihrer Person, bei welcher durchschnittliche Menschen eher distanziert und vorsichtig reagieren würden, gelegentlich jedoch bei entsprechender Neigung zur Boshaftigkeit vielleicht auch gleich ein potentielles Opfer für irgendwelchen Schabernack sahen, das Narrenkostüm war ja quasi schon vorhanden, daher war es doch naheliegend, Blödsinn, Verwirrung sowie Spektakel zu erwarten, eine Störung der eigenen Bahnen, insbesondere dem wohlgeordneten Kosmos aus Konsum, Reklame und Konvention, bei welchem man besser mitnichten derart aus dem Rahmen fiel, um dabei zu sein, akzeptiert zu werden, en vogue zu sein.

Marie wußte nicht genau, was sie erwartet hatte, aber weil ihr Gegenüber nicht einmal aufgeschaut hatte, war sie sich nun auch keineswegs so sicher, wie sie eine angestrebte kleine Plauderei anfangen könnte. Sie hoffte ja hier auf Verblüffung, etwas Neues, Überraschendes, das Erlebnis eines weniger langweiligen Menschen als all jene anderen, aber offenbar hatte ihr Gegenüber mit sich selbst genug zu tun, vielleicht war da bereits genug Überraschung sowie Verblüffung zugegen, als daß diese wunderliche junge Dame geneigt war, sich zusätzlich auch noch mit anderen Menschen auseinanderzusetzen.
Marie wollte es allerdings doch ganz gerne versuchen, in diesen Kosmos der Unordnung vorzudringen sowie etwas Konversation treiben, welche hoffentlich ganz lustig, wenigstens kurzweilig werden konnte. Frisch gewagt ist halb gewonnen, ist leicht gesagt, aber in der Praxis mußte sie ja irgendwas Belangloses finden, um ins Gespräch zu kommen.
Hätte sie sich derlei nicht eigentlich vorher überlegen sollen?
Hier ließ ihre sonstige gute Organisation etwas zu wünschen übrig, aber auch sie verstand andere Menschen im Grunde schlecht, daher war es ebenso für sie immer ein Abenteuer herauszufinden, wie es gehen konnte.
Was also nun sagen?
Und war das wirklich wichtig?
Marie sann weiter nach, zögerte noch, ließ weiter ihren Blick schweifen:
Nun ja, dieser kleine Paradiesvogel sah aber auch zu köstlich aus. Bei genauerer Betrachtung schien das Haar stellenweise auch verschiedene Töne von rotblond aufzuweisen, machte aber keinesfalls einen irgendwie getönten oder gefärbten Eindruck – oder lag die Farbnuancierung nur an Licht und Schatten, an einer Durchleuchtung, wo das Haar aufgrund der Lockenpracht und der wilden Anordnung mehr Licht durchließ als an anderen Stellen?
Marie war fasziniert.

Marie versuchte es ganz locker: „Dein Chili wird noch kalt …“
Wirklich, nun blickte die junge Dame auf und zuckte sichtlich kurz zusammen, als sie nun offenbar bewußt und direkt auf Marie schaute, ihre dunkle Art offenbar gleich erfaßte – oder war es etwas anderes?
Sie erwiderte unsicher schluckend: „Oh … … oh … ja, ja, ich sollte etwas essen … meine Sachen, Aufzeichnungen, die Vorlesungen, diese Übungszettel, ich muß mich drum kümmern, muß fertig werden …“
Marie konnte nun auch ihre Augen kurz aus der Nähe genauer betrachten, eine undefinierbare Farbe oder eher Farbmischung vielleicht grün, grau, blau, irgendetwas von allem oder eine Mischung davon.
Marie lächelte: „Erstes Semester, hmm?
Erste Übungszettel, nicht wahr?
Großes Drama, was?
Ist doch erst Donnerstag, die mußt du doch bestimmt erst nächste Woche abgeben!“
Ihr Gegenüber schluckte erneut: „Ja schon, aber ich wollte gucken, was ich machen, schaffen muß. Es ist gerade alles ziemlich eindrucksvoll und neu. Ich … ich kann mich nicht so gut länger auf eine Sache konzentrieren, meine Aufmerksamkeit springt immer ziemlich schnell.“
Marie nickte: „Das dachte ich mir schon. Aber du wirst schneller und besser fertig, wenn du eins nach dem anderen machst, einen Schritt nach dem anderen, ganz ruhig und gelassen.“
Ihr Gegenüber hätte ihr gerne zugestimmt: „Schon, aber das habe ich noch nie hinbekommen. In der Schule schon galt ich immer als Zappelsuse, Hampelmädchen und Störenfriedin, ich bekomme das einfach nicht hin mit der Konzentration auf eine Angelegenheit und so.“
Marie nickte erneut: „Hmm, ja, ich sehe das Problem. Na, für jetzt könntest du es doch erst einmal mit zwei Sachen auf einmal probieren, dem Essen und ein wenig Plauderei.
Übrigens, ich bin Marie.
In gewisser Weise habe ich Anfang Oktober auch etwas Neues angefangen; nachdem ich meinen Master-Abschluß gemacht habe, habe ich nun einen Vertrag als wissenschaftliche Mitarbeiterin unterschrieben und habe mit Forschung begonnen, um dann hoffentlich eine Promotion hinzubekommen, also gleichfalls wieder alles neu und aufregend, da haben wir quasi etwas gemeinsam!“
Ihr Gegenüber lächelte scheu und stellte sich ebenfalls vor: „Ich heiße Inken.“
Inken machte einen beeindruckten Gesichtsausdruck und fügte hinzu, während ihre Finger noch immer sowie etwas zitternd durch ihre Papiere fuhren und die Augen schnell zwischen verschiedenen Aufmerksamkeitspunkten wechselten, zu denen nun immerhin auch das Chili und Marie gehörten: „Oh, so weit schon; wenn ich mein Studium mal jemals bis zum Abschluß schaffe. Zum Glück verstehe ich meist ziemlich schnell, obwohl ich oft abgelenkt bin, zusammen reichte diese Kombination bislang geradeso, um durchzukommen, aber ob dies auch für ein Studium reicht?
Ich bin mir unsicher geworden.
Ist schon alles sehr eindrucksvoll hier an der Uni!“

Marie ließ eine kleine Pause, bevor sie vorschlug: „Nun mach doch einfach erst einmal deine Aufzeichnungen zu, dann setzt du dich gerade vor dein Essen und genießt einfach mal, dies Chili ist hier in der Mensa wirklich gut, beide Sorten sogar, sowohl con als auch sin. Kannst auch dabei deine Augen schließen und dies allgegenwärtige Gemurmel der Mensa ausblenden.“
Inken nickte einverstanden und folgte, legte ihre Sachen zusammen, wobei ihr Marie gar half, bis alles ordentlich sowie akkurat gestapelt war, mit einem komplett leeren Einband nach oben. Inken hatte sich wirklich ordentlich hingesetzt, nahm gar Maß an Maries Haltung und widmete sich dem nun ebenfalls samt Tablett akkurat ausgerichteten Essen. Sie aß und hatte tatsächlich ihre Augen geschlossen, meinte alsdann: „Du hast Recht, es ist wirklich gut. Ich habe dies gar nicht richtig mitbekommen, auch der Duft des frischen Fladenbrots – gut!“
Marie schmunzelte, war bereits mit ihrem Essen beinahe fertig, dieser Erstkontakt klappte irgendwie ganz gut mit Inken. Trotz des Kontrastes, all der Unterschiede spürte sie, beide hatten irgendwie einen Draht zueinander, irgendeine Verbindung war da und es war spannend, dem weiter nachzugehen.

Auf Maries Nachfrage hin erzählte Inken ein bißchen was über sich. Sie kam vom Land, hatte dort Eltern, Großeltern sowie eine Urgroßmutter. Hier hatte sie ein Zimmer in einem der Studentenwohnheime, was ihre Eltern irgendwie kompetent und frühzeitig organisiert hatten, was ja nicht einmal so einfach ist, denn es suchen ja immer viele Studenten nach günstigen Unterkünften in der Stadt. Inken erzählte auch kurz über die Vorkurse sowie den Semesteranfang und bekannte sich auch ein wenig zu ihrer Scheu vor all dem Neuen, den vielen Eindrücken, welche da auf sie einstürmten. An die Rezeption vieler Eindrücke war sie aufgrund ihres unsteten Wesens an sich gewohnt, doch dies war nun noch einmal eine andere Nummer für sie, weg von Zuhause, von der gewohnten Umgebung, ratzfatz wirklich alles anders bis auf ihre Kleidung, ihr Konterfei im Spiegel.
Alle Erstsemester werden ja auch immer von etwas älteren Studenten betreut, so gehörte auch Inken zu einer dieser Gruppen, es war ihr allerdings bislang mitnichten gelungen, irgendeine Freundschaft zu schließen. Marie riet ihr daraufhin immerhin dringend, den Anschluß nicht zu verlieren, denn es sei ja oft nützlich, in der Gruppe die Bearbeitung der Übungszettel zu vergleichen und sich auszutauschen, zu fachsimpeln sowie manchmal auch einfach nur entspannt zu plaudern. Auch wenn man die eigenen Lösungen anderen erkläre, helfe das enorm, mit der Thematik vertrauter zu werden sowie im Umgang mit anderen Studenten oder allgemein Personen an der Universität sicherer. Inken verstand dies wohl, hatte allerdings offenbar doch einige Probleme, sich auf solch eine Gruppe näher einzulassen – und sie befürchtete unterdessen gleich wieder, gerade wegen ihrer Lebendigkeit und Sprunghaftigkeit sofort, wie bereits zuvor in der Schule, zur Außenseiterin, zum Problemfall zu werden.

Über sich erzählte Marie nur sehr knapp, sie habe keine Verwandten, sei aus dem Heim zum Studieren in die Stadt gekommen.
Sie unterhielten sich noch ein wenig weiter und Marie riet Inken dann überdies, sich dann eben nach der Uni hinzusetzen und einen Übungszettel nach dem anderen abzuarbeiten, eine Aufgabe nach der anderen, immer exakt eine Sache auf einmal zu machen, alles andere beiseite zu legen und systematisch vorzugehen, um sich nicht abzulenken und zu verzetteln, das etwas sprunghafte Verhalten durch gezielte Konzentration auf kleine Aufgaben allmählich zu kontrollieren, die nacheinander abzuarbeiten seien, das sei viel effektiver als zu versuchen, alles auf einmal zu erledigen und dabei den Überblick zu verlieren.
Inken wollte dies gerne versuchen, den Tip umsetzen. Also immer alles bis auf eine Aufgabe wegräumen, sonst eine leere Arbeitsfläche, bis das Problem gelöst sei. Inkens Hände zitterten bei dem Gedanken an eine solche Herausforderung.

Inken hatte dann auch bald noch eine Vorlesung, deshalb gingen beide schon zur Geschirr-Rückgabe, als Marie sie fragte, ob oder wann sie morgen wieder in der Mensa sei. In der Folge verabredeten beide sich für den nächsten Tag zum Mittag, zu welchem Anlaß Inken dann schon einmal berichten sollte, wie gut oder schlecht alles geklappt habe mit dem systematischen Vorgehen. Inken zockelte sodann eilig los Richtung Hauptgebäude der Universität und Marie schaute ihr lächelnd nach, denn lustig sah ihre neue Bekanntschaft schon irgendwie aus, Kleidung, Bewegungen alles auffällig, hektisch, ungewohnt und doch gleichfalls fremd, spannend, aufregend frisch sowie lebendig.

Inkens Kommentar

Also, Marie, natürlich kannte ich ihren Namen vor unserem ersten Gespräch noch nicht, war mir schon vorher in der Woche in der Mensa aufgefallen. Dunkel gekleidet, mit dunklen Haaren sowie mit ihrer Ruhe, ihren eleganten Bewegungen beeindruckte sie einfach durch ihre Präsenz. Sie wirkte jedoch gleichfalls etwas unheimlich, schon aus der Ferne. Ich meine, sie saß dann auch allein und um sie herum schien eine unsichtbare Aura zu sein, an der alles abprallte und wo niemand gewagt hätte, in diese, ihre Sphäre einzudringen. Der Gesamteindruck war in jeder Hinsicht beeindruckend, eigentlich sogar provokant, wobei diese Aura beinhaltete, diese innere Provokation Marie gegenüber besser nicht nach außen zu tragen, um Unheil zu vermeiden. Es war ja nicht so, daß sie nun in der ganzen Mensa Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, von weiter weg war sie im Gegenteil nahezu unsichtbar und verschwand in der Menge der Studenten unauffällig wie unter einer Tarnkappe. Kam ein Beobachter aber nah genug in diese Art von Aura oder psychologischer Wechselwirkungszone, zeigte sich diese Separation, fast wie ein psychologischer Ereignishorizont. Außerhalb gibt es bei Annäherung eine Verzerrung, einen Linseneffekt, welcher um sie herum die Wege krümmt. Bei zu großer Annäherung jedoch gibt es bizarre Effekte, welche dazu führen, daß alle aktiv versuchen, den Abstand zu wahren. Dies Phänomen hat mich fasziniert, aber auch ein wenig beunruhigt. Aufgrund meiner eingeschränkten Aufmerksamkeitsspanne nahm ich dies allerdings nur flüchtig wahr. Vielleicht wurde dies mir indes auch bloß bewußt, weil ja gleichzeitig meine Aufmerksamkeit ständig von einem Fokus zum nächsten sprang, es mir also gar nicht gegeben war, dem Linseneffekt einer solchen psychologischen Verzerrung zu folgen, damit die Tarnkappe mir gegenüber funktioniert hätte. Sie tat es bloß eben bei diesen ersten Sichtungen dadurch, daß mein Fokus ja sowieso gleich auf etwas anderes umsprang, sich lediglich im Hinterkopf eine flüchtige Erinnerung einlagerte, gar nicht einmal so bewußt.
Ja, sie wirkte schon etwas unheimlich, beinahe also wie ein endloser Abgrund, dem man besser nicht zu nahe kommt, der einen aber doch gleichzeitig irgendwie anzieht und neugierig macht – mich jedenfalls, aber ich hätte nie gewagt, derlei von mir aus näher zu ergründen. Sie wirkte wie ein finsteres Rätsel, eine Konkretion kribbelnder Düsternis, gern hätte meine Neugier daran geknobelt, von sich aus gewagt allerdings hätte ich dies doch keinesfalls.
Nun bin ich ja keineswegs mutig oder heldenhaft, im Gegenteil wohl eher ein kleiner Feigling im tiefsten meines Inneren. Trotzdem war ich fasziniert, vielleicht auch etwas in den Bann geschlagen, wie das Kaninchen vor der züngelnden Schlange.

Ich war dann ja sowieso stark mit meinen eigenen Angelegenheiten und Problemen beschäftigt. Mit meinen Eltern hatte ich im September ein paar meiner Sachen in mein neues Zimmer im Studentenwohnheim gebracht. Es war irgendwie klar, daß ich nach dem Abitur studieren wollte und ebenso, daß ich das Abitur wohl ohne Probleme schaffen würde. Numerus Clausus war zum Glück in meinem Studienfach nie angelegt, so konnte geplant und vorbereitet werden und meine Eltern hatten es wieder einmal irgendwie hinbekommen, alle Hindernisse aus dem Weg geräumt und so hatte ich mein erstes eigenes Zimmer weg von Zuhause, eigene Wohnung wäre wohl zuviel gesagt. Es war uns von Anfang an klar, eine Wohngemeinschaft mit anderen Studenten käme für mich nicht in Frage, dafür wäre ich wohl denkbar ungeeignet. Meine Unruhe hätte doch bloß alles aufgemischt. Bereits eine Vorstellung, eine Bewerbung bei anderen Mitbewohnern wäre eine Herausforderung gewesen. Von meinen ehemaligen Mitschülern studierten wohl ebenfalls einige, aber natürlich keineswegs alle in derselben Stadt. Und mit jenen, von denen ich zufällig mitbekommen hatte, daß sie gleichfalls hier studieren wollten, hatte ich keinen näheren Kontakt, daher hätte ich diese sicherlich auch nie gefragt, wie diese untergebracht waren oder wonach die suchten.
Die Kosten sollten ja auch im Rahmen bleiben, eine eigene Wohnung wäre also auch etwas viel verlangt gewesen, eine solche wäre auch gar nicht mein Begehr gewesen, somit blieb letztlich eine Einzimmerwohnung in einem Studentenwohnheim, wobei diese natürlich begehrt und nicht einfach zu bekommen sind. Ich weiß nicht wie, aber meine Eltern haben es irgendwie hinbekommen. Sie kennen einige Leute und telephonieren bei Bedarf viel, zudem recht geschickt, teils auch um die Ecke über Seilschaften, ich blicke da gar nicht durch …

Ende September saß ich schließlich irgendwann allein auf meinem Bett in meinem neuen Zimmer und mir wurde schlagartig klar, es würde nun alles anders sein. Gut, in der Schule war ich schon immer irgendwie Außenseiterin und Sonderling gewesen, als Einzelkind war ich zudem nicht besonders an Gesellschaft gewöhnt, außer natürlich die meiner Großeltern und meiner Urgroßmutter, meine Eltern hatten immer viel zu tun, aber die waren natürlich auch da.
Hier an der Uni in der Stadt mußte ich nun allein zurechtkommen und es war alles neu. Ohne meine Familie fühlte ich mich ferner plötzlich schon sehr allein. Die Vorkurse haben alsdann schon irgendwie gezeigt, daß Studieren anders ist als Schule. Einerseits kam mir das Selbständigere dabei gleich entgegen, andererseits rät einem auch niemand mehr, was nun wie zu tun sei, was dann jedenfalls bei mir schnell dazu führte, daß ich mich in allem verlor, alles gleichzeitig machen wollte, immer hin und her sprang, gar nicht vorankam. So kann es gehen. Im Grunde war das bereits vor Beginn die Prognose insbesondere meiner Eltern, die Mahnung meiner Großeltern, die Warnung meiner Urgroßmutter. Ach, wie Recht sie hatten. Eigentlich hatte ich es doch auch gewußt.
Doch wie hätte ich dieser Konfrontation mit der Selbständigkeit entgehen können?
Einfach auf Pause oder Rücklauf drücken geht beim eigenen Leben ja nicht. Zeit ist eine kuriose Koordinate unseres Universums. So im Kopf verzweigt und verästelt sich zwar der Moment in viele viele Einzeleindrücke, doch die Zeit läuft damit. Kognitiv interpretiert ist die Zeit die Verästelung der Möglichkeiten des eigenen Seins im Jetzt. Nun, genug mit Aphorismus oder Philosophie.
Oder taugt das schon ernsthaft als Aphorismus oder Binsenweisheit?

So heftig verästelt jedenfalls war das auch an jenem Donnerstag in der Mensa. Es gab so viele neue Eindrücke, die Vorlesungen, die ersten Übungszettel, für sich genommen alles machbar, ich bin ja keineswegs doof, nichtsdestotrotz saß ich nun da und hatte mich verloren zwischen all dem. An diese Erfahrung bin ich gewöhnt, keine Frage, dennoch schliddere ich da immer so rein oder eben auch von einem Zweig der Verästelung in den nächsten, wo ich mich wieder vertiefe und sich erneut alles verästelt, bis ich mich kurz darauf im Labyrinth all dieses Astwerkes der Möglichkeiten verirrt oder verfangen habe.

Ich erinnere mich noch, wie nervös ich war, wie alles sprang und wirbelte, wie mir bei all dem schon ganz schwindelig im Kopf wurde. Als Marie dann gefragt hatte, ob sie sich dazusetzen dürfte, habe ich gar nichts richtig registriert, wer überhaupt, war in meinem eigenen Labyrinth gefangen. Auch sonst hatten gelegentlich schon Leute gefragt, denn die Mensa war ziemlich voll. Von daher hat es mich erst einmal gar nicht interessiert, wer sich da unbedingt setzen wollte, sicherlich auch doch nicht extra zu mir, sondern nur, weil der Platz ziemlich knapp war, sonst machte man ja auch eher einen Bogen um mich, wenn sich das halbwegs machen ließ.

Als Marie daraufhin noch etwas gesagt hat und ich aufgeschaut habe, wäre mir vor Schreck beinahe das Herz stehengeblieben.
Da saß diese unheimliche, faszinierende Frau genau mir gegenüber, welche mir diese Woche schon aufgefallen war!
Ich war erst wie vor den Kopf geschlagen!
Ganz perplex!
Wieso setzte sie sich ausgerechnet zu mir?
Noch ein weiteres Rätsel für meinen ohnehin schon verwirrten Kopf!
Was würde passieren?
Aber wir waren ja in der Mensa unter hunderten von Menschen, was sollte schon groß passieren?
Nun, bei mir passierte jedenfalls allerhand, statt stehenzubleiben, entschloß sich mein Herz jedenfalls, sehr schnell weiterzuschlagen!
Es tat sich natürlich keineswegs wirklich ein Abgrund auf, aber diese Aura, diese Präsenz war plötzlich deutlich zu spüren. Ich war innerhalb ihres Bannkreises geraten, ohne mein Zutun. Sie hatte das entschieden, mit damit hineingezogen in diese kribbelnde Linse der Konkretion des Unheimlichen, des Bestimmt-Unbestimmten ihres Rätsels. Marie hatte offenbar wirklich klare Vorstellungen über meine Verirrung im eigenen Labyrinth, hatte ferner genau beobachtet und schnell erfaßt, daß ich mich irgendwie verloren hatte, daß alles in mir sich über tausend Eindrücke gleichzeitig zerstreute und zerfloß, daß ich etwas Orientierung gut brauchen konnte, um nicht gleich komplett durchzudrehen und irre wie ein Pingpong mit Flummi drin durch die Gegend zu springen.
Marie sprach mit mir, ganz ruhig und sanft. Das tat mir sehr gut. Sie war plötzlich gar nicht mehr so unheimlich, im Gegenteil, ihre Art wirkte sehr beruhigend. Wer im Licht stets geblendet ist durch all diese Eindrücke, dem ist es ein Labsal, auf die Dunkelheit fokussiert zu werden. Es war, als hätte sie irgendwie die Zeit im Griff und ließ sie ruhig und gleichmäßig fließen, kein Labyrinth mehr, kein Sumpf, keine Flockung oder auch Zerstreuung des Momentes mehr in tausende von Möglichkeiten, Eindrücken, Entscheidungen. Marie strukturierte und fokussierte – und zwar mich einerseits auf das Essen, andererseits auf sie!
Das tat mir sehr gut.
Es ordnete sich alles ein wenig und da waren nicht mehr tausende von Eindrücken auf einmal, welche um Aufmerksamkeit konkurrierten. Marie kanalisierte das irgendwie auf sich sowie auf die eigentlich einfache Aufgabe zu essen.
Wie hatte sie das geschafft?
Immerhin hatten da schon ein paar Leute an mir herumprobiert, meine Hyperaktivität zu fokussieren, mir Konzentration näherzubringen – nahezu ohne Effekt.
Marie hingegen setzte sich hin, sprach ein paar Worte mit mir und das das Labyrinth schauderte, schickerte zusammen zu einem geraden Weg, einem Blick – faszinierend!
Das Rauschen drumherum war urplötzlich ausgeblendet, alles wurde klar, reduziert, wohltuend ruhig.
Soviel dazu.

Die Beschreibung oben von mir:
Phantasievoll bunt und alternativ sowie vom Lande kann ich sicher keineswegs abstreiten. Zur Närrin hatte ich mich ebenfalls schon oft gemacht, war mir jedoch in der Tat gar nicht so klar, daß man das irgendwie schon an der Kleidung festmachen kann.
Was allerdings meine Augen anbelangt – na, so außergewöhnlich sind die doch eigentlich gar nicht, habe zwei davon, die gar ohne Brille auskommen – und das Farbspiel meiner Iris ist jedenfalls aus meiner Sicht im Spiegel eher unspektakulär, bei beiden Augen sehr ähnlich, aber gut, wenn es Marie gefällt – umso besser. Ich gucke damit ja eher raus aus der Pupille und nicht drauf, mag also ohnehin sein, daß ich das deshalb nicht so gut beurteilen kann.
Mit den Haaren ist es wirklich etwas seltsam, wurde mir gelegentlich schon zuvor berichtet. Als kleines Kind war ich wohl deutlich blonder. Ich meine zudem, im Sommer, wenn ich mich viel in der Sonne aufgehalten habe, wird es tatsächlich etwas heller, im Winter gibt es hingegen weniger Licht und wenigstens das nachgewachsene Haar ist dunkler.
Bleicht das bei Sonnenschein aus?
Keine Ahnung, ist allerdings schon so, bei genauer Betrachtung lassen sich leicht verschiedene Rottöne entdecken, Marie ist eine sehr genaue Beobachterin …

Maries Kommentar

Warum ich Inken an jenem Donnerstag angesprochen hatte – schwer zu sagen. Sie war mir schon die Tage zuvor aufgefallen, unübersehbar, irgendwie eine Assoziation zwischen Pippi Langstrumpf, Pumuckl, Wickie sowie Till Eulenspiegel, ein richtiger Wildfang nur eben ohne Fang, was man schon berücksichtigen sollte. Sie fing sich nicht, wirbelte, stürmte, hibbelte, sprang und zuckelte. Ich dachte gar nicht, daß man so aufgedreht, hektisch, chaotisch sein kann. Derlei kann doch niemand über mehrere Stunden durchhalten, hätte ich zuvor vermutet. Gut, Inken schaffte das irgendwie von selbst sowie spielend, mußte sich da gar keine Mühe geben, im Gegenteil sozusagen, das Leben, das Chaos sprudelte nur so aus ihr heraus. Dieser Kontrast zu meiner Persönlichkeit wiederum faszinierte mich sofort. Nun sind sehr viele Leute deutlich anders drauf als ich, gewiß. Inken war irgendwie auf der Skala ziemlich am anderen Ende verglichen mit meinem Ende der Verhaltensskala. Nicht daß ich bei Bedarf nicht auch sehr wild werden kann, aber wohl nie so chaotisch und dabei doch so liebenswert hilflos und harmlos, wie Inken nun einmal wirkte. Werde ich wild, folgt das einen genauen Plan, einem Ziel, einer Absicht, einer Entscheidung. Inken schwebt stets über den Möglichkeiten und Eventualitäten, sie stippt mal hier, mal da im Chaos des Lebens. Ich pflüge meinen Weg hindurch.
Wenn man mich zwingt, wild zu werden, bin ich jedenfalls keineswegs mehr liebenswert, hilflos oder harmlos, dann gibt es wirklich Probleme – und zwar für die anderen, welche mich zu einem derartigen Verhalten nötigen. Bei Inken vermutete man das sicher nicht.
Gut, vermutlich schreckte ihre Art trotzdem viele andere Leute wirklich etwas ab. Wer irgendwie am Rande der Verhaltensskala angesiedelt ist, ist schlecht kompatibel mit dem großen Haufen weiter in der Mitte, welcher sich für normal hält. Wenn auch aus anderen Gründen, so waren wir doch beide offenbar irgendwie Einzelgängerinnen. Dabei hätte man eigentlich schon vermuten können, daß bei Inken ansonsten die Typen Schlange stehen müßten, um etwas von dieser Köstlichkeit zu erhaschen und zu vernaschen, aber derzeit war der Andrang offenbar noch überschaubar, vielleicht hatten auch ihre Kommilitonen einstweilen andere Sorgen, als gleich auf die Balz zu gehen. Aber vielleicht war ihr unruhiges, unstetes Verhalten auch für diese befremdlich und letztlich nicht so attraktiv – der Mann an sich ist vielleicht überdies vorsichtig bei der Annäherung an Frauen in dicken, selbstgestrickten Pullovern und flippigen Flickenhosen mit der Erscheinung eines hyperaktiven Hydranten. Wenn sowas hochgeht oder eskaliert, will Mann vielleicht nicht gerade danebenstehen oder dazugehören.
Mich jedenfalls schreckt so schnell nichts, mich zog es eher an, ähnlich wie die Motten vom Licht angezogen werden vielleicht. Sie sind die Schwärmer des Dunkels und streben zum Licht. So strebte ich nun zu Inken. Vielleicht erhoffte ich mir etwas mehr Belebung oder jedenfalls eine abwechslungsreiche Unterhaltung.

Im Grunde ist das natürlich falsch, ich hoffte schon auf mehr, hatte allerdings keine Ahnung, ob oder wie ich das anstellen sollte. Ich wollte sie in meinen Bann ziehen, sie für mich interessieren, so oder so, irgendwas könnte sich aus diesem Kontrast entwickeln, welchen ich zudem zu studieren erhoffte, was immer sich daraus für Erkenntnisse oder Folgen ergeben mochten. In meinen Bann gelockt könnte ich sie erziehen und mich gleichzeitig an ihrer Lebendigkeit laben, so dachte ich damals vielleicht, vielleicht sah ich aber auch schon noch mehr, etwas jenseits eigennütziger Bedürfnisse und abgründiger Neigungen. Der aufgespießte Schmetterling mag zwar noch bunt sein, allerdings hat er den Reiz der Lebendigkeit längst ausgehaucht. Als niemals diese Schönheit ersticken oder zerstäuben, wer sich dran erfreuen will.

Zu meinen Bedürfnissen oder Ideen sollte ich vielleicht etwas weiter ausholen. Spätestens nach meinem Abschluß hatte ich mich eigentlich dazu durchgerungen, es doch einmal mit einer ernsthaften Beziehung zu versuchen. Also habe ich mich dann irgendwann im September im Netz bei so einer Partnerbörse angemeldet, alles akkurat ausgefüllt, sogar ganz offen meine sadistische Neigung angegeben, mein Bedürfnis zu dominieren und den Ton anzugeben, also klare Sache von Anfang an. Ich hatte da primär Männer im Blick als Objekte meines Interesses.

Das ist dann natürlich so auch nicht ganz richtig. Während des Studiums habe ich ja immer wieder Selbstverteidigungskurse geleitet, kenne mich mit diversen Kampftechniken gut aus. Aufgrund meiner Entschlossenheit und meiner Art, unbedingt gewinnen zu wollen, habe ich dann von den anderen ja auch den Spitznamen Marie de Sade bekommen, also die Kombination aus meinem Vornamen und dem Namen jenes einschlägig bekannten Herren, wobei die Kampfkollegen nicht einmal wissen konnten, daß ich wirklich sadistische Neigungen habe, aber egal.

Jedenfalls ist da in einem Kurs im Sommer zuvor etwas passiert, was mich zunächst ziemlich verblüfft hat. Ein Mädchen, eine Kursteilnehmerin von knapp sechzehn Jahren hat mich irgendwie ziemlich fasziniert. Sie hat mich beinahe in den Wahnsinn getrieben, bei jedem Male, wo wir miteinander gekämpft haben, wo ich mit ihr gespielt habe, um ihr Erfolge zu gönnen, um sie dann letztlich doch niederzuringen – gut, aber mit der hätte ich ja nichts anfangen können, das wäre falsch gewesen. Und doch hat es mich fasziniert, die Nähe, ihre lebendige, hilflose Gegenwehr, wenn ich sie schon längst hatte, aber ebenso ihr Triumph, wenn ich ihr mal einen Erfolg gegönnt habe, ihr ganzes Wesen, ihr Verhalten, ja ihr Duft und ihre Zartheit, schon nicht mehr ganz Kind und doch noch nicht Frau, so frisch und ahnungslos, daß es mir überall kribbelte, daß ich sie haben müßte, daß sie ganz mein sein sollte, ich sie ganz führen wollte. Aber das wäre eben mitnichten korrekt gewesen, nicht mehr als die Führung als Kursleiterin war da in Ordnung, dann vielleicht nur Nuancen subtiler Bevorzugung, wenn man das so nennen kann, wenn ich mir bei ihr immer etwas mehr Zeit nahm als bei anderen und ich sie öfter als andere hernahm, um etwas vorzuführen.

Jedenfalls waren Aktivitäten mit Männern bei mir ja nie ganz unproblematisch. Männer habe ich immer fixiert sowie dominiert, damit da was laufen konnte und dabei habe ich mich doch immer zurückgezogen, bevor es für mich ernst wurde und ich mich hätte verlieren können. So kam eben der Gedanke auf, daß es mit einer Frau ja auch mal ganz reizvoll sein könnte und vielleicht andererseits auch nicht so spannungsgeladen mit der Notwendigkeit, starke Dominanz zu zeigen, um bedingungslos die Kontrolle zu behalten. Erfahrungen mit Frauen hatte ich ohnedies schon gehabt, allerdings ebenfalls keine regelrechte Beziehung, eher eben so unverbindlich herumprobieren, sich miteinander verlustigen ohne weiteren Tiefgang. Frau sucht den Kontakt, um Bedürfnisse zu befriedigen, nicht mehr und nicht weniger, eine faire Vereinbarung mit Spaß dabei.
Nun wollte ich es also mal mit Beziehung probieren. Deshalb hatte ich in der Partnerbörse jedenfalls einfach mal angegeben, daß ich ‚jemanden‘ suche. Gemeldet haben sich Männer oder in einem Falle wohl ein Mann, der sich als bisexuelle Frau ausgegeben hat, welche für sich und ihren Partner jemanden für Spielchen gesucht hatte, als es um ein Treffen ging, jedoch erst einmal den Mann vorschicken wollte, eben das übliche alberne Spielchen, um Frauen dieser Präferenz hereinzulegen. Einige Männer haben da echten Größenwahn und wollen unbedingt bekehren, bilden sich ein, mit ihrem Wesen alle einnehmen zu können, was schon deshalb lächerlich ist, weil es gerade bei denen doch überhaupt nicht funktioniert.

Trotz meiner Offenheit über meine Neigungen sowie Leidenschaften im Profil gab es rege Zuschriften in dieser Partnerbörse. Ich hatte sodann sogar auch mal wen getroffen, allerdings ohne konkretes Ergebnis. Die Kandidaten konnten nicht überzeugen, wobei es meist nicht viel Zeit brauchte, bis ich mich davon überzeugt hatte, daß diese Herren mitnichten als Gespiele für längere Zeit taugen würden. Bei den meisten hatte sich ein Treffen ohnehin schon bei der schriftlichen Konversation erübrigt, einige haben sich letztlich doch nicht getraut, einem persönlichen Treffen zuzustimmen, was teils auch daran gelegen haben mag, welche aufregende Spiele ich für solch ein Treffen andeutet habe. Das heißt schließlich nicht ohne Grund so, wenn ich mir schon die Zeit nehme, will ich beim Treffen den Kandidaten auch wirklich möglichst im Kern treffen. Was ist das mir, wenn sie bereits kneifen, wenn ich mal einfach so einen Vorschlag für den Ablauf ins Gespräch bringe. Gut – und ähnlich bei jenen, welche nicht gekniffen haben, war es dann letztlich für mich nicht so überzeugend prickelnd, daß ich da länger hätte weiterforschen wollen.
Weitergekommen war ich so also nicht mit der Idee einer Beziehung. Verzagt war ich deshalb noch lange nicht. Nicht jeder Versuch muß ja sofort gelingen. Scheitern bringt Erfahrung mit sich. Die Zeit hält neue Möglichkeiten für einen bereit.
Wozu also weiter grübeln über abgeschlossene Experimente?

Und dann fiel mir in der Mensa Inken ins Auge und ich war augenblicklich gefesselt sowie fasziniert. Zur gleichen Zeit hatte ich ja in dieser Partnerbörse immer noch Kandidaten auf Eignung geprüft, um jemanden zu finden, der oder die bereit ist, ganz mein zu sein.
So persönlich bei einer so jungen Studentin war das etwas ganz anderes. Sie wußte nichts über mich und ich konnte gar nicht davon ausgehen, daß sie sich auf mich einlassen würde. Würde ich ihr offenbaren, was so meine Neigungen und Verlustigungen waren, hätte sie das vermutlich gleich verschreckt, obwohl ich ja gar nichts vorhabe, was nicht dem Wunsch und Willen der behandelten Person entspricht.

Demzufolge galt es also ganz überraschend und ohne Vorlauf, das Interesse dieser jungen Studentin zu gewinnen – immerhin eine Herausforderung auch für mich. Darin habe ich nicht so direkt Erfahrung, ich ziehe keineswegs herum und reiße andere Menschen auf, weder wortwörtlich noch im übertragenen Sinne.
Aber wie sollte ich es anstellen, ihr Interesse zu wecken – und was wollte ich überhaupt genau von ihr?
Freundschaft oder doch mehr?
Ein Spielchen, ein Versuch?
Oder doch mehr?
Ich war mir ganz unsicher, was ich wollte und wie das laufen könnte. Unsicher indessen war ich mir ja eigentlich selten. Nicht daß ich auf alles eine Antwort hätte, im Gegenteil, weil mir klar ist, daß auch ich meist keine habe, schreite ich einfach mutig voran, in diesem Falle zauderte ich, was mich überraschte.
Ging es doch irgendwie um mehr?
Um etwas, was mehr Bedeutung für mich hätte?
Ich war sehr verblüfft über meine Verblüffung über mich selbst.
Irgendwie war ich dabei, mir selbst einen Streich zu spielen und was dabei noch lustiger war – das war mir irgendwie schon klar.
Vermutlich wäre die Auserkorene ja ohnehin nur an Männern interessiert und hatte gar einen solchen oder mehrere davon auf Vorrat bei Bedarf verfügbar. Es ist ja nicht so schwierig für eine attraktive, junge Frau, bei Bedarf einen passablen Mann aufzutreiben, um eben die aktuellen Bedürfnisse zu decken – Männer sind da irgendwie deutlich naiver, das bekommt die entschlossene Frau dann schon hin. Frauen sind komplizierter. Und dazu kommt ferner ja überdies noch, daß nur eine Minderheit homosexuell oder eben auch flexibel sein wird – oder wenn schon heterosexuell, dann vermutlich mitnichten gerade in einer Experimentierlaune, von daher also nicht so einfach.

Jemanden jetzt gleich verschrecken, indem ich sofort ein Angebot mache, schien mir unklug zu sein. Vielleicht ist Freundschaft ohnehin wichtiger. Sex wird oft überschätzt. Also an sich nicht, macht schon eine Menge Spaß. Verquickt man jedoch die Freundschaft damit, kommt es schnell zu Konflikten, es wird unübersichtlich, der Sex wird zum Klotz am Bein der Freundschaft, weil man sich uneins ist, was dieser bedeutet, wann und wie wer will oder auch nicht. Freundschaft ist daher lockerer, flexibler als die Verengung auf Sexualität. Die wiederum reizt gar sehr, besonders, wenn man jemanden sehr mag, wenn alles kribbelt bei Anwesenheit oder auch bloß in Gedanken an diese Person.

Also erst einmal schon etwas wagen, aber auch vorsichtig bleiben, das war die Devise. Die Evaluation der Möglichkeiten sollte ergebnisoffen durchgeführt werden. Immerhin ist sie nicht gleich vom Stuhl gekippt und war zur Konversation bereit. Das ließ mich hoffen, daß sich daraus schon noch etwas entwickeln könnte, was auch immer, mein Interesse jedenfalls war geweckt. Ich war sozusagen schon angefixt und hing locker am Haken, hielt es allerdings kaum für möglich, ausgerechnet in Inken auf eine geschickte Anglerin gestoßen zu sein, die mich angeln würde, statt umgekehrt, wobei mir kaum in den Sinn kam, daß es stattdessen komplizierter sein könnte, als daß eine Seite fischt und die andere gefischt sowie anschließend eingewickelt wird.

Zu meiner Beobachtungsgabe – gut, ich schaue schon genau, insbesondere natürlich, was mich besonders interessiert, was mich angeht oder bewegt. Dahingehend hatte Inken gewiß schon bei diesem ersten direkten Aufeinandertreffen eingehendere Betrachtung verdient. Nun im Rückblick betrachtet fällt mir ja auch gleich ein, was Christian Morgenstern einmal gesagt hat: Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.
Wobei Inken natürlich auch jenseits solcher Generalisierungen einen erheblichen Reiz hat, welcher leicht nachvollziehbar ist, wenn sich die Gelegenheit ergibt, ihre anmutige Persönlichkeit persönlich zu erleben. Aber genug eingeschmeichelt, weiter geht es im Text …

Liebe und Leidenschaft

Abends war Marie beim Treffen der Libertines.
Die Libertines sind eine lockere Gruppen von Individualisten, keineswegs gerade ein Geheimbund, agieren aber schon vorsichtig im Verborgenen für sich und nicht öffentlich. Neben Konversation und Philosophie geht es bei diesen hinsichtlich sadistischer sowie masochistischer Neigungen und Bedürfnisse überdies regelmäßig handfester zur Sache, auch in der Hinsicht ist es eine ziemlich schlagkräftige Gruppe, wo indes mal ordentlich hingelangt wird, wo es ferner mal herzhaft knallt und spritzt. Das ist eine Gemeinschaft, welche zu ihren Leidenschaften steht, diese auslebt, sich daran gebunden fühlt und ausschlaggebend daran hängt. Da wird keinesfalls ein jeder mit Samthandschuhen angefaßt, da ist auch mal was los, da geht es munter rund, allerdings immer mit viel Spaß dabei. Die Behandlung ist jeweils peinlich bis eindringlich und geht auch mal unter die Haut, zudem bis aufs Blut. Wie intensiv und einfühlsam da auf besondere Bedürfnisse eingegangen wird, kann auch schon einmal zu Tränen rühren oder verzückte Schreie sowie entrückte Seufzer oder inbrünstiges Stöhnen entlocken, weshalb diese Gruppe dabei lieber für sich bleibt und nicht direkt etwas nach außen dringen läßt.

Marie hatte in dieser Gruppe schnell eine starke Position eingenommen, einfach weil sie mit ihrer Präsenz, jedoch ebenso durch Argumentation und mit ihrem umsichtigen Verhalten gut dazu geeignet war, weitreichende Kontrolle zu übernehmen, wenn es auch andere waren, welche die Treffen an sich organisierten und überdies finanzierten. Natürlich lassen sich derartige Individualisten mit derartigen Leidenschaften keineswegs wirklich kontrollieren, es ist immer ein subtiles Spiel von Dominanz, Unterordnung, Anleitung, symbolischen Gesten sowie einem bestimmten Ton bei der Unterbreitung eines Vorschlages, welcher dazu führt, ganz von selbst auf den Vorschlag eingehen zu wollen.

Vermutlich war Marie es selbst gewesen, wobei man das nicht so genau sagen kann, denn die Diskussionen sind immer sehr lebendig, welche nach der Besprechung aktueller Themen die Diskussion in eine bestimmte Richtung lenkte, so ging es daraufhin insbesondere bald darum, was die Liebe sei und was es damit auf sich habe. Theoretische Konzepte und auch die Biologie waren natürlich weit bekannt, allein Marie und auch einigen anderen war das vom Erleben her nicht so richtig vertraut.
Waren das nun eher romantische, alberne Vorstellungen von profanen Sachverhalten oder steckte doch mehr dahinter?
In dieser Runde setzte man schon eher auf Kontrolle, Dominanz, Unterordnung sowie klare Ansagen, um den Leidenschaften Tribut zu zollen. Dennoch war man recht begeistert dabei, verschiedene Ideen und Anekdoten zum Thema zum besten zu geben, damit folglich ebenso diesen Teil des Abends unterhaltsam zu gestalten.

Die biologischen Aspekte des Themas waren natürlich ziemlich schnell abgehandelt. Wie sich bei Hermaphroditen oder Zwittern als Tierarten zeigt, artet das Sexualverhalten schnell in einen Kampf aus, wer nun wen begattet und wer sich nachher um den Nachwuchs kümmern muß, dafür Energie Aufwand treibt, bis sich dieser entwickelt hat, selbständig seinen Bahnen ziehen kann. Demgegenüber geht es bei Pflanzen durchaus deutlich flexibler zu und dort findet man auch eher Möglichkeiten, selbst Ableger zu bilden oder sich auch selbst zu befruchten, während dies bei Tieren, insbesondere den komplexeren Arten selten oder jedenfalls keineswegs regelmäßig vorkommt. So sind es heute überwiegend zweigeschlechtliche Tierarten, welche einen evolutionären Vorteil haben, weil schon einmal der Streit wegfällt und Rollen und Aufgaben bereits biologisch festgelegt klarer verteilt sind.
Das andere Geschlecht muß eine gewisse Attraktion aufweisen und der Akt an sich muß ebenfalls attraktiv sein, warum sollte man sich sonst darum mühen und sich verausgaben?
Sich mit einer anderen Person beschäftigen, diese für sich gewinnen oder faszinieren, damit es zum Akt kommt?
Es muß also einen physiologischen Reiz geben. Klar auch, wer unter den Umständen nicht kopuliert, vermehrt sich nicht, diese Gene haben keine Nachfahren, sind von der Evolution her erfolglos, können also über mehrere Generation nicht abhängig voneinander vorkommen. Auch von daher ist klar, daß eine gewisse Lust zur Kopulation evolutionär ein Selbstläufer ist, denn wer keine Lust hat, von dem gibt es dann später auch keinerlei Nachwuchs. Pflanzen als weniger aktive Lebewesen können es allerdings etwas entspannter treiben, da kommen somit gleichfalls eher Zwitter in Frage und die Fortpflanzungsmethoden können oder müssen gar deutlich subtiler sein, auch benutzen diese gerne andere Spezies als Hilfsmittel beim Sex, besonders Insekten und ebenso Vögel, mit der Bildung von Früchten auch weitere Spezies der Tiere für die Verbreitung des Nachwuchses in der Landschaft. So gesehen kann man also schon sagen, daß das Sexualleben der Pflanzen deutlich komplexer und kreativer ist als das von zweigeschlechtlichen Tierarten, wo die Abläufe dann doch meist immer ziemlich ähnlich sind.
Ob man daraus allerdings auch pauschal bei all diesen Arten auf eine Emotion wie die Liebe schließen kann?
- Unklar, wobei eine solche Emotion vermutlich schon ein Gehirn gewisser Komplexität benötigt, um die Emotion jedenfalls bewußt zu verarbeiten. Grundlage sind so oder so Hormone, welche den Sexualtrieb ansteuern. Liebe mag also auch ein gedanklicher Überbau sein, ein Artefakt eines dafür jedenfalls übermäßig leistungsfähigen Gehirns. Nun hat der Mensch ein solches, somit keine Wahl. Er muß sich damit auseinandersetzen, weil der Mensch Mensch ist.

Aus der Zweigeschlechtlichkeit ergibt sich allerdings eine gravierende Asymmetrie der Belastung und der Möglichkeiten. Das Weibchen muß ungleich mehr in den Nachwuchs investieren als das Männchen, gleichzeitig kann es potentiell deutlich weniger Nachwuchs produzieren als das Männchen, welches ja bei vorhandener Attraktivität seinen Samen sehr breit streuen kann. Bei einigen Tierarten führt die Asymmetrie zu gravierenden Unterschieden zwischen Weibchen und Männchen sowohl in körperlichen Merkmalen als auch im Verhalten. Bei Menschen ist der Unterschied indessen nicht so dramatisch. Aufgrund der Asymmetrie muß das Weibchen allerdings sorgfältiger wählen und das Männchen indessen aggressiver werben sowie balzen, um erfolgreich zu sein.

Biologisch ebenfalls gut erklärbar ist Liebe und Vorsorge für den Nachwuchs, denn wenn sich die Eltern oder die Verwandten kümmern, haben die Kinder bessere Chancen zu überleben. Liebe und Verbundenheit zwischen den Eltern stärkt deren Zusammengehörigkeit und die gemeinsame Verantwortung für die Kinder verbessert deren Überlebenschancen. Von daher führt die Evolution klar zu Vorteilen durch die Liebe, die dann wohl mindestens so lange halten sollte, bis die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und selbst zurechtkommen, wenn sich die Eltern dann doch irgendwann zerstritten haben.
Beim Menschen ist die Situation da insofern speziell, als Kinder relativ lange brauche, um selbständig für sich zu sorgen, was alsdann wiederum eine lange Bindung der Eltern vorteilhaft erscheinen läßt. Es läßt sich genauso umgedreht sehen, wenn die Eltern eine längere Bindung eingehen können, ist es auch gut möglich, den Kindern mehr Zeit für die Entwicklung zu gönnen. Paarbindung der Eltern ermöglicht also eine längere Entwicklungsphase der Kinder, damit folglich höhere Komplexität, im Falle der Menschen eben ein stark entwickeltes Gehirn, in wenigen Fällen gar bemerkenswerte Intelligenz darin.

Als Nebeneffekt ist es allerdings natürlich auch attraktiv, anderen die eigenen Kinder unterzuschieben oder eben gezielt andere Partner für die Zeugung als für die Versorgung zu wählen. Das sind somit Strategien, um mit möglichst wenig Aufwand Anzahl wie Überlebenschancen des eigenen Nachwuchses zu verbessern. Solch ein Betrug kann also einerseits vorteilhaft sind, erhöht allerdings auch das Risiko, denn bei Entdeckung des Betruges entfällt objektiv für den betrogenen Teil die Grundlage der Unterstützung und damit bricht letztlich überdies die optimale Versorgung des Nachwuchses schnell zusammen. Dies erklärt zudem gut, warum zum einen Betrug stattfindet, zum anderen wiederum mitnichten derart häufig oder auffällig, sonst wäre der Vorteil dahin. Mißtrauen und Vertrauen müssen sich in einen gewissen Bereich die Wage halten, damit das System gut funktioniert, womit allerdings damit schon die Grundlage für Gruppenbildung sowie soziale Fürsorge gelegt ist, jedoch ebenso für Betrug und Handel bis hin zur Prostitution.

Weil die Gene in der eigenen Verwandtschaft ähnlich sind und damit genauso die Gene der Verwandtschaft in Kindern weitergegeben werden, kann es somit gleichfalls in gewissem Umfange sinnvoll sein, die Verwandtschaft sowie die eigene Sippe zu unterstützen, derart erklärt sich auch recht zwanglos die Liebe zu Geschwistern, Eltern und abgestuft auch zur weiteren Verwandtschaft. Da die Verteidigung gegen externe Gefahren in der Gruppe deutlich besser klappt als allein, ist gleichfalls die Gruppenbildung evolutionär vorteilhaft, wenngleich sich mittlerweile bei der vorherrschen Überbevölkerung zunehmend die Nachteile von Gruppenbildung zeigen – Kriege, Völkermorde, Massaker, überbordende Gewalt, willkürliche Bildung von rivalisierenden Untergruppen, Zerfall der Gruppen durch Konkurrenz in der Gruppe, Revierverhalten.

Vieles über die Liebe läßt sich so also ziemlich schlüssig in einen evolutionären, biologischen Rahmen bringen. Ein gewisses Maß an Liebe bestimmten Personen gegenüber führt zu besseren Überlebenschancen der Nachkommen oder der eigenen Gene. Derart wird also eher das Überleben jener gefördert oder ist von größerer Wahrscheinlichkeit, welche zu solchen Empfindungen fähig sind, wobei diese Kooperationswilligkeit vieler Menschen wiederum auch eine Minderheit sehr vorteilhaft für eigennützige Zwecke nutzen kann. Somit ergibt sich von selbst eine gewisse Mischung von Zuneigung und Trickserei als durchschnittlich zu erwartendes Verhalten, wobei die Ausprägungen und Eigenheiten bei Einzelpersonen breit gestreut sein können, sehr schlechte Strategien fallen dabei eben mangels Erfolg in zukünftigen Generationen eher raus. Wie immer bei der Evolution spielen natürlich gleichfalls Zufall und Glück eine große Rolle, wer Opfer eines Raubtieres, eines Unfalles oder eines Massakers wird, kann hinsichtlich seines Sozialverhaltens eine noch so tolle Strategie aufweisen, diese Person ist eben trotzdem raus und trägt nicht weiter zum genetischen Bestand bei, wenn es nicht schon gelungen ist, Nachkommen zu haben.

Aufgrund der Intelligenz des Menschen, welche allerdings oft nichtsdestotrotz überschätzt wird sowohl hinsichtlich des Umfanges als auch der praktischen Bedeutung, aber auch aufgrund seines Abstraktionsvermögens, erhält die biologische Grundlage natürlich einen psychologischen und soziologischen Überbau, teils der Konvention der Gruppe geschuldet, teils auch einfach der Reflexion über das eigene Sein und Verhalten, weswegen es zu allerhand Ausschmückungen und Variationen zum Thema kommt, die besser auf anderer Ebene als der rein biologischen betrachtet zu werden pflegen.
Zur mangelnden Selbsteinschätzung von Intelligenz als Individuum wurde zudem auf den bekannten Dunning-Kruger-Effekt verwiesen, wobei kurz überlegt wurde, ob dieser analog auf die ganze Spezies zutreffen könnte – ja vielleicht halten wir uns bloß für schlau und kompetent, bekommen jedoch bloß gerade so am Rande, deutlich verspätet mit, wie wir Planeten und Lebensgrundlage zerstören. Immerhin reicht die Intelligenz zur Selbstreflexion, zur Ironie oder auf zum Zynismus über die eigene Dummheit.
Ich bin dumm sowie ignorant, also bin ich?

Nach der Abschweifung über die Frage der Intelligenz der Spezies gelang es, den Bogen zurück zum Thema zu schlagen. Auf die Klärung der biologischen Grundlagen folgten alsdann in der Diskussion allerdings fürderhin noch eher philosophische und soziologische Konzepte sowie Erklärungen. Überdies ging es um spezielle Erscheinungen, die vordergründig nicht so gut in das einfache biologische Erklärungsmodell passen.

Die Fürsorge oder gar Liebe zur Verwandtschaft ist ja noch sehr einfach als evolutionär vorteilhaft erklärbar, bei der Nächstenliebe allerdings wird es schon komplizierter. Aber eine solche ist auch weit weniger etabliert. Dennoch gibt es da natürlich einen Zusammenhang in der Gruppe. Der Mensch ist ein soziales Wesen, was in der Gemeinschaft leistungsfähiger in der Bewältigung von Aufgaben ist, daher eher gemeinsam überlebt als allein. Daher ist die Fürsorge in der Gruppe ziemlich vorteilhaft. In der Frühzeit der Menschheit waren es allerdings nur eher kleine Gruppen, welche sich als solche wohl ursprünglich nach Ausbildung der Sprache und hinreichendem Abstraktionsvermögen über gemeinsame Geschichten identifizierten, was sich dann zu religiösen Vorstellungen degenerierte, mit denen man die eigene Gruppe gut von anderen separieren konnte, welche eben nicht mit den gruppenidentitätstiftenden eigenen Geschichten, der eigenen Religion, den eigenen Ritualen vertraut waren. Menschen sind keineswegs immer freundlich oder harmlos, von daher bedeuten andere, unbekannte Menschen in einer Zeit der Knappheit sowie Konkurrenz der Gruppen um Ressourcen gleichfalls Gefahr, keineswegs nur die Chance auf Innovationen und neue Erkenntnisse, welche durch Fremde in die eigene Gruppe hineingetragen werden könnten. Deshalb ist ein einzelner Fremder eventuell noch interessant, um Informationen auszutauschen, Handel zu treiben, eine andere Gruppe ist hingegen eher bedrohlich. So entwickelt sich auch Haß.
Je weiter weg und fremder andere Menschen sind, desto größer das Mißtrauen und die Vorsicht. Rein biologisch wären deutlich andere Menschen hingegen attraktiv, weil eine Vermischung des Genmaterials mehr Potential für leistungsfähigere, den Umweltbedingungen besser angepaßte Nachkommen bedeutet, insbesondere hinsichtlich der Immunabwehr gegen Mikroorganismen. Sozial hingegen sind insbesondere viele andere Menschen eine Herausforderung für eine Gruppe.

Und deswegen heißt es auch nicht umsonst Nächstenliebe, man liebt, was einen nah sowie vertraut ist, was vertrauenswürdig ist, wo man von Gemeinsamkeiten weiß, mitnichten, was einem fernliegt. Der wesentliche allgemeinere Ansatz, daß die Nächstenliebe allen Menschen gelten sollte, eventuell sogar Tieren und Pflanzen, ist da eher etwas für besonders ausgeprägte Idealisten mit deutlich leistungsfähigerem Gehirn, die mit einem hohen Abstraktionsvermögen in der Lage sind, die großen Gemeinsamkeiten mit anderen deutlich über die kleinen Unterschiede in den Auffassungen oder dem Aussehen oder der Herkunft zu stellen. Die meisten anderen Menschen sehen eher die Unterschiede und hauen lieber sicherheitshalber erst drauf und stellen danach erst Fragen. Das ist so profan wie alltäglich, ein angemessenes, friedliches und tolerantes Sozialverhalten ist vom Durchschnitt keineswegs von sich aus zu erwarten, das ist eine angelernte Kulturleistung, welche leistungsfähige Gehirne erfordert, damit jedoch unter einem Haufen von intoleranten Dummköpfen leider erhebliche Risiken birgt.

Geistig verklärt ist der Blick auf die Liebe besonders zwischen Mann und Frau. In neuerer Zeit, wo Gefühle und sexuelle Bedürfnisse stärker abgekoppelt sind von der reinen Biologie, zudem allgemeiner zwischen Partnern einer Lebens(abschnitts)gemeinschaft. Da gibt es Begriffe wie die platonische Liebe, die romantische Liebe, die erotische Liebe, die reine Liebe.
Was versteht man darunter?

Die Liebe wird rein genannt, wenn sie uneigennützig ist. Dabei geht es um Hingabe und Liebe ohne weiteren Zweck, wobei das Wohl und die Förderung der geliebten Person besonders im Fokus des Interesses stehen. Im Sinne der fundamentalen Nächstenliebe kann sich diese in der Verallgemeinerung auch auf alle Menschen oder schlicht auf alles erstrecken, verliert sich dabei jedoch letztlich irgendwann in Funktionslosigkeit sowie Beliebigkeit, eben weil kein Zweck und Sinn mehr erreichbar ist, keine weitere Differenzierung der Welt mehr angestrebt wird. Wer alles liebt, wird letztlich zum sabbernden Idioten, welcher nichts mehr versteht, dem alles eins ist.

Als platonische Liebe wird eine Beziehung frei von Sexualität verstanden, eine asexuelle Beziehung. Gleichwohl kann bei der platonischen Liebe allerdings das gegenseitige Wohl sowie die Förderung der geliebten Person im Fokus des Interesses stehen. Andere Bedürfnisse jenseits des Sexuellen sind dabei jedoch ebensowenig ausgeschlossen.

Die romantische Liebe, allgemeiner auch leidenschaftliche Liebe ist im Grunde eine soziologisch, geisteswissenschaftlich verklärte Beschreibung oder Verkleidung der biologischen Grundlagen der Liebe. Menschen fühlen sich sexuell zueinander hingezogen, streben nach einer stabilen, langfristigeren Partnerschaft einschließlich reger sexueller Kontakte. Kopulation und Vermehrungstrieb bilden hier eindeutig die Grundlage des gemeinsamen Treibens wie Strebens. In der romantischen Liebe werden idealerweise sämtliche Stadien der Beziehung durchlebt, Balz- und Werbungsverhalten, Kopulation, Aufzucht des Nachwuchses und letztlich auch Krisen bis zur Trennung.

Die erotische Liebe, auch sinnliche Liebe oder auch spielerische Liebe betont noch mehr als die romantische Liebe die Sinnesfreuden, jegliches Ausleben der Gefühle, Begehrlichkeiten sowie Leidenschaften der Beteiligten zueinander. Die Liebe ist hier stärker abgekoppelt vom Vermehrungstrieb und wird eher als zweckfreies Vergnügen angesehen. Der menschliche Verstand hat sich hierbei vom eigentlichen Zweck der Biologie gelöst, hat erkannt, daß die Lust im Grunde nur ein Lockmittel der Biologie ist, eine Belohnung für die Mühen der Fortpflanzung. Wird beides voneinander getrennt, so bleibt dem Verstande die Lust, das Spiel, das Vergnügen, aber durchaus ebenso das der reinen Liebe innewohnende Bedürfnis des Wohles der geliebten Person, fürderhin die Förderung derselben, wobei es bei der erotischen Liebe eindeutig um eine wechselseitige, gegenseitige Förderung geht, eine gegenseitige Beschäftigung mit den Bedürfnissen der geliebten Person. Das Glück und die Lust gründet darauf, daß beide gleich teilhaben am Vergnügen und an der Lust.

Ebenfalls interessant ist, daß dem biologischen Erklärungsmodell der Liebe unterdessen gleichfalls ein geisteswissenschaftlich-philosophisches entgegengesetzt werden kann, wobei der Liebe in diesem Modell eine andere Funktion zukommt. Der menschliche Geist ist komplex, er ist dazu in der Lage, über sich und die Welt zu reflektieren. Ja, er bildet eine eigne Identität, ein Ich aus, um reflektieren zu können. Damit dies möglich wird, muß dieses Ich allerdings differenzieren zwischen dem, was zum Ich gehört und dem anderen, der Welt. So kommt es zu einer eigentlich zwar willkürlichen, für das Ich jedoch notwendigen Trennung von der Welt. Getrennt ist das Ich allerdings einsam und allein. Im geliebten Partner spiegelt sich alsdann quasi die Welt, das Nicht-Ich, das außen. In der Liebe wird versucht, die isolierte Position des Ichs zu überwinden, wobei die geliebte Person die (Außen-)Welt repräsentiert und mit der Liebe die Vereinigung mit der Welt angestrebt wird. Natürlich kann derlei Ansinnen nie gänzlich gelingen, sonst gäbe es kein Ich mehr, aber im Sinne der reinen Liebe ist eine Verallgemeinerung auf die Welt, keineswegs bloß eine repräsentierende Person, durchaus die Grundidee und die Auflösung des Ichs in der Welt, im Nichts durchaus ein philosophischer Gedankengang, der erstrebenswert erscheint. Das Spannungsfeld oder das Paradox besteht natürlich darin, daß das Ich nur sein und lieben kann, solange es sich von der Welt getrennt wahrnimmt, geht es darin auf oder vergeht es (etwa weil es stirbt oder Schwachsinn einsetzt), so gibt es kein Ich mehr und somit auch keine Liebe dieses Ichs mehr.
Das Erkennen des eigenen Ichs, das Bewußtsein, die Wertschätzung gegen sich selbst kann so gleichfalls als Voraussetzung für Liebe gegenüber anderen Wesen gesehen werden. Wer sich selbst nicht achtet und als eigene Persönlichkeit herausbildet, hat zudem ja ferner anderen Personen wenig zu bieten, was liebenswert wäre.

Von Interesse war bei dem Diskurs natürlich ebenso die Fragestellung, was Liebe mit den eigenen sadistischen oder auch masochistischen Neigungen zu tun haben könnte. Ist es etwa Nächstenliebe, welche letztlich Sadisten dazu drängt, masochistischen Bekannten einen Gefallen zu tun und dabei unterdessen selbst nicht gänzlich zu kurz zu kommen?
Ist es die Hingabe, die den Masochisten dazu drängt, sich gänzlich jemandem sowie dessen Launen auszuliefern?
Oder ist es dann doch eher das egoistische Streben nach Stolz und Ehre, es ausgehalten zu haben, selbst daran im eigenen Wertgefühl zu steigen, wenn die Tortur überstanden ist?
Ist es hemmungsloser, skrupelloser Egoismus, welcher Sadisten dazu drängt, den eigenen Impulsen ohne Zögern zu folgen?
Oder ist es die tiefe Liebe zur Welt, welche wohl genau weiß, wessen innerstes Sein da wohl so schädlich und zerstörerisch wirkt – ist es im Angesicht der Menschheit als Zerstörer der Welt nicht ein Akt der Nächstenliebe zu zerstören und zu zernichten, was zerstört und zernichtet?

Besondere Spielarten der Liebe sind Fetischismus und die Liebe zu Objekten. Eine Zwischenstufe ist das artübergreifende sexuelle Interesse, also etwa von Menschen an Tieren, wenn zum Beispiel Lust daran besteht, Schafe, Kühe, Ziegen zu besteigen oder umgedreht sich von Hengsten decken zu lassen etc. Bleibt die Betrachtung beim Extrem der Liebe zu Objekten, so kann man hier wohl einerseits eine Spezialisierung der Liebe vermuten, welche sich eben nicht auf Lebewesen richtet, sondern auf Objekte, beziehungsweise auf Lebewesen in Kombination mit Objekten oder eben eine bestimmte Kombination von Lebewesen oder besonderes Interesse an speziellen Aktivitäten von Menschen, welche nicht offensichtlichen Bezug zur sexuellen Aktivität haben. Andererseits könnte indes provokant eine besondere Ausprägung der reinen Liebe sehen darin gesehen werden, weil sich diese Liebe hier nicht auf eine bestimmte Person bezieht, ferner von Objekten keine Gegenliebe erwartet werden kann. Der Fetischismus ist dann allerdings auch hier eine Spezialisierung oder eine Abkehr vom Allgemein-Beliebigen hin zu etwas Speziellen, nur eben nicht zu einem bestimmten Lebewesen hin. Etwas gewöhnlicher ist ferner die Hypothese, daß sich die spezielle Neigung, der Fetisch einfach aus einer positiven Rückkopplung aus einem Zufall entwickelt. Eine gute, angenehme Erfahrung wird in einer bestimmten Situation mit dem Objekt der späteren Begierde erlebt und fortan wird die angenehme Erfahrung reflexartig mit diesem Fetisch assoziiert und umgedreht. Dies entspräche folglich einer Konditionierung, bei welcher letztlich irgendwann der bloße Fetisch reicht, um die angenehme Erfahrung auszulösen, das sexuelle Interesse verlagert sich endlich komplett auf den Fetisch.

Natürlich konnte man sich nicht so richtig einig werden, wie ihre Leidenschaften unter dem Blickwinkel zu bewerten seien, man war sich indessen sicher, daß man ihr nichtsdestotrotz diesen Abend folgen sollte, so ließ man die Diskussion solch philosophischer Fragen und Scharmützel sowie Wortgefechte bald ausklingen und wechselte in den ‚Folterkeller‘, um sich der praktischen Umsetzung zu widmen.

Wie so oft hatte Marie primär die Aufsicht und Übersicht. Seit einiger Zeit schon beteiligte sie sich nur noch sehr sporadisch an den handgreiflichen Aktivitäten, leitete oder litt bei Bedarf an oder drängte zur Mäßigung. Sie hatte ganz von sich aus das Auftreten sowie die geeignete Wirkung, um selbst die härteren Sadisten wirksam darauf hinzuweisen, wann ihr Opfer wohl genug hatte. Denn diese Gruppe wollte auf jeden Fall Ärger vermeiden, welcher insbesondere durch Verstümmelungen oder gar Leichen in die Öffentlichkeit getragen werden würde, derlei Spielarten waren also grundlegend zu vermeiden.

Marie kam auch diesmal wieder in den Genuß von Maniküre sowie Pediküre als besonderer Huldigung zweier diesbezüglich besonders geneigter sowie geeigneter Kandidaten, was indes ebenso sowohl von diesen als genauso von Marie genossen werden konnte.

Inkens Kommentar

Erst später hat mir ja Marie von den Libertines erzählt. Und hätte ich das früher gewußt, sie wäre mir sehr unheimlich gewesen. Zum Glück jedoch habe ich sie anders kennengelernt, denn das wäre nun so gar nicht meine Welt. Philosophische Diskussionen sind natürlich schon sehr interessant, doch die praktischen Aktivitäten der Gruppe scheinen mir sehr grenzwertig zu sein. Aber ich muß auch betonen, die Menschen und ihre Geschmäcker sind eben verschieden. Sie sind sich einig in dem, was sie miteinander tun und fallen anderen damit nicht zur Last.
Wie dumm wäre es da, naiv die eigenen Maßstäbe anzulegen, wenn man selbst gar nicht beteiligt ist?

Schon als ich Marie das erste Mal sah, hatte sie diese besondere Erscheinung, ruhig, entspannt, jedoch gleichfalls unnahbar, unergründlich, sowohl anziehend als auch etwas unheimlich. Ja, sie hat diese Wirkung, wozu sie gar nichts tun braucht, von daher kann ich mir ohne weiteres vorstellen, daß sie ebenso bei den Libertines respektiert wird als besondere Persönlichkeit, als jemand, der unbedingt beeindruckt und dessen gesprochenes Wort nicht einfach übergangen werden kann. Weil sie gleichzeitig so ruhig und ausgeglichen ist, ist die Wirkung wohl noch dramatischer als bei jemandem, welcher etwa durch erhobene Stimme oder gar durch unkontrollierte Wutausbrüche bedrohlich, eher gefährlich wirken würde. Gerade ihre Subtilität verstärkt den Effekt.

Ihre sadistische Art bekommt sie natürlich keineswegs komplett versteckt, allerdings hat sie diesen Teil ihrer Persönlichkeit ganz gut im Griff. Sie kann mit Worten, mit Zynismus, Ironie, mit kleinen Gesten nur quälen, wenn sie es drauf anlegt. Es kann einem irgendwie eng werden, es kann einem der Atem knapp werden, die Brust eng, wenn sie es will. Diese Empfindungen kommen gleichwohl im Grunde indes noch aus einem selber heraus. Dies Erlebnis kann unheimlich sein, Marie überzieht diese Fähigkeit jedoch wiederum auch nicht, sie weiß, was und wie es wirkt und zeigt bald mit einem Lächeln oder einer entspannten Geste, daß der kritische Moment vorbei ist und alles gut, ein kleiner Spaß vielleicht nur oder eine Reaktion auf etwas, was ihr nicht gefallen hat. Die Bedrohlichkeit sowie Enge ist nie von Dauer und danach fühlt man sich erleichtert und gleichfalls stärker, bestärkt und überdies respektiert.
Indessen gibt es allerdings wohl gleichfalls einige Mitmenschen, welche es nicht aushalten, diese können in einer derlei angespannten Befindlichkeit leicht gereizt oder verstimmt sein, wobei die Ursache primär in ihnen selbst liegt, gerade weil und wenn sie den richtigen Moment verpaßt haben mitzulächeln und zu entspannen.

Die sorgfältige sowie liebevolle Pflege von Füßen und Händen bei den Libertines ist natürlich eine feine Sache. Diese sehen bei Marie wirklich vorbildlich gepflegt aus. Auch hier ist ihre Erscheinung praktisch von Perfektion nicht zu unterscheiden. Ohne der Geschichte ernsthaft inhaltlich vorzugreifen, kann ich ja schon einmal sagen – natürlich kümmert sie sich vor den Treffen darum, daß ihre kleinen Fetischisten nicht wirklich viel zu tun haben und gar noch allzu viel Vergnügen darin finden, sich darum zu kümmern. In der Hinsicht ist sie mit dieser Vorsorge schon ein bißchen fies zu diesen, wenn sie vorher duscht, Hände und Füße sorgsam wäscht und die gröbsten Mängel schon einmal selbst beseitigt, sofern überhaupt über die Woche welche angefallen sein sollten.
Wie ich trägt sie die Nägel unlackiert und kurz, was praktisch ist, jedoch für die beiden betroffenen Libertines vielleicht auch eine kleine Qual, denn so schlicht und natürlich ist die Variationsbreite beim Ausleben der fetischistischen Neigung ja vermutlich doch sehr überschaubar, wobei es natürlich mehr als die Nägel gibt und ebenso der Rest an Händen und Füßen gepflegt sowie umsorgt sein will.

Maries Kommentar

Intellektuell sind mir natürlich diese Konzepte über die Liebe schon bekannt gewesen.
Ob ich es nun ernsthaft mal selbst versucht hatte?
Das weiß ich nicht so genau, erlebt hatte ich das selber bis zu dem Zeitpunkt nie, gut Lust, wilder Sex, Neigung, das Schwelgen in gewissen Leidenschaften, Überlegung hinsichtlich eigenen Nachwuchses, das kommt schon einmal vor.
Aber Liebe, verliebt sein?
Vielleicht hatte ich da zuvor schon zuviel Arges erlebt. Aber diese Diskussion kam mir zu dem Zeitpunkt gerade recht.
Ich war mir natürlich gar nicht sicher, wie sich das mit Inken entwickeln könnte, nur eine flüchtige Begegnung oder doch gar eine schöne Freundschaft?
Das konnte man zu dem Zeitpunkt gar nicht einschätzen.

Gut, da ich ja ohnehin zu der Zeit im Netz in dieser Kontaktbörse unterwegs war und bereits wen getroffen hatte, ergab sich natürlich schon die Frage, was das überhaupt soll und was es für mich persönlich mit der Liebe auf sich hat. Ich mochte mich nicht so richtig auf jemanden einlassen. Diese sadistisch-masochistischen Spielchen sind ja kein Problem, dabei kommt einem niemand wirklich nahe, wenn man nicht will, selbst wenn man eifrig seinen Impulsen folgt, geht das nicht wirklich tief, also für die Opfer manchmal körperlich vielleicht schon mal aus Versehen, aber generell ist das ja eher Kurzweil und Vergnügen, vielleicht überdies Nächstenliebe, die einen dazu bewegt, da aktiv zu werden und zu tun, was manche erfreut oder eben auch aus etwas herausholt, was bei manchen Fetischen eher die falsche Richtung ist, von welcher man jemanden gut befreien kann, welcher überzieht, indem man selbst ein wenig überzieht, woraufhin die Süßigkeit des Genusses in Bitterkeit der Erkenntnis der eigenen Irrung umschlagen kann, ja, wenn der Schlag zu fest ist oder zu oft oder an scheinbar falscher Stelle einschlägt. Doch das macht den Reiz des Spiels aus, keineswegs bloß bei Pralinen weiß man nicht so genau, was man bekommt.

Zu den Libertines bin ich ja eher zufällig gekommen. Aber das traf sich ganz gut. In die Stadt bin ich ja primär des Studiums wegen gezogen. Und gut, mit den eigenen Bedürfnissen war das alsdann natürlich nicht so einfach. Ich wollte ja auch nicht in größerem Umfange etwa Kommilitonen mit meiner Neigung verschrecken oder diese geradezu schlagfertig verschleißen. So war es deutlich mühsamer, jemanden zu finden und es ist dabei immer ein gewisses Risiko, unschuldige Burschen einfach so mit meinen Neigungen zu überraschen, diese wissen das in dem Moment eventuell nicht zu schätzen, fixiert und ein wenig gequält zu werden, obgleich ich natürlich immer darauf bedacht war, es nicht zu übertreiben. Aus der Irrung über meine Leidenschaft wie Intention entsteht mit dem Knebel im Munde schnell existentielle Not beim leidenschaftlichen Spiel mit der Qual.
Jedenfalls gab es irgendwann mal eine Veranstaltung mit philosophischer Ausrichtung sowie Fragestellung. Da bin ich hin, habe dabei sogar mal aus dem Publikum heraus eine Frage gestellt, als die Fragerunde nach einem Vortrag eröffnet wurde. Jedenfalls hat sich nach Abschluß jener Veranstaltung eine Diskussion entwickelt und ich wurde von irgendwem zu einer anderen mit ähnlicher Thematik eingeladen. Auch da wurde selbstverständlich wieder gründlich philosophiert sowie diskutiert und dabei war ich schon mehr mit drin sowie beteiligt am Diskurs. Bei einer anderen Veranstaltung dieser Art ging es ferner zudem stärker um Fragen rund um Donatien Alphonse François Marquis de Sade sowie die Frage, ob man wirklich hemmungslos seinen Impulsen folgen solle oder dürfe. Gut, das war natürlich schon ein Thema, welches mich mehr anging, einerseits Bedürfnisse sowie Neigungen, andererseits gewisse ethische Bedenken, Zweifel oder Konflikte, es bloß nicht zu überziehen. Offenbar haben mein Auftreten und meine Diskussionsbeiträge gefallen, denn ich bin in der Folge eingeladen worden und letztlich bin ich eben plötzlich bei den Libertines gewesen und geblieben, ein lockerer Bund von Freigeistern, die gerne philosophieren und sich danach eben auch noch gerne ihren Fetischen und sadistisch-masochistischen Neigungen widmen. Unter schlagender Verbindung stellt man sich gemeinhin an der Universität etwas anders vor, nun waren dies auch keineswegs bloß Studenten, es ging also schon etwas robuster zu, nach ganz eigenen Regeln fern einer regelrechten Tradition, dennoch stets kontrolliert von der Gruppe.

Denn in der Gruppe hat man den Verlauf der Interaktionen doch besser unter Kontrolle als allein und so ist dann auch gut gewährleistet, daß einige Leute über die Woche normal sowie ausgeglichen ihrem Beruf, häufig in Führungspositionen, nachgehen und sodann eben einmal in der Woche richtig Dampf ablassen. Wer sonst unter Druck und Verantwortung steht, gibt diese Machtposition auch gerne einmal ab, wird gerne auch einmal selbst erst zur Schnecke gemacht und danach noch zur Sau, um durch den ‚Folterkeller‘ getrieben zu werden.
Derlei spielerischer Trieb ausgelebt, kann ganz befreiend sein.
Aber es geht natürlich ebenso umgekehrt.
Ist man die ganze Woche in feinsten Zwirn gezwängt und hat sich ein stets freundliches Lächeln ins Gesicht getackert, darf selbst bei den größten Idioten nicht ausfallend werden, muß man immer korrekt und ausgeglichen sein, so steigt bei einigen Leuten der Druck im Kessel. Dieser Druck muß raus, abgelassen werden, daß der Kessel nicht unkontrolliert explodiert. An einem Abend mal etwas pisacken, peitschen, sengen, schlagen und schreien, brüllen, es einfach rauslassen dürfen, das tut gut, das kann befreien sowie für Ausgleich sorgen, daß man schließlich morgen wieder mit getackertem Grinsen ausgeglichen seiner Arbeit nachgehen kann. Derart ergeben sich eben in solch einer eingeschworenen Gruppe mehr Möglichkeiten, etwas auszuleben, etwas zu probieren, sich ebenfalls weiterzuentwickeln ohne gleich zu verstören oder zu zerstören oder im Skandal bloßgestellt zu werden. Einschlägige Talente werden gefördert, Techniken geübt sowie verfeinert, neue Ideen probiert. Es ist ein spielerisches Umgehen mit speziellen Interessen. Weil dies alles nicht ganz ungefährlich ist, gibt es jedoch nebenbei eine profanere Förderung, etwa der Besuch von Kursen zur ersten Hilfe und einigen weiteren Techniken, um im Notfall helfen zu können, denn etwas Risiko ist natürlich schon dabei, wenn man da bei sadistisch-masochistischen Spielchen voll bei der Sache ist.

Bei psychopathisch veranlagten Leuten ist die Kontrolle der Gruppe besonders wichtig, damit sich diese Neigung niemals hemmungslos zum Massaker aufschaukelt, sondern im akzeptablen Rahmen bleibt, Übergriffe auf unfreiwillige Opfer vermieden werden. Manchmal ist es ein Drahtseilakt, aber in der Gruppe kann man das besser bewerten und beobachten, korrigieren. Auch deshalb sind die Diskurse sehr wichtig, um immer wieder festzulegen, wo Grenzen und Probleme sind, was noch angemessen ist, wo jemand auf dem Holzweg ist, einem groben Irrtum aufgesessen ist. Diskussionen und ebenso die Aktivitäten erfolgen immer im gegenseitigen Respekt. Bei den Diskussionen geht es ja um die Sache, nicht darum, rhetorisch mit irgendwas zu überzeugen. Es kommt darauf an, inhaltlich gute Argumente zu finden, mitnichten mit Blödsinn zu manipulieren, daher werden auch ähnliche Themen immer wieder aufgegriffen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, gleichsam um zu vermeiden, auf eine rhetorische Manipulation, auf eine Falle schöner Worte hereingefallen zu sein.

Direkt im Studium hatte ich solchen Druck natürlich weniger, den es abzulassen galt, da gibt es nicht so viele nervige Leute, Verantwortung für andere, Entscheidungen über und für andere zu treffen. Aber in meinem Kopf lauert ein Monster mit seinen sadistischen Launen, was gefüttert werden will, damit es nicht eines Tages seine Ketten sprengt und außer Kontrolle gerät. Die Kontrolle darüber zu behalten, ist gleichfalls ein Grundbedürfnis von mir. Jene Aktivitäten bei den Libertines erleichtern es mir, das Monster unter kontrollierten Bedingungen zu halten, denn loswerden kann ich es nicht. Es rasselt an seinen Ketten tief im Abgrund im Kopf, im eigenen Denken, im Ich. Wenn es indes wenigstens ein wenig gefüttert wird, ist es halbwegs umgänglich und gibt sich drein und ich bin ein gutes Stück frei davon. Ein Mittel, das Monster ganz loszuwerden, habe ich natürlich nicht gefunden. Es gehört zu mir, zu meinem Ich, das muß ich wohl akzeptieren. Solange ich lebe, ist es ein Teil von mir. Dermaßen in die Gruppe der Libertines hatte ich mich ganz gut arrangiert. Deshalb war es gar nicht so oft nötig, das Monster wirklich zum Festmahl zu laden. Bei einem solchen wird ein Kandidat fixiert, damit ich die Kontrolle behalte, und im folgenden Geschehen wird neben den sexuellen Kontakten, Spielchen, Verzögerungen, Frustrationen oder gelegentlich überraschenden Erfüllungen gleichfalls ein wenig mit der Atemkontrolle gespielt, ja vielleicht ist das mein Fetisch, atemberaubend zu sein, mein Opfer nach eigenem Ermessen mit meinem Atem zu füttern oder eben auch nicht, zu kontrollieren, ebenso zu verantworten, was mit dem Opfer passiert, wie es auf diese Not reagiert, aber ebenfalls auf Schmerz sowie Pein, wie es in Selbstzweifel gestürzt werden kann, wie psychisch demontiert und erschöpft werden kann, ja das interessiert mich und mein Monster, das ist prickelnd, da fühle ich mich lebendig.
Warum nicht einen Fetisch zerstören?
Warum nicht die wunden Punkte des Opfers finden, um darin peinlich zu bohren sowie herauszuarbeiten, was da faul ist?
Das kann auch eine Bereicherung, Befreiung für das Opfer sein, wenn es dann überstanden, überwunden ist.

Aber das geht auch nicht ohne Bedenken. Nicht nur über das Opfer muß ich die Kontrolle behalten, auch über das Monster, nichts überdrehen, kein bedauerlicher Unfall, nicht letztlich zu wenig Atem oder zuviel Pein. Es ist eben ein heikler Drahtseilakt zwischen Kurzweil, Lust und Verantwortung. Besser also nicht abstürzen, das kann eine Menge Probleme bringen, nicht nur für das Opfer. Die Kontrolle zu verlieren, ist mein Alptraum. Und das ist sicher meine Schwachstelle, mein wunder Punkt.

Später habe ich mich überdies noch mit Lotte und Thomas unterhalten. Die hatten mir schon zuvor bei einem Treffen mit einem Kandidaten aus der Partnerbörse im Netz geholfen, so daß beide auch mal nachfragten, wie der aktuelle Stand nun sei. Da ich da nun nichts spektakulär Neues zu berichten hatte, habe ich also einfach mal so einfließen lassen, daß ich ganz unabhängig von den Bemühungen in der Partnerbörse an diesem Tag Inken in der Mensa kennengelernt habe. Gut, ich habe daraufhin ein wenig erzählt und bin vielleicht etwas ins Schwärmen geraten, daß gleich nachgefragt wurde, was da los sei. Diese Frage konnte ich zu dem Zeitpunkt beim besten Willen nicht beantworten, ließ allerdings mal einfach meine Überlegungen so einfließen, was sich daraus machen ließe, Hilfe für einen netten Menschen, Freundschaft …

Ich wollte in der Folge jedoch erst einmal ablenken und fragte daher Lotte gegenüber zurück, was bei ihr so laufe. Sie hatte ja einen netten jungen Mann kennengelernt, der irgendwie ihr Herz erwärmte, aber sie hatte irgendwie Bedenken, war dieser doch um einige Jahre jünger und ähnlich wie sie eher von der harmlosen, sensiblen Art. Dabei hatte sie sich nun erneut getroffen und wir redeten ihr gut zu, am Ball oder eher am Burschen zu bleiben und das süße Früchtchen ruhig voll auszukosten. So ermutigten wir sie also, bei dem knuffeligen Kerl einfach einmal beherzt zuzugreifen und ihn sich zu greifen. Schmerz und Enttäuschung kommen irgendwann von ganz allein, da kann man vorher ruhig ordentlich Spaß haben und muß sich derlei Gefühle nicht gleich vorher antun, obwohl Lotte ja gerne einmal in allerdings nur einem milden Fall von Masochismus in Schmerz und Enttäuschung schwelgen konnte, ohne vorher noch genossen zu haben, indessen, die Pein ist noch viel süßer, wenn sie vorher das Früchtchen ausgiebig vernascht hätte, so versicherten wir ihr und dies Argument schien ihr dann auch ganz überzeugend zu sein. Sie wollte es wohl versuchen mit der Liebe und der Not damit und dem süßen Früchtchen, auch schon, damit unsere heutige Debatte praktische Konsequenzen hätte. Nun, so hatte ich letztlich für diesen Tag wieder eine gute Tat auf dem Kerbholz. Bei dem Altersunterschied war Enttäuschung früher oder später durchaus wahrscheinlich, aber da Lotte insbesondere darin schwelgen konnte, war diese Konsequenz doch weitgehen unproblematisch oder gar letztlich wünschenswert.

Es ergeben sich doch einfach viel mehr Möglichkeiten, wenn man es probiert, statt gleich vorher zu bocken und zu blocken und so über diese Abkürzung nur zur peinlichen Frage zu kommen, was alles hätte passieren können, wenn man es riskiert hätte, also stattdessen doch besser das Probieren über das Theoretisieren stellen und erst danach vielleicht aus den Konsequenzen etwas lernen, ist am Ende einer solchen Affäre ja noch früh genug.
Lotte konnte bei dem knuffigen Burschen doch mal hemmungslos ihren Impulsen folgen, das schadete sowieso niemandem, so waren wir uns schnell einig in der Beurteilung der Situation, also grünes Licht für Lotte!
Von meiner Situation hatte ich indes damit immerhin geschickt abgelenkt und würde nun die nächsten Tage erst einmal sehen, wie sich das entwickeln mochte. Allerdings wurde ich in der Wendung des kleinen Diskurses von den beiden dazu veranlaßt, doch einmal von mir aus bei nächsten Treffen Bericht zu erstatten, was sich mit jener zappeligen und doch so süßen Inken so ergeben hätte. Das mußte ich endlich wohl den beiden zusagen, wie Lotte ja ebenso über den Fortgang ihrer Angelegenheit berichten wollte oder sollte.

Fördern und Fordern

Mit dem Tablett Essen in der Hand schaute sich Marie in der Mensa um, ob schon etwas von Inken zu sehen wäre. Sie hatten sich grob für einen bestimmten Bereich in der Mensa verabredet, den man relativ gut übersehen konnte, Marie war aber etwas früh, zudem kam Inken ja direkt von einer Vorlesung, daher mußte man immer damit rechnen, daß das Ende nicht besonders präzise war und insbesondere kleine Verzögerungen eintreten konnten.

Marie setzte sich also an einen der kleineren Tische und begann schon einmal mit dem Essen. Bald darauf jedoch sah sie auch schon Inken, winkte und wurde deshalb schnell gefunden. Inken trug wieder einen dieser weiten, flippigen, selbstgestrickten Pullover, die einerseits sehr kuschelig und gemütlich aussehen, andererseits aber auch sehr aggressiv ins Auge des Betrachters springen. Heute war es ein anderer als am Tag zuvor, allerdings ähnlich die unangepaßte, wilde Individualität betonend. Die Flickenhose war dieselbe wie am Tag zuvor, aufgrund der Vielfalt der Flicken war dies jedoch weniger aufmerksamen Beobachtern als Marie nicht unbedingt erkennbar.
Aufmunternd fragte Marie Inken sodann beim Erreichen des Tisches, wie es heute gelaufen sei. Daraufhin berichtete Inken den Kopf wiegend kurz über ihre Eindrücke der beiden bisherigen heutigen Vorlesungen, setzte sich dabei und begann ebenfalls gleich zu essen, ohne wie am Tag zuvor etwas auszupacken. Marie nahm das wohlwollend zur Kenntnis.
Hatte ihr Tip bereits etwas bewirkt, was für Inken hilfreich sein könnte?

Nach der kurzen Pause des Ankommens fragte Marie: „Und, wie ist es gestern noch mit deinen Übungszetteln gelaufen?“
Inken kaute zu Ende, nickte, meinte danach: „Viel besser, ist jedoch immer noch nicht so einfach, mich länger auf eine Sache zu konzentrieren, immerhin, ein paar Aufgaben habe ich gut sowie einzeln nacheinander abgearbeitet, ohne mich besonders ablenken zu lassen.“
Marie lächelte und sprach: „Das hört sich doch schon ganz gut an. Es braucht immer etwas Übung sowie Zeit, bis solch eine Strategie verinnerlicht ist.“
Inken lächelte zurück und erwiderte: „Ich hoffe, daß es noch besser wird, sonst bekomme ich doch noch Probleme, dies sind ja jetzt am Anfang wohl eher noch die einfachen, kleinen Aufgaben, bis übernächste Woche oder die Woche darauf sollte ich mich wohl drauf einstellen, ein gutes sowie zudem zügiges Arbeitstempo zu finden.“
Marie grinste: „Da hat du wohl Recht, einfacher wird es mitnichten, jedenfalls nicht die ersten paar Semester, da gilt es allerhand zu bewältigen sowie Wissen zu kumulieren, damit man dies später auch gut anwenden kann. Allerdings lernst du ja jede Woche etwas dazu, was du nutzen kannst und sollst. Du wirst das schon hinbekommen, da bin ich ganz zuversichtlich.
Hast du heute noch Vorlesungen oder eine Übung?“
Inken gab Auskunft: „Eine Vorlesung noch, danach ist für diese Woche mit dem offiziellen Teil Schluß.“
Marie lachte: „Jaja, der Dozent als solcher und ebenso die Dozentin, die wollen nicht unbedingt am späten Freitag Nachmittag oder genauso am frühen Montag Morgen Termine ansetzen, wenn es sich vermeiden läßt.“
Inken lächelte: „Soso, daher, hatte mich schon gewundert. Nun, du hast Erfahrung damit, kannst das besser einschätzen.“

Sie plauderten noch eine Weile beim Essen, bald hatte Inken allerdings bereits ihre Vorlesung. Sie machte sich indessen immer noch Sorgen, die Sache mit der Konzentration nicht so gut hinzubekommen.
Daher schlug Marie vor: „Wenn du magst, kannst du mich ja nachher besuchen.
Ich zeige dir alsdann bei Interesse kurz ein paar Labore als Ansporn, anschließend setzen wir uns in mein Bureau und schauen einfach mal, wie wir das mit deiner Konzentration bei der Bearbeitung deiner Übungen optimieren können – du hast die Zettel doch dabei?“
Inken nickte betont, erwiderte: „Ja, habe ich dabei. Gern komme ich dich besuchen.
Labore?
Klingt in der Tat spannend für mich.“
Marie lächelte freundlich: „Ja, wirst du dann schon sehen. In den ersten Semestern hocken die Studenten ja doch nur in den Vorlesungssälen, aber es gibt in späteren Semestern ja gleichfalls Praktika und noch später ferner größere Projekte bis zum Abschlußprojekt. Gut, danach für die Promotion wird ja ebenfalls geforscht, in dem Zusammenhang selbständiger an wirklich aktuellen Sachen. Und wenn man nicht gerade Theorie macht, ist da ja ebenfalls allerhand Praktisches zu tun, um Ergebnisse zu bekommen.“

Inken schaute sehr gespannt und hätte gerne mehr gehört, dazu war jedoch keine Zeit mehr. Marie beschrieb ihr noch genau, wie sie nachher ihr Bureau finden würde und anschließend eilte Inken auch schon wieder fort zu ihrer Vorlesung. Marie schlenderte gemütlich über einen kleinen Umweg zurück zum Institut, um ihre Arbeit fortzusetzen. Dort angekommen räumte Marie allerdings erst einmal ihr Bureau auf und ebenso das Labor, in welchem sie hauptsächlich arbeitete. Unordnung machte ihr selbst nicht so viel aus, denn sie hatte sowieso im Kopf, wo sie etwas zuletzt hingelegt hatte. Gut, im Labor hatten ja gleichfalls Kollegen Zugang, da war ein gewisses Maß an Ordnung schon wichtig, sonst fand sich schnell niemand mehr zurecht, von daher war sie dort schnell fertig. Auch im Bureau war es nicht übermäßig unordentlich. Marie war organisiert, also in gewissem Umfange genauso ihr Bureau. Es ist indessen ja keineswegs notwendig, alles in eine für andere nachvollziehbare Ordnung zu bringen, wenn sowieso alles akkurat sowie abrufbar im Kopf abgelegt ist, was wo zu finden ist. Jedenfalls wollte sie Inken nicht so viele Reize zur Ablenkung bieten, deswegen schien es ihr nützlich zu sein, schlicht die Zahl der sichtbaren Objekte zu reduzieren. Ihre Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin hatte sie ja offiziell erst seit Anfang des Monats, allerdings war sie zuvor schon provisorisch als wissenschaftliche Hilfskraft eingestellt worden, weil die richtige Stelle noch nicht frei war, deshalb hatte sie sich schon gut eingearbeitet, war schon halbwegs mit den Laboren vertraut und hatte auch schon etwas Gelegenheit gehabt, sich ihr Bureau zu eigen zu machen, was sie nun jedoch gezielt wieder reduzierte, um Inken eine ruhige Umgebung ohne große Ablenkung zu bieten. Im Grunde war ihre Wohnung ähnlich karg, auf das Wesentliche reduziert eingerichtet. Falls sie Inken einlud, sollte sie diese allerdings ebenfalls noch einmal konsequent aufräumen, entsprechend alles wegräumen, was redundant war oder Anlaß zu unnötiger Ablenkung geben könnte. Dies schien ihr eine nützliche Idee zu sein, um in der Reduktion und Konzentration eine klare Richtung vorzugeben.

Ein Kollege hatte Marie einmal berichtet, daß man hier noch im letzten Jahrhundert auch häufig am Wochenende intensiv gearbeitet habe, in dieser Hinsicht war es inzwischen ruhiger geworden. Gut, mittlerweile ließ sich ja gleichfalls zu Hause allerhand am eigenen Rechner erledigen oder man konnte sich mit dem auf den Rechnern in der Universität aufschalten, um von zu Hause aus zu arbeiten, von daher war persönliche Anwesenheit eher in den Laboren notwendig, wobei man dort ebenfalls schon bei einigen Experimenten automatisiert hatte, damit diese über einige Stunden oder auch über ein oder zwei Tage ohne Aufsicht vor Ort laufen konnten. Allerdings ist anders als direkt an der Universität die Anbindung ans Netz bei privaten Netzbetreibern selbst in der Großstadt noch immer unzureichend, um wirklich effizient auf entfernten Rechnern mit graphischer Oberfläche arbeiten zu können, zumal man ja nun die Verbindungen im Netz durchgehend verschlüsselt, um die Seuche der Lauscher von der eigenen Arbeit fernzuhalten, was in der Folge noch mehr Rechenleistung sowie Übertragungsraten erfordert. Spionage durch Konzerne und Regierungen fördert folglich durch die notwendigen Gegenmaßnahmen Ressourcen- und Energieverschwendung, bindet Arbeitsleistung von Programmierern in prinzipiell reinen Beschäftigungstherapien. Die Gesellschaft schafft sich Aufwand, Arbeit, Verschwendung aus dem Nichts für nichts. Von daher sind die Möglichkeiten der Heimarbeit immer noch deutlich eingeschränkt. Vor Ort ist der Schutz vor Belästigung durch Lauscher einfacher umzusetzen. Solche verschlüsselten Verbindungen reichen jedoch locker, um zum Beispiel auf Großrechnern Rechnungen anzuwerfen, zu beobachten oder ebenfalls bei eventuell laufenden Messungen zwischendurch mal zu gucken, wie der aktuelle Stand ist.

Natürlich besteht immer noch die Hauptarbeit im Labor darin, ein Experiment in einen Zustand zu versetzen, in dem es über Stunden oder gar Tage automatisch Messungen durchführen sowie digital aufnehmen kann. Weil ferner einige Arbeit nicht so ganz ungefährlich ist, wäre es ohnehin falsch gewesen, diese am Wochenende allein durchzuführen, wenn niemand von einem Unfall etwas mitbekäme. So oder so würde es jedenfalls bereits im weiteren Verlauf des Nachmittags deutlich ruhiger im Institut werden. Marie mochte diese Ruhe. Zwar konnte sie sich auch sonst bei allerlei Trubel leicht konzentrieren und auf ihre aktuelle Arbeit fokussieren, aber die einkehrende Ruhe, die Stille war gleichfalls ein guter Genuß. Von anderen Mitarbeitern oder Studenten ungestört kommt die eigene Arbeit ebenso deutlich effizienter wie schneller voran, darum war sie gern hier, auch oder insbesondere, wenn es ruhiger wurde, letztlich am Wochenende beinahe schon still. Mehrere Stunden am Stück ungestört und es kamen die besten Ideen oder gar schon Resultate bei Experimenten. Es ist natürlich aber genauso wichtig, dies nicht zu überziehen und Entspannung sowie Erholung keineswegs zu kurz kommen zu lassen. Einigen bereitete es wohl Schwierigkeiten, gleichfalls einmal abzuschalten. Selbst wenn sie am Wochenende nicht persönlich hier anwesend waren, mochte es doch Stunden oder gar das ganze Wochenende dauern, bis es ihnen gelang abzuschalten, wobei es im Anschluß ja am Montag schon wieder angemessen war, voll anzuschalten. Insofern ist es wichtig zu lernen, sich einerseits auf Projekte zu fokussieren, ebenso allerdings, den glatten Schnitt zu setzen, Freizeit von der Forschung konsequent zu trennen. Wenn es ihr gelänge, Inken dies zu vermitteln, wäre dies sicherlich schon eine erhebliche Hilfe zum Studienerfolg, ein guter Lernerfolg auf dem langen Weg zum Abschluß.

Marie war ganz in die Lektüre eines wissenschaftlichen Artikels vertieft, als es zaghaft an der Tür klopfte. In ihrer ausgeglichenen Art hätte Marie dies Geräusch allerdings weder überhören können, noch hätte sie dadurch aufgeschreckt werden können.
Ohne noch vom Bildschirm aufzusehen, fragte sie einfach laut sowie vernehmlich: „Ja? Ist offen!“
Zaghaft, langsam und unsicher öffnete sich die Tür, während Marie den aktuellen Absatz zu Ende gelesen hatte und sich zur Tür drehte. Es war Inken.
Sofort lächelte Marie, nickte ihr aufmunternd zu, schlug vor: „Du kannst deine Sachen einfach auf dem Tisch ablegen, anschließend gucken wir ein wenig herum, in Ordnung?“
Inken atmete erleichtert über die freundliche Begrüßung tief durch und nickte, legte ihre Sachen ab, während Marie am Rechner den Paßwortschutz aktiviert hatte und auch schon aufgestanden war, auf Inken sowie die Tür zuging, dabei eine Geste zur Tür machte, um den Weg zu weisen.

Danach ging die kleine Besichtigung auch schon los. Draußen auf dem Flur erläuterte Marie an ein paar Postern, worum es grob bei der Forschung hier ging, anschließend gingen sie durch die Labore, wobei Marie erklärte, Inken staunte. Einige Sachen konnte Marie überdies vorführen, ein paar Kleinigkeiten konnte Inken ausprobieren, so daß es eine sehr kurzweilige, interessante sowie ebenso spannende Führung wurde, jedoch keineswegs besonders lang, denn Inken sollte ja noch an ihren Aufgaben arbeiten. Nun war Inken ja ohnehin erst ganz am Anfang des Studiums, auch von daher konnte man mitnichten erwarten, daß sie aktuelle Spitzenforschung gleich im Detail nachvollziehen konnte, daher bemühte sich Marie, ihre Erklärungen anschaulich sowie einfach zu halten und für Inken mehr die Entdeckung in den Vordergrund zu stellen, in dem Sinne, daß diese ebenfalls selbst mal etwas probieren sollte, direkt Effekte bewirken, einfach einmal Kontakt aufnehmen, im wahrsten Sinne des Wortes erfassen sowie begreifen.

Marie hatte sich nur grob überlegt, wie sie vorgehen könnten, um Inken zu einer organisierten sowie effizienten Arbeitsweise zu führen. Jedenfalls saß Inken bald an ihrem Tisch mit Stift, leerem Blatt samt Übungszettel. Marie forderte eine gute Haltung beim Sitzen, korrekt zum Tisch ausgerichtet. Der Rücken sollte gerade bleiben, die Beine entsprechend gerade vom Stuhl herunter, dazu wurde ergänzend der Bureaustuhl präzise passend eingestellt, um alleine dadurch einen ergonomischen Sitz zu erleichtern, damit die Fokussierung auf die aktuelle Aufgabe. Diese Umsetzung, Vorbereitung hatte etwas von einem Ritual, einer Zeremonie, ebenso etwas, um Inkens Aktivität zu kanalisieren sowie ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. Alles war ordentlich sowie geordnet, also nickte sie Inken aufmunternd zu. Diese las anschließend eine Aufgabe vor, woraufhin Marie Inken ermunterte, ihre Gedanken und Ideen dazu zu formulieren. Sie meinte dazu überdies, daß das Formulieren dabei helfe, das Thema besser zu verstehen, sich anzueignen und schließlich genauso praktisch damit umzugehen. Dies Ansinnen klappte auch ganz gut; nachdem Inken etwas im Trüben gefischt hatte, hatte sie zügig eine ganz passable Idee am Haken und begann somit gleich, ihre Aufgabe zu lösen, wurde dafür von Marie mit einem Lächeln belohnt.

Inken sah ab und an zu Marie, welche sich wieder ihrer Lektüre zugewendet hatte, diese nickte nur freundlich, dadurch fühlte Inken sich darin bestärkt, konzentriert weiterzuarbeiten, bis die Aufgabe erledigt war. Bei der zweiten las sie wieder vor, mit ein paar Fragen hin und her gelang es ihnen alsdann beiden, die zugrundeliegenden Sachen auf den Punkt zu bringen. Weil Inken noch etwas unsicher war, wie sie anfangen sollte, fragte Marie nur, ob sie schon an eine bestimmte Standardmethode gedacht hätte. Inken sah sie an, nickte lächelnd, hatte verstanden sowie eine Idee, machte sich an die Arbeit.

Marie wendete sich wieder ihrer Lektüre zu, nickte nur ab und an aufmunternd, wenn Inken kurz aufsah. So blieb diese wirklich länger konzentriert an der Arbeit. Irgendwann wurde sie allerdings doch wieder unruhig.
Marie schaute nur ernst, fragte: „Probleme?“
Inken schüttelte den Kopf: „Ist etwas kniffliger, aber ich bekomme das schon hin, ich sitze nur schon länger so, ist eben doch nicht so einfach, dies derart lange durchzuhalten …“
Marie erwiderte nur: „Du sitzt doch gut, hast dich bisher ausgezeichnet konzentriert, hast dadurch etwas geschafft, nur weiter!“
Marie war aufgestanden, wirkte etwas unzufrieden mit Inkens zunehmender Unruhe, ging jedoch bloß an ihr vorbei und erläuterte nur kurz: „Muß im Labor gerade mal was gucken!“
Inken saß allein am Tisch, fühlte dabei einigen inneren Druck. Als Marie anerkennend gelächelt hatte, war es besser gewesen, nun wurde sie wieder unruhig, hatte Marie damit offenbar vertrieben oder verärgert. Sie war mit sich selbst unzufrieden, nutzte jedoch die Zeit, räkelte sich, schüttelte sich durch, setzte sich danach jedoch wieder ganz gerade an den Tisch, bemühte sich, sich zu konzentrieren und konnte so wirklich weiterarbeiten.

Wohlwollend sah Marie, daß Inken sich wieder gefangen hatte, als sie bald darauf wieder zurückkam.
Inken arbeitete konzentriert, schaute kurz auf, Marie lächelte sie wieder aufmunternd an, strich gar, sie kaum berührend, mit der Hand sanft an ihrer Schulter vorbei, meinte nur: „Gut.“
Marie setzte sich wieder vor ihren Bildschirm, las weiter. Inken arbeitete weiter brav an ihren Aufgaben. Die gelegentlichen Blicke wiederholten sich und Inken war angespornt durchzuhalten, noch mehr durch die flüchtige Berührung, bei dem ihr ein wohliger Schauer durch den Leib gefahren war.

Endlich war die Aufgabe geschafft, Inken machte eine diesbezügliche Bemerkung.
Marie hielt eine kleine Auflockerung für angebracht, begann zur Entspannung mit etwas Konversation: „Der Pullover ist ja wirklich sehr weich.
Selbstgestrickt?“
Inken lehnte sich zurück, entspannte merklich erfreut über die Pause, den Wechsel des Fokus, strich mit der Hand über einen Ärmel ihres Pullovers, nickte und erläuterte: „Ja, wir, also meine Urgroßmutter Heike und ich, haben einige Zeit herumgeguckt, haben daraufhin diese wunderbar weiche Wolle mit diesem interessanten Farbspiel gefunden. Diesen hat meine Urgroßmutter gestrickt, ich habe allerdings auch selbst welche gestrickt.
Willst du mal probieren?“
Marie lachte heiter auf: „Oh, zu dir passen Farbspiel wie Pullover wirklich ausgezeichnet, zusammen ist das schon sehr schön sowie harmonisch, aber ich glaube, zu mir paßt so viel Farbe eher nicht.“
Inken stimmte in das Lachen mit ein, meinte dazu allerdings: „Oh, ich habe auch noch einfachere, ganz einfarbig oder schwarz zwar nicht, aber ich meine, ich habe ein oder zwei von mir gestrickte, welche du schon ohne kompletten Stilbruch riskieren könntest.“
Marie war einverstanden, denn damit hatten sie auch gleich einen Anlaß, sich erneut zu treffen, dies war doch prima: „Ja gut, wenn du Lust sowie Zeit hast, können wir morgen ja etwas gemeinsam unternehmen, da könnte ich ferner einmal einen probieren, den du für geeignet hältst.“
Inken war sichtlich erfreut, stimmte folglich gerne zu: „Ja klar habe ich Lust. Die Übungszettel muß ich allerdings gleichfalls noch schaffen …“
Marie stimmte zu: „Natürlich mußt du, diese Vorhaben bekommen wir schon unter einen Hut, keine Bange!“
Darauf war Inken froh, denn wenn sie bei Marie war, konnte sie sich irgendwie viel besser konzentrieren als allein. Sie fand das eigentlich erstaunlich, denn bevor sie an Maries Bureautür geklopft hatte, war sie so aufgeregt gewesen, daß ihr Herz sich beinahe überschlagen hätte, aber nun bei Marie fühlte sich alles so gut an, sie war ziemlich ruhig geworden, die Konzentration auf die Arbeit fiel ihr nicht so schwer. Nun ging alles merklich leichter, effizienter von der Hand. Marie hatte irgendwie erreicht, daß sie sich in ihrer Näher besser konzentrieren konnte. Sie wollte doch unbedingt zeigen, daß sie konnte, was Marie sich wünschte. Also mußte es gehen – und wirklich gelang die Konzentration deutlich besser. Nun wieder keineswegs endlos lag, doch immerhin hatte Marie ja gerade noch rechtzeitig für eine kleine Pause gesorgt, bevor Inkens Hirn durchgebrannt war.

Marie schaute auf ihre digitale Funkarmbanduhr, meinte: „Na, ein oder zwei Aufgaben schaffst du locker noch hier, ich habe gleichfalls noch ein paar Sachen zu lesen, das wird schon, nächste Aufgabe?“
Also las Inken willig die nächste Aufgabe vor, daraufhin spekulierte sie wieder ein über die möglichen Lösungswege, Ansätze, Marie fragte ein wenig. Es dauerte nicht lange und Inken folgte einer Idee, war wieder in der Spur, eifrig darin vertieft, die Aufgabe zu lösen, während Marie weiterlas.
Dermaßen festigten sie schon einmal das Prinzip, nacheinander und in kleinen Schritten Probleme zu lösen, überschaubar zu halten sowie Aufgaben effizient abzuschließen. Für Inken fühlte sich dieser unerwartete Erfolg sehr gut an, eine Aufgabe erledigt zu haben, sie abgabefertig gelöst sowie notiert zu haben. Der Erfolg einer gelösten, abgeschlossenen Aufgabe berauscht, denn kaum kann der Triumph größer sein als bei der Überwindung einer eigenen Schwäche, als beim Sieg über das zuvor angenommene eigene Unvermögen. Mit jeder gelösten Aufgabe wurde es ihr leichter ums Herz sowie die Sorgen weniger, vor einem gewaltigen Berg zu stehen, welcher unmöglich zu erklimmen war. Derart in kleine Portionen aufgeteilt war jede Hürde plötzlich überschaubar, überwindbar, ganz darauf konzentriert zudem relativ schnell gelöst. Denn obgleich ihre Aufmerksamkeit bei der Vorlesung heftig sprang, hatte sie doch allerhand mitbekommen, hatten Notizen gemacht, sich dabei im Grunde schon sehr viel eingeprägt, was nun notwendig war, um die Aufgaben zu lösen. Nun, durch Marie konzentriert, fügte sich ein Bild aus all diesen Mosaiksplittern zusammen, zeigte den Weg hindurch zum Ziel. Damit indes konnte sie weiter sehen, die nächste kleine Aufgabe, das nächste kleine Problem lösen, statt sich in einem Ozean offener Fragen zu verlieren. Ist das Bild geklärt, der Zusammenhang aufgedeckt, sind alle Informationen einsortiert, folgt ein Schluß aus dem anderen, die Kette der Argumente fügt sich zu einem soliden Weg statt zu einem chaotischen Labyrinth zusammenhangloser Möglichkeiten.
Auf dem Weg ging es zügig voran, ein kleines Wunder für Inken!

Das Spielchen mit Aufsehen, anerkennend Zunicken wiederholte sich über den weiteren Verlauf ihrer Sitzung. Als Inken wieder unruhiger wurde, wurde Marie wieder ernster, hatte plötzlich wieder etwas im Labor nachzusehen. Allein im Zimmer fühlte sich Inken wieder nicht so gut, rüttelte und schüttelte sich wieder, riß sich zusammen, arbeitete artig weiter, daß Marie bei der Rückkehr wieder mit einer sanften Berührung an der Schulter sowie einem kurzen, wohlwollenden Zuspruch belohnen konnte. Dermaßen führte Marie ihre subtile Erziehungsmaßnahme fort, erwünschtes Verhalten wohlwollend mit einer Kleinigkeit belohnend, unerwünschtes Verhalten ebenfalls zügig beantwortend, indem sie darauf nicht fördernd einging, sondern es eher frustrierte sowie abwies, jedoch keinesfalls grob, sondern eher unterschwellig, ohne verbale Kritik. Dies Vorgehen hatte zwar keinen drastischen, dramatischen oder instantanen Effekt, doch jedes Mal, wenn sie wieder ins Zimmer kam, war Inken wieder konzentriert bei der Arbeit, ihre Aktion hatte doch ein wenig geholfen. Dies schien ein brauchbarer Weg zu sein, ohne zu verletzen oder grob zu werden, doch etwas zu bewirken. Diese Kombination aus nur subtiler positiver sowie negativer Rückkopplung konnte über längere Zeit schon wirken, jedenfalls hatte sie offenbar etwas gefunden, was sich dafür eignete, um auf Inkens Denken subtil einzuwirken, diese damit zu fördern, mit der Arbeit voranzukommen, mit welcher sie ja offenbar selbst an sich vorankommen wollte, sonst hätte sie sich ja nicht für diese Studienrichtung angemeldet. Marie wollte sie ja nur fördern sowie fordern, damit Inken ihren eigenen, selbst gewählten Weg würde erfolgreich und effizient beschreiten können.

Es war schon Abend, als Inken sehr gut mit ihren Aufgabe vorangekommen war und es wohl Zeit war, die Aktivitäten im Bureau zu beenden. Daher verabredeten sie sich für den nächsten Tag zur Mittagszeit vor der Mensa, um im Anschluß in der Nähe einen Schnellimbiß zu finden. Beide verabredeten ebenfalls kurz, was sie danach machen wollten, Marie würde mit zu Inken kommen, um den Pullover anzuprobieren, anschließend würden beide ein oder zwei weitere Aufgaben lösen.
Marie fragte: „Bist du draußen eigentlich schon herumgekommen, hast dir die Gegend angesehen?“
Inken schüttelte den Kopf: „Kaum, hatte bislang immer so viel zu tun, allerdings würde ich gerne mehr sehen.“
Marie kam dies Interesse gelegen: „Gut, also gehen wir spazieren, treiben uns ein wenig herum, damit du die Gegend etwas besser kennenlernst. Es ist eigentlich prima hier, auf der einen Seite hat man die Großstadt, auf der anderen Seite dauert es nie wirklich lange bis zu einer größeren Grünanlage, Schrebergärten, ein Weg am Fluß entlang oder um einen See, durch einen Sumpf, ebenso sind Felder und Wiesen, Haine alle nicht so weit. Man hat also beides, Stadt und Land.“
Inken schaute interessiert: „Oh, das will ich gerne sehen. Ich komme ja vom Lande, also ist das mit der Stadt schon etwas anderes, tut mir sicher gut, hier auch mal wieder im Grünen tief durchzuatmen.“
Folglich waren sie sich schnell einig über das grobe Programm für den morgigen Tag.

Inken war daheim noch weiter fleißig bei ihren Aufgaben, stellte wohl überdies fest, daß sie wirklich schon etwas besser arbeiten konnte, selbst für sich allein. Sie hatte sich etwas angeeignet, probiere den akkuraten Sitz bei der Arbeit, die Reduktion auf wenig Material an ihrem Arbeitsplatz, was sie hätte ablenken können. Derart ging es wirklich besser voran, sie sprang kaum noch von einem zum anderen, wenigstens für eine deutlich verlängerte Zeitspanne. Diese reichte jedoch bereits, um sie bei einer solchen Aufgabe erheblich voranzubringen. Auch hier saß sie nun also ganz gerade und versuchte allein, sich zu konzentrieren sowie voranzukommen. Das klappte viel besser als die Tage zuvor und gleichfalls besser als den Abend zuvor, aber bei Marie im Bureau war es noch deutlich besser gegangen. Gelegentlich tigerte sie durch ihr Zimmer, war unruhig, beherrschte sich im Anschluß jedoch wieder, machte tapfer, hartnäckig weiter, auch weil sie gegenüber Marie etwas vorweisen wollte, was zeigen konnte, daß die Hilfe wirklich etwas gebracht hatte hinsichtlich der Schwierigkeit, sich länger auf eine Angelegenheit zu konzentrieren. Es ging ja letztlich doch bloß darum, kleine, überschaubare Aufgaben nacheinander abzuarbeiten, sich mitnichten zu zerstreuen, sich keineswegs ablenken zu lassen, die Aufmerksamkeit auf eine Sache zu konzentrieren, um diese abzuschließen. Derart hatte sie ihre kleinen Erfolge. Diese wiederum motivierten indes ja auch immer wieder, auf diesem Weg tapfer weiter voranzuschreiten, statt sich im Labyrinth des Beliebigen wieder zu verirren. Kleine Siege über sich selbst sowie die Tücken der Welt, Inken fühlte sich schon ein wenig stärker, drängte ihre Zweifel an sich selbst etwas zurück, nahm sich vor, erst einmal Stück für Stück, Schritt für Schritt voranzukommen, damit würde sie schon sehen, wie weit sie kam.

Marie wollte dieses Wochenende wirklich eine Pause machen, daher traf es sich gut, mit Inken etwas zu unternehmen. Daheim meditierte sie, sann auf diesem Wege eine ganze Weile nach, wie es wohl weitergehen mochte.
Was wollte sie überhaupt erreichen?
Sie war sich keineswegs so sicher, dennoch schien sie irgendwie auf einem ganz guten Weg zu sein, sie fühlte sich dabei ganz zufrieden, allerdings gleichfalls etwas aufgeregt, denn es passierte etwas wirklich Neues.

Inkens Kommentar

An dem Tag war ich von Anfang an ordentlich unter Druck. Klar, Maries Ratschläge hatten schon etwas geholfen, trotzdem war ich ordentlich hibbelig. Hibbelig, aufgedreht war ich umso mehr, als die Mittagszeit nahte.
War sie wirklich da oder hatte sie bereits das Interesse verloren oder war doch von meiner flippigen, unruhigen Art eher abgeschreckt wie die meisten anderen Leute?
Die Frage brannte auf dem ganzen Weg von der Vorlesung bis zur Mensa, darauf in der Schlange vor der Essensausgabe, in der Schlange vor der Kasse.
Der Puls raste und schließlich war ich so erleichtert, als ich sie sah, sie gar freundlich winkte!
Oh, dies tat so gut, war ein loses Band zwischen uns geknüpft?
Ich hoffte!

Das gemeinsame Essen, ihre Anwesenheit tat mir richtig gut.
Wie selig war ich sodann, als sie mich eingeladen hatte, nachher bei ihr vorbeizuschauen!
Anschließend in der ganzen Vorlesung hatte ich einmal mehr ziemliche Mühe auszuhalten sowie die Zeit verstreichen zu lassen, ja unterdessen noch etwas von der Vorlesung mitzubekommen. Und alsdann danach: Aber Ruckzuck und losgestürmt.
Würde ich ihr Bureau überhaupt finden?
Etwas Panik hatte ich schon.
Was, wenn nicht?
Da würde ich ganz schön dumm dastehen, gleich in mehrfacher Hinsicht, Verabredung nicht eingehalten, zu dumm ein Bureau oder gar Gebäude zu finden – nein, das Gebäude hatte ich bereits gesehen, als wir herumgeführt wurden, um uns mit den Lokalitäten vertraut zu machen.
Aber das Bureau anhand der Nummer finden?
Immerhin hatte Marie es grob beschrieben, auch die Systematik kurz erläutert, die erste Ziffer der Raumnummer steht für das Stockwerk und in jedem Stockwerk gab es mehrere Übersichtspläne. So weit so gut, trotzdem war ich erst falsch. Danach jedoch stand ich voller Zweifel vor einer Tür, Name steht dran, ich unsicher, zittrig klopfte ich.
Und im Anschluß die Erleichterung, daß ich wirklich bei Marie angekommen bin!

Die kleine Laborführung war natürlich klasse.
Diese allein sollte für mindestens ein Jahr Motivation reichen, unbedingt durchzuhalten!
Gerne mehr davon!
Und danach das Aufgabenlösen in Maries Bureau: Das hat ganz gut funktioniert, viel besser als allein. Marie hat mir so sehr geholfen!
Also, ich habe die Aufgaben schon selbst gelöst, allerdings darüber zu sprechen, ihre Fragen, all dies war wichtig, hat mich weitergebracht. Was sie dabei für eine Strategie verfolgt hat, habe ich zu dem Zeitpunkt gar nicht verstanden. Sie hat mir dies Konzept erst später mal erklärt. Ich habe dabei wirklich zwischen selig und total frustriert gependelt – und es war mir jeden Augenblick klar, daß dies Wechselbad bloß an mir lag. Ich hatte mich nicht im Griff und Marie war auch schon weg. Also zusammenreißen und hoffen. Marie war natürlich keineswegs einfach weg, sondern bald wieder da und alles war wieder gut, ich war wieder selig bis ich alsbald doch wieder irgendwie die Zappelsuse rauslassen mußte. Danach also wieder alles auf Start und von vorne.
Aber es hat geholfen.
Es hat so sehr geholfen.
Es ging irgendwie immer besser; das Glücksgefühl, der Erfolg überwog die Pein bei den kurzen Einbrüchen bei weitem. Marie ist so schlau und geschickt dabei. Sie ist dabei sehr manipulativ, aber jedenfalls in meinem Falle eigentlich keineswegs fies oder gemein. Sie hat sich ja nicht einmal aufgeregt. Ruhig sowie ausgeglichen hat sie mich letztlich doch jedes Mal runtergeholt und wieder auf meine Aufgaben fokussiert.

Irgendwie wußte ich entweder schon am Tag vorher, sicher jedoch an diesem, daß mir Marie sehr wichtig ist.
Ich wollte bei ihr sein, ihren Erwartungen gerecht werden, vor ihr bestehen können, mich keineswegs blamieren, versagen durch kindische Hibbelei, welche einfach inkompatibel zu ihrer Ruhe wäre.
Ich wollte ja mindestens eine Freundschaft.
Um mehr zu bitten, hätte ich sowieso niemals gewagt, schon aus der Befürchtung heraus, alsdann gleich abgelehnt sowie kopfschüttelnd weggeschickt zu werden. Ja, dafür hätte ich wohl so ziemlich alles geduldet, nur um in Maries Nähe sein zu dürfen, um ihre Ruhe zu spüren, ebenso wie diese wohltuend auf mich wirkt, was diese Konzentration, diese Aura mit mir macht, ohne doch eigentlich viel zu tun. Diese Verwirrung und das wunderbare Kribbeln, aber ebenso die Konzentration, das Fokussieren auf die Aufgaben, das alles war so aufregend neu sowie spannend, durch Marie faszinierend und fesselnd, kanalisierend.

Als sie mich ganz sanft berührt hat, wäre mein Herz beinahe stehengeblieben, nicht ohne zuvor einen jubilierenden Salto gemacht zu haben.
Ein Schauer, ein Prickeln, ein Schlag ging mir durch den ganzen Leib.
So gern wollte ich mehr.
Aber ich traute mich natürlich gar nicht, darum zu bitten.
Ich war diesbezüglich so unsicher, befürchtete Ablehnung, eine komplette Zerstörung der Illusion, ein Zerschellen der Hoffnung an den Klippen der profanen Realität.
Deshalb wollte ich doch lieber weiter schwelgen und segeln im sanften Wind bibbernder Hoffnung, ziellos einfach nur mit dem Wind um meine Nase, ihrer Ruhe bei mir. Endlich hätte ich ja beinahe einen Luftsprung gemacht, als klar war, daß wir uns wieder treffen würden, ja, das Marie gar einen Pullover von mir probieren würde. Oh, wenn sie das tat, da würde immer etwas von ihr dran sein, vielleicht ein Duft, jedenfalls etwas in der Erinnerung.

An Aura oder solch esoterischen Kram glauben wir ja beide nicht ernsthaft, das sind bestenfalls Metaphern, aber es reicht ja bereits die Erinnerung im eigenen Kopf, um ein besonderes Objekt mit einer Person zu verknüpfen und so notfalls eine Hilfe zu haben, um in der Erinnerung zu schwelgen. Dafür hätte ich sie noch jeden Pullover probieren lassen, mußte aber wohl riskieren, daß sie nicht gleich den zu ihr passendsten sah und probierte, denn den konnte ich ihr dann doch nachher schenken, ich hatte da schon einen im Kopf, den ich selbst gestrickt hatte, der wäre ganz gut – und dazu hatte ich ja überdies einen in umgedrehter Farbkombination, diese beiden könnten wir also als invertiertes Paar tragen. Doch diesen besser nur leihen, so war ja weiterer Kontakt viel mehr gesichert als mit einem Geschenk, obgleich ich damit natürlich auch mehr Hingabe sowie Zuneigung gezeigt hätte, allerdings vielleicht auch zuviel, also Vorsicht!
Ferner wäre sie ja jedenfalls überdies bei mir, in meinem Zimmer.
War das nicht fast schon so etwas wie Freundschaft?
Ich sehnte mich so sehr.
So gerne wollte ich nicht irgendeine Freundin, sondern ich wollte Marie!

Maries Kommentar

Nun, bei Inken gleich subtile Erziehungsmaßnahmen mit positiver sowie negativer Rückkopplung zu probieren, war schon etwas riskant, aber es hat ja ganz gut geklappt, es hat ihr geholfen. Derart allein sowie hibbelig, zudem ohne sich zu konzentrieren wäre sie im Studium nicht weit gekommen. Zwar ist sie schlau sowie von schneller Auffassungsgabe, aber im Studium muß man auch durchhalten, sich konzentrieren, sich darauf einstellen, nicht jedes Problem innerhalb von ein paar Minuten lösen zu können, also hartnäckig dranbleiben, sich nicht anderweitig durch belanglose Beliebigkeiten ablenken lassen. Alles braucht eben seine Zeit; gerade jene Sachen, welche mehr Zeit brauchen, sind oft die interessanteren. Das, was man verstanden sowie erledigt hat, ist im Anschluß ja letztlich doch langweilig; wer sich nur mit Problemen beschäftigt, die man innerhalb von ein paar Minuten lösen kann, wird immer nur vor sich hindümpeln, Belangloses tun, oberflächlich werden, zerstreut zwischen bloßen Möglichkeiten bleiben. Der Triumph geht erst tief, wenn die Herausforderung echt ist, wenn die Anstrengung angemessen intensiv war. Ein Schicksal der Zerstreuung im Belanglosen wollte ich für Inken ja nun keineswegs, also mußte ich etwas versuchen. Offenbar ging mein Konzept ja ganz gut auf, ein Anfang war gemacht. Klar, da würde ich Geduld haben müssen, dranbleiben, aber das wollte ich ja sowieso. Und ihre Lebendigkeit, Frische, ihre bunte, andere, intensive Art tat mir ja ebenfalls sehr gut – tut sie immer, nur so nebenbei bemerkt.

Von einem Ausflug ins Grüne versprach ich mir unterdessen ja auch, daß Inken da etwas Druck ablassen könnte, tief durchatmen, ihrem Bewegungsdrang nachgeben, sich ordentlich austoben. Die Idee war, gelingt es ihr dabei, sich mit Sinneseindrücken, körperlichen Sensationen einer natürlichen Umgebung zu sättigen, wäre ein Defizit beseitigt, würde Zeit benötigt, um die Sättigung abzubauen, womit sie wiederum Zeit hätte, sich im Anschluß eine Weile auf andere Aufaben besser zu konzentrieren. In den Vorlesungssälen, in der Mensa, auch in ihrem Studentenwohnheimzimmer war sie ja immer irgendwie eingeengt und konnte sich schlecht bewegen, befreien, für Ausgleich sorgen. Daher war es klar, daß dadurch die Explosion drohte, daß sich der Drang zu Aktivität immer weiter aufschaukelte, aufstaute. Demzufolge brauchte sie Ventile, um rechtzeitig oder vorsorglich genug Dampf abzulassen, um in Anschluß gelassen sowie fokussiert zu bleiben, um etwa insbesondere eine Vorlesung aufmerksam bleibend zu überstehen. Wenn ich sie einerseits dazu anleite, sich zu konzentrieren, ruhig zu sitzen und sich auf kleine Aufgaben, Arbeiten Schritt für Schritt zu fokussieren, so mußte ich ihr andererseits genauso einen Ausgleich bieten, wo sie mal alles rauslassen konnte. Derart hätte sie eine gute Chance, ein gewisses Gleichgewicht zu finden. Ihre Persönlichkeit wollte ich ja keinesfalls wirklich unterdrücken oder in eine Form pressen, welche bloß für das Studium besonders gut geeignet war, jedoch im Grunde nichts mit ihr zu tun hatte. Ihre Persönlichkeit ist ja schon ganz prächtig sowie reizvoll, daran herumzubiegen, würde nur den Glanz ermatten lassen. Also mußte ich sie aufleben lassen als Ausgleich für die Notwendigkeit, sich bei der Arbeit zu konzentrieren.

Vielleicht wäre Sport gleichfalls ein Mittel?
Ich selbst habe ja im Studium intensiv Selbstverteidigungskurse geleitet. Ich hatte mich erst zum Ende des Studiums davon deutlich zurückgezogen, mich auf den Abschluß konzentriert. Sollte ich das jetzt wieder aufleben lassen und Inken mitnehmen?
Dabei könnte sie sich sicher gut austoben sowie verausgaben, ihren Bewegungsdrang ausleben und ganz nebenbei auch noch etwas sehr Wichtiges lernen. Ja, es ist wohl sehr wichtig, daß eine Frau Praxis hat, damit hat sie ebenfalls Selbstvertrauen in einer kritischen Situation, kann diese entweder bereits durch Haltung, Blick oder Sprache entschärfen oder abwehren oder jedoch im Falle eines Falles wirkungsvoll zuschlagen, um so Respekt einzufordern oder Täter abzuwehren. Derlei ist wichtig, denn leider ist es keineswegs überall in der Stadt zu jeder Tageszeit wirklich sicher und behütet. Gut, natürlich findet auch viel Gewalt im privaten Umfeld statt, aber wenn Inken sich nicht gerade irgendwelche schrägen Typen mit aufs Zimmer nähme, wäre der Fall ja keineswegs wirklich wahrscheinlich. Nun, ich wollte erst einmal abwarten, wie es mit ihr weitergehen würde, erst einmal schauen, wie sie sich so verhielt, ebenso in anderem Umfeld und anschließend entscheiden, ob es Sinn ergäbe, ihr dergleichen vorzuschlagen.

Pullover probieren war indes ja wirklich ein guter Vorwand, das kann man nicht anders sagen, auf den Zug war ich gerne aufgesprungen, so würde ich nebenbei ja schon einmal sehen können, wie sie sich hier eingerichtet hatte. Wenn wir ferner ab Mittag den Rest des Tages miteinander verbringen würden, würden wir uns ja überdies sicher etwas vertrauter werden. Noch längst war mir da noch nicht klar, wie sich unsere Bekanntschaft entwickeln würde.
Würden wir richtig Freundschaft schließen oder wie würde unser Kontakt weitergehen?
Ich war gespannt, wollte allerdings erst einmal spontan entscheiden, wie vorzugehen wäre, Schritt für Schritt, kein großer Plan. Derart konnte ich alsdann ja direkt darauf reagieren, was ich über Inken zuvor gelernt hatte, wie sie ist, wie sie sich verhält, all dies sollte schon beim weiteren Vorgehen berücksichtigt werden.

Freundschaft schließen

Samstags vor der Mensa klappte ihr Treffen gut, beide waren auf die Minute pünktlich, so war kein nerviges Warten angesagt. Beide hatten nun keine besonderen Essensvorgaben, daher steuerte Marie zügig in einen Teil der Nordstadt, wo sie daraufhin schnell etwas für einen kleinen Imbiß fanden. Sie aßen und plauderten locker. Inken war mit ihren Übungszetteln noch nicht ganz durch, aber bereits ziemlich weit. Deshalb blieb also schon Zeit für einen kleinen Rundgang.
Somit zogen sie weiter, Marie zeigte Inken einige interessante Ecken in diesem Stadtteil. Marie stellte verblüfft fest, wie diszipliniert Inken neben ihr ging, beobachtete aufmerksamer und meinte schon, beinahe etwas Krampfartiges zu beobachten.
So fragte sie einfach mal auf Verdacht: „Was ist eigentlich los?
Du wirkst so angespannt.“
Inken schaute sie unsicher an, erwiderte: „Oh, ich dachte, es geht dir auf die Nerven, wenn ich so zappelig bin, ich dachte, ich sollte mich lieber konzentrieren.“
Marie lächelte sie offen an: „Das ist nett von dir, auf mich Rücksicht nehmen zu wollen. Deine Anspannung des Körpers wirkt, als würde sich dieser Druck in dir immer weiter aufstauen. Wir wollen doch entspannend, insofern ist ein derartiger Druck doch schlecht. Anders als in einer Vorlesung oder beim Lösen der Übungszettel kommt es hier doch gar nicht drauf an. Ich denke, du mußt das ab und an mal rauslassen, dem Bewegungsdrang nachgeben, damit du dich nachher umso besser konzentrieren kannst. Es kommt drauf an, die richtige Balance zu finden – und natürlich den geeigneten Zeitpunkt für Bewegung sowie ausgelassenes Austoben. Jetzt mußt du doch gar nicht konzentriert, fokussiert sein, könntest praktisch auf Vorrat deine Lebendigkeit ausleben.
Wir sollten einfach ein wenig durch den Park am Uni-Hauptgebäude streifen, du machst dich etwas locker, daß es dir gut geht, du dich entspannt sowie wohlfühlen kannst.“
Inken nickte, Marie hatte natürlich Recht. So eilten sie also zum Park und Inken wirbelte und drehte sich, tänzelte beinahe um Marie herum, lächelte nun wirklich bald entspannt sowie erleichtert. Marie hatte es getroffen, es ging ihr gut, das Grün, die Bäume, der kleine See taten ihr Übriges für ihr Wohlbefinden. Irgendwie benahm sie sich schon etwas albern und wie ein Kind, aber Marie nickte ihr aufmunternd zu, machte gar mal eine anspornende Geste und das bestärkte sie darin, wirklich einmal wieder alles richtig rauszuzappeln sowie dabei frei durchzuatmen.
Marie amüsierte sich, jedoch sichtlich keinesfalls auf Inkens Kosten. Vielmehr erfreute Marie sich einfach an der unbedarften Lebendigkeit ihrer Begleiterin.

Sie wechselten dann rüber über Straße und Straßenbahngeleise in den benachbarten größeren Park. Für Marie wirkte es beinahe schon so, als spendierte sie Inken etwas Freilauf, als sie vergnügt durch den Park tollten. In dieser Weise kamen sie zügig bis ans Ende und umrundeten daraufhin noch die Graft der angrenzenden Parkanlage. Das alles hatte Inken sichtlich gutgetan und Marie freute sich mit ihr, denn das sah wirklich schön aus, wie Inken an der frischen Luft draußen auflebte, wie ihr langes, offenes Haar wild wirbelte und sie mit ihren quirligen Füßen irgendwie immer deutlich mehr Schritte tat, als nur für das Vorankommen notwendig waren. Marie beobachtete sorgsam, lernte und genoß diese ungezähmte Wildheit sowie Lebendigkeit, während sie selbst ja doch eher gemessenen Schrittes ging und vergnügt schmunzelte. Aber in ihr lockte es schon, doch einmal einfach mit Inken mitzutanzen und einfach nur zu vergehen in diesem Rausch der Bewegung sowie Aktivität ohne konkretes Ziel, bloß um diesen Überschuß an Energie loszuwerden.
Wie konnten sie diesen Kontrast bloß überbrücken oder war es schon genug, jeweils gegenseitig zu akzeptieren und die Andersartigkeit zu genießen?
Wenn sie dem Wirken und Sein Raum und Zeit ließen, würde etwas abfärben?
Einstweilen schwelgte Marie in Inkens Wesen und erfreute sich an der quirligen Begleitung. Wenn sich ihre Blicke trafen, fingen sie sich einen Moment lang ein, noch während Inken sich weiter drehte und wirbelte, so daß der Kopf in die andere Richtung drehte, um möglichst den Blickkontakt zu Marie nicht zu verlieren. Wenn sich indes der Kopf nicht mehr weiter drehen ließ, schnell ganz herum und wieder den Blick auf Marie gerichtet, schon ähnlich elegant und geschickt wie eine Ballettänzerin, wobei Inkens Stil schon deutlich bodenständiger und freier improvisiert war.

Als Inken dann offenbar wieder gut aufnahmefähig war und sich wieder etwas ruhiger konzentrieren konnte, machte Marie sie auf einige Pflanzen sowie Tiere in den Gärten aufmerksam, beide beobachteten ruhig. Inken bekam schnell mit, daß einige Tiere auf hektische Bewegungen sofort mit Abflug reagierten. Aber Marie lachte immerhin dazu, doch Inken lernte, daß es sich ebenso hier lohnen konnte, ruhig sowie konzentriert zu bleiben, um mehr zu erleben, mehr zu entdecken. Sie hatte ja ein großes Interesse an der Natur, brachte es allerdings eigentlich erst jetzt zusammen mit Marie allmählich fertig, sich in Ruhe darauf einzulassen, entspannt zu beobachten und zu erleben, ohne gleich äußerlich aufgeregt reagieren zu müssen. Wenn eine Phase der ruhigen Konzentration jedoch vorbei war und sie wieder weiterzogen, konnte sie dabei wieder mit ausladenden Bewegungen sowie quirligen Sprüngen ausgleichen, damit gleichfalls den Kontrast zwischen Ruhe und Lebendigkeit, Wildheit genießen, wie ebenfalls den Unterschied zwischen der Stille der Beobachtung und ihrem fröhlichen Lachen, wenn sie sich danach darüber austauschten, was sie beobachtet hatten.

Versprochen war ja ebenso eine Kleideranprobe bei Inken, daher zogen sie schließlich in Richtung ihrer Unterkunft weiter. Marie war bislang noch nicht in diesem Gebäude gewesen, schaute sich daher interessiert um, konnte allerdings nichts besonders Bemerkenswertes erkennen. Auch Inkens Unterkunft war gut überschaubar, bescheiden, aber durchaus in Ordnung, wenn man davon ausgeht, daß Studenten ja sowieso tagsüber in der Universität sind und in ihrer Unterkunft hauptsächlich schlafen oder arbeiten, da wäre Luxusausstattung sowie üppiger Platz indes zuviel des Guten, Verschwendung, vielleicht sogar kontraproduktiv für die Konzentration auf die wesentlichen Ziele. Marie hatte selbst nur eine kleine Wohnung, die ihr gleichfalls reichte. Die Besichtigung von Inkens Reich fiel demnach ziemlich kurz aus, nachdem sie ihre Jacken abgelegt hatten. Es war noch deutlich zu erkennen, daß hier erst vor kurzem eingeräumt worden war und es noch kein wirkliches Zuhause war, auch Inken fühlte sich hier noch ein wenig fremd, hatte sich ihre neue Unterkunft kaum wirklich angeeignet, nur so eben zurückhaltend genutzt. Hier war es überdies zu klein, um sich wirklich auszutoben. Daher war es schon verständlich, daß die großen Räume in der Universität deutlich mehr zur Bewegung lockten, während sich hier in der kleinen Unterkunft vermutlich nur noch alles mehr aufstaute, das noch Fremde einschüchterte sowie bedrückte. Das Studentenwohnheim hat durchaus auch Gemeinschaftsräume und somit ebenfalls mehr freien Platz sowie Möglichkeiten, andere Studenten zu treffen, Inken indessen als Einzelgängerin war dahingehend bislang ziemlich zurückhaltend gewesen, hatte sich kaum getraut, sich dort genauer umzusehen oder gar Kontakte zu knüpfen.
Vielleicht war ja ihr fröhlicher Ausflug eigentlich das erste Mal seit Studienbeginn gewesen, daß Inken sich einmal wieder richtig ausgelassen bewegt sowie entspannt hatte. Marie fragte danach, woraufhin Inken schüchtern nickte, so war es, der Druck im Kessel war über die Zeit ordentlich angestiegen, nun endlich an Maries Seite beim Spaziergang hatte sie richtig Dampf ablassen können, um sich von dem inneren Druck zu befreien, das Zappeln in Vorlesungen hatte nicht gereicht, im Gegenteil, hatte es immer weiter eskalieren lassen, das Chaos sowie die Unruhe immer weiter ansteigen lassen, bis die Begegnung mit Marie das zunächst kanalisiert und wenigstens kurzfristig weggedrückt hatte, um es jetzt bei dem Spaziergang ungehemmt freizusetzen. Inken ging es sehr gut, sie wirkte fröhlich, vielleicht etwas aufgeregt wegen des Besuchs, es brauchte also irgendwie Beschäftigung, Ablenkung.

Deshalb wendeten beide sich folglich Inkens Stricksachen zu. Inken bot Marie zunächst einen ziemlich flippigen, bunten zum Probieren. Inken mochte den ganz gerne, hatte ihn in Maries Anwesenheit allerdings noch nicht getragen. Marie schaute etwas skeptisch auf den Farbschock, welcher schon gut zu Inken paßte, ihr selbst jedoch eher befremdlich vorkam. Aber sie lachte und zog ihn über. Inken hatte einen Spiegel mit mäßigen Ausmaßen, so daß Marie das Ergebnis gleich angemessen würdigen konnte. Ihr grinsender Kommentar war daraufhin zu erwarten gewesen: „Das paßt hervorragend zu dir, ich indes fühle mich irgendwie aufgeplustert wie ein Paradiesvogel. Zeig mal einen anderen her und diesen ziehst du an, das würde ich doch gerne einmal am Original sehen.“
Inken grinste mit, meinte: „Das sieht doch prima aus, machst einen ganz anderen Eindruck als in den einfarbigen, dunklen Sachen, aber gut, wir tauschen.“

So zog Marie diesen Pullover wieder aus, Inken den ihren ebenso, ferner den bunten an, bot Marie sodann einen weiteren. Dieser war einerseits gleichmäßiger, war allerdings mit einem an sich schon bunten Faden gestrickt, so daß sich eine feinere, intensivere Musterung ergab. Marie probierte ebenso diesen, beide schauten wieder. Sie lachten beide fröhlich, denn Inken sah mit dem bunten Teil sowie ihren wilden, roten Haaren wirklich fast wie ein Clown aus, was jedoch gut zu ihr paßte, ebenso wie zu ihrem fröhlichen, munteren Lachen sowie ihrem strahlenden Gesicht. Marie gefiel der jetzige Pullover schon deutlich besser, die Musterung war zwar immer noch etwas beunruhigend, aber weil dieses immerhin gleichmäßig war und keineswegs gleich einen Farbschock hervorrief, befand sie, daß dieser schon für sie tragbar wäre. Inkens Pullover waren alle ähnlich weit, leicht überdimensioniert sowie erstaunlich weich, gar nicht kratzig, wie man annehmen konnte. Marie zog Inken am Ärmel dichter an sich heran, damit beide gemeinsam ins Spiegelbild paßten. Inken lehnte sich dabei gerne dicht an ihren Arm, während sie sich über ihre Konterfeis amüsierten.
Marie sprach dazu: „Die Pullover sind wirklich erstaunlich weich und halten sicher auch gut warm, so dick und warm sowie mit gutem Luftpolster.“
Inken nickte fröhlich: „Ja, es hat einige Mühe gekostet, wirklich gute Wolle aufzutreiben, die einerseits so weich ist, zudem gleichfalls die gewünschten Farben aufweist, ferner überdies sicher unbedenklich hergestellt ist und fürderhin nichts absondert. Die Sachen kann man auch gut so auf bloßer Haut tragen.“
Marie schaute sie lächelnd an: „Auf bloßer Haut?
Wirklich?“
Inken nickte eifrig: „Ja, willst du probieren?
Ich habe auch zwei komplette Einteiler. Diese werden dir wohl sogar farblich gut zusagen.“
Marie erwiderte: „Na, dann zeig mal her, ich probiere diese Wunderwerke der Strickkunst gerne aus. Aber du ziehst dann auch das andere an!“
Inken wurde etwas verlegen, war letztlich jedoch einverstanden: „Oh – oh, äh, also gut!“

Also gingen beide zurück, woraufhin Inken beide Kleider herausholte. Das eine war weitgehend schwarz mit nur wenigen Applikationen aus schwarz-weißer Wolle. Bei dem anderen verhielt es sich gerade umgedreht, es war weiß mit wenigen Applikationen aus weiß-schwarzer Wolle.
Inken zögerte etwas verlegen: „Ähm, wie machen wir das mit dem Umziehen?“
Marie lächelte, zuckte mit den Schultern, erwiderte: „Na wie schon, einfach so, ist doch nichts dabei, wir sind doch unter uns!“
Inken schaute sie an, schluckte, seufzte: „Oh, ja, natürlich, ich wußte nur nicht so genau, wie du dazu stehst.“

Marie hatte indessen schon begonnen, zunächst den Pullover, daraufhin ihr Oberteil auszuziehen und zur Seite zu legen, es folgten Schuhe sowie Hose, Socken, bis sie nur noch im Unterhöschen dastand, welches auch schlicht schwarz war. Marie griff gleich zu dem schwarzen Kleid. Inken schaute auf Marie, schluckte und genoß, was sie sah, war jedoch ebenfalls etwas irritiert wegen einiger Streifen auf Rücken und Oberschenkeln um das schwarze Unterhöschen herum, wagte allerdings nicht zu fragen, woher Marie diese Narben wohl haben mochte. Sie war derart fasziniert, daß sie nur schaute und nichts weiter tat.
Marie indessen zog das Kleid über, zuckelte es zurecht, drehte sich vor Inken, machte darin eine sehr gute Figur, schaute darauf zu Inken, fragte diese vergnügt: „Na, was ist?
Umziehen?“
Inken zuckte, hatte sich völlig vergessen: „Oh, klar, ich sollte ja gleichfalls eines anziehen. Ich … ich war abgelenkt, du siehst … ähm … das sieht an dir so gut aus, hat mich etwas verwirrt.“
Marie grinste, ermunterte sie: „Na gut, dann mal los.
Raus aus den Klamotten – rein in die Klamotten!“

Etwas verlegen entkleidete sich nun ebenso Inken bis auf das Unterhöschen. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß sich ihr treffen so entwickeln wurde. Gegenüber dem eleganten kleinen schwarzen von Marie erschien ihr ihres mit zarten Blümchen nun etwas kindisch, sie hatte einige mit lustigen, bunten Motiven, Herzchen, Äffchen, Kaninchen, Radieschen etc, eigentlich alberner Kinderkram, erst jetzt machte sie sich eigentlich Gedanken darüber, was Marie denken mochte, bislang hatte sie ihre Unterwäsche jedoch nie strategisch derart geplant, daß sie sonst jemand zu Gesicht bekommen sollte, damit gab es niemanden zu beeindrucken. Nun wurde Inken etwas rot im Gesicht, machte sich plötzlich darüber Gedanken, wie ihre Unterwäschekollektion wirken mochte. Zum Glück kommentierte Marie diesen modischen Aspekt nicht, nickte nur aufmunternd, eilig hatte Inken daraufhin das weiße Kleid übergezogen.

Inken war noch immer etwas benommen durch die Situation, Marie zog sie allerdings einfach am Arm vor den Spiegel, legte leicht einen Arm auf ihre Schulter, zog sie enger an sich, damit sie beide gut im Spiegel zu sehen waren. Gut, einerseits sah das wie ein scharfer Kontrast aus, andererseits waren die Kleider von der Form und Art her gleich, sie hatten beide auch ungefähr die gleiche Körpergröße, beide waren ungefähr gleich schlank, Inken wohl etwas weicher sowie zarter, Marie etwas sportlicher, stärker, all dies waren indessen bloß feine Unterschiede. In dieser Kombination paßte das schon sehr schön zusammen. Oh – damit hätten sie Parties aufmischen können, mit den richtigen Bewegungen dazu insbesondere Kerle um den Verstand bringen. Danach stand indes derweil beiden keineswegs der Sinn.
Marie berührte Inken vorsichtig an den Schultern, sie drehten sich, Marie schmiegte sich recht eng an Inkens Rücken, damit sie sich beide gleichuzeitig von der Seite im Spiegel betrachten konnten. Als Inken Marie so dicht an sich spürte, wurde ihr etwas schwindelig, war etwas benommen sowie verwirrt, atmete tief durch. Auch Marie sog tief den Duft von Inkens Haaren ein, genoß einen Moment lang die wohlige Nähe und Wärme, beinahe Hitze, die Inkens Körper auszustrahlen schien.
Damit wollte sie es allerdings wiederum keineswegs übertreiben, um Inken nicht durch zuviel Nähe zu erschrecken, so sprach sie leise: „Wir sollten mal wechseln, zu deinen roten Haaren wirkt bestimmt auch das schwarze Kleid sehr gut, entsprechend das weiße zu meinen dunklen Haaren.“
Inken atmete immer noch tief durch, war leicht verwirrt, fast berauscht, hauchte alsdann nur sanft sowie einverstanden ausatmend: „Jaaa …“

Sofern sie die jemals gehabt hatte, war die Situation völlig Inkens Kontrolle entglitten. Marie war allerdings gleichfalls gefangen in ihren Empfindungen in Inkens Nähe, war jedoch wie immer deutlich kontrollierter, ließ sich nichts weiter anmerken, zupfte Inken bloß so eben am Ärmel, um die Tauschaktion einzuleiten. Folglich zogen sie also ungefähr gleichzeitig die Kleider aus und tauschten. Wieder angezogen standen beide erneut vor dem Spiegel, der leichte Duft ihrer Körper hatte sich in den Kleidern vermischt und sie schauten wieder, dich aneinandergedrängt nach ihren Konterfeis. Marie hatte natürlich Recht, auch so paßte es sehr schön, gleichfalls einzeln für sich betrachtet. Wieder versanken beide einen Moment lang in der gegenseitigen Nähe sowie in Gedanken, welche beide keineswegs zu teilen wagten.

Vielleicht standen sie schon einen Moment zu lange und es drohte irgendwie ein Moment der Unsicherheit sowie Hilflosigkeit. Es wurde beiden schon etwas warm, es bestand unterdessen irgendwie der Drang, etwas zu tun, entweder mehr oder weniger, nur nicht so irgendwie dazwischen verharren, was sie allerdings dennoch taten.
Dann fragte Marie plötzlich, auch um die Stille sowie den Bann zu brechen: „Sag mal, hast du eigentlich ein Rad?
Wäre dem so, könnten wir morgen etwas herumfahren, damit du die Gegend besser kennenlernst.“
Inken erwachte wie aus einem kurzen, jedoch sehr angenehmen Traum, war sogleich einverstanden mit dem Vorschlag: „Ein gemeinsamer Ausflug?
Das wäre prima!
Zum Glück habe ich ebenfalls ein Rad hier, gleich beim Umzug mitgebracht, das ist also kein Problem oder Hindernis!“
Marie nickte: „Gut, wie machen wir das zeitlich?
Wie weit bist du mit deinen Aufgaben?“
Inken erwiderte: „Das läuft ganz gut, auf die eine könnten wir gleich noch einmal schauen, ein wenig darüber reden. Dann bekomme ich das wohl hoffentlich heute Abend noch fertig.
Morgen wäre also frei!“
Marie lächelte: „Klar, wir schauen gleich mal.
Und morgen?
Was hältst du von Frühstück bei mir?
Danach könnten wir losfahren …“
Inken war gleich begeistert: „Das wäre sehr schön!“

Umgehend schrieb Marie ihr ihre Adresse auf, sie schauten auf Inkens Notebook ferner gleich bei OpenStreetMap, wie das leicht zu finden sei, gleichfalls grob, welch Ziele sie bei ihrem Ausflug ansteuern könnten. Danach widmeten sie sich Inkens Aufgabe. Diese las vor, beide diskutierten ein wenig, Inken formulierte und spekulierte, Marie bestärkte sie, machte gleichfalls einen Vorschlag, was sie versuchen könne. Damit hatte Inken bereits neue Ideen, wie sie die Aufgabe angehen könnte.

Mittlerweile war es schon später Nachmittag und es war allmählich Zeit für Marie zu gehen.
Also stand sie auf, meinte: „Gut, war sehr schön heute mit dir. Damit du deine Aufgaben auch fertigbekommst, sollte ich wohl allmählich aufbrechen, also wieder umziehen und los.“
Inken schaute erst etwas traurig, sprang daraufhin jedoch gleichfalls auf.
Sie meinte dazu: „Etwas Zeit ist doch noch, könntest noch einmal zu einem der bunten Pullover eine meiner lustigen Flickenhosen probieren!“
Marie lachte, nickte vergnügt, zog gleich das Kleid aus, während Inken ihr Pullover sowie Hose reichte. Angezogen sah danach auch Marie fast wie ein Clown oder eine Närrin aus, einzig ihre langen, dunklen Haare wirkten längst nicht derart chaotisch sowie wild auf den Gesamteindruck wie die von Inken. Beide amüsierten sich noch köstlich vor dem Spiegel.
Schließlich allerdings war Marie wirklich zum Aufbruch entschlossen.
Daher entkleideten sie sich abermals gemeinsam.
Noch bevor Marie wieder etwas anziehen konnte, meinte Inken plötzlich: „Willst du den einen Pullover für morgen probieren?
Ich leihe ihn dir für den Ausflug!“
Marie lächelte sie an, stimmte jedoch zu: „Gut, ich ziehe ihn gleich drüber, mal gucken, ob meine Jacke dann noch paßt – oder können wir morgen riskieren, ohne Jacke zu fahren?
Laß uns mal nach der Wettervorhersage gucken!“
Also schauten sie wieder auf Inkens Rechner, kamen anschließend zu dem Schluß, daß es am nächsten Tag wohl ganz gut mit dicken Pullovern gehen sollte, keinerlei Regen vorhergesagt, keineswegs ganz kalt, allerdings gleichfalls keineswegs brühend warm, irgendwie so diffus dazwischen. Unter den Rahmenbedingungen sollten sie gut vorankommen sowie ihren Spaß haben.

Marie zog also den gleichförmigen mit der mehrfarbigen Wolle über, auch ihre Jacke paßte noch geradeso drüber. Damit standen beide schon zum Abschied für heute, dabei allerdings schaute Inken etwas verlegen, seufzte und fragte beinahe flüsternd: „Du, Marie?“
Marie erwiderte sanft: „Jaaa?“
Inken weiter: „Marie … Marie, meinst du, meinst du … sind wir jetzt Freundinnen?
Oder sollen wir offiziell Freundschaft schließen?
Also nur, wenn ich dich nicht nerve mit meiner quirligen Art …“
Marie sah ihr tief in die Augen, jetzt war selbst sie einen Augenblick etwas verlegen, knisternde Stille der Spannung lauerte einen schrecklichen Moment zwischen ihnen, bis sie antwortete: „Du bist eben lebendig sowie ein wenig wild, das allerdings mag ich an dir, das ändern wir auf gar keinen Fall, du übst nur etwas Konzentration für die richtigen Zeitpunkte, bleibst ansonsten natürlich du selbst, denn so möchte ich dich als Freundin haben, derart schließe ich gerne mit dir Freundschaft, weil du bist wie du bist, keinesfalls nervig, sondern lebendig, belebend, frisch sowie fröhlich.
So mag ich dich.
Da wäre ich doch sehr dumm, wenn ich deine Freundschaft ausschlagen würde.“
Inken seufzte sehr erleichtert auf, sah verlegen zu Boden, daraufhin wieder zu Marie: „Besiegeln wir das irgendwie noch formal?
Ich … ich habe eigentlich bislang noch nie Freundschaft geschlossen, weiß nicht so genau, wie man das macht …“
Marie wurde dabei beinahe schwindelig, dieser Verlauf ihres Treffens nahm sie schon etwas mit: „Ich habe zwar einige Bekannte, aber enge Freunde ebensowenig. Weiß auch nicht so genau, ob man das irgendwie formal besiegelt. Man entschließt sich einfach dazu, teils auch bloß implizit durch die normative Kraft des Faktischen, die Etablierung der Gewohnheit. Wir indes können dabei ja unser Ding machen, wie wir das jetzt für uns als richtig und wichtig definieren …“
Dabei hielt sie Inken ihre Hand hin. Diese schaute einen Moment, legte ihre Hand sogleich in Maries, diese nahm ihre zweite dazu und hielt Inkens wie einen Schatz, ein Kleinod. Inken nahm ihre zweite Hand ebenfalls dazu. Derart hielten sie sich sanft an den Händen, schlossen ihren Freundschaftspakt in einem sehr stillen, beinahe feierlichen Moment.

Zum Zeichen des Abschlusses ihrer kleinen Freundschaftszeremonie bewegte Marie ihre Hände, diese lösten sich, Inken seufzte leise, beide schauten sich an, lächelten alsdann entspannt, anschließend sprach Marie: „Gut, dann für heute noch viel Erfolg mit deinen Aufgaben. Ich freue mich, dich morgen zum Frühstück zu sehen.“
Während Marie schon die Tür öffnete, schaute Inken: „Ich freue mich ebenso, bis morgen!“

Marie streichelte ihr noch kurz sanft über die Schulter, hob letztlich nur die Hand zum Gruße und zog davon. Inken stand noch in der Tür, schaute ihr nach, bis sie verschwunden war. Danach schloß sie die Tür, lehnte sich mit den Rücken dagegen, klopfte mit geschlossenen Augen mit dem Hinterkopf gegen die Tür, hatte zunächst Hände sowie Arme gegen die Brüste gedrückt, ließ diese im Anschluß jubelnd in die Luft schießen. Sodann wirbelte sie durch ihre kleine Unterkunft, griff sich dabei jenes Kleidungsstück, welches Marie am längsten getragen hatte, drückte es innig an sich, warf sich dabei auf ihr Bett, das Gesicht tief in die Wolle gedrückt, um noch etwas von Maries Duft zu erhaschen.

Inkens Kommentar

Anfangs dachte ich, es wäre erforderlich, in Maries Nähe immer ruhig sowie diszipliniert zu sein.
Das ist mir selbstverständlich überhaupt nicht leichtgefallen, andererseits wollte ich unbedingt in ihrer Nähe sein, was blieb mir also übrig?
Stimmt gleichfalls, mit dem Umzug, der geringen Bewegungsfreiheit in meiner kleinen Unterkunft im Wohnheim, dem langen Sitzen in Vorlesungen war ich sowieso bereits ziemlich geladen. Dadurch staute sich folglich der Druck, die Anspannung in mir immer weiter auf. Gut, also war es eigentlich schon vor unserem Kennenlernen am Überkochen.
Immerhin!
Marie hat dies sogleich bemerkt, mich dann quasi im Park von der Leine gelassen. Ihre Worte haben mich wirklich erleichtert, diese wie die freie Bewegung an frischer Luft taten sehr gut, so konnte ich mich sehr wohlfühlen. Auf dem Lande ist es leichter, da konnte ich wenigstens nach der Schule raus durch den Garten tollen oder sonstwie eine Runde drehen. Die Umstellung auf die Uni hat mir folglich durchaus zugesetzt. Der Ausflug durch die Parks mit Marie war sodann endlich ein Ausgleich, ein Befreiungsschlag, hat dermaßen viel Spaß gemacht, war sehr befreiend nach der anstrengenden Woche – so viel Neues, zudem so viel zu lernen. Ferner hatte ich ja überdies noch einzuüben, mich gut zu konzentrieren. Das war alles etwas viel, Marie indes behielt stets den Überblick, fühlte mit mir, hatte zum Glück alles bedacht, somit war unser kleiner Ausflug ein guter Ausgleich, nachdem ich mich richtig erfrischt, belebt sowie befreit von meinem inneren Bewegungsdrang fühlte.

Gut, anschließend die Kleiderprobe hatte ich ja beabsichtigt, jedoch an sich gar nicht wirklich im Detail durchdacht, was dies für uns implizieren würde. Daß dies allerdings derart prickelnd werden würde, wir so nahe zusammenstehen würden, hätte ich niemals erhofft oder erträumt. Diese Nähe tat so gut, war so wunderbar. Marie schien all dies zum Glück ja ebenso Spaß zu machen, obwohl oder vielleicht gerade, weil der Farbrausch schon ein starker Kontrast zu ihrer sonstigen Kleidung war. Oh – ihre vorsichtigen Berührungen, wir standen derart eng zusammen, schauten gemeinsam in den Spiegel. Ich war berauscht durch die Nähe, den leichten Kontakt unserer Körper.
Dazu waren wir zwischendurch fast nackt, ohoh, ohoho!

Gut – und schließlich mein Freundschaftsantrag. Ich weiß nicht, ob man es ungeschickter machen kann. Immerhin hat Marie keineswegs über mich und meine Naivität gelacht. Ich indessen war natürlich wie im Rausch, als sie einverstanden war. Natürlich hätte ich gleich gerne noch viel mehr gehabt, sie in den Arm genommen, nie wieder losgelassen, habe mich jedoch selbstverständlich nicht getraut. Ich dachte mir, einfach so Freundschaft ist schon einmal viel wichtiger als sie noch zu verschrecken, wenn ich ihr im Überschwang der Gefühle zu nahe auf die Pelle rücken würde. Ich wußte einfach nicht, wie ich es drehen sollte, wie ich meine Gefühle für sie zum Ausdruck bringen sollte, daß sie eben meine innigste, liebste Freundin sein sollte, keineswegs bloß eine Freundin einfach so. Ich hatte Angst, sie damit zu verschrecken. Wenn sie nun nur Interesse an Männern hätte, würde sie nach solch einem Bekenntnis Abstand zu mir halten, es wäre alles verloren, also besser bloß in dieser Weise als gar nichts.

Und so habe ich dann eben erst einmal intensiv gejubelt, habe danach in meinem Bett gelegen, mir dabei vorgestellt, Marie wäre noch bei mir, in meinen Armen. Irgendwann habe ich mich letztlich ja noch zusammengerissen, bin wieder aufgestanden, habe an meinem Übungszettel weitergearbeitet. Bis dahin habe ich allerdings etwas gebraucht, um diese Ereignisse zu verarbeiten, bis der Rausch des Glücks etwas abgeklungen war, daß ich mich wieder auf den Übungszettel konzentrieren konnte. Es war gar nicht so einfach, mich darauf zu konzentrieren, hat allerdings endlich doch geklappt, ich bin entschlossen dabeigeblieben, habe mich ganz darin versenkt und habe es zu Ende gebracht.
Das war auch gut.
Derart habe ich mir unterdessen gleich eindrucksvoll gezeigt, daß ich Maries Freundschaft wenigstens schon ein bißchen verdient habe.
Ich war in der Lage, ihren Vorstellungen zu folgen und hatte Erfolg damit!

Nachts hatte ich alsdann einen eher unruhigen Schlaf. Ich sehnte mich nach Maries Nähe. Die Erlebnisse des Tages wirbelten wirr durch meinen Traum. Später im Halbschlaf, wohl eher im Traumgespinst spürte ich irgendwie Maries Umarmung, wir waren ineinander verschlungen in einer tiefen, innigen Leidenschaft. Dies war selbstverständlich leider bloß Halbschlaf, ich fand mich daraufhin erwachend in meiner Bettdecke verwickelt sowie verwoben. Dabei war die Nase im Kleid mit Maries Duft vergraben. Ich war stark erregt durch den Traum, was daraufhin noch zunahm, ein etwas unheimlicher, einengender, jedoch ebenso schöner Druck, bis es endlich zur Erlösung kam. Ich hatte derlei zuvor erst einmal, ebenfalls im Schlaf erlebt. Danach lag ich wach mit wild pochendem Leib, ich war mir ferner ganz sicher, daß ich mehr wollte, hatte allerdings keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte, ohne die frische Freundschaft gleich wieder aufs Spiel zu setzen, indem ich mich Marie aufdrängte. Ich mußte wohl geduldig sein, um die Lage besser einzuschätzen, wie unser Freundschaftspakt wirklich gemeint war, wie wir den würden ausgestalten können.
Hatte Marie mich jetzt nur als Erstsemester etwas unter ihre Fittiche genommen, um mir einen guten Start zu verschaffen oder wollte sie wirklich sowie dauerhaft mit mir befreundet sein, trotz unserer sehr unterschiedlichen Arten sowie Temperamente?
Wie konnte das mit uns auf Dauer gutgehen?
Allerdings mußte ich ja ebenso einräumen, daß Marie gerade in Hinsicht auf meine Konzentrationsschwäche sowie meine Hyperaktivität guten Einfluß auf mich hatte. Sie hatte es sanft sowie subtil in kürzester Zeit hinbekommen, daß ich nahezu ruhig sowie konzentriert Vorlesungen anhören konnte, ferner effektiv an den Übungszetteln arbeiten. Gut, das waren ja Donnerstag und Freitag erst wenige Stunden, das war noch nicht perfekt, ich war indessen innerhalb dieser kurzen Zeit einen gewaltigen Schritt vorangekommen. Am Donnerstag in der Mensa war ich noch in Panik, heute hatte ich bereits das Gefühl, mit Maries Einfluß sowie Nähe könnte ich es gut hinbekommen. Auch in der Hinsicht war unsere Freundschaft, Maries Interesse an mir so wichtig. All dies durfte ich keinesfalls riskieren. Genauso in der Hinsicht brauchte ich sie unbedingt.

Maries Kommentar

Nun, dies war wirklich ein schöner, gelungener Tag. Dieser erste Ausflug mit Inken war schon ziemlich lustig, erwärmte mein Gemüt, als sie endlich, nach meinem Zuspruch, munter durch den Park sprang wie ein freigelassenes Fohlen, ein hoppelnder Hase, ein munter springendes Zicklein.
Das sah einfach zu schön aus.
Aber es funktionierte anschließend gleichfalls ganz gut, wenn ich sie einmal auf eine Pflanze oder ein Insekt hinwies, welches wir daraufhin beobachteten, nach ersten vergnüglichen Fehlschlägen kam sie ziemlich schnell wieder runter, lernte dabei zügig dazu, lernte umzuschalten sowie ruhig und konzentriert zu beobachten. Das war jetzt keineswegs als Lehrstunde oder lehrreiche Exkursion gedacht, es war indes eigentlich doch ein Lernen, ohne daß es noch als solches auffiel, mehr ein Abenteuer mit Nutzeffekt. Inken lernte einzuteilen, die Wildheit in wichtigen Momenten etwas zurückzuhalten, wenn es richtig sowie nützlich war, um sie anschließend rauszulassen, wenn es gut möglich war. Ebenso lernte sie, gezielt zu erkennen, wann es unbedenklich, zudem auch für andere allenfalls lustig statt störend war, wenn sie sich lockerte sowie freizappelte.
Nun, sie ist schon sehr lebendig und unruhig, doch wenn es drauf ankommt, kann sie auch anders. Aber ich mußte es ihr wohl erst sagen und zeigen, bis sie begriff, wie und wann sie wild sowie lebendig aktiv sein sollte oder durfte und wann es viel besser war, sich zu konzentrieren sowie aufmerksam zu bleiben. Ich glaube, erst als sie begriffen hatte, daß ich ihr keineswegs diese Lebendigkeit nehmen wollte, als ich sie dazu brachte, sich mit dem Hintergrund dieser Balance zu konzentrieren sowie ruhig zu sein, begann sie sich damit zurechtzufinden, sich wohlzufühlen, begann sie wirklich von der Förderung zu profitieren. Denn ich wollte sie ja keinesfalls verbiegen oder verderben. Dies Vorgehen indes mußte wohl erst begriffen sein, damit sie sich darauf ganz einlassen konnte und sich dabei auch noch wohlfühlen.

Die Kleiderprobe war natürlich ein tolles Spektakel. Ich bin ja nicht so kleinlich, wollte bei der Gelegenheit gleichfalls einfach mal herausfinden, wie offen Inken ist, wie sie zu ihrem Körper steht. Etwas unsicher war sie schon, hat jedoch gut mitgemacht. Nach dem ersten Zögern war sie anschließend gleich voll dabei.
Meine Narben hat sie ebenfalls gesehen, allerdings keineswegs danach zu fragen gewagt. Somit ist diese Annäherung gut gelaufen. Als wir ganz dicht zusammenstanden, konnte ich förmlich spüren, wie die Hitze, die helle Strahlung ihrer Persönlichkeit tief in mich drang, dort meine Finsternis zu erhellen begann. Ich glaube, seit ungefähr dem Zeitpunkt nannte ich sie schon für mich ‚mein Sonnenschein‘, wobei die Zusammengehörigkeit ja noch recht vage sowie diffus war, aber immerhin, wir waren uns deutlich nähergekommen und es fühlte sich gut an. Ach, sie ist so weich, zart, hübsch, gleichzeitig derart wild, ungezähmt, überdies gar nicht zu bändigen, daß ich schon ziemlich nervös war, mich ordentlich zusammenreißen mußte, um sie mir nicht gleich zu greifen, zu herzen, an mich zu drücken, ihr Wesen, ihre Schönheit an Körper sowie Geist in vollen Zügen zu genießen. Aber noch war die Situation ja vollkommen unübersichtlich. Ich durfte ja unmöglich einfach so zugreifen, sie damit vielleicht gar erschrecken oder gar abstoßen. Ich hatte ja noch gar keinen Einblick in ihre Bedürfnisse sowie Neigungen, also mußte ich wohl vorsichtig sein.

Als sehr günstig erwies sich dahingehend natürlich diese süße Freundschaftsschließung, dermaßen harmlos sowie naiv, daß mir ganz weich in den Knien wurde. Dabei sollte ich mal keineswegs so tun, denn ich wußte ja nun einmal selbst nicht so richtig, was ich weiter tun sollte, was riskieren, wie es gehen konnte. Da war ich schon sehr froh und glücklich, daß Inken diesen Vorstoß wagte, wie sehr erfreute mich dies, daß ich sie nicht lange zappeln ließ, sondern sofort darauf einging. Oh, wie glücklich erstrahlte sie dazu, welch Wärme, welch Leben ging da von ihr aus. Überhaupt hat sie eine sehr lebhafte, lebendige, zugewandte, direkte Mimik. Diese kommt besonders zum Tragen, wenn Inkens Fokus voll auf mich gerichtet ist, vielleicht ähnlich bei anderen Personen, sofern dort der Fokus hinreichend lange gehalten werden kann. Jedenfalls entfaltet diese Mimik eine außergewöhnliche Wirkung, vereinnahmt sofort, zieht einen in ihren Bann. Da wäre doch jede Person sehr dumm gewesen, welche eine solche Freundschaft ausgeschlossen hätte. An diesem Sonnenschein sollte ich mich erwärmen dürfen, von ihrer Fröhlichkeit sowie Unbeschwertheit gerne kosten, welche sie so freigiebig bot, daß man sie nicht einmal stehlen mußte, wobei ich das keinesfalls getan hätte. Nie hätte ich da etwas zu drehen versucht, um ihr etwas zu nehmen. Es ist einfach so, Inken ist so reich an Wärme, Licht und Persönlichkeit, daß man sich darin sonnen kann, ohne ihr etwas zu nehmen. Als ich ihr so nahe war, strömte es geradezu durch mich hindurch, daß mir ganz schwindelig wurde. Ich genoß ihre Nähe und war doch etwas verwirrt, wurde allerdings dabei zunehmend sicherer, daß ich mehr davon wollte, das war einfach zu köstlich, zu heiß, zu hell, als daß ich nicht vollkommen fasziniert sowie angezogen hätte sein können. In mir ist diese Finsternis, nichts von diesem Licht. Ich balanciere immer an einem Abgrund, bemüht, nicht in die Finsternis zu stürzen. Plötzlich allerdings kommt da dieses Licht, diese Wärme, dieser Sonnenschein und erleuchtet mir den Weg, weg vom Rand des Abgrundes, hin zu ihr. Ich werde nie ganz aus dieser Finsternis herauskommen, die gehört auch zu mir, aber von Inken strömt dieses wärmende Licht aus, was mich erhellt sowie führt, mich sicher vom Abgrund fernhält. Das konnte mich nicht nur retten, sondern es tat mir einfach sehr gut.

Schon deshalb hätte ich keinesfalls riskiert, sie zu brüskieren oder zu verunsichern. Daher bot ich erst einmal zur Freundschaft bloß meine Hand, wo ich sie so gerne umarmt, umschlungen hätte, um ihre Wärme, ihr Licht ganz dicht zu spüren sowie aufzunehmen, darin wohlig zu brennen. Schon beim Handschlag schien es zu knistern und zu blitzen, schien etwas zwischen uns zu fließen, wie um einen Ausgleich zwischen diesen beiden Polen zu erreichen. Aber bloß nicht zu weit gehen, ruhig bleiben. Besser doch eine gute Freundschaft, als mit einer unbedachten Tat, einer unerwarteten und nicht gewünschten Zudringlichkeit zu verschrecken und sie zu verlieren. Ich hatte ja keine Ahnung, wie sie dazu stand, von einer anderen Frau nicht nur freundschaftlich, sondern leidenschaftlich umarmt zu werden, geküßt zu werden, gehalten zu werden. Ich hatte Lust darauf, obwohl ich damit ja bislang in diesem Ausmaß der Sehnsucht gleichfalls keine praktische Erfahrung hatte, in solchem Drang, in solcher Leidenschaft zu erhitzen und zu verglühen. Das ist anders als mit jemandem flüchtig den Brand der Lust zu löschen. Da lockte ein Feuer, welches ich so nicht kannte, jedoch gerne bei ihr angefacht hätte, gerne zum Auflodern gebracht hätte. Wenn sie indes bloß Freundschaft interessierte, so dachte ich mir, müßte ich vorsichtig sein und darauf eingehen, nicht mehr verlangen, als ich kriegen konnte, als sie zu geben bereit war.

Als ich im Anschluß an unsere Freundschaftsbekundung ging, war ich schon einmal glücklich, solch eine Bindung erreicht zu haben. Dieser vehemente Schritt aufeinander zu war mir sehr wichtig, damit war ein großer Fortschritt gelungen.
Mehr?
Mehr war unklar.
Ich mußte die Lage erst besser einschätzen.

Sonntagsausflug

Bei Marie sprang wie jeden Tag auch diesen Sonntag der Radiowecker früh an. Statt noch etwas weiter zu dösen, war sie aber diesmal gleich munter aufgesprungen und unter die Dusche geeilt, erfrischte und reinigte sich gründlich, anschließend hatte sie sich zügig angezogen, spurtete hinaus, um Sonntagsbrötchen zu besorgen, denn sie erwartete ja diesmal kurzweiligen Besuch zum Frühstück. Zurück setzte sie Teewasser auf und deckte den Tisch.

Inken klingelte bald darauf schon etwa zehn Minuten vor der verabredeten Zeit, zappelte etwas nervös vor der Haustür. Sie war mit dem Rad gekommen und hatte es ein Stück weiter angebunden. Marie drückte den Öffner, Inken eilte hoch.
Marie wartete schon oben an der Tür: „Guten Morgen.
Hast du es sofort gefunden?“
Inken nickte: „Hallo und ebenfalls guten Morgen, ja war kein Problem!“
Marie ließ Inken in die Wohnung, schloß die Tür, während Inken ihre Jacke ablegte. Marie wies den Weg, meinte dabei: „Ich bin gerade zurück vom Brötchenholen, früher hättest du nicht da sein dürfen.
Immerhin kocht das Teewasser eben gerade, gleich kann es losgehen, setze dich doch einfach schon einmal!“
Inken rechtfertigte sich: „Entschuldige, wollte nicht zu früh hier sein, allerdings noch weniger zu spät. Da ich nicht genau wußte, wie lange ich unterwegs sein würde, bin ich folglich früh los …“
Marie winkte ab, lachte: „Schon in Ordnung, ist ja kein Problem, mußt nun nur eben etwas warten, bis der Tee gezogen hat.
Ich hoffe, schwarzer ist in Ordnung?
Ich trinke Tee, habe daher keinen Kaffee.“
Inken setzte sich, nickte, antwortete: „Schwarzer Tee ist prima, ich trinke gleichfalls nur eher selten Kaffee, oft allerdings Kakao oder Saft.“
Marie erwiderte: „Perfekt. Diese Auswahl konveniert mir ebenso.“

Marie brachte die Kanne Tee an den Tisch, setzte sich gleichfalls, machte eine Geste, lud ein: „Greif zu!
Ich hoffe, die süßen Sachen kommen dir gelegen?
Oder wäre ländlich rustikal-deftig-ländlich doch besser gewesen?“
Inken nickte strahlend zu den süßen Sachen, meinte, Bauernfrühstück sei bei ihr auch nicht so gefragt, obwohl sie ja vom Dorfe komme.
Damit begannen sie das erste gemeinsame Frühstück ohne viel weitere Worte. Inkens anfängliche Aufregung legte sich schnell in Maries Anwesenheit, beide ließen sich Zeit.
Marie setzte auf Konversation, fragte nach: „Und? Alle Aufgaben fertig?“
Inken nickte: „Für diese Woche habe ich sämtliche Aufgaben geschafft!“
Marie wollte wissen: „Hast du denn mittlerweile Kontakt zu den Kommilitonen?
Kleine Konferenzen zu den Übungen untereinander, Lösungen selber erklären sowie sich erklären lassen sind doch üblich und auch wichtig. Das bringt viel, um die Kenntnisse zu vertiefen sowie in der Anwendung sicherer zu werden, ebenso darin, eigene Lösungen und Anliegen gegenüber anderen zu vertreten.“
Inken schaute etwas unsicher: „Also schon bei den Vorkursen wurde ja die Möglichkeit geboten, sich Orientierungsgruppen anzuschließen, das habe ich gemacht, aber mit meiner unruhigen Art stoße ich dabei natürlich schnell an eigene Grenzen und genauso an die der anderen.“
Marie schmunzelte, strich Inken vorsichtig sowie aufmunternd über den Arm: „Hmmm, diese Kontakte sind aber sehr wichtig, auch wenn es keineswegs einfach ist, da solltest du dranbleiben und mitmachen. Zumal wir ja nun auch schon geübt haben, wie du konzentrierter arbeiten sowie ruhiger auftreten kannst. Dabei fällst du schon nicht unangenehm aus dem Rahmen – ferner hast du ja mit den gelösten Aufgaben auch viel zu bieten, also wird man sich schon arrangieren. Jeder in unserer Gesellschaft pflegt doch seinen Individualismus, seine eigene Persönlichkeit. Was statistisch in der großen Menge gut beschreibbar ist, ist von innen heraus gesehen doch immer ganz anders. Dabei sind viele unsicher, wie ihr eigenes Ich zur Welt paßt, verstehen nicht so viel davon, was in anderen Köpfen vorgeht – wollen sie ja vielfach auch gar nicht. Da bietet es sich an, andere mir ihren Macken, Selbstdarstellungen einfach erst einmal zu akzeptieren, um zu erfahren, was sich daraus so ergibt, wie man selbst in der Gruppen zurecht kommt. Entsteht eine Gruppe neu, muß diese sich sortieren, selbst organisieren, zunächst ist noch gar nichts festgelegt, wobei es immer eine gewisse Dynamik geben wird, alles bleibt im Fluß. Insofern mußt du erst einmal bloß einen Einstieg wagen, welcher relativ einfach ist, wenn du der Gruppe etwas zu bieten hast, etwa ausgearbeitete Lösungen der Aufgaben, Erklärungen, wie es gemacht wird. Dafür wird man locker allerhand akzeptieren. Einigen anderen Leuten wird Kooperation ja gleichfalls keineswegs gerade leichtfallen, alle machen also Kompromisse, um weiterzukommen. Solche Kompromisse kannst du ebenso eingehen, von der Gruppe damit profitieren.“
Inken nickte sichtlich ermuntert, versicherte also: „Gut, ich bleibe da dran, sehe zu, daß ich klarkomme, versprochen.“
Marie streichelte noch einmal sanft sowie aufmunternd über ihren Arm.

Nach dem Frühstück stellten beide das Geschirr zusammen. Inken fragte noch nach, ob sie gleich Ordnung machen sollten und abwaschen, Marie indessen winkte bloß ab. Stattdessen zeigte sie Inken nur kurz ihre Wohnung.
Diese hat neben einem kleinen Flur und einem Badezimmer mit Toilette neben der Wohnküche, in der sie sich bislang aufgehalten hatten, noch zwei weitere Räume.
Der Flur ist bis auf eine minimalistische Garderobe, dem Sicherungsschrank, der Gegensprechanlage für die Haustür praktisch leer. Die Wohnküche ist eher praktisch sowie ebenfalls knapp eingerichtet. Die Küchenecke läßt sich mit einem Vorhang vom restlichen Raum trennen. Die Sitzmöglichkeiten sind eher karg gehalten, ein einfacher Tisch und harte Stühle, auf welchen man besser ganz gerade sitzt. Sonst werden diese schnell ungemütlich.

Ein weiterer Raum ist schon eher voll, Schränke, Bücher. Der Raum weist ferner noch einen Fernseher sowie eine Musikanlage auf. Neben Schreibtisch samt zugehörigem Stuhl gibt es zudem noch ein kleineres, bequemes Sofa. Wie in der Wohnküche gibt es gleichfalls hier einige wild wuchernde Topfblumen in der Gegend des Fensters.
Inken schaute sich alles interessiert an, was für Bücher, welche Pflanzenarten?

Der dritte Raum ist wohl am erstaunlichsten. Darin steht zunächst vorrangig ein breites, solides Bett, welches gar mit dem Boden verschraubt ist, wobei letzterer recht kühl sowie abwaschbar ausgelegt ist. An den Wänden gibt es einige Haken und Ösen, wie auch das Bettgestell einige Befestigungsmöglichkeiten aufweist, deren Zweck nicht gleich unbedingt offenbar wird. Durch die Haken sowie Ösen an den Wänden sind solide Seile gezogen, dadurch ergibt sich hier ein kunstartiges Gespinst, in welchem sich die Gedankengänge der Betrachter leicht verfangen können.
Ferner gibt es zwei Steinskulpturen sowie eine Keramik in dem Raum, dazu einen Akt von Marie an der Wand.
Letztere erläuterte: „Die beiden kleinen Steinskulpturen sowie die Keramik sind von einem Bekannten von mir, Künstler, allerdings leider nicht besonders bekannt. Der große Akt von mir an der Wand ist gleichfalls von ihm. Im Keller habe ich als Andenken an eine besondere Aktion überdies noch einen Vorschlaghammer sowie eine Axt von ihm. Dabei ging es mal um seine Befreiung von seiner Vergangenheit, in der Folge um einen Neuanfang von ihm.
Dieser Raum eignet sich neben Schlafen genauso gut für Meditation und Konzentration, obwohl derlei Übungen ebenfalls gut auf einem der harten Stühle in der Wohnküche gehen. Ich kann Stunden in innerer Versenkung und Zurückgezogenheit verbringen, ganz auf mich reduziert, mich dem Nichts annähernd, dieser Zustand tut mir sehr gut. Viel mehr brauche ich nicht und mag mich auch nicht mit vielen Sachen hier in meiner Wohnung umgeben, welche doch bloß ablenken. Ich habe allerdings noch einen kleinen Raum zur Selbsteinlagerung, darin habe ich hauptsächlich geerbte Bücher untergebracht, von denen ich hier nur wenige unterbringen mag und kann.
Den anderen Raum nutze ich zum einen, um in den Schränken meinen Kram aufzuheben, aber ebenso als Arbeitszimmer und genauso um Musik zu hören oder mir Fernsehen oder Videos anzugucken, wobei letzteres selten vorkommt. Weil ich ja nun gleichfalls im Institut in der Uni ein Bureau habe, nutze ich mein hiesiges Arbeitszimmer nun nicht mehr so intensiv.“

Inken war schon sichtlich deutlich verblüfft über die Einrichtung, mußte diese Eindrücke erst einmal einordnen, lächelte daher etwas unsicher, nickte wortlos, Marie indes lächelte bloß entspannt, ergänzte weiterhin: „Bis auf die paar Kunstwerke also keineswegs wirklich spektakulär bei mir, da brauchen wir uns nicht länger aufhalten.
Wollen wir los, durch die Gegend fahren?“
Inken war einverstanden, folglich verließen beide bald die Wohnung, Marie holte ihr Rad aus dem Keller, woraufhin beide losfuhren, wobei Marie als Ortskundigere die Richtung vorgab, jedoch gleichfalls Wert darauf legte, daß Inken immer eng aufschloß, ihre Ortskenntnis sich durch weitere Kommentare sowie Hinweise verbesserte.

Bald schon waren sie draußen im Grünen, auf einem Weg am kleinen Fluß der Stadt entlang. An einem Aussichtspunkt hielten sie, schauten über die Landschaft, Marie gab einige Orientierungshinweise. Eigentlich waren sie ja immer noch mitten in der Stadt, aber eigentlich war es nie besonders weit bis zu Grünflächen und hier etwas auswärts hatte man dem Fluß Raum gegönnt, Wiesen sowie Haine gelassen, auf Bodenversiegelung sowie Bebauung verzichtet. Hier konnte man sogar Kühe grasen sehen, ebenso den Blick über die flache Landschaft schweifen lassen.

Inken hatte inzwischen jene Informationen verdaut, welche Marie in ihrer Wohnung kundgetan hatte und wollte deshalb wissen: „Du hast also geerbt?
Wie steht es um deine Verwandtschaft?“
Marie winkte ab, hielt sich ziemlich knapp: „Verwandtschaft habe ich nicht. Meine Mutter ist bei meiner Geburt oder kurz darauf gestorben, Details weiß ich nicht genau.
Ich habe anschließend bei ihm gelebt. Er ist alsdann ebenso irgendwann in meiner Jugend gestorben, ich bin ins Heim gewechselt, daher auch das Erbe.“
Inken erwiderte nur schockiert: „Oh!“
Marie jedoch lächelte bloß milde, winkte erneut ab: „Halb so schlimm, ich bin ganz gut durchgekommen, ich kann mir im Bedarfsfalle schon Respekt verschaffen. Ich bin somit ja in der Folge zwangsläufig sehr schnell selbständig gewesen, habe daraufhin eben mein Studium begonnen, dabei erwies es sich als ganz günstig, sogar etwas Geld geerbt zu haben, deshalb kam ich ganz gut zurecht. Viel ist es nicht, ich bin jedoch bescheiden, daher bin ich ganz gut zurechtgekommen.“
Inken nickte, hatte einerseits noch mehr Respekt vor Marie, andererseits bedauerte sie dies allerdings im selben Moment, denn sie selbst hatte Familie, welche ihr auch wichtig war und wo sie sich wohlfühlte. Da Marie ziemlich knapp in ihren Ausführungen war, wollte Inken allerdings auch keinesfalls weiter nachbohren. Als Marie also lächelnd fragte, ob sie weiterfahren wollten, war sie gerne einverstanden, wieder in Bewegung zu sein. Somit konnte ein Kippen der guten Stimmung durch das aufgeworfene Thema vermieden werden.

Marie hatte sich dafür entschieden, zwar in der Nähe des Flusses zu bleiben, allerdings grob in Richtung Innenstadt zu fahren. Auf diese Weise kamen beide immer wieder an Punkte, wo sie hielten und Marie Inken bei der Orientierung half, ihr zeigte, wo es etwa von dem Ort aus zum Hauptgebäude der Universität gehen würde, ferner gleichfalls zu markanten sowie für die Stadt charakteristischen Orten in der Innenstadt.

Ihr Weg führte weiter in einen wieder ziemlich wilden Bereich, den man auch als Überschwemmungsgebiet des Flusses belassen hatte. Hier hielten beide in einer etwas ruhigeren Ecke, setzten sich auf eine Bank.
Marie war wohl zu dem Schluß gekommen, daß sie höflichkeitshalber auch mal nach Inkens Verwandtschaft fragen könnte, was sie bei dieser Gelegenheit beiläufig tat.
Inken berichtete.
Sie war zwar Einzelkind, neben ihren Eltern gab es allerdings gleichfalls noch die Großeltern sowie ihre Urgroßmutter Heike. Sie lebten auf einem Hof auf dem Lande. Die anderen Großeltern lebten ebenfalls auf dem Lande, nicht zu weit weg. Ihre Urgroßmutter Heike war Bäuerin gewesen wie auch die Großeltern auf dem Hof, welche jedoch irgendwann Glück gehabt hatten und über Bauland zu mehr Geld gekommen waren, zudem Land verpachteten, darüber wohl ebenfalls in Geschäften involviert waren, über welche Inken nicht so viel wußte, immerhin galten sie in der Gegend wohl etwas, wenn es um einschlägige Kungeleien sowie Geschäfte ging. Ihre Eltern hatten studiert, gingen ihrem Beruf nach. Dies Arbeit nahm ihre Eltern stark in Anspruch, weswegen Inken als Kind sehr engen Kontakt zur Urgroßmutter hatte – die beiden standen sich auch jetzt noch sehr nahe, waren sich sehr vertraut. Inkens Eltern waren wohl ebenso durch ihre Arbeit sehr umtriebig und vielleicht gleichfalls etwas hektisch. Ob dies Verhalten nun Ursache für Inkens innere Unruhe war, konnte man so keineswegs so einfach sagen, Marie hatte indes schon so einen ungefähren Eindruck von der Familie.
Inkens Geburt war wohl ähnlich wie die von Marie nicht ganz unproblematisch gewesen, immerhin hatte Inkens Mutter überlebt. Nun ist es ja auch bei der heutigen medizinischen Versorgung eher selten, daß Frauen bei Komplikationen bei der Geburt gleich sterben, offenbar hatten Inkens Eltern dieses Drama allerdings als Fingerzeig des Schicksals gewertet, hatten es daraufhin bei einem Kind belassen, sozusagen der zentrale Hoffnungspunkt, die Zukunft der Familie, obwohl in der Hinsicht wohl niemand einen besonderen Druck ausübte.
Offenbar im Gegenteil.
Man ließ dem Wildfang Inken offenbar ihren Drang zur Aktivität, stellte sich im Zweifelsfalle schützend hinter sie, wenn es dadurch einmal Ungemach gab. So war sie also in ihrer Lebendigkeit, wie einige Beobachter gar wohl meinten, Hyperaktivität alsdann schon auffällig und wurde schnell zur Außenseiterin, welche schlecht in eine Gruppendynamik integrierbar war. Immerhin war sie offenbar intelligent genug, um ihre Konzentrationsschwäche so weit zu kompensieren, daß es für solch ein Turboabitur mit mittelmäßigen Noten reichte, welche sodann ja unterdessen den direkten Anfang des Studiums ermöglichten.
Somit war Inken nun also das erste Mal wirklich weg von Daheim sowie vom Rockschoß der lieben Urgroßmutter – und diese Veränderung ihres Lebensmittelpunktes war dann schon eine erheblich Umstellung mit ihrer kleinen, neuen Studentenunterkunft. Auch die ganzen neuen Eindrücke bei Studienbeginn, Stadt statt Land, all dies hatte sie mächtig aufgewühlt.

Indessen hatte sie wohl insofern schon wieder Glück gehabt, als sie mit Marie nun offenbar einen neuen Ruhepol gefunden hatte. Wobei es nur teilweise ruhig war, denn ihr kleiner Ausflug war bislang schon ziemlich munter gewesen, beide hatten gelacht, sich erfreut aneinander sowie an dem Ausflug, den Aussichtspunkten, fuhren schnell und atmeten tief die frische Luft in dieser doch halbwegs wild gebliebenen Umgebung. Marie wußte ja schon, daß Inken vom Land kam, hatte daher mit Bedacht den Weg gewählt, welcher mehr oder weniger Vertrautes bot, längst nicht so viele Attraktionspunkte sowie Anlässe für Streß wie die direkte Innenstadt. Marie hatte schon verstanden, was Inken eher überforderte und nur übermäßig aufreizen würde. So in der eher vertrauten Natur, in der Ruhe dieser Einsprengsel der Stadt konnte Inken einerseits ziemlich unbehelligt herumtoben, jedoch genauso wieder zu Vertrautem und zur Ruhe finden. Nach ihrer Pause auf der Bank gingen sie herum, forschten vorsichtig einen kaum erkennbaren Fußweg entlang zu einem moorigen kleinen Teich, beobachteten, was hier so vorging. Jetzt im Oktober wurde es ja bereits etwas ruhiger, indes waren einige Libellen sowie andere Insekten durchaus unterwegs, im dunklen Wasser regte sich zudem ebenfalls ab und an etwas, was sie keineswegs genau identifizieren konnten. Sie ließen sich Zeit, Inken ließ sich überdies zunehmend darauf ein, mit Marie einfach nur zu beobachten oder sich flüsternd auszutauschen über das, was beide sahen, dort hinten gleichfalls mal ein Eichhörnchen an einem Baum oder ein paar Hasen oder wilde Kaninchen auf einer wilden Wiese, Vögel in den Ästen.

Irgendwann gingen beide zu den Rädern zurück, woraufhin ihr Ausflug beide weiter durch den Grünstreifen führte. Beide waren ja grob im Nordwesten der Stadt gestartet, fuhren nun noch weiter in den Süden, beinahe immer in diesem Grünstreifen des Flusses bleibend, in dem die Wege durch Wiesen und moorige Bereiche gingen. Nicht umsonst hieß hier einiges Masch oder Marsch, das war der charakteristische Sumpf dieser Großstadt, von dem oberflächlich betrachtet in der Stadt selbst längst nichts mehr bemerkbar war – oder allenfalls noch im Bereich Wirtschaft und Politik. Allerdings gibt es solche Sümpfe wohl in jeder größeren Stadt, selbst in kleineren Gemeinden. Klüngel, Seilschaften, dubiose Geschäfte, sofern aufgeflogen daraus resultierende Skandale – in größeren Städten jedenfalls treten letztere doch jährlich mehrfach auf. In dieser Stadt korrespondiert dies eben selbst mit der ursprünglichen Landschaft, der Masch im flachen Land, insbesondere in näherer Umgebung des Flusses.

Marie behielt die Zeit grob im Auge, schwenkte folglich irgendwann wieder um und ihre Fahrt ging zurück, keineswegs dieselben Wege, jedoch grob durch denselben Grünstreifen. Es dämmerte schon, als sie wieder im Norden waren, kurz vor Inkens Unterkunft hielten. Dies trat jedenfalls für Inken unvermittelt ein, daher schaute sie einen Moment verblüfft, als beide auf ihr bislang unvertrauten Wegen fahrend plötzlich wieder beim Wohnheim angekommen waren. Beide berieten kurz, worauf sie sich gemeinsam entschlossen, zu Marie zu fahren, dort zu essen, dabei sowie anschließend noch ein wenig zu plaudern.

Angekommen in Maries Wohnung erzählte Marie beim schnell gemachten sowie einfachen Abendessen von einigen weiteren Möglichkeiten, einen größeren Waldgebiet, welches sich grob im Osten und Südosten der Innenstadt ausbreitete. Gleichfalls ein paar weitere Parks und Friedhöfe erwähnte sie, letztere teilweise ebenfalls parkähnlich sowie durchaus bereits deswegen sehenswert. Daneben waren natürlich ebenso weitere Stadtteile interessante weitere Ausflugsziele, allerdings ebenfalls die reichlich in der Stadt vorhandenen öffentlich aufgestellten Kunstwerke. Damit hatten beide also noch für einige Wochenenden ein gutes sowie unterhaltsames Programm, um Inken mit der Stadt vertrauter zu machen.

Inken hatte heute aber so viel erlebt und gesehen, daß ihr Erlebnisdrang gut befriedigt war, diese Eindrücke erst einmal verarbeitet werden mußten. Deshalb schlug Marie vor, gemeinsam etwas Meditation zu üben. Dieser Vorschlag, mehr noch die Umsetzung war immerhin eine Herausforderung für beide. Inken war skeptisch, dennoch einverstanden, also versuchten beide es. Sie saßen sich auf einer Matte auf dem Boden gegenüber, Marie zeigte Inken eine passende Körperhaltung, machte ferner sonst Vorschläge sowie Angaben, wie sich Inken in einen ruhigen Zustand versetzen könnte. Diese versuchte ernsthaft, den Ratschlägen zu folgen, bemühte sich bei der Umsetzung. Weil aus Sicht von Marie so weit alles geklärt war, zog diese sich in sich zurück, vertiefte sich und wirkte abwesend. Natürlich kribbelte und reizte in Inken die ungewohnte Stille ziemlich schnell, diese bemühte sich trotzdem, dem aufkommenden Bewegungsdrang mit gutem Willen zu widerstehen, verharrte weiter in der von Marie vorgeschlagenen aufrechten Sitzposition, es schien ihr, als würde sie langsam explodieren. Trotzdem hielt sie durchaus einige Minuten bewegungslos durch, sackte anschließend jedoch in ihrer Haltung deutlich zusammen, mußte aufgeben, für eine Meditation über längere Zeit hatte sie offenbar noch keinesfalls genug von Maries Ruhe aufgenommen. Zwar blieb sie sitzen, die nachlassende Körperspannung indes ließ sie sich bewegen.

Obgleich Marie komplett abwesend zu sein schien, bekam diese doch alles genau mit, ließ Inken allerdings noch ein wenig innerlich zappeln, bevor auch sie ihren Kopf wieder etwas bewegte, zum Zeichen, daß sie wieder da war. Kurz darauf lächelte sie Inken ganz entspannt an, meinte: „Na, für den Anfang doch ganz in Ordnung.
Sollen wir etwas anderes probieren, vielleicht kann ich dir dabei helfen?“
Inken seufzte erleichtert und nickte: „Oh, das ist wirklich schwierig. Ich meine, bei den Aufgaben habe ich ja noch etwas, worauf ich mich konzentrieren kann, wo es voran geht, wo ich etwas tue, aber so in der Stille auf die eigene Existenz zurückgeworfen brodelt die Unruhe doch ziemlich schnell.“
Marie war wortlos aufgestanden und bewegte sich auf Inken zu, stellte sich erst hinter sie, hockte sich danach hin, setzte sich, schmiegte sich eng an Inkens Rücken, die Beine links und rechts über Inkens noch im Schneidersitz gekreuzte Beine hinüber. Anschließend sprach sie leise sowie sehr entspannt zu Inken: „Ist diese Position so in Ordnung für dich?“
Inken schluckte, Maries Nähe kam überraschend, war aber mehr als wohltuend.
Sie seufzte nur leise: „Ja, ich glaube, das hilft!“
Marie umarmte sie alsdann sanft von hinten, legte ihren Kopf auf eine von Inkens Schultern, sprach leise: „Schließ einfach die Augen und entspann dich. Ich bin da und halte dich. Du kannst dich ruhig ganz fallenlassen.“
Also schloß Inken die Augen. Die prickelnde Nähe hatte sie gleich etwas schwindelig gemacht, sie genoß allerdings die Nähe und den wohligen Schwindel, diese wundervolle Umarmung ihrer neuen Freundin. Marie jedoch begann ganz sanft, sie langsam hin und herzuwiegen, dabei strömte die Ruhe, Gelassenheit sowie Entspannung irgendwie von Maries durch Inkens Leib. Umgedreht durchströmte deren Wärme sowie Lebendigkeit Marie, dieser Ausgleich fühlte sich für beide gut und sehr entspannend an, daß sie eine ganze Weile in dieser Position blieben, diese Sensation der Zusammengehörigkeit tief aufnahmen. Auf diesem Wege gelang Inken ihre erste Meditation, was wohl nur in Maries Armen möglich war, wo sie die Ruhe selbst zu werden schien, bloß noch die Gemeinschaft spürte, die Umarmung der Freundin sowie die innige Zweisamkeit, welche jegliche Unruhe verdrängte. Sie fühlte sich ganz geborgen, losgelöst von der sonstigen Welt. Alles reduzierte sich zum Hier und Jetzt, zum Wir dieses Momentes. Sie genoß die Ruhe und Maries Nähe so sehr, daß sie alles sonst vergaß. Marie indes genoß ebenso, ihren Sonnenschein im Arm zu halten, sich von ihrer Wärme durchströmen zu lassen, mit ihrem überquellenden Leben sowie Licht ihre eigene innere Finsternis ein wenig zu erhellen, die düsteren Schatten in tief versteckte Verliese ihres Seins zu drängen. Marie spürte, mit Inkens Licht war da eine Kraft gegen die Finsternis aufgetreten, welche die Finsternis zwar auch keineswegs vernichten konnte, aber mächtig zurückdrängen. Diese Vorstellung, welche allmählich Gewißheit wurde, gefiel ihr sehr gut, daß sie ebenfalls einfach nur genoß, alles auf dieses Jetztsein reduzierte. Gelingt ein solches Unisono transienter Auflösung, ist dies eine echte temporäre Befreiung von den Lasten individuellen Seins, dem Alltag. Insofern steckt schon eine tiefe Wahrheit in diesen Techniken sowie Ideen. Gleichwohl wäre es unangemessen, diese letztlich physiologisch durchaus nachvollziehbaren Prozesse religiös zu überladen, wie dies esoterisch durchaus gehandhabt wurde. Von einer solchen Auslegung war Marie weit entfernt, keinesfalls würde sie zudem jemals auf den Gedanken kommen, diese Techniken in einem solchen Zusammenhang zu vermitteln. Selbstfindung, transiente Selbstauflösung ist eine persönliche Angelegenheit, fernab jedweder religiösen Indoktrination.

Es war schon Abend, als Marie sich aufraffte, sich nicht mehr sanft wiegend bewegte, sondern eigentlich ungern ihre Arme um Inken löste, den Kopf hebend sprach: „Alles gut bei dir?
Wir sollten hoch.
Magst du noch etwas trinken, dazu vielleicht noch einen Happen essen?“
Inken war noch etwas benommen vom Rausch dieser intensiven Ruhe sowie Nähe, brauchte einen Moment der Besinnung, meinte dann leise: „Ja … ja, natürlich, gern.“

Marie löste sich in aller Ruhe von ihr, stand gelassen auf, tat zwei Schritte um Inken herum, bot ihr die Hand als Hilfe beim Erheben. Inken ergriff diese, woraufhin Marie sie leicht hochzog. Beide sahen und lachten sich glücklich sowie sehr zufrieden an. Anschließend gingen beide in die Wohnküche. Marie reichte Saft sowie ein paar Süßigkeiten. Inken wies auf das Geschirr vom Tag, ließ sich nicht mehr von Marie abwimmeln. Also wuschen beide das Geschirr ab, wechselten anschließend ins Nebenzimmer, wo Marie Inken Musik aus ihrer Sammlung wählen ließ. Beide setzten sich auf das Sofa, machten kein Licht, tauschten sich über ihren Ausflug aus und bald schon lehnte Inkens Kopf entspannt gegen Maries Schulter, beide entspannten, ließen einfach den Tag ausklingen, genossen die gemeinsame Erfahrung, sogen die gegenseitige Nähe auf. Dies war abermals eine intensive Erfahrung, jedoch wiederum subtil anders als die vorherige Meditation. Nun war die Haltung lockerer, die Sensation anders ausgerichtet, durch die Musik bestand zudem ein solider Hintergrund, welcher hinreichend geeignet war, Inkens Gedanken sanft in bloß fließende Richtungen zu lenken, allerdings verrannen diese nun keineswegs in einem Irrgarten, vielmehr blieben sie zusammen als mäandernder Strom durch ein bislang unerforschtes Land ihrer Gefühle, Sehnsüchte, Bedürfnisse.

Später ruckelte Marie endlich etwas an Inken, meinte bloß mit sanfter Stimme: „Du, ist schon spät und morgen hast du bestimmt wieder volles Programm, da solltest du gut ausgeschlafen haben!“
Wieder war Inken etwas benommen, wachte nun aus dem Rausch ihrer Gefühle langsam auf, bis sie wieder ganz im aktiven Sein angekommen war, stimmte sodann zu: „Du hast wohl Recht.
Dies war ein derart schöner Tag mit dir, dabei habe ich die Zeit ganz vergessen!“
Marie lachte leise, pflichtete ihr sofort bei: „Stimmt, dies war ein sehr schöner Tag, sollten wir öfter machen. Wir ergänzen uns gut, diese Kombination hat Potential, das ist eine solide Basis für mehr gemeinsame Unternehmungen. Ich glaube, ich bringe dich, ist ja schon stockdunkel draußen. Bevor du falsch abbiegst, in schräge Gesellschaft gerätst, will ich doch lieber sicher sein, daß du gut angekommen bist.“

Inken wehrte nur halbherzig ab, denn so konnte sie noch ein wenig mehr Zeit mit Marie verbringen. Also fuhren sie durch die Nacht, aber es war ja ohnehin nicht weit. Angekommen brachte Inken ihr Rad unter, beide verabredeten sich noch zum Mittag in der Mensa, verabschiedeten sich endlich mit einer kurzen Umarmung. Marie fuhr wieder heim.

Inkens stand seufzend, schaute ihr kurz nach.
Was für ein Tag!
Als Maries Gestalt in der Dunkelheit entschwunden war, schlenderte sie in wohlige Gedanken versunken in ihr Zimmer, warf sich dort auf ihr Bett, seufzte abermals, sann nach.
Wie weiter?

Maries Gedanken kreisten auf dem Rückweg ebenfalls um den Tag. Ihr hatte es ebenso gefallen. Sie fragte sich gleichfalls, wie weiter.

Inkens Kommentar

Ich war schon ziemlich aufgeregt, abends konnte ich erst nicht einschlafen, bin wiederum am Sonntag morgens schon sehr früh aufgewacht, also munter unter die Dusche sowie frischgemacht. Natürlich war ich zu früh, aber ich konnte einfach nicht warten, mußte raus, mich bewegen, etwas tun. Also habe ich mein Rad rausgeholt, bin jedoch damit erst einmal nur durch die Gegend gegangen und versuchte, mich darauf zu besinnen, was ich bereits von Marie gelernt hatte, um mich zu beruhigen.
Diese Strategie ging wenigstens so halbwegs auf – immerhin!
Letztlich bin ich ja schließlich doch nicht so viel zu früh angekommen. Schon während des Frühstücks, in Maries Nähe hat sich die Aufregung schnell gelegt, ich fühlte mich einfach nur wohl sowie zufrieden, angekommen, willkommen. Weg von Zuhause, allein hinein in die fremde Stadt hatte mich zuvor entwurzelt. In Maries Nähe spürte ich etwas wie ein neues Heim, wohin ich gehören wollte. Davon wollte ich gerne mehr, viel mehr. Ich wollte schwelgen in dieser Geborgenheit, Sicherheit, Ruhe, wo ich mich angenommen fühlte.

Maries Wohnung, die Einrichtung, was sie knapp dazu erklärt hatte, war schon spannend sowie erstaunlich für mich, ich habe indes wohl kaum etwas gefragt. Es war ja doch viel wichtiger bei ihr zu sein, mit ihr gemeinsam etwas zu unternehmen. Wenn ich nicht ohnehin dermaßen auf Marie fixiert gewesen wäre, hätte mich jener Akt von ihr in dem einen Zimmer schon schwer beeindruckt, das war einerseits abstrahiert, allerdings ebenfalls sehr ausdrucksstark, also einmal abgesehen vom Motiv, was ja sowieso für mich seinen ganz eigenen Reiz hat, was einen schlucken lassen muß, bei dem Anblick muß einem doch die Spucke wegbleiben.
Wer kann schon einen derartigen Akt von sich sein eigen nennen?
Die anderen Kunstwerke waren gleichfalls bemerkenswert, interessant, außergewöhnlich für eine Studentenwohnung, wer hat schon als Studentin oder auch frische Doktorandin originale Skulpturen in ihrer Wohnung stehen?
Es faszinierte mich ebenso, welche Leute Marie offenbar kennt. Denn derartige Verbindungen wurden doch impliziert durch diese Kunstwerke. Sie hatte es überdies nebenbei kurz erwähnt, daß sie durch persönliche Bekanntschaft sowie eine dubiose Aktion mit dem Künstler zusammen zu diesen Artfefakten gekommen war. Bei der sonstigen Ausstattung der Wohnung mußten ihr diese Objekte wohl etwas bedeuten, sonst hätte sie diese keinesfalls derart präsent in ihrer Wohnung.

Dies Gewirr von Seilen, Haken und Ösen im Schlafzimmer zusätzlich zu den offensichtlichen Kunstwerken war ebenso verblüffend, ich indes hinterfragte diese gleichfalls mitnichten. Marie sollte mir erst später offenbaren, was das für eine Bedeutung hat, ebenso wie jene Verschraubung des robusten Bettes am Boden. Dieser Raum so karg eingerichtet war irgendwie irritierend, einerseits wirkte er beinahe wie ein Ausstellungsraum in einem Museum oder einer Galerie, andererseits tat sich unterdessen ebenso dieses zentrierte Bett als wichtig hervor und bestand massiv darauf, daß es doch ein Schlafzimmer sein mußte, daraus entstand gleichfalls eine eigenartige Mischung aus öffentlich und privat, wozu wohl ebenso beitrug, daß nicht einmal ein kuscheliger Teppich ausgelegt war, stattdessen fand sich dort ein solider, abwaschbarer Boden, welcher überdies den Eindruck von Sterilität mit einbrachte, alles sehr aufgeräumt, konzentriert, in sich gekehrt mit einer massiven Präsenz, was ja indessen gut zu Marie paßt, schon von daher war sofort nachvollziehbar, daß dies ihre Wohnung war. Ihr Arbeitszimmer wiederum war wohl noch als am lebendigsten und am belebtesten zu bezeichnen oder gar am gemütlichsten. Darin konnte man sich wohl ganz gut in das Sofa kuscheln sowie entspannen, sich räkeln, hineinmuckeln, wohlfühlen.

Naja, anschließend sind wir ja auch schon raus und Marie hat mir die Gegend gezeigt, ich hätte gar nicht vermutet, daß es so viel Grün so dicht an meiner Unterkunft gibt. Diese Struktur der Stadt oder Region ist immer noch ein deutlicher Unterschied zu Zuhause, an diesen Stellen fühlt man sich gleichwohl doch weit weg von der Stadt, deren Trubel man doch in wenigen Minuten erreichen kann. Richtig ist wohl ferner, diese vielen Menschen, Autos, Häuser, all diese Aktivität, all dies heischt nach viel Aufmerksamkeit bei mir, in der Natur kann ich mich deutlich einfacher auf bestimmte Attraktionen wie einzelne Tiere und Pflanzen konzentrieren, daher hat Marie den Weg natürlich sehr gut gewählt.
Eigentlich ist es doch eher umgedreht: Der Mensch planiert seine direkte Umwelt ein, macht diese sich einfach, überschaubar. Insofern sollte die menschengemachte Sphäre der Stadt eigentlich viel einfacher sein als die Koplexität der Natur. Allerdings ist die Sphäre der Stadt anthropozentrisch, die Reize, die Funktionen sind auf Menschen abgestimmt, sprechen oder brüllen diesen direkt an. Die Natur fernab menschlicher Dominanz will erforscht, begriffen sein. Da heißt gilt es, leise zu lauschen, diese Komplexität, diese Schönheit, Fremdheit des nicht-menschlichen aufzunehmen, damit umzugehen. Dies ist keineswegs angepaßt, dressiert, unter ein Joch menschlicher Interessen gebeugt. Dies entwickelt sich im Wildwuchs unter dem Einfluß anderer Interessen, welche sich oftmals dem simplen menschlichen Verstande sperren. Ach! – läßt man sich darauf ein, ist dies Staunen über das Fremde beruhigender als das Schreien der Großstadt um verstehbare Anliegen, Aufmerksamkeiten. Die Reize der menschlichen Domäne sind darauf optimiert, den Fokus auf sich zu ziehen. In Kombination mit meinem Problem springt dort mein Augenmerk wie ein Flummi kreuz und quer durch die Gegend, findet keinen Fixpunkt. Folglich ist es draußen im grünen einfacher. Von vorne herein bleibt dort klar, daß selektiert werden muß. Selbst wenn die Gedanken springen, ist es dort angenehmer, diese Umgebung fordert nichts. Unsere Aufmerksamkeit für Details bleibt eine zwanglose Freiwilligkeit. Die Gedanken dürfen abschweifen, mäandern. Dort fragt niemand nach, hat man sich im Irrgarten dieser bizarren, komplexen Details verloren. Ist egal. Dies ist entspannend.
Die Stadt, die menschliche Sphäre scheint immer Rechtfertigungen, Begründungen einzufordern, warum, wieso tut man dort etwas, was ist das Ziel, was der Zweck, wieso geht das derart langsam, wieso schon wieder abgelenkt?
Bäume, Gräser, Blumen, Insekten draußen fragen einen das nicht, verpflichten zu nichts, kümmern sich wenig um Narrenstücke anderer, wenn sie einen nicht selbst unmittelbar betreffen. Dort fühle ich mich frei. Maries Ermunterungen, hier zu entspannen, wahlweise hibbelig Dampf abzulassen oder ruhig zu beobachten taten mir jedenfalls sehr gut.

Wir haben uns im Verlaufe des Ausfluges ja nur relativ knapp gegenseitig von uns erzählt, meine Familie sowie ihre fehlende. Ihr Schicksal hat mich hart getroffen, daß sie ganz allein ist, ihr scheint dies allerdings nicht viel ausgemacht zu haben.
Ich hingegen hatte Mühe, mir das überhaupt vorzustellen, keine Verwandten?
Allein ohne wen, welcher verläßlich hinter mir steht?
Vielleicht hatte dieser Umstand Marie auch zu dem gemacht, was sie war, dachte ich da, faszinierend, selbständig, selbstbewußt, überlegt, organisiert, kühl, respekteinflößend, daß ich immer noch kaum glauben konnte, daß sie ausgerechnet mit mir Freundschaft geschlossen hatte, denn ich bin doch eher der Clown, die Zappelsuse, der Springinsfeld, nicht so ernstzunehmen. Daher war ich schon sehr froh, daß sie sich offenbar doch gern mit mir beschäftigen wollte. Somit akzeptierte ich auch erst einmal, daß sie nur relativ knapp über sich Auskunft gab. Ich ahnte da nur so ganz nebenbei, nicht einmal richtig bewußt, daß es da Dinge in ihrer Vergangenheit, in ihrer Persönlichkeit gibt, über die sie keinesfalls gleich offen berichtet. Erst etwas später ist sie darauf eingegangen, erst mit diesen zusätzlichen Einlassungen, Bekenntnissen verstand ich noch besser. Wäre sie damit zu diesem Zeitpunkt herausgerückt, hätte ich mich sicher vor ihr gefürchtet, mich vielleicht gar noch von ihr entfernt, ohne diese anderen Gedankenwelt näher zu ergründen. So jedoch verbrachten wir einen sehr schönen Tag mit den Rädern unterwegs. Dies war ein guter Ausgleich nach meiner anstrengenden, sehr fordernden Woche. Ich atmete tief durch, konnte mich dabei gut austoben, zudem in angenehmer Umgebung sowie Gesellschaft.

Abends, gut die Meditationsübung war natürlich sehr intensiv sowie speziell. Der erste Versuch, wir beide uns gegenüber klappte bei mir natürlich überhaupt nicht. Als sich anschließend Marie allerdings eng an mich geschmiegt hat, von hinten umarmt hat, wäre mir zwar zuerst beinahe vor Aufregung das Herz aus dem Leib gesprungen, danach indes wurde alles wirklich ruhiger und gut. Ich spürte sie und mich, alles sonst hat sich aufgelöst, verschwand als belanglos. Die einkehrende Ruhe sowie Nähe war eine ganz neue Erfahrung für mich, alles andere schien vergessen zu sein. Typisch überdies gleichfalls, daß Marie in dieser Situation ganz selbstverständlich alles im Griff behielt, gut einschätzen konnte, wann sie mich freigeben sollte, damit ich für den nächsten Tag noch ausschlafen konnte.

Daheim machte ich mich letztlich wirklich bloß schnell für die Nacht fertig, packte schon einmal meine Sachen zusammen, gut, endlich lag ich im Bett, ging noch einmal den Tag durch, genoß meine Erinnerungen. Am intensivsten war natürlich meine Erinnerung an unsere stille Umarmung, an die Geborgenheit sowie Ruhe. Wirklich hielt dies Gefühl immer noch an, woraufhin ich bald in einen tiefen, ruhigen Schlaf fiel.

Maries Kommentar

Die Wohnungsführung kurz zu halten sowie gleich ein wenig dabei zu erzählen, war eine gute Idee. So hat Inken wenig nachgefragt, obwohl ihr ja ein paar Sachen seltsam erscheinen mußten. Indes, man muß ja nicht gleich zu Beginn mit seiner ganzen Lebensgeschichte rausrücken, daher war ich ganz froh, daß keine großen Nachfragen kamen, ich dazu später kommen könnte, wenn mir der Zeitpunkt günstig erschien oder es sich eben so ergab. Meine Wohnung bot in der Kombination von teils karger Einrichtung mit den auffälligen Artefakten auf der anderen Seite durchaus einige Indizien, welche Inkens Aufmerksamkeit hätten auf sich ziehen können, damit ebenso nachfragen. Inkens Verblüffung, Faszination war hingegen bei diesem ersten Besuch größer als ihr Drang, dies alles zu hinterfragen.

Den Ausflug hatte ich natürlich schon derart angelegt, daß sich Inken anfangs etwas orientieren konnte, denn in der Gegend im Norden der Stadt ist sie ja praktisch täglich unterwegs. Für sie ist es ferner gut zu wissen, wie sie schnell aus dem Trubel der Stadt rauskommt, um sich in gewohnterer, grüner Umgebung etwas auszutoben. Obwohl wir ja mehr oder weniger in der Nähe des Flusses gewesen sind, habe ich sie da doch quasi von der Leine gelassen, damit sie mal wieder richtig durchatmet, zudem überschüssige Energie abbaut. Deshalb war der Ausflug bis runter in den Süden natürlich gut, genauso die Pausen zwischendurch haben etwas gebracht. Von daher also ein gelungener Ausflug, welcher uns noch näher zusammengebracht hat.

Das hat mich anschließend ja überdies bei der meditativen Übung ermutigt näherzurücken. Ich hatte den alsdann ja auch zutreffenden Eindruck, daß Inken meine Initiative zu mehr Nähe keinesfalls verschrecken würde. Wirklich, anfangs habe ich noch deutlich ihre Aufregung gespürt, danach allerdings wurde ihr Kreislauf ruhiger. Ich weiß nicht, wie wir das gemacht haben, irgendwie jedoch hat sich meine Ruhe auf sie übertragen, ich wiederum habe in ihrer ausströmenden Energie, ihrer Wärme, ihrem Licht geschwelgt, habe diese Lebendigkeit genossen, dazu, ihren fesselnd zauberhaften Leib in den Armen zu halten, daß ich alles andere von uns wegdrücken konnte, um nur mit ihr zu sein. Das ist noch einmal eine ganz andere Empfindung, als sich allein meditativ auf sich selbst zurückzuziehen, um sich beinahe zu nichts aufzulösen. Gemeinsam löst sich eher die Grenze zwischen uns auf, wir verschmelzen in gemeinsamem Sein. Dies Erlebnis war für mich eine neue, spannende Erfahrung. Diese Sensation war so gut, derart faszinierend, davon wollte ich natürlich unbedingt mehr.

Selbstverständlich habe ich sie anschließend heimgebracht. Ich hatte ihr ja noch längst keineswegs alle Spezialitäten dieser Stadtteile nahegebracht. Nachts gibt es durchaus rechtsfreie Räume, welche friedliche, arglose Bürger besser meiden sollten, insbesondere wenn jemand wie Inken ein lebensfroher, fröhlicher, lebendiger Mensch bleiben will. Inken ist harmlos, das sieht ihr dieses Gesindel aus dem Dämmer der Stadt an. Es gibt eben Deppen in der Stadt, die sehen oder riechen Harmlosigkeit, Verletzlichkeit keineswegs bloß, die fühlen sich davon geradezu angezogen, was zu verstörenden Erlebnissen führen kann, besonders, wenn ihre Opfer darauf nicht vorbereitet sind, sich nicht richtig wehren können oder mögen. Ich habe Inken schon gleich derart eingeschätzt, daß sich keinesfalls richtig würde wehren können. Sie war doch eher der Typ des fassungslosen Erstarrens im Angesicht blödsinniger Rohheit. Körperlich sähe das bei ihr so schlecht gar nicht einmal aus, aber vom Kopf her würde sie zögern, zu arglos war sie, zu harmlos, diese Merkmale können an manchen Ecken gefährlich sein, wo eine deutlich bessere Strategie zum gesunden Überleben darin besteht, symbolisch sogleich die Zähne zu fletschen, um Angreifen zu zeigen, daß eine Auseinandersetzung teuer würde. Selbst in der Wildnis verzichten Wölfe auf riskante Aktionen, weil sie keine Krankenversorgung haben. Eine üble Verletzung, Schwächung – das ehemalige Raubtier ist plötzlich selbst Opfer, in äußerster Gefahr. Durch die meisten Gegenden kommt man natürlich völlig unbehelligt, es gibt bloß wenige bedenkliche, rechtsfreie Räume. Indes, wenn man neu ist, kann man sich schon verirren, mit potentiell fatalen Folgen, welche einen den Rest des Lebens beschäftigen können, einschließlich Psychotherapie und dergleichen, sofern man lebendig davonkommt. Manche Wölfe der Großstadt sind hungrig, schräg drauf, haben ihre Instinkte verloren, beißen wahllos zu. Derlei Erfahrungen wollte ich unbedingt vermeiden, schon von daher war es richtig sowie wichtig, eine Auge auf Inken zu haben, diese folglich an jenem Abend als Abschluß des Tages wohlbehalten heimzubringen.

Nun könnte man natürlich auch keck behaupten, daß ich vielleicht das Schlimmste wäre, was einem in solch finsteren Ecken begegnen könnte, dies indessen trifft sicher keinesfalls auf solch harmlose, liebe Menschen wie Inken zu. Jene üblen Gestalten hingegen, welche sich da herumdrücken und versuchen, sich heranzumachen, gut, für die sieht das schnell anders aus. Aber schon zu der Zeit habe ich mich nicht mehr nachts herumgetrieben, um solche Herausforderungen zu suchen. Ich habe das geradezu ebenfalls früher nicht getan. Aber ich sehe gleichfalls keinesfalls ein, daß eine Frau nicht zu jeder Zeit unbehelligt über öffentliche Wege gehen sowie laufen darf, nur weil es da kein oder wenig Licht gibt, sich Polizeistreifen da ebenfalls niemals herumdrücken, obwohl die Leute von der Polizei natürlich genau wissen müßten, wie wichtig es wäre, gerade diese zwielichtigen Ecken mal wenigstens ab und an zu durchleuchten, um dem Abschaum klarzumachen, daß dies öffentlicher Raum ist, welcher zu jedweder Zeit für alle da ist, kein Revier, was zu verteidigen ist oder wo man sein Jagdrevier hätte, um Unheil zu stiften.

Wie dem auch sei – ohne Irrungen ist es ziemlich einfach, einen sicheren Weg zu Inkens Unterkunft zu nehmen, von daher hatten wir natürlich gar keinerlei Problem, umgedreht war ich ferner ebenso schnell wieder zurück bei mir daheim. Schließlich hatte ich ja gleichfalls eine arbeitsreiche Woche vor mir, weswegen ich endlich ebenfalls schnell eingenickt bin, um fit für alles zu sein, was die nächsten Tage so zu erledigen sein würde.

Kontakte

Inken und Marie trafen sich als nächstes wie verabredet am Montag mittags in der Mensa.
Marie wollte im Laufe der Plauderei unterdessen gleich wissen: „Hast du schon herausgefunden, ob oder wo sich deine Kommilitonen treffen, um sich über die Übungen auszutauschen?“
Sie hatte eigentlich erwartet, daß Inken herumdrucksen würde, stellte jedoch erfreut fest, daß diese sich offenbar einen Ruck gegeben hatte, insofern bereits gut vorbereitet antworten konnte: „Ja, heute nachmittags werde ich mal gucken, nach der zweistündigen Vorlesung des Nachmittags sind ein paar Leute in der Bibliothek, da gehe ich ebenfalls hin!“
Marie lächelte, nickte bestärkend: „Sehr gut!
Das läuft also, beziehungsweise mußt eben mal schauen, wie du dich dabei einbringen kannst, Kontakt halten, Bekanntschaften pflegen, etwas anderen helfen ist immer wichtig, das hilft genauso dir!“
Inken nickte auch: „Heute Morgen hatte ich ordentlich Herzklopfen, als ich mich umgehört habe, mich an einer Plauderei beteiligt habe. Niemand hat mich sogleich weggeschubst oder einen abschätzigen Kommentar abgegeben. Offenbar habe ich es mir mit meiner Unruhe sowie Zappelei bisher noch nicht komplett verscherzt, dank dir war ich überdies ja nun auch schon viel ruhiger, gelassener, konzentrierter, daher lief es ganz gut, es gibt zudem schon ein oder zwei Leute, welche gerne über ein oder zwei Aufgaben reden würden, welche ich gut verstanden sowie fertig habe.“
Marie strich ihr aufmunternd über ihre Schulter: „Na also, es geht doch, das läuft gut!
Wenn du erst einmal dabei bist, läuft das in Zukunft beinahe von selbst, dann kommt Routine rein, es bringt alle voran. Wirst du erst als fachlich kompetent wahrgenommen, kommen in Zukunft Leute auf dich zu, um zu fragen, ob du zu einer Aufgabe etwas beitragen könntest, etwas erklären, wie du es hinbekommen hast.
Hast du also gut gemacht.“
Inken freute sich über das Lob ihrer Freundin. Somit verabredeten sie sich erst wieder für den späten Nachmittag, nachdem für Inken alle heutigen Veranstaltungen sowie das Treffen in der Bibliothek gelaufen waren, abermals in Maries Bureau. Marie mahnte allerdings, sie solle bloß nicht eilen, in aller Ruhe mit den Kommilitonen alles durchgehen, sie werde bestimmt auch noch da sein, wenn sie erst später komme. Inken nickte zufrieden, versprach dazu, jenes Treffen mit den Kommilitonen in aller Ruhe anzugehen, sich dafür ausgiebig Zeit zu nehmen, auf diese einzugehen, sich dabei zusammenzureißen.

Marie hatte nach dem Mittag eine Besprechung ihrer Arbeitsgruppe. Danach sprach sie noch ihren Chef, dem sie bei der Promotion betreuenden Professor, mit einer Nachfrage an: „Klaus, ich habe da noch eine Kleinigkeit zu besprechen!“
Klaus nickte, meinte: „Klar, komm rein ins Bureau, offenbar ist es ja nichts für die allgemeine Besprechung gewesen.“
Die beiden gingen in das Bureau von Klaus, Marie fuhr fort: „Also, ich habe da eine Erstsemesterstudentin kennengelernt, die mir ganz sympathisch ist. Die ist allerdings etwas unruhig, unkonzentriert, etwas übertrieben ausgedrückt hyperaktiv sowie zappelig. Da habe ich Hilfe angeboten sowie Betreuung, damit sie sich besser konzentrieren kann, in Vorlesungen ruhig sitzen kann, sich ferner nicht ständig bei den Arbeiten an Übungszetteln in irgendwas verliert und von irgendwas ablenken läßt. Diese Studentin würde gelegentlich bei mir im Bureau sitzen, vielleicht machen wir zur Auflockerung gleichfalls mal im Labor kleinere Sachen, wo sie helfen kann.
Das ist doch in Ordnung?“
Klaus erwiderte: „Oh, da hast du dir ja was vorgenommen, eine ambitionierte Aufgabe.
Ob du ein derartiges Verhalten oder gar Charaktermerkmal wirklich so einfach beeinflussen kannst?
Spannend ist ein solches Experiment allemal.
Formal ist sie Studentin, du hast einen Vertrag, Lehrauftrag, wenn auch nicht gerade dafür, bist qualifiziert, Studenten zu betreuen, ebenso im Labor, dabei gibt es also kein Problem. Dein Bureau nutzt du gleichfalls allein, von daher alles gut, kannst du gerne machen. Ich weiß Bescheid, segne dies Anliegen hiermit ab. Im Grunde, bei deiner Art bist du dafür vielleicht sogar besonders gut geeignet, kannst mir bald mal von Fortschritten berichten.
Braucht sie einen Schlüssel?“
Marie schüttelte den Kopf: „Ach was, sie ist ja nur gelegentlich hier, wenn ich ebenfalls da bin. Im Labor bin ich ja sowieso immer dabei, achte auf ihre Sicherheit.“
Klaus nickte: „Gut, prima, so weit ist das alles klar. Nebenbei – handelt es sich um diese Mischung aus Pumuckl und Clown?“
Marie zog erstaunt eine Augenbraue hoch, Klaus setzte gleich nach: „Oh, ich wollte deiner neuen Freundin keineswegs zu nahetreten …“
Marie lachte jedoch, meinte: „Ach was, so habe ich sie auch schon bezeichnet, Inken heißt sie mit Vornamen. Aber sie ist ganz lieb, nett sowie harmlos, keine Bange. Ich war nur verblüfft, daß du sie offenbar kennst … hältst doch dies Jahr gar keine Erstsemestervorlesung.“
Klaus mußte nun gleichfalls grinsen: „Soso, ganz lieb und nett. Nein, also sie fällt schon auf, überdies habe ich sie wohl am Freitag hier über den Flur zu deinem Bureau tänzeln sehen, habt ihr nicht heute ebenfalls in der Mensa zusammengesessen sowie geplaudert, habe ich das nicht von weitem gesehen?“
Marie schmunzelte: „Bist ja gut informiert, sehr aufmerksam. Daher. Gut, das ist sie. Sie ist klug, aufmerksam sowie fleißig, läßt sich schnell für etwas begeistern, was in dem Zusammenhang ein gewisses Problem darstellt, ist daraufhin eben schnell abgelenkt und muß lernen, Aufgaben Stück für Stück zu bearbeiten sowie abzuschließen, eins nach dem anderen, nicht alles auf einmal und nicht von einem zum anderen springen, das kann ja nicht klappen. Wenn sie nicht so schlau wäre, hätte sie wohl das Abitur mit der wilden Art mitnichten geschafft, von daher hat sie vom Verständnis her keine Probleme, braucht nur etwas Hilfe, sich zu organisieren. Daher meine und hoffe ich, hat sie eine Chance verdient, ich hoffe, da etwas helfen zu können.“
Klaus kratzte sich am Kopf, schaute schelmisch: „Aber …“
Er zögerte, Marie fragte nach: „Was denn?“
Klaus grinste vergnügt: „Oh, ich weiß nicht genau, die Art, wie sie hier über den Flur schlich, einen Moment vor deiner Tür zögerte, eure Körperhaltung gegeneinander in der Mensa – ich hatte den Eindruck, da könnte mehr laufen als ein wenig Unterstützung …“
Marie runzelte ihre Stirn: „Meinst du?
Bislang auf jeden Fall nur eine schöne Freundschaft. Bislang hatte ich auch nur weitergehendes Interesse an sexuellen Beziehungen mit Männern, muß jedoch zugeben, daß sie mich fasziniert und sehr anzieht. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie ich herausfinden soll, ob sie ebenfalls Interesse hätte, ohne sie zu verschrecken, dabei ist mir die freundschaftliche Nähe doch wichtiger.“
Klaus machte eine vage Geste mit der Hand, lächelte vergnügt: „Ob du den Vorsatz lange durchhältst?
Das Herz macht, was es will, will dem Kopf die Gefolgschaft versagen, wenn die Neigung ernst wird. Du wirkst anders, sie hat Einfluß auf dich.
Ferner trägst du wohl heute gar einen von ihren dicken Pullovern?
Der würde jedenfalls eher zu ihr passen als zu deinem sonstigen, dunklen Stil.
Oh – eventuell hat sie dich bereits an der Angel, du zappelst längst, ahnst es jedoch bewußt noch gar nicht?
Vielleicht ist dieser bunte Paradiesvogel viel gewiefter, als du denkst!“
Klaus lachte.
Marie fuhr sich mit einer Hand durch ihre Haare, daraufhin über den Pullover: „Oh, der ist weich sowie sehr bequem, dermaßen aufdringlich bunt ist er wiederum nun auch keinesfalls, allerdings hast du Recht, sie hat ihn mir geliehen, konnte ich ja schlecht zurückweisen. Ansonsten sind wir in einigen Punkten schon sehr unterschiedlich, es gibt starke Kontraste, meine Ruhe gegenüber ihrer sehr lebendigen Art, ihre Wärme, ihr Sonnenschein gegenüber meiner eher dunklen Art, das ergänzt sich ganz gut, es gibt jedoch gleichfalls Gemeinsamkeiten, beide sind wir Einzelkind sowie eher Einzelgänger, dies verbindet ebenfalls.“
Klaus wendete ihr bestärkend seine geöffneten Hände zu: „Siehst du, da läuft was zwischen euch, nur eine Frage der Zeit, bis das intensiver wird und merkst du nicht, was du sagst und denkst – Gemeinsamkeiten, Unterschiede, sich ergänzen, harmonieren.
Wenn ihr schon beim Klamottentauschen seid, ich denke schon, daß sie Interesse haben könnte, Pullover leihen, ihre Körpersprache dir gegenüber, paßt schon!
Ach, das Herz macht, was es will – ist ja gar nichts dabei!
Da sprühen doch schon die Funken!“
Marie schaute ihn unsicher an: „Meinst du wirklich?
Daß ich ein dringliches Interesse habe, ist mir mittlerweile schon klar. Ich will sie allerdings keinesfalls bedrängen, aber mal schauen.
Wenn sich da was entwickelt, wäre das ein offizielles Problem?“
Klaus schaute sie an, hob alsdann feierlich den Kopf: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, ran an die Braut, aber geschwind!
Ein Problem hier meinst du?
Nein, ich denke nicht, es gibt ja wohl keinen Konflikt zwischen deinen privaten Interessen und einem Lehrauftrag. In späteren Semestern müßtet ihr eventuell allenfalls darauf achten, daß sie nicht ausgerechnet bei dir ein Praktikum machen will etc. Zu einem Prüfungsbeisitz wird man alsdann gegebenenfalls ja auch nicht ausgerechnet dich hinzuziehen. Bei mir wäre das mit einer studentischen Affäre schon etwas kniffliger.
So unter uns: Ich habe ja auch schon mal eine Studentin für mich begeistern können, allerdings keineswegs aus meiner Vorlesung sowie garantiert nichts, wobei ich dienstlich mit zu tun hätte, da achte ich schon strikt darauf, daß es keine Interessenskonflikte gibt …“
Marie hob mahnend sowie lächelnd den Zeigefinger: „Eine?
Du hast schon einen gewissen Ruf …“
Klaus zog etwas besorgt seine Stirn kraus: „Ohoh – und ich dachte, ich wäre da ziemlich diskret, keinesfalls derart auffällig, zudem ist es ja auch keineswegs so, als würde ich in der Hinsicht gezielt oder monatlich Jagd machen. Wir müssen diese Dinge ja mitnichten im Detail diskutieren, allerdings ist eine solche Liebelei eben leider oft irgendwie nicht von Dauer, offenbar finde ich indessen trotzdem gelegentlich angenehmen Zuspruch, welcher mich über das Ärgste hinwegtröstet.“
Marie grinste: „Ist schon nicht so auffällig, du hast zudem doch einen guten Ruf, bist korrekt zu Mitarbeiterinnen, Kollegen, Studentinnen, vielleicht gerade deshalb beliebt. Da mag eine gewisse Verliebtheit schon vorkommen, es behauptet niemand, du würdest wen ausnutzen. Wenn du irgendwie einen verdächtigen Ruf hättest, hätte ich hier vermutlich mitnichten angefangen, obwohl ich mich in Zweifelsfalle schon zu wehren wüßte. Ein derartiger Zwischenfall zöge ja wiederum immer Komplikationen sowie Probleme nach sich, das Tabu des Interessenskonfliktes ist also schon von großer Wichtigkeit, um gut miteinander auszukommen. Also alles im grünen Bereich mit deinem Ruf und der Gerüchteküche.“
Klaus atmete erleichtert durch: „Immerhin.
Daß du dich zu wehren weißt, kann ich mir schon denken. So wie du wirkst, wird es vermutlich überdies niemand so schnell riskieren, dir ohne Einladung zu nahezutreten.
Um wieder zum Thema zu kommen, mit Inken wünsche ich dir natürlich viel Erfolg, also sowohl hinsichtlich eurer pädagogisch-meditativ-beruhigenden Ambitionen als gleichfalls sonst, wie immer sich das entwickeln mag mit mehr oder weniger vorsichtiger Annäherung oder herzlicher Freundschaft, bis dir ganz schummrig wird, weil du zu gerne zugreifen würdest, dich aber gar nicht traust.
Von großem Herzeleid bis gigantischem Glücksrausch ist dabei alles drin. Ich werde mich bestimmt nicht beschweren, wenn du dich für andere engagierst, habe unterdessen keinerlei Zweifel, daß dir daran liegt, daß sie gut vorankommt mit ihrem Studium.“
Marie ergänzte: „Fordern sowie fördern …“
Klaus hob nun wieder heiter den Finger, zeigte damit auf Marie: „Genau!
Das ist die richtige Einstellung, welche wir hier brauchen.
Den etwas bunteren, dicken Pullover kannst du übrigens wohl ebensogut tragen!
Ich meine, über deine Abschlußarbeit sowie die Überbrückung mit dem HiWi-Job bis zu deiner jetzigen Doktorandenstelle haben wir schon über ein Jahr miteinander zu tun, daher kenne ich dich gut genug, um zu wissen, daß du organisiert bist, du ohne Probleme nebenbei einer Studentin etwas unter die Arme greifen kannst. Gut, wenn du dieses Unter-die-Arme-greifen jetzt sehr wörtlich nimmst, könnte dies schon etwas mehr ablenken, ein Privatleben haben wir ja allerdings schließlich ebenfalls noch. Wir alle arbeiten hier doch sowieso schon deutlich länger, als es im Vertrag steht, weil es uns interessiert, weil wir etwas herausfinden wollen, angefixt sind vom Thema. Davon wird dich ja selbst eine Beziehung oder Freundschaft nicht abhalten. Zudem ist Freizeit, Privatleben ebenso nützlich, um den Kopf von der Arbeit frei genug zu bekommen, um den nächsten Montag wieder mit voller Kraft sowie mit neuen Ideen frisch einzusteigen. Daher hört es sich für mich so oder so gut an, daß du dich um deine Inken bemühst.“
Marie lächelte, erwiderte: „Na, gefragt habe ich natürlich nur der formalen Sachen wegen, keineswegs um anzukündigen, daß ich in Zukunft in Sachen Herzeleid oder Leidenschaft unbedingt Hilfe von dir ersuchen mag. Bei Gelegenheit werde ich sie bei den anderen jedoch mal vorzeigen, damit unsere Mitarbeiter ebenfalls wissen, warum sie hier herumläuft, von daher wäre diese Angelegenheit so weit klar und gut.
Was wir in der Zukunft wie aus unserer Freundschaft machen, ist ja erst einmal unsere Sache, ich danke allerdings natürlich für den netten Zuspruch sowie die Ermunterung zur Tat, muß zugeben, es kribbelt schon. Die Idee, wie ich elegant den Bogen kriege, die muß ich allerdings wohl erst noch selber in einer stillen Stunde ausbrüten.“
Klaus nickte: „Klar, das kann dir niemand nehmen, das Kribbeln des Ungewissen sowie Neuen zum Glück gleichfalls nicht.
Anderes Thema, was ich bei der Gelegenheit noch fragen wollte: Peter ist ja bald fertig mit Schreiben, Dirk ist mittendrin.
Du hast diesen Sachverhalt schon im Auge sowie die beiden im Griff, daß du alles aus denen rausquetscht, um im Labor optimal mit den Geräten umgehen zu können?
Wenn die beiden fertig sowie weg sind, hast du die Verantwortung, kannst nicht mal eben so nachfragen, ins Labor bitten. Zudem gibt es keine Garantie, daß sie später noch gut für Nachfragen erreichbar sein werden.
Du weißt ja, ich bin im Labor schon längst nicht mehr in vorderster Front, kenne keine technischen Details!“
Marie bestätigte: „Klar, diese Übergabe läuft, beide sind dabei sehr kooperativ sowie auskunftsfreudig, ich kann mir zum Glück sehr gut Sachen bis ins Detail merken. Die meisten Tricks kenne ich schon, davon habe ich das meiste schon selbst probiert. Einige Geräte haben ja leider bereits ihre Mucken und naja, die Probleme mit dem Lasersystem kennst du ja auch vom Hören. Klappt jedoch so weit prima mit der Übergabe. Das mit der HiWi-Überbrückung war wirklich wichtig, sonst wäre das vielleicht doch etwas viel in kurzer Zeit gewesen bei den komplexen Anlagen, aber so können wir ohne Probleme weitermachen, die neuen Sachen hatten wir ja eben schon besprochen, da läuft die Planung ebenfalls gut.
Inken wird mich da sicher nicht ablenken. Ich will es ja wissen, Neues herausfinden mit dem Experiment, also unabhängig von möglichen vergnüglichen Experimenten mit Inken in der Zukunft.“
Da mußten beide lachen.
Klaus preßte darauf kurz etwas mißmutig die Lippen zusammen, erwiderte darauf nach kurzem Zögern: „Ja die alten Geräte, ist mir gleichfalls etwas unangenehm, in dieser Hinsicht derzeit nicht mehr bieten zu können. Ein paar davon sind qualitativ sogar wohl besser als neue, bei anderen indes bleiben inzwischen doch Wünsche offen.
Du hast es ja vermutlich nebenbei mitbekommen: Wir hatten ja bereits einen Förderantrag auf den Weg geschickt, gab im Anschluß jedoch Probleme, wir mußten folglich nochmal nachbessern, also jetzt Daumen drücken, daß der durchgeht, immerhin haben wir sehr überzeugende neue Messungen vorzeigen können. Mit etwas Glück geht der Antrag durch und wird nicht arg gekürzt; wenn alles wie gewünscht klappt, hätten wir Geld für ein paar neue Geräte und ebenso ein aktuelleres, stabileres Lasersystem. Einerseits Arbeit, alles in den Griff zu bekommen, andererseits die Aussicht auf mehr Daten in kürzerer Zeit, Rauschreduktion. Die Verzögerung ist bedauerlich, jedoch nun wieder keineswegs ernsthaft überraschend. Was als Rückmeldung, Nachfrage kam, sah jedenfalls an sich vielversprechend aus, daß es diesmal glatt durchgeht.“

Marie nickte, damit beendeten beide das Gespräch, Marie verließ das Bureau von Klaus. Im Rahmen ihres Lehrauftrags für dieses Semester hatte Marie heute überdies noch Besuch von zwei Studenten, die es bei einem Praktikumsversuch zu betreuen galt. Den Versuch hatte sie schon selbst einmal im Studium gemacht, hatte ihn sich ebenfalls bereits von einem Kollegen, welcher den Versuch zuvor betreut hatte, noch einmal aus Betreuersicht erklären lassen. So hatte Marie jedenfalls den Nachmittag teilweise mit den beiden samt dem Versuch zu tun. Da allerdings immer daran gelegen war, daß die Studenten lernen sollten, selbständig zu arbeiten, konnte Marie im Anschluß an die Einführung wieder in ihr Labor oder Bureau wechseln, dort an eigenen Sachen arbeiten, gelegentlich kamen beide bloß bei Problemen vorbei, um um Hilfe zu bitten. Das war völlig in Ordnung, dazu ist ein Praktikum mit Betreuung da. Im Gespräch oder am Experiment im praktischen Diskurs können solch Probleme schnell identifiziert sowie beseitigt werden, damit es weitergehen kann. Geschickt angefangen, kommt dabei ein weiterer Lerneffekt für beide Seiten zustande.

Inken hatte indessen eine Vorlesung. Danach ging sie mit ihren Kommilitoninnen Klara und Bettina rüber zur Bibliothek. Die beiden kannte sie schon vom Sehen aus der Orientierungsgruppe, hatte sich allerdings erst heute einen Ruck gegeben, diese hinsichtlich der Übungszettel gefragt. So gingen sie nun gemeinsam, um ein paar andere Kommilitonen im Gruppenraum der Bibliothek zu treffen sowie die Aufgaben zu diskutieren. Bereits morgen war ja für einen Zettel Abgabetermin. Heute hatten sie schon einen neuen zu einer anderen Vorlesung bekommen, morgen alsdann den Folgezettel zu dem abzugebenden Übungszettel.

Nachdem sie die ganze Zeit in der Vorlesung still sowie konzentriert gesessen hatte, spürte Inken nun wieder einen mächtigen Bewegungsdrang, allerdings wollte sie keinesfalls gleich ihre neue Bekanntschaft riskieren, indem sie nun wie wild durch die Gegend sprang und wirbelte, deshalb schaute sie beide von der Seite an, fragte sich, was ihnen zuzumuten sei, was ihr selbst, denn gleich darauf im Gruppenarbeitsraum würden sie ja wieder bloß über eine Stunde auf dem Fleck herumhocken.
Marie hatte sie ja ermuntert, ihre Lebendigkeit in solchen Pausen rauszulassen, um den Überdruck abzubauen, konnte sie dies Theater indes Klara und Bettina nun zumuten, ohne sie zu überraschen und abzuschrecken?

Sie versuchte es erst einmal mit einer kurzen Ansage: „Nach dem langen Sitzen in der Vorlesung muß ich mich wohl unbedingt etwas auflockern, gleich sitzen wir ja schon wieder rum!“.
So drehte sie schon einmal die Arme, reckte und streckte sich, machte ein paar kleine Sprünge.
Klara und Bettina schauten zunächst etwas erstaunt, daraufhin jedoch meinte Klara: „Hast Recht, da verspannt man ganz.“
Daraufhin lachten sie, reckten und streckten sich mit, drehten ebenso die Arme, sprangen gleichfalls ein wenig, wenn auch etwas zögerlicher als Inken. Diese fühlte sich gleich befreit sowie erleichtert. Übermütig legte sie anschließend an diese erste Übung ihre Tasche ab, machte mit elegantem Schwung auf einem der leeren Metallbögen, die zum Anschließen von Fahrrädern dienen, einen gewagten Handstand, daß Klara und Bettina schon große Augen machten, danach jedoch wirbelte Inken auch schon gekonnt seitlich herum und landete wippend auf der anderen Seite des Bogens.
Klara quiekte vor Begeisterung, doch Bettina war schon etwas erschrocken: „Mensch Inken!
Wenn du auf den anderen Bogen geknallt wärst!“
Dabei wies sie auf den nächsten daneben, an den zudem noch ein Rad gekettet war. Inken schaute nun gleichfalls nach dem Unfallpotential, meinte lediglich abwinkend: „Ach, passiert schon nichts, keine Bange, bin geschickt darin, sicher in der Umsetzung. Gleich müssen wir doch schon wieder konzentriert arbeiten, daher muß ich jetzt die paar Minuten Pause einfach nutzen, um mich etwas auszutoben. Ich habe nun einmal diesen Drang. Wenn ich den jetzt in der Pause nicht rauslasse, nerve ich gleich bloß mit Unruhe sowie Zappelei, das möchte ich zu euren Gunsten vermeiden.“
Sie lachte, drehte sich, Klara und Bettina schüttelten den Kopf, lachten allerdings fröhlich mit. Bettina nahm einfach Inkens Tasche, daß diese weiter mit ausgebreiteten Armen vor ihnen her Pirouetten wirbelte, den ganzen Weg bis zur Bibliothek. Einen weiteren Handstand ließ Inken allerdings aus, um ihre neue Bekanntschaft nicht zu sehr zu belasten.

Oben im Gruppenraum der Bibliothek angekommen, setzten sich Klara, Bettina sowie Inken erst einmal in eine noch freie Ecke, packten ihren Kram aus. Ein paar andere Kommilitonen waren bereits anwesend, doch suchten sie erst einmal keinen weiteren Kontakt, sondern verglichen zunächst einfachere Aufgaben. Mit der kniffligsten hatten Klara und Bettina Probleme gehabt, folglich begann Inken ihre Lösung zu erklären, auf welche sie ja auch erst gekommen war, als sie vor Marie ihre Ideen ausgebreitet hatte, diese schlaue Fragen gestellt hatte. Bald bekamen ein paar von den anderen Tischen mit, worum es ging, kamen hinzu, Inken begann noch einmal von vorne und so im Zentrum der Aufmerksamkeit war es ohnehin so aufregend, daß sie gar nicht hibbelig wurde, sondern ihren Lösungsweg gut darstellte und gegen kritische Fragen verteidigte. Als sie praktisch fertig war, war noch jemand dazugekommen und als sie geendet hatte, meinte dieser Kollege, er habe mit Suchen einen sehr eleganten Weg für die Aufgabe gefunden, er habe allerdings Mühe, den komplett zu verstehen. Doch einige am Tisch waren noch beschäftigt, die Lösung aufzuschreiben oder Notizen dazu zu machen, ein paar waren allerdings bereits wieder abgezogen. Inken hatte Lust auf den eleganten Lösungsweg, war aufgestanden, beugte sich neben dem Neuankömmling über den Tisch, ließ sich den anderen Weg aufgeregt zeigen, grübelte daraufhin ein wenig, wobei sie mit den Füßen bloß leicht tänzelte, rätselte mit dem Kollegen, probierte danach auf einem Zettel etwas herum – und endlich hatte sie es!
Grinsend skizzierte sie eine etwas ausführlichere sowie von ihr besser kommentierte Variante zu dem eleganten Lösungsweg. Inzwischen waren noch ein paar Leute hinzugekommen, so wurde dies diskutiert sowie erläutert, alle waren letztlich so sehr zufrieden, es zum einen verstanden zu haben, zum anderen gleich zwei Lösungsmöglichkeiten zu haben, daß Inkens Anknüpfungsversuch als voller Erfolg gewertet werden konnte. Nun war sie mittendrin, durfte mitreden, wurde geschätzt, respektiert.
Besser hätte sie sich dies niemals erträumen oder wünschen können!
Weil Klara und Bettina inzwischen mit der ersten Variante fertig waren, blieben sie dabei.

Später ging es indes noch um ein paar andere Sachen und anschließend wagte sich unterdessen noch eine kleine Gruppe, zu der sich gleichfalls Inken mutig gesellte, an den neuen Übungszettel heran, alle diskutierten rege miteinander, analysierten, probierten und skizzierten. Das hatte nun gar nichts mehr vom steifen Herumsitzen in der Vorlesung. Hier war nun Bewegung drin, Inken konnte flitzen, stehen, sogar am Boden knien auf Zetteln kritzeln, aus dem Fenster schauen, nachsinnen, sich wild durch die Haare fahren, beinahe alles konnte sie wagen, also keinesfalls ein Krampf, so gefiel ihr diese Gruppenarbeit ausgezeichnet, darin war Abwechslung, Bewegung, zahlreiche Anknüpfungspunkte, jedoch in guter Dosis, daß alle einerseits vorankamen, Inken sich jedoch nie eingengt in ihrem Bewegungsdrang fühlte. Derart funktionierte Konzentration auf die Aufgaben gleichfalls sehr gut, dies war eine lockere Mischung. Die Kommilitonen halfen enorm dabei, immer wieder den Bogen zu bekommen, die lockere Atmosphäre ermöglichte es bei Bedarf eben, den eigenen Gedanken in eigener Art nachzugehen, zu spekulieren, zu probieren. Jedenfalls kam diese Gruppe so ganz gut voran, weil gleich mehrere Leute Ideen austauschen konnten und gemeinsam so schneller verschiedene Ansätze probiert werden konnten. Weil wiederum alle dabei mitbekamen, wo bei Mißerfolgen der Haken war, ergab sich daraus insgesamt ebenfalls ein guter Lerneffekt für die gesamte Gruppe. Inken gefiel es sehr gut, nun dabei zu sein. Die Kommilitonen waren wirklich etwas anders als die meisten Kinder in der Schule. Sie hatten eine gemeinsame Motivation, an den Aufgaben und am Vorlesungsstoff herumzuknobeln. Dieser Zusammenhalt, dieselbe Stoßrichtung taten ihr jetzt sehr gut. Hier mußte sie dabei also keineswegs stur und still herumhocken, hier ging es auch schon einmal lebendiger zu, hin und her, sitzen, stehen, vor dem Tisch hocken, herumschnattern, rätseln, lachen, herumprobieren, alles war ziemlich abwechslungsreich, daß Inken dabei ziemlich locker blieb, ja sich zunehmend sicherer in der Gruppe fühlte, endlich war sie einmal dabei und nicht bloß daneben. Sie meinte, ferner wahrzunehmen, daß es ein paar anderen Leuten ganz ähnlich ging, welche wohl in der Schule ähnlich wie sie eher im Abseits gestanden hatten. Offenbar wurden mit dem Studium wirklich die Karten neu gemischt, durch Maries schnelle erste Hilfe behielt Inken über die ganze Zeit gut die Ruhe sowie Übersicht, machte mit, brachte die Gruppe mit ihren Beiträgen konstruktiv voran, statt hibbelig zu stören. Immerhin, derart stellte sie ebenfalls fest, hier war das Niveau deutlich höher als an der Schule und es wurde nicht gleich nach der ersten Minute langweilig, weil man schon alles verstanden hatte. In dieser Weise hatte das Lernen schon mehr Reiz und Sinn; äußerst spannend, sich länger mit einem Problem auseinanderzusetzen – und nicht alle hatten an derselben Stelle zur selben Zeit Probleme oder Ideen, so daß mal dieser, mal jene erklärte sowie probierte oder erläutert bekam.

Inken hatte die Zeit gar nicht so richtig im Auge behalten. Draußen war es schon ordentlich dunkel geworden, als schließlich bloß noch wenige Leute in dem Gruppenraum waren, Bettina und Klara wollten ebenfalls los, so verabschiedeten sie sich für diesen Tag unten vor der Bibliothek. Inken allerdings eilte durch den dunklen Park hinter dem Hauptgebäude der Uni, um zu Marie zu kommen, hoffte dabei aufgeregt sowie erhitzt durch das Laufen, nicht zu spät zu sein. Am Eingang des Gebäudes hatte sie Glück, daß gerade jemand rauskam, sie folglich einfach reinschlüpfen konnte, denn der automatische Türöffner war um die Zeit schon nicht mehr aktiv. Sie eilte hoch sowie weiter zu Maries Bureau, klopfte ganz aufgeregt und außer Atem. Schließlich war sie erleichtert, Maries Stimme zu hören, trat ein.

Marie sah schon, daß Inken ziemlich aufgedreht war sowie außer Atem, ließ ihr jedoch den Spaß, fragte bloß lächelnd, wie es gelaufen sei, obwohl sie von Inkens strahlendem, gerötetem Gesicht schon abzulesen meinte, daß es wohl ziemlich gut gelaufen sein mußte. Diese Annahme bestätigte Inken daraufhin mit einem aufgeregten Bericht, bei dem sie nur ihre Tasche zur Seite gelegt hatte, ihre Jacke ausgezogen hatte, jedoch ausladend gestikulierend im Raum stand, mit sehr schneller Wortfolge referierte über die aufregende Gruppenarbeit. Marie sah gleich ein, daß Inken viel zu aufgeregt war, um hier noch ruhig zu arbeiten, daher schlug sie vor, für heute hier Schluß zu machen, etwas zu essen und danach zu ihr zu fahren, falls Inken noch Lust habe, konzentriert und wieder beruhigt bei ihr zu sein, um an dem neuen Übungszettel zu arbeiten. Damit war Inken einverstanden. Folglich brachen beide bald zusammen auf. Nachdem Marie alles abgeschlossen hatte, holten sich etwas zu essen, fuhren anschließend auf ihren Rädern zu Maries Wohnung.

Zunächst wurde Tee gemacht und Marie machte es darauf Inken am Küchentisch auf einem harten Stuhl etwas unbequem, Inken indes saß ganz brav, Marie sorgte nur mit wenigen, lächelnden Anmerkungen für eine ganz gerade, aufrechte Haltung von Inken, welche alsdann damit begann, ihre Erkenntnisse über den neuen Übungszettel vorzutragen und zu erläutern, worauf sie mit Marie etwas darüber sprach, bis sie begann, an ihrem Lösungsweg schriftlich zu arbeiten. Marie blieb entspannt ihr gegenüber sitzen, schaute auf ihrem Rechner ins Netz, nahm ab und an einen Schluck Tee, erfreute sich daran, wie konzentriert Inken arbeitete. Diese hatte sowieso noch immer den Schwung von der Übung drauf, welchen sie gut nutzte. War Inkens Blick kurz auf sie gerichtet, gab es von Marie zur Belohnung für die Disziplin ein Lächeln. Später gab es wieder Erläuterungen zur nächsten Aufgabe und danach bald weitere Fleißarbeit von Inken. Den Abend wurde Inken nur selten unruhig, so daß Marie meist aufmunternd sowie belohnend lächeln konnte, nur selten bei Unruhe mahnend ihre Stirn runzelte, mit nur angedeutetem Desinteresse subtil auf Inken einwirkte, wenn diese abgelenkt zu sein drohte. Immerhin, für diese ging ein langer Tag vorbei, daher wurde es anspruchsvoller, noch in der Spur zu bleiben. Mit Maries subtiler Aufsicht allerdings vollbrachte Inken dies souverän.

Marie hatte aber ein ganz gutes Auge darauf, was man von Inken fordern konnte und wie sie fördern, wann es genug war. Inken hatte einen ereignisreichen, langen sich erfolgreichen Tag hinter sich und gähnte endlich als guten Indikator für die Grenzen ihrer Kapazität. Bald schon meinte Marie folglich zu ihr, es sei wohl genug für heute. Inken bestätigte, sie sei müde sowie geschafft, dabei sehr zufrieden mit dem heute Erlebten sowie Erreichten. Daher regte Marie zunächst einmal Lockerungsübungen an, welche beide ausführten, danach packte Inken ein und Marie schlug noch eine gemeinsame Radtour vor, um Inken sicher zu ihrer Unterkunft zu geleiten. Kurz darauf bereits brachen sie auf, machten in der Nacht bloß noch einen kleinen Umweg, bis sie schließlich bei Inken ankamen, sich verabschiedeten, nachdem beide sich für den nächsten Mittag wieder in der Mensa verabredet hatten. Letztlich fuhr Marie wieder heim. Inken schaute ihr noch nach, drehte ab, als Maries Schatten von der Nacht verschluckt wurde, ging hinauf in ihre kleine Studentenbutze.

Inkens Kommentar

Der Tag war für mich natürlich sehr aufregend sowie ereignisreich. Ich muß Marie sehr dankbar sein, daß sie mich dazu ermuntert hat, den Kontakt zu den Kommilitonen zu suchen. Ich mußte mich ja richtig überwinden, um Klara und Bettina anzusprechen, die haben zwar einen Moment gezögert, waren anschließend jedoch sehr freundlich. Sie haben sich nicht einmal durch meine kleine Einlage nach der Vorlesung auf dem Weg zur Bibliothek abschrecken lassen. Aber gut, auch durch Maries Hilfe war ich ja in der Vorlesung am Vormittag schon viel konzentrierter sowie ruhiger, deshalb haben sie wohl erst einmal darüber hinweggesehen, daß ich in der Woche vorher sowie in den Vorkursen etwas aufgedreht, kindisch albern, zappelig gewirkt habe. Von daher kam Maries Hilfe gerade noch zur richtigen Zeit, sonst hätte ich schon wieder einen Ruf weggehabt und hätte keinen Anschluß gefunden.

So aber ging es ganz gut und ich glaube, einige andere Leute haben zur Schulzeit auch nicht gerade im Zentrum des Geschehens gestanden, von daher schon hat sich hier zu Studienbeginn alles komplett neu sowie nach etwas anderen Kriterien sortiert. Die Maßstäbe sind im Studium anders, das Niveau höher, die Interessen im selben Studiengang einheitlicher. Daher orientieren sich eben alle, wie und mit wem man gut durchkommt. Dabei war es natürlich schon prima, daß ich Klara und Bettina helfen konnte – offenbar hatten ferner ebenso ein paar andere Probleme mit jener Aufgabe, für deren Lösung ich ja ebenfalls erst die richtigen Ideen hatte, nachdem ich mit Marie darüber diskutiert hatte. Daß jemand diese schöne sowie elegante Lösung aufgetrieben hat – naja, es ist natürlich hilfreicher, wenn man es selbst verstanden und gerechnet hat, statt alles bloß zu kopieren. Die Lösung war zudem noch sehr kurz skizziert, daher habe ich gleichfalls erst einmal gegrübelt. Meine Ergänzungen dazu, welche mir kurz darauf eingefallen sind, sind sodann jedoch offenbar ganz gut gewesen, denn so konnten noch ein paar Leute mehr nachvollziehen, wie jener Lösungsweg gedacht war. Ist alles verstanden, sind solche Aufgaben nicht mehr schwer. Der Weg dahin allerdings erfordert Durchhaltevermögen – oder eben halbwegs effiziente Gruppenarbeit.

Die spätere Diskussion über den neuen Übungszettel war natürlich ebenfalls aufregend, denn dabei gab es richtige Zusammenarbeit sowie Diskussion, ein Austausch von Ideen und Gedanken. Dies war inhaltlich sehr nützlich, ich habe indes natürlich gleichfalls schon mitbekommen, wie die Kommilitonen so sind und wie sie sich verhalten. Daher habe ich doch ganz gute Chancen gesehen, irgendwie dazuzugehören. Das waren insgesamt derart viele Eindrücke, das war dermaßen rege Beschäftigung, ein so kurzweiliges Herumgewusel, daß die Zeit sehr schnell vergangen ist, ich gar nicht unruhig oder ungeduldig geworden bin, auch weil ich immer mittendrin war, reichlich zu tun bekommen habe, mich locker bewegen konnte. Gruppenarbeit hat mir folglich sehr gut gefallen. Eine neue Erfahrung, Erkenntnis. Dabei sein. Mitmachen. Mit den richtigen Leuten eine prima Angelegenheit, ein kurzweiliger Zeitvertreib, zudem effizient hinsichtlich der Ergebnisse für alle.

Deshalb bin ich danach natürlich bei Marie sehr aufgedreht angekommen, aber diese hat meine Aufregung, Lebendigkeit gut aufgenommen, hat sich mit mir gefreut. Mir sprudelten bei meinem Bericht die Worte ja nur so heraus, weil ich diese schöne Erfahrung irgendwie mit ihr teilen wollte. Anschließend sind wir ja auch gleich raus, um erst einmal meine Aufregung aufzufangen, meinen Bewegungsdrang auszuleben. Daher konnte ich mich später bei Marie auch wieder gut konzentrieren sowie ruhig arbeiten.

Dies Ritual von Marie mit dem Küchentisch und den harten Stühlen ist selbstverständlich schon speziell. Ganz gerade sowie aufrecht ließ sie mich sitzen, das ist auch anstrengend, aber es ging eigentlich ganz gut. Ich habe gearbeitet, wenn ich Marie zwischendurch kurz angesehen habe, hat mich das weiter bestärkt, wie sie auf mich einging. Natürlich, inzwischen habe ich es durchschaut, damals war es mir allerings noch keineswegs derart klar, wenn ich doch etwas unruhig wurde, hat sie mich nicht darin bestärkt, weggesehen. War ich hingegen brav, hat sie sich über mich gefreut, mir als Belohnung zugelächelt. Das ist raffiniert, geschickt, subtil umgesetzt. Ich denke keinesfalls, daß dies als Methode allgemein klappt, bei mir hat das wohl bloß dermaßen gut funktioniert, weil es mir sehr wichtig war, daß Marie mich mag, sich für mich interessiert. Marie muß diesen Zusammenhang genau verstanden haben, es hat mir sehr geholfen, insbesondere deshalb, weil sie keineswegs immer Druck macht, sondern mir zu gegebener Zeit Gelegenheit gibt, den Druck wieder abzubauen. Marie hat irgendwie den richtigen Dreh, den richtigen Zugang gefunden, deshalb ging es mir eigentlich in diesen wenigen Tagen viel besser, was nur erklären kann, warum ich mit den Kommilitonen so gut klargekommen bin. Marie war daraufhin wirklich meine Heldin, welche mich gerettet hat. Gut, sie war natürlich längst noch viel mehr für mich, doch allein ihr Interesse sowie ihre wohlwollende Teilhabe an mir samt meinem Schicksal haben mich schon sehr glücklich gemacht.

Maries Kommentar

Warum habe ich eigentlich so darauf gedrungen, daß Inken Kontakte knüpft?
Nun, derart intensiv wollte ich mich natürlich auch nicht mit ihren Übungsaufgaben beschäftigen, zudem jene Leute im selben Semester da ja aufgrund der Vorlesung sowie der frischen Begeisterung viel tiefer drinstecken, sich schon von daher viel intensiver mit den Fragen beschäftigen. Ich habe ja ganz andere Aufgaben zu bearbeiten, von daher ist meine Hilfe dabei selbstverständlich für Inken viel abstrakter, mehr dahin ausgerichtet, sie konzentriert sowie organisiert zum eigenen Denken zu bringen, damit sie ihren hübschen und klugen Kopf auch wirklich verwendet, um Lösungen zu finden, diese auszukniffeln, sich keineswegs übermäßig abzulenken, zu verirren. Gedankenaustausch mit anderen Leuten, welche an gleichen Problemen arbeiten, ist da natürlich sehr wichtig. Hätte ich manchmal auch gerne, ist allerdings bei meinen spezielleren Problemen deutlich schwieriger. Klaus, Peter und Dirk wissen auch keineswegs alles, indes, da helfen natürlich unsere Arbeitsbesprechungen, um voranzukommen, indem Probleme ausformuliert, nachgefragt werden. Im Diskurs kommen neue Ideen, selbst aus Mißverständnissen, Fehlern kann ein fruchtbarer Diskurs folgen, welcher auf die richtige Fährte führt. Zunehmend muß man sich natürlich selbst Gedanken machen, selbst Lösungen finden. Über das Problem mit anderen zu reden, hilft natürlich selbst dabei schon einmal etwas weiter, um das Problem selbst klarer zu formulieren, zu erkennen, es festzunageln. Ist man erst einmal in der Lage, die Aufgabe präzise zu formulieren sowie zu erfassen, so impliziert dieser Umstand des detaillierten Verständnisses der Frage oft schon einen Lösungsweg.

Gut, als sie da so freudestrahlend triumphierend in mein Bureau gestürmt kam, berichtet hat, wie gut ihr Anschluß an diese Gruppe gleichalter Studenten geklappt hatte, welch gute, neue Kontakte sie dabei geknüpft hatte, war ich einerseits schon sehr erfreut für sie, mir wurde jedoch ebenfalls gleichzeitig etwas mulmig.
Hatte ich mich damit gleich selbst überflüssig gemacht?
Hatte ich mich selbst ausgetrickst?
Freunde im selben Semester sind schließlich deutlich nützlicher, ein täglicher Kontakt mit diesen ist viel naheliegender als mit mir. Ich war schon etwas gespannt, wie sich diese Kontakte über die nächsten Wochen entwickeln würden. Natürlich begann ich da gleichfalls zu grübeln, ob ich nicht doch mehr riskieren müßte, um Inken persönlich ganz für mich zu gewinnen. Natürlich wollte ich sie keinesfalls wieder von ihren neuen und derart hilfreichen Kontakten separieren, ich wollte indes selbstverständlich gleichzeitig genauso unsere Freundschaft eigentlich eher intensiviert sehen, keineswegs irgendwie zu gelegentlichen Mittagessen in der Mensa versandet sehen. Irgendwie gab es dadurch einen verblüffenden Ausgleich, Inken war deutlich ruhiger sowie beherrschter geworden, ich jedoch spürte dabei durchaus eine gewisse innere Nervosität aufkommen.

Etwas in mir – und ich wußte genau was das war – grinste und spottete schon über meine Dummheit, meine gute Chance bereits wieder vergurkt zu haben. Es feixte und die Finsternis in mir hätte sicher schon wieder zugenommen, aber Inken war ja nun einmal bei mir, mitnichten etwa bei ihren neuen Bekannten Klara und Bettina. Sie gänzlich für mich reservieren zu wollen, sie exklusiv von meiner Person abhängig zu machen, wäre mindestens egoistisch, vermutlich sogar verwerflich, folglich einem solchen Schatz gegenüber gewiß zu vermeiden. Schon von daher vertrieb ihre Wärme, ihr Sonnenschein die Finsternis dann doch wieder in die hinterste Ecke, woraufhin ich wieder durchatmete. Ihre Anwesenheit, ihr Licht rettet mich vor meiner dunklen Seite.
Indes war ich dennoch leicht verunsichert.
Bestand ein Risiko, sie durch ihre neuen Kontakte bereits wieder zu verlieren?
Noch war es nicht zu spät, aber ich spürte schon Druck, doch etwas mehr zu tun, bloß hatte ich noch keine Idee, wie ich meinen Bedürfnissen nach mehr zu Erfolg verhelfen konnte.

Gut, Klaus hatte ja die Hypothese geäußert, daß Inken ein bestimmtes Interesse genauso an mir hätte.
Aber woraus hatte er dies geschlossen?
Er hatte sie doch offenbar nur einmal über den Flur zu meinem Bureau schweben, tanzen sehen, uns ferner an diesem Montag von weitem in der Mensa beim Essen gesehen. Daraus wollte er an Inkens Körperhaltung erkannt haben, daß sie völlig auf mich fixiert war, daß sie mehr als freundschaftliches Interesse haben könnte?
Könnte er Recht haben, daß der geliehene Pullover ein weiteres Zeichen dafür war?
Gut, besonders einfühlsam war ich ja eigentlich noch nie, diese angebliche typische weibliche Intuition, irgendwie zu spüren, wie andere drauf sind, was diese bewegt, hielt ich ja schon immer für ein absurdes Gerücht, jedenfalls waren derlei Geheimnisse der Psyche für mich nie nachvollziehbar, habe Menschen noch nie richtig verstanden, wenn sie etwas nicht klipp und klar gesagt haben.
Das ist an sich keineswegs typisch weiblich, oder?
Doch lebe ich etwa ein Stereotyp? – Gewiß nicht!
Ich traute mich noch immer nicht so richtig, alles auf eine Karte zu setzen, also Inken einfach einen Vorschlag zu machen, welcher diese entweder verblüffen, abstoßen oder doch verblüffen oder jedoch zutiefst erfreuen mochte.
Wieviel angenehmer wäre es doch, wenn sie mir einfach so in die Arme fiele?
Aber wie das anstellen?

Überhaupt Klaus – gut, auskennen tut er sich wohl schon, kann sich wohl ebenfalls beim anderen Geschlecht gut darstellen sowie beliebt machen. Er ist ein Schlawiner, Schwerenöter, gleichwohl einer von der netten Sorte. Wenn er wirklich derart einfühlsam, intuitiv in Bezug auf andere Menschen wäre, wäre er ja ebenfalls deutlich entfernt vom Stereotyp des geradlinigen, robusten Mannes. Vielleicht war er deshalb beliebt bei dieser oder jener, jedenfalls als passable Möglichkeit für ein turbulentes Abenteuer, eine neue Erfahrung im akademischen Zirkel. Vielleicht konnte er ja also wirklich die Gefühlslage schon von weitem besser einschätzen als ich von ganz nah. So nahe kennen wir uns ja unterdessen noch keineswegs, ist eben nur der Chef, der Professor. Ich hatte nebenbei von den anderen Doktoranden mal gehört, daß er eine Scheidung hinter sich hatte, anschließend allerdings offenbar voll durchgestartet ist, sich gelegentlich mal etwas Frisches gönnt, wobei man wohl staunt, welch guten Erfolg er dabei immer wieder hat, obgleich es letztlich doch wieder so lange nicht zu halten scheint.
Mochte er sich selbst aufgrund der Erfahrung mit der Scheidung eigentlich gar nicht wieder auf eine Person festlegen, spürten seine Liebschaften eine solche innere Skepsis, reichte es bei dem Altersunterschied eben doch bloß für ein transientes sexuelles Abenteuer, welches für beide oder mindestens eine Seite nach Tagen oder Wochen den Reiz des Neuen zu sehr verlor, um Bestand zu haben?
Wobei wir Doktoranden in dieser Hinsicht keinesfalls hinterfragen, woran es im Einzelfalls wohl scheitern mag. Die Statistik der Gerüchte spricht für sich, allerdings keine glasklare Sprache. Was auf jeden Fall ebenfalls stimmt, er vermeidet strikt Interessenskonflikte dabei, selbst wenn es eine Studentin ist, eine solche ist in unserer Fakultät noch nie aufgetaucht, also ganz anderes Fach. Zu den Mitarbeitern ist er sowieso immer korrekt, bestimmt, jedoch aufrichtig, ehrlich, ohne jegliche Hinterlist. Attraktiv sowie freundlich ist er, gleichfalls kommunikativ, also ein eher gutes Sozialverhalten sowie selbstsicheres Auftreten, gegenüber den Mitarbeiter lieber Kumpel, Kollege als geradezu Chef. Autorität kommt bei ihm durch Kompetenz, weniger resultierend aus der Anstellung. Durch seine sonstigen Interessen sowie Engagements hat er wohl zudem reichlich Kontakte, keineswegs bloß im Universitätsbereich, deshalb ist es schon plausibel, daß er ab und an mal auf diese oder jene interessante Dame trifft, welche sodann jedenfalls zeitweilig schon einmal als seine Begleitung auftritt.

Spielen

Als Marie morgens im Labor war, kamen irgendwann Dirk und Carola, eine andere Doktorandin, herein, Carola fragte: „Marie, wir wollten mal wieder einen Spieleabend machen.
Du bist doch mit dabei?“
Marie unterbrach ihre Arbeit, schaute zu ihnen rüber, welche nur ein paar Meter in den Raum getreten waren und erwiderte: „Warum nicht?
Ist wißt ja aber, donnerstags habe ich abends meist schon etwas vor.
Welcher Termin schwebt euch denn vor?“
Dirk kratzte sich am Kopf, meinte: „Heute wäre wohl ein bißchen kurzfristig.
Wie sieht es mit morgen, Mittwoch Abend aus?“
Marie nickte: „Gut, geht dann wie letztes Mal nahtlos über von Arbeit über Abendessen zu Spieleabend?“
Carola stimmte zu: „Ja, so war es gedacht. Peter und ich werden wohl das Essen besorgen, wie letztes Mal.“
Marie merkte an: „Wenn es nichts ausmacht, bringe ich vielleicht noch Verstärkung mit.“
Carola hakte nach: „Kein Problem, wen denn?“
Marie erläuterte: „Inken, eine Erstsemesterstudentin, mit welcher ich mich gerade angefreundet habe. Sie hat noch nicht so viele Bekannte hier, ferner ist sie etwas lebendig, deshalb habe ich mir vorgenommen, ihr etwas zu helfen, sich besser zu organisieren sowie zu konzentrieren, daher ist sie jetzt gleichfalls öfter mal hier bei mir im Bureau. Bei der Gelegenheit kann ich sie euch gleich einmal vorstellen. Kann allerdings indes sein, daß sie so viel zu tun hat, daß sie gar nicht mitspielen mag, wir werden sehen.“
Dirk lächelte: „Na, da sind wir mal gespannt. Wir müssen jedoch noch ganz rum, um den Termin klarzumachen, wir haben dich also keineswegs zuletzt gefragt. Ist also noch vorläufig mit dem Termin, klappt jedoch hoffentlich.“
Marie lachte zurück: „Alles klar, ihr meldet euch dann, wenn der Termin steht.“
Somit zogen Carola und Dirk weiter.

Es dauerte allerdings gar nicht lange und Carola kam wieder, um mitzuteilen, daß der Termin nun fest sei, dabei fragte sie noch nach: „Sag mal, ist Inken diese wilde Rothaarige mit Sommersprossen, mit welcher du gestern in der Mensa gesessen hast?“
Marie grinste: „Oh, sie scheint ja ordentlich aufzufallen, Klaus hatte auch schon gleich die Vermutung angestellt.“
Carola kam näher, lehnte sich an die Wand, meinte: „Oh, auffällig ist sie auf jeden Fall, bereits wegen der irren Pullover, neben dir ist überdies gleichfalls der Kontrast sehr heftig, wenn ihr da zusammen sitzt, ist das schon interessant, wobei du ja seit gestern ebenfalls solch eine Art Pullover trägst, fällt zumindest auf, wenn man dich kennt.“
Marie strich mit einer Hand über den Ärmel des anderen Arms: „Geliehen.
Ist schön warm, weich sowie kuschelig und dieser ist gar nicht so bunt!“
Carola lachte: „Na, ein auffälliges Paar seid ihr beide schon.
Du machst dabei auf große Schwester?
Sah irgendwie so aus, als würde sie fasziniert an deinen Lippen hängen.“
Marie schüttelte lächelnd den Kopf: „Nein, große Schwester wollte ich eher nicht geben, obwohl wir ja beide Einzelkind sind, Schwester wäre da ja mal was ganz Neues.
Du meinst wirklich, sie wirkt sehr an mir interessiert?“
Carola zog ihre Augenbrauen hoch: „Schon, ja.
Aber ich habe euch ja nur kurz und von weitem gesehen, ist also nur so ein flüchtiger Eindruck, aber gut, wenn sie gerade ihr Studium begonnen hat, bist du vielleicht schon interessant sowie spannend, weil du Doktorandin bist. Das ist ja aus der Perspektive schon spektakulär sowie ein interessanter Attraktionspunkt.
Warum fragst du?
Du meinst doch, ihr hättet euch angefreundet.“
Marie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar: „Nur so. Wollte nur mal hören, was du für einen Eindruck hast.“
Carola erwiderte: „Naja, wirkt auf jeden Fall lebendig sowie individuell. Schon interessant, daß ausgerechnet ihr beide euch angefreundet habt, ist schon ein starker Kontrast vom Charakter sowie Verhalten. Ich meine, ich kenne sie ja nicht, aber es macht jedenfalls den Eindruck, als gäbe es da deutliche Unterschiede.“
Marie meinte dazu: „Oh, sie braucht offenbar einen Ruhepol, ich wiederum kann doch gut etwas von ihrem sonnigen Gemüt profitieren.“
Carola lachte vergnügt: „Klar, wenn du es so siehst, ergänzt ihr beide euch ganz prima. Da hätten sich ja wirklich zwei gefunden, welche sich ergänzen.“
Sie plauderten noch ein wenig weiter über ihre Arbeit, anschließend verließ Carola das Labor wieder, Marie arbeitete weiter.

Wie verabredet trafen sich Marie und Inken mittags wieder in der Mensa. Inken hatte zuvor ihren ersten Übungszettel abgegeben, hatte dafür einen neuen bekommen, morgen würde es in einem dritten Fach alsdann wohl den dritten Zettel geben, also viel zu tun. Immerhin war sie ja mit den aktuellen schon ganz gut vorangekommen. In der Woche vorher wäre sie vermutlich mit diesen drei Zetteln schon in Panik verfallen, hätte die Übersicht verloren, nun saß sie jedoch fröhlich mit Marie am Tisch, plauderte und lachte, sie hatte zu sich selbst mehr Vertrauen gefaßt, sich jedenfalls so weit konzentrieren zu können, um eine Aufgabe nach der anderen zu bearbeiten, im Zweifelsfalle zu organisieren sowie mit anderen zu diskutieren, um weiterzukommen. Dafür hatte sie nun mit Maries Hilfe einen guten Lösungsansatz erarbeitet. Eigentlich konnte man von erarbeiten kaum sprechen, denn das war ja mehr oder weniger der übliche Weg, allerdings mußte Marie sie offenbar erst einmal dahin bringen, diesem üblichen Weg erfolgreich folgen zu können, nachdem er ihr entdeckt worden war.

Marie berichtete über den Vorschlag mit dem Spieleabend sowie ihrer Absicht, sie ihren Kollegen vorzustellen. Inken war sich keineswegs so sicher, ob sie Zeit hätte, denn die Übungszettel seien ja wichtig. Marie erzählte ihr sodann knapp, daß sie am Donnerstag ohnehin abends unterwegs sei, das sei ein philosophischer Diskurs in geschlossener Runde. Freitag vormittags bis vielleicht mittags haben sie einen Termin in der Feinmechanikwerkstatt, um da eine größere Planung zu klären, daher könnten sie an dem Termin vermutlich mittags nicht zusammen essen.
Wenn indes die Vorlesungen für Inken gelaufen seien, ebenso ein mögliches Treffen mit den Kommilitonen, dann würde sie doch sicher gerne zu ihr kommen?
Inken nickte, zog einen Plan aus der Tasche, gab ihn Marie: „Ich dachte, ich gebe dir mal eine Kopie von meinem Stundenplan, damit hast du einen besseren Überblick, wann ich ungefähr was mache.
Du magst ansonsten doch weiter mit mir mittags essen?“
Sie wirkte etwas unsicher und schaute kurz auf den Tisch. Marie strich ihr sanft mit einer Hand über ihre Schulter: „Klar doch, gemeinsam etwas unternehmen, plaudern macht mir viel Spaß, meistens kann ich es einrichten, daß es terminlich paßt.
Der Plan ist diesbezüglich sehr hilfreich.
So weiß ich ziemlich genau, an welchem Tag wie spät du ungefähr hier bist oder in mein Bureau kommst, wenn du magst, mußt ja nicht …“
Inken unterbrach hastig: „Doch doch. Ich bin sehr gerne bei dir, das tut mir gut, ich kann mich gut konzentrieren.“
Marie lächelte, nickte: „Prima, folglich sind wir uns doch einig, also kein Problem. Wenn du morgen am späten Nachmittag bei mir im Bureau bist, ißt du auf jeden Fall mit zu Abend, lernst meine Kollegen kennen, entscheidest danach, ob du weiterarbeiten willst oder mitspielen.“
Damit war Inken einverstanden: „Zuhause haben wir besonders am Wochenende öfter alle zusammen etwas gespielt, das macht mir Spaß, an sich mache ich dabei gerne mit. Ich muß insofern einfach sehen, daß ich alles zeitlich geregelt bekomme.“
Marie schmunzelte: „Na, hast ja noch fast eine ganze Woche, morgen bekommst du erst deinen dritten Übungszettel, also keine Panik, das bekommst du schon hin.“
Inken lächelte nun gleichfalls, meinte: „Dank dir, du hast es hinbekommen, daß ich mich ganz gut konzentrieren kann.“
Marie führte aus: „Dafür kenne ich mich mit den Gesellschaftsspielen nicht aus. Das kenne ich aus meiner Kindheit gar nicht, es war komplett neu, als ich hier mit den Kollegen das erste Mal auf einem Spieleabend mitgespielt habe. Gut, meist sind die Spiele doch eher weitgehend unkompliziert, einfach zu verstehen, es dauert indes letztlich doch, bis ein paar Tricks verstanden sind sowie verinnerlicht ist, was gespielt wird.“
Inken lachte: „Stimmt, dafür braucht man Erfahrung, also mehr als bloß die Spielregeln. Tricks finden sich nie in den Regeln, Tricks sowie Kniffe sind bei den meisten Spielen zudem keineswegs offensichtlich gleich erkennbar, finden sich erst in der Praxis des Spielgeschehens, hängen wiederum ebenso davon ab, was die Mitspieler drauf haben, wie lernfähig diese sind.“

Sie plauderten noch ein wenig für den heutigen Plan, einigten sich endlich, daß Inken am späten Nachmittag wieder zu Marie ins Bureau kommen würde. Inken erzählte ebenfalls noch ein wenig über die Kontakte zu ihren Kommilitonen, war insbesondere sehr erfreut über ihre Bekanntschaft mit Bettina und Klara.
Marie machte sich schon so ihre Gedanken, behielt diese jedoch für sich, fragte lediglich nach: „Wo sind die eigentlich jetzt?
Deine neuen Freundinnen essen doch gleichfalls etwas?“
Inken nickte: „Ja, irgendwo müßten sie sein. Ich habe gesagt, daß ich schon verabredet bin, demzufolge sind wir darauf nicht näher eingegangen.“
Marie war etwas erleichtert, wie Inken offenbar ihre Prioritäten setzte, ihr kam indessen gleichfalls in den Sinn, daß sie ja gleich im Vorfeld versuchen könnte, mögliche zukünftige Konflikte abzumildern oder zu vermeiden, daher schlug sie vor: „Hmm, kannst sie ja morgen fragen, ob sie Lust hätten, gemeinsam zu essen, mit dem Aufhänger könntest du sie mir vorstellen.“
Inken strahlte bei dem Vorschlag, betonte: „Oh, das ist eine gute Idee, das mache ich gern. Beide sind nett, wird bestimmt schön, wenn wir gelegentlich gemeinsam hier essen.“
Marie bestärkte sie: „Ja, sieh mal zu. Wenn sie in einer größeren Gruppe unterwegs sind, müßten wir vielleicht mal Kompromisse schließen.“
Inken schüttelte allerdings den Kopf: „Nein, beide sind gleichfalls eher weniger kontaktfreudig, mehr als ich zwar, dennoch vermute ich, sie sind meist zu zweit unterwegs, haben sich jedenfalls erst in der Orientierungsgruppe kennengelernt sowie angefreundet. Ich denke, zu viert können wir schon gut gemeinsam essen. Dafür sind die Tische hier ja mindestens ausgelegt, da findet man noch gut einen freien Platz, welcher reicht.“
Marie lächelte sie an: „Gut, somit probieren wir das, ich bin mal gespannt, mit wem du dich angefreundet hast. Besser allerdings, du machst keine große Sache aus dem gemeinsamen Essen, fragst erst morgen ganz nebenbei.“
Inken nickte, das sah sie ein: „Ja, denke ich ebenfalls, wenn morgen nicht, dann übermorgen. Am Freitag kannst du ja nicht, da könnte ich mich ihnen sowieso anschließen. Ich fände es nur schöner, wenn wir vorher noch wenigstens einmal gemeinsam etwas essen würden.“

Sodann war es auch schon Zeit für Inken, zur nächsten Vorlesung aufzubrechen, anschließend wohl noch Treffen im Übungsraum, so daß sie wohl erst spät bei Marie erscheinen würde. Immerhin, nach dem gemeinsamen Mittagessen fühlte sie sich ruhig sowie stark für die kommenden Stunden. Ebenso die Aussicht, Marie mit Bettina und Klara bekanntzumachen, schien ihr sehr schön zu sein. Vielleicht konnten Bettina und Klara gleichfalls ihre Freunde werden, anders zwar als mit Marie, jedoch gleichfalls wichtig. So zog sie also mit guter Laune zur nächsten Vorlesung, Marie kehrte zurück zu Labor sowie Bureau, machte sich Gedanken. Sie hatte Inken auf den richtigen Weg gebracht, dieser sie überraschend zügig sowie gut voranbrachte.
Sollte sie sich sorgen, daß Inken zu viele Kontakte knüpfte, sich derart von ihr wieder löste?
Marie fühlte sich etwas unsicher, war überrascht über diese Gefühlsregung, welche beunruhigte, die allerdings ebenso lebendig intensiv war, ein Kribbeln, eine Herausforderung darstellte. Sie würde auf jeden Fall Inken weiter fördern, damit diese vorankam, notfalls ebenfalls zu ihren eigenen Ungunsten. Besser allerdings, sie konnte weiter oder noch intensiver Inkens Gesellschaft dabei genießen. Etwas irritiert stellte sie fest, daß sie bei diesen Gedanken eine Hand entschlossen geballt hatte. Inken hatte definitiv etwas in ihr angesprochen, in Bewegung gesetzt. Marie fühlte sich in dem Zusammenhang ein wenig wie auf dem falschen Fuß erwischt, dies indes fühlte sich gleichfalls überraschend spannend, aufregend an, diese Empfindung war etwas Neues für sie.

Wie verabredet kam Inken am späten Nachmittag wieder bei Marie vorbei, erzählte munter im Stehen an wechselnden Stellen im Bureau über ihren Nachmittag, die bereits erzielten Fortschritte, anschließend setzte sie sich an einen Schreibtisch, arbeitete weiter, gelegentlich von Maries freundlichen Blicken ermuntert. Diese setzte ihre milden Konditionierungsversuche fort. Inken war allerdings ohnehin aufmerksamer sowie konzentrierter an der Arbeit, so daß Marie es praktisch bei positiver Rückkopplung belassen konnte. Offenbar hatte Inken durch das Treffen im Gruppenarbeitsraum, ebenso durch entspanntere Lockerungsübungen auf dem Weg zu Marie ganz guten Ausgleich für ihren Bewegungsdrang, daß Maries beruhigende Wirkung sowie freundliche Aufmunterung völlig ausreichten, um konzentriert arbeiten zu können. Deshalb kam Inken sehr gut voran. Bei den neuen Übungszetteln gab es selbstverständlich wieder Gelegenheit, Marie mal etwas vorzulesen sowie mit dieser zu diskutieren, teilweise hatte Inken jedoch mit ihren Kommilitonen schon Rücksprache halten können, dabei mit dem gleichen Prinzip des darüber Redens Fortschritte erzielt.

Später entschlossen sie sich zum Abendessen bei Marie, brachen auf, beide schlenderten gemütlich, Inken schob dabei ihr Rad, hatte ihre Tasche in den Korb auf dem Gepäckträger gelegt. So ging es gemütlich zu Maries Wohnung. Dort bereiteten beide zusammen das Abendbrot, plauderten weiter angeregt. Weil für den Abend darauf ja der Spieleabend auf dem Programm stand, setzte Inken anschließend am Tisch ihre Arbeit fort, während Marie ihr gegenüber saß und las. Auf diese Weise verbrachten beide einen ruhigen Abend, tatsächlich war Inken letztlich bereits so weit gekommen, daß sie erleichtert meinte, daß sie den morgigen Spieleabend schon gut würde einschieben können. Marie war sehr erfreut, beide hörten noch etwas Musik, alsdann brachte Marie Inken abermals fürsorglich zu ihrer Unterkunft. Inken erfreute sich sowieso an dieser Gesellschaft, verzichtete also weiter darauf Maries Gründe dazu zu hinterfragen.

Den nächsten Tag war Marie selbstredend gespannt, ob Inken ihre beiden Kommilitoninnen zum Essen mitbringen würde. Sie schaute sich in der Mensa um, ob Inken schon da wäre. Sie selbst war etwas aufgehalten worden, denn Carola war noch mit einer Kleinigkeit wegen des Spieleabends angekommen, wobei Marie schon einmal angekündigt hatte, daß Inken wohl Zeit hätte mitzumachen. Daher vermutete sie durchaus, daß Inken bereits da sein würde. Schließlich sah sie sie an einem Tisch. Inken hatte sie wohl kurz zuvor suchen sehen, hatte deshalb energisch gewunken. In der Tat saßen Klara und Bettina mit am Tisch, sie wurden gegenseitig vorgestellt. Beiden waren ebenfalls gleich beeindruckt durch Maries Präsenz, weil indes Marie und Inken locker scherzten sowie lächelten, wurde es doch bald eine fröhliche Runde. Inken hatte sich wirklich mit den beiden angefreundet, folglich saßen sie nun bei den Vorlesungen meist zusammen. Marie mochte sie ebenfalls bereits nach kurzer Zeit. Beide waren wirklich nett, mußte sie zugeben. Beide kamen wohl auch mit Inken gut zurecht, insbesondere mit ihrer Lebendigkeit sowie mit ihren spontanen Einfällen sowie Aktivitäten auf dem Weg nach der Vorlesung oder durch den Park zur Mensa. Beide akzeptierten dies besonderen Merkmale, erzählten gar lächelnd Inkens tollste Einfälle sowie Kapriolen, indessen ebenso, wie sie sich anschließend genauso daran beteiligten, sich dieser oder jener Tollerei vergnügt anschlossen, um sich gleichfalls ein wenig, wenn auch deutlich weniger wild zu entspannen sowie zu lockern. Beide hatten Spaß daran, gleichfalls das Kind in sich mal kurz in der Pause auf die Spielwiese zu schicken, um Streß abzubauen. Alleine hätten beide sich indes niemals getraut, bekannten sie, insofern war Inken Triebfeder, um kleine Pausen für Bewegung zu nutzen, um den Kopf dabei ganz nebenbei zu sortieren. Beide hatten wohl verstanden, daß Inken diese Aktivitäten wirklich brauchte, um mit ihrem Bewegungsdrang zurechtzukommen, akzeptierten es, was Inken freier durchatmen ließ, profitierten sogar davon, weil beide ja nun einfach nach eigenem Bedarf mitmachen konnten. Gemeinsam Albernheiten anstellen, macht sicherer, erspart die gefühlte Peinlichkeit der vermuteten Auffälligkeit als einzelne Person bei besonderem Verhalten. Marie mußte nun einräumen, daß Klara und Bettina viel Zeit mit Inken verbrachten, ihr vom Alter, ebenso vom Verhalten her näherstanden als sie selbst.
Sie überlegte: Konnte dieser Umstand ihre Freundschaft mit Inken gefährden?
In ihr grummelte etwas, reizte zur Aktivität. Marie hatte sich jedoch selbstverständlich unter Kontrolle. Zudem dachte sie gleichfalls immer daran, wie gut sich bislang alles für Inken entwickelt hatte, gönnte dies ihrer neuen Freundin ebenfalls, hoffte allerdings genauso darauf, weiter daran teilhaben zu können, obwohl sie ganz anders als Inken, Klara und Bettina war. Aber gut, Inken war auch deutlich anders als Klara und Bettina, von daher waren die Grenzen dahingehend derart eindeutig eigentlich gar nicht zu ziehen. Sie hatte Inken ermutigt sowie ermuntert. Dieser Ansatz war richtig gewesen, dies war sehr erfreulich für Inken, unter ihrem Kommilitonen auf diese Weise Anschluß gefunden zu haben. Doch jetzt, wo diese es gewagt hatte, Freunde sowie Bekannte gewonnen hatte, wurde es Marie beinahe schwindelig bei dem Tempo, wie sich die Dinge veränderten. Erfolge ihrer eigenen Therapie überrumpelten sie nun bereits. Bei dem Tempo blieb wenig Zeit für ruhige Kontemplation oder Reflexion.
Sie wollte sich die Freundschaft keinesfalls durch ihre Finger gleiten lassen, aber waren Klara und Bettina wirklich als Konkurrenz zu sehen oder doch besser als Bereicherung?
Für Inken war dieser Kontakt auf jeden Fall sehr wichtig. Marie hoffte auf das letztere, die zusätzliche Bereicherung, es gärte in ihr indessen ebenso das deutliche Bedürfnis, Inken noch enger an sich zu binden, ganz für sich zu gewinnen, ohne ihr jedoch wiederum diese neuen sozialen Kontakte zu nehmen oder diese zu mißgönnen, welche sie so wunderbar strahlen ließen, ja sie blühte richtig auf, wirkte so glücklich. Dies war es doch genau, was Marie wollte, wonach sie sich sehnte, worin sie sich selber sonnen konnte. Deshalb wäre es dumm, dies Inken zu mißgönnen oder aufgrund ihrer eigenen Bedürfnisse einzuschreiten sowie dies zu unterbinden. Derart finster, bösartig, egoistisch wollte sie ihre Freundin keinesfalls vereinnahmen. Ja, ihr Teil war es auf jeden Fall, sich für Inken zu freuen sowie zu genießen, wie diese erstrahlte. Ihr Sonnenschein war noch strahlender, wundervoller geworden, daran bestand keinerlei Zweifel. Diese rasante Entwicklung war gut und doch ebenso beunruhigend, ja gar aufwühlend, wie gerade dies erstrebenswerte, erfreuliche Ziel sie derart verunsicherte, weil sie nicht mehr die Kontrolle hatte, sich alles verselbständigte, schwerer zu überschauen war. Dabei hatte sie nicht einmal einen Plan für das, was sie mit Inken wollte.

Bald hatten es Inken, Bettina und Klara selbstverständlich wieder eilig, Marie strich Inken zum Abschied zart über deren Schulter, erinnerte zudem an den Spieleabend. Inken lachte allerdings bloß heiter, meinte lediglich, diesen Termin würde sie doch garantiert nicht vergessen, sich schon sehr freuen. Somit zogen die drei Grazien munter sowie guter Dinge ab, Marie wiederum schlenderte überlegend zurück zu ihrer Arbeit.

Eine fröhlich muntere, allerdings keineswegs hyperaktive Inken erreichte alsdann am späten Nachmittag Maries Bureau, berichtete über ihren bisherigen Nachmittag. Sie hatten abermals in der Gruppe zusammengesessen, inzwischen hatten sich auch ein paar weitere Leute eingefunden. Allmählich etablierte sich dies System offenbar, gleichfalls weil nun bei drei Übungszetteln pro Woche eigentlich alle eingesehen hatten, daß man gemeinsam effizienter weiterkam. Austausch von Information sowie Diskussion wurde offenbar auf breiter Basis als wichtig akzeptiert. Aus dem Jahrgang hatten sich wohl genauso an anderen Treffpunkten lockere Gruppen gebildet, es gab allerdings einen regen Austausch an Informationen sowie Personen, so daß man alsbald in jeder Gruppe ganz gut auf dem Laufenden war, wo oder mit wem man gut weiterdiskutieren konnte. Inkens sichtlicher Genuß bestand diesbezüglich darin, diesmal mittendrin zu sein. Weil sie eine ziemlich effiziente Arbeitsweise bereits mit Marie zusammen gut auf die Reihe bekommen hatte, sich zu konzentrieren und zu organisieren, profitierte sie nun voll von ihrer schnellen Auffassungsgabe sowie ihrem schnellen Denken. Angemessen gefordert sprang ihre Aufmerksamkeit nun überdies nicht mehr so drastisch, daher konnte sie diese von Marie erlernte Technik gut gebrauchen und anwenden. Insgesamt gehörte sie wohl zu den leistungsstärkeren des Jahrgangs, war damit plötzlich ebenso in subtilere Diskussionen gut eingebunden, so hatten sie bereits heute in einer kleineren Gruppe nebenbei einen ersten eingehenderen Blick auf den heutigen Übungszettel geworfen, darüber beraten. Plötzlich war ihre Meinung gefragt, mit ihrer Lebendigkeit, ihrer munteren, aufgeschlossenen Art konnte sie ihre frische Expertise gut einbringen, was sie schwer beglückte, nun wirklich im Kontakt zu sein, gut vernetzt mit den Kommilitonen, mehr noch als bloß akzeptiert. Von daher war Inken ganz zuversichtlich, jetzt faktisch als Belohnung in aller Ruhe oder in ihrem Falle Lebendigkeit einen Spieleabend einlegen zu können.

Carola klopfte bald, Marie stellte Inken vor, reichte ihr gleich eilig eine Karte zur Auswahl, denn Carola wollte ja mit Peter Essen besorgen. Marie hatte die Karte bereits im Kopf, daher machte sie bei Carola schon einmal Angaben, aber Inken fand ebenfalls schnell etwas. Im Anschluß gingen sie mit Carola gleich rüber, Inken wurde den anderen Kollegen vorgestellt. Während Peter und Carola mit ihrer Liste verschwanden, teilte die anderen schon einmal grob ein entschieden über die Einteilung der Beteiligten auf die Spiele. Inken stieß dabei in der Spielesammlung auf 'Spitz paß auf', bekundete munter mit breitem Lachen Lust darauf, worauf sich dadurch gleich weitere Leute begeistern ließen, sie begannen gleich eine Runde, wobei Marie gleichfalls mitspielen durfte. Inken erwies sich als sehr geschickt sowie schnell, dieses Reaktionsspiel mit einiger Hektik, Bewegung kam ihr selbstverständlich sehr entgegen, Marie indessen war gleichfalls reaktionsschnell, sehr aufmerksam, damit durchaus konkurrenzfähig. Der hatten sie schon eine Runde munteren Spaß, bis Carola und Peter mit dem Essen wieder da waren.

Nach dem Essen fand sich eine Runde für 'Mensch ärgere dich nicht', eine weitere für 'Die Siedler von Catan', alle hatten eine fröhlichen Abend, später wurde zudem noch zu Kartenspielen gewechselt. Dabei zeigte sich ziemlich schnell, daß Inken eine Menge Routine darin hatte. Für Marie hingegen waren dies weitgehend unentdeckte Welten, dabei war sie meist Novizin, lernte allerdings sehr schnell, konnte sich ja ohnehin gut etwas merken, profitierte daher enorm davon, daß sie prinzipiell immer im Kopf hatte, welche Karten bereits ausgespielt worden waren, wer was ausgespielt hatte, konnte dermaßen gut implizieren, Tricks herausfinden sowie in folgenden Spielen selber anwenden. Die Kollegen hatten diese Fähigkeit bereits mitbekommen, daher versuchte man es diesen Abend mit anderen Kartenspielen als beim letzten Mal, deshalb hatten die anderen immerhin noch einen deutlichen Erfahrungsvorteil, welcher sich natürlich im Laufe des Spiels wieder relativierte, weil Marie schnell dazulernte. Inken wiederum ließ sich keinesfalls schnell abhängen, hielt gut dagegen, selbst wenn ihr ein Spiel mal noch unbekannt sein sollte, somit waren beide schnell die Königinnen der Partie. So oder so war ja alles nur Spaß, alle amüsierten sich gut bis in die Nacht hinein.

Irgendwann machten sie Feierabend, Marie begleitete daraufhin Inken auf deren Rad heim, was sich als ziemlich lustig erwies, beide irgendwie auf einem Rad. Inken fuhr, Marie saß mehr oder weniger quer hinten in dem Korb auf dem Gepäckträger. Immerhin ergab sich bei dieser Anordnung Gelegenheit, daß sich Maries Hände an Inkens Hüften festhalten konnte, also engerer Kontakt gepflegt werden konnte. Inken schien dies gar nicht zu irritieren, beide lachten vergnügt bei dieser nächtlichen Fahrt. Wirklich weit war ihr Weg ja ohnehin keineswegs. Inken wohnte etwas weiter von der Universität weg als Marie, von daher lohnte sich für sie das Rad bei der täglichen Anfahrt eher als für Marie. Angekommen brachte Inken ihr Rad sicher unter, beide verabschiedeten sich voneinander. Inkens Blick folgte danach noch Maries Umriß, welcher schlendernd von der Dunkelheit der Nacht verschluckt wurde.

Erschöpft jedoch glücklich sank Inken endlich nur noch in ihr Bett, während Marie noch einen gemütlichen nächtlichen Spaziergang zurück zu ihrer Wohnung absolvierte. Ihr hatte der Abend ebenfalls wirklich Spaß gemacht, dabei hatte sie schon einmal miterlebt, wie Inken sich in Gesellschaft verhielt, wie sie gemeinsam solche Aktivitäten genießen konnten. Eine solch lockere Gesellschaft war indes Maries Passion bislang eigentlich keineswegs, in dieser Weise fand das nun allerdings ihre Zustimmung, ihr Interesse. Inken hatte ihr auf dem Heimweg weiterhin noch anvertraut, daß sie sonst oft ebenfalls beim Spiel wegen ihrer Zappelei sowie Ungeduld leicht abdriftete, heute allerdings sei sie wirklich voll dabeigewesen, alles in ihr sei sehr entspannt gewesen, gleichzeitig locker sowie munter, sie sei so verblüfft, welche gute Wirkung Marie auf ihr Verhalten, ihre Möglichkeiten habe. Marie verblüffte diese starke, fast instantane Wirkung gleichfalls ein wenig, daß sie selbst in größerer Gesellschaft derart günstig auf Inken wirkte. Dieser wiederum schien dieser Einfluß sichtlich gut zu bekommen, ausgeglichener sein zu können sowie einfach zu genießen. Marie freute sich, denn irgendwie schien das Band zwischen ihr und Inken doch schon sehr stark zu sein, Inken verließ sich auf sie, war ihr gerne nahe. Umgedreht waren ihre Gefühle ja sehr ähnlich. Marie seufzte, fragte sich noch immer, wie sie den Dreh finden konnte, sie wollte ja doch eigentlich mehr als diese muntere Freundschaft, wollte Inken indes allerdings keinesfalls verschrecken mit einem forschen Vorstoß, wollte sie weiter glücklich sehen, sie mitnichten verunsichern. Folglich zuckte sie ihre Schultern, war weiterhin etwas ratlos über ihr weiteres Vorgehen in dieser Affäre. Sie würde es wohl aushalten müssen, damit dieser verblüffende Effekt oder Einfluß ihrer neuen Freundin, ihrem Sonnenschein voll zugute kommen konnte.

Donnerstag Mittag trafen sie sich wieder einschließlich Klara und Bettina in der Mensa. Marie erinnerte noch einmal daran, daß sie abends schon einen Termin hätte, freitags aus dem gemeinsamen Mensaessen nichts werden würde.
Inken seufzte, Marie strich ihr sanft über ihre Schulter, daß alle vier vergnügt lachen konnten, so rührend war die Szene inszeniert – oder war das wirklich echt?
Immerhin, nun war sich Marie sicher, daß Inken mit Klara und Bettina schon gut über die Runden kommen würde. Inken erinnerte zudem ja auch noch daran, daß die sich Freitag nachmittags wiedersehen würden, wenn ihr Stundenplan für die Woche durch sei. Marie fragte nach, ob es kein Treffen im Gruppenarbeitsraum geben würde, da lachten die drei, Klara erläuterte, dies Treffen würde wohl voraussichtlich eher kürzerer Dauer sein, schon aufgrund des bevorstehenden Wochenendes wäre dabei die Besetzung wohl schon dünner, von den verbliebenen Leuten würden ferner wohl die meisten bald bereits abziehen ins Wochenende. Folglich ließ sie jedenfalls offen, wann genau Inken bei Marie eintreffen würde. Ohne dies auszusprechen, waren jedenfalls Inken und Marie gespannt, wie sich das bis dahin für Inken entwickeln würde. Die Zeit bis dahin war ja eigentlich von überschaubarer Länge, immerhin mußte Inken nun jedoch zusehen, sich schon einmal über eine etwas längere Zeit selbst zusammenzureißen, um sich selbständig zu organisieren.
Würden ihre bisherigen Fortschritte, Einsichten, eingeübten Praktiken ohne Maries beruhigenden Einfluß reichen?
Ein wenig spannend stand diese Frage durchaus im Raum.
Überraschend bereits im Aufbruch schlug Inken sodann spontan vor, die Pullover mit Marie zu wechseln. Gut, vielleicht war das gar nicht so spontan, denn heute trug sie einen, welcher weniger scheckig war als die meisten anderen aus ihrem Sortiment. Marie war natürlich gern einverstanden, also wurde getauscht, denn diese trug ja noch immer ganz brav den geliehenen, hatte nun durch diesen Tausch etwas Abwechslung. Inken jedenfalls grinste nun ganz zufrieden über den Wechsel, letztlich mußten sie jedoch los zur nächsten Veranstaltung. Daher zogen Klara, Bettina und Inken los, Inken drehte sich noch einmal um, lächelte etwas unsicher zu Marie diese herzlich zurück. Inkens Hand winkte gar etwas kindlich, Maries Hand hob sich dezenter zum erwidernden Abschiedsgruß.

Inkens Kommentar

Es war zunächst etwas verwirrend sowie aufwühlend, als mir Marie offenbart hat, daß sie Donnerstag abends schon etwas vorhätte – was eigentlich?
Dies hat sie mir verschwiegen, sah offensichtlich auch keinerlei Notwendigkeit darin, mir diesen Termin zu erläutern, anders als etwa den am nächsten Tag in der Feinmechanikwerkstatt ihres Institutes.
Durch diesen Freitagstermin folgte somit also überdies kein Treffen in der Mensa.
Ich war verunsichert.
War ich ihr etwa zu sehr auf die Pelle gerückt?
Ging ich ihr schon auf die Nerven?
Derlei wollte ich natürlich keineswegs.
Freundschaft braucht wohl gleichfalls Raum sowie Zeit, damit man sich auch ein mal zurückziehen kann.
Ich war etwas ratlos, wie ich darauf reagieren sollte.
Oder war alles doch gar nicht so gemeint, hatte eventuell gar nichts mit mir zu tun?
Immerhin hat sie anschließend an diese Offenbarung gleich meinen Plan genommen, mir versichert, daß alles in Ordnung sei. Nun, ich hatte mich bereits sehr an ihre Gesellschaft, ihre beruhigende Wirkung gewöhnt. Ich mußte also so oder so damit umgehen – und so lange war diese Zeit der Trennung ja eigentlich keineswegs, erst einmal gut ein Tag, was war das im Grunde schon, dennoch rumorte irgendwas irgendwie in meinem Magen, denn so lange wollte ich sie gar nicht missen. Immerhin haben wir daraufhin noch Pläne gemacht, der Spieleabend schien mir ferner schon sehr verlockend zu sein.
Aber konnte ich wirklich einfach mal so einen Abend abschalten?
Sollte ich mich nicht voll auf mein Studium konzentrieren?
Marie war immerhin offensichtlich der Ansicht, daß ein gewisser Ausgleich, etwas Ablenkung sowie Erholung, Abwechslung angemessen ist, vielleicht gar meine Motivation noch stärkt. Ich hatte überdies gleichfalls Lust, daher hatte ich mir vorgenommen, vorher möglichst weit zu kommen, um diesen Abend einfach zu genießen. Aufregend war dieser Spieleabend sowieso, denn von Maries Kollegen kannte ich ja niemanden.
Bedeutete eine Einladung zu einem gemeinsamen Auftritt in einer sozialen Gruppe nicht wiederum ein deutliches Signal, ein offenes Bekenntnis zu unserer lieben Freundschaft?
Ihre Kollegen waren wiederum einfach so einverstanden, daß ich kam?
Nur weil Marie dies vorgeschlagen hatte?
Obwohl Marie erst kürzlich dort eine Doktorandinnenstelle angetreten war, akzeptierte man offensichtlich ihre Vorschläge – unter dieser Vorgabe wollte ich natürlich sehr gerne dabeisein, mehr darüber erfahren, mit wem Marie so zu tun hatte, wie sie lebte sowie arbeitete.

Folglich hatte ich anschließend reichlich zu tun, war noch eifriger sowie aufmerksamer, diskutierte mit den Kommilitonen noch intensiver unsere Aufgaben, möglichst bereits die neuen, um damit zügig zu Ende zu kommen, viel davon zu schaffen, um Zeit für den Spieleabend mit Marie freizuschaufeln. Zum Glück klappte dieser Plan ganz gut, ging auf. All das wäre wohl nicht möglich gewesen, wenn ich mit Maries Hilfe nicht gelernt hätte, mich zu organisieren sowie zu konzentrieren. Nun hatte ich klare Ziele, eine starke Motivation, um Ablenkung zu vermeiden, Schritt für Schritt voranzukommen, mich zu organisieren, um Zeit für alles zu haben, was mir etwas bedeutete, Studium, neue Bekannte, allem voran jedoch Zeit in Maries Gesellschaft. Zudem hatte ich nun ja unterdessen noch eine klare Vorgabe, einen Anreiz, wollte ich doch unbedingt jenen Spieleabend mit Marie verbringen, wofür ich mir allerdings schon zeigen mußte, daß ich diese Belohnung wirklich verdient hatte, indem ich zuvor konzentriert sämtliche Aufgaben gelöst hatte, dies Ziel war ein ordentlicher Ansporn sowie Motivationsschub für ein durchgehendes sowie konzentriertes Arbeiten. Im Grunde waren jene Treffen im Gruppenarbeitsraum abwechslungsreich, ich hatte Möglichkeiten für Bewegung, unterschiedliche Aktivitäten, Wechsel, Ansprache von verschiedenen Kommilitonen. Ein solches Lernen, Arbeiten kam mir sehr entgegen, dabei mußte ich mich gar nicht so sehr zusammenreißen, konnte mit unterschiedlichen Themen jonglieren, munter agieren, hatte richtig Spaß dabei. Wir mußten dabei keinesfalls über längere Zeit herumsitzen, wir konnten wechseln, bei verschiedenen Leute zuhören, stehend, hockend, sitzend, mal ein paar Schritte gehend, entsprechend eben genauso beim Diskutieren, gestikulieren, erläutern, zuhören, erwidern, spekulieren, dort zusammen auf dem Boden sitzen, auf Zetteln Ideen kritzeln, aufspringen, nachsinnen, Ansätze probieren, widersprechen, zustimmen, durchdenken. Diese Mannigfaltigkeit der Aktivitäten tat ganz gut, half mir sehr, bei der Sache zu bleiben sowie gleichzeitig meinem Bewegungsdrang etwas Luft zu lassen. Mit dieser Arbeitsweise kam ich also hervorragend zurecht, kam mit meinen Aufgaben voran, verstärkte gleichzeitig dabei beinahe spielerisch die sozialen Kontakte. Gut, am Anfang des Semesters waren das selbstverständlich noch einfache Aufgaben, also schon noch gut zu bearbeiten. Vielleicht hatte ich mir einfach zuviel Sorgen gemacht, primär durch meine Konfusion in der ersten Woche. Nun wirkte dank Maries Intervention bereits alles ganz anders, mein Blick war klarer geworden, was ich kann, wie ich arbeiten konnte, was ich zu erreichen fähig sein würde.

Klara und Bettina Marie vorzustellen, war natürlich eine gute Sache. Es fühlte sich einfach gut an. Mit Klara und Bettina war ich gern zusammen in den Vorlesungen sowie bei den Übungen und den Besprechungen der Aufgaben. Marie als meine innigste Freundin war allerdings eindeutig die wichtigste Bezugsperson für mich. Deshalb fügte es sich prima, daß wir uns alle gut verstanden sowie entspannt plauderten, also zum Glück kein Konflikt, welcher mich hätte grübeln lassen müssen, wie all meine neuen, lieben Kontakte miteinander vereinbaren. Als Außenseiterin war ich es ja gar nicht gewohnt, mit vielen Leuten umzugehen, all diese Kontakte angemessen auszugleichen. In der Familie ist dies ja anders, ist etabliert, eingefahren, selbstverständlich, dabei muß nichts hinterfragt werden, alle gehören einfach zusammen. Bei neuen Bekannten sowie Freunden allerdings ist die Angelegenheit ganz anders, dies ist ja freie Wahl, niemand möchte dabei selbstverständlich, daß sich aus irgendwelchen Gründen wieder jemand gegen einen entscheidet, was ja besonders dann kompliziert wäre, wenn sich verschiedene Bekannte oder Freunde nicht vertrügen. Zu meinem Glück jedoch klappte diese Verträglichkeit untereinander ganz von alleine, ich fühlte mich sehr gut, erleichtert über diesen Sachverhalt.

Irgendwie klappte plötzlich alles, seit ich Marie kennengelernt hatte. Fast schien es, als würde mein Kopf anders funktionieren, als würde Marie alles um mich herum dermaßen beeinflussen, daß ich rundherum glücklich sein konnte. Dies wiederum fühlte sich sehr gut an. Gut, beinahe, denn ich wollte eigentlich noch näher an Marie heranrücken, mich an sie kuscheln, ganz bei ihr geborgen sein, mich anmuckeln, bei ihr gänzlich unterkriechen, in Gemeinsamkeit schwelgen. Allerdings war ich ratlos, wie dies anzustellen wäre, war feige, mit einer falschen Aktion alles zu verderben, was bislang erreicht war. Ich genoß folglich erst einmal, was ich kriegen konnte, daher mußte ich somit akzeptieren, daß ab Donnerstag Mittag erst einmal eine Pause angesagt war.

Weniger jene Ansage dieser Pause an sich war sodann mein Problem, sondern eher das Warten auf ihr Ende. Abends saß ich vor meinen Aufgaben, arbeitete zunächst noch brav, artig, konzentriert. Dieser Zustand währte allerdings relativ kurz, eine Stunde immerhin vielleicht. Danach wurde ich jedoch unruhig, meine Konzentration ließ nach, meine Gedanken kreisten anderweitig, sprangen. Bei all meinen frischen Erlebnissen war an sich eine Verarbeitung all dieser Eindrücke ganz natürlich, kam nun allerdings ungelegen. Alles war plötzlich wie verhext. So allein für mich, auf mich zurückgeworfen kam meine Unruhe zurück, meine Gedanken schweiften ab, mein Körper hampelte herum.
Diese körperliche Aktivität wiederum beunruhigte mich immerhin etwas.
Sollte ich raus, mich austoben?
Aber auch dies wollte ich zu dem Zeitpunkt eher vermeiden, es war ja längst dunkel draußen, dort würde ich mich folglich eher unwohl fühlen, unbekannte, noch fremde Stadt, weder Marie noch Bettina oder Klara bei mir, also tigerte ich drinnen in meinem Zimmer hin und her, fuhr mit den Händen durch meine Haare, machte Handstand, wirbelte mit den Armen. Irgendwie war mein Zimmer für diesen Drang ziemlich eng, eigentlich zudem zu leer für Ablenkung. Leer, aufgeräumt hatte ich aus Maries Wohnung sofort übernommen, eben um meine Konzentration auf wesentliche Aufgaben zu erleichtern. Nun schmorte ich allerdings bereits nach derart kurzer Zeit im eigenen Saft. Es ging mir schlecht, diese Unruhe trieb mich an, also aufs Bett geworfen, mich darin vergraben, herumgewirbeln, zusammengekrümmt. Marie fehlte mir schon jetzt. Ich stürmte zum Schrank, holte jenes Strickkleid hervor, welches sie kurz getragen hatte, zu kurz nur für mein Bedürfnis und meinen Geschmack. Tief sog ich die Luft ein, ihr Duft war kaum noch daran, beinahe verflogen. Ich warf mich wieder aufs Bett, vergrub mich in meinem Pullover, den Marie ja immerhin etwas länger getragen hatte, den wir getauscht hatten. Diese Aktion war in der Tat keineswegs spontan, ich wollte wenigstens etwas von ihr bei mir haben. Nun vermischte sich längst ihr Duft mit meinem, ich versuchte damit, mich zu beruhigen sowie zu entspannen. Mit geschlossenen Augen stellte ich mir vor, mit ihr zu sein, Maries Anwesenheit, ihre beruhigende, wohltuende Wirkung auf mich zu spüren. Mühsam, sehr mühsam, bloß mit einer Imagination vorlieb nehmen zu müssen, wenn doch die Sehnsucht der ganzen Person gilt.

Diese Phase hatte eine ganze Weile gedauert, doch ihre Geruch, meine Vorstellung von ihr hat mich wirklich etwas beruhigt, ich erinnerte mich daran, was Marie mich gelehrt hatte, Schritt für Schritt vorgehen, kleine Aufgaben nacheinander abarbeiten, organisieren, konzentrieren, fokussieren, andere Gedanken, Anknüpfungspunkte beiseite drängen, ein Ziel vor Augen haben. Somit setzte ich mich anschließend ganz gerade sowie aufrecht an meine Arbeit, nahm mir eine Aufgabe nach der anderen vor. Mir standen die Tränen in den Augen, dennoch machte ich entschlossen weiter, immer weiter, stellte mir vor, daß Marie hinter mir stand, mir gut zusprach, um mich zu motivieren, diesen guten, förderlichen Weg artig weiterzugehen. Ich wollte ja unbedingt, daß sie sich freute, stolz auf mich wäre, also machte ich weiter und weiter, fast die ganze Nacht durch. Ganz früh morgens war ich im Grunde durch mit den Aufgaben, fiel einfach nur noch todmüde ins Bett. Der traumlose Schlaf war natürlich bloß kurz, danach ging auch schon mein Radiowecker, ich mußte mich wieder aufraffen, raus aus den Federn, frischmachen, frühstücken, zur Universität fahren, Vorlesung hören, Bettina und Klara treffen, sich ablenken, plaudern, Mittagessen, noch eine Vorlesung. Einerseits zog sich all dies hin, andererseits war ich gleichfalls abgelenkt und so lange war es letztlich ja doch keineswegs, bis alle Freitagstermine gelaufen waren. Klara und Bettina hatten selbstverständlich Recht mit ihrer Annahme. So viel war freitags nachmittags im Gruppenraum gar nicht mehr los. Ich erläuterte, was ich in der Nacht herausbekommen hatte, ein paar Sachen wurden noch diskutiert. Endlich war Wochenende angesagt, ich raste förmlich durch den Park zu Maries Bureau.

Maries Kommentar

Nun ja, war das wirklich Plan oder Zufall mit meinen Terminen?
Klar, meist findet jenes Treffen der Libertines eben donnerstags statt. Jener Termin in der Feinmechanikwerkstatt hatte sich so ergeben. Sonst konnte man dort eigentlich einfach so vorbeikommen, doch diesmal hatten wir schon eine größere Sache zu besprechen, bei welcher ich mir überdies ein Bild machen wollte, wie etwas angefertigt wird. Klaus, Peter und Dirk hatten mich bereits vor dem Gedankenaustausch gewarnt, also ich gehe mit meinen Plänen sowie Ideen runter, unterhalte mich, anschließend: ‚das geht gar nicht‘, ‚haben wir immer schon so gemacht‘, ‚wo kommen wir denn da hin‘, ‚und überhaupt‘, ‚dies Jahr noch? Unmöglich!‘.
Würde man dieser Linie naiv folgen, konnte es wohl schnell gehen, daß ein Student oder Doktorand im Anschluß mit den Ideen aus der Werkstatt wieder hochkam, ein Gedankenaustausch eben. Aber ich war gut vorbereitet, hatte meine Liste von Punkten, welche abgearbeitet und erfüllt sein mußten, hatte mir Gedanken über erforderliche Genauigkeiten gemacht, dies als Argumente im Hinterkopf. Klar habe ich keine Ahnung von Metallbearbeitung sowie Feinmechanik, von den Detaileigenschaften verschiedener Materialien, ich weiß allerdings, wozu ich die herzustellenden Sachen brauche. Die Leute in der Werkstatt wiederum wissen eben, wie man diese Dinge herstellt, haben jedoch allenfalls eine sehr grobe Vorstellung davon, was warum wie sein muß, damit es für ein bestimmtes Experiment relevant funktionieren kann. Bei einem Konstruktionsplan läßt sich eben schwierig angeben, was warum von zentrale Bedeutung ist, was hingegen nicht, worauf der Fokus bei der konkreten Umsetzung liegen muß, wo hingegen gut gemeinsam nach einer weit besseren oder einfacheren Umsetzung gesucht werden kann. Erst im Gespräch läßt sich dies besser herausarbeiten, klären. Beiderseitiges Wissen, die Erfahrung der Feinmechaniker mit den Maschinen, dem Material ergänzen sich, diese unterschiedlichen Herangehensweisen, Denkweisen harmonieren jedoch keineswegs zwangsläufig; solange man sich kaum kennt, gewisse Zweifel darüber herrschen, was warum so geplant ist, was warum schwierig herzustellen ist, ob ein hoher Aufwand im angemessenen Verhältnis zum Ergebnis steht, bleibt das Verhältnis angespannt, spannend, besteht besonders hoher Bedarf an Kommunikation. Jedenfalls hatten wir deshalb einen Termin ausgemacht. Weil jene Leute aus der Werkstatt aber zum einen früh morgens anfangen, zum anderen am Freitag früh ins Wochenende gehen, war diese Besprechung meiner Pläne für den Vormittag angesetzt, würde folglich irgendwann mittags enden, vermutlich allerdings keineswegs gerade dann, wenn Inken mit der Vorlesung fertig wäre. So harmonierte diese beiden Termine also wirklich einmal nicht. So, wie die Woche bis dahin gelaufen war, paßte mir diese Konstellation eigentlich auch nicht, Donnerstag abends keine Zeit für Inken, anschließend bis Freitag nachmittags gleichfalls anderweitig beschäftigt, dabei wollte ich eigentlich eher mehr als weniger. So oder so: Da mußten wir nun durch. Ein derart langer Zeitraum war das nun wieder auch keineswegs. Insofern sollte dies schon machbar sein. Indes, ist die Faszination füreinander einmal derart heftig, bleibt eine solche Trennung doch eine Hürde, ein ärgerliches Intermezzo, was irgendwie überwunden, überstanden werden muß. Bei meiner Art war dies zweifelsohne für mich deutlich einfacher als für meinen lieben, goldigen Sonnenschein. Dies ist nun im Rückblick deutlich klarer als im Augenblick der Verkündung dieser Terminpläne.

Ich merkte fürderhin unterdessen bei der Terminabsprache Inkens Reaktionen, daß es ihr gleichfalls wichtig war, konnte sie daraufhin immerhin erfolgreich beruhigen, daß von meiner Seite aus sicherlich kein Desinteresse vorläge. An der Stelle, zu dem Zeitpunkt, hätte ich an ihren Reaktionen eigentlich schon mehr erkennen können oder müssen.
Hätte ich folglich zu dem Zeitpunkt bereits mehr wagen sollen?
Ich unterließ es jedenfalls, oder beließ meine Strategie, sofern man dies überhaupt so nennen kann, dabei, jenen Spieleabend vorzuschlagen, welcher zum Glück schon einmal ein voller Erfolg war, zudem doch eindeutig signalisierte, daß die Terminprobleme keinerlei Anzeichen für plötzliches Desinteresse meinerseits sei.

Mittagessen mit Klara und Bettina war ein zweischneidiges Schwert, dies war mir irgendwie klar, aber sie hatten ja sowieso alle Vorlesungen, Übungen etc gemeinsam, dabei war ich ohnehin außen vor, also war es jedenfalls besser, beide kennenzulernen, als komplett im Dunkeln zu tappen. Beide sind ja zudem wirklich nett, sympathisch, sie tun Inken gut, es hat jedoch im Rückblich wenigstens nicht so gewirkt, als wären sie eine Gefahr oder Konkurrenz für mich. Insofern fiel es mir doch leicht, sie gelten zu lassen, die Vorteile Inkens in dieser netten Bekanntschaft zu erkennen, die drei darin zu bestärken, ihre Studien gemeinsam anzugehen, den Kontakt zu pflegen. Warum sollte Inken verwehrt sein, weitere Freundschaften zu schließen, schließlich hatte ich sie ja mehr oder weniger dazu motiviert sowie angeschubst, Kontakte zu knüpfen. Dann wurde ich eben sehr schnell von ihren Erfolgen überrascht. Inken benahm sich inzwischen offenbar akzeptabel, aufgeschlossen, daher war es nicht so verwunderlich, daß sie Kontakt fand, denn von ihrem Wesen, ihrer Art her war sie einfach fröhlich, lebendig, schlau, attraktiv, warmherzig, freundlich, kein Wunder also, wenn mehr Leute Interesse an ihr zeigten, selbst wenn sie manchmal vielleicht etwas zu lebendig, zu übermütig, zu quirlig war, dies Ausufernde daran hatten wir indes offensichtlich bereits in den Griff bekommen, sie ließ ihre überschüssige Energie nun heraus, wenn dies ganz gut paßte, andere nicht brüskierte, verblüffte vielleicht noch, jedoch eher lustig als befremdlich oder abstoßend. Wir hatten das gemeinsam mit erstaunlich wenig Mühe erreicht, daher konnte ich mich nun keineswegs beschweren über diesen Erfolg der Sozialisation. Dennoch fühlte ich mich etwas verunsichert, ich hatte doch sowieso keinen Plan, wie ich ihr näherkommen sollte, durch ihre neuen Kontakte wurde die Lage eher unübersichtlicher, komplizierter, schlechter einzuschätzen für mich, was wie gehen könnte. Dennoch wäre es ganz falsch gewesen, unseren Erfolg jetzt zu sabotieren, bloß weil mir die Situation dadurch merklich aus den Händen glitt. Inken glücklich zu sehen, vorankommen zu sehen, war einfach nur gut, daran war nichts falsch, selbst wenn es für meine Zwecke nützlicher gewesen wäre, sie wäre weiter isoliert geblieben, damit leichter auf mich zu fixieren. Andererseits hätte in solch einer Fixierung auf mich gleichfalls eine gewisse Gefahr für sie bestanden. Zu leicht hätte ich sie verletzen können, verderben oder benutzen.
Dann allerdings wäre sie ebenso für mich verloren gewesen, denn wie hätte mein Sonnenschein dann noch so schön strahlen können, wenn ich sie mit in meinen Abgrund gezogen hätte?
Wenn ich ihr den Sonnenschein genommen hätte, durch meine innerste Finsternis erstickt?
Nein, dies Unglück konnte und wollte ich keinesfalls riskieren.
Ich wollte sie, indes, ich wollte sie keineswegs verbiegen, verderben oder dominieren, dazu mochte ich sie viel zu sehr.
So war ich noch unsicherer, was ich tun könnte.
Sie schien mir so zart und zerbrechlich.
Da war ich definitiv gefährlich, also mußte ich vorsichtig sein, um nichts zu zerbrechen, zu zernichten, was ich doch halten und lieben wollte, was genauso schön war, wie sie jetzt war. Daran gab es nichts zu ändern, nichts anzupassen, nichts zu verbessern. Die kleinen Eingriffe, um sie zu konzentrieren, zu organisieren waren akzeptabel sowie notwendig, um ihr zu ermöglichen, ihre Zukunft zu gestalten, frei zu wählen, ohne sich selbst im Weg zu stehen, doch mehr hätte sie unweigerlich beschädigt, hätte ihr Licht, ihre Wärme geraubt, zum Erlöschen gebracht. Das war komplett unakzeptabel, schändlich, verwerflich. Also mußte ich mir etwas anderes einfallen lassen, sie so für mich zu gewinnen, wie sie war, sie nicht zu dominieren. Folglich gärte es ordentlich in mir. Dies Gefühl kam für mich überraschend, war unbekömmlich, ungewohnt, fremd. Einmal war ich weit entfernt davon, die Menschen meiner Umgebung wirklich unter Kontrolle, im Griff zu haben. Daraus entsteht ein gewisser Druck, welchen ich aushalten mußte, um Inken keinen Schaden zuzufügen.

Der Spieleabend wirkte jedenfalls etwas entspannend, eine Befreiung. Wir hatten unseren Spaß, wir konnten gemeinsam genießen sowie erleben, wie wir in Gesellschaft agierten. Ich konnte Inken in voller Aktion erleben, wie sie glücklich war. Ich sog dies Glück förmlich in mich auf, genoß nur, spielte erst einmal einfach mit. Ich bin nicht vertraut mit Spielen, aber hier spielte ich mit, ließ es laufen, machte meine Züge, lernte meine Trümpfe ausspielen, zwar nur in diesen belanglosen Spielen, jedoch hoffte ich doch indes, so Inken enger an mich zu binden, sie weiter in mein Leben einzubinden. Gelang diese Integration, wäre unsere Freundschaft, unsere Beziehung gefestigt, gesichert.

Dabei hätten sie die Libertines zu dem Zeitpunkt nur verunsichert, erschreckt, abgestoßen, daher mußte ich mich in der Hinsicht bedeckt halten. Ich wollte sie zudem ja weder dominieren noch einer sadistischen Behandlung unterziehen oder sie sonstwie in diese Neigungen oder Bedürfnisse einführen oder sie in der Hinsicht gar anfixen sowie auf dumme Ideen bringen, welche doch bloß ihren hellen Schein, ihre Fröhlichkeit trüben konnten. Um ihr diese Seite von mir zu offenbaren, mußte unser zartes Band der Freundschaft schon noch deutlich fester sowie robuster werden.

Impulse

Marie hatte am Donnerstag wie meistens früh Feierabend gemacht, sich anschließend Zuhause sorgfältig auf den Abend vorbereitet, geduscht, gefolgt von einer Pflege von Füßen und Händen, gefolgt von Meditation. Meditation sowie Reduzierung auf sich selbst schien ihr an diesem Tag besonders wichtig zu sein, denn irgendwie fühlte sie hinsichtlich Inken eine deutliche Unruhe. Anders als sonst brauchte sie an diesem Tag etwas länger, um sich zu versenken und sich zu reduzieren, ihr Ich beinahe auf Nichts zu verkleinern, ihr Spiel von Intellekt mit Zeit- und Raumempfinden zu beginnen. Ihr Denken wurde ganz leer, die Zeit wurde zäher, schien respektvoll einen Bogen um Marie zu machen. Der Unterschied zwischen Ich und Welt schien sich aufzulösen, das Ich in der Welt aufzugehen. Das Ich verlor sich in einer tiefen Stille.

Obwohl Marie in der Zeit der äußeren Welt immer ziemlich genau zu einer bestimmten Uhrzeit wieder aus der Meditation erwachen konnte, fühlte sich die Zeit in diesem Zustand an wie zäher Honig, wie Teer, wie Glas. Stillstand, dann war da nicht mehr fühlbarer Stillstand. Und darauf flüsterte es aus der Tiefe ihrer Finsternis, störte wieder ihre Ruhe, flüsterte ihr Zweifel ein, wollte sie locken, Inken zu dominieren, zu beherrschen, zu nehmen, zu behalten, Krallen in sie zu schlagen und an sich zu zerren. Es flüsterte in ihr, lockte in süßer Qual, bohrte in ihrer Wunde der Unruhe, nutzte das gestörte Gleichgewicht, um Macht zu erlangen. Die Finsternis, das Monster in ihr rasselte an den Kerkerketten, wollte raus, es wollte Futter, Nahrung, forderte hemmungslos den Impulsen zu folgen, sich zu nehmen, wonach sie begehrte. Dies Monster tief in ihr ist raffiniert, heimtückisch, verschlagen, nutzt jede Schwäche, Unachtsamkeit aus für einen Versuch, aus seinem Verlies tief drin in ihrem Kopf zu entkommen. Marie spürte ihre Stärke, ihre Macht, ihre Möglichkeiten. Sie konnte Menschen manipulieren, in ihren Bann ziehen, verderben, zernichten oder auch bloß sich gefügig machen, sich unterordnen.
Sie konnte Menschen zermürben, weichkochen oder auch weichschlagen, sie wie Hündchen hecheln sowie Stöckchen holen lassen. All dies ist eine Frage von symbolischer Macht über die andere Person. Diese muß lediglich denken, abhängig zu sein, folgen zu müssen, um genau dies zu tun, um sich unterzuordnen, zu dulden. Diese Macht kann bereits mit einem Blick, einem Fingerzeig, lediglich mit einer unbestimmten Körperhaltung, ja bereits mit einer Einbildung davon im Gegenüber ausgeübt werden, mit der bloßen Annahme einer unbedingten Forderung funktionieren. Das war alles keineswegs so schwer, verführen, ihren Geist durch den Fleischwolf drehen, neu im eigenen Sinne ordnen, das war lustig, das machte Spaß, das war kurzweilig, diente ihrer Unterhaltung.
Inken empfand sie allerdings als mehr als bloße Unterhaltung. Diese war viel zu zart und zerbrechlich, als daß nach einer solchen Behandlung etwas von ihr geblieben wäre, womit man sich weiter hätte beschäftigen mögen, sie wäre nur zerbrochen wie ein Stück dünnes Eis, zerflossen wie eine Schneeflocke auf der Hand, verflogen wie ein Hauch im heißen, trockenen Wüstenwind. Inken wäre verloren, würde man versuchen, sie gefügig zu machen, derlei wäre völlig ausgeschlossen gewesen, das wäre absurd. Wird ihre Lebendigkeit gebeugt oder zerbrochen, ist diese dahin.
Sie wollte dies keinefalls mit Inken tun, was bliebe dann von Inken?.
Sie würde dahinwelken und vergehen, wie eine abgezupfte, abgerissene, geraubte Wildblüte. Die Schönheit der Lebendigkeit kann auch nicht eingefroren oder konserviert werden. In ihrer Dynamik, ihrer Veränderung steckt der Zauber der Attraktion, ein Halm, welcher geknickt ist, verliert sein munteres Wippen, Schwingen im Winde. Ein solcher Halm krüppelt bloß noch dahin, verletzt bis ins Mark, zerstört.
Das war nicht die richtige Behandlung für ihren Sonnenschein Inken.
Folglich drängte sie das Monster zurück, lachte es verächtlich aus, das Monster indes spürte schon ein gewisses Beben im Lachen, eine gewisse Unsicherheit in ihrer Stärke zu widerstehen.
Marie tat dies vage Anzeichen ab, wies derlei Schwachpunkte weit von sich.
Zu genau kannte sie jene Ränder absoluter Finsternis in sich. Wenn sie sich einmal ganz darin verlor, gab es kein Zurück.

Sie wußte, daß Inkens Sonnenschein, ihre Wärme ihre eigene Finsternis erhellen konnte, sie wenigstens zurückdrängen, das Monster brennen, leider lassen konnte, was ein großer Genuß wäre, das Monster in sich brennen zu spüren im grellen Licht. Dies Monster scheut die Wärme, das Licht, also ist Inken eine Bedrohung. Gleichzeitig ist dies Monster heimtückisch, gewieft, wird immer seine Chance suchen zu zerstören, was seine eigene Macht bedroht, was seinen Kerker im Kopf noch tiefer in den Abgrund drängen wird, die Bedeutungslosigkeit verstärken, zementieren wird, wenn das Monster diese Pläne nicht durchkreuzen kann, diesen Einfluß nicht verhindern kann, wenn das Monster versagt, nicht obsiegen kann.
Sie brauchte Inken ebenso in diesem Sinn, mußte etwas riskieren, handeln; in ihr formte sich ein Entschluß, es am Freitag zu versuchen. Sie würde mit Inken einen Ausflug machen, bis in die Dämmerung hinein, würde ihr ein paar Schauergeschichten erzählen. Der Park war ja unbeleuchtet, daher konnte dies Gebiet schon etwas gruselig wirken, wenn sie erzählte, daß in der Dunkelheit dort ein rechtsfreier Raum entstand, in welchem gelegentlich eigenartige Typen umherstreiften. Dadurch würden unheimliche Schauer des Grauens über Inkens Haut jagen. Inken würde sich ängstlich an sie schmiegen, diese Unsicherheit, dies Bedürfnis nach Schutz sowie Geborgenheit würde sie nutzen können, um sie in Sicherheit zu bergen, an sich zu ziehen, für sich zu gewinnen. In der Situation würde Inken keineswegs davor erschrecken, so konnte es gelingen, es war nur normal, wenn sich Freundinnen eng aneinanderdrängten, wenn es unheimlich wurde. Der Rest würde sich schon ergeben, wenn die Gefühle erst einmal aufgewühlt waren, die Nähe sowie Vertrautheit erst einmal hergestellt. So konnte ihre Freundschaft in diesem Moment der innigen Zweisamkeit noch enger werden, Inken wäre keinesfalls verunsichert, sondern würde darauf eingehen, überdies froh sein, von ihrer Freundin sicher gehalten zu werden, durch diese sanft zum innigen Genuß der Zweisamkeit geführt zu werden. In dieser Weise, auf diese Art wäre es ein kontinuierlicher, erst kaum merklicher Übergang von fröhlicher einfacher Freundschaft hin zu einer innigen Bindung, welche mehr, ja alles erlauben würde.

Marie stieg wieder auf aus ihrer Meditation. Wieder ganz erwacht war der Entschluß gefaßt, ein grober Plan gemacht. Ihr war irgendwie schon klar, daß dabei ebenfalls eine gewisse Einflüsterung vom Monster in ihr eine Rolle spielte. Doch sie würde diesen gefährlichen Beitrag aus der verbannten Tiefe ihres Seins kanalisieren, steuern können, dosieren. Es ist keineswegs immer schlecht, seinen Impulsen hemmungslos zu folgen, es kommt darauf an, zu was sie einen führen. Der Zweck heiligt mitnichten alle Mittel, doch werden die Wege entschlossen bestimmt, ist gleichfalls das gewünschte Ziel leichter zu erreichen. Ferner ist keineswegs schlecht, jemanden sehr zu mögen. Wenn überdies klar ist, daß man ebenfalls gemocht wird, kann es mitnichten schlecht sein, dies zu fördern sowie zu genießen. Dies ist Leben, dies ist Glück, ja Liebe, füreinander da zu sein.

Erfrischt sowie gestärkt durch die Meditation und den Entschluß, selbst etwas zu unternehmen, um die Angelegenheit voranzubringen, erhob sich Marie hellwach sowie mit elegantem Schwung aus ihrer Meditationsposition. Heute Abend verzichtete sie einmal auf den von Inken geliehenen Pullover, sondern trug wie sonst gewöhnlich auch ihre dunkle, einfache, allerdings elegante Kleidung. Sie zog sich noch eine Jacke über, fuhr anschließend mit dem Rad zum Treffen der Libertines.

Bei den Libertines ging es darauf wie meist zu Beginn des philosophischen Diskurses zunächst um die Ereignisse in der Welt, dem Land, der Stadt in dieser Woche. Die üblichen weltweiten Kriegsereignisse sowie -greuel wurden eingehend diskutiert, gleichfalls jene daraus sowie aus anderen Ursachen resultierenden Flüchtlingsströme oder einsetzende Völkerwanderungen. Die Vokabeln sind da im Flusse, keineswegs bloß im Strom. Flüchtling klingt so, als hätten diese eine große Wahl, statt vielmehr getrieben zu sein von Haß, Krieg, Armut, Not. Strom klingt nach strukturloser Masse, wo es doch einzelne, zum großen Teil traumatisierte, entwurzelte Menschen geht, Individuen, welche genauso wie man selbst ein komfortables Leben leben wollen und dürfen sollten, statt etwa im Mittelmeer elendig zu ertrinken, in einer Wüste zu verhungern oder zu verdursten oder anderweitig erschossen oder zerbombt zu werden. Völkerwanderung – hmmmm, Wanderung klingt wiederum zu harmlos, nach Wochenendausflug, Lustreise, als ob es für diese Menschen um Spaß statt ums nackte Leben ginge. Pein menschlicher Verfolgung treibt Menschen in die Flucht, zwingt diese aus der Heimat heraus, aus dem, worin sie sicher und vertraut waren. Folgen menschlichen Handelns, rücksichtslosen Agierens sind es doch meist, welche massenhaft größtes Elend verursachen, welches unheilbar wird. Denn in der Flucht steckt keinerlei Heilung, Flucht ist bloß Reaktion auf Druck, wird dieser Ausweg genommen, so steigt der Druck bis zur Explosion in weiterer Gewalt, in Massakern, in menschengemachten Apokalypsen, im Inferno blinden Hasses auf alles und jeden, welcher den Atem, die Existenz bedroht.

Hier in dieser Runde hinterfragte wurden die eigentlichen jeweiligen Ursachen hinterfragt – Überbevölkerung oder doch eine tief im Menschen selbst verwurzelte Aggressivität gegenüber Artgenossen. Tradierte Konflikte, Haß, Konkurrenz, egal eigentlich, Gründe finden sich immer, um andere Menschen zu drangsalieren, zu unterdrücken, auszubeuten, abzuschlachten, ihnen Individualität, Menschlichkeit abzusprechen.
Waren nicht im Grunde alle Menschen außerhalb eines kleinen Bereichs in Afrika irgendwie Flüchtlinge sowie Getriebene oder Nachfahren solcher Menschen, welche auf Völkerwanderungen die ganze Welt erobert setzt besetzt hatten?
Welche hier wie dort ihre Umwelt verändert hatten, sich angepaßt, damit deren Potential zur Regeneration nahezu komplett unterminiert hatten?
Verstärkt sich eine solche Mobilität, Morbidität bei zu dichter Besiedlung, bei Nahrungs- sowie sonstiger Konkurrenz?
Was macht dabei die Gier nach Besitz, Reichtum, Macht über andere?

Über das Faktum der Überbevölkerung sowie der daraus überall zunehmend auftretenden Probleme bestand weitgehend Einigkeit, strittig blieb allerdings die Frage, ob dieser Sachverhalt zu zunehmender Aggressivität sowie Rücksichtslosigkeit untereinander wie ebenso der Umwelt gegenüber führen muß, ob ein Empfinden einer zunehmenden Konkurrenzsituation um endliche Ressourcen diese Bereitschaft zur gewaltsamen Durchsetzung eigener Ziele noch weit mehr steigere. Denn wer genug an sich, seiner kleinen Gruppe sowie Sphäre hat, hat wenig Anlaß, die Welt erobern zu wollen, andere in ein Massaker zu verwickeln, in einen Endkampf um schiere Existenz.

Marie führte an, daß selbst bei relativ dünner Besiedlung vor mehreren tausend Jahren ja schon blutigste Schlachten historisch überliefert seien, wohingegen es ja etwa in Deutschland trotz dichter Besiedlung doch seit Jahrzehnten ziemlich friedlich zugehe. Daß zu viele Menschen zu eng aufeinanderhocken, sei also vermutlich doch nicht alleiniger Grund für Aggressivität sowie Krieg. Was zu eng, zu bedrohlich ist, hänge von Stimmungen ab, von subjektiven Einschätzungen, ebenso von der Manipulation von Meinungen, Rhetorik, Hetze, unkanalsierter Boshaftigkeit einzelner Psychopathen, welche hemmungslos dem Bedürfnis folgen zu zündeln, aufzuwiegeln, aufzuhetzen.
Dagegen wurde angeführt, daß durch das Nazi-Grauen in Deutschland sowie in umliegenden Ländern immerhin eine besondere Situation vorliegen würde, dieser Schock sitze eben noch sehr tief, habe sich eher in einer zum großen Teil eher diffusen Zukunftsangst manifestiert. An vielen anderen Ländern sei diese Menschenmetzgerei eben doch spurlos vorbeigegangen oder aber man setze trotz dieser Erfahrungen eben doch noch gerne, teils offensichtlich kalkuliert sowie mit Genuß auf Krieg als politisches Mittel der Interessensvertretung, der rücksichtslosen Durchsetzung der eigenen Position. Wem andere Menschen nicht viel zählen, der hetzt diese gerne als Soldaten aufeinander, um sich am Blutbad zu weiden.

Somit bewegte sich ihre Diskussion darauf eine Weile um die Frage, ob Krieg, jenes Dahinmetzeln anderer Menschen ein tiefsitzender Charakterzug des Menschen ist, der ganz ohne besondere Not oder besonderen Anlaß hervortritt. Klar ist eine starke Neigung zur Gruppenbildung. Schon bei Kleinkindern hat man in Studien beobachtet, daß diese bei einer Wahl eher Spielkameraden bevorzugen, die ihnen zustimmen oder die gleichen Dinge mögen, etwa dieselbe Sorte Bonbons oder Spielzeuge. Kinder mit anderer Präferenz wurden schneller abgedrängt sowie ausgegrenzt. Derart entstehen schnell miteinander konkurrierende Gruppen, welche sich teils aufgrund willkürlicher Merkmale einerseits als Gruppe identifizieren, teils jedoch eben auch von anderen Gruppen oder Außenseitern abgrenzen. Dies Phänomen der Abgrenzung ist omnipräsent, produziert Rassismus, Nationalismus, Intoleranz, Sektiererei, Spaltung der Gemeinschaft, schwelgen im Konflikt.
Aggression gegenüber den anderen stärkt wiederum die Gruppenbindung, die Zusammengehörigkeit, der Einsatz im Kampf, in der Auseinandersetzung führt zu engeren sozialen Kontakten in der eigenen Gruppe, Positionen anderer Gruppen werden dabei schnell ausgeblendet und ignoriert. Wird in der Gruppe ein gemeinsamer Feind definiert, stilisiert, schart sich die Gruppe um ihre Führer, innere Probleme, Konflikte treten zurück oder werden unter den Teppich gekehrt, vertuscht, propagierte äußere Feinde nötigen zum Zusammenhalt der Gruppe zum Endkampf in der Illusion, damit innere Probleme wie Konflikte bekämpfen zu können. Es entsteht schnell eine gruppenspezifische Sichtweise auf die Welt, eine Religion mit objektiv gesehen beliebiger Ausprägung, welche in der Gruppe jedoch schnell als die einzig akzeptable Sichtweise wahrgenommen wird, gegen andere aggressiv verteidigt wird. Auf diesem Wege entsteht Ausgrenzung, wer sich auflehnt, wird abgesondert oder beseitigt, andere Gruppen werden bekämpft.

Verschärft hat sich die Situation in der Historie der Menschheit zweifellos, als einige Gruppen seßhaft wurden, Land beanspruchten, Ackerbau betrieben, exklusiv für sich reservierte Vorräte anlegten. Besitz, Anspruch auf Eigentum schafft Potential für Konkurrenz, Machtgefüge, Machtspiele. Um Besitz läßt sich gut konkurrieren, streiten, kämpfen, aus Not oder Lust, das Ergebnis bleibt gleich: eingeschlagene Schädel, Leichenberge.
Umherziehenden Gruppen waren selbstverständlich unterdessen solch feste territoriale Abgrenzungen fremd, im Überschuß vorhandene Nahrungsressourcen wiederum sehr relevant sowie attraktiv. Dabei war es für die Jäger und Sammler nicht unbedingt einleuchtend, warum die Seßhaften so auf ihren im Überfluß vorhandenen Vorräten und Feldern saßen, statt allgemeinen Zugang zu akzeptieren. Diese unterschiedlichen Sichten auf die Welt, Lebensweisen, Bewertungen haben zweifellos aggressive Auseinandersetzungen verstärkt. Derlei Konflikte eskalierten selbstverständlich zügig bei Nahrungsmangel oder ebenso bei Mißernten. Bei solchen Ereignissen ist es schon sehr verlockend, auf die Ressourcen zuzugreifen, welche andere scheinbar im Überfluß gehortet haben. Die bloße abstrakte Macht über andere auszuüben, diese durch den Zugang zu Ressourcen zu kontrollieren, ist natürlich ebenfalls eine Motivation, mit welcher einige in der Runde nur allzu vertraut waren.

Durch Bildung von Staaten hat sich irgendwann festes, territoriales Verhalten verstärkt sowie etabliert, Auseinandersetzungen um Ressourcen sowie Territorien wurden schnell zu Kriegen, bei denen ein guter Anteil der Menschen aufgerieben werden konnte, ein guter Teil von lebenswichtigen Nahrungsressourcen aus strategischen Gründen zerstört wurde, um den Gegnern zu schaden, um diesen Ressourcen zu entziehen. Weniger verfügbare Ressourcen indes erhöhen den Wunsch, noch mehr Konkurrenz abzuschlachten, wozu noch mehr Soldaten statt Bauern, Arbeiter gebraucht werden, was wiederum die Nahrungsressourcen verknappt, weswegen noch mehr Menschen hingeschlachtet werden müssen, der Kampf ums Überleben weiter beschleunigt wird. Krieg schafft abgestumpfte Schlächter, schafft sich selbst jene Not, welche diese Schlächter weiter antreibt, um sich zu schlagen, bis alles zerstört ist, die letzten ermattet nichts mehr finden, weswegen es die Mühe lohnen könnte, weiter zu erschlagen sowie zu zernichten. Krieg ebbt ab, wenn genug Lebendigkeit in Leichenberge verwandelt wurde, wenn genug Ressourcen verwüstet wurden, daß der wenige Rest nicht mehr ausreicht, um die Kriegsmaschinerie weiter anzutreiben.
Dieser Kampf ist natürlich mit wachsendem Wissen sowie technischem Fortschritt über die Jahrtausende sowie Jahrhunderte eskaliert, hat schließlich zu Kriegen sowie Metzeleien mit Millionen von Toten geführt. Gilt es, Massen von Menschen zu zernichten, schafft sich der Menschen Massenvernichtungswaffen, ganz einfach.
Wer will noch Milliarden von Menschen persönlich mit einer Keule den Schädel einschlagen, wenn dies mit ein paar Raketen mit Kernfusionsbomben zu bewerkstelligen ist?

Charakteristisch ist dabei geblieben, daß man die jeweiligen Gegner als minderwertig einstuft, als anders, als unwürdig, um auf diese Weise die Ausrottung der anderen Gruppe zu rechtfertigen als nützliches sowie angemessenes, gar sittliches, löbliches Vorgehen einer Reinigung, Säuberung im Sinne der eigenen Gruppe. Krieg wurde mit der Zeit ja auch immer abstrakter, mußte man sich anfangs noch im persönlichen Kontakt niedermetzeln, den Schädel einschlagen, gab es doch bald Wurfgeschosse, später Gewehre, Bomben, Raketen. Überdies Giftgase, vergiftete Nahrung, verseuchtes Wasser, Bio-Waffen, chemische Waffen, Kernkraftbomben, ferngesteuerte Drohnen, rechnergestützte Kriegstechnik haben sehr abstrakte Wirkung, erhöhen die Distanz zwischen Täter und Opfer, was es obsolet machen kann, Soldaten zunächst abstumpfen zu müssen, damit diese sich gegenseitig sowie beliebige Zivilisten massakrieren. Opfer werden keinesfalls mehr als Menschen gleicher Art sowie Existenzberechtigung angesehen, das Grauen des Mordens wird aus der Ferne nicht mehr reflektiert oder bezweifelt, derart als Computerspiel fällt es leichter, mit einem Knopfdruck hunderte, tausende oder gar Millionen von Menschen zu zernichten.

Ihre Gruppe tendierte so schon in breiter Mehrheit zu der Ansicht, daß kriegerisches, aggressives Verhalten gegenüber Mitmenschen ein tiefsitzender Charakterzug des Menschen ist. Allerdings räumte man gleichfalls Änderungen ein, in Gebieten mit langen Friedenszeiten sowie guter kultureller Entwicklung, einem kaum ausgeprägten Gefälle in der Verteilung der Ressourcen werden Auseinandersetzungen, Konflikte zunehmend abstrakter ausgetragen, die Aggressivität sowie Konkurrenz führt keineswegs gleich zu körperlichen Auseinandersetzungen. Zwischen verschiedenen Interessen wird zunehmend vermittelt sowie ausgeglichen, ein solcher Kampf erfolgt subtiler ohne Blutvergießen. Wo dies funktioniert, wo die Menschen gegenüber anderen Sichtweisen tolerant sowie geduldig sind, Anderssein akzeptieren, sich keineswegs gleich bedroht sehen, dort ist ein Zugewinn an Kultur zu beobachten, es ist deutlich leichter, daß viele Menschen auf engem Raum gemeinsam von den Ressource leben. Durch Populismus, Stimmungsmache, Fehlinformationen indes kann solch eine friedliche Stimmung schnell kippen, die dünnne Kruste an Zivilisation sowie Kultur schnell weggekratzt sein. Zum Vorschein kommt alsdann abermals die rohe Fratze maßloser Gewalt wie Intoleranz, Ignoranz, Dummheit.
Aggressives Verhalten wird hingegen in solch einer Atmosphäre der Kultur zum akulturellen, asozialen Bodensatz einer entwickelten Gesellschaft, zum Zeichen persönlichen Scheiterns. Wer auffällig körperlich aggressiv ist, kompensiert damit in solch einer Gesellschaft nur noch und auch noch vergeblich das eigene Versagen, die eigene dumpfe Dummheit. Allerdings hat jede Gesellschaft die uninformierte, ungebildete, leicht manipulierbare Masse, damit reichlich Potential zum Rückfall in alte, gröbere Verhaltensweisen, welche den gebildeten, schlauen Bürgern irre erscheinen mögen, die dumpfe Masse jedoch aufzuwiegeln vermag, alles zu zerstören, was mühsam gemeinsam aufgebaut wurde.

An diesem Punkt des Diskurses stellte sich nun gleichfalls die Frage, ob derlei Fortschritt in Zivilisation eine rein kulturelle Entwicklung sei oder sich auch quasi evolutionär im Menschsein selbst festsetzen könne, zum Beispiel genetisch als eine Art Weiterentwicklung.
Denn es ist ja gleichfalls umgekehrtes Phänomen zu beobachten. Schnell eskalieren kleinere, gewalttätig begonnene Konflikte, führen wieder wie skizziert zur Verrohung sowie Degeneration von Gesellschaften. Innerhalb weniger Jahre, innerhalb weniger als einer Generation kann die dünne Schicht von Kultur, Friedfertigkeit sowie Toleranz komplett erodieren. Was danach vom Menschen bleibt, ist nicht viel mehr als ein tollwütiges Wesen, was in blindem Haß bereit ist, alles zu zerstören, was erreichbar ist und auch nur irgendwie den Eindruck erwecken könnte, daß andere zu Leistungen fähig sind oder waren, welche man so selbst nie wird erbringen können. Ist erst alles zerstört, was die eigene Nichtigkeit sowie Lächerlichkeit belegt, so lebt es sich in dieser dummen Verrohung doch gleich viel besser als im Schatten von Giganten.

Die Umwelt hat also Einfluß auf den Menschen, auf die ganze Menschheit sowie deren Entwicklung. Natürlich ist es so, daß die Selektion von der Umwelt abhängt. Weil die Menschen ihrerseits ihre direkte Umwelt den eigenen Bedürfnissen anpassen, selektiert dies wiederum langfristig andere Menschen, welche in dieser veränderten Umwelt besser zurechtkommen, diese in Form von mehr Nachkommen erfolgreicher nutzen können. Deren Gene werden in den nächsten Generationen breiter gestreut, in dieser Weise entwickelt sich eine Spezies weiter, paßt sich an die selbst geschaffenen Bedingungen an. Eine lediglich kulturelle Selektion ist natürlich noch schneller als eine genetische, wer sich nicht für die Gemeinschaft angemessen benehmen kann, wird ausgegrenzt, kann nicht teilhaben, wird aussortiert. Ob die derzeitige Industriegesellschaft natürlich jetzt besonders friedfertige oder kulturell besonders interessierte Menschen hervorbringt oder gar solche mit größerer Intelligenz, Selbstreflexion sowie Toleranz, dies wagte man in der Runde doch stark zu bezweifeln, denn Menschen mit solchen Eigenschaften waren nicht unbedingt jene mit vielen Nachkommen. Mit zunehmendem Wohlstand und kulturellem Niveau nimmt ja doch eher die Geburtenrate ab, von daher scheinen dies nicht gerade die Kriterien zu sein, welche genetisch oder evolutionär besonders erfolgreich sind.
Kulturelle Selektion kann indes natürlich sehr schnell kippen, in der Krise und Not besteht ein starker sozialer Selektionsdruck hin zu Verrohung sowie Eigennutz, erfolgreich ist in einer Phase der staatlichen Auflösung, wer seine eigenen Interessen ohne Skrupel sowie Rücksicht auf andere durchsetzen kann. Diese Strategie ist natürlich keineswegs ohne eigenes Risiko, doch dieses persönliche Risiko ist ungleich höher, wenn in solch einer akulturellen Phase nicht skrupellos die eigenen Interessen verfolgt werden. Das Risiko der Gruppe insgesamt nimmt dadurch natürlich drastisch zu, der Selektionsdruck wird sehr groß.

Zudem ist es ja unterdessen keinesfalls so, daß in unserer Gesellschaft alle gut von den Fortschritten profitieren sowie am gemeinsamen Wohlstand gleichsam partizipieren. Damit jedoch spalten sich selbstverständlich schnell Subkulturen sowie Untergruppen ab, welche sich keineswegs mehr mit der Gemeinschaft des Staates identifizieren, sondern sich wieder abgrenzen, aus der eigenen Sicht der Dinge heraus agieren sowie zum eigenen Vorteil agieren, also natürlich insbesondere entsprechend stark auf Kosten der Mitmenschen, welche wiederum entmenschlicht eher als Ressourcen sowie Möglichkeiten oder gar Opfer gesehen werden, die eigenen Umstände zu verbessern, indem man diese Menschen entweder benutzt, betrügt oder ausbeutet, beraubt. Menschen handeln meist keineswegs altruistisch, die Sorge für andere scheint sich wie in alter Zeit eher im besten Falle auf eine kleine Gruppe zu beschränken, zu welcher man sich gehörig fühlt. Diese Neigung zur Bildung kleiner Gruppen mit willkürlichen Identifikationsmerkmalen hält also gleichfalls innerhalb der gewaltigen Gruppen von Staatsgebilden an. Die Anzahl der akzeptablen oder akzeptierten oder akzeptierbaren Gruppenmitglieder scheint begrenzt zu sein, es erfolgt beim Erreichen derartiger Grenzwerte wieder eine Abgrenzung, eine Ausgrenzung oder Spaltung, ein Konkurrenzkampf um Ressourcen sowie Vorstellungen, wie man die Welt zu sehen haben soll.

Die Diskussion setzte sich noch eine ganze Weile fort und irgendwann brachte Marie schließlich überdies die Frage auf, ob es wie in den Werken des Marquis Donatien-Alphonse-François de Sade ausgeführt immer in einen Abgrund der Aggression und Zerstörung führen müsse, wenn man bedingungslos sowie hemmungslos den eigenen Impulsen folge. Hinsichtlich Krieg und Aggression gegenüber anderen sehe es ja so aus, als würde das hemmungslose Ausleben des eigenen Charakters, der tiefsitzenden Merkmale menschlichen Seins nahezu automatisch dazu führen, daß die Welt in Brand gesetzt werden, daß sich alles in Chaos auflöse, wenn erst einmal sämtliche Regeln, Gesetze sowie Konventionen gesprengt und abgeworfen seien, wenn sämtliche Rücksichten vernachlässigt würden, wenn jegliche Toleranz, jedweder Respekt gegenüber Mitmenschen der Durchsetzung eigener Interessen und Bedürfnisse geopfert werde.
Führt die Durchsetzung der eigenen Freiheit prinzipiell in einen Abgrund?
Ist Freiheit der anderen eine inakzeptable Einschränkung eigener Freiheit?
Ist ein Mensch erst wirklich frei, wenn er alle anderen zernichtet, zerstört oder unterjocht hat?
Kann es demnach mehr als einen Freien in einer Gruppe oder Gemeinschaft geben?
Oder endet die eigene Freiheit dort, wo der andere Mensch, dessen Leben sowie Gesundheit beginnt, beeinträchtigt wird?
Gäbe es mehrere Freie in einer Gruppe, wie könnte zwischen konkurrierenden Ideen, Bedürfnissen vermittelt werden, ohne die Freiheit zu begrenzen?
Besser Grenzen setzen, damit friedlich zusammenleben oder sich in freier Konkurrenz gegenseitig zerfleischen?

Nun gab es natürlich ein paar Erwiderungen, welche der Ausübung der eigenen Freiheit einen hohen Stellenwert einräumten. Generell stellte jedoch die überwiegende Mehrheit das Interesse des einzelnen, den eigenen Neigungen hemmungslos und rücksichtslos nachzugehen, in Relation zu den Interessen der anderen. In manchen Fällen führen unterschiedliche Bedürfnisse ja eben zu Konflikten, ein Ausgleich mit Regeln ist folglich anzustreben. Auch bei den Libertines hatten sie ja gewisse Regeln und Konventionen etabliert, um miteinander klarzukommen, obwohl die Bedürfnisse sowie Neigungen, denen hier nachgegangen wird, schon deutlich grenzwertiger und kritischer sind, weil sie eben sehr schnell in die persönliche Sphäre einer anderen Person unmittelbar eindringen, im übertragenen Sinne oder auch wortwörtlich. Gerade bei Aktivitäten im sadistisch-masochistischen Bereich, denen man hier im Anschluß an die Diskussion im ‚Folterkeller‘ nachgehen würde, kommt es selbstredend darauf an, daß gewisse, allerdings flexible Grenzen letztlich eingehalten werden, sonst wäre eine Gemeinschaft völlig unmöglich. Hier gewährleistet ja gerade die Kontrolle sowie der Ausgleich durch die Gruppe ein Ausleben von Bedürfnissen, ohne eine direkte Konfrontation mit der öffentlichen Gesellschaft, dem Staat zu provozieren.

Im weiteren Diskurs wurde jedoch gleichfalls eingeräumt, daß die Impulse sowie Bedürfnisse ja indes keinesfalls immer unbedingt destruktiver Natur sein müßten, selbst wenn dies in den Schriften des Marquis durchaus den Anschein haben mochte. Wenn die Bedürfnisse von Masochisten in gewissem Umfange als selbstzerstörerisch einordnet werden mußten, die von Sadisten und mehr noch Psychopathen jedenfalls als keinesfalls ungefährlich für ihre Opfer, so seien ja ganz andere Ausrichtungen keineswegs ausgeschlossen. Wer sich selbst für die Gemeinschaft aufopfert, dabei hemmungslos seinen Impulsen folgt, ist keineswegs zwangsläufig masochistisch oder selbstzerstörerisch veranlagt, dies wird im Grunde erst dann bedenklich, wenn Mitmenschen diese Neigung ausnutzen und solche Menschen ausbeuten, den für die Gemeinschaft nützlichen Ansatz damit sabotieren sowie letztlich zerstören. Wer lebt letztlich schon selbstvergessen für andere, wenn diese all dies nur in den Dreck treten, nicht zu schätzen wissen, nicht respektieren, Menschen gar für dumm halten, welche etwas selbstlos für die Gemeinschaft tun. Die Konfrontation mit Menschen, welche nur ihren eigenen Vorteil suchen, dafür andere gnadenlos ausnutzen, ist also eher das Problem als das eigene Bedürfnis an sich, selbstlos zu handeln sowie hemmungslos für die Gemeinschaft zu wirken.

Marie brachte ferner noch vorsichtig ins Spiel, daß es ja überdies sogar sehr löblich sei, wenn man jemanden persönlich sehr möge oder gar liebe, diesem Impuls hemmungslos zu folgen, die geliebte Person zu fördern, um deren Glück bemüht zu sein oder besser um das gemeinsame Glück, um eine innige Verbindung. Dem vermochte niemand in dieser Runde zu widersprechen, wenn auch einige Leute erstaunt waren, gerade dies von Marie zu hören, welche allerings doch immer wieder gerne neue Gedanken oder Sichtweisen einbrachte, diese Gruppe regelmäßig durch interessante Gedankengänge bereicherte. Hier hatte sie einfach mal so nebenbei eine ganz andere Perspektive zur Forderung des Marquis aufgebracht, hemmungslos seinen Impulsen zu folgen. Solcherlei Impulse müssen keineswegs zwangsläufig dazu führen, daß die Welt brennt, wenn alle es tun, es kommt jedoch entscheidend auf die Art der Impulse an, wohin diese führen. In dieser Hinsicht wurde sich die Gruppe wieder praktisch einig: Weil ja doch keineswegs die Impulse sowie Ideen oder Bedürfnisse aller altruistisch sind, gerät das Konzept letztlich wieder in eine Schieflage, weil die Altruisten die ersten Opfer jener würden, welche eben ganz andere Impulse haben, welche bloß dem eigenen Vorteil nachgehen, die keinen großen Genuß darin sehen, andere glücklich zu sehen. Zerstörung, Zernichtung, Verwüstung ist so viel einfacher als konstruktives, nützliches Handeln.
Denn wenn man sich selbst als Zentrum des Universums sieht, wie könnte das Glück anderer einen voranbringen?
Wie könnte das Glück anderer das eigene Glück fördern, wenn sich dies nur am eigenen Genuß, der eigenen Macht, dem eigenen Gewinn orientiert?
So hat im menschlichen Charakter sowie in der Gruppe die Liebe doch eigentlich immer die schlechteren Karten. Als zartes Pflänzchen, welches gepflegt werden will, hat sie doch immer das Nachsehen, wenn die wilde Horde der Egoisten darauf achtlos herumtrampelt, hoch zu den süßen Früchten des Egoismus springt, welche es gerade unbedingt zum eigenen Genuß zu erhaschen gilt. Es reicht ja, wenn einige rücksichtslos sind, im Frust über die eigene Leere alles andere mit in den eigenen Abgrund ziehen wollen, um eine ganze Gesellschaft zu zerstören, um alle mit ins Elend zu zerren, welche eigentlich bloß in Ruhe leben und sein wollen.
Die energetisch stabile Lage ist keineswegs oben auf der Spitze sondern unten im Dreck. Alle, die mehr wollen als den letzten Dreck ganz unten im kollektiven Wärmebad zufälliger Diffusion, die unterliegen einer aktiven Dynamik, dem Kampf nach oben auf Kosten der diffusen Masse unten im Dreck. Wenn die Ressourcen begrenzt sind, haben nicht alle oben Platz, deshalb wird eher nach unten getreten, statt allseits geliebt. Diese Erkenntnis ist profan. Fördern tut jemand doch allenfalls jene ausgewählte Gruppe, zu welcher diese Person sich gehörig fühlt oder von welcher diese sich selbst dadurch noch größere Vorteile verspricht, letzteres ist allerdings keine Liebe, vielmehr Kalkül zum eigenen Profit. Die selbstlose Liebe ist in einer dynamischen Gesellschaft begrenzter Ressourcen ein riskantes Spielchen, kann man machen, aber man darf sich auch keineswegs wundern, wenn man dabei auf die Nase fällt.

Die Diskussionsrunde schloß bald, die ersten brachen auf in den ‚Folterkeller‘, um den praktischen Teil des Abends zu beginnen.
Marie hatte es keineswegs eilig, sie saß noch etwas mit Lotte und Thomas. Lotte in ihrer sensiblen Art hatte durchaus gemerkt, daß in Marie etwas Besonderes vorging. Auch Thomas wirkte interessiert.
Lotte fragte nach: „Marie?
Hemmungsloser Impuls zur Liebe?
Was ist los?
Welch spannende Begegnung ist dir widerfahren?“
Thomas lachte, ergänzte: „Ja, das habe ich mich gerade auch gefragt.
Hat es unsere Marie erwischt?
Hemmungslose Gefühlsduselei sowie ausufernde Emotion und Irrationalität?“
Marie machte eine vage Geste mit ihrer Hand, lächelte vorsichtig, erwiderte: „Naja, ich habe da jemanden Interessantes kennengelernt, wir haben Freundschaft geschlossen …“
Thomas grinste: „Ja, klar, Freundschaft!“
Lotte indes klopfte Marie sanft auf ihre Schulter: „Das klingt doch nach einen schönen Entwicklung.
Magst du mehr erzählen?
Etwa jemand von dieser Partnerbörse im Netz, wo du dich umgesehen hast?“
Marie schüttelte den Kopf, führte aus: „Dort nicht, diese Institution war ja ganz unterhaltsam sowie abwechslungsreich, ich habe mich mit einigen Herren gut unterhalten, einigen so oder so zugesetzt, weißt du ja, da war allerdings letztlich nichts dabei.
Nein, etwas überraschend habe ich mich in der Mensa mit einer netten Erstsemesterstudentin angefreundet.“
Thomas war überrascht: „Studentin?
Diese Entwicklung kommt jetzt allerdings schon etwas unerwartet.
Aber gut, bei dir muß man mit allerhand rechnen.“
Sie lachten alle drei, Marie erzählte daraufhin weiter: „Also ja, etwas überraschend kam diese Empfindung spontaner Sympathie durchaus. Ich hatte indessen vor einiger Zeit ja schon einmal ein interessantes Erlebnis beim Selbstverteidigungskurs. Dabei war eine junge Dame, welche mich schon beschäftigt hat, das blieb allerdings selbstverständlich ein Tabut als jugendliche Kursteilnehmerin, ich als Übungsleiterin hätte da ja nicht einfach so süße junge Früchtchen naschen dürfen. Selbst bei erwidertem Interesse hätten wir beide noch Probleme bekommen.
Dieser Zwischenfall – nennen wir diese Sensation eimmal so – hat mir schon ein gewisses Gefühl dafür gegeben, daß ich hinsichtlich möglicher Partner vielleicht doch keineswegs geradlinig bloß auf Männer festgelegt bin, sondern etwas flexibler sein könnte. Nach dem Motto Versuch macht kluch! kann es ja nicht nur nicht schaden, sondern es bringt einen vielleicht zu neuen Erkenntnissen sowie Einsichten, wenn man mal etwas anderes probiert, insbesondere, wenn die bisherigen Bemühungen zu einem bestimmten Thema ja keineswegs wirklich von innigem Erfolg gekrönt waren.
Nun, was kann ich sagen, als ich sie, ihr Name ist Inken, in der Mensa sah, bald darauf angesprochen habe, hat es mich doch etwas erwischt, ich war gleich sehr fasziniert von ihrer Lebendigkeit sowie Fröhlichkeit. Sie ist ganz anders als ich, obwohl wir gleichwohl ein paar Gemeinsamkeiten haben, indes, es ergänzt sich eben auch viel. Die Lebendigkeit, die Quirligkeit ist ein gewisses Problem für sie, weil es ihr damit schwerfällt, aufmerksam eine Vorlesung zu verfolgen oder organisiert zu arbeiten sowie zu lernen. Gut, da kann ich natürlich prima helfen, habe es sogleich getan. Gleichzeitig genieße ich allerdings, wie sie ist, ich nenne sie auch meinen Sonnenschein, weil sie meine Finsternis so erhellt.“

Lotte klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter: „Das klingt doch wirklich gut, wie du sprichst, dabei schaust, ich denke, es hat dich wirklich getroffen.
Ha! – Marie ist verliebt!
Daß wir das noch erleben dürfen!
Ein zartes Mädchen ruckelt an deinem Sockel der Unerschütterlichkeit – uiuiui!“
Marie nickte: „Naja, jaja, naja, wir haben also Freundschaft geschlossen, verbringen Zeit miteinander. Natürlich habe ich keine Idee, ob von ihrer Seite aus Interesse an mehr besteht, daher war ich erst einmal vorsichtig, um sie nicht zu verschrecken, aber der Druck wird immer größer …“
Thomas lachte: „Oh Marie, Marie, unter Druck geraten, in emotionaler Bedrängnis sowie etwas hilflos, unentschlossen – daß wir das einmal erleben dürfen. In der Tat, eine komplett überraschende Wendung in diesem Kreise der Schwerenöter besonderer Ausprägung. Du bist doch der Fels, auf welchem wir mittlerweile unsere Gemeinschaft gebaut haben.
Nun bringt dies das zarte Lächeln eines Mädchens zum Erschüttern?
Diesen Dom der Ausgeglichenheit sowie Kontemplation?
Dennoch ich bin mir sicher, du wirst das schon passend drehen und wenden. Bist doch sonst ganz geschickt darin.“
Lotte stupste Thomas scherzhaft an, meinte: „Na, nun sei mal nicht so. Wenn es eben wirklich um etwas geht, bekommt selbst Marie mal weiche Knie, das ist doch ganz normal. Wenn die Gefühle Purzelbäume schlagen, wird einem eben etwas schwindelig sowie mulmig. Gehört dazu, ist perfekt. Wenn alles einfach oder gewiß wäre, wäre das Leben doch sooooooo langweilig.“
Marie lächelte zaghaft: „Na, schönen Dank auch für den netten Zuspruch, ihr beide.“
Lotte stupste nun ebenso Marie scherzhaft an, erwiderte: „Och, genieße das doch einfach einmal, einmal Kontrollverlust, Verzicht, immer gleich alles im Griff zu haben, stattdessen etwas ins Schwimmen geraten …“
Marie versuchte abzulenken: „Apropos, was ist eigentlich mit deinem holden Schwarm, läuft das jetzt oder nicht?
Schwimmst du schon oder schmachtest du noch in Trockenübungen?“
Lotte grinste ganz zufrieden: „Ja, kann ich gleich noch erzählen, jetzt allerdings nicht vom Thema abschweifen.
Also was ist nun mit Sonnenschein, hast du einen Plan?
Wie willst du dir den Sonnenschein einfangen, für dich gewinnen?“
Marie brummte, meinte dazu etwas unsicher: „Naja, ich habe einen ungefähren Entschluß gefaßt, einen groben Plan. Morgen will ich mit ihr im Dämmerlicht durch den Park, ihr etwas Angst vor wilden Gestalten machen, wenn sie sich daraufhin ängstlich an mich schmiegt, tröste ich sie lieb, umarme sie, gebe ihr das Gefühl von Sicherheit sowie Geborgenheit. Wenn sie darauf gut reagiert, lege ich eben vorsichtig nach, vielleicht sogar stürmisch, je nachdem wie die Stimmung ist, was ich spontan meine, was richtig sein könnte. Ich halte es jedenfalls nicht mehr aus. Es muß was passieren.
Ich muß etwas riskieren!“

Thomas atmete tief durch, meinte dazu: „Das klingt doch schon eher nach dir!
Ich denke, du wirst auch diese persönliche Herzensangelegenheit schon geregelt bekommen, deinen kleinen Sonnenschein fangen, dich schon bald innig an ihr wärmen, daß euch beiden schnell richtig heiß wird.
Du bist klug sowie geschickt, da wird sich doch solch eine kleine Erstsemesterstudentin deinem Willen und Begehren nicht entziehen können!“
Marie lächelte: „Das ist für mich allerdings kein Spiel, ein Sonnenschein ist sie ja nur, wenn sie sich wohlfühlt und glücklich ist, das ist ein zartes Pflänzchen, welches man nicht knicken darf, sonst ist es hin. Dies wiederum wäre eine Katastrophe, ein fatales Scheitern. Derlei würde mich komplett fertigmachen, wenn ich diese Chance nicht bloß vermurksen würde, sondern Inken auch noch deswegen leiden müßte oder gar in einen finsteren Abgrund fallen würde.
Nein, ich muß mit ihr vorsichtig sowie sanft umgehen, sie dabei in ihren eigenen Bestrebungen fördern, mich daran erfreuen, wie lebendig, quirlig und glücklich sie ist. Ohne ihr Glück hat meine Intervention keinen Sinn, daher kann ich sie keinesfalls einfach brechen, dominieren, bis zu ihrer Selbstaufgabe manipulieren, ich würde damit ja gerade verlieren, was ich mag, was ich an ihr liebe.
So grüble ich also und meine Ausgeglichenheit ist etwas dahin. Es baut sich zunehmend Unruhe in mir auf.
Ich glaube, ich muß heute Abend unten im Folterkeller noch etwas Dampf ablassen!“
Dabei ballte sie eine Faust, machte eine Bewegung, als würde sie damit eine imaginäre Peitsche knallenlassen.
Lotte hob scherzend sowie mahnend den Finger: „Bei mir läßt du den Dampf aber nicht ab!“
Thomas lachte, war sich sicher: „Oh, da werden sich schon Interessenten finden, welche gerne mal von Marie in die Mangel genommen würden, wirst schon sehen, wie das flutschen wird, vielleicht bilden sich gar Schlangen für eine kleine Abreibung sowie eingehende Behandlung von Marie. Dabei könnte es ja heute noch turbulent hergehen, wenn Marie richtig aufdreht.“
Marie und Lotte lachten mit, Marie meinte anschließend: „Na, wir werden sehen.“

Thomas fragte sie: „Sag mal, meinst du, du bekommst das hin, ganz lieb und nett mit deinem Sonnenschein?“
Marie schaute ihn an, runzelte kurz ihre Stirn: „Traust du mir ein solches Verhalte nicht zu?
Hast du Zweifel, daß ich auch mal nur nett sein kann?“
Lotte schmunzelte, klopfte Marie sanft auf ihre Schulter: „Ach was, wie kommst du da drauf, daß wir zweifeln könnten, du bist doch unsere Netteste!“
Thomas ergänzte: „Deine Emotionalität sowie Sensibilität, dein Einfühlungsvermögen hat doch die Durchschlagskraft eines Vorschlaghammers, wie könnten wir da zweifeln?“
Sie lachten alle drei vergnügt, Thomas allerdings führte seinen Gedanke noch weiter aus: „Naja, dein Umgang mit Männern ist schon etwas robuster, warum sollte es mit deinem Sonnenschein Inken auf Dauer anders laufen?“
Marie nickte nun mit ernsterer, gleichfalls etwas unsicherer Miene: „Ja, das mit den Männern stimmt wohl. Vielleicht kommt auch daher mein neuer Ansatz. Das Verhältnis zu Männern ist keineswegs so unproblematisch, ich will immer alles kontrollieren, das richtige Vertrauen will nie kommen. Gut, uns beide verbindet ja mehr ein freundschaftliches Band, sobald dies inniger, intimer wird, ist es nicht mehr so einfach, gut also für dich, daß unsere Freundschaft so gut läuft.
Vielleicht hat meine Kindheit Vertrauen zu Männern verdorben.
Vielleicht brauche ich auch einen Ausgleich, eine Zuflucht, sicher jemanden, der meine innere Finsternis erhellt sowie erwärmt.
Vielleicht muß ich mich selbst sowie insbesondere das Monster tief in meinem Kopf auch ein wenig quälen und peinigen, damit ich darauf insbesondere bei Inken komplett verzichten kann.
Ich weiß ja nicht, ob es mit uns klappen kann, ich hoffe bloß, sehe Chancen oder eher vage Hoffnungen. Meine Gefühle für sie sind klar und innig, ohne Zweifel oder Bedenken.“
Lotto hakte nach: „Und Inken?
Wie steht es um sie und ihre Gefühle für dich?
Wird sie dich vielleicht peinigen, dominieren wollen?“
Marie schüttelte lächelnd den Kopf, antwortete heiter: „Oh, mein Sonnenschein würde mich niemals peinigen, jedenfalls niemals mutwillig oder absichtlich. Ich glaube schon, als sie so hibbelig sowie hektisch war, hat sie bestimmt einige Leute sehr genervt, indes, das ist auch das einzige – und das stört mich nicht, ich erfreue mich eher an ihrer unbekümmerten, wilden Lebendigkeit. Sie ist so wunderbar quirlig und fröhlich, ich wäre schön blöd, wenn ich das unterbinden, unterdrücken würde, sie in ihrem Sein verkrüppeln, derart so lieb, zart und harmlos wie sie ist, ist sie wohl gar nicht dazu fähig, Menschen mutwillig oder bewußt zu manipulieren oder zu quälen, sie ihrem Willen zu unterwerfen, das ist nicht ihre Art. Ich würde gleichfalls kategorisch verneinen, daß sie Anlagen dazu hätte, devot oder dominant zu sein, sie ist einfach der ungebändigte, strahlende Sonnenschein, eine Urgewalt.
Solchen Sonnenschein gilt es nicht zu fangen, den gilt es zu genießen, wenn er auf einen fällt.
Solche Urgewalt gilt es nicht zu bändigen, man muß sich mit ihr fortreißen lassen, um zu leben!
Aber genug davon, das muß sich noch entwickeln, hoffe ich wenigstens. Daß ich das nicht einfach so mit meiner Erfahrung, meinen Kniffen sowie meinen sonstigen Methoden in den Griff bekomme, ist schon etwas beunruhigend, indessen gleichzeitig kribbelnd aufregend.
Das ist unerforschtes Neuland, balancieren auf schwankendem, unsicheren Grund, bedenklich sowie sehr spannend!
Nun gut, mehr davon demnächst. Ich denke, sie warten unten wohl schon auf uns.
Erst erzählt Lotte jedoch noch kurz über ihren Schwarm!“

Lotte war einverstanden, erzählte kurz, daß sie den Burschen wirklich erneut getroffen habe, beide einen sehr vergnüglichen Abend sowie eine erbauliche Nacht miteinander verbracht hätten. Als Nachschlag hätten sie die erbaulichsten Sachen am nächsten Abend gleich noch einmal wiederholt sowie variiert. Lotte strahlte, führte noch weiter aus, daß sie den Burschen noch öfter treffen würde, derzeit schon sehr genießen würde. Er sei schon stark, gleichfalls etwas dominant, allerdings keineswegs im extremen Sinne, sie mochte seine Art, die Kontrolle zu übernehmen, im Sinne beider Beteiligten zu entscheiden sowie zu agieren, ohne sadistische Tendenz, sich durchaus kümmernd, jedoch entschieden vorgehend, kein Weichei, allerings ebenfalls durchaus rücksichtsvoll im praktischen Umgang. Das alles tue ihr gut, sie habe ferner keinesfalls das Gefühl, von ihm vollkommen vereinnahmt zu werden, er gehe auf sie sowie ihre Bedürfnisse ein, diese Strategie bekomme ihr sehr gut. So sei sie also dankbar, ermuntert worden zu sein, hier am Ball zu bleiben, ihr gehe es richtig gut.
Marie und Thomas klopften ihr begeistert auf ihre Schultern, anschließend zogen alle drei ab in den ‚Folterkeller‘.

Inkens Kommentar

Die Diskussionsrunde der Libertines stelle ich mir durchaus ganz interessant vor. Indessen, ich habe ja sowieso genug zu tun mit meinem Studium, muß mich hüten, mich keinesfalls irgendwie zu verzetteln auf zuviele Interessen. Selbst heute, wo ich davon weiß, was Marie am Donnerstag Abend so unternimmt, bin ich zwar neugierig, jedoch wiederum keineswegs so sehr, daß ich unbedingt dabei sein müßte. Ich verstehe wohl, daß Marie gleichfalls mal etwas Zeit für sich braucht. Hätte sie mir zu dem Zeitpunkt allerdings offenbart, zu welch einer Gesellschaft sie da Kontakte pflegt, ich wäre schon sehr erschrocken sowie verunsichert gewesen. Weil Marie ja ebenfalls dazugehört, hätte mich ihre Gruppenzugehörigkeit umso mehr verunsichert, denn damit hat sie ja gewisse Neigungen, welche gar nicht offenbar werden, wenn wir zusammen sind. Gut, daß sie Menschen manipulieren kann, führen, das habe ich natürlich bemerkt, allerdings auf mich bezogen war diese subtile Führung doch immer sehr freundlich sowie keineswegs besonders dominant oder sadistisch, von daher wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, was in Marie schlummert. So im Rückblick war es schon gut, daß Marie sich nicht darüber ausgelassen hat, derlei Informationen hätten bloß alles noch mehr verkompliziert.

Was sie ferner mit Lotte und Thomas plauderte: Oh – meinetwegen hätte sie schon mehr riskieren dürfen, gleich als wir bei mir waren, Pullover probiert sowie getauscht haben, da standen wir doch schon so dicht vor dem Spiegel aneinandergeschmiegt.
Oh, hätte sie da zugegriffen, mich an sich gezogen sowie umarmt, wie hätte ich derlei angenehme Annäherungen genossen.
Aber ich habe es ja selbst nicht riskiert, kann mich also über ihre Zurückhaltung nicht wirklich beschweren.
Andererseits ist Marie viel entschlossener, weiß, was sie will, geht ihren Weg.
In diesem Falle zögerte sie, ausgerechnet bei mir. Vielleicht liegt diese Zurückhaltung indes gerade daran, wie sehr sie mich mag, daß sie bei mir nichts riskieren wollte, keinesfalls allein bestimmen, kontrollieren will. Immerhin hat sie ja an diesem Donnerstag Abend nun einen Entschluß gefaßt, während ich allein daheim war, mich bloß sehnte, statt wie sie etwas zu planen.

Maries Kommentar

Die Situation war an dem Tag sowie die Tage vorher eigentlich gleichfalls bereits wirklich sehr irritierend. Ich wußte irgendwie tief in mir drin längst, daß ich etwas unternehmen mußte, ich hatte jedoch bislang keine Idee, wie ich ohne großes Risiko weiterkommen könnte, denn die Freundschaft mit Inken wollte ich keinesfalls riskieren. Andererseits wurde der innere Druck, das Begehren immer größer, sie in den Armen zu halten, an mich zu drücken sowie ihre Wärme, ihre Lebendigkeit innig zu genießen, sie zu verwöhnen sowie zu liebkosen.

Die Meditation ist mir unter diesem Aspekt keinesfalls so leichtgefallen, ein weiteres Alarmsignal, daß bei mir wirklich etwas aus dem Gleichgewicht geraten war, Inken wirklich etwas losgetreten hatte, ich endlich aktiv werden mußte. Aber vielleicht war es diese Unruhe, welche ich gerade brauchte. Inken hatte mich aufgeweckt, belebt, nun war ich verblüfft über diese faszinierende Entwicklung. Nichts war mehr so einfach zu durchschauen, so logisch zu organisieren, meiner Sichtweise unterzuordnen oder mit einem Lächeln abzutun. Nun mußte ich handeln, in einer Weise, welche mein Leben ändern sollte.

Natürlich war dieser Einfall eine blöde Idee, es mit diesem Grusel-Ansatz zu probieren, solch eine Manipulation gehörte indes eben zu meinem gängigen Repertoire. Ich hatte Inken als zart sowie sensibel erkannt, daher setzte ich schon darauf, daß man sie leicht verunsichern konnte. So wollte ich sie in meine Arme treiben. Statt einfach ehrlich meinen Zustand zu bekennen, wollte ich tricksen. Dies Ansinnen war eigentlich unangemessen, jedoch in dem Moment das, was mir möglich war. Ich war zu verblüfft, derart verunsichert zu sein, es hatte mich erwischt, ich wollte mich gar nicht davor retten oder in Sicherheit bringen, ich wollte einerseits mehr davon, wollte es allerdings gleichfalls zugreifen, dadurch irgendwie die Situation fast wie gewohnt unter Kontrolle bringen.
Diese Vorstellung ist natürlich eine Illusion, eine Person, welche man liebt, kann und darf man nicht unter Kontrolle bringen, denn was bliebe alsdann zu lieben, wenn man diese Person manipuliert?
So halbwegs war mir das durchaus klar, deshalb hoffte ich, mich irgendwie halbwegs passabel durchzumogeln, durchzuwurschteln, wo ich keinen klaren, sauberen Weg sah. Ich wollte in jedem Falle eine glückliche Inken, ich wollte daran allerdings ebenfalls innig teilhaben. Prinzipiell hatte der erste Aspekt erste schon größeres Gewicht, ich spürte indes gleichfalls einen mächtigen inneren Druck.

Inwieweit da meine dunkle Seite, mein Monster wirklich mitspielte sowie mich auf blöde Ideen brachte, kann ich nicht sagen. Immerhin hatte ich Inken ja die Tage vorher sogar heimgebracht, um sie vor zweifelhaften Begegnungen zu bewahren, obwohl solche Begegnungen natürlich auf ihrem normalen Weg sehr unwahrscheinlich waren. Da war ich jedenfalls so besorgt und fürsorglich.
Nun also sollte es eine Schauergeschichte sein, welche mich näher an mein Ziel bringen sollte?
Eine wirklich blöde Idee, wir werden indessen sehen, wie es weitergeht.

Bemerkenswert ist jedenfalls ebenfalls, daß Lotte und Thomas meine Befindlichkeit erkannten. Gut, bei Lotte ist dieses Vermögen eigentlich keineswegs so verwunderlich, sie ist sehr einfühlsam und erkennt sehr viel. Weil es mich derart vom Hocker gehauen hat, mußte dieser Umstand natürlich auch besprochen werden. Dafür eignen sich beide wirklich sehr gut.

Nun, daraufhin hatte ich eben Lust, richtig Dampf abzulassen sowie aktiv zu werden. Dafür ist der ‚Folterkeller‘ natürlich genau richtig. In meiner ausgeglichenen Art halte ich mich sonst eher zurück, leite eher an, mahne und schaue, daß niemand überzieht. Man respektiert mich und folgt, wenn ich meine, daß jemand genug hat.
Was jedoch, wenn ich mal richtig aufdrehe?
Wenn ich selbst überdrehen würde?
Würde mich dabei jemand zurückhalten?
Nun, ich habe Zweifel, deshalb muß ich stets die Kontrolle behalten, selbst wenn ich mal etwas Druck ablassen muß.

Entscheidungshilfen

In gewohnt eleganter, geschmeidiger Weise ging Marie die Treppen hinunter, Lotte und Thomas folgten. Unten angelangt nahm Marie beiläufig eine solide gefertigte Peitsche aus dem Vorrat, dieses Mal eine sogenannte neunschwänzige Katze, zog deren Enden an den Griff, hielt sie dort fest, ging damit in zudem stolzer Haltung wie mit einem Zepter einer Königin durch den Keller, begutachtete, was für heute vorbereitet war. Einige der anderen hatten bereits begonnen, einige Personen waren bereits fixiert, andere hatten ferner nun eine besondere Bekleidung sichtbar gemacht sowie zur vollen Geltung gebracht. Der sogenannte ‚Folterkeller‘ besteht zunächst aus einem größeren Raum, in welchem mehrere Personen ihren Aktivitäten nachgehen können.

Für diese Aktivitäten gibt es hier überdies einige einschlägige Möbel sowie Befestigungsmöglichkeiten. Von diesem Raum aus sind ebenfalls einige Einzelzellen einsehbar, einige davon sehr klein, so daß Insassen darin nur sitzen, hocken oder knien können, andere etwas größer sowie mit besonderem Mobiliar ausgestattet. Diese Zellen sind jedenfalls alle von diesem Hauptraum aus einsehbar, weil die Türen aus Eisengittern, Drahtgeflecht, Stacheldraht oder gar Nato-Zaum bestehen, wobei bei den betroffenen Zellen Stacheldraht oder Nato-Zaundraht derart angebracht ist, daß die Insassen davon abgehalten werden, die Standhaftigkeit sowie Festigkeit der Tür ernsthaft zu prüfen, während man sich von außen kaum versehentlich daran verletzen kann.

Über zwei Gänge kann zu weiteren Verliese gelangt werden, welche zwar von den Gängen aus einsehbar sind, nicht jedoch vom Hauptraum aus. In diesen Zellen gibt es weiteres spezielles Mobiliar sowie diverse Hilfsmittel für die peinliche Behandlung von Opfern durch interessierte Zuchtmeister und Dominas. In diesen Räumen kommt diesen letzteren insofern besondere Verantwortung zu, als ihr Handeln kaum von der Gemeinschaft überwacht werden kann. Personen, bei denen in dieser Hinsicht mehr Bedenken aufkommen, hielten sich immer im Hauptraum auf, standen bei ihren Aktivitäten daher in gewissem Umfange deutlich stärker unter Beobachtung. Ebenso Opfer, welche sich unter solcher Kontrolle wohler und sicherer fühlen, hielten sich bevorzugt in diesem Hauptraum auf. Dafür haben die einzelnen Verliese natürlich eine etwas intimere Atmosphäre, welche manchen Personen mehr liegt, um den Neigungen zu zweit oder zu dritt oder gar zu viert freieren Lauf zu lassen. Insofern ist der ‚Folterkeller‘ weiträumig, großzügig ausgestattet, bietet dieser speziellen Gemeinschaft reichlich Spielraum für abwechslungsreiche, eindringliche Interaktionen, welche unter die Haut gehen, intensiv einwirken können.

Marie schritt zunächst die besetzten Stationen sowie Zellen des Hauptraumes ab, gab hier oder da einen Tip oder Hinweis oder sprach scherzhaft ein aufmunterndes oder aber auch mahnendes Wort, kontrollierte genauso sorgsam Fixierungen bei Opfern, welche sich auffällig bewegten oder gar versuchten, sich etwa trotz Knebelung irgendwie bemerkbar zu machen. Marie hatte Routine, konnte so leicht auf mögliche Mängel und eventuell unbeabsichtigte Mißgeschicke hinweisen oder nachfragen, manchmal zog sie unterdessen wiederum nach sowie fester, wo ihr die Fixierung etwas zu nachlässig oder nachsichtig erschien, was oft unmittelbar mit heftigem Stöhnen der Opfer bekräftigt wurde. Sie wechselte hier und da ein paar Worte, zeigte gleichfalls mal etwas zur Verwendung, gab beherzt ebenso mal ein Beispiel mit entweder der neunschwänzigen Katze oder dem aktuellen Werkzeug der peinlichen Behandlung an der jeweiligen Station, munterte damit gleichsam zum regen Tun weiter an. Das lief alles sehr locker ab, wobei Marie den jeweiligen Zuchtmeister oder die jeweilige Domina respektvoll behandelte, dem jeweiligen Opfer nur so viel Beachtung schenkte, als es zur Kontrolle der Knebelung notwendig war oder eben der Übung der peinlichen Behandlung dienlich sein konnte. Opfer stehen keineswegs im Mittelpunkt, diese müssen sich als Staffage fühlen, als Mittel zum Zweck, als bloß nebensächliches Ac­ces­soire in einem Gefüge mit komplett anderen Schwerpunkten des Interesses.

Anschließend führte Maries Kontrolle in den einen Gang hinein, dort schaute sie bloß gleichmäßig voranschreitend in die Zellen, wurde bemerkt, es wurde ihr respektvoll zugenickt. In eine Zelle wurde sie gar eingeladen, worauf sie einging, auf eine höfliche Bitte hin etwas erläuterte sowie als Zugabe gleich eine kurze, praktische Unterweisung in der peinlichen Behandlung eines Opfers durchführte, den Zuchtmeister nachmachen sowie üben ließ, wieder vorführte, Hinweise zur präzisen, wirkungsvollen Ausführung gab, ferner auf Stellen hinwies, welche besonders empfindlich sind, also je nach Zweck der Aktivität folglich entweder ausgespart werden sollten oder nach einer gewissen Aufwärmphase sowie Annäherung mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht werden konnten. Ihre Ausführungen, Anleitungen erfolgten ruhig, ohne jegliche Hast, konzentriert, bestimmt. Dabei blieb keinerlei Raum für Zweifel am Sinn oder Inhalt ihrer Einlassungen. Hier war kein Ort für Diskurse, dies war die Zeit praktischer Durchführung, Führung.

im Weiteren verließ sie das Verließ wieder, ging nach einverständigem Nicken in eine weitere Zelle, nahm hier eine Kerze, prüfte die Temperatur des heißen Wachses erst auf eigener Hand, um danach ihren Teil mit in die gerade begonnene peinliche Behandlung mit einfließen zu lassen, ihre Tropfen heißer Leidenschaft beizutragen. Als sie sah, daß es gut war, die Angelegenheit hier richtig in Fahrt kam, nickte sie wieder gelassen, stellte ihre Kerze beiseite, setzte ihren Rundgang fort, wobei sie sich hier und da wieder etwas mehr Zeit nahm, sich am Geschehen etwas beteiligte, allerdings lediglich unterstützend, ergänzend oder mit Rat und Tat in der korrekten sowie effektiven Behandlung unterweisend.

Irgendwann war sie wieder im Hauptraum und wies wortlos auf einen bislang an der Wand reglos stehenden Herren, welcher sich sogleich hinkniete, sich unterwürfig mit den Unterarmen abstützte, derart mit dem Rücken eine improvisierte Bank darbot, auf welche sich Marie ganz gerade setzte. Sogleich eilten Bernd und Thomas mit Wasserschalen sowie Handtüchern und weiteren nützlichen Hilfsmitteln herbei, um ihr längst zum Ritual gewordenes Werk zu beginnen.

Marie streckte lässig die freie Hand aus. Bernd, welcher nun neben ihr kniete, begann gleich mit einer Maniküre, welche ihm als Handfetischisten großen Genuß bereitete. Besonders Maries Hände hatten es ihm angetan, darin war er ganz vernarrt, freute sich bereits die ganze Woche darauf, diese pflegen zu dürfen. Thomas hingegen kniete nun vor Marie, zog vorsichtig Schuhe sowie Strümpfe aus, widmete sich leidenschaftlich sowie mit voller Konzentration und Hingabe der Pediküre, denn als allerdings nur leichter Fußfetischist liebte er es, Maries Füße zu pflegen sowie zu liebkosen.
Weil Marie natürlich von diesen Passionen längst wußte, ihr gleichfalls klar war, daß man sich auf sie verließ und sich darauf freute, sich dieser Aufgabe einmal in der Woche widmen zu dürfen, tat sie den beiden diese Freude, ihrem Drang nachgehen zu dürfen. Natürlich hatte sie sich gerade deswegen unterdessen zuvor daheim gut vorbereitet sowie gepflegt, um den beiden keinesfalls wirklich den Triumph zu gönnen, bei ihr ernsthaft etwas zu tun zu bekommen. Natürlich hatte sie selbst aber nur eine Grundreinigung vollzogen, überließ beiden gerne die Details sowie die angenehme, vorsichtige Pflege und Massage. Letzte kann ja ohnehin erst genossen werden, wenn sie von anderen mit echter Leidenschaft sowie Hingabe vollzogen wird, wenn im Vibrieren ihrer Finger beim Kontakt die Lüsternheit der Einlassung spürbar wird. Zur Motivation, Bestätigung oder Anregung ließ sie nur gelegentlich einmal die Peitsche locker über diese oder jene Schulter herschleichen, um damit zu zeigen, daß sie diese Aufmerksamkeiten sorgsam beobachtete, wohlwollend duldete, jedoch ebenso Präzision sowie Disziplin dabei einforderte. Dieses Ritual war also im Grunde eher symbolisch, Kontrolle eher eine soziale Konfiguration oder Konstellation, eine geistige Konstruktion, welche funktioniert, weil diese von allen Beteiligten vorbehaltlos als alternativloses Faktum verinnerlicht ist.

Gleichzeitig galt Maries Aufmerksamkeit dabei dem weiteren Geschehen im Raum, ob so weit bei den kritischeren Kandidaten alles korrekt ablief, ob alle Opfer noch wohlauf, respektive in einem akzeptablen Zustand waren. Daß sie mehr oder weniger die Aufsicht auf diese Weise führte, hatte sich so mit der Zeit eingeschliffen. Alle respektierten sie ohne Diskussion oder geringste Zweifel, daher brauchte es nur wenig von ihr, damit alles wieder in wohlgeordneten Bahnen verlief, was kurz zuvor noch aus dem Ruder zu laufen drohte. Diese Position der Autorität in diesem Ritual und Spiel hatte sie eigentlich nur aufgrund ihrer Persönlichkeit eingenommen, mitnichten aufgrund einer besonderen Stellung in der Gruppe. Autorität folgt aus Persönlichkeit sowie Auftreten, umgedreht ebenso aus bedingungsloser Akzeptanz. Darauf sind ganze Königreiche gegründet. Niemand dominiert allein aus sich heraus, dabei geht es immer um einen ergriffenen sowie anerkannten Status in der Gruppe. Niemand hatte sie geradezu in diese Position gedrängt, diese hatte sich mehr oder weniger von selbst so ergeben und alle waren zufrieden damit, für Marie war es jedenfalls in Ordnung, wenn es sie eigentlich auch mitnichten besonders drängte, immer die Oberaufsicht zu haben, alles aufmerksam im Blick haben zu müssen. Kontrolle war indes doch ihre Sache, derart ausgeübt, lediglich durch Autorität, kleinen Gesten, per Respekt, Unterordnung der Gruppe, fand allerdings durchaus ihr Wohlwollen, Gefallen. Manche Menschen drängt es zur Führung, in einer Hierarchie aufzusteigen. Marie nahm eher mit Demut ihre Rolle an, ebenso ihre eigenen Charaktermerkmale, welche sie dazu prädestinierten anzuführen, in diesem Sinne Macht auszuüben, verehrt zu werden, Huldigungen zu empfangen, Unterwerfungen zu akzeptieren.

Sie mußte viel sehr genau im Blick haben, nachvollziehen sowie verstehen, obwohl sie anders als etwa Lotte sicher keineswegs besonders einfühlsam war. Sie kannte indes eben den Schmerz. Sie hatte ferner viel gelernt, wie mit den Gerätschaften umzugehen ist, welcher Schmerz aus welcher Aktion folgt, was erträglich war, wie ein gewisser Effekt zu erreichen ist, wie die Konstitution von Kandidaten der peinlichen Behandlung gut abzuschätzen ist, was zu weit ging, jedenfalls in dem Sinne, daß ja alle Anwesenden morgen wieder unauffällig ihrem normalen Leben nachgehen wollten. Deshalb war folglich allseits Augenmaß sowie Mäßigung gefragt. Marie kam mit ihrer Position nun eben die Rolle zu, daran gegebenenfalls zu erinnern. Kontrollverlust, Ausraster waren dabei im Grunde nicht drin, wären sicherlich jedoch in der Gruppe bei ihr als besonderes Ereignis, als überraschender Höhepunkt einer Sitzung akzeptiert wurden. Gerade heute kitzelte die Peitsche in ihrer Hand in diesem Sinne, sich selbst gleichfalls mal eine Auszeit zu gönnen, ihrem Monster nun etwas Auslauf zu gönnen.

Nun gibt es unter den Libertines ein paar mehr Leute, welche masochistische Neigungen haben, als solche mit sadistischer Neigung, Thomas etwa ist demgegenüber flexibel einsatzfähig, allerdings im Moment beschäftigt, wenn er sich um seinen Fußfetisch kümmert. Von daher gehen die Zahlen nicht genau auf, so daß dieser oder jener Sadist entweder mehrere Opfer hat oder jedoch welche warten müssen, daher jene Isolationszellen sowie jene Personen, welche einfach so stehen, artig warten müssen, nur hoffen können, daß jemand Neigung sowie Lust hat, ihnen eine Behandlung zukommen zu lassen. Diese Situation ist natürlich insofern ganz passend, weil in der Ungewißheit des Wartens gleichfalls bereits eine gewisse Pein liegt, welche bereits der Neigung zugute kommen kann. Jedenfalls gab es auch an diesem Tag Personen, welche stehend warteten, demütig dulden, aushalten müssen. Einer wackelte bereits, also zog Marie ihnen zugewendet ihre Augenbrauen hoch, schlug einmal mit der Peitsche in ihre Richtung, ohne jemanden zu erreichen, ließ sie im Folgenden knien. Darauf saß sie wieder still, lauschte, beobachtete, kontrollierte, dominierte durch bloße Präsenz. In Gedanken drang sie ein in die Aktivitäten, interpretierte die Laute der Opfer, die Geräusche der peinigenden Hilfsmittel, die Anweisungen der Zuchtmeister und Dominas.
Alles war gut, verlief in akzeptablen Bahnen, keinerlei Grund einzugreifen.
Derzeit jedenfalls bemerkte sie nichts, was zu beanstanden gewesen wäre.
Sie schaute entspannt zu Lotte, welche in einer der Einzelzellen hocke, diese war gleichfalls ruhig, in sich versunken, gab keinen Alarm wegen irgendetwas Verdächtigem, was sie gehört hatte.
Und es war gut. Maries Körper entspannte, ihr Monster kroch lediglich mäßig herum, zerrte ein wenig an seinen Ketten. Eingetaucht in die Atmosphäre von peinlicher Behandlung sowie Unterwerfung, Huldigung wurde genug Futter geboten, um des Monsters ärgsten Hunger zu stillen.

Marie schloß für einen Moment ihre Augen, spürte Bernds geschickte Behandlung ihrer Hand, auch seine Massage des Handrückens und schon etwas höher den Unterarm rauf, was ihr insofern signalisierte, daß er nach etwas Aufmerksamkeit begehrte, weil er mit ihrer Hand fertig war. Marie hatte keinerlei Eile mit seiner Unterweisung, spürte, genoß unterdessen jene Massage, welche Thomas ihren Füßen sowie Waden zukommen ließ. Höher kam er natürlich nicht, denn sie hatte schon darauf geachtet, eine relativ enge Hose zu tragen, um hier seine Möglichkeiten einzuschränken, dermaßen Thomas in unerfüllter Sehnsucht genüßlich schmoren zu lassen. Oft reichen doch subtile Vorbereitungen, um innere Qual angemessen am Köcheln zu halten. Alles eine Frage der Organisation sowie der zeitlich abgestimmten angemessenen Reaktion auf Impulse aus der Gruppe.

Schließlich öffnete sich Maries Augen schauten sinnend ihre Hand an. Wie immer hatte Bernd sorgfältig sowie liebevoll gearbeitet. Es war gut, Marie nickte freundlich, gab Bernd als Belohnung einen aufmunternden Klaps mit der Peitsche über dessen Schulter. Nun, heute war sie in guter Stimmung, hatte ja selbst Bedarf, folglich fiel dieser Klaps merklich kräftiger aus, daß Bernd darunter kurz wohlig zuckte ob dieser Anerkennung seiner unterwürfigen, nichtigen Bemühungen. Alsdann sprang Bernd auf dieses Signal hin dienstfertig auf, wechselte um Thomas herum die Seite, kniete dort vor Marie, welche die Peitsche gleichzeitig in die andere Hand genommen hatte, derart Bernd so die zweite zur Pflege bot, worauf dieser zunächst einmal dankbar für ihre Gunst verbeugte. Marie ist mit beiden Händen ziemlich zielsicher sowie geschickt, hat keine besonders starke rechtshändige Präferenz, von daher macht es für sie keinen relevanten Unterschied, ob sie die Peitsche mit links oder rechts führt. Thomas hatte sich mit seiner Massage schon ziemlich die Waden hochgearbeitet, daher gab sie nun diesem einen gleichfalls geringfügig kräftigeren Klaps mit der Peitsche, forderte lediglich: „Thomas, hoch genug. Du überschreitest Grenzen.
Die Füße!“
Dieser folgte sogleich.

Marie wendete sich daraufhin an Bernd mit der Frage: „Sag mal, wie siehst du eigentlich die Entwicklung unserer neuesten Besucher, Annika und Sebastian?“
Bernd schaute sie etwas überrascht, gleichzeitig unterwürfig an, dabei merklich geschmeichelt, derart inhaltlich relevant von ihr angesprochen zu werden, fragte nach: „Wie meinst du das?“
Marie erläuterte: „Oh, beide sind doch auf deine Vermittlung hin vor zwei Wochen oder so zu uns gestoßen …“
Bernd nickte mit sorgsam gesenktem Blick: „Ja, stimmt. Ich hatte doch erzählt, Basti war eben etwas neugierig, beide hatten nicht so richtig die Idee, wie es gehen könnte, Annika ist eben nicht so von sich aus der dominante Typ, zudem fehlt den beiden ja komplett die Praxis. Nach den Diskussionen sowie Recherchen sind sie im Folgenden ja erst einmal als Gäste gekommen, haben gleichfalls schon einige Anleitungen bekommen …“
Marie nickte nun ebenfalls, jedoch ging dabei ihr Blick gekonnt über ihn hinweg, sie meinte: „Jaja, diese Hilfen sind ja allesamt in Ordnung, habe ihnen ja selbst ein wenig was gezeigt, Paul und Thomas ebenso. Ich sah beide nur eben, habe mich so gefragt, wie ihre Einstellung wirklich ist, gleichfalls eigentlich schon, als ich ihnen letztens etwas gezeigt habe, einige Tips gegeben habe.“
Bernd runzelte seine Stirn etwas: „Ich verstehe immer noch nicht so ganz, beide wollen eben mal neue Erfahrungen miteinander sammeln haben eben ihren Spaß dabei, ist doch in Ordnung?
Oder habe ich falsch gehandelt, beide hier einzuführen, wir haben uns immerhin darauf verständigt, daß beide kommen dürfen.“
Marie lächelte: „Ja, natürlich. Ich hatte lediglich den Eindruck, daß Basti eher so hobby-devot ist, Annika ferner primär hier ist, weil sie ihn sehr mag, deshalb eben mitmacht, weil er sich das in den Kopf gesetzt hat.“
Bernd schaute sie etwas besorgt an, ob er dafür die Schuld bekommen würde, erwiderte: „Äh ääh ja, du meinst, es sei nicht klug von mir gewesen, daß ich mich um euer Einverständnis bemüht habe, daß sie hier probeweise mitmachen dürfen?
Daß ich ihre Motivation selbst hätte akkurat einschätzen müssen?“
Marie schmunzelte, zog ihm spielerisch eines mit der Peitsche über den Rücken, daß Bernd unter dieser Züchtigung schnaufte.
Maries weitere Einlassung: „Ist doch klar, daß du an allem Schuld bist!
Wer sonst?
Ich etwa?“
Maries Stirn runzelte sich etwas, abermals schnalzte die Peitsche flink über seinen Rücken, daß Bernd lüstern röchelte, dazu war er verunsichert: „Äh ääh, bitte, bitte nicht böse sein …“
Nun lachte Marie auf, ergänzte: „Na, ist doch bloß Spaß!“
Zu Thomas gewendet fragte sie alsdann: „Sprich, was hältst du von den beiden?
Du hattest doch mit ihnen am meisten geübt, was meinst du?
Insbesondere Annika, ist das hier was für sie?“
Thomas neigte den Kopf langsam hin und her: „Naja, lassen wir sie spielen, wobei du vermutlich Recht hast.
Eine echte, tiefe, innere Neigung ist das bei Sebastian wohl keineswegs, Annika indessen macht bloß mit, um ihm eine Freude zu machen.
Wieso fragst du?
Willst du Spielchen mit ihnen spielen?“
Marie machte eine vage Geste mit Peitsche und Hand, daß beide lachten.
Daraufhin meinte sie: „Wir sollten Lotte mal fragen, die fühlt sich schnell ein, die weiß sicherlich Bescheid, wie beide Hasen laufen oder drauf sind.“
Danach wurde Maries Stimme etwas lauter: „Paul?
Läßt du Lotte mal raus?
Wir brauchen ihren Rat.
Überdies ist ja noch jemand auf der Warteliste für jene Zelle, genug Spaß darin für Lotte heute!“
Dabei wies sie auf einen der auf dem Boden knienden, welcher bereits leicht wackelte, Paul machte gehorsam zunächst Lottes Zelle auf, half ihr hoch sowie hinaus, ging alsdann zur bezeichneten Person, stupste und schob diese in Richtung Zelle, wobei diese den Weg auf den Knien kriechend zurückzulegen hatte. Als die Zelle erreicht war, der Wackelkandidat drinnen, schloß Paul wieder sorgsam die Gittertür. Die Herausforderung für den Kandidaten bestand jetzt jedenfalls darin durchzuhalten sowie keinesfalls umzukippen, denn derlei Schwäche oder Ungeschick hätte Verletzungen an der bespickten Tür nach sich gezogen. Durch die Enge der Zelle, dem scharfen Draht an der Tür entsteht somit ein erheblicher Erwartungsdruck, Bewegungen über Gebühr tunlichst zu vermeiden, sonst kommt Schmerz sowie Blut als Folge der Schwäche als selbstzugefügte Pein.

Lotte hatte sich inzwischen ausgeschüttelt von der Anspannung im engen, gefährlichen Kabuff, kam herbei. Marie tat ihr kurz das Thema der Unterhaltung sowie ihren Eindruck kund, fragte sie anschließend nach ihrer Meinung, ergänzte ferner: „Ich glaube ja, irgendein gräuliches Buch oder ein grausamer Film hat Sebastian einfach auf einen dummen Gedanken gebracht, nun muß er derlei Vorstellungen unbedingt ausprobieren, zieht Annika da mit rein, eigentlich hat er das Sagen …“
Lotte lachte, antwortete: „Oh, Marie, du kannst den Leuten ja doch ganz gut in den Kopf gucken. Ich habe ungefähr den gleichen Eindruck. Aber ist ja keineswegs schlimm, solange beide ihren Spaß haben. Du mußt ja nicht gleich hart durchgreifen oder Paul schicken, daß der beiden mal zeigt, wie es richtig geht, daß Sebastian sein blaues Wunder erlebt, woran er noch lange denken wird oder bis es ihm zu bunt wird, er sich nur noch nach Grautönen sehnt.“
Nun lachten Marie, Lotte sowie Thomas, während Bernd etwas besorgt guckte.
Marie hatte dessen Blick wohl gemerkt, beruhigte ihn: „Nun schau nicht so, wir stellen doch keine wirklich schlimmen Sachen mit ihnen an. Bißchen Spaß allerdings wird ihnen zum Vorteil gereichen, ihnen eventuell gar zur richtigen Zeit zu Einsichten verhelfen.“
Lotte indes sprach: „Ich allerdings glaube, du hast dir beide ausgeguckt, um selbst ein wenig Spaß zu haben, sonst hättest du dies Thema doch nicht angeschnitten, stimmt's?“
Marie lächelte, erwiderte: „Jetzt hast du mich damit erst auf eine Idee gebracht.
Ich sollte Annika wohl wirklich mal zeigen, wie sie ihren Basti richtig bei Fuß gehen läßt, wie sie zeigt, wo es langgeht, endlich selbst entscheidet, dominant bestimmt, ob diese Lokalität hier das Richtige für beide ist!“
Sie lachten wieder fröhlich. Immerhin war Thomas nun mit der Pediküre sowie der Fuß- und Wadenmassage gut durch, Bernd hatte ebenfalls inzwischen die zweite Hand von Marie in einen perfekten Zustand versetzt. So dankte Marie beiden recht herzlich, demzufolge begleitet von einem weiteren genüßlichen Klapser mit der Peitsche, worauf Bernd höflich nickte, aufstand, sich mit einem Handkuß seinerseits bedankte, sich alsdann rückwärts gehend mit seinen Utensilien zurückzog, nicht ohne von Marie noch einen weiteren löblichen Streich mit der Peitsche einkassiert zu haben.
Thomas trocknete noch mit einem Tuch in aller Ruhe sowie sorgsam Maries Füße, zog ihr die Hosenbeine wieder ordentlich, ebenso die Socken sowie Schuhe wieder an, während Marie aufmunternd mit dem Knauf der Peitsche gelegentlich auf seine Schulter klopfte oder jedoch zum spielerischen Ansporn die Peitsche über seinen Rücken huschen ließ.

Endlich war Marie fertig, stand auf, stellte sich neben Paul, welcher gerade mit einem Opfer beschäftigt war, fragte: „Hast du dich darum gekümmert, daß Annika und Sebastian so weit zurechtkommen?“
Paul nickte, zog seinem Opfer kräftig eines über, daß dieses zuckte sowie lustvoll stöhnte vor Schmerz, erwiderte dazu: „Ja klar, Sebastian war ja nach Ende der Diskussion kaum zu halten, ich habe darauf etwas vorgeschlagen, habe ihnen sodann die Gerätschaften in dem Raum erklärt. Ich bin danach raus, beide haben sich umgezogen.
Kurz bevor du rumgegangen bist, habe ich ferner noch etwas geholfen, habe Annika ein paar Griffe gezeigt, habe allerdings selbst nichts weiter gemacht, ist mir etwas zu riskant, ich glaube, Sebastian sieht das alles etwas locker, verläßt sich ohnehin darauf, daß Annika nichts Ernstes mit ihm anstellt.“
Sie grinsten beide, Marie nickte, meinte: „Gut, dann werde ich ihr mal etwas zur Hand gehen, damit sie lernt, sich durchzusetzen, das Kommando zu übernehmen, so geht es ja nun nicht, entweder Sebastian ordnet sich ernsthaft unter oder läßt es besser bleiben, derart vollkommen weichgespülte Aktivitäten sind ja überdies ein wenig lächerlich sowie unangemessen hier bei den Libertines, etwas Schmackes darf schon sein!
Längere Zeit mehr von diesen Schmuse-Masochisten verdirbt hier noch die schlechten Sitten!“
Paul stimmte zu: „Jooar, dann mal viel Spaß ohne Weichspüler, ich denke, du hast das besser als ich im Gefühl, als Frau hast du dabei ohnehin einen ganz anderen Zugang zu den beiden.“
Sie lachten.
Maries Hand hatte die Peitsche erhoben, ließ sie durch die Luft zischen, verkündete: „Ich bin zuversichtlich, in dieser Angelegenheit notfalls einen Zugang zu legen, sollte partout keiner zu finden sein, gewiß werden beide diesen Abend erheblich vorankommen, zu ganz neuen Eindrücken gelangen!“
Im Anschluß begab sich Marie über den einen Flur zu dem Raum, in welchen sich Annika und Sebastian zurückgezogen hatten.

Basti hatte eine Art Geschirr um, Annika eine zierliche Reitpeitsche in der Hand, mit welcher sie Basti sachte stupste sowie bei Fuß führte, mit leiser Stimme Kommandos hauchte. Marie schaute kurz sowie zunächst noch unbemerkt von beiden von der Tür aus zu, schmunzelte über Annikas etwas hilflose Art sowie Bastis Spieltrieb.
Dann trat sie in den Raum, meinte dazu: „Na ihr beiden, läuft es?“
Sebastian antwortete gleich zustimmend, doch schon knallte Maries Peitsche knapp an ihm vorbei, wobei einer der neun Schwänze ihn gerade so streifte, daß er zuckte.
Marie sagte streng: „Dich hat mal gar keiner gefragt, du bist still, wenn ich mit deiner Herrin rede, elender Wurm, nichtiger Wicht, schändlicher Sklave!“
Annika schaute etwas hilflos, Sebastian allerdings war so dumm, bockte, mußte unbedingt ein Widerwort geben: „Aber …“
Gleich knallte die Peitsche wieder haarscharf an seinen Kopf vorbei, wobei wieder einer der neun Schwänze durch sein Kopfhaar wirbelte, ihn allerdings abermals im Sinne einer peinlichen Strafe noch verfehlte.
Marie ergänzte dazu: „Letzte Warnung, garstiger Gnom, winziger Wicht!
Das nächste Mal ziele ich schlechter und treffe!“
Zu Annika gewendet meinte Marie: „Du hast ihn gar nicht im Griff, da muß ich wohl doch noch etwas Nachhilfe geben.
Laß uns mal tauschen!“
Schon nahm sie Annika die Reitpeitsche aus der Hand, gab ihr dafür die andere, zu Sebastian gewendet jedoch befahl sie: „Sitz!
Deiner Herrin bei Fuß!“
Sebastian schaute verunsichert, da bekam er auch schon einen leichten Schlag mit der Reitpeitsche auf den Po, daß er erschrocken quiekte, allerdings sofort zu Annika kuschte, eher um sich schützend hinter ihr zu verbergen, statt wirklich wie befohlen bei Fuß zu sitzen.
Marie schüttelte den Kopf, während Sebastian erneut anhub: „Aber …“
Marie ließ die Peitsche knallen, wieder ziepte es ordentlich auf Bastis Haut, daß dieser gleich heftig jauchzte. Marie indes hatte schon gleichzeitig einen Knebel von der Wand gegriffen, noch ehe Annika oder Sebastian irgendwie reagieren konnten, war sie auch schon dabei, mit einem geschickten, leicht schmerzlichen Griff Sebastian dazu zu drängen, den Mund zu öffnen, wonach sie den Knebel reinschob sowie fixierte. Erneut knallte ihre Peitsche über Sebastian hinweg, bloß deren Spitze traf so eben seine Haut am nackten Po, er gurgelte nur noch mit dem Knebel im Mund.
Marie befahl: „Flach auf den Bauch und kein Ton mehr!“
Nun folgte Sebastian artig und schnell. Sebastian hatte plötzlich registriert, daß es erst sowie eng wurde, würde er weiter bocken. Plötzlich hatte das Spielchen für ihn erheblich an Brisanz gewonnen.
Marie nahm wieder etwas von der Wand, fixierte Sebastian schnell an Händen sowie Füßen an einem im Boden angebrachten Ring, daß dessen Aktionsradius weitgehend auf ein Minimum eingeschränkt war, lediglich noch etwas Bewegungsfreiheit zur Seite vorhanden war.

Marie atmete tief durch, wendete sich leicht Annika zu, meinte ganz ruhig: „Es braucht gar nicht viel, um zu führen, ein entschlossenes Wort, eine kleine Geste, ein wenig Schmerz, schon folgt er gehorsam. Du mußt gar nicht laut werden, nur entschlossen durchgreifen, nichts durchgehen lassen.
So und nun übst du etwas mit der Peitsche. Die sollte erst einmal über ihm knallen, keineswegs unbedingt treffen, wobei das natürlich gleichfalls ganz lustig ist, derlei kleine Fehlschläge kann er indes durchaus vertragen, hat es ja so gewollt!“
Schon veranlaßte Marie wieder einen Peitschenwechsel, ließ Annika üben, die Peitsche kraftvoll durchzuziehen. Diese probierte es zögerlich, wobei Marie sie schon so drehte, daß es genau über Basti knallen sollte. Weil Annika allerdings etwas zögerlich, unentschlossen, unsicher vorging, knallte die Peitsche nicht in der Luft, sondern Basti bekam einen noch eher mäßigen Schlag ab, gurgelte ob der peinlichen Berührung. Annika zuckte erschrocken zusammen, Marie jedoch lachte auf, forderte sie bloß mit bestimmter Stimme auf, zu wiederholen, kräftiger in der Luft zu schlagen, sonst würde sie immer Sebastian treffen. Nun Tonfall, Gestik ließen keinerlei Widerspruch zu. Sie hatte schon Annikas Arm gegriffen, um sie ausholen zu lassen, folglich mußte es Annika erneut versuchen, Widerspruch war zwecklos, auf diesen verzichtete Annika gegenüber Maries bestimmtem Auftreten sowieso. Auch diesmal war sie noch etwas zu langsam, Sebastian bekam demzufolge wieder einen Schlag ab, gurgelte erneut, weil Quieken oder Fiepen ja mit dem Knebel unmöglich war.
Marie hatte Spaß an dieser Unterweisung, blieb indes geduldig, fokussiert wie gewohnt, drängte Annika zu weiteren Versuchen, bis es endlich nach weiteren für Basti schmerzhaften Fehlversuchen gelang. Annika mußte noch einige Zeit weiter üben, wobei Sebastian gelegentlich wieder einen unbeabsichtigten Schlag abbekam sowie mit angemessenem Zucken und Gurgeln quittierte, daß es für Marie eine Freude war, dies lustige Treiben anzuleiten, diesen innigen Erfahrungsaustausch weiter zu fördern, für nachhaltige Sensationen sowie Erinnerungen zu sorgen.
Anschließend probierten sie noch zwei weitere Tricks, deren Fehlschläge abermals für Sebastian ziemlich unangenehm waren, ähnlich wie die vorherigen, nun zuckte und rumorte er ordentlich, krümmte sich, daß es eine Augenweide war. Damit wurde diese Sitzung schon realistischer, daß sich beide eine Bild davon machen konnten, wie etwas in dieser Geschmacksrichtung wirklich abzulaufen hatte. Marie nahm dies Geschehen ganz gelassen, ging gar nicht weiter drauf ein, überspielte zudem Annikas Besorgnis, indem sie deren Aufmerksamkeit ganz auf ihre Erklärungen zog.
Annika war sehr nervös, wagte allerdings gegenüber Marie keinerlei Widerspruch. Marie hatte eine Miene sowie eine Haltung angenommen, welche es Annika irgendwie kategorisch verbot, für den wehrlosen Sebastian einzutreten. Annika war komplett in Maries Bann gezogen, fürchtete zudem ihrerseits nun bereits Bestrafung bei Versagen, sputete sich folglich, um den Anweisungen akkurat zu folgen. Immerhin folgten auf Fehlschläge von Maries Seite keinerlei Strafe, Basti hatte allerdings zu dulden, kassierte bei jedem Fehlschlag die Konsequenzen, litt unter dieser intensiven Unterweisung in erheblich größerem Maße als beide sich dies vorgestellt hatten. Maries Spaß daran indes war ungebrochen, dies war ihr Element, ihr Ausgleich, um Dampf abzulassen.

Folglich nahm sich Marie weiter Zeit, erläuterte noch einmal die Angelegenheit mit dem Kerzenwachs. Derlei war eigentlich schon einmal passiert, war praktisch Grundwissen für harmlosere peinliche Behandlungen, sie prüfte indes gleich mal nach, ob Annika sich alles gemerkt hatte. Sie versuchten verschiedene Kerzen, Annika mußte selbst die Temperatur des Wachses schätzen, die dazu passende Fallhöhe. Marie testete mit, weil sie allerdings einiges gewohnt war, zuckte sie nicht einmal, während Annika das schon etwas an die Nerven ging. Wenn die Kombination von Temperatur sowie Fallhöhe zu harmlos ausfiel, korrigierte Marie alsdann auch schon einmal, bei etwas zu heftig ließ sie einfach Sebastian das Urteil fällen, interpretierte daraufhin das schmerzerfüllte Gurgeln grinsend für Annika, welcher immer unsicherer zitterte, in der Zwickmühle saß, unter Druck stand, jedoch weiterhin artig blieb, Widerspruch unterließ. Annika folgte brav, aufmerksam, wurde jedoch immer nervöser, besorgter, insbesondere als sie im weiteren Verlauf dieser ausführlichen Anleitung andere Marterwerkzeuge an Sebastian ausprobieren sollte, welche noch etwas peinvoller waren als jenes heiße Wachs. Annika zitterte, Marie führte allerdings schmunzelnd sowie mit heißem Vergnügen ihre Hand, bis Sebastian heftig zuckte sowie röchelte, an den Rand seiner Möglichkeiten geführt wurde, dort erst noch ängstlich an seiner Fixierung rüttelte, um weiterer Pein zu entgehen, bald bloß noch zusammengekrümmt lag, heulend bereits unter leichter Berührung unwillkürlich zuckte. Unterdessen hatte er sich sogar eingepinkelt, vermutlich gar ein wenig gekotet. Nun hatte er dem Ernst der Lage also endlich angemessen Tribut gezollt.

Als Marie grob schätzte, daß Sebastians Grenze wohl wirklich erreicht oder vielleicht gar leicht überschritten war, sprach sie streng zu Annika: „Sag mal, findest du diese Spielchen eigentlich richtig?
Hat er nicht schon genug?
Du bist seine Herrin, du bist verantwortlich.
Denkst du nicht, daß du allmählich mal ein Machtwort sprechen solltest?
Siehst du nicht, wie fertig Basti schon ist, vollgepißt, jämmerlich wimmernd, ein Häufchen Elend – und du hältst mich gar nicht auf?“
Annika allerdings schaute verblüfft, ängstlich, unsicher, zitterte, stotterte: „A-A-Aber d-d-du, ich … äääh …“
Marie schüttelte in gespielter Empörung den Kopf: „Du mußt noch viel lernen, wenn du dies Handwerk jemals beherrschen willst. Du bist seine Herrin, da kannst du es nicht einfach so durchgehen lassen, wenn jemand anders die Kontrolle übernimmt. Lernen sowie Anleitungen bekommen ist ja in Ordnung, du bist indessen für ihn verantwortlich, du mußt wissen, was ihm zuzumuten ist, da kannst du jetzt nicht einfach zittern, schlottern sowie stottern. Derart führt sich niemand auf, welcher führen will, welcher die Kontrolle hat.
Verantwortung.
Verstehst du, was ich meine?
Verantwortung.
Das ist dir doch ein Begriff?
Es ist deine Aufgabe, ein Machtwort zur rechten Zeit zu sprechen, bevor jemand deinen Basti kaputtmacht, das ist allein dir als seiner Herrin erlaubt, es liegt in deiner Macht, verstanden?“
Annika stand nur mit erschrocken geöffnetem Mund sowie gebeugten Schultern, nickte allerdings wortlos.
Marie war jedoch noch keineswegs fertig: „Hast du hier wirklich Lust drauf oder machst du nur mit, weil Sebastian das vorgeschlagen hat?
Bloß eine blöde Idee nach Lektüre eines gefühlsduseligen, albernen Buches zum Thema, einer reinen Phantasie entstiegen?
Weichgespült zur Unterhaltung gelangweilter Konsumenten, Reklameopfern?“
Annika schaute nur betreten zu Boden, sah aus wie ein Häufchen Elend.
Marie schaute sie streng an, ergänzte: „So machst du jedenfalls nichts her, dein Jammerlappen dort, der verträgt gar nichts, der kleine Hobby-Masochist. Eine echte Schande. Stupst man ihn bloß an, wimmert er los, als ginge es ums Leben, pißt sich ein wie ein Säugling, scheißt sich zu, als hätten wir uns bereits ernsthaft vertieft in eine peinliche Behandlung.
Aber nun ist es einmal so und es ist deiner, also hast du dich auch zu kümmern!“
Annika nickte schüchtern und flüsterte: „Ja …“
Marie kam auf sie zu, lächelte nun bereits entspannt nach der kleinen, lustigen Einlage, klopfte Annika erst auf deren Schulter, stupste sie dann zurecht zu einer anständigen Körperhaltung: „Haltung einer Herrin und Meisterin bewahren, habe ich dir auch schon gezeigt, ebenso dein Gesicht wahren, jetzt bloß nicht heulen, dies wäre schändlich, komplettes Versagen als Herrin. Du hast das Sagen bei euch beiden, wenn du keine Lust zu dem hier hast, wenn du genug davon hast, dann entscheidest du, ohne Widerrede, sonst gibt es für ihn etwas mit der Peitsche, jedoch auf die grobe Tour statt dieses Streichelzoos heute.
Also was willst du diesen Weg gehen?
Nicht er!
Was willst du?
Willst du dein Hündchen dressieren, deinen Gaul zureiten, deinen Sklaven auf das gewünschte Maß zurechtstutzen?
Hier weitermachen oder besser doch daheim nur ein wenig durchkitzeln und wohlfühlen?“
Annika zwang sich nun in die Haltung, die Marie ihr gezeigt hatte, schluckte, räusperte sich, sprach daraufhin zwar keineswegs mit sehr entschlossener Stimme, aber doch deutlich: „Die Diskussionen sind prima, diese Sachen hier indes liegen mir eigentlich ziemlich fern. Basti wollte ausprobieren, irgendwie hat sich darauf alles so ergeben, dachte es wäre bloß so eine Blödelei, plötzlich meinte Bernd allerdings, es sei alles geregelt, anschließend ging es alles so schnell, es gab kein Zurück mehr. Ich mag Basti doch so sehr und wenn er will …“
Marie grinste: „Offenbar will er doch, daß du entscheidest, also wirst du das tun. Ihr könnt doch gerne weiter herkommen, aber du machst nur, was du für richtig hältst, was du magst.
Du bist hier seine Herrin, er muß folgen, hat dir rein gar nichts vorzuschreiben, klar?“
Annika nickte, antwortete jetzt immerhin deutlich: „Ja!“
Marie klopfte ihr aufmunternd sowie anerkennend auf ihre Schulter, kniete sich zu Sebastian herunter, löste und entfernte den Knebel.
Im Anschluß fragte sie Sebastian: „Hast du gehört sowie verstanden, kleiner Pisser, Scheißer, Weichei?
Annika ist deine Herrin und Meisterin, du wirst ihr ohne Widerworte gehorchen sowie folgen!
Sonst muß ich Annika noch einmal ausführlich zeigen, wie eine wirklich peinvolle Behandlung aussieht.
Also willst du ihr gehorsam sein?
Oder doch noch aufmüpfig, daß ich abermals Zeit verschwenden muß, um dich richtig gefügig zu machen?“
Sebastian zitterte noch immer erbärmlich, atmete schnell, die kleine Übung zuvor hatte ihm doch ordentlich zugesetzt, deshalb erwiderte er bloß noch gurgelnd: „Ja doch, aber bitte, bitte, genug, genug für heute …“
Marie drehte den Kopf zu Annika, fragte: „Na, was sagst du?
Genug?
Bitten kann er viel ohne Knebel, du bist seine Herrin, entscheidest über Gnade oder weitere Bestrafung, weil er dich in diese Lage gebracht hat. Jegliche Schuld liegt bei ihm, du kannst ihn dies weiter spüren lassen oder aber für heute gnädig sein.
Oder doch noch ein bißchen Schmerz für deinen Schatz, vielleicht zum Abgewöhnen?
Ich stehe bereit für eine weitere, eindringliche, peinliche Lektion, für einen weiteren dramatischen Akt der Domestizierung von deinem kleinen Hasen, na?
Wenn du magst, kann ich dir auch mal gerade vorführen, wie man ihn grün und blau schlägt sowie zum Jodeln bringt – deine Entscheidung!
Oder wir verpassen ihm an seinem guten Stück eine ordentlich prickelnde sowie aufplatzende Abreibung, daß du die ganze Woche Ruhe von ihm hast, na?
Was sagst du?“
Dabei schmunzelte sie Annika vergnügt an, was allerdings außerhalb von Sebastians Gesichtsfeld geschah.
Also interpretierte dies Annika korrekt, atmete erleichtert durch, erwiderte nun mit fester Stimme: „Nein, für heute ist die Übung zu Ende. Mein Sklave hat genug gelernt, er wird von nun an artig folgen.
Sein gutes Stück kann ich diese Woche schon noch gebrauchen, daran machen wir besser nichts kaputt!
Ich danke für deine Unterstützung sowie Hilfe, die ausgiebige Unterweisung, ihn mir gefügig zu machen!“
Marie erhob sich, nickte, erwiderte: „Gut gesagt, Herrin Annika!
Ein Anfang ist gemacht!
Du hast etwas gelernt, was du gut wirst brauchen können!
Somit werde ich dich nun verlassen, wünsche noch einen angenehmen Abend mit deinem gehorsamen, gezähmten Sklaven.
Sollte mir indessen nächste Woche zu Ohren kommen, daß er nicht brav und artig gewesen ist, dir Widerworte gegeben hat, so werden wir daraufhin einige Fesselspiele einüben, allerdings mit den faserigen Seilen, wo die Oberfläche rau ist und sich heiß über die Haut reibt, das ist ein toller Spaß – jedenfalls wenn man drauf steht!
Wir probieren ferner vielleicht auch gleich noch Fixierungen mit Kabelbinder, jener mit den scharfen Rändern für harte Kerle. Das wird alsdann ein richtig aufreibendes, einschneidendes Erlebnis mit tiefschürfenden Einsichten ins eigene Sein, also wenn der Erlebnishunger wirklich derart unbändig ist, hätte ich da schon tiefgehende sowie eindringliche Erfahrungen, Experimente zu bieten, welche schon ein wenig peinliche Aufregung mit sich bringen können, also ihr müßt es bloß sagen und wir legen los mit der etwas härteren Gangart. Dabei wäre es doch gelacht, wenn ich Annika nicht dazu bringen könnte, sich richtig reinzusteigern, sich voll einzubringen, dies ist natürlich ganz allein deine Entscheidung, was du willst, Annika, denn du bist ja die Herrin, hast das Sagen sowie das letzte Wort!
Aber ich denke, für heute ist genug?“
Beide nickten sich zu, Annika bestätigtete damit Maries letzte Annahme, Basti wagte gar keinen Kommentar mehr. Marie ging zufrieden hinaus, wieder zurück in den Hauptraum, wo sie merklich entspannt, jedoch wie gehabt majestätisch auftrat, sich kritisch umsah, was während ihrer Abwesenheit passiert sein mochte.

Dort traf sie zudem auf Lotte, meinte zu dieser, sie könne vielleicht gleich noch einmal nach den beiden sehen, ob sie etwas bräuchten, Basti hätte vielleicht doch ein paar Schrammen und Striemen abbekommen, hätte sich vor Angst eingepingelt sowie zugekotet, weil Annika bei den Übungen nicht immer ganz geschickt gewesen sei, also würden sich beide vielleicht doch über eine Salbe, Pflaster sowie etwas Zuspruch freuen, ebenso über Geleit zur Säuberung sowie Reinigung. Dabei grinste sie schelmisch. Wirklich, das kleine Intermezzo hatte sie deutlich entspannt und sie hatte schon merklich Dampf abgelassen. So viel brauchte es ja gar nicht und sie war schon wieder ganz ruhig zurück im Gleichgewicht. Ein paar Minuten später schaute also Lotte nach Annika und Sebastian, nahm dafür die paar Sachen mit, welche Marie vorgeschlagen hatte. Marie hatte indes inzwischen ganz gute Laune, also hatte sie Lust, noch ein wenig weiterzuspielen und wirklich, da waren ja auch noch ein paar Opfer, welche sich sehr freuten, daß Marie sich ihnen noch eingehend widmen wollte. So wurden diese bereit gemacht, Marie begann daraufhin hier die ordentliche peinliche Unterweisung eines Kandidaten, danach eines weiteren, daß es eine Lust war, ein Jauchzen und Stöhnen unter den ergebenen Opfern. Denn Marie war natürlich eine Meisterin, konnte ganz gut einschätzen, wer was vertragen konnte, wie jemand an seine Grenzen zu führen war. Sie ermüdete und ermattete keineswegs schnell, sondern folgte konzentriert sowie organisiert ihrer Aufgabe, den Kandidaten das ihre zuzufügen, damit auch diese einen Abend ausgefüllt mit intensiven Gefühlen sowie Empfindungen hatten, welche sodann für die Woche bis zum nächsten Treffen auch reichen mußten.

Inkens Kommentar

Zu diesem praktischen Aspekt der Libertines möchte ich gar nicht so viel sagen. Solange Marie bei mir nichts dergleichen versucht, ist alles in Ordnung, ich respektiere, welche Neigungen sowie Bedürfnisse sie hat, meine Sache ist das indessen keineswegs. Ich weiß ferner, daß sie mich respektiert, von daher befürchte ich von ihr nichts, sondern fühle mich sicher und wohl. Gut, wenn ich jene Behandlung, Peinigung an dem Abend gesehen hätte, wäre ich schockiert gewesen. Von daher war es natürlich weise von Marie, da an dem Tag nicht drauf einzugehen, was für einen Termin sie abends wahrnehmen wollte.

Nun, heute wäre ich vielleicht bereit, mich überreden zu lassen, mir das einmal anzusehen, ich habe allerdings auch so genug mit meinem Studium zu tun, um meine Neugierde sowie meinen Wissensdurst zu befriedigen. Von daher ist da von meiner Seite gar keine Not.

Leute wie Sebastian und Annika kann ich schlecht verstehen, nur mal so probieren, weil sonst jeglicher Kick im Leben fehlt?
Da kann man ja gleich mit einem Gummiseil um die Füße von einer Brücke springen – wobei das ja sogar einige Leute tun, habe ich nie verstanden, warum das so reizvoll ist, ein wenig Beschleunigung hoch und runter, hin und her sowie anfangs hoffen, daß das Teil keine Macke hat sowie sicher hält.
Dafür soviel Aufwand?
Scheint mir komplett unsinnig zu sein, ein völlig überflüssiges Unterfangen für gelangweilte Leute, welche der Kick im Leben fehlt!
Aber vielleicht bin ich auch einfach eine kleine Schisserin, welche sich nichts traut, ist mir allerdings egal, ich fühle mich auch so gut, es passiert genug in meinem Leben, allein wenn ich einen Spaziergang mit Marie unternehme, wir uns genau umsehen – dermaßen viele Eindrücke, Erlebnisse bereits hinter der nächsten Ecke eines Grünstreifens!
Somit bin ich sehr gut ausgelastet, habe keinesfalls das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn ich nicht jede Idiotie ausprobiere.

Bei Marie sowie einigen anderen ist das sicher etwas anderes, wenn es drinsteckt, ist kein Entrinnen vorgesehen, diese Art gehört zur Persönlichkeit, damit muß sich arrangieren, wer damit ausgestattet ist. Es braucht wohl den Ausgleich, um später im normalen Umfeld etwa zu mir nett sowie lieb zu sein. Deshalb bin ich doch sehr froh, auf der netten Seite zu stehen.

Maries Kommentar

Ich meine, jener praktische Teil des Abends ist von mir ganz gut genutzt worden, um mein Monster ein wenig zu füttern, mich noch einmal ordentlich reinzuhängen, gleichfalls als Ausgleich, denn gemäß meinem Plan würde ich für Freitag alles brauchen können, volle Konzentration sowie Aufmerksamkeit für Inken, um meinem Ziel näherzukommen, allerdings bloß nicht den Bogen zu überspannen, das wäre ganz schlecht. Deshalb habe ich eben hier bei den Libertines schon einmal ordentlich Dampf abgelassen, um mich später sehr ausgeglichen sowie entspannt der wesentlichen Aufgabe widmen zu können.

Mit Annika und Sebastian, das war natürlich nur vergnügliche Spielerei sowie angemessene Unterweisung. Beide wollten es doch wissen, also keine Mäkeleien. Ich habe sie damit realistisch eintauchen lassen in jene Welt, welche sie kennenlernen wollten, habe ihnen gezeigt, wie diese Welt ist, was darin zu erwarten ist, habe beide geprüft, ob dies ernsthaft ihren Anlagen oder Sehnsüchten entspricht. Sebastian wollte dominiert werden, folglich muß er sich nicht wundern, wenn er mal ein wenig erst zur Schnecke, darauf zur Sau gemacht wird, wobei danach eben der innere Schweinehund ein wenig gepisackt wird. Er wollte es doch, mit ein wenig Überlegung hätte er selber erkennen müssen, daß Annika sich dabei keinesfalls sonderlich als Domina eignet.
Obwohl sie doch halbwegs die Kurve bekommen hat. Beide sind ja später wiedergekommen, ihr Verhältnis hat sich schon ein wenig geändert. Annika hat sich mehr zugetraut, hat öfter zur Diskussion beigetragen, war mehr als ein Anhängsel für Sebastian. Ich vermute mal, sie war ihm etwas zu kuschelig, nun, da hatte sie ja somit etwas Nachhilfe bekommen, einen Ansatz, um sich durchzusetzen, einen Weg zu mehr Selbstvertrauen. Ich denke, dies kleine Intermezzo hat letztlich beiden gutgetan, hat ihrer Beziehung die notwendige Würze sowie Schärfe verliehen, damit diese mitnichten fade oder langweilig wird.
Keineswegs jede Beziehung braucht derlei Spielchen von Macht oder Dominanz, wer sich selbst genug ist, sich einfach in einer Partnerschaft wohlfühlt, wenn es einfach gut paßt, warum sollte diese Paare alles Mögliche ausprobieren wollen, nur um nichts zu verpassen, obwohl man doch schon einfach so glücklich sein könnte?

Sebastian ein wenig gestutzt sowie Annika ein wenig aufgebaut, war notwendig. Beide sind ein wirklich nettes, interessantes, gleichberechtigtes Paar. Sie haben eigentlich wohl erst von jener Unterweisung an gelernt, ihre Interessen sowie Bedürfnisse auszugleichen, sich gegenseitig gut umeinander zu kümmern, aufeinander zu hören, was für ihre Beziehung wertvoll, wichtig, bereichernd ist. Natürlich sind beide für die Beziehung und für den anderen verantwortlich, wenn man aufeinander eingeht. Sebastian mußte erst lernen, daß Annika keineswegs alles mitmachen muß, daß er vielleicht auch mal etwas zurückstecken, einstecken muß. Vielleicht hat er dies jedoch bereits intuitiv gespürt, hat sich deshalb um diesen Weg bemüht. Nun, so ist wohl die Liebe, manchmal geht sie seltsame Wege. Und wer wäre ich, wenn ich derlei Erfahrungen den beiden nicht gönnen würde. Daher habe ich eben gerne einen kleinen Schubser in die richtige Richtung gegeben, hatte überdies gleichfalls noch einen ordentlichen Spaß dabei.

Zwischenfall im Park

Der Abend oder die Nacht war letztlich doch ziemlich lang für Marie geworden, so daß sie sich am Freitag Morgen noch einmal im Bett herumdrehte, als der Radiowecker ansprang. Besonders früh stand sie ja gewöhnlich sowieso nicht auf, diesen Freitag indes hatte sie ja den Termin in der Feinmechanikwerkstatt, also riß sie sich alsbald zusammen, stand auf, machte sich fertig, frühstückte ausgiebig, ging zeitig los, um anschließend im Bureau noch etwas Zeit zu haben, um ihre Sachen noch einmal durchzugehen, Argumente zu rekapitulieren, wichtige Aspekte im Kopf sofort präsent zu haben.

Der Termin in der Werkstatt ging in der Folge auch glatt über die Bühne, der Gedankenaustausch war zum einen gegenseitig, zum anderen hilfreich, ferner der angestrebten Sache sehr dienlich. Ihre Erklärungen waren durchdacht gewesen, angemessen formuliert, insofern verständlich, was wichtig war. Umgedreht konnte der auserkorene Mitarbeiter der Werkstatt Anmerkungen zu Werkstoffen sowie Fertigung einbringen, woraufhin sie Probleme, knifflige Aspekte herausarbeiten konnten, diesbezüglich festlegen, wie damit umzugehen wäre, also entweder etwas ändern oder eben außergewöhnlich Zeit bei der Herstellung investieren, bei ein paar Sachen waren demgegenüber wiederum auch fertigungstechnische Vereinfachungen drin, weil die konkrete Ausführung an diesen Stellen für ihr anvisiertes Experiment egal war. Ein paar Sachen waren noch zu ändern, einiges konnte sie demgegenüber bereits sofort in Auftrag geben.
Sie war ja zudem keineswegs zum ersten Mal dort, dies war jedoch bislang ihre größte Sache, welche die Leute aus der Werkstatt herstellen sollten. Jener beauftragte Mitarbeiter würde wohl irgendwann die Woche drauf mit den ersten Teilen beginnen, so daß bis Ende der Woche Zeit genug war, die noch zu modifizierenden Zeichnungen nachzureichen, damit waren alle ganz zufrieden, mit ihren Kenntnissen gut zum Projekt beitragen zu können.

Wie vermutet klappte es daraufhin zeitlich nicht, rechtzeitig in der Mensa zu sein, um sich mit Inken zu treffen, deshalb aß Marie allein sowie etwas später, als Inken schon in der letzten Vorlesung für diese Woche war. Die gute, ausgeglichene Stimmung vom Abend zuvor hielt bei Marie an.
Sie überlegte, sollte sie es wirklich riskieren, ihren vagen Plan durchziehen?
Sie gab sich einen Ruck, wollte es machen.
Im Risiko, im Wagnis erst liegt die Möglichkeit zum Gewinn!
Hilfst du dir nicht selbst, so tut es auch sonst niemand.
Aber wirklich nur ganz vorsichtig wollte sie vorgehen, um Inken nur keinesfalls zu sehr zu erschrecken. Ihr Vorgehen, der zu übertragende Impuls mußte wohldosiert sein, deswegen war sie ganz froh, daß ihr Monster im Kopf von der gestrigen Nacht noch derart satt war, daß es zufrieden im tiefsten Keller ihres Seins schlummerte. Deshalb brauchte sie von dieser Seite heute nicht viel erwarten und hatte Ruhe.

Mit dieser ausgeglichenen Gesamtstimmung kehrte sie gemütlich zur Arbeit zurück, war fleißig. Dabei machte sie sich erst einmal keine weiteren Gedanken mehr, was genau zu tun sein würde, sie ließ dies gewünschte Ereignis erst einmal einfach auf sich zukommen, würde zu gegebener Zeit spontan alle Details entscheiden oder diese würden aus dem Moment heraus selbständig zur Existenz gelangen. Gerät ein Ereignis erst einmal in Schwung, regelt sich viel irgendwie im rollenden Geschehen, in der Turbulenz der Aktionen. Nun, nachdem es entschieden war, dermaßen kurz vor der Umsetzung wurde Marie ganz ruhig sowie konzentriert.

Inken eilte durch Park sowie Stadtteil von der Bibliothek zum Gebäude mit Maries Bureau. Ihr Puls sowie Atem ging daher schon etwas schneller, als sie im Gebäude die Treppen hochgestiegen war, sich nun mühte, mit gleichmäßigem Schritt über die Flure wieder ausgeglichen zu erscheinen, was allerdings keineswegs komplett gelang. Sie war letztlich doch zu aufgeregt, ebenso ein wenig nervös. Diese Wartezeit hatte ihr schon ein wenig zugesetzt, Maries Gesellschaft über einen Tag missen zu müssen. Anfangs hatte sie sich ja noch prima gehalten, heute war sie jedoch zunehmend ungeduldiger geworden, weiter auszuhalten, hatte sie immer mehr Kraft gekostet, still in der Vorlesung sitzenzubleiben sowie aufmerksam zuzuhören, wurde zunehmend schwierig. Selbst ihr Weg zur Mensa, ihr anschließendes Mittagessen mit Klara und Bettina lenkte kaum noch ab, obwohl essen in dieser Gesellschaft eigentlich ganz lustig war. Sie hatte sich umgeschaut, ob Marie nicht vielleicht doch kommen würde, was wie prognostiziert jedoch ausblieb. Danach mußten sie zudem schon wieder zügig los zur letzten Vorlesung für diese Woche. Anschließend waren in der Tat wirklich die meisten Kommilitonen bereits in Wochenendstimmung, demzufolge blieben ihre Diskussionen in der Gruppe überschaubar, ebbten schnell ab, so daß Inken bald ebenfalls aufbrechen konnte, wobei sie sich bei der Gruppenarbeit beinahe zwingen mußte, geduldig sowie nett zu bleiben und mitzumachen. Marie erwartete inzwischen konzentriertes Arbeiten am Studium von ihr, dies war ja gleichfalls wichtig, folglich hielt sie artig durch.

Nun waren es nur noch ein paar Schritte, dann stand sie vor Maries Bureautür, atmete einmal tief durch, seufzte, klopfte. Als sie Maries Stimme von drinnen hörte, durchflutete ihren Kopf sogleich Erleichterung. Sie öffnete die Tür, trat ein, Marie lächelte ihr freundlich zu, sie strahlte erleichtert zurück, alles in Ordnung, jetzt ging es ihr gleich wieder gut. Sie legte ihre Tasche auf einen Tisch, an welchem sie ja schon gearbeitet hatte. Gerne wäre sie auf Marie zugestürmt, um diese mit einer Umarmung zu begrüßen, sie traute sich indes selbstverständlich nicht.

Marie begrüßte: „Na?
Wie ist es mittlerweile bei dir gelaufen?
Alles gut?“
Inken strahlte, nickte: „Ja, jetzt ist alles prima, habe dich vermißt!“
Marie lachte, stand auf: „Hab dich gleichfalls vermißt, Freundin.
Willst du arbeiten oder hast du erst einmal genug und wir sausen raus, genießen einen kleinen Ausflug?“
Inken fuhr ein wohliger Schauer durch den Leib, genoß Maries Ruhe sowie ihre freundliche Stimme: „Ja!
Raus wäre jetzt toll.
Hast du denn schon Zeit?“
Marie winkte ab: „Alles gut, genug für diese Woche, mein Termin in der Feinmechanikwerkstatt war ebenso lang wie ergiebig, laß uns einfach mal losziehen!“
Schon griff sie zu ihrer Jacke, zog diese an, kam auf Inken zu, während sie den Reißverschluß ihrer Jacke schloß, wies zur Tür: „Komm!
Tasche läßt du hier, können wir später abholen, ich habe ja Schlüssel!“
Also raus aus dem Bureau, Marie schloß die Tür ab, schaute im Anschluß Inken einen Moment tief in ihre Augen, daß beide schluckten, danach griff Marie kurzentschlossen nach Inkens Hand, zog diese voran. Inken war überrascht, griff jedoch sogleich fest zu, wollte eigentlich nie mehr loslassen, folgte, war neben Marie, den Flur liefen sie noch langsam, die Treppen schon schneller, draußen rannten sie sogar bereits durch den Stadtteil, weiter zum Park, hindurch, weiter, immer weiter, durch eine Schrebergartenkolonie, anschließend irgendwann am Fluß entlang, immer weiter, bis Inken schon ganz atemlos war, aber sie genoß es, sie genoß es so sehr, Marie genoß es ebenso, mit ihr Hand in Hand zu laufen. Schließlich war allerdings doch erst einmal genug, beide hielten, ließen sich erschöpft auf eine Bank plumpsen, lachten, schnauften erst einmal durch, an den Händen hielten sie sich allerdings noch immer, Inken hätte auch weiterhin ungern wieder losgelassen. Also klebten ihre Hände weiter ineinander, während beide verschnauften, den Blick parallel in die Ferne schweifen ließen.

Nun, nach dieser kurzen Verschnaufpause erzählte Inken ein wenig über ihre Aktivitäten seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Sie standen auf, schlenderten weiter. Marie wollte über ihre besonderen Aktivitäten bei den Libertines lieber schweigen, berichtete bloß kurz sowie unverfänglich über die Diskussion sowie die Einlassungen zu aktuellen Themen, erzählte im Anschluß noch ein wenig über den doch recht erfolgreich verlaufenden Gedankenaustausch in der Feinmechanikwerkstatt. Sie schlenkerten mit ihrem noch immer verbundenen Händepaar, schauten, zeigten, was sie entdeckt hatten. Gut, jetzt im Herbst war nicht mehr so viel los, aber das Wetter war noch ganz passabel und beide beobachteten gerne die Natur, genossen die Ruhe, denn trotz der nahen Großstadt hatten die Bäume und Sträucher hier schon so viel Geräusch herausgefiltert, daß man sich beinahe wie auf dem Lande fühlte, entspannen sowie abschalten konnte.

Inken sprang und hüpfte vergnügt, bald machte Marie sogar lachend mit, was sowieso einfacher war, weil sich beide noch immer an den Händen hielten. Inken drehte sich alsdann spielerisch um sie, so daß sie sogar die Hände losließen, dies war indes keineswegs mehr so schlimm, denn sie fühlten die Verbindung auch so, sahen sich in die Augen, hielten die Verbindung auch so sehr leicht. Spontan nahm Inken ein paar Schritte Anlauf, schlug daraufhin übermütig sowie lachend ein Rad, danach gleich noch eines. Marie applaudierte begeistert sowie amüsiert, spornte Inken an, worauf diese noch zwei weitere vorführte, dann sogar geschickt einen Handstand hinbekam, in dem sie mehrere Sekunden verblieb, anschließend ziemlich geschickt seitlich drehte, derart über ein halbes Rad gleich wieder zum Stehen kam.
Marie applaudierte wieder, lachte, kommentierte: „Oh, das kann ich auch!“
Inken fiel in das Lachen ein, machte eine einladende Geste mit der Hand, forderte: „Zeig!“
Dem mußte Marie wohl Folge leisten, zog vorsichtshalber alle Reißverschlüsse von den Taschen zu, in denen sie etwas aufbewahrte, zog überdies den Hauptreißverschluß ganz zu, damit die Jacke nicht verrutschte, alsdann probierte sich an der gleichen Übung. Ähnlich wie zuvor Inken drehte sie sich seitlich in den Handstand, hielt sich ein paar Sekunden, meinte dazu mit etwas gepreßter Stimme: „Nun paß auf!“
Sie verlagerte das Gewicht etwas, Inken dachte schon, Marie würde gleichfalls seitlich abdrehen und wieder zum Stehen kommen, sodann jedoch staunte sie, denn sogleich balancierte Marie den Handstand mit nur einer Hand, allerdings nur wenige Sekunden, danach stand sie wieder auf beiden Händen, balancierte anschließend zur anderen Seite, stand daraufhin auf der anderen Hand, der linken, jedoch nicht so lange wie auf der rechten, drehte endlich gleichfalls seitlich ab, kam ebenfalls gleich wieder auf den Füßen zu Stehen. Nun applaudierte Inken.
Sie lachten beide fröhlich, Inken meinte begeistert: „Laß mich das ebenfalls versuchen, aber du mußt mit der Balance etwas helfen!“
Marie nickte, dicht vor ihr drehte sich Inken in den Handstand, balancierte, Marie hielt nur etwas ihre Hand gegen das eine Bein und wirklich stand Inken für vielleicht eine Sekunde auf einer Hand, wackelte darauf, allerdings durch Marie gedämpft, versuchte gleich auf die andere zu wechseln, was allerdings nur einen Augenblick ging, drehte letztlich lachend ab, während Marie bei der Balance etwas nachhalf, bis Inken wieder auf beiden Füßen stand.

Vergnügt sowie erfrischt durch diese kleine Turnübung schlenderten beide weiter, Inken hatte schon längst den Überblick verloren, wo sie eigentlich waren.
Hatte Marie ihr diese Ecke des Parks bereits gezeigt?
Vielleicht, eigentlich aber auch egal, sie war mit Marie zusammen, das war die Hauptsache. Wie von selbst fanden sich wieder ihre Hände, so genossen sie die Ruhe sowie ihr Zusammensein. Gerne wäre Inken noch näher herangerückt, ja wie gern hätte sie Marie jetzt umarmt, umschlungen, geküßt, sich innig an sie gekuschelt, sie traute sich allerdings noch immer nicht.
Würde sie mit einem derartigen Übergriff ihre allerliebste Freundin verschrecken sowie vertreiben?
Sie waren sich doch heute schon deutlich nähergekommen, hatten länger die Hand der anderen gehalten. Inken meinte, sie sollte keinesfalls zu gierig sein, zufrieden mit dem heute Erreichten sein. Besser doch wohl nur eine Hand als zuviel riskieren, danach gar nichts mehr haben. Ihre Finger hatten sich ineinander verschränkt, beide hatten ordentlich zugegriffen, dieser Zusammenhalt fühlte sich sehr gut sowie richtig an.
Auch Freundinnen konnten doch einfach so Hand in Hand gehen und glücklich sein?

Marie hielt mitten im Schritt inne, hob die Hand zum Zeichen der Stille, obgleich ja ohnehin beide geschwiegen hatten, ohne daß dies ihre gute Stimmung, das Gefühl der Zusammengehörigkeit hätte stören können. Marie lauschte, Inken tat es ihr einfach kommentarlos nach. Im Baum über ihnen knisterte, knackte es an vielen Stellen leise. Auf der Wiese neben dem Weg ploppte es immer wieder leise, etwas höher sowie lauter blippte es auf dem härteren Weg. Inken schaute Marie an, unterbrach daraufhin die Stille: „Was ist das?“
Marie zeigte hier und da auf Stellen, wo es geploppt sowie geblippt hatte, Inken schaute hoch, ob da ein Eichhörnchen in der Buche sein Unwesen trieb, dafür indessen waren die Einschläge auf dem Boden zu weit gestreut.
Sollten sie beiseite treten, um nicht getroffen zu werden?
Oben in den Blättern hörte es sich ähnlich wie Regen an, es regnete allerdings gar nicht, dafür mußte folglich eine andere Erklärung gefunden werden.
Marie lächelte sodann, stellte ihre Hypothese vor: „Bucheckern.
Das sind die Bucheckern!
Oben knacken die Fruchtbecher wohl auf, gelegentlich fallen Bucheckern herunter, manchmal vielleicht sogar mit den Fruchtbechern, ploppen und blippen beim Auftreffen unten auf.“
Marie tat zwei Schritte, Inken folgte, Marie bückte sich zu einer Stelle, wo es gerade geplippt hatte, hob etwas auf, zeigte Inken eine Buchecker, ein Stück weiter fand sich ein noch nahezu geschlossener Fruchtbecher. Sie schauten genau, gingen daraufhin näher an den Baum heran. Irgendwie landete eine Buchecker gerade in Inkens offenen Haaren, sie zuckte und quiekte leicht, nach der Schrecksekunde mußten beide allerdings lachen.
Marie meinte nur: „Zeig mal“ und berührte gleich sanft Inkens Kopfhaar mit der freien Hand.
Willig beugte sich Inken etwas, ließ Maries Hand los, diese fuhr sanft durch ihre Haare, bis sie die Buchecker gefunden hatte; beinahe gleichzeitig mit ihrem „Gefunden!“ fielen zwei weitere auf ihren Kopf, weil ihre Haare allerdings glatter waren als die ungebändigte, lockige Mähne von Inken, sprangen diese Eckern weg, eine davon landete auf Inkens Stirn, bevor auch diese zu Boden fiel.
Beide lachten nur, Marie zeigte Inken noch den Fund aus ihren Haaren. An den niedrigen Ästen der Buche fanden sie ebenso einige bereits aufgeplatzte Fruchtbecher, teils noch mit den Bucheckern drin. Sie sammelten ein paar davon, danach zogen beide fröhlich weiter, halfen der Buche vielleicht etwas, indem sie etwas später begannen, hier und da eine der Bucheckern aus dem Handgelenk an eine Stelle zu werfen, wo vielleicht etwas draus werden konnte.

Marie wußte natürlich genau, wo sie waren, kannte sich hier aus. Es dämmerte bereits, daher wählte sie den Weg so, daß dieser beide grob zurückführen sollte. Bei einer Kastanie schauten beide wieder etwas genauer. Hier wäre es schon deutlich unangenehmer, einen der stacheligen Fruchtkörper gefüllt mit einer Nußfrucht auf den Kopf zu bekommen, aber die meisten waren wohl bereits heruntergekommen, es lag eine Menge am Boden, darunter auch einige der Nußfrüchte. Munter hob Inken welche auf, deshalb standen sie doch etwas unter dem Baum, Marie beteiligte sich gleichfalls an der Suche, bis es letztlich doch ordentlich ploppte und einer dieser stacheligen Fruchtkörper einige Meter vor ihnen auf dem Weg einschlug, hüpfte, danach zersprang und die Nuß herausließ. Diese schnappte sich Inken noch, daraufhin zogen sie allerdings doch weiter, um nicht doch noch getroffen zu werden. Auf dem weiteren Weg ließen sie alsdann gelegentlich gleichfalls mal eine Kastanie durch die Gegend an eine Stelle flitzen, wo vielleicht etwas draus werden konnte. Weil beide außerdem noch Bucheckern hatten, ließen sie es drauf ankommen, ergänzten genauso von diesen in der Richtung.

Bei einem noch kleineren Ahorn testeten sie sodann die Flugeigenschaften der Früchte mit dem auffälligen Rotorblatt an einem Ende, erfreuten sich daran, wie elegant diese Früchte damit zu Boden propellerten. Danach zogen sie weiter, waren nun schon tief im Park. Im Dämmerlicht schauten sie noch auf eine Platane. Die Fruchtstände hingen hier fest sowie hellgrün am Baum, Marie indessen wußte schon zu berichten, daß diese viel später reif und braun zerfasern würden.

Inzwischen hatte die Dämmerung schon zugenommen, Marie dachte an ihren eigentlichen Plan, meinte deshalb alsbald: „Hmmm, ist ja schon etwas schummrig. In dem Park hier wird die Anwesenheit im Dunklen zunehmen ungemütlich, beinahe unheimlich. Tagsüber ist es hier sehr schön sowie sicher, abends jedoch sowie nachts wirkt alles wirklich ziemlich unheimlich, bedrohlich, gefährlich. Was oder wer da alles irgendwo im Gebüsch lauern könnte, diese Stadt kennt manch finstere Gestalten.
Mangels Beleuchtung und weil sich die Polizei gleichfalls fernhält, weil die Polizisten vermutlich selber Angst im Dunkeln haben, wird das schnell zum rechtsfreien Raum, wir sollten den Park zügig durchqueren, damit nichts passiert, ist zwar unwahrscheinlich, wir wollen nichtsdestotrotz mal besser sehen, daß wir zügig durchkommen, ist doch schon später als ich dachte!“
Dabei zog sie Inken dichter an sich heran sowie mit sich mit, in den dunklen Park hinein. In der Tat kippte die zuvor lockere Stimmung schlagartig bei Maries gedämpfter Stimme, ihrem lauernd umherschweifenden Blick, ihrem Raunen, dieser dadurch ins Bewußtsein dringenden Dämmerung.
Inken schluckte schwer, atmete durch, fragte schon leicht verunsichert nach: „Wirklich?“
Marie bestätigte: „Ja, gelegentlich ziehen hier schräge Typen durch, unangenehmes Gesindel, nichts für uns, wie sollten eine Begegnung tunlichst vermeiden. Gesocks, welcher den Absprung aus irgendeinem Ghetto verpaßt hat, hier Drogen, Waffen, was auch immer tauscht, Leuten auflauert, kurzum Geschäften nachgeht, welche besser im Dämmerlicht oder im Schein von Taschenlampen in abgelegenen, verlassenen Stellen der Stadt gedeihen. Diese Typen sind dumm im Kopf, belästigen überdies schon andere Leute, um diese zu vertreiben, jedoch nicht bloß dies, sicherlich belästigen sie Frauen umso lieber, weil ihr Testosteronspiegel hoch ist, dafür ihre Hemmschwelle niedrig, ihr Verständnis für Selbstbestimmung, Emanzipation, Respekt nie vorhanden war oder verloren ging …“
Kurz zuvor noch so guter Laune, fühlte sich Inken nun plötzlich gar nicht mehr wohl in ihrer Haut, ein kalter Schauer fuhr gerade über ihren Rücken rauf und runter, ihre Phantasie drehte wild im Kopf, sie wurde unsicher, hielt sich sehr dicht an Marie, während beide nun über einen Weg durch den Park schlichen, den man immerhin noch ahnen konnte. Marie spürte leicht, wie Inken zu zittern begonnen hatte, daher wußte sie nun, daß ihr Impuls ein ganz blöder Einfall gewesen war, mit ihr hier durchzugehen, wenn die Dämmerung so weit fortgeschritten war. Sie hätte das doch besser unterlassen sollen, Inken hatte eben so gute Laune gehabt, ihr Ausflug war so schön gewesen. Nun spürte sie förmlich, wie Inken litt, obgleich sie gar nicht viel gesagt hatte, weniger als für ihren Plan gedacht, diese Offenbarung städtischer profaner Gefahren reichte bereits; die aufkommende Dunkelheit, jene paar eingegebenen Gedanken und Inken war verunsichert. Der Plan klappte immerhin insofern, als sich Inken wirklich dicht an sie drängte, darauf hoffte Marie aufbauen zu können. Sie zog Inken eng an sich, legte einen Arm schützend um sie, hielt nun ihre andere Hand. Nun wollte sie Inken jedoch keinesfalls länger quälen, wollte nur noch durch den Park durch, wieder in den beleuchteten Teil bei den Straßen, wo alles überschaubar war.
Nebenbei scholt sie sich gedanklich wegen dieser blöden Idee, schwor Besserung.
Inken versicherte sie dabeo: „Keine Angst, ich bin in Selbstverteidigung sehr erfahren, selbst wenn ein Idiot Händel anfangen sollte, bei mir bist du sicher!“
Inken wollte das nur zu gerne glauben, ihre Angst war dadurch indes doch keineswegs beruhigt. Sie schmiegte sich eng an Marie, legte nun ebenfalls einen Arm um Marie, während sie weiter durch den dunklen Park gingen.

Und dann hörten sie wirklich etwas, erst Stimmen, anschließend überdies Schritte. Inkens Herz raste erst wie wild los, blieb danach für einen Moment stehen.
Aus dem Dunkel sprach eine Stimme: „Hey, wen haben wir denn da?“
Vermutlich die Beleuchtung von zwei Mobiltelephonen ging an, beide wurden geblendet!
Eine andere Stimme gröhlte lüstern: „Uiuiui, das sin jaa mal zwai gaaanz gaile Hase!“
Es waren wohl insgesamt vier Typen, welche nun alle heran waren, zügig verteilten sie sich allerdings wieder, so daß Inken und Marie der Ausweg versperrt war, Marie hatte sich nur mit Inken im Arm blitzschnell so mitgedreht, daß beide ein größeres Gebüsch in Rücken deckte, beide wenigstens vor einer Überraschung von hinten bewahrte. Marie hatte sich wieder etwas von Inken gelöst, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, hielt nur noch ihre Hand, um ihr wenigstens etwas Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Inken war erstarrt, Marie spürte erst noch ein Zittern in ihrer Hand, welche schnell sehr kalt zu werden schien. Marie wäre gerne geflohen, Typen schubsen, abdrängen, loslaufen. Derart hätte sie relativ leicht einer ernsthaften Auseinandersetzung aus dem Wege gehen können. Indes mit Inken an der Seite war diese harmlose Option ausgeschlossen. Wäre sie allein gewesen, hätte sie das schon hinbekommen, aber schon bei der Drehung hatte sie gemerkt, daß Inken zu keinerlei sinnvoller Aktion mehr zu bewegen wäre, diese war offenbar in eine Schockstarre verfallen, also war Flucht keine Option mehr, sie konnte Inken ja auch nicht zurücklassen, dies wäre völlig undenkbar gewesen. Ihre blöde Idee mit der Spukerei, dem Angstmachen hatten beide in diese Situation gebracht, nun mußte sie beide wieder heile herausbuxieren.
Die Typen feixten etwas herum, während diese sich doch positionierten, um so garantiert alle Fluchtwege zu versperren, was wollte dieses Gesocks?
Ernsthaft Ärger?
Bloß erschrecken oder doch vergewaltigen, schlitzen, massakrieren?
Marie schüttelte innerlich den Kopf, was sollte dieser Blödsinn, sie hatte heute einfach keine Lust auf solch ein Theater. Wahrscheinlich wollten diese halbstarken Kerle doch bloß imponieren, etwas Reviergehabe darbieten, dabei ihr Gehänge frei schwingen lassen. Um bei den meisten Passanten Eindruck zu machen, hätten allerdings dafür ebenso ein paar dumme Sprüche gereicht, also ohne Auswege zu verstellen. Insofern war ihr Gehabe in der Tat auf eine Eskalation ausgelegt, diese muß ohne anderen Ausweg die Konsequenz sein, wenn jene Typen sie weiter bedrängten, statt ziehen zu lassen. Marie hatte Inken nun dicht hinter sich geschoben, ebenfalls dicht an das sichere Gebüsch heran, damit sie nicht von hinten überrascht werden konnten. Schützend stand sie so vor Inken nunmehr in angedeuteter Kampfposition, wollte hier eigentlich bloß möglichst schnell mit ihr raus aus dieser brenzlig werdenden Situation.

Jene Typen blendeten immer noch, Marie hatte deshalb einige Probleme, Genaues zu erkennen, aber es waren sicherlich vier, so viel war klar. Offenbar bereits hier etablierter Pöbel, irgendeine Möchtegern-Gang gelangweilter Halbstarker gemischter Herkunft.
Die erste Stimmte grunzte nun: „Hey ihr gaiiiiiile, zuckersüße Schnitte, ihr habt doch siche jetz Bock auf einnn kleiiiine Gangbang innn Gebüüüsch?“
Diese Typen lachten dazu roh sowie gehässig, bereits mächtig aufgegeilt durch ihr Gefühl der Überlegenheit, lediglich angenommener Macht, Kontrolle über andere Menschen. Marie konnte es nicht fassen, was für Idioten. Das war vielleicht noch Imponiergehabe, um Eindruck zu machen, vielleicht allerdings schäumte ihre Geilheit, ihr Sexualdrang auch schon über und sie hatten wirklich eine Dummheit im Sinn.
Sie erwiderte trocken: „Oh, wir bedauern, euer nettes Angebot zur Kopulation ablehnen zu müssen.
Das ist ja durchaus verlockend bei so strammen sowie sicherlich überaus potenten Knaben von ausgewiesenem Durchhaltevermögen, überbordendem Charme, ausgewiesenen Manieren, euer Angebot konveniert uns heute allerdings mitnichten, unsere letzte Nacht war einfach zu anstrengend, wir haben so heftig und lange rumgemacht, uns alle Löcher vollspritzen lassen, daß wir noch ganz fix und foxy sind, noch immer tropft es überall heraus, daher wollen wir heute einfach mal aussetzen, wenigstens bis wieder alles rausgelaufen ist!
Gehabet euch wohl, rohe Burschen, starke Waldschrate und wählet nun euren weiteren Weg dort und gebet unseren Weg nach dort stehenden Fußes frei!“
Marie wies in stolzer Haltung nur mit einer Andeutung ihre Hände die gewünschten Richtungen, indessen folgten jene Kerle ihrer Aufforderung keineswegs, lachten vielmehr bloß blöd, geil, gleichfalls etwas irre.
Statt zu folgen, gurgelte also einer: „Waaas???“
Wohl die zweite Stimme gehörte jemanden mit wenig mehr aktiven Gehirnzellen, immerhin: „De Schlampe will uuuns auch nooch veeeraaarscheee?“
Der Anführer lachte: „Veraaaarsche, haha, isch werd seee gleich veraaaarsche, fiiicke seee beideee, dassee drei Wocheee nich meeehr auff iiihree dickeee Ärscheee sitzeee könneee!“
Einer ergänzte kühn aus eigenem Wortschatz: „Fickifickifickifick!
Fotzeee, AAAschelocke, Fresseee, scheisegaal, imma reiiiin!“
Die Typen standen breitbeinig, wiegten im Schritt, imponierten sich gegenseitig mit ihrer vermeintlich männlichen Ausstrahlung, verdunsteten Testosteron, zudem wohl ebenfalls irgendwelche billigen Duftwässerchen.
Immerhin, sie hatten ihre Absicht eines Gewaltaktes offengelegt, hatten ihnen den Rückzug verwehrt. Ganz schlechte Idee, dachte sich Marie, mit Inken bei sich wurde ihr allerdings deshalb etwas mulmig in dieser Gemengelage.
Inken war nun komplett im Schock erstarrt, Marie drängte sie zurück bis ganz zum Gebüsch, während sie mit ruhiger Stimme erwiderte: „Von wegen. Nichts von alledem wird passieren, ich bin so nett und bitte euch ganz höflich, aber sehr bestimmt und nicht noch einmal ohne Konsequenzen, uns nun einfach den Weg freizugeben, anschließen gehen wir, unsere Wege trennen sich friedlich, nichts ist euch passiert, alles wird vergessen, vergeben!
Friede sei mit euch, geht ihr nun euren Weg!
Abermals: Gehabt euch wohl, dort ist euer Weg, hier unserer!“
Jene vier Kerle lachten wieder ziemlich dreckig, einer gröhlte: „Niiix weggähä!
Wills duuu mieseee Fiiickeee waaas droooheee?
Isch lach misch scheeeckich eeeey!
Kom heer eeey, isch fick disch dursch, dasse duuu bettelst um meehr jädä Tak!“
Ein anderer ergänzte: „Waaas füür aiiine Biiitsch!
Uuund daaas uuuns!
Looosss, diiie müsse wiir klatscheee un dan ordehntliche durchknalleee un bumseee diee Nuutteee, bis se nischt meeehr steheee kan!“
Einer intonierte erneut lüstern: „Fickifickificki jeetza!“
Ihr Anführer, zur ersten Stimme gehörig hatte sich offenbar nun entschlossen: „Diee beideee Zickeee macheee wiir jeetz klaaar!
Aaalso iihr beideee!
Blankzieheee un bückeee, dan bekommte Spaß, dan bekommte Saaaft!
Eingespriiitzt üüüberaaal!
Haahaaa!
Geht gleich looos!
Komt iihr uuns zickich, verklemt, machee wiir Plaatz mittee spitzee Messseeer bis paßt!
Soonst wern wiir oich schoon zeigeee, weer Chefeee is, waas jetze Sacheee iist!“

Marie atmete tief durch,verlor langsam ihre Geduld, ihre Ausgelassenheit. Aus ihrem tiefsten inneren rasselte ein Monster an seiner Kette ob jener gestellten Forderungen. Wußte sie sonst prinzipiell spritzige Typen durchaus zu schätzen, kamen ihr diese doch jetzt durchaus ungelegen, überdies in der falschen Tonlage sowie mit komplett konträrem Anspruch.
Als allerdings zweimal irgendein Klacken ertönte, im Dämmer zwei Klingen blitzten, eine beim Anführer, war klar, daß diese Typen wirklich Ärger wollten, sie erwiderte wieder: „Kannste knicken.
Ihr laßt uns jetzt ungehindert gehen.
Sonst kommt her, dann werdet ihr schon sehen, wenn ihr es wirklich wissen wollt!“
Jene Typen lachten roh, zudem etwas irre, nervös, dies Tänzchen wollten jene Kerle wirklich haben. Marie schubste Inken nicht sonderlich grob, aber doch sehr entschlossen nach hinten ins Gebüsch, machte gleichzeitig etwa einen halben Schritt auf ihre Gegner zu, um volle Bewegungsfreiheit auch nach hinten zu haben, begab sich seitlich aufgestellt eindeutig in Kampfposition, möglichst wenig Angriffsfläche bietend, was bei mehreren Gegnern, welche verteilt standen, allerdings keineswegs sehr effizient zu machen war. Der Worte waren jedenfalls irgendwie genug gewechselt. Wäre sie allein gewesen, hätte sie diese Typen bereits platt gemacht wegen ihrer kecken Drohungen, dem gesamten Aufmarsch, dem Anspruch, ihr den Weg zu verwehren, sie hatte indes nun Verantwortung ebenso für Inken, durfte diese nicht gefährden, daher mußte sie also diese Position oder Stellung halten. Sie war sprungbereit, fokussiert, konzentriert. Die Zeit um sie herum schien sich zu verlangsamen, während sie schneller wahrnahm sowie agieren konnte. Diese Momente vor einem Kampf fühlten sich immer ein wenig wie das eintauchen in eine andere Wahrnehmungsebene ab, eine Verdichtung ihrer Rezeption, gleichzeitig Körperanspannung, Bereitschaft zum Kampfe.

Dann ging irgendwie alles ganz schnell, mehr als blitzschnell, denn Maries Strategie der Selbstverteidigung basierte immer auf Schnelligkeit sowie äußerster Beweglichkeit, zwar waren dies mit der Jacke und dem dicken Pullover von Inken darunter keineswegs ideale Bedingungen, dennoch, ihre Fähigkeiten reichten locker, um diese kleine Einschränkung zu kompensieren. Es war immer sinnvoll, mit einer eigenen Aktion bereits fertig zu sein, wenn der jeweilige Gegner noch gerade erst mitten in der Angriffsbewegung aufgrund seiner Trägheit Lücken in der Abwehr bot.
Als der Anführer mit seinem Messer voran den Angriff begann, bot sie ihm nur wenig Angriffsfläche, lenkte den Arm mit dem Messer seitlich an ihrem Arm vorbei, nutzte sogleich den freien Arm sowie Knie und Fuß, alles in einer Bewegung, dabei jene des Gegners gezielt ausnutzend, wobei sie gleichzeitig noch die anderen beobachten mußte, von denen gleichfalls bereits der zweite ansetzte, um ebenfalls anzugreifen. Folglich blieb keinerlei Zeit für weitere Überlegungen oder große Rücksichtnahme, wegen Inken wollte sie allerdings eigentlich auch keine Leichen hinterlassen, diese hätten sowieso nur Probleme mit sich gebracht, trotzdem wäre bei vier Gegnern eine Leiche natürlich ein Gegner weniger. Marie legte es jedoch nicht drauf an, maximalen Schaden zu verursachen, kampfunfähig sollte jener erste Angreifer allerdings gleich mit ihrem ersten Gegenschlag sein, denn sie hatte keine Zeit, sich weiter mit ihm zu beschäftigen, weil da ja noch drei andere waren. Dessen Messer flog hoch sowie zur Seite, es knackte, der Typ schrie vor Schmerz, wirbelte, verlor sich schon im Dämmerlicht am Boden.
Immerhin waren sie offenbar dumm genug, um nicht gleichzeitig anzugreifen, dann wäre es deutlich schwieriger gewesen, Maries Strategie hätte angepaßt werden müssen, um diese Burschen irgendwie gegenseitig zusammenrasseln zu lassen. Weil diese nun allerdings unter Vermeidung des Risikos, sich gegenseitig abzustechen mehr oder weniger nacheinander antraten, hatte sie für jeden einen Moment exklusiv, ebenso, weil sie alle eine etwas andere Verzögerungszeit hatten.

Der zweite Angreifer war so dumm, sein Messer von oben führen zu wollen. Sie hatten wohl durchaus Straßenkampfpraxis, allerdings keinesfalls jene Erfahrung, jene Tricks sowie fiesen Kniffe, welche Marie ganz automatisch drauf hatte. Wieder wich sie dem Angriff aus, hielt den Arm mit dem Messer allerdings nun, während sie mit dem Fuß kräftig seitlich gegen das Knie des Gegners trat, daß es ein eigenartiges, unheimliches, dumpfes Geräusch gab, während sie geschickt schon seinen Arm mit dem Messer an sich selbst vorbeiführte und weiter, bis sich die Klinge tief in den Oberschenkel des Angreifers bohrte, welcher sowieso bereits wegknickte, weil sein anderes Bein nichts mehr tragen konnte.

Marie war im Verlauf dieser Aktion in Bodennähe geraten. Sie hatte weiter Glück, denn während der vierte immer noch einen weiteren Moment zögerte sowie nur mit seiner Telephonfunzel blendete, hielt der dritte zwar auch noch seines statt eines Messers in der Hand, griff jedoch todesmutig alleine an. Dieser wiederum bekam gar nicht mit, was genau ihn traf, wo letztlich schon, jedoch erst nachher, nachdem es schon krachte sowie knackte, er wimmernd am Boden auf seinem letzten Kumpel lag, welcher sich nun gar nicht mehr entschließen mußte, wie er sich genau an dieser Aktion beteiligen wollte. Marie zögerte keinen Augenblick länger, trat auf beide ein, sorgfältig darauf achtend, daß keiner nach ihr griff, eine Hand mit der Telephonfunzel knackte oder knurpste unter einem beherzten Fußtritt, wie immer man das Geräusch auffassen mag, welches entsteht, wenn eine Hand danach partout den Dienst versagen muß, wobei sich wohl das Knacken des zertrümmerten Telephons mit dem von Knochen mischte. War allerdings vielleicht auch eine Täuschung mit dem Knochenknacken, denn es ist ja noch gequetschtes Fleisch drumherum, gedehnte Sehnen, gerissene Muskeln, was alles ein Knacken oder Brechen dämpfen mochte. Marie trat beide kampfunfähig, begab sich zurück auf Kampfposition, warf nur einen kurzen Blick auf Inken, welche immer noch reglos erstarrt sowie halb von Sinnen ins Gebüsch gedrückt war. Diese anhaltende Erstarrung wie Positionierung war im Grunde gut, dort war ihr Schatz sicher, stand niemandem beim Kampfgeschehen im Wege.

Alle vier Typen hatten genug, waren aufgemischt, noch immer am Boden, röchelten, jammerten, wimmerten und quiekten ob der gestauchten sowie gebrochenen Glieder, des geschundenen Fleisches, gerissener Fasern, mit eigenen Waffen gestichelter Löcher, des getretenen Gemächtes. Der eine wimmerte folglich über das eigene Messer im Oberschenkel, welchem er allerdings aufgrund anderer, noch schmerzhafterer Blessuren nicht einmal seine primäre Aufmerksamkeit zuwendete.
Marie stellte zufrieden fest, daß eine Nachbesserung unnötig sein würde, diese schlaffen, halbgaren Typen waren so weit fertig. Sie atmete tief durch, war allerdings nicht einmal sonderlich aufgeregt. Ihr Puls hatte sich bei der Aktion kaum erhöht, war bereits wieder auf normalem Niveau. Das war bei ihr immer so, diese Fähigkeit der Selbstkontrolle ermöglichte es ihr gleichfalls, sehr gezielt, geplant sowie präzise zu agieren. Gut, hier war es schon ziemlich dunkel, da mußte sie bei der Präzision Abstriche machen, aber immerhin lagen alle am Boden, winselten nur noch, bewegten sich allerdings noch, waren wie beabsichtigt keineswegs komplett aus dem Rennen, während Marie nur ein paar blaue Flecken haben würde, vielleicht ein paar kleine Abschürfungen. Insofern ein gutes Resultat, nachdem diese halbstarken Gegner ihr den Kampf unausweichlich angedient hatten.

Sie ließ den Kerlen noch einen Augenblick Zeit, vom Schmerz zu kosten sowie sich in der eigenen Erbärmlichkeit zu winden. Dann sprach sie wieder mit ganz ruhiger Stimme: „Gut, nachdem nun geklärt ist, wer das Sagen hat und wer hier Chefin ist, wünsche ich den Herren noch einen angenehmen Abend sowie einen erfreulichen Weg zum Krankenhaus, noch einmal: Dort ist eurer Weg, nun aber zackig losgekrochen!“
Dabei wies sie entschlossen im Dämmerlicht in jene zuvor bereits vergeblich angewiesene Richtung, ergänzte ferner: „Sofort, sonst habt ihr keine Gelegenheit mehr, hier jemals wieder lebend wegzukommen, wenn ich mich noch ernsthaft aufregen muß, eventuell so noch verlockt werde, euch Deppen komplett kaltzumachen.“
Die als Herren titulierten Kerle stöhnten und wimmerten immer noch, denn es war bestimmt ziemlich unerfreulich, derart verletzt von dannen zu kriechen. Dieser schwere Weg erschien ihnen allerdings offensichtlich immer noch viel besser als zu erleben, was passieren mochte, wenn Marie sich ernsthaft aufregen würde, wobei sie eigentlich dachten, bereits mehr als dies erlebt zu haben. Wer noch halbwegs gehen konnte, zog einen Kumpel mit sich, weg nur weg, mit Stöhnen, Jammern sowie Winseln, Marie behielt diese üble Truppe trotz des Dämmerlichts im Blick, suchte dabei zwischendurch mit den Augen nach dem weggekickten Messer, fand es, schob dieses zügig weiter, rein ins Gebüsch unter Laub, somit blieb hier nicht viel von der erfolgreich geschlagenen Schlacht an Spuren, eventuell etwas Blut hier und da, was schon eintrocknen würde – oder Interesse bei Krähen oder Staren finden mochte.

Die Lage war geklärt, somit wendete sich Marie zügig zu Inken, welche noch immer erstarrt sowie mit offenem Mund, entsetzt aufgerissenen Augen im Gebüsch stand.
Marie packte sie vorsichtig an den Armen, zog ihren Schatz dort heraus, sprach bloß leise „Komm!“, worauf Inken jedoch nicht reagierte.
Marie schaute noch einmal in Richtung jener sich entfernenden Typen, schob kurz darauf Inken vor sich her weiter durch den Park, auf möglichst kurzem Wege Richtung Licht.
Inken ließ sich nur so eben steuern, setzte dabei mehr oder weniger automatisch einen Fuß vor den anderen.
Marie schob sie weiter, weiter, immer weiter, faßte sie endlich wieder an der Hand, zog sie weiter, bis sie raus aus dem Park waren, wo es wieder Beleuchtung gab.
Entschlossen zog Marie Inken noch weiter, nachdem sie kurz geschaut hatte, daß Inken immer noch geschockt war, mit ihr nichts anzufangen war, also zog Marie sie in Richtung ihrer Wohnung, um sie dort ganz in Sicherheit zu bringen.

Inkens Kommentar

Im Rückblick noch fällt es mir schwer, in Worte zu fassen, wie ich diese traumatische Szene erlebt habe, eine klare Erinnerung zu haben. Dieser Nachmittag war ein Kontrast zwischen höchstem Glück Hand in Hand bei unserem gemeinsamen Ausflug bis zu tiefstem Entsetzen bei dem Überfall.

Dazu: Ich war vorher bereits unruhig sowie ängstlich, als Marie davon erzählte, daß da im Dunkeln manchmal schräge Typen im Park herumlaufen würden, kein Licht, schräge Typen, üble Kerle, Abschaum der Stadt. Meine Nerven waren deshalb schon angespannt, ich hielt mich dicht an Marie, mein Herz raste, dachte, es springt mir aus dem Leib, wobei meine Gedanken wirbelten.

Als dann diese Typen plötzlich auftauchten, war das zuviel. Ich war wie benommen, weggetreten, gelähmt, konnte nicht mehr denken, nichts mehr tun. Was die gesagt oder gemacht haben, davon habe ich nicht viel mitbekommen, wollten uns erst anmachen, anschließend vergewaltigen, das war klar. Marie blieb erst gelassen sowie ruhig, sie blieb wohl die ganze Zeit ruhig, wie eigentlich immer. Sie zeigte keine Angst oder war sonstwie beeindruckt. In dem Falle half mit das leider keineswegs, ich war im Schockzustand, mit mir war nichts mehr zu machen.

Dann haben sie uns, Marie angegriffen. Ich konnte allerdings nicht viel sehen, erinnern kann ich mich bloß an Schemen, Bewegungen im Dunkeln, anfangs noch im blendenden Gegenlicht.
Mein Sein, mein Ich hatte sich irgendwie nach ganz hinten in den Kopf zurückgezogen, sich verkrümelt sowie verstört in eine Ecke gekauert.
Ich konnte rein gar nichts mehr tun oder denken.
Ich weiß nicht, wie lange alles gedauert hat.
So im Rückblick jedenfalls: Von einem Augenblick auf den anderen Augenblick waren diese unheimlichen Kerle verschwunden. Wimmern sowie Fluchen vom Boden irgendwo, danach wohl wegkriechen, weiß nicht mehr. Marie hat mich von dort weggeschafft, ich konnte immer noch nicht, immer noch geschockt sowie betäubt, kann mich bis heute nur bruchstückhaft erinnern, irgendwie raus aus dem Park.
Selbst im Licht der Straßenlaternen habe ich noch nicht durchgeblickt.
Aber ich habe Maries Hand gespürt, bin irgendwie immer mitgelaufen, Marie war indes sowieso das einzige, was ich noch spüren wollte, ich stolperte einfach irgendwie mit oder hinterher, egal wohin, nur weg aus dem Park, nur bei Marie sicher sein.

Maries Kommentar

Natürlich war das so niemals gedacht. Ich wollte nur, daß Inken sich ein wenig gruselt, sich alsdann an mich kuschelt, damit sich daraus im Weiteren vielleicht mehr ergeben konnte. Aber diese Idee war natürlich idiotisch, dieser Plan war das Blödeste, was ich mir jemals ausgedacht habe. Ich dumme Kuh bin mit ihr geradewegs diesen Deppen in die Arme gelaufen. Ich wußte zudem, daß da wirklich gelegentlich übermütige Schwachmaten rumlaufen, welche unbedingt zeigen müssen, wie stark sie sich fühlen. Diese Typen sind irgendwie gescheiterte Existenzen, Bodensatz. Irgendwo hinpinkeln, um ihr vermeintliches Revier zu markieren, sich allerdings bloß im Dunkeln heraustrauen, das hatten sie wohl noch gerade so drauf, haben sich dabei vermutlich noch gegenseitig ans Bein gepinkelt.

Daß die alsdann mehr als dumme Sprüche machen würden, hätte ich keineswegs von Anfang an vermutet, bis es dann wirklich rundging. Gut, ich hatte das schon, ich habe schon mit schrägen Typen in solchen rechtsfreien Zonen gekämpft. Aber da war ich allein unterwegs, hatte nur Verantwortung für mich, allenfalls ein wenig für den Gegner. Ich habe nie provoziert, allerdings ebenfalls nie eingesehen, daß man öffentlichen Raum nicht auch nutzen darf, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit, egal ob Mann oder Frau, egal ob in der Gruppe oder allein. Schon wenn man im Dunkeln friedlich durch den Park geht, scheint das manche Typen zu provozieren, ihr Revierverhalten abzuziehen, diese Typen haben ein abartiges Balzverhalten drauf, welches immer gleich auf Gewalt hinausläuft, kennen keine andere Kommunikation, Interaktion. Körperlichkeit heißt für solche Typen immer gleich Gewalt, Konflikt resultiert automatisch in Gewalt. Aber es ist auch keinesfalls einzusehen, warum Frauen ab Anbruch der Dunkelheit daheim hocken sollen, statt einen öffentlichen Park zu genießen.
Der Park ist für alle da, zu jeder Uhrzeit.
Niemand steckt da sein Revier ab. Allseitiger Respekt sollte kein Problem sein.

Diese Dumpfbacken hatten eindeutig eine Überdosis Testosteron. Deren Wortwahl war völlig unangemessen, ich habe im Text oben keineswegs alles genau so beschrieben, wie sie es wirklich gesagt haben, nur sinngemäß sowie nicht in vollem Umfang. Jedenfalls teilweise schienen das ursprünglich türkischstämmige Halbstarke zu sein, offenbar in dritter Generation erfolglos sowie immer noch nicht integriert oder angekommen in der Gesellschaft, wobei es mir unangenehm war, dies feststellen zu müssen. Sind doch Türkenkinder sowie deutsch-sowjetische Spätaussiedlerkinder als Problemkinder die typischen Vorurteile, gelegentlich stimmt dies leider. Von der Gesellschaft benachteiligt, nach dem Namen beurteilt, in der Schule schon ins Abseits gedrängt packt es dann ebenfalls die nächste Generation nicht, was natürlich keineswegs stimmt, denn ein guter Teil schafft es durchaus, ihre Lebensumstände deutlich zu verbessern, trotz aller zusätzlicher Benachteiligung, aber eben nicht alle, dieser Rest wiederum mischt sich daraufhin mit den anderen gescheiterten Existenzen zu einer Rotte, mit eigenem albernen Dialekt, bei welchem niemand weiß, ob diese Typen Deutsch wirklich nicht können oder es lediglich toll finden, Blödsinn in gebrochener Sprache zu labern.
Diese paar Idioten machen sich derart auffällig, daß sie bleibenden Eindruck hinterlassen, welchen sodann viele andere Idioten auch gleich auf andere mit ähnlicher Herkunft übertragen, welche damit zusätzlich zum geteilten Leid durch diese Idioten auch noch unter Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, pauschalen Anfeindungen sowie Vorurteilen zu leiden haben. Solch Dumpfbacken ziehen alles in den Dreck, schaffen Vorurteile, Aggression sowie schlechte Stimmung, was dann wiederum dazu führt, daß aufgrund der Vorurteile noch mehr Leute mit ähnlicher Herkunft Probleme bekommen, für welche sie rein gar nichts können, was alsdann wiederum dazu führt, daß es noch mehr chancenlose, abgehängte Typen gibt, welche versuchen, ihren Frust irgendwie an anderen Leuten auszulassen, welche gleichfalls gar nichts dafür können und so weiter uns so fort.

Das ist der Bodensatz, die Verlierer dieser Immigrationswellen sowie der ganze dreckige Rest, wobei es ja doch viele gibt, welche es gut trotz widriger Startbedingungen geschafft haben, jedoch leider eben längst keineswegs alle, der Staat hat damals schon versagt, hat es ebenso bei dieser Generation, jedenfalls in einem zu großen Teil, aufgrund wohl auch von systemimmanenter Diskriminierung sowie mangelnder Förderung.
Wie kann es sonst sein, daß diese Typen selbst in der dritten Generation noch immer erhebliche Artikulationsprobleme haben, wenn andere es schaffen, in ein oder zwei Jahren komplett unauffällig aufzutreten und sich praktisch akzentfrei zu unterhalten?
Und vor allem sich anständig sowie friedlich zu benehmen.
Gut, oder eher schlecht, einen absoluten Bodensatz gibt es offenbar immer, entweder von vorne herein Versager oder ohne Chancen und Förderungen dazu abgestempelt.
Ursachenforschung und Verstehen, Mitleid aber kann man sich in solch einer Situation keinesfalls leisten. Letztlich ist jeder selbst dafür verantwortlich, welchen Blödsinn er anstellt, muß sich Konsequenzen stellen, wenn die Konfrontation provoziert wird. Selbst wenn jemand guten Grund zur Frustration hat, ist dies kein Grund, dies an anderen, unbeteiligten Personen auszulassen. Fast jeder hat doch so seine dunklen Punkte, hat seine Aggressionen sowie Probleme. Beginnt jemand allerdings damit, dies bei anderen abzuladen, diese mit in den eigenen Abgrund zu reißen, ist das Maß voll, egal wieviel Verständnis man haben mag, weil einem klar ist, wie übel einigen Leuten mitgespielt wird, welch schlechte Chancen sie im Leben haben.
Wer gibt mir meine verlorene Kindheit zurück?
Nein, was man anderen antut, ebenso die Folgen davon, das verantwortet man selbst, das schiebt man nicht auf andere ab, nicht auf seine Herkunft, nicht auf die schlechten sozialen Umstände oder sonstige Ausflüchte. Das eigene Handeln verantwortet ein jeder selbst, hat alsdann ebenso jegliche Konsequenzen zu tragen, egal woher und warum und wieso, da gibt es ab einem bestimmten Punkt keinen Bonus mehr. Ich habe nichts gegen irgendjemanden aufgrund seiner Herkunft oder seiner Ansichten, solange damit andere nicht belästigt werden. Wer mich in Ruhe läßt, den lasse ich gleichfalls in Ruhe seine Kreise ziehen, den respektiere ich, toleriere, helfe auch. Wer mich angreift allerdings, hat all das verwirkt, egal um wen es sich handelt, dann schalte ich um in den Kampfmodus. Auch da zählt folglich keine Herkunft mehr, keine Ansichten mehr, da gibt es umgedreht ebenfalls keinen Respekt sowie keine Toleranz mehr, wenn es jemand wirklich auf Kampf anlegt.

Und es ist völlig unakzeptabel, Inken zu schockieren, zu beleidigen, ihr sogar anzudrohen, ihr Gewalt anzutun. Dummes Herumgelaber, Imponiergebhabe, solchen Schwachsinn stecke ich alles mit einem Schulterzucken weg. Hätte man uns gehenlassen, hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, Inken so leichtfertig in solch eine Situation gebracht zu haben und es wäre erledigt gewesen. Aber sie haben es drauf angelegt, sie wollten uns wirklich an die Wäsche, aus Übermut, Hormonrausch oder weil dumm im Kopf, weil pubertierend oder nie aus der Phase des Umbaus des Gehirns im jugendlichen Alter herausgekommen, letztlich egal, egal egal.
Kampf ist Kampf.
Da gibt es keine Regeln, keine Fairness mehr, wenn es um das eigene Leben, die eigene Gesundheit geht und das der Freundin.
In einer solch existentiell bedrohlichen Situation zählt nur noch, da lebendig und möglichst heil herauszukommen.
Doppelt dumm für die Typen gelaufen, weil Inken vor Schreck sowie Schock nicht mehr von der Stelle kam.
Haben sie sich jedoch ebenfalls ausschließlich selbst eingebrockt, mußten mit Reaktionen rechnen, wenn sie Menschen zunächst Gewalt androhen, alsdann sogar angreifen.
Mit Inken in Schockstarre habe ich keine andere Möglichkeit, als diesem Treiben ein Ende mit minimalem Risiko für uns beide zu setzen.
In dem Moment kommt es hart auf hart und es wird blutig.
Vielleicht haben jene Typen ja etwas draus gelernt.
Sind erst die Knochen gebrochen, steckt das eigene Messer im eigenen Bein, kann durchaus ein Lerneffekt selbst bei begriffsstutzigen Idioten wie jenen einsetzen, welche im Kopf wenig Potential für reflektierte Gedanken haben. Interessiert mich nun allerdings ähnlich viel wie ein einzelnes Staubkorn auf dem Mond.
Können froh sein, daß sie noch lebendig abziehen konnten, denn bei vier Gegnern kann und darf eigentlich kein größeres Risiko mehr eingegangen werden, die eigene Sicherheit geht vor, dabei muß einfach sehr schnell die Anzahl der Gegner reduziert werden, Zeit zum Überlegen oder für abgewogene Dosierung der Maßnahmen bleibt minimal. Da muß der erste Schlag, der erste Tritt sitzen.
Nur weil Inken dabei war, hatte ich etwas Bedenken, allerdings geblendet sowie in der Dämmerung konnte ich auch keineswegs viel sehen, um wirklich präzise zu agieren. Daher hätte auch leicht jemand komplett aus dem Spiel sein können. So kann also schon zusammengefaßt werden, diese Burschen hatten mehr Glück als sie verdient hatten. Daß sie zudem noch an mich geraten sind, ist insofern eigentlich ein weiterer Glückstreffer für diese Kerle, denn erst mit blutiger Nase setzt der Lerneffekt bei diesen Typen ein, besteht eine Chance auf Besserung. Nur ein paar Knochenbrüche, Sehnenrisse, Zerrungen, Dehnungen, oberflächliche Verletzungen, ein Volltreffer in den Oberschenkel mit dem eigenen Messer, gut damit mußten diese Typen rechnen, wenn sie mit dem eigenen Messer nicht umgehen können, zudem noch jemanden damit angreifen. Steckt solch ein Messer erst mal tief im eigenen Muskel, richtet so ein Messer anderweitig wenigstens keinen Schaden mehr an, also eine saubere Sache, welche jedoch bloß dann eignet ist, wenn der Angriff dafür passend verläuft. Besteht hingegen Gefahr, daß der Gegner die Waffe weiter nutzen könnte, ist es sinnvoller, diese unmittelbar aus der Wunde zu drehen oder zu reißen, außer Reichweite zu befördern. Bei anderen Angriffen kann solch ein Messer alsdann sonst ebenfalls im eigenen Arm stecken, in der Brust, im Unterleib, gefährlicher als im Oberschenkel. Oder das Messer kann dem Angreifer eben weggekickt oder weggestoßen werden, außer Reichweite jedenfalls, dies Vorgehen bot sich allerdings bloß beim ersten Angreifer an. Kommt stark auf die Führung des Messers an, die Beschaffenheit des Griffes, wie fest das Messer in welcher Weise gehalten wird. Ohne Übung ist all dies kaum so schnell erfaßbar, wie es beim Kampf notwendig ist, um angemessen zu entscheiden, wie vorzugehen ist.

Wäre ein insgesamt anderes Vorgehen bei dem Angriff nun angemessen gewesen?
Was wäre eine erfolgversprechende Alternative zu meinem Ansatz gewesen?
Etwa die Gegner durch entschlossenes Anbrüllen und Einschüchtern vertreiben?
Bei einigen Gegnern kann dieser Trick durchaus klappen, besonders erfolgversprechend bei einer überschaubaren Gesamtlage sowie einer plausiblen Fluchtmöglichkeit.
Diese Typen hingegen wären nicht so einfach durch Worte zu beeindrucken gewesen. Dies habe ich durch Erfahrung im Gefühl, spätestens nachdem ein paar Worte gewechselt sind.
Ein halbherziger Angriff oder auch nur Scheinangriff ist hingegen gefährlich, besonders bei mehreren Gegnern im Dämmerlicht, welche schlecht alle im Auge zu behalten sind.
Um Hilfe rufen?
Kommt ebenfalls drauf an, an welchem Ort der Angriff stattfindet. Ist mit nahendem Publikum zu rechnen, kann dieses Täter vertreiben, an dem Ort war allerdings mit keinen weiteren Anwesenden in der Nähe zu rechnen. Diese Burschen hätten sich keinesfalls einfach einschüchtern lassen. Zumal die Typen dachten, das wäre ihr Territorium, daraus hauen sie nicht so schnell ab.
Die allermeisten unbeteiligten Leute hauen sowieso eher zügig ab, statt zu helfen, wenn es Hilferufe gibt. Anrufe vielleicht noch bei der Polizei, auf Polizei wiederum kann man nicht warten, wenn die Lage brenzlig sowie unübersichtlich ist. Danach erschwert die Polizei den Rückzug.
Nun so oder so, später, in aller Ruhe danach kann viel spekuliert sowie theoretisiert werden, davor natürlich ebenso. Am Theorietisch läßt sich schnell etwas Passendes zurechtlegen. Die konkrete Situation erfordert allerdings immer, individuell darauf zu reagieren. Dies wiederum sehr schnell innerhalb von Sekunden, im Kampf innerhalb von Sekundenbruchteilen, um schneller sowie effektiver als die Angreifer zu sein, nur Reaktionsschnelligkeit gepaart mit Entschlossenheit im Verbund mit Fähigkeit kann einen retten.

Also gut, Schwamm drüber, ich habe mir redlich Mühe gegeben, daß es dabei keine Toten gab, das hat meines Wissens nach geklappt, habe nie wieder etwas darüber gehört.
Ist also erledigt.
Inken hat es mit ihrem Schock viel schwerer erwischt.
Ich bleibe bei sowie nach derartigen Zwischenfällen gelassener, ein paar blaue Flecken, Abschürfungen, gut, derlei habe ich ebenso beim üblichen Kampftraining, also nichts, ist in ein paar Tagen vergessen.
Aber wenn man solcherlei Übergriffe psychisch in sich hineinfrißt, ist das übel.
Dies durfte bei meinem Sonnenschein keinesfalls passieren, sie sollte, sie mußte weiter fröhlich sowie glücklich sein. Indes, nach diesem Überfall auf dem Heimweg hatte ich Angst um all dies, sie war kalt sowie bleich, weggetreten.
Da war nichts mehr von ihrer Wärme, ihrem Sonnenschein, ihrer unbekümmerten Fröhlichkeit.
Ich fühlte mich selbstredend verantwortlich.
Für die Idiotie der Typen kann ich selbstverständlich nichts, auch nichts für deren Aktion.
Aber wir waren auch nur da aufgrund meines blöden Plans, sonst hätte ich doch einen anderen Weg mit ihr gewählt.
Allein, klar, da wäre ich natürlich dort durchgegangen, ohne zu zögern, ich habe indes gleichfalls Verantwortung für Inken und da war ich einfach bloß blöd, naiv und ebenso egoistisch mit meinem bescheuerten Plan.
Nachdem wir aus der Situation raus waren, mußte ich also irgendwas machen, um Inken wieder in ihren normalen Zustand zu versetzen, ihr Ich zu retten, wieder aufzubauen und ihr wegzuhelfen von diesem Schockerlebnis. Ich wollte mit ihr einfach nur nach Hause, Tür zu, sicher und geborgen, weg von dieser Welt und diesem grauenhaften Erlebnis, einfach nur Ruhe und Ausgleich.

Tränenflut

In ihrer Wohnung angekommen schloß Marie hinter ihr und Inken die Tür, lehnte Inken behutsam an die Wand daneben, zog eilig ihre Jacke sowie Schuhe aus. In der Wohnung war es dunkel, doch Marie machte nicht einmal Licht. Von den Straßenlaternen draußen drang nur wenig bis hinein in die Wohnung, doch das reichte noch, um Umrisse zu erkennen, um sich grob zu orientieren.

Inken hatte sich noch nicht weiter gerührt, stand noch bewegungslos, schocksteif an die Wand gelehnt, hatte einen leeren Blick ins Nichts, ihren Mund leicht geöffnet. Marie befand sich in einer ungewohnten Lage, war sie doch ratlos, was sie tun sollte, Inkens Anblick war schwer zu ertragen, sie selbst fühlte sich so hilflos.
Sie sorgte sich, wohin war Inkens Fröhlichkeit, Lebendigkeit?
Hatten jene Kerle alles in diesem wahnsinnigen Minuten geraubt?
Für Marie war jener Überfall im Grunde erledigt, hatte sie nicht einmal nennenswert aufgeregt, sie war bei solchen Händeln immer auf den Moment sowie die unmittelbare Planung der nächsten Aktionen fokussiert und hakte nach erledigter Mission einfach ab. Ein paar blaue Flecke, eventuell einige Abschürfungen, Prellungen, etwas Schmerz, in wenigen Tagen waren derlei körperliche Blessuren doch vergessen, also im Grunde egal.
Ist hingegen die Psyche angeschlagen, wird die Angelegenheit heikel.
Jetzt mit der erstarrten Inken raste Maries Puls folglich vor Entsetzen sowie vor Aufregung, was sollte sie nur tun?
Wie Inken wieder aus dieser Erstarrung, dieser Lethargie, diesem Schock befreien?

Vorsichtig begann sie kurz darauf doch etwas Praktisches, Naheliegendes, näherte sich vorsichtig Inken, zog den Reißverschluß ihrer Jacke auf, zog diese an den Jackenärmeln sanft von der Wand, half der Willenlosen aus ihrer Jacke, wonach Inken gleich wieder zurück gegen die Wand glitt. Sie hatte kein bißchen mitgeholfen, so daß es nicht ganz einfach war, ihr die Jacke auszuziehen, aber Marie bekam es doch hin.
Marie bückte sich, öffnete die Schleifen von Inkens Schnürsenkeln an den Schuhen, aber wie weiter vorgehen?
Inken hob ja nicht die Füße, Marie versuchte es ganz sanft, streifte an einer von Inkens Waden hoch, um sie dazu zu bewegen, den Fuß zu heben, aber es klappte mitnichten, dabei wankte Inken zunehmend, begann erbärmlich zu zittern. Die Schockstarre löste sich offenbar in diesem Moment, das Zittern konnte nur ein kurzer Übergang sein, Marie ahnte, es würde noch schlimmer kommen. Nachdem die akute Gefahr vorbei war, sollte das Adrenalin zurückgehen, der Streß wieder weichen, aber in solch einer Schockstarre konnte das leicht zu komplettem Kontrollverlust sowie Zusammenbruch führen. Ein Körper kann ja keineswegs über längere Zeit unter solch einer Anspannung bleiben. Schnell stand Marie wieder aufrecht neben ihr, gerade noch rechtzeitig, denn nun gaben Inkens Beine nach und diese sackte in sich zusammen. Blitzschnell hielt Marie Inken, fuhr mit einem Arm unter ihren Armen sowie um den Rücken herum, mit dem anderen um ihre Kniekehlen, so sackte Inken in ihre Arme.

Marie stemmte die süße Last hoch, trug sie durch den kleinen Flur in ihr Zimmer mit dem Bett, legte sie vorsichtig darauf nieder, bückte sich, zog nun Inkens Schuhe aus, legte sie ganz ins Bett, legte sich zu ihr, zog die Decke über sie beide, drückte die zitternde Inken stumm an sich. Sie sorgte sich so sehr um Inken, daß ihr Puls noch immer raste, sogar einen leichten Schwindel im Kopf spürbar wurde, ihr Atem schneller ging, ein Gefühl der Hilflosigkeit ihr Denken überschattete, dies blockierte, weshalb ihre Reaktionen ziemlich planlos waren, minimal darauf beschränkt, die liebste Freundin geborgen zu halten, ihr Schutz durch Präsenz zu vermitteln. Egal, was sein würde, sie würde immer für Inken da sein, sie wollte sie jedoch glücklich, fröhlich sehen, strahlend, wollte ihren Sonnenschein zurück, wußte nur nicht wie. Augenblicklich sah es mehr nach einer gemeinsamen, grausigen Finsternis aus. Jene Typen hatten ihnen das Licht, das Leben geraubt. Die Dunkelheit schien Besitz von Inken zu ergreifen, doch Marie wollte kämpfen, so gut kannte sie diese Finsternis, welche sich tief in ihr selbst eingenistet hatte, das durfte Inken keinesfalls passieren. Inken war nicht ohnmächtig geworden, war nur komplett erschlafft, am Ende ihrer Kräfte sowie ihrer Reaktionsfähigkeit. Marie riß sich zusammen, fühlte den Puls, prüfte ganz dicht an Inkens Nase deren Atmung, entschied sich, noch nicht den Notruf zu nutzen, noch ein wenig zu warten, allerdings ganz genau zu beobachten.
War das ein Fehler?
Es würden Fragen gestellt werden.
Zögerte sie nur, um sich selbst Probleme zu ersparen wegen der zusammengeschlagenen Typen?
Natürlich war das eindeutig Notwehr, bei ihrer Kampferfahrung indes gab es immer Probleme, bei ihrer Kindheit, welche sie ins Heim geführt hatte, nach ihren Erfahrungen mit Ermittlungen nach Zusammenstößen wollte sie eine Konfrontation mit der Polizei lieber vermeiden, das brachte nur Scherereien, auf welche sie gerne verzichten könnte. Andererseits, wenn sich an Inkens Zustand nichts ändern würde, würde sie doch einen Arzt rufen müssen. Noch war der Zustand stabil, allerdings keineswegs komplett harmlos. Es war noch Zeit. Sie hatte Erfahrung, hatte ebenfalls Kurse belegt, sonst wären einige ihrer Aktivitäten unverantwortlich gewesen. Somit beobachtete sie genau.

In Maries Armen steigerte sich Inkens Zittern nun zunächst zu einem Beben, darauf brach es los, als hätten sich Schleusen geöffnet, Inken weinte Sturzbäche, Marie hatte unterdessen keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Aber dieser Weinkrampf, diese Flut des Elends war immerhin eine eindeutige Reaktion auf jene eigentlich doch bereits überstandene Situation, hoffentlich ein Ventil, jedenfalls besser als nichts, wie zuvor. Sie selbst hatte schon in der Kindheit keine Tränen der Traurigkeit mehr vergossen, umso mehr traf sie Inkens Traurigkeit bis ins innerste Mark. Sie fühlte sich dabei so hilflos, so blöd sowie ungeschickt. Dies war überdies alles ihre Schuld, warum war sie dort nur mit Inken um die Tageszeit langgezogen.
Warum ihr blöder, idiotischer Plan?

Inken heulte so hemmungslos wie sie sonst fröhlich und lebendig war. Marie dachte sich, immerhin ist es überhaupt ein Lebenszeichen, ein Hoffnungsschimmer. Die körperliche Gefahr war doch überstanden, nun ging es um die Psyche, diesem zarten, empfindlichen Schimmer von Sein sowie Persönlichkeit, etwas, was so schnell angegriffen, beschädigt, zerknickt, zertreten, zernichtet war. Noch bevor sie das überhaupt bewußt entschieden hatte, streichelte und liebkoste sie Inken tröstend, wuselte sanft durch deren Haare, in ihr wiederum verknotete sich dabei alles, schmerzte, weil ihre liebste Freundin derart litt. Inken bebte und zitterte immer noch, Marie zögerte, sie richtig zu halten, zaghaft war sie ihr lediglich nah, streichelte, liebkoste nur so gerade eben, um Inken nicht noch mehr zu verstören. Irgendwie wußte sie nicht mehr, konnte nicht mehr. Sie war zwar da für Inken, konnte allerdings doch nicht so richtig helfen. Sie hatte getan, was notwendig war, um sie vor der objektiven Gefahr im Park zu schützen, vor der Wirkung im Kopf jedoch konnte sie Inken nicht so einfach schützen, das war viel subtiler, kniffliger, dort wohlwollend und ausgleichend auf einen Menschen zu wirken. Zum Haß hin zu hetzen, zu bestimmten Handlungen sowie Reaktionen zu manipulieren ist doch viel einfacher, als solch psychische Verletzungen zu heilen, wenn jemand das Grundvertrauen in andere Menschen verliert. Marie hatte das längst verloren, sich anschließend lediglich bemüht, den eigenen Standpunkt zu sichern, ferner aufmerksam die Übersicht zu bewahren, um auf Angriffe vorbereitet zu sein. Inken hingegen hatte diese erfrischende Leichtigkeit, mit welcher sie noch an die Welt sowie die Menschheit glauben konnte, was ihr nun bei diesem Überfall geraubt worden war. Derart verbreitete sich dies Gift des Mißtrauens und der Zweifel immer mehr.

Die objektive Gefahr war vorbei, sie hatte sie in Sicherheit gebracht, sie hatte doch alles getan, um nach ihrem furchtbaren Fehler alles zu tun, was sie konnte, um Inken von jeglicher Gefahr zu entfernen, ihr Sicherheit sowie Geborgenheit zu geben. Aber sie verstand wohl auch, daß Inken geschockt war. Wenn sich dieses Erlebnis in ihr Sein grub, würde dies Narben hinterlassen, tiefe Narben. Marie wollte das unbedingt verhindern. Inken sollte doch alles rauslassen, wütend auf sie einschlagen, toben, alles an Dampf ablassen, welcher sich in ihr aufgebaut haben mußte, um sich zu erleichtern, sich davon zu befreien. Inken bebte und weinte aber bloß, so zart und zerbrechlich, so schwer angeschlagen. Aber immerhin weinte sie, weinen zu können, ist so schlecht keineswegs. Marie hoffte auf Sonnenschein nach dem Regen.

Bislang hatten sie noch gar nichts wieder gesagt, nur Inkens Heulen und Schluchzen erfüllte den Raum.
Marie kam nun ein Gedanke in den Sinn, welcher ihr zuvor gar nicht gekommen war: Konnte sie Inken besser mit Worten trösten, konnte sie ihr so besser helfen, sich von dem grauenhaften Erlebnis nicht in einen eigenen, inneren Abgrund ziehen zu lassen, sich stattdessen davon zu befreien?
Sie versuchte es.
Ganz dicht an Inkens Gesicht flüsterte sie sanft: „Es ist vorbei … du bist in Sicherheit … ich bin bei dir, beschütze dich, niemand wird dich hier angreifen, nichts kann dir hier mehr passieren …“
Inkens Antwort blieb aus, diese wimmerte lediglich, schluchzte, atmete kurz sowie hörbar, stürzte sich gleich wieder in den Strom der Tränen. Marie streichele sie etwas kräftiger, fast schon verzweifelt, wollte doch keineswegs Inken verschrecken, indem sie sie zu stark drückte.

Sie redete ihr flüsternd weiter zu, ganz dicht, bis ihre Nasen aneinanderstupsten, bis Inkens Tränen gleichfalls Maries Wangen netzten. Marie fuhr ein Schauer durch den Leib, war allerdings bloß einen Moment verwirrt, wußte doch genau, daß es jetzt auf sie ankam, nur nicht, was zu tun wäre. Sie schluckte und sorgte sich sehr. In ihrer Hilflosigkeit, von sich selbst überrascht und ohne eigentlich eine Entscheidung, einen Entschluß dazu, begann darauf Marie ganz zart, zunächst Inkens Stirn zu küssen, anschließend jedoch küßte sie die Tränen von Inkens nassen, so zarten Wangen. Sie war dermaßen vorsichtig und wollte doch den ganzen Strom des Leids von Inken nehmen, aufsaugen, auf sich nehmen, damit Inken davon befreit war. Sie hätte sich gar nicht getraut, die Tränen mit den Fingern fortzuwischen, damit vielleicht noch Inkens zarte Haut wundzureiben. So küßte sie all die Tränen fort, Inkens Wangen kaum berührend. Sie nahm die salzige Traurigkeit, den Strom des Elends geduldig auf, wechselte von einer zur anderen Wange, stupste auch einmal wieder die Nase zärtlich an, verteilte sanft weitere Küsse über Inkens Stirn, fuhr vorsichtig wuselnd durch Inkens wilde Haarmähne, um im Anschluß gleich wieder die Tränen fortzuküssen, von den Wangen, weiter bis zu den geschlossenen Augenlidern, daraufhin wieder herunter bis zum Kinn, bis zum Hals, alles war von der Flut von Tränen benetzt, Marie wollte solcherlei Tränen der Traurigkeit keineswegs dulden, ihre liebste Freundin derart leiden zu sehen, streichelte tröstend, zog sie nun auch mit einem Bein etwas enger an sich. Bislang hatte Inken sie mitnichten abgewehrt, so hoffte sie, diese durch die innige Nähe etwas besser trösten zu können, wirklich zeigte Inken gar keine abwehrende Reaktion. Vielleicht hatte Marie doch einen Weg, einen Zugang gefunden, sie schöpfte etwas Mut, Inken so erreichen zu können.

Marie mühte sich weiter, sorgte sich, küßte geduldig weiter Träne um Träne fort. Als sie gerade an der Wange herunter knapp neben Inkens Mund war, drehte diese den Kopf ein wenig, jedoch schnell, so daß sich plötzlich ihre Lippen trafen, ganz weich und zart. Es vermischte sich gleich die salzige Feuchtigkeit der Tränen mit der Zartheit sowie der Feuchtigkeit der Lippen, Marie vermutete ein Versehen, wollte zurückweichen, doch Inkens Lippen kamen nach und so hielt Marie inne, nun gab es keinerlei Zweifel mehr, sie küßten sich, ihre Lippen schubberten und rieben sich aneinander, spürten die salzigen Tränen, nun gleichfalls vermischt mit einer zarten, süßen Sehnsucht, einem prickelnden Brennen, einem Feuer, welches Inken wieder zu erwärmen schien. Beinahe gleichzeitig öffneten sie ihre Münder, ihr heißer Atem vermischte sich. Zaghaft hatte Inken nun gleichfalls ihre Arme um Marie gelegt, bewegte ebenfalls ihre Beine, um diese langsam mit Maries zu verschränken, zu verknoten. Maries Umarmung wurde nun ebenfalls fester, mit einem Arm wuselte sie durch Inkens wildes Haar. Ihre Lippen drückten sich nun heftig aufeinander.

Der Kuß dauerte an, Inken weinte wohl noch immer, gleichzeitig allerdings belebte sie sich, wurde wieder lebendiger. Marie war etwas verwirrt, mitnichten nur durch den plötzlichen, innigen Kuß, genauso daß sie ihre Liebste nun so innig in den Armen hielt sowie gehalten wurde, verblüffte sie. Es war für beide ein intensives, sehr verwirrendes Erlebnis.
Als Marie ihre Lippen von Inkens löste, entströmte deren Mund nur ein protestierendes, forderndes, zitterndes: „Hhhhh“ und Marie seufzte verzückt, drückte ihre Lippen wieder auf Inkens, streichelte dieselbe sanft, überdies doch entschlossener als zuvor. Nach einem längeren, weiteren schönen Kuß, wanderten ihre Lippen wieder zu den tränennassen Wangen, küßten weiter das salzige Elend fort, anschließend weiter hinauf zu den noch immer geschlossenen Augenlidern und wieder hinunter, danach über den Hals, so weit Inkens Pullover es zuließ, um von dort wieder zu Inkens Mund zu gelangen, wo sich ihre Lippen wieder zu einem zarten Kuß fanden, welcher schnell inniger sowie fester wurde. Oh, welch ein Genuß, dabei diese Schwebe in der Unsicherheit, ob dies nun wirklich sowie richtig sei, ob sich darauf mehr entwickeln würde. Oh, dieses heikle Gemisch aus salzigen Tränen mit süßesten Gefühlen, einen gänzlich anderen inneren Aufruhr, welcher unbedingt nach mehr verlangte. Eng schmiegten beide ihre Körper zusammen, Marie spürte deutlich, wie das Blut durch Inkens zunehmend wieder belebten Körper pulste.
War das noch der rasende Kreislauf durch den Überfall oder mischte da bereits Aufregung über ihre Nähe, die Entdeckung gemeinsamer Lüste mit hinein?

Ineinander verschlungen drehten beide sich im Bett, Inken lag nun auf Marie, Maries Küsse wechselten noch immer zwischen Inkens Lippen, den nassen Wangen, Hals, Stirn, Augenlidern, Ohrläppchen. Inken zitterte, weinte noch immer, aber die innige Umarmung dämpfte dies Zittern schon, wirklich schien es Marie gelungen zu sein, einen guten Teil der Tränen fortzuküssen.
Aber was waren schon die paar Tränen gegenüber dem, was in dem bezaubernden Köpfchen durch den Überfall durcheinander geraten sein mußte?
Sie flüsterte nun erneut: „Inken, liebste Inken, allerliebste Inken, du bist hier ganz sicher sowie geborgen, brauchst keine Angst mehr zu haben.
Ich bin bei dir und sorge mich um dich. Niemandem wird es gelingen, uns hier zu bedrohen, anzugreifen, wir sind unter uns, in Geborgenheit sowie Sicherheit.
Es ist vorbei, diese grausigen Kerle sind längst fort, haben mit uns nichts mehr zu tun!“
Inken seufzte kaum hörbar: „Marie …“, sogleich drückte sie sich gegen Maries Busen, woraufhin sich ein erneuter Schwall von Tränen ergoß.
Marie hielt sie dabei ganz fest, streichelte über ihren Rücken sowie mit einem Fuß über ihre Beine, erwiderte: „Weine nur, lasse alles raus, spüle deren Grausamkeit, Skrupellosigkeit, Ruchlosigkeit, Boshaftigkeit fort, daß all dies dir nichts mehr anhaben kann. Lasse die rüden Kerle niemals gewinnen, indem du etwas von dem annimmst, was sie dir gewaltsam aufdrängen wollten. Fresse es bloß nicht in dich rein, damit du morgen wieder lachen kannst, lasse es alles raus, weine, sei wütend, sei lebendig, dann bekommen wir das wieder hin.
Mußt keine Angst haben, Liebste, ich bin für dich da, ich halte dich, geborgen und sicher, innig und warm!“
Inken drückte sich eng an Marie, schluchzte, weinte weiter, ließ es wirklich alles raus, ließ sich ferner ganz gehen, sank ganz in Maries Geborgenheit und Sicherheit, welche wiederum diese ganze Traurigkeit, dies Elend aufsaugen wollte, Inken davon wieder befreien wollte, bereit war, alles aufzunehmen, tief in ihrem eigenen Kopf im hintersten Winkel wegzusperren, dort wo auch ihre eigene Finsternis am düstersten war, wo ihr Monster lauerte sowie eingesperrt war. Dort waren diese finsteren Gedanken gut aufgehoben, keineswegs jedoch in Inkens munterem, fröhlichen Kopf, dort mußten diese arglistigen Gedanken umgehend wieder heraus, verdrängt werden. Sie wußte ja, sie konnte jenen Überfall nicht ungeschehen machen, es war natürlich keineswegs wieder alles gut, deshalb mied sie diese Worte, aber sie wollte so sehr, daß Inken morgen wieder fröhlich sowie unbeschwert war, nahm daher einfach alles in sich auf, was Inkens Reaktionen an Bitterkeit, Angst, Traurigkeit herausließen, hoffend, daß der Sonnenschein zurückkommen würde, den sie so sehr brauchte. Aber selbst wenn es länger dauern sollte, wenn es nicht passieren würde, sie würde immer für Inken da sein, ihr helfen, auch damit zu leben. Dennoch hoffte sie so sehr auf Sonnenschein nach dem Tränenregen, ja der Flut, dem Strom der Tränen, der hoffentlich das Erlebte fortspülte, fortriß, wenigstens abmilderte zu einer harmlosen Erinnerung, einer dummen Anekdote, damit sich diese abscheuliche Tat mitnichten in Inken eingraben konnte, sie nicht dauerhaft verletzen konnte.

Sie hielten, umarmten sich wortlos, liebkosten sich sanft, Marie wiegte Inken ganz leicht sowie ganz sanft, fast wie ein kleines Kind, welches irgendeinen Kummer mit der Welt hatte, einer Welt, welche regelmäßig derartigen Kummer einfach ignoriert, weswegen insbesondere Kinder häufig derartige persönliche Weltuntergänge erleben, in welchen ihr Weltbild an den schroffen Klippen der Realität zerschellt, zerschmettert wird.
Mit vielen solcher Erfahrungen kommt Abstumpfung, statt Tränen kommen geballte Fäuste, welche nicht bloß gegen sich selbst gerichtet sind, welche bei manchen die Neigung verstärken, blind auf alles einzuschlagen, was zu nahe zu kommen wagt. Derart eskaliert die Zerstörung, die Abkapselung, der Haß, der Zorn wird vererbt, denn was du deinem nächsten hast getan, wird dieser vielfach weitertragen an seine nächsten. Derart kommt die böse Tat eher früher als später auf teils mehr, teils weniger verschlungenen Wegen zurück zu dir, um dich härter zu treffen, als du jemals austeilen konntest. Dies ist die Ungerechtigkeit der Welt, welcher Gerechtigkeit fremd, egal ist.

Irgendwann hatte sich Inken an Maries Brust in den Schlaf geweint, ihr Zittern war fort, ihre Tränen waren einstweilen versiegt. Marie spürte, wie Inkens Atemzüge gleichmäßiger wurden, sanfter und endlich ruhig. Dies überanstrengte, überforderte Wesen in ihren Armen brauchte jetzt einfach Ruhe, Erholung sowie Schlaf, um das Erlebte zu verarbeiten, zu verdauen.
Diese Ruhe hatte sich von Marie wieder einmal auf Inken übertragen, wenn auch heute in anderer Weise. Sie atmeten im Gegentakt, wenn Inken einatmete, atmete Marie aus und umgedreht. Marie lag noch länger wach, sann nach, spürte die Last dieser aufgenommenen, aufgesogenen Traurigkeit, indes Tränen kamen ihr nicht, keine Befreiung also ihrerseits von all diesem aufgestauten Übel. Maries Arme indes hielten sich an ihrer liebsten Freundin fest, um einen Anker zu halten, ein Versinken im Strudel der Finsternis zu vermeiden. Dies konnte sie sich keineswegs leisten, mußte sie doch nun für ihren Schatz da sein, sich um deren Wohlbefinden sorgen. Meditation ist in dieser Stimmung keineswegs einfach, gelang indes letztlich doch. Damit wurde es leichter, Maries Leib entspannte, erlaubte eine Lockerung. Nachdem die Meditation beendet war, hatte Maries Kopf indes bereits allerhand verarbeitet, wirklich abgehakt von dem Überfall, dies fühlte sich gut an, ein Abschütteln war ihr jedenfalls gelungen, ebenso hatte sie einen guten Teil von dem Abschütteln können, was sie von Inkens Traurigkeit aufgenommen hatte. Nun war ebenso Maries Körper müde, ließ nach in der Aufmerksamkeit, gönnte sich eine Pause. Irgendwann kam gleichfalls Schlaf über ihren Körper, ihren Geist.

Inkens Kommentar

Wirklich bin ich so erst wieder allmählich ins Bewußtsein zurückgekommen. Es war alles dunkel und leer, nur grauenhafte Angst, bedrängende Furcht sowie entsetzliche Panik. Oft wird ja behauptet, Angst löse einen Fluchtreflex aus, es gibt jedoch wohl gleichfalls durchaus den gegenteiligen Effekt, in Schockstarre zu verfallen und alsdann wie tot umzukippen. Eine Ziegenart mit ähnlichem Verhalten ist ja ebenfalls bekannt geworden.
Bin ich eine dumme Ziege?
Gewiß jedenfalls kein Tiger oder tollwütiger Fuchs, welche zum Angriff neigen müssen, deutlich mehr jedenfalls als jene Spezies der ohnmächtig umkippenden Ziege. Das Spektrum der Verhaltensweisen ist also groß. Wenn der Schreck mir derart in die Glieder fährt, geht offensichtlich nicht mehr, was gefährlich ist. Insofern eine Erfahrung, aus welcher Rückschlüsse gezogen werden sollten.

An dem Punkt des ohnächtigen Umkippen war ich jedenfalls angekommen. Rückblickend ist die Erinnerung noch immer verschwommen sowie traumatisch eingetrübt. Zunächst war ich noch starr, fast gelähmt vor Angst und Schrecken, das war fast ein Krampf, verbunden mit körperlichem Schmerz, welcher zwar da war, jedoch keineswegs richtig ins dumpfe Bewußtsein drang. Alsdann allerdings brach ich einfach in Maries Wohnung zusammen, komplett erschöpft sowie außer Kontrolle. Die Anspannung war nicht mehr zu halten, mir schwanden die ohnehin nur noch dumpfen Sinne. Nach der Schockstarre kam somit der komplette Zusammenbruch. Das war keine Erleichterung, welche den Krampf gelöst hätte, das war schlicht das Ende, nachdem sämtliche Reserven im der krampfartigen Erstarrung aufgebraucht waren.

Als ich mich in Maries Armen im Bett wiederfand, hätte mich das ansonsten sicher verzückt, in dieser Situation indessen war alles in mir verängstigt sowie verwirrt. Deshalb brach sich die Flut der Tränen Bahn. Dieser Sturzbach spülte alles empor, was sich an Entsetzen aufgestaut hatte. Meine Blockade hatte sich gelöst, ich brauchte einfach eine Weile, um überhaupt in den Kopf zu kriegen, wo ich eigentlich war, daß Marie ja bei mir war, mich beschützte sowie behütete.

Erst langsam sickerte irgendwie in mein Bewußtsein, was Marie dann tat. Das war ja das, was ich mir schon so lange wünschte, wenn auch sicher unter ganz anderen Bedingungen. Sie hielt mich, küßte mich so vorsichtig und zart, um mich zu trösten, damit katapultierte sie mich aus dem tiefsten Abgrund in ungeahnte Höhen. Meine Sehnsüchte erfüllten sich so völlig überraschend und überdies noch aufgrund völlig widriger Gründe. Mit dem Bewußtsein vermochte ich diesen rasanten Umschwung in dem Moment gar nicht zu erfassen, aber aus einem Instinkt heraus vermochte ich wohl, den Kopf zu drehen, um Maries Lippen zu erhaschen sowie mich oder auch uns so zu trösten mit einem köstlichen Ausgleich für das scheußliche, vorherige Grauen.

In solch starkem Kontrast, ferner noch als erster Kuß war das besonders heftig, es wirbelte, prickelte alles, die Emotionen explodierten, die Gefühle und Empfindungen brandeten durch mein Sein. Ich lebte irgendwie wieder, Marie hatte mir wieder Leben eingehaucht, nachdem mein Leib zuvor wie tot war, mein Denken vorbei war. Nun brannte und toste alles in mir, jede Berührung ein heftiger Schauer der Wonne, immer noch bizarr vermischt mit dem Zittern, dem Nachbeben der vorherigen Katastrophe. Aller Schutz, das eigene Schneckenhaus war eingerissen, wir trafen schutzlos in diesem Extrem aufeinander, loderten heftig auf in diesem Gefühlsgemenge intensivster Verwirrung. Alles löste sich in dieser Mischung aus Leid mit der sie verdrängenden Lust.
Was für eine Achterbahnfahrt der Gefühle, was für ein Umschwung!
Was für eine Auflösung meiner Not!

War mir zuvor alles entrissen worden, mit dem ich mich vor der Welt schützen konnte, barg mich nun Marie sicher in zärtlicher Umarmung, Wärme sowie Zuneigung, dieser Kontrast überstieg bei weitem meine Aufnahmefähigkeit, flutete mein Sein mit einem Wirbel von Emotionen, gegen welche ich mich nun weder wehren wollte noch konnte. Diese intensiven Empfindungen stürmten durch mich hindurch, rissen mich fort in einen Rausch, überforderte mich. Marie indes hatte selbst dafür ein Mittel gefunden, wiegte mich wie ein kleines Kind, ich fand mich ganz sicher und geborgten, vertraute ihr alles an, ließ los, entspannte endlich, fiel in einen Schlaf der Erholung, nachdem mich kurz zuvor alles überfordert hatte, erst dieser Überfall, nun das Glück in Maries Armen.

Rückblickend kann ich wohl sagen, daß mich Marie nicht nur direkt bei dem Überfall gerettet hat, sondern daraufhin ebenso danach vor mir selbst, als sie meinen Zusammenbruch aufgefangen hat, abgefedert und gemildert. Wenn auch das Feuerwerk unserer gegenseitigen innigen Zuwendung weder von ihr noch von mir so geplant gewesen sein kann, in der Form keinesfalls erwünscht gewesen ist, so hat es mich endlich doch aus der tiefsten Krise hinaufkatapultiert in schwindelnde Höhen.

Maries Kommentar

Ich kann ganz sicher sagen, daß in diesen Stunden nach dem Überfall nichts mehr organisiert oder durchdacht war, was ich da tat. Selbst hatte ich nichts abbekommen, was der Rede wert gewesen wäre, Kleidung war noch ganz in Ordnung, an ein paar Stellen merkte ich gerade so leichte Abschürfungen und an ein paar weiteren Stellen würde es blaue Flecken geben, aber das war in dem Moment nicht zu spüren. Der elende Zustand von Inken beschäftigte mich natürlich ungleich mehr, das regte mich nun zunehmend auf und ich sorgte mich. Ich war nur verzweifelt sowie überfordert durch Inkens Zustand. Ich wollte und mußte doch helfen, aber ich wußte rein gar nicht, wie ich dies erreichen sollte. Inken wirkte so zerbrechlich und völlig aufgelöst, völlig konfus, abwesend, zerstört bis ins Mark, daß sich in mir alles vor Wut und Hilflosigkeit verkrampfte. Ich suchte nach einem Ausweg und konnte doch nur so wenig tun. Nachdem die Wohnungstür zu war, konnte uns ja im Grunde erst einmal die Welt gestohlen bleiben. Doch das Unheil wirkte natürlich erst einmal gnadenlos weiter bei Inken. Ihr Verstand hatte das Erlebte unverarbeitet gelassen, damit das Hirn blockiert sich verweigert, somit in der Folge gar nicht mitbekommen, daß die Gefahr vergangen sowie überwunden war. Ihr Schock saß tief und war dabei, ihre Persönlichkeit aufzufressen, gnadenlos durch den Wolf zu drehen.
Ich wiederum stand ratlos dabei und konnte rein gar nichts tun?
Diesen Zustand allerdings konnte ich doch keinesfalls zulassen.

Einem Impuls folgend habe ich sie ins Bett getragen, geborgen. Sie war ja ohnehin gerade weggesackt sowie kalt, von daher war es naheliegend, sie warm und weich zu betten. Von ihrer Seite weichen konnte und wollte ich ohnehin nicht, so war es ebenso naheliegend, mich innig zu ihr zu gesellen. Sie sollte sich geborgen in freundschaftlicher Gesellschaft fühlen, sollte den Schmerz nicht allein ertragen, ihn nicht einfach so in sich hineinfressen, nicht verinnerlichen. Noch war die geschlagene Wunde frisch, noch mochte ich darauf irgendwie einwirken können, bevor das ihren Verstand verstümmelte sowie verkrüppelte, wie das so vielen anderen in der Welt widerfuhr, welche man mißhandelte, mißbrauchte, zum eigenen Lustgewinn oder Nutzen zernichtete.
Daher sollte ihr besser ergehen, sollte sie von mir getröstet sein, sich sicher fühlen, doch war ich mir ganz unsicher, ob das nach dem Überfall überhaupt der richtige Weg sein konnte.
Ich bin ja kein Psychotherapeut – selbst diese müssen individuell je nach Person erst gemeinsam mit dieser einen gangbaren Weg finden.
Wie sollte ich das also hinbekommen?
Oder würde sie diese Nähe komplett zerbrechen?
Doch wirkte sie so verloren und angeschlagen, da mußte ich einfach bei ihr sein, mußte irgendwie versuchen, Sicherheit sowie Solidarität zu vermitteln.

Wie ist es zu dem Impuls gekommen, ihre Tränen fortzuküssen?
Ich weiß es nicht einmal genau. Sicher war da das hilflose, aber umso dringendere Bedürfnis, ihr diese Trauer, diesen Schmerz, diese Verlorenheit, diesen Schock irgendwie zu nehmen, all dies stattdessen in mich aufzunehmen, so war es wohl einfach ein Symbol, jene salzige Flut ihrer Tränen aufzunehmen, ihr abzunehmen, um sie so davon zu befreien. Dies war eine sehr hilflose Geste, die nicht einmal damit zu tun hatte, was ich in erotischer Hinsicht zuvor für sie empfunden hatte, was ich erleben und erhaschen wollte. Ich betrachte diese Küsse keineswegs als eigenmächtigen Raub an der Wehrlosen, sie entsprangen ausschließlich meiner Verzweiflung, sie irgendwie zu trösten, sie irgendwie wieder ins Leben zu bringen, ihr all die Last zu nehmen.

Als sich unsere Lippen trafen, auf Inkens wohl unbewußte Bewegung hin, war alles noch einmal anders, plötzlich wurden meine Aktivitäten erwidert, alles schmolz zu wirbelndem, prickelndem Genuß dahin, irrsinnig gemischt mit der Sorge um Inken, meiner Wut auf jene Täter und auch auf mich selbst. Da gab es nichts, was vom Verstand geplant oder kontrolliert worden wäre, dies passierte alles spontan sowie überdies ohne eigentliche Entscheidung dazu, diese Annäherung war unsicher suchend, zärtlich sich nähernd, findend, zweifelnd, forschend. Anschließend wurde es heftiger, als die Zweifel wichen und sich mehr und mehr ein wohliges Gefühl hinzumischte, daß das Schlimmste überstanden sein mußte, wenn sich etwas so gut anfühlen konnte. Wir waren dabei, die absolute Katastrophe zu überwinden, ein neues Kapitel aufzuschlagen, was passiert war, allmählich hinter uns zu lassen. So hatten wir zusammengefunden, doch wie wir dann zusammen waren, das war im Zuge dieser Leidenschaft doch ganz allein unsere Angelegenheit, unser intuitiver Impuls hemmungsloser Zuneigung, das war das heftige Bedürfnis nach Nähe sowie Zusammengehörigkeit schon in dem wonnigen Moment, wo sich unsere Lippen trafen und nicht voneinander lassen wollten, sich nur kurz verloren, nur um sich dürstend wieder zu suchen und jedes Mal leidenschaftlicher zu finden.

Das überforderte keineswegs bloß Inken, auch ich war am Rande des Wahns. Auch ich brauchte Ruhe, daher wiegte ich uns beide in eine Art von Trance, in ausgleichende, gleichmäßige Meditation. Diese Versenkung, Kontemplation löste endlich erst einmal alle Spannung. Derart geborgen, sicher und liebevoll umarmt konnte sich Inken letztlich offenbar doch dem erholsamen Schlaf hingeben ich wiederum irgendwann gleichfalls.

Nach der Katastrophe hatten wir irgendwie zusammengefunden. Nun, wegen der Umstände dieses Sachverhaltes war damit eigentlich noch gar nicht so viel geklärt. Eigentlich gab es nun deutlich mehr Fragen also zuvor. In diesem Sinne war dieser ‚Ausflug‘ mit geplantem Gruselfaktor eine meiner blödesten Ideen, welche ich jemals hatte. Den Überfall hatte ich selbstverständlich keinesfalls eingeplant. Hatte eine solche Möglichkeit für unwahrscheinlich gehalten. Plötzlich trat ein, was ich als Gruselmärchen hatte verkaufen wollen.
Oh, was für eine hirnrissige Idee!
Immerhin hatte ich mit unserer Verteidigung Erfolg, konnte meinen liebsten Schatz körperlich unversehrt vom Schlachtfeld führen, anschließend sicher Daheim in meinen Armen bergen. Dies kompensiert nun keinesfalls meine Schuld, brachte unsere Verhältnisse jedoch wiederum irgendwie voran. Unser Nachmittag war anders verlaufen, als von mir gedacht. Nun, rein äußerlich betrachtet waren wir zum erwünschten Ergebnis gelangt, beide in meinem Bett samt inniger Annäherung in aufgewühltesten Emotionen. Derart allerdings war dies Ergebnis völlig abwegig erreicht, mit Nebenwirkungen, welche meine Vorstellungskraft sprengten.
Wie also nun weiter unter diesen Voraussetzungen, daß ich ihr dies traumatische Erlebnis im Grunde erst eingebrockt hatte?

Erwachen

Inken schlief noch, als Marie morgens erwachte, letztere schaute vorsichtig raus durchs Fenster, es war wohl noch früh. Inken war eng an sie geschmiegt, schlief mit gleichmäßigen, ruhigen Atemzügen. Sie hatte offenbar keinen Alptraum gehabt, war ganz ruhig. Dies waren an sich ziemlich vielversprechende, gute Anzeichen, daß sie die Ereignisse des Vortages in der Nacht gut verdauen, verarbeiten konnte. Sie hatte offensichtlich diese Nacht durchgeschlafen, was Marie als gutes Zeichen nahm. Marie genoß ihre Nähe, schloß einfach die Augen wieder konzentrierte sich ganz darauf, wie sich ihre Körper aneinanderschmiegten, wie sie Inkens gleichmäßigen Atemzug spürte, ja wie sich ihrer beider Herzschlag mischte, wohl sogar im Einklang puckerte. Sie dachte erst, es wäre ihr eigener, aber wohl nur wenn zwei derart eng zusammenlagen, konnte solcherlei Einklang spürbar sein, ebenso ihr rauschendes Blut, vor allem jedoch das Leben sowie die Wärme, welche offenkundig zu Inken zurückgekehrt waren. Hoffentlich genauso in ihr Sein, ihre Gedanken, waren Maries Gedanken dazu, denn sie hing doch so sehr an Inkens Lächeln, an ihrer unbändigen Fröhlichkeit sowie Lebendigkeit. All dies durfte ihr einfach nicht geraubt worden sein.

Marie traute sich gar nicht, sich zu bewegen, sie blieb einfach in dieser wohligen Zweisamkeit gefangen, genoß diese intensiv, mit jedem Atemzug. Dicht vor ihrer Nase war Inkens wildes Haar, deren Kopf noch immer an Maries Busen geschmiegt war. Dies war zu dicht, um wirklich viel von der holden, roten Lockenpracht zu sehen, sie mochte indes den leichten Geruch ihrer Haare, ja es vermischten sich wohl auch ihre beiden Gerüche. Bekleidet unter der Decke waren ihre Leiber warm, Inkens Hitze jedenfalls deutlich spürbar, derart vermischte sich ihrer beider Präsenz zu einem dezenten Geruch von ‚wir‘ statt nur ‚du und ich‘, Marie genoß diese Sensation sehr, ohne auch nur in dem Moment versuchen zu wollen, dies Erlebnis in Worte zu fassen. Sie tauchte ein in ihre Zweisamkeit, hoffte auf mehr davon, bloß ruhig liegenbleiben, damit dieses Glück nicht verflöge wie ein aufgeschreckter Schmetterling, einfach nur zusammensein, Gemeinsamkeit spüren, sich ganz auf das Wir reduzieren sowie konzentrieren, ganz ruhig in tiefe Meditation verfallen, daß selbst die Zeit verblüfft zaudern mußte, dabei überdies Inken mitnehmen in diese Zeitblase, in welche nichts und niemand sonst vordringen konnte. Die Welt war immer ferner, immer irrealer, während das Wir immer stärker wurde, immer wohliger sowie wunderbarer, sich harmonisch dem Nichts näherte, dort ungestört einfach sein durfte …

Inken regte sich erst nach längerer Zeit nennenswert und erwachte sodann wohl auch recht sanft, folglich also keineswegs durch einen Alptraum aufgeschreckt. Sie fand sich eng an Marie geschmiegt, doch wußte sie gleich, wo sie war, fühlte sich sehr wohl, wie gerne lag sie hier. Jene gestrigen Ereignisse im Park waren keinesfalls vergessen, doch im Anschluß hatte Marie sie dermaßen innig sowie liebevoll getröstet und umschlungen, sie hatten sich geküßt.
Inken grübelte nun allerdings, sorgte sich etwas, daß das vielleicht lediglich passiert war, daß Marie das nur zugelassen hatte, weil es diesen grauenhaften Überfall gegeben hatte?
Sie hatte das Gefühl, sterben zu müssen, wenn sie gezwungen wäre, Marie je wieder loszulassen.
Ihre Erinnerung an den Überfall war immer noch diffus getrübt und trotzdem schwer, ihre Erinnerung indes an die Liebkosungen mit Marie erfüllten ihren Leib mit schwindelndem Wirbeln sowie wohliger Leidenschaft.

Ihr selbst war ja gar nichts passiert, Marie hatte sie gerettet, Marie hatte gekämpft.
Hätte nicht sie Marie trösten müssen, entschädigen für die wahrscheinlichen Schmerzen des Kampfes, hätte sie nicht Marie verwöhnen müssen, für ihre Heldentat sowie ihre Rettung?
Dennoch war sie zusammengebrochen, war völlig aufgelöst gewesen.
Danach hatten sie sich aneinandergekuschelt, sich gar geküßt, oh welche Wonne und doch vermischt noch mit all den Tränen sowie dem Schrecken, daß alles so verwirrend und durcheinander war, völlig konfus sowie unbegreiflich. Jetzt indessen fühlte es sich gut an, sich einfach an Marie schmiegen zu dürfen, sie wollte nie wieder weg von ihr, nie wieder loslassen. Dieser Gedanken wiederholte sich immer wieder in ihrem Kopf, nicht mehr loslassen, zusammensein.

Jener Überfall von Vortag hatte sie noch immer verstört, intensiver allerdings war nun doch schon ihr Gefühl, bei Marie ganz geborgen sein zu dürfen. Derart war sie vom absoluten Tiefpunkt in kürzester Zeit zu ungeahntem Glück gekommen.
Wenn, ja wenn es dabei blieb.
Würde Marie sie weiter halten wollen?
Ungewißheit durchströmte sie als kribbelndes Gefühl, ein anderes als das wohlige Kribbeln ihrer innigen Umarmung. Ihre Ungewißheit über den aktuellen Stand ihrer Freundschaft zusammen mit dem Grauen des Überfalls lag schwer wie ein Mühlstein in ihrem Magen, während darüber die stereotypen Schmetterlinge zu fliegen schienen. Es war ein Moment zwischen Absturz, Schweben und Aufstieg, Triumph, alles konnte noch passieren, sie indes wußte nicht richtig, was sie wie anstellen mußte, um es in die richtige Richtung zu drängen.

Marie hatte bemerkt, daß Inken erwacht war, hatte eine Hand bewegt, fuhr damit nun zärtlich durch Inkens wilde Haare, was Inken mit einem wohligen Schnurren beantwortete. Also spielte Marie weiter, liebkoste Inken ganz sanft und in aller Ruhe, daß diese sich genüßlich an Marie kuschelte, gar nicht mehr als dies genießen wollte, als so sanft verwöhnt zu werden, Maries Nähe sowie Fürsorge zu spüren. Marie wußte auch nicht so richtig, was sie sagen sollte.
Augenblicklich schien mit Inken alles in Ordnung zu sein, warum sollte sie also die Ruhe stören?
So spielte sie also weiter, verwöhnte Inken in sehr ruhiger sowie entspannender Weise. Richtig entspannen konnte indessen eigentlich auch sie keineswegs, denn sie spürte gleichfalls, irgendwie war alles in einer unbestimmten Schwebe, die Spannung nahm zu, denn der Zeitpunkt näherte sich, wo sie irgendwie aus dem Schwebezustand Gewißheit machen mußten.

Irgendwann war es letztlich Inken, welche ihr beidseitiges Schweigen durchbrach.
Noch ihre Wange in den Pullover an Maries Busen gedrückt fragte sie leise: „Marie?“
Marie erwiderte ruhig, mit ähnlich leiser Stimme: „Liebste Inken, mein Sonnenschein, ich bin bei dir, ist alles in Ordnung, wir sind ganz sicher hier.
Geht es dir besser?“
Inken nickte sanft, schubberte derart den Pullover über ihre Wange sowie Maries Busen: „Ja, ist besser.
Haben … haben sie dir gestern wehgetan?
Ich … ich habe gar nicht so viel mitbekommen.“
Marie wuselte durch Inkens Haar, erwiderte: „Nur ein paar blaue Flecken und kleinere Kratzer, nichts von Belang, mir geht es gut.
Dir ist nichts passiert, dies ist die Hauptsache.
Aber es tut mir sehr leid.
Ich habe das keinesfalls gewollt.
Ich habe einen großen Fehler begangen, hätte niemals mit dir da um die Zeit langgehen sollen. Diese Gruselgeschichte zuvor, hmmmm, aaaalso einerseits, mir war bekannt, daß sich da gelegentlich wirklich dubiose Leute in der Dunkelheit herumtreiben, hatte andererseits die Wahrscheinlichkeit dafür aber als vernachlässigbar eingestuft, hatte ferner keineswegs vermutet, daß sich jemand derart aufführen würde – in einem öffentlichen Park, egal zu welcher Uhrzeit …“
Inken hob nun den Kopf, erhob sich etwas, stützte sich auf einen Arm und schüttelte den Kopf: „Aber du hast doch keinerlei Schuld, jene Kerle haben uns doch angegriffen, du bist meine allergrößte Heldin, ich keine Ahnung, wie du unsere Rettung vor denen vollbracht hast, daß wir da heil weggekommen sind.“
Beide schauten sich ernst an, daraufhin Marie meinte: „Ich habe sehr viel Erfahrung in Selbstverteidigung sowie in diversen Kampfstilen und -techniken, die Typen hatten derlei gewiß nicht, Straßenkampf vielleicht, Raufereien untereinander, von daher ging diese Konfrontation für mich bei meinen Fähigkeiten, meiner Reaktionsschnelligkeit schon noch, Kampf ist indes selbstredend immer etwas gefährlich, besonders im Dämmerlicht sowie gleich mit mehreren Gegnern, teilweise bewaffnet, dabei kann leicht etwas übersehen werden, was verletzt oder gar töten könnte. Aber zum Glück ist uns nichts passiert.“
Inken nickte nachdenklich, schaute noch immer ernst: „Ja, zum Glück warst du da, hast mich, hast uns gerettet sowie beschützt.“
Marie zog sie wieder an sich, sprach: „Genug, genug, derlei Lob habe ich keineswegs verdient.
Ich habe dich zu der Uhrzeit dorthin geführt, also war es primär mein Fehler, daß du diesen Zusammenstoß überhaupt durchleben mußtest. Ich habe damit den Ausflug verdorben, was mit Umsicht leicht zu vermeiden gewesen wäre.
Ich war sehr dumm, dies wird kaum ausgeglichen dadurch, daß ich jene Typen anschließend in die Flucht geschlagen habe.
Das alles hätte ich dir so gerne erspart.
Laß bloß nicht zu, daß sich dies grauenhafte Erlebnis in dein Hirn gräbt, dir deine Freude, deine Lebendigkeit, deine Fröhlichkeit raubt, dann hätten sie doch noch gewonnen, hätten dich mit in ihren Abgrund der Frustration sowie Depression gezogen.
Solcherlei Elend will ich auf jeden Fall von dir fernhalten, ich will doch, daß du glücklich bist, mein Sonnenschein, mein Wirbelwind!“
Nun kicherte Inken sogar ein wenig und leise: „Marie, an deiner Seite bin ich doch glücklich, fühle mich schon wieder sicher und fast schon wieder fröhlich. Ich mag nicht, daß du dir Vorwürfe machst, ich bin so froh, bei dir zu sein, von dir beschützt du sein.“
Sie legte sich wieder hin, schmiegte ihre Wange wieder eng an den dicken Pullover auf Maries Busen, diese umarmte sie liebevoll, streichelte sie: „Gut, danke für dein Vertrauen, rückgängig sowie ungeschehen können wir es doch nicht mehr machen …“
Inken nickte wieder an Maries Busen: „Ja, es ist vorbei, nun sind wir hier, sind zusammen, dies ist doch gut. Ich bin so gerne bei dir, ich mag dir allerdings gleichfalls niemals lästig werden …“
Marie unterbrach sie: „Du bist mir noch nie lästig gefallen, im Gegenteil, nun genieße ich so sehr deine Nähe, bin froh, daß du bei mir bist.
Gerade deswegen war ich derart besorgt darum, wie es dir geht!
Gewiß hätte ich anderen gleichfalls geholfen.
Doch dein Schicksal geht mich viel mehr an als jedes andere!“
Inken richtete sich mit einem Ruck auf, daß Marie sich ebenso verblüfft aufrichtete, beide blickten sich an, schwiegen einen Moment.

Inken hatte ihren Mund geöffnet, atmete schnell, senkte ihren Blick, um ihn allerdings gleich wieder auf Marie zu richten, daraufhin begann sie unsicher: „Ich … ich … ich, du sagst, du sagst, du genießt das.
Das ist nicht nur, um mich zu trösten?
Unsere … unsere Küsse und Umarmungen, mehr als Trost und Freundschaft?
Marie?
Marie?“
Inken schluckte, zitterte vor Aufregung, sah so hilflos und flehend aus, sie schien vor Spannung zerspringen zu müssen.

Marie strich ihr sanft mit den Fingerspitzen durch ihre Haare, sprach alsdann ruhig: „Schon, natürlich gleichfalls Trost, tiefe Sorge um die liebe Freundin, du hast so geweint, warst so traurig und verwirrt, daß ich beinahe gestorben wäre, so weh hat es getan, dich so aufgelöst sowie angeschlagen, beinahe vernichtet zu sehen.
Ich mag dich doch.
Ich hab dich lieb!“
Inken schaute sie groß an, öffnete den Mund, fand allerdings erst keine Worte, hauchte nur, atmete schwer, schlug ihre Augen nieder, schaute wieder, sodann jedoch sprudelte es aus ihr heraus: „Ich … ich mag dich auch sehr, ich hab dich sehr sehr sehr lieb!
Ich will nie wieder weg von dir, will dich immer spüren, mit dir glücklich sein!“
Marie lächelte, zog Inken sanft an sich, knuddelte sie, liebkoste sie, stimmte zu: „Ich will doch auch mit dir glücklich sein, will für dich da sein, will für dich sein.
Ich habe dich sehr sehr sehr sehr sehr lieb!“
Inken umarmte Marie, schmiegte sich eng an sie: „Oh Marie, liebste Marie.
Oh!
Ich habe dich sehr sehr sehr sehr sehr sehr sehr sehr sehr ganz doll lieb!“
Marie kitzelte sie etwas, daß Inken kichern mußte, Marie lachte mit, meinte dazu: „Wir wollen mal damit aufhören, uns gegenseitig in der Anzahl der ‚sehrs‘ zu übertrumpfen, besser unterlassen wir es nun, in Superlativen oder Hyperlativen der Liebesbekundungen zu schwelgen, ist irgendwann letztklich doch etwas albern schön. Es ist gesagt, was nicht leicht zu sagen war. Diese gegenseitige tut sehr gut, reibt gleichfalls auf; nun, wo ist raus ist, ist es doch gut und es wird leicht.
Damit sage ich es doch noch einmal gern sowie ganz schlicht, was mich schon seit Tagen drückte: Inken, mein Sonnenschein, ich liebe dich!“
Inken drückte Marie nun ganz fest, erstaunlich fest, daß Marie fast die Luft weggblieb, doch sie spürte das gerne, wie innig Inken sie umklammerte.
Inken führte hastig dazu aus: „Auch mich drückt und quält das schon seit Tagen, ich sage es ebenso: Ich liebe dich!
So gern hätte ich es schon früher gesagt, habe mich nicht getraut, ich wußte ja nicht und wir haben uns kaum berührt, ich war so unsicher, ob du Interesse haben könntest, Interesse an mehr als einer Freundschaft.
As wir diese geschlossen haben, war ich schon so glücklich, das hätte ich nie zu riskieren gewagt, dennoch hat es mich jeden Tag gequält, dich nicht umarmen zu dürfen, mich nicht ganz eng an dich schmiegen zu dürfen!“
Marie erwiderte: „Ohoh, das paßt ja viel besser als gedacht, das harmoniert. Gerade so ist es mir ergangen, ganz dasselbe dachte ich, spürte ich in Bezug auf dich.
Wir haben uns beide nicht getraut zu bekennen, was uns so sehr beschäftigte. Gestern indes haben wir uns plötzlich nach diesem Grauen, dieser Katastrophe in den Armen gelegen, haben uns geküßt. Von tiefstem Leid zu solcher Köstlichkeit, dazu verwirrend vermischt, deine salzig-bitteren Tränen mit den süßen Lippen.“
Inken bog den Kopf etwas zurück, schaute Marie mit offenem Munde staunend an, denn beide hatten offensichtlich dasselbe gedacht, dasselbe erlebt, gleich gezaudert.
Inken meinte: „Ich vermutete, du hättest eher oder lediglich Interesse an Männern. Ich bin mir schon länger sicher, daß diese nichts für mich sind – also gut, Mann ist gleichfalls Mensch, kann Freund sein, doch für eine weitere Annäherung schien mir pauschal kein Mann geeignet, schon im rein abstrakten Gedankengang, in meiner Vorstellung fehlten diese in dem Zusammenhang.
Erst in dich aber habe ich mich verliebt!
Kommt doch sowieso mehr auf die Person an, oder?“
Marie streichelte sanft über ihre Wange, fuhr wieder durch ihr wildes, lockiges Haar: „Oh.
Bis vor gar nicht langer Zeit dachte ich, daß nur Männer für mich in Frage kämen, alsdann war ich mir keineswegs mehr so sicher, zumal derlei Affären auch nie richtig funktioniert haben, keine Persistenz hatten. Ja und dann, dann warst du plötzlich da, ich habe mich wohl auch gleich Hals über Kopf verliebt.“
Nun lachten sie beide heiter auf, es war raus, diese Unsicherheit war überwunden. Beide fühlten sich von einer großen Last befreit, schienen zu schweben. So von jetzt auf gleich fühlten sie sich plötzlich von einer argen Grübelei befreit, als ob eine grobe Fessel um ihren Busen gesprengt worden wäre, damit diese Enge plötzlich weit wurde, dieser Druck vom Leib verschwand.

Der Knoten ihrer Zweifel über ob und wie war mit ihren Bekenntnissen zueinander mit einem Male geöffnet oder zerschlagen, ihre zarten Bande gleichzeitig damit innig geknüpft, sogleich verwoben zu feinstem Geschmeide inniger Liebe zueinander. Besser hätte sich das vorherige Grauen doch kaum auflösen lassen.

Inken schluckte, senkte scheu den Blick, wollte wissen: „Marie?
Magst du probieren?
Probieren, wie es ohne salzige Tränen ist, die Küsse meine ich?“
Marie schmunzelte, nickte entschlossen, meinte zu diesem Angebot: „Auf jeden Fall will ich, komm, komm her mein Sonnenschein, mein Wirbelwind, mein Wildfang, meine liebste Inken!“
Damit fielen beide sich wieder in die Arme, drückten beide sich eng aneinander und auch ihre Lippen trafen sich, schmeckten sich, probierten ausgiebig, öffneten sich, woraufhin gleichfalls ihre Zungen ein scheues Spiel probierten, mehr wagten und noch ein wenig mehr von diesem köstlichen Experiment, diesem Labsal des Wohlbefindens im Übergang zu hemmungsloser Leidenschaft. Sofort ging ihr Puls hoch, ihre Leiber wurden warm, die Wangen heiß, sie spielten immer noch weiter, bis beide ihre Münder trennen mußten, weil sie beide vor Glück lachen mußten.
Inken schmiegte sich gleich wieder an Marie, während ihre Körper noch unter dem Lachanfall bebte, beide gemeinsam zurück ins Bett sanken.

Erneut schossen Tränen ins Inkens Augen, sie seufzte und schluchzte erneut, daß Marie schon ganz besorgt wurde.
Daher fragte sie: „Inken, Liebste, was ist los, was ist dir, warum weinst du, es ich doch alles gut!“
Inken schluchzte weiter, preßte hervor: „Nur, nur weil ich so glücklich bin!
Marie, liebste Marie, alles ist gut!“
Marie indes zögerte keine Sekunde, begann erneut, Inkens Tränen fortzuküssen, sie zu wiegen sowie geborgen zu halten. Sie liebkoste und streichelte Inken, scherzte dazu: „Oh, nach zuckersüß und schwindelig doch noch einmal salzig, aber es ist gut, es ist gut, du hast ja Recht, dieser Druck, diese Quälerei ist vorbei, nun ist unser Geständnis der Liebe heraus, wir sind zusammen.“
Inken hatte fast aufgehört zu weinen, fragte: „Ein richtiges Liebespaar?
Wir sind jetzt richtig zusammen?“
Marie mußte schon wieder schmunzeln, Inken war so unglaublich lieb und zart, folglich antwortete sie einfach: „Willst du denn?
Willst du, daß wir ein richtiges Liebespaar sind?
Willst du meine Liebste sein?
Willst du mich als deine Liebste?
Sind wir nicht bereits ein Liebespaar seit dem ersten Kuß, salzig hin oder her?“
Inken erwiderte: „Natürlich will ich, ich will so sehr, daß es wehtut, bitte, bitte, bitte …“
Marie erwiderte schnell: „Inken, nichts soll dir wehtun, ich will dich doch auch, ganz und gar, mit Haut und Haar, es ist gut und richtig, wir sind füreinander da.
Ich will für dich sein, möchte dich so sehr!“
Inken schmiegte sich erneut eng an Marie, preßte heraus: „Marie!
Marie!
Liebste Marie!
Ich will, ich will auch, hast mich schon längst!“
Wenn sie diese Gefühle nun nicht ganz persönlich betroffen hätten, hätten sie es vermutlich als albern, theatralisch und wohl ebenso als kitschig empfunden, dies war indessen nun egal, denn plötzlich hatten sie es geschafft, es herauszugekommen, festzustellen, daß sie sich längst einig waren. Ein solches Liebesbekenntnis ist keine leichte Angelegenheit, derlei muß erst einmal über die Lippen hinaus aus dem Kopf gelangen, muß formuliert Realität werden dürfen. Nun allerdings, nachdem sie sich getraut hatten, das einfach auszusprechen, wenn auch so heftig und emotional, so fühlte es sich doch unglaublich intensiv, heftig und gut an, nun nicht lediglich Gewißheit zu haben, sondern sich einig liebend sowie geliebt ineinander verschlungen und verstrickt zu finden.

Schon drückte sich Inken an Maries Busen, welche wiederum ganz schwindelig von den eigenen Gefühlen Inken an sich drückte. Dieser Moment ihres gemeinsamen Glücks war indes derart mächtig, daß Marie immer stärker drückte, Inken anfangs ebenso.
Dies war das Ende der Einsamkeit, gemeinsam wollten sie nun glücklich sein, gemeinsam, gemeinsam, gemeinsam!
Marie versank ganz in diesem Gedanken, wie in einem Mantra wiederholte sie den Gedanken, genoß das Gefühl, durchdrang es ganz, hielt es fest, ganz fest an sich gepreßt.

Marie wußte nicht mehr, wie lange sie Inken bereits gedrückt hatten, plötzlich jedoch schrillten in ihr alle Alarmglocken!
Entsetzt kam sie aus dieser spontanen, ungeplanten Versenkung wieder an die Oberfläche der Realität, ließ Inken entsetzt los, schrie: „Inken!“
Sie riß sie beide empor, war mit Inken hoch sowie aufgerichtet, schüttelte Inkens Schultern, daß diese ganz entsetzt und verwirrt die Augen öffnete, keuchend hervorstieß: „Marie!
Marie?
Was ist los?
Was hast du?“
Marie schüttelte nur noch ein oder zwei Sekunden weiter mit entsetzt aufgerissenen Augen sowie Mund, erst dann hielt sie inne, starrte noch immer ungläubig auf die ebenfalls verblüffte, ja gar etwas erschrockene Inken, stieß dann hervor: „Tut mir leid, tut mir so leid, ich habe dich so sehr gedrückt, du hast doch bestimmt keine Luft mehr bekommen!
Ich habe mich ganz vergessen, du meine Güte!“
Marie war derart aufgelöst, wie Inken es nie erlebt hatte, was sie nun überraschte. Deshalb packte sie Maries Kopf, hielt ihn in beiden Händen: „Es ist alles gut, nichts passiert.
Du hast wirklich ganz ordentlich gedrückt, aber es war gut, du hast doch ferner den dicken Pullover von mir an, da habe ich schon noch Luft bekommen!
Alles gut, wirklich!“
Inken streichelte sanft Maries Schultern, daß diese wieder ganz zu sich kam und anschließend den Kopf schüttelte, bloß flüsterte: „Tut mir leid, tut mir sehr leid, eine Erinnerung aus meiner Kindheit.
Bitte, Inken, du mußt mir etwas versprechen, bitte!“
Inken schaute sie verblüfft an, wagte allerdings gar nicht, nach der Kindheitserinnerung von Marie zu fragten, welche diese offenbar dermaßen aufgebracht hatte.
Sie nickte nur kurz, blickte daraufhin abwartend sowie sehr aufmerksam auf Maries Lippen, von welchen kam: „Wenn etwas schiefläuft, wenn ich dir versehentlich wehtue, wenn ich etwas mache, was falsch oder unangenehm ist, dann sagst du das sofort, kannst du das nicht, so wehrst du dich, machst dich bemerkbar, du zögerst niemals in solch einer Situation. Das hat nichts damit zu tun, wie sehr wir uns mögen, du kannst nur etwas falsch machen, wenn du schweigst, dich nicht wehrst, wenn es dir schlecht ergeht. Du hilfst mir nur, wenn du mir hilfst, dir nicht versehentlich wehzutun.
Das ist wichtig, hörst du?“
Inken zögerte keinen Moment, spürte genau, wie ernst es Marie war, unterließ diesbezügliche Nachfragen, nickte nur leicht, stimmte zu: „Ja, ich verspreche es!
Marie, es wird nichts passieren.
Ich vertraue dir!
Aber auch darin vertraue ich dir, halte mein Versprechen, mache mich bemerkbar!
Bestimmt!“
Marie nickte erleichtert, erkannte dazu, daß es Inken ernst war, zog sie wieder an sich, umarmte sie zart sowie sanft.
Inken kicherte nun heiter, meinte dazu: „So klein und zerbrechlich bin ich gar nicht!“
Damit umarmte sie Marie sogleich kräftiger, beide liebkosten sich, kuschelten sich wieder ins Bett. Umschlungen lagen sie, tauschten bald wieder zärtliche oder auch etwas wildere, leidenschaftliche Küsse sowie süße Liebkosungen aus. Davon bekamen sie gar nicht genug, schwelgten in diesem neuen Gefühl von Vertrautheit sowie Gemeinsamkeit, diesem Gefühl, füreinander zu sein, miteinander zu sein, zusammen zu sein.

Der Genuß zog sich weiter dahin, dennoch schien es immer noch zu kurz zu sein, sie wollten die Welt, die Zeit da draußen anhalten, um nur immer weiter diesen Moment zu genießen. Aber so profan die Realität ist, so unbarmherzig drängt sie doch auch irgendwann wieder in eines jeden Befindlichkeit.
So bemerkte alsdann Marie nach einem ziemlich heftigen, atemlosen Kuß irgendwann: „Es ist schon Frühstückszeit.
Ich sollte los und uns Brötchen holen!“
Marie wollte schon hoch, aber Inken zog sie wieder in ihre Arme, forderte nur: „Ein bißchen noch!“
Und so schmusten sie weiter, bis Marie wieder zu denken gab: „Es ist wirklich Zeit zum Frühstücken!“
Inken indes wiederholte lachend: „Ein bißchen noch!“
Daher liebkosten sie sich weiter, selbst beim dritten Mal setzte sich Marie nicht durch, ließ sich nur zu gerne von Inken zu weiterem Genuß ihrer Zweisamkeit verleiten.

Inkens Kommentar

Was für ein dramatischer, unvergeßlicher, einmaliger Morgen!
Aus der Ungewißheit direkt hinein ins Paradies unserer Liebe katapultiert!
Irgendwie haben wir doch an diesem Morgen sehr zügig sowie elegant die Kurve bekommen. Ich bin irgendwie psychisch doch deutlich robuster gewesen, als Maries Befürchtungen waren.
Rückwirkend betrachtet war es ja doch allenfalls albern, daß wir bei so lange unsicher herumgedruckst haben, nichts riskieren wollten, allein dadurch unser Leiden dieser Ungewißheit, dieser Schwebe verlängert haben. Alsdann hat sich endlich jener Knoten gelöst, der Damm war gebrochen, die Flut der Leidenschaft brach los. Darüber kann oder mag man nicht so viel in Worte fassen. Fühlt sich einfach sehr sehr sehr gut an. Kann ich nur empfehlen. Und Kitsch – naja – erlebt man es selbst, fühlt sich dieser Kitsch jedenfalls in dem Moment ebenso wie in der Erinnerung noch immer gut an, ich finde nichts dabei, gut und schön und richtig zu nennen, was für uns nun einmal gut und schön und richtig ist. Es ist alles in Ordnung damit, jemanden zu mögen, zu lieben. Wenn derlei Liebe zueinander auch so ganz allgemein statistisch keineswegs bemerkenswert ist, persönlich erlebt ist es auf jeden Fall äußerst intensiv, bemerkenswert, derlei Glück sowie Empfindungen brauchen wir keineswegs verstecken, dafür braucht man sich keinesfalls schämen, Gefühle zu haben, angenommen sowie angekommen zu sein. Andere über die Maße damit belästigen, wäre indes zuviel des Guten, es bleibt persönlich, intim, dort in Kopf und Herz relevant, gewaltig, einfach schön, intensiv, wohlig.

Ich gebe es zudem wohl zu, nach dem vorherigen Elend mochte ich mich gar nicht trennen, wollte weiter genießen sowie schmusen, jenes Draußen mit den lauernden Gefahren weiter vergessen. Im Moment derart inniger Zweisamkeit darf die restliche Welt sehr gerne draußen bleiben, ihren Angelegenheiten ohne uns erledigen.
So viel Zeit für uns muß sein!
Aber Marie hatte natürlich wie immer Recht, die Zeit fließ unaufhaltsam, erbarmungslos dahin, unser wiedergekehrter Appetit bringt den profanen Alltag wieder zurück ins Bewußtsein, aber ein wenig mehr ging vorerst schon noch.
Auch so konnten wir uns erst einmal gut aneinander laben sowie deutlich Süßeres kosten, als es jemals ein Brötchen hätte sein können!

Maries Kommentar

Ja, so waren wir irgendwie doch letztlich die Glückspilze bei diesem kleinen, persönlichen Drama. Nach all dem Darben, unserer Ungewißheit sowie unserer eigentlich selbst erwählten Quälerei, unserer Ungeschicklichkeit, nach der Zeit des Zögerns sowie Zauderns sind wir letztlich doch plötzlich sowie ohne Plan einfach so über die Ziellinie ins Glück gestolpert. Jener üble Überfall war keineswegs vergessen, wir bekamen es jedoch hin, daß er bei diesem Schwelgen in Zweisamkeit sowie Glück gar keine Rolle spielte.
Wir hatten uns gefunden, waren uns einig – gedachter Tusch dazu!
Welt – was kannst du uns, wenn wir uns einig sind?
Einmal erreicht, mag man nicht mehr davon lassen, das kann man doch gut verstehen.

Und wer derlei schon einmal probiert hat, wird es nachvollziehen können, es ist gar nicht so einfach, sich zu seinen Gefühlen, zu seiner Liebe zu bekennen. In solch einem Moment ist man so exponiert, verletzlich, angreifbar, derlei spricht sich keinesfalls leicht aus. So leicht gibt man die Kontrolle über sich selbst nicht aus der Hand, legt sie damit einfach so in die Hände eines anderen Menschen, hat man allerdings diejenige Person gefunden, zu der man sich derart zugehörig fühlt, daß es schmerzt, ist es doch viel leichter, sich zu bekennen, als auch nur einen Moment weiter zu schweigen. Insgesamt haben wir es doch eigentlich ganz gut hinbekommen, mit einfachen Worten, ein wenig Kitsch sowie Dramatik hat es gut funktioniert. Wenn das Ziel so zu erreichen ist, wäre man doch dumm, wenn man es nicht einmal riskieren würde. Dabei ist es gleichfalls plötzlich unangemessen zu taktieren, folglich muß dies Geständnis einfach raus, muß diese Brust frei werden von diesem Anliegen, diesem Druck sowie Drang, danach fühlt man sich leichter, besser, umso mehr natürlich, wenn die eigenen Gefühle so sehr und drängend erwidert werden, wie sich die eigenen gar nicht mehr bremsen lassen. So wirbelt alles heftig durcheinander, eskaliert in gegenseitiger Knutscherei und Kuschelei, in einem leidenschaftlichen Toben, in stürmischer Glut.
Dabei muß man sagen, wir haben da ja erst einmal gar nicht mehr gemacht, als voll bekleidet Zärtlichkeiten auszutauschen, aber dann doch leidenschaftlich zu küssen, bis man schon gar nicht genau wußte, wo wessen Lippen aufhören, in welchen Mund welche Zunge gehört, es wirbelte eben alles genüßlich durcheinander – und es war gut!
Um nicht zu sagen sehr sehr gut!
Nachdem wir jene Tage vorher offenbar nur blödsinnig herumgeiert waren, haben wir an diesem Samstag Morgen endlich sowie erlösend doch sehr elegant die Kurve gekriegt!

Tatortbesichtigung

Nachdem beide ihre frische Zweisamkeit ausgiebig ausgekostet hatten, ließ sich Inken letztlich doch davon überzeugen, daß frühstücken eine gute Idee sei, hatten sie doch bereits auf das Abendessen verzichtet.
Als Marie jedoch aufstehen wollte, hielt Inkens Hand diese noch fest: „Aber ich mag nicht allein bleiben.“
Marie lächelte ihre Liebste an, strich ihr mit den Fingern sanft durchs wilde Haar, erwiderte: „Nun, wenn ich mich jetzt fertigmache und Brötchen hole, könntest du noch ein wenig im Bett bleiben …“
Inken allerdings schüttelte den Kopf: „Mag lieber bei dir bleiben, nicht allein.“
Marie vermutete, daß Inken wegen des schrecklichen Erlebnisses vom vorherigen Abend immer noch verunsichert sei, war folglich sogleich einverstanden: „Gut, dann ziehen wir gemeinsam los. Somit stehe ich zuerst auf und gehe ins Bad.“
Wieder wollte sich Marie erheben, doch Inken hing an ihr, meinte dazu nur: „Dann komme ich gleich mit …“
Marie schaute sie schmunzelnd an: „Wirklich?“
Inken nickte: „Möchte immer bei dir sein, nicht mehr allein, gar nicht mehr loslassen …“
Dabei umarmte sie Marie innig, welche vergnügt seufzte, alsdann zu bedenken gab: „Naja, das wird auf Dauer aber etwas schwierig, du hast ja deine Vorlesungen sowie Übungen, ich mein Forschungsprojekt. Ich kann doch nicht immer mit in deine Vorlesungen …“
Inken kicherte vergnügt, erwiderte darauf allerdings einsichtig: „Schade, aber du hast ja Recht.
Dies Wochenende können wir doch wenigstens ganz zusammenbleiben?“
Dagegen hatte Marie weniger Bedenken: „Ja natürlich, ich bin bei dir. Allerdings ist mein Badezimmer nicht sonderlich groß, habe ferner nur eine Toilette, könnte unpraktisch sein, wenn wir gemeinsam versuchen, diese zu benutzen.“
Inken kicherte vergnügt bei der Vorstellung, kitzelte Marie etwas, daß diese lachen mußte, danach vorschlug: „Also gut, du machst dich frisch, ich gehe auf die Toilette, anschließend umgedreht, ist das in Ordnung?“
Inken drückte Marie, hauchte: „Ja …“

So standen sie endlich doch auf, gingen Hand in Hand ins Bad, nachdem Marie Inken Waschlappen sowie Handtuch herausgegeben hatte. Während im Bad Maries Hose fiel, von ihr die Toilette besetzt wurde, machte Inken ihren Oberkörper frei, um sich zu waschen. Sie mußten beide lachen, denn etwas merkwürdig war diese Situation schon. Marie hatte erst Probleme, sich zu entspannen, Inken war gleichfalls etwas unruhig, netzte den Lappen nervös mit kaltem Wasser, ihre Blicke trafen sich, beide lachten sich wieder an. Inken wusch sich wobei Marie den Anblick ihres nackten, zarten, schönen Oberkörpers genoß, ihre helle Haut mit den Sommersprossen darauf, das üppig wallende rote Haar, von dem ebenfalls etwas unter den Achseln spießte. Marie gefiel das alles sehr gut, deshalb erfreute sie sich einfach an Inkens Anblick, welche dies wohl gleichfalls bemerkte, schmunzelnd daraufhin ein wenig posierte. So ließ es endlich Marie bald einfach laufen, beide schmunzelten vergnügt über die praktische Umsetzung ihres Badezimmerbeschlusses.

Als Maries dringendes Anliegen erledigt war, stand sie auf, zog ihre Hose wieder hoch, machte ebenfalls ihren Oberkörper frei, kam zu Inken, lehnte sich von hinten an diese, griff um ihren Oberkörper herum zum Wasserhahn, wusch sich ihre Hände, fuhr darauf mit den kalten Fingern über Inkens zarte Haut, daß diese leicht zuckte, sich aber doch gerne mit dem nackten Rücken gegen Maries Busen drückte, in dieser Weise standen sie einen Moment, Marie wiegte Inken wieder sanft, gab ihr endlich einen Kuß auf den Bereich zwischen Schulter und Hals, trennte sich beherzt von ihr. Weil Inken ebenfalls fertig war, wechselten beide nun und Inken mußte irgendwie entspannen, um es laufenzulassen, während Marie sich wusch, dabei ihrerseits etwas posierte, wobei Inken ihren Anblick genoß, daß beide schmunzeln mußten. Derart umgesetzt war der Aufenthalt im Badezimmer ein Ereignis mit eigenem Reiz für beide.

Marie hatte einen Einfall, fragte: „Magst du heute mal Sachen von mir tragen?
Heute wir beide ganz in dunkel?“
Inken war einverstanden, entkleidete sich sogar ganz, kam zu Marie, wusch sich gleichfalls ihre Hände wie zuvor Marie, schmiegte sich ganz nackt von hinten an diese, hielt sie, küßte sodann sanft ihren Nacken, spielte mit ihren dunklen Haaren, welche kaum lockig waren, also deutlich disziplinierter fielen als ihre wilde, ungebändigte, rote Lockenpracht. Maries Morgenwäsche war auch so weit abgeschlossen, folglich zog sie Inken in den Raum mit dem Schrank mit ihren Sachen, öffnete diesen, reichte Inken nach kurzer Überlegung ein dunkles, elegantes Unterhöschen, schaute ihr dabei zu, wie diese den hübschen roten Flaum ihrer Schambehaarung ohne große Eile lächelnd darin verschwinden ließ. Marie gab ebenfalls dunkle Socken sowie ein dunkles Sweatshirt heraus, was Inken auch gleich alles anzog. Es folgte dazu noch eine dunkle Hose, welche ganz gut paßte. Ihre Figuren waren keineswegs genau gleich, Inken hatte wohl ein geringfügig breiteres Becken, aber es klappte ganz gut, die Hose ging zu, lag eng an, betonte Po sowie Oberschenkel, daß Marie ihr grinsend sowie verzückt einen Klaps auf den Po gab. Sie selbst zog sich auch ein Sweatshirt über, fuhr erst sich, danach Inken grob kämmend mit den Fingern durch die Haare, was bei ihr selbst ganz gute Wirkung hatte, bei Inken allerdings mußten beide herzlich lachen, denn diese Haare wirbelten und wickelten sich lediglich um die Finger, Inken meinte zu diesem Phänomen: „Wenn du dir später etwas Zeit nehmen magst, besser vorsichtig sowie mit einem Kamm von mir, damit sollte die Ordnung der wilden Mähne etwas besser gelingen.“
Marie war gerne einverstanden.

Weil Inkens Schuhe nicht besonders zu dem dunklen Stil paßten, folgten überdies noch ein Paar von Maries Schuhen zum Probieren.
Inken versuchte es, hatte keine Mühe, Maries Wahl fiel auf jene Schuhe, welche sie schon gestern getragen hatte, dazu folgte ihre Nachfrage: „Und?
Geht es?“
Inken erwiderte: „Es geht, ich glaube, du hast eine Nummer größer als ich, aber das ist ja bloß ein kleiner Unterschied, umgekehrt wäre problematischer, besser also keine Schuhe von mir für dich.“
Marie kniete ohnehin gerade, also band sie gleich Inkens Schnürsenkel kräftig zu, diese tat ein paar Schritte, nickte: „Kann ich gut drin laufen!“
Marie hatte ihre Jacke angezogen, holte Inken aus ihrem Schrank eine zweite, ebenfalls natürlich dunkle, welche Inken ebenfalls gut paßte. Inken drehte sich, Marie nickte zufrieden, der Kontrast von rotem Haar sowie dunkler Kleidung war schon sehr prickelnd schön, daß sie Inken gleich wieder in den Arm nehmen mußte, ihr Gesicht in der roten Haarpracht versank, noch ein wenig genoß, bevor beide Hand in Hand die Wohnung verließen und loszogen, nachdem Marie noch eilig etwas aus dem Schrank im Bad genommen hatte und in ihre Jackentasche steckte. Inken konnte nicht erkennen, was es war, verzichtete allerdings auf eine Nachfrage, blieb einfach zufrieden, an der Seite ihrer großen Liebe zu sein.

Inken achtete gar nicht darauf, wo sie genau hingingen, hielt nur Maries Hand fest, schaute immer wieder zu ihr; Maries Nähe beschäftigte sie viel mehr als jener Überfall am vorherigen Abend. Dann überquerten sie eine Straße, Straßenbahnschienen, Marie hielt kurz inne. Beide standen wieder vor dem Park. Marie schaute zu Inken, diese zur ihr, alsdann sah sie sich kurz um und daraufhin wieder zu Marie, sagte jedoch kein Wort, rückte nur näher an Marie heran.
Diese erläuterte: „Wir sollten denen niemals den Park überlassen.
Dies ist öffentlicher Bereich, kein exklusives Revier für Testosteronbomber.
Er ist für alle da und doch kein rechtsfreier Raum, aber wenn wir ihn nicht nutzen, überlassen wir ihn diesen Typen.
Kein Schritt zurück vor dem Schrecken, keinerlei Raum für Nötigung sowie Drangsalierung!“
Inken fühlte sich ziemlich unwohl, war sehr unsicher, Marie spürte ihr Zittern.
Inken sah Marie an, darauf verlegen zu Boden, wieder zu Marie, fragte mit leiser, brüchiger Stimme: „Und da ist niemand?“
Marie drehte sich zu ihr, nahm sie in den Arm: „Radfahrer, Fußgänger, harmlose Passanten. Es ist taghell, da ist alles friedlich, da passiert gar nichts.“
Inken kuschelte sich eng an Marie, erwiderte: „Ich fühle mich unsicher, unwohl …“
Marie nickte, streichelte Inken sanft sowie zärtlich: „Auch deswegen sind wir hier. Desto länger du damit wartest, dich deinen Ängsten, den inneren dunklen, wunden Punkten zu stellen, desto ärger wird es, desto schwerer, diese zu überwinden, dich von ihnen zu befreien.
Ich bin doch jederzeit bei dir, du bist sicher.
Ich kann verstehen, wenn du nicht magst, daß du den Park meiden willst. Besser ist jedoch ein therapeutischer Ansatz: wir gehen da rein, genau zum Ort des Überfalls, vor Ort wirst du sehen, dort ist nichts. Es hilft, jene negativen Erinnerungen an den Ort gleich mit anderen, besseren zu überschreiben, zu ergänzen oder zu verdrängen, keineswegs ein einfaches Unterfangen, allerdings immerhin ein Konzept, damit umzugehen.
Aber die Entscheidung liegt bei dir.
Egal wie diese ausfällt, ich habe dich sehr lieb, bin immer auf deiner Seite sowie an deiner Seite!
Also sprich: Gehen oder stehen?
Zaudern oder schaudern?
Wagnis oder Zagnis?
Schauen oder scheuen?
Konfrontation oder Immigration?“
Inken zögerte, drängte sich noch enger in Maries Arme.
Sie schluckte, seufzte, endlich war ihre Entscheidung gefallen, welche flüsternd mit zitternder Stimme verkündet wurde: „Also … also gut, gehen wir rein, ich habe mich entschlossen, gleichzeitig große Angst.“
Marie streichelte, wuselte durch ihr Haar, erwiderte aufmunternd, motivierend: „Du bist meine Heldin!
Daß du dich deinen Ängsten stellst, ist wichtig, um sie zu überwinden.
Ich bin bei dir, an deiner Seite, beschütze dich, meine Liebste, mein Sonnenschein!“
Inken preßte darauf hervor: „Oh Marie!
Du bist meine Heldin!
Hast uns beide gerettet, diese widerlichen Kerle in die Flucht geschlagen!“
Marie meinte dazu bloß lässig: „Na, so schwer war das bei jenen Dumpfbacken mitnichten. Etwas Risiko ist selbstverständlich immer dabei, insbesondere im Dämmerlicht sowie bei mehreren Gegnern. In solch einer Situation ist Routine, Erfahrung, Schnelligkeit, Geschick, Gelenkigkeit gefragt, ebenso eine gewisse Skrupellosigkeit, zaudern wäre sehr schlecht im Angesicht eines akuten Angriffs. In solch einer Situation muß alles stimmen, abstimmt sein, damit die Abwehr, die Reaktion klappt. Den Angreifern muß die Initiative umgehend gebrochen werden, welche im selben Zuge an sich gerissen wird, um selbst die Kontrolle zu bekommen, weiteres Risiko für die eigene Person zu reduzieren, eine solch gefährliche Situation eindeutig zu klären. Jene Spinner haben jedenfalls ihr Fett weg, jenes kriminelle Pack hat hoffentlich gelernt, derlei Übergriff nie wieder zu versuchen – letztlich weiß man vor dem Ende nie, mit wem man es zu tun bekommt. Mit richtiger Technik kann noch die zarteste Frau die Aggression, die Wucht eines massigen Gegners gegen diesen einsetzen, um das Blatt erfolgreich zu eigenen Gunsten zu wenden. Bloß weil man sich stark, unbesiegbar fühlt, ist dies bei weitem keine Garantie für Erfolg im Kampf. Zudem werden jene bösen Buben wohl erst einmal ihre Wunden lecken, gebrochene Knochen richten lassen, gerissene Sehnen flicken lassen, sich kurieren müssen. Die nächsten Wochen werden für diese Mistkerle kein Zuckerschlecken werden. Damit brennt sich eine bleibende Erinnerung ein. Sollten ihre Gehirne genug Kapazität haben, um jenes Ereignis zu analysieren, sollte deutlich mehr Respekt gegenüber anderen sowie mehr Zurückhaltung die Folge sein, so meine Hoffnung jedenfalls.“
Beide hielten sich noch ein wenig fest, daraufhin löste Marie ihre Umarmung, beide standen Hand in Hand einen Schritt vor dem Weg in den Park.
Dann fragte Marie: „Los?!“
Inken nickte zögernd, erwiderte unsicher: „Los …“

Inken tat den ersten Schritt, einen kleinen lediglich, aber immerhin betrat sie den Park, wußte allerdings natürlich gar nicht mehr, wo jener ekelhafte Überfall passiert war, deshalb überließ sie Marie die Führung, schmiegte sich eng an diese. Marie wußte hingegen genau, wohin sie mußten, nahm entschlossen sowie zielsicher den Weg durch den Park, bis beide an der fraglichen Stelle waren, dort anhielten. Inken hatte bislang meist zu Boden gesehen, gleichfalls mal zu Marie, um aus diesem Fokus mehr Sicherheit, Zuversicht zu gewinnen.
Nun schaute sie sich flüchtig um, fragte nach: „Hier? … Hier war es?“
Marie verzog den Mund leicht, sprach ernst, nebenbei bloß angedeutet zeigend: „Ja, genau hier. Dort habe ich dich in die Büsche gedrückt, damit sie dich nicht erwischen konnten, dort standen jene ekeligen Typen, um uns am Abhauen zu hindern, wobei diese Kerle dich ja ohnehin derart geschockt hatten, daß du nicht mehr von der Stelle gekommen wärst …“
Inken unterbrach: „Ja, ich konnte mich gar nicht mehr rühren, tut mir leid!
Hätte ich mich besser im Griff behalten, hätten wir fliehen können, du hättest keinen Kampf riskieren müssen?
Auweiauweiauwei, oh oh oh …“
Marie wiegte den Kopf: „Nana. Dies üble Pack hat uns angemacht, unseren Weg versperrt, also keinerlei Grund, ein Problem bei dir zu suchen. Vielleicht hätten wir fliehen können, wenn du hättest reagieren können. Eventuell hättest du jedoch auch panisch reagiert, hättest dich von mir getrennt, jene notgeilen Kerle hätten dich erwischt, mich abgedrängt, wer kann diese hypothetischen Überlegungen nun schon noch beurteilen. Jene Dreckskerle haben eine Konfrontation gesucht, haben sie bekommen. Von mir wurden sie fertiggemacht, haben dies verdient, von daher schon keinerlei Anlaß, dein Verhalten irgendwie in Frage zu stellen.
Ist ja keinesfalls deine Schuld oder Verantwortung, daß dies Pack uns bedroht, eingekreist, daraufhin angegriffen hat. Irgendwann könnten wir indes mal üben, wie du besser sowie schnell reagieren solltest, ist heute allerdings mitnichten unser Thema. Übst du angemessene Reaktionen auf kritische Situationen ein, kannst du fast automatisch gut reagieren, statt in Schockstarre zu verfallen. Ist im Kopf ein eingeübtes Programme hinterlegt, was beachtet werden muß, kann eine Reaktion ohne nennenswerte Reflexion des Bewußtseins erfolgen. Wird erst alles durchdacht, tritt zwangsläufig eine starke Verzögerung ein, damit wiederum ein Vorteil für einen Angreifer. Übung, umgehend richtige, realistische Einschätzung der jeweiligen Situation ist folglich wichtig, um sich aus derlei Situationen heile herauszuwinden – wie jeweils, hängt von der Situation, deiner Einschätzung ab.“
Inken nickte, antwortete leise: „Ja, Übung wäre wohl nützlich. Stimmt, wenn ich mir im Kopf bereits Strategien zurechtgelegt hätte, könnte ich diese einsetzen. Gestern hat das Entsetzen, die Hilflosigkeit dominiert. Meine Reaktion wäre hoffentlich eine andere, wenn zuvor eingeübt wäre, was zu tun ist, wenn ich zuversichtlich sein könnte, mit einer solchen Situation halbwegs angemessen umzugehen.
Wenn ich fliehen kann, bringt dieser Ausweg ferner dich nicht in die Lage, dich derart riskant wehren zu müssen!“
Marie nickte, lächelte Inken an, nahm sie sogleich in den Arm, meinte: „Alles zu seiner Zeit. Bekommen wir alles noch hin. Nun versuchen wir einfach mal mit frischen, positiven Erinnerungen, jenes Schockerlebnis aufzuweichen, deine Erinnerung zu relativieren, im guten Sinne zu manipulieren …“
Schon umarmte sie Inken innig, küßte sie erst auf ihre Wange, anschließend auf den Mund, worauf Inken erst etwas unsicher einging, sich alsdann jedoch durch dies sinnliche Spiel ganz gerne ablenken ließ, mit derlei anregenden, erregenden Sensationen wollte sie sehr gerne ihren Erinnerungen an das Schockerlebnis des vorherigen Abends begegnen.

Marie löste sich nach ein paar Minuten wieder, ging ein paar Schritte, schaute dabei zu Boden. Weil Inken weiterhin ihre Hand hielt, folgte diese, schaute gleichfalls, nach was Marie wohl suchte.
Mit der freien Hand wies Marie kurz darauf auf ein paar Stellen, murmelte nur so: „Getrocknetes Blut, noch nicht ganz weg, da haben sich wohl unter Krähen oder Staren noch zuwenig Interessenten gefunden …“
Inken fröstelte bei dem Anblick, stieß leise hervor: „Was ist mit denen?“
Marie zuckte ihre Schultern: „Den Krähen oder Staren? – vermutlich noch anderweitig involviert, kommt Zeit, kommt Witterung, kommt diese muntere Schar.“
Inkens Erwiederung lautete: „Meine jene grausligen Mistkerle …“
Maries Kopf nickte bedächtig: „Der eine hat sich, allerdings unter meiner blitzartigen sowie geschickten Mithilfe, sein eigenes Messer in den Oberschenkel gerammt. Sicherlich gibt es überdies aufgeschlagene, gebrochene Nasen, angeknackste Rippen, Prellungen, Dehnungen, gerissene Sehnen, Muskeln, diverse Traumata, vermutlich gleichfalls Knochenbrüche. Daran werden diese Drecksäcke noch länger dran zu knabbern haben. Wenn es indes einen davon sehr arg erwischt hätte, wäre hier schon abgesperrt, Polizisten würde Spuren sichern, wobei hier vermutlich bloß wenige brauchbare, verwertbare auffindbar wären. Ich habe mich allerdings bereits auf dem Weg umgesehen, genau beobachtet, wer derzeit im Park unterwegs ist, hier ist sonst niemand in diesem Zusammenhang mit einer Untersuchung beschäftigt. Diese widerwärtigen Typen haben im Krankenhaus vermutlich dummes Zeug erzählt, um keinesfalls eingestehen zu müssen, daß eine einzelne Frau alle vier blitzartig fertiggemacht hat, bevor ihre trägen Hirne noch einordnen konnten, was überhaupt passiert. Dieses Erlebnis jedenfalls wird sich tief in ihre Erinnerungen graben, keineswegs lediglich diese äußeren kleinen Blessuren oder Narben, Verkrüppelungen als Spuren hinterlassen. Wollen wir einfach einmal zu ihren Gunsten hoffen, daß sich ebenso ihr Frauenbild ändert, diese hohlen Birnen diesen in Zukunft respektvoller begegnen.“
Inken schluckte nur, erwiderte nichts. Einerseits klang Maries Ausmalung der Konsequenzen insgesamt sehr schmerzhaft sowie übel, andererseits hatten diese Widerlinge sich alle Konsequenzen selbst zuzuschreiben, wenn Menschen anzugreifen ihr Pläsir war.

Ob man Emanzipation sowie Respekt vor Frauen, allgemeiner vor anderen Menschen jedoch in der Not einprügeln kann, diese Frage ließen beide doch offen, wollten diesen ebenso gesellschaftlich allgemeineren Konflikt jetzt an diesem Ort unter diesen Umständen mitnichten weiter thematisieren, auf jeden Fall hatte Maries Präventivschlag sicherlich insofern Wirkung, als jene bescheuerten Jungs die nächsten Wochen ohnehin außerstande wären, überhaupt noch jemanden anzugreifen oder ernsthaft belästigend, drangsalierend anzugehen. Als Reaktion tat Inken es jedenfalls nun Marie gleich, zuckte ihre Schultern zum Schicksal ihrer Angreifer. Marie lächelte sie an, zog sie kurz erneut an sich, streichelte ihren Körper, gab ihr wieder süße Küsse, um die positiven Erinnerungen zu stärken.

Anschließend ging Maries Suche weiter, ihr Fuß schob nahe an den Büschen Laub zur Seite. Dort irgendwo fand sich jenes Messer, welches sie einem der Täter weggekickt hatte. Sie hatte es ja an dem Abend lediglich mit dem Schuh zur Seite in die Büsche befördert.
Maries Hand ließ Inkens kurz los, worauf als Information folgte: „Moment, dauert nicht lang!“
Inken fühlte wieder ein Frösteln durch ihren Körper ziehen, ließ Marie jedoch gewähren. Diese zog Einweghandschuhe aus ihrer Jackentasche, zog diese über, bückte sich, nahm noch ein größeres Blatt vom herabgefallenen Laub der Bäume, hob damit vorsichtig jenes gefundene Messer auf, betrachtete dieses genau, kommentierte alsdann mit ruhiger Stimme: „Springmesser, beidseitige Klinge, mehr als zehn Zentimeter Länge, eindeutig zum Drohen, Abstechen gedacht. Derlei Ausstattung dürfte wohl insbesondere bei solchen Typen eindeutig illegal sein, einzig dazu gedacht, um damit Menschen zu drohen, einzuschüchtern oder diese damit anzugreifen sowieso …“
Inken schwieg dazu, war allerdings erleichtert, als Marie wieder aufgestanden war. Sie hakte sich bei ihr ein, jedoch auf der anderen Seite, wo Marie jenes Messer nicht hielt. Marie schaute sich noch kurz weiter, trotzdem genau um, sah allerdings neben dem Blut nur noch kleine Splitter, wahrscheinlich von dem Mobiltelephon, mit dessen Funzel beide im Dämmerlicht geblendet worden waren.
Sonst war nichts Auffälliges zu erkennen, deshalb fragte sie im munteren Ton: „Gut.
Ich vermute, du hast kein Bedürfnis, hier noch länger zu verweilen?“
Inken schüttelte bestätigend den Kopf, faßte mutig mit möglichst ruhiger Stimme zusammen: „Es ist mitnichten derart arg, wie ich dachte, weitergehen wäre indes schon deutlich angenehmer als hier weiter verweilen … wir wollten doch ohnehin Brötchen zum Frückstück besorgen?“
Marie nickte, meinte: „Fein, du kannst bereits deine Gedanken von diesem Ort befreien, prima. Bei Gelegenheit kommen wir abermals vorbei, nur um dich weiter daran zu gewöhnen, daß dies kein besonderer Ort ist, lediglich ein beliebiger Fleck im Park. Es sind allenfalls bestimmte Menschen, keinesfalls dieser Park, dieser Ort.“
Also schlenderten beide weiter, nicht gerade eilig, aber doch in gutem Tempo. Ein paar Mülleimer weiter den Weg entlang, hielt Marie wieder, setzte jenes aufgelesene Messer mit einer Hand schräg auf einen mittelgroßen Stein, trat daraufhin beherzt sowie entschlossen zu, daß dies Messer brach, ebenso Teile seiner Mechanik deformiert waren, dies Messer war unbrauchbar geworden, keine Waffe mehr, bloß noch Metallschrott. Ihre Fingerspitzen faßten alle Teile bloß vorsichtig mit Laub an, warfen alles in einen Mülleimer. Anschließend zogen beide wortlos weiter, nachdem Marie ihre Einmalhandschuhe ausgezogen hatte.

Jetzt, weiter vom Ort des Geschehens entfernt, diese kritische erste Konfrontation überstanden, ging es Inken schon wieder besser, ihre Bewegungen wurden schon wieder lockerer. Beide machten noch einen kleinen Bogen durch den Park, danach verließen beide diesen wieder. Maries Vorschlag lautete alsdann, nicht nur Brötchen für ihr Frühstück zu besorgen, sondern gleich für das ganze Wochenende einzukaufen.
Hinsichtlich der konkreten Planung ging folgende Frage an Inken: „Wie gut kannst du eigentlich kochen?“
Inken grinste breit und meinte: „Oh, ich habe viel von meiner Urgroßmutter Heike sowie den Großmüttern gelernt, überdies ebenfalls etwas von meinen Eltern, da alle Verwandten etwas andere Methoden sowie andere Vorlieben haben, habe ich also eine recht breite Palette an Möglichkeiten, obgleich ich ja eigentlich nur am Wochenende mal dazu gekommen bin mitzuwirken.
Und du?“
Marie grinste zurück: „Anleitung sowie Hilfen dazu wurden mir in der Kindheit demgegenüber leider vorenthalten, aber ich lerne ja ziemlich schnell. Um was am Wochenende zuzubereiten, reicht es.
Hast du Ideen für heute sowie morgen?“
Inken überlegte einen Moment, machte danach ein paar Vorschläge. Mit einigen einfacheren Rezepten im Kopf klappte dies wiederum sehr gut auch spontan auf dem Weg. So berieten beide, bereits im Supermarkt fragte Inken sodann noch grob an, was Marie Zuhause hatte, nachdem beide sich auf Rezepte geeinigt hatten, welche Inken aus dem Kopf rekapitulieren konnte. Inken kannte sich in dem Supermarkt ja nicht aus, Marie so halbwegs, daher suchten sie zwar ein paar Sachen, standen jedoch letztlich zügig an der Kasse, Marie zahlte. Beim Bäcker besorgten sie danach noch Brötchen, anschließend ging ihr Weg flugs zurück zu Maries Wohnung, wo sie Tee aufsetzten, den Tisch deckten, alsdann endlich in Ruhe frühstückten. Beim Frühstück planten sie ferner gleich grob ihr weiteres gemeinsames Wochenende.

Nach dem Frühstück räumten sie lediglich ab, danach gingen beide ins Bad. Marie reichte Inken eine noch verpackte Zahnbürste, anschließend standen beide gemeinsam am Waschbecken, putzten Zähne, alberten dabei wieder fröhlich herum, die Anspannung aus dem Park war längst völlig einer guten Stimmung gewichen. Danach zogen sie los, ein Spaziergang zu Maries Bureau, um erst einmal Inkens Tasche sowie ein paar andere Sachen abzuholen, dazu ebenso Inkens Rad. Marie hatte ihres gleichfalls mitgenommen, daher konnten beide gleich weiterfahren zu Inkens Unterkunft. Inken packte nicht nur, was sie direkt für dies Wochenende brauchte, gleich ein wenig mehr, genauso Unterlagen für ihr Studium. So vorbereitet würde sie jedenfalls mitnichten vor Montag oder Dienstag zurück in ihre Unterkunft müssen. Als sie bereits wieder im Aufbruch waren, vibrierte ihr Mobiltelephon, welches Marie bislang noch gar nicht aufgefallen war, denn Inken nutzte es offensichtlich selten, hatte ja nach eigenem Bekunden eher wenige Kontakte. Es waren Inkens Eltern. Insgesamt sprachen sie lediglich ein paar Minuten, wobei Inken nichts von dem Überfall im Park oder von ihrer frischen Liebe zu Marie erzählte, welche derweil still neben ihr auf dem Bett saß, Inken etwas neckte.

Nach dem Gespräch meinte Marie: „Ich habe dich ja noch nie telephonieren sehen …“
Inken sah sie an, lächelte: „Telephonieren ist gewiß keine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Gut, werde ich angerufen, gelingt meist durchaus eine lockere Konversation, also keinerlei Problem, keine weitere Macke. Ich habe mein Telephon oft sowieso aus oder so wie jetzt tonlos gestellt, nervt sonst leicht, wobei ja doch nur selten Anrufe oder Nachrichten eingehen.
Du kennst doch diese peinlichen Situationen, wenn es bei jemandem in unpassendsten Moment klingelt?
Mitten in einer Vorlesung oder in einem Gespräch?
Auf dem Klo?“
Beide lachten, Marie holte gleichfalls ihres hervor, ein schon älteres, ziemlich zerkratztes sowie geschundenes Modell, zeigte ihren Telekommunikationsklotz fast wie eine Antiquität vor: „Nutze ich ebenfalls eher seltener, sehe diese Störungen ähnlich wie du, das trifft sich ja!“
Beide gaben sich sogleich einen sanften Kuß, Inken meinte: „Gelegentlich gucke ich damit unterwegs im Netz durchaus mal was nach, ist jetzt allerdings keineswegs eine meiner Lieblingsbeschäftigung für unterwegs.
Ich gucke lieber in aller Ruhe auf dem Rechner!“
Sie wies auf diesen, ein transportables Modell mit hinreichend großem Bildschirm, stand auf, packte ihn gleichfalls ein.
Marie schlug nebenbei vor: „Nummer sowie Kontaktdaten tauschen?
Könnte ja immerhin mal sein, daß ich mal Lust bekomme, dein Ding mal etwas vibrieren zu lassen – klar, aus reinem Schabernack mitten in der Vorlesung!“
Beide lachten, tauschten endlich Daten aus, um sich gegebenenfalls besser zu erreichen, obgleich sie nun beide mitnichten die Typen waren, um sich ständig alberne Nachrichten zu schreiben oder anzurufen, wenn sie sich sowieso ein paar Stunden später persönlich sahen, für den dringenden Ausnahmefall indessen konnte diese Möglichkeit schon einmal nützlich sein.
Nachrichten oder Telephonieren sind ja keine persönlichen Kontakte, somit war diese Option als Ersatz für insbesondere Inkens Bedürfnis nach ständigem Kontakt zu Marie ohnehin keineswegs sonderlich geeignet, deswegen waren sich beide schnell einig, gar nicht erst damit zu beginnen.

Inken hatte bald alles zusammen, folglich brachen beide auf, Marie hatte einen Rucksack bekommen, insbesondere mit dem Rechner drin, Inken eine Tasche, welche einfach so auf dem Rad befestigt werden konnte. Derart ausgestattet fuhren beide also zurück zu Maries Wohnung, packten aus. Weil es nun schon spätere Mittagszeit war, begannen ihre Vorbereitungen auf ihr geplantes Mittagessen. Inken kannte ja das Rezept sowie alle relevanten Arbeitsschritte, teilte somit jegliche Arbeit sinnvoll ein, beide hatten Spaß daran, gemeinsam etwas zuzubereiten, zudem bald darauf ebenfalls gemeinsam zu schlemmen.
Nach dem Essen sowie dem Abwasch reichte Marie Inken plötzlich ein Schlüsselpaar: „Für Haustür und Wohnungstür, damit du auch reinkannst, wenn ich nicht da bin, damit bist du unabhängiger.“
Inken nahm die Schlüssel wie ein wundervolles Kleinod, umarmte Marie, dankbar für ihr Vertrauen und Aufnahme: „Danke, das ist lieb von dir!“
Marie erwiderte: „Na, meine Wohnung ist zwar auch nicht so groß, indessen doch schon deutlich geräumiger als deine Butze, daher sollten wir wohl hauptsächlich hier gemeinsam wohnen, bei Bedarf können wir ja immer noch schauen, wenn es nicht reichen sollte.
Mein Sonnenschein, mein Wildfang, mein Wirbelwind, jetzt bist du hier Zuhause.“
Beide hielten sich fest, Inken meinte ganz gerührt: „Marie, ob liebste Marie!
Bei dir Zuhause!
Nirgends mag ich lieber sein als ganz bei dir!
Dir fallen überdies derart schöne Kosenamen ein, vielleicht sollte ich mich anstrengen, mir gleichfalls welche für dich zu überlegen?“
Marie lachte vergnügt, meinte zu dieser Idee: „Wenn du magst. Aber im Grunde ‚Marie‘ von deinen süßen Lippen, mit deiner flinken Zunge, deiner schönen Stimme, das klingt an sich schon wie ein wundervoller Kosename, daß mir ganz weich in den Knien wird.
Egal wie du mich nennen magst, für meine Ohren klingt doch alles von dir wie eine zauberhafte Liebkosung!“
Inken küßte Marie auf den Mund, beide umarmten, streichelten sich innig, genossen die Gemeinsamkeit, Nähe sowie ausgetauschte Zärtlichkeiten ausgiebig, schwelgten regelrecht darin.

Nach einer Weile aber setzten sie sich doch an den Küchentisch, Marie schaute mit einem ihrer Rechner ins Netz, während Inken sich wieder ihren Übungszetteln sowie Aufgaben widmete. Diesmal saßen sie über Eck, schauten sich gelegentlich liebevoll an oder Marie strich Inken aufmunternd über den Arm oder durchs Haar, ab und an diskutierten sie über etwas von Inkens Übungen, gelegentlich gab es eine kleine Pause, worin beide sich gemeinsam im Netz etwas ansahen, was Marie Inken zeigen wollte. Dann ergab sich auch die Gelegenheit, wobei Marie Inken das von ihr benutzte Betriebssystem Debian-Linux zeigte, was wiederum sogleich sehr auf Inkens Interesse stieß, denn Linux wollte sie sowieso schon länger mal probieren. Da sie das Konzept sowie die praktische Nutzung überzeugte, überlegten beide schon, dies Betriebssystem demnächst einmal auf Inkens Rechner zu installieren, wobei Marie nach kurzer Sichtung des Rechners abschließend jedoch meinte, daß es wohl sinnvoller sei, dafür eine neue, größere Festplatte zu verbauen, um im Zweifelsfalle beide Betriebssysteme alternativ nutzen zu können, denn jedenfalls in der Übergangs- und Eingewöhnungzeit sei ja doch mit gelegentlichen Rückgriffen auf das alte, kommerzielle System zu rechnen, selbst wenn sich dieses ja weit mehr zum Herumdaddeln sowie Ausspioniertwerden eigne als zum ernsthaften Arbeiten. Maries Gesicht zierte ein freches Grinsen bei dieser Hypothese, Inkens Erwiderung darauf bestand wiederum in einem nachdenklichen Stirnrunzeln, Herumdaddeln war weniger ihr Ding, zudem bestand nun keinerlei Bedarf daran, ausspioniert zu werden, also besser doch auf ein System setzen, dessen Quelltext zwar unmöglich selbst geprüft werden konnte, auf welches immerhin weltweit diverse Leute einen Blick warfen, sich folglich gegenseitig kontrollierten, insofern war das schon deutlich vertrauenswürdiger als ein undurchsichtiges System eines kommerziellen Anbieters mit direkten Kontakten zu irgendwelchen Geheimdiensten mit der Intention, über mutwillig eingebaute Sicherheitslücken, Hintertüren im Bedarfsfalle Daten abgreifen zu können. Andere Geheimdienste spionieren diese wiederum aus, Kriminelle im Netz sind überdies gleichfalls keineswegs notwendig doof, folglich hatten ebenso diese gute Chancen, jene Hintertüren sowie Sicherheitslücken zu finden, welche absichtlich offenbleiben statt zeitnah geschlossen zu werden. Folglich ist bei intransparenten Systemen die Chance deutlich größer für Übergriffe.
Teils werden ja gar Daten auf dem Rechner verschlüsselt, um damit zu erpressen – wer braucht das schon auf dem eigenen Rechner?
Selbst mit aktuellen Sicherheitskopien vergehen doch leicht einige Stunden, bis ein derart befallener Rechner wieder komplett neu aufgesetzt ist, alle Daten wieder nutzbar.
Inkens Tendenz ging nun also eindeutig dahin, zügig zu wechseln, in Zukunft ein ordentliches, durchdachtes vertrauenswürdiges Betriebssystem zu nutzen, eigene Paketverwaltung mit vielfältigen Programmen aus derselben zuverlässigen Quelle – wunderbar!
Als demnächst eine große Festplatte besorgen. Wie Maries Untersuchung umgehend gezeigt hatte, hatte Inkens mobiler Rechner zum Glück sogar einen weiteren Steckplatz für eine weitere Festplatte, folglich eine einfache Angelegenheit. Beide schauten schon einmal, was passen würde, recherierten fürderhin im Netz, wie teuer diese Anschaffung wohl werden würde, nun, das war alles durchaus im Rahmen, fand Inkens Zustimmung. Mit Maries Hilfe wäre dies alsdann schnell erledigt.

Damit ging ihr Nachmittag dahin, Inken machte ferner sehr gute Fortschritte mit ihren Aufgaben. Irgendwann allerdings ließ ihre Konzentration doch deutlich nach, was Marie gleichfalls erkannte, welche deshalb vorschlug, daß für heute mit den Aufgaben genug sei. Den Vorschlag nahm Inken gerne an, also räumten beide den Tisch, bereiteten ihr Abendessen vor.

Später lagen beide gemeinsam auf dem Sofa, sahen etwas im Fernsehen, hörten anschließend entspannt etwas Musik, guckten ferner gelegentlich ins Netz, Inken probierte ebenfalls bereits weitere Programme unter Debian-Linux aus. Oder beide neckten und kosten sich liebevoll gegenseitig. Ja, derart ließ sich ihr Leben sehr gut an, ihre Liebe tat einfach sehr gut, verbreitete ein Wohlgefühl.

Inkens Kommentar

Maries Initiative mit dem Besuch des Parks hatte mich komplett überrascht. Wies dies vorher von ihr als Vorschlag gekommen, hätte ich mich wohl gesträubt, den Park überhaupt wieder zu betreten. Weil ich indes mitnichten zuordnen konnte, wo es überhaupt passiert war, hätte ich in dem Park insgesamt immer ein unheimliches Gefühl gehabt. Und dann standen wir plötzlich dort am Rande des Parks, Marie hat mir gut zugeredet, in ihrer Begleitung habe ich es alsdann eben doch gewagt.
Sie hat uns beide so tapfer verteidigt, wie hätte ich da bei Tageslicht so feige sein können?
Also sind wir natürlich los in den Park rein, ich mit sehr wackeligen Beinen, ganz auf Marie vertrauend. So ging es irgendwie, jedoch zunächst keineswegs besonders gut. Aber es war richtig, denn so konnte ich wenigstens lokalisieren, wo es genau passiert war. Diese diffuse dunkle Wolke im Kopf um diesen gewalttätigen Übergriff wurden dadurch aufgemischt, aufgelockert, in Bewegung gebracht. Damit reduzierte sich meine Scheu sowie mein Widerwillen schon einmal deutlich eher auf diese Stelle des Parks, nicht mehr auf den gesamten Park, obwohl das natürlich an einigen eher unübersichtlichen Stellen hätte passieren können. Meine Erinnerung war noch immer bruchstückhaft verschwommen, Marie wies da unterdessen vor Ort nur auf einzelne Fragmente hin: Etwas Blut, Glassplitter, dieses Messer, jenes Gebüsch, in welchem ich gestanden habe.
Zuvor im Bad hatte ich ja durchaus gesehen, daß Marie ein paar kleinere Blessuren abbekommen hatte. Sie war meine Heldin, umso mehr als wir uns alsdann genau an dieser Stelle so lieb in den Armen lagen und uns küßten. Das lenkte keineswegs bloß ab. Marie hatte wohl Recht, das besetzte den Ort wenigstens mit einer zusätzlichen, positiven Erinnerung. Stimmt wohl ebenso, alte Erinnerungen können durch neue manipuliert, überschrieben werden, damit kommt eine Verdrängung oder gar Auflösung eines Traumas in greifbare Nähe. Zeitlich unmittelbar danach hatte war eine einmalige Chance gegeben, jenen Überfall, meine Erinnerungen sofort anzugehen, solange diese noch frisch, leicht zugänglich, flexibel waren.

Marie hatte ja offensichtlich genau geplant, jenes Messer zu beseitigen, denn sie hatte ja diese Einmalhandschuhe dabei, ist ferner derart sorgfältig sowie bedacht vorgegangen, um gar keine eigenen Spuren daran zu hinterlassen, als würden derlei Arbeiten bei ihr regelmäßig anfallen. Letztlich hat sie jenes elende Messer auch noch unbrauchbar gemacht, damit es nicht den falschen Leuten in die Hände fällt, denn die hatten es ja bis zur Tat schon, so jedenfalls würde von dem zerbrochenen Messer keine Gefahr für andere mehr ausgehen. Ihr Vorgehen war sehr organisiert, was ich gleichfalls bewunderte. Nach dem grauenhaften Überfall so ruhig und bedacht aufzuräumen, war schon sehr bemerkenswert. Dies beeindruckte mich erheblich.

Nun und danach haben wir es uns ja ganz gutgehen lassen, dies war ebenso wichtig, um den Schreck besser verdauen zu können, gute neue Erlebnisse zu haben, um den Schrecken schnell zu verdrängen oder besser aufzulösen. Es war alles frisch, neu und aufregend und gut, insbesondere natürlich, weil wir zusammen waren, aber auch so war ich immerhin gut beschäftigt, um mich nicht weiter in den Vorfall vergraben zu können, es gab eigentlich immer Besseres zu tun, um davon noch mehr Abstand zu gewinnen. Auch dies hat Marie sehr geschickt einfädelt, ich habe keinen Zweifel, daß sie dies vielleicht nicht komplett so durchorganisiert hat, aber doch darauf achtete, daß immer etwas passierte, damit ich beschäftigt war.

Was Rechner sowie Betriebssystem anbelangt: Darin waren Maries Kenntnisse deutlich fundierter als meine. Indes hatte ich zuvor bereits mit dem Gedanken gespielt, anläßlich des Studiums endlich Nägel mit Köpfen zu machen, zu einem professionellen Linux zu wechseln. Daher traf es sich sehr gut, daß ich nun von Maries Erfahrungen mit dem Flagschiff der Linux-Flotte profitieren konnte, um mich endgültig rechnertechnisch angemessen auszustatten. Allein ist die Lernkurve doch schnell recht steil, gemeinsam unter lieber Anleitung hingegen macht ein solcher Umschwung gar noch Spaß.

Maries Kommentar

Als Inken mit raus wollte, kam die Idee ziemlich schnell, mit ihr einen Abstecher in den Park zu machen, wobei das Wort ‚Abstecher‘ in dem Zusammenhang vielleicht etwas heikel gewählt ist, aber egal. Sie wollte lieber mit mir unterwegs sowie aktiv sein, als sich im Bett zu vergraben. Dies habe ich als gutes Zeichen genommen, meinen Liebling alsdann eben ordentlich gefordert, um ihr eine bessere Chance zu geben, das Trauma des Überfalles besser zu bewältigen, sozusagen den Schatten der Vergangenheit gleich bei hellem Tageslicht neu zu beleuchten, damit sich dieser dunkle Fleck nicht so in die Erinnerung eingraben konnte. Wenn frisch neue, viel bessere Eindrücke hinzufließen können, ist das Grauen längst nicht mehr derart beeindruckend und relativiert sich in seiner Bedeutung, denn im Grunde war es doch viel wichtiger, daß wir nun zusammen waren, zusammenhielten. Vor Ort ist die Erkenntnis nahe, daß dieser Ort vielen anderen ähnelt, folglich keinerlei Anlaß für eine Phobie bietet. Plätze dürfen nie von Tätern vereinnahmt werden, weder real noch im eigenen Kopf. Ein Kampf ist im Grunde erst gewonnen, wenn ein solcher Tatort selbst ebenso psychisch zurückgewonnen ist. Inkens Mut war groß, damit jedoch nutzte diese ihre Chance, dies Stigma des Opfers abzulehnen, offensiv gegen dies Gefühl anzugehen. Somit überstand sie diese erste Tatortbesichtigung letztlich doch sehr gut. Anfangs habe ich natürlich schon bemerkt, wie hart sie die Konfrontation doch mitnahm, sie ist dabei jedoch tapfer am Ball geblieben, hat sich dieser heiklen Situation heldenhaft gestellt. Heldenhaft ist etwas ja keineswegs, wenn man vorher sowieso weiß, daß man gewinnt, unverletzlich sowie unbesiegbar ist. Heldenhaft wird, wer die eigene Schwäche überwindet, sich selbst besiegt, dadurch selbst besser wird. Heldenhaft wäre auch dies wenig, wenn man es nur für sich selbst tun würde, aber Inken tat es ja gleichfalls für mich, weniger als sie es in dem Moment ahnte, aber indem sie ihre Wärme, ihre Strahlkraft zurückgewann, war sie ja gleichfalls wieder in der Lage, meine eigene Finsternis zu erhellen. Heldenhaft war es natürlich ebenso für alle anderen zarten sowie angreifbaren Menschen, den Platz gegen diesen gewalttätigen Pöbel zu verteidigen, standzuhalten statt zurückzuweichen, damit den öffentlichen Raum für alle offenzuhalten.
Also bin selbstverständlich keinesfalls primär ich die Heldin dieses Vorfalls, denn ich war mir meiner Fähigkeiten sowie Chancen durchaus bewußt, habe wie eingeübt routiniert agiert, lediglich getan, was mir aufgedrängt wurde, was notwendig war. Inken indes tat weit mehr; trotz Angst und Schock hat sie sich dieser Situation abermals gestellt, den Stier bei den Hörnern gepackt. Gerade weil ihr eigentlich die Kraft, das Selbstvertrauen sowie gleichfalls die Fähigkeit dazu fehlte, war sie so heldenhaft, daß ich sehr beeindruckt von ihr war und immer noch bin.

Danach hatte sie Belohnung, Entspannung sowie Ablenkung wohlverdient, so daß wir den restlichen Tag entsprechend gestaltet haben. Somit haben wir uns einfach daran erfreut, gemeinsam den Tag verleben zu dürfen, ansonsten unbehelligt in einer friedlichen Umgebung, in gegenseitiger Geborgenheit zu bleiben.

Zerstörung des Messers war natürlich wichtig, damit es nicht noch anderweitig unqualifiziert für weitere Schandtaten genutzt würde – das war also klar. Ich wollte vermeiden, daran Spuren von mir zu hinterlassen. Zwar war ja weit und breit nichts von einer Untersuchung des Vorfalls zu sehen, aber sicher ist sicher, also Einmalhandschuhe sowie zusätzlich noch durch das Laub direkten Kontakt möglichst vermeiden, Messer, Laub und Einmalhandschuhe in der Folge sowie nach Plan getrennt entsorgen.
Nun war es ja gänzlich unwahrscheinlich, daß jene vier Typen bei der Polizei vorstellig würden, um zu behaupten, von zwei Emanzen nachts im Park verhauen worden zu sein, derlei Eingeständnisse einer Niederlage hätte gar nicht zu ihrem Selbstbild gepaßt.
Hätten wir diesen Überfall zur Anzeige bringen sollen?
Wer weiß, was diese fiesen Typen daraufhin zusammen mit Rechtsverdrehern für ein Märchen erfunden sowie erzählt hätten, von Emanzen überrascht, weil diese arglose Männerschar mit tadellosem Leumund entmannen wollten, wo diese hilflosen Buben lediglich mit knapper Not den bewaffneten, blutgierigen Frauen entronnen seien?
Vier gegen zwei vor Gericht.
Hätten unsere Aussagen samt dürftiger Spuren vor Ort zu einer Verurteilung jener vier gereicht?
Hätte all dies gereicht, um in Zukunft Überfälle im Park zu verhindern?
Hätte es deshalb dort bessere Beleuchtung sowie gelegentliche Polizeistreifen gegeben?
Lustig dabei – etwa ein Jahr nach dem Vorfall fahren da wirklich faule Polizisten mit ihren Autos auf Fuß- sowie Radwegen herum, allerdings bevorzugt am Wochenende sowie tagsüber, wo ohnehin dermaßen viele Leute da sind, daß natürlich nichts passiert, diesen faulen Typen mit ihrem Dienstwagen bloß friedliche Passanten behindern.
Ferner hätte es ja überdies noch das Problem mit meiner Persönlichkeit sowie Vergangenheit gegeben.
Expertin in diversen Kampfstilen, Sadistin, Heimkind, welches sich nichts gefallen läßt, durchaus aggressiv sowie zu Übergriffen fähig, offensichtlich ferner in Begleitung ihrer lesbischen Freundin – ob deshalb nicht wirklich mal Eindruck gemacht werden sollte, vorgeführt, was die kompetente Frau so mit solch ein paar abgewrackten Typen mal eben anstellen konnte?
Vor Gericht jedenfalls ist es angebracht, sich auf Überraschungen einzustellen. Dort kann alles verdreht werden. Stattdessen verdrehe ich statt Fakten doch besser selbst Extremitäten, wenn auch nur mal hier und da einen Arm oder ein Bein oder dergleichen, wenn mich jemand angreift.
Jene Jungs ganz aus dem Rennen nehmen, um andere vor ihnen zu schützen?
Für sich genommen vielleicht eine Überlegung wert, dies wäre ein Opfer, denn eine derartige Tat hätte ich doch zusätzlich auf dem Kerbholz, wäre reichlich Futter für jenes Monster tief in meinem Kopf. Dies wäre zudem eine zusätzliche Zumutung für Inken, denn man kann ja davon ausgehen, vier Leichen im Park ziehen eine intensive Untersuchung nach sich, hinterlassen ebenso in ihrem Kopf erhebliche Spuren, welche bleiben werden, schlecht nachträglich manipulierbar wären …

Besteht nun die Möglichkeit, daß jene Typen blinde Rachegedanken hegen, gerade wegen dieses Vorfalls weitermachen?
Man kann derlei Wahnsinn selbstverständlich keineswegs komplett ausschließen. Aber auch so weiß man, ja, selbst bei einer Verurteilung kommen solch kleine Lichter keinesfalls in Sicherheitsverwahrung, um den Mitmenschen weitere Übergriffe zu ersparen, diese üblen Typen laufen auch so bald wieder herum, um Unheil anzurichten.
Hier haben diese Kerle immerhin die Konsequenzen gleich zu spüren bekommen. Mir scheint es wichtig zu sein, daß solche Missetaten sowie widerlichen Übergriffe unmittelbare Konsequenzen haben, welche deutlich spürbar sind, dies bringt mehr als ein paar Sozialstunden. Schmerz, Narben, Heilung von tiefschürfenden Verletzungen beeindrucken deutlich mehr als ein ‚Dududu!‘ samt mahnendem Finger vom Richter. Natürlich ist es prinzipiell falsch, Selbstjustiz zu üben. In solch einer Situation geht es indes keineswegs um Selbstjustiz oder Lynchjustiz.
Die Frage ist vielmehr: Bis wohin nennt sich dies Notwehr, liegt noch eine unmittelbare Reaktion vor, keine Rache, keine reflektierte angebliche Maßnahme zur Wiederherstellung der Gerechtigkeit?
Im konkreten Falle drehte sich alles einzig und allein um Notwehr. Dabei ergibt sich die Konsequenz für die Täter gleich direkt aus der Missetat. Ein Ausschalten der Täter, Kampfunfähigmachen bleibt allein Resultat wie Notwendigkeit, angemessen für eigene Sicherheit in einer konkreten, aktuellen, brenzligen Situation zu sorgen. Natürlich eignet sich mein Vorgehen keineswegs zur allgemeinen direkten Nachahmung. Es gibt keinen Grund für sich zusammenrottende, marodierende Horden, welche suspekte Leute aus ihren Vorurteilen heraus verfolgen oder hetzen. Allerdings gibt es andererseits gleichfalls keinerlei guten Grund dafür, warum man nicht friedlich durch einen öffentlichen Park spazieren sollte, dabei zurecht erwartet, mitnichten von irgendwelchen Idioten belästigt oder vergewaltigt zu werden. Diese müssen wiederum mit dem Risiko rechnen, mächtig eins vor den Latz geknallt zu bekommen, sollten sie Übergriffe wagen. Mit dem Risiko sinkt die Bereitschaft zur Tat ganz automatisch.

Leider gibt es Menschen, denen will das nicht von selbst, durch eigenes Denken in den Kopf. Manchmal ist es im Leben allerdings so, daß man sofort ein Echo auf seine Schandtat bekommt. Um wem nicht dabei der Verstand aus dem Schädel geschlagen wurde, der hat dadurch auch nochmal eine allerdings unverdiente Chance bekommen, daraus zu lernen, daraufhin doch noch ein besserer Mensch mit angemessenem Sozialverhalten zu werden. Der Schmerz der eigenen Untat gräbt sich tief in die Erinnerung, wird wieder abgerufen, sobald die Gedanken wieder auf ähnliche Einfälle verfallen. Selbst viele eher dumme Tiere lernen rasch, solchen Schmerz zu meiden, ihn keineswegs abermals zu provozieren.
Dumme Menschen unterschätzen ihre Risiko sowie ihre Konsequenzen, erwischt zu werden, deshalb können diese Idioten im Grunde noch dankbar sein, eine freie Lehrstunde bekommen zu haben, was sie niemals wieder tun sollten.

Erste Experimente

Inken war in Maries Armen geborgen eingeschlummert. Beide schmiegten sich auf dem Sofa unter der dünnen Decke eng zusammen. Marie sinnierte und meditierte, genoß Inkens gleichmäßige Atemzüge, welche sich im Gegentakt bereits zu ihren fügten, so daß sich zunächst Maries innere Ruhe auf die schlafende Inken übertrug. Bald wurde Inkens Atmung allerdings wieder unruhiger, das Blut pulste schneller, sie begann sich leicht zu bewegen, dann immer mehr, seufzte, zuckte. Es war offenbar ein Traum – und vermutlich kein schöner. Marie schaffte es nicht, ihre Ruhe weiter auf Inken zu übertragen, der Traum war offenbar zu mächtig und zu aufwühlend.

Bald schreckte Inken mit einem Stöhnen auf, war sichtlich verwirrt, zitterte, wirkte verängstigt.
Marie redete ihr leise und sanft zu, streichelte dabei über einen ihrer Arme: „Mein Sonnenschein, Liebste. Es ist alles in Ordnung, du bist bei mir, sicher und geborgen.
Niemand verfolgt dich, niemand bedroht dich, alles ist ruhig!“
Inken brauchte noch einen Moment, um sich zurechtzufinden, schmiegte sich daraufhin allerdings gleich an Marie, seufzte: „Ach!
Marie!
Ein Traum!
Es war bloß ein Traum, ziemlich wirr, jedoch von dem Überfall im Park, alles durcheinander, wirr und bedrohlich, ich konnte noch immer nicht weglaufen, obgleich es lediglich im Traum war. Es war furchtbar.“
Marie streichelte, koste ihre Geliebte, tröstete: „Nur ein Traum!
Bei mir bist du sicher.
Niemand bedroht dich hier, niemand kommt hier ohne Erlaubnis, ohne unsere Zustimmung herein!“
Inken kuschelte sich eng an Marie, murmelte: „Ja, nur ein Traum …“
Sie beruhigte sich langsam wieder, während Marie meinte: „Es braucht etwas Zeit, bis dein Gehirn das alles verarbeitet hat, es war etwas viel.
Daher kommt der Traum.
Was geschehen ist, muß verarbeitet werden, also Geduld mit dir selbst. Es ist noch im Kopf, wir brauchen folglich noch etwas Zeit sowie Mühe, um diese Erinnerung abzumildern, zu verwischen, damit sie dich nicht mehr so belastet …“
Beide schwiegen eine Weile, alsdann schlug Marie vor: „Wollen wir uns für die Nacht fertigmachen, danach rüber ins Bett wechseln?
Ich könnte dich noch etwas verwöhnen als Ausgleich für den schlimmen Traum, vielleicht hast du danach süßere Träume oder bist so entspannt, daß die guten Träume dich gar nicht aufschrecken werden.
Was meinst du?“
Inken nickte an Maries Busen geschmiegt, also standen beide bald darauf auf, wechselten zunächst ins Bad, machten sich fertig zur Nacht.

Anschließend wechselten beide ins Schlafzimmer. Inken zog ihre Socken aus, darauf ohne Zögern ihr Oberteil, während Marie ein Teelicht geholt hatte, dieses entzündete, in einer Glasschale auf den Boden stellte, das sonstige Licht im Raum abstellte. Sanft flackerte dies Licht lebendig, umschmeichelte Inkens nackten Oberkörper. Eilig zog Marie gleichfalls ihre Socken aus, ihr Oberteil über den Kopf. Sie standen sich gegenüber, lächelten. Inken senkte etwas verlegen den Kopf, nachdem sich ihre Blicke kurz getroffen hatten. Marie hatte sie ohnehin heute schon nackt gesehen, also öffnete sie einfach die Hose, schlüpfte leise kichernd aus Hose und Unterhose, schob alles beiseite und stand etwas unsicher vor Marie, verdrehte ihre Arme vor dem Körper etwas, lächelte sodann Marie an.
Diese schluckte, meinte zu dieser anmutigen Erscheinung: „Du bist so schön, so zart und weich, mein Sonnenschein!
Also gut, sollte dich keinesfalls verunsichern, ich habe ein paar Narben, tut nicht mehr weh, ist in Ordnung für mich, ich hoffe auch für dich, schön ist es mitnichten.“
Inken schluckte ebenso, erwiderte nur: „Ich hab dich lieb, ist sicher nicht schlimm für mich, wenn du ein paar Narben hast.“
Entschlossen entkleidete sich Marie nun genauso zügig, trat gleich auf Inken zu, nahm sie in den Arm.
Sie küßten sich sanft auf Wangen sowie Mund, Maries Vorschlag lautete: „Komm ins Bett, ich verwöhne dich ein wenig!“
Schon zog sie Inken zum Bett, welche willig folgte, so fielen beide gemeinsam in die Federn, kuschelten sich nackt unter die Federn sowie eng zusammen.

Maries Hände streichelten Inkens Arme, beide küßten sich leidenschaftlich, bald fuhren Maries Finger überdies zart über Inkens Brüste, kosten diese mit sanften Berührungen. Inken wurde etwas unruhig, ihre Lippen lösten sich voneinander, so daß Inken sprechen konnte.
Inken schluckte, meinte alsdann leise sowie unsicher: „Marie, Marie!
Ich … ich muß dir noch etwas sagen …“
Marie fuhr durch ihr lockiges, wildes Haar, was sie sehr gerne tat, forderte: „Nur zu, nur Mut, mir kannst du doch alles anvertrauen. Ich bin bei dir, du bist geborgen, sicher und warm, heiß eigentlich schon, mein heißer Sonnenschein.“
Inken kicherte, hörte dann jedoch auf, wurde ernster: „Du Marie, das mit dem Verwöhnen und dem Genießen. Ich weiß nicht, ob das so einfach oder überhaupt klappt, also … also … also bis ganz zum Ende jedenfalls …“
Marie lächelte milde, streichelte Inken weiter liebevoll und ganz vorsichtig als etwas unglaublich zerbrechlich Schönes sowie Kostbares, erwiderte: „Du meinst, bis zur kompletten Entspannung, bis zum Höhepunkt?
Gut, Erfahrung mit einer anderen Frau habe ich keineswegs ausgiebig oder erschöpfend, bloß mal flüchtig aus einer Laune heraus experimentiert, wir müssen eben probieren, unsererseits miteinander experimentieren, wohlfühlen, entspannen, ganz fallenlassen, dann wird das schon klappen mit Lust und Leidenschaft, dahingehend bin ich ganz optimistisch …“
Inken war sich hingegen keineswegs so sicher: „Ich, also, ich habe das probiert … selbst … bei mir … klappt aber nicht …“
Marie zog sie liebevoll an sich, hielt ihren Sonnenschein geborgen: „Gar nicht?
Noch nie?“
Inken seufzte, erläuterte dazu weiter: „Also es ist mal passiert, im Schlaf oder Halbschlaf, weiß nicht wie, wohl ein Traum, eine Vorstellung, ich hatte mich irgendwie wohl auch in meiner Bettdecke verdreht, daran gerieben, dann ist es passiert, noch bevor ich ganz wach war. Ich war sehr überrascht, es war schön und angenehm, mehr als das. Ich habe das in den folgenden Nächten wieder probiert, also wenn ich mich berührt sowie gestreichelt habe, etwas an mir gerieben habe, war das schon angenehm, ging allerdings bloß bis zu einem bestimmten Punkt, darüberhinaus gab es irgendwie eine Blockade oder Sperre, es ging nicht mehr weiter. Dann war ich nur noch unruhig und sehr aufgedreht, aufgewühlt, konnte mich gar nicht mehr beruhigen, war ziemlich frustriert.“
Marie fragte nach: „Diese Frustration oder unbefriedigte Erregung ist aber wohl nicht der Grund für deine Aufgedrehtheit und Hibbeligkeit?“
Inken kicherte, erwiderte dazu: „Nein, also in den allermeisten Fällen jedenfalls nicht, dies hatte ich auch schon vor der Pubertät, zieht sich so durch. Erst jetzt bei dir, mit dir zusammen ist das viel besser geworden mit meiner Hibbeligkeit …“
Inken zögerte etwas, fuhr daraufhin fort: „Also, auf das andere bezogen, nachdem wir uns kennengelernt hatten, ist es noch einmal passiert, habe von dir geträumt, mich berührt, gestreichelt, mir dabei dich vorgestellt, wie du mich hältst, so im Halbschlaf ist es endlich noch einmal passiert, auch ohne daß ich genau weiß, wie ich das gemacht habe, wie ich diese Hürde oder Barriere überwunden habe. Und dann … und dann war ich am Donnerstag Abend so aufgedreht, ich habe das wieder versucht, hat jedoch nicht geklappt, zu aufgedreht, zu aufgewühlt, keine Chance auf Entspannung.“
Marie streichelte ihr aufgedrehtes Muckelchen tröstend: „Oh du Ärmste, mein kleiner Wirbelwind, mein zartes Kicherchen, mein ahnungsloses Kuschelchen …“
Inken war noch immer sehr unsicher: „Du, Marie?
Ist es schlimm, daß ich mir dabei dich vorgestellt habe?“
Marie lachte vergnügt auf: „Nein, bestimmt nicht!
Ich sollte mich eher geehrt, gebauchpinselt fühlen, daß du dich durch mich so angeregt gefühlt hast!
Wenn meine Liebste so auf mich reagiert, was könnte ich mir mehr wünschen?“
Nun lachten beide, hielten sich, küßten sich leidenschaftlich und lang.
Inken war sich allerdings noch immer unsicher: „Und was, wenn es gar nicht bei mir klappen will?“
Marie gab ihr einen sanften Kuß, fragte nach: „Hmm, aber jetzt, mit mir zusammen, fühlst du dich doch wohl?
Das magst du doch?“
Inken nickte heftig: „Natürlich, mit dir bin ich doch so sehr glücklich, ich bin so froh, bei dir zu sein!“
Marie stimmte zu: „Oh. Ich bin gleichfalls sehr froh, mit dir zusammen zu sein. Warum sollten wir da jetzt Druck aufbauen sowie grübeln, uns Gedanken machen, was klappt oder nicht. Laß uns einfach glücklich sein und was passiert oder klappt, ist gut. Bleiben wir bescheiden bei dem, was wir bereits miteinander haben, so brauchen wir doch nicht zu klagen, können uns entspannt an dem erfreuen, was sich so nebenbei ergibt, wenn wir uns zusammen sowie aneinander erfreuen. Zuviel Grübelei und Hektik verdirbt lediglich jegliches Vergnügen am praktischen Tun, zuviele Erwartungen verhindern gerade, sich unvoreingenommen erforschen zu können …“
Dies Argument sah Inken ein, nickte dazu zutraulich, entspannte sich wirklich gleich deutlich in Maries Armen, um sich einfach wohlzufühlen, um geborgen zu sein.

Marie schlug dann vor: „Also, wenn du magst, sollten wir einfach entspannt herumprobieren. Offenbar haben wir ja beide keine große Erfahrung, mit Frauen aktiv zu werden, du praktisch gar keine, ich wiederum jedenfalls kaum mit anderen Frauen, also mit mir selbst weiß ich schon ganz gut, was zu tun ist. Aber ich wollte doch dich verwöhnen, entspannen, erforschen. Du bist anders als ich, also keinerlei Garantie, daß sich meine eigenen Erfahrungen einfach auf dich übertragen lassen, was jedoch keineswegs schlimm ist, denn in der Erforschung des anderen steckt doch ein erheblicher Reiz, Geheimnisse erkunden, Reizpunkte erforschen, hoffentlich ebenso Erfolgserlebnisse bis in den hemmungslosen Rausch teilen. Statt gleich munter direkt auf ein Ziel loszusteuern, dabei grandios zu scheitern oder es jedoch zu einem überraschenden, gleichwohl doch übereilten, dadurch ziemlich belanglosen Erfolg zu führen, dachte ich mir, ich könnte dich etwas massieren, damit deinen Körper besser kennenlernen, im Detail studieren. Du hingegen kannst einfach entspannen sowie genießen, vielleicht klappt dieser Ansatz doch ganz gut – und ob ich im Verlaufe der Massage in Reaktion auf unsere Ergebnisse noch mehr versuche, entscheide ich spontan je nachdem, wie sich alles entwickelt, was ich für einen Eindruck habe. Ohne besondere Erwartungen läßt du dich einfach im Augenblick treiben.
Mache ich etwas falsch oder es ist irritierend oder gar unangenehm für dich, so sagst du es einfach, früh gesagt läßt sich das ja gleich schnell korrigieren und vermeiden. Wenn du etwas sehr magst oder gut darauf reagierst, bemerke ich es ja vielleicht oder du artikulierst einfach im ruhigen Genusse einen anspornenden Laut, um mir anzudeuten, daß du mehr davon magst.
Ist das in Ordnung?“
Inken kuschelte sich eng an Marie, hauchte bloß: „Ja … einverstanden …“

Marie schlug ferner vor: „Wenn du dich auf den Bauch legst, deine Hände locker in Kopfhöhe, kann ich dir den Rücken massieren, so als Anfang …“
Inken folgte dem Vorschlag, legte sich bequem hin, räkelte sich, wobei Marie gleich auch noch ein Kissen im Bereich Oberschenkel sowie Lende unter ihr positionierte. Danach kniete sie sich um sie, ein Bein links, eines rechts von Inken und begann, deren Rücken sowie Schulterblätter zu massieren, daß Inken schnell wohlig schnurrte.
Marie drückte gelegentlich etwas fester, spürte, wie Inken reagierte, fragte sofort nach: „Zuviel?
Mehr oder weniger?“
Inken kicherte ins Kissen, murmelte: „Ist guuut, ist seeehr guuut. Mach wie du magst, ich vertraue dir. Ich bin keineswegs so zerbrechlich.“
Marie nickte, hielt ihre sadistischen Anlagen allerdings gut im Zaum, variierte so nur über einen etwas größeren Intensitätsbereich, fuhr mit den Fingern die Wirbelsäule entlang, packte bei den Schultern auch einmal etwas kräftiger zu, genoß diese Berührungen, wollte unbedingt dies lebendige Fleisch, diese zarte Haut mit ihren Fingern spüren, greifen sowie kneten, fuhr immer mal wieder auch durch Inkens Kopfhaar, genoß dabei intensiv, darin herumzuwuseln, schob dieses alsdann zur Seite, beugte sich herunter, ergänzte ihre Massage mit Küssen auf Inkens Nacken und Schultern, spürte Inkens leichte, verzückte Reaktionen, setzte diese Strategie folglich fort, wo insbesondere ihr stärkerer Griff Inkens ansonsten bis auf die Sommersprossen sehr helle Haut gerötet hatte. Dort küßte und pustete sie kühlend darüber, daß wohlige Schauer durch Inken fuhren. Beide genossen diese Nähe sehr, in der Folge legte sich Marie alsdann auf Inken, rieb mit ihrer Haut, ihrem Leib über Inken, küßte dabei Inkens Hals oder gleichfalls seitlich von hinten ihre Wangen, ihre Ohrläppchen, massierte ebenso Inkens Arme, sog den Duft aus Inkens Haaren ein.
Inken hatte sich ganz hingegeben, war ganz entspannt, passiv, öffnete sich, versank in diesen intensiven Zärtlichkeiten. Maries Leib hatte sich eng von hinten an ihren geschmiegt, diese fuhr nun mit einem Arm um sie herum, hielt den Körper der innig Geliebten locker an der Taille, rieb ihren Leib intensiver über Inkens Po, stieß anschließend in langsamen Tempo sowie gleichmäßig ihren Leib gegen Inkens, spürte deutlich Inkens zunehmende Wärme, Hitze, Erregung.

Nach eingehendem Studium insbesondere der oberen Körperpartien von Inken erhob sich Marie alsdann wieder, rutschte etwas tiefer, wobei Mund und Zunge langsam Inkens Wirbelsäule entlangwanderten, dort immer wieder intensive Reize setzten. Marie rieb ihre Wangen an Inkens Po, massierte nun auch diesen stark und doch mit viel Gefühl, ließ darauf ihre Hände weiter nach unten wandern, die Außenseiten von Inkens Oberschenkeln allmählich hinab, danach ihre Unterschenkel. Marie rutschte weiter, hob erst einen Fuß, anschließend den anderen, küßte, massierte ebenso diese sorgsam, lernte alles kennen, ließ im Anschluß Hände, Küsse, Nasenstupser sowie leichtes Pusten Inkens Beine wieder hinaufwandern, nun genauso die Innenseiten von Inkens Beinen einschließend, wobei sie zuvor eher nebenbei dafür gesorgt hatte, daß Inkens Beine ganz entspannt ausreichend auseinanderlagen. Inkens Reaktionen wurden deutlich stärker, als diese Zärtlichkeiten die Innenseiten ihrer Oberschenkel erreichten. Bald spürte Marie auch eine deutlich Anspannung der Muskeln, allerdings keinerlei Abwehr, also fuhr sie vorsichtig fort, noch ohne direkte Berührung von Inkens Scham. Derlei war offenbar gar nicht dringlich notwendig, um Inken in einen stark angeregten Zustand zu versetzen, welche nun deutlich schneller atmete, wohl seufzte, manchmal überdies leise stöhnte. Oh, welch Wonne, die Geliebte derart verwöhnen zu dürfen, ihre wohlwollenden Reaktionen auf derartige Berührungen direkt sowie intensiv aufzunehmen. Maries Sinne waren dadurch gleichfalls gereizt, gefordert.

Marie befand, daß es für Inken doch eigentlich gut lief.
War jene Muskelanspannung eine Blockade, jenes Hindernis, von dem Inken gesprochen hatte?
Sie hatte sich jetzt schon angespannt, war sichtlich sowie hörbar stark erregt, also mußte sie wohl sehen, was nun zu machen war. Sie schmiegte ihren Körper wieder eng an den von Inken, rieb sich, schob sich an ihr hoch, nun etwas seitlich positioniert, erreichte auf diesem Wege Inkens Wange für einen sanften Kuß. Diese hatte den Kopf zur Seite gedreht und genoß.
Maries gefüsterter Vorschlag lautete: Magst du dich jetzt auf den Rücken drehen, dann könnte ich noch weitere spannende Zonen durchstöbern sowie erforschen, vielleicht gar erobern, magst du?“
Inken seufzte bloß leise sowie bebend; weil Marie ihr nun genug Raum ließ, drehte sich ihr Leib willig herum, beide schlossen sich erst einmal in die Arme, begannen ein wildes Spiel von Lippen und Zungen, wobei die obenliegende Marie gleichzeitig Inkens Wangen, Stirn koste, wild in ihren Haaren wuselte. Beide kosteten dies Spielchen intensiv und lange aus, irgendwann löste sich Marie samt ihrer Küsse, ihre Hände wanderten langsam tiefer, über Hals und Schultern hinab über den Busen bis zwischen Inkens Brüste, welche sich unter ihrem Atem schnell hoben und senkten, für eine nähere Erforschung sehr verlockend erschienen. Das waren anmutige Erhebungen, keine gewaltigen Berge, eher sehr wohlgeformte Hügel in einer prachtvollen Landschaft, welche Marie nun eingehend untersuchte sowie erkundete, sehr zu Inkens Erbauung. Unerforschtes Terrain ist noch einmal besonders aufregend, dort gibt es über die Maße viel zu entdecken. Nachdem Marie bereits Inkens Hinterseite ausgiebig erforscht sowie bewundert hatte, vertiefte sie ihr Studium nun ganz versonnen sowie mit Muße in der Vorderseite.
Oh, welche wundervolle Sensation bei jeder Berührung, bei jedem Kuß!
Zart saugte sie erst an der Haut am Busen, kurz darauf schon lockend an den Brustwarzen. Inkens Reaktionen kräuselten nur wohlig durch ihren ganzen Leib, welcher sich ihr willig entgegen krümmte, daß es eine Pracht war. Marie saugte sich fester, kostete vom Geschmack dieser Haut, genoß bei zunehmendem Druck, wie sie Inkens puckerndes Herz spüren konnte. Sobald sie stattdessen einmal ihre Ohren zwischen die Brüste drückte, meinte sie sogar, ein Rauschen der Lüste zu erhaschen.

Dann ging es mit mäßigem Tempo tiefer, wobei eine Hand schon einen Oberschenkel von Inken massierte. Irgendwann hatte Maries Zunge Inkens Bauchnabel erreicht, kitzelte und nippte dort fordernd. Die zunehmende innere Hitze erzeugte längst frischen Schweiß auf Inkens Haut, von dem Marie gerne kostete, darin schwelgte, dessen kühlende Wirkung durch leichtes Pusten zu verstärken, daß sich winzige Härchen aufstellten, gar auch einmal eine Gänsehaut entstand, welche Marie gleich wieder wohlig warm wegrieb. Inken kitzelte Maries sehr sanfte Berührung der Härchen, genauso ihr Schlecken im Bauchnabel, sie begann fröhlich zu lachen, spannte Muskeln an, Marie massierte daraufhin erst einmal wieder intensiv Bauch sowie Brüste, um sie wieder zu entspannen.

Bislang war Inken ja ziemlich passiv geblieben, fuhr nun zunächst mit den Händen durch Maries Haare, während diese sie sanft koste, ihre Haut, ihre Brüste mit Küssen überdeckte, abermals leicht ansaugte. Bald schon fuhren Inkens Hände fordernder durch Maries Kopfhaar, packten ihre Schultern, hielten sich dort fest, zogen, daß Marie ohne sonderliche Eile folgte, bis sich ihre Lippen wieder trafen, beide sich innig umarmten, wobei sich ihre Beine irgendwie ineinander verschlangen. Marie rieb gleichzeitig mit ihren Küssen sowie wilderen Spielen der Zungen ihren Leib an Inken, drängte einen Oberschenkel zwischen Inkens Beine, bewegte diesen dort mit leichtem Druck, so daß Inken bald stark erregt ihre Beine um Maries zusammendrückte, derart den Reiz erheblich verstärkte. Marie ging drauf ein, bewegte sich intensiver, ebenfalls mit mehr Druck, sie spürte, wie sich Inkens Körper immer mehr anspannte, wohl immer näher an diese Barriere kam, von welcher sie gesprochen hatte. Aber nun war es offenbar anders. Marie hatte gleich Inkens Feuchtigkeit ihrer Scham gespürt, welche nun noch deutlich zunahm, während Inkens Puls raste, die Atmung flog nur so dahin, Inkens Kontrolle war längst dahin, hatte Maries Stürmung dieser Barriere nichts entgegenzusetzen, willig schnaufte sie, lüstern keuchte sie, sofern sich ihre Münder einmal trennten, sonst aber teilten sie ihren Atem, daß es im Kopfe mächtig wirbelte. Marie spürte deutlich Inkens Hitze an ihrem Bein, wie diese sich von dort immer mehr ausbreitete, sodann zuckte Inkens Leib, krümmte sich, bockte unter ihr, es pulste in Wellen durch sie hindurch, ihr Leib klebte an Maries Haut, ebenso klebten ihre Lippen zusammen, Marie spürte Inkens heißen Atem, wie diese sich ganz verlor, erlöst war, zuckte und bebte. Marie hielt den Leib ihrer heiß Geliebten innig und fest, streichelte, barg diesen Schatz eng bei sich, spürte, wie Inken sich ganz verlor, sich fallenließ, sicher und geborgen in Maries Armen. Beide genossen diesen wohligen Aufruhr, Maries Kosen und Streicheln wurde sanfter, um Inken Entspannung sowie freiere Bewegung im zappelnden Genuß des Rausches zu lassen.

Als Inken von ihrem Ausflug in ungeahnte Höhen wieder auf einem Niveau war, auf welche man sie ansprechen konnte, fragte Marie: „Alles gut, mein Sonnenschein?“
Inken strahlte, lachte entspannt, stimmte sogleich fröhlich zu: „Oh Marie!
Liebste Marie!
Sehr gut!
Seeehr gut!
Das hat so gar keinen Vergleich!“
Marie grinste zurück, kitzelte Inken etwas, meinte dazu: „Na, derart schwierig schien es gar nicht zu sein, ging doch fast von selbst bei dir, gleich bis hin zu einem sensationellen Abflug.
Holla die Waldfee, dies Mädel vom Lande barg einen Vulkan in sich, welcher geradezu explodiert ist!
Soweit ich das gespürt habe, war dieser zuckende, sich windende Orgasmus doch schon einmal ganz ordentlich intensiv?“
Inken kicherte vergnügt, bestätigte: „Oh, uiuiui, ehrlich holla!
Unfaßbar!
Exorbitant!
Gigantisch!
Überwältigend!
Was du alles kannst!
Wie geschickt du mich zum Ziel geführt hast, wie raffiniert in mir doch in dieser Form bislang unbekannte Gefilde!
Das Gesamtergebnis war sehr intensiv und schön, wundervoll.
Das kommt durch dich, weil du bei mir bist, du kannst das!
Beherrscht mich bis in die letzte Faser!“
Marie widersprach: „Nana. Du hast dich doch entspannt, hast dich fallenlassen, also mal nicht zu bescheiden, hast deinen wesentlichen Anteil daran. Hättest du nicht gewollt, wären meine Bemühungen doch bloß hilflose Nuckelei, aufreibende Rubbelei gewesen. Da wir ja beide neugierige Forscherinnen sind, sollten wir vielleicht auch so vorgehen und experimentieren, vorsichtshalber gleich prüfen, ob dies Ergebnis reproduzierbar ist, die forsche Forscherin kann in der Hinsicht eigentlich gar nicht mißtrauisch genug gegenüber ihren Ergebnissen sein, skeptisch bleiben, stets auf Reproduzierbarkeit achten, gerade wenn einem solche Ergebnisse sehr gelegen kommen …“
Inken erwiderte grinsend: „Was meinst du?“
Marie schmunzelte, sprach: „Naja, du hast ja berichtet, zuvor seien das eher singuläre Ereignisse gewesen, die du nicht hättest reproduzieren können. Wir sollten also probieren, ob das in dieser Weise sowie gemeinsam besser geht, ob sich hier bei Wiederholung ein ähnliches Resultat bewerkstelligen läßt. Die Gewißheit der Reproduzierbarkeit des Ergebnisses durch ähnliches Vorgehen oder durch leichte Variation wäre doch sicher sehr befriedigend, gleichfalls zudem sehr beruhigend, wenn sich dabei herausstellte, daß wir bei dir eigentlich sehr leicht zu einem guten, befriedigen Ergebnisse kommen können.“
Inken lachte vergnügt, warf sich zurück, wühlte sich tief ins Kissen: „Oh, jetzt verstehe ich, was du meinst …“
Marie lachte mit, fragte dann: „Und?
Magst du?
Wollen wir es probieren?“
Inken strahlte sie mit breitem Grinsen an, nickte in freudiger Erwartung einverstanden.

Folglich begannen beide einen weiteren Versuch, wobei Marie wieder wie zuvor die aktive Rolle übernahm, sich und Inken Zeit ließ, anwendete, was sie bereits gelernt hatte, variierte, hier und da auch Neues entdeckte, worauf Inken ebenfalls gut reagierte, wo sie empfindlich auf angenehme Reize war, wie intensiv sie vorgehen konnte. Marie hatte keine Eile, untersuchte genau in inniger Exploration. Erst im Zuge dieser zweiten Expedition erreichte sie mit Nase und Mund jenes üppige, rötliche Buschwerk, welches sich wild sowie lockig unterhalb von Inkens Bauchnabel ausbreitete, hier sensibelste Stellen zu schützen versuchte. Marie indes arbeitete sich wohlgemut weiter durch dieses Buschwerk, ein regelrechter Urwald mit eigenem Klima, eigenem Geruch, einer interessanten Struktur samt eigenem Charakter dieser Intimbehaarung, genoß dessen wilden, würzigen Geruch, wo sich frische Körpersäfte gerade gemischt hatten, sich noch frisch verfangen hatten, schmeckte und stupste, was bei Inken gleich gute Wirkung zeigte, welche bedingungslos vertraute, Marie einfach probieren ließ. In dieser Region ließ sich sehr ergiebig forschen, bescherte Abwechslung zur kahlen, zarten Haut für alle Sinne. Inken war ja noch von der vorherigen Expedition in gehobener Stimmung, welche sich nun schneller als beim ersten Versuch wieder steigerte, zumal Marie ja nun gleich in heiklem, sehr sensiblem Gebiet forschte, dabei gleichzeitig die Innenseiten von Inkens Oberschenkeln mal ganz sanft koste, dann etwas fordernder massierte, daß Inken schnell schwindelte, der Puls wieder raste, die Atmung flog, ihr Rückgrat sich lüstern krümmte, ihre Schenkel erwartungsvoll zitterten. Marie gönnte ihr den Spaß und Genuß gerne, reizte weiter, genoß es selbst sehr, wagte sich allerdings im Grunde gar nicht einmal so weit vor, die Scheide hatte sie lediglich so eben mit ihrer Nasenspitze gestreift, gleich eine gute Reaktion gespürt, die Klitoris hatte sie nicht einmal gesucht, die Nähe, sanfte Berührungen reichten offenbar, um bei Inken intensive Gefühle anzuregen, ihren Ofen mächtig anzufeuern.
Darin köchelte längst wieder ein feines Süppchen, welches zügig abermals eruptieren wollte, ja da brannte es heiß im Schoße, die Lava brodelte kurz vor einem erneuten Ausbruch!
So küßte sie sich bald schon wieder hoch, über Bauchnabel sowie Brüste zurück zu den Lippen, die sich schnell fanden, fest aneinander saugten, während Marie mit einer Hand einfach durch die untere Lockenpracht fuhr, mit geschlossener Hand Inkens Venushügel hielt, drückte, diesen rieb, spürte, wie Inken ihre Muskeln wieder anzog. Ihr Spiel ging nun zügig weiter, bis sich wirklich zeigte, daß durch diese Bemühungen die Ergebnisse wohl tatsächlich ziemlich einfach zu reproduzieren waren, beziehungsweise auch ein etwas anderes, forscheres, direkteres Vorgehen zu heftigen, intensiven Ergebnissen führte. Bei ihrem vergnüglichen Spiel hob Inken schnell erneut ab, zappelte am ganzen Leib, Marie ließ sie im Genuß, in der Ekstase schweben, feuerte nach, hielt sie auf diesem Niveau, bis die krampfartigen Zuckungen eher beunruhigend wurden, um sie daraufhin wieder sanft an sich zu ziehen sowie mit beruhigenden, entspannenden Steicheleinheiten einzufangen. Nun mußte sie sorglich umfangen, bergen, sicher halten.

Inken gluckste selig sowie ganz zufrieden, Marie indes war sehr froh, daß diese kleine Forschungsexpedition derart gut gelaufen war. Zwar gab es noch einiges zu erforschen, aber bereits diese ersten beiden Expeditionen waren sehr befriedigend verlaufen, hatten ihr Einblicke in eine schöne, intensive Gefühlslandschaft eröffnet, diese Ausflüge hatte sie sehr genossen, auch Inkens Ekstase hatte sie gerne gespürt, hatte ebenso genossen, als sie diese sicher barg, sanft wieder herunterführte, endlich sicher in ihren Armen hielt. Offensichtlich klappte es für Inken sehr gut, bei ihr die Kontrolle gänzlich zu verlieren, sich gänzlich fallenzulassen, derart konnte sie einfach nur genießen. Darüber war Marie sehr glücklich sowie ebenso erleichtert, sie hatte auch so ihren Sonnenschein gefangen, genoß Inkens Wärme, ihre Hitze, ihr Strahlen, ihr Glück, welches so gleichzeitig zu ihrem wurde.

Inken hatte sich bald gut beruhigt, eng umschlungen lagen beide, atmeten erneut im Gegentakt, daß Inken bald einschlief. Selbst Marie war nach dem ereignisreichen Tag müde. Zwar war gleichfalls ihr Körper in einem deutlichen Erregungszustand nach diesem ausgiebigen amourösen Spielchen mit derart vergnüglichen Verlauf für ihren allerliebsten Sonnenschein. Ihren eigenen Höhepunkt hatte sie dabei indes nicht erreicht. Nun, darauf lag diese Nacht auch keineswegs ihr Fokus.
Maries Résumé: Erfreut über die Ergebnisse sowie ihre intensiven neuen Erkenntnisse war der Tag gut gelaufen. Trotz des dramatischen sowie üblen Beginns des Wochenendes hatten sie bereits heute die Kurve gut bekommen, Inken hatte sich einfach im Genuß treiben lassen, statt sich schlimmen Erinnerungen hinzugeben, in Gram zu quälen. So zog auch Marie sich entspannt aus der Welt zurück, spürte nur noch Inken an sich geschmiegt, sie war sehr zufrieden, genoß ihr gemeinsames Glück, dämpfte in milder Kontemplation ihre eigene körperliche Erregung erfolgreich herunter, schlummerte letztlich gleichfalls ein.

Inkens Kommentar

Was ich genau geträumt habe, kann ich gar nicht mehr sagen, das ist ja meistens so, solcherlei wirres Zeug verfliegt, verdrängt sich, wenn man erwacht, sich mit anderen Aktivitäten beschäftigt. Darüber kann man bei solchen Träumen wiederum auch sehr froh sein. Derartig angegriffen und hilflos bösartigen Menschen ausgeliefert ist da jedenfalls die dumpfe Empfindung des Ausgeliefertseins, der Bedrohung. Das kommt im Traum hoch, stürzt einen in Verwirrung sowie Angst. Also eigentlich kein erinnerungswürdiger Traum, einer, auf den man gerne hätte verzichten wollen, wenn eine Kontrolle von Träumen möglich wäre. Unter diesen Bedingungen ist das Erwachen schon Erleichterung sowie Befreiung, obwohl solch ein Traum natürlich noch etwas und schwer wie Blei an einem hängt, sich keineswegs so einfach abschütteln läßt, während es bereits unmöglich ist, den Traum zu rekonstruieren.

Maries Vorschlag, ihre Medizin dagegen war natürlich genial. Ich jedenfalls habe eine gewisse Scheu, mich vor anderen Menschen zu entkleiden, ich fühle mich so bloß und schutzlos, ausgeliefert. Dies Gefühl war mit Marie natürlich nicht so arg, diese hatte mich ja ohnehin bereits kurz nackt gesehen, daher hatte ich keine nennenswerte Scheute vor Nacktheit mit ihr. Es war eher deswegen derart aufregend sowie prickelnd, weil wir ja zum ersten Mal nackt zusammen die Nacht verbringen würden, uns ganz berühren sowie spüren. Natürlich möchte man ja von der Liebsten gleichfalls äußerlich, körperlich gemocht werden, daher ist diese erste Konfrontation, dies erste Mal, sich ganz nackt gegenüberzustehen, um so zusammen zu sein, schon unglaublich aufregend. Obwohl man es ja eigentlich besser weiß, ist da immer noch eine gewisse Unsicherheit, ob man angenommen wird, ob man dem entspricht, was erfreulich für die Liebste ist. Wie groß ist da letztlich die Erleichterung, wenn man sich ganz angenommen fühlen kann, wenn man spürt, daß es gut ist.

Marie war sich offensichtlich gleichfalls etwas unsicher, wegen der Narben. Klar, diese sind schon auffällig und wenig ansehnlich. Aber sie gehören zu ihr, ich akzeptierte Marie selbstverständlich sogleich mit all ihren Merkmalen, Besonderheiten, so auch diesen. Diese Narben waren zu fühlen, zu spüren, weil jedoch Marie dort genauso auf Berührung reagierte wie an anderen Stellen, waren Berührungen dort offensichtlich in Ordnung. Ich gab mir Mühe, mich nicht darauf zu fixieren, diese Stellen besonders zu liebkosen, denn ungeschehen kann ich nicht machen, was einst geschehen ist. Wenn man nun immer und immer wieder solche Stellen überstrapaziert mit zuviel Aufmerksamkeit, wird es sicher sehr schnell sehr unangenehm, Zweifel kämen auf über die Akzeptanz, ebentuell gar unsinnige innere Konflikte, wie damit umzugehen wäre. So bemühte ich mich, diese Stellen weder besonders zu meiden, noch dort über Gebühr zu verweilen. Immerhin, weil ich nicht zögerte, konnte sich Marie auch in dieser Hinsicht vorbehaltlos angenommen fühlen. Ich wollte, ja ich will sie so sehr, so wie sie ist, nicht als Phantasiebild im Kopf, sondern als reale Person in meinen Armen, eng an mich geschmiegt, folglich eben mit allem, was sie hat. Was könnte man bei der Liebsten ablehnen.
Man liebt doch alles an einer Person, wenn man sie denn liebt?
Marie ist schön, wie liebe ich alles an ihr, mit ihr: sie spüren, sehen, schmecken, riechen, wie kribbelt und prickelt alles wohlig, wenn sich unsere Haut aneinander reibt, wenn wir zärtlich oder auch etwas heftiger ineinander versunken sind?

Und natürlich hatte ich gar keine Ahnung, also so theoretisch schon über erogene Zonen und so, daß da was wirken sollte, bekam es allerdings bei mir, einmal abgesehen von den beiden genannten Ausnahmen nie so ganz hin. Allein dieser Sachverhalt wirklich sehr frustrierend, verunsichernd. Nun war das in der Schulzeit nicht so, daß ich jeden Abend nervös im Bett lag, mir verzweifelt andere hübsche Mädchen aus der Schule vorstellte, wie und was wir miteinander anstellen könnten oder sollten, aber gut, vorgekommen ist das natürlich schon gelegentlich. Immerhin hatte ich ja mindestens ein wenig Erinnerung sowie Anschauung aus den Umkleidekabinen vom Sportunterricht sowie vom Schwimmen. Die eigenen körperlichen Aktivitäten dabei hatten schon ihren eindeutigen Reiz, aber keinen direkt sowie bewußt erzielbaren Abschluß, was meine Situation noch vertrackter gemacht hat. So aufgewühlt kann man nicht gut einschlafen, nervös sowie mit schlechter Laune startet man irgendwann in den neuen Tag, es dauert lange, bis sich diese Unruhe wieder legt, also zusätzlich zur ohnehin bei mir vorhandenen. Weil man dies dann weiß, scheut man davor zurück, empfindet dies anfangs noch wohlige Gefühl bald nur noch als Alarmsignal für den anschließend kommenden Krampf, diese innere Blockade, jene darauf folgende nervöse Unzufriedenheit. So sucht man das natürlich bald zu meiden, traut sich gar nicht mehr, traut sich auch nichts mehr zu. Die eigene Körperlichkeit wirkt unansehnlich, unerfreulich, wird zur Zone unangenehmer Erfahrung, gar des Scheiterns.
Warum sollte man derlei Erfahrungen täglich machen wollen?
Also besser Finger, Gedanken weg davon, was wiederum gleichfalls knifflig ist.
Deswegen hatte ich plötzlich auch etwas Bedenken, als Marie vorschlug, in dieser Hinsicht forsch zu forschen. Ich wollte ja, wollte so sehr. Als es dann jedoch unmittelbar bevorstand, war da wieder meine Sorge, daß es wie zuvor kläglich scheitern würde. Da war weniger die Angst, durch das eigene Versagen frustriert zu sein, sondern auch ein wenig, vor Marie als Dummerchen sowie ungeschickte, frigide Versagerin dazustehen. Was mich zuvor bloß persönlich beschäftigt hatte, bekam nun plötzlich eine ganz andere Dimension durch den neuen Bezug zu Marie. Dies hat Druck aufgebaut, mich enorm verunsichert. Marie hat nach meinem Geständnis diesbezüglich jedoch ganz einfach den Druck herausgenommen, alle Erwartung beiseite gelassen. Als ich mich dadurch einfach drauf einlassen konnte, als ich nichts erwartete, keine Sorge hatte zu versagen oder von Marie deshalb sogar abgelehnt zu werden, da konnte ich mich einfach fallenlassen. So von Marie angenommen sowie von ihrer Liebe umfangen, sicher in ihrer Gegenwart, unter ihrer fürsorglichen Behandlung floß ich plötzlich nur so dahin, ließ es geschehen.
Dieser ganz aus dem Inneren aufsprudelnde Reiz, dieser unaufhaltsam losbrodelnde Rausch war überwältigend!
Oh, welch große Erleichterung!
Gleich in mehrfacher Hinsicht, Marie hat die Sorgen und Befürchtungen genommen, mir dafür gleichfalls dieses sehr intensive, körperliche Vergnügen geschenkt, welchem ich mich in ihren Armen, unter ihrer Behandlung einfach bedingungslos, hemmungslos hingeben kann. Dies war ein phantastisches Ergebnis ihrer forschen Forscherei um meinen Befindlichkeit. Gut, zunächst steuert es auch dabei ebenfalls auf eine Blockade zu, ein Stocken, ein Verharren, aber dies psychische Hemmnis überwindet sie oder ich überwinde das durch sie. Ist wiederum dieser Bannkreis durchbrochen, schwappt es über mir zusammen, durchströmt mich unkontrolliert sowie hemmungslos in mächtigen Wellen. Dies fundamentale, ursprüngliche Erlebnis ist sehr sehr gut, um nicht zu sagen tief befriedigend sowie anschließend gleichfalls entspannend, keineswegs gleich, aufgewühlt sowie durchgewirbelt wie ich bin, braucht es unterdessen wieder Maries Geschick, um mich von dort in diese wohlige, zufriedene Entspannung danach zu bringen, welche mich das Erlebte ruhig genießen, ausklingen sowie verarbeiten läßt.

Marie hat im Anschluß ja ebenfalls kurz darauf Wiederholung vorgeschlagen. Schelmisch war dieser Vorschlag von ihr, jedoch gleichfalls sehr gut, denn so war ich alsdann schon sicherer, daß es mit ihr keineswegs nur dies eine Mal quasi zufällig geklappt hat, sondern daß wir gemeinsam in der Lage waren, dieses intensive Gefühl wieder hervorzurufen, darin zu schwelgen. Mit Marie war ich fast mühelos in der Lage, jene Barriere, jene Schwelle zu überwinden, mich anschließend von ihr auf den Gipfel der Lust, der Ekstase führen zu lassen, zu schwelgen und zu genießen, mich ganz aufzulösen in intensivem Gefühl, in heftiger, eruptiver Wonne. Ach, was soll ich das genauer beschreiben, wer es erlebt hat, der kennt dieses Gefühl. Wer allerdings nicht, dem sei empfohlen, fleißig Experimente anzustellen, von dieser süßen Kost zu probieren. Wer jedoch ebenso jenes Gefühl einer Blockade kennt, diesen Personen möchte ich Ermunterung zusprechen, Mittel sowie richtige Handhabung können sich finden – und mit Glück und der richtigen Hilfe finden sich Wege mitten hinein in einen lustvollen Rausch …

Maries Kommentar

Als ich merkte, wie Inken unruhig träumte, hatte ich ja doch wieder erhebliche Zweifel, ob ich alles im Griff, alles unter Kontrolle hätte, fühlte mich hilflos. Ihr Leid schmerzte zutiefst, mir war ferner unklar, wie ich das abwenden oder wenigstens lindern konnte. Ich wollte sie auch wieder nicht wecken, denn wecken mitten im Alptraum konnte sie leicht noch mehr in Verwirrung sogar Aufregung versetzen, nach dem wecken sogar noch im wachen Zustand. Aber dann schreckte sie ja auch schon von selbst auf, ich suchte ganz selbstverständlich zu trösten, sie auf andere Gedanken zu bringen. Beistand tut gut nach unerfreulichen Träumen.

Mein Vorschlag mit ein wenig Sex zur Nacht scheint mir naheliegend zu sein, daher dachte ich mir, derlei Kurzweil würde sie sicherlich ablenken sowie auf ganz andere Gedanken bringen, wobei ich davon ausging, daß sie solch Aktivitäten mit mir nicht mit dem angedrohten Mißbrauch bei jener Situation des Überfalls assoziieren würde. Damit hatte ich zum Glück Recht. Derart, wie wir füreinander fühlten, ist Sex zudem noch einmal ein ganz besonders intensives Erlebnis. Dies wäre unser erstes Mal, insofern also noch bedeutungsschwerer als ohnehin schon.
Resultiert darauf Druck, eine Blamage vermeiden zu wollen?
Gewiß irgendwie durchaus, folglich ist das keineswegs so locker machbar wie bei einer flüchtigen Bekanntschwaft, an welcher nichts hängt.
Hängt wiederum viel dabei, steht einem diese Bedeutungsschwere auch noch im Wege, denn mißlingt etwas, stellt dies die Illusion von Perfektion der Beziehung sogleich in Frage – oder glaube man das bloß?
Reicht allein der Glaube daran, um den Druck dermaßen zu erhöhen, daß Scheitern wahrscheinlich wird?
Also besser Druck, Erwartungen bewußt herausnehmen, alles langsam, bedacht angehen, erforschen, wie es gehen könnte.

Ihr Geständnis ihrer ziemlichen Ahnungslosigkeit und relativen Unschuld fand ich ziemlich niedlich, gewiß sicher keinesfalls schlimm.
Wieso auch?
Letztlich kommt ohnehin alles auf gemeinsame Erfahrungen an, diese sollten irgendwie stimmen, glücklich machen. Was vorher war, kann dabei helfen, was man über sich selbst schon weiß, kann ins Spiel gut eingebaut werden, um alles voranzubringen, was Vergnügen verspricht.
Ich hatte sowieso mit ihr niemanden mit ausgiebiger Erfahrung sowie Praxis erwartet, brauchte das auch nicht. Wer sich aufeinander in Liebe einläßt, nimmt, was kommt, baut darauf auf, um gemeinsam neue, eigene Erfahrungen zu machen, ein Wir zu gestalten. Ich dachte natürlich schon, daß sie aufgrund des Mangels an sonstiger Gesellschaft bisher doch schon sehr mit dem eigenen Körper vertraut sei, dabei einen ausgiebigen Schatz an Erfahrungen gesammelt hätte. Daß dem nicht so war, verblüffte mich selbstredend, aber auch dies Geständnis fand ich nicht wirklich schlimm, im Gegenteil, dies paßte eigentlich gut zu ihr. Zusammen die Lust entdecken, ist gleichfalls eine schöne Beschäftigung zu zweit. Ich kannte sie ja schon als zart sowie sensibel, eigentlich ganz empfänglich für Liebkosungen, Berührungen und insbesondere für innige Küsse sowie sanften Kontakt zu mir. Dabei hatte ich schon gemerkt, daß das bei ihr durchaus anregend wirkte. Von daher hatte ich durchaus gute Hoffnung, daß bei ihr auch in etwa das wirken mochte, was bei mir gleichfalls wirkte. Deshalb war ich gerne bereit für eine nähere Untersuchung, eine ausgiebige Erforschung ihrer Möglichkeiten, ihrer erogenen Zonen, ihrer Reizpunkte, ihrer Ekstase. Ihr verlegenes Geständnis spornte mich eher noch an, forderte mich, wollte ich doch unbedingt, sie alsbald in Ekstase schwelgen sehen.

Sodann stand sie nackt und scheu vor mir, so schön und zart!
Oh, huiiii, Donnerlittchen, Schmackofatz! Mir wurde ganz schwindelig vor Wonne und vor Lust, alles an diesem zauberhaften Wesen wollte ich erforschen, weniger erobern oder in Besitz nehmen, mehr wollte ich als inniger Gast in diesem Zauberreich der Sinne sein. Immerhin konnten sie da noch meine Narben schrecken sowie verunsichern, aber ich hielt sie eigentlich keineswegs für derart oberflächlich, dennoch war ich einen Moment etwas unsicher, entschloß mich jedoch daraufhin, nichts zu verbergen, sondern es einfach offenzulegen, keineswegs in geschichtlichen Details erst einmal, sondern bloß offen sichtlich. Zum Glück akzeptierte Inken diese Verunstaltungen gut, sie ging und geht auch gut damit um. Im Grunde war ich schon zuvor überzeugt davon, daß sie das gut handhaben würde, daß das unserer Liebe nicht im Wege stehen würde. Als meine Narben alsdann wirklich ganz offenbart sowie akzeptiert waren, war ich natürlich schon sehr erleichtert.

Weil Inken dermaßen unsicher über ihre eigenen Möglichkeiten war, in der Hinsicht so offen und rührend ihre Hilflosigkeit gestanden hatte, war es natürlich ganz wichtig, den Druck von ihr zu nehmen sowie jegliche Erwartung zu vermeiden, damit sie in der Situation mitnichten zusätzlich Blockaden im Kopf aufbaute, und zwar durch die Gedanken darüber, was vielleicht alles nicht klappen würde oder wozu sie vielleicht nicht fähig wäre. Daher überzeugte ich lediglich, einfach ohne Erwartung unsere traute Zweisamkeit zu genießen, worauf sie sich zum Glück vorbehaltlos einließ, so daß ich relativ unbeschwert von Erwartungen oder Hoffnungen experimentieren konnte, erforschen, was wie wirkte, ja ihren Körper im Detail kennenlernen konnte. Wenn der erste Streifgang auch bloß kurz war, keineswegs jedes entzückende Geheimnis offenbaren konnte, so brachte uns doch bereits dieser ordentlich weiter. Ihre Blockade ziemlich kurz vor dem Orgasmus war und ist bei ihr schon deutlich körperlich spürbar, erwies sich allerdings wenigstens für mich als relativ einfach zu überwinden. Ich machte auch nicht einfach roh und immer heftiger weiter, akzeptierte das Hindernis, spielte etwas damit, gab Inken Raum sowie Zeit, um sich in solch starker Erregung nicht bedrängt zu fühlen, wenn ich diese Blockade einfach so zu durchbrechen versucht hätte, ich flutete sie eher mit zarten Reizen, ließ ihr den Augenblick, sich fallenzulassen, loszulassen, das reichte dann schließlich, um sie mit ein wenig mehr Reibung sowie Zärtlichkeit sanft abfliegen zu lassen.

Dieser fulminante Erfolg machte bei mir natürlich Lust auf mehr. Ich schwelgte mit ihr in ihrer Lust, war begeistert, ebenso geradezu ein wenig berauscht von unserem Erfolg, diesen intensiven Orgasmus derart einfach erreicht zu haben. Ihre Stimmung schien ja auch weiterhin auf einem hohen Niveau zu bleiben. Weil sie ja auch davon berichtet hatte, daß sie Schwierigkeiten hatte, die eher im Halbschlaf erlebten eigenen Zweimal bewußt und gezielt zu wiederholen, wollte ich ihr natürlich diese Befürchtung auch nehmen, von daher war mein Vorschlag zur Wiederholung sehr naheliegend. Da Inken sich ja ohnehin noch in sehr angeregtem Zustand befand, sich in dieser Situation sowie Gesellschaft nun auch sehr wohl fühlte, ich andererseits aber sogar deutlich gezielter mutmaßliche primäre erotische Zonen untersuchte sowie stimulierte, war eine Wiederholung dann ja auch gar kein Problem. Inken war letztlich jedenfalls sehr zufriedengestellt, geradezu erschöpft vom heftigen, intensiven Rausch, so daß es keinen Sinn ergeben hätte, noch weiter mit Stimulation in einer dritten Runde fortzufahren. So ging es endlich also bloß noch darum, sie in einem seligen Zustand komplett zu entspannen sowie geborgen zu halten. Als sie derart befriedigt sowie glücklich erschöpft in meinen Armen einschlummerte, war ich gleichfalls sehr zufrieden sowie glücklich mit den Ergebnissen unserer kleinen, gemeinsamen, ersten Experimente.
Lediglich die so sanft, zart und selig schlummernd an mich geschmiegte Liebste hielt mich davon ab, überschwenglich zu jubilieren!

Eigene direkt sexuelle Bedürfnisse hatte ich ohnehin erst einmal zurückgestellt. Dennoch hatte mich unser Spielchen schon ziemlich angeregt, ihr köstlicher zuckender Leib in wollüstiger Ekstase sowieso. Ich hatte mich indes auf sie konzentriert, hielt mich folglich konsequent zurück, um ihr den ganzen Raum, die ganze Aufmerksamkeit zu schenken – gar nicht so einfach, wenn man erst einmal in Fahrt gekommen ist, im inneren bereits brodelnd die Lust zu köcheln beginnt, alles rumort, weil sich lüsterner Druck aufbaut.
Ich wußte daher noch nicht so richtig, wie es um meine eigene Blockade stand. Deshalb war ich ganz froh, daß Inken unsere Experimente nicht in diese Richtung gelenkt hatte, mir komplett die Kontrolle überlassen hatte.

Aushalten

Morgens erwachte Marie zuerst. Sie hatten sich in der Nacht wohl etwas gedreht, aber noch immer lag Inken dicht an ihrer Seite, schlief noch, ihre Beine waren noch immer irgendwie ineinander verhakt. Marie spürte und genoß Inkens Nähe so sehr, mochte sie noch nicht wecken, schwelgte ganz in diesem Glücksgefühl.

Derart genoß Marie also noch ein Weile in der Stille des Morgens den Moment, in der Gegenwart ihres lieblichen Sonnenscheins. Glück in dieser Form hatte sie bislang eigentlich noch nicht erlebt, in ihrer Kindheit sowieso nicht, auch nicht später im Heim oder während des Studiums. Nun hatte sie sich das erste Mal richtig auf eine andere Person eingelassen, sich wohl schwer verliebt und weil das erwidert wurde, war dies ein einziger Genuß. Damit waren in ihrem Leben neue Türen aufgestoßen, neue Möglichkeiten des Seins erschlossen. Von Inken ging nun im körperlichen Sinne keine Gefahr aus, in der Hinsicht war von ihr gar nichts zu befürchten, sie würde nicht versuchen, die Kontrolle an sich zu reißen, alles in einen Abgrund zu führen. Inken ließ sich eher führen, obwohl auch diese These nicht so ganz haltbar war. Marie hatte schon das deutliche Gefühl, daß Inken in anderer Hinsicht keineswegs so harmlos war. In ihrer Wärme, ihrem Licht brannte es heiß. Dieser Sachverhalt war ihr gar nicht so bewußt, aber darin lag gleichfalls Macht sowie Abhängigkeit. Denn weil sich Marie nun bereits so genüßlich diesem intensiven Reiz ausgesetzt hatte, spürte sie schon eine gewisse Abhängigkeit, welche ihr ganzes Leben zu ändern begann. Aber darüber war sie eigentlich gar nicht böse, nach kurzer Anspannung oder Blockade ihrerseits stellte sie sich dem, war bereit, diesem Impuls hemmungslos zu folgen. Kontrolle blieb für sie von zentraler Wichtigkeit, mit Inkens Eintritt in ihr Leben, war sie nun allerdings bereit, ein Stück davon an diese abzugeben. Sie konnte nur hoffen, daß Inken sich nicht doch noch irgendwann abwendete. Sie hätte sie ja nicht hindern können oder eher wollen. Liebe kann man nicht erzwingen, man bekommt sie allenfalls für jeden Moment geschenkt, den sie andauert. Man kann sie wie die Freiheit nicht einsperren, bloß genießen, pflegen und hoffen. Darin bestand wohl Inkens Gefährlichkeit, damit hatte sie Marie eigentlich in der Hand wie diese genauso sie, ihre gegenseitige Liebe machte sie voneinander abhängig. Sorgsam gepflegt sowie bewahrt, weiterentwickelt, gemeinsam erlebt war sie da und verläßlich und doch ebenso zerbrechlich. Fehler sowie äußere Einflüsse bedrohten sie, folglich mußten sie zusammenhalten, gemeinsam für ihre Liebe, ihr Glück sorgen, um diese zu erhalten, um glücklich zu bleiben. Eine solche Abhängigkeit ist durchaus beunruhigend für jemanden, welcher gewohnheitsmäßig Kontrolle reflexartig an sich zieht, diese eigentlich weder abgeben noch teilen mag. Insofern war ihre Beziehung nun Maries neue Herausforderung, eine große Änderung ihres Lebens. Diese Chance indes wollte sie ergreifen, denn darin lag für sie ein großer Reiz, was verständlich ist, wenn die eigene Vergangenheit jedenfalls über größere Zeiträume eher bescheiden genannt werden kann, worauf sie als Kind noch kaum Einfluß gehabt hatte, also kam ihr die schwierige Aufgabe zu, sich selbst über die Jahre aus diesem Sumpf zu manövrieren,

Irgendwann befand Marie es doch für spät genug für etwas mehr Aktivität, grübelte nicht weiter, sondern widmete sich wieder mehr der Praxis. Sie gab Inken einen zarten Kuß auf deren Stirn, Inken brummelte bloß leise, regte sich wenig, daher begann Marie, ihren knuffeligen Schatz liebevoll zu kitzeln, was Inken in relativ kurzer Zeit zügig belebte, was eine zärtliche kleine Balgerei sowie gegenseitige Kitzelei und Neckerei nach sich zog, was sich allerdings bald in inniger Umarmung sowie wilden Zungenküssen auflöste.
Inken klebte geradezu an Marie, sie lagen umschlungen, mehrmals wollte Marie schon abbrechen und aufstehen, doch Inken forderte nur sanft „… noch …“ und sie setzten ihre kleine, wohlige Kuschelei noch ein wenig fort.

Endlich schlug Marie indes vor: „Was hältst du von Duschen?“
Inken grinste sie an, erwiderte: „Sowieso, erfrischend, prickelnd, aber doch gemeinsam?“
Marie lächelte zurück: „Klar, aber ohne große Verrenkungen oder gewagte Spielchen, sonst rutscht noch jemand aus und tut sich weh!“
Sie lachten beide vergnügt, anschließend richtete Marie sich allerdings entschlossen auf, zog gleichfalls Inken mit hoch, daher erhoben sich beide. Erst jetzt im Hellen konnte Inken genau erkennen, welche Narben Marie am Abend zuvor gemeint hatte, sie hatte zwar etwas gespürt, als sie Marie gestreichelt sowie liebkost hatte, aber nun war sie doch etwas erschrocken, gerade um den Schambereich herum, auf Po sowie Oberschenkeln zeigten sich diverse Striemen in der Haut, Male, welche auf viel Schmerz und Leid schließen ließen. Inken stand mit offenem Mund, was gleichfalls Marie auffiel, welche erst zögerte alsdann verstand.
Sie ging auf Inken zu, nahm diese in den Arm: „Du bist wegen der Narben erschrocken?
Mußt du nicht, das ist vorbei, Male einer unerfreulichen Episode meiner Vergangenheit, werden mich zwar immer dran erinnern, aber doch vorbei sowie überwunden. Ich werde diese Narben immer behalten müssen, wir müssen lediglich zusehen, daß sich unser schlimmes Erlebnis mit dem Überfall keinesfalls wie solch eine Narbe in dein Denken eingräbt. Komm, es ist in Ordnung, diese Narben sind Vergangenheit.“
Inken nickte, erwiderte: „Ich war lediglich darüber erschrocken, was du erlebt, erduldet haben mußt, um solch Narben zu haben.
Solche Narben sind doch keineswegs bloß äußerlich, solche Erlebnisse, Quälereien müssen sich ebenfalls ins Gemüt eingegraben haben‽
Ich habe dich sehr lieb, bin für dich da!
Das ist so furchtbar, tut mir so leid!“
Marie sah sie lieb an, gab ihr dankbar einen sanfte Kuß auf die Stirn, beide umarmten sich.
Marie meinte dann: „Du bist so lieb zu mir. Die inneren Narben gehen tiefer, da hast du Recht, ich möchte indes nun keineswegs darin wühlen, lediglich weil diese körperlichen Narben offen sichtlich sind.
Ich bin doch lieber jetzt mit dir sehr glücklich, als mir dies Jammertal wieder in Erinnerung zu rufen!“
Inken nickte verständnisvoll, beide hielten sich einen Augenblick wortlos.
Marie zog sodann Inken mit sich, holte noch zwei Badetücher, führte Inken anschließend ins Bad, diese erwiderte nichts weiter zu dem, was Marie zuvor gesagt hatte, streichelte Marie bloß sanft sowie liebevoll.

Marie hatte sich lächelnd auf die Toilette gesetzt, Inken stand vor ihr, mußte wohl auch, war unentschlossen, beide hielten sich an den Händen. Marie machte endlich eine einladende Geste, stellte ihre Oberschenkel etwas weiter auseinander. Inken traute sich, setzte sich einfach auf Maries Schoß, schmiegte sich an sie. Es dauerte ein wenig, beide positionierten sich möglichst geschickt, relativ schnell jedoch entspannten sich beide, konnten es laufenlassen. Beide lachten fröhlich, als es plätscherte, kamen sich auch ein wenig albern vor, liebkosten sich aber doch innig weiter, allerdings möglichst entspannend, um sich ganz entleeren zu können. Indes, dies war wiederum ein sehr intimer Moment, denn dies teilt man nicht einfach so, beide fühlten sich gleichwohl selbst dabei zusammen schnell wohl, hatten keine weitere Scheu, genossen diese so gegenseitig gewährte innige Vertrautheit sehr. So zelebrierten sie dies Erlebnis als weiteres Symbol ihrer Zusammengehörigkeit, betonten so, daß sie doch in allen Belangen zusammengehörten, daß es nichts gab, was voreinander unangenehm oder unangemessen sein brauchte. Sie konnten sich so nah sein, wie sie wollten, keine Tabus, keine Distanz, keine Vorbehalte, Intimität war von nun an Gemeinsamkeit. Subtil hatten beide damit eine Grenze um sich herum nach draußen um beide verlagert, wobei aus zwei Ichs ein Konglomerat eines Wir wird.

Nach der Erleichterung reinigte Marie beide sorgsam, daraufhin sprangen beide munter unter die Dusche. Dort ließen beide es wirklich relativ ruhig angehen, duschen, umarmen, aneinander reiben, im Anschluß gegenseitig einseifen, wieder duschen, umarmen, küssen, aneinander schubbern, reiben, versonnen genießen. Nach dem Duschen wurde ihre Interaktion allerdings schon etwas lebendiger, als sie sich gegenseitig mit den Badetüchern abrubbelten und massierten. Mit mehr Druck als zum Abtrocknen notwendig wird die Durchblutung der Haut angeregt, Aktivität angeregt. Diese Interaktion war schon deutlich mehr sowie aufreizender, als für das eigentliche Abtrocknen notwendig gewesen wäre. Dieser Kontakt bot beiden Gelegenheit, sich gegenseitig weiter zu erforschen, sich aneinander zu erfreuen, weiter einzutauchen in ein beglückendes Wir.

Aber sie vertieften diese muntere Spielerei nicht allzu sehr. So lange hielten sie sich gar nicht damit auf, obwohl es sehr vergnüglich war, sie zogen sich daraufhin zügig an, wobei Marie es diesmal mit Inkens Sachen probierte, Inken jene von Marie trug, sozusagen ein Rollentausch, über den beide herzlich lachen mußten, denn so war es noch eigentümlicher als zuvor, als sie beide ähnliche Sachen trugen. So ungewöhnlich bekleidet eilten beide fröhlich raus, Hand in Hand, um frische Brötchen zu holen.
Marie bestimmte die Richtung, Inken fragte: „Laufen wir erst wieder in den Park?“
Ihre Stimme klang nicht sehr glücklich oder überzeugt, doch Marie erwiderte bloß heiter: „Nur, wenn du unbedingt darauf bestehst!
Sonst geht es zum Bäcker, es haben sonntags nicht alle Filialen auf, ist also ein anderer Weg als gestern.“
Inken war erleichtert: „Gut, heute lieber bloß zum Bäcker, hat gar keine Eile mit dem Park!“
Marie lächelte: „Komm!“
Also liefen beide, waren schnell beim Bäcker, danach auch gleich wieder auf dem Rückweg, um anschließend Daheim zu frühstücken.

Danach und nach dem Zähneputzen setzte sich Inken wieder brav an ihre Aufgaben. Marie hatte allerdings einen speziellen Kamm von Inken genommen, versuchte sich damit an Inkens wilder Haarpracht, wobei Inken inzwischen dermaßen konzentriert sowie organisiert war, derart sicher, daß sie Marie einfach machen ließ, während sie selbst gut weiterarbeitete. Mit Inkens Kamm ging deren Haarpflege ganz gut. Obwohl ihre Haare, diese gewaltige rote Lockenpracht ziemlich wild wirkten, waren ihre Haare trotzdem sehr gut gepflegt, Marie kam gut voran, versuchte gar einen Zopf zu flechten, was beide prächtig amüsierte, denn Inkens Haar gab sich widerspenstig, kooperierte kaum, Marie indes probierte geduldig etwas, fand heraus, mit welcher Spannung, welchen Tricks sie dieser Haarpracht Kompromisse abringen konnte, wirklich hatte Inken bald einen lockeren, hübschen langen Zopf, was ihre Haare allerdings kaum davon abhielt, immer noch sehr ungebändigt sowie wild zu wirken. Es fanden sich doch immer ein paar Strähnen sowie Locken, welche gar nicht eingeflochten waren, deswegen stellvertretend für den Rest aufmüpfig auf ihrem Eigenleben bestanden. Inken trug sonst häufig bloß ein Band, um ihre Haarpracht halbwegs zu bändigen, diesbezüglich erläuterte sie ihre Gewohnheiten zum Umgang mit ihren Haaren, denn manchmal war es nicht so zweckmäßig, die Haare gänzlich offen zu tragen, hochgesteckt oder hochgebunden gab es zwar auch immer Strähnen sowie Locken, welche ein beharrliches Eigenleben führten, aber jedenfalls war die Anzahl dieser aufmüpfigen Fraktionen deutlich reduziert, der Hauptteil gebündelt einfacher in der praktischen Handhabung. Zöpfe lockerten sich gerne wieder, allerdings hatte ihr ihre Urgroßmutter Heike öfter einmal Zöpfe geflochten, was sie ziemlich geduldig aushielt. Auch jene urgroßmütterlichen Zöpfe hatten nicht so lange bei ihrer Lebendigkeit und Sprunghaftigkeit gehalten, aber dieser Umstand machte nicht viel, denn ihre Urgroßmutter war mit ihr ganz geduldig und machte sie bei Bedarf wieder neu, zeigte ihr allerdings ebenso, wie ihre Haare gut mit einem Band halbwegs zu bändigen waren oder wie man diese stecken konnte. Lustige Frisuren probierten beide, hatten dabei viel Spaß sowie drollige Ergebnisse. Kurze Haare hatte sie noch nie erwogen, obwohl vermutlich ungleich praktischer. Bei einigen Arbeiten sind lange Haare einfach hinderlich, bisweilen gar gefährlich oder unappetitlich, insofern ist eine hinreichende Bändigung für derartige Einsätze schlicht erforderlich, notwendig, muß daher stets verfügbar, in kurzer Zeit umsetzbar sein. Marie teilte jedenfalls die Begeisterung für Inkens Haarpracht mit deren Urgroßmutter, ließ sich ebenfalls gerne Zeit, in diesen zu spielen, mochte darin wühlen, kämmen, riechen, Inken damit kitzeln, gleichfalls damit ein wenig necken. Das vorerst bleibende Zwischenergebnis bestand jedenfalls aus einem Zopfgeflecht.

Noch vor dem Mittag wechselten beide, woraufhin Marie ruhig saß, während Inken ihr einen hübschen Zopf flocht, was deutlich einfacher war, weil Maries Haar viel einfacher in Form zu bringen war. Derart hergemacht standen sie danach, spiegelten sich, schauten vergnügt, spielten, kitzelten, neckten sich gegenseitig sowie übermütig mit den Zöpfen, sprangen, wirbelten munter herum, alberten herum, hatten einfach harmlosen Spaß miteinander, der ebenfalls Inkens Bewegungsdrang gleich entgegenkam.

Die Zeit verflog. Somit kam schnell die Mittagszeit, beide bereiteten ihr Mahl, schwelgten darin, genossen, alberten weiter ein wenig, allerdings sehr glücklich miteinander herum, fütterten sich spielerisch auch mal gegenseitig, daß das ganze Mahl eine einzige Lust war. In dermaßen guter Laune ging alsdann gleichfalls der Abwasch gleich danach gut von der Hand.
Anschließend standen beide, seufzten, Marie fragte: „Na und nun?
Ruhen oder tausend Schritte tun?“
Inken grinste, erwiderte: „Wir könnten ja beides, mit den Aufgaben bin ich fast fertig, also Zeit für uns!“
Marie war einverstanden und meinte: „Gut, also ziehen wir gleich los!“

Daher zogen beide Schuhe sowie Jacken an, verließen Hand in Hand Wohnung sowie Haus. Marie führte wieder, weil sie sich ja auch immer noch besser auskannte, schlug diesmal allerdings mitnichten den Weg zum Park ein, was Inken wohl bemerkte. Es gab ja auch andere schöne Routen raus ins Grüne aus dem stark bebauten Stadtteil. Damit wurde ihr Spaziergang ein beidseitiges Vergnügen, eine gute Erholung. Irgendwann indes gingen sie wieder in der Nähe des Parks, bald kamen sie an eine Abzweigung in den Park hinein. Weil dieser Park nun einmal an den Stadtteil angrenzt, liegt er bei derlei Routen nahezu zwangsläufig irgendwie vor einem, weswegen es daraufhin allenfalls die Wahl gibt, hindurchzugehen oder diesen am Rande zu umgehen, wobei dieser Park langgezogen, groß ist, eine Umrundung also durchaus länger dauern kann, zudem ebenso teils durch eher stille Ecken der Stadt führen kann.
Inken schaute Marie fragend an, diese winkte lächelnd ab: „Oh, nicht alle Wege führen in den Park, aber wir wohnen schon dicht dran. Um dem komplett aus dem Wege zu gehen, hätten wir uns auf die Räder schwingen müssen und in einen anderen Stadtteil radeln, im Süden, im Osten gibt es noch viel mehr …“
Inken lächelte zaghaft, sah wohl ein, daß sie wirklich relativ nahe an diesem Park wohnten, sie sah überdies ein, daß Marie wohl Recht hatte, sie mußte sich dran gewöhnen, das Erlebnis akzeptieren, andere Erlebnisse mit dem Park assoziieren, damit ihr Gefühl, ihre Stimmungslage darin wieder besser würde.
Marie meinte hingegen dazu: „Wir müssen da heute nicht schon wieder durch, brauchen diese Abzweigung keineswegs unbedingt nehmen, einfach weiter geradeaus ist gleichfalls in Ordnung!
Kein Ding!“
Inken indessen hatte tief durchgeatmet, Mut gefaßt, zeigte in den Park rein: „Nein, also meiner Meinung nach ist dies unser Weg, genau mittendurch!“
Marie streichelte Inkens Schulter, nahm diese lieb in den Arm, gab ihr einen Kuß: „Bist meine kleine Heldin!
Also dann los!“
Hernach gingen beide, jeweils einen Arm um die Taille der anderen geschlungen, in den Park. Es war ja heller Nachmittag, es gab Spaziergänger, Leute mit Hunden, mit Fahrrädern, die meisten Bereiche des Parks waren belebt. Also war es im Grunde gar kein Vergleich mit dem Erlebnis in der Nacht. Beide schauten Hunden beim Spielen zu, setzten sich gar bei einem Teich auf eine Bank, Inken schmiegte sich an Marie, beide genossen eine Weile wortlos das milde Wetter sowie den Betrieb im Park. Darin war allerhand buntes Volk mit verschiedenen Aktivitäten beschäftigt, in dem Bereich, welche beide einsehen konnten, waren dies zumeist Spaziergänger oder Radfahrer, Hunde mit Menschen an der Leine oder auch im Freilauf, andernorts im Park wurde auch gespielt, Boccia auf befestigten Bereichen, Ballspiele auf größeren, gemähten Wiesen. Ihre Beobachtung des friedlichen Geschehens im Park war alsdann eine weitere positive Erinnerung an den Park für Inken, welche jenes Erlebnis mit dem Überfall weiter relativierte, eine enge Verknüpfung mit dem Park zunehmend als absurd erscheinen ließ. Was passiert war, hätte nüchtern betrachtet ähnlich andernorts in der Stadt passieren können, folglich nichts, was mit einem bestimmten Ort hätte verknüpft werden sollen.

Später spazierten sie weiter, diesmal fragte Inken tapfer: „Wollen wir noch zu der Stelle?“
Marie streichelte ihr zärtlich über den Rücken, erwiderte: „Können wir machen, etwas probieren, wenn du willst, wenn du dich stark genug fühlst.“
Inken fragte nicht, was sie probieren könnten, nickte lediglich einverstanden, ging einfach neben Marie, woraufhin sich beide wieder dem Tatort näherten. Weil Inken diesen ja nun auch schon tagsüber gesehen hatte, wußte auch sie gleich, wo sie waren. Sie hatte ein etwas mulmiges Gefühl, doch mit Marie fühlte sie sich ganz sicher sowie geborgen. Marie hatte sich hinter Inken gestellt, diese kurz von hinten umarmt, nebenbei unterdessen in eine Position gebracht, welche ihr geeignet für ihr Vorhaben erschien, dann sprach sie ganz ruhig: „Schließe doch einmal deine Augen, halte sie geschlossen, bis ich sage, daß die Übung beendet ist, in Ordnung?“
Inken erwiderte: „Ja, gut, aber welche Übung?“
Marie meinte bloß ganz ruhig: „Wirst es schon merken, einfach mit geschlossenen Augen stehenbleiben sowie aushalten!“
Damit ließ sie Inken los, trat ein paar Schritte zurück. In dieser Konstellation standen beide ganz still, Inken war indes irritiert, verunsichert. Sie wagte jedoch nicht, sich zu rühren, noch öffnete sie ihre Augen. Das mulmige Gefühl war wieder da, verstärkte sich zügig, ihr wurde es unheimlich.
Leicht schwindelig wackelte ihr Körper etwas, mit leicht zittriger Stimme fragte sie nach: „Marie?
Bitte Marie?
Bist du noch da?“
Marie ließ ein paar Sekunden verstreichen, antwortete alsdann mit ruhiger Stimme aus ein paar Metern Entfernung: „Ich bin hier, habe alles im Blick. Ich gehe jetzt noch ein paar Meter weiter weg.
Wie geht es dir?
Hältst du es noch aus?“
Inken schluckte, ihr ging es gerade nicht so gut, aber sie vertraute auch auf Marie, wollte dieser überdies gerne zeigen, daß sie aushalten konnte, daß sie stark sein konnte, antwortete jedoch ehrlich: „Es ist mir schon etwas mulmig, fühle mich unsicher.
Aber es geht noch.
Noch tritt keine Panik ein.
Du bist ja da und paßt auf mich auf!“
Marie nickte, schwieg, ging ein paar Meter weiter weg. Lieber wäre sie gleich zur armen Inken gestürmt, wollte diese tröstend sowie schützend in den Arm nehmen, mit ihr schnell fortlaufen, sie widerstand indessen diesem spontanen, dringlichen Impuls, preßte ihre Finger in ihre Handflächen, wartete noch ein wenig, beobachtete sorgsam Inken, dabei bloß nebenbei das weitere Geschehen im Park. Hier war ohnehin nicht so viel los, aber Passanten gab es schon in der weiteren Umgebung, es war alles ruhig, ein ganz normaler Sonntag Nachmittag eben.
Inken wankte etwas, preßte dann erneut mit zitternder hervor: „Marie?
Bitte Marie?
Bist du noch da?“
Marie ließ wieder ein paar Sekunden verstreichen, Inken zitterte, hielt allerdings ihre Augenlider weiterhin verschlossen, stand noch immer, wie Marie sie gestellt hatte, wirkte jedoch immer ängstlicher, unsicherer, angegriffener.

Marie fand ihre Liebste sehr tapfer, hielt es letztlich nicht mehr aus, stürmte los: „Inken!
Mein Sonnenschein.
Ich bin bei dir, nicht erschrecken, gleich halte ich dich wieder sicher und fest!“
Schon war sie bei ihrem allerliebsten Schatz, umarmte Inken stürmisch, küßte sie auf Stirn und Wangen, ergänzte dann: „Ist vorbei, hast diese Übung oder Prüfung überstanden, meine kleine Heldin!
Öffne deine Augenlider ruhig, ist alles in Ordnung, wir können weitergehen …“
Inken umarmte Marie, öffnete ihre Augen, weinte etwas, weil die Anspannung von einem Moment zum anderen durch Maries Umarmung wieder von ihr fiel, schluchzte: „Ich … ich wurde so unsicher, obwohl ich doch wußte, daß du mich nicht alleinlassen würdest. Du hast Recht, es ist keineswegs so einfach mit dieser Erinnerung, müssen weiter dran arbeiten.
Der Park ist schön, den will ich nicht lassen!“
Marie erwiderte: „Bist meine starke, tapfere Heldin, es wird besser, denk an die Hunde, die Passanten, die herbstlichen Bäume, die schönen Erlebnisse, dann wird es bald besser.
Wir befinden uns in einem schönen Park mit friedlichen Menschen darinnen, wir haben einen schönen, milden Tag, alles in Ordnung!
Wir sparen hier nichts aus, gehen unseren Weg, genießen statt uns unterkriegen zu lassen!“
Beide küßten sich zart und sanft, anschließend zogen sie weiter, wieder Hand in Hand, Inken fühlte sich schon besser, drehte noch einmal den Kopf zu jener Stelle, blickte darauf jedoch wieder zu Marie, welche ihr zuzwinkerte, während beide weiterschlenderten, bis sie bald darauf den Park verließen, wieder Richtung Maries Wohnung durch den Stadtteil marschierten.

Nachdem diese kritische Prüfung oder Übung überstanden war, kehrte in Inkens Inneres schnell wieder Ruhe ein, welche sich nun beinahe von alleine über Maries Berührungen auf ihren Körper, ihren Geist übertrug. In dieser gemeinsamen Ruhe fühlten sich beide gut, genossen den gemeinsamen Weg.

Inkens Kommentar

Nach dem zutiefst befriedigenden Abend konnte der Morgen ja gar nicht schöner sein, als mit einem Kuß der Liebsten sanft geweckt zu werden.
Maries Narben habe ich dann nach dem Aufstehen erst richtig wahrgenommen.
Wenn einem bei diesem Anblick in den Sinn kommt, was dazu geführt haben muß – grauenhaft!

Derlei Narben implizieren ja Gewalt, Mißbrauch, derart verheilt, überwunden wenigstens eine arge Kindheit, eine Plagerei über Jahre, jene ersten vielleicht gar, wo ein jeder seinem Schicksal am wenigsten entfliehen kann, am meisten auf Fürsorge statt Gewalt angewiesen ist, in welcher es noch keinerlei Abwehrmöglichkeit gibt.
Marie ist wohl auch deswegen derart stark sowie diszipliniert, denn wenn sie diese Schinderei nicht zerbrochen sowie umgebracht hat, dann kann sie wohl alles überstehen. Sie hat mir ja erst später mehr darüber erzählt, in dem Moment tat sie mir einfach bloß sehr leid, obwohl oder gerade auch weil sie so stark ist. Ich hatten lediglich sehr diffuse Vorstellungen davon, was sie erlebt haben mußte, um derart zugerichtet zu werden. Striemen, Narben primär um den Unterleib herum lassen doch allerhand vermutet, was den Täter angetrieben haben wird.

Es hätte mir da eigentlich schon auffallen können, tat es allerdings eigentlich erst später, sie hatte Probleme damit, auch einmal weich sowie nachgiebig zu sein, sich fallenzulassen, die Kontrolle zu verlieren oder wenigstens an mich abzugeben. Ihre sichtbaren Narben waren somit sicherlich die kleineren. Gewiß hatte ich in gewisser Weise im Park davon profitiert, daß sie so war oder so gemacht, hergerichtet oder in diese Verfassung geprügelt, geschunden wurde.
Waren jene Täter aus dem Park etwa gleichfalls zu dem gemacht worden, was diese dort im Park aufgeführt hatten? – Ungeheuer?
Gibt die Kindheit in großem Unfange vor, wer man später ist, wie man sich verhält, wie gegenüber anderen Menschen auftritt?
Was hängt an den Genen, was an kindlichen Erfahrungen, traumatischen Erlebnissen?
Selbst jedoch wenn, gibt es nicht immer Alternativen, wie auf Mißhandlung, üble Umstände reagiert werden kann?
Gibt es neben der Möglichkeit der Adaption doch immer die Alternative der Auflehnung, der Ablehnung dieser Zustände wie Verhaltensweisen.
Hängt wiederum eine Entscheidung für einen Lebensweg, für eine Alternativ an Merkmalen des Charakters?
Wie frei sind wir wirklich im Kopfe, in unseren Entscheidungen, Handlungen?
Was bestimmen nun unsere Gene, was die Erziehung der Kindheit, was sonstige Erfahrungen, Erlebnisse, was unsere Reflexion darüber, was uns widerfahren ist?
Ja, wie kommt es überhaupt von den Elementarteilchen des Standardmodells zu Sonnen, Planeten, Lebewesen auf letzteren, darunter welchen mit Hirn, ein kleiner Anteil davon wiederum mit der Fähigkeit, eine bewußte Persönlichkeit herauszubilden, welche imstande ist, über die Welt und sich selbst zu reflektieren?
Wie frei können selbst diese Persönlichkeiten sein, wenn letztlich Naturgesetze festlegen, wie diese Welt, dieses Universum funktioniert?

Auf diese Weise betrachtet erscheint alles jedenfalls weniger frei sowie irgendwie mehr oder weniger erklärbar aus der Vergangenheit, aber sicher nicht eindeutig erklärbar. Unsere Vergangenheit hat sicher Einfluß auf unser Sein, aber jeder macht so viele Erfahrungen, daß man wohl doch nicht bestimmt vorhersehen kann, was diese Erlebnisse aus einem machen.
Unser Universum, unser sein ist vielschichtig, komplex, verwoben. Streben wir auch danach, mit den Naturwissenschaften allerhand zu verstehen, indem wir Hypothesen aufstellen, Experimente durchführen, um unsere Hypothesen gegebenenfalls zu widerlegen, unseren steten Irrtümern auf den Grund zu gehen, um dazuzulernen, um unseren Weg durchs Leben zu finden, so bleibt doch dabei weiterhin allerhand, das allermeiste gar im vagen, unkonkreten, ungewissen. Wir müssen mit Bescheidenheit einräumen, wie wenig wir doch verstehen, wobei dies Verstehen auf ganz unterschiedlichen Niveaus vorhanden sein kann, auf der nächsten Ebene verfeinert werden kann, sich als deutlich anders erweisen kann.

Eventuell ist argumentieren auch deshalb derart schwierig. Fällt es uns noch relativ leicht, bei für uns wenig relevanten Sachverhalten dazuzulernen, neu erlernte Fakten zu akzeptieren, gibt es doch tiefsitzende Überzeugungen, Verhaltensweisen, grundlegende Impulse, tief verwurzelte Motivationen, welche rationalen Argumenten, Diskursen kaum zugänglich sein kann. In solche Angelegenheiten sind wir alle kaum davon zu überzeugen, daß wir auf einem Irrweg sein könnten, einem Irrtum anhängen. Stattdessen haben wir doch alle die Tendenz, in diesen Fragen jene Argumente stärker zu gewichten, welche unseren Standpunkt unterstützen. Bei derartigen Fragen ist folglich die Ratio dem Diskurs weitgehend verschlossen. Wir verharren wider den Fakten weiter im Irrtum, im falschen, gegebenenfalls im asozialen Verhalten, was uns selbst, unseren Mitmenschen schwer schaden kann. Oh, diese Hinderungen, Mogeleien des Kognitiven, diese Belege für die Beschränktheit menschlichen Geistes sind mit Untersuchungen, Artikeln sehr gut belegt. Dennoch können wir schlicht niemals heraus aus unserer durch Erfahrungen vernarbten Haut, aus dem ungefähren Rund unseres Schädels. Deshalb wohl quälen sich Menschen gegenseitig, mißbrauchen Hilflose, beuten Unterdrückte aus, weil dies zu ihrem persönlichen Standpunkt paßt, welcher es Menschen unmöglich macht, in diesen tief verwurzelten Motivationen auch einmal flexibel sowie zur Probe zu einem anderen Standpunkt zu wechseln, sich in den Standpunkt anderer Menschen hineinzuversetzen, deren Argumente ohne den eigenen Filter durchzugehen, um sich derart zu ermächtigen, den eigenen Standpunkt zu relativieren, eigene Positionen zu überdenken, um den eigenen Irrweg zu verlassen, neue, bessere Wege zu finden. Mensch steckt fest in seinem Kopf, ist festgenagelt auf seine eigene Beschränktheit. Wir haben keinerlei Möglichkeit zu entscheiden, wer wir sind, was wir wollen, was wir tun. Freiheit ist ein großes Stück weit Illusion, Selbsttäuschung eines Gehirns, welches irgendwie auf die Welt draußen reagieren muß, um leben zu können. Dies kann für sich selbst wie für andere sehr zerstörerisch sein. Doch genug philosophiert.

Und ja – gemeinsames urinieren ist schon sehr speziell. Jedenfalls wenn ich von mir ausgehe, kann dies ohnehin so wohl nur mit Marie klappen, sonst würde sich da trotz voller Blase kein Tropfen rühren. Dies ist irgendwie eine andere Art von Intimität, noch einmal anders als unsere vorherige gemeinsame Badnutzung. Als wir dann wirklich richtig dabei waren, hat diese gemeinsame Entspannung durch munteres Plätschern schon ganz besonders Spaß gemacht, ein interessantes, prickelndes Erlebnis, zweifellos. Es ist einfach lustig, nackig zusammenzusitzen, es einfach laufenzulassen, jedenfalls eine ganz besondere Sensation von Nähe, Entspannung, gemeinsam durchzuziehen, was zuvor unmöglich erschienen wäre. Darin liegt vielleicht unser kleines Stück Freiheit, wenn zwei ihre Gedanken zusammentun, aus der Kombination mehr entsteht, als bei einer Person zuvor im Kopfe war, diese Synergie. Bereits Aristoteles hat verkürzt festgestellt: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Gemeinsames urinieren in diesem Sinne funktioniert indes sicherlich bloß mit jemandem, den man liebt. Sonst mag das gleichfalls ein lustiger, intensiver Kick sein, allerdings doch irgendwie anderer Art.
Um diesbezüglichen Nachfragen vorzubeugen: Nein, wir haben uns rein gar nicht gegenseitig angepinkelt. Wie sonst auch hat Marie gut kalkuliert, das Experiment gut durchdacht sowie vorbereitet, ich wiederum habe meinen Rücken sogar ordentlich durchgebogen, statt ranzurücken, als es ein wenig enger wurde …
Zudem war die Dusche nahe, selbst wenn, also doch kein Problem, derart Korperflüssigkeiten zu mischen.
Maries bevorzugtes Zitat, welches mir dabei ferner in den Sinn kommt: πάντα ῥεῖ oder in lateinischer Schrift: panta rhei, sinngemäß sowie eigentlich verkürzt: Alles fließt!; nach Heraklit von Ephesos.

Also ich hätte anschließend gemeinsam unter der Dusche schon gerne etwas mehr gewagt. Aber Marie ist bei derlei Aktionen immer sehr vorausschauend, auf Sicherheit bedacht sowie stets vorsichtig mit mir, von daher haben wir etwas ausgiebigere Spielchen folglich auf das Abrubbeln danach verschoben, das war eine gute, kurzweilige, vergnügliche Alternative. Diese verschmuste Rubbelei hat uns allerdings keineswegs gleich wieder ins Bett gebracht, sondern eher ordentlich in Schwung gebracht, um daraufhin voll durchzustarten, zum Bäcker zu eilen, im Anschluß folgte frühstücken, was wir ferner natürlich auch wieder für liebevolle Spielchen nutzten. Aber solcherlei Vergnüglichkeit muß ja keineswegs notwendig gleich eskalieren, ich war jedoch immerhin gut motiviert, meine Aufgaben zu Ende zu bringen, um danach wieder in aller Ruhe mit Marie experimentieren zu können. Daß Marie diese Zeit alsdann für haarige Spielchen nutzte, war schon etwas keck, fast eine Prüfung für meine Disziplin. Zu gerne wäre ich da einfach über sie hergefallen, um einfach weiterzumachen, womit wir eigentlich noch gar nicht richtig aufgehört hatten.

Ja und mit meinen Haaren ist das wirklich eine spannende, geradezu haarsträubende Sache.
Mein Haar führt ein Eigenleben, was ich oder Urgroßmutter auch angestellt haben, nach kurzer Zeit macht es doch mehr oder weniger, was es will, mit einem Band geht es noch am besten, Haarpracht an der Leine läuft also weitgehend, wenn dabei auch immer einige kecke, dreiste Stränen entkommen, dies Eigenleben stellvertretend für den Rest weiterfeiern möchte – ach, was soll’s – Freiheit für die Haare!
Marie mag es jedenfalls, das Frisieren ist somit immer unser kleiner Spaß geworden, an dem Tag zum ersten Mal.

Nach dem Mittag endlich also wieder raus, freie Bewegung, frische Luft, Müßiggang im milden Wetter. Ich bin gerne draußen, wenn auch draußen hier in der Stadt dann doch etwas deutlich anderes ist als auf dem Lande. Aber Marie hatte mir ja unterdessen hier schon wilde Ecken gezeigt. An dem Tag beließen wir es bei einem einfachen Spaziergang, welcher uns letztlich wieder irgendwann zu dem Park führte. Irgendwie wollte ich bei dieser Gelegenheit schon zeigen, daß ich mich der Sache stellen wollte, wollte meinen inneren Feigling, Angsthasen schlicht überwinden, Maries Stolz auf mich Futter geben, also gingen wir letztlich doch wieder in den Park, diesmal sogar auf meinen Vorschlag hin. Zusammen mit Marie war dieser Vorstoß nicht so schlimm, erst bei dem Versuch wurde es dann ärger. Dort am Tatort ohne Kontakt mit Marie bei geschlossenen Augen stehen müssen, war schon hart, aber ich habe es doch irgendwie überstanden, war vor allem sehr erleichtert, danach wieder in Maries Armen zu liegen, sie bei mir zu spüren. Ich hatte diese harte Prüfung gut überstanden, fühlte mich abermals besser dadurch, stärker.

Maries Kommentar

An dem Morgen war ich ja geradezu benommen, trunken vor Glück, denn die mir so kostbar gewordene Inken war wirklich bei mir, schlummerte ruhig und selig unter meinem Schutz. Ich hatte keine Unruhe von einem Alptraum bemerkt, nun fühlte sie sich offenbar ganz wohl sowie angekommen bei mir, hatte gleichfalls andere, intensive Erlebnisse zu verarbeiten, welche den Überfall nahezu verdrängt haben mochten. Wenn dem wirklich so war, hatte sie viel Glück gehabt, dachte ich mir so. Alles fühlte sich so gut an, sie bei mir zu haben, sie friedlich bei mir ruhen zu sehen. So könnte es doch eigentlich immer bleiben.

Das ist natürlich eine Illusion, denn Zeit, Raum und Leben sind Veränderung, unser Verständnis, unser ganzes Sein entsteht erst aus Veränderung, wie ebenso unser Verstehen all dieser Dinge. Einzig die Veränderung ist beständig, unveränderlicher Bestandteil des Seins. So müssen auch wir im unaufhaltsamen Fluß der Zeit weiter voran, ein Verweilen, Rasten bleibt im Grunde unmöglich, dennoch impliziert dies keinerlei notwendige Hast. Verpaßt wird sowieso immer etwas, dabei ist ja lediglich die Frage, ob das Verpaßte wichtiger gewesen wäre als das Durchlebte. Zeit läßt sich weder wiederholen noch vervielfältigen, zudem läßt sich nicht alles in ein einziges Zeitintervall pressen, angemessene Auswahl ist folglich unausweichlich. Damit ist ausgeschlossen, sich nicht entscheiden zu müssen, leben heißt stetes entscheiden zwischen Alternativen oder Pseudoalternativen, was an Entscheidungen bewußt vertagt wird, läßt eben implizit Raum für einen anderweitigen Verlauf des Lebens, welches sowieso vorangeht.

Derart im Zeitstrom ergeben sich neue Reize sowie Erlebnisse, welche das Leben erst bestimmen, also bleibt man niemals stehen, sondern geht aufmerksam voran, wenn dies nicht, wird man vom Strom mitgerissen oder getrieben. Das eigene voranschreiten wird vom Strom überlagert, bisweilen oder gar oftmals überlagert. Folglich sind wir keineswegs frei in der Wahl unseres Weges, welcher durch viele Einflüsse beeinflußt wird, unsere Entscheidungen können jedoch ein Teil davon sein. Die Richtung einer Bewegung ist insofern gar nicht so entscheidend, weil in der Raumzeit jede Richtung voran ist, sich ohnehin alles bewegt sowie verändert, was es zu meistern gilt – oder wenigstens darin bestehen sollte man; was man an Glück gefunden hat, halten und es vielleicht gar noch mehren. Stillstand wäre also eine Illusion im steten Zeitstrom. Aktiv unser Schicksal gestalten oder bloß mitschwimmen, wären eher unsere Alternativen. Dennoch gibt es diese friedlichen Momente im Strom, wo man sich einfach treiben lassen kann, wo man genießen kann, einfach sein kann. Stille, Pausen sind kein Verlust an Sein, diese bleiben notwendiger Bestandteil eines erfüllten Lebens. Erst im Kontrast zur Stille wird Lärm laut. Erst im Kontrast zur Pause werden Abenteuer, Erlebnis lebendig, relevant, stechen signifikant hervor.

Das Leben, die Zeit hat mich verwöhnt sowie beschenkt mit Inken, hat uns beschenkt mit unserer Liebe, daher konnten wir den Morgen einfach unser genüßliches Spiel mit Kuß und Toberei fortsetzen. Erst als wir so nackt dastanden, Inken wirklich geschockt wirkte, wurde mir klar, daß sie erst jetzt meine Narben richtig sah, gut, das konnte und durfte ich vor ihr ohnehin keineswegs verbergen, so blieb uns nur, uns dem zu stellen, allerdings sah ich zu dem Zeitpunkt keine Notwendigkeit, sie mit einer ausführlichen Schilderung meiner Kindheit noch mehr zu schockieren. Wir hatten es doch verdient zu genießen, anstatt in solch trüben Zeiten zu fischen, derlei trübe Fischerei in düsterer Vergangenheit konnten wir gut verschieben. War es auch unvermeidbar, ihr das irgendwann zu schildern, an dem Morgen war dies jedenfalls völlig unnötig.

Darauf kam mein lustiger Einfall auf der Toilette, es einfach mal gemeinsam rauslassen, es laufenlassen, gemeinsam erleichtern, leerlaufen, ebenso tatsächlich wie im übertragenen Sinne. Dies war alsdann eben unser kleiner plätschernder Strom der Vergänglichkeit, traulich vereint aus zwei kürzlich noch einsamen Strömen, nun untrennbar vermischt sowie verwoben, ein weiterer, sehr intimer Moment für uns, ein sehr inniges Gefühl von Zusammengehörigkeit, denn wirklich, das ist nicht mit jeder beliebigen anderen Person üblich, dabei wäre doch eine gewisse Scheu vorhanden, sich genug dafür zu entspannen.

Hinsichtlich des gemeinsamen Duschens ist es natürlich unbedingt angebracht, eine rutschfeste Unterlage zu organisieren. Gemeinsame Wasserspiele beim Baden sind natürlich gleichfalls eine gute Möglichkeit. Diesen Morgen beließen wir es allerdings nach dem Duschen bei einer ordentlichen Abreibung mit Handtüchern, auch dies Unterfangen war sehr anregend, machte uns endgültig wach für den Tag.

Nach dem Frühstück habe ich das Haarekämmen sowie Haareflechten wirklich fast wie ein Ritual zelebriert. Es ist ein sehr schönes Spiel, Inkens Haare dafür ein schönes, kompliziertes Spielfeld, welches faktisch nicht zu beherrschen ist. Das ist lebendig wie Inken selbst, ein einziges Erlebnis. Der Versuch, diese Haarpracht zu bändigen, muß scheitern, aber darin liegt auch gerade der Spaß, eine Erfahrung, wie dieses Haar sich sträubt, darauf bald wieder ein Eigenleben führt, nachdem es gerade halbwegs in passable Form gebracht wurde. Geflochten sieht alles sehr hübsch aus, auch oder gerade, weil sich längst nicht alles der Ordnung unterordnet, sondern die Rebellion in lebendigem Kontrast zur vergänglichen Ordnung des Zopfes steht, diesen sodann eher schnell als langsam wieder auflöst, dafür wiederum neue Formen hinterläßt. Die Spuren der Pflege und des Flechtens sind keinesfalls gleich komplett verschwunden, dieses Chaos läßt sich Zeit, läßt vorherige Versuche daran ganz gemütlich sowie ganz nebenbei wieder verschwinden. Hierin kommt gar kein Anspruch auf Ordnung mehr auf, komplette Kontrolle völlig ausgeschlossen, bereits von daher für mich ein forderndes, faszinierendes Forschungsfeld.

Nach dem Essen rauszugehen, bekam uns beiden gut, Ich hatte eigentlich keine besondere Übung für Inken vorgesehen, dachte eher an einen freien Tag, Inken indessen traute sich mutig selbst in den Park, ihre Stärke blieb zwar zaghaft, dennoch deutlich spürenbar, so war es sinnvoll, diesen Vorstoß, diese Konfrontation durch Förderung sowie Forderung voranzubringen. Sie dort allein sowie mit geschlossenen Augen stehenzulassen, fiel mir ziemlich schwer. Dazu mußte mein natürlicher Impuls unterdrückt, zurückgehalten werden, welcher mich dazu drängte, ihr Schutz wie Geborgenheit zuteil werden zu lassen. Sie wirkte so zart, schutzlos und angreifbar. In mir war sofort dieser ganz starke Impuls, ich wollte gleich wieder zu ihr eilen, sie schützen sowie bergen. Aber ich widerstand, insbesondere ihretwegen, denn es war ja wichtig, daß sie sich dem stellte, ihre Stärke sich aus ihr selbst heraus entwickelte, mitnichten bloß relativ zu mir oder durch mich. Natürlich gab es bald kein Halten mehr, ich war froh und selig, hielt sie wieder, spürte, daß es ihr gut ging.

Belohnung

In ihrer Wohnung angekommen meinte Marie: „Nach dieser schwierigen Übung, welche du dermaßen tapfer gemeistert hast, hast du dir aber eine Belohnung verdient, magst du?“
Inken lächelte, nickte: „Ja …“
Marie wartete nicht länger, zog Inken deren Jacke aus und ihre eigene ebenso, zog Inken mit ins Zimmer zum Bett, umarmte sie erst, küßte sie, darauf ging sie in die Knie, löste die Schnürsenkel an Inkens Schuhen, half ihr aus diesen, zog sogleich ebenso Inkens Socken ab, worauf unmittelbar danach zügig ihre Schuhe sowie Socken folgten. Schon stand sie wieder, küßte, umarmte Inken kurz, um ihr im Anschluß munter das Oberteil über den Kopf zu ziehen, wonach ihr eigenes folgte. Ihr Oberkörper schmiegte sich von hinten an Inkens, woraufhin deren Hose geöffnet wurde, über die Hüften geschoben, woraufhin die Hose mehr oder weniger fiel, durch Inkens windende Bewegungen nach unten geschoben wurde, daß diese kurz darauf bloß noch im Unterhöschen dastand, von Marie innig gestreichelt sowie umschmeichelt wurde. Inkens Hände fuhren um ihrer Leib herum nach hinten, nästelte nach Maries Hosengürtel, diese kam ihr zur Hilfe, bis auch ihre Hose fiel. Marie zog überdies gleich ihr eigenes Höschen herunter, streichelte über Inkens Seite, anschließend über den Rand ihres Höschens, um dieses alsdann fallenzulassen, woraufhin ihre Lippen einen dicken Schmatzer auf Inkens Po hinterließen, wonach sie sich wieder aufrichtete, sich ausgiebig an ihr rieb, Inken alsdann zum Bett schob, auf welches beide lachend fielen.

Beide kuschelten sich ins Federbett, umarmten, liebkosten sich, wuselten genüßlich herum, gänzlich in ihr lustvolles Vorhaben vertieft. Marie dirigierte Inken wieder sanft, sich auf den Bauch zu legen, begann mit einer entspannenden Massage des Rückens, schob den Zopf zur Seite, welcher immerhin noch immer die Mehrheit der wilden Haarpracht halbwegs im Zaum hielt, drückte ihre Lippen in Inkens Nacken. Härchen kitzelten sie an der Nase, doch sie küßte, saugte, knabberte weiter an Nacken, Hals sowie Schulter entlang, rieb ihren Leib an Inkens, welche bereits gut auf diesen Ansturm von Sinnlichkeiten reagierte.
Auch das Nippen, Saugen sowie Knabbern am Ohrläppchen zeigte bei Inken gute Wirkung, so daß Marie mehr und mehr den Eindruck gewann, daß Inken im Grunde über eine einzige erogene Zone verfügte: Ihren gesamten Körper!
So kam es ihr wohl zu, allem gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Aber dies konnte natürlich nur nach und nach geschehen, also ließ sie sich Zeit, berauschte sich daran, wie sich ihre Leiber aneinander rieben, wie Inken duftete, schmeckte, wie sie wohlig schnurrte, wie ihr ganzer Körper Wärme sowie Lebendigkeit ausstrahlte. Wie zart war doch ihre Haut, wie entzückend ihre Reaktion, wenn sie sanft mit der Zungenspitze stippte, wenn sie einen Hauch ihres Atems über diese zarte Haut streichen ließ, wenn sie küssend Feuchtigkeit im Nacken hinterließ, mit einem Hauch kühlte, sich sogleich kleine Härchen aufstellten, Inken gluckste, kicherte sowie unter ihr bebte. Marie lag auf ihr, drückte ihren Unterleib gegen den Inkens Po, rieb sich, stieß spielerisch zu, hielt Inkens Hände neben dem Kopf, drückte mit ihrem Körper Inken tief ins Bett, rieb sich, schubste, stieß sanft und auch etwas kräftiger weiter, doch immer mit Bedacht, um Inkens Lust zu steigern, deren Reaktionen ganz in sich aufzunehmen. Sie genoß die Zartheit und ebenso Inkens völlige Hingabe, deren bedingungsloses Vertrauen, welches ihr entgegenbrachte damit entgegengebracht wurde. Oh, in Maries Streben war diese zärtliche, feinsinnige, liebliche Kontrolle über ihren lieben Sonnenschein ein wahnsinniger Genuß, ein Geschenk des Moment, welcher unbedingt weiter gefeiert werden mußte.

Sie richtete sich bald wieder auf, massierte weiter, knetete mal stärker, erhitzend, danach sanfter, wieder entspannend. Mit den Händen massierte sie alsdann schon tiefer den Rücken hinab, ebenso die prächtigen Pobacken sowie die Außenseiten der Oberschenkel, nun ließ sie allmählich die Lippen folgen, umkreiste gleichfalls mit der Zungenspitze die Rückenwirbel, griff überdies einmal beherzt um Inken herum um eine ihrer weichen Brüste zu spüren, den zunehmend aufgeregter atmenden Körper fester an sich zu drücken, dabei wieder gleichzeitig mit ihrem Unterleib gegen Inkens Po zu stoßen, um diese und genauso sich selbst weiter wohlig anzuregen. Stoßen ist in diesem Zusammenhang keineswegs bloß männlich besetzt, richtig ausgeführt, primär mit Druck am Körper entsteht ohne Eindringlichkeit ein stärker aufreibender Effekt, eine ganz eigene Sensation von engstem Kontakt, bei welchem Körperkonturen oder -merkmale gegenseitig spürbar sind, erfreuen können. Durch Reibung kommt wohlige Hitze auf, psychologisch zudem ein Prickeln einer Gewißheit innigsten Kontaktes. Anschließend löste sie wieder ihre innige Umarmung, rieb ihren Leib weiter den Rücken hinab, bedeckte Inkens Po mit zarten Küssen, pustete leicht darüber, knabberte, kniff spielerisch mit den Zähnen sanft das zarte Fleisch, welches sie gleichzeitig mit gutem Druck massierte, wobei sie Inkens zunehmende Erregung deutlich spürte. In jeder Hand eine Pobacke hatte sie abermals alles im Griff, konnte gezielt dosieren, variieren, zusetzen, zurücknehmen. Ihr Griff ging lediglich kurz zwischen die Schenkel, umschmeichelte, deutete an, ließ eine Massage des Schoßes jedoch in der Schwebe einer vagen Offerte.

Zunächst allerdings wanderten ihre Küsse und Hände weiter hinab, über die Oberschenkel sowie ebenso die Unterschenkel, um daraufhin die angehobenen Füße mit einer intensiven Massage zu bedenken, welche letztlich in ein fröhliches Kitzeln überging, unter welchem Inken kichernd erbebte, bis diese sich drehte, nun auf dem Rücken lag, was Marie weitere Möglichkeiten eröffnete. Inkens Atem war hörbar, ihr Schnaufen ebenso, animierende Signale, daß Maries Behandlung auf willige Zustimmung trafen. Schnell küßten sich Maries Lippen an Inkens Schenkeln hoch, wobei sie nachrückte, als der Bauchnabel erreicht war, ein Bein dabei zwischen Inkens Beinen beließ. Den Bauchnabel stupste sie zunächst kräftig mit der Nase an, kitzelte dort im Anschluß, wonach sie mit der Zungenspitze nippte, derart von Inkens frischem Schweiß kostete, von dem sich hier bereits etwas gesammelt hatte. Inkens Leib war heiß vor Erregung, ein leichtes Pusten ließ den Schweiß etwas schneller verdunsten, kühlte in dieser Weise, daß durch Inkens Körper ein Schauer fuhr. Marie kam mit ihren Küssen weiter hoch bis zu den Brüsten, umschloß die sensibel aufgerichteten Spitzen sanft mit den Lippen, nippte, koste, wozu Inken gleich ein wohliges, verzücktes Stöhnen hören ließ. Marie probierte weiter, massierte etwas stärker, saugte, beobachtete genau die Wirkung ihrer jeweiligen Maßnahmen, machte sich derart vertraut mit den Reaktionen im jeweiligen Forschungsgebiet. Neben den Sommersprossen hatte Inkens sehr helle Haut unlängst in einigen Bereichen eine weitere Musterung bekommen, stark durchblutet hatten sich leichte rötlichere Flecken gebildet, nicht einmal notwendig durch eine intensive Massage durch Maries Finger. Diese schoben derweil die knuffeligen, festen Brüste zusammen, Maries weit geöffneter Mund saugte nun eine Brust kräftig an, einen guten Teil tief hinein, hielt die Saugwirkung, packte zugleich mit den Händen fester, daß Inkens Reaktion eine kräftigere, gleichwohl lustvolle Bewegung war, welche ihr gar noch entgegenkam. Ihr lustvolles Röcheln verkündete dazu noch ihre Verzückung über diese vehemente Vereinnahmung. Blitzartig ließen Maries Lippen locker, wechselten zur anderen Brust, saugten wiederum diese mit starkem Sog tief in den Mund, wobei ihre Zunge nun mit gutem Druck die kleine, kecke, steife Spitze massierte, daß Inkens unmittelbare Reaktion ein erhebliches Hibbeln sowie Schnaufen war. Maries Lippen ließen wieder davon ab, ihre Hände massierten weiter mit Druck. Über den Busen und den Hals, die Wange wanderten ihre Lippen bald darauf weiter bis an Inkens köstlichem Mund, welcher bislang zum schnellen Atmen geöffnet war. Ihre Lippen trafen sich zu einem innigen, wilden Kuß, lustig spielten, zwirbelten, wirbelten Zungenspitzen, beide preßten ihre Leiber innig aneinander, rieben einander, um dieser Zweisamkeit, dieser Hitze der Erregung ausgiebig zu frönen.

Marie wuselte mit einer Hand durch Inkens Haar, was diesmal etwas schwieriger aufgrund des Zopfes war, aber da sie diesen nicht allzu straff hatte flechten können, gab es schon noch genug Raum für ein kleines Intermezzo in dieser wilden, duftenden Pracht.
Ohne Eile löste Marie ihre Lippen von Inkens, meinte: „Ich hatte ja noch vor, ein bißchen weiter zu forschen, habe noch nicht genau alles untersucht.
Ich will ja alles erforschen, läßt du mich?“
Inken kicherte glücklich, nickte vertrauensvoll, fragte neugierig: „Ja natürlich, aber was hast du vor?“
Marie grinste schelmisch, erwiderte unbestimmt: „Oh, du vertraust mir doch?
Wirst es schon spüren.“
Inken fuhr gleichfalls mit einer Hand durch Maries Haar, meinte dazu: „Natürlich vertraue ich dir, bin sehr gespannt, was du vorhast und tust!“

Nunmehr wanderten Maries Küsse wieder tiefer, ihre Lippen sowie Finger umspielten erneut Inkens Brüste, regten dort abermals mächtig an, daß Inkens Körper erbebte, sich dieser gar etwas hochstemmte, ihr Kreuz mächtig durchbog. Lustvoll zog sie das Kissen über ihr Gesicht, drückte es, stöhnte heftig hinein. Dies nahm Marie als gutes Zeichen, ließ ihre Lippen tiefer wandern, bis zu Inkens Haarpracht unterhalb des Bauchnabels, sie wuselte darin genüßlich erst mit den Fingern, hernach mit der Nase, stupste und rieb, stippte und blieb, spürte das ebenso irritierende wie herrliche Kribbeln der Härchen im Gesicht, an obendrein in der Nase. Sie verteilte Küsse darüberhinaus seitlich davon, wo jenes munter sprießende Wäldchen wieder nackte Haut blicken ließ, von dort die Oberschenkel hinab, wonach sie begann, die Innenseite eines Oberschenkels zu stupsen, mit nippenden Lippen vom dortigen leicht salzigen Schweiße kostete. Sie positionierte sich leicht um, kostete weiter, drängte sich sanft nichtsdestotrotz entschlossen inniger zwischen Inkens Schenkel, kostete mehr von ihrer Hitze, ihrer Feuchtigkeit, spürte, wie Inken vor Erregung bebte nebstdem zitterte, wie sich deren Muskeln anspannten, wie sie bereit war, die leichte Blockade zu überwinden, sich fallenzulassen. Marie küßte, kostete weiter, weiter, ja bis, bis … sie plötzlich den Kopf erhob, mit einer Hand an ihren Mund fuhr, sogleich prustete sowie leicht hustete.

Verblüfft, vielleicht auch etwas unsicher hatte Inken das Kissen zu Seite geschoben, den Kopf leicht erhoben, fragte diesbezüglich leise, mit schnellem Atem keuchend durch ihre Erregung: „Marie?
Alles in Ordnung?
Habe ich etwas falsch gemacht?“
Marie winkte lachend ab, wischte eine Träne aus einem Augen sowie mit dem Handrücken über den Mund, lächelte dazu, hob triumphierend eine Hand mit zwei zusammengedrückten Fingern: „Nein, hast sicher nichts falsch gemacht, ist alles in Ordnung bei mir.
Ich habe nur eines von deinen gekrausten Haaren zwischen meine Zähne bekommen, hatte sich eingeklemmt, habe es gleichwohl jetzt, hier!“
Marie zeigte das schuldige Härchen, beide lachten herzhaft.
Inken fragte unter der Voraussetzung nach: „Sind dir meine Haare dort unangenehm?
Ich habe diese ja einfach wachsen lassen, gleichermaßen unter den Achseln, ich muß dir ja wirklich vorkommen wie eine Landpomeranze von hinterm letzten Busch!“
Marie lachte auf, streichelte sanft durch Inkens prächtig sowie wild wuchernden Busch, erwiderte: „Busch ist ein gut gewähltes Wort, ein üppiges, geilendes Gestrüpp, hinwiederum mal abgesehen von meiner kleinen Ungeschicklichkeit mit dem Härchen gefällt dieser neckische Urwald mir gut. Ich mag dein wild wucherndes Schutzgebiet.
Daran muß dir nichts unangenehm sein!
Vom Lande hin oder her, modische Frisuren auf oder ab, individuelle Note trumpft, diese hast du gewiß!
Es ist ein gutes Gefühl, darin zu versinken, dies struppige Kraut über die Haut reiben zu fühlen.“
Inken war noch immer etwas unsicher: „Du hast bei dir ja deutlich mehr rasiert, nichts unter den Achseln nebstdem unten lediglich sehr wenig stehengelassen.“
Marie nickte: „Naja, hat so seine Vor- und Nachteile. Besonders wenn man das zum ersten Mal rasiert, kribbelt und juckt es gerne mal, besonders, wenn es wieder etwas nachgewachsen ist, ist also nicht bloß angenehm oder praktisch. Ich meine, mit deinem unglaublich urigen Urwald, deinem herrlich haarigen Hain, deinem redlich roten Rasen, quasi deinem britzelnd brennenden Busch hast du es dort immer schön wohlig warm, in der gekräuselten Pracht hält sich die Wärme besser. Es hat schon seinen Grund, daß es dort sprießt, dein Schatzkästlein will geschützt sein, ist ja desgleichen sehr sensibel.
Ein hübscher Blickfänger ist es außerdem ja gleicherweise!“
Beide lachten, Inken gab andererseits zu bedenken: „Na, wenn dahingegen ein Härchen zwischen deinen Zähnen klemmt, wenn es deine Forschungen sowie Expeditionen stört, vielleicht sollten wir es doch etwas lichten, zu deinem Wohlgefallen?“
Marie streichelte Inken sanft, spielte mit einer Fingerspitze rund um ihren Bauchnabel, meinte: „Na, vielleicht, wenn wir mal Lust und Laune haben, können wir ja etwas frisieren, demgegenüber wie ich schon sagte, ich mag es, ich mag ja sowieso alles an dir, all dieses wilde, ungebändigte, lebendige, natürliche, zarte, schöne. Gern können wir damit spielen sowie probieren, so oder so mag ich es dennoch, habe dich sehr lieb, mein Wirbelwind, mein Wildfang, mein Sonnenschein, mein Zauberhaft, Wundervoll, Muckelchen, Knuffelinchen.
Was soll ich fangen, stutzen oder einschränken, wenn ich alles an dir doch so sehr wild und unbändig mag?
Kleinere Mißgeschicke, Ungeschicklichkeiten sorgen doch auch für Heiterkeit sowie Vergnügen, muß doch nicht immer alles perfekt klappen, gelegentliches Lachen über die eigene Befindlichkeit lockert doch geradeso erheblich auf!“
Mithin lachten beide vergnügt, Marie indes verteilte kurz darauf wieder Küsse über Inkens Bauch, umkreiste mit der Zungenspitze ihren Bauchnabel, küßte, massierte sich von dort aus weiter hoch, verweilte bei den Brüsten, koste, saugte, schleckte hier, bis Inken wieder auf ihr hohes Niveau der Erregung zurückgelangt war, küßte hierauf höher, bis sich ihre Lippen wieder trafen, ihre Zungen sich wild umspielten, sie sich innig umarmten, gegenseitig ihre Erregung im getauschten Atem spürten, gemeinsam ein munteres Spiel von Lippen sowie Zungen leidenschaftlich ausdehnten, sinnlich vertieft genossen.

Eine Hand von Marie schlängelte sich ganz nebenbei zwischen ihren Körpern wieder tiefer, durchkämmte Inkens unteres wild wucherndes, wahrlich wunderbares Waldgebiet mit Vergnügen, sich nachfolgend entschlossen, jedennoch gleichzeitig sanft zwischen ihre Beine drängte, wobei eines von Marie ohnehin schon zwischen Inkens geklemmt war, welche wie eine klebende Klette an ihr hing, ihre Beine geschickt um Maries verschränkt hatte. Solchermaßen war es gar nicht leicht, tiefer zu dringen, gleichwohl kam Maries Hand doch voran zum zuckenden Zentrum heimeliger Hitze sowie fröhlicher Feuchtigkeit, streifte nur so eben den Bereich der Klitoris, drang des Weiteren vorsichtig mit einem Finger in Inkens Scheide ein, welche glitschig sowie heiß Bereitschaft signalisierte, während Inkens Beinmuskeln die Beinumklammerung noch enger zogen. Inken war längst in dem stark erregten Zustand schon mit Küssen, Halten, ihrer schnellen Atmung, dem Austausch zwischen ihren Mündern solchermaßen beschäftigt, daß dem Eindringen von Maries Finger in ihre Scheide lediglich ein kurzes Zucken zuzuordnen war. Marie untersuchte vorsichtig weiter, drang etwas tiefer, stieß auf Widerstand, tastete, analysierte, drückte ein wenig, daß Inken wieder etwas zuckte, alsdann kam sie zu einem vorläufigen Befund, obgleich sie in diesem Fach sicherlich keine Expertin war, sie zog den Finger aus der heißen, nassen Öffnung langsam zurück, löste obendrein ihre Lippen von Inkens, fragte diesbezüglich ruhig: „Inken, mein Sonnenschein, du bist noch eine richtige Jungfrau, stimmt's?“
Inken machte erst nur: „Hmmm?“, daraufhin ergänzte sie allerdings: „Was meinst du, ich habe doch gesagt, daß ich vor dir noch mit niemandem zusammen war.“
Marie erläuterte: „Oh, nur so, ich glaube, ich bin da bei meiner kleinen Expedition auf Widerstand gestoßen, hätte ja sein können, daß du diese Untiefe selbst schon näher erforscht hättest bei deinen Versuchen hinsichtlich intensiver, befriedigender Erlebnisse – oder andererseits daß dort der Sport schon zum Verlust geführt hätte, hat sich hingegen ziemlich solide angefühlt …“
In Marie fröhliches, munteres Lachen stimmte Inken mit ein, meinte in Bezug auf diese Aspekt: „Ja, das. Tiefer habe ich mich nie getraut, habe jene Zone allerdings in der Tat nicht genauer untersucht.
Du meinst, dies hast du gefühlt bei deiner Exploration?“
Marie leckte am forschen Finger, fuhr danach damit über Inkens Wange, daraufhin mit der Hand sanft durch ihre Kopfhaare: „Ich denke schon, scheint bei dir solide ausgeprägt zu sein, mit dem kleinen Finger könnte man vielleicht tiefer kommen, ohne Schaden anzurichten, mehr hinwieder wird keinesfalls ohne Schäden, Risse, Irritationen durchpassen. Kannst ja froh sein, daß du nicht auf stramme Burschen mit einem gewaltigen Bumms drauf sowie einem hemmungslosen Drang stehst, diese Kombination könnte dich beim ersten Versuch hart angehen …“
Inken kicherte etwas verlegen, fragte glucksend nach: „Harte Burschen mit ihrem steifen Dings können mir gestohlen bleiben, dir hingegen vertraue ich mich komplett an.
Willst du denn gerne tiefer forschen, ist deshalb dies Hindernis schlimm?
Ich meine, an Jungs hatte ich ja sowieso keinerlei Interesse, warum da also eindringlich forschen?
Die Vorstellung war mir ohnehin etwas unheimlich, daß da irgendein steifes Gerät heftig eindringen sollte, eine vorsichtige Untersuchung bei einer Frauenärztin war für mich schon unangenehm.“
Marie stupste sanft mit der Nase an ihre: „Ich hoffe, meine Untersuchung eben war dir nicht unangenehm?“
Inken schüttelte energisch sowie heiter den Kopf: „Nein sicher gar nicht, ein intensives, fremdes, aber nicht unangenehmes Gefühl, dir vertraue ich, du darfst dort gerne forschen, wie du es magst und für angemessen hältst!
Mit dir hinwieder ist es eine wahre Wonne …
Andere haben da nichts zu suchen, bis dorthin muß kein Prügel eindringen und mich aufreißen!“
Marie lächelte, streichelte Inken beruhigend: „Wenn ich darauf vorbereitet bin, wenn ich bereit bin aufzunehmen, reißt es ja keineswegs auf, es füllt angenehm aus. Was du dir vorstellst, wie Männer sind. Vorausgesetzt jedenfalls die Auswahl ist wohlüberlegt gewesen, der Kandidat geschickt im Umgang, kann mit derlei Eindringlichkeiten eine Menge Spaß für beide einhergehen. Wenn andererseits pauschal Männer dir in dieser Hinsicht schnuppe sind, erübrigt sich sowie die Überlegung, wie konzentrieren uns wohlgemut auf unsere Möglichkeiten, was völlig in Ordnung ist. Nichtsdestoweniger kann solch eine Füllung mit einem quirligen Glied wirklich sehr reizvoll sein, ganz erfüllt zu sein, ist eben ein anderes Gefühl, eine andere Variation des Vergnügens.“
Inken fragte neugierig nach: „Gut, du hast Erfahrung damit.
Du meinst, für mich wäre derlei Kontakt zur Männlichkeit ebenfalls förderlich?
Oder vielmehr auf uns bezogen: Du willst derlei Erfüllung bei mir probieren?“
Marie gab ihr einen kurzen Kuß: „Ich bin mir sicher, vorsichtige sowie sanfte innere Stimulation wird ebenso dir gefallen, eine Variation, Alternative zu den zahlreichen anderen Möglichkeiten einer Stimulation, mit welchen wir bei dir ja bereits problemlos Höhepunkte erklimmen konnten. Du bist folglich ebenso anderweitig sehr empfindlich, bist demzufolge keineswegs darauf angewiesen, kannst deine Scheu ruhig bewahren, das ist in Ordnung. Wenn du jetzt nicht unbedingt willst, mache ich dir dort nichts kaputt, ein Vorstoß würde sicher ein wenig ziehen oder gar wehtun, muß also nicht sein, hat keinerlei Eile oder Notwendigkeit für deinen Genuß. So hier und da und dann und wann könnte ich jenes kräftige Häutchen vielleicht nebenbei etwas dehnen. Wenn du dich dabei zuviel bewegst, kann dabei unterdessen schon mehr als beabsichtigt passieren.“
Inken lächelte: „Ist mir nicht so wichtig.
So zerbrechlich oder schmerzempfindlich bin ich gar nicht.
Ich vertraue dir!
Es ist deins!“
Beide lachten, woraufhin Maries Entschluß lautete: „Gut gut, hat keine Eile, du bist ja ziemlich empfänglich desgleichen für weniger eindringliche Liebkosungen, daher werde ich dort gar nicht so eindringlich insistieren oder gar irritieren. Wir lassen es erst einmal wie es ist, erleben einfach mal, wie sich das im Laufe der Zeit mit unseren Leidenschaften sowie Vergnüglichkeiten entwickelt, wann sich dennoch Bedarf ergeben könnte, an jener engen Stelle ganz tief ins Detail vorzudringen. Deine tiefe Erfüllung sparen wir uns somit auf, die empfindlichsten Bereiche liegen ohnehin eher drumherum sowie im vorderen, zugänglichen Bereich, es gibt also einen schönen, außerdem ebenso abwechslungsreichen Bereich zu bespielen.
Den Weg freimachen hat überdies einen gewissen albernen, überkommenen, traditionellen Reiz, wenn meine Liebste eine Jungfrau ist, verschlossen, dennoch mühelos von mir bis zur Ekstase reizbar, das ist ein hübscher Kontrast, ein feines Bild deiner Zartheit, geradeso deiner Wildheit, deiner Scheu wie ebenfalls Lebendigkeit!“
Das fand Inken ganz in Ordnung, folglich kosten, streichelten beide weiter, hielten sich eng umschlungen. Bald fand Maries Hand zurück zu Inkens Venushügel, massierte vorsichtig, ebenso die Umgebung der Klitoriseichel, suchte zu erfahren, wie sensibel Inken darauf reagierte, ob eine direkte Aktivierung ihres knuffigen Knöpfchens einen dramatischen Effekt haben mochte. Diese reagierte tatsächlich dort sehr schnell, weil indes Marie mit Bedacht, Sensibilität, weiblicher Kenntnis der Empfindlichkeit sowie umsichtiger Vorsicht vorging, konnte sie Irritationen durch versehentliches Mißgeschick, zu starke Berührung vermeiden; Inkens Erregung wiederum steigerte sich nun schnell, zumal Marie unterdessen mit ihrem Bein stärker zwischen Inkens Oberschenkeln rieb, stark stimulierte, bis sie kurz darauf spürte, wie sich alles in Inken entlud, eine mächtige Ekstase durch den zuckenden zarten Leib rauschte, als heißer Atem in ihren Mund drängte. Es war diesmal heftiger als beim vorherigen Versuch, Inkens Körper war deutlich außer Kontrolle. Marie drückte diesen mit ihrem Körper tief ins Bett, stimulierte weiter, nur um herauszufinden, was passieren würde. Wirklich konnte sie Inken auf einem hohen Niveau der Erregung halten, welches sodann offenkundig in einen weiteren Orgasmus überging, welcher ihren Körper in Wellen durchströmte, ihren ganzen wunderschönen, makellosen Körper wollüstig krümmen sowie zucken ließ. Weil Marie nicht gleich nachließ, gab es weitere Wellen der Ekstase, dies ging eine Weile richtig heftig zu, schien im Weiteren Verlauf anhaltender Stimulation aber langsam in krampfartige Zuckungen überzugehen, wobei sich Inkens sonstiges Verhalten sowie die Tonlage ihres Stöhnens gleichfalls änderten, ihre Umarmung dermaßen heftig wurde, daß ihre Finger sich bereits in Maries Rücken gruben, ohne diese allerdings noch zu verletzen.
Konzentriert fühlte sich Marie ein, befand diese Angelegenheit für heute für mehr als genug. Indes, der Schweiß sowie die innige Umarmung klebten beide zusammen, Maries besonnene, beruhigende Berührungen brachte sie sicher wieder herunter von diesem intensiven Höhenflug. Diese ließ das Erlebnis mit sanften weiteren Liebkosungen ausklingen, hielt ihren Sonnenschein innig sowie geborgen, daß diese sich ganz verlieren, im gleichen Zuge wieder beruhigen konnte.

Beide genossen eine Weile in dieser innigen Umarmung die einkehrende Ruhe nach dem Orkan der Ekstase.
Irgendwann fragte Inken erschöpft, jedoch noch glücklich seufzend, weil sie sich nun wieder entspannen konnte: „Marie?
Was war das, das war anders als zuvor, viel heftiger, verwirrender, mitreißender, beinahe schon beängstigend heftig …“
Marie wuselte sanft durch ihr Kopfhaar, erwiderte: „Hmmm, also soweit ich das mitbekommen habe, bist du über einen etwas längeren Zeitraum ziemlich abgedreht, hast dabei komplett jedwede Kontrolle verloren. Dies bei dir zu erleben, fühlte sich gar zu köstlich an, du hast ja auch mehrmals heftig gezuckt, was im weiteren Verlauf in wohl unkontrolliertes Dauerzucken übergegangen ist.
Ich vermute einen multiplen Orgasmus, bei welchem du zudem nennenswert Feuchtigkeit abgesondert hast, mein Sonnenschein!
Mein feuchter Labsal, meine Oase, mein kleiner Springbrunnen!“
Inken war verblüfft, meinte dazu lediglich: „Oh … wieso Feuchtigkeit?
Springbrunnen?
Du meine Güte!“
Inkens Blick verriet Unsicherheit.
Marie grinste, erläuterte dies Phänomen: „Naja, kommt auch bei einer Frau schon gelegentlich vor, wenn es richtig hoch hergeht. Im Ernstfall sollte es ja ordentlich flutschen beim heterosexuellen, eindringlichen Verkehr, sonst wäre das eindringliche Erlebnis ja sehr aufreibend sowie schnell schmerzhaft. Im Ansturm sexuellen Dranges, im vollen Geschehen muß folglich glitisches Gleitmittel, Feuchtigkeit her, um die Friktion zu reduzieren, damit der Akt weiterhin konveniert, hemmungslos leidenschaftlich bis zum Gipfel vollzogen werden kann. Dabei wäre ja keineswegs zielführend, sich dabei gegenseitig aufzureiben. Also wird es sehr feucht sowie glitschig, es flutscht richtig munter. Du bist jung, fruchtbar, bereit für ausgiebige Sexualität, viele Orgasmen.
Augenscheinlich kann bei starker Ekstase schon eine leichte Überreaktion zustande kommen, daß die Brandung, die Gischt spritzt!“
Inken war etwas unsicher, wurde knallrot im Gesicht: „Aber … aber … dddas ist doch nicht?“
Marie lächelte, streichelte Inken beruhigend: „Ist ganz normal solch eine Absonderung von Sekreten, hat jedenfalls mit Inkontinenz nichts zu tun, ist einfach darüberhinaus ein Zeichen, daß du dich ganz fallenlassen kannst, diese kleinen Spritzer sind folglich wohlgefällige Anzeichen deiner heftigen, wilden, hemmungslosen Lust. Männer sondern ähnliche Sekrete ab, damit es besser flutscht, keineswegs bloß ihr Sperma, zuvor gibt es zum Beispiel den sogenannten Lusttropfen als praktisches Schmiermittel, später erst beim Höhepunkt die eigentliche Ejakulation mit reichlich Sperma in mehreren Pulsen.
Was Frauen anbelangt: Neben der Scheide sowie der Harnröhre gibt es da noch Drüsen, welche Sekrete absondern können, gelegentlich eben auch etwas mehr als unbedingt notwendig wäre, im Überschwange der Vergnüglichkeit eben ein Überschuß an Glück, muntere Spritzer feinster Ekstase.
Wie gesagt: Es wäre ja auch schnell schmerzhaft, wenn man ganz trocken so heftig rubbeln würde, egal jetzt in welcher Kombination. Es muß einfach ordentlich glitschen, damit es intensiv, nebstdem heftig, überdies ferner etwas länger Spaß machen kann. Solange du derart großzügig nachschmieren kannst, kann es mit dem Spaß eigentlich auch weitergehen, ich habe allerdings schon gemerkt, wie es bei dir langsam in krampfhafte Zuckungen übergeht; wenn deine Muskeln genug haben, ist es definitiv lang genug mit dem multiplen Orgasmus, in diesem Stadium des vergnüglichen Spiels muß folglich beruhigt werden, wieder ganz entspannt, aber diese Phase ging doch sehr gut bei dir, bist eben ein Naturtalent, um nicht zu sagen ein Naturwunder, welches sich hemmungslos austoben kann, wenn die erste kleine Blockade erst einmal überwunden ist, diese braucht es indessen vielleicht sogar, um zunächst einmal genug aufzustauen, um daraufhin die ganze Flut loslassen zu können.
Deine glitschige Absonderung ist ja nun auch keineswegs so viel, daß wir aus dem Bett geschwemmt würden, also mach dir keine Gedanken. Ich habe diese üppige Gabe vorsichtig verteilt, muß also auch niemand im Nassen liegen.“
Inken war immer noch etwas unsicher, erwiderte: „Ich … ich hätte keineswegs gedacht, daß das bei mir so läuft, also gehört habe ich von der Möglichkeit durchaus, hätte allerdings nie vermutet, daß ich bei meinen früheren Schwierigkeiten damit konfrontiert werden könnte … “
Marie lachte vergnügt, sprach: „Mein Wildfang, mein Wirbelwind hat es wirklich faustdick nicht nur hinter den Ohren, von wegen, klappt nicht.
Wenn du richtig loslegst, bist du ja gar nicht mehr zu halten!“
Inken kicherte nun gleichfalls vergnügt, gab kurz darauf jedoch zu Bedenken: „Ja, das hörte gar nicht mehr auf.
Aber mächtig nachgeholfen hast du schon.
Zum Glück hast du wohl bemerkt, wann es genug war, denn ich glaube, bei mehr hätte ich einen heftigen Krampf bekommen …“
Marie bestätigte: „Ja, kam mir gleichfalls so vor, als ob du es rein gar nicht mehr im Griff hast, ich folglich beruhigend auf dich einwirken sollte, damit aus dem intensiven, schönen Erlebnis nicht doch noch ein schmerzhafter Krampf durch Überreizung wird. Hinsichtlich der Feuchtigkeitsentwicklung können wir ja das nächste Mal ein weiches Handtuch bereitlegen, mit einer solchen Vorbereitung können wir einfach so laufenlassen, was kommen mag, du kannst weiterhin ganz unbesorgt sein, derlei Absonderungen sollten dir keineswegs unangenehm sein, diese zeigen doch einfach, daß du dich wohlfühlst, es dir sehr gut geht, bist eben eine wilde Maus bis ins kleinste Detail.
Ich glaube, Sex mit voller Blase ist noch mal eine ganz andere Geschichte, wenn es dich nicht danach drängt, können wir derlei Versuch indes gerne verschieben oder irgendwann mal im Bad probieren …“
Inken giggelte, kicherte: „Marie, liebste Marie, du hast mich voll im Griff, ganz unter Kontrolle. Bin gleichfalls dafür, daß wir diese wilden Spielchen mit der vollen Blase einstweilen verschieben. Sonst jedoch bin ich einfach zutiefst erstaunt, was du mit mir anstellst, wie einfach das mit dir ist. Ich vertraue dir ganz und gar …“
Marie ergänzte: „… mit Haut und Haar, mein für immerdar, du für mich, ich für dich …“
Beide lachten einig, kuschelten sich eng zusammen, genossen die Gemeinsamkeit, die noch von Inkens Aufregung verströmende Hitze sowie Feuchtigkeit mit prickelnder Duftnote, die nun einkehrende Ruhe.

Es war irgendwann im Laufe ihrer Ruhe nach dem Sturm schon früher Abend geworden, Marie schlug vor, aufzustehen, ihr Abendessen zuzubereiten. Inken war einverstanden, also zogen beide sich etwas an, standen auf, setzten dieses Vorhaben in die Tat um. Beide alberten vergnügt dabei herum, Inken strahlte einfach nur, schwelgte noch immer in der tiefen Zufriedenheit nach dem intensiven Erlebnis. Sie suchte dabei zudem immer wieder körperlichen Kontakt mit Marie, nur eine kleine Berührung hier, ein flüchtiges Streifen da, Marie begriff wohl, wie sehr Inken diesen Kontakt brauchte, schätzte, ging sehr gerne darauf ein, beteiligte sich an diesem Spiel. Denn enger Kontakt, Berührungen, Nähe gereichten ebenso ihr sehr zum Vergnügen. Von diesem Sonnenschein konnte sie niemals genug bekommen, mußte immerzu aufsaugen, was erhascht werden konnte.

Beim Essen spielten beide abermals herum, boten sich gegenseitig etwas an, nippten, tauschten in Küssen Kleinigkeiten aus, stritten sich zum Beispiel spielerisch um ein Radieschen, welches mehrfach von einem Mund zum anderen wechselte, um letztlich mit beider Zähnepaare geteilt zu werden. Nach dem Essen wuschen beide ab, räumten auf.
Marie fragte anschließend nach, wann Inken in der Universität sein müsse, schätzten mit dieser Information ab, wie lange sie brauchen würden, Marie gab ferner noch grinsend eine halbe Stunde drauf, denn wie sie meinte, würden beide nach dem Aufwachen ja doch noch aneinander kleben sowie herumalbern, eventuell gar einen Quickie für Inkens Schatzkästlein einschieben, derlei müßten sie schon einkalkulieren.
Danach saßen beide gemütlich beisammen auf dem Sofa, hatten den Fernseher an, gleichzeitig ferner ihre Rechner, erledigten noch ein paar Kleinigkeiten, kuschelten sich anschließend jedoch ebenfalls wieder zusammen, genossen einfach den ruhigen Abend, bis es irgendwann spät genug war, um sich für die Nacht fertigzumachen, hernach zurück ins Bett zu huschen.

Im Bett schmusten und alberten sie noch ein wenig herum, aber Inken war ohnehin noch ganz erfüllt sowie befriedigt von dem vorherigen Erlebnis, weshalb Marie es so hielt, daß ihre kleinen Spielchen eher beruhigend sowie entspannend als erregend waren. Daher schlummerte Inken bald selig an ihrem Busen, Marie indessen sann noch eine Weile nach, ließ die Ereignisse des Tages abermals vor geistigem Auge vorbeiziehen, war zufrieden, konnte sich damit ebenfalls glücklich lächelnd dem Schlaf hingeben.

Inkens Kommentar

Ich bin keineswegs in den Park zur Stelle des Übergangs mitgegangen, habe dort alleine brav gestanden, weil ich auf solch eine Belohnung spekuliert habe, aber diese war daraufhin natürlich sehr willkommen. Es ist auch nicht einmal so, daß ich geradezu danach gegiert hätte. Wichtiger als das ist es doch, mit Marie zusammen zu sein, ihre Nähe sowie Zuneigung zu spüren, gleichfalls meine Zuneigung für sie, mich bei ihr wohl, daheim, angenommen fühlen zu dürfen. Was wir alsdann gemeinsam Lustiges sowie Lustvolles erforschen, kommt dann noch dazu. Weil diese Forschung wiederum derart angenehm sowie vergnüglich ist, gehe ich im Verlaufe unserer Interaktionen, aufgrund von Maries geschickten Zuwendungen schnell voll darin auf, in dieser Zeit intensiven Umgangs, liebster Zärtlichkeit tritt alles andere zurück. Oder anders, wären meine Gedanken intensiv mit anderen Dingen beschäftigt, wäre es sicher keineswegs derart einfach, mich darauf einzulassen, wobei Marie schon sehr geschickt agiert, um mich für das Vergnügen zu begeistern, all meine Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Sie hat den Dreh einfach heraus, hat kompletten Zugang zu all meinen Knöpfen zum wohligen Rausche gefunden. Ohoh, ich bin ihr hoffnungslos ausgeliefert, um derart berauscht abzufliegen – dabei will ich diesen Rausch genau so durch sie erleben, in dieser Weise ist alles richtig, kann ich alles einfach zulassen, in vollen Zügen genießen, was sich ereignet, was mich geradezu überrollt.

Was sie im Detail gemacht sowie erforscht, habe ich so genau gar nicht mitbekommen, aber mit mir ist sie sehr sanft sowie vorsichtig. Es ist ja überdies derart sehr schön und wohlig, wenn wir ganz eng zusammengekuschelt liegen, viel Haut an Haut einander spüren, uns solcherweise einfach nur mühelos, fast zeitlos genießen. Gut, Massage, Liebkosungen, Küsse, Rubbeleien, gezielte Stimulation sind als weitere Steigerung natürlich noch einmal etwas ganz anderes. Damit bringt mich Marie doch ziemlich schnell in eine eindeutige Stimmung, meine Lust steigt rasant schnell. Es gibt schon Stellen, welche bei mir noch empfindlicher sind, aber ganz allgemein wirken bei mir ihre gezielten Berührungen. Gewiß hatte sie bis dahin noch längst nicht alles bei mir probiert, hatte noch allerhand in Reserve, dessen war ich mir gewiß. Wenn die Erregung schon gestiegen ist, ich darauf eingestimmt bin, wirken ihre Berührungen noch ungleich mehr. Marie ist sehr aufmerksam, bekommt unverkennbar gut mit, was wann besonders stark wirkt, allerdings verberge ich meine Empfindungen vor ihr auch nicht, von daher zeige ich schon irgendwie eindeutige Reaktionen, welche dabei enorm helfen werden.
Forschung tut gut, mehr, oh mehr davon!

Den eigentlichen Orgasmus mag ich nicht beschreiben, bin mir auch nicht sicher, ob ich das überhaupt könnte, ein solcher ist jedenfalls sehr intensiv. Marie überwindet geschwind meine Blockade, den Widerstand kurz davor fast mühelos. Danach passiert es keineswegs gleich, ich lockere mich nur, fühle mich befreit, spüre, daß der Weg irgendwie frei ist. Wenn sie mich darauf weiter stimuliert, ist bald der Punkt erreicht, wo diese wilde, wirbelnde, zunehmend ekstatische Reise ganz von selbst weiterginge, mit ihrer Hilfe allerdings ist dieser Abflug deutlich intensiver, mächtiger. Was mir zuvor bei meinen beiden Soloeinlagen intensiv erschien, ist in ihren Armen noch einmal deutlich anders, alles gerät in Aufruhr, sprudelt über, gerät außer Kontrolle im turbulenter Strudel von Glückseligkeit. Mein gesamtes Ich verliert sich alsdann im Rausch, mein Körper reagiert ulkig sowie unkontrolliert, aber weil Marie über mich wacht, ist all dies ja kein Problem.
Ich glaube, ein guter Teil des Tricks liegt darin, vertrauen zu können, sich geborgen zu fühlen, sich damit fallenlassen zu können. Aber ich bin darin sicherlich keine Expertin.
Aber wer kann andererseits schon über viel mehr berichten als über die eigenen Erfahrungen sowie Empfindungen?
Diese kamen nun aus dem eigenen Innersten, wohin sowieso sonst niemand gelangt. Klar, viele Menschen haben Orgasmen, meine bleiben jedoch stets meine, unter Maries Aufmerksamkeit genossen.

Die Sache mit meiner Jungfräulichkeit und des offenkundig noch intakten Hymens, ich glaube, Marie hat dies Detail schon irgendwie interessiert, ihr Umgang damit war respektvoll sowie vorsichtig, um bloß nichts Falsches anzustellen, keine Irritationen meinerseits zuzulassen. Vielleicht liegt diese Vorsicht wie Umsicht, Rücksicht auch daran, daß man mit ihr keineswegs derart respektvoll sowie vorsichtig umgegangen ist. Vielleicht mochte sie in dem Moment sowie ebenso in der folgenden Zeit diesen Zustand gerne erhalten, mir nichtsdestotrotz intensiven Genuß bieten, wie um zu zeigen, daß der Genuß, das sexuelle Erwachen doch keinesfalls mit Schmerz oder Leid oder gar Gewalt erkauft werden muß. Bei mir hat sie all dies ausgespart, ist gleich zum vollen Genuß übergegangen. Ich kann dazu nur sagen, daß mir dieser Weg sehr gut bekommen ist, denn so viel liegt mir gar nicht an eindringlichen, reißerischen Erlebnissen, wobei Marie natürlich Recht haben mag, wenn man damit angenehme, explosive oder gleichfalls entspannende Erlebnisse sowie Erinnerungen an passende, sympathische Menschen verbindet, so mag dies die Meinung sowie Neigung natürlich ändern.
Als sie mein Detail dort untersucht hat, also ich habe dies durchaus deutlich gefühlt, diese Stelle hat sich sehr eng angefühlt, ich kann daher jedes Mädchen verstehen, welches stark verunsichert ist, daß dort eigentlich gar nichts reingehört, jedenfalls nichts grob reingestoßen werden sollte, was man selbst nicht voll unter Kontrolle hat. Eine derartige Mission ist folglich immer heikel. Selber wird es ohnehin besser gehen, weil man die eigenen Empfindungen ja immerhin sofort auswerten kann, reagieren kann, eigene Aktionen unmittelbar anpassen kann. Wenn hingegen jemand anderes eindringt, so muß schon sehr gutes Vertrauen vorhanden sein, die Notwendigkeit sich darauf einzulassen, entspannen zu können. Marie kann ich selbstredend vertrauen, daher bin ich auch keineswegs irritiert, wenn sie diesen Bereich untersucht oder gar massiert, mich vorbereitet. Aber Marie ist dabei auch voll mit mir beschäftigt. Wenn ich mir dabei hingegen vorstelle, daß sich dazu Mädchen und Bursche zusammengefunden zu haben, um gemeinsam das erste Mal zu erleben, beide nervös sowie relativ ahnungslos, der Bursche hat mehr mit der eigene Lust sowie Gier zu tun als mit der Sorge um das Mädchen, dieses hingegen ist unsicher und wenig entspannt – natürlich wird das vermutlich ein schmerzhaftes, unangenehmes Erlebnis für das Mädchen, weil beide sich nicht genug Zeit füreinander genommen haben, um miteinander vertraut zu werden und ganz zu entspannen. Ist der Drang übermäßig, kommt schnell die Katastrophe, wenn der Weg nicht bereits ohnehin anderweitig freigeräumt ist, nach Maries Worten zum Beispiel bei sportlichen Dehnungen oder auch eigenen eindringlichen Experimenten. Allein in passender Stimmung ist dies erste Eindringen vermutlich doch viel einfacher, es gibt weniger Möglichkeiten, daß etwas passiert, was man nicht mag und nicht will, das Mädchen hat alles dabei sozusagen alles selbst im Griff. Andererseits, wenn man einander sehr mag, ist es bestimmt auch sehr aufregend sowie verbindend, dies miteinander zu erleben.
Wir vertagten den Sachverhalt jedenfalls einstweilen, war das ja auch nicht so wichtig für unsere Beziehung.

Was anschließend passierte, war jedenfalls ebenfalls dramatisch. Marie kann mich einfach zu einem Orgasmus bringen. Je nachdem, was sie dazu anstellt, kann sie verschiedene sowie verschieden intensive Effekte bewirken. Meine Variationsbreite reicht von einer ganz milden über eine tief entspannende Lustlösung bis hin zu dieser starken Explosion von Lust, diesem letztlich schnell unkontrolliert abbrennenden Feuerwerk, welches überdies keineswegs sofort wieder verpufft, sofern Maries Bemühungen ein Nachfeuern bewirken, zieht sich dieser Zustand hin, wobei ich dies wenig rational, realistisch wahrnehme, gefühlt ist währendessen sowieso anders als im Nachhinein darüber nachgesonnen. Ist da ein gewisser Punkt erst einmal erreicht, genügen geschickte, nicht einmal besonders intensive weitere Stimulationen von ihr, um mich weiter hilflos sowie komplett aufgelöst zucken zu lassen, mich immer weiter im Rausch einer Art Kettenreaktion fortreißen zu lassen. Ich kann mich nicht mehr dagegen wehren, dies furiose Geschehen keinesfalls aufhalten. Keine Ahnung, wie weit dies gehen würde, würde Maries Aufmerksamkeit dem keinen Einhalt gebieten, wenn es an der Zeit ist, vermutlich bis zu Ohnmacht aufgrund von totaler Erschöpfung oder aber bis zu einem unerfreulichen Krampf des Körpers in kompletter Überlastung von Körper oder Geist. Ist die Aufnahmefähigkeit überschritten, geht eben irgendwann nicht mehr mehr. Das ist eine unglaubliche Kaskade von Empfindungen, mündet jedoch unweigerlich irgendwann in einer Überreizung, gegen welche sich der Körper zu wehren beginnt. Mit der ungeheuren Lust mischt sich die krampfartige Abwehr, das wiederum ist spätestens der Punkt, an dem es genug ist. Marie mußte dies Phänomen ja auch erst erleben, korrekt interpretieren, einordnen, um damit umgehen zu lernen. Zum Glück hatte sich mich allerdings schnell wieder im Griff, hat mir nachfolgend zur erholsamen Entspannung verholfen. Daran zeigt sich unterdessen nebenbei, wie gut ich bei Marie aufgehoben bin, sie überzieht nicht, lernt sehr schnell, behandelt mich sorgsam sowie vorsichtig und mit Respekt, darauf kann ich vertrauen, kann mich ganz in ihre Hände geben, mich einfach bei ihr wohlfühlen, alles geschehen lassen.

Diese wohl sogenannte ‚weibliche Ejakulation‘ hat mich schon etwas verunsichert. Immerhin hat mich Marie von dem Gedanken abgebracht, das wäre Urin. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich im Detail zuvor nicht damit beschäftigt; welche Drüsen, Punkte oder sonstige tolle Einrichtungen ein weiblicher Körper insbesondere aufweisen mag, ist offenkundig doch komplexer als man so gemeinhin meint oder weiß.
Bemerkt habe ich jene deutlich erhöhte Feuchtigkeit wohl, allerdings diesbezüglich erst danach, als es eben keineswegs bloß in der Scheide heiß sowie glitschig feucht war, sondern augenscheinlich ebenso etwas gegen Maries Leib gespritzt war, von dort auf meine Schenkel tropfte, sich weiter verteilte. Ohoh, austretende Feuchtigkeit im Schambereich – eigentlich ein sehr unerfreulicher Gedanke, irgendwie undicht oder gar inkontinent zu werden. Durch Maries sofortige Erklärungen ist indes ganz klar, das hat damit nichts zu tun, hat vielmehr beim Sex eine sehr wichtige Funktion. Steril, trocken verspricht keinerlei Spaß, irgendwie wird Friktion gebraucht, um in Schwung zu kommen, als Kompensation wiederum ein Schmiermittel, damit ist zu rechnen. Marie fand derlei Flüssigkeitsaustritt zum Glück ganz natürlich, hat mich darin bestärkt, dies Phänomen ebenfalls als normal sowie erfreulich oder gar lustig, wichtig zu empfinden. Sonst hätte ich mich darum noch gesorgt, aber so lasse ich es eben hemmungslos raus sowie glitschig flutschen.
Marie stören derlei Spritzerchen also keineswegs, warum sollte ich mich also sorgen?
Es scheint bei mir in nennenswertem Umfange auch nur bei sehr starken Orgasmen aufzutreten, von daher hat es Marie zudem zum guten Teil selbst unter Kontrolle, wie reichhaltig diese lustige sowie lustvolle Dusche ausfällt. Wir beide sind in dieser Hinsicht eigentlich ziemlich robust, haben diesbezüglich keine Berührungsängste mit ganz natürlichen Begleiterscheinungen. Diese Übereinstimmung erleichtert es somit natürlich gleichfalls enorm, sich ganz gehenzulassen, ganz dem Genuß der Zweisamkeit zu huldigen sowie darin aufzugehen.

Maries Kommentar

Inken hatte eine schöne Belohnung auf jeden Fall verdient. Um ehrlich zu sein, hatte ich desgleichen dringende Lust darauf, mehr mit ihr zu probieren. Ich forschte, wuselte so eifrig vor mich hin, bis ich dabei ein Haar von ihr zwischen den Zähnen hatte. Dies kleine Mißgeschick war schon sehr lustig. Ich denke, damit Sex richtig Spaß macht, muß dieser keineswegs perfekt sein, Lust kann oder muß auch lustig sein. Komischen Momente, kleinen Pannen, harmlose Mißgeschicke dabei geben dem Geschehen die besondere Würze, schaffen besondere Erinnungen, geben dem individuellen Erleben von Sexualität den angemessenen Raum. Perfekt wird letztlich schnell langweilig. Sex ist keine perfekte Inszenierung, bei welcher darauf geachtet werden muß, eine möglichst gute Figur zu machen. Solch Selbstinszenierungen verderben nur alles, nehmen einen den Spaß an der Lust, lenken bloß ab, man kann nicht in vollen Zügen genießen, weil stets die Befürchtung im Raum stehen würde, daß eine Panne passiert. Geht man hingegen davon aus, daß Perfektion kein Ziel ist, kann gleich freier agiert werden, Ausgelassenheit, Vergnügen wird priorisiert gegenüber Inszenierung einer Illusion.
Willst du also Spaß oder lediglich gut vor dir selbst dastehen?

Fast schon etabliert ist ja heute der Kult der kompletten Rasur. Bei der Frau scheinen Haare nur noch auf dem Kopf akzeptabel zu sein. Diese Einstellung ist selbstverständlich Blödsinn. Haare gibt es besonders an den empfindlichen Stellen. Zwar hat man ja seit langer Zeit Kleidung, um sich zu schützen, Haare indes geben uns doch stets ein klares Signal. Es ist ja schon fast als pervers zu bezeichnen, mit einer kompletten Enthaarung sozusagen Frauen sowie geschlechtsreife Mädchen wieder ins Stadium präpubertierender Kinder zu versetzen, um offenbar pädophilen Neigungen zu frönen.
Will der normale Mann eigentlich wirklich mit Frauen kopulieren, welche auf kindlich unreif gedreht sind?
Was ist gegen ein paar erwachsene Haare einzuwenden, muß ja nicht gleich ein Damenbart sein?
Was ist mit den Frauen sowie ihrem Selbstbewußtsein passiert, wenn es diesen unangenehm ist, wenn man da ein paar Haare sieht, etwa bei einem etwas luftigen Kleidchen Achselhaare oder auch welche aus dem Badehöschen oder Unterhöschen heraus?
Birgt eine derart aufmüpfige Haarpracht doch viel eher Authentizität, sexuelle Reife, ebenso eine deutliche Erotik, derer man sich nicht zu schämen braucht.
Die Haarpracht im Intimbereich bietet doch ebenso eine schöne Möglichkeit für eine originelle Frisur für den Liebsten oder die Liebste. So ganz nackt sowie glatt hat natürlich gleichfalls einen gewissen Reiz, eventuell damit genauso eine implizite Forderung zum Lecken. Genüßliches Wuseln sowie Wuscheln in üppiger Lockenpracht hat hingegen einen ganz eigenen Reiz.
Bei Oralsex ist solch ein brennender Busch keineswegs notwendig lästig, dieser weckt die Neugier des forschenden Geistes, sich durch Gestrüpp nebst Unterholz vorzuwagen, um zum Quell der Lust vorzustoßen, diesen sachte freizulegen wiewohl in Duft, Geschmack sowie Prickeln zu schwelgen.

Inkens Hymen – gut wie beschrieben, ein solches derart spüren dazu ganz zart sowie vorsichtig behandeln, es zum ersten Male sachte berühren, war ein schönes Erlebnis. Es ist wohl schon robuster als man sich das so gemeinhin vorstellen mag, auch soll dies bei verschiedenen Mädchen und Frauen ja stark variieren, so daß es also bei einer jeden etwas zu entdecken gibt, wo der Weg noch nicht gebahnt ist, jenes Tor der Lust nur einen kleinen Spalt weit geöffnet ist. Inken hat es mir in dem Moment anvertraut, ich gehe damit pfleglich sowie sorgsam um. Die Penetration mit einem Penis oder einem Dildo etc hat ja auch immer eine zerstörerische Komponente, etwas Gewalttätiges, um sich den Weg zu bahnen. Ich denke, mit etwas Geduld zusätzlich Sensibilität kann man den Aspekt der Gewalt ohnedies meiden, sich ganz sanft mit wiederholtem Dehnen sowie Massieren über einen längeren Zeitraum faktisch unbeschadet tiefen Zugang verschaffen. Diese Strategie mag lediglich bei den meisten Hymen erfolgversprechend sein, einige müssen vielleicht reißen, einige verlieren sich schon bei Sport oder der Selbstbefriedigung, einige sind unterdessen derart bescheiden, offen ausgeprägt, daß diese wiederum keinerlei Barriere für normale Eindringlichkeiten darstellen. Andere mögen hingegen fleischig oder fest sein, ein sanftes Eindringen ganz verhindern, so daß die arme Besitzerin damit sehr geplagt ist, wenn sie ihr Organ ganz gefüllt spüren möchte. Bei Inken hingegen meinte ich schon zu spüren, wie ich vorgehen könnte, um bei ihr diesbezügliche Irritationen von vorne herein zu vermeiden, ihr dennoch später einmal weitere, ganz andere Sensationen zu ermöglichen.

Inkens multipler Orgasmus kam alsdann schon überraschend dazuhin in sehr heftiger Ausprägung. Ich hatte es zwar drauf angelegt, daß sie noch nachlegt, weil ich sie gleich weiter stimuliert habe, daß sich das sodann gleichwohl derart intensiv entwickeln würde, hat mich im Eifer des Geschehens doch enorm verblüfft. Aber es tut einem selbstredend gleichfalls gut, wenn man das so einfach bei der Liebsten bewirken kann, wenn man sie so einfach in ein wirbelndes Bündel unkontrollierter Ekstase verwandeln kann. Darin liegt ebenfalls bedingungsloses Vertrauen, hemmungslose Hingabe. Davon kostet man natürlich sehr gern, genießt dieses Spiel mit der Lust der Liebsten. Es hat mich allerdings ebenso gelehrt, daß ich etwas aufpassen muß, um ein Überziehen zu vermeiden. Denn irgendwann wird ihr Körper überfordert von Intensität wie Dauer dieser Lustlösung, vielleicht setzt darüberhinaus ihr Nervensystem aus, jener Wirbel der Lust, jener Rausch der Sinne geht in einen argen Krampf über, in eine Revolte, welche deutlich anzeigt, ab wann es zuviel geworden ist. Folglich besser rechtzeitig Signale akkurat deuten, darauf eingehen, Katastrophen vermeiden, sorgfältig jene Zone bedenkenlosen Genusses ausloten, ohne Grenzüberschreitung selbstverständlich. An solch einer Zonengrenze angekommen spätestens gilt es, zügig zu reagieren, anders vorzugehen, um den überreizten Leib Zeit für Beruhigung, Entspannung, Ausgleich einzuräumen, damit dies heftige Erlebnis weiter schön genossen werden kann. An der Kante des Extrems zu balancieren, ist der Reiz, besser indes, man bleibt noch ein Stück direkt vom Abgrund weg, wäre es doch dumm, einen Absturz zu riskieren, wenn die Intensität des Reizes ein kleines Stück daneben noch im sicheren Bereich keineswegs bemerkenswert weniger ist. Eine Jagd nach Rekorden oder Extremen ist sowieso albern, es kommt ja doch eher auf Genuß, Glück, Kurzweil, Spaß an, worin man erfreulich gemeinsam schwelgen kann. In der Überreizung liegt kein Vergnügen mehr.
Bei der Selbstbefriedigung hatte ich mich gleichfalls durchaus schon zu mehreren Orgasmen hintereinander gebracht, dachte eigentlich, daß bei Inken wohl Ähnliches erreichbar sein könnte, hingegen fand sich bei ihr ersichtlich noch ein weiterer Zustand eines praktisch dauerhaften Feuerwerkes, eines kompletten Kontrollverlustes. Dieser Zustand erfordert von mir besondere Aufmerksamkeit, denn Inken jedenfalls hat ab einem bestimmten Punkt keine Möglichkeit mehr, dies selbst beschwichtigt auszubremsen, selbst noch regulierend einzugreifen.
Von Blockade zum kompletten Kontrollverlust in einem Rutsch – äußerst faszinierende Entdeckung!
Kontrolle dabei kommt folglich mir zu, ich werde damit Hüterin ihres Wohlbefindens. Dies allerdings tue ich sehr gern, so kann sie sich dem Feuerwerk gänzlich hingeben, sich darin verlieren, darin vertrauend, daß ich sie sicher führe sowie geleite, anschließend gleicherweise wieder sicher herunterbringe, letztlich geborgen in meinen Armen entspannen lasse.

Inken wird schnell feucht, obendrein glitschig, ich mag Geruch sowie Geschmack, ebenso, wie sich alles zusammen samt ihrer Zartheit anfühlt. Jene zum ersten Male erlebten Spritzer davon in der extremen Ekstase waren abermals überraschend interessant für mich. Derlei hatte ich noch nicht erlebt, auch bei mir selbst nicht. Ich indes fand dies lustig sowie aufregend, eine rein körperliche Bestätigung für ein sehr erfolgreiches, befriedigendes Vorgehen meinerseits bei ihr. Inken hat dies Phänomen jedoch zunächst etwas irritiert. Aber es wäre ja blöd, wenn sie deswegen Bedenken bekäme, sich ganz zu verlieren. Es ist in Ordnung, zum Glück hat Inken überdies in dieser Hinsicht kein distanziertes Verhältnis zu ihren Körpersäften. Sie darf selbstverständlich so glitschig sowie spritzig sein, wie es gerade kommt.
Wenn ihr Körper diese üppige, großzügige Absonderung in dem Moment für richtig sowie wichtig hält, warum dies dann zurückhalten wollen, sich damit unwohl fühlen?
Vergnügen, Lust, Ekstase sollen ungebremst obendrein in vollen Zügen ausgekostet werden, hemmungslos soll alles raus, was raus will, dabei braucht es keine Scheu oder Zurückhaltung, es ist gut, was guttut!
Denn auch dies ist ein ganz besonderer Saft, welcher sehr viel Freude schafft!

Zusammen

Im Nebenraum ging die Anlage an, das Radioprogramm kam durch die nur angelehnten Türen. Marie erwachte, hielt die nun gleichfalls erwachende Inken in den Armen, war erneut etwas erstaunt, wie gut beide selbst im Schlaf harmonierten. Im Schlaf bewegt man sich ja gleichfalls, bei ihnen beiden paßte diese unbewußten Bewegungen gleichwohl offenkundig gut zusammen, deswegen konnten beide gut eng aneinandergeschmiegt schlafen, es brauchte wohl kein wirklich großes Bett. Dieses war ja nun schon etwas breiter, für zwei genügsame Nutzer durchaus geeignet, manche Menschen brauchen indessen wohl durchaus mehr Freiraum. Jedenfalls mußten sie wohl kein größeres besorgen, denn sie vertrugen sich sehr gut.

Inken verströmte ein geradezu unheimlich glückliches Strahlen, in welchem Marie sich gerne sonnte, dieses einfach genoß. Beide küßten sich gleich innig zur Begrüßung des Montag Morgens, kuschelten, streichelten, alberten noch etwas herum.
Inken witzelte schon ganz munter: „Es ist doch noch Zeit?
Der Tag ist noch nicht nahe!
Es war das Nachtprogramm und nicht das Frühprogramm, welches die angstvolle Höhlung deines Ohrs durchdrang.
Nächtlich schmettern die Sänger nur ihre Lieder auf den behenden Wellen durch den Raum, glaub mir, Liebste, es war das Nachtprogramm!“
Marie, wohl auch vertraut mit jenem schicksalhaften Drama nahm den Faden scherzhaft auf: „Es war das Frühprogramm, der Herold des Morgens; kein Nachtprogramm. Sieh Liebste, was für neidische Streifen dort draußen am Himmel die schon trennenden Wolken mit netzenden Tränen säumen. Das lodernde Feuer der Nacht ist ausgebrannt, der fröhliche Tag geht auf Zehenspitzen schon durch die Stadt.
Wir müssen auf, um den Tag zu erhaschen!“
Inken grinste, tat sicher: „Das Licht dort drüben ist kein Tageslicht; ich weiß es genau. Es ist der fahle Schein einer Straßenlaterne, welcher unsere Sinne zu täuschen sucht.
Drum halt mich nur fest, noch müssen wir nicht fort!“
Marie erwiderte: „Fast will ich’s glauben, zu schön ist doch der Moment. So sei es nicht das Frühprogramm, welches uns hinauslockt. Ich habe mehr Neigung zu bleiben als Willen zu gehen. Der Liebsten Wort sei mir Gesetz fürderhin.
Es ist nicht Tag!“
Inken kamen nun allerdings doch wohl Bedenken: „Oh Liebste, es ist, es ist!
Wir müssen auf!
Es ist das Frühprogramm, dessen Sänger so falsch gestimmt sowie schräge klingt. Die harschen Mißtöne reißen uns doch hoch und auseinander. Manche sagen, diese Sänger hätten schöne Lieder, doch diese nicht, diese trennen uns mit harschen Mißklängen sowie häßlichem Krakelen.
Auf auf zur fröhlichen Jagd, nun ist kein Halten mehr!“

Und nach der kleinen, kurzweiligen klassisch assoziierten Einlage waren nunmehr beide doch ganz wach, bereit für den Tag. Somit war es letztlich doch Zeit zum Aufstehen. Der gemeinsame Besuch des Bades war ja fast schon eingeübt, deshalb funktionierte dieser schon sehr gut, gipfelte gleichwohl doch auch in innigen Zärtlichkeiten, für deren Genuß beide sich noch etwas Zeit ließen.

Heute trug wieder jede ihre eigenen Sachen, damit saßen sie bei Kakao und Müsli am Tisch, stimmten gleich die Zeit für das Treffen zum Mittag in der Mensa ab, wobei es Inken gar nicht gefallen wollte, sich nun für mehrere Stunden von Marie trennen zu müssen. Marie allerdings streichelte ihr über die Hand, redete ihr gut zu, beruhigte ihren liebsten Sonnenschein. So faßte Inken dann Mut, den Vormittag ohne Marie schon irgendwie zu überstehen. Sie war ja im Grunde ganz brav sowie vernünftig, sah natürlich ein, daß der Alltag sie nun wieder eingeholt hatte. Außerdem hatte ihr Studium eigene Reize, spannende Aspekte, die Trennung würde überdies ihr späteres Zusammensein umso intensiver werden lassen.

Alsdann fragte Inken: „Sag mal, wie handhaben wir das jetzt eigentlich?
Gehen wir offensiv damit um, daß wir jetzt zusammen sind, offenbaren unser gemeinsames Glück allgemein?“
Marie schaute sie an, legte den Kopf etwas schief: „Wenn du willst, ich habe keine Einwände.
Es ist ja nichts dabei, wenn man sich liebt, wenn man glücklich ist, letzteres kannst du doch auch gar nicht verbergen, so wie du strahlst, dazu verträumt lächelst!“
Inken kicherte vergnügt, zeigte wirklich ein umwerfendes strahlendes Lächeln: „Gut, also stehen wir dazu. Das klingt gut, richtig.“
Marie erwiderte: „Naja, mußt ja keineswegs gleich jeden unaufgefordert damit belästigen, den es gar nicht interessiert.
Aber wenn jemand fragt, warum es verheimlichen?
Es ist ja unsere Privatsache, von daher müssen wir diesen Sachverhalt niemandem ungefragt auf die Nase binden, aber es gibt auch keinen Grund, uns damit zu verstecken.“
Wieder wuselte Marie Inken sanft durchs Haar, welches Inken nun wieder wild und offen trug, der Zopf hatte sich irgendwie stark gelockert, worauf sie unter diesem Gesichtspunkt eben im Bad ebenfalls den von Marie wieder komplett gelöst hatte.
Inken meinte: „Ja, du hast Recht, auf die Nerven gehen müssen wir damit niemandem. Aber irgendwie werde ich wohl doch den Mund nicht halten können, na mal sehen.
Du meinst, man sieht mir gleich etwas an?“
Marie strich ihr sanft mit dem Handrücken über eine der strahlenden Wangen, erwiderte: „Klar, bei dir sprühen geradezu Glück sowie Übermut aus allen Poren und Knopflöchern, schon möglich, daß Klara und Bettina etwa gleich fragen, was dir widerfahren ist, daß dir die Freude geradezu aus den Ohren quillt!“
Beide lachten.

Anschließend stellten beide ihr Geschirr beiseite, machten sich für den Tag fertig, danach ging brachen beide auf. Marie wohnte in der näheren Umgebung der Universität, daher zogen beide zu Fuß los, Marie machte einen Umweg, begleitete Inken zum Hauptgebäude, wo deren Vorlesung stattfand. Ihr Abschied fiel Inken alsdann schon schwer, vor dem Gebäude standen beide, umarmten, küßten sich innig. Endlich aber gab Marie Inken einen aufmunternden Klaps auf den Po, spornte diese an: „Nun los, mein Sonnenschein!
Der Tag ist erwacht!
Frisches Wissen ruft schon sehnsüchtig nach dir!
Bis gleich in der Mensa!
Ist ja nicht so lang!“
Inken seufzte: „Ach Marie, schade, daß du nicht mitkommst, aber hast ja Recht, lang ist es eigentlich mitnichten, jedoch für mich wird sich die Zeit trotz aller Kurzweil samt all dem Wissenswerten in der Vorlesung ziehen!“
Marie lächelte sie an: „Für mich doch gleichfalls.
Du weißt ja indessen, was gefordert ist: Disziplin, Konzentration, Fokussierung, Zielstrebigkeit.
Alles hat seine Zeit.
Nun ist für dich Zeit für Vorlesung!
Für mich Zeit für Forschung!
Wissenschaft für beide!“
Damit trennten beide sich mit einem letzten Kuß, Inken eilte ins Gebäude, Marie schlenderte versonnen durch den morgendlichen Park hinter dem Hauptgebäude weiter zu dem Gebäude mit ihrem Bureau. Sie dachte an Inken, grinste, machte übermütig einen lustigen Sprung, kickte fast wie in einem Comic die Hacken ihrer Schuhe am höchsten Punkt zusammen, landete trotzdem noch ziemlich elegant wieder auf dem Boden, setzte gemütlich ihren Gang fort, lachte kurz und fröhlich auf. In dieser Weise mochte es für sie wohl weitergehen, dies erschien ihr der perfekte Weg zu sein.

Inken setzte sich im Hörsaal zu Bettina und Klara, welche schon da waren, man unterhielt sich nur kurz über die Übungszettel, kurz darauf begann auch schon die Vorlesung. Deshalb brauchte Inken erst einmal gar nicht zu berichten, warum bei ihr das Glück aus allen Knopflöchern quoll, obwohl dies wie prognostiziert Bettina und Klara vermutlich bemerkt haben mußten, aber sich vielleicht unterdessen mitnichten trauten, einfach so nachzufragen, bloß zum Stillen ihrer Neugier derart tief in die Befindlichkeit ihrer neuen Freundin einzudringen. Gute Stimmung erkennen, ist ja überdies immerhin deutlich besser, als jemanden frustriert oder depressiv zu erleben, wo es dann ja dringlicher wäre, daß man sich darum kümmern müßte, nachhaken, helfen, trösten, was auch immer. Zwar ist es wohl angenehmer, Glück zu teilen, doch beim Leid ist es doch ungleich dringlicher, wobei dies oft sorgfältiger zu verbergen gesucht wird. So allerdings konnten diesbezügliche Nachfragen oder Offenbarungen erst einmal warten, ihre Vorlesung ging pünktlich los.

Marie kam früh im Institut an, es war noch ziemlich still. Organisieren sowie konzentrieren war Maries leichteste Übung, also begann sie eben früh und munter mit der Arbeit, kam damit gut voran. Im Labor mußte einiges angeschaltet werden, im Bureau hatte sie ja desgleichen noch einige Sachen zu erledigen, welche sich aus der Besprechung in der Werkstatt am Freitag ergeben hatten. Fleißig arbeitete Marie, kam gut voran, lenkte sich so ganz gut ab. Sie bereitete zudem auch noch etwas für die wöchentliche Arbeitsbesprechung nach dem Mittag vor, ging ferner noch einmal kurz ihre Aufgabenliste durch, konnte hinsichtlich dieses Aspektes ganz zufrieden damit sein, was sie in der letzten Woche geschafft hatte.

Mittags in der Mensa war Marie zuerst da, hatte sich bereits mit ihrem Essen an einen Tisch gesetzt. Inken brachte Klara und Bettina mit, Marie war bereits gespannt, was passieren würde. Inken blieb jedoch relativ ruhig, streichelte Marie lediglich kurz über ihre Schulter. Sogleich setzten sich die drei zu Marie an den Tisch, begrüßten sich gegenseitig.

Inken fragte beim Mahl zum Zwecke der Konversation: „Wie ist das nun eigentlich mit der Relativität, der Raumzeit und so, Marie?“
Marie schmunzelte: „Ach, sofern ich das richtig in Erinnerung habe, kommt Relativistik nicht gleich im ersten Semester vor …“
Inken setze nach: „Kannst die Angelegenheit doch trotzdem mal für uns Frischlinge erklären?“
Klara bestärkte dies Ansinnen: „Ja, wie ist das nun anschaulich, ohne Formeln mal so unter uns?“
Ich lachte: „Ohne Formeln – anspruchsvoll – mit noch mehr, besonders der Kram mit der Raumkrümmung und so. Historisch hatte man ja zunächst die Vorstellung, daß Raum und Zeit nicht direkt etwas miteinander zu tun hätten.“
Bettina meinte: „Mit der Gleichzeitigkeit ist das ja so eine Sache …“
Marie bestätigte: „Ja. Damit hatte man allerdings schon vor Einsteins Aktivitäten auf dem Gebiet gewisse Probleme. Früher war man ja lediglich zu Fuß oder per Pferd unterwegs, Dörfer oder Städte langen zumeist eine ganze Strecke auseinander. Daher hat man schlicht die Uhrzeit lokal festgelegt, also steht im Zentrum, oft einer Kirche die Sonne mittags auf ihrem höchsten Stand, war eben zwölf Uhr mittags. Somit war die Uhrzeit in jedem Ort in Ost-West-Richtung etwas anders.
Problematisch wurde dies durch die Fahrpläne der Bahn, also den Fernverkehr – was darin als Reisezeit angeben, wenn die Uhrzeit überall anders ist?
Da gab es allerdings längst eine passable unabhängige Zeitmessung, also jedenfalls eine Messung von zeitlichen Abständen, etwa mit Pendeluhren, Wasseruhren, Sanduhren, später eben auch mechanischen Uhrwerken. Mit Taschenuhren wurde die Uhrzeit zudem transportabel, man konnte damit leicht von Ort zu Ort reisen, vergleichen, damit Zeitzonen einrichten, damit eben vermeiden, daß die Taschenuhrzeit im Zug mit der lokalen Zeit an den Bahnhöfen gar nicht harmoniert. Noch später konnte man per Funk synchronisieren, kam derart zu Zeitzonen, hatte damit dies noch eher profane Problem behoben.
Zudem hatten Experimente ergeben, daß im Vakuum die Lichtgeschwindigkeit immer gleich ist, also egal, ob von jemandem ausgesendet, welcher gerade fest auf dem Boden steht oder sich zügig bewegt, egal, wer hernach die Lichtquelle hält. Daraus ergab sich mehr oder weniger die spezielle Relativistik samt Dopplereffekt, Längenkontraktion, Zeitdilatation. Damit ist Gleichzeitigkeit oder eine Universaluhrzeit für alle exakt allenfalls erreichbar, wenn sich nichts zueinander bewegt. In einigen Situationen kann man eine exakte gemeinsame Zeit noch retten, in anderen ist dies ausgeschlossen.
Noch spannender sowie mathematisch anspruchsvoller wird die Angelegenheit mit der allgemeinen Relativistik, in welcher die Raumzeit erst richtig zum Zuge kommt, Masse und Energie krümmen die Raumzeit, diese gekrümmte Raumzeit bestimmt, wo es für Massen langgeht. Dazu gibt es den Befund der Äquivalenz von träger und schwerer Masse, die Effekte von Gravitation oder anderweitiger Beschleunigung sind also nicht voneinander unterscheidbar. Daraus ergibt sich eigentlich, daß jedes Objekt lediglich eine Eigenzeit hat. Eine einheitliche Uhrzeit für alle existiert im engeren Sinne nicht. Immerhin, in unserem Alltag ist ja eigentlich alles relativ langsam, kaum beschleunigt, folglich haben wir näherungsweise alle dieselbe Zeit. Aus dem Weltraum zügig herunterprasselnde Teilchen ticken allerdings schon merklich anders, leben länger, als wir gemäß unserer Zeit erwarten würden. Wir hier sind wiederum näher am Erdmittelpunkt als Satelliten, also tiefer im Gravitationsfeld, in der von der Erde gekrümmten Raumzeit, daher vergeht für uns die Zeit etwas langsamer als für die Satelliten weiter draußen. Eigentlich ist die Raumzeit ja nirgends wirklich flach, denn ohne Masse sowie Energie eigentlich keine meßbare Existenz für die Raumzeit – sowie umgedreht. Insofern ist die Angelegenheit eben kompliziert …“
Inkens Hand knuffte Maries Arm leicht: „Soso, kompliziert. Heißt indes formal praktisch betrachtet, wenn wir von Vorlesung zu Vorlesung beschleunigen, altern wir langsamer als du, wenn du in dieser Zeit bloß im Labor oder Bureau stehst oder sitzt oder meditierst.“
Marie nickte: „Jaja, allerdings werden sich da biologische Effekte deutlicher auswirken, wenn ihr hetzt, euch Streß macht, altert ihr biologisch schneller als in stiller Kontemplation …“
Klara sinnierte: „Biologische Relativistik …“
Bettina fügte hinzu: „Gibt darüberhinaus ja freilich noch psychologische Relativistik: Ist eine Vorlesung langweilig, scheint sich die Eigenzeit endlos zu dehnen, sind eigene Aktivitäten demgegenüber gerade spannend, verfliegt die Zeit nur so …“
Marie ergänzte: „Im Rückblick wiederum ist es umgedreht, von der verlangweilten Vorlesung bleibt nichts im Gedächtnis hängen, die vertane Zeit schnurrt empfunden zusammen, intensive Erlebnisse hingegen bleiben, nehmen überproportional viel Platz in den Erinnerungen ein.“
Klara fragte: „Was davon ist nun wahr?“
Marie erläuterte: „Wahrheit ist ein großes Wort. Physikalische Effekte sind meßbar, belegbar, reproduzierbar. Die biologischen Effekte sind gleichfalls belegbar, zeigen allerdings bloß den Einfluß einer komplexen Umwelt auf einen komplexen Organismus, stehen damit in keinerlei Konflikt zu den physikalischen Effekten. Psychologie, Selbstwahrnehmung, Erinnerungen, Erlebnisse, hmmmm diese Phänomene sind kniffliger. Selbstverständlich basiert all dies ebenso auf komplexer Biologie, damit auf Chemie, damit auf Physik. Obzwar dies alles zusammenhängt, lassen sich Wahrnehmungen, manipulierbare Erinnerungen, die Art menschlichen Denkens ja derzeit keineswegs mit einfachen physikalischen Zusammenhängen beschreiben. Sinnestäuschungen kennt ihr doch gut. Was das Gehirn aus der Rezeption der Welt macht, ist mit Vorsicht zu genießen. Unsere Interpretation der Welt ebenso wie des eigenen Ichs ist immer eine Vereinfachung, eine mehr oder weniger subjektive Sicht. Wissenschaft betreiben bedeutet Ideen sowie Hypothesen aufstellen, teilen, sozialisieren, nachprüfen, reproduzieren, widerlegen, um gemeinsam etwas zu erhalten, was mehr mit der Realität zu tun hat als unser subjektives, stark eingeschränktes Bild davon.“
Die drei plauderten neben dem Essen noch weiter.

Marie hatte in einer Gesprächspause lockend eine Hand auf dem Tisch positioniert, daß es Inken wohl schwerfallen würde, lange zu widerstehen, bald würde diese automatisch danach greifen. Das geschah kurz darauf wie vermutet, sie strich sanft über Finger sowie Handrücken, ohne Eile drehte Marie ihre Hand, hielt jene von Inken. Diese mußte kichern, deshalb wurden Klara und Bettina endgültig aufmerksam, daß da etwas lief.
Klara nickte grinsend, kommentierte: „Müßt ja ein lustiges Wochenende gehabt haben, Inken strahlt schon den ganzen Morgen wie ein Honigkuchenpferd!“
Inken schaute etwas verlegen, erläuterte daraufhin zögernd: „Ja, wir sind uns etwas nähergekommen, war ein ereignisreiches Wochenende.“
Sie hielt ansonsten inne, erzählte nicht weiter, obwohl Klara und Bettina sie neugierig ansahen, ebenso Blicke auf Marie warfen, welche lediglich ruhig den Kopf neigte, lächelnd mit einem kurzen Nicken auf Inken verwies.
Endlich platzte es aus Bettina hervor: „Inken, nun erzähl schon, spann uns doch nicht so auf die Folter!“
Inken schaute schüchtern auf den Tisch, schluckte herunter, begann hierauf: „Also, wir haben am Freitag noch einen Spaziergang gemacht. Spät in der Dämmerung sind wir im Verlaufe des Ausflugs allerdings in einer einsamen Ecke des Parks von vier Typen belästigt worden. Ich wäre fast gestorben vor Angst, Marie im Gegensatz dazu hatte stets alles unter Kontrolle, hat uns beide gerettet …“
Klara und Bettina schauten plötzlich ernst, Klara fragte nach: „… wie … belästigt?“
Inken berichtete leise: „… haben schlimme Sachen gesagt … übles Vokabular, eindeutig noch weit üblere Absichten … gedroht … wollten uns angreifen … was mit uns anstellen … ich war gelähmt vor Angst, konnte nichts mehr …“
Klara und Bettina rissen vor Entsetzen ihre Augen und Münder auf, schluckten.
Bettina brachte endlich hervor: „Und dann?“
In der Erinnerung wirkte Inken wieder etwas verstörter, also ergänzte Marie: „Ich habe die Typen aufgefordert, uns gehen zu lassen, wollten freilich nicht, im Gegenteil. Gut, ich habe viel Erfahrung in Selbstverteidigung sowie gute Routine, habe überdies bereits Kurse geleitet, ist jenen Schurken also ziemlich schlecht bekommen, als diese angegriffen haben. Inken war dabei sowie hernach jedoch sehr verstört – was eine normale Reaktion ist. Als jene vier Typen abgezogen sind, habe ich sie zu mir gebracht, sie letztlich getröstet sowie betüddelt, daß sie wieder zu sich kommt …“
Klara konnte es nicht fassen: „Vier Typen!
Du meine Güte!
Wie gut, daß du sie abwehren konntest!“
Inken nickte, hatte sich wieder gefaßt, berichtete kurz weiter: „Jedenfalls habe ich mich im Anschluß bei Marie ausgeheult, irgendwie haben wir im Zuge dieses emotionalen Austauschs festgestellt, daß wir sowieso schon Interesse aneinander hatten, uns lediglich beide nur nicht getraut haben.
Nun sind wir jedenfalls ein Paar!“
Inken lächelte wieder, Marie fuhr ihr sanft mit der freien Hand durchs Haar. Bettina und Klara schüttelten noch immer fassungslos den Kopf bezüglich des Überfalls.
Bettina fand zuerst wieder Worte: „Jedenfalls hat es so ja doch ein gutes Ende genommen, habt euch gefunden, das ist doch schön!“
Inken ergänzte: „Mehr als das!“
Klara beteuerte: „Das freut mich selbstredend sehr für euch, ein guter Ausgleich nach dem grauenhaften Erlebnis.“
Inken nickte: „Ja, diese prickelnde Wendung hat alles geändert, nun ist alles anders, gut.“
Bettina scherzte: „Oh, diese Hinwendung werden hingegen ein paar Jungs schwer bedauern, daß du dich nun so orientiert hast, daß diese gar keine Chancen haben!“
Inken grinste bloß keck, zuckte ihre Schultern, erwiderte: „Na, mir war meine generelle Neigung bereits vorher klar, daß die Jungs folglich mitnichten auf mein Interesse stoßen, Marie ist da wohl schon flexibler, aber nun ist zu spät!“
Sie lachten alle vergnügt, Marie witzelte: „Och, gönnst mir also nicht mal so einen zarten Frischling für zwischendurch?
Sehr besitzergreifend!“
Weil Marie gleichwohl lachte, Inken vertraulich liebkoste, verstand diese den Scherz wohl, lachte mit, wie auch Klara und Bettina.
Letztere meinte dazu: „Naja, wir werden es ja keineswegs gleich herumposaunen, wir können schweigen, oder?“
Dabei wendete sie sich an Klara, diese nickte lächelnd: „Klar, Privatsache, notfalls stehen wir Inken bei, wenn ein gar herrlich süßer Typ über die Maßen schwer verzaubert ist, weil sie nun schwer verliebt wie ein Honigkuchenpferd grinst, strahlt, er diese Signale unbändiger Lebensfreude völlig mißversteht!“
Alle amüsierten sich bei der Vorstellung, Marie bestätigte: „Ist sehr nett von euch, daß ihr Inken beisteht, wenn ich nicht dabei bin. Der Überfall im Park hat sie doch sehr gefordert. Danach kann selbst bei harmlosen Anträgen oder unbeholfenen Liebesbekundungen von Jungs etwas Beistand extrem nützlich sein, mit euch zusammen wird Erschrecken, eine panische Reaktion bei falscher Wortwahl hoffentlich vermeidbar sein. Immerhin könnten wir Inkens Zustand vorsichtshalber noch als fragil einstufen, dieser Überfall war übel, hatten einen Schatten auf ihr sonniges Gemüt geworfen, welchen ich zwar sogleich zu vertreiben versuchte. Doch wie das so ist mit Gewittern, unerwartet kann doch noch etwas nachkommen, wenn sich aus scheinbar nichtigem Anlaß abermals einen mächtige Wolkenfront aufbaut.“
Bettina und Klara merkten wohl, daß Inkens aktueller Zustand noch unter angegriffen eingestuft werden mußte, nickten bei meinen Ausführungen, klopften sanft Inkens Schulter, versicherten: „Kannst dich auf uns verlassen!“ und „Ja, bestimmt, wir stehen dir bei, wenn jemand aufdringlich wird.“

Damit war das so weit geklärt, ihre Mittagspause unterdessen vorbei. Sie diskutierten noch kurz den weiteren Verlauf des Tages, vielleicht würden am späten Nachmittag Klara und Bettina noch mit zu Maries Bureau kommen. Marie sprach noch kurz den bislang allenfalls vagen Plan an, alsbald mal eine Festplatte für Inkens Rechner anzuschaffen, später darauf Debian einzuspielen. Derweil konnte allerdings noch kein Zeitplan für den Einkauf festgelegt werden. Je nach Zeit würden sie dazu also vermutlich kurzfristig, spontan aufbrechen, in der Innenstadt einschlägige Geschäfte aufsuchen.

Inken, Bettina und Klara zogen also wieder los, wobei Klara und Bettina noch Anteil an Inkens Erlebnissen nahmen, diese hinsichtlich des Überfalles trösteten, sie indes ebenfalls zur neuen und so bezaubernden frischen Liebe beglückwünschten, wobei beide darauf achteten, sowieso den Schwerpunkt des Gesprächs auf letzteres zu legen, womit es gut gelang, von den verunsichernden Erlebnissen im Park abzulenken. Inken ließ beide zwar etwas teilhaben an ihrem frischen Glück, hielt eine ausführliche Berichterstattung über ihre Aktivitäten jedoch für unangemessen, verzichtete bei ihren Ausführungen folglich au Details ihrer Liebelei. Weil beide nun wiederum über ihr eigenes Privatleben bislang weitgehend geschwiegen hatten, kamen diesbezüglich auch jetzt keine Nachfragen von Inkens Seite. Immerhin hatten beide ehrlich, offen erfreut auf ihre Offenbarung reagiert. Eigentlich wären nähere Informationen schon interessant gewesen, ob diese gleichfalls eine gewisse Blockade bei der Selbstbefriedigung hatten oder haben, ob nach Überwindung einer solchen bei ihnen eine ähnlich glitschige Eskalieren vorkäme, wenn es endlich passierte. Details verbarg Inken also lediglich hinter einem glücklich-schelmischen Grinsen, so daß Klara und Bettina wohl davon ausgehen konnten, daß emotional, gefühlsmäßig alles sehr gut, um nicht zu sagen sehr befriedigend mit Inken und Marie ablief.

Marie schlenderte zurück zu Labor und Bureau. Unverkennbar waren Bettina und Klara wirklich sehr nett, hatten kein Problem damit, daß sie und Inken nun ein Paar waren. Inken hatte ihre Freundinnen allem Anschein nach gut gewählt, Marie war beruhigt, sie in dieser Gesellschaft zu wissen, wenn sie nicht bei Inken sein konnte. Wie Inken auf die direkte Erinnerung reagiert hatte, zeigte, daß sie deswegen noch immer verunsichert war, was ja nun keineswegs dermaßen erstaunlich ist. Immerhin lachte sie schnell wieder, es ging ihr insgesamt sichtlich gut. Ein wenig würden beide also weiterhin an jener Erinnerung arbeiten müssen, allerdings geschickt, wobei jedenfalls vermieden werden mußte, so in der Wunde herumzubohren, daß sich alles noch schlimmer verfestigte, als es wirklich war.

Wieder im Institut fand bald darauf die wöchentliche Arbeitsbesprechung ihrer Gruppe statt. Marie berichtete dabei über ihren Termin in der Werkstatt, erläuterte ein paar Ergebnisse dieser Besprechung. Ferner hatte sie darüberhinaus schon ein paar kleinere wissenschaftliche Ergebnisse zu präsentieren. Weil sie hinwiederum erst am Anfang ihrer Arbeit stand, hatten andere mehr Ergebnisse zur Präsentation verfügbar, wollten demzufolge mehr besprechen, folglich verlief diese Besprechung für sie eigentlich ziemlich ruhig.
Nach der Besprechung trafen ja gleichfalls bald jene Studenten ein, welche Marie bei einem Praktikum betreute. Mit diesen hatte sie eine weitere Besprechung inklusive Diskussion sowie Erläuterungen zum Praktikumsversuch, bis diese alleine weitermachen konnten, Marie letztlich erst einmal wieder weiterarbeiten konnte. Dieser Praktikumsversuch mit den Studenten nahm zwischenzeitlich schon noch Zeit in Anspruch, was jedoch als normal einzustufen war. Anfangs brauchen Praktikanten immer etwas, um sich einzufinden. Marie wiederum mußte bei der Praktikumsbetreuung noch Routine hinzugewinnen.

Am späten Nachmittag brachte Inken Bettina und Klara wie angedeutet wirklich mit. Nachdem sie ihre Sachen im Bureau abgelegt hatten, schlug Inken vor, daß Marie doch etwas im Labor zeigen könnte, sie wären heute schon ziemlich fleißig gewesen, etwas Abwechslung wäre doch sehr schön. Weil Marie noch keine Messung laufen hatte, nahm sie den Vorschlag gerne an, zeigte den dreien ein paar Sachen. Damit Inkens Idee hinsichtlich der Abwechslung dabei gut klappte, konnten die drei sogar ein paar Gerätschaften ausprobieren, selber ein wenig experimentieren, praktische Erfahrungen mit typischen Gerätschaften, Meßgeräten sammeln. Marie hatte sogar gerade ein einfaches Vorexperiment, welches durchgeführt werden sollte, dieses führten sie durch, wechselten nach Abschluß zurück ins Bureau, um auszuwerten. Marie erläuterte, wie die Daten automatisch auf den Bureaurechner gelangen, wie man mit eigenen Programmen die Daten auswertet, was eine Fehlerrechnung gleich beeinhaltet. Anschließend ging es noch um die Visualisierung der Ergebnisse. Dadurch hatten die drei gleich schon einmal einen guten Einblick in ein komplexeres Experiment, hatten damit gute Motivation, warum sie so aufmerksam lernen mußten, um das hernach später ebenfalls einmal ähnlich anzugehen oder durchzuführen. Inken kannte ja schon einiges, Klara und Bettina waren dahingegen schwer beeindruckt durch die Komplexität der Anlage, gleicherweise durch den Grad der Automatisierung. Inhaltlich war es für die drei Studienanfänger natürlich nicht so einfach, alles im Detail zu verstehen, aber Marie gab sich schon Mühe, anschaulich vorzuführen, was sie tat, warum was wie ungefähr gemacht wurde. Sie erläuterte obendrein das generelle Konzept ihrer Forschung, wodurch ihr jeweiliges Handeln ungefähr einzuordnen war, inklusive des gerade durchgeführten Vorexperimentes. Dadurch wurde deutlich, welche Intention verfolgt wurde, obendrein die grobe Forschungsrichtung, in welche man die ganze Arbeitsgruppe einordnen konnte.

Die drei setzten sich anschließend doch noch an den Tisch, schlossen die Arbeiten an dem Übungszettel ab, der als nächstes abzugeben war. Später verabschiedeten sich Klara und Bettina. Inken begleitete Marie, um die Labore zu sichern sowie abzuschließen.

Marie schaute auf die Uhr, schätzte: „Hmmm, wir sind ja heute mit dem Rad gekommen. Daher müßten wir erst heim, um diese zu nehmen, um die Innenstadt aufzusuchen. Wir wollten doch eigentlich deine neue Festplatte kaufen … Könnte sich somit hinziehen.“
Inkens Hand fuhr durch die eigene, wilde Haarpracht: „Tja, eilt doch nicht.
Gehen wir los, überlegen Daheim, ob sich der Ausflug in die Innenstadt noch einbauen läßt!“
Also zogen beide los, heim zu Maries Wohnung.

Unterwegs fragte dann Inken nebenbei: „Heute Mittag, meintest du das vielleicht doch ernst mit den jungen Burschen?“
Marie schaute sie erst fragend an, endlich fiel aber wohl der Groschen, sie wußte, worauf Inken anspielte: „Oh, du meinst, daß ich ab und an mal Lust haben könnte, einen kecken, knackigen Burschen zu vernaschen?
Mich erfüllen lassen von einem quirligen, geschmeidigen Gliede?“
Inken wirkte etwas unsicher, erwiderte: „Äh oh, äääähm ja, habe nachgedacht, ich meine, du stehst ja gleichfalls auf Jungs, vielleicht bin ich da nicht genug?
Bislang hast ja nur du mich verwöhnt.
Würdest du vielleicht lieber mit solch einem Burschen etwas Spritziges erleben?“
Marie aber lachte herzlich, strubbelte Inken übermütig durch die wilde Haarpracht, erwiderte darauf: „Ach Inken, Interesse hängt doch an der Person, keineswegs an solch mehr oder weniger kleinen Anhängseln. Ich räume schon ein, rein zum Spaß hat solch ein potenter, ungezähmter Hengst durchaus seine Reize, welche zum Lustgewinn gereichen. Wenn solch ein Bub feine Tricks drauf hat, sich gut bewegen kann, kann er einen schon ganz schön kirre machen mit seinem Gemächt. Wir beide indes haben doch weit mehr miteinander als bloß Spaß am herummachen.
Spritzig kannst du doch offenkundig im Überigen sehr gut, daran wird es uns wohl keineswegs mangeln!
Ich habe dich sehr lieb, sehe da gar keinen Grund, nach knackigen, jungen Burschen zu linsen.“
Inken atmete erleichtert aus, meinte hierauf immer noch etwas unsicher: „Oh, ich meine, ich weiß eben noch nicht so genau, wie ich damit umgehen soll, ist ja doch immerhin ein gewisser Unterschied. Wenn du drauf stehst, daß dir einer seinen Penis reinsteckt, habe ich in dieser Hinsicht ja doch wenig zu bieten zum reinstecken.“
Marie umarmte sie sogleich, küßte sie zärtlich, machte klar: „Natürlich gibt es da diverse Unterschiede nebstdem im Detail etwas andere Möglichkeiten, du hast ja gleichermaßen einiges zu bieten, was solche Jungs wiederum nicht haben oder was da jedenfalls nicht attraktiv wirken würde, wenn diese derlei Formen, Details hätten, aber ich vermisse bei dir jedenfalls nichts in dieser Hinsicht. Es kommt darauf an, die jeweilige Einzigartigkeit zu würdigen, unsere faktischen Schönheiten per Existenz zu feiern.
Burschen sind ebenfalls unterschiedlich, jeder mag seine Reize haben, du hast meine Liebe!
Ich vermute doch, es wäre dir vermutlich etwas unangenehm, eventuell gar schmerzlich, wenn ich mich einfach so anderweitig nicht bloß umsehen würde, sondern sogar zugreifen, mir einen solchen spritzigen Hengst willig reiten würde. Ich wäre diesbezüglich gleichfalls etwas unruhig, wenn du anderweitig deutliches Interesse zeigen würdest. Ich meine, wenn in dieser Hinsicht Bedürfnisse nach erweiterten Erfahrungen aufkommen, sollten diese einerseits kein Tabu sein, andererseits sollten wir im Bedarfsfalle offen wie frühzeitig drüber reden, uns letztlich einigen, wie wir in der konkreten Situation damit umgehen, dem Drang gemeinsam nachgehen, Freiraum lassen.
Aktuell besteht doch kein konkreter Anlaß, unser gegenseitiges Begehren ist groß sowie frisch, da dürfte vorerst die Fokussierung des Forscherdrangs auf die Liebste sehr einfach sein, ein Lächeln, Augenzwinkern genügt, oder?
Das ist ja mal nichts, wenn sich die eine auf Kosten der anderen vergnügen würde, wo wir uns doch beide lieben.
Das tut ja weh, wenn man sich zurückgesetzt fühlt, derlei können wir doch aber leicht vermeiden, oder?“
Inken nickte: „Ja, ja selbstverständlich. Ich glaube nicht, daß ich einfach so anderweitige Interessen entwickeln könnte. Dir vertraue ich, was mir sonst bei anderen Menschen, neuen Bekanntschaften gar nicht leichtfällt. Wenn dir bei mir nichts fehlt, so ist das großartig, ich vertraue dir.“
So gingen sie Arm in Arm weiter, Marie witzelte: „So ein knackiger Bursche ist schon kurzweilig, du bist mir indessen schon tausendmal süßer und wichtiger. Wenn du auch Interesse hättest, könnten wir ja prima gemeinsam diesen oder jenen vernaschen, obendrein im wilden ritt wilder Hengste Kurzweil treiben.
Doch ich sehe diesen Aspekt ziemlich einfach und pragmatisch, wir sind uns genug, was?
Sollte es mich nach Erfüllung gelüsten, käme für unsere Spiele doch zunächst Sexspielzeug in die nähere Auswahl. Solch ein junger Hengst wäre eine riskante Erweiterung, lebendig, wie dieser ist, stellt er womöglich noch Ansprüche, wird frech, aufmüpfig, bockig, spielt keineswegs immer mit oder hat ein Erektionsproblem, wenn wir streng fordernd gucken … lassen wir jenen jungen, starken, flinken Hengsten ihren Spaß mit willigen Stuten auf dem Campus, lassen unsere Finger davon.“
Inken nickte einverstanden, lehnte vertraut ihren Kopf an Maries Schulter, witzelte mit: „Könnten ja stattdessen mal gemeinsam dieses oder jenes hübsche Mädel verzaubern, gemeinsam von dieser süßen Frucht kosten, falls es uns mal überkommen sollte, aus fremden Näpfen zu naschen.
Was sollen die willigen Stuten noch mit den flinken, starken Hengsten, wenn diese mit uns schmusen dürften?“
Beide lachten, es war ihnen nun klar, daß gemeinsam doch die Hauptsache war, sie einander vertrauen können. Bei Bedarf nach Abwechslung sollten beide sich jedenfalls einig sein, es wäre sicherlich komplett unangemessen, sich dabei etwa gegenseitig unter Druck zu setzen, das wäre die Angelegenheit ja keinesfalls wert.

Daheim angekommen, legten beide erst einmal ihre Sachen ab, schauten abermals auf die Uhr.
Marie neigte den Kopf, wägte ab: „Wenn wir uns beeilen, kommen wir zügig in die Innenstadt. Festplatte zum Einbauen ist ja keine große Angelegenheit. Bißchen umschauen ist allerdings immer dabei, was es sonst noch so gibt.
Machen wir’s?“
Inkens Hand fuhr sich an den Kopf, kratzte dort kurz, was offenkundig die Entscheidungsfreudigkeit förderte: „Machen wir’s einfach!“
Also sputeten sich beide, nahmen ihre Räder, spurteten los Richtung Innenstadt.

Weil beide ja sowieso im Netz geguckt hatten, wußten sie sogar bereits, welchen Laden sie aufsuchen wollten. Sollte dort gerade nichts Passendes mehr im Regal liegen, gäbe es ja noch Alternativen. Wohlgemut steuerten sie folglich das anvisierte Geschäft an.

Dort fand sich in der Tat die begehrte Festplatte schnell. Inkens Zugriff war entschlossen. Danach schauten beide sich gemäß Maries Vorgabe noch in aller Ruhe um, fanden gar noch Kleinigkeiten ihres Interesses, darunter noch eine externe Festplatte für Sicherheitskopien, was Maries Idee war, welche diese sogar für Inkens Bedarf spendierte. Insgesamt hatten sie allerdings alles relativ schnell gefunden, im Anschluß bezahlt, den Laden wieder verlassen. Auf dem Rückweg waren sie wieder munter unterwegs, froh über die zeitnahe Umsetzung dieses Teils ihres Vorhabens. Mehr Arbeit würde ja noch mit der Installation des zweiten Betriebssystem auf beide zukommen.

Inkens Kommentar

Es war grausam, unsere frische Liebe so früh schon zu trennen, wenn zu diesem Zeitpunkt auch bloß für ein paar Stunden. Gern hätte ich mich einfach an Marie geklebt, nie wieder losgelassen. Aber praktisch bleibt solche Anhänglichkeit ja ausgeschlossen, Marie findet immer auch noch zutreffende Argumente, um vernünftig zu sein, ebenso darum bin ich bei ihr sicherlich genau richtig. So kamen wir also doch irgendwie raus aus den Federn und wieder rein in den Alltag.

Und natürlich war ich gar nicht so sicher, wie man darauf reagieren würde, daß wir zusammen waren, unser Glück wollte ich gleichwohl unterdessen keineswegs verheimlichen. Wir leben in einer multikulturellen, freien Gesellschaft. Homosexuelle Beziehungen sind gesellschaftlich akzeptiert, wenn es auch individuell nach wie vor gelegentlich Vorurteile, abschätzige Bemerkungen geben mag. Insgesamt kommt doch ein jeder mit seiner Sexualität durch, sofern sich dafür jedenfalls passende, willige Partner, Puppen oder was auch immer finden. Immerhin leben wir in diesem Jahrhundert, im richtigen Land, sogar in der Großstadt mit großer Toleranz für eigene Wege bei der persönlichen Lebensgestaltung. Deshalb darf man doch wohl hoffen, sein Leben selbständig bestimmen und führen zu dürfen. Ist ja Privatsache, geht sonst niemanden etwas an. Sind alle Beteiligten mündig, freiwillig dabei, ergibt sich daraus keinerlei Anlaß für Einmischungen von Unbeteiligten Beobachtern oder bloßen Mitwissern.
Klaras und Bettinas Reaktion war mir selbstredend sehr wichtig, dieser Moment war richtig spannend, beide haben mich nicht enttäuscht, also hat sich die Wahl der Freundinnen obendrein als richtig erwiesen.
Daher war das Mittagessen in der Mensa also mehr als gut, weil ich endlich Marie wiedersah, ferner, weil sich Bettina und Klara mit uns freuten, daß wir uns gefunden hatten, offen zueinander bekannten. Den Überfall mußte ich ja schon erwähnen, diese uns aufgedrängte Widerlichkeit hat beide schockiert, nichtsdestoweniger wohl obendrein gewarnt, daß es doch ein paar arge Ecken in der Stadt gibt. Es war hierauf des Weiteren ganz rührend, wie sie sich gekümmert haben, mich umsorgt sowie mich ebenso insofern abgelenkt haben, als sie doch mehr auf die frohe Botschaft der frischen Liebe eingegangen sind. Auf diese Weise haben wir den Überfall nicht mehr groß thematisiert.
Als wir später bei Marie waren, hat diese es ja gleichfalls gut verstanden, uns drei gut zu unterhalten, mit interessanten Sachen zu füttern, so hatten wir einen aufregenden sowie schönen Tag.

Was bedeutete uns nun das Gespräch auf dem Heimweg?
Statt des Tausches alberner sowie nichtssagendes Treueschwüre, haben wir doch erforscht, in welcher Weise wir zueinander standen. Wir haben obendrein gut sowie sorgfältig herausgearbeitet, was uns beiden wichtig ist: Zusammen und gemeinsam erleben ist wichtig, sich einigen, sich vertrauen, im Zweifelsfalle den Diskurs direkt sowie offen suchen, also ehrlich diskutieren, was wichtig und für uns richtig ist, wohin unser Drang uns auch führen mag, welche gemeinsamen Weg dies alsdann zur Konsequenz haben mag.

Festplatten besorgen war eine Kleinigkeit. Ich freute mich darauf, das Betriebssystem alsbald auf dem eigenen Rechner auszuprobieren. Auf Maries Rechnern hatte diese mir ein Nutzerkonto eingerichtet, mit eigenem Rechner ist es indes doch besser, wenn dort alle eigenen Daten verfügbar sind. Daheim hatte ich eine alte externe Festplatte für Sicherheitskopien, nebenbei einige USB-Sticks. Ist allerdings richtig, alle paar Jahre eine neue von angemessener Größe, ist angemessen. Maries Hinweis auf das anderweitige Dateiensystem machte ferner deutlich, daß es sinnvoll wäre, ebenso auf der neuen Festplatte nahezu die gesamte Größe mit diesem Dateiensystem zu partitionieren, schlicht weil dies deutlich besser ist als das des alten Betriebssystems. Mit der neuen, großen, einzubauenden Festplatte mußte dabei ja ebenso die Größe passen. Damit hatten wir jedenfalls schon einmal alle notwendigen Komponenten zusammen.

Maries Kommentar

Mit munterer Heiterkeit kann man sich doch so manchem Abschiedsschmerz stellen. Schmerz sowie Sehnsucht sind ja keineswegs notwendig proportional zur voraussichtlichen Dauer einer Trennung, sondern eher zur Innigkeit der Bindung. Derart frisch wie intensiv die Liebe bei uns an dem Wochenende aufblühte, war es selbstredend mit Schwierigkeit verbunden, voneinander zu lassen, folglich alberten wir noch ein wenig herum, mußten zunächst mit dem Gedanken etwas spielen, um uns dem profanen Sachverhalt vorbehaltlos zu stellen: gemeinsames Wochenende vorbei, stattdessen spannende Arbeit, neues Wissen, die Neugier selbst lockt zum Wochenbeginn mit frischem Fleiße, angemessener Aufmerksamkeit, um hernach umso besser später teilen zu können, was man getrennt erlebt hat. Bis zum Mittag war objektiv gesehen die Zeit ja wirklich eher kurz bemessen. Doch man weiß es ja, empfunden wird die Zeit doch ganz anders. Sehnt man sich, so scheint diese sich endlos zu dehnen, doch ist dies Warten aufeinander vorbei, schnurrt die ereignislose Zeit zusammen zu einem Nichts.
In lieber Gesellschaft jedennoch, im spannenden Tun scheint die Zeit eilends zu verfliegen. Indessen wird man dafür mit reichhaltiger Erinnerung belohnt.

Daß wir unsere Beziehung und Liebe nicht verbergen sollten, war ja ganz klar. Wobei es auf der Welt jedoch haufenweise Irre, Idioten sowie verklemmte Spinner gibt, welche es nicht ertragen können, wenn andere ihren eignen Weg gehen, dabei alsdann obendrein noch im Gegensatz zu ihnen glücklich sind. Deswegen verharrt doch mancher lieber in verstockter Engstirnigkeit, projiziert eigene Schlechtigkeiten auf andere, um sie dort zu verfolgen, weil sie sich den eigenen Schwächen sowie Fehler nicht zu stellen wagen. Immerhin, wo wir leben, gibt es gleichermaßen Toleranz, allerdings gelegentlich doch weniger, als man so annehmen würde. Aus diesem Grunde braucht man den Ärger nicht geradezu ohne Notwendigkeit provozieren. Es war unterdessen selbstverständlich ziemlich klar, daß Inken ja keineswegs ernsthaft in der Lage wäre, unser frisches, heftiges Glück lange zu verbergen. Sie ist eben ein Sonnenschein ohne Arg. Selbstredend ist solch eine Offenbarung ganz richtig, ihren Freundinnen diese wichtige Neuigkeit vorzuenthalten, wäre wiederum unangemessen gewesen, eine Belastung für ihre frische Freundschaft. Da Klara und Bettina allerdings natürlich zu den Netten gehören, haben beide sich einfach mit uns gefreut. Deshalb hatten beide selbstverständlich gleichfalls eine kleine Laborführung samt einer kleinen experimentellen Aufgabe wohl verdient.

Die Überlegungen auf dem Heimweg zu unserer Beziehung waren natürlich schon tiefgehender, als man es bei solch einer Plauderei nebenbei vermuten könnte. Dieser kleine Diskurs hat somit schon etwas festgelegt, wie wir zueinander standen, wie wir uns verhalten wollten, mehr oder wenige eine verbindliche Festlegung aufeinander, auf welche beide hernach aufbauen konnten. Für mich war der Haken dabei allerdings, daß ich Inken gegenüber ja schlecht meine finsteren Seiten über längere Zeit verbergen konnte, gerade weil wir uns gegenseitig versichert hatten, alles gemeinsam sowie zusammen anzugehen. Meine Zurückhaltung diesbezüglich ihr gegenüber würde ich nun keineswegs geradezu eine Vergiftung dieser schönen Vereinbarung bezeichnen, welche sich doch eindeutig auf eine Erweiterung sexueller Aktivitäten mit anderen Partnern bezog, indes, etwas drückte mir der Schuh nun schon. Auf Dauer sollte ich diesen Aspekt meines Lebens vor ihr sicherlich keineswegs geheimhalten. Allerdings war ich noch ziemlich ratlos, wie ich diese Information unterbreiten konnte, ohne für unnötige Irritation oder Aufregung zu sorgen. Diesbezüglich gab es also schon noch einiges zu tun und zu klären.

Festplatten besorgen, Betriebssystem installieren – aus Inkens Sicht wichtig, für mich eher Routine, Kleinkram für nebenbei. Arbeit war damit gewiß noch verbunden, woraus mit Inkens Gesellschaft, ihrer Wißbegier ebenso vergnügliche Kurzweil verbunden wäre. Lernen wie lehren macht Spaß.

Erinnerungen

Nach dem Abendessen war Inken noch fleißig, Maries Aufmerksamkeit galt nebenbei ihrem Rechner, Informationen aus dem Netz, zusätzlich lud sie eine aktuelle Netzinstallation für Debian-Linux herunter, packte diese auf einen kleinen USB-Stick.
Als Inken zusammenpackte, nahmen sich beide ihren Rechner vor. Zuerst zogen beide eine Sicherheitskopie von Inkens eigenen Daten auf die neue externe Festplatte. Die gerade besorgte interne Festplatte war hierauf zügig eingebaut. Maries Erläuterungen zur Installation waren ausführlich, wobei diese überdies Nachfragen motivierte. Nach den ersten Schritten geht ja allerhand automatisch, also entspannten beide noch etwas mit Musik. Dabei kuschelten sie sich auf dem Sofa zusammen, ließen sich von der Musik treiben, sannen nach, diskutierten noch ein paar allgemeinere Fragen, welche im Rahmen von Inkens Studien aufgekommen waren. Nebenbei schauten sie immer mal wieder nach dem Stand der Basisinstallation. Als diese endlich abgeschlossen war, startete Inken erstmals das neue Betriebssystem auf dem eigenen Rechner. Schon etwas vertraut mit den Funktionen durch ein paar Stippvisiten auf Maries Rechnern kam sie gut klar. Nun ging es darum, aus der Debian-Paketquelle für sie nützliche zusätzliche Anwendungsprogramme zu installieren. Maries Rat wie Tat waren dabei sehr willkommen. Folglich gingen beide allerhand durch, berieten, installierten fleißig weiter, bis diese erste Runde geschafft war. Nach einem Neustart wurden im nächsten Schritt Inkens eigene Daten von der externen Festplatte auf die Partition des neuen Systems kopiert, stichprobenartig getestet. Anschließend starteten beide das alte Betriebssystem, prüften somit, daß dieses die Prozedur gut überstanden hatte, weiterhin einsetzbar war. Grob war damit die Installation erst einmal erledigt. Inkens Zufriedenheit sowie Stolz waren ihr deutlich anzumerken. Weitere Feinheiten würden sie die kommenden Tage erledigen.

Mittlerweile war es spät geworden. Also machten beide sich für die Nacht fertig, huschten gemeinsam ins Bett.

Sie umarmten sich innig, küßten sich. Trotz der späten Stunde war Inken noch sehr munter bei all den neuen Eindrücken, folglich bot Marie Inken eine Massage an, diese akzeptierte gerne, legte sich auf den Bauch, genoß sowohl die Zärtlichkeiten als auch etwas kräftigere Griffe, beides ließ ihr Blut schneller zirkulieren.
Bald allerdings fragte Inken: „Sag mal, eigentlich sollte ich doch dich einmal verwöhnen sowie massieren, auf eine vergnügliche Reise schicken, was meinst du?“
Marie erwiderte, nachdem sie Inken sanft in den Nacken geküßt hatte: „Hmmm, das eilt nicht so sehr. Die Sache ist die, ich habe dabei auch ein gewisses Problem. Immerhin scheinen wir für deines eine tolle Lösung gefunden zu haben. Über die Lösung meines Problems sinne ich noch nach, solltest mir noch etwas Zeit lassen …“
Inken meinte dazu: „Natürlich lasse ich dir gerne Zeit, magst du vielleicht dennoch schon einmal erzählen, worin das Problem besteht?
Vielleicht fällt mir ja gleichermaßen etwas ein. Du bist ja immerhin ganz offenkundig auch die Lösung für mein Problem, auf die ich nicht gekommen wäre, vielleicht habe ich ja nun ebenfalls eine gute Idee, was dich betrifft.“
Marie seufzte, überlegte kurz, sprach: „Ich kann auf jeden Fall schon einmal sagen, daß ich sehr gerne mit dir zusammen bin, daß mir unsere Liebe sehr gut tut, desgleichen zu spüren, wie du reagierst, wie du dich fallenläßt, die Kontrolle verlierst, dich mir ganz anvertraust, all dies ist ohnehin sehr schön für mich. Es ist ein sehr gutes Gefühl, so viel zu deinem Vergnügen sowie Wohlbefinden beitragen zu können, ist also alles in Ordnung. Mag ja zudem sein, daß wir wirklich gemeinsam Ideen entwickeln.
Ich will die Beschreibung mal kurz machen. Wie du ja bereits weißt, mit Männern habe ich Erfahrung, ist obendrein sehr angenehm, nur einen Höhepunkt habe ich dabei nicht. Wenn jemand dabei ist, kann ich nicht. Alleine funktioniert es hingegen schon, mit sowie ohne Hilfsmittel …“
Inken unterbrach: „Hilfsmittel?“
Marie lachte auf: „Ja, anregendes Spielzeug eben, rein mechanisches, ebenso elektrisch betriebenes, weißt schon, Dildos, Vibratoren, Massagegeräte. Ich habe eine erlesene Sammlung für die Kurzweil im Bedarfsfalle. Nach dem Sex jedenfalls, falls Druck oder Bedarf bei mir ziemlich groß werden, muß ich mich letztlich zurückziehen. Alleine klappt es schließlich ohne große Mühen.“
Inken versuchte zu raten: „Vielleicht hast du jenen Typen nicht vertraut?“
Marie Zustimmung folgte sogleich: „Ja, etwas in der Art, kann nicht so einfach die Kontrolle abgeben oder verlieren, das ist ein Problem.“
Inken hakte nach: „Hast du eine Ahnung, wieso?
Vielleicht lediglich die falschen Partner bisher?“
Marie erwiderte: „Naja, ist etwas komplizierter. Hängt vermutlich primär damit zusammen, daß ich etwas besorgt um die jeweilige Person bin.“
Inken fragte verblüfft: „Wieso?“
Marie zögerte, war erst etwas unsicher, versuchte es letztlich so: „Also, wenn du dich erinnerst, als ich so bewegt war, daß wir zueinandergefunden hatten, habe ich dich doch sehr fest an mich gedrückt, war sodann ganz entsetzt sowie besorgt um dich. Wenn ich eben so stark bewegt bin, dadurch die Kontrolle verliere, kann leicht ein Unglück passieren.“
Inken staunte noch immer: „Weil du jemanden fest umarmen mußt?“
Marie wartete wieder etwas mit ihrer Antwort, atmete erst tief ein, bevor sie erläuterte: „Das hat mit meiner Kindheit zu tun, da müßte ich etwas weiter ausholen, keine schöne Geschichte, solltest du dir vielleicht ersparen …“

Beide schwiegen erst, endlich faßte Inken jedoch Mut, drehte sich herum, zog Marie an sich, küßte diese zart, streichelte sie, gab sich daraufhin ziemlich entschlossen: „Also ich bin für dich da. Wenn dir irgendwas Kummer bereitet, sollte ich doch wissen, um was es sich dreht, so kann ich dich besser verstehen, vielleicht ebenso trösten, besser auf dich eingehen, denn ich habe dich doch lieb, was dich bewegt sowie bestimmt, möchte ich doch verstehen.“
Marie erwiderte zunächst nichts, schmiegte nachfolgend ihren Kopf eng an Inkens Busen. Inken umarmte Marie fürsorglich, streichelte, zog die Bettdecke sorgsam um beide.
Hiernach begann Marie: „Also gut. Eher die Kurzfassung, dennoch ziemlich von Anfang.
Ich habe dir ja schon erzählt, daß ich keine Verwandten habe. Meine Mutter ist wohl bei meiner Geburt oder bald darauf gestorben, genaues darüber weiß ich nicht. Ich bin daraufhin bei ihm herangewachsen.“
Inken fragte nach: „Bei ihm?
Also bei deinem Vater?“
Marie antwortete: „So bezeichne ich ihn nicht, meinen biologischen Erzeuger, ich erzähle dir auch nur kurz, warum:
Seine Erziehung bestand zum guten Teil aus Mißhandlung sowie Mißbrauch. Nun, er hatte schon Bildung nebstdem zusätzlich Vermögen, gleichwohl doch ebenso diese abgründigen Neigungen, welche er an mir und wohl entsprechend an anderen Menschen ausließ. Denn ich habe seinen Bemerkungen entnehmen können, daß es keineswegs bloß mich traf, habe darüber aber nie viel erfahren.“
Inken zischte schockiert: „Ssssch … mißhandelt und mißbraucht?
Das … das … ist … so … grauenhaft, schlimmer als das!“
Inken seufzte, fand keine weiteren Worte, hielt Marie allerdings ganz fest sowie geborgen.
Diese fuhr fort: „Seine sonstigen Erziehungsbemühungen bestanden jedenfalls darin, daß ich nicht spielen durfte. Ich lernte schnell existenziell notwendige, überlebenswichtige Verhaltensweisen: still sein, sitzen, dazu überdies bereits früh lesen, mich still beschäftigen, denn erregte ich sein Mißfallen, bedeutete dies Schmerz, erregte ich Aufmerksamkeit – Strafe sowie Schmerz. Unser Haus lag abseits, von daher fiel diese ‚Erziehung‘ niemandem auf. Als die Schulzeit kam, hatte er mich selbstredend längst dermaßen manipuliert, daß ich Einzelgängerin war, nichts erzählte, er hatte mir schon erklärt, daß Plauderei, Verrat unserer gemeinsamen Geheimnisse Folgen für mich hätte, zusätzlich für jede Person, welcher ich etwas erzählte, was als Privatsache angesehen wurde, also faktisch alles, was mich irgendwie persönlich betraf. Kurzum, Zuhause durfte ich sitzen, lernen, lesen, gleichfalls Musik hören. Bildung, obendrein Disziplin waren ihm wichtig. Eine weitere Spezialität bestand darin, daß ich mir alles merken sollte. Er hat geprüft, abgefragt, begutachtet, bestraft, gepeinigt. Dazu hat er auch immer wieder nach Erinnerungen an meine Mutter gefragt. Ich konnte mich nicht erinnern, versuchte es doch so sehr, konnte ihm doch nichts über sie erzählen, mich nicht erinnern und er erzählte nichts. Er bestrafte das Fehlen meiner Erinnerung erbarmungslos grausam, grausamer als alles andere, ich konnte mich indes natürlich nicht erinnern. Wo nichts ist, kann keine Erinnerung kommen, wenn er zudem keinerlei Informationen hineinprügelt.
Im Rückblick ist selbstverständlich klar, daß ich mich gar nicht erinnern konnte, weil ich sie gar nicht gekannt habe, nur eben jene paar Monate vor der Geburt, aber wer kann sich daran erinnern?“
Inken hatte zu weinen begonnen, jedoch still für sich, drückte dabei Maries Leib tröstend an sich, fragte alsdann seufzend: „Hat er dich etwa für ihren Tod verantwortlich gemacht?“
Marie meinte dazu: „Ein wenig vielleicht, trotz allem lautet meine Vermutung, hauptsächlich war das nur ein Vorwand für das Ausleben seiner sadistischen und auch pädophilen Neigungen.
Ich hatte ja irgendwie schon mit ihrem Tod zu tun, ist ja aber nicht meine Schuld gewesen, sicher nicht, wie auch?
Als Ungeborenes ist noch sehr wenig Verstand, kaum Verknüpfungen, Funktion im Hirn, deshalb gibt es keine Möglichkeiten. Er hingegen hätte schon welche gehabt, ganz sicher. Ich kann nicht einmal ausschließen, daß er etwas damit zu tun hatte, vielleicht wollte sie nach der Geburt mit mir von ihm weg, möglich ist das, ich weiß es nicht. Vielleicht paßte sie mit Kind im Bauch oder nach der Geburt eines Kindes zudem nicht mehr zu seinen Vorstellungen von Jugendlichkeit oder Kindlichkeit einer für ihn attraktiven Sexualpartnerin. Vielleicht war sie für ihm mit seinen pädophilen Neigungen also schlicht alt, erwachsen, fraulich geworden oder als Mutter schlicht unakzeptabel. Vielleicht war alles wirklich bloß ein Problem bei oder nach der Geburt, was von Ärzten nicht mehr in den Griff zu bekommen war.
Sie war letztlich jedenfalls tot noch bevor ich bewußt Notiz von ihr nehmen konnte, etwas für eine Erinnerung da war.
Er war ein Psychopath, ich von seinem Fleische. Aus heutiger Sicht macht es für mich obendrein den Eindruck, als wollte er mich nicht nur peinigen, sondern gleicherweise prägen, seine Sicht der Welt für immer in mich einbrennen, mich gebrauchen, im selben Zuge nebenbei zu etwas erziehen, was seinen Vorstellungen entsprach.
Ich mußte mir also alles merken sowie berichten. Es war wichtig, nicht zu versagen.
Später hatte ich endlich irgendwann raus, daß es besser war, für kleine Vergehen oder Nachlässigkeiten gepeinigt sowie gestraft zu werden, als daß er wieder mit der Forderung begann, mich an meine Mutter zu erinnern, denn dies endete zwangsläufig immer mit Schlägen bis aufs Blut, mit ärgsten Mißhandlungen daneben obendrein mit Mißbrauch in verschiedenster Weise, wobei ich dir diesbezüglich Details gerne ersparen möchte, bringt sowieso nichts.
Die Narben, welche du bereits bemerkt hast, sind nur kleine, sichtbare Andenken an seine Erziehungsmaßnahmen.
Ich war ihm also hilflos ausgeliefert, er hat alles derart hingedreht, wie es ihm paßte, hat mich psychisch isoliert, wodurch ich Einzelgängerin wurde; in der Schule sollte ich zwar aufmerksam alles lernen sowie später am Tage exakt berichten, mich jedoch keineswegs anderen Personen außer ihm offenbaren, Kontakt mit anderen Kindern unbedingt meiden.
Ihm war alles zuzutrauen, ich bin mir sicher, ich war keinesfalls sein einziges Opfer, wenn man auch nie etwas nachweisen konnte, gut, auf ihn ist in der Zeit sowieso nie ein Verdacht gefallen, allenfalls später, nach seinem Tod, selbst da fehlten letztlich Beweise für andere Greueltaten außer denen an mir.
Doch zu seinem Tod gleich.
Vorher ist noch etwas Wichtiges passiert, ein traumatisches Erlebnis. Natürlich war eigentlich alles traumatisch, dies Ereignis indessen hat sich noch tiefer eingegraben, weil es meine Schuld war, weil ich es getan habe.“
Inken fragte irritiert: „Du?
Aber du warst noch ein Kind? …“
Marie bestätigte: „Schon, gut, er hat mir gleichfalls beigebracht, wie ich mich gegen andere Kinder wehren sollte, wie diese manipulieren. Es ging jedenfalls um etwas anderes.
Ich sagte ja schon, ich hatte niemanden, blieb allein, keine Freunde. Eines Tages jedoch ist mir auf dem Heimweg von der Schule ein Kätzchen zugelaufen.
Ich konnte es nicht fassen!
Es hatte Interesse an mir!
Ausgerechnet an mir!
Ich streichelte dieses Kätzchen vorsichtig, es haute nicht ab. Ich war darüber derart bewegt, dermaßen entzückt über dies Interesse, daß ich dieses kleine Fellknäuel hochhob und umarmte. Das Gefühl der Zuneigung, mein Bedürfnis, nicht mehr allein zu sein, meine Sehnsucht nach Gesellschaft, das war alles derart mächtig, schien sich nun zu erfüllen, ich drückte jenes Kätzchen krampfartig an meine Brust. Was ich eigentlich zu dem Zeitpunkt schon lange verlernt hatte, passierte, ich weinte, war völlig aufgelöst, enthemmt, ich drückte dies Kätzchen heftig an mich. In diesem Rausch der Gefühle habe ich gar nichts mehr mitbekommen …
Als ich wieder etwas mitbekam, war es aber zu spät, im Todeskampf hatte es mich zwar ordentlich zerkratzt, aber ich hatte das Kätzchen aus lauter Liebe und Zuneigung an meiner Brust erstickt. Es war entsetzlich.
Ähnlich entsetzlich aber war, daß er mich dafür lobte; als er diese Tat entdeckt hatte, wähnte er doch zu erkennen, daß sein Erbe in mir endlich aufgegangen war, ich dieselben Neigungen mit ihm teilte!“

Inken heulte laut, schluchzte, fand gar keine Worte, hielt andererseits Marie weiterhin tröstend fest.
Diese indessen war ganz in dem Gedankengang versunken, setzte ihn nach kurzer Pause fort: „Jedenfalls stammt daher wohl meine Neigung, jemanden fest an mich zu drücken, wenn ich sehr bewegt bin. Deswegen kannst du wohl verstehen, daß ich etwas besorgt bin, die Kontrolle zu verlieren. Kannst verstehen, warum ich dermaßen entsetzt gewesen bin, als ich dich derart stark an mich gedrückt habe, wie erleichtert, weil da jedenfalls dein dicker Pullover eine Katastrophe verhindert hat.
So setzte sich meine Kindheit des Grauens fort. Er lehrte mich, schlimme Dinge mit Tieren zu tun. Gut möglich, daß er Ähnliches geradeso mit Menschen tat, daran hat er mich nicht beteiligt.
Man fand ihn irgendwann tot auf. Nachdem er nicht wie angekündigt sowie verabredet Zuhause war, habe ich als Kind doch allen Mut zusammengenommen, bin trotz Befürchtung von furchtbaren Strafen zur Polizei gegangen, um ihn vermißt zu melden. Es konnte nie geklärt werden, was wirklich passiert war, Unfall oder Verbrechen oder gar Notwehr, jedenfalls war er tot, ich kam in der Folge ins Heim.
Dort war alles viel besser als bei ihm.
Ich habe ja sogar den ganzen Besitz geerbt, hätte ich gerne drauf verzichtet, wenn mir diese Kindheit erspart geblieben wäre. Man hat selbstverständlich entdeckt, an den Narben insbesondere, daß ich schwer mißhandelt worden bin, hat mich überdies weiter untersuchen lassen, ist auf mehr gestoßen, auf all seine Schandtaten. Ich verstand erst nicht, was diese Untersucherei eigentlich sollte. Ich wurde betreut, wollte jedoch erst nichts sagen, hatte zwar schon verstanden, daß er tot war, mir nichts mehr tun konnte, ich indessen schwieg zunächst trotzdem, traute dem Frieden keineswegs, wartete bloß auf die nächste Peinigung – von wem auch immer.
Bei einer Psychologin habe ich letztlich ausgepackt, emotionslos sowie sehr detailliert. Diese erwachsene Frau hat dabei für mich geheult. Weil ich anschließend weiter erzählen mußte und sollte, ausführlich oder auch kurz, ich ja gelernt hatte, mich an alles zu erinnern, detailliert zu berichten, so tat ich dies letztlich im Übermaß. All diese mir angetanen Widerwärtigkeiten sprudelten heraus, reihten sich aneinander wie eine Perlenkette, hingegen ohne Glanz, dafür in tiefster Düsternis, präzise, ohne Emotion, sachlich ohne Scham. Damit ging mein Alptraum weiter, bis ich verstanden hatte, wie man diese Leute befriedigen konnte, was man sagen, wie man reagieren mußte, damit ich endlich Ruhe bekam. Ich habe viel gelernt, irgendwann wurde mein Leben wirklich besser, im Heim sowie, mit Routine sogar bei den Psychos. Ich konnte mich wehren, wurde nicht mehr gequält, begann allmählich ein eigenes Leben.
Gut, irgendwann war die Schule vorbei; weil ich mir ja sowieso alles schnell merken konnte, das meiste sofort verstand, war ich gut in der Schule, das war geradeso eingeprügelt sowie dressiert. Deswegen hatte ich also gar keine Probleme mit dem Lernen, egal was eigentlich. Jegliche Information konnte ich reinstopfen, hernach irgendwann auf Kommando, nach Bedarf oder eigenem Impuls wieder ausspucken. Meinen eigenen Interessen folgend, bin ich endlich eben hergezogen, habe ein Studium aufgenommen. Dahingehend erwies es sich letztlich ja doch als ganz hilfreich, daß ich geerbt hatte, damit war ich unabhängig, konnte mir das Studium gut leisten.“

Inken war noch immer geschockt, konnte dazu nichts sagen. Marie war erst jetzt, nachdem sie ihre Geschichte beendet hatte, wieder ganz bei ihr, bemerkte Inkens Elend. Sofort wechselte sie ihre Position, hielt nun Inkens Leib, tröstete ihren liebsten Sonnenschein, welcher jene Tränen vergoß, welche ihr nie kommen wollten. Derlei Sentimentalitäten hatte er ihr schon in der Kindheit ausgetrieben, ausdressiert, daß Marie Trauer und Schmerz nicht zeigte. Sanft küßte Marie Inkens Tränen fort, dadurch wurde dies tiefe Tal bald gemeinsam halbwegs durchquert, beide schmiegten sich eng aneinander, hielten sich gegenseitig fest und sicher. Weitere Worte waren nicht nötig, Inken zeigte auch so, wie sehr sie zu Marie hielt, wie sehr sie sich wünschte, diesem Grauen der Kindheit ihre Liebe sowie Verbundenheit entgegenzusetzen. Vergangenheit kann man nicht ändern, niemals ungeschehen machen, Narben bleiben, Gegenwart und Zukunft sind indessen keineswegs festgelegt, diese mußten anders sein dürfen, anders gestaltet werden können. Jede neue Erfahrung, jede neue Begegnung, ihre Liebe, all dieses – darin liegt große Macht, die Vergangenheit doch hinter sich zu lassen, etwas Neues zu erlauben.

Inken ahnte nun, warum Marie so war, wie sie war, dermaßen konzentriert und beherrscht, so ruhig und meist auch ernst sowie diszipliniert; ihr wurde beinahe schwindelig bei dem Gedanken, daß gerade sie davon profitierte, was doch eigentlich eine Folge des Leidens in Maries Kindheit war, was sich tief in ihre Persönlichkeit eingegraben hatte. Inken wußte andererseits darüberhinaus, daß Marie weit mehr als das war, wie sie zu ihr stand, wie sie sich um sie kümmerte, wie sie sich in den Armen hielten, füreinander da waren, das alles zeigte ihr doch, unter der rauen, scheinbar undurchdringlich harten Schale war da doch viel mehr als jenes Trauma einer grauenhaften Kindheit. Obschon Marie ihr immer dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, Ruhe und Entspannung gab, ihr ein Ruhepol war, wußte sie doch plötzlich, daß genauso umgekehrt sie ein Zufluchtsort, ein sicherer Schutz, ein Zuhause für Marie war. Beide brauchten sich gegenseitig, konnten froh sein, sich gefunden zu haben.

In der Stille ihrer innigen Zweisamkeit beruhigten, entspannten sich beide allmählich, Maries Geduld brachte es dahin, mit gleichmäßigem Atmen, engem Kontakt langsam auf Inkens aufgewühltes Gemüt einzuwirken. Von der meditativen Atemübung gingen beide später über in tiefere Kontemplation, ließen die Zeit leise verrinnen, versanken endlich beinahe gleichzeitig in einen tiefen Schlaf.

Inkens Kommentar

Maries Kindheitserinnerung hat mich völlig unvorbereitet getroffen und umgehauen. Sie hatte ja schon kurz einmal etwas angedeutet, diese Wendung jedenfalls war einfach kaum faßbar für mich, eine völlig abartige Person mußte das gewesen sein, welche derart zu handeln fähig war, welche Marie alle diese Dinge, Quälereien antun konnte, welche sie auf diese Weise ‚erzog‘ oder doch eher bloß mißbrauchte. Ich hätte dergleichen niemals überstanden oder überlebt. Jedenfalls ist ganz klar, daß solch ein Grauen tiefe Spuren hinterläßt, mehr als Narben auf der Haut. Sehr gut nachvollziehbar für mich wurde damit selbstredend, wieso Marie dermaßen aggressiv auf Drohungen reagiert, wieso sie eine Meisterin der Selbstverteidigung wurde, jeden Angriff abwehren kann. Was ihr in der Kindheit verwehrt blieb, läßt sie sich nun niemals mehr nehmen. Was ihr angetan wurde, wird sie nun keinesfalls mehr ertragen und erdulden, sondern sich wehren. Jedoch hatte all diese Pein natürlich darüberhinaus Folgen für ihre Sexualität, was ja kein Wunder ist, wenn man als Kind derartig mißbraucht wird. Ausgleich, Erholung, Verarbeitung solch Schinderei braucht Zeit, Einfühlungsvermögen, Geduld, Hoffen auf Vertrauen.

Letztlich die Kontrolle wieder aufzugeben, muß natürlich sehr schwerfallen, selbst mir gegenüber, dafür hatte ich selbstverständlich Verständnis, blieb allerdings ebenso ratlos, ob oder was ich mehr tun könnte, als ihr zeigen, daß ich bedingungslos an ihrer Seite stehe, ihr selbstverständlich Zeit lasse, mitnichten drängelte, Ungeduld haben würde. Mir gegenüber war sie immer so sanft, vorsichtig, lieb gewesen, fast als wollte sie ausgleichen, was ihr selbst widerfahren war an Widerwärtigkeiten und Perversionen.

Die Geschichte mit dem Kätzchen war gleichzeitig grauenhaft wiewohl gleichfalls unendlich traurig. Er hatte ihr in ihrer Kindheit alles geraubt, alle Freundschaft verboten, Mitgefühl, Gefühl überhaupt abgetötet, sie gar überdies den Mißbrauch von Tieren gelehrt. Alsdann kommt da dieses süße Kätzchen, bietet Freundschaft sowie Zärtlichkeit. Als endlich die Gefühle kommen, führen diese zu diesem grauenhaften. gruseligen Ergebnis, dieser Katastrophe, welche sie in einen weiteren Abgrund reißen mußte.
Durch eigene Hand sofort wieder verlieren, was sich einem anvertraut hat – wie kann man sich da wieder selbst vertrauen, wie sich nicht um andere sorgen, welche einem nahekommen?
Indessen war ich mir sicher, daß sie doch über die Jahre anders geworden war. Gut, jener Moment, als sie mich derart fest gedrückt hatte, mehr noch ihre entsetzte Reaktion danach war schon beunruhigend, nun dagegen verstand ich ihr Verhalten damals.
Gerade ihre Reaktion dabei zeigt doch aber gleichermaßen, daß sie heute ganz anders war, viel umsichtiger, besorgter, milder, ausgeglichener. Dieses Erlebnis indes hatte sich ja sehr tief eingegraben, deshalb mißtraute sie sich selbst nach wie vor, was es ihr natürlich sehr schwierig macht, sich gänzlich auf eine Beziehung einzulassen.

Deswegen gibt es gut nachvollziehbare Gründe, warum es Marie dermaßen schwerfällt, anderen Menschen zu vertrauen, nichtsdestoweniger gleicherweise, warum sie sich selbst nicht vertraut. Dies böse Schicksal tut mir so leid, daß ich sie halten sowie trösten muß, ihr zeigen, daß sie diese tief eingegrabenen Erlebnisse des Grauens mit mir zusammen überwinden kann. Sie ist keineswegs allein, ich bin bei ihr, vertraue ihr.

Maries Kommentar

Die Schatten der Vergangenheit sind lang und finster, selbst wenn sie distanziert empfunden längst überwunden sind. Es gibt eben ab und an Situationen, die erinnern an solch traumatische Erlebnisse, alles wird wieder wach, kocht wieder hoch. In Sitzungen und Therapien mußte ich über den Mißbrauch erzählen, von daher bin ich diese Erzählung gewohnt, diese läßt mich dabei inzwischen längst weitestgehend unberührt. Passiert ist passiert, jedoch fand danach eine Entwicklung statt, alles zusammen erschafft die Persönlichkeit, keineswegs bloß diese ersten Lebensjahre, obzwar sich diese heftig eingebrannt haben in jede Pore, jede Narbe.

Die Geschichte mit dem Kätzchen hingegen, dieser Mißbrauch meiner eigenen Macht, mein Versagen, mein jämmerliches Scheitern mit fatalen, letalen Folgen für jenes Kätzchen saß sehr tief, ich barg diese grausame Erinnerung gleichsam möglichst tief in mir, schnitt dies Erlebnis bloß so nebenbei an, weil diese Fehlleistung, Entgleisung nicht direkt zu seinem Mißbrauch gehörte. Gut, er hat mich erst systematisch Tierquälerei gelehrt, all diese Praktiken, wohl um jedwedes Mitgefühl in mir abzutöten, mich zum Monster zu dressieren.
Jene Geschichte mit dem Kätzchen war unterdessen etwas gänzlich anderes, diese Tat war keineswegs auf Veranlassung hin geschehen, das Vorgehen entsprach selbstredend ferner keiner gelernten Methode. Es war ja gerade das Gegenteil. Ich war in dem Moment bereit, wollte mich gegenüber dem süßen Kätzchen öffnen, Freundschaft schließen, irgendeinen Ausweg aus meiner Isolation finden. Alles, was ich zurückhalten mußte, schoß aus den inneren Tiefen empor und heraus, hat sich in dem Augenblick des geistigen Kurzschlusses entladen. Daraufhin wurde jenes Kätzchen zum Opfer meines in den Wahn getriebenen Verstandes, meiner aufgestauten Emotionen. Ich war bereit, wollte Liebe geben, sein Gift saß indes bereits derart tief, ich verschaffte dem Kätzchen bloß Tod und Verderben. Damit habe ich mich selbst in meinen eigenen Abgrund gestoßen. Er hat anschließend natürlich noch genüßlich nachgetreten. Wie habe ich mich selbst gehaßt deswegen, wie habe ich die ganze Welt gehaßt.
Wozu leben?
Wozu?
Wozu?
Wofür?

Deshalb habe ich mich in all den folgenden Jahren immer gesorgt, abermals dermaßen grauenhaft zu versagen, wenn ich es mir nur erlauben sollte, eine Emotion zuzulassen, nicht alles unter Kontrolle zu haben, vor allem mich selbst nicht komplett unter Kontrolle zu haben, daß mein Monster abermals von der Kette sprang, in einem Moment alles verwüstete, verdarb, was ich mir mit Verstand nebst viel Mühe über lange Zeit aufgebaut hatte.
Wenn mein Monster in einem Moment der Emotion samt hemmungslosen Glücks alles zernichten konnte, an dem mir lag, was ich liebte, wie hätte ich je wagen dürfen, einfach so die Kontrolle zu verlieren?
Ich blieb immer wachsam, mißtraute mir selbst nicht weniger als anderen. Unheil, Gewalt, Finsternis, Scheitern lauern überall. Alles wird zur Prüfung eigener Maßstäbe wie Fähigkeiten. Mein Monster lauert bloß auf Gelegenheiten, Schwächen.

Deshalb sorgte ich mich natürlich ebenfalls um Inken. Solange ich mich voll im Griff hatte, war ja alles in Ordnung.
Aber was, wenn ich die Kontrolle nochmals verlor?
Ich sorgte mich natürlich.
Denn ist das Monster einmal von der Kette, vermag es in Sekunden sein Unheil zu verrichten, alles und jeden ins Verderben stürzen, vernichten oder aber einer grauenhaften, anhaltenden Qual unterziehen. Mein Monster kann alles verderben, zernichten, zunichte machen, was mir etwas wert ist. Folglich muß ich stets kontrollieren, Übersicht behalten, aufmerksam sowie mißtrauisch bleiben, denn mein Biest lauert lediglich auf einen schwachen Moment, um gnadenlos zuzuschlagen. Daher erscheint es schon manchmal besser, alles von einem fernzuhalten, was einem etwas bedeutet, es sicher verschonen, dafür besser allein entspannen, um sich nicht sorgen zu müssen. Wehrt man alles und jeden ab, kann nichts passieren, trotzdem kann man wiederum genauso damit enttäuschen, verletzen, quälen, peinigen, dadurch abermals jämmerlich scheitern. Wie immer die Entscheidung letztlich fällt, ein Restrisiko verbleibt.
Wie wäre Inken geholfen gewesen, wenn ich sie fortgeschickt hätte?

So mußte ich also immer meinen Weg finden, mich beherrschen, balancieren, jonglieren, den Ausgleich suchen. Inken hatte ich diese Komplikation nun an diesem Abend offenbart. Obzwar dies Bekenntnis heftig ausfiel, blieb sie bei mir, umsorgte mich, weinte für mich, teilte mein Leid mit mir, empfand tief mit mir. Dieser Beistand fühlte sich gut an. Ich sorgte mich selbstverständlich noch immer, mit Inken an meiner Seite indessen spürte ich gleichzeitig mehr Verantwortung sowie mehr Chancen, wollte zusammen mit ihr etwas Neues erreichen, überwinden, mein Leben endlich ändern, diesen Aufbruch endlich wagen. Nur wußte ich noch immer nicht, wie ich dies genau anstellen sollte, ohne zuviel zu riskieren. Ich brauchte also noch Zeit. Zum Glück ging Inken darauf verständnisvoll ein, drängte nicht weiter. Es ist doch ein verblüffendes Wunder, daß wir beide uns gefunden haben.

Nun kann ich auf vielerlei Weise töten, ohne daß dabei auch nur mein Puls ansteigt. Aber vom Verstand her weiß ich natürlich längst, daß man das nicht tut. Ein Jäger tötet, weil er essen will, keineswegs weil er das erlegte Tier zuvor quälen will. Er hat es mir anders beigebracht, hat darin geschwelgt, mich dazu zu bringen, die grauenhaftesten Dinge anzustellen. Nichts davon hat mich mehr bewegt, ich hatte keinerlei Skrupel, ich habe nicht gezögert, auch schon nicht, um ihm damit keinen Vorwand für Peinigung zu geben. So oder so wollte ich keinesfalls zusätzlich, mehr als notwendig zu seiner Verzückung beitragen.
Mit diesen Kenntnissen samt jenen zur Selbstverteidigung erworbenen Kampftechniken könnte ich jeden Gegner in einen Zustand stundenlanger, grausamster Todesqual versetzen. Mein Verstand allein sagt mir, daß eine solche Option indes keinesfalls richtig ist. Letztlich haben selbst übelste Mörder, Schlächter, Schänder keine Peinigung gegen ihren Willen verdient, sofern man sich ihrer auf anderem Wege entledigen kann, diese sicher wegsperren kann.
Werden sie hingegen gequält, wie diese zuvor andere gequält haben, bestätigt man damit nicht im Grunde ihr Vorgehen, ihre Missetaten als legitim zur Durchsetzung eigener Interessen?
Ich fühle jedennoch nichts dabei, wenn mein Monster von der Kette ist.
Ersticken, Töten, Peinigen, Quälen, Niedermachen, Zernichten wurden routinierte Reflexe, welche bei Bedarf entweder bewußt abgerufen werden können oder unbewußt zutage treten kann, wenn das Monster die Oberhand gewinnt oder jedoch ein gezielter Angriff diese Reflexe auslöst. Darum ist es unbedingt notwendig, daß mein Monster nicht außer Kontrolle gerät, es kann alles zernichten.
Bei dem traumatischen Erlebnis mit dem Kätzchen wollte ich selbstverständlich keineswegs töten, im Gegenteil, ich war ja außer mir vor Glück, nun jemanden zu haben. Jedoch der Rausch des Glücks hat mich jegliche Kontrolle verlieren lassen. Das Bedürfnis, das Glück festzuhalten, nicht mehr wegzulassen, ganz in mich aufzunehmen, all das hat mich komplett die Kontrolle verlieren lassen, ich habe nichts mehr von der Außenwelt mitbekommen, bis es letztlich zu spät war, jenes arme, kleine, süße Kätzchen erschlafft an meinem zerkratzten, noch kindlichen Busen lag, mein tödlicher, gefühlloser Griff noch im flauschigen Fell verharrte, des weiteren sich im Bewußtwerden des Geschehenen in mir ein endloser Abgrund des Hasses auf mich selbst auftat. Ich wollte nicht mehr. In dem Moment wollte ich nur noch erstarren, mich im erlösenden Nichts auflösen, zergehen. Ich verharrte wohl genau in diesem Sinne, ganz erstarrt, leblos, von der Welt wie von mir enttäuscht, ganz entrückt. Aber die Welt ist noch grausamer als man selbst es je für sich allein sein könnte. Die Welt, das Leben zerrt einen zurück in dieses Elend, treibt einen voran, voran durch dieses Jammertal, nur um darin noch mehr Unheil anzurichten, noch mehr zu erdulden. Schmerz sowie Pein verteilen und annehmen. Alles schien Schmerz sowie Pein zu sein, nichts ergab einen anderen Sinn, nichts schien von Wert zu sein, alles beliebig und fade.

Rein körperlich gesehen könnte Inken sich schon wehren, doch wie sich bereits bei dem Überfall gezeigt hatte, ihre Psyche ist anders ausgelegt als meine, dies hat sich bei jener Gelegenheit deutlich gezeigt. Verblieb sie in jenem Moment in Schockstarre, hätte sie meinem Monster erst recht nichts entgegenzusetzen. Daher muß ich mich umso mehr sorgen, die Kontrolle über meine innersten Abgründe behalten. Gleichzeitig bedeutet Lustlösung beim Sex selbstredend allerdings gleichfalls Kontrollverlust, ich sehnte mich danach in Inkens Armen, traute mich allerdings gar nicht. Deshalb verharrte alles in dieser ungewissen Schwebe.

Abwägungen

Beide wurden wieder vom Radioprogramm aus dem Nebenraum geweckt. Über Maries Erinnerungen von vergangener Nacht schwiegen beide, stattdessen kuschelten, schmusten sie noch ein wenig, bevor beide aufstanden, sich für den Tag fertigmachten. Nach der dramatischen Erzählung hatten beide sich dennoch schnell erholt, also war ihre Stimmung wieder gut. Dazu trug natürlich gleichfalls bei, daß Marie ihr Gleichgewicht gut ausbalanciert hatte, nachdem sie Inken hatte beruhigen können, gleich wieder sehr ausgeglichen wirken konnte, ihr leichtfiel, dadurch Inken mit Zärtlichkeiten sowie Albereien auf andere Gedanken bringen konnte.

Beim Frühstück sprachen beide ferner kurz den Tagesablauf durch; Marie meinte, nach den gestrigen gemeinsamen Vorexperimenten würde sie heute vielleicht eine größere Messung anwerfen können. Inken wollte natürlich wissen, ob dies Einfluß auf ihr Treffen mittags in der Mensa habe, Marie meinte jedoch, wenn sie auch nicht genau sagen könne, wann sie kommen werde, so werde sie doch da sein, allerdings eventuell auch ein paar Minuten später, sie könne doch sowieso wieder Klara und Bettina mitbringen. Inken nickte, dieser Punkt war so weit geklärt. Am späten Nachmittag würde sie abermals Maries Bureau oder Labor aufsuchen, mehr über den aktuellen Stand erfahren, nebenbei würden beide folglich sehen, wie ihre Aktivitäten weitergingen. So waren sie sich also einig. Nach dem Frühstück brachen sie demnach bald auf. Sie waren bereit für einen neuen Tag.

Diesmal begleitete Inken Marie zum Gebäude ihres Institutes, davor verabschiedeten beide sich mit Umarmung sowie Küssen, anschließend ging Marie rein, Inken schlenderte weiter zum Hauptgebäude. Sie machte sich natürlich schon Gedanken darüber, was Marie erzählt hatte, grübelte, ob sie mehr hätte sagen sollen, Marie besser trösten, aber sie wußte auch jetzt noch nicht, was sie hinsichtlich jenes Grauens hätte Treffendes sagen sollen, was noch mehr tun. Immerhin war Marie an diesem Morgen wie immer ausgeglichen, demzufolge schien das so weit in Ordnung zu sein, sie beruhigte sich, überlegte unterdessen allerdings noch etwas weiter, ob sie abends noch einmal drauf eingehen sollte. Sie wollte ja gerne ebenfalls Marie richtig verwöhnen, ihr zur vollkommenen Entspannung verhelfen. Aber sie wollte damit auch keineswegs nerven, damit allzu aufdringlich sein, Marie die benötigte Zeit gerne lassen. Ihre Gründe waren ja mehr als plausibel; mit ihrem Beistand indes, ihrer Nähe konnte sie doch sicher gut dazu beitragen, daß Marie sich ganz wohlfühlte. Allerdings konnte sie ebenfalls Maries Problem verstehen, daß dieser deutlich schwerer als ihr fiel, sich dafür vor einem anderen Menschen zu öffnen. Trotz ihres tiefen Vertrauens zueinander kann man ja nicht so einfach im Kopf einen Schalter umlegen und alles ist gut. Nach dem Vorfall im Park hatte sie jedenfalls eine entfernte Ahnung davon, daß das nicht so einfach ging. Immerhin hatten sie einander, hatten damit immer eine sichere Zuflucht, wenn die Erinnerungen allzu schlimm wurden.
Wie könnte sie Marie helfen, sich gänzlich fallenzulassen?
Oder wäre es besser, sich einfach zurückzuhalten, um nur keinen Druck zu machen?
Keinerlei vernünftige Idee wollte sich bei ihr dazu einstellen.
Marie hatte ja von ihrem Spielzeug berichtet, alles war ja offenkundig jedoch eine Blockade im Kopf, welche sie gleichfalls gehabt hatte, deutlicher milder allerdings, eher vermutlich aus harmloser Scheu, welche Marie jedoch sowie schnell überwunden hatte. Allerdings hatte Maries Blockade eine andere, grauenhafte Ursache, Inken fühlte sich dieser Aufgabe keineswegs richtig gewachsen, dagegen etwas anderes aufzubieten als ihre tiefe Zuneigung und Liebe.
Aber vielleicht war dies Angebot ja genau richtig, Marie keinesfalls mit zuviel bedrängen, ihr Raum sowie Zeit geben, es sich entwickeln lassen. Marie war ja nun bestimmt keineswegs so scheu und zurückhaltend, daß sie Bedürfnisse nur preisgab, wenn Inken sie bedrängen würde. Deshalb setzte Inken einstweilen darauf, Marie Zeit zu lassen, und sie setzte ebenso darauf, daß Marie gut klarkam, sich im Bedarfsfalle schon eindeutig bemerkbar machen würde, also besser keineswegs täglich drängen oder nachfragen.

Marie indessen hatte es eilig, eilte durchs Gebäude ins Labor, ließ die Apparatur anlaufen, wechselte danach ins Bureau. Auch hier bereitete sie alles für ihre beabsichtigte Messung vor, schaute nach Nachrichten, ging darauf zurück ins Labor. Dort hatte sie alsdann gut zu tun, um die Messungen ebenso hier vorzubereiten, bald wie erhofft wirklich deutlich vor dem Mittag zu starten. Weil die Daten automatisch auf den Rechner in ihrem Bureau übertragen werden, begab sie sich dorthin zurück, kümmerte sich darum, ankommende Daten mit einem Programm auswerten sowie mit einem anderen visualisieren zu können. Anschließend stellte sie noch ein paar Unterlagen für die Werkstatt zusammen, brachte diese Unterlagen weg. Erst danach konnte sie es wieder etwas ruhiger angehen lassen, warf ab und an einen Blick auf die laufende Messung im Labor, vor allem allerdings auf die Daten auf dem Rechner, schaltete sich allerdings gleichfalls von ihrem Bureau auf andere Rechner auf, welche anderswo im Gebäude standen. Dort startete sie umfangreiche, langlaufende Programme zur Simulation von Messungen, um anschließend mit der Messung vergleichen zu können, um die Qualität der Theorie oder des Modells zu prüfen. Dabei ging es überdies noch um die Simulation von Messungen, welche primär von ihren Kollegen Peter und Dirk durchgeführt worden waren. Diese hatten die Simulation bereits weitgehend an Marie abgegeben, als beide mit dem Zusammenschreiben begonnen hatten; in der kurzen Zeit als wissenschaftliche Hilfskraft, bevor sie die Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin bekommen hatte, hatte sie diese übernommenen Programme schon gänzlich durchdrungen, ergänzt, verallgemeinert sowie optimiert, weswegen es nun ihr zukam, verbesserte Simulationen beizusteuern, mit denen ihre Kollegen in ihren Doktorarbeiten vergleichen konnten. Neben dem Vergleich hatte Marie ferner zusammen mit einem Theoretiker ein Projekt begonnen, um aufgrund der Messungen Modelle zu optimieren sowie Parameter zu fitten. Klaus, Maries Chef und Professor, hatte den Theoretiker auf einer Tagung kennengelernt, woraus sich innerhalb von gut einem halben Jahr eine intensivere Zusammenarbeit entwickelt hatte, bei welcher Marie nun für ihre Arbeitsgruppe derzeit den Hauptbeitrag leistete. Deswegen schaltete sie sich gleichfalls auf einen Großrechner eines Rechenzentrums einer anderen Universität auf, an welcher jener Theoretiker arbeitet. Dort hatte sie bereits seit ein paar Tagen ein Programm auf mehreren Prozessoren laufen, um solche Fits durchzuführen, welche letztlich gleicherweise für eine Veröffentlichung dienen sollten, jedoch ebenso Dirks Arbeit abrunden sollten, sich überdies genauso dazu eignen würden, mit ihren eigenen Bemühungen voranzukommen, für die eigene Arbeit Ergebnisse zu sammeln.

Damit hatte Marie jedenfalls gut zu tun, daher hatte sie gar keine Zeit, Lust sowieso nicht, an das zu denken, was sie in der Nacht Inken über ihre Kindheit offenbart hatte, sie hatte natürlich viel mehr Lust auf ihre Forschungsprojekte, als in der eigenen Vergangenheit herumzupuhlen, sich damit zu quälen. Weil alles gut lief sowie vorankam, nun unterdessen bereits erste Daten von der laufenden Messung auf dem Monitor erschienen, war ihre Stimmung gut, wenn man ihr das auch kaum ansehen konnte, denn wie immer war sie ruhig sowie konzentriert bei der Sache, freute sich mehr innerlich über ihre guten Fortschritte. Rückschläge, unerfreuliche Überraschungen würden noch früh genug auftreten, diese sind normal beim Experimentieren, Forschen. Ohne diese wäre solch ein Unterfangen sowieso ziemlich öde.

Ihre Planung ging somit einstweilen gut auf, bloß eine kurze Verzögerung trat auf, weil sie im Labor noch eine Kleinigkeit nachjustieren mußte, anschließend brach sie auch schon zum Mittag in die Mensa auf, traf dort mit nur wenigen Minuten Verspätung ein. Inken, Klara und Bettina hatten sich gerade gesetzt, als gleichfalls Marie zu ihnen stieß. Kurzweilig berichteten die drei über ihren Vormittag, ihre vorherige Vorlesung.

Marie hatte es diesen Tag relativ eilig, wollte sie ihr Experiment doch nicht unnötig lange alleine lassen. Folglich kamen sie diesmal nicht zu kurzweiliger Konversation über Raumzeit, Energie sowie den ganzen Rest. Deswegen brach sie ferner als erste auf, nachdem sie den dreien noch viel Spaß sowie Erfolg beim Nachmittagsprogramm gewünscht hatte. Diese zogen etwas später wieder gemütlich Richtung Hauptgebäude.

Angekommen im Labor kontrollierte Marie gleich das laufende Experiment, hatte später noch mit Dirk sowie Klaus eine kleine Zwischenbesprechung hinsichtlich des Vergleichs der Simulation mit alten Ergebnissen von Dirk. Auf dieser soliden Grundlage diskutierten sie noch das weitere Vorgehen, was noch für jeden zu tun sei für eine Veröffentlichung einerseits und für Dirks Doktorarbeit andererseits.

Am späten Nachmittag kam irgendwann wieder Inken vorbei, arbeitete fleißig in Maries Bureau. Manchmal diskutierten beide auch etwas oder Marie zeigte neue Meßergebnisse vor, versuchte zu erläutern, obwohl die Thematik ja noch ziemlich weit weg von Inkens Anfängerwissen war. Trotzdem konnte Marie ganz gut erklären, daher konnte Inken durchaus etwas teilhaben an den aktuellen Aktivitäten. Am frühen Abend zogen beide kurz los, um etwas zu essen, kamen allerdings bald zurück, setzten ihre Arbeiten fort.

Irgendwann war Inken wirklich erschöpft, konnte sich nicht mehr konzentrieren, mußte ihre Arbeit beenden. Inzwischen hatte sich das Institut nahezu geleert. Zur Entspannung konnten sie daher unbeobachtet durch den Gang vor Maries Labor tanzen, wirbeln, damit die Zeit etwas verkürzen. Marie meinte endlich, wenn der aktuelle Umlauf der Messung beendet sei, würde sie abschalten, für heute Feierabend machen. Inken war erfreut, akzeptierte allerdings sowieso bedingungslos, daß Marie das Experiment wichtig war.

Sie standen bald darauf im Labor, Marie hatte am Meßrechner schon den Knopf gedrückt, wonach das Programm die Messung nach dem aktuellen Umlauf beenden würde. Jetzt mußten sie das nur noch abwarten.
Inken gingen immer noch Maries Erinnerungen vom vorherigen Abend durch den Kopf, sie fragte endlich: „Hättest du dich nicht wehren können?
Ich meine in deiner Kindheit?“
Voll mit ihrem Experiment beschäftigt, hatte Marie gar nicht mehr dran gedacht, sah jedoch nun ein, daß trotz der Kürze der Darstellung ihrer Erinnerungen diese Inken doch getroffen haben mußten.
Sie erwiderte: „Hmmm, so als Kind?
Abhauen konnte ich vergessen, glauben tut einem doch niemand, denn er konnte sehr manipulativ sowie überzeugend sein.
Keineswegs nur gegenüber mir konnte er das, auch und gerade gegenüber anderen wirkte das sogar wohl deutlich mehr. Bei mir hat er insbesondere in der frühen Kindheit eine ganz eigene Scheinwelt entwickelt, in welcher er allmächtig war, zwar keineswegs unbedingt allwissend, was ich zu schnell durchschaut hätte, aber er herrschte einfach, dabei kam gar nicht der Gedanke auf, daß ich entkommen könnte. Diese sorgsam aufgebaute Scheinwelt meines Foltergefängnisses bröckelte erst mit den Jahren nur ganz allmählich. Nur sehr langsam durchschaute ich mehr und mehr davon, entwickelte mein eigenes Bild, relativierte zunehmend seine mir aufgezwungene Sicht der Dinge, um auf diese Weise immer mehr zu erkennen, daß in seiner Scheinwelt einfach alles falsch war. Aber eine Flucht hätte vorbereitet sein müssen, dahingegen hatte er schon alles sehr gut im Blick sowie unter Kontrolle. Noch viel mehr als ich heute hatte er das unbedingte Bedürfnis, alles und jeden in seiner Umgebung unter Kontrolle zu behalten.
Daher gab es für mich über Jahre kein Entrinnen, eben bis zu seinem Tod keinerlei ernsthafte Chance auf Flucht, Entrinnen, Entkommen, sein Tod war der einzige Ausweg, sozusagen. Sonst wäre mein Martyrium noch Jahre weitergegangen, vermutlich hätte er mich noch geschwängert, mich anschließend als eine dargestellt, welche bereits als Jugendliche überall herumgehurt hätte, dabei jedoch aber zu blöd sei zum Verhüten. Abzusehen war das, er lästerte schon, schwelgte in Phantasien, als ich das erste Mal menstruierte. Er wollte unumkehrbare Fakten schaffen, meinen nunmehr fruchtbaren Schoß gänzlich für sich vereinnahmen, benutzen, vollspritzen, seinem Fetisch hemmungslos folgen, die eigene Tochter zu schwängern. Er war kurz davor, mich für den Rest meines Lebens endgültig zu seiner willenlosen und hilflosen Sklavin und Gebärmaschine herabzuwürdigen.
Gestoppt hat ihn alsdann kurz vor dem Erreichen seines diabolischen, abartigen Ziels bloß der Tod!
Stattdessen körperlich wehren?
Er war stark, geschickt sowie umsichtig. Dem hatte ich damals noch nichts ernsthaft entgegenzusetzen, meine Chancen stiegen bloß alptraumhaft langsam
Ich konnte nur dulden.“
Inken seufzte bloß als Antwort über diese neuerlichen, grauenhaften Ausführungen, welche Marie doch so ganz nebenbei im Plauderton ohne merkliche Regung in Mimik oder Stimme von sich gab. Inken fand keine Worte für ihr Entsetzen, beide schauten somit lediglich eine Weile wortlos auf den Monitor des Meßrechners, anschließend wechselten beide zum Experiment, wo ab und an Schrittmotoren Parameter der Messung änderten, wonach die Messung mit einer Endlosschleife weiterlief, bei welcher Marie eben am Meßrechner die Unterbrechung eingeleitet hatte.

Inken fuhr nach dieser kurzen Pause des Schweigens mit Tränen in den Augen fort: „Als du das erzählt hast, wurde ich so wütend. Es war so grauenhaft, was dir angetan wurde, es hat mir so leidgetan. Ich war dermaßen wütend, ich hätte ihn umbringen können.“
Marie drehte sich, nahm sie in den Arm, küßte sie sanft, kostete erneut das Salz ihrer Tränen, ging daraufhin wieder etwas auf Abstand, sah sie endlich prüfend mit leich geneigtem Haupt an: „Hmmm, na zum Glück für uns beide ist er längst tot.
Hältst du Gewalt für ein angemessenes Mittel, um eigene Interessen durchzusetzen?“
Inken schüttelte noch immer sehr traurig den Kopf: „Natürlich nicht, man muß sich so einigen – unter vernünftigen Menschen …“
Marie fragte nach: „Wenn man sich nicht einigt?
Wenn alles in Perversion, Verderben versinkt?
Was tun, wenn die Interessen der anderen sowie deren Durchsetzung das eigene Leben bedrohen oder das von geliebten oder befreundeten Menschen, vielleicht gar nur irgendwelcher Menschen?
Ist dann Gewalt ein angemessenes Mittel?“
Inken überlegte einen Moment: „Dann wenden ja die anderen zuerst Gewalt an, man muß sich wehren, sich schützen oder eben die Freunde und Bekannten.“
Marie zog eine Augenbraue hoch: „Schon, so im ersten Moment ein gutes Argument, andererseits wurden schon viele Kriege geführt, weil man sich bedroht sah, überhaupt eine Chance haben wollte, den anderen zuvorkommen wollte. Beide Seiten sahen sich im Recht, die jeweils andere als jene, welche einfach so Gewalt ausübt, Verteidigung also notwendig war oder auch eine vorbeugende Vernichtung, also sogenannte Präventivschläge, um nicht selbst Opfer zu werden. Die Kernspaltungsbombe wurde entwickelt, weil man sich bedroht wähnte, weil die anderen diese angeblich ebenso entwickelten, später in anderer Konstellation wiederum tatsächlich bereits hatten. Aus heutiger Sicht waren diese allererste Entwicklung, die Annahmen dazu ein Irrtum, damals wußte man es nicht besser, hatte Angst vor einem Regime, dem man alles zutrauen konnte, um dagegen eine Waffe zu entwickeln und gar einzusetzen, mit welcher man selbst zu einer Macht wurde, welcher gerade deshalb alles zuzutrauen war. Auf jene ersten Kernspaltungsbomben folgte eine weitere Rüstungspirale mit Fusionsbomben, Chemie- und Biowaffen waren sowieso bereits im Arsenal.
Ist das alles angemessen?“
Inken war sich sehr sicher, preßte hervor: „Nein, selbstverständlich nicht, das ist alles falsch.“
Marie kratzte sich am Kopf, fuhr einmal in Fahrt fort: „Nun, natürlich, wenn man aus eigener Motivation agieren kann, gibt es selbstredend eine brauchbare ethische Maxime, bei der Erfüllung eigener Bedürfnisse anderen nicht mutwillig zu schaden. Aber oft kann man ja bloß auf die Taten oder Untaten anderer reagieren, sie nötigen einem eine kritische Situation auf, in welcher ethischer Fundamentalismus nicht mehr anwendbar ist. Heikel sind dabei zudem Spekulationen über hypothetische oder vermeintliche Bedrohungen.
Kommen wir etwa auf meine Kindheit zurück. Mehr auf ein Beispiel, weniger groß, einfach nur zwei Menschen.
Du brachtest ja eben schon zum Ausdruck, daß du es für angemessen hältst, jemanden zu töten, welcher einen gegen den eigenen Willen peinigt, quält, mißhandelt, schindet, mißbraucht, richtig?“
Inken atmete tief durch, erwiderte darauf: „Also, es wäre dann doch Notwehr. Schon klar, für ein Kind ist das eine ziemlich ausweglose Situation, aber prinzipiell muß man sich doch wehren dürfen, wenn man dermaßen gequält wird …“
Marie schaute sie noch immer kritisch an, meinte dazu: „Die allgemeine Situation, immer wieder gequält sowie gepeinigt zu werden, impliziert keine permanente Notwehrsituation, welche alles rechtfertigen würde. Notwehr kommt ja insbesondere dann in Betracht, wenn unmittelbar eine Gewaltsituation in dem Moment vorliegt. Bei den vorgelegenen Kräfteverhältnissen kann ein Kind dabei jedoch bloß unterliegen. Geht es hingegen planvoll, listig, verschlagen, systematisch vor, um zukünftigen Mißbrauch zu verhindern, handelt es sich ja keineswegs mehr um eine unmittelbare Notsituation, ein kaltblütig geplanter Mord ist da wohl keinesfalls als Notwehr anzusehen, jedoch in dieser ansonsten hoffnungslosen Situation einzig erfolgversprechend, um die Kräfteverhältnisse auszugleichen.
Hältst du es allgemein für angemessen, andere Menschen zu töten?“
Inken schüttelte den Kopf: „Allgemein natürlich nicht.
Aber er hat es doch provoziert.
Du mußtest in der Situation doch das Recht haben, dich irgendwie zu wehren, weiteren Schaden von dir abzuwenden.“
Marie brummte: „Hmmmm, gibt eben manchmal keinen lupenrein sauberen Weg aus einer Situation heraus. Das Gesetz hält keine Paragraphen vor, welche es Kindern erlauben würden, einfach mal so ihre Peiniger vorsorglich um die Ecke zu bringen, um weiteres vorhersehbares Unheil abzuwenden. Ist das Kind strafmündig, muß es sich nichtsdestotrotz verantworten für eine schlau geplante Tat, umso mehr, je mehr geplant, perfide umgesetzt, gerade wer schlau ebenso wie ehrlich, aufrichtig ist, hat sehr schnell das Nachsehen. So oder so muß solch ein Kind hernach betreut werden, zur weiteren Vermeidung von Gewalt. Es gibt keinen sauberen Weg, handelt man, muß man es verantworten, handelt man nicht, muß man dulden.
Welche Entscheidung man auch trifft, wenn es keinen wirklich richtigen Ausweg gibt, man steckt immer in einem Dilemma, wie bei den Kriegern, aufeinandergehetzt, ohne komplette Information heißt es da offenkundig oft nur noch – du oder ich – natürlich verurteilen wir jene, welche die Krieger aufeinandergehetzt haben, aber vielleicht hatten diese ebenso falsche Informationen, waren durch andere manipuliert, durch Herkunft und Erziehung verdorben, sind einer Illusion, einer blödsinnigen Weltanschauung oder Religion gefolgt, welche ihnen eindeutig gesagt hat, wie löblich ihr Handeln sei. Und doch, auch der Krieger hat immer eine Verantwortung, kann sie niemals abschieben, töten ist töten, Gründe finden sich immer, einige mehr, andere weniger gut.
In dem Moment, in welchem man handelt, übernimmt man Verantwortung dafür, welche man niemals abwälzen kann. Wenn es keinen sauberen Ausweg gibt, keine Alternative ohne Schuld, bleibt letztlich nur die Wahl, was man verantwortet, welche Schuld oder Last man auf sich nehmen will.
Alles andere sind dumme Ausreden, um sich vor der Verantwortung zu drücken. Man darf Ursachen oder vermeintlichen Ursachen eines Konfliktes keineswegs mit der Verantwortung eines jeden Beteiligten daran verwechseln.
Gut und böse, richtig und falsch, diese einfache Einteilung der Welt ist letztlich eine Illusion, ein Märchen für Kinder, eine lächerliche Vereinfachung, mit welcher man wiederum allenfalls manipulieren kann, sich selbst, vor allem jedoch andere, Dinge zu tun, welche rational, nüchtern betrachtet unvertretbar erscheinen. Es gibt bloß Verantwortung und Schuld, der Rest ist eine Ansammlung von Ausreden. Natürlich, immer muß man entscheiden, handeln, die Zeit macht nie wirklich eine Pause, damit man in aller Ruhe alle Information einsammeln kann, damit richtige, einwandfreie Entscheidungen gefällt werden können, damit deine Weste schön rein bleibt. Leben heißt irren, fehlen, damit weiterleben – und genau das zu erkennen.
Hat man wenigstens die Möglichkeit, zur Reaktion, zur Abwehr – nunja – allerdings als Kind?
Was bleibt einem da? …“

An der Stelle erhob Marie den Finger, wies auf den Meßrechner, denn die Messung war soeben beendet, folglich konnte sie nun das Experiment herunterfahren. Inken lehnte an der Seite, sah zu, grübelte, meinte schließlich: „… dann hast du also quasi Glück gehabt, daß es irgendwann, nach endlos grauenhaften Jahren vorbei war?
Daß es irgendwie durch andere Umstände, andere Personen zur Erlösung kam?“
Marie drehte bei einigen Geräten Knöpfe, schaute alsdann Inken mit ausdruckslosem Blick an, erwiderte: „… quasi Glück?
Ha.
Vorbei?
Ha.
Im eigenen Kopf ist es nie wirklich vorbei.
Es hat sich eingebrannt, aber inzwischen komme ich gut klar.
Damals … nunja … er war eben endlich irgendwann tot, mehr mag ich dazu nicht sagen.
Sowas passiert eben.
Genaue Details bleiben ungeklärt, mit der Zeit wächst Gras über den wirklichen Sachverhalt, die sozialisierte Wahrnehmung.
Bald interessiert es im Grunde sonst niemanden mehr.
Es bleibt nur im Kopf von Betroffenen etwas zurück, was man nicht mehr rückgängig machen kann.
Mit dem man fertigwerden muß, mit dem, was man erlitten sowie erduldet hat, was man getan oder nicht getan hat; alles, was passiert ist, hinterläßt Spuren im Sein.
Was für die objektivierbare, sozialisierbare Wirklichkeit längst vorbei ist, hat nur noch seinen Platz in der Erinnerung, ferner in dem, wer man im Innersten ist.“
Inken schaute bedrückt zu Boden, nickte stumm.
Marie war offenkundig mit den Geräten erst einmal fertig, meinte dazu: „Müssen noch ein paar Minuten warten, bis ich hier den Kram abschalten kann, komm mit ins Bureau, dort kann ich die Messung noch einmal durch das Auswertprogramm laufenlassen, morgen kann ich mich noch weiter um Feinheiten kümmern!“

Damit wechselten sie ins Bureau, wobei Inken Maries Hand griff, diese sie vertrauensvoll drückte, Inken auf dem Gang anlächelte, um die bedrückende Stimmung zu brechen. Inken lächelte scheu zurück, es wurde dadurch wirklich etwas besser. Selbst bewußtes Lächeln hat Rückwirkungen auf das Gehirn, hebt dort die Stimmung ohne weiteren Anlaß.
Daraufhin saßen sie vor Maries Rechner, diese tat routiniert ihre Programmaufrufe, fuhr nebenbei mit ihrer Unterhaltung fort: „Wenn wir noch mal darauf zurückkommen, also jetzt etwas allgemeiner, philosophisch, ethisch sozusagen, so meinst du, man solle und müsse sich wehren. Ohne dich jetzt damit bedrängen zu wollen, aber nehmen wir jenen Überfall im Park …“
Inken unterbrach gleich: „Ja, ich weiß!
Ich stand da stocksteif vor Schreck, konnte gar nichts tun!“
Marie streichelte ihr mit einer Hand sanft über ihre Schulter: „Das hält dir doch niemand vor, zeigt jedoch wiederum deutlich, daß du vermutlich niemanden so schnell umbringen wirst, welcher dir ein Leid zufügen will oder es sogar tut. Wenn du dich hingegen angemessen, qualifiziert, erfolgreich wehren willst, müssen wir üben, dich besser vorbereiten. Darüber können wir später reden, jetzt meine ich indes etwas anderes. Ich habe mich gewehrt, uns verteidigt.
Denkst du, es war richtig, daß ich so hart vorgegangen bin, jene üblen Typen dermaßen hart angegangen bin, sie so körperlich ernsthaft verletzt habe?
Oder meinst du sogar, ich hätte sie alle erschlagen sollen, ganz aus dem Spiel nehmen sollen?“
Inken sah sie erschrocken an, schluckte: „… also … also … äh … ohohoh … welche Fragen …“
Marie wuselte liebevoll durch ihr Haar, zog ihren Sonnenschein zu sich, umarmte Inkens zarten Leib: „Dazu kann ich noch sagen, aufgrund meiner Kenntnisse von diversen Kampftechniken bin ich dazu in der Lage. Bei mehreren Angreifern ist selbstverständlich die sicherste sowie effektivste Variante, wenn man jeden Gegner blitzschnell mit einer einzigen Aktion komplett erledigt, reduziert damit faktisch die Gefahr auf einen Schlag.
Ist derlei maximale Gewalt zur Pulverisierung des Angriffs noch angemessene Notwehr?
Ist das in Ordnung, darf oder soll ich so vorgehen?
Was meinst du dazu?
Leider konnten wir ja nicht abhauen, uns der kritischen Situation auf diese Weise elegant entziehen, solche Rückzüge sollten wir gewiß noch üben, aber es geht jetzt um jene konkrete Situation, keine Möglichkeit zur Flucht, ein für alle Mal solches Pack weghauen, zernichten oder doch mehr ins Risiko gehen, besser differenziert agieren?
Andere vielleicht gar vor einem ähnlichen Vorfall bewahren, indem man solche Unholde einfach abmurkst, diese spontane Chance nutzt, um die Welt von dieser Last des Abschaums zu befreien?“
Inken schluckte, seufzte, war ratlos, wenn sie gekonnt hätte, mit der Wut, welche sie jetzt noch gegenüber diesen Angreifern spürte, auch gegenüber ihrer eigenen Hilflosigkeit, was hätte sie getan?
Schließlich antwortete sie: „… Ich glaube, du siehst tiefer in mich als ich selbst. Weder könnte ich das praktisch noch könnte ich mich wohl überwinden, so etwas zu tun. Ob es richtig oder falsch wäre, was immer du getan hast, es war Notwehr, um uns zu schützen.
Ob es richtig ist, so weit zu gehen, vorsorglich andere vor ähnlichem Schicksal zu bewahren?
Ich weiß nicht, das ist vielleicht etwas viel, immerhin hätten die Täter mit einer gewährten Zukunft gleichfalls eine Chance, ihr Leben grundlegend zu verändern. Wenn man Prävention zusätzlich zur Notwehr tun würde, ist dies für den einzelnen ethisch zweifelhaft, rechtlich wohl auch untersagt, Prävention, Strafe bleiben Aufgabe des Staates, nicht des einzelnen. Aber in der Notsituation kannst du ja in der Kürze der Zeit keineswegs sorgfältig alles Argumente abwägen, in aller Ruhe fein dosieren, fein differenzieren oder abwägen. Ich sehe ein, du mußt den Kampf für dich entscheiden, um Schaden abzuwenden.
Jene fiesen Typen haben als Initiatoren des Kampfes sich selbst zuzuschreiben, was passiert, wenn sich jemand wehrt. Du mußt ja blitzschnell reagieren, insbesondere bei vier Angreifern. Wie du dich entscheidest, sollte dir doch nachher niemand vorhalten, wo man Wochen oder Monate Zeit hat für eine Analyse der Gesamtsituation aus der Rückschau, allerdings lediglich rekonstruiert mit zweifelhaften Aussagen, Indizien …“
Marie erwiderte: „Ja, dies sind die Fragen.
Inwiefern läßt sich die Situation realistisch rekonstruieren, vergangen ist vergangen?
Welche Gewicht hat dabei unser Eindruck in der damaligen Situation, wie gefährdet wir waren, als angegriffen wurde?
Was bedeutet Notwehr als angemessene Gegenmaßnahme im praktischen Detail?
Welche Risiken, Konsequenzen müssen wir dabei als Opfer tragen, welche jene Täter?
Hätten da Tote gelegen, hätte es sicher zusätzlich Polizei gegeben, dumme Fragen, endlose Analysen, Schwierigkeiten, Spitzfindigkeiten, Wahrheitsverdrehungen durch Rechtsanwälte, welche beim Geschehen gefehlt haben, niemandem beigestanden haben, als die Situation wirklich kritisch gewesen ist.
Auch um all diese Fragen zu vermeiden, wählt man nicht notwendig den sichersten, effektivsten Weg, riskiert, zögert einen Moment zuviel aus Skrupeln, vermeidet, hart genug zuzuschlagen oder zuzutreten. Ich habe abgewogen, gerade in dem Dämmerlicht einiges zugunsten dieser Täter riskiert. Man kann im schwachen Licht Entfernungen sowie Bewegungen bloß relativ unpräzise abschätzen, damit keineswegs so leicht angemessen dosieren. Weniger Härte bedeutet mehr Risiko für dich sowie mich.
Notwehr oder nicht – bei Toten hätte man mir trotzdem vorgehalten, daß ich mit meiner Kampferfahrung, Schnelligkeit sowie Geschicklichkeit überzogen hätte, wobei ich im Dämmerlicht fremde Gegner hingegen sehr schlecht einschätzen konnte. Hätte ich auf der sicheren Seite sein wollen, hätte ich erbarmungsloser zuschlagen müssen, gnadenlos weiterkämpfen, bis nichts mehr zuckt oder sie gleich mit den ersten Schlägen da treffen, wo ihr Lebenslicht am einfachsten auszulöschen ist.
So habe ich nur mehr oder weniger geraten, daß sie nicht so viel drauf haben, ich deshalb etwas riskieren kann. Aber eine Fehleinschätzung, eine Fehlkalkulation und ich hätte dich vielleicht nicht mehr vor ihnen schützen können. Es war also ebenfalls eine Situation ohne eindeutige Lösung. Was man auch tut, aus irgendeiner Perspektive ist immer ein Haken dabei. Man kommt nicht sauber raus. Auch wenn die Typen die kritische Situation verursacht haben, bleibt doch ebenso an uns etwas davon hängen, du bist immer noch verunsichert, verängstigt, ich wiederum habe jedenfalls ein paar Knochenbrüche etc auf dem Kerbholz, zum Glück hat es keine weitere Untersuchung des Vorfalls gegeben, obwohl es diese Typen schon verdient hätten, wenn sie dafür mit mehr als ein paar Knochenbrüchen hätten büßen müssen.
Was meinst du, hätten wir die Polizei rufen sollen?“
Inken war auch hier unsicher, schluckte. Sie hatte schon verstanden, daß Marie Kontakt mit der Polizei lieber vermied, ahnte nebenbei, daß sie Probleme gehabt hätte, das gut zu rechtfertigen, sauber rauszukommen, damit war nachvollziehbar, warum sie gehandelt hatte, wie sie gehandelt hatte.
Also schlußfolgerte sie: „Ich verstehe, warum du es so gemacht hast, warum du kein Aufsehen wolltest …“
Marie hakte nach: „Also hältst du es für richtig, was ich getan habe?
Wäre es auch noch richtig, wenn ich in dem Augenblick weniger riskiert hätte, alle vier vielmehr jeweils mit einem Schlag, Tritt oder Stich mit dem eigenen Messer um die Ecke gebracht hätte?“
Inken fühlte sich bedrängt, umarmte Marie sehr fest, erwiderte bloß seufzend: „Marie, Marie!
Ich weiß nicht mehr, ich weiß nicht, du hast ja Recht, … es gibt keinen guten, sauberen, edlen Weg raus aus solch einer Situation, bei der niemand zu Schaden kommt … das ist ein weiterer grauenhafter Aspekt des Überfalls. Gewalt erzeugt Gewalt und Schmerz und Leid.“
Marie liebkoste sie zärtlich, streichelte ihren Körper sanft: „Jenseits der konkreten Gefahr muß man diese Spirale durchbrechen, muß etwas, jedoch keinesfalls zuviel riskieren, um der Deeskalation eine Chance zu geben.
Sonst gibt es keine Hoffnung, sonst steckt man die Welt in Brand!
Ich hatte schon Zwischenfälle mit aufdringlichen Leuten an eher unspektakulären Orten. Ich habe zudem mal einer herumliegenden Gestalt geholfen, diese in eine stabile Lage gebracht, bin danach mangels mitgenommenen Mobiltelephons heim geeilt, habe den Notruf abgesetzt. Resultat waren daraufhin Verdächtigungen durch die Polizei, nachdem sich herausgestellt hatte, daß offenbar jemand den Typen dort zusammengeschlagen hatte, welcher sich zudem noch einer Gerichtsverhandlung wegen eines Seuxualdeliktes entzogen hatte, ferner überdies verdächtigt wurde, im weiteren Umfeld der Universität aktiv gewesen zu sein. Ein Opfer eines solchen Übergriffes war mir zufällig persönlich flüchtig bekannt. Der Typ lag im Koma. Weil man sonst keine Verdächtigen hatte, kam man alsdann eben auf mich zurück, daß es lästig wurde. Von daher darf ich wieder mit längeren Gesprächen rechnen, wenn ich da Leute melde, welche angeditscht sind, egal ob aus Notwehr oder nicht, gewiß werde ich wieder schief angesehen, nur weil ich dabei war. Daher habe ich keine große Lust auf polizeiliche Untersuchungen …“
Inken schluckte, fragte nach: „Dort im Park?
In der Nähe der Universität?“
Marie schüttelte den Kopf, streichelte Inken beruhigend: „Keine Bange. Jener Vergewaltiger läuft nicht mehr herum, jener Vorfall fand zur Zeit meines Studiums statt. Jener Kerl lag daraufhin erst im Koma. Derart angeschlagen mußte er sowieso daraufhin heimisch bleiben, auf Flucht verzichten. Letztlich kam er wohl doch zum Prozeß samt Verurteilung, nachdem er wieder verhandlungsfähig war, ist also aus dem Rennen. Ich denke überdies, jenes Erlebnis einschließlich Koma hat Eindruck hinterlassen. Aber bei solchen Typen kann man natürlich nie wissen. Allerdings als ich ihn per Notruf gemeldet habe, lag er reglos in der kühlen Nacht. Hätte ich nichts unternommen, hätten wir wohl einerseits vor ihm endgültig Ruhe, aber es wäre andererseits keineswegs korrekt gewesen, einfach so achtlos weiterzugehen …“
Inken stimmte zu: „Ja, da hattest du wohl keine Wahl, als dich zu kümmern. Konntest die Hintergründe ja auch gar nicht kennen, stand ja nicht drangeschrieben, was für ein Typ dort herumlag. Immerhin, wenn er weggesperrt ist oder gar therapiert wird, sind wir ja sicher. Ich kann andererseits gleichfalls verstehen, warum du wegen der Polizei Bedenken hast, wenn die dich aufgrund deiner Hilfe derart belästigt sowie verdächtigt haben, nur weil du geholfen hast.
Das ist doch unglaublich!“
Marie zuckte ihre Schultern: „Hatten eben sonst nichts in der Hand, keine weiteren Hinweise oder Verdächtige, alles ziemlich rätselhaft. Die Identität von dem Typen haben sie im Gegensatz zu meiner erst noch ermitteln müssen. Also hielten sie sich an mich. Gut, es wurde später jedenfalls etwas entspannter, als sie raus hatten, wen sie da im Koma wiedergefunden hatten. Diese Erkenntnis hat etwas darüber hinweggetröstet, daß keineswegs herauszufinden war, was wirklich passiert war. Aber genug davon. Vielleicht erzähle ich dir die Geschichte ein anderes Mal ausführlicher …“
Inken nickte: „Könntest ja sogar ein Buch drüber schreiben …“
Marie lachte: „Na, was du mir alles zutraust …“

Beide hielten sich eine Weile, schwiegen. Irgendwann meinte Marie, sie könnte nun abschalten, anschließend könnten sie heim. Inken löste sich zögernd aus der Umarmung, beide gingen wieder ins Labor. Auf dem Heimweg sprachen beide bloß wenig, gingen jeweils eigenen Gedanken nach. Inken schmiegte sich allerdings eng an Marie; mit jeden Schritt, mit jedem beiläufig gewechselten Kuß verflog mehr und mehr die gedrückte Stimmung. Jener Überfall rückte in weitere Ferne, ebenso Maries Erinnerung aus der letzten Nacht. Die kühle Nachtluft bekam Inken ganz gut, belebte, ermunterte, erfrischte. Zusätzlich spornte Marie sie noch an, beide tanzten, sprangen ein wenig, lachten sogar nun wieder, um diese betrübende Stimmung endgültig für diesen Tag abzuschütteln, loszuwerden.

Zuhause angekommen, war es auf jeden Fall spät genug, also machten beide sich für die Nacht fertig, schmiegten sich unter der Bettdecke eng zusammen. Marie kitzelte, neckte Inken ein wenig, so daß die Stimmung noch erheblich besser wurde, beide bald ihrer trauten, geborgenen, sicheren Zweisamkeit frönten, es sich gutgehen ließen.
Inken entspannte dabei so weit, daß Marie irgendwann fragte: „Magst du?“
Dabei strich sie mit der Hand zart durch Inkens Wäldchen auf ihrem Venushügel, diese erwiderte nur wohlig: „Mmmhmm“
Das reichte jedenfalls für Marie als Bestätigung, darauf intensivierte sie sogleich die Reize und Liebkosungen, brachte Inken schnell in stärkere Erregung. Beide rieben sich genüßlich aneinander; vorsichtig fuhr Marie mit einer Hand über Inkens Venushügel, umgriff diesen fester, übte wohltuenden Drück mit gesamter Handfläche aus. Sanft drang die Spitze ihres Mittelfingers in Inkens wohlig-warme, weiche und glitschig-feucht bereite Scheide. Inken atmete wohlig seufzend aus, Marie zog ihre Hand etwas weiter hoch, drückte so mit dem glitschigen Mittelfinger auf die Knospe der Klitoris, massierte vorsichtig mit der restlichen Hand den Venushügel, wobei sie mit dem Mittelfinger zudem etwas intensiver über die Klitoris rieb. Inken reagierte auf den augenscheinlich mächtigen Reiz mit einem lauteren „Ooooh …“, Marie massierte sanft, aber entschlossen weiter, schnell ließ Inken ein noch kräftigeres „Ooooh …“ folgen, bewegte den Unterleib etwas unkoordiniert, daß Marie zögerte, ihre Hand bereits zurückziehen wollte, Inken indessen griff schnell nach ihrer Hand zwischen ihren Körpern, drückte diese wieder an die vorherige Stelle, kniff ihre Schenkel verlangend nach mehr Rubbelei zusammen. Marie ließ sich durch Inkens Hand etwas führen, machte darauf allein weiter, während Inken ihre Hand wieder zurückzog, im Laken verkrallte, keuchend atmete, bis Maries Lippen die ihren trafen, sich beider Atem vermischte, während ihre Lippen kräftig gegeneinander preßten. Weil Inken die direkte Stimulation ihrer Klitoris offenbar in solch erhöhtem Erregungszustand ganz gut bekam, intensivierte Marie diese Stimulation noch, drang dabei mit dem Mittelfinger gar noch etwas tiefer ein, dehnte vorsichtig, als sie auf Widerstand stieß, zog allerdings kurz darauf wieder zurück, weil Inkens Leib ziemlich unruhig sowie heftig reagierte, also beließ sie es beim Eindringen ihrer Fingerspitze, massierte, rieb indes vorsichtig sowie mit ordentlichem Druck weiter, spielte ein wenig mit Inkens Reaktionen, ging darauf ein, wobei Inkens Muskeln schon deutlich angespannt hatte, ihr Unterleib Maries Händen entgegendrängte.
Marie verzögerte deshalb kaum noch, als Inkens Anspannung, die Blockade schon überwunden war, sondern sorgte bald darauf für einen wohligen Höhenflug mit angenehmer Entspannung danach, so daß Inken bald wieder landete, in ihren Armen ganz entspannt sowie zufrieden, befriedigt einschlummerte. Unangenehme Erinnerungen oder heikle Abwägungen waren jedenfalls für diese Nacht wie weggewischt oder weggerieben, weggeknuddelt, weggeküßt, waren mit einer Flut der Ekstase fortgespült, so daß Inken nun ruhig schlummern konnte. Daher war Marie mit dem Ergebnis sehr zufrieden, genoß die gleichmäßigen Atemzüge ihrer innig Geliebten, ließ sich darauf ein, entspannte daneben gleichfalls, ihre Aufmerksamkeit löste sich ebenfalls, bis sie gleichermaßen zufrieden einschlief.

Inkens Kommentar

An dem Morgen war ich auf dem Weg zum Hauptgebäude nach dem Abschied von Marie etwas nachdenklich. Einerseits wirkte Marie ja so ausgeglichen und ruhig, alles schien überwunden. Andererseits war die Vorsicht eingebrannt, hemmte sie, mich einfach mal machen zu lassen oder mir zu zeigen, was für sie gut wäre. Ich akzeptierte diese Zurückhaltung jedoch zunächst einmal, es ließ mich indes nicht los, ich wollte Marie doch helfen, fühlte mich dabei allerdings gleichfalls etwas hilflos. Denn als sie diese grauenhafte Kindheit hatte, kannten wir uns ja nicht, ich konnte ihr folglich nicht beistehen, wobei ich ohnehin in der Lage ähnlich ausgeliefert gewesen wäre, wie also als Kind in solch einer Situation helfen. Doch genug der hypothetischen Überlegungen, im Park war ich dabei, von Schockstarre übermannt, absurd also anzunehmen, ich könne irgendwie bei derlei Übergriffen hilfreich sein.

Vergangenheit kann man nicht ungeschehen machen, so bleibt allenfalls Trost sowie innige Zuneigung als hoffentlich hilfreicher Beistand. Einerseits hat unser Jetzt nichts mit ihrer damaligen Vergangenheit zu tun, aber weil diese Historie Spuren hinterlassen hat, müssen wir andererseits trotzdem damit umgehen.
Ich konnte daran ja nicht viel mehr tun, als bei ihr sowie geduldig sein, Solidarität zeigen. Geduld ist wie bereits abgehandelt indes nicht so meine Stärke, deshalb dämmerte mir wohl schon, daß ich trotzdem gelegentlich nerven würde, ich nahm mir jedoch vor, mich möglichst zusammenzureißen, denn natürlich wollte ich Marie keineswegs nerven, viel lieber im Jetzt mit ihr glücklich sein, als in den Wunden der Vergangenheit bohren. Es sah indes so aus, als müßten diese überbrückt werden, um alles miteinander teilen zu können.

Eigentlich war es einstweilen ganz gut, daß Marie ganz mit dem Experiment beschäftigt war, ich mit meinen Sachen, so kam das Thema erst einmal nicht zur Sprache. Aber da es doch noch in mir gärte, mußte es doch wieder irgendwie raus. Immerhin schien es Marie nicht einmal sonderlich zu quälen. Nachdem das Thema irgendwie wieder aus mir herausgeplatzt war – wie blöd sowie ungeschickt konnte ich mich eigentlich noch anstellen – gab’s als nächsten Schockbericht noch weitere grauenhafte Details über ihn.
Ich war so dumm, darüber zu spekulieren, was Marie hätte tun können. So hatte sie alles Recht der Welt, diese Fragen zu stellen, welche mich genau so dumm, naiv, hilflos erscheinen ließen, wie ich mich fühlte. Niemand kann sich wohl in die Situation von Marie als Kind versetzen, diese unheilvolle Mischung aus Abhängigkeit, Manipulation, Mißbrauch, Quälerei.
Es wirkt wie eine wunderbare Befreiung, daß er endlich irgendwann tot war. Marie schien allerdings keine Informationen darüber zu haben, was eigentlich passiert war. Das war ein unheimlicher Tod für ein widerliches Monstrum. Das war eine erstaunliche Wende. Marie hatte irgendwie alles genau durchdacht, hatten jedoch dafür mittlerweile Jahre Zeit gehabt, anders als ich stellte sie diese Fragen, wann man was tun dürfe, sofern man denn überhaupt Gelegenheit dazu hätte.
Wie kann man diese Fragen allgemein beantworten?
Wie kann man diese Fragen im jeweils speziellen Fall richtig entscheiden?
Von einem Moment zum anderen?
Nun, wenn er nicht zuvor verstorben wäre, hätte Marie ihn doch umbringen müssen, um sich von ihm zu lösen, sich aus seinem Mißbrauch zu befreien. Immerhin ist ihr diese grauenhafte Entscheidung offenkundig erspart geblieben. Dennoch hat er natürlich tiefe Spuren hinterlassen.
Maries Ausführungen, ihre Argumentation hat einen schalen Geschmack bei mir hinterlassen, dies Thema hat mich sehr bedrückt, ich hatte diese Fragerei indes verdient, denn ich hatte schließlich das Thema wieder aufgekocht, darin gerührt, gewühlt, gestochert, folglich hatte ich es keineswegs besser verdient, als in dieser Form mein winziges Stück Mitleid abzubekommen.

Diese plötzliche Verknüpfung mit dem Überfall im Park kam plötzlich, wurde für mich noch einmal sehr bitter. Ich hätte jenen Typen den Tod gegönnt, wenn gewiß auch keineswegs durch Maries Hand, denn natürlich hätten wir danach noch darunter leiden müssen. Für Marie wäre es ein Opfer für die Allgemeinheit gewesen, die Typen zu beseitigen. Sie hatte es nicht getan, wollte insbesondere mir Schwierigkeiten ersparen.
Hatten wir nun Schuld, daß diese Schurken davongekommen waren?
Wenn diese Mistkerle dergleichen wieder versuchen würden?
Würden sie es nach dem heftigen Zusammenstoß?
Hoffentlich nicht.
Einerseits drückte es mich, daß es überhaupt so weit hatte eskalieren müssen, weil ich nicht weglaufen konnte. Andererseits drückte es mich ebenso, daß diese miesen Typen jedenfalls theoretisch immer noch mehr anstellen konnten, falls sie nichts aus dem Zusammenstoß mit Marie gelernt haben sollten.
Dieser Fall liegt indes so, daß wir überfallen worden sind, wir damit klarkommen müssen, daher sollten wir uns keine Schuld einreden, für gar nichts. Wir haben oder besser Marie hat getan, was zu dem Zeitpunkt notwendig sowie wichtig erschien, daraus läßt sich nun keinen Strick drehen.
Für sie jedenfalls gar nicht.
Warum nur konnte ich nicht mit ihr fortlaufen, als noch Zeit war?
Wenn man indes fortläuft, gar nichts weiter tut, um diese widerwärtigen Täter zu stoppen, wie sieht es dann damit aus, wie man sich fühlt, wenn man erfährt, daß diese Mistkerle später abermals Leute angegriffen haben?
Hätte man dies üble Pack gestoppt statt zu fliehen, hätte man anderen Leid erspart, allerdings dabei selber viel riskiert sowie auf sich genommen.
Es war eindeutig klar, daß ich noch viel von Marie lernen mußte.
Marie indessen wog sachlich sowie kühl ab, hegte keine Rachegelüste. Auch diese Eigenschaft ihres Denkes bewunderte ich. Sie ist so stark und ruhig, ein Fels in der Brandung des Lebens, an dem ich mich geborgen halten darf, während die Gischt des Irrsinns des Lebens um uns herum nur so aufschäumt, erbarmungslos lärmt.
Was können wir tun gegen einen ganzen Ozean der Gewalt und Ungerechtigkeit?

Marie bringt es immer so leicht fertig, mich auf andere Gedanken zu bringen, mir zu helfen, die Grübelei im heftigen Rausch der Ekstase fortzuspülen. Wenn man einander vertraut, reichen wirklich schon kleinere Berührungen sowie Liebkosungen, damit es einem gutgeht. In der Nacht hat Marie überdies einen speziellen Knopf gefunden – oder besser genutzt, denn sicherlich wußte sie genau davon – welcher in der richtigen Stimmung einen sehr schnellen sowie heftigen Effekt hat. Daß ich verblüfft war, ist da eigentlich die falsche Wortwahl. Jedenfalls wußte ich von eigenen Bemühungen bereits, daß ich da sehr empfindlich bin, bei meinen Versuchen war dies eher unangenehm und krampfauslösend, als ich mich da selbst bemüht hatte, dort etwas zu bewirken. Dabei hatte ich allerdings nicht die richtige Einstimmung, zudem waren meine Versuche noch ohne Marie. Sie dachte offenkundig ferner anhand meiner ersten Reaktion, daß diese Sensation unangenehm für mich gewesen wäre, daher mußte ich doch blitzschnell eingreifen, denn so wie sie streichelte und massierte, bekam diese Stimulation mir genau richtig. Ich war ganz in ihrer Hand, verlor mich darin sowie in einem sehr heftigen Rausch. Also zweifellos eine sehr wirkungsvolle Stelle – falsch bedient und berührt von Übel, jedoch mit der richtigen Vorbereitung und Methode quasi der Knopf, um mich heftig durchstarten zu lassen …

Maries Kommentar

Mit dem Experiment lief es den Tag wirklich prima, keine Defekte, keine größeren Probleme damit, ich hatte gut zu tun, produzierte sinnvolle Daten, kam gut voran. Daher war ich erst einmal ganz froh, daß Inken zunächst brav an ihren Aufgaben saß, so konnte ich mich gleichfalls gut komplett auf meine Aufgaben konzentrieren.

Das Gespräch anschließend, als sie heikle Thema doch wieder anschnitt – naja, meine Reaktion war jetzt keineswegs als Strafe für dumme Fragen gedacht. Ich weiß es doch selbst nicht besser. Obwohl ich ja im entscheidenden Moment nicht zögere, eine Entscheidung treffe, analysiere ich doch gerne, betrachte den Verlauf der Ereignisse später von allen Seiten, doch ohne dem eigentlich nachzuhängen. Ethische Fragen stellen sich immer wieder, werden impliziert durch Konflikte, Übergriffe. Fragen, welche doch letztlich meist offenbleiben. Geradezu quälen muß man sich damit nicht. Das hat keinen Sinn. Zu überlegen aber, was man getan hat, ob diese Handlungen in Ruhe betrachtet gut haltbar waren, erschien mir immer schon wichtig, auch um in Zukunft bei Entscheidungen eine bessere Auswahl parat zu haben. Es passiert nie zweimal dasselbe. Es sind immer neue Entscheidungen gefragt. Überschlagen sich die Ereignisse, genügt die verfügbare Zeit für keine ethische Reflexion. Wer mittendrin ist, handelt zwangsläufig mit Bezug auf den Kontext, wie auch immer dieser zustande kommt. Doch hat man zuvor in Ruhe abgewogen, ist sich darüber klar geworden, was man beantworten kann, was an Fragen unbeantwortet, unbestimmt bleibt, so ist im Moment der Notwendigkeit eine Entscheidung doch einfacher zu fällen. Man weiß eigentlich gleich, man kommt sowieso nicht sauber raus, den Gedanken kann man gleich streichen, kann sich folglich auf das Praktische konzentrieren, entsprechend agieren. Gar nicht drüber nachzudenken, wäre gänzlich falsch, ebenso sich nachträglich selbst zu zerlegen. Man betrachtet solche Angelegenheiten zunächst besser distanziert als philosophischen Fall, eine knifflige ethische Frage, überdies losgelöst vom erlebten Einzelfall, welcher bloß noch als Beispiel herhalten kann, wie vertrackt doch die Praxis im konkreten Moment und ebenso im Nachhinein ist.

Der Vorfall damals mit dem Typen im Koma samt polizeilicher Untersuchung, ja, das war wirklich spannend.
Was ist Wirklichkeit, was sozialer Konsens über Vergangenes, über ein Ereignis oder eine Tat, wenn die Hinweise nicht eindeutig sind, wenn es nicht einmal Zeugen gibt?
Wenn die Spuren nichts hergeben, was helfen könnte?
Das sind spannende Fragen über die Wahrnehmung von Realität, schon geeignet, das einmal zu thematisieren. Gewissermaßen ein Krimi, bei welchem allerdings im Dunkeln bleibt, wer den eigentlichen Täter zum Opfer, damit zur Strecke gebracht hat. Ohne Not wird solch ein Täter dies ja nicht freiwillig zugeben, insofern wäre es ein dubioser Krimi, welcher darüber geschrieben werden könnte.

Wieder zurück zu dieser Geschichte sowie zu den kleinen Versuchen mit Inken:
Gut, in jener Nacht habe ich bestimmt keineswegs versehentlich den Knopf gefunden, mit welchem Inken wie eine Rakete abgeht, stimmt zudem gar nicht, daß die Erzielung des befriedigenden Ergebnisses derart so einfach wäre wie ein Knopfdruck. Die fragliche Zone ist ja ohnehin eher eine weiter ausgedehnte Schaltfläche, welche es geeignet zu aktivieren gilt, keineswegs bloß ein kleines, knopfartiges Gewebeteilchen der Klitoris, welches mit etwas Phantasie der Eichel des männlichen Penis gleichen mag, oft scheu versteckt, im Erregungszustand etwas oder auch deutlich exponierter. Stimmt schon, Klitoris ist sehr sensibel, Fehlbedienungen sind heikel. Aber die Klitoris ist ein viel größeres Organ, welches weitläufig gut umsorgt sowie gereizt werden mag, um einen Erregungszustand zu erreichen, wo daraufhin im richtigen Moment wirklich ordentlich die Post abgehen kann. Wobei ich da jetzt keinesfalls auf breit angelegte Statistiken aus eigenen Experimenten zurückgreifen kann. Bei mir selbst bewirkt eine derartige Stimulation jedenfalls etwas, bei Inken bewirkt eine solche vorsichtige Aufmerksamkeit noch viel mehr, gerade darum gilt es dabei sowieso, noch vorsichtiger zu dosieren, der Grad zwischen äußerst erregtem Wohlbefinden sowie mißlicher Irritation ist schmal. Da gilt es, aufmerksam zu sein, jedes Mal empfindlich abzupassen, was gerade angemessen intensiv ist. Ich dachte dabei ja außerdem einen Moment, ich wäre etwas ungeschickt, zur falschen Zeit zu schnell oder gar grob gewesen. Weil Inken jedoch sofort eingriff, entschieden auf mehr drang, habe ich etwas über sie gelernt, offenkundig gar ohne versehentlich etwas falsch gemacht zu haben.
Nun weiß ich eben, wie massieren, wie agieren, wenn mir die ehrenvolle Aufgabe zukommt, bei ihr etwas auf den Punkt zu bringen. Mir ist schon klar, wenn ich es drauf anlegte, könnte ich sie so über den Rausch in den Wahnsinn reiben, rubbeln, massieren und liebkosen.
Aber wozu sollte das gut sein?
Inken hat nicht nur ein Schatzkästlein, worin man den Schlüssel finden kann. Es kommt allerdings schon sehr darauf an, keineswegs lediglich profan bekannte Stelle zu lokalisieren, diese etwa heftig zu rubbeln, die Herangehensweise und Methode ist durchaus subtiler.
Aber warum sollte ich das ausgiebig erläutern?
Selber neugierig forschen, das macht Spaß, löst überdies noch einmal ein ganz besonderes Glücksgefühl aus, wenn man das Ergebnis allein gefunden hat. Das ist ganz ähnlich wie bei den Übungsaufgaben. Wenn man diese heraus hat, ist das Ergebnis euphorisch, auch und gerade, wenn man es selber herausgefunden hat statt nur nachzumachen. Den eigenen Weg erforschen, finden, wählen, gehen, das macht einen guten Teil des Glücks aus.

Kleine Bewährungsprobe

Diesen Mittwoch Morgen war Inken bereits wach, bevor Maries Anlage im Nebenraum zum Wecken ansprang. Sie fühlte sich nicht besonders wohl. Das hatte sich schon zwei Tage zuvor etwas bemerkbar gemacht, gestern mehr, hatte sich aber deutlich beruhigt sowie entspannt, als Marie am gestrigen Abend geschickt und gekonnt nachgeholfen hatte, sonst hätte sie danach wohl nicht so gut schlafen können. Inken drehte sich etwas, konnte sich jedoch nicht so richtig aus Maries Umarmung lösen. So schmiegte sie sich noch enger an Marie, um so etwas Trost über ihren unwohlen Zustand zu finden.

Immerhin ging irgendwann die Musikanlage los, Marie erwachte.
Beide wünschten sich einen guten Morgen, küßten sich, liebkosten sich, Inken blieb zwar sehr anhänglich, aber doch nicht so ganz bei der Sache, deshalb fragte Marie nach: „Na, liebstes Knuffelchen?
Was ist los?
Etwas nicht in Ordnung mit dir?
Wo drückt der Schuh?
Waren unsere Aktivitäten in der Nacht doch etwas heftig für dich?“
Inken seufzte, brummelte dazu: „Fühle mich nicht so gut. Vorgestern war es noch kaum zu merken, gestern schon mehr, heute noch mehr. Gestern, nach deinen Bemühungen war es weg, jetzt kommt es allerdings wieder hoch. Ich glaube, es geht los, ist mal wieder so weit …“
Marie streichelte sie sanft sowie tröstend: „Deine Monatsblutung?“
Inken nickte etwas verlegen, meinte: „Monat ist eigentlich die falsche Bezeichnung, Regel auch nicht, ist eher etwas chaotisch, unregelmäßig. Besonders jetzt durch die Aufregung zum Studienbeginn, unsere Bekanntschaft ist wohl sowieso alles durcheinander. Ich glaube indes, es kommt jetzt bald.“
Maries Nase stupste zärtlich Inkens Nase, Ihre Lippen küßte sanft deren Stirn: „Naja, da kann es bei solch großen Änderungen, überdies den Streß der Veränderung mit dem Studium schon zu Verwirrung kommen. Vielleicht normalisiert sich dein Zyklus ja nun, weil wir zusammen sind, eine Beziehung sorgt ja doch für mehr Stabilität sowie Sicherheit, all dies begünstigt sicher auch einen regelmäßigen Zyklus.“
Inken brummte: „Mag sein. Erst einmal fühle ich mich nicht so gut.“
Marie schaute etwas besorgt: „Willst du liegenbleiben, ich kann dich ja etwas betüddeln und umsorgen, vielleicht geht es danach oder dadurch besser.“
Inken lächelte, allerdings etwas gequält: „Das ist lieb von dir. Aber so arg ist es nicht. Ich sollte allerdings wohl etwas aus meiner Wohnung holen, wäre mir sehr unangenehm, wenn es mitten in der Vorlesung, in der Mensa oder unseren Diskussionen im Übungsraum losginge, lästige Flecken in der Hose auf den Sachverhalt hinweisen würden …“
Marie lächelte, knuddelte Inken: „Kann ich nachvollziehen, so genau muß man dies Ereignis ja auch keineswegs allen offenbaren.
Ist ja sowieso noch früh, wir beeilen uns ein wenig, anschließend schwingen wir uns aufs Rad, fahren zu dir, ist das in Ordnung?“
Inken nickte, beide standen auf, gingen ins Bad, machten sich so weit fertig.

Etwas schüchtern fragte Inken beim Frühstück: „Wie läuft das bei dir eigentlich?“
Marie lachte, meinte: „Laufen – gute Wortwahl in dem Zusammenhang. Also bei mir ist das regelmäßig sowie relativ problemlos, eben organisiert und diszipliniert. Du hast es ja nicht einmal bemerkt.“
Inken schaute sie fragend an: „Wieso?“
Marie grinste: „Hat bei mir schon angefangen zu bluten, ich habe da etwas gefunden, was bei mir jedenfalls gut funktioniert, fängt das Blut auf. Du hast gar nichts mitbekommen, als ich das eingesetzt oder gewechselt habe, kann es dir aber mal zeigen.
Was verwendest du?“
Inken antwortete: „Binden. Ökologisch so halbwegs verträglich. Habe mich jedoch noch gar nicht gekümmert, wo ich hier welche bekomme, habe aber erst einmal noch genug.“
Marie nickte: „Werden wir alsdann schon finden, was du brauchst. Sollte doch kein Problem sein. Aber gut, daß du erstmal noch genug hast, sonst würde es kurzfristig vielleicht doch schwierig werden, nebenbei zu den Vorlesungen etwas zu organisieren …“
Nun lachte auch Inken, allerdings bloß relativ kurz, denn noch immer fühlte diese sich unwohl, Lachen schlug da leider auch noch durch, weswegen sie Marie gleich tröstend streichelte.

Nachdem sie fertig waren, radelten beide eilig zu Inkens Unterkunft, Inken stattete sich eilig sowie prophylaktisch mit einer Binde aus. Weil die Zeit nun doch knapp wurde, packte Inken nur eine in Reserve ein, während Marie den Rest sowie noch ein paar andere Sachen einschließlich einer alten, fast kultigen Wärmflasche mitnahm. Sie begleitete Inken daraufhin auf dem Rad zum Hauptgebäude. Dabei erläuterte Inken noch, daß jene Wärmflasche noch von ihrer Urgroßmutter Heike stamme, von dieser empfohlen worden sei, weil ihr schon früher bei solchen Gelegenheiten etwas unwohl gewesen sei. Marie nickte verständnisvoll. Am Hauptgebäude angekommen verabschiedeten beide sich liebevoll, danach ging Inken rein. Marie indessen fuhr zurück zu ihrer Wohnung, um die Sachen abzustellen, schlenderte im Anschluß zu Fuß zum Institut, um dort ihre Arbeit fortzusetzen.

Maries Messung vom vorherigen Tag war zunächst einmal nur dazu gedacht, um herauszufinden, was unter den Bedingungen wohl erwartbar wäre sowie zur Beratung, wie man am besten weitermachen sollte. Also wertete sie nun fleißig aus, um mit den Kollegen beraten zu können. Daneben hatte sie auf den Rechnern ja unterdessen weiterhin die anderen Programme laufen, so daß sie wohl gleichfalls mit den Sachen für ihren Kollegen Dirk weiterkommen würde.

Für Inken war der Vormittag weniger angenehm. Ihr Unwohlsein hielt an, verstärkte sich noch leicht, sie hielt nichtsdestotrotz tapfer durch, wobei sie eine gewisse Unruhe allerdings nicht unterdrücken konnte, doch sie schaffte es, ihre hibbeliges Gemüt halbwegs unter Kontrolle zu halten, so daß sie nicht unangenehm auffiel. Damit war sie indes mehrfach gefordert, Inhalt aufnehmen, Unwohlsein in Schach halten, konzentriert bleiben. Bettina und Klara hatte sie nichts davon gesagt, wollte ihr kleines internes Drama auch nicht unbedingt ausbreiten. So quälte sie sich durch den Vormittag, war endlich erleichtert, als sie sich auf dem Weg zur Mensa etwas freier bewegen konnten.

Mittags trafen beide sich wieder in der Mensa. Klara und Bettina waren ebenfalls abermals dabei, welche wohl schon bemerkt hatten, daß Inken nicht ihren besten Tag hatte. Diese hatte jedoch abgewunken, etwas gequält gelächelt, mit „nicht der Rede wert“ sowohl abgewiegelt, dabei ebenso deutlich gemacht, daß sie dieses Thema nicht weiter vertiefen wollte. Folglich plauderte die kleine Gruppe über anderes, allerdings heute etwas zäher, denn wenn Inken nicht so fröhlich war, fiel es der Runde auch nicht so leicht, munter und lustig zu plaudern.

Bettina brachte ihre Konversation mit einer Frage insbesondere in Maries Richtung wieder in einen anderen Themenbereich zurück: „Ich habe so nachgedacht, worüber wir gestern sinniert haben, also die Relativistik, die endliche Lichtgeschwindigkeit, Konsequenzen daraus. Hingegen die science-fiction fabuliert ja sehr oft über Wurmlöcher, Worp-Antrieb mit Überlichtgeschwindigkeit etc, wie siehst du das?“
Maries Antwort lautete: „Skeptisch, obgleich sich richtige Wissenschaftler damit auseinandersetzen, mit weniger ambitionierten Ideen ebenso Ingenieure erfolgreich, man denke etwa an drahtlose Kommunikation per Mobiltelephon, Drucker für dreidimensionale Objekte.
Was die Wurmlöcher anbelangt, so ist Raum nun einmal gekrümmt, mathematisch ginge da allerhand, also selbst eine Abkürzung wie ein Wurmloch. Unberücksichtigt bleibt dabei allerdings, daß nun einmal Massen den Raum krümmen. Größere Mengen auf hinreichend engen Raum ordnen sich nun einmal näherungsweise zu Kugeln oder genauer Rotationsellipsoiden an, also Planeten, Sterne, Neutronensterne, Schwarze Löcher. Raum krümmt sich bei all diesen Objekten gleich, keineswegs allerdings zu einer Art Schlauch von einem Ort zum anderen, insofern ist Raumzeit zwar gekrümmt, topologisch jedoch keineswegs verknotet oder wie ein Wollknäuel verwickelt. Insofern bleibt komplett unklar, was den Raum derart krümmen sollte. Selbst Gravitationswellen im Nahbereich zweier kollabierender Löcher haben eine deutlich andere Erscheinung. Stabile Ringe mit Massen von Schwarzen Löchern wären nun einmal komplett instabil, würden praktisch sofort kollabieren zur üblichen Form, wie immer man zuvor auch in der Lage sein sollte, Objekte mit mehrfacher Sonnenmasse in eine Ringform zu bekommen. Mit Kernkräften, Elektromagnetismus wird man große Massen von einem solchen Kollaps nicht abhalten können. So wird es folglich keineswegs funktionieren. Negative Massen oder eine Antigravitation wird es wohl gleichfalls nicht geben.
Etwas in der Art wurde ebenfalls für den Worp-Antrieb für notwendig gehalten. Die Gleichungen der allgemeinen Relativistik sind allerdings komplex, sofern nicht simpel genähert wird, Nichtlinearitäten mitgenommen werden, exakt gerechnet werden könnte, zeichnet sich ab, daß wenig oder keine dieser eigenartigen hypothetischen Materie erforderlich sein mag, um eine sogenannte Worp-Blase mathematisch zu konstruieren. Die Idee ist ja, wenn man in solch einer Blase ein Raumschiff in einem Bereich nahezu ungekrümmten Raumes steckt, lediglich außen eine besonders geformte Raumkrümmung um dies Schiff erzeugt, so könnte diese Raumkrümmung sich selbst samt Schiff fortbewegen, das Schiff in der Blase selbst bliebe unbewegt, unbeschleunigt, was komfortabel für die Besatzung wäre, zudem dafür sorgt, daß sich das Raumschiff keineswegs schneller als das Licht bewegt, im Raum stattdessen einfach ruht, niemals beschleunigt wird.
Dieses Konzept hat nun wiederum gleich mehrere Haken:
Wie sollte diese Raumkrümmung bewirkt werden, siehe analog das genannte Problem beim Wurmloch?
Selbst wenn, wie sollte dies vom Raumschiff bewirkt werden, als an- und abgeschaltet werden, welches in der Blase steckt?
Selbst wenn, wäre diese Blase noch lange nicht in Bewegung relativ zur Umgebung, wobei unklar ist, wie man diese überhaupt bewegen sollte, insbesondere schon gar nicht von innerhalb einer solchen Blase vom Raumschiff aus, wie man es für einen Antrieb bräuchte.
Raumkrümmungen verändern sich nach unserer Erfahrungen eben dadurch, daß sich Massen im gekrümmten Raum bewegen. Dazu reicht keineswegs ein Fingerschnipsen eines Raumschiffkapitäns, ergänzt mit einer saloppen Forderung nach ‚Energie‘ – wobei man davon reichlich brauchen würde …“
Klara hakte nach: „Hmmm, also vergessen?
Unrealistisch, alberne Phantasterei?
Man will ja für einen kleinen Ausflug nicht gleich ganze Planeten oder Sonnen verheizen …“
Maries Erwiderung darauf lautete: „Nun, prinzipiell hätte da allerdings die Quantenphysik noch etwas parat. Gemäß dieser ist das Vakuum keineswegs leer. Aufgrund der Unschärferelation gibt es eine entsprechende Wechselbeziehung zwischen Energie sowie Zeit. Dies Phänomen kann dazu führen, daß spontan Paare von Teilchen samt Antiteilchen entstehen, allerdings bloß sehr kurz, bei großem Energieinhalt eben sehr kurz. Wenn es nun gelingen würde in Übereinstimmung mit der Unschärfe, sich aus dem Vakuum Energie oder Materie zu borgen, diese räumlich geeignet anzuordnen, würde diese ja ebenso den Raum krümmen. Energie kann überdies in Form von Feldern auftreten, auch Licht krümmt den Raum. Wie wir an dem Massenumsatz bei Kernfusion wie Kernspaltung erkennen, steckt in Masse allerdings sehr viel Energie, in elektromagnetischen Feldern hingegen wenig, folglich wäre sehr sehr viel Feld für eine nennenswerte Krümmung notwendig. Lediglich wenn Teilchen sich mit ihren Antiteilchen vereinen, kann die gesamte Masse zu Feldern zerstrahlen, was wiederum damit noch keineswegs derart um ein Raumschiff angeordnet werden könnte, daß die erforderlich Raumkrümmung entsteht, vermutlich würde eher das Raumschiff durch den Strahlungsdruck auseinandergeblasen.
Trotz aller praktischen Hindernisse wäre kurzzeitig eine instabile Blase zumindest denkbar, welche aufgrund der Kürze ihrer Existenz gar keine Chance hat zu kollabieren. Passend erzeugt könnte diese Blase ja gleich von Anfang an relativ zum Raum drumherum in Bewegung sein, allerdings eben bei den relevanten Massen lediglich für winzigste Zeiten. Also wohl unter einer Zeptosekunde oder gar Yoktosekunde oder im Bereich der Planckzeit.
Weil wiederum nach einigen Überlegungen die Änderung der Raumzeit frei von der Begrenzung der Lichtgeschwindigkeit ist, könnte somit nach diesem Konzept ein Raumschiff innerhalb einer Worp-Blase samt dieser praktisch instantan nach Woanders im Universum fluktuieren, lediglich mit Energie sowie Materie, welches kurz mal aus den Vakuumfluktuationen geborgt sind.
Haken dabei unter anderen:
Keine Ahnung, wie man sich gezielt in einer technischen Anwendung Energie oder Materie aus dem Vakuum borgt, wie bewirkt werden könnte, daß man damit gezielt irgendwohin gelangen könnte. Ferner müssen gewisse Erhaltungssätze langfristig sowie makroskopisch erfüllt bleiben. Ausgeschlossen dabei wäre zum Beispiel, daß man mit systematischer, geschickter Springerei innerhalb der gekrümmten Raumzeit als einer Art Laplacescher Dämon Energie aus dem Nichts gewinnt, ein pepertuum mobile erschaffen kann. Wobei ein Mikrokosmos in einem Planckschen Raumzeitsegment, also Plancklänge und Planckzeit, keine Umgebung für klassische Thermodynamik ist, also allerhand möglich sein könnte.
Eventuell ist sogar unser gesamtes Universum bloß eine kurzzeitige Vakuumfluktuation in einem anderen Universum, wobei spontan zusammen mit unserem Universum ein analoges Antiuniversum entstanden ist, im nächsten Augenblick diese Fluktuation wieder kollabieren könnte, wobei sich ein solcher Raumzeit-Augenblick wiederum auf eine andere Raumzeit bezieht als unsere eigene, denn eine solche Fluktuation wäre ja in jenem anderen Hyperuniversum eingetreten, welches raumzeitlich ganz anders eingeteilt sein wird …“

Inkens Seufzer dazu wurde klar vernehmbar, danach kam von dieser: „Ohoh, du nimmst uns ganz schon hoch. Fachwörter, faszinierender Kram fern unseres Horizontes, weiowei, dabei kommen wir Frischlinge doch gar nicht mit, solltest science fiction schreiben …“
Bettina allerdings lachte: „Nun, ich habe dieses massive fachlinguistische Aufgebot wohl mit meiner Frage provoziert, ich nehme sie folglich in aller Form zurück, wie ich mich selbst beruhigt zurücklehne: In unserer Lebensspanne wird demzufolge niemand auf eine Lösung kommen, wie man mittags zeitig am anderen Ende der Galaxis Kumpels trifft oder dort andere Spezies als Ufo erschreckt, jedoch zum Abendbrot desselben Tages wieder wohlbehalten Daheim ankommt.“
Maries Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, ihr Kopf nickte: „So in etwa können wir dies wohl zusammenfassen. Einstweilen keine großen Reisen durch die Galaxis mit zeitnaher Rückkehr, keinerlei Chance auf Ufos, welche das Universum mit kurzzeitig geborgter Energie aus dem Vakuum bereisen, um sich damit zu belustigen, primitivere, ignorantere Spezies zu verschrecken mit scheinbar magischen Erscheinungen. So leicht läßt sich das Universum nun doch nichts abringen, was nun einmal derart schlecht ins Gesamtkonzept paßt. Es ist ja nicht einmal eine Technologie absehbar, mit welcher es möglich wäre, an einem Tag zum Mars und wieder zurück zur Erde zu kommen, was das Licht immerhin locker schaffen kann …“

Nun, mit der munteren Konversation wurde Inkens Aufmerksamkeit immerhin gefesselt, ebenso etwas abgelenkt von ihrer aktuellen physischen Befindlichkeit, eventuell hatte Bettina auch deshalb dies kurzweilige Thema angeschnitten. Damit hatten die vier jedenfalls ihre Mittagszeit gut herumgebracht. Mehr als pseudowissenschaftliches Geschwurbel war dieser gedankenexperimentatorische Ausflug in die Untiefen der Quanten-Unschärfe-Relativistik ohnehin keinesfalls. Als Kurzweil unter Naturwissenschaftlern eignen sich derartige Themen indes immer für den entspannten Austausch beim Mittag, zur unterhaltsamen Spinnerei oder Blödelei zwischendurch.

Für Inken wurde ihr Nachmittag jedoch leider noch unangenehmer als ihr Vormittag, dennoch hielt sie ebenso diesen tapfer durch, profitierte hier stark von Maries Einflüssen, konnte sich gut genug konzentrieren sowie organisieren, obgleich ihr Körper gelegentlich mit einer leichten Revolte drohte, welche indes verhindert werden konnte. Nicht so ganz ernsthaft grübelte sie darüber nach, wieso Frauen diese wiederkehrenden körperlichen Unstimmigkeiten verdient hatten, jedenfalls wenn Kinderkriegen gar nicht in der Planung war, letztlich folglich doch ein ineffizienter Vorgang, eine Verschwendung von Leistungsfähigkeit sowie Motivation, eine üble Ablenkung für nichts.

Marie hatte am Nachmittag die Auswertung fertig, alle neuen Daten gut visualisiert, ebenso ein paar Visualisierungen für Dirk vorbereitet. Hauptsächlich hatte sie allerdings wieder mit ihren Praktikanten zu tun, beziehungsweise mußte für diese stets im Fall von Rückfragen verfügbar sowie erreichbar sein, deshalb war ihre Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt. Immerhin arbeiteten ihre Praktikanten doch halbwegs selbständig, so daß auch Marie mit ihrer Arbeit vorankam. Als sie mit den Sachen für Dirk so weit durch war, nahm sie ihre Unterlagen, sofern ausgedruckt, schaute zunächst noch bei den Praktikanten vorbei, unterhielt sich kurz, teilte daraufhin noch mit, wo sie zu finden wäre. Anschließend ging sie zu Dirk, berichtete, zeigte ihre jüngsten Ergebnisse. Peter war gleichfalls anwesend, hörte zu. Letztlich gingen sie gemeinsam zu Klaus, konferierten bei ihm spontan, nachdem Marie ihren Praktikanten kurz mitgeteilt hatte, wo sie nun zu finden sei.

Maries Messung sah interessant aus, die Sache würde wohl deutlich mehr ermöglichen, alle waren gespannt, wie sich diese Experimente entwickeln würde, wenn erst die Modifikationen aus der Werkstatt einsatzfähig wären. Weil Marie gleichfalls diesbezüglich über Fortschritte sowie den Beginn der Arbeit in der Werkstatt berichten konnte, waren sich alle einig, daß dies Projekt doch bereits am Anfang gut Fahrt aufnahm, sehr erfolgversprechend aussah. Mit der überarbeiteten, erweiterten Anlage würde es daher vermutlich sehr spannende Ergebnisse geben.
Peter und Dirk kamen mit ihren Arbeiten ebenfalls gut voran. Peter war mit Schreiben fast fertig, kündigte für die nähere Zukunft schon einmal eine Version zum Korrekturlesen an, suchte zudem gern neben Klaus noch freiwillige Interessenten. Weil Dirk ja selbst genug mit seiner Arbeit hatte, war er mit Maries Angebot gerne einverstanden.
Für Dirks Arbeit lagen Maries erste Vergleiche mit der Theorie vor, die Fits gestalteten sich allerdings schwieriger sowie langfristiger, derlei war indes keineswegs Ziel von Dirks Arbeit gewesen, so daß man nun klarer umriß, worauf dieser seine Arbeit beschränken sollte, damit ebenso genauer abgrenzte, was er noch mit verwenden sollte, was für eine unabhängige Veröffentlichung oder auch bereits für Maries Arbeit bleiben sollte.

Am späten Nachmittag, als sich die Praktikanten schon verabschiedet hatten, kam abermals Inken zu Maries Bureau, sah schon ziemlich geschafft sowie fertig aus. Marie nahm sie gleich tröstend in den Arm, Inken sog ihre Nähe sowie Ruhe auf, schöpfte wieder etwas Motivation, arbeitete noch etwas, guckte anschließend jedoch eher zerstreut auf einem Rechner im Netz herum. Marie eilte sich, schloß ihre Arbeit ab, so brachen beide auf. Marie schob Inkens Rad mit deren Tasche drauf, welche sich eng an Marie schmiegte. Diffuser Druck, unbestimmtes, schlecht zu beschreibendes Brodeln im Unterleib hatte Inken doch deutlich angegriffen, daher tat es ihr schon gut, daß ihre geliebte Freundin wieder so innig an ihrer Seite Beistand leistete.

Daheim brachte Marie sie gleich ins Bett, füllte die Wärmflasche mit warmem Wasser, gab diese Inken, bereitete daraufhin Tee samt Abendbrot zu. So sah Maries erste Fürsorge aus, eine Geste ihrer Teilhabe im Bemühen um Linderung.
Inken hatte die Wärmflasche gegen den Bauch gedrückt, sich darum gekrümmt.
Maries Sorge blieb, daher ihre Frage: „Wie schlimm ist es?
Ärger als sonst oder ist es sonst auch so?“
Inken schüttelte den Kopf: „Ist sonst ebenfalls eher unangenehm, nun ist dies innere Brodeln allerdings besonders heftig, es geht jedoch immer noch nicht los. Vielleicht weil die letzten Wochen alles so durcheinander gekommen ist, das dadurch irgendwie ausgesetzt hat. Ich habe bei all dem Neuen gar nicht drauf geachtet, ist mir gar nicht aufgefallen, aber es ist wirklich schon länger her, nun muß es wohl mit aller Macht raus!“
Marie wuselte verständnisvoll durch Inkens Haar, bot ihr den Tee, fütterte sie gar mit ein paar Bissen, aß dabei nebenbei gleichfalls.
Inken wollte dabei wissen: „Und bei dir?“
Marie zuckte ihre Schultern, erwiderte: „Läuft eben, keine besonderen Beschwerden!“
Da mußte Inken lächeln. Dies war wohl typisch für sie beide: Inken – chaotisch, aufgewühlt, auffällig, emotional, Marie organisiert, diszipliniert, ruhig, kontrolliert. Gerne hätte sich Inken letzteres nun ebenso für diesen speziellen Sachverhalt angeeignet, welcher derart völlig sinnlos ihre Bahnen störte, als sei es nicht schon alles aufregend genug, was sie derzeit erlebte.

Nachdem sie fertig waren, räumte Marie ab, machte überdies noch alles sauber, kam darauf zu Inken ins Bett, schmiegte sich an diese, fragte: „Ich will dich keinesfalls nerven, wenn ich dir zu dicht auf die Pelle rücke, dann sage es, wir bekommen das schon hin!“
Inken indessen schüttelte heftig den Kopf: „Nein, ist besser, wenn du da bist, wenn du bei mir bist, wenn ich dich spüre, kann ich mich besser entspannen.
Findest du es nicht merkwürdig, daß das bei uns ungefähr gleichzeitig ist?“
Marie koste sie beruhigend, erwiderte: „Naja, wenn bei dir ohnehin alles durcheinander war, hat der Sachverhalt bei mir bei dir vielleicht etwas ausgelöst. Es kommt wohl durchaus vor, daß sich die Zyklen von Frauen synchronisieren, die viel miteinander zu tun haben.
Muß also kein Zufall sein!“
Inken lächelte etwas gequält: „Also im Grunde ein Zeichen unserer innigen Verbundenheit?“
Marie lächelte auch: „Mag sein, wir sollten dies Phänomen mal die kommenden Monate beobachten, wie sich die Zyklen entwickeln. Wenn es bei dir ja ähnlich ruhig und entspannt wie bei mir abliefe, wäre eine derartige Anpassung, Harmonisierung ja noch deutlich erfreulicher, ob sich dies indes derart stark angleicht, keine Ahnung, wer weiß, kommt Zeit, kommt Erkenntnis, jedenfalls bei diesem Sachverhalt, welcher doch gut beobachtbar ist.“
Inken brummelte: „Na, das wäre auf jeden Fall phantastisch gut, wenn es bei mir genauso ruhig und entspannt ablaufen würde, das jetzt ist doch schon heftig!“
Marie koste, streichelte, betüddelte sie liebevoll, Inken wurde etwas ruhiger, entspannte sich wirklich.

Inkens Blutung hatte allerdings immer noch nicht eingesetzt, ab und an brummte sie unzufrieden.
Marie meinte endlich: „Vermutlich hast du dazu gar keine Lust, aber ein ordentlicher Orgasmus könnte immerhin entspannen, Krämpfe lösen, vielleicht gar den erlösenden Effekt auslösen. Wäre vielleicht einen Versuch wert, wenn du magst, ich will dich gleichwohl gewiß mitnichten nerven …“
Inkens Blick fiel zweifelnd auf sie: „Meinst du wirklich?“
Marie zuckte nur ihre Schultern, Inken ergänzte: „Ist es dir nicht unangenehm, wenn du da herumfummelst, es wirklich im vollen Geschehen plötzlich losgehen sollte?“
Marie schüttelte den Kopf, koste Inken liebevoll: „Nein, ich kann ja ferner ein oder zwei dicke Handtücher holen sowie unterlegen, dann kannst du dich ganz unbesorgt fallenlassen, dabei sorglos entspannen, in Ordnung?“
Inken nickte schüchtern, worauf Marie Handtücher holte, Inken sowie sich ganz entkleidete, sich wieder zu ihr legte, ihren Liebling zart massierte, verwöhnte, umschmeichelte.

Heute war die Verbesserung von Inkens Stimmung deutlich schwieriger, Marie indes blieb dabei geduldig, ausdauernd, vorsichtig, rücksichtsvoll, zudem ziemlich geschickt, so daß es doch gelang, sich Inkens Leib zunehmend erhitzte, sich ihre Muskeln noch mehr anspannten, ihr Mund stöhnte, ihr Leib sich wand. Maries Gespür blieb auch diese Nacht sehr gut, dieselbe Stimulation wie am Abend zuvor wäre gewiß suoptimal gewesen, daher liebkoste, massierte sie diesmal den ganzen Leib, vermied eine besondere Konzentration an ohnehin irritierten Stellen. Dies Vorgehen schien in der Tat ganz angenehm zu sein, jedenfalls von den Beschwerden abzulenken, folglich wurden Maries Bemühungen fortgesetzt. Irgendwann erreichte Inken wirklich ihren Höhepunkt, Marie umsorgte, koste ihren zarten Körper weiter, sorgte so für angenehme Entspannung sowie Wohlbefinden. Dieser innere Aufruhr hatte Inken wirklich geholfen.
Sie meinte irgendwann, nachdem ihre Sinne sich erneut gesammelt hatten: „Du, ich glaube, der Druck ist weg, ist schon viel besser jetzt.
Vielleicht sollte ich doch eine Binde umlegen, ein Höschen anziehen?“
Marie sprang gleich bereitwillig auf, holte das Erbetene. Während Inken sich darum kümmerte, stellte Marie an der Anlage entspannende Musik an, kam daraufhin wieder zu ihr. Ihr Körper schmiegte sich wieder eng an jenen ihrer Geliebten, beide umarmten sich, Marie wiegte ihre Liebst sanft zunächst in einen entspannenden, meditativen Zustand, welcher alsdann nach einiger Zeit in den erlösenden Schlaf überging.

Marie war noch wach, genoß, wie Inken nun selig schlief, für heute schien die kleine Krise überstanden. Sie war erleichtert, doch würde sich wohl erst noch zeigen, ob dies wirklich bereits die Lösung des unerfreulichen Problems darstellte, beziehungsweise ob Inkens Orgasmus gar den erwünschten Effekt ausgelöst hatte.
Als die Musik schon längst vorbei war, löste sich Marie vorsichtig von Inken, eilte, stellte die Anlage um, damit beide den nächsten Morgen in der Frühe wieder rechtzeitig geweckt würden. Dann würde Inken schon über ihre Befindlichkeit berichten. Nun allerdings wurde Maries Müdigkeit gleichfalls deutlich spürbar, dies war ebenfalls für sie ein ereignisreicher Tage gewesen, wenn sie selbst auch keine bemerkenswerten Beschwerden hatte, hatte sie doch mit Inken mitgelitten, fühlte sich nun gleichermaßen erleichtert, entspannt, ihre Liebste in ruhigem Schlaf zu spüren. So schmiegte sich wieder vorsichtig an Inkens warmen, zarten Leib, schlief auch bald ein.

Inkens Kommentar

Wir haben diskutiert, ob es angemessen sei, auf diese Episode, diese Beschwerden detailliert einzugehen. Marie hatte gewisse Bedenken, ich hielt eine derartige Schilderung zwar einerseits für etwas unangenehm meinerseits, andererseits doch für erwähnenswert. Letztlich ist es ja doch ein normaler Vorgang, mit welchem sich jede Frau mehr oder weniger regelmäßig konfrontiert sieht. Weil wir ein Paar sind, teilen wir ebenso diese Zeit, Maries Zuwendungen blieben wirklich so lieb und rücksichtsvoll, daß diese mir dabei gut haben helfen können. Verbergen hätte ich meine Beschwerden ihr gegenüber ohnehin nicht können, solcherlei profane Angelegenheiten gehören eben mit dazu. Also müssen wir uns damit arrangieren, entweder ein großes Theater draus machen oder es unangenehm berührt unter den Teppich kehren, sich zurückziehen, wenn es gerade mal nicht so gut geht. Ich jedenfalls neige eigentlich dazu, mich möglichst zu verkrümeln, still zu leiden, diese Zeit hinter mich zu bringen, wenn es mir nicht so gut geht, ebenso aus anderen Gründen, etwa wenn ich mal krank bin. Dann nervt schnell alles und jeder. Bei Maries Fürsorge habe ich mich allerdings ebenso in dieser unerfreulichen Zeit gut aufgehoben gefühlt, umsorgt sowie geborgen. Marie kümmert sich zwar sehr sorgsam, wichtig ist ihr indes gleichfalls, daß die Entscheidung letztlich bei mir liegt, daß ich mich keineswegs bedrängt oder bevormundet fühle. Deshalb bekam es mir wohl auch gleich ganz gut, als sie ebenso bei dieser kleinen Bewährungsprobe bei mir war, ich sie zum Glück nicht von mir stieß, um für mich allein zu leiden. Gemeinsam erwies sich nun selbst dabei als besser.

Nun will ich auch nicht wehleidig erscheinen, denn es war schon ein heftiges Unwohlsein, aber jetzt auch wieder nichts, was man nicht überstehen kann, ohne sich für ein oder zwei Tage im Bett sowie in Selbstmitleid zu verdrücken. Wenn der eigene Körper irgendwie revoltiert, nicht den eigenen Plänen und Vorstellungen folgt, ist man schon etwas verunsichert sowie verletzlich, gleichfalls im übertragenen Sinne.
Jammern bringt ja auch nichts; über die Ungerechtigkeit der Welt, der Biologie zu jammern, welche das alles den Frauen aufbürdet, immer wieder, als Erlösung dagegen ja primär Schwangerschaft bietet, was ja ebenfalls ganz erheblich fordert, nun wohl auch keineswegs immer so angenehm ist. Natürlich – Männer haben es da viel leichter ohne diese ganzen Dramen, sind schlimmstenfalls mal impotent oder haben Erektionsprobleme, wenn es Streß gibt, wobei ich mir vorstelle, daß dies doch auch ganz befreiend sein kann, wenn der Drang einfach ausbleibt – gut, ebenso blöd natürlich, wenn der Drang da ist, vielleicht gar überdies noch die Gelegenheit zum Vollzuge, jedoch die Fähigkeit nicht.
Biologie ist so oder so keineswegs fair, darum geht es ja gar nicht, der Evolution ist dies Schnurz, beziehungsweise Evolution ist ja keine Persönlichkeit mit Zielen oder Absichten, es kommt voran, was gerade unter den gegebenen Umständen gut funktioniert, diese Variante muß mitnichten angenehm oder schön sein, ist zudem noch durch die Historie, gelegentlich bloß durch Zufälle bedingt. Die Ergebnisse der Evolution sind natürlich persönlich oder gleichfalls für eine Spezies keineswegs optimal, dabei treten doch viele Sackgassen sowie heute blödsinnige Relikte aus der Vergangenheit auf, welche nicht einfach in einem revolutionären Schritt übersprungen werden könnten. Biologie und Evolution nehmen auch keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten von Individuen, wobei wie schon gesagt, Personifikationen ohnehin alberner Blödsinn wären, damit ebenso deren unterstellte Ziele oder Absichten.
Ungebeten ins Leben geworfen darf und muß man solch fundamentale Sachverhalte nehmen, sie wie sind. Wenn man es akzeptiert, kann man lernen, damit umzugehen und das eigene Päckchen zu tragen. Weil ich eben Glück habe, habe ich Marie als meine Liebste, mit welcher ich gemeinsam unsere Päckchen tragen darf, denn gemeinsam ist besser als allein. Zusammen sind wir stärker, können uns besser diesen kleinen wie genauso den größeren Herausforderungen des Lebens stellen.

Sex oder sexuelle Stimulation, Orgasmus als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden – ich kann dieses Vorgehen nicht allgemein empfehlen, keine Ahnung, ob solcherlei Maßnahmen immer funktionieren oder gelegentlich noch alles verschlimmern. Einen Versuch ist es definitiv wert. Jedenfalls hilft es bei mir eigentlich gut, vielleicht auch oder gerade, weil ich Vertrauen in Maries Fähigkeiten setze, weil diese geschickt sowie sensibel mit mir umgeht, um bei mir auszulösen, was eben zur Überwidnung des wunden Punktes ausgelöst werden muß. Sie ist anders vorgegangen als in der Nacht zuvor, abermals eine gute Idee, danach wiederum gleichfalls sehr entspannend sowie beruhigend. Auch dabei gab es kurz vor dem Höhepunkt bei mir wieder diese Blockade, diese Muskelanspannung, aber als diese überwunden war, hat sich gleichzeitig mein diffuses Unwohlsein gelöst, ist fortgespült worden. In der Nacht zuvor war derlei ja ohnehin bloß schwach bemerkbar, deshalb war das zu dem Zeitpunkt unterdessen noch unauffällig. Maries Behandlung hat indes ebenso in jener Nacht sehr gut geholfen, um danach ruhig einzuschlafen. Diese Nacht jedoch hätte sich mein Leib wohl noch Stunden wach um meine Wärmflasche gekrümmt, ich hätte vor mich hin gegrummelt, so allerdings waren Maries Bemühungen äußerst hilfreich, daß ich mich gut entspannen konnte, jenes diffuse Unwohlsein einem breiten Zerfließen in milder Wonne gewichen war. Großartig fühlt sich gleichermaßen an, wenn ich wie ein Kind in Maries Armen weile, einfach gewiegt werde, meine Liebste bei mir spüre, ihre Ruhe von ihr in mich strömen spüre, all die Aufregung, die Tücken des Tages kann ich vergessen, bloß noch zusammenzusein, lediglich noch einander spüren, sonst alles vergessen können, sich fallenlassen, zur Ruhe kommen. Marie kann all die Last von einem nehmen, alles auflösen zu einer wohligen Umarmung, welche einfach alles abprallen lassen kann, was einen beschäftigt sowie abgelenkt haben mag. Ich weiß nicht, wie sie das macht, bei mir indes wirkt ihr Vorgehen jedenfalls sehr direkt sowie intensiv, vielleicht aber auch, weil ich bereit bin, mich darauf einzulassen, einfach loszulassen, um mich mit ihr treiben zu lassen, sonst alles zu vergessen.

Maries Kommentar

Ich konnte es ja bloß relativ ungenau einordnen, wie arg es wirklich um Inkens Befindlichkeit bestellt war, aber es ist schon in Ordnung, wenn sie einfach mal betüddelt werden muß, weil etwas quer sitzt, ebenfalls dafür ist man ja füreinander da. Dabei braucht Inken unterdessen gar nicht heldenhaft sein, zart und sensibel darf sie unter diesen Umständen mal brummeln, wenn es gerade mal nicht so gut läuft. Dabei kann ich alsdann jedenfalls trösten. Zum Glück fühlt es sich für sie besser an, wenn wir zusammen sind, deshalb stand ich dem Elend auch nicht so ganz hilflos gegenüber. Nachdem ich erst einmal heraus hatte, daß sie wirklich nicht durch mich genervt wurde, konnte ich ja immerhin Anteilnahme sowie Gesellschaft bieten.
Obgleich sie den Tag über schon etwas brummelig war, hat sie sich eigentlich ganz tapfer gehalten, ist nicht in die alte Unruhe verfallen, hat Vorlesungen sowie andere Termine gut absolviert, von daher hat sie durchgehalten, statt sich einfach zu verkrümeln, dafür hat sie ja auf jeden Fall Solidarität verdient. Wobei man sich solcherlei Beistand ja mitnichten verdienen muß.

Ob sexuelle Entspannungsübungen generell eine gute Therapie sind, kann ich natürlich auch nicht sagen, aber sofern es körperlich nicht schadet, eine Lustlösung in dieser Situation nichtsdestotrotz das Wohlbefinden steigert, sind Orgasmen sicherlich in diesem Zusammenhang ebenso eine gute Hilfe. Ob man mit einem Orgasmus eine irgendwie gehemmte Monatsblutung auslösen kann, weiß ich auch nicht so genau, will es allerdings mal auch nicht ausschließen. Selbst wenn es nicht klappt, hatte man doch wenigstens ein wenig Spaß bei der Therapie. Hat man hingegen gar keine Lust, läßt man wohl besser die Finger davon, denn aus einem Zwang oder aus einer besonderen Erwartungshaltung heraus entsteht bloß schnell eine Aversion, ein Konflikt mit eigener Körperlichkeit, Sexualität.

Die Ungerechtigkeiten des Lebens, nun, wer wollte die leugnen und bestreiten?
Es ändert nur nichts.
Wenn man sich so überlegt, was man über die Historie des Universums so weiß, was über die Entstehung des Sonnensystems samt der Erde, über die Entwicklung des Lebens – was könnte oder sollte man erwarten?
Letztlich sind wir ja doch nur ein Haufen feuchter Kehricht in der hintersten Ecke des Universums, was sollten wir erwarten außer Dreck und Elend?
Was könnten wir mehr suchen und ergreifen als unser kleines Stück vom Glück?
Das alles ergibt keinen Sinn, denn es ist ja zu keinem Zweck gemacht, es hat sich nur irgendwie so entwickelt, ohne Sinn und Verstand.
Folglich ist es sinnlos, darin nach einem Sinn zu suchen.

Aber wenn man akzeptiert, wer oder was man ist?
Wenn man nicht hadert, sondern einfach lebt sowie füreinander da ist?
Sieht man da nicht bereits an unserem harmlosen Beispiel, daß dadurch das Leben schön sein kann, daß man genießen kann?
Es kann nicht immer alles perfekt sein, trotzdem kann es gut sein, wenn man den Moment auskostet, die Chancen ergreift, sein Leben lebt, statt allgemein zu hadern, es zu verschwenden an frustrierte Depression, trübselige Gedanken, glücklich jene, welchen dies gelingt!
Großer und kleiner Schmerz gehören allerdings zum Leben dazu, daher wäre es unterdessen unsinnig, diese nicht zu respektieren, sie nicht ernst zu nehmen. Sich kümmern, Anteil nehmen, solidarisch bei kleinem wie großem Unglück sein, ist wichtig. Darin besteht ebenso Glück, welches aus einer Krise hilft.

Sonstige Aktivitäten an dem Tag: Mit meiner Arbeit ging es bereits deutlich voran, eigentlich besser als vermutet, dies waren ja eigentlich erst die ersten paar offiziellen Wochen am Promotionsprojekt. Weil ich diese Fortschritte mal keineswegs auf meine Genialität schieben will, sage ich einfach mal, dieser Oktober war mein Freund, mir gelang einfach alles, eventuell hätte ich noch Lotterie spielen sollen oder auf riskante Aktien spekulieren. Manchmal gibt es solche Tage, Wochen oder gar Monate, wo es im Grunde richtig gut läuft, jedenfalls wenn man das Augenmerk auf jene Aspekte richtet, die wirklich gut geklappt haben. Wenn man realistisch bleibt, sollte man natürlich immer genauso jene Sachen abziehen, welche wirklich schlecht gelaufen sind, etwa jener Überfall. Eine Frage von Sichtweise wie Einstellung, vorherigen Erfahrungen, was im Gedächtnis stärkeres Gewicht bekommen wird. Nun, unter dem Strich ist die Bilanz immer noch gut, denn wir haben selbst jenen Überfall samt Folgeerscheinungen gemeistert, irgendwie, wir sind dabei ziemlich heil davongekommen, selbst dies kann man als Erfolg werten, also nur leichte Menstruationsbeschwerden statt Vergewaltigung samt Zernichtung des Lebens. So gesehen war das wirklich unser Monat.

Einsame Fahrt

Es war Donnerstag Morgen, von der Anlage aus dem Nebenraum weckte sie erneut das Radioprogramm.
Marie liebkoste Inken sanft, beide wünschten sich gegenseitig einen guten Morgen, Marie fragte: „Und?
Wie ist die Stimmung?“
Inken gähnte noch müde, war allerdings sichtlich entspannt, sie meinte lächelnd: „Viel besser jedenfalls als gestern, du bist genial, woher wußtest du, was mir helfen würde?“
Marie zog eine Augenbraue hoch: „Wußte ich doch gar nicht, war nur geraten. Ich habe schon davon gehört, daß eine lustvolle Massage helfen kann, nicht allen, aber einigen schon. Und da habe ich das eben vorgeschlagen – weil du zudem einverstanden warst, konnten wir ja gut mal probieren, ob dieser Ansatz bei dir einen Effekt hat. Weil du mit dieser Behandlung einverstanden warst, versprach diese doch wenigstens Ablenkung sowie Spaß für dich.
Hat es eigentlich einen darüber hinausgehenden Effekt gehabt?
Also mal abgesehen von dem bereits bekannten?“
Inken lächelte, hob die Decke, beide sahen nach, worauf Marie scherzend kommentierte: „Läuft doch!
Quasi alles im roten Bereich bei dir!“
Beide lachten, kuschelten und schmusten noch etwas. Inken hatte nur noch leichte Irritationen, sie war jedenfalls wieder gut einsatzfähig.

Also standen beide auf, machten sich fertig und frühstückten.
Marie fragte dann: „Wenn es dir so weit wieder gut geht, ist es doch hoffentlich kein Problem, wenn ich heute Abend wieder zu meiner Philosophierunde gehe?“
Inken schaute sie an, meinte dazu: „Oh, ich werde dich schon sehr vermissen, aber ich werde es aushalten, mich darauf freuen, wenn du wieder da bist!“
Marie nickte, erwiderte: „Gut, Schlüssel hast du ja sowieso, kannst arbeiten, Musik hören, lesen, fernsehen, ist also für dich gesorgt?“
Inken bestätigte: „Ja, ich komme klar, bin ja schon groß, keine Bange!
Gemeinsam Mensa findet heute aber noch statt?“
Marie stimmte wieder zu: „Klar doch!
Müssen uns bloß einigen, wie wir nachmittags verfahren, ob du noch zu mir ins Bureau kommst oder länger in der Gruppe arbeitest.“
Inken grinste: „Na, wenn du alleine ausgehst, mache ich das vielleicht auch, mal schauen, Klara und Bettina fragen, ob die noch was vorhaben.
Kann doch immerhin sein, wir philosophieren ebenfalls für uns oder machen einen drauf!
Klären wir also heute Mittag!“
Marie erwiderte lächelnd: „Fein, so wird’s gemacht.
Eventuell nimmst du besser gleich dein Rad mit für den Fall, daß ihr in die Innenstadt wollt oder noch etwas weiter?“
Inken meinte: „Oh, in dem Fall eile ich schnell hierher, ist ja nicht so weit, die beiden können ja ebenso mitkommen, anschließend können wir von hier gemeinsam starten. Vermutlich sind sie allerdings sowieso beschäftigt oder geschafft und es wird einfach ein ruhiger Abend.“
Marie schlug vor: „Kannst sie ja unterdessen nach hier einladen für einen mehr oder weniger gemütlichen Abend, je nachdem, wo ihr euch hinsetzt, hier in der Küche ist ja eher weniger bequem, drüben mit dem Sofa ist es etwas besser.“
Inken lächelte: „Na, ohne dich nach hier einladen?
Aber gut, wenn du es vorschlägst, kann ich es ja erwähnen, wenn die beiden Lust haben und noch nichts weiter vorhaben.“
Marie lächelte: „Warum nicht, ist ja nun auch dein Zuhause!“
Inken nickte leicht: „Daran muß ich mich erst noch gewöhnen …“

So war das erst einmal geklärt, die beiden machten sich fertig, brachen im Anschluß auf. Marie brachte Inken wieder bis zum Hauptgebäude, beide verabschiedeten sich liebevoll. Darauf schlenderte Marie zum Gebäude mit ihrem Bureau, begann die heutige Arbeit. Sie befand, daß Inken ihre kleine Krise wirklich schnell überwunden hatte und fand es ferner überdies ganz interessant und informativ, welche Wirkung ihre Trennung diese Woche haben würde. Immerhin waren dies ja auch lediglich ein paar Stunden, dazu keineswegs mehr als jetzt tagsüber, weil Inken indes nicht so genau wußte, wohin sie ging, war doch auch ein gewisser Reiz dabei. Letzte Woche war diese Ungewißheit natürlich deutlich größer, ebenso die Zeitspanne für Sehnsüchte und Grübeleien. Ein Vergleich wäre wohl ganz interessant.

Inken setzte sich in den Vorlesungssaal, bald darauf kamen gleichfalls Bettina und Klara hinzu. Sie hatten noch etwas Zeit. Beide zeigten sich jedenfalls sehr erfreut, daß Inken wieder in guter Form sowie bei guter Laune war. Pläne für den Abend hatten sie auf Nachfrage nicht, waren auch nicht abgeneigt, mal mit Inken einen Abend zu verbringen. Eine Option wurde sodann darin gesehen, bei Bettina einen kleinen Spieleabend zu veranstalten. Inken war allerdings etwas beunruhigt, als ihr plötzlich einfiel, daß sie dadurch nachts allein zurück zu Maries Wohnung müßte. Nach dem Vorfall im Park war ihr nicht so wohl dabei, obgleich sie eigentlich schon der Auffassung war, daß dieser Überfall keinesfalls solche Macht über ihr Leben haben sollte. Über ihre Verunsicherung mochte sie vor ihren beiden Freundinnen jedoch lieber schweigen, stimmte deshalb für die Option, die drei waren sich damit einig.

Gegen Mittag trafen sie wie geplant Marie in der Mensa, berichteten dieser über ihren Plan für den Abend.
Marie freute sich für ihren Sonnenschein, überlegte daraufhin jedoch, fragte vorsichtshalber bei Inken nach: „Mit dem Heimweg allein in der Nacht kommst du doch klar?“
Inken fühlte sich an ihrem wunden Punkt erwischt, mochte dies allerdings mitnichten zugeben, Marie kannte sie schon sehr gut, aber Inken wollte Marie auch nicht den Abend verderben, indem sie sich um sie sorgte, daher riß sie sich zusammen, antwortete gleichzeitig etwas unsicher, dennoch sehr tapfer sowie mit fester Stimme: „Natürlich!
Ich kann von dem Vorfall im Park doch nicht mein restliches Leben bestimmen lassen!“
Marie spürte die Unsicherheit, fragte Bettina nach der Lage ihrer Wohnung, nickte im Anschluß, meinte dazu: „Ja, ich weiß ungefähr, wo das ist, Bettina, schilderst du vielleicht mal eine gut beleuchtete Strecke?“
Bettina nickte, fragte nach: „Wir nehmen dieselbe auf dem Hinweg, ihr wohnt doch hier in der Nähe der Universität?“
Inken bestätigte: „Ja, ist nicht so weit, müßte zuvor sowieso noch mein Rad holen!“
Bettina stimmte zu: „Gut, folglich veranstalten wir die Anfahrt so: wenn wir heute Feierabend machen, holen wir mit Inken ihr Rad, nehmen eine gut beleuchtete Strecke, sorgen für gemeinsames Abendessen und danach läuft unser Spieleabend. Gegen Ende der Spiele gucken wir einfach, wie die Stimmung ist.
Wenn du trotzdem unsicher bist, bringen wir dich beide Heim, in Ordnung?
Wir sind alsdann ja zu zweit für den Rückweg, wohnen auch nicht weit voneinander, also kein Problem!
Wenn es ganz spät werden sollte, kannst du wiederum genauso bei mir übernachten, habe zwar nicht viel Platz, geht jedoch alles mit gutem Willen!“
Damit waren sie sich über den Abend einig, Marie war ebenfalls zufrieden. Einerseits fand sie es wichtig, daß Inken selbständig unterwegs war, um wieder mehr Selbstvertrauen zu gewinnen und nicht gleich in jeder dunklen Ecke etwas zu vermuten, andererseits wollte sie ihr auch nicht zuviel zumuten. So hatte Inken allerdings eine gute Chance, die Strecke war harmlos; sollte sie der Mut doch verlassen, konnte sie Bettina und Klara bitten, sie zu begleiten oder wie vorgeschlagen einfach bei Bettina bleiben. Damit gab es objektiv besehen für Inken genug Optionen, alleine mit ihren Freundinnen für den Abend vorlieb zu nehmen.

So verabschiedete man sich quasi für heute, denn vermutlich würde ja Marie heimkehren, wenn Inken schon schlief.
Ihr fiel dann noch etwas ein: „Inken, nur für den Fall, daß du über Nacht bei Bettina bleibst, schreibst du eine kurze Nachricht?“
Inken stimmte zu, meinte allerdings: „Ich werde schon nicht so viel Schiß haben und gut alleine heimkommen, keine Sorge!“
Damit war der Sachverhalt geklärt und nach Umarmung sowie Kuß trennten sich erst einmal die Wege.

Inken, Bettina und Klara widmeten sich danach wieder ihrem Studienplan, waren damit voll beschäftigt sowie für den Nachmittag ausgelastet. Nach den Vorlesungen ging es wieder in die Diskussion über Übungszettel sowie Aufgaben mit den Kommilitonen. Als sich da die Reihen lichteten, machten sie endlich für den Tag Feierabend. Inken hatte schon eingepackt war unruhig, Klara und Bettina schrieben noch ein paar Sachen mit zwei weiteren noch verbliebenen Kommilitonen.
Inken stand nachdenklich an einem Fenster, sah hinaus. Sie hatte Sehnsucht nach Marie, gleichfalls aus dem Wissen heraus, daß sie sie heute nicht mehr sehen würde. Sie sprach kurz mit Bettina und Klara, ging alsdann auf Toilette hinaus aus dem Raum. Als sie wiederkehrte, waren die anderen noch nicht ganz fertig, hatten noch vielleicht eine Viertelstunde zu tun, Inken wollte jedoch hinaus an die frische Luft, also verabredete sie sich mit Klara und Bettina draußen, auch diese hatten wohl erkannt, daß Inken einfach etwas frische Luft sowie Raum brauchte, um ihrem Bewegungsdrang nachzugehen. Folglich zog Inken ihre Jacke über, nahm ihre Tasche, eilte hinaus, draußen wirbelte sie erst übermütig herum, lief ein wenig, drehte sich. Das tat ihr gut. Bald schon ging es ihr wieder besser, sie wurde ruhiger.

Sie setzte sich, um auf Klara und Bettina zu warten. Danach zog sie jedoch ihr Telephon aus der Tasche, rief ihre Eltern an. Munter plauderten sie, wobei Inken so aufgeregt war, daß sie gleich ausplapperte, daß sie sich in Marie verliebt hatte und daß sie nun ein Paar waren. Ihre Eltern waren schon sehr verblüfft, lehnten diese Entwicklung indes keineswegs pauschal ab. Aber sie waren deshalb doch sehr neugierig, Inken erzählte ein wenig, irgendwie aber wollten ja ihre Eltern sowieso mal vorbeikommen, um sich persönlich davon zu überzeugen, daß sie hier und mit dem Studium gut klarkam oder wo es Probleme gab. Sie hatten ja gewisse Bedenken gehabt, das erste Mal eine eigene Unterkunft weg von Zuhause, das Studium, Inkens Bewegungsdrang sowie die spezifische Not Inkens, sich zu konzentrieren, sie hatten sich gesorgt, wie Inken das verdauen würde. Nun wurden sie sehr überrascht durch Inkens Offenbarung. Spontan entschlossen sie sich zu einem Besuch, gleich am Wochenende sollte es sein. Darüber wiederum war Inken verblüfft sowie erstaunt, das war nun wirklich sehr schnell gegangen und sie hatte sich doch wohl irgendwie verplappert, einfach so von Marie zu erzählen.
Sie fragte sich, ob dieser das eigentlich recht war, sorgte sich deshalb ein wenig, wie diese reagieren würde, ohne vorherige Absprache Besuch vereinbaren?
Aber nun war es wohl zu spät, sie würde Marie überdies nicht einmal gleich sehen können, um mit ihr zu beraten. Als das Gespräch zu Ende war, saß sie etwas verloren und grübelte, wie sie das nun auf die Reihe bekommen sollte, irgendwie zwei Welten miteinander zu verknüpfen.

Klara und Bettina fanden sie so vor, fragten auch gleich nach, was los sei. Da erst schüttelte und bewegte sich Inken wieder, gestand ihre knifflige Lage, was sie sich selbst im Überschwang gerade eingebrockt hatte, wie sie sich durch ihre Plapperei mit ihren Eltern in die Bredouille gebracht hatte. Klara und Bettina jedoch mußten lachen, meinten, nun gäbe es keinen Weg zurück, da müsse sie nun durch.
Sie sprachen ihr Mut zu, was sollte Marie schon gegen netten, spontanen Besuch am Wochenende haben?
Also zogen beide Inken munter hoch und sind gingen los. Im Anschluß schlenderten die drei Richtung Maries Wohnung, Klara und Bettina suchten die aufgeregte Inken derweil weiter zu beruhigen, das werde schon alles laufen, und wenn sich ihre Eltern eben schon nicht aufgeregt hätten, dann doch wohl auch nicht am Wochenende, wenn sie persönlich hier wären. Inken sorgte sich trotzdem etwas, war etwas angespannt ob dieser anstehenden Konfrontation von zwei Welten.
So ging es also weiter zum Haus mit Maries Wohnung. Klara und Bettina hatten ja schon ihre Räder dabei, Inken brachte nur ihre Tasche in die Wohnung, anschließend ging es mit den Rädern los, sie nahmen wie geplant die Route mit der besten Beleuchtung.

Als sie bei Bettina ankamen, war es noch später Nachmittag oder früher Abend.. Erst bauten sie ein Brettspiel auf, danach zogen sie zu Fuß noch einmal los, um sich etwas zu essen zu besorgen. Im Anschluß wieder bei Bettina machten sich die drei dann einen fröhlichen, gemütlichen sowie lustigen Abend. Es bekam den dreien ganz gut, sich einfach mal bei einem Brettspiel zu erholen. Inken hatte ja schon die Woche vorher mit Marie und deren Kollegen einen schönen Spieleabend gehabt, wie sich indes herausgestellt hatte, waren Bettina und Klara noch deutlich mehr im Streß gewesen, so daß dies nun effektiv ihr erster vergnüglicher Abend seit Semesterbeginn war, so daß sie es besonders genossen, nun endlich einmal wieder etwas anderes zu machen, entspannen, zusammen lachen sowie spielen.

Über den lustigen Abend vergaß Inken ganz und gar den Heimweg, darüberhinaus ebenso erst einmal ihr Gespräch mit den Eltern, dabei wurde es doch deutlich später als vermutet. Irgendwann war die letzte Spielrunde geschafft, anschließend wurde noch kurz aufgeräumt, Klara fragte letztlich mit Hinweis auf die späte Stunde, wie es bei Inken aussähe. Diese schaute nach draußen in die Nacht, plötzlich war ihr doch ziemlich mulmig, sie wollte indes keinerlei Schwäche zeigen, lächelte tapfer, meinte, die anstehende nächtliche Fahrt sei gar kein Problem, es sei ja auf dem Weg alles gut beleuchtet sowie gut einsehbar, diese Fahrt wäre also eine leichte Übung, niemand brauche sie zu begleiten. Damit verabschiedeten beide sich von Bettina, weil ferner Klaras Wohnung ungefähr auf dem Weg lag, gingen sie noch ein kurzes Stück gemeinsam, schoben ihre Räder durch die Frische der Nacht, letztlich jedoch mußte Klara abbiegen, beide verabschiedeten sich. Inken stieg tapfer und doch mit sehr mulmigem Gefühl auf ihr Rad, fuhr los. Sie winkte Klara noch zu, welche ihr noch eine Weile nachsah. Inken schaute zurück, solange Klara noch in Sicht war, ging es ganz gut.

Bald darauf schon war sie allerdings endgültig allein unterwegs. Um die Zeit war in der Stadt nicht viel los und doch war es ganz gut, daß wenigstens zeitweise ein Auto vorbeifuhr, da hatte sie weniger Bedenken. Fußgänger gab es praktisch keine, nur von Ferne mal ein Radfahrer, welcher zum Glück in eine andere Richtung fuhr, ihr somit nicht folgte. Inken schaute sich immer wieder um. Irgendwie gab es doch ein paar dunkle Ecken irgendwo, wo sich doch jemand verbergen konnte, sie fühlte sich gar nicht mehr tapfer und mutig bei ihrer Nachtfahrt. Obwohl es so kalt gar nicht war, zitterte sie doch ein wenig, trat eifrig in die Pedale, was sie indes auch nicht nennenswert wärmte, denn ihr Zittern lag ja keineswegs an der Kälte. So allerdings hoffte sie doch, wenn sie schnell fuhr, würde sie wohl niemand erreichen oder gar angreifen, wenn sie schnell fuhr, war diese unheimliche Fahrt eher vorbei, überstanden, gemeistert. Doch ihre Gefühle waren beklemmend, auch wenn sie sich immer wieder beteuerte, daß da ja gar niemand war, welcher sich für sie interessierte. Empfunden wurde der Weg endlos lang, obwohl er wohl nur gut eine Viertelstunde dauerte, bis sie wieder im Bereich der Universität war. Auch hier hielt sie sich natürlich an der befahrenen Straße neben der Straßenbahn sowie im Licht, wählte natürlich einen anderen Weg als jenen durch jenen Park, in dem der Überfall stattgefunden hatte, wählte ferner mitnichten eine kleine Abkürzung durch den kleineren Park bei der Universität. Sie sah nur zu, daß alles schnell ging, im Bereich der Straßenbeleuchtung erfolgte. Ihr Puls raste, das Herz sprang ihr beinahe aus der Brust. Sie keuchte und fuhr so schnell sie konnte, mochte sich gar nicht mehr umschauen, mußte es aber.
War da nicht doch jemand?
Oder dort?
Sprang nicht gleich jemand aus den Büschen vor ihr auf den Radweg?
Und dann?
Anfahren?
Ausweichen?
Stürzen?
Inken flimmerte es schon vor Anstrengung vor den Augen. Die kühle Nachtluft begann in ihr zu prickeln mit jedem Atemzug durch den offenen Mund, der immer trockener wurde. Sie keuchte und stöhnte leise, konnte nicht mehr richtig schlucken.
Weiter, nur weiter!

Dann!
Endlich!
Das Haus in Sichtweite!
Umsehen!
Beinahe gestürzt.
Die Haustür erreicht!
Schnell abgestiegen, wieder umgeschaut.
Den Schlüssel suchen, mit zittrigen Händen das Schloß nicht treffen.
Das Herz raste, Flimmern in den Augen.
War da nicht ein Geräusch?
Sie traute sich nicht mehr, sich umzudrehen, nachzuschauen.
Endlich paßte der Schlüssel ins Schloß, Tür auf, Rad gegriffen sowie hinein.
Es ist eng hier, also erst Kellertür auf, Licht an, Rad ganz rein, daraufhin zügig mit dem Fuß die Haustür zu.
Laut war jenes Geräusch, wie die Tür zufiel, besonders in der Nacht.
Inken wankte, stolperte beinahe auf der Treppe, lehnte mit dem Rad an der Wand.
Zitternd ging sie weiter, stellte ihr Rad ab, wankte die Treppe hoch, Schritt für Schritt.
Im Treppenhaus war es still, nur ihr keuchender Atem.
Sie knipste das Licht im Keller wieder aus, schloß die Kellertür, machte das Licht im Treppenhaus an.
Ihr war schwindelig, sie quälte sich die Treppen hinauf.
Endlich sah sie die Tür zu ihrer Wohnung.
Wieder versuchte sie, mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Schloß zu fädeln.
Aber das Licht ging zuvor aus.
Also mußte sie erst mit zitternden Händen den Lichtschalter suchen, herumtasten, danach wieder mit dem Schlüssel das zugehörige Loch.
Und endlich, endlich war die Tür auf, sie blitzschnell drin und die Tür wieder zu.
Keuchend lehnte sie in der dunklen Wohnung an der Tür.
Erst langsam kam sie wieder zu Atem.
Im Grunde war die gesamte Situation doch lächerlich!
Sie hatte ja auch kein Problem gehabt, jeweils nachmittags zum Gebäude mit Maries Bureau zu gehen, allerdings waren da auch noch reichlich Studenten unterwegs, alles unverdächtig.
Aber bei der Fahrt hatte sie sich irgendwie hineingesteigert, hatte sich selbst aufgrund einer Illusion in Panik versetzt. Diese wich erst nur langsam. Vorsichtig schaute sie durch die ganze Wohnung, ob da nicht jemand sei, schüttelte jedoch letztlich bloß den Kopf über sich selbst.
Marie war nicht da und wer hätte sonst hier sein sollen?

Sie war erleichtert, atmete tief durch. Nun durchlief ihren Leib ein bereits wohliger Schauer, diese Herausforderung bestanden zu haben.
Keinerlei Zwischenfalls, gemeistert!
Sie hatte es geschafft!
Allein!
Ihre Hände zitterten immer noch, als sie die Jacke auszog, im Bad Licht anschaltete. Sie hatte Mühe, die Zahnbürste zu halten, verharrte ein oder zwei Minuten reglos, bis sie sich genug gesammelt hatte, woraufhin Zähneputzen endlich gelang, noch immer leicht unsicher, aber sie tat es beharrlich und diese vertraute, eingeübte Tätigkeit fühlte sich gut an, bot Sicherheit, hier war wieder alles sicher sowie normal, alles in Ordnung, nichts passiert. Anschließend schaute sie abermals durch die Wohnung, nun mit Licht. Natürlich war da niemand sonst.
Nun endlich überkam sie eine tiefe Müdigkeit, sie war komplett erledigt. So plumpste sie nur aufs Bett, verharrte etwas, raffte sich irgendwann wieder auf, zog mühsam Schuhe und Strümpfe aus, ebenso Oberteil sowie Hose. Erst jetzt erinnerte sie sich an ihre Regelblutung, raffte sich noch einmal auf, zurück ins Bad, wechselte ihre Binde, wankte endlich zurück, fiel ins Bett, kroch ins Federbett, ganz tief hinein.

Hier bemerkte sie noch etwas von Maries Geruch. Nun fühlte sie sich sicher, geborgen. Sie lag zwar noch zusammengekauert, entspannte sich nun doch allmählich. Puls sowie Atmung gingen wieder gleichmäßig. Irgendwann mußte sie dann doch eingeschlafen sein.

Inkens Kommentar

Dank Maries Bemühungen um mein Wohlbefinden startete dieser Tag viel besser als der vorherige. Ich war erleichtert, daß der diffuse Druck im Leib nun den erwarteten Blutstropfen gewichen war. Damit war klar, daß bei mir doch körperlich irgendwie alles in Ordnung war. Wobei ich es ja noch immer nicht mag, in dem Zusammenhang von Ordnung zu sprechen. Jedenfalls hatte sich alles in mir gelöst, danach kam ich den Morgen also wieder viel besser zurecht.

Deshalb gab nach diesem Durchbruch ja keinen triftigen Grund für Marie, nicht zu ihrem Abend zu gehen. Wobei es mir schon sehr schlecht hätte gehen müssen, bis ich da Bedenken oder Wünsche geäußert hätte. Es wäre gar nicht in Ordnung gewesen, Marie ohne ganz wichtigen Grund abzuhalten. Ich wollte ja ebenfalls zeigen, daß ich gut zurecht kam, ihr keinesfalls bloß zur Last fiel, wie eine Klette an ihr hing, obwohl das ja eigentlich doch zutraf, was sonst ja auch nicht störte.

Die Idee des gemeinsamen Abends mit Klara und Bettina war da selbstredend sehr gut, zum einen, um mich abzulenken, gleichfalls darüberhinaus, um mehr Selbständigkeit zu demonstrieren und Marie so zu versichern, daß sie ihrem Philosophietreffen in aller Ruhe nachgehen konnte, ohne sich um mich zu sorgen. Zum Glück hatten Bettina und Klara ebenfalls Lust, nun, beide brauchten dringend mal Abwechslung, um beim Studienstreß auf andere Gedanken zu kommen, daher ergänzten wir uns ganz ausgezeichnet. Marie hat es aber natürlich auf den Punkt gebracht sowie ganz richtig eingeschätzt, daß der Heimweg heikel werden konnte. Ich wollte das indessen anfangs nicht glauben, hatte diesen Aspekt unterschätzt, obwohl mich dies schon dabei beschäftigte, noch bevor wir an die Umsetzung gingen. Oder besser, ich verleugnete mir gegenüber, daß damit jenseits des bloß zu bewältigenden mulmigen Gefühls deutlich mehr in meinem Kopf stecken könnte, was dadurch ausgelöst wurde, denn ahnen tat ich es wohl in irgendeiner diffusen Art. Daher war ich auch etwas nervös.

Und so habe ich mich beim Telephonieren ja auch gleich noch meinen Eltern gegenüber verplappert. Die mußten das mit Marie ja eigentlich noch nicht gleich wissen. Nun, in dem Moment wollte ich eben reden, habe angerufen, schnatterte so herum, was mich aktuell so bewegte, damit jedoch war es eben plötzlich raus und sie wollten auch noch unbedingt gleich vorbeikommen. Immerhin waren sie nicht merklich irritiert und es stimmte ja, daß sie sowieso mal vorbeikommen wollten, um zu sehen, wie ich so alleine zurechtkam. Nun, so ergab es sich im Verlaufe des Gesprächs eben, daß ich schon gar nicht mehr allein war. Das war überraschend für sie wie es das für mich gewesen war.

Der Spieleabend war besonders für Klara und Bettina eine schöne Abwechslung und für uns alle drei ein gelungener Abend mit viel Spaß. Unsere muntere Gesellschaft mit allerhand Kurzweil hat mich sodann tatsächlich komplett abgelenkt, deshalb hatte ich die unweigerlich noch anstehende Heimfahrt vorübergehend ganz vergessen. So hatten wir jedenfalls auch einmal abseits vom Studium Kontakt, was unserer frischen Freundschaft ebenfalls ganz gut tat, denn so wurde deutlich, daß diese keineswegs bloß auf Fragen des Studiums fußen muß, sondern wir ebenso sonst durchaus etwas zusammen unternehmen können, etwas miteinander anfangen können. Diese Einsicht hat uns gut gleichfalls bekommen, denn sonderlich viele Kontakte hatten wir ja bislang nicht geknüpft. Auch Klara und Bettina hatten bis dahin noch nicht viel mehr gemeinsam unternommen, was über die Heimfahrt oder ein gemeinsames Abendessen hinausging. So festigte sich an jenem Abend unsere Freundschaft deutlich.

Nun, dann war es plötzlich spät, das Spiel zu Ende und ich mußte mich letztendlich der Heimfahrt stellen, wollte unbedingt tapfer sein, den beiden gegenüber ein Zeigen von Schwäche vermeiden. Dies Verhalten war selbstredend ungeschickt, dumm sowie überdies unnötig. Klara und Bettina wären sicher hilfsbereit gewesen, aber ich hatte einen dicken Kopf, mit dem ich unbedingt durch die Wand oder eben durch die Nacht mußte. Das Folgende hatte ich mir damit letztlich selbst zuzuschreiben, Angebote sowie Möglichkeiten hatten wir zuvor genug durchgesprochen, nun war ich eben dran zu entscheiden, meine Stimmung zu beurteilen, konnten beide mir ja letztlich nicht abnehmen. So im Rückblick kann man wohl sagen, meine Entscheidung war ja in diesem Sinne eher dumm. Diese einsame Horrorfahrt durch die eigene Phantasie war eigentlich unnötig. Trotzdem fuhr ich eben, wähnte dabei in jeder dunklen Ecke irgendwelche Unholde, welche es auf mich abgesehen hätten, dabei fand das eigentliche Unheil ja nun ausschließlich in meinem Kopf statt. So aus der Distanz betrachtet ist diese einsame Fahrt wir meine Phantastereien, meine Panik dabei selbstverständlich kompletter Unfug. Dies Gefühl der Unsicherheit war allerdings eben präsent, zustätzlich gesteigert zu Angst, weiter getrieben zu Panik.

Oh, wie war ich erleichtert, endlich anzukommen, ins Haus einzutreten, die Tür hinter mir zumachen zu können.
Und doch war ich immer noch unsicher, habe in dieser Panikattacke gar die Wohnung zweimal durchsucht, besonders unsinnig: Beim ersten Male sogar ohne Licht!
Man sucht ja eigentlich, weil man etwas sehen, finden oder besser noch ausschließen will, läßt jedoch das Licht aus, um nichts sehen zu müssen, als ob das Schicksal durch Unwissenheit aufgehalten werden könnte bloß durch die Vortäuschung einer Prüfung auf Sicherheit. Daran ist schon erkennbar, wie konfus ich in jenem Moment war. Aber selbst in dieser inneren Krise hat mir geholfen, was ich von Marie gelernt habe. Ich habe mich irgendwie wieder in den Griff bekommen, konnte letztendlich doch dem Spuk irgendwie so halbwegs ein Ende setzen. Ich glaube, es war am Ende allerdings doch zum einen die Vertrautheit in Maries Bett sowie die komplette Erschöpfung, welche dafür sorgten, daß ich einschlafen konnte. So oder so, meine Panik war abgeklungen, die heikle Situation dieser Horrorfahrt überstanden, meine innere Anspannung, Verkrampfung, Panik war wieder abgeklungen, nachdem ich derart in Maries Bett als sicherer Hafen der Geborgenheit angekommen war.

Maries Kommentar

Einerseits sorgte ich mich an dem Morgen schon etwas um Inken, andererseits wollte ich die Libertines ja nicht mit Abwesenheit enttäuschen, obwohl die derartige Priorisierungen schon verstanden hätten, wenn ich angegeben hätte, daß meine Liebste sich nicht wohlfühlt. Immerhin hatte unsere kleine Therapie sehr gut gewirkt, daher erübrigte sich ein Konflikt meiner Interessen. Inkens Planung für den Abend schritt sodann ja ebenfalls gut voran.
So im nüchternen, distanzierten Rückblick stellt sich selbstverständlich die Frage, ob ich ihr die Angst vor dem Rückweg erst dadurch eingeredet habe, weil ich dazu dumm nachgefragt habe?
Inken meinte jedoch, dem wäre keineswegs so. Jedenfalls hatte ich offenbar irgendwie erahnt, was in ihr vorgeht, wollte allerdings ihre Versicherung nur zu gerne hören, daß sie den Abend ohne mich klarkommt. Wir hatten zudem ja zu viert mehrere Alternativen organisiert, damit Inken den Abend sorglos hätte genießen können – und zwar ganz bis zum Ende.

Inken jedoch wollte stark sein oder sich stark zeigen, mir oder ebenso sich selbst oder gleichfalls Klara sowie Bettina, daß sie sich um sich selbst kümmern kann. Nun, dabei hat sie sich offenbar etwas übernommen. Auch daraus können wir etwas Wertvolles lernen. Hätte ich natürlich gewußt oder geahnt, daß es so arg wird, hätte ich mich selbstverständlich gekümmert. Aber diese Möglichkeit war mir dann irgendwie durch die Lappen gegangen, weil ich ja schon zu den Libertines wollte und so etwas sorglos darauf gebaut habe, daß das alles schon so klappen würde, wie wir dies mit Bettina und Klara diskutiert hatten. Natürlich ist nicht wirklich etwas passiert, Inken hat sich nur etwas übernommen. Panik im Kopf ist nun wiederum keineswegs bedeutungslos, jedoch vom Gefühl her eben kaum von realer Gefahr unterscheidbar. Panik ist immer eine innere Angelegenheit. Ernsthaft dramatisch ist das letztlich auch wieder nicht geworden, dies unerfreulich Erlebnis war lediglich unnötig für Inken, wenn ich etwas aufmerksamer gewesen wäre. Aber derlei passiert eben. Inken mußte gleichfalls lernen, sich besser selbst einzuschätzen, richtige Entscheidungen zu fällen, alsdann so oder so die Konsequenzen zu tragen. Immerhin hat sie endlich Zuhause relativ schnell wieder die Kurve gekriegt, nachdem die Panik auf der Heimfahrt ja doch offenbar etwas eskaliert ist. Insofern war diese Erfahrung wiederum durchaus nützlich, immerhin konnte sie die kritische Situation letztlich selbständig in den Griff bekommen, hat zwar gedauert, doch das Endergebnis zählt in solch einem Falle. Die Erfahrung bleibt, entsprechend kann in einer ähnlichen Situation besser reagiert werden, besser mit der kritischen Situation umgegangen werden.

Allgemein ist natürlich erkennbar, welchen Einfluß solche Übergriffe auf das weitere Verhalten sowie Empfinden haben. Derlei Schockerlebnisse brennen sich tief ein in eigene Erinnerungen, kommen auch unerwartet wieder hoch, müssen verarbeitet werden. Mittel, Methoden zur Bewältigung, Verarbeitung müssen erlernt, angeeignet werden. Derart schockierende Erlebnisse führen in der Folge sonst gerne zu kompletten Fehleinschätzungen von realen Situationen, einem Überschätzen von Gefahr, einem Gefühl der subjektiven Bedrohung selbst in relativ harmlosen Situationen. Zur Verarbeitung solcher Erlebnisse gehört es natürlich ebenso, diese Überreaktionen alsdann in den Griff zu bekommen, sich damit ebenfalls wieder solchen Situationen wie dieser Fahrt zu stellen. Deshalb war dies Erlebnis vielleicht nur etwas verfrüht sowie übereilt oder mit einer falschen Dosis durchlebt worden. Es ist ja schon richtig, daß man eher zügig nach dem Zwischenfall aufarbeitet, sich der Situation stellt, es kommt indes dabei genauso auf die richtige Dosis an. Führt die Exponierung gleich wieder zu einer Panikattacke, so war die Dosis offenkundig zu hoch. Im Park war ich das ja zwar schnell, allerdings vorsichtiger und schrittweise angegangen. Bei dieser einsamen Heimfahrt hatte ich es einfach unterschätzt, wie diese bei Inken wirken würde.
Positiv zu vermerken ist allerdings, daß sich Inken tapfer dieser Situation gestellt hat, sich danach auch selbst wieder halbwegs gut beruhigen konnte, nachdem alles überstanden war. Es ist ja mitnichten leicht, irrationale Angst selbständig zu überwinden. Selbst wenn man rational denkt, studiert, an Sachlichkeit sowie Wissenschaft gewöhnt ist, bleibt da ja doch immer irgendwo ein irrationaler Rest im Kopf, zudem ist eine realistische Gefahreneinschätzung kein Selbstläufer. Das Urviech tief in einem drin schert sich nicht um Rationalität oder Wissenschaft, dieses rastet einfach im scheinbar kritischen Momenten aus, man kann mit dem rationalen Rest sehen, wie man diese Ausnahmesituation in halbwegs vernünftigen Bahnen hält. Auch damit muß man sich auseinandersetzen, diese Aspekte, Erfahrungen letztlich als Teil des eigenen Ichs annehmen. Das Ich ist widersprüchlich sowie komplex, reagiert bisweilen trotz besseren Wissens überzogen sowie irrational. Deshalb gilt es eben gleichfalls zu bedenken, daß man keineswegs immer in der Lage ist, alles gut zu durchdenken sowie logisch zu agieren.

Glaube, Ethik und Gewalt

Nach dem Essen Donnerstag Mittag in der Mensa mit Inken, Klara und Bettina begab sich Marie wieder an die Arbeit. Da sie heute ja etwas früher gehen wollte, arbeitete sie primär im Bureau, machte allerdings außerdem noch einen kurzen Besuch in der Werkstatt, um da nach Fortschritten zu sehen, Interesse zu zeigen sowie im Idealfalle bei anfallenden Problemen frühzeitig für eine Diskussion bereitzustehen. Einer der Mitarbeiter hatte ja schon angefangen, in der nächsten Woche würde sie wohl bereits ein paar kleinere Sachen abholen können. Mittlerweile hatten sie ja alle Unterlagen für den Gesamtauftrag zusammen, ein genaues Datum für die Fertigstellung war jedoch nicht aus dem Mitarbeiter herauszubekommen. Dieser freute sich allerdings über Maries Interesse, zeigte bei dieser Gelegenheit ein paar Sachen an den Maschinen, welche Möglichkeiten es gab, problematischere Sachen ihrer Entwürfe umzusetzen, wobei sie im gleichen Zuge noch einmal darüber sprachen, welches die wirklich kritischen Ecken für das Experiment waren, wo also sehr präzise gearbeitet werden mußte. Ihre Kooperation klappte also gut, bei Nachfragen wäre Marie ja ohnehin jeden Arbeitstag der Werkstatt kurzfristig erreichbar.

Wieder im Bureau setzte Marie die Arbeit an den Simulationen und Auswertungen fort. Sie stimmte das relativ genau ab, brach alsdann rechtzeitig auf, um sich daheim zu duschen und für den Abend wie gewohnt vorzubereiten, einschließlich einer kurz darauf folgenden Meditation. Wie sie es gerne tat, ließ sie diese ins Leere laufen, dachte dabei jedoch ebenso noch über die Gespräche mit Inken nach bezüglich der Legitimation von Gewalt.
Als sie aufbrach, trug sie ihre dunklen Sachen, wie auch sonst für die Treffen der Libertines.

Im philosophischen Teil des Abends der Libertines ging es zunächst wie meistens um das aktuelle Weltgeschehen, welches reichlich kommentiert wurde. Zumeist kommentierte man zynisch und sarkastisch aktuelle Gewaltausbrüche, Kriege, Terror und die dadurch hervorgerufene Not, die Völkerwanderungen sowie die Konsequenzen dadurch. Nun, letztlich sind dies alles Auswirkungen der Überbevölkerung des Planeten in Kombination mit einer unreflektierten Nutzung von Ressourcen ohne wirklich nachhaltige Konzepte. Neben dem Krieg führen natürlich auch jahrzehntelange Ausbeutungen zu Migrationsbewegungen aus besonders arg betroffenen Gebieten in jene mit größeren Anteilen des Gewinns der Ausbeutung. Das ist normale Bewegung, wenn ein großes Gefälle entsteht. Bewegung erzeugt Reibung, Reibereien, damit wiederum Gewalt entweder um eigene Pfründe auf der Seite derjenigen, die noch etwas besitzen gegenüber dem nackten Überleben auf der anderen Seite, welche durch Kriege sowie Ausbeutung alles verloren hat. Diese Situationen, Konflikte bieten viel Potential für immer wieder neue Auseinandersetzungen. So setzt sich der Reigen der Gewalt immer weiter fort, breitet sich aus. Mit zunehmender Überbevölkerung, schlechter Verteilung der Ressourcen sowie machtgeiler Strategen. Verführern, Populisten, Dämagogen besteht so eine explosive Mischung, an welcher gerne von mehreren Seiten gezündelt wird. Was naheliegend ist: Ausgerottete Völker oder Bevölkerungsschichten, welche nicht mehr der Ausbeutung dienen können oder wollen, stellen in der Zukunft auch kein Hindernis für eigene Ambitionen, eigene Raffgier mehr dar; in dieser Denkweise ist es bloß konsequent, auf Völkermord, Haß, Ausrottung zu setzen, um selbst mehr Besitz zusammenzuraffen. Wer tot ist, kann einen zudem nie mehr selbst überfallen, folglich eine Gefahr weniger, immer eine gute Begründung für einen Präventivschlag zur Ausrottung noch ahnungsloser, argloser Nachbarn, welche ja irgendwann einmal eine Gefahr darstellen könnten, selbst wenn es bislang nie einen Anlaß zur Vermutung diesbezüglich gegeben haben sollte. Je mehr es an Besitz, Rohstoffen zu holen gibt, desto lukrativer selbstverständlich ein möglichst überraschender Übergriff, um Raffgier zu befriedigen.
Gleichfalls ein hervorragendes Motiv für Auseinandersetzungen über Jahrzehnte: Streitigkeiten um Land, Existenzgrundlagen, Enteignungen, Vertreibungen. Beginnt die Mörderei erst einmal zwischen zwei kulturell, weltanschaulich oder religiös klar getrennten Gruppen, kann sich ein solches Massaker über Generationen hinziehen, solange es jedenfalls keiner Seite gelingt, die andere komplett auszurotten. Selbst klar unterlegene Gruppen können als Terroristen, Partisanen, Widerstandskämpfer, Freiheitskämpfer gegen die Unterdrücker immer noch sehr erfolgreich in weiterer Mätzelei sein, um einen Konflikt am Köcheln zu halten. Gewalt gebiert ihre Kinder, welche das Massaker über Generationen weitertragen können.

Später brachte einmal mehr Marie ein etwas allgemeineres Thema auf, welches von ihr somit zur Diskussion gestellt wurde. Diesmal stellte sie etwas provozierend zur Disposition, ob sich Glaube als Grundlage für Ethik eigne. Nun sind ja die meisten Libertines überzeugte Atheisten, wie Marie auch, die wenigen Gläubigen witterten allerdings gleich wieder diesbezüglich eine kleine Stichelei, verwiesen folglich natürlich darauf, daß ja gerade die Religionen ethische Grundlagen vorgeben würden, welche für die Anhänger verbindlich seien. Bei den abrahamitischen Religionen seien das unter anderem etwa die zehn Gebote.

Marie und ebenso andere Atheisten brachten allerdings Bedenken ins Gespräch, den relevanten Teil der zehn Gebote könne man ja grob zusammenfassen als ein Gebot, seinen Mitmenschen nicht absichtlich zu schaden, das sei allerdings ohnehin eine Regel, die wenig mit einer spezifischen Religion zu tun habe, sondern mehr aus dem Ausgleich der Interessen in einer Gemeinschaft oder Sippe resultiere. Andere Teile wie die Bindung an eine spezifische Gottheit seien hingegen ethisch belanglos sowie hochgradig beliebig. Insofern seien folglich relevante Normen meist ohnehin weit verbreitet, unspezifisch für eine bestimmte Religion oder Weltanschauung, andere seien hingegen willkürlich oder gar kontraproduktiv vor dem Hintergrund, daß es nun einmal mehrere davon in unterschiedlichen Völkern gäbe, welche in der Folge dadurch Konfliktpotential hätten, in Gesamtzusammenhang somit sogar erst Auslöser oder Begründung für Gewalt werden könnten.

Ferner wurde zu bedenken gegeben, daß ja auch gerade im Namen dieser doch sehr unterschiedlichen abrahamitischen Religionen häufig Kriege geführt wurden, wo man ja gerade grob gegen diese Gebote auf brutalste sowie schändlichste Weise verstoßen habe, etwa das Gebot, nicht zu töten. In einigen Varianten werden ja ohnehin die Gebote des sorglichen Umgangs miteinander, der Solidarität bloß auf die eigene Religionsgemeinschaft bezogen, was wiederum von Dämagogen hervorragend genutzt werden könne, um Gewaltexzesse gegen andere Gemeinschaften oder Atheisten anzuzetteln. Im Gegenteil, häufig wird ja Massenmord und Diskriminierung von anderen gerade verwendet, um die eigene Gruppe von anderen abzugrenzen, den eigenen Glauben, besonders aber die eigenen Interessen über die von anderen zu stellen sowie gnadenlos gegen diese vorzugehen, wobei natürlich ferner gerne diesen Gegnern die Gleichwertigkeit oder gar das Menschsein an sich abgesprochen werde, um sie daraufhin noch unbedenklicher bekämpfen sowie niedermetzeln zu können, alternativ desgleichen rücksichtslos auszubeuten sowie zu versklaven.
Auch von daher seien diese Gebote im praktischen Umgang keineswegs besonders relevant, um die Welt zu befrieden, ein pflegliches, tolerantes Umgehen aller Menschen untereinander zu fördern. Auch etwa das Gebot der christlichen Nächstenliebe werden da nun in der Praxis oft pervertiert.
Wie sonst wären Meinungen sowie Verhalten in einer deutschen Partei zu erklären, welche ja bereits christlich und sozial in ihrem Namen trüge?
Von Nächstenliebe und Fürsorge für Hilfsbedürftige sei in der Partei ja kaum die Rede, stattdessen würden ja gerade da Eigeninteressen, Interessen von bestimmten Gruppen gegenüber der Allgemeinheit vertreten, es werden gnadenlos diskriminiert, gehetzt, korrumpiert, zum eigenen Nutzen gerafft sowie betrogen.
Dazu wurde allerdings angeführt, daß es ja doch typisch für diese Partei sei, polemisch brisante Themen in den Dreck zu reden statt konstruktiv zu lösen, der wohl nur noch historische Name der Partei nichts mit dem aktuellen Gebaren zu tun habe, aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in der Region die Partei bloß großer Attraktionspunkt für allerlei übles, raffgieriges, korruptes Gesindel sei, welches dort die Chance auf Posten, Gehalt und Karriere, Macht sehe. Der Zweck der Partei habe sich also faktisch komplett vom ursprünglichen, historischen Programm gelöst, was ja ähnlich bei anderen Parteien in gewissem Ausmaße zu beobachten sei.

Marie resümierte, offenbar seien diese Gebote in der Praxis gar nicht so relevant für die alltägliche Lebensführung der angeblich bekennenden Gläubigen. Stattdessen vertrete man eigene Interessen gegenüber anderen oder eben auch die Interessen der eigenen Gruppe gegenüber anderen, wobei es darauf ankomme, möglichst viel für die eigene Position herauszuholen, statt anderen möglichst wenig absichtlich zu schaden. Wenn es da überhaupt eine Ethik gäbe, dann die der Maximierung des eigenen Vorteils oder Profits, entsprechend Korruption sowie Lobbyismus, wodurch sinnvolle Maßnahmen, Gesetze, Entwicklungen regelmäßig sabotiert würden. Gesetze oder Gebote werden dabei ja eher wahrgenommen als Hinweise, wann man mit einer großen Gemeinschaft Probleme bekäme, wenn Verstöße nachweisbar aufgedeckt würden, die rücksichtslose Vertretung eigener Interessen also mit starkem Risiko behaftet wäre, somit ab einem bestimmten Punkt auch nicht mehr vorteilhaft. Weil natürlich davon ausgegangen werde, daß man schlau genug sei, um nicht erwischt zu werden, werde da natürlich gerne zum Schaden anderer deutlich überzogen. Gesetze, Regeln, Gebote zur sozialen Zurückhaltung, Ressourcenschonung werden gerne verstanden als primär für andere geltend, keineswegs allerdings für die eigene Person oder Interessensgruppe.

Als Beispiel wurde im Verlaufe des Diskurses ferner von einem anderen Diskussionsteilnehmer die Marktwirtschaft, der Handel angeführt. Eine Produzent oder Händler einer bestimmten Ware, dem daran gelegen wäre, möglichst anderen nicht zu schaden, würde ja auf einen Interessensausgleich hin handeln, also den Wert seiner Ware an dem bemessen, was er für die eigene Existenz brauche, wie sehr die Ware vom Handelspartner zum Leben gebraucht werde, was dieser aufbringen könne. Im freien Markt wird der Preis hingegen primär durch verfügbare Menge, das Angebot sowie die nachgefragte Menge, die Nachfrage bestimmt. Hinzu kommt gegebenenfalls die Macht des Monopols, in heutiger Zeit insbesondere durch Patente oder Kartelle. Die handelnden Personen bemühen sich also, ihren eigenen Gewinn zu maximieren, mitnichten den Nutzen für die Gemeinschaft. Der Markt regele schon deshalb nichts oder sehr wenig zu Gunsten der Gemeinschaft, weil zahlreiche Schäden, Wirkungen, Kosten im Marktgeschehen gar nicht berücksichtigt werden, sofern diese anderweitig abgeladen werden können, etwa als Umweltschäden, durch Ausbeutung finanziell abhängig gemachter Personen. Dies Phänomen führe natürlich schnell zu Schäden bei anderen, wenn diese aufgrund einer schwachen Position von der Nutzung wichtiger Produkte ausgeschlossen würden, während andere aufgrund ihrer starken Position viel mehr einnehmen, als sie brauchen oder gar aus Gründen der Spekulation Waren zurückhalten, um so eine starke Marktposition zu bekommen. Ebenso wahrscheinlich: Kollateralschäden, welche bei der Produktion von Gütern noch gar nicht berücksichtigt oder vernachlässigt wurden, in der Folge allerdings durch Emissionen, Verseuchungen, daraus resultierende Krankheiten, Todesfälle außerhalb des Marktgeschehens auf die Gemeinschaft abgeladen werden. Der echte Preis des Produktes wird also keineswegs beim direkten Handel im Markt gezahlt, dieser kann auch in einer Verkürzung der Lebensspanne vieler Menschen liegen, in Erbschäden für Nachfahren, in einer verseuchten Umwelt für weitere Generationen.
Marktkontrolle, das Streben nach Monopolen, Vernichtung von Konkurrenz seien natürlich ähnliche Strategien, welche eine ganz andere Ethik offenbarten, eines des Raffens, der Machtgier, der Besitzgier. Gut ist, was einem Macht sowie Besitz, kurzfristigen Vorteil verschafft. Dies ist die primäre Ethik des Marktes.

Marie wollte allerdings eigentlich auf etwas anderes hinaus, auf ihre Eingangshypothese zurückommend, meinte sie im Anschluß an bislang genannte Aspekte des Diskurses, daß Glauben ja mitnichten notwendig lediglich bei Religion zur Anwendung komme, sondern eigentlich immer, wenn man keine oder unvollständige Informationen habe, jedoch trotzdem Entscheidungen treffen müsse, Konsequenzen aus den unvollständigen Informationen ziehen. Hat man nun ethische Grundsätze, denen man folgen wolle, etwa das Gebot, anderen nicht absichtlich schaden zu wollen oder andere nicht so zu behandeln, wie man selbst nicht behandelt werden will, so führe doch der Mangel an Information zu dem Problem, daß man gar nicht beurteilen könne, wann man in dem Sinne richtig handelt.
Wenn man jedoch nicht wisse, welche Handlung genau in welcher Weise anderen schade, wenn man die Folgen des eigenen Handelns nicht überschauen könne, wie könne man unter diesen Gesichtspunkten derart handeln, wie die ethischen Grundsätze es forderten?

Hier wurde als Reaktion angeführt, daß viele Forderungen ja doch ziemlich eindeutig seien, etwa keine anderen Menschen zu töten. Marie ließ sich darauf ein, betonte in diesem Zusammenhang, daß etwa in jenen Geboten der abrahamitischen Religionen dies ja sogar ohne Wenn und Aber stehen würde.
Wenn man allerdings angegriffen werde, sei es da nicht ethisch vertretbar, sich zu wehren, die Angreifer notfalls zu töten, um Schaden von sich und der eigenen Sippe oder Gruppe abzuwehren?

Hier räumte die Mehrheit selbstredend ein, daß man sich selbstverständlich in einer Notwehrsituation wehren dürfe. Marie hakte hier aber nach und brachte wieder das Problem der unvollständigen Informationen und des Glaubens zur Sprache.
Ab wann könne man von einem Angriff sprechen, erst wenn schon die Waffe niedersause, schon wenn der Gegner drohe?
Was jedoch, wenn der Gegner viel stärker sei, einen Angriff plane, dürfe man da in solchen Fällen einen Zeitvorteil nutzen, um den Gegner zu überraschen, ihn präventiv angreifen, dessen Pläne durchkreuzen, vereiteln?
Wäre das noch Notwehr?

Hier spalteten sich bereits die Meinungen, Marie setzte indes noch nach.
Es könne ja noch ärger kommen, wenn man keine sicheren Quellen dafür hätte, daß der Gegner angreifen wolle, wenn man nur vermute oder glaube, daß dieser seine Übermacht nutzen wolle und werde, um einem selbst zu schaden, ist mit diesem Argument ein Präventivschlag gerechtfertigt, um das eigene Überleben sowie das der eigenen Sippe zu schützen?
Wenn, bis wohin wäre dies Notwehr, oft sind die Informationen ja lediglich schwach belegt, denn ein Gegner kommuniziere seine argen Pläne ja keineswegs absichtlich offen, plane eher ebenfalls im Geheimen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
Reicht folglich bereits der Glaube einer Bedrohung, um einen Präventivschlag zu rechtfertigen, insbesondere wenn bereits relativ klar ist, daß bei einem Angriff der eigene Tod sehr wahrscheinlich sei oder die eigene Abwehrfähigkeit zumindest derart stark eingeschränkt werde, daß eine Abwehr im Sinne von Notwehr gar nicht mehr realistisch sei, Erfolg also bloß gewährleistet sei, wenn dem Gegner überraschend zuvorgekommen werde?

Hier gab es doch deutlichen Widerspruch, wenn man der Maxime folgen wolle, nicht zu töten oder schlimmstenfalls in Notwehr, so liege eine solche Notwehr nicht vor, wenn tatsächlich noch nichts passiert sei. Also Fakten statt Mutmaßungen.
Marie gab aber zu bedenken, daß es bei einem übermächtigen, stark überlegenen Gegner ja zu spät sei, wenn dieser wirklich angreife. Vorher gäbe es hingegen noch Chancen der Gegenwehr. Hierin läge letztlich ebenso wieder das Problem, warum Glauben keine Grundlage für Ethik sein könne. Wenn man nur dem Gegner alles zutraue, könne man mit dem Feigenblatt der Notwehr und Prävention, dem Selbstschutz ja jegliche ethische Bedenken aushebeln. Ja, es komme doch immer wieder vor, daß absichtlich manipuliert werde, Informationen vorenthalten oder gefälscht, um einen tatsächlichen Angriff als angebliche präventive Notwehr zu rechtfertigen. Wenn hinwiederum den Manipulierern, den Populisten geglaubt habe, welche es verständen, eine Illusion, ein Zerrbild der Welt zu schaffen, um sich damit selbst sowie insbesondere Gläubige zu täuschen, würde mit einer ethisch motivierten Entscheidung dann gerade veranlaßt, aufgrund des Glaubens die eigenen ethischen Maxime über Bord zu werfen. Glaube hetze auf, sich gegen etwas zu verteidigen, was man sich vielleicht bloß einbilde, was gar nicht existiere, so daß der Glaube aus der angeblichen Verteidigung einen Angriff mache, bei dem sich die Täter auch noch zynisch zu Opfern machten, in dieser Weise eigenes Handeln rechtfertigten. So geschehen etwa gleichfalls bei der Verfolgung von Hexen sowie Ketzern. Glaube sei ja die Grundlage von Extremismus und Fanatismus, wie man in der Geschichte der Menschheit immer wieder habe erleben müssen. Glaube sei Täuschung, Irrung, Verführung, Vedummung, Sabotage selbständigen kritischen Denkens, des Hinterfragens von aufgeblasenen, selbsternannten Autoritäten, folglich daher keine Grundlage für Ethik.

Hier warf man allerdings ein, daß Marie als Naturwissenschaftlerin ja letztlich gleichfalls nichts exakt wisse, alle naturwissenschaftlichen Modelle seien ja letztlich mitnichten eigentlich wahr, letztlich glaube man ja auch bloß an diese und ihre Gültigkeit.
Marie gab hier zwar zu, daß Wahrheit und Wissenschaft wenig miteinander zu tun hätten, nutzte daraufhin jedoch eine Parabel, um den Unterschied zwischen Glauben und Wissenschaft zu erläutern.

Sie stellte alle vor die Situation, einen Fluß oder einen See mit einem Boot überqueren zu müssen. Als eine Möglichkeit hätten sie einen alten, morschen Kahn, welcher längst nicht mehr dicht sei, man die größten Löcher schon selber zuhalten müsse und noch Wasser schöpfen müsse, um überhaupt damit zu fahren. Allerdings gäbe es bei diesem den seit Generationen überlieferten Glauben, damit trotzdem sicher und zuverlässig über das Gewässer zu kommen.
Als andere Möglichkeit hätten sie ein gut gewartetes Boot ohne Lecks, sehr stabil gebaut, ausgiebig erprobt, wo man allerdings lediglich sagen könne, daß man aufgrund der bisherigen Erfahrung keine nennenswerten Lecks habe, das Boot sehr sicher sowie stabil im Wasser liege und es daher eine sehr große Wahrscheinlichkeit gäbe, damit das Gewässer sicher und problemlos zu queren.
Welchem Gefährt würde man sich sowie alle anvertrauen, die einem etwas bedeuteten?
Würde man eher das winzige Risiko beim gewarteten Boot eingehen, daß es vielleicht doch einen noch unentdeckten Fehler haben würde, würde man auf all die Wartung, all die Tests vertrauen, die einem sagen würden, daß man nur ein minimales Risiko hätte, damit unterzugehen, statt auf die andere Seite zu kommen?
Oder würde man doch eher auf den Glauben, auf die Überlieferung ohne Prüfung vertrauen, doch lieber den morschen Kahn benutzen, obwohl die Lecks dort üppig sprudelten, daß man sicher schöpfen müsse, wo einem niemand außer dem Glauben etwas darüber sagen könne, wie lange die morschen Stellen noch halten werden und ob die Schäden und Mängel von dem Teil nicht vielleicht doch so groß seien, daß sich das Ding gar nicht dafür eignen würde, das Gewässer damit zu überqueren?
Also eher Glaube oder Messung, Wissenschaft und Wahrscheinlichkeit?

Gerade die Theisten fanden diese Parabel etwas polemisch, während die Atheisten johlend applaudierten. So kam man also kaum weiter, wobei man Marie allerdings breit zustimmte, daß ein Mangel an Information es praktisch schwierig mache, gleichzeitig die eigenen Interessen und die der eigenen Gruppe vor möglichen Übergriffen zu schützen, andererseits jedoch bei unvollständiger Information das Verhalten von potentiellen Gegnern nicht objektiv beurteilen könne.
Ethik sowie praktische Umsetzung wurden also als Konflikt akzeptiert. Sobald sich nicht alle an die gemeinsamen Regeln halten oder man Grund zur Annahme habe, daß sich nicht alle daran halten, wenn man glaubt, wird die praktische Einhaltung von ethischen Maximen ein Problem ohne einfache Lösung.
Eine Trivialität: Solange sich alle an dieselben Regeln, Gebote halten, gibt es keinerlei Konflikt.

Wie im weiteren Verlauf der Diskussion herausgestellt wurde, gibt es eben auch das Interesse, das eigene Leben sowie das der eigenen Gruppe zu schützen und dies zu fördern, vorzusorgen. Die Sorge um sich selbst sowie um die eigene Gruppe führt häufig zu Konkurrenz mit anderen, woraus gleichfalls ein ethischer Konflikt resultiert, wenn der Schutz sowie die Förderung der eigenen Gruppe dazu führt, auf umstrittene Ressourcen zugreifen zu wollen. Was eine umstrittene Ressource ist, was Besitz sowie angemessene Vorsorge für die eigene Gruppe, kann in Konkurrenz zu ähnlichen Interessen anderer Gruppen zu einem ganz praktischen ethischen Konflikt führen. Mangel oder großer Aufwand um Ressourcen ist Quelle von Konflikten, keine Frage. Im allgemeinen Überfluß resultieren Konflikte eher aus Überdruß, Langeweile, echter Bosheit. Im Mangel kann es um Existentielleres gehen; wer im Hunger um sein nächstes Essen streiten, streben muß, disputiert vor der Mahlzeit nicht so gerne ausgiebig über Ethik. Wer dürstet, will an die Quelle des labendes Wassers, keinesfalls zur ewigen Diskussionsrunde darüber, wer Anspruch auf gerade dieses einzige Wasser erheben mag, welches für das eigene Fortbestehen oder das der Angehörigen akut benötigt wird.
Der Glaube im Recht zu sein, unvollständige Information über die eigene Position im Geschehen allerdings kann schnell zu harten Auseinandersetzungen führen.
Wessen Ethik hat Vorrang, die des akut Hungernden und Dürstenden oder die des faktisch Besitzenden?
Was wäre daraus für die Frage der vermuteten Notwehr abzuleiten?
Handelt der Besitzende in Notwehr, wenn dieser den Notleidenden das benötigte Wasser, Essen verwehrt, von dem er im Überfluß hat?
Handelt noch in Notwehr, wer durch Waffen oder Fähigkeiten einen maßlosen Vorteil gegenüber Angreifern hat, diesen Vorteil vollends nutzt, um sich zu schützen – unabhängig von den Motiven der Angreifer?

Marie erzählte nun auch kurz von dem Überfall im Park, spannte so den Bogen zu einen konkreten Vorfall, also diskutierte man weiter darüber, inwiefern sowie in welchem Ausmaß Gewalt ethisch zu rechtfertigen sei, um sich in einem praktischen Konflikt durchzusetzen.
Man war sich in der Gruppe natürlich einig, daß so, wie Marie es dargestellt hatte, die Anwendung von Gewalt gerechtfertigt gewesen sei, um eine unmittelbare Gefahr für Gesundheit sowie Leben abzuwenden. Spannend wurde es natürlich, als Marie ähnlich wie bereits im Gespräch im Inken nachzufragen begann, wie weit die Gewaltanwendung, Nutzung von Überlegenheit durch Übung, angeeignete Technik dabei gerechtfertigt sei. Ihre Einschätzung der Situation im Dämmerlicht sei ja nur grob möglich gewesen, das Risiko hoch, wenn sie Gegner geschont hätte, faktisch allein gegen vier.
Wäre es allerdings gerechtfertigt gewesen, absichtlich Gegner schnell zu töten, um das eigene Risiko zu minimieren?
In dieser Hinsicht waren die Meinungen durchaus geteilt. Einige meinten, sie müsse eine absichtliche Tötung unbedingt vermeiden, während andere gerne einräumten, daß die Angreifer das volle Risiko trügen, Ethik hin oder her, wer so agiere, müsse alsdann auch das Echo einzustecken bereit sein. Ethisch sei dies ja nun keineswegs vergleichbar mit mittellosen Angreifern, welche um Wasser oder Nahrung kämpften, um für ihre unmittelbare Existenz zu sorgen. Die Interessenslage sei in dieser konkreten Situation doch ganz anders, deutlich überschaubarer, nicht bloß in der Reflexion, ebenso in der konkreten Situation damals vor Ort. Eine ethische Rechtfertigung der Angreifer sei dabei ja keinesfalls irgendwie erkennbar.
Wobei hier auch wieder von einigen in der Gruppe bezweifelt wurde, ob die Täter geistig überhaupt in der Lage gewesen seien, die Situation realistisch einzuschätzen, also überhaupt fähig gewesen seien, das Risiko realistisch abzuschätzen. Dem wurde allerdings entgegengesetzt, daß jeder, der Gewalt ausübe oder unmittelbar androhe, mit Gegenwehr rechnen müsse, sich niemals darauf verlassen dürfe, daß die Opfer bei ihrer Verteidigung Rücksicht nähmen.
An dieser Stelle ging daraufhin abermals eine heiße Diskussion los, ohne ganz klares Ergebnis.
Es wurde durchaus gleichfalls die Meinung vertreten, daß Marie die Typen durchaus besser hätte abmurksen sollen, schon um weiteren Belästigungen von Passanten in Zukunft vorzubeugen. Andere hielten eine derart radikalen, rabiate Reaktion wieder für überzogen, meinten, es wäre in der Situation angemessen gewesen, die Typen so zuzurichten, daß diese nicht mehr hätten fliehen können, um sie anschließend der Polizei zu überantworten, bei dieser liege ja eigentlich das Gewaltmonopol sowie bei der Gerichtsbarkeit die Entscheidung darüber, wie die Gemeinschaft vor weiteren Übergriffen solcher Subjekte zu bewahren sei.

Es wurden im Verlaufe dieses Diskurses ebenfalls wieder Meinungsverschiedenheiten über die Frage deutlich, was überhaupt der Zweck von Gerichten ist oder sein sollte – Rache, Strafe für die Gewalttäter, Erziehung zu angemessenem Sozialverhalten oder doch primär Verhinderung weiteren Unheils für die Allgemeinheit durch Menschen, welche bereits Unheil angerichtet haben?
Rache sowie Strafe hätten ja eigentlich für die Gemeinschaft keinen Nutzen, allenfalls für die Täter, Erziehung der Täter sowie Prävention weiterer Taten sei hingegen primär für die Gemeinschaft nützlich, der Erfolg von Erziehungsmaßnahmen allerdings sicherlich zweifelhaft, ferner sei schwer zu prüfen, ab wann diese dermaßen weit erfolgreich seien, um Straftäter der Allgemeinheit wieder zumuten zu können. In diesem Zusammenhang vertraten einige Leute die Auffassung, daß die Praxis der Justiz derzeit komplett am Nutzen der Gemeinschaft vorbeigehe. Wie oft wären doch Intensivstraftäter bereits wieder nach wenigen Stunden oder Tagen zu neuen Straftaten unterwegs, während die Gerichtsverhandlung erst Monate oder Jahre später stattfinde, wobei bei den Tätern wie Zeugen über die lange Wartezeit ohnehin jegliche Verbindung zur Tat verschwunden sein. Eine Bewährungsstrafe habe fürderhin keinerlei präventiven Nutzen für die Allgemeinheit, das gesamte Verfahren keinerlei erzieherischen Effekt für die Täter, je größer der zeitliche Abstand, desto weniger Nutzen bringe Strafe, Bewährungstrafe sowieso noch weniger.
Derlei Mißerfolge der Justiz verlocke selbstverständlich in einer Notwehrsituation schon sehr dazu, wenn man die Möglichkeit habe, die erzieherischen sowie präventiven Ansprüche gleich mit in die Notwehrmaßnahme einfließen zu lassen, um einen unmittelbaren, für die Täter direkt fühlbaren, mit der Tat korrelierbaren Effekt zu erzielen. Die instantane Wirkung einer rücksichtslosen, drastischen Gegenmaßnahme sei ferner besonders geeignet bei Tätern mit geringem Verstande, fehlendem Reflexionsvermögen oder Einfühlungsvermögen für die Befindlichkeit anderer Personen.

Weitgehend einig war man sich hingegen sogar, daß es nicht geradezu Aufgabe oder Pflicht des Einzelnen sei, quasi in einer Notwehrsituation für Rache, Strafe, Erziehung oder sogar Prävention zuständig zu sein.
Strittig blieb allerdings weiterhin, was man nun wirklich tun dürfe oder sollte, um Schaden für sich in einer Notwehrsituation abzuwehren, wie sehr man dabei abwägen müsse oder solle, wie die Minimierung des eigenen Risikos gegenüber den Überlebenschancen der Angreifer gewichtet werden sollte.
Eine einfache Lösung, eine einfache Antwort blieb die Diskussion hier schuldig, die meisten billigten allerdings Marie zu, in jener Situation natürlich in den zur Verfügung stehenden Augenblicken nach eigenem Ermessen abwägen zu dürfen oder zu müssen, in welchem Umfange sie Gewalt anwenden wolle, um gut aus der Situation herauszukommen.
Ein theoretischer Diskurs über Ethik kann einfach nicht pauschal für jedwede konkrete Einzelsituation festlegen, was gerechtfertigt sei. In der konkreten Notsituation wiederum bleibt keine Zeit für eine ausgiebige ethische Reflexion. Letztlich tragen die unmittelbaren Angreifer das Risiko dieser zeitlichen Diskrepanz zwischen dem eigentlich notwendigen sowie dem tatsächlich verfügbaren Zeitraum zur Abwägung.

Marie grinste allerdings zufrieden über die heftige, leidenschaftlich geführte Diskussion, welche sie angestoßen hatte.
Ethik und Praxis?
Offenbar eine heikle Mischung.
In einer konkreten Situation hat niemand die Zeit, das lange zu diskutieren sowie philosophisch einwandfrei zu klären.
Nicht einmal hier in aller Ruhe und in gemütlicher Runde konnte man da zu einem sauberen Ergebnis gelangen – wie also in Sekunden im einem Park im Dämmerlicht bei einer Überzahl bewaffneter Angreifer?

Bei Eintreten eines Ernstfalles dann also doch aus dem spontanen Entschluß heraus agieren, sich danach möglichst verdrücken, um sich im Anschluß endlosen Diskussionen sowie Beschuldigungen von Schlaumeiern zu entziehen, welche nicht dabei waren, beliebig viel Zeit haben, die Situation aus allen Blickwinkeln zu betrachten, mehr Information, mehr Zeit, mehr Glauben sowie fromme ethische Maxime einbringen können?
Welche Verantwortung für das weitere Geschehen braucht man zu tragen, wenn man angegriffen wurde?
Man war sich jedenfalls einig, daß Angreifer primär für das eigene Schicksal verantwortlich seien. Da bleibt nicht so viel für die Angegriffenen, welche jedoch natürlich wenigstens formal ethisch gleichfalls all ihre Entscheidungen, Taten sowie Konsequenzen daraus vor sich selbst verantworten müßten.
Was nutzen einem all diese Vorüberlegungen praktisch in jenem einen Augenblick, wo sich doch allenfalls die Frage stellt, wie möglichst effektiv zuschlagen, um eigenen Schaden abzuwenden, um in dem Falle vor allem die hilflose, wehrlose Inken zu schützen?
Warum eigene Verletzungen riskieren, wenn man mit einer brutalen, blitzschnellen Aktion Gegner ausschalten kann, bevor diese den Vorteil der Übermacht umsetzen können?

Welche praktische Bedeutung hat Ethik, wenn man gar keine Zeit hat, groß abzuwägen, zu entscheiden aufgrund guter Informationen?
Wenn man sich auf Intuition, Erfahrung, eingeübte Bewegungsmuster, ja Glauben verlassen muß?
Zum Kampf gezwungen zählt ja letztlich doch nur zu gewinnen sowie möglichst unverletzt davonzukommen. Das Schicksal der Angreifer, der Gegner ist dabei doch erst einmal von untergeordneter Bedeutung, wenn es ums eigene Leben geht und noch mehr um das von geliebten Personen.
Gibt es keine Möglichkeit, sich der Situation durch Flucht zu entziehen, was bleibt dann noch?
Sich effektiv wehren und gewinnen!
Ist es vorbei, ist alles nur noch Geschichte, eine Anekdote für die Sieger.
Wenn zur Gewalt gezwungen wird, haben ethische Maxime keine Bedeutung mehr.
Niemand kann pauschal eine saubere Lösung nennen, mit welcher man ohne Schuld sowie Verantwortung für die eigenen Handlungen aus solch einer Situation herauskäme. Entschlossen handeln, sich entscheiden, verantworten, weiterleben – dies ist die einzige Option, keine saubere Lösung ohne Schuld und Schaden.

Natürlich hat bei den Libertines, dieser Gruppe von Sadisten und Masochisten, vor allem aber ausgeprägten Individualisten die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen eine besondere Ausprägung. Auch die Verwendung von Gewalt hat hier ein deutlich anderes Grundkonzept. In der Gruppe ist man sich natürlich einig, nur mit Zustimmung sowie im Einverständnis zu peinigen und zu quälen, derart also mitnichten im Sinne sowie aus Sicht des Opfers wirklich mutwillig zu schaden. Für Sadisten ist diese Einschränkung oder fundamentale Regel im Grunde ein Kompromiß nicht besonders befriedigender Art. Ein Angriff ist da selbstverständlich für jeden Sadisten eine Steilvorlage, insbesondere wenn wie bei Marie ganz besondere Kenntnisse und Fertigkeiten vorhanden sind. Dann wird das schnell eine Aufforderung zu einer ganz speziellen Art von Tanz ohne weitere Regeleinschränkungen, welche in dieser Konstellation ja auch nicht abgemacht wurde. Der Angriff wird schnell als Einverständnis verstanden, die eigenen sadistischen Neigungen bei der Gegenwehr auszuleben sowie den Angreifer richtig ranzunehmen.
Ein Angriff wird als implizites Einverständnis gewertet, vom Angegriffenen einer peinlichen Behandlung nach Belieben unterzogen zu werden. Erst wenn der Angegriffene Interesse sowie Lust verloren hat, darf man letztlich auf irgendein Ende der peinlichen Behandlung hoffen.
Ohne Inken hätte sich Marie dies Vergnügen zweifellos bei dem Überfall nicht nehmen lassen. So beschränkte sich ihr Vergnügen nach der eher sachlichen, kühlen Abwehr des eigentlichen Angriffes aber doch eher auf den philosophischen Diskurs des ethischen Konfliktes. Damit kam Marie nun doch noch wenigstens ein bißchen auf ihren Kosten, als nun bei den Libertines dermaßen heftig sowie hitzig diskutiert wurde. Einerseits waren da natürlich jene, welche wie sie selbst in solch einer Situation kaum oder keine Bedenken hatten, die Gunst des Momentes zu nutzen, um der eigenen Leidenschaft zu frönen. Wenige brachten die gesetzlichen Vorgaben ins Rennen, welche im konkreten praktischen Fall natürlich auch nicht wirklich helfen können, eine gewaltlose, passable Lösung herbeizuführen. Wenige hielten es überdies für angemessen, in solch einer Situation ähnlich wie bei ihren sadistisch-masochistischen Sitzungen Maß zu halten sowie die Situation keineswegs auszunutzen, also alles dafür zu tun, den Schaden ebenso bei den Angreifern zu minimieren. Ein überzeugendes Rezept für eine realistische sowie zeitnahe Risikoabschätzung in solch einer Situation blieben diese allerdings selbstredend ebenso schuldig. Es blieb also doch letztlich immer Improvisation sowie Eigenverantwortung, um jegliches eigenes Risiko abzuwägen.
Hinzu kommt selbstverständlich noch das Kriterium der Lust an der Qual des Gegners, die Vergnüglichkeit am Schmerz sowie am Entsetzen des Angreifers beim Reißen von Muskeln sowie Sehnen, dem Knacken von Knochen, Knorpeln ist ein weiterer Aspekt, welcher gegenüber dem Risiko abzuwägen ist, deshalb riskiert man wohl gerne etwas mehr, wenn man damit die peinliche Zerschlagung des Angreifers besser zelebrieren kann, wenn man diesen in reinen Schmerz, in pures Entsetzen verwandeln kann, ja, dieser Genuß lohnt ein wenig mehr Risiko. Ein schneller Tod des Angreifers wäre dabei doch Verschwendung einer schönen Chance, seinen Leidenschaften einmal hemmungslos nachgehen zu können.

Paul fragte im Abschluß des Themas noch einmal direkt Marie, ob es nach diesen geäußerten Zweifeln an der praktischen Anwendung von ethischen Grundsätzen nicht doch darauf hinauslaufe, dem Marquis Donatien-Alphonse-François de Sade zu folgen und einfach hemmungslos seinen Impulsen zu folgen, Neigungen erbarmungslos auszuleben, wenn ja doch nicht damit zu rechnen sei, daß sich viele an gemeinsame ethische Maxime hielten?
Marie hatte allerdings weniger Bedenken und meinte, jenseits von Notfallsituationen würden fundamentale ethische Maxime für die überwiegende Mehrheit doch durchaus funktionieren. Selbst wenn sich zahlreiche Mitbürger nur davor hüteten, nicht bei einem Verstoß erwischt zu werden, bedeute dies ja bereits einen gewissen Gewinn für alle, denn dieser Verzicht aus Angst reduziere ja bereits die schiere Anzahl, jedoch genauso die Intensität von unangemessenen Übergriffen.
Wenn man bereit sei, anderen Fehler, Schwächen sowie besondere Neigungen zuzugestehen, tolerant sei, bereit sei, weniger heftig zu reagieren, als es einem möglich sei, man also den Mitmenschen etwas mehr Raum einzuräumen bereit sei als diese vielleicht einem selbst, so müsse ja nicht alles zu einer Katastrophe eskalieren. Oft sei es ja gerade die unangemessen heftige Reaktion auf ein Fehlverhalten, maßlose Rache, welche dafür sorge, daß sich kritische Konflikte immer weiter aufschaukelten, bis sie nicht mehr zu stoppen seien und alles in einem grauenhaften Blutvergießen ende. Dies Argument bedeute nun wiederum keinesfalls, daß man sich alles gefallen lassen dürfe oder solle, eine derartige Opferpose würde ja im Gegenteil bloß andere anspornen, dies Signal der Schwäche auszunutzen, aber es sei schon wichtig, die Reaktion angemessen zu dosieren, dabei gleichfalls gewisse Risiken auf sich zu nehmen, statt durch maximalen Schaden für Gegner das eigene Risiko im Moment des Kampfes zu reduzieren. Natürlich, mitten im Kampf habe man wenig Überblick oder Muße, um ruhig alles zu durchdenken und fair abzuwägen, aber wenn man schon bereit sei, mit gewissem Augenmaß sowie einer gewissen Toleranz gegenüber Irrtümern bei sich und beim Gegner zu agieren, so sei jedenfalls ein erster Schritt getan, eine Eskalation doch noch zu vermeiden.
Dies versöhnte doch nebenbei zerstrittene Positionen ein wenig, beruhigte die Diskussion, welche allmählich zu einem Ende kam.

Annika und Sebastian, denen Marie die Woche zuvor ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte, waren sogar gleichfalls wieder zur Diskussionsrunde gekommen, waren jedoch etwas unschlüssig, als sich die Runde langsam auflöste, die ersten sich in Richtung ‚Folterkeller‘ auf den Weg machten, was sie weiter machen sollten. Irgendwie faszinierte Marie die beiden offenbar, zur gleichen Zeit Respekt einflößend, unheimlich und doch irgendwie verlockend in ihrem Auftreten.
Weil Marie noch plauderte, blieben auch sie.
Als sich eine Gelegenheit ergab, wendete sich Annika mit deutlich erkennbarem Respekt an Marie und berichtete kurz, wie es den beiden ergangen war. Zwar hatten sie sich wohl auf eine deutlich entschärfte Gangart geeinigt, waren dabei allerdings im Detail noch auf Aufklärungsbedarf gestoßen. Annika fragte sodann höflich nach, ob Marie vielleicht noch etwas Zeit für sie hätte, ohne jetzt gleich an Sebastian ein einschlägiges Beispiel zu exerzieren. Marie schaute sie lächelnd an und nickte, selbstverständlich würde es ihr deutlich mehr Spaß machen, Annika wieder etwas zur Hand zu gehen, ihr mit einschlägiger Praxis zur Seite zu stehen, sie kompetent zu unterstützen sowie überdies praktisch anzuleiten, ferner zudem Sebastian anzuleinen, sie könne indes schon ihre Unterstützung auf Beratung beschränken, selbstverständlich könne sie dabei desgleichen Annika alles überlassen, sich im Hintergrund halten, mitnichten wieder persönlich eingreifen, sondern nur Vorschläge sowie Tips unterbreiten, wenn Annika an diesem Vorgehen gelegen sei. So atmeten Annika und Sebastian auf, die drei einigten sich, daß Marie im Laufe des Abends zu ihnen kommen würde. Annika war sich keineswegs so sicher, wie sie bis dahin vorgehen sollten, Marie ermutigte sie allerdings, sich unten ein schönes Plätzchen auszusuchen, einstweilen etwas zu experimentieren. Daraufhin zogen beide also los, ebenfalls in Richtung des ‚Folterkellers‘.

Inzwischen war es schon ziemlich ruhig geworden, allerdings gesellten sich Lotte und Thomas nun noch zu Marie, fragten besorgt nach dem Vorfall, Marie wiegelte allerdings ab, erzählte den beiden noch ein wenig mehr. Insbesondere wollten beide natürlich wissen, wie es mit Inken weiter gelaufen sei. Folglich berichtete Marie auch darüber kurz, daß sie nun ein Liebespaar seien, jedoch gleichfalls über die noch nicht ganz erledigte Aufgabe, Inken wieder von ihren Ängsten zu befreien, füer ebenso von ihren Bedenken, der Einschätzung, daß es ein Fehler gewesen sei, mit Inken um die Tageszeit durch den Park zu schlendern.
Thomas vertrat allerdings ebenso die Ansicht, daß ein öffentlicher Raum zu keiner Tages- und Nachtzeit ein rechtsfreier Raum sein dürfe, die Forderung angemessen sei, sich zu jeder Zeit im öffentlichen Raum sicher zu fühlen.
Lotte gab allerdings zu bedenken, daß ja der selbstverständliche Anspruch allein mitnichten helfe, diesen auch praktisch ohne Konfrontation durchzusetzen. Sie würde jedenfalls nicht zu jeder Zeit allein überall hingehen. Eine nicht besonders hohe, aber doch latente Gefahr sei eben an bestimmten Orten real. Marie dürfe sich allerdings nichts vorwerfen, daß nun tatsächlich ausgerechnet dann dieser Überfall passiert sei, nachdem sie Inken lediglich kurz zuvor per Erzählung etwas gruseln wollte, diese Korrelation oder Koinzidenz sei ihr ja nicht zuzuschreiben. Verantwortlich seien ja nicht die Opfer, sondern die Täter; wenn diese Einordnung Inken natürlich auch nicht direkt helfen werde, den Schock zu überwinden, doch traue sie Marie schon zu, ihr dabei gut zu helfen.
Marie atmete tief durch, nickte nachdenklich und führte aus, direkt Vorwürfe würde sie sich nicht machen, aber es sei schon etwas leichtsinnig sowie sorglos gewesen, selbstverständlich ebenso dadurch bedingt, daß sie selbst dort in dem Zusammenhang ja gar keine Hemmungen und Befürchtungen gehabt hätte. Erst jetzt sei ihr aufgegangen, daß sie ja nun nicht mehr nur für sich selbst Verantwortung habe, von daher also ganz anders denken und organisieren müsse.

Natürlich bohrten beide darüberhinaus etwas nach, wie es denn so mit Inken laufe. Marie berichtete aber bloß kurz, jedoch sichtlich zufrieden über den bisherigen Verlauf, machte schon sehr klar, wie ernst es ihr mit Inken sei, wie innig die Beziehung sei. Trotz oder vielleicht gerade wegen der Unterschiede, des Kontrastes, so betonte sie, sei die Verbindung doch um so enger und vertrauter; sie sei bereit, sich sehr stark für die Beziehung einzusetzen. Inken sei ihre erste wirkliche Liebe, ein ganz neues Gefühl, ein ganz neue Situation in ihrem Leben.
Lotte klopfte ihr aufmunternd auf ihre Schulter, Thomas wünschte ebenfalls viel Erfolg und beide daraufhin gleichfalls viel Vergnügen, worauf Marie lachend erwiderte, sie hätten sich jedenfalls vorgenommen, ebenfalls die Vergnüglichkeit nicht zu kurz kommen zu lassen.
Damit waren sie endlich auch mit dem Thema zu Ende gekommen. So standen sie letztlich auf, bewegten sich gleichfalls munter hinunter in den ‚Folterkeller‘.

Nach den üblichen Ritualen kam Marie letztlich wieder wie zugesagt zu Annika und Sebastian, welche sich wieder zünftig umgekleidet hatten, neckische Spielchen mit dem verfügbaren Instrumentarium spielten. Diese Spielchen gingen wie erwartet ziemlich harmlos vonstatten, beide schienen sich allerdings ganz gut zu amüsieren, so daß Marie erst ein wenig zusah, sich endlich räusperte. Aufmerksam geworden wendete sich Annika von ihrem fixierten Basti ab sowie Marie zu, ließ sich ein paar Sachen erklären, ebenfalls ein paar Praktiken eher harmloserer Art, was Marie gerne tat.

Annika sah ja in ihrem Domina-Kostüm ganz knuffelig aus, so dachte Marie Basti etwas zu reizen, indem sie begann, Annika von hinten zu umarmen, dazu ein wenig zu kosen sowie mit ihr zu spielen. Sie flüsterte Annika ins Ohr, sie solle ein wenig mitspielen, um Basti etwas zu quälen, denn Marie wußte wohl, daß viele Männer der Situation etwas hilflos gegenüberstanden, wenn sich ihre Frau plötzlich für eine andere interessierte, auf diese Weise plötzlich eine Konkurrenz drohte, welcher Mann irgendwie nichts Passendes entgegenzusetzen hatte. Weil beide wußten, daß Marie ja durchaus flexibel war, zeigte dies Reizspiel tatsächlich Wirkung und auch Annika stellte vergnügt fest, wie die Situation den fixierten Basti doch etwas verunsicherte.
Marie fragte nach, was beide eigentlich Zuhause so trieben, woraufhin Annika von ihren ersten Reitversuchen auf Basti berichtete, während sie früher ja Basti die Kontrolle überlassen hatte, aber wenn er fixiert war, blieben Aktivitäten im weiteren Verlauf des Geschehens sowieso ihr überlassen, auf diese Art sammelte sie Erfahrungen in Kontrolle, wußte von Vor- und Nachteilen zu berichten, denn nahezu ohne Kontrolle fiel es Basti natürlich deutlich schwerer, seine Erregung zurückzuhalten, weshalb es dann leicht passierte, daß dieser deutlich früher kam, als Annika das eigentlich recht war. Auf der anderen Seite hatte sie so gute Möglichkeiten, Bewegungen sowie Reize zu probieren, welche ihr zuvor noch unbekannt gewesen waren, welche nun genossen werden konnten.
Marie gab ihr ein paar Tips mit auf den Weg, wie ihr Opfer besser zu kontrollieren sei, aber auch Anregungen zur Stärkung ihrer Muskulatur im fraglichen Bereich, um so besser überdies nach einer Ejakulation die Erektion länger aufrechtzuerhalten sowie ihr Spiel einfach fortzusetzen, nicht ganz ohne eine gewisse Qual für Basti, allerdings keinesfalls wirklich arg, primär ja sowieso zu ihrem eigenen Vorteil sowie Vergnügen. Annika dankte für diese Hinweise und Tips, beide rieben sich noch etwas aneinander, provozierten damit noch einige Pein sowie Unsicherheit bei Bastian, den sie einstweilen einfach zu ignorieren schienen. Weil Marie jedoch lediglich ein wenig spielte, sich mittlerweile ja ohnehin Inken verpflichtet fühlte, ging sie nicht allzu weit, löste sich bald wieder von Annika, wünschte den beiden daraufhin noch eine weitere erfolgreiche Verrichtung.

Auch dieser Abend zog sich noch länger hin, gespickt sowie gepisackt mit kleinen Gemeinheiten, sadistischen Aktionen und peinlichen Behandlungen, doch Marie blieb diesmal sehr ausgeglichen und ruhig, amüsierte sich eher über einige Aufregung sowie Ekstase, in welche einige der Libertines bei ihren Aktivitäten gerieten. Spät in der Nacht machte sie sich auf den Weg heim. Sie radelte entspannt sowie vergnügt durch die ruhige Stadt.

Zuhause angekommen schlich sie leise durch die dunkle Wohnung, erkannte im Dämmerlicht, daß Inken im Bett lag, begab sich also beruhigt ins Bad, machte sich fertig, kehrte danach um, zog sich wiederum im Dunkeln aus, stand vor dem Bett. Inkens Schlaf war unruhig, diese lag ausgebreitet und quer im Bett, ließ so wenig Platz. Marie meinte etwas zu hören, hockte sich hin, lauschte genauer, wirklich, Inken schien einen eher unangenehmen Traum zu haben, wisperte im Schlaf allerdings Maries Namen, offenbar um Beistand flehend. Marie fuhr sich grübelnd mit den Händen durchs Haar. Sie wollte Inken nicht mitten im Traum aufschrecken, deshalb blieb sie einige Zeit etwas ratlos stehen, grübelte, was sie tun könnte. Etwas hilflos wisperte sie Inken nur leise tröstende, beruhigende Worte zu. Ob Inken nun darauf reagiert hatte oder sich lediglich zufällig in ihre Richtung gedreht hatte, vermochte sie nicht zu sagen, aber so war jedenfalls nun hinter ihr genug Platz im Bett. Also eilte Marie zügig, dennoch leise ums Bett, kroch vorsichtig unter die warme Bettdecke. Sie hatte zwar etwas Bedenken, Inken nichtsdestotrotz zu wecken, wenn sie sich mit ihrer noch von der Nachtfahrt kühlen Haut an sie schmiegte, weil Inken allerdings noch immer unruhig war und nach ihr wisperte, riskierte sie es, schmiegte sich an ihren warmen Leib, umarmte sie. Sie hatte Glück, Inken erwachte nicht, schmiegte sich ihrerseits vertrauensvoll an sie und wurde wirklich schnell ruhiger. Der arge Traum hatte wohl aufgehört oder Maries Nähe hatte Ausgleich sowie Sicherheit geschaffen. Marie genoß es, wie Inkens Atemzüge gleichmäßiger wurden, wie sie beide zu harmonieren begannen, genoß ihre Wärme, Zartheit und Sensibilität, ihr Vertrauen. So dauerte es bloß relativ kurze Zeit, daß sie, zumal ebenfalls sehr müde, gleichfalls einschlief.

Inkens Kommentar

Ich vermute ja, auf dem Lande ist die Affinität zu Religion noch immer etablierter als in den Städten. Wobei schon meine Urgroßmutter dazu ein distanzierteres Verhältnis hat, weil es in ihrer Vergangenheit Konflikte gab, bei denen gleichfalls schon edler Anspruch ganz offenbar nicht zur Praxis passen wollte. Auch als sie durch die Faschisten und Nazis in Bedrängnis kam, war die christliche Nächstenliebe eher dünn gesäht, was bei ihr wiederum zu argen Zweifeln führte. Ein Hang bei anderen Personen an jeglicher Art von Fanatismus sowie intoleranten Weltbildern war ihr schon von daher ein Graus. Jedenfalls hat man es bei religiösen Dingen in meiner Familien seit langem nicht so eng gesehen. Ich bin jedenfalls gleichfalls Atheistin, wobei ich dem Konzept oder der Idee der Nächstenliebe und des Respektes für alle Mitmenschen schon sehr viel abgewinnen kann, das hat indessen beides nicht notwendig miteinander zu tun.

Hinsichtlich der Ethik findet sich in meiner Familie eher Bauernschläue sowie Pragmatismus. Allerdings vertritt man eigene Interessen nicht rücksichtslos, sondern hält Maß und Respekt. Der von Marie in der Diskussion aufgeworfene Konflikt zwischen Praxis und Ideal ist eher implizit vertraut, wird jedoch auf dem Dorfe sowie in der Familie eher nicht offen diskutiert. Ist die Dorfgemeinschaft wiederum gut überschaubar, sind die anderen Leute also bekannt, sind die Verhältnisse ohnehin anders, in einer solchen Gemeinschaft ist es wenig lukrativ, Leute auszunutzen, denen man täglich wieder begegnet, weswegen es auch täglich erneut Möglichkeiten zur Revanche gäbe. In der Anonymität großer Städte liegen die Dinge anders, wen man nicht kennt, der ist auch schnell wieder aus dem Gedächtnis nach einer kurzen Begegnung. Vielleicht sollte man viel mehr über solche Themen reden, auch wenn es hernach doch eher in der profanen Erkenntnis mündet, daß im Detail alles knifflig ist und in der Praxis sowieso. Macht man sich allerdings die Gedanken nicht nur für sich oder auch gar nicht, sondern diskutiert, so wird das Problem klarer, man ist dafür eher sensibilisiert und prüft hoffentlich öfter einmal, wie gut oder schlecht das eigene Handeln zu den eigenen Werten eigentlich paßt.

Heikel wird es natürlich, wenn man bei Abweichungen dann Schlüsse zieht.
Wenn es nicht paßt – ist in diesem Fall die eigene Moral falsch oder das eigene, praktische Handeln?
Ist es nicht so, daß reiner Idealismus einen zum Opfer macht?
Ist es nicht so, daß reines Mißtrauen gegenüber anderen, die Verfolgung ausschließlich eigener Interessen die Gefahr fördert, Täter zu werden?

Religion und Moral sind also nicht besonders korreliert.
Ethik und Praxis auch nicht.
Allerdings bringt gutes Sozialverhalten die Gemeinschaft weiter.
Doch wer gehört zur Gemeinschaft und wer nicht?
Willkürlich ausgrenzen, abgrenzen?
Nach Vorurteilen, also quasi per Zufall ausgrenzen?
Was ist angemessenes Mißtrauen gegenüber Menschen, von denen man nichts weiß, was ist intolerant oder asozial?

Was den Vorfall im Park betrifft, so hatte Marie alles Recht der Welt, uns zu verteidigen und zu retten. Diese Typen haben sicherlich verdient, was sie bekommen haben. Was immer Marie letztendlich getan hat, jene Kerle waren weg, also war es genau richtig. Dazu muß ich gar nicht mehr wissen. Ich kann meine eigene Erinnerung an den Vorfall ferner noch immer nicht so genau rekonstruieren. Wenn Menschen absichtlich solch einen Schock auslösen, kann Marie in ihrer Reaktion gar nicht überzogen haben. In ihrem tiefsten Inneren haben diese Schufte bekommen, was sie gebraucht haben, im Gegensatz zu dem, was diese Schurken wollten. Das ist eine besondere Art von Gerechtigkeit, wenn jene gänzlich unerwartet fertiggemacht werden, welche sich ganz toll dabei vorkommen, andere einzuschüchtern sowie fertigzumachen.

Marie hat auf diesem Treffen also ein wenig mit der offenkundig ganz süßen Annika im sexy-Domina-Kostüm gespielt, wollte dadurch deren Freund Basti verunsichern oder wuschig im Kopf machen. Also das ist schon ein Ding, wo ich da allein Zuhause lag, mich nach ihr gesehnt habe, wo ich sie nach der Horrorfahrt dringend hätte brauchen können. Natürlich hat sie dies zu dem Zeitpunkt nicht direkt gewußt.
Aber in bißchen ungerecht war das schon, Annika und Basti hatten ihren Spaß und ich nicht?
Aber naja, ich will das mal gelten lassen und bin bereit einzuräumen, daß ich nicht allein auf der Welt bin. Vor allem jedoch spielt Marie die eigentlich tollen Spiele doch nur mit mir zusammen.

Maries Kommentar

Der philosophische Diskurs bei den Libertines ist eigentlich immer anregend, natürlich ganz besonders, wenn es gelingt, Diskussionen über unlösbare Probleme anzuleiern. Selbstverständlich hat dazu jede Religion sowie jede Weltanschauung ihre einzig wahre Antwort, wie auf alles andere auch. Wie bei allem anderen hält die Antwort einer kritischen Prüfung nicht wirklich stand. Es ist bloß notwendig, die Fragen passend zu stellen oder eben die relevanten Gegenbeispiele zu finden. Getrost kann man im Zweifelsfalle davon ausgehen, daß alles falsch ist, wenn man nur genau und kritisch genug nachprüft. Das ist wiederum eigentlich gar nicht schlimm, wenn man das im Kopf behält, dabei eben zusieht, Modelle nur so weit zu verwenden, wie die Abweichungen und Fehler für die aktuelle Anwendung nicht stören. Unser Bild von der Welt ist ein Flickenteppich, wir müssen immer weiter flicken, damit wir nicht selbst durch die Maschen sowie Löcher fallen.

Mit Annika und Basti war unser kleines Spielchen zwar ganz unterhaltsam, aber auch an dem Abend hatte ich den Eindruck, daß beide jedenfalls was die Motivation und Neigung anbelangt, nicht optimal zu der Gruppe passen. Andererseits sind die Libertines tolerant sowie gleichfalls aufgeschlossen genug, um gelegentlichen Gästen oder neuen Teilnehmern Zeit zu lassen, um Spuren sowie Eindrücke zu bekommen, zudem im Zusammenspiel mit der Gruppe herauszufinden, wie gut ihre Sehnsüchte wirklich in diese Umgebung passen. Basti ein wenig zu provozieren, indem ich mich Annika ein wenig genähert habe, war ja auch nur ein subtiles Spielchen, nicht so wichtig, obwohl sie schon ganz knuffelig aussieht. Auch derlei Interaktionen bereichern natürlich den Abend, denn Sebastian ist gleichfalls ein kleines Schätzchen. Auch von daher waren beide in der Gruppe ganz gerne als Augenweide akzeptiert, ähnlich wie man Kuschelhäschen lieber lebendig hält statt sie gnadenlos in die Pfanne zu hauen, wonach sie ebenfalls lecker genossen werden können – allerdings bloß einmal kulinarisch.
Beide hatten wohl schon mitbekommen, daß sie wahrscheinlich von einigen nicht so ganz für voll genommen wurden, waren wohl auch deshalb etwas unsicher, aber so wurde immerhin ihre Einsicht gefördert, wie weit sie sich auf solche Spielchen wirklich einlassen wollten. Das ist ja auch etwas wert.

Wochenendvorbereitungen

Freitag Morgen und der Tag erwachte. Innig ineinander verschlungen schliefen Inken und Marie nach der kurzen Nacht noch, als sich im Nebenraum die Anlage anschaltete und das Radioprogramm ertönte. Unbarmherzig wurden beide daran erinnert, daß auch an diesem Tag wieder spannende sowie interessante Aufgaben auf sie warteten. Weil Marie jedoch mit Bedacht die Weckzeit etwas früher eingestellt hatte, hatten beide noch etwas Zeit, räkelten sich müde und träge.
Marie begann: „Ich wünsche dir einen wunderbaren Morgen, mein süßes Knuffelchen!
Mein Löckchen!
Mein Wundervoll!
Mein heißer Sonnenschein!“
Inken gähnte erst, erwiderte daraufhin mit zartem Lächeln: „Wünsche ich dir ebenfalls, liebste Marie. Was dir doch für tolle Kosenamen schon am frühen Morgen einfallen …“
Marie neckte, kitzelte sie ein wenig, fuhr fort: „Meine Perle, mein Wonneschein, mein Füllhörnchen, mein Wuschelchen, mein Schnuckelchen, mein Leben!“
Beide lachten vergnügt sowie sichtlich belebt.
Marie fragte alsdann nach: „Und wie ist die Rückfahrt gelaufen, bist ja offenkundig nicht geblieben. Als ich wieder hier war, schienst du einen unruhigen Traum zu haben, hast dich allerdings in meinen Armen schnell wieder beruhigt.“
Inken nickte: „Darin fühle ich mich auch ganz sicher und wohl.
Der Abend mit Klara und Bettina war überaus schön sowie ausgenommen unterhaltsam.
Die Rückfahrt hingegen war ziemlich unheimlich, ich bin deutlich angeschlagen hier angekommen.
Vielleicht habe ich mich doch ein wenig übernommen, habe es indessen immerhin doch noch sowie allein geschafft!“
Marie fuhr ihr anerkennend und aufmunternd durchs Haar: „Natürlich hast du das, meine kleine Heldin, mein Pusselchen, meine süßeste Versuchung.
Gegen die eigenen Ängste zu bestehen, ist letztlich doch die größte Heldentat, bist also sehr tapfer gewesen!“
Inken war sich in dieser Hinsicht keineswegs derart sicher, meinte dazu: „Naja, unterwegs hat sich das nicht so tapfer angefühlt, wurde erst etwas besser, als ich mich hier sicher unter der Decke zusammengekauert habe. Ehrlich gesagt hatte ich Panik auf der gruseligen Horrorfahrt, meine Ängste sind also offensichtlich noch vorhanden, keineswegs komplett verarbeitet. Aber ich wollte auch nicht feige sein, den beiden gleichfalls den nächtlichen Weg nicht zumuten und auch keine über Nacht belästigen …“
Marie grinste: „Och, mein Knuddelchen, mein Augenstern, meine Sonne, mein Lichtblick, mein Schmackofatz, klingt in der Tat eher nach einem üblen Erlebnis mit Panik dabei. Eventuell war es folglich weder weise von dir, die Fahrt zu wagen, noch wohl durchdacht von mir, den Abend meinen sonstigen Interessen den Vorzug zu geben. Vielleicht wärst du ja gar nicht lästig gefallen.
Haben die beiden eigentlich Freunde oder sind sie gar zusammen?“
Inken schüttelte den Kopf: „Was du gleich denkst, also nein, sie wohnen getrennt und von Freunden weiß ich nichts. Interessenten treten natürlich schon auf, ist ja auch nicht so erstaunlich, jetzt, wo so viele Leute aufeinandertreffen, sich gerade erst kennenlernen, dabei schaut sich dieser oder jene vielleicht schon mal um und testet an. Etwas Konkretes hat sich für die beiden aber bislang nicht ergeben.
Und wie ist es bei dir gelaufen?“
Marie wuselte noch immer durch Inkens Haar, stupste darauf mit ihrer Inkens Nase, beiden küßten sich sanft, anschließend antwortete Marie: „Waren nette Gespräche, abwechslungsreiche Unterhaltung, ein guter, entspannender Abend.“
Marie wollte nicht genauer erläutern, was sie an solchen Abenden trieb, deswegen ließ sie es bei diesen allgemeinen Beschreibungen.
Sie wechselte im Anschluß ferner gleich das Thema: „Und wie sieht es mit deinem Unwohlsein aus, deinem Grimmen im Unterleib?“
Inken lächelte und erwiderte: „Es grimmt nicht mehr nennenswert, deine fürsorgliche Behandlung war da durchaus sehr entspannend!“
Marie meinte dazu: „Kann ich ja gerne wiederholen, etwas Zeit haben wir noch. Hast du Lust auf einen Quickie zur Entspannung?
Sollst ja heute auch gut durch den Tag kommen …“
Inken kicherte, schmiegte sich enger an Marie und küßte sie, erinnerte allerdings darauf daran: „Könnte aber schon ein wenig blutig werden, je nachdem was du wo vorhast.“
Marie aber begann schon, streichelte und liebkoste sie intensiver, flüsterte ihr ins Ohr: „Schon klar, macht mir nichts, läßt sich ja gleich wieder abwaschen, sollst dich nur wohlfühlen …“
Im Anschluß sorgte Marie zügig dafür, daß Inken sich wohlfühlte, sich ganz hingab und sich ihre Erregung schnell steigerte, bis zu einem vergnüglichen Höhepunkt des kleinen Rausches, welcher letztlich wirklich gut entspannte, zumal Marie endlich ebenfalls wieder beruhigend auf sie einwirkte.

So gut behandelt, klammerte sich Inken zufrieden brummelnd an Marie und mochte gar nicht aufstehen. Marie genoß das gerne auch noch ein Weilchen, erinnerte letztendlich allerdings: „Mein Wirbelwind, mein Wildfang, mein Kicherchen, kleine Giggelmaus, liebstes Räuschlein, der Tag ist längst erwacht, bald nahen schon die spannenden Aufgaben des Tages für uns beide, also auf auf zur fröhlichen Jagd!“
Inken grinste und als Marie sie neckte und immer heftiger kitzelte, neckten sie sich bald beide ganz munter, standen allerdings doch alsbald auf, um ins Bad zu wechseln. Beim anschließenden Anziehen entschieden sich heute beide für je einen dicken, kuscheligen Wollpullover von Inken.

Beim gemeinsamen Frühstück fiel Inken erst wieder ihr Telephongespräch mit ihren Eltern ein: „Was mir gerade einfällt, gestern habe ich mit meinen Eltern telephoniert …“
Marie nahm den Faden auf: „Und?
Daheim alles wohlauf?“
Inken erwiderte: „Jaja, alles in bester Ordnung.
Ich habe mich nur etwas verplappert, du hast mir schon gefehlt und deshalb vermutlich habe ich eben ausgeplaudert, daß wir ein Paar sind!“
Marie grinste sie keck an: „Ohoh!
Hattest du eigentlich vor, mich zu verheimlichen?“
Inken schüttelte vehement ihren Kopf: „Nein, bestimmt, war jetzt nur etwas ungeplant, ist mir einfach so herausgerutscht …“
Marie frotzelte noch etwas weiter: „War dir also unangenehm, dich zu mir zu bekennen?
Ist ja ein Ding!
War denn wenigstens Aufruhr?
So nach dem Motto: ‚Waaas?
Eine Frau?
Und auch noch ein ganzes Studium lang älter?
Wie konntest du nur?‘
oder auch: ‚Dieses lesbische Biest hat unser Inken verführt und verdorben!
Nie, nie hätten wir sie alleine zum Studium lassen dürfen, allein in die große, üble Stadt, diesen moralischen Sumpf, diese Masch an der Leine!‘“
Marie grinste nun allerdings dazu frech und Inken schüttelte lächelnd den Kopf: „Haben sie gar nicht gesagt, ging ganz friedlich zu. Gut, verblüfft waren sie schon, weil ich ja zuvor nicht einmal Freunde oder Freundinnen hatte, also jetzt ohne intime Ambitionen. Vielleicht halten sie es auch nur für so eine Phase. ‚Alles fremd und verwirrend, da ist die Sehnsucht nach inniger Freundschaft doch naheliegend‘, sowas vielleicht.“
Marie spitzte den Mund, erwiderte: „Na, da halten sie mich vielleicht doch für einen Wüstlingin sowie Verführerin der unerfahrenen Jugend, welche sich gleich an das studentische Frischfleisch herangemacht hat, um solch ein süßes Früchtchen zu vernaschen!“
Inken giggelte: „Hast du doch auch!
In der Mensa gleich mit sicherem Blick das frische, saftige Früchtchen herausgepickt!
Darfst bei mir aber ruhig und sehr gerne naschen, ich bin bereit!“
Sie lachten beide vergnügt und Inken ergänzte noch weiter: „Es war ja eigentlich schon von Anfang geplant, daß sie mal gucken wollten, wie ich mich eingelebt hätte, wie ich zurecht käme. Nun wollen sie dies Vorhaben direkt umsetzen, wollen morgen schon vorbeikommen.
Ich hoffe, das ist für dich in Ordnung und du fühlst dich nicht überrumpelt?“
Marie zuckte lächelnd ihre Schultern: „Nein, keine Bange, bekommen wir schon hin, machen am besten kein großes Theater und stellen uns dem ganz ruhig.
Wann kommen sie genau?“
Inken zuckte ihre Schultern: „Muß heute nochmal anrufen, Details klären.
Bei dir hier ist also in Ordnung?“
Marie korrigierte: „Bei uns hier.
Und klar ist das in Ordnung.
Sind sie schon erreichbar um diese Uhrzeit, dann ruf doch gleich an und kläre eure Details, danach können wir planen. Wenn du das Gespräch nicht in die Länge ziehst, sollte die Zeit noch reichen.“
Inken nickte, stand auf, eilte zu ihrer Jacke, zog ihr Telephon und probierte es.

Offenkundig erreichte sie jemanden, sprach eine Weile, gab dabei die genaue Adresse durch.
Als das Gespräch beendet war, meinte sie: „Fahren irgendwann am Vormittag los, sind dann grob vor dem Mittag hier. Sie haben ja ein Navigationsgerät im Wagen, sollte als kein Problem sein, das Haus zu finden.“
Marie nickte: „Gut, also nur die beiden oder sonst noch jemand von deiner Familie?“
Inken schüttelte den Kopf: „Nur meine Eltern.
Die anderen habe ich ja auch schon seit Wochen nicht gesehen, aber das ist dann doch etwas viel.“
Marie meinte dazu: „Also gut, folglich können wir ja planen.
Dir fällt doch bestimmt ein gutes Gericht zum Mittag ein, welches wir bieten können?
Ist dies klar, kaufen wir heute nach Feierabend ein. Morgen früh besorgen wir neben den Brötchen vielleicht auch noch den Rest, so haben wir genug Zeit, das Mittag vorzubereiten, danach vielleicht ein kleiner Spaziergang zum Plaudern.
Wie lange werden sie etwa bleiben?“
Inken winkte ab: „Sicher nicht so lange, haben immer viel zu tun, sind immer irgendwie beschäftigt, irgendwann nachmittags sind sie sicher schon wieder weg.
Mittagessen klingt jedoch gut, ich überlege mir etwas und dann ziehen wir heute noch zum Einkaufen los!“
Marie nickte: „Ja, unsere Vorräte müssen wir sowieso wieder auffüllen, für zwei und sodann gar zu viert zum Mittag müssen wir ja etwas großzügiger planen.“

Mit dem Frühstück waren beide fertig, räumten ihr Geschirr zur Seite, wechselten ins Bad. Danach zogen beide auch schon ihre Jacken an und brachen auf.
Inken fragte sodann noch: „Heute Mittag wieder in der Mensa – oder hast du noch einen Termin wie letzte Woche?“
Marie schüttelte den Kopf: „Nein, geht klar, heute habe ich keinen festen Termin, die Werkstatt, in der ich letzte Woche einen hatte, arbeitet inzwischen schon an meinen Sachen. Ich war zwischendurch schon mal da, um etwas nachzureichen sowie um eventuelle Unklarheiten zu beseitigen, ist alles in Ordnung, wird für mich heute also ein eher ruhiger Tag. Nächste Woche muß ich alsdann mal gucken, ich könnte wieder größere Messungen starten, noch weitgehend mit der alten Apparatur, also etwa so wie schon gehabt.“
Inken war zufrieden und so schlenderten sie Hand in Hand weiter. Marie brachte sie bis zum Hauptgebäude und beide verabschiedeten sich.

Klara und Bettina fragten natürlich ebenfalls, ob Inken gut heimgekommen sei, wobei ihre Anwesenheit und ihr munteres Verhalten ja schon andeutete, daß nichts passiert sein konnte. Sie konnten natürlich nicht wissen, daß die gute Stimmung eher daran lag, daß Marie mit gekonnter Behandlung sozusagen den Morgen nach der argen Horrorfahrt in der Nacht gerettet hatte. Deswegen war Inken schon wieder guter Dinge und die notwendige Planung für den Besuch am Wochenende ließ sie selbst jene nächtliche Horrorfahrt schnell verdauen. Inken untertrieb unterdessen nun im Gespräch, gab zwar an, daß es schon unheimlich gewesen sei, sie jedoch tapfer einfach durchgefahren sei, ohne sich groß Gedanken zu machen. Sie wollte ihre Panikattacke mit den beiden einfach nicht genauer analysieren. Marie konnte sie sich schon gut anvertrauen, wollte ihre diesbezügliche Empfindlichkeit allerdings nicht weiter an die große Glocke hängen. Dieser Sachverhalt fiel ihr allerdings gleichfalls kritisch auf.
Warum wollte sie nicht darüber reden?
Schließlich waren sie und Marie die Opfer des Überfalls, warum also eigentlich die Folgen leugnen sowie verschweigen?
Ist es etwa irgendwie verwerflich und unangebracht, Opfer eines Verbrechens zu sein?
Sollte sie damit nicht offensiver umgehen?
Sie wollte ihre Freundinnen damit allerdings auch nicht übermäßig belasten, also besser doch keine Details. Sie setzte weiter darauf, bei Gelegenheit mit Marie zusammen sowie ebenso allein weiterzukommen.

Mittags wurde alsdann wieder wie verabredet gemeinsam in der Mensa gegessen. Thema war unter anderen der Kontrollbesuch von Inkens Eltern, was Klara und Bettina auch etwas amüsierte.
Die vier witzelten etwas herum und Inken hielt sich tapfer.
Insgesamt allerdings sprachen auch Bettina und Klara ihr gut zu, machten sich nicht wirklich drüber lustig, waren aber doch gespannt, was Inken wohl die Woche drauf erzählen würde, wie es gelaufen sei. Denn es ist ja doch immer ein Unterschied zwischen einem Telephongespräch und sodann der persönlichen Vorstellung der frischen Liebe.

Nachmittags lief das Wochenprogramm ja wieder ruhig für Inken aus, also machte sie nebenbei Notizen auf einem Zettel für den Einkauf. Was etwas lästig war, ihr heute jedoch zum ersten Male bewußt auffiel, Thorben und Boris schienen irgendwie auffälligeres Interesse an ihr zu haben. Schon weil bei dem Studienfach der Männeranteil deutlich größer war, gab es unterdessen schon mehr oder weniger subtile Interessensbekundungen von anderen, aber bei diesen war es leicht gewesen, derlei Ambitionen auszubremsen sowie erfolgreich zu demotivieren, die beiden blieben allerdings irgendwie hartnäckig am Ball, ließen sich leider nicht so einfach beeindrucken. Die beiden Kommilitonen gehörten nach ihren Eindruck nicht gerade zu den besten des Semesters, hielten sich jedoch von der Leistung sowie der Beteiligung an Diskussionen so etwa im Mittelfeld, ansonsten war ihr Testosteronspiegel offenkundig durchaus auf beachtlichem Niveau, beide hatten ferner mehr ein klassisches Rollenverständnis davon, wie Mann (und auch Frau) zu sein hat, was jetzt jedenfalls teilweise nicht gerade auf Begeisterung stieß. Nicht nur, aber auch bei ihr hatten sie durch ihr Verhalten und Sprüche bekundet, daß sie Interesse hätten. Nun gab es ja durchaus auch Studentinnen, die einer anregenden Plauderei aufgeschlossener gegenüberstanden und so wohl genauso einfach mal austesteten, ob da eine nähere Betrachtung der Qualitäten eines Burschen lohnen könnte, allein für sie kam derlei selbstverständlich überhaupt nicht in Frage. Mochten in dieser Forschungsrichtung ein paar Kommilitonen auch munter in der Hinsicht herumprobieren sowie gegenseitig austesten, sie hatte ja bereits gefunden, wen sie brauchte: Marie.
Bislang hatte sie bloß so nebenbei abgelehnt, hatte daraufhin zügig das Thema gewechselt, die beiden blieben aber – ziemlich unabhängig voneinander oder sogar in Konkurrenz – hartnäckig interessiert. Heute schien Thorben den eher ruhigeren Freitag Nachmittag im Gruppenraum der Bibliothek für angemessen zu halten, etwas forscher vorzugehen, setzte sich keck bei ihr auf die Ecke des Tisches, begann das Gespräch erst mit einem fachlichen Vorwand, um Inken kurz darauf doch zügig eindeutige Avancen zu machen. Diesmal war Inken deutlicher und meinte, der fachliche Kontakt sei ja wichtig, nett und richtig, ansonsten müsse sie allerdings passen, habe kein Interesse an innigeren privaten Kontakten. Thorben wollte sie allerdings nichtsdestotrotz weiter überreden, was schon etwas lästig wurde, mehr als abzulehnen fiel Inken nicht ein. Hartnäckig war er, jedoch nicht geradezu bedrohlich, dafür waren insgesamt auch noch zuviele andere in dem Raum. Dies war nun eine ganz andere Situation als jene im Park, die hormongesteuerte Motivation ähnlich, das konkrete Benehmen jedoch schon deutlich anders. Deshalb fühlte sich Inken nicht geradezu bedroht oder belästigt, aber langsam doch schon ein wenig genervt. Im Grunde war es ja gar nicht so arg und sie jetzt überdies keineswegs dermaßen zimperlich, daß sie diese Anmache nicht aushalten könnte. Trotzdem fühlte sie sich im weiteren Verlauf der Hartnäckigkeiten doch etwas in die Ecke gedrängt, rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Klara hatte das wohl nun ebenfalls mitbekommen, wurde aufmerksam, stupste Bettina an. Beide beobachteten nun Thorbens Bemühungen, endlich ließ Bettina die Bemerkung fallen, daß er nun wohl weit genug gegangen sei, sie wollten doch jetzt lieber in Ruhe ihren Kram zu Ende bringen, um danach Wochenende zu haben. Thorben wollte nicht so richtig glauben, daß seine Ausstrahlung, sein Testosteronspiegel sowie seine männliche Erscheinung nun so gar keinen Eindruck machten, ließ sich noch zu einem flapsigen Wortgefecht herab, bevor er endlich doch mit breitem Gang abzog, sich wieder den Leuten an seinem Tisch zuwendete. So weit war dies unerfreuliche Intermezzo erst einmal überstanden und Bettina und Klara arbeiteten weiter, Inken sann weiter über das morgige Mittagessen nach, auf Nachfrage sah sie sich auch mal an, was Bettina und Klara so gemacht hatten, sie war für heute so weit mit den Aufgaben durch, daß sie den Rest rechtzeitig würde ausarbeiten können, das meiste hatte sie ohnehin schon fertig.

Später, als sich der Gruppenraum noch weiter gelehrt hatte und sie schon die Jacken anhatten und gehen wollten, kam es dann zu allem Überfluß noch zu einem kleinen Zwischenfall mit Boris, dieser war herangekommen, hatte sich selbstbewußt sowie breitbeinig aufgestellt, nach den Plänen der Damen für’s Wochenende gefragt, sich dabei mehr an Inken wendend als an Klara und Bettina.
Inken zuckte bloß ihre Schultern, zeigte jedenfalls Desinteresse.
Bettina und Klara lachten lediglich keck als Antwort.
Boris hakte alsdann nach und fragte endlich eindeutig werdend, ob Inken nicht Lust hätte, sich mit ihm morgen zu treffen, etwas zu unternehmen, vielleicht gefolgt von einem lustiger gemeinsamen Abend?
Inken schüttelte den Kopf, kein Interesse.
Auch Boris blieb allerdings hartnäckig, wollte eine derart kurze Ablehnung keineswegs sogleich akzeptieren, schlug als Alternative sofort den Sonntag vor, fragte ohne Pause weiter, ob sie einen Vorschlag habe, Inken lehnte jedoch abermals ab, wollte sich verabschieden.
Boris wollte indes offenkundig am Ball bleiben, mit einem „Ach komm schon, sei mal nicht so!“ und dazu überdies „Ich verwöhne dich auch, wie du magst, kenn mich aus!“ wurde er dann schon deutlicher, zumal er sogar betont lasziv anbietend mit der Zunge über seine eigenen Lippen glitt, einen eher kuriosen Hüftschwung versuchte.
Inken winkte wieder ab, Klara ließ zudem schon ein „Nun ist aber genug“ hören.
Sie wollten nun gehen, winkten zum Zeichen des Abschieds, plötzlich indes wuselte Boris durch Inkens Haar, sprach dazu fordernd: „Hey, kannst mich doch nicht einfach soooo stehenlassen!“
Inken fuhr herum, wischte seine Hand beiseite, erwiderte darauf etwas verunsichert: „Laß das!
Ich mag nicht!“
Dieser Übergriff war ihr dann doch schon etwas heftig.
Bei aller Geduld, derlei Vertraulichkeit stand bloß Marie zu, vielleicht auch noch Klara und Bettina, ihrer Familie sicherlich ebenfalls, jedoch sicher niemals solchen Typen wie Boris oder Thorben!
Deswegen machte sie eilig ein paar Schritte, drängte sich zwischen Klara und Bettina durch, welche nun zwischen ihr und Boris standen; Bettina schaute daraufhin Boris böse an: „Laß sie in Ruhe, das wird nichts, konzentrier’ dich lieber auf deine Übungszettel, statt hier die Stimmung sowie die harmonische Zusammenarbeit zu vermiesen!
Laß die Finger von Inken, die mußte schon letztens schlechte Erfahrungen machen, also laß das mit dem Angrabbeln, das ist widerlich!
Inken kann derlei Blödsinn aktuell nicht so gut wegstecken.“
Boris war unzufrieden, sah allerdings wohl ein, daß er so heute nichts mehr erreichen würde, wendete sich grußlos ab.

Die drei verließen die Bibliothek, Bettina und Klara verabschiedeten sich von Inken, fuhren mit ihren Rädern ab, zu denen sie noch gemeinsam gegangen waren. Inken schlenderte dann durch den Park am Hauptgebäude in Richtung zu Maries Institut. Unterwegs schaute sie sich noch mehrmals um, stellte allerdings erleichtert fest, daß weder Boris noch Thorben ihr gefolgt waren, also beruhigte sie sich wieder, hakte diese Vorfälle erst einmal ab, dachte sich, das wäre damit wohl erledigt.
Daß Bettina erwähnt hatte, daß es da einen Vorfall gegeben hatte, war ihr erst etwas unangenehm.
Warum hatte Bettina derlei gleich erwähnt?
Das ging doch niemanden etwas an?
Kurz darauf allerdings nickte sie doch, im Grunde war sie ja das Opfer, warum also schämen und verbergen, warum nicht offensiv damit umgehen?
Somit war sie nun doch damit einverstanden, daß Bettina es erwähnt hatte, das war ja nur eine kurze Bemerkung, von daher auch in Ordnung.
Aber stand sie vor Boris nun nicht als Opfer da?
War das schlimm, daß dieser etwas davon wußte, es im eigenen Sinne würde interpretieren können?
Konnte diesen das nicht noch mehr motivieren, statt von seinen Plänen abzubringen?
Inken schüttelte unsicher den Kopf. Wenn Boris wirklich versuchen würde, diese Information auszunutzen, wäre er doch ein arger Dummkopf, konnte er sich doch wohl ausrechnen, damit bestimmt nicht punkten zu können, wenn er sie verängstigte und verunsicherte.
Inken seufzte, schloß diesen Gedankengang erst einmal ab. Jetzt war Wochenende, es standen andere Pläne sowie Aktivitäten an, darauf wollte sie sich nun konzentrieren, sich nicht von dummen Jungs den Rest des Tages vermiesen lassen.

Bei Marie angekommen, beschäftigte sie sich noch im Netz etwas, bis Marie mit ihrer Arbeit fertig war, danach zogen beide ab, erst einmal heim. Dort schauten sie durch die Vorräte, ergänzten Inkens Einkaufszettel, gingen danach wieder raus, um einzukaufen. Der Einkauf zog sich alsdann eine ganze Weile hin, aber zu zweit konnten sie ja gut je zwei Jutetaschen voll tragen, daher konnten sie selbstverständlich alles für den morgigen Tag besorgen und einen Großteil des Wocheneinkaufs erledigen, so daß für Samstag Morgen noch das Brötchenholen sowie ein paar weitere Kleinigkeiten aus einem anderen Laden verblieben.

Nachdem sie ihre Einkäufe ausgepackt und eingeräumt hatten, war es noch nicht so spät und sie entschlossen sich, noch zum Wohnheim mit Inkens Unterkunft zu radeln, um dort noch ein paar weitere Sachen einzupacken, weil Inken ja sowieso praktisch die ganze Woche nicht dort war, daher war es einfach sinnvoller, gleich möglichst viel von ihren Sachen bei Marie unterzubringen. So war der Nachmittag dann auch schon herum und als sie wieder Zuhause bei Marie waren, widmeten sie sich gleich dem Abendessen. Danach bereiteten sie gemeinsam nach Inkens Vorgaben einiges für das Mittagessen am nächsten Tag vor. Anschließend saßen sie gemütlich auf dem Sofa, hörten Musik und beschäftigten sich mit ihren Rechnern. Da war ja noch etwas an der neuen Linux-Installation auf Inkens Rechner zu ergänzen. Inzwischen hatte sie diese genutzt, konnte damit bereits genauer einordnen, was noch fehlte. Aus der Paketverwaltung waren diese Programm ja schnell ergänzt, im Anschluß kurz einmal ausprobiert, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Bei spezielleren Anwendungen würde die Einarbeitung sowieso deutlich länger dauern. Nun bislang war bei den Übungen für die Uni sowie primär Papier und Bleistift angesagt, also kein dringlicher Bedarf an speziellen mathematischen Programmen. Erst später kuschelten beide sich gemütlich unter einer Decke zusammen auf dem Sofa und sahen noch etwas im Fernsehen.

Inken war nun doch schon deutlich gespannt, wie der morgige Tag verlaufen würde. Später im Bett spekulierten sie noch etwas darüber, sie liebkosten und küßten sich, im weiteren Verlauf massierte Marie Inken wieder, um diese zu entspannen. Inken wollte allerdings ebenso Marie etwas mehr Zuwendung gönnen, deshalb schlug sie vor, die Rollen zu tauschen. Daraufhin legte sich Marie willig auf den Bauch und Inken massierte ihren Rücken. So gut kannte sie sich nicht aus, aber Marie gab ihr Tips und Hinweise, so daß sie sich daraufhin ebenfalls gut unter dieser fürsorglichen Behandlung entspannen konnte. Auch Inken genoß es sehr, die Liebste derart verwöhnen zu können. Besondere Anregung oder gar Erregung wollte Marie noch nicht, folglich dirigierte sie das Geschehen eher in Richtung entweder eindeutiger Massage oder eher hin zu sanften Zärtlichkeiten sowie Liebkosungen. Natürlich war diese ausgiebige Behandlung doch mitnichten ohne Wirkung auf sie, sie fühlte sich indes noch nicht bereit, die Kontrolle ganz abzugehen, hatte noch keine Idee, wie es sicher sowie ohne Risiko für Inken gehen konnte, folglich wurde sie bald darauf wieder aktiver, ihre Rollen wechselten erneut, mehr und mehr übernahm Marie die Kontrolle, verwöhnte Inken, erregte diese zunehmend, allerdings keineswegs besonders eilig, Reizspiel will beidseitig genossen sein, einfühlen, im gemeinsamer Nähe, Geborgenheit, Zuneigung schwelgen. Inzwischen wußte sie ganz gut, wie Inken worauf reagierte, wie sie deren Erregung anheizen konnte, diese auf hohem Niveau halten konnte, weiter steigern und bis zum Höhepunkt treiben konnte. Heute war dieser eher milde sowie zur Entspannung gedacht, ganz dem Wohlbefinden gewidmet und wirklich funktionierte Maries geschickte Behandlung gut, Inken hatte nunmehr eigentlich gar keine Beschwerden wegen ihrer Regelblutung mehr, kam nun gut damit zurecht, welche zudem auch bereits nachließ und wohl bereits ihrem Ende entgegenging. Für Spekulationen einer Synchronisierung zwischen ihnen beiden war es zu früh. also witzelten sie bloß darüber, denn daß dies diesmal ungefähr gepaßt hatte, konnte ja auch einfach Zufall sein, zumal ihr Zyklus ja bei Inken eher wild sowie etwas unregelmäßiger ablief, sie offensichtlich sensibel auf Erlebnisse reagierte. So würden sie mal weiter beobachten, ob es in den kommenden Monaten bei einer ungefähren Übereinstimmung blieb oder es doch eher Hinweise auf die Hypothese einer zufälligen Übereinstimmung gab.

Bei all diesen wohligen Aktivitäten hatte Inken die Gedanken an den morgigen Tag praktisch verdrängt. Ihre Partnerschaft war inzwischen innig und bereits gefestigt, ihr gegenseitiges Vertrauen tief, es gab keine Zweifel, deshalb würden sich auch keine Angriffspunkte bieten, an denen man sie von außen auseinanderbringen könnte. Eng umschlungen sowie aneinandergekuschelt, dabei sehr zufrieden mit sich und der Welt schliefen beide zusammen ein.

Inkens Kommentar

Dank Maries liebevoller Behandlung und inniger Nähe hatte ich die nächtliche Horrorfahrt letztlich an jenem Morgen schon wieder ganz gut verdaut. Aber so oder so hatte der Überfall doch gewisse Spuren hinterlassen, was ich versuchte herunterzuspielen.
Ob diese Idee wirklich so schlau war?
Vermutlich nicht. Aber ich wollte nun einmal auch nicht wie ein hilfloses Kind dastehen. Kann man doch gleichfalls verstehen. Marie war immer so stark, da wollte ich eben auch nicht immer das Sensibelchen spielen. Gut, das bin ich zum guten Teil bei derartigen Bedrohungen, sonst bin ich im Leben schon widerstandsfähig, habe auf dem Land überdies durchaus gelernt anzupacken, habe eine praktische Ader. Körperliche Übergriffe von erwachsenen Menschen allerdings war ich nicht gewohnt, ebensowenig wir rüde Anmache. In der Schule wurde ich von den Kindern schon etwas genervt, aber das ist ja doch kein Vergleich zum Überfall im Park.

Das Interesse der Jungs war gestiegen, nachdem Marie mir geholfen hatte, nicht mehr so zappelig zu sein. Irgendwie schien ich damit attraktiver sowie akzeptabler zu wirken. Immerhin riskieren die meisten doch nur harmlose Blicke oder ein verstohlenes Lächeln. Derlei Aufmerksamkeit in dieser Weise war ich so zwar auch nicht gewohnt, genoß jedoch auch ein wenig diese Art der Aufmerksamkeit, nachdem sie meiner Zappeligkeit gegenüber früher deutlich anders geartet war, nun staunte ich wohl gleichfalls etwas angenehm berührt über so viel Zuspruch für meine Person.
Das war ja alles ganz harmlos und ich fühlte mich vielleicht sogar etwas gebauchpinselt, für attraktiv gehalten zu werden – wem gefällt das nicht?
Dabei hatte ich mich ja keineswegs irgendwie aufgebrezelt oder sonstwie besonders in den Vordergrund gespielt. Ich hatte es ja garantiert nicht drauf angelegt, bei den Jungs Aufmerksamkeit oder sonstwas zu erregen.
Was sollte mir das bringen, meinen sicheren Hafen hatte ich doch längst in Maries Armen gefunden, Blödsinn folglich, mich überhaupt anzugraben oder jedenfalls nach einer klaren Ablehnung damit weiter fortzufahren.

Daß in der Folge allerdings insbesondere Thorben und Boris zunehmend aggressiver warben, so gar nicht reagieren, beziehungsweise akzeptieren wollten, als ich Desinteresse zeigte, hat mich schon etwas verunsichert. So toll und unwiderstehlich kann ich ja nun auch nicht plötzlich gewirkt haben. Ich meine, subtilere Signale mag Mann ja noch im Eifer der hormonellen Erregung übersehen dürfen, eine direkte Abfuhr indes sollte Mann dann schon als solche wahrnehmen. Und vor allem muß Mann sie akzeptieren.
Was gibt es da schon zu mißverstehen?
Nein ist eben nein. Das darf Mann nicht auch noch als Ansporn verstehen, es noch tolldreister zu versuchen.
Was soll also dieser Scheiß?
Immerhin haben mir Klara und Bettina geholfen, sind mir überdies brav beigestanden, damit war diese dumme Affäre wenigstens für den Tag und das folgende Wochenende erst einmal erledigt.
Ob es klug von Bettina war, die Ablehnung mit meiner schlechten Erfahrung zu begründen, ist fraglich, in solch einem Moment indessen mußte sie spontan reagieren, etwas unternehmen, ohne alles durchdenken oder abstimmen zu können. So hat sie eine Entscheidung getroffen und allein das schon war wichtig und richtig.
Folglich keinerlei Vorwurf dazu von mir, gewiß nicht!
Allgemein muß man natürlich nicht begründen, warum kein Interesse besteht. Das ist einfach zu respektieren. Wenn eine Frau sich dafür jedes Mal rechtfertigen müßte, alles ausführlich begründen müßte, warum sie mit einem Kerl partout niemals poppen möchte, hätten einige ja sonst gar nichts anderes mehr zu tun. Solche ausführliche Begründung kann also nicht verlangt werden. Zumal diese Gründe ja gar nicht beim Interessenten selbst liegen müssen, weswegen die Begründung alsdann natürlich gar nicht hilft oder als Information auch bloß angemessen bei der abgelehnten Person aufgehoben wäre. Wird ferner näherer Kontakt abgelehnt, ist es ja überdies nicht erforderlich, persönliche Gründe zu nennen.
Ablehnung ist Ablehnung, wozu darin weiter bohren?
Eine klare Ansage erscheint mir hingegen wichtig sowie richtig. So weiß Mann ganz klar, woran er ist – sollte es wenigstens wissen, sofern sein Gehirn in der Lage sowie willens ist, die klar hereinkommenden Informationen akkurat zu verarbeiten.
Wenn wiederum die Frau es selbst noch nicht weiß, unsicher ist, was gehen könnte – oder auch nicht – steckt in einem ‚vielleicht, mal schauen‘ deutlich mehr Information als in einem diffusen Herumgedruckse. Es gibt ja wohl außerdem diese Unsitte, bei Verabredungen diffus Hoffnungen zu nähren oder gleichfalls eine direkte Ablehnung aus Feigheit zu vermeiden, um sich anschließend nicht wie abgemacht wieder zu melden oder einfach nicht mehr auf Nachfragen zu reagieren. Das ist schlechtes Benehmen, anders als sich zu überwinden und eine klare Ansage zu mache, daß man kein Interesse hat. Dann sind die Fronten wenigstens geklärt. So hängt der Kerl im Ungewissen, was wiederum bei seinen nächsten Versuchen einer Verhaltensänderung zum Schlechten hin förderlich sein kann.
Klar ist indes: Bei einer klaren Absage, liegt das Problem bei demjenigen, welcher dies nicht wahrhaben mag, einfach weiter nervt, egal wieviel Abfuhren dieser zuvor bereits von anderen eingesteckt haben mag, egal, viele andere Enttäuschungen dem vorangegangen sein mochten, denn die aktuell angesprochene Person hat ja nun einmal nichts mit früheren Enttäuschungen zu tun.

Maries Kommentar

Als Inken erzählt hat, daß ihre Eltern kämen, war ich schon aufgeregt. Mit solch einer Situation war ich ja nun gar nicht vertraut. Aber so oder so mußten wir uns dem stellen. Deshalb war ich alsdann schon ziemlich gespannt, was dabei passieren würde, wie es laufen würde, wie ihre Eltern so in der direkten Konfrontation reagieren würden.
Wie würden wir miteinander umgehen?
Worüber reden, was tun?
Würde man sich irgendwie verstehen, gar sympathisch finden?
Es war mir schon klar, daß ihre Familie für Inken wichtig war, sowieso bleiben würde. Dagegen war meinerseits rein gar nichts einzuwenden. So war das für mich folglich eine Bewährungsprobe, welche es zu bestehen galt. Vielleicht sahen ihre Eltern dies Treffen jedoch ganz ähnlich. Inken wurde erwachsen sowie selbständig. Daraus ergab sich folglich nun ebenso für Inken und ihre Eltern ein neues Beziehungsverhältnis. Es ging darum, die neue Konstellation zu prüfen und alsdann gleichfalls anzunehmen, sich gegenseitig zu respektieren.

Ihre neuen zudringlichen Verehrer hat mir Inken zu dem Zeitpunkt einstweilen noch verschwiegen. Aber gut, wir hatten genug mit der Vorbereitung des Wochenendes zu tun, ihre Eltern würden uns schon genug beschäftigen, deshalb stand anderes erst einmal zurück.
Manche Jungs sind in dieser Hinsicht etwas oder deutlich übermotiviert. Der heranwachsende Mann kämpft einerseits mit seinem Hormonspiegel, andererseits noch damit, daß Teile seines Gehirns zur Impulskontrolle noch keineswegs voll entwickelt sind. Den Sachverhalt sollte natürlich alle Beteiligten im Auge behalten. So fällt es leichter, den Überblick zu bewahren und daraufhin eben auch geeignet einzuwirken, um eine Eskalation zu vermeiden. Während Inken derlei Situationen sonst offenkundig ganz gut im Griff hatte, beziehungsweise ebenso die anderen Kommilitonen, schienen die beiden dann leider doch etwas schwerer von Begriff zu sein. Noch angeschlagen vom Überfall, dazu überdies von der Horrorfahrt in der Nacht, war Inken daraufhin sicher gleichfalls nicht voll reaktionsfähig, zudem noch ein wenig empfindlicher, als wenn all dies nicht passiert wäre. Aber die beiden wurden alsdann auch schon deutlich zu dreist. Damit bahnte sich also etwas an.

Als Inken mich den Abend massiert sowie verwöhnt hat, als sie einmal aktiver war, habe ich diese Zuwendungen schon sehr genossen. Inken war es ja relativ schnell sehr leicht gefallen, mich einfach mal machen zu lassen. Nun wurde sie selbst aktiver und agierte. Diese Variation, Erweiterung unserer Möglichkeiten war schön und brachte uns weiter, weil ich mich auch ein Stück drauf einließ. Dann aber hatte ich doch allerdings wieder Bedenken, die Kontrolle ganz abzugeben. Ich sorgte mich dabei um Inken, nicht unbedingt um mich oder mein Bedürfnis, selbst immer alles unter Kontrolle behalten zu müssen. Jedenfalls habe ich letztlich eben doch geschickt dirigiert sowie grob gesteuert, was sie machte und endlich rechtzeitig selbst wieder die Aktivitäten übernommen, um es Inken gutgehen zu lassen.

Kontrollbesuch

Marie erwachte, noch bevor die Anlage im Nebenraum das Radio erklingen ließ. Sie genoß mit geschlossenen Augen Inkens Nähe, nutzte den frühen, ruhigen Morgen zu einer kleinen Meditation. Für sie war es ja kein Problem, sich praktisch in jeder Lage in sich zurückzuziehen und in Kontemplation zu üben. Seit sie mit Inken zusammen war, war sie ja auch nicht oft ausgiebig dazu gekommen, hatte derlei Meditationsübungen auch kaum vermißt. Nun spürte sie gleichzeitig Inken an sich geschmiegt und ebenso die Ruhe und Stille von außen wie innen durch ihr Sein strömen. Es gelang ihr ohne Mühe, die Versenkung, ihr Empfinden des Ichs um die schlafende Inken zu erweitern und diese Insel der Seligkeit sodann von der sonstigen Welt zu entfernen, im Nachsinnen, im Treiben der Gedanken Raum sowie Zeit symbolisch aufzulösen, sich fast zu Nichts zu reduzieren, diese Beinahepause im Sein dabei wohlig auszukosten. Allerdings, so räumte sie ein, war es zur Zeit ja ohnehin spannender, mit Inken intensiv zu sein, als sich auf beinahe Nichts zu reduzieren, wenngleich letzteres gleichfalls half, innerlich aufzuräumen, sich zu organisieren, sich bereitzumachen, danach wieder in der Welt zu sein und mit ihren Rätseln, Irrungen und Wirrungen irgendwie umzugehen sowie fertigzuwerden, genau wie mit den eigenen. Indessen war sie sich sicher, Inken war auf gar keinen Fall eine Wirrung oder Irrung, das war einmal ein Volltreffer statt des üblichen Scheiterns oder Durchmogelns. Sie fragte sich schon, wie sie all dies so gut hatte erreichen können, wie das eigentlich passiert war, wie Inken und sie sich so gut gefunden sowie verstanden hatten. Dies basierte ja nun eigentlich keineswegs auf einer gezielten, geplanten, souveränen Leistung. Das Schicksal hatten ihnen in dieser sowie jener Weise mitgespielt, was zwei Seiten hatte: Einerseits dieser Tiefschlag des Überfalls, andererseits die daraus mehr oder weniger resultierende wohlige, enge Beziehung zueinander. So, wie sie nun einmal waren, doch irgendwie individualistisch und Einzelgänger, war es nun nicht so wahrscheinlich, daß man jemanden fand, welcher wirklich gut zu einem paßt, mit dem man einfach so harmoniert und wo sich die gegenseitigen Macken und Stärken gut ergänzen. Bei ihnen beiden klappte diese Harmonie oder Übereinkunft irgendwie.
Gut, sie hatte ja auch noch die Libertines, ein paar davon wie Lotte und Thomas konnte sie sicherlich Freunde nennen. Dafür hatte Inken eine Familie. Daher waren sie im Grunde auch früher nicht gänzlich Außenseiter sowie allein, indessen eine Person ganz für eine innige Partnerschaft, diese fehlte eben und da war es letztlich schon ein echter Glücksfall, daß sie überhaupt aufeinandergetroffen waren und es schließlich auch noch riskiert hatten, ihre Gefühle und Empfindungen füreinander einzugestehen, obwohl sich das ja im Nachhinein als etwas holprig sowie ungeschickt herausgestellt hatte. Sie hätten es deutlich einfacher haben können, konnten das aber natürlich nicht wissen, als sie sich kennengelernt hatten. So war das eben mit dem Leben, mit dem Strom der Zeit, kein gerader Weg, Hindernisse, Mißgeschicke, Zwischenfälle. Schicksalschläge, Katastrophen, demgegenüber gleichfalls Triumph, wenn die Geschicke einmal besser laufen, zum Glück führen. Sie konnten nun einfach glücklich sein, nun trotzdem zusammen zu sein.

Nebenan tönte nun das Radio, Inken begann, sich zu bewegen, Marie kehrte also gemächlich aus dem Nichts und aus ihren Gedanken zurück ins Jetzt, streichelte Inken sanft, flüsterte leise zu ihr: „Einen wunderschönen Morgen wünsche ich dir, holde Pracht, mein Schnuffelchen, Knuffelchen, Knuddelchen. Ich habe dich sehr lieb!“
Inken drehte sich, brummelte zustimmend: „Hab dich auch sehr lieb!“ und noch bevor Inken überhaupt ihre Augen öffnete, fanden sich ihre Münder zu einem leidenschaftlichen Kuß, das Spiel ihrer Zungen belebte Körper sowie Sinne, Umarmungen und Liebkosungen ließen wohlige Schauer durch ihre Leiber kribbeln.

Sie hatten heute ja noch viel vor, dennoch ließen sie sich noch etwas Zeit, alberten noch ein wenig herum, erfreuten sich an ihrem Zusammensein, dann jedoch erinnerte Marie entschlossen an den erwarteten Besuch und beide standen auf, wechselten ins Bad, erledigten die Morgentoilette. Bei der Kleiderwahl entschieden sie sich alsdann, daß heute jeder Seins tragen solle, sie wollten Inkens Eltern nicht noch zusätzlich verwirren, auch wenn es wohl nicht zu vermeiden wäre, daß Marie mit ihrer Präsenz zwangsläufig bleibenden Eindruck hinterlassen würde, was allerdings sowieso keineswegs schlecht sein mußte. Inken Eltern mußten ja nur den Eindruck gewinnen, daß diese bei Marie gut aufgehoben war, dann wären sie wohl schon beruhigt.
Würde dies bei Maries besonderer Ausstrahlung gelingen?
Wäre in dieser Hinsicht etwas durch sorgfältige Auswahl der Kleidung zu optimieren?
Maries Auswahl folgte immerhin mit Bedacht, um in dieser Hinsicht ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen.

Im Anschluß eilten sie los, holten Brötchen sowie noch ein paar fehlende Kleinigkeiten. Heute war jedenfalls keine Zeit für einen Abstecher in den Park, sie nahmen den direkten Weg, waren deshalb zügig zurück, stellten bei der Anlage Musik an, bereiteten ihr Frühstück, setzten sich danach endlich, aßen und alberten wieder fröhlich herum, sich gegenseitig fütternd sowie neckend. Sie besprachen sich, waren sich dabei schnell einig, Inkens Eltern nicht mit dem Vorfall im Park zu beunruhigen. Sie wollten eher hervorheben, wie gut es mit dem Studium klappte, wie gut sich Inken bereits an der Universität und in der Stadt eingelebt hatte, der Rest einschließlich ihrer Beziehung würde sich schon ergeben, schließlich würden Inkens Eltern ja ohnehin ebenfalls Fragen stellen. Dabei würde eine günstige Darstellung der aktuellen Situation schon irgendwie gelingen, so hofften sie. Maries implizite Idee dabei war, auf ihr Improvisationstalent, ihre innere Ruhe zu setzen, um diese Situation zu meistern.

Danach machten sie sich im Bad fertig für den Tag, anschließend war Abwaschen sowie Aufräumen angesagt. Sie waren zusammen, also glücklich, die Zeit schien schnell zu vergehen, egal, was sie genau taten. So konnten sie nach dem Abwasch und etwas Aufräumen in der Wohnung praktisch gleich mit der Zubereitung des Mittags beginnen.
Auch diese Aufgabe gingen beide gemeinsam an, wobei Inken einmal eindeutig organisierte, gut den Überblick behielt, so daß Marie lobend feststellte: „Wirklich virtuos, wie geschickt du das alles organisiert und im Griff hast, hat das vorher auch schon so gut beim Kochen geklappt oder profitierst du da erst jetzt von deinen neuen Möglichkeiten, gut zu organisieren und dich besser zu konzentrieren?“
Inken grinste und erwiderte: „Oh, sagen wir mal so, es geht mir jetzt deutlich leichter von der Hand, aber besonders zusammen mit meiner Urgroßmutter war das eigentlich schon mein Ding. Man muß sich ja ohnehin um mehrere Sachen gleichzeitig kümmern, jongliert wild herum und versucht, Chaos zu vermeiden, zu improvisieren und es irgendwie auf die Reihe zu bekommen, alles zeitlich hinreichend genau abzustimmen.“
Marie lächelte ebenso, hakte nach: „Hat deine Urgroßmutter das mit dem Chaos ebenfalls so gesehen?“
Inken lachte, schüttelte den Kopf, ergänzte: „Sie hat stets den Überblick behalten, ein wenig nachgeholfen, damit es klappt, von daher hast du schon Recht, jetzt bin ich konzentrierter, selbständiger, behalte selbst den Überblick, wobei du mir ja auch hilfst, daß alles gut fertig wird.“
Marie streichelte über ihre Schulter: „Oh, hier gibst aber eindeutig du den Ton an, hast die Kompetenz auf deiner Seite, sagst mir an, was wann zu tun ist, also ich assistiere nur nach deinen Vorgaben, kann mangels Überblick, Wissen bloß darauf vertrauen, daß du dabei den Durchblick behältst …“
Inken gab ihr einen Kuß auf die Wange, meinte dazu: „Ach, du lernst doch sehr schnell, merkst dir alles wie aufgezeichnet, es klappt in der abgeschätzten Zeit, da hatte meine Urgroßmutter mit mir schon etwas mehr Mühe.“
Beide umarmten sich kurz, herzten sich, mußten sich kurz darauf allerdings wieder um das Essen kümmern.

Inkens Eltern riefen schon von unterwegs an und gaben die geschätzte Ankunftszeit durch, damit konnten beide etwas genauer planen, wann das Essen fertig sein sollte. Inken war in ihrem Element, wuselte geschäftig, für Marie blieb einstweilen nicht mehr so viel, weil inzwischen alles vorbereitet war, Inken den Rest allein organisieren konnte. Somit setzte sich Marie an Tisch und Rechner, schaute ins Netz und auch immer wieder Inken schmunzelnd an, wie diese agierte, eine gute Figur bei der Umsetzung des Mittags machte.

Als der Zeitpunkt der geschätzten Ankunft immer näherrückte, schaute Inken immer mal wieder aus einem Fenster zur Straße. Schließlich wechselten sie, Marie paßte auf das Essen auf dem Herd auf, Inken blieb abwartend am Fenster, hibbelte nun wieder merklich, konnte ihre Unruhe nun kaum noch zurückhalten. Wirklich, gar nicht viel später als zur angekündigten Zeit tat sie kund, den Wagen der Eltern zu sehen. Kurz darauf raste sie auch schon los, Tür auf sowie hinunter vor das Haus, wo sie alsdann ihre Eltern begrüßte und hinauf zu Maries Wohnung begleitete. Marie hatte bei der Begrüßung unten auch schon einen kurzen Blick auf die drei geworfen, um einen ersten Eindruck zu bekommen, ließ es danach mal auf sich zukommen.

Oben angekommen zogen Inkens Eltern ihre Jacken aus, danach stellte Inken sie gegenseitig vor: „Meine Eltern, Rieke und Jan – und das ist Marie!“
Marie schüttelte Hände, die Situation hatte jene besondere Atmosphäre, wo sich Menschen kennenlernen, die sich noch nicht so genau einzuschätzen wissen, die jedoch nun durch die Umstände miteinander konfrontiert waren. Höflich bot Marie gleich die harten Stühle in der Küche am bereits gedeckten Tisch an, kündigte das von Inken geplante sowie ausgeführte Essen als solches an, was beide Besucher in dem Moment doch sehr überraschte, denn Inken hatte das Menü schon so gewählt, wie es in der Familie Tradition war und was alle Beteiligten dort gerne aßen. Jedenfalls hatte man kaum Zeit, viel zu grübeln oder zu schweigen, denn kurz darauf wanderten diese vorbereiteten Speisen auch schon auf den Tisch und man begann zu speisen und selbstverständlich zu loben. Die Eltern erkannten gleich das Rezept sowie die Machart von Inkens Urgroßmutter Heike wieder und lobten, wie gut ihre Umsetzung gelungen sei.

Auf diese Weise hatten sie schon einmal einen guten Einstieg in den Besuch. Inken erzählte etwas über ihre ersten Wochen beim Studium und natürlich wollten Rieke und Jan auch mehr über Marie wissen, daher erzählte diese zur Befriedigung dieses Verlangens etwas über sich, was sie studiert hatte, daß sie jetzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität in der Grundlagenforschung arbeite, gerade mit den Experimenten begonnen habe, welche unter anderem ihrer Doktorarbeit dienen sollten.
So konnten Inkens Eltern schon abschätzen, daß Marie um ein Studium älter als Inken war, waren offenbar gleichfalls von ihrer Ruhe sowie Präsenz beeindruckt, wunderten sich ein wenig, wie das zusammenpaßte, woraufhin Inken wiederum kurz erzählte, wie sie sich in der Mensa eher zufällig kennengelernt hätten und wie sehr ihr Marie seither geholfen habe, daß sie sich besser konzentrieren könne, ihre Arbeit nun viel besser organisieren könne und sie ferner motiviert habe, zu Kommilitonen Kontakte aufzubauen, um gemeinsam effizienter zu studieren.
Rieke und Jan mußten jetzt bereits merken, daß Inken viel ruhiger sowie ausgeglichener geworden war, saß diese doch ganz ruhig am Tisch, zudem noch auf einem dieser harten Stühle, wo sie selbst sich zumindest längst nicht dermaßen diszipliniert halten konnten. War das Essen auch gar köstlich zu genießen, so hatten sie doch mit dem korrekten Sitz auf den Stühlen so ihre Probleme, beide rutschten darauf herum, fühlten sich darauf nicht so richtig wohl, was umso irritierender war, als Marie ganz gerade sowie konzentriert saß, mit vorbildlicher Haltung saß und aß, bei Bedarf nachreichte. Noch verblüffender für Inkens Eltern war jedoch, daß diese ihre Tochter ähnlich gerade sowie diszipliniert saß, dabei sichtlich entspannt sowie organisiert war. Deswegen fragten sie auch nach, wie Marie es angestellt haben mochte, aus ihrem Wildfang eine derart erwachsene und organisierte Studentin, Persönlichkeit zu machen.
Marie lachte allerdings bloß, meinte dazu, sie würden ja gerne rausgehen, wo Inken sich dann austobe, das sei ein wichtiger Ausgleich, ansonsten sei es mehr oder weniger die Einteilung in kleine Aufgaben, welche nacheinander abzuarbeiten seien, möglichst überschaubare Portionen, eine nach der anderen. Bei einer derartigen Organisation und Reduktion sei es alsdann ja gut möglich, etwas effizient zu erledigen, sich zu konzentrieren, voranzukommen, statt sich nur wild im Kreise zu drehen und sich in Nichtigkeiten zu verlieren. Aber bei Inkens Lebendigkeit sei es natürlich schon sehr wichtig, sie nicht in diese Form der Disziplin zu pressen, sondern ihr eben auch immer wieder Pausen zu gönnen sowie Möglichkeiten, die überschüssige Energie rauszulassen, um sich anschließend wieder gut konzentrieren zu können.
Rieke und Jan hatten dies Ziel offenkundig nie erreichen können und staunten deshalb um so mehr, wie dies in kurzer Zeit bewerkstelligt werden konnte. Marie beobachtete indessen genau, sah schnell jene Unruhe und lebhafte Aktivität von Inkens Eltern. Sie begann zu ahnen, wie diese Unruhe bei Inken zustande kam, ihre Eltern lebten dies ein gutes Stück vor, wenn auch sicherlich organisierter und aus ihrer Sicht mit wichtigem Konzept, vielleicht der Streß sowie verteilter, komplexer Aufgabenbereich im Beruf, was beide derart forderte, daß sie selbst immer irgendwie unter Strom standen, hektisch wirkten, selbst jetzt, wo sie doch eigentlich nur ganz ruhig hätten essen und ein wenig plaudern können. Es fiel ihnen schwer, sich darauf zu konzentrieren. Immer ruckelten, muckelten sie auf den Stühlen herum wie kleine Nervenbündel, ebenso ein wenig putzig anzuschauen bei diesem Verhalten.

Jedenfalls flößte Marie Inkens Eltern wohl auch Respekt ein. Mochten diese auch gewisse Bedenken haben, sie äußerten sie nicht. Ihr Lächeln, ihre Freundlichkeit, ihr Verhalten Marie gegenüber machten ohnehin einen ehrlichen Eindruck. Marie analysierte genau und beobachtete, konnte allerdings zum Glück keine größeren Vorbehalte oder Bedenken bei den beiden erkennen, eher zunehmend weniger, ihr gegenüber verhielten sie sich deutlich lockerer als noch bei der Begrüßung, somit war hier also kein Widerstand zu erwarten. Marie war erleichtert, denn sie hätte nicht gewußt, wie sie mit einem größeren Konflikt hätte umgehen sollen, denn sie wollte sich auch keinesfalls zwischen Inken und ihre Familie drängen, deshalb war sie froh, daß alles gut lief, keine Aufregung aufkam. Das vertraute Essen in Kombination mit Inkens fast schon selbstbewußtem Auftreten hatten gut gewirkt und machte schon sehr deutlich, daß es Inken gerade sehr gut ging, Marie diese liebevoll förderte und mitnichten ihre Jugend und Unerfahrenheit ausnutzte. Inken war anfangs nervös, sie saß ja über Eck neben Marie am Tisch. Ab und an suchte sie unter dem Tisch nach Maries Hand oder drückte auch ihren Fuß an Maries, oder schmiegte gar ihr Bein an das von Marie. Diese zwinkerte ihr gelegentlich zu, als Signal gemeint, sich zu entspannen, es lag keine Gewitter in der Luft, kein Konflikt, alles gut. Diese Erkenntnis sickerte in dieser Form allmählich in Inkens Bewußtsein, statt nur ihre Nervosität mit selbstbewußter, aufrechter Haltung zu tarnen, sich in korrekter Haltung auf den harten Stuhl zu zwingen, entspannte sie nun wirklich langsam, wurde ruhiger, bekam das deutliche Gefühl, die Situation irgendwie halbwegs im Griff zu haben, das tat ihr gut.

So hatten sie es gut bis zum Nachtisch gebracht, ihre Stimmung war mittlerweile deutlich gelöster. Immerhin entschuldigte sich Jan nun kurz, hing an seinem Mobiltelephon. Rieke fragte indessen, wie Inken versorgt sei, nach der Mensa und was möglicherweise fehle. Bei all der Aufregung der letzten Wochen, dem Studium war Inken indessen gar nicht dazu gekommen, groß etwas zu vermissen, außer Urgroßmutter, Großeltern sowie Eltern, zumal sie ja nun zusätzlich auf Maries Haushalt zugreifen konnte. Zudem hatten ihre Eltern wohl trotz ihrer offenkundig hektischen, vielfältigen Beschäftigungen den Einzug ins Studentenwohnheim ganz gut organisiert, so daß man nicht wirklich etwas vergessen hatte.

Nach dem Essen räumten Marie und Inken ab, ließen ihre Gäste noch sitzen, obwohl schon klar war, daß diesen derlei Inaktivität gar nicht so leicht auf den harten Stühlen fiel, aber es dauerte letztlich auch nicht mehr so lange. Entschlossen wollte man den Abwasch auf später nach dem Besuch verschieben. Marie hatte endlich ein Einsehen mit den beiden Gästen, schlug also gnädig vor, nach dem wunderbaren Essen könnte sie nun ja noch einen Spaziergang wagen, müßten ja keinesfalls bei dem relativ guten Wetter den ganzen Nachmittag hier am Tisch sitzen sich hier ausschließlich verplaudern. Wie zügig gingen Rieke und Jan auf den Vorschlag ein, sprangen fast auf, nur um sich von den unbequemen Stühlen lösen zu können und sich etwas bewegen zu dürfen. Marie zwinkerte Inken zu, diese lächelte, oh, die ersten Stunden auf den Stühlen hatte sie in Kombination mit ihrer damaligen Hibbeligkeit sehr gut in Erinnerung behalten, nun machten ihr diese Stühle gar nichts mehr aus, alles eine Frage der Einstellung, der Perspektive, des Bezug zu Marie. So zogen sich die vier ihre Jacken an und schlenderten daraufhin hinaus.

Marie führte einfach, alle vier gingen in lockerer Gruppe, zunächst durch den Stadtteil, grob in Richtung Park. An der Straße davor sowie vor der querlaufenden Straßenbahn angekommen, fragte Jan in dem Moment, auf den Park weisend, ob sie dort spazieren wollten. Dies war abermals jener Park, in welchem der Überfall stattgefunden hatte. Marie schaute kurz zu Inken, weil beide sich indes einig waren, den Überfall keinesfalls zu erwähnen, meinte Marie dazu, sie wollten lieber ein Stück die Straßen entlang, am Schloß vorbei, dort sodann einen Garten mit Wassergraben umrunden. Damit war ihr Weg klar. Obwohl sich Inken gar nicht einmal unsicher fühlte, sie war ja in vertrauter Begleitung und es war taghell, war es ihr doch so lieber, denn ihre Eltern mußten wirklich nicht von dem Vorfall im Park erfahren und sich darüber beunruhigen. Den Park zu umgehen, machte dieses Vorhaben einfach leichter.

Marie erläuterte auf dem Weg ein wenig die Gegend sowie teils auch hier angesiedelte Gebäude der Universität, aber auch ein wenig über die Historie der Gärten sowie Parks hier. Natürlich kannten Rieke und Jan die Gärten dem Namen nach, Marie indes wußte darüberhinaus doch noch Unterhaltsames über die Gartenanlagen zu berichten, wie diese grob zu unterschiedlichen Zeiten entstanden waren, welch unterschiedlichen Charakter diese deshalb hatten. Der Weg führte sie also am großen Park entlang, grob weiter nördlich, an historischen Gebäuden rund um die Gartenanlagen entlang bis zum Schloß, welches eigentlich im zweiten Weltkrieg zerstört worden war, aber nun vor ein paar Jahren wieder aufgebaut worden war, wobei im Grunde nur die Fassade dem alten Bauwerk entsprach. So erzählte Marie ebenfalls darüber, was sie wußte, Jan schlug daraufhin vor, doch den Garten von innen zu besichtigen, statt ihn bloß zu umrunden. Darauf gingen sie ein. Hier war allerdings Eintritt fällig, den Jan entrichtete, denn er hatte das ja auch vorgeschlagen.

Den Garten hatte ja auch Inken noch nicht besucht, von daher lohnte es sich natürlich sowieso, diesen einmal zu durchstöbern. So schlenderten sie durch den prächtigen Barockgarten mit angelegten Beeten, klassischen Skulpturen sowie hübschen Springbrunnen. Sogar die mächtige Fontäne ungefähr in der Mitte konnten sie im Laufe des Rundganges bestaunen. Marie und Inken besichtigten ganz aufmerksam, während Jan und Rieke dabei doch verstärkt an ihren Telephonen hingen und beschäftigt waren. Gelegentlich saßen sie alle nur in einer an sich gemütlichen Ecke, Jan und Rieke offenbar telephonisch in irgendwelche Geschäfte vertieft, statt den Garten zu genießen und den Besuch auszukosten. Marie und Inken schauten sich an, Marie zog fragend eine Augenbraue hoch, Inken zuckte lediglich ihre Schultern. Marie mußte grinsen und flüsterte Inken ins Ohr, sie habe nun schon eine Ahnung, woher es komme, daß sie so hektisch gewesen sei, so chaotisch, es sei ihr jedoch wohl trotzdem als Kind nicht so richtig gelungen, die Aufmerksamkeit ihrer Eltern voll auf sich zu ziehen. Inken grinste, stand übermütig auf, machte in paar Schritte, schlug mehrere Räder hintereinander, lief ums Rund der kleinen, angelegten Gartenecke. Marie schmunzelte, machte sogleich anfeuernde Gesten. Jan und Rieke nahmen zwar Notiz davon, waren allerdings weiter beschäftigt. Also stand Marie ebenfalls auf, gesellte sich zu Inken, die nun aus einem Rad heraus einen Handstand machte. Marie assistierte etwas, als diese den Handstand sogar kurz einhändig vorführte. Jan hob kurz anerkennend den Daumen und Rieke warf ihr gar kurz eine Kußhand zu, beide telephonierten allerdings nahtlos weiter. Marie und Inken lachten, schauten sich ein wenig um.

Als sich die geschäftliche Lage bei Rieke und Jan offensichtlich wieder beruhigt hatte, schlenderten sie weiter, plauderten locker und es war schon auffällig, daß Rieke und Jan eigentlich deutlich unruhiger sowie zappeliger waren als Inken, welche gänzlich entspannt Hand in Hand mit Marie ging. Zuvor hatten sie ja noch sichtbaren Kontakt vermieden, irgendwann nach dem Handstand hatte Inken allerdings einfach nach Maries Hand gegriffen, daraufhin scheuten sie diese zärtliche Geste nicht mehr.

Die Plauderei dauerte indessen nicht so lange, als Rieke schon wieder einen Anruf bekam, kurz darauf offenbar auch dringend wieder etwas mit Jan klären mußte, wonach sie beide auf ihren Telephonen herumspielten und offenkundig auch im Netz herumspukten, anschließend wieder ausgiebig telephonierten. Inzwischen hatte Marie sie einen großen Bogen schlagen lassen, sie waren bereits wieder auf dem Rückweg. Während so Jan und Rieke im Spazieren locker arbeiteten, darauf weitgehend konzentriert waren, begannen Inken und Marie herumzualbern, jagten sich spielerisch, hielten jedoch auch mal wieder, betrachteten eine Skulptur genauer oder analysierten Symmetrien, Anlage eines der kleineren Beete genauer, diskutieren angeregt darüber, welche Symmetrien oder Symmetriebrüche sie dort fanden.

Irgendwann waren die vier mit dem Barockgarten durch, bezahlt war allerdings ebenfalls gleich noch der Besuch eines komplett anders angelegten, kleineren, botanischen Gartens auf der anderen Straßenseite, in welchem es zudem ein paar Schauhäuser gibt. Daher querten sie Straßenbahnschienen sowie Straße, schauten sich ebenso den Garten an, bewunderten im Anschluß in den Schauhäusern Orchideen, Kakteen sowie zahlreiche andere Gewächse, wobei sich Inken und Marie sehr intensiv mit dem Gebotenen auseinandersetzten, neugierig schauten, lasen sowie einander und Inkens Eltern auf Besonderheiten hinwiesen, sich von den Pflanzen sowie ihrer Vielfalt, dem prächtigen Wuchs, den schönen Blüten, den reichhaltigen Formen und Farben begeistert, bezaubert zeigten. Selbst Jan und Rieke waren sehr beeindruckt, was allerdings kaum etwas an der intensiven Nutzung ihrer Daddelgeräte änderte, wodurch sich Inken und Marie jedoch keineswegs stören ließen, beide beobachteten und diskutierten aufmerksam, hatten ihren Spaß.

Inzwischen war ja schon einige Zeit seit dem Mittag vergangen, deshalb spendierte Rieke Kuchen und Kaffee oder Tee. Damit ließen sie es sich gutgehen und am Tisch sowie mit Kuchen in der Hand ließen Rieke und Jan endlich auch wirklich mal von ihren Geräten, alle vier plauderten wieder miteinander. Irgendwann schaute dann aber Jan mal wieder auf sein Daddelgerät nach der Uhrzeit sowie nach neuen Nachrichten und stellte fest, sie müßten alsbald ja auch bald mal wieder los, könnten ja keineswegs ständig lau machen, hätten ja überdies noch reichlich Arbeit.
Marie schaute Inken fragend an, zog eine Augenbraue hoch, diese zuckte allerdings bloß wortlos dazu ihre Schultern, nun, was konnten sie tun? Dieser Hektik war schwer beizukommen, insbesondere anläßlich eines Kurzbesuchs, also schlenderte die kleine Gruppe wieder heim.

Am Wagen angekommen schüttelte auch schon Jan kurz, jedoch entschlossen kräftig Maries Hand, wobei Rieke Inken sogar kurz in den Arm nahm, danach wechselten sie, Jan hielt Inkens Schulter, Rieke hielt Maries Hand in beiden ihren Händen fest.
Jan sprach zu Inken: „Du kommst ja offensichtlich ganz prima zurecht, hast dich gut eingelebt, Studium läuft, wir sind sehr stolz auf dich – wenn was ist, weißt ja, anrufen, wir sind für dich da!“
Rieke sprach zu Marie: „Hat mich sehr gefreut.
Nun wissen wir ja Inken in guter Obhut, das ist wunderbar.
Und sie ist so erwachsen geworden.
Danke ebenfalls für die freundliche Aufnahme, unser Besuch war ja bloß kurz, jedoch sehr herzlich aufgenommen, finde ich!“
Marie nickte, nahm nun gleichfalls ihre zweite Hand hinzu, legte diese auf Riekes, erwiderte: „Kein Problem, gerne mal wieder – und keine Sorge, unser gemeinsamer Sonnenschein Inken hat ein liebendes Augen auf mich sowie ich ein liebendes und fürsorgliches auf sie, wir haben hier alles gut im Griff. Der Kurzbesuch ist herzlich angekommen, damit hatten wir auch gleich einmal Gelegenheit, jene beiden Gärten gemeinsam zu erkunden, also insgesamt auch noch eine sehr effiziente Nutzung der Zeit!“
Alle lachten munter. Maries letzte Aussage hatte einen Punkt getroffen, welcher irgendwie tief in Rieke und Jan festsaß, mit effizienter Zeiteinteilung konnten beide stets etwas anfangen, weshalb ihnen dabei glatt der leicht ironischer Unterton dieser Einlassung entging.

Das war also schon wieder der Abschied, sogleich saßen Jan und Rieke wieder im Wagen. Jan hob noch kurz grüßend seine Hand und fuhr gleich los, Rieke drehte sich noch, winkte. Marie und Inken winkten zurück, standen noch, bis der Wagen abgebogen sowie aus dem Sichtfeld verschwunden war, anschließend gingen sie wieder hoch in die Wohnung.

Als die Wohnungstür hinter ihnen zufiel, ihre Jacken aufgehängt waren, fiel Inken Marie um den Hals, umarmte und herzte sie, meinte zu dem kleinen Besuchsspektakel als Kommentar: „Geschafft!
Kein Streß!
Alles gut!“
Marie lachte fröhlich, erwiderte: „Na, deine Eltern wirkten schon etwas unter Streß, unter Strom, sehr aktiv sowie gleichfalls etwas hibbelig, sind die immer so?“
Inken stimmte zu: „Haben immer viel zu tun, ist immer was los, stimmt schon, aber in der Krise ist auf sie Verlaß, gut vielleicht auch deswegen die Anrufe selbst am Wochenende!“
Marie erwiderte: „Jaja, ich ahne schon, warum du so zappelig und fast hyperaktiv warst, beide derart hyperaktiv kann ein Kind ja bloß nervös machen!“
Inken zog ihren Kopf etwas zurück, schaute sie an: „Du meinst, ich habe meine Hibbeligkeit von meinen Eltern?“
Marie grinste: „Ein wenig vielleicht, wäre ja nicht so unwahrscheinlich, wenn die immer so unstet sind und immer alles Mögliche nebenher treiben, sich bei diesem expliziten Kurzbesuch nicht einmal auf dich konzentrieren können, ihre Telephon nie abzuklemmen wagen.
Mag natürlich aber auch sein …“
Marie legte eine Pause ein, gab Inken so Gelegenheit für eine Reaktion: „Was?“
Marie fuhr fort: „Mag sein, daß du sie schon unbewußt als kleines Kind durchschaut hast, quasi eine hyperaktive kleine Dauerkrise inszeniert hast, um von ihrer Zuverlässigkeit in Krisensituationen zu profitieren, sie etwas aufmerksamer auf dich zu machen, damit sie sich mehr kümmern!
Bei mir hast du schnell mitbekommen, daß du sowieso meine Aufmerksamkeit hast, also keine Notwendigkeit, den auffälligen Clown zu spielen!“
Marie lachte dabei vergnügt, Inken indes stupste sie spielerisch in ihre Seite, beide kabbelten und alberten ein wenig herum, bis sie im Bett lagen, sich sogleich wieder innig versöhnten, ihre Zweisamkeit in inniger Umarmung sowie mit heißen Küssen genossen.

Beide duselten danach wohlig sowie entspannt zwischen Schlaf und Meditation längere Zeit so vor sich hin, bis sich aus dem Flur etwas bemerkbar machte.
Marie brummelte zu Inken: „Was ist das?
Dein Telephon?“
Inken brummelte zurück: „Hab heute Morgen den Ton angestellt, damit ich einen möglichen Anruf meiner Eltern nicht verpasse …“
Also kroch sie aus dem Bett, ging in den Flur.
Sie sprach kurz, kam im Anschluß zurück, lehnte im Türrahmen, erläuterte dazu: „Sind wieder gut Zuhause angekommen, wollten deswegen nur Bescheid geben.“
Marie stand gleichfalls auf, kommentierte: „Gut, wir haben ja ohnehin genug herumgedöst. Nehmen wir uns ein Beispiel an deinen Eltern, sind auch mal fleißig, statt bloß faul abzuhängen. Ist ja schon fast Abend. Es geht doch mächtig auf den Winter zu, wird schon ziemlich früh dunkel. Laß uns mal gucken, wie die Lage in der Küche ist.“
Daraufhin inspizierten beide also, kalkulierten die übriggebliebenen Reste durch, woraufhin Inken sogleich mit ein paar Ergänzungen, Verfeinerungen sowie Modifikationen ein Abendessen plante. Marie stellte bei ihrer Anlage Musik an. Inken hatte kurz darauf bereits einen groben Plan, also machten beide sich ans Werk. Es sollte ja nichts verderben, also bereiteten sie ein üppiges Abendessen, um die Reste des mittäglichen Gelages angemessen zu vertilgen. Diese Aufbereitungen ging alsdann auch fast nahtlos ins Abendessen über, wonach sie sich noch aufrafften, abwuschen, die Küchenecke wieder auf Vordermann brachten.

Nach so viel Schlemmerei am Tag waren sie für heute definitiv erledigt, kuschelten sich anschließend auf dem Sofa unter eine Decke, sahen fern, stöberten nebenbei mit Inkens Rechner noch im Netz, was von dieser wiederum genutzt wurde, um sich vertrauter mit dem Betriebssystem zu machen, fragte munter nach, lauschte Maries Ausführungen, woraus sich ein paar weitere Ideen ergaben, welche Programme beide noch gemeinsam angucken könnten, welche gleich ergänzen.

Marie witzelte irgendwann: „Sage mal, nachdem ich nun offiziell deinen Eltern vorgestellt sowie quasi akzeptiert bin, sind wir da jetzt quasi verlobt?“
Inken kicherte vergnügt, erwiderte: „Na, wenn du magst, kannst du mich ja ab jetzt als deine Verlobte vorstellen!“
Marie lachte gleichfalls, ergänzte noch einen Gedanken: „Vielleicht könnten wir uns fürderhin gegenseitig als ‚meine Verliebte‘ vorstellen, dies Bekenntnis klingt nicht ganz so offiziell …“
Inken puffte sanft in Maries Seite, tat etwas ärgerlich: „Na, jetzt machst du einen Rückzieher?
Magst doch nicht verlobt sein?
Man darf doch gleichzeitig verliebt und verlobt sein?
Oder ist das eine schon wieder erledigt, wenn das andere vereinbart ist?“
Marie knuffte sanft zurück, versicherte ihr sogleich: „Darf man auf jeden Fall beides gleichzeitig sein, im Idealfall sogar in dieselbe Person, träfe bei uns ja schon einmal zu, damit können wir wohl ganz zufrieden sein. Ich ziehe also niemals zurück, edle Verliebte sowie Verlobte!“
Inken küßte sanft auf Maries Wange, erwiderte: „Ich bestimmt ebenfalls niemals, geliebte Verlobte sowie gelobte Verliebte!“
Daraufhin kosten sie eine ganze Weile weiter, erfreuten sich daran, sich so gut zu verstehen und dieses Treffen mit Inkens Eltern so gut gemeistert zu haben. Insgesamt hatten sie noch einen ruhigen Abend, wechselten danach irgendwann müde über das Bad ins Bett.

Dort ließen sie den Abend munter ausklingen, massierten und umschmeichelten sich gegenseitig, bis letztlich Marie wieder komplett die Kontrolle übernahm, Inken eindeutiger anregte und in Fahrt brachte. Sie spielte ein Weilchen mit ihr, verzögerte einmal, erregte sie daraufhin wieder ein Stück mehr, um danach wieder zu verzögern und so weiter, bis Inkens Leib ganz heiß war, zitterte und bebte, anspannte, sich nach Erlösung sehnte. Marie gewährte ihr gerne dies schöne Vergnügen, welches sie alsdann nach dem Höhepunkt nahtlos in wohlige Entspannung sowie Geborgenheit übergehen ließ. Inken genoß einfach, schlummerte daraufhin bald sehr befriedigt sowie zufrieden in ihren Armen ein.

Marie sog ihre gleichmäßigen Atemzüge in sich auf, welche sich im Gegentakt mit ihren synchronisierten, als beide derart eng aneinandergeschmiegt lagen. Wie am Morgen versetzte sich Marie in einen meditativen Zustand, sann dabei noch etwas nach. Sie meinte schon, etwas über das Verhältnis zwischen Inken und ihren Eltern gelernt zu haben, wie weit deren Verhalten nun Einfluß auf Inken hatte oder auch umgedreht, war natürlich letztlich schlecht im Detail zu sagen. Ob Inken sich wirklich unbewußt auffällig verhalten hat, um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten, konnte sie ebenfalls keineswegs mit Bestimmtheit sagen. Immerhin, selbst jetzt war sie noch ziemlich unbändig sowie sehr lebendig, wild, allerdings wiederum keineswegs durchgehend. Inkens Verhalten hatte folglich erheblichen Gestaltungsspielraum, welche diese nun besser ausnutzen konnte. Insgesamt war Inkens Verhalten im Durchschnitt viel ausgeglichener und organisierter geworden.
Ob diese Verschiebung nun an ihren Bemühungen, ihrer Förderung lag oder vielleicht ebenso daran, daß sie Inken ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte?
Immerhin hatte diese ja auch noch Großeltern und offenkundig hing sie ebenfalls sehr an der Urgroßmutter Heike, so daß sie wohl davon ausgehen konnte, daß Inken in der Familie schon ordentlich Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Obwohl ihre Eltern vielleicht ein wenig chaotisch oder hektisch waren, waren sie doch eigentlich ganz in Ordnung, hatten trotz ihrer Daueraktivität im Auge behalten, was Inken so bewegte, vielleicht etwas unbeholfen und nebenbei, aber doch sicherlich willig, sie gegebenenfalls vor Argem zu bewahren. Dabei war es jedenfalls ein Glücksfall, daß ihr Treffen so glatt und glücklich abgelaufen war. Damit war Marie sehr zufrieden, ließ die Meditation langsam in Schlaf hinübergleiten.

Inkens Kommentar

Ich meine, dieses erste Treffen haben wir alle sehr gut gemeistert. Gut, meine Eltern hätten schon mal ihre Telephone abschalten können, derlei hat bei Marie schon einen gewissen Eindruck hinterlassen, aber sonst war bei unserem Treffen doch alles in Ordnung, keine unangenehmen Pause oder Fragen, ganz gute sowie lockere Stimmung, nachdem die erste Nervosität abgeklungen war. Von daher war ich schon sehr erleichtert, daß diese gegenseitige Vorstellung so gut und einfach abgelaufen war. Meine Eltern haben Marie und die neue Situation akzeptiert, vielleicht auch gerade deshalb, weil Marie solch einen beruhigenden, ausgleichenden Einfluß auf mich hat, welcher es mir ja gut ermöglicht, mit dem Studium voranzukommen.

Urgroßmutter und Großeltern habe ich natürlich gleichfalls vermißt, aber die konnten ja schlecht auch noch mitkommen. Die Zeit war ja nicht mehr so lange hin bis zur Weihnachtspause. Die kommende vorlesungsfreie Zeit war alsdann der nächste Punkt, wo wir gucken müßten, wie wir damit fertig würden, daß ich Familie habe, Marie indes nicht. Aber da will ich mal den Ereignissen nicht vorgreifen, welche in dieser Erzählung schon gar nicht mehr behandelt werden.

Maries Hypothesen zur möglichen Herkunft meiner Zappeligkeit sind schon interessant.
Wollte ich so wirklich als Kind mehr Aufmerksamkeit meiner Eltern auf mich ziehen?
Jedenfalls nicht bewußt, aber ist ja im Nachhinein nicht so einfach zu beurteilen, wie sich das entwickelt. Kinder gehen ja intuitiv auf ihre Umgebung ein, integrieren sich zunächst, um akzeptiert zu werden, revoltieren daraufhin später gerne, denn sie wollen sich zur richtigen Zeit besser abnabeln können und wiederum als erwachsen akzeptiert werden, selbständig werden, Perspektiven, Verhältnisse zueinander ändern sich im Laufe des Heranwachsens, Kinder bekommen dabei auch einen anderen Blick auf ihre Eltern. Gut, die Abnabelung habe ich doch mehr oder weniger harmonisch mit dem Umzug zum Studium vollzogen. Mag allerdings schon sein, daß ich in der Kindheit die Aufmerksamkeit meiner Eltern auf mich ziehen wollte, weil diese oft sowie gerne anderweitig herumgedaddelt haben. In der Hinsicht können Kinder selbst unbewußt sehr kreativ werden, um angemessene, erforderliche Aufmerksamkeit, Liebe einzufordern. Nun war es ja allerdings nicht so, daß sie sich nicht gekümmert hätten. Weil zudem Urgroßmutter mich ja immer umsorgt hat, war ich ja sicher nie vernachlässigt oder allein, von daher gab es eigentlich keine Notwendigkeit, künstlich zusätzliche Aufmerksamkeit zu erregen. Es mag aber auch einen Unterschied ergeben, ob die Eltern nun primär arbeiten oder auch mal da sind, selbst wenn Urgroßmutter eigentlich immer da war.
So oder so hat Marie hier an der Uni nach unserer Bekanntschaft meine ganze Aufmerksamkeit beansprucht und so konnte es daraufhin wohl auch gelingen, daß ich auf ihre Bemühungen so gut ansprach und letztendlich so dramatisch in so kurzer Zeit davon profitieren konnte.

Maries Kommentar

Tja, wie habe ich mir Inkens Eltern vorgestellt und wie paßte diese Vorstellung alsdann zum Erlebten?
Ich glaube, so viel habe ich mir gar nicht vorgestellt, sondern war erst einmal lediglich sehr gespannt, wie sich dieses erste Aufeinandertreffen entwickeln würde. Als beide endlich bei uns waren, waren Rieke und Jan ja eigentlich ganz liebenswert lebendig, die Verwandtschaft in Verhalten sowie gleichfalls Aussehen zu Inken war schon eindeutig erkennbar. Das war auch spannend zu beobachten und auch lustig, daß sie sich offenbar so verhalten mußten. Nun werde ich ja keinesfalls auch noch anfangen, auf Inkens Eltern erzieherisch einzuwirken, die sind nun wirklich alt genug, bekommen ihre Angelegenheit ja so offenkundig unterdessen selbst gut auf die Reihe.
Darin mag ich mich nicht einmischen, wozu auch?
Das wäre doch unangemessen.
Ist eine ganz andere Baustellen, keineswegs meine. Zwar werde ich durch Inken ja weiterhin Kontakt mit der Familie haben, dennoch bin ich in einer anderen Position, habe in der Hinsicht keinerlei Erziehungs- oder Beratungsauftrag.

Das Essen war lecker und es war gleichfalls sehr schön zu erleben, wie Inken alles dazu organisierte und gekonnt umsetzte. Diese überraschende Souveränität, ihre Virtuosität in der Umsetzung, die Stringenz der Ausführung sowie der Angaben für mich für hilfreiche Handreichungen haben mir neben dem Geschmack jedenfalls sehr gefallen. Inken hatte gezeigt, sie kann ihre neuen Möglichkeiten sowie Fähigkeiten ebenfalls auf anderen Gebieten sinnvoll nutzen, keineswegs lediglich beim Lernen an der Universität. Es ist selbstverständlich sehr wichtig, Gelerntes allgemeiner zu verstehen und genauso auf anderen Gebieten einzusetzen, welche sich dafür eignen, eben auch herauszufinden, wo sich Gelerntes zur Anwendung oder Verwendung eignet. Letzteres war hier natürlich offensichtlich. Inken hat frisch Gelerntes zudem sofort sowie selbständig umgesetzt, angewendet, hat mit Eleganz sowie Souveränität agiert, eingeteilt, was zu tun sei, war ebenso nahezu mühelos in der Lage, geeignete Arbeit zur richtigen Zeit an mich zu delegieren, auch dies ist eine nützliche Fähigkeit, welche allgemeiner einsetzbar ist. So habe ich mich also sehr gefreut, meine Liebste dermaßen selbstbewußt in Aktion zu sehen.

Unser gemeinsamer Ausflug war alsdann für Inken und mich jedenfalls sehr informativ sowie spannend, denn in dem Barockgarten sowie in den Schauhäusern war ich selbst bislang selten, Inken noch gar nicht, schon von daher hat sich dieser Besuch gelohnt. Weil zudem Rieke und Jan ohnehin meist anderweitig beschäftigt waren, hatten wir ja überdies genug Muße, konnten alles eingehend betrachten und analysieren, ebenfalls genießen, erleben, aufnehmen. Insgesamt folglich ein gelungener Tag, welcher uns sehr geholfen hat, diese heikle Situation der Zusammenführung von Inkens zwei Welten hervorragend zu meistern.
Inkens Eltern waren zufrieden, beruhigt, was wollten wir mehr?

Experimente

Das frühe Licht des Sonntag Morgens hatte Marie vermutlich wachgekitzelt, während Inken noch eng an ihren Leib geschmiegt selig schlief. Also döste auch Marie noch eine Weile, bis schließlich wieder das Radio aus dem Nebenraum erklang und sich Inken regte.
Marie begrüßte diese munter: „Einen wunderbaren Sonntag wünsche ich meiner verliebten Verlobten, meinem Augenstern, meinem Sonnenschein!“
Inken drehte sich langsam, mußte erst einmal richtig zu sich kommen, diese morgendliche Fröhlichkeit erst einmal durch den Körper strömen lassen, um darauf endlich ganz im Hier und Jetzt anzukommen: „Dir auch einen wunderschönen Sonntag, liebste Marie!“
Marie lächelte entspannt: „Du bist bei mir, da kann gar nichts mehr schiefgehen!“
Inken umarmte sie und beide küßten sich, schmusten noch eine Weile.

Bald darauf indes standen beide auf, alberten etwas herum, gingen ins Bad, danach gemeinsam unter die Dusche, um sich gegenseitig einzuseifen, abzurubbeln, naßzumachen sowie herumzufummeln, um sich anschließend gegenseitig trockenzureiben. Die Idee mit einem gemeinsamen, gemütlichen Bad in der Wanne verschoben sie einstweilen, denn das war aktuell nicht so optimal zu machen.

An diesem Morgen entschieden sich ferner beide für die warmen, weichen Pullover von Inken, zogen daraufhin gemeinsam los, Sonntagsbrötchen holen, weil Inken Marie wie gehabt lieber begleitete. Beide hatten ja Zeit, deshalb schlenderten sie auf diesem kleinen Morgenspaziergang gemütlich, deckten im Anschluß gemeinsam den Tisch, setzten Tee auf, frühstückten in aller Ruhe. Den Rest des Vormittags verbrachte Inken damit, ihre Übungszettel komplett fertigzustellen. Sie hatte allerdings bloß noch relativ wenig zu tun, daher gesellte sie sich bald zu Marie, woraufhin beide gemeinsam etwas im Netz anschauten. Auch das Mittag bereiteten sie gemeinsam, wenn auch deutlich bescheidener als am Vortag, aßen dies alsdann mit Genuß sowie Muße, wuschen ab, berieten danach über einen Plan für den Nachmittag. Besonderes war nicht zu tun, daher schlug Marie vor, es noch einmal mit einem Versuch im Park zu probieren, wenn Inken einverstanden sei. Diese ging darauf ein, weil ihr ja auch selbst daran gelegen war, ihre Beklemmung allmählich zu überwinden.

So schlenderten beide wacker los, Richtung Park. Als sie alsdann direkt an einem Eingang in den Park standen, offenbarte Marie Inken den heutigen Plan oder Vorschlag. Dieser bestand darin, daß Inken allein zu der Stelle schlendern sollte, an welcher der Überfall stattgefunden hatte. Dort sollte sie sich eine kleine Weile aufhalten, ihre Augen schließen, den Ort auf sich wirken lassen, Stärke zeigen, die Situation meistern, aushalten, sich zusammenreißen, die vermutlich beklemmenden Gefühle beherrschen. Marie würde indessen einen Weg am Rande des Parks gehen, später auf Inken weiter hinten, fast am Ende des Parks auf einer Parkbank warten, welche Inken aufgrund der Lage eindeutig identifizieren konnte. Nun, es war ein schöner Herbsttag sowie unverdächtiges Publikum im Park unterwegs, wodurch Inken eigenlich immer Blickkontakt zu einem Publikum hatte, also im Grunde keineswegs wirklich allein oder hilflos war. Tagsüber war hier natürlich alles ungefährlich, von daher gab es also nichts zu fürchten. Inken brauchte trotzdem einen Moment, um diese Aufgabe anzunehmen, nickte endlich, Marie umarmte sie, sprach ihr Mut zu; nach einem zarten Kuß trennten sich beide voneinander.

Inken ging zögernd los, sah sich kurz darauf noch einmal nach Marie um, welche sie freundlich anlächelte, mit den Händen anspornende Bewegungen machte. Inken mußte ebenfalls, allerdings etwas gequält lächeln, schlich daraufhin unsicher weiter. Marie tat gleichfals einige Schritte in die für sie geplante Richtung, behielt Inken jedoch genau im Auge, um notfalls zu ihr eilen zu können. So ging sie sehr langsam, beobachtete aufmerksam. Bald kam sie an Bäumen und Büschen vorbei, welche sie vor Inkens Blicken verbergen würden, so blieb sie stehen und beobachtete, was Inken tat. Diese ging unsicher, aber doch tapfer weiter, näherte sich jener kritischen Stelle, wurde dabei immer langsamer, schaute sich besorgt um. Dann verschwand sie aus Maries Blickwinkel. Diese hatte allerdings die Stelle schon vorher recht genau im Blick gehabt und wußte, daß da sonst niemand sein konnte.

Inken fühlte sich gar nicht wohl, als sie sich dem Tatort des Überfalls näherte. Sie hätte jetzt doch gerne Marie an ihrer Seite gehabt, seufzte bei diesen Gedanken, Sehnsüchten nach Beistand. Ihr Verstand sagte ihr ganz deutlich, daß hier gar keine Gefahr sei, was ihr Gefühl wenig beeindruckte. Sie spürte einen beklemmenden Druck im Leib, zitterte, fröstelte, obwohl es eigentlich gar nicht wirklich kalt war. Dann war sie am Tatort, spürte den deutlichen Impuls in sich, sofort abzuhauen, schnellstens fortzulaufen. Aber sie widerstand doch, vermied es gleichfalls, wie zur Tatzeit zu erstarren, machte stattdessen kleine Schritte umher, schaute sich um, sie war hier allein, keine Gefahr, alles friedlich und ruhig. Sie seufzte, atmete sehr tief durch, schloß daraufhin tapfer sowie verabredungsgemäß ihre Augen, wobei sie ihre Fäuste eng neben dem Körper ballte. Ihr war gruselig zumute, unheimlich, sie fühlte sich sehr unwohl, hielt aber durch. Sie wußte nicht genau, wie lange sie die Augen geschlossen hatte, es kam ihr jedoch sehr lange vor, trotzdem verharrte sie noch einmal weiter, wobei ihre Gedanken zurückkrochen zu jenem Erlebnis, wobei ihre Erinnerung daran aufgrund des Schockes sowie des damaligen Dämmerlichtes lückenhaft und wirr waren. Schatten, Wortfetzen, fahl blitzende Gegenstände oder Leuchten, eigenartige Geräusch, wirbelnde Bewegungen – insgesamt blieb jedoch alles ein Wirrwarr ohne sinnvolle Reihenfolge. Tapfer stellte sie sich diesem Grauen, in ihr zog sich alles zusammen, ihr Puls raste, ihr war bereits schwindelig bei all diesem Durcheinander im Kopf, den üblen Gefühlen, dem irrenden Instinkt. Trotzdem stand sie weiter mit geschlossenen Augen, stellte sich dabei Maries Umarmung vor, ihre Ruhe sowie Geborgenheit, wie wohl sie sich bei ihr fühlte, dadurch ging ihr Puls wieder etwas herunter, die Anspannung löste sich etwas. Wenn sie nur an Marie dachte, fühlte sie sich schon sicherer, beschützt. Sie befand, damit die gestellte Aufgabe bestanden zu haben, öffnete ihre Augen, schaute sich zögernd um, als könne ein Zögern im Ernstfall die weitere Entwicklung des Geschehens irgendwie aufhalten. Noch immer war ihr etwas schwindelig, doch schaute sie sich schnell um, sie war indessen noch immer allein und damit sicher. Mit leicht zitternder Hand fuhr sie durch den Busch, in welchen sie Marie schützend gedrückt haben mußte, um sie anschließend besser vor den Kerlen verteidigen zu können. Darin war davon nichts erkennbar, diese Sträucher wirkten unversehrt. Sie erinnerte sich nun an jene Spuren, welche sie bei ihrer Untersuchung bei ersten Besuch nach dem Überfall noch hatten vorfinden können, diese waren nicht oder kaum noch erkennbar, wären jedenfalls ohne Kenntnis aus der vorherigen Visite beliebig gewesen. Wohl fühlte sie sich hier noch immer nicht, aber irgendwie verwischte und verschwamm langsam das Besondere dieses Ortes im Sonnenschein, verwehte im Wind, im leichten Rauschen der Bäume und Büsche. Etwas weiter hörte sie Menschen, alles war friedlich und ruhig. Sie dachte an die Ruhe, welche sie in Maries Armen so sehr genießen konnte. Sie zuckte ihre Schultern, im Grunde war es vertane Zeit, an diesem nichtssagenden Ort zu verweilen, wenn sie doch mit Marie zusammensein konnte. Folglich schlenderte sie los, wobei ihre Haltung mit jedem Schritt selbstbewußter wurde. Sie schaute sich nicht einmal mehr um, ging einfach nur weiter, nicht einmal schnell, zwar sehnte sie sich nach Marie, sie nahm sich nichtsdestotrotz vor, doch nicht vom Plan des gemütlichen Spaziergangs abzuweichen. Sie schaute sich um, erfreute sich am Park, steuerte so gemütlich zum verabredeten Treffpunkt.

Marie war gespannt und beobachtete. Leider konnte sie Inken nicht direkt sehen, jedoch durchaus überblicken, ob sich jemand ihrem Standort näherte, dies war jedoch augenblicklich nicht der Fall, so wartete sie, wußte ja, in welche Richtung Inken anschließend aufbrechen würde, wenn sie keine spontane Panik in eine andere Richtung lenken würde, beides würde sie wieder sehen, wenn Inkens Schritte diese einige Meter vom Tatort weggeführt hätten, gab es aufgrund der Büsche keinen Ausweg, welcher ihr hätte von ihrem Standpunkt aus entgehen können. Im Falle eines Falles konnte sie folglich eilen, entweder um ihr bei Panik beizustehen oder um noch trotz kleinem Umweg sowie ohne von ihr gesehen zu werden, vor ihr den Treffpunkt zu erreichen. Sei wartete und beobachtete, war schon etwas beunruhigt, denn sie hätte gar nicht gedacht, daß Inken so lange dort aushalten würde. Als sie schon besorgt nachsehen wollte, sah sie endlich aber doch erleichtert, wie Inken gemütlich den Weg entlangspazierte. Diese harte Prüfung war also offenkundig gut überstanden, damit höchstwahrscheinlich einer Phobie der Wind aus den Segeln genommen. Also eilte sie, gelangte so noch vor Inken an den vereinbarten Treffpunkt, setzte sich auf die verabredete Bank, entspannte sich, schloß ihre Augen, genoß die frische Luft, die Sonne sowie die Ruhe im Park.

Nur wenig später kam Inken hinzu, machte sich bemerkbar: „Geschafft!“
Marie lächelte, vollführte lediglich lässig mit der Hand eine Geste zu ihr her: „Gut gemacht, meine kleine Heldin!“
Inken setzte sich einfach auf ihren Schoß, worauf Marie sie umarmte sowie küßte, noch mit geschlossenen Augen.
Beide kosten sich ein Weilchen ganz ungeniert sowie heftig auf der Parkbank, im Anschluß fragte Marie nach: „Und ist es jetzt besser, nachdem du dich dem Ort sowie der Situation tapfer allein gestellt hast?“
Inken erwiderte: „Naja, unangenehm war es schon, aber irgendwie wurde ich gleichfalls stärker, konnte den Ort alsdann akzeptieren, ebenso dort zu sein, begann danach langsam, es als ganz normalen Ort zu sehen, losgelöst von dem Überfall. Irgendwann habe ich meine Augen wieder aufgemacht, meine Schultern gezuckt und bin abgezogen, ich glaube, jener Ort ist mir jetzt ziemlich egal, wie jeder andere Ort im Park. Der eigentliche Überfall immer noch nicht, der Ort allein aber schon ziemlich. Nachts würde ich da nicht unbedingt vorbei wollen, was allerdings den größten Teil des unbeleuchteten Parks betrifft, jetzt tagsüber indessen ist es eine ganz normale Stelle im Park, nichts Bedrohliches, Unheimliches eigentlich. Es hat mir eine Menge gebracht, dies dort zu verstehen.“
Marie streichelte ihre Schultern anerkennend, gab ihr noch einen Kuß auf ihre Wange: „Diese Einsicht hört sich doch schon gut an.
Nachts mußt du hier bestimmt nicht lang durch den Park, beleuchtete Weg drumherum gibt’s genug. Den Weg durch den dunklen Park kannst du ja irgendwann einmal wagen, wenn ich dich in die Kunst der Selbstverteidigung und vor allem rechtzeitiger Flucht eingeführt habe, vorher sind derlei Experimente jetzt ohne meine Begleitung kaum zu empfehlen. Nicht so wahrscheinlich, daß Ähnliches nochmal passiert, aber auch nicht komplett ausgeschlossen, Vorsicht ist also angemessen.“
Inken nickte, damit war sie einverstanden, fragte nach: „Wie geht es dir eigentlich damit?“
Marie fragte zurück: „Wie meinst du das?“
Inken führte ihre Frage genauer aus: „Also hast du dich gar nicht verunsichert gefühlt nach dem Angriff, dem grauenhaften Erlebnis?“
Marie zuckte ihre Schultern, grinste sie an: „Passiert eben und man ist gezwungen zu reagieren, war dann erledigt und anschließend hatte ich ja sowieso mit dir genug zu tun, erst dem Trösten und Beistehen und danach ebenso mit dem trunkenen Schwelgen in unserem Rausch des Glücks. Blaue Flecke sind gleichfalls erledigt, also ist dies Ereignis für mich emotional abgehakt, hat mich selbst ohnehin nicht so aufgeregt; daß es dich allerdings derart getroffen hat, hat mich sehr Grübeln lassen. Zum Glück sieht es ja jetzt so aus, als hättest du das Gröbste überstanden …“
Inken nickte erneut: „Stimmt, das ist auch ein Glück, aber dich zu haben, ist mein größtes!“

Maries Kopf nickte nachdenklich: „Wenn also eine Phobie vor dem direkten Tatort abgewendet ist, bleibt noch die Auseinandersetzung mit abstrakter Angst, insbesondere mit deiner nächtlichen Panikattacke …“
Inken seufzte, meinte dazu: „Achach, huuuh, daran muß ich noch arbeiten. Immerhin ist objektiv betrachtet rein gar nichts passiert auf jener Fahrt. Insofern falsifiziert dies schon einmal die Annahme einer tatsächlichen Gefahr. Damit hoffe ich durchaus, mich der Einsicht zu nähern, daß ich jeweils realistisch einschätzen muß, was wirklich vorgeht. Bringt ja nichts, wenn sich bloß alles in meinem Kopf zusammenspinnt, sich mein denken aufhängt …“
Marie bestärkte diese Gedanken: „Richtig. Panik im Kopf ist sowieso kontraproduktiv, wenn alles im Kopf schwirrt, würde dir ja sogar noch tatsächlich vorhandene Gefahr entgehen, du könntest dieser direkt in die Arme laufen, bloß aus Panik. Eine innere Unruhe vor unübersichtlichen Situationen, Orten ist durchaus angemessen. Angst im konkreten Fall einer objektiv vorhandenen Gefahr kann sogar dabei helfen, die heikle Situation unbeschadet zu meistern. Insofern mußt du das richtige Maß finden, um mit derartigen Situationen souverän umgehen zu können. Nun, solcherlei Einschätzungen benötigen Zeit, Routine, du mußt dich darauf einlassen können. Hilft also nichts, etwas über’s Knie brechen zu wollen, zu überstürzen. Gehen wir diese Sachen gelassen, ruhig an, damit du dies alles gut in den Griff bekommst …“
Inken nickte einverstanden mit dieser Strategie. So kosten sie noch ein wenig weiter, genossen ihr Glück sowie den Sonntag Nachmittag im Park.

Irgendwann erwähnte Marie dann doch noch mehr so nebenbei, daß sie natürlich von Ferne ein Auge auf Inken sowie die ganze Umgebung gehabt habe, als diese allein zum Ort des Überfalls gegangen sei, so hätte sie ihr im Ernstfall natürlich schnell beistehen können, etwa bei einer Panikattacke, aber zum Glück habe sie diese Konfrontation ja alleine gut bewältigt. Inken lächelte und nickte, dies überlegte, strategische Vorgehen paßte zu Marie. Sie meinte ferner, daran habe sie in der Situation gar nicht gedacht, habe sich wirklich allein sowie auf sich selbst gestellt gefühlt, diese Einlassung auf die Situation sei wohl auch ganz wichtig gewesen. Marie nickte dazu, damit wiederum schlossen sie dies Experiment ab.

Marie fragte irgendwann: „So mit ungefähr einem Tag Abstand, wie beurteilst du eigentlich, wie deine Eltern zu uns stehen?“
Inken erwiderte: „Oh, ich denke, du hast schon mächtig Eindruck gemacht!“
Marie neigte amüsiert den Kopf: „Na, offenbar jedenfalls keinen vernichtenden, sonst hätten beide ihren Augenstern sicher gleich eingesammelt, um dich vor der furchterregenden Zicke zu retten …“
Inken lachte: „Ich denke eher, sie waren beeindruckt davon, wie ruhig und konzentriert du bist, wie schnell du überdies mich zur Ruhe gebracht hast – hinsichtlich meiner Unruhe hatten sie erhebliche Bedenken, was beim Studium passieren würde, wie die Konfrontation mit Kommilitonen auflaufen würde, was ich in Vorlesungen anstellen würde …“
Marie meinte dazu: „Hmmm, ja, offensichtlich ist das mal was, was ich irgendwie halbwegs hinbekommen habe, war vielleicht auch bloß Glück.
Was zählt ist hierbei unser Ergebnis: Du sitzt konzentriert in den Vorlesungen, kooperierst ausgezeichnet mit den Kommilitonen, hast Freunde gefunden, kommst mit dem Studium hervorragend voran, damit haben wir doch die Befürchtungen deiner Familie vollkommen durchkreuzt: Triumph für dich!
Noch mehr beeindruckt bei ihrem Besuch hat doch bestimmt dein leckeres Essen.“
Inken kommentierte dazu: „Dies haben wir gemeinsam gut hinbekommen – und wenn das so gut klappt, kann es doch nicht schlecht sein, wenn wir zusammen sind.
Stimmt, davon waren sie ebenfalls beeindruckt, weit mehr doch aber erleichtert, daß ich hier gut klarkomme, darin bin ich mir ganz sicher!“
Marie grinste: „Wenn deine Eltern ihren Eindruck wirklich daran festmachen, hast du dies erste Treffen allerdings geschickt eingefädelt und genau das passende Rezept herausgesucht, um ihre Sinne zu verwirren sowie sie zu verzaubern und einzulullen.“
Inken schüttelte vergnügt den Kopf: „So sind sie doch gar nicht, daß derlei Tricks nötig wäre …“
Marie unterbrach: „Aber offensichtlich immer schwer beschäftigt. Ist ihnen ja gar nicht gelungen, sich einfach mal Zeit zu nehmen und auszuspannen, sich in Ruhe mit uns zu unterhalten, die Parks oder auch die botanischen Schauhäuser richtig entspannt sowie konzentriert zu genießen – verpaßte Chancen – nun bist du weg von Daheim und beide nutzen diese Chance des Kurzbesuchs kaum, um einfach mal hinsichtlich ihrer Jobs abzuschalten sowie auf Familie zu machen.“
Inken meinte jedoch: „Oh, ich denke schon, daß ihnen alles gefallen hat, sie zeigen ihre Begeisterung eben nur nicht so – gut und wenn was los ist bei ihren Projekten, dann sind sie eben erreichbar und lösen anstehende Probleme, das ist nun nicht zu ändern. Stimmt indes schon, gewünscht habe ich mir in der Kinderheit öfters, daß sie mal abschalten, wir einfach bloß zusammen sind, ein paar Stunden ohne Unterbrechung etwas zusammen unternehmen. Ihre Arbeit ist zudem vielleicht noch etwas mehr geworden in den letzten Jahren, mit mehr Berufserfahrung kommt wohl auch mehr Verantwortung, aber da sind sie eben voll drin. Ist doch nicht schlimm, muß sich gar nicht alles ständig um mich drehen …“
Marie meinte dazu: „Nein, ständig kann keineswegs der Anspruch sein, geradezu schlimm ist ihr Verhalten auch keinesfalls, wenn es dich nicht belastet, du insbesondere bei deiner Urgroßmutter immer willkommen warst, ich war bloß etwas verblüfft, daß beide dadurch oder ebenso aus sich heraus ähnlich zappelig sind, wie man es dir immer nachgesagt hat …“
Inken zuckte ihre Schultern, erwiderte amüsiert: „Sie organisieren ihr aufgedrehtes Leben jedoch irgendwie besser, haben ihr Chaos besser im Griff als ich meine Sprunghaftigkeit, Unruhe hatte, erst mit dir und deiner Hilfe bin ich da ja einen großen Schritt weitergekommen. Versuche gab es früher einige, hat bloß bei mir nichts gefruchtet, um mich zur Ruhe zu bringen – nun die harte Keule mit Medikamenten wollten mir meine Eltern ersparen, solange sich mein Verhalten noch halbwegs im akzeptablen Bereich bewegte. Ich habe ja nun keineswegs die Schule terrorisiert, oder habe als Systemsprenger meine gesamte Umgebung zersetzt, angeeckt – klar, jedoch keine Katastrophen ausgelöst.
Aber stimmt vielleicht schon, ein kleiner Meditationskurs bei dir mit ein wenig Askese sowie Verzicht auf ihre Daddelphone für einige Stunden oder einen ganzen Samstag oder Sonntag würde den beiden vielleicht auch mal ganz guttun, aber naja, glaube nicht, daß wir beide dazu bewegen könnten, diese nervigen Dinger einfach mal einen halben Tag, einen Tag oder gar ein Wochenende lang abzuschalten.“
Marie betonte: „Und dabei ist Verzicht, Stille, Konzentration, sich auf sich selbst zurückziehen auch mal ein großer Genuß, schafft in der Folge gute Möglichkeiten, danach viel effizienter sowie erfolgreicher zu arbeiten, Projekte abzuschließen, auch mal Verantwortung sowie Arbeit abzugeben, anderen eine Chance per Delegation zuzubilligen, einfach einmal die Zeit an sich vorbeifließen lassen, ist ein Erlebnis für sich, auf welchem man länger Lebenskraft, Lebensenergie, oder wie immer man es bezeichnen mag, ziehen kann. Man kommt sich ja schon sehr wichtig vor, wenn man sich irgendwie unverzichtbar gemacht hat, indes ständig erreichbar sein, ständig bei der Arbeit sein, wenn man eigentlich entspannen sollte, auf Dauer ist das nicht so gut, macht nervös sowie zappelig.
Aber wird schon so sein, beide sind nicht so einfach von ihren Daddelphonen loszuschweißen – dies Wort muß ich mir übrigens mal merken, gefällt mir, mein holder Quell schöner Vokabeln!“
Inken meinte schmunzelnd: „Jedenfalls mußt du irgendwann unbedingt auch mal den Rest der Familie kennenlernen, diese Begegnung wird bestimmt spannend sowie interessant. Weil nun dies erste Treffen mit meinen Eltern doch insgesamt gut gelaufen ist, bin ich doch eigentlich ganz zuversichtlich, daß eine Bekanntschaft mit meiner gesamten Familie etwas wird.
Du hast keine, also werden alle dich sehr gerne vereinnahmen als zweite Tochter, möchte ich drauf wetten!
Ich glaube, mit Heike, meiner Urgroßmutter wirst du gut prima auskommen, diese ist deutlich ruhiger, keinesfalls lediglich wegen des Alters.
Euch beide muß ich unbedingt mal miteinander vertraut machen!“
Marie erwiderte: „Ja, wird sich schon eine Gelegenheit ergeben, neugierig bin ich auf jeden Fall auf den Rest deiner Familie.
Deine Familie ist wichtig für dich, damit ebenso wichtig für mich!“

Beide lachten, Marie machte eine Geste, woraufhin beide aufstanden, Marie zog Inken einfach an der Hand mit sich, anschließend liefen sie, lachten, tollten und alberten herum, drehten sich, wirbelten durch den Rest des Parks, danach einmal um den anderen Garten herum, den sie am Tag zuvor mit Inkens Eltern besucht hatten. Irgendwann standen sie wieder, hielten sich, Inken hatte ihren Bewegungsdrang erst einmal ausgelebt, so schlenderten sie gemütlich weiter, letztlich heim zurück zu Maries Wohnung.

Konkretes hatten sie nicht vor, deshalb fragte Marie einfach mal nach: „Und?
Mein Löckchen, mein Wundervoll!
Hast du Lust auf Frisieren?“
Inken schaute sie erstaunt an, hielt so ihre Frage dagegen: „Wie kommst du jetzt da drauf?
Und was schwebt dir da konkret vor?“
Marie grinste schelmisch, erläuterte bereitwillig: „Oh, wir hatten es doch schon einmal kurz thematisiert, dein wilder Busch, welcher so ungebändigt wuchert, wolltest dir überlegen, ob wir daran etwas machen wollen …“
Inken kicherte etwas verlegen: „Ach so, den meinst du. Also du bist es ja auch, welche diesen Urwald zu durchstreifen pflegt; wenn du da etwas durchforsten willst, bin ich einverstanden, ich vertraue dir.
Meine Achselhaare auch?“
Marie schmunzelte: „Ja, wenn du möchtest, fangen wir damit vielleicht sogar an.
Bislang bist du damit offenkundig eins, also stören tun sie dich nicht‽
Sind im Grunde ganz schmuck, zieren deine liebreizende Gestalt mit munterer Wildheit!“
Inken zuckte ihre Schultern, zog aber schon ihren Pullover aus, lehnte sich gegen den Tisch in der Küche, hob ihre Arme: „Ist in letzter Zeit schon üppig geworden. Mit zunehmendem Alter sprießt mehr, inzwischen durchaus mehr als reichlich.
Was meinst du denn, ist es besser ganz rasiert?
Tragen ja wohl heute viele so. Will nun hier in der Stadt Auffälligkeit als Landpomeranze vermeiden, wäre vielleicht besser …“
Marie streichelte Inkens inzwischen nackten Oberkörper, versicherte: „Also so oder so gefällst du mir sehr, daran liegt es sicher nicht!
Was andere über deine Landpomeranzigkeit denken mögen, sollte uns ja nun schnurz sein, ist wohl eher eine Mode, diese Haare haben durchaus eine Funktion, gut, wenn diese sehr üppig sprießen, kann eine derartige Haarpracht dort allerdings besonders im Sommer bei luftiger Kleidung durchaus etwas lästig werden …“
Inken gab zu bedenken: „Na, im Sommer ist es inzwischen vielleicht zudem doch gesellschaftlich etwas auffällig und fällt aus dem Rahmen.“
Marie schlug vor: „Wir lassen uns sowieso in keinerlei Rahmen pressen, in keine Schublade schieben, wir können ja erst einmal etwas kürzen, im Anschluß machst du damit ein paar Tage Erfahrungen, nächstes Wochenende oder so sehen wir auf Basis dieses Erfahrungszuwachses weiter.“
Inken nickte: „Also gut!“
Marie holte aus dem Bad einige Sachen und Inken setzte sich auf den Tisch. Marie frisierte und schnitt daraufhin, zeigte das Ergebnis ihrer Bemühungen Inken mit einem Spiegel. Sie schauten genau, amüsierten sich dabei prächtig. Inken nahm ihre Arme herunter und es war in Ordnung.
Daraufhin lautete ihre Frage: „Und nun unten?“
Marie erwiderte: „Nur wenn du magst.“
Inken versicherte: „Ist bestimmt lustig, vielleicht auch ein wenig kitzelig, wenn du da herummachst.“
Beide lachten vergnügt, Inken aber stand auf, zog sich ganz aus, setzte sich wieder auf den Tisch. Sie rutschte etwas weiter in die Mitte, zog ihre Beine ebenfalls rauf, spreizte zutraulich ihre Schenkel, um Marie ihre ganze Pracht darzubieten, strahlte diese vergnügt sowie unbekümmert in vollkommenem Vertrauen an.
Marie streichelte ihre zarte Haut sanft, fuhr mit ihrer Hand sachte durch Inkens untere Haarpracht, meinte dazu: „Hmm, dieser Urwald fühlt sich eigentlich gut an, ich wusele gerne durch dein Haar, etwas bleibt also, vielleicht seitlich etwas reduzieren, nach unten etwas lichten sowie ein schönes Motiv, was meinst du?“
Inken lachte vergnügt, nickte, versicherte: „Ich lasse dich in meinem Hain mal gärtnern, vertraue dir ganz, staune sodann über das Ergebnis.
Solange ich das lustige Motiv später nicht anderweitig vorführen muß, bin ich gerne dabei, du darfst dich ja sowieso in der Folge daran erfreuen!“

So machte sich Marie an die Arbeit, reinigte zunächst noch einmal die zu bearbeitenden Bereiche sorgsam, kürzte seitlich etwas, rasierte gleichfalls mit Schaum, arbeitete konzentriert und bald mit schelmischem Grinsen. Es brauchte gar nicht so lange, Inken hatte sich indessen dabei entspannt zurückgelehnt, ihre Augen geschlossen, konzentrierte sich ganz darauf, was sie dort spürte, wo Marie emsig gärtnerte.
Dann meinte Marie: „So, nun haben wir ein schönes Motiv.
Gucken?“
Inken öffnete ihre Augen und Marie hielt ihr wieder den Spiegel hin, sie schaute und mußte heftig lachen, prustete danach heraus: „Ein Herzchen?“
Marie lachte mit und meinte dazu: „Naja, ähnliche Motive hast du gleichfalls auf der Unterwäsche, hätte auch ein Blümchen für den Pfläumchen sein können, sieht doch ganz schick aus, paßt prima zu dir.“
Inken grinste und gluckerte vor Lachen, fühlte vorsichtig mit der Hand, auf welche sich sogleich Maries legte, so prüften beide das Werk. Im herzförmigen Hain hatte Marie mittig alles in ganzer Pracht stehenlassen, so daß man wunderbar in diesem Urwald versinken konnte, seitlich sowie nach unten hatte sie indessen sorgsam rasiert und alles fühlte sich sehr glatt sowie weich an. Wo rasiert wurde, war Inkens sensible Haut allerdings auch gereizt, reagierte sehr empfindlich auf Berührungen. Marie holte ein Duftwässerchen mit hohem Alkoholgehalt, tupfte davon vorsichtig auf, um zu reinigen sowie Irritationen vorzubeugen. Inken merkte den Alkohol schon deutlich, zuckte etwas, aber lachte kurz darauf ebenfalls dazu.
Marie gab aber zu bedenken: „Wir müssen dann mal abwarten, wie sich diese Empfindlichkeit in den nächsten Tagen entwickelt, könnte sein, daß es nervig kribbelt und vielleicht überdies etwas juckt, wenn die Härchen nachwachsen.
Du berichtest!
Und besser wohl ausgiebiges Kratzen unterlassen, auch wenn das leichter gesagt als getan ist. Vielleicht sollten wir morgens dies Duftwässerchen vorsorglich auftragen, um Irritationen vorzubeugen.“
Inken kicherte, meinte dazu: „Oh, wenn es kratzt sowie kribbelt, werde ich es dich spüren lassen, dann reibe und rubbele ich mich an dir, bis der Reiz nachläßt!
Du hast frisiert, folglich bist du in der Pflicht, wenn es dort brennt!“
Marie grinste, erwiderte: „Oh, das kannst du doch jetzt schon haben, probieren wir einfach gleich aus!“
Damit zog sie Inken an sich, hob sie hoch und trug sie durch die Wohnung bis zum Bett, legte sie nieder, zog sich ebenfalls aus, legte sich zu ihr. Anschließend prüfte sie eingehend mit Fingern sowie Mund, sanft streichelnd, küssend, wuselnd, ganz vorsichtig reibend und rubbelnd, woraufhin beide mit dem Ergebnis sehr zufrieden waren. Inken gab sich schnell hin und überließ alles Marie, bis ihre Erregung in einem intensiven Höhepunkt gipfelte, sich beiden aneinanderschmiegten und sich einfach nur wohlfühlten. Die neue Frisur hatte sich schon gut bewährt, denn so hatte Marie dadurch etwas bequemeren Zugang, mußte jedoch gleichzeitig keineswegs darauf verzichten, in der Haarpracht schwelgen zu können. Für Inken ergaben sich neue, ungewohnte Nuancen durch die teilweise nun nackte Haut, welche sie gerne sowie in vollen Zügen spürte und in sich aufgenommen hatte. In dieser Weise hatten beide eine lustvolle Variation ihrer Vergnüglichkeit gefunden.

Bis zum Abend genossen sie weiter, frönten lustig ihrer wohligen Zweisamkeit und Vergnüglichkeit. Schließlich standen sie wieder auf, zogen sich an, räumten die Küche auf, bereiteten Abendessen. Später hörten beide gemeinsam auf dem Sofa Musik, saßen vor den Rechnern, stöberten im Netz, Inkens Erfahrung mit dem neuen Betriebssystem vermehrte sich dabei nebenbei. Inken lernte somit auch wieder etwas über Linux-Rechner, praktische Nutzung, Vorzüge, reichhaltige Möglichkeiten, bei Bedarf aus den Paketquellen zu schöpfen. Auf Maries älterem Rechner hatte diese Inken zudem ein Nutzerkonto eingerichtet, so daß sie nun öfter diesen Rechner nutzte, um daheim im Netz zu stöbern, darüber gleichfalls ihre Daten auf zwei Rechnern zu sichern, also zusätzlich zur externen Festplatte. Bislang war sie in dieser Hinsicht sorglos gewesen, mußte sie einräumen, woraufhin sie aufmerksam Maries Ausführungen zu Sicherungskonzepten folgte, sich dabei helfen ließ.
Später sahen beide noch eine Dokumentation im Fernsehen.
Gar nicht so spät gingen sie ins Bett, alberten und kuschelten noch ein wenig herum, allerdings mehr entspannend als erregend. Weil Inken noch sehr gesättigt war vom nachmittäglichen Rausch unter Maries geschickten Händen sowie Lippen, kosten sie lediglich sanft, schliefen letztendlich bald innig umschlungen ein.

Inkens Kommentar

Plötzlich waren wir also wieder im Park zu einem weiteren Experiment. Als Marie mir erklärte, worin meine Aufgabe bestand, war mir schon etwas mulmig, ich war jedoch gleichfalls entschlossen, wollte mich dem unbedingt stellen sowie ebenso meinen diffusen Ängsten, wie bei jener Horrorfahrt aufgetreten, entschlossen begegnen.
Mein Streben ging dahin, all dies niemals wie Pech an mir kleben zu lassen, weg, weg damit!
Bloß wider weg damit!
Daher war diese Aufgabe alsdann ein logischer, weiterer Schritt, den Ort des Überfalls einfach auszuhalten. Marie hatte natürlich Recht, wenn sie dabei wäre, würde das Gefühl der Sicherheit und Solidarität durch sie alles andere überlagern. Dieser Ansatz war noch gut für die ersten Versuche. Nun allerdings war die Zeit gekommen, zu welcher ich mich dem alleine stellen mußte, um meine Souveränität zurückzugewinnen. So habe ich daraufhin gelernt, den Tatort nicht so mit meinen inneren Gefühlen zu assoziieren. Passieren kann an vielen Orten etwas. Vergangene Ereignisse zeichnen einen Ort nicht zwangsläufig für die Gegenwart aus. Mit dieser Differenzierung zwischen Ort und Tat ist es mir in der Folge überdies möglich geworden, den Ort für mich zurückzugewinnen. Eine andere Sache ist es natürlich, daß ich eigenen, inneren Ängsten begegnen mußte, diese bewältigen wollte, besser doch jetzt als später. Noch waren diese Erinnerungen, Verwerfungen frisch, leichter einzugrenzen, wieder aufzulösen. Meine Horrorfahrt hat ja zudem überhaupt nicht direkt an den Tatort angeknüpft, sondern deutlich abstrakter an die Stimmung von Nacht sowie wenig Passanten in der großen Stadt. Zum Opfer geworden oder auch mit Opfern von Taten konfrontiert, wird einem bewußter, wie sehr man doch der Willkür anderer Menschen ausgeliefert ist. Im Grunde sind es ja nicht bloß andere Menschen. Es kann so viel Unheil von unvorhergesehener Seite gänzlich unvorbereitet auf einen einprasseln. Diese Einsicht führt zu einem Gefühl von Unsicherheit sowie Ungewißheit, der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Es wird ja ebenfalls gesagt, in der Veränderung, Unsicherheit sowie Ungewißheit liege eben auch die Chance, keinesfalls lediglich Bedrohung. Auch diese Aspekte muß man aber erst einmal verinnerlichen, um sich dem Leben mit Selbstbewußtsein stellen zu können. Anders als etwa bei digitalen Daten auf Festplatten gibt es beim eigenen Leben keine Sicherheitskopie, welche man weiter nutzen könnte, wenn mal etwas katastrophal schiefgeht. Sicherheit ist Illusion. Marie geht trotz allem ruhig, sicher sowie entschlossen voran. Diese Gelassenheit, Zuversicht, Kontrolle mußte ich auch noch lernen. Es lebt sich besser, wenn man organisiert und bedacht, mit Übersicht sowie entschlossen lebt, statt sich ängstlich zu verkriechen. Mißtrauen sowie Vorsicht ist in Ordnung, diffuse Angst ohne konkreten Anlaß jedoch lähmt, Panikattacken machen einen auf Dauer psychisch fertig.

Daß Marie wegen des Verhaltens meiner Eltern noch einmal Diskussionsbedarf hatte, war so erstaunlich nicht. Etwas auffällig ist ihre quirlige Geschäftigkeit wohl schon. Auch eine Korrelation zu mir scheint dabei plausibel zu sein. Aber wie dem auch sei, wir sind eine Familie und gehören eben zusammen. Während Marie und ich uns zur Freundschaft entschieden haben, ist die Familie als fester Bezug vorgegeben, nicht frei gewählt. Diese Bindung ist seit Anbeginn des Lebens etabliert, ein anderer Bezug als frei gewählte Freundschaft sowie Liebe, insofern keineswegs vergleichbar, eine andere Beziehungsebene.
In beiden Fällen aber gilt: Zusammen, miteinander, füreinander.
Jeder hat eigene Stärken sowie Schwächen, muß damit umgehen und so gilt es auch, mit den Stärken und Schwächen der anderen umzugehen, um sich gegenseitig zu respektieren.
In Maries Kindheit war dieser Bezug allerdings ganz anders, an Mißbrauch sowie Mißhandlung gibt es nichts zu tolerieren und zu akzeptieren. Auch deshalb ist Marie viel aufmerksamer und kritischer, hat als Außenstehende ohnehin einen ganz anderen Blick auf meine Familie, auf Familie ganz allgemein, dies respektiere ich gleichfalls. Insofern sind ihr Blickwinkel und ihre Hypothesen interessant und ermöglichen oder erleichtern es zudem, über mich selbst oder auch über die eigene Familie zu reflektieren sowie Zusammenhänge neu zu erkennen, zu interpretieren oder zu überdenken. Gerne wollte ich allerdings Marie und meine Familie enger zusammenbringen, meine zwei kleinen Welten zusammenbringen, harmonisieren. Ich dachte mir, eine derartige Fusion würde gleichfalls Marie neue Perspektiven sowie Einsichten eröffnen und ebenfalls neue Aspekte in meine Familie bringen, es würde uns also alle an Erfahrung und Weitblick bereichern.

Mit Maries Bemühungen um eine neue Intimfrisur bei mir hatten wir dann ja noch einen lustigen, weiteren Tagespunkt. Weil ich bislang nicht motiviert war, meinen Intimbereich extrovertiert explizit vorzuzeigen, hatte keinerlei Bedarf zum Vergleich oder sonstwie damit aufzufallen, von daher gab es für mich ja vorher auch keinen Grund, mich besonders darum zu kümmern. Als Kind ist man eben ziemlich blank, plötzlich indes sprießen Haare. Manche sind ja so besonders erpicht darauf, erwachsen, geschlechtsreif zu werden, da wird zunächst erst jedes Haar herbeigesehnt, welches Anzeichen gibt. Später jedoch wird gnadenlos wieder abgemäht, ausgerissen sowie enthaart, um einem Jugendkult zu frönen, ja einer gewissen pädophilen Geilheit zu huldigen, welche ja doch nicht nur pervers, sondern außerdem ein bißchen albern wird, wenn selbst noch Frauen jenseits der Dreißig oder gar Vierzig erscheinen wollen wie zwölfjährige sexgeile Nymphen, welche es in dem Ausmaß sicher gar nicht gibt. Aus der Schulzeit wüßte ich von keinem Mädchen, welches diesbezüglich exzessiv Interesse in jungen Jahren gezeigt hätte. Gut, bis zum Abitur waren da natürlich schon einige aktiv, allerdings auch keinesfalls alle. Und es scheint mir doch auch sehr zweifelhaft zu sein, sich dermaßen auf modische geschlechtliche Aspekte des eigenen Seins zu reduzieren, mehr noch, hier einem absurden Ideal einer erfahrenen, versauten sowie immer willigen Gespielin und gleichzeitig dem Ideal kindlicher Unschuld nachzueifern, sich damit einerseits als stets kopulationsbereit zu präsentieren, damit allerdings gleichzeitig wieder kindlich unerfahren, andererseits dazu jedoch doch wieder zurückzuziehen und doch nicht querbeet sowie wahllos verfügbar zu sein.
Klar, warum letzteres sein, unklar allerdings gleichfalls, warum sich überhaupt derart geben sowie aufbrezeln?
Dies alles ist paradox, idiotisch, gleichfalls pervers, sofern es ernsthaft wichtig erscheint, daß eine erwachsene Frau kindlich, unerfahren wirken muß, um sexuell attraktiv zu erscheinen.

Es werden ja auch immer wieder Bedenken hinsichtlich Hygiene und Geruch angeführt. Diese Bedenken indes hat man bei Kopfhaaren auch nicht und sowieso nicht bei der Körperbehaarung von Männern.
Es hat also eindeutig modische Gründe – oder doch primär eine unterschwellige Pädophelie in der breiten Gesellschaft?
Ähnlich wie bei der Verschleierung von Frauen bei einigen fundamentalistischen Gruppen zeigt es eher das Verhältnis zur Sexualität sowie zur Körperlichkeit in verschiedenen Extremen, eigentlich zwei deutlich unterschiedliche Fetische, in einem Falle gilt der exhibitionistische Fetisch einer totalen Exponierung sowie Freizügigkeit, um sexuell zu reizen, im anderen Falle dient im Gegenteil das Verbergen einer sexuellen Stimulation, Erregung, es macht geil zu enthüllen, zu erobern, sich anzueignen, was verborgen war. In beiden Fällen liegt die Perversion in der Praxis sowie Vorstellung, denn weder was nackt, rasiert exponiert ist noch was geheimnisvoll verborgen, verschleiert ist, ist notwendig für jedweden sexuellen Exzeß, Gebrauch durch beliebige Personen verfügbar.
Jene derart gut verpackten Frauen werden nicht als gleichberechtigt geachtet und respektiert, trotzdem wird diese Verpackung umdefiniert als eine Art Schutz ihrer Würde, wobei offensichtlich ist, daß diese Kostümierung genauso eindeutig der sexuellen Exponierung, Stimulierung sowie Aufgeilung von Männern dient wie im anderen Falle, wenn immer mehr Fleisch gezeigt wird.
Oftmals ist es bei der Fraktion der Exponierung des nackten Fleisches zudem gleichfalls bemerkenswert, daß dies oft mit einer exzessiven Prüderie einhergeht, jedenfalls sofern es sich um die eigene Frau oder eigene Tochter geht, wo keineswegs so gerne gesehen wird, wenn diese ihre sexuellen Reize nicht nur offensiv darbieten, sondern das Angebot in der Folge auch noch umsetzen, querbeet sowie frei nach Lust und Laune herummachen, wie und mit wem es gerade kommt. Dermaßen extrem freizügig, beliebig soll es dann doch wieder nicht sein.
Die Verschleierer frönen wiederum ihrem Fetisch der Ver- und Enthüllung ja nicht nur in der Partnerschaft daheim, nein, jene dermaßen sorgfältig Verhüllten werden ja gerade so als geheimnisvolles, köstlich verpacktes Geschenk in die Öffentlichkeit geschickt, daß doch die Phantasie männlichen, notgeiler Betrachter erst recht gereizt wird. Diese geradezu obszön übertriebene Verpackung weist doch erst auf den Inhalt als Objekt der Begierde, verlockt zum Anfassen, Mitnehmen, Inbesitznehmen, Auspacken, Benutzen, Verkonsumieren, Verbrauchen. In der Abstraktion der Verpackung erscheint die Frau als ein ähnlich käufliches und beliebiges Objekt, Ware oder Produkt wie sonstige, aufwendig verpackte Konsumgüter, einfach greifen, mitnehmen, anschließend im Verborgenen in aller Ruhe auspacken und später bei Nichtgefallen ab und weg damit in die Gosse, auf den Müll, entwertet, entehrt sowie nach Gebrauch als entwertet verworfen.
Eine eigenartige Ehre ist das, wenn man sie so obszön verstecken muß.
Im anderen Extrem aber auch eine eigenartige Freizügigkeit, wenn die Frau damit ebenfalls zum reinen Sexobjekt degradiert wird, welches man einfach so nutzen, verwenden, verbrauchen kann.
Nein, beides ist gleichermaßen ein Fetisch, überwunden ist diese kuriose Tradition allenfalls dann, wenn sich jede Frau jeden Tag wieder und auch einmal anders ihre Kleidung jenseits der Konvention oder Mode wählt, deswegen nicht blöd angemacht oder angeglotzt wird. Geht man mal der Jahreszeit angepaßt gut eingepackt, ein anderes mal luftig frei sowie knapp bekleidet, so hat man es wenigstens für sich selbst wohl überwunden. Den Fetisch der Fundamentalisten sowie Perversen hat man damit noch lange nicht beseitigt.

Intimfrisur mit Marie hingegen war ein lustiger Spaß. Marie hat ja nun wirklich unbeschränkten Zugang, insofern war es selbstverständlich ihr vorbehalten, dazu Vorschläge zu machen sowie Hand anzulegen. Der eigentliche Akt war gleichfalls bemerkenswert. Ich habe mich dabei eigentlich mehr exponiert als bei unseren vorherigen Vergnüglichkeiten. Marie ist jedoch so vorsichtig und lieb mit mir umgegangen, daß es ein sehr schönes sowie anregendes Erlebnis war. Ihr Ergebnis der Frisiererei war endlich ja ferner sehr lustig, vergnüglich sowie hübsch anzusehen, also nicht so kindlich nackt, sondern eben nach unseren Vorlieben.
Marie hat die Rasur anderen Methoden vorgezogen, auch weil wir ja erst einmal probieren wollten. Bei der Rasur selbst und auch danach hat das besondere Sensationen ausgelöst, damit wiederum gleichzeitig eine besondere Empfindlichkeit. Aber Marie hat sich dabei gut herangetastet, sich darauf eingestellt, wie ich auf Berührungen reagiert habe.

Maries Kommentar

Inken den Ort des Überfalls allein zurückerobern zu lassen, war eine richtige und wichtige Angelegenheit. Damit hat sie erfolgreich die Gelegenheit genutzt, um aus sich selbst heraus mehr Selbstbewußtsein sowie Selbstsicherheit zu entwickeln, konnte dadurch im Anschluß mit mehr Zuversicht agieren, entschlossener sowie ohne lähmende Angst leben. In dieser Hinsicht hatten wir da sicher noch viel zu tun, aber Inken war selbständig gänzlich auf eigenen Beinen einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gegangen. Sehr gefallen hat mir ferner, daß ich erleben durfte, wie sie dabei Fortschritte machte, zu einer stärkeren Persönlichkeit wurde. So würde sie viel besser zurechtkommen. Wie mußten aber sicher noch einiges tun, damit sie in kritischen Situationen wirklich die Ruhe bewahren würde sowie überlegt agieren konnte. Dies Fähigkeiten können keineswegs von Jetzt auf Gleich erreicht werden, dafür braucht es Zeit. Dafür war es notwendig, daß Inken immer wieder kleine Aufgaben löste und so Schritt für Schritt weiterkam. Es ist ein ähnliches Rezept wie bei der Lösung ihrer Übungszettel. Nicht alles auf einmal, keinesfalls vor dem gewaltigen Berg der Probleme aufgeben sowie verzweifeln, sondern konzentriert in kleinen Schritten arbeiten, systematisch vorankommen und auf dem Erlebten sowie bereits Erledigten aufbauen und stetig dazulernen.

Da ich ja anders als Inken keine Familie in dem Sinne hatte, mußte ich mich da auch erst einfühlen. Ich war aber schon gespannt, wie die anderen sind. Einstweilen hatten wir ja aber gut mit Studium und Forschung zu tun. So war also noch etwas Zeit, bis sich eine Gelegenheit bieten würde, diesbezüglich weitere Erfahrungen zu machen. Das hatte aber auch gar keine Eile. Denn bereits die Beziehung zwischen Inken und mir war ja für uns beide sehr aufregendes Neuland. Bereits damit hatten wir reichlich zu tun und zu erforschen. Mir wurde jedoch gleichfalls klar, daß Inkens Familie mit dazugehörte, um Inken verstehen zu können, um mit ihr ganz vertraut zu sein, ganz an ihrer Welt teilzuhaben. Neugierig bin ich ja sowieso, also genauso auf ihre Familie.

Die Frisieraktion war als intimer, lockerer Spaß ohne tiefen Hintersinn gedacht. In diesem Sinne haben wir diese Aktion dann ja auch umgesetzt. Selbst bin ich zwar an den intimeren Stellen etwas knapper frisiert, aber Inken hat schon Recht, das ist Mode sowie Spielerei, im harmlosesten Falle jedenfalls. Aufgrund meiner Narben wirkt das bei mir sowieso niemals kindlich-unschuldig, damit sicherlich auch mitnichten pädophil geeignet. Hinter der Modeerscheinung einer enthaarten Frau aber solch einen Fetisch oder unterschwellige Pädophilie zu vermuten, halte ich schon für plausibel.
Noch vor einigen Jahrzehnten gab es da eine deutlich andere Mode, warum heute also Frauen auf kindlich-ungebraucht, unbenutzt, unerfahren, unreif trimmen?
In der Tat, der Trend ist heikel.
Einmal abgesehen von Schamhaaren zwischen den Zähnen mag ich Inkens Haare sehr, das liegt mir, darin wusele ich gerne und das Rot der Haare kontrastiert ohnehin deutlich mit der blassen, weichen, zarten Haut. So verbirgt der üppige Busch nicht einmal optisch viel, bietet taktil allerdings erhebliche Reize. Natürlich bietet sich mit den Haaren mehr Oberfläche, an denen Gerüche anhaften können. Nun, aber wir pflegen uns, waschen uns, halten uns sauber, von daher handelt es sich um frische Körpergerüche, ein individueller Duft, welcher auch noch unterschiedlich ist, je nachdem, was gerade passiert sein mag. Ich mag Inkens Düfte ohnehin sehr. Solcherlei Vorlieben treffen sich natürlich sehr gut, wenn man sich gegenseitig gut riechen kann.
Die erhöhte Empfindlichkeit direkt nach der Rasur erfordert besondere Sorgfalt; vorsorgliche Desinfektion mit Alkohol reduziert das Risiko von Irritationen in Mikroverletzungen. Solche Irritationen brauchen wir ja gar nicht, geschickt sowie absichtlich mit stumpfer Klinge hervorgerufen, taugen solche indessen schon für subtile masochistisch-sadistische Spielereien, an denen mir jedoch mit Inken keinesfalls lag, also besser sorgfältig reinigen, mit scharfer Klinge vorsichtig vorgehen, danach wiederum sorgfältig desinfizieren. Gemeinsames Experimentieren in dieser Form hat selbstredend einen ordentlich erotischen Reiz und fördert genauso die Vertrautheit und Zusammengehörigkeit. Aber insgesamt hatten wir ja kaum Scheu voreinander, nachdem wir erst einmal so weit waren, daß wir erkannt hatten, daß wir beide zusammen sein wollten. Von daher ist Nähe sowie Vertrautheit, gegenseitiges Kümmern ein wichtiger Aspekt unserer Beziehung, was mit solch besonderen sowie lustigen Aktionen immer wieder neue Reizpunkte erfährt.

Verehrer

Das Erwachen beim Ertönen des Radios aus dem Nebenraum samt anschließender Kuschelei war für die beiden nun beinahe schon zur Gewohnheit geworden, insbesondere wegen des letzteren Teils gar zu einer vergnüglichen, welche beide nicht mehr hätten missen wollen. So begrüßten sie auch diesen Montag Morgen die neue Woche nach kurzem, noch müdem Gähnen mit ordentlichem Elan sowie einiger Euphorie und intensiver Aufmerksamkeit der geliebten Verlobten oder auch der verlobten Geliebten oder der gelobten Verliebten gegenüber. Beim Frühstück besprachen beide grob den Tagesplan. Marie wollte wieder eine längere Messung vorbereiten, auch von daher war ihr das frühe Aufstehen willkommen, um dadurch ebenfalls noch früh sowie relativ ungestört im Labor arbeiten zu können.

Trotzdem begleitete Marie erst Inken gemütlich bis vor das Hauptgebäude, um sich dort liebevoll von ihr zu verabschieden, um im Anschluß zügig abzudrehen, Richtung des Gebäudes zu verschwinden, in welchem ihr Bureau sowie Labor zu finden war. Dort war sie anschließend so früh wirklich relativ ungestört, kam im Labor gut voran.

Auch Inken war noch relativ früh, sah noch ein paar Sachen durch, aber bald kamen auch schon Klara und Bettina, setzten sich zu ihr. Wie sich nach der ersten Vorlesung allmählich erahnen ließ, hatten Thorben und Boris irgendwie gegenseitig mitbekommen, daß sie jeweils ein interessiertes Auge auf Inken geworfen hatten. Trotz deren Ablehnung gegenüber beiden Interessenten sahen diese sich offenbar irgendwie in einer Konkurrenz oder einem Wettbewerb zueinander, so daß beide erneut eher weniger subtile als mehr plumpe Annäherungsversuche bei Inken probierten. Zum Glück hatten sie nicht so viel Zeit bis zur nächsten Veranstaltung, ferner immerhin gelang es, die Ambitionen der beiden zu unterlaufen, ausgerechnet neben Inken sitzen zu wollen oder wenigstens hinter oder vor ihr. Dieses zunehmend auffällige Balzverhalten wurde langsam nervig, zumal sich beide dann auch noch gegenseitig zu behaken begannen, was überdies noch zusätzlich störte. Sie versuchten, sich gegenseitig schlecht zu machen und den jeweils anderen vor Inken zu disqualifizieren, ohne mitzubekommen, daß sie sich damit selbst vor Inken immer noch mehr disqualifizierten – keineswegs bloß vor dieser, irritierte Blicke gab es aus diversen Richtungen, diesmal keineswegs auf Inkens Verhalten bezogen, welcher dies Aufsehen doch letztlich um sie doch sehr unangenehm war. Ihre Sprüche waren nicht besonders originell, dafür verhielten sie sich zunehmend penetrant, hingen wie Hundekot am Schuh an Inkens Versen.

Die Versuche von Klara, Bettina und Inken, beide höflich sowie dringlich zu demotivieren, waren leider nicht sonderlich von Erfolg gekrönt, so daß diese drei sodann sogar mittags über einen Umweg zur Mensa eilten, um nicht auch noch auf dem Weg von den beiden belästigt zu werden. Inken wollte das allerdings keinesfalls dramatisieren, bedeutete daher Klara und Bettina, Marie davon in der Mensa nichts zu erzählen. Jedenfalls hoffte sie zudem, Thorben und Boris würden sie in der Mensa nicht belästigen, wenn sie erst zu viert an einem kleinen Tisch säßen, deshalb suchten sie und fanden einen passenden kleinen Tisch. Zum Glück traf Marie nur kurze Zeit später bei ihnen ein, damit hatten sie zum Mittag eine muntere Plauderrunde, welche die Unannehmlichkeiten vergessen ließ. Bettina war mal wieder eine wissenschaftliche Frage auf, zu welcher sich Marie äußern sollte. Damit hatten die vier nach den kleineren Themen genug Kurzweil für die Mittagspause, zumal die Betrachtung auch noch in einer kleinen philosophischen sowie logischen Diskussion gipfelte.

Thorben und Boris hatten irgendwie in einer Streiterei untereinander den Überblick verloren. Deswegen vermutlich trafen beide später in der Mensa ein, erst der eine, kurz darauf der andere. Inken hatte beide nebenher zwar von Ferne gesehen, diese sie aber nicht, so daß sie sich anderweitig sowie auch getrennt voneinander setzten. Klara, Bettina, Inken und Marie plauderten lange und so füllten sie die freie Zeit bis zur nächsten Veranstaltung nahezu komplett auf, so daß Klara, Bettina und Inken endlich eilen mußten, um diese noch pünktlich zu erreichen. Sie kamen gerade noch so pünktlich rein, was immerhin den Vorteil hatte, daß Thorben und Boris sich nicht mehr umsetzen konnten, deshalb hatten sie ihre Ruhe bis zum Ende der Veranstaltung.

Marie schlenderte nach dem gemeinsamen Essen in der Mensa gemütlich zurück, hatte darauf bald die wöchentliche Arbeitsbesprechung. Diese zog sich schon hin, allerdings auch nicht endlos, denn anschließend stand ja gleich die Praktikumsbetreuung auf dem Programm, daher hatte Marie ganz gut zu tun, jedoch nun weniger mit ihrem eigenen Projekt. Nachdem ihre studentischen Praktikanten allerdings versorgt waren, konnte sie schließlich gleichfalls an ihrem Projekt ganz gut weiterarbeiten.

Thorben und Boris setzten ihren kleinen Wettstreit allerdings am Nachmittag nach der Veranstaltung fort. Immerhin war deren Balzaufführung nicht so arg, daß die konzentrierte Arbeit im Gruppenraum dadurch gefährdet wurde, aber Inken fühlte sich nun doch schon etwas bedrängt, wehrte höflich aber für ihre Möglichkeiten schon sehr bestimmt ab. Die beiden vermeintlichen Kontrahenten nahmen diese Abwehr jedoch eher als Spiel, fühlten sich weiter dadurch angespornt, sahen darin also eher ein Eingehen auf ihre Werbung, um dieses reizvoller zu gestalten, sie darin zur Höchstform auflaufen zu lassen. Als sich Inken schließlich am späteren Nachmittag von Klara und Bettina verabschiedete, alleine in Richtung des Gebäudes mit Maries Bureau loszog, schaute sie sich schon nervös um, ob da nicht noch etwas zu erwarten sei. Wirklich radelte kurz darauf auch schon Thorben mit einem Rad heran, fuhr darauf neben ihr, bemühte sich abermals um etwas Konversation. Inken hatte eigentlich keine Lust, gab sich wortkarg, allerdings mitnichten geradezu unhöflich. Jedenfalls waren die beiden so miteinander beschäftigt, daß sie gar nicht bemerkt hatten, daß auch Boris herangeradelt kam. Nun wurde Inken schon zu beiden Seiten begleitet, wobei dieses ungleiche Dreieck nun überhaupt nicht harmonierte, weder kamen die beiden Burschen dazu, wie geplant ungestört ihr Balzverhalten in voller Pracht aufzuführen, noch wagten sie es, gleich in einem heftigen Hahnenkampf übereinander herzufallen, um auf diesem Wege die Begehrte zu beeindrucken sowie handgreiflich um Inkens Gunst zu kämpfen, welche genaugenommen schon damit einverstanden gewesen wäre, denn dann hätten sie wenigstens eine Pause damit machen müssen, sie zu bedrängen und sie hätte sich in aller Ruhe zurückziehen können.

So aber wurde der Weg zum Spießrutenlauf und es nervte Inken immer mehr, wenngleich sie auch keine Angst vor den beiden hatte, denn ernsthaft übergriffig waren sie nicht geworden, schienen lediglich einfach nicht zu begreifen, daß ihr doch eher relativ ungeschicktes Werben bei ihr nichts bringen konnte. Jedenfalls platzte ihr letztlich der Kragen, sie prustete genervt heraus, daß sie prinzipiell kein Interesse an Männern hätte, die beiden Nervensägen endlich einfach verschwinden sollten, damit sie ihre Ruhe hätte. Indessen spornte dies Bekenntnis beide daraufhin eher noch mehr an, ihre Qualitäten zu preisen sowie ihre männlichen Vorzüge in Sachen Einfühlungsvermögen sowie Spritzigkeit im Umgang hervorzuheben. Immerhin zeigten sie nicht offen den kleinen Unterschied, versuchten keinen Schwanzvergleich vor ihr, ließen doch aber wenigstens symbolisch ihre Glocken ordentlich schwingen, nahmen dabei Inken nicht ernst. Sie waren doch sehr von sich überzeugt, ebenso von der Hypothese, daß es doch ein schwerer Fehler sei, gar kein Interesse zu haben, insbesondere wenn sie es noch gar nicht mit dem jeweiligen Burschen probiert habe. So bedrängten sie sie den gesamten weiteren Weg bis zu dem Gebäude, in welchem Marie arbeitete. Weil beide allerdings erst ihre Räder abstellen mußten, sich dabei zudem auch noch gegenseitig behakten, hatte Inken einen klaren Vorteil, eilte hinein. Weil sie nun schon einige Male in dem Gebäude war, kannte sie sich schon etwas aus, deshalb war es nicht so schwierig, zügig aus dem Eingangsbereich und somit aus den Blicken ihrer trollenden Verehrer zu entrücken sowie zu verschwinden. Sie eilte, sah sich auch mehrmals um. Die beiden hatten sie aber wohl verloren, so war sie endlich allein in der Nähe von Maries Labor, atmete tief sowie erleichtert durch, versuchte es dort, traf sogleich auf ihre Liebste.

Marie staunte etwas, daß Inken so atemlos hereinkam, begrüßte sie allerdings gleich lieb und staunte, als es daraufhin nur so aus Inken hervorsprudelte, diese von ihren nervigen Verehrern berichtete. Inken hatte den Plan komplett aufgegeben, Marie damit zu verschonen, setzte nun vertrauensvoll auf gemeinsam und miteinander, füreinander sein. Marie streichelte tröstend über ihre Schulter, ging zur Tür, machte eine Geste zu Inken, doch im Labor zu warten, trat hinaus auf den Flur, lehnte die Tür an, schaute sich um, wartete etwas, ging ein Stück weiter, um um die Ecke zu sehen, doch die beiden Verehrer ließen sich hier offenbar nicht blicken. Also eilte Marie zu Inken zurück, nahm sie in den Arm und beruhigte sie. Sie gingen das Erlebte noch einmal durch, Inken tat mehr ihren Unmut kund, Marie ihrerseits erkannte, daß sie zum Glück nicht erneut verängstigt oder eingeschüchtert war, eher empört, daß man sie nicht ernst nahm. Marie versicherte ihr, daß sie sich schon etwas überlegen würden. Immerhin hatte Inken sich bald wieder beruhigt. Marie ging mit ihr ins Bureau, erledigte dort etwas am Rechner, während Inken ihre Sachen auspackte, worauf es ihr doch endlich gelang, am Tisch konzentriert zu arbeiten. Endlich hatte sie Ruhe und Frieden, war frei von Belästigung. Von Marie beruhigt, war sie nun wieder in der Lage, etwas Sinnvolles zu erledigen. Marie mußte zurück ins Labor, schaute sich auf dem Flur um, berichtete, daß die beiden Verehrer wohl nicht zu sehen seien, es ja auch gänzlich unwahrscheinlich sei, daß sie insbesondere hier noch auftauchen würden. Dies Argument leuchtete Inken ein, demzufolge konnte Marie einfach gehen, weiter im Labor arbeiten.

Es dauerte nach diesem Intermezzo auch nicht mehr so lange, bis Marie für den Tag fertig war, nach kurzem Aufenthalt am Rechner im Bureau Feierabend machen konnte, während Inken zusammenpackte.
Auf dem Heimweg berieten sie abermals über das Verhalten jener beiden dreisten Verehrer, die Inken nicht zu schätzen wußte: „Ich habe einfach keine Lust mehr darauf, warum nehmen die mich nicht ernst und lassen mich in Ruhe?
Ich würde sie so gerne loswerden …“
Dabei sah sie Marie beinahe flehend an, daß diese erst eine Augenbraue hochzog, dann den Blick verfinsterte und mit besonders tief gesprochener Stimme antwortete: „Soll ich sie für dich beseitigen und um die Ecke bringen?“
Inken schaute etwas verblüfft, denn Marie wirkte immer noch ernst, aber sie zweifelte doch: „Meinst du doch nicht ernst?“
Marie zuckte ihre Schultern, erwiderte trocken: „Für dich und deine Sicherheit, dein Wohlbefinden würde ich doch fast alles tun.
Ihnen auf dem Heimweg auflauern, irgendwo ins Gebüsch zerren, sie dort aus dem Spiel nehmen – kein Problem, kann ich, hast ja schon erlebt, was ich selbst mit vier Spitzbuben anrichten kann, selbst wenn die drauf vorbereitet sind – und deine beiden Burschen werden da ja nicht so schwierig sein, wenn ich sie mal kurz in die Büsche zerre und aus dem Spiel nehme!
Also, was meinst du?
Aufgegeilte Kerle unangespitzt in den Boden rammen?“
Inken schaute sie noch immer skeptisch an, hakte sich sodann bei ihr ein, schmiegte sich eng an sie, erwiderte nur: „Marie!“
Diese brummte und meinte dann: „Also besser nicht?
Oder wie soll ich deinen kurzen Einwurf verstehen?
Mußt mir schon klar sagen, wohin du tendierst – mit derartigen Bürschen werde ich schon fertig, mache kurzen Prozeß, daß sie mindestens Panikattacken bekommen sollten, falls ihr Gemächt sich mal wieder regen sollte.
Oder willst du die Idioten doch unter Welpenschutz stellen, geschont wissen?
Käme mir sehr gelegen, bringt einem sicher sonst doch bloß Scherereien.
Hast du sonst einen Vorschlag?
Also, was ist dein Begehr?“
Inken erwiderte nur: „Weiß nicht, ich hoffte, du hast einen Vorschlag, einen bei dem alle Heil davonkommen.
Kannst sie doch nicht gleich kurz und klein schlagen!“
Marie meinte dazu: „Hmmm. Knifflig. Ich kann ja nicht einfach subtil in ihren Hormonhaushalt eingreifen, beide dazu bringen, in einer Aufwallung von Homosexualität plötzlich gefallen ausschließlich aneinander zu finden, um sich derart gegenseitig zu erfüllen sowie aneinander aufzureiben im schwülen Gemenge hormonell dominierter Leidenschaften fern jeglicher Impulskontrolle noch unfertiger Gehirn noch pubertierender Knaben.
Wir könnten ihnen allenfalls einfach offenbaren, daß wir zusammen sind und du also zum einen bereits ausgebucht bist, zum anderen sowieso nicht an Männern interessiert.“
Inken warf ein: „Letzteres habe ich schon versucht, hat sie wohl eher noch angespornt, mich von ihrer Männlichkeit zu begeistern, mir einen heterosexuellen Anstoß mit ihrer Männlichkeit zuzubilligen.“
Marie zwirbelte sich grübelnd ihr Ohrläppchen: „Ja, so sind die Jungs, im Testosteron-Rausch überschätzen sie ihre Wirkung und überhören Einwände.
Das ist eine harte Zeit, während sich das Gehirn erst noch herausbildet, noch keine volle Kontrolle übernehmen kann, die Hormone jedoch schon voll aktiv sind, geradezu überschäumen, die Muskeln zudem zucken, zur Aktivität drängen, das Glied bereits beim kleinsten Reiz die enge Hose derart drängt, daß diese zu reißen droht – oh, das will raus sowie einspritzen!
Sind es denn wenigstens knackige Burschen, welche ordentlich was hermachen?“
Inken zuckte ihre Schultern: „Kann ich nicht so beurteilen, dem Anschein nach jedenfalls eben ganz normale Jungs.
Warum?“
Marie fabulierte: „Dachte nur, notfalls könnte ich sie ja richtig rannehmen, beide müde reiten, danach oder dadurch wären sie komplett von dir abgelenkt, richtig ausgetobt werden sie friedlicher, wobei das leider keineswegs lange hält, ich müßte also häufiger nachlegen, um sie unter Kontrolle zu halten. Ich könnte sie einen nach dem anderen rannehmen, fixieren, atemberaubend sein, ihren Penis in mich aufnehmen, aufsaugen, wegstecken, sie zureiten, domestizieren, abrichten, bis sie ganz zahm sowie willig sind, auf’s Wort hören, nicht mehr aufstehen können, weil ihr bestes Stück ganz wundgerubbelt sowie rotgeschubbert ist. Wenn sie so oft abgespritzt haben, daß er nicht mehr stehen kann, wenn der Atem so knapp wird, daß die starken Jungs ganz schwach werden, werden sie eingeschüchtert den ohnehin nicht mehr steif zu bekommenden Schwanz einziehen …
Vielleicht sollte ich mich opfern, damit du in Ruhe studieren kannst?“
Inken puffte ihr in die Seite: „Marie!
Aber nur bei knackigen Burschen, oder was?“
Marie lachte vergnügt: „Naja, sonst macht das Opfern ja keinen Spaß!
Du wirkst allerdings keineswegs wirklich begeistert von dieser Idee, welche immerhin hinreichend funktionieren könnte, um beide auf andere Gedanken zu bringen …“
Inken bestätigte: „Nicht so.
Meinst du doch nicht ernst?
Oder hast du diesbezüglich etwa ein dringendes Bedürfnis?
Willst du irgendeinen Typen unbedingt bis zur Besinnungslosigkeit reiten sowie bis auf den letzten Tropfen immer wieder abspritzen lassen?
Für mich klingt das … eigenartig …
Wir sollten doch irgendwie mal mehr Zeit für dein Wohlbefinden spendieren, aber du bist da ja immer sehr zurückhaltend.“
Marie grinste sie an: „Oh, spritzige, robuste und ausdauernde Burschen nehme ich eigentlich ganz gerne mal ordentlich ran, bis sie weder weiter können noch wollen.
Das ist schon lustig.
Derart junge Hengste ejakulieren eben gerne, wollen noch öfter, als sie können, was sehr kurzweilig werden kann, wenn man sie nichtsdestotrotz immer weiter fordert, an ihre Männlichkeit wie Standhaftigkeit appelliert, nebenbei formuliert, daß man schon mit Kerlen herumgemacht habe, welche in der Hinsicht erheblich freigiebiger, ausdauernder sowie standhafter gewesen seien – muß ja nicht unbedingt stimmen, in der richtigen Tonlage vorgetragen, schüchtert dies indes durchaus ein, mit etwas Geschick kann man sie derart irritieren, daß sie gar Erektionsstörungen oder Potenzprobleme bekommen – besonders unangenehm, wenn die Hormone kochen, der kleine Spielkamerad jedoch traumatisiert keineswegs mehr stehen sowie mitspielen mag, jedoch unbedingt wieder soll, damit Druck abgebaut werden kann.
Aber ich habe dich schon verstanden, jetzt ist alles anders, jetzt habe ich ja mit dir meine einzige Liebe, alles andere war ja bloß Spaß, Sport, Zeitvertreib.
Ich glaube auch, du hast da etwas falsche Vorstellungen, die wenigsten können ohne Pause immer wieder. Zumeist ist nach jeder Ejakulation ein wenig Erholung notwendig, danach sind diese Burschen meist deutlich schneller matt als eine ausdauernde sowie durchtrainierte Frau sich das wünschen mag. Das mit dem starken Geschlecht ist nur ein dummer Spruch, das wird schnell ganz weich, schlaff sowie unattraktiv, hängt nutzlos und unmotiviert ab, ist für keinen anständigen Spaß mehr zu haben, so sehr die Frau auch locken oder necken mag; ist das Pulver erst verschossen, kann es dauern, bis der Nachschub wieder stolz und gerade steht und verschossen werden kann.
Also was ist das im Grunde schon mehr als ein dürftiger Spermaspender für das kleine Späßchen zwischendurch?
Kein Vergleich mit unserer innigen Geborgenheit, Vertrautheit.
Jetzt habe ich ja dich, mein Knuffelchen – und das ist Liebe!
Feucht kannst du zudem doch auch ganz ordentlich, daß ich ganz verblüfft war!
Wollte dich eben nur ein wenig necken, ich will doch nicht wirklich was von denen, habe doch dich. Wenn die Zeit gekommen ist, wird mir schon etwas einfallen, wie das bei mir mit dir zusammen klappen kann, nur keine Hektik, alles ist gut – ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit unserer Liebe.“
Inken knuffte Marie nochmal liebevoll in die Seite, Marie schubste spielerisch zurück.
Inken schüttelte den Kopf und wiederholte bloß: „Spritzig!“
Marie sah sie grinsend an, erwiderte: „Schnuffelchen, Wuschelherzchen!“
So lachten beide heiter auf.

Anschließend gingen sie wieder Arm in Arm und kamen endlich an, gingen hinauf, waren wieder in ihrer Wohnung.
Beide bereiteten ihr Abendbrot, Marie setzte dabei die Unterhaltung zum Thema lästige Burschen fort: „Kommen wir zurück auf das Problem der lästigen Lüstlinge. Also, wenn es nicht reicht, daß zu sagst, daß du kein Interesse an ihnen hast und auch nicht an Männern im Allgemeinen, so müssen wir wohl doch deutlicher werden, wir führen es vor, womit damit gleichfalls klargestellt wäre, daß wir ein Paar sind.“
Inken rieb sich nachdenklich ihre Stirn: „Wird sie das nicht auch anspornen, uns sozusagen zu bewegen, zu konvertieren?“
Marie meinte dazu: „Möglich, regt sie vielleicht noch an, wenn wir öffentlich vor ihnen herumknutschen, wenn ich sozusagen vor ihnen mein Revier abstecke, indem ich dich abschlecke. Ich muß sie mir in diesem unerfreulichen Falle eben doch persönlich vornehmen sowie ein ernstes Wort mit ihnen reden. Ihnen dominant ans Bein pinkeln, um eindeutig mein Revier zu markieren und zu demonstrieren, wer das Sagen sowie die Meinungshoheit hat. Ach Männer – brauchen eben klare Ansage, sauberes Anpinkeln, damit die Hierarchie etabliert ist, sie sich einfügen ins soziale Gefüge einer Gruppe.“
Inken stimmte zu: „Einen Versuch wäre es wert!“
Sie zögerte einen Moment, schaute Marie von der Seite an: „… das mit dem Pinkeln meinst du doch nicht wörtlich? …“
Marie fuhr grinsend fort: „Oh, Hose runter, Beine spreizen, geschickt beugen, Finger positionieren und ich komme weiter als so mancher stolze Gliedträger!
Aber kannst ganz beruhigt sein, zu solchen Waffen würde ich nur im äußersten Notfall greifen, um meine Überlegenheit zu demonstrieren, sonst ziehe ich nicht blank!
Also im Ernst, morgen Mittag berichtest du über den aktuellen Stand, wenn es keine eindeutige Entwarnung gibt, komme ich morgen Nachmittag in diesen Gruppenarbeitsraum und wir ziehen erst einmal eine ordentliche Schau ab und anschließend fordere ich beide zur Seite zu Gespräch sowie Schwanzvergleich – wenn du magst, kannst du mir ja einen Zopf flechten, damit gewinne ich den sicher!
Sie werden doch da sein?“
Inken kicherte bei der Vorstellung eines Schwanzvergleiches einschließlich Zopf und nickte: „Ich glaube, das ist gut, du machst Eindruck, ein ernstes Wort von dir hat Wirkung. So richtig üble Burschen sind es ja gar keineswegs nach meiner Einschätzung, müssen nur einen kompetenten Schubser in die richtige Richtung bekommen. Wird schon so sein, die Hormone haben die Kontrolle übernommen, da brauchen beide nun eine Erziehungsmaßnahme, um auf den richtigen Pfad zurückzufinden.
Du hast solch eine Maßnahme drauf, davon bin ich überzeugt!“
Marie grinste: „Na, mit solchen kleinen Schubsern bin ich ganz gut, glaube ich, da lohnt sich der Versuch. Jedenfalls besser für beide, wenn sie nach einem kleinen Schubser artig zurück ins Glied treten, sonst könnte es doch irgendwie im abendlichen Dämmerschein passieren, daß ich zu letzterer Maßnahme greife … bin in der Hinsicht nicht so kleinlich, wenn mein Sonnenschein offensiv belästigt wird …“

So waren sie sich also einig. Nach dem Abendessen saß Inken wieder konzentriert am Tisch und arbeitete. Marie leistete ihr Gesellschaft, beschäftigte sich mit ihrem Rechner im Netz, warf Inken ab und an ein aufmunterndes Lächeln zu.
Diese arbeitete nun motiviert, munter und fleißig, kommentierte auch: „So mit dir hier geht es viel besser als heute Nachmittag im Gruppenraum, irgendwann war es nur noch nervig wegen Thorben und Boris. Jetzt komme ich allerdings wieder gut voran, kann konzentriert sowie organisiert arbeiten.“
Marie bewunderte ihre Ausdauer, war beeindruckt, wie stark Inken nun war. Sie selbst war bereits etwas müde, zeigte sich allerdings solidarisch, daddelte nebenbei ein Spiel auf ihrem Rechner, primär um Inken Gesellschaft zu leisten.
So sprach sie: „Das ist gut, wenn du vorankommst. Prima.
Ich leiste dir gerne Gesellschaft!“
Dabei streichelte sie aufmunternd über Inkens Schulter, beide lächelten sich an, Inken setzte ihre Arbeit fort.

Irgendwann räkelte und dehnte sich Inken, lehnte sich auf ihrem harten Stuhl zurück, streckte ihre Arme in die Luft.
Marie fragte nach: „Alles in Ordnung?“
Inken nickte: „Ja, nur etwas verspannt durch das lange Sitzen auf dem Stuhl …“
Marie stand auf, nickte: „Ja, du bist dies stille Sitzen auf den Stühlen noch nicht so lange gewohnt, keine Wunder, warte, ich helfe dir ein wenig!“
Schon stand sie hinter Inken, begann mit der Massage ihrer Schultern, liebkosten zudem umgebende Zonen gleichfalls, sorgte für eine gerade Haltung, aber auch für eine Entspannung von Muskeln vom Nacken bis hinunter zu Po und Oberschenkeln. Inken seufzte dabei zufrieden, setzte bald ihre Arbeit fort, genoß dabei gleichzeitig Maries Behandlung, welche nun viel sanfter und zurückhaltender wurde, sie allerdings gleichwohl belebte und weiter motivierte. So setzte sie ihre Arbeit noch weiter fort, bis in die Nacht hinein, bis sie auch schließlich gähnte, sich rückwärts in Maries Arme sinken ließ, die Augen schloß und Maries Liebkosungen genoß.
Marie stellte mit ruhiger Stimme fest: „Für heute hast du genug gearbeitet.
Feierabend!“
Inken nickte versonnen, genoß aber noch ein Weilchen Maries Nähe, bevor sie die Augen öffnete, den Kopf weit zurückdrehte, Marie den Mund derart zum Kusse bot. Natürlich war Knutscherei in dieser Haltung mitnichten sonderlich bequem, aber ihre Lippen trafen sich, ihre Münder umspielten sich ein wenig, bevor Marie Inken einen Stupser gab und zusammenräumen vorschlug. Anschließend räumten sie also auf, Inken ihre Sachen, Marie den Rest in der Küche.

Danach machten sie sich für die Nacht fertig, schmiegten sich letztlich im Bett eng aneinander. Eben noch aufmerksam sowie sehr aktiv, war Inken nun sehr müde. Schon nach dem Austausch weniger Zärtlichkeiten schlummerte sie einfach friedlich in Maries Armen ein, welche nun gleichfalls entspannte, ihre Gedanken noch ein wenig treiben ließ, um sich irgendwann ebenso im Schlaf zu verlieren.

Inkens Kommentar

Thorben und Boris wurden wirklich lästig. Ich hatte derartig freche Zudringlichkeiten, unverhohlene Angebote noch nie erlebt, daß jemand derart anhänglich sein konnte, selbst nach eindeutiger Abweisung. Am späten Nachmittag artete dies erratische, aufgedrehte Verhalten ja fast in eine Verfolgung aus. Immerhin gab es zu dieser Zeit auf dem Weg ja durchaus noch andere Passanten sowie Studenten, deswegen empfand ich ihre Zudringlichkeiten eher als sehr lästig sowie überdies ziemlich unbeholfen, lächerlich, obskur, bizarr. Ohne den Zwischenfall im Park wäre ich wohl souveräner gewesen, hätte sie vielleicht gar von den Rädern getreten, um endlich meine Ruhe zu haben. Ich fühlte mich schon irgendwie bedrängt, war allerdings durchaus in der Lage, dies Balzverhalten als deutlich andere, harmlosere Situation einzuordnen.
Trotzdem fühlte ich mich schon unangenehm bedrängt, mir wurde gleichfalls etwas mulmiger bei dem Gedanken, sie fortan an den Hacken zu haben, eventuell desgleichen irgendwann einmal deutlich ungünstiger alleine irgendwo?

Hatte ich bis zum Mittag noch erwogen, den Blödsinn Marie zu ersparen und damit selbst fertigzuwerden, so eskalierte dies jämmerliche Drama dann doch auf dem Weg zu Maries Institutsgebäude. Schon vorher waren beide dermaßen nervig, daß ich mich im Gruppenarbeitsraum nicht richtig konzentrieren konnte, dabei gar nicht vorankam, deshalb wenig ambitioniert sowie engagiert an Diskussionen teilnahm, auch von daher waren ihre Aktionen schon sehr ärgerlich, unvorteilhaft, peinlich für die gesamte Gruppe – ich im Fokus ihrer Aufmerksamkeit, damit gleichzeitig im Fokus der Störung unserer Gruppenarbeit – sehr unangenehm für mich, obgleich die Ursache gewiß bei den beiden lag, keinesfalls bei mir.

Als beide sogar noch auf dem Weg förmlich an mir klebten und gar nicht locker ließen, mußte ich die Idee dann doch aufgeben, damit alleine fertigzuwerden. Also mußte ich Marie doch beichten, was vorgefallen war oder im Gange war. Aber ich war ja ohnehin so abgehetzt, daß sie gleich merkte, daß etwas los war. Bei Marie sicher sowie unbelästigt zu sein, half mir daraufhin in wenigen Minuten, wieder zu Atem sowie ganz zur Besinnung zu kommen. Endlich konnte ich wieder konzentriert und ungestört arbeiten.

Ich war schon ein wenig verunsichert sowie verblüfft, als Marie scheinbar so ernst vorschlug, daß sie beide Nervensägen um die Ecke bringen könnte oder aus dem Spiel nehmen, offenbar zwei Metaphern für dasselbe Ergebnis. Manchmal hat sie einen etwas düsteren Humor, dabei obendrein derart ernst vorgetragen, daß man es sich schon bildlich vorstellt, wie ein Bursche erst noch zappelt und kurz darauf nie mehr. Es ist, als würde sie mit einem bestimmten Unterton in der Stimme diese unheimlichen Bilder im Kopf hervorrufen. Manchmal hat sie diesen skurrilen, abgründigen Humor, welcher kaum von einem echten, finsteren Angebot zur Beseitigung der Störenfriede zu unterscheiden ist.
Nach einem leichten Schrecken dachte ich mir: Also wenn sie mit dem Ton und Blick mit den beiden redet, haben die wirklich die Hosen gestrichen voll, verduften und werden nie mehr gesehen. Beide würde es wohl kaum riskieren, Maries Zorn auf sich zu ziehen. Marie hat dabei so eine Art, daß ich gleich in vielfacher Hinsicht froh bin, daß wir uns lieben, ihr Mißfallen stets jene trifft, welche sich mir gegenüber schlecht benommen haben.

Mit der Idee, die beiden zu vernaschen, wenn sie ganz knackig wären, wollte sie mich bloß foppen. Aber als sie alsdann so über abspritzende Schwänze sowie das Reiten fixierter und atemreduzierter Burschen fabulierte, klang diese Phantasie schon etwas begeistert, daß ich mich fragte, ob ich ihr wirklich alles bieten kann, was ihren Bedürfnissen entsprach. Immerhin hatte sie vor mir nur Kerle. Ihr gelang es ja ferner mühelos, meine Bedürfnisse und Möglichkeiten auszuloten, anschließend obendrein bis zur Neige auszukosten, daß ein derartiges Erlebnis für mich einfach unbeschreiblich war. Zweifellos genoß sie das gleichfalls, wenn ich so im Rausch schwelgte. Mir hingegen war ja bislang gar keine Möglichkeit gegeben, sie auch einmal zum Höhepunkt zu bringen und sie genüßlich schwelgen zu lassen. So hatte ich schon Zweifel, was ich ihr jenseits unserer Liebe ganz praktisch bieten konnte.
Wäre es möglich, Leidenschaften, sexuelle Ausschweifungen, Wollüste von Liebe zu trennen, sie einfach einmal toben, reiten und sich bespritzen zu lassen, wenn ihr daran lag?
War es vielleicht nicht sogar angebracht, aus der innigen Liebe heraus Marie gar anzuspornen, sich einfach einen hübschen Typen für den kleinen sexuellen Kick sowie Hunger zwischendurch zu gönnen?
War es nicht eigensüchtig sowie unangemessen, mich dermaßen eng an sie zu hängen, sie damit daran zu hindern, es mal wieder richtig krachen zu lassen?
So wie es ihren Vorlieben und Bedürfnissen entsprach?
Gerade weil ich sie liebte, mußte ich ihr da nicht abspritzende Schwänze und atemlose Typen gönnen?
Ja sollte ich nicht geradezu froh sein, wenn sie sich solche hernahm, um sich ordentlich zu befriedigen?
Ich war allerdings kleingeistig und selbst ohne praktischen Anlaß auch ein wenig eifersüchtig.
Männer haben diese steifen, imposanten sowie erruptiven, für mich eher beängstigende Penisse, könnten eindringen, erfüllen, ejakulieren und allerhand Drama mit ihrem flexiblen Gerät machen, was demgegenüber konnte ich eigentlich?
Das ist ja nun körperlich kein Vergleich, selbst wenn es bei mir beim Höhepunkt mal etwas feucht werden kann.
Ich war verunsichert.
Andererseits wußte ich, wie sehr Marie es genießen konnte, mich zu verwöhnen.
Andererseits wußte ich, wie glücklich wir zusammen waren.
Andererseits haben wir Mädels ja nun ebenfalls spezifische Körpermerkmale, welche durchaus etwas hermachen, faszinieren können, sich ausgezeichnet für Reibereien lüsterner Art eignen.
Also von daher kein Grund zum Neid, ist eben schlecht vergleichbar, eine Frage der Neigung und der Bedürfnisse eher.
Wie aber stand es um diese bei Marie?
Das war für mich zu der Zeit die Frage, wippende, spritzende Penisse oder doch lieber hüpfende, weiche Brüste und eine lauschig feucht-warme Scheide?
Gut, man kann und soll Menschen nicht auf einzelne Körperteile reduzieren, zumal sie dann sicher auch gar nicht mehr richtig funktionieren.
Marie opferte ihre Sexualität ja nun nicht geradezu für mich auf, aber sie hielt sich schon zurück und erzählte bei dieser heiklen Gelegenheit auch noch hemmungslos solche anschaulich heftigen Sachen, welche ich ihr obendrein noch bedenkenlos zutraute.
So war ich doch sehr letztlich erleichtert, als sie kurz darauf gleich so eindeutig Stellung an meiner Seite bezog. Foppen kann sie schon sehr gut sowie mit eindringlichen Schilderungen beeindrucken, verunsichern.
Und der versöhnliche, beruhigende Ausgleich danach ist dafür ja gleich umso intensiver und schöner. Auch das ist eine kleine Prüfung für mein Selbstvertrauen gewesen, eine Neckerei, um auszuloten, wie es um meine Selbstsicherheit steht, denn schließlich hatten wir uns versprochen, gemeinsam zu entscheiden und füreinander zu sein. Alleingänge waren also ausgeschlossen. Vertrauen ist ohnehin Voraussetzung, wenn man sich liebt.

Bei der Ausarbeitung unseres Plans hatte Marie sogar noch weitere, sehr anschauliche sowie absurde Bilder parat. Es war dann schon wieder lustig, sich derartige Szenen vorzustellen. So fühlte ich mich gleich besser und nicht mehr so beeindruckt von dem Drängen und Werben von Thorben und Boris. Ich mußte sie mir lediglich vorstellen, wie Marie einfach die Luft aus den aufgeplusterten Witzfiguren lassen würde, wie sie daraufhin ganz klein mit oder ohne Hut schlaff herumlagen. So verging der Ärger über die beiden schon bei dem Plan in einem milden Lächeln über die bevorstehende absurde Aktion.

Plan wie Vorstellung half sodann jedenfalls so gut, dies Thema jedenfalls für den Abend abzuschließen, damit ich endlich wieder konzentriert arbeiten konnte. Ich hatte schon ein wenig aufzuholen, war fleißig bis zur Erschöpfung – oh, ich bin ehrgeizig, will die Aufgaben möglichst gleich für mich lösen.
Marie war dabei wieder so lieb und fürsorglich zu mir!
Es ist doch ein unfaßbares Glück, daß wir beide uns gefunden haben!

Maries Kommentar

Da hoffen wir, nach dem Überfall gut vorangekommen zu sein und dann berichtet Inken mir über diese beiden Trottel. Ich war wirklich ein wenig wütend auf die beiden.
Ob ich sie wirklich hätte umbringen können?
Der Vorschlag mit dem Beseitigen ihrer beiden nervigen Galane war zwar lediglich ein Witz, aber ich hätte natürlich schon sowohl die Kenntnisse, als auch die Fähigkeiten und erst recht die fehlenden Skrupel sowie Hemmungen, um gnadenlos zuzuschlagen. Es sind einzig intellektuelle, ethische Erwägungen, welche dazu führen, daß ich solchen spontanen Impulsen des Zorns und der Wut nicht folge.
Es gilt stets, die Kontrolle zu behalten.
Vielleicht macht einen solcherlei Zurückhaltung erst zu einem Menschen.
Homo sapiens, der weise Mensch so hat man die Art ja scherzhaft benannt. Wissen bedeutet Kenntnisse, Intellekt, Genialität zur Umsetzung von Plänen zum Erreichen von Zielen. Weisheit hinreichende Reflexion darüber, ob man tun sollte, was man tun könnte, weil man weiß, wie es ginge.
Nun, Weisheit ist ohnedies allenfalls eine dünne, sehr brüchige Schale aus Kultur, Wissen, Ethik sowie Intellekt, welche uns vor dem rohen, skrupellosen Kern menschlichen Seins bewahrt.
Fast wie bei der Erde ist es nur eine ganz dünne, empfindliche Schale, welche sicher sowie lebenswert ist, darunter köchelt und brodelt es wild und immer wieder kommt es zu Verwerfungen, Erdbeben sowie gewaltigen Vulkanausbrüchen, wo die heiße, tödliche Ladung Lava herauseruptiert, alles verbrennt und verschlingt, was gerade im Wege steht. Dieses tödliche Reservoir der Gewalt kann nun mutwillig angebohrt werden, damit ein Ausbruch, ein Exzeß zustande kommt. Nun, bei einigen Leuten bricht es wie beim Vulkan selbst ohne äußeren Anlaß hervor.
Alles kommt darauf an, Balance, Gleichgewicht zu wahren, damit diese dünne, zerbrechlich Schale nicht aufbricht, das Monster nicht ausbricht und unkontrolliert und hemmungslos zuschlägt, dabei alles zernichtet, was aufzugreifen ist oder schlicht bloß im Wege steht. Besser also niemals jenes Monster provozieren, niemals zum Ausbruch kitzeln.

Sehr verärgert über diese dreisten Belästigungen war ich selbstverständlich entschlossen, Inken beizustehen, dazu diese Typen auseinanderzunehmen. Ich wollte allerdings auch nicht gleich überziehen, mäßigte mich zügig, bevor mein Zorn anschwellen konnte. Es sollte dann doch schon ordentlich sowie zivilisiert ablaufen, ohne Leichen am Wegesrand. Derlei Kollateralschäden würden Inken doch nur auf den Magen schlagen. Aber sie sollte schon deutlich spüren, daß wir uns derlei penetrante Zudringlichkeiten, Belästigungen, andauernde Schikanen mitnichten gefallen lassen, daß wir notfalls auch zuschlagen sowie schlachten, wenn dies wirklich notwendig wäre. Uns kann keiner einfach so ungestraft dumm kommen. Wenn ich auch nur müde mit den Schultern zu solcher Anmache zucken würde, Inken haben sie damit überfordert. Es ist schon sehr wichtig, früh zu lernen, wann es genug, wann es gar zuviel für andere wird. Einmal vorsichtig mit eloquenter Wortwahl, charmanter Gestik vorsichtig sondieren, ist eine Sache, primitiv zudringlich werden, trotz Ablehnung immer weiter nerven, jedoch eine ganz andere. Derlei Verhalten darf gar nicht erst einreißen, sonst würde Inken schnell zum Opfer. Folglich war es Zeit für eine kleine Lektion in gutem Benehmen für die beiden. Aus den kleinen Vollpfosten sollten sich ja nicht noch etwa große, brutale Schläger entwickeln, welche kein Maß mehr kannten, bei denen es schwer werden würde, sie dann noch zurechtzustutzen, wenn sich ein solches Verhaltensmuster erst etabliert hätte. Also mußte diese Erziehungsmaßnahme zu aller Gunsten schnell passieren, auch damit wieder Ruhe beim Studium einkehrte. Das ist gerade am Anfang schwer genug, dabei braucht es nicht noch solche Idioten, welche dies noch schwerer machen, für Frauen zum lästigen Hindernislauf machen. Testosteronminenfeld ist folglich indiskutabel, muß umgehend entschärft werden.

Die kleinen Phantasien über eindringliche, ejakulierende Penisse, spritzige Spiele und solch kleine Dramen waren ja lediglich zur neckischen Auflockerung gedacht, auch damit ich etwas Dampf ablassen konnte. Wenn ich über Männer erzürnt bin, habe ich eben den diffusen Impuls, grob zu sein, sie mir gefügig zu machen und ordentlich zuzureiten, bis sie mir aufs Wort folgen, nicht mehr herumzuzicken wagen.
Diese Vehemenz hat Inken etwas verunsichert, weil sie nun nicht über solch ein gelegentlich zehn bis zwanzig Zentimeter großes, aufmüpfiges und spritziges Organ verfügt. Braucht sie ja auch gar nicht, ich will und brauche Inken ja auch nicht zuzureiten.
Wozu also?
In der Hinsicht war das etwas unüberlegt, in solchen Phantasien zu schwelgen, sich daran zu belustigen, wie sich junge Männer bisweilen verhalten – keineswegs alle, jedoch eben diese eingebildeten Hengste oder Zuchtbullen, welche sich schlicht für ein unwiderstehliches Wunder der Menschheit halten. Sind sie allerdings gar nicht. Nie.

Ich habe Inken anschließend ja gleich wieder beruhigt. Obwohl es ja durchaus etwas hat, wenn Frau einen vertrauenswürdigen Partner gefunden hat, welcher alsdann auch mal im vollen Galopp eine volle Ladung tief einspritzen darf, ganz ausfüllen und mal alles rauslassen, was sich so an sexuellem Druck aufgestaut hat.
So habe ich derlei eindringliche Spielchen mit Inken aber gar nicht vermißt. Ihre gelegentlichen feuchten und so erfreulichen Variationen zu dem Thema sind nicht damit zu vergleichen, haben ihren ganz eigenen Charme, ihre ganz eigene Faszination und Sensation, von daher schon nicht zu vergleichen.
Es wäre wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sinnlos. Es hat beides seinen Reiz. Doch mit Liebe erlebt ist es mit Inken ungleich schöner als ohne, dafür aber mit einem prallen, dann spritzigen Phallus. Und das Hauptmerkmal auch nur des erotischen Reizes liegt ja in der ganzen Person, mitnichten reduzierbar auf solch ein Detail.

Auftritt

Aus dem Nebenraum schmetterte aus dem Radio geradezu eine lästige Fröhlichkeit herein, welche Marie und Inken diesen Morgen allerdings nicht so richtig erfreuen konnte, war es doch in der Nacht spät geworden. So drehten sie sich ein wenig, brummelten, kuschelten sich innig zusammen, hatten noch gar keine Lust auf den neuen Tag. Aber Marie hatte natürlich Disziplin sowie ein gutes Gefühl für Ordnung und Organisation. Deshalb spornte sie beide zur richtigen Zeit zu Aktivität an, daraufhin ging es doch zügig voran, bis sie am Frühstückstisch richtig bereit waren, sich den neuen Herausforderungen des Tages zu stellen.

Inken wiederholte nochmal: „Also, falls Thorben und Boris weiter lästig fallen, berichte ich heute Mittag, anschließend kämest du nachmittags in den Gruppenarbeitsraum?“
Marie nickte: „Genau das war der Plan.
Nun bleibe mal ganz entspannt, wenn du richtig böse guckst, ziehen die beiden vermutlich davon schon den Schwanz ein.“
Inken lächelte zurückhaltend sowie etwas unsicher: „Glaube ich nicht so richtig. Du hast mir doch noch gar nicht beigebracht, so zu gucken, daß das wie bei dir Eindruck macht.
Vermutlich steht er ihnen eher, wenn ich sie streng angucke!
Ich meine, du mußt doch einfach nur in den Raum gucken und die Leute haben schon irgendwie Respekt!
Ich indes bin entweder lediglich der Clown oder das zarte Blümchen, auf dem man herumtrampeln darf.“
Marie grinste: „Daß die Jungs einen Ständer bekommen, wenn du guckst, kann ich mir gut vorstellen, normal für solche Burschen, das darf der Frau nicht aufstoßen, muß sie schlucken, wobei das jetzt vielleicht nicht die passende Wortwahl ist, aber du weißt, was ich meine.
Ob sie einen bekommen, wenn ich gucke, hängt vermutlich von den Jungs ab, daß er daraufhin ziemlich schnell bei einigen hängt, halte ich jedoch ebenfalls für plausibel.
Passiert eben, da darf Frau nicht so kleinlich sein.
Gefallen lassen müssen wir uns aber auch nichts!
Ob es steht oder hängt, ist Angelegenheit konkret betroffener Herren, ohne persönliches Interesse an diesem Details keineswegs unseres, deshalb zudringlich werden und angrabschen, anmachen ist somit komplett unangemessen, unter aller Kanone, jedenfalls nicht ohne ausdrückliche Zustimmung.
Daß sie vor mir Respekt haben – so sollte es sein!"
Respekt ist Voraussetzung, sonst ergibt das ja alles gar keinen Sinn!“
Inken lachte nun, meinte dazu: „Ich glaube, die beiden sehen das eher so, daß sie herausgefunden haben, daß meine Sinngebung irgendwie bei ihnen stattfinden muß, mir sozusagen von selbst zustoßen muß, wenn sie zu letzterem Gelegenheit bekämen.“
Marie stimmte in das Lachen mit ein: „Jaja, zustoßen würden sie zweifellos schon einmal gern, ob das viel Sinn ergibt, ist dabei selbstredend noch einmal eine ganz andere Frage.
Aber so sind die Burschen eben, haben ordentlich Druck drauf, Drang zum Sex liegt mehrfach stündlich sehr nahe, bei fast jeglicher Assoziation, jenes im Sack produzierte, aufgewahrte Sperma will untergebracht werden, dabei dreht das Hirn schon regelmäßig am Rad – keinerlei Entschuldigung oder Freispruch für Verantwortung hinsichtlich des eigenen Benehmens, jedoch wohl die Wurzel des Problems, eher schwierig, diese auszureißen, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.
Da muß Frau schon etwas aufpassen sowie sorgfältig dressieren, sind eben wilde Gesellen mit allenfalls groben Manieren, übermütig, wild.
Im Grunde deiner Lebendigkeit keineswegs so unähnlich, sie haben eben einen großen Drang!
Dominiert der Trieb über die Ratio, triumphieren die Hormone über den Verstand, bleibt kaum Raum für anständiges Benehmen, auf welches alsdann erst wieder aufwendig dressiert werden muß, sind die Bürschchen erst einmal auf die schiefe Bahn geraten.“
Inken schüttelte lachend den Kopf: „So einen Drang habe ich aber nun auch nicht, bin offenbar doch irgendwie anders wild und lebendig.
Dressieren hast du mir bisweilen ebensowenig gezeigt.
Oh, wie mir scheint, bleibt für mich allerhand zu lernen – in dieser Hinsicht sowieso!“
Marie nickte vergnügt: „Sowieso!
Beides stimmt allerdings, naja, bist ja nicht alleine in den Vorlesungen.
Zum Dressieren komme ich einstweilen ja im Bedarfsfalle vorbei, werde dafür nicht einmal eine Peitsche oder Sporen mitbringen, bekomme ich auch so hin!
Also locker bleiben!“
Inken lächelte: „Oh, seit du zugestimmt hast zu kommen, geht es mir schon viel besser, deine Zusage läßt mich hoffen, daß du die beiden befrieden kannst …“
Marie ermahnte: „Na, aber du mußt die beiden drolligen Prachtstücke nun nicht etwa per Augenaufschlag, Zwinkern und Zulächeln zu irgendwelchem Dummfug ermuntern, nur damit ich anschließend vorbeikommen muß …“
Inken winkte kopfschüttelnd sowie grinsend ab: „Nein bestimmt nicht.
Ich hoffe, jedoch vermutlich vergeblich, daß sie sich von selbst, aus eigener Einsicht ruhig etwas weiter weg setzen und mir nicht auf die Nerven gehen, damit wäre ich vollends zufrieden, keine Notwendigkeit, ihre früheren Verfehlungen zu sanktionieren. Daß du zugestimmt hast, extra vorbeizukommen, ist zwar sehr lieb von dir, ist mir allerdings gleichfalls ein wenig unangenehm, dir damit die Zeit zu rauben.“
Marie jedoch erwiderte: „Ach ach, was für ein hartes Wort: Rauben.
Es ist mir doch ein großes Vergnügen, dir nicht nur beizustehen, sondern auch einfach mal zwischendurch einen heißen Kuß sowie eine innige Umarmung abzustauben, bin schon ganz gespannt, so vor versammeltem Kollegium, allein bei der Vorstellung der Schau sowie der Reaktionen kribbelt es schon etwas.“
Inken senkte etwas verlegen ihren Kopf: „Stimmt, damit ist es dann raus und rum, daß wir beide gemeinsame Sachen machen.
Na, hat auch sein Gutes.
Danach braucht alsdann niemand mehr überrascht sein oder blöd zu reagieren.“
Marie nickte: „Ja, ich denke, dies ist genau die richtige Einstellung!
Selbstverständlich darf niemand auf dir wie auf einem zarten Blümchen herumtrampeln. Den Clown wiederum spielst du lediglich, wenn du Lust darauf hast.“
Marie wuselte zart durch Inkens Kopfhaar. Inken faßte ihre Hand, führte sie an ihre Wange, legte ihren Kopf hinein, senkte verträumt ihre Augen. Marie liebkoste sie etwas, Inken faßte daraufhin Mut, dem Tag tapfer zu begegnen.

Inzwischen waren sie mit dem Frühstück fertig, Marie spornte an: „Auf auf zum fröhlichen Jagen!“
So räumten sie den Tisch ab, machten sich fertig, zogen kurz darauf los. Weil Marie an diesem Tag wieder zügig eine Messung starten wollte, gingen sie zuerst in Richtung zum Gebäude mit ihrem Labor, wo sie sich bis zum Mittag verabschiedeten. Inken schlenderte weiter zum Hauptgebäude und Marie ging hinein, beeilte sich nun, ihr Experiment anzuwerfen, um es noch vor dem Mittag in Gang zu setzen, um die Messung zu beginnen.

Wie befürchtet bescherte dieser Tag für Inken keinen ruhigen Vormittag. Bereits vor der ersten Vorlesung brachten Thorben und Boris ihr und anderen Kommilitonen in der Nähe Unruhe, hinderten sie daran, sich richtig zu konzentrieren. Sie saßen relativ nahe, zu allem Überfluß flüsterte einmal dieser, einmal jener, sich gegenseitig anheizend. Auch Klara und Bettina waren bereits genervt, hatten wie auch Inken erneut ihr Mißfallen geäußert über die fortgesetzte Belästigung, welche diese Galanen allerdings nach der Vorlesung in der Pause bis zur nächsten fortsetzten, immer neuen Schabernack und Dummfug trieben, um aus ihrer Sicht Eindruck bei Inken zu machen, diese doch noch herumzukriegen, von ihrer Männlichkeit zu überzeugen. Dabei suchten beide, sich gegenseitig zu übertreffen, um doch noch den Stich zu machen. Inken hatte jedenfalls zunehmend schlechte Laune, konnte deshalb der nächsten Vorlesung nicht besonders gut folgen, weil sie dies ewige Gebalze sehr ablenkte und beschäftigte.

Zur Mittagszeit beeilten sich die drei folglich wieder beim Verlassen des Vorlesungssaals, versteckten sich noch im Hauptgebäude, um im Anschluß über einen Umweg das Hauptgebäude zu verlassen, vermittels dieses kleinen Tricks ungestört von den beiden Männchen und deren Balz zur Mensa zu gelangen. Immerhin klappte dieser Plan sogar, allerdings kamen sie erst mit etwas Verspätung an. Marie saß schon an einem Tisch mit ihrem Essen, als sie eintrafen. An Inkens Mienenspiel beim Herankommen entnahm sie bereits, daß der Vormittag wie erwartet nicht so toll verlaufen war, also mußte sie wohl ran.

Als die drei sich zu ihr gesetzt hatten, berichtete Inken das Erwartete über ihre hartnäckigen, respektlosen Verehrer.
Obwohl sie ohnehin schon schlechte Laune hatte, konnte es Marie nicht lassen, sie ein wenig zu foppen: „Ohoh, kaum verdrehen dir ein paar süße, hübsche sowie mutmaßlich potente Jungs den Kopf, machen dir schöne Augen, zeigen stolz ihr Gehänge vor und eventuell gar noch mehr, schon kannst du dich nicht mehr richtig konzentrieren?
Derlei Aufmerksamkeit für Jungs ist maßlos übertrieben, das hätte ich nicht von dir gedacht!“
Dabei grinsten sie allerdings, Inken zog allerdings trotzdem ihre Stirn kraus, schubste sie freundschaftlich: „Ach Marie!
Diese Rabauken sind wirklich lästig, zudem für mich überhaupt nicht süß.
Ihre Aktivitäten sind keine respektvollen Lobpreisungen irgendwelchen Liebreizes mit Charme oder Eloquenz, vielmehr ist alles bloß noch nervig, blöd, deprimierend, nervenzersetzend!
Ich will meine Ruhe!
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, sie nehmen mich nicht ernst, nerven einfach immer weiter, eher dreister statt sich frustrieren zu lassen.
Du mußt helfen, du hast es versprochen!“
Marie streichelte nun beruhigend ihre Schulter: „Na, war von mir doch nur eine kleine Stichelei, nur nicht aufregen, über diese beiden Dummköpfe sowieso nicht, das bringt gar nichts.
Selbstverständlich helfe ich dir, wie versprochen, heute Nachmittag, na komm, lach mal wieder, laß den Sonnenschein heraus!
Darfst die die Laune doch nicht von den beiden Nervensägen vermiesen lassen!“
Marie koste sanft Inkens Wange, wuselte zudem zart durch Inkens Haar. Diese seufzte, lächelte allerdings nun wirklich etwas gequält, lehnte ihren Kopf an Maries Schulter, atmete tief durch.
Marie meinte daraufhin: „Sag mal, meine Hübsche, ist das jetzt wirklich ganz neu für dich?
Waren die Jungs in der Schule nie hinter dir her?
Kann ich mir gar nicht denken, du mußt sie doch angezogen haben wie ein Magnet!“
Inken erwiderte: „Ach Marie, ich glaube, das wirkt erst, seit ich dich kenne, vorher war ich doch immer der Clown, erst du hast mich zum Strahlen gebracht …“
Klara und Bettina bestätigten, daß die beiden Verehrer wirklich außerordentlich lästig und hartnäckig seien, zur Clownhaftigkeit oder der Wandlung zur Strahlkraft mochten beide keinen Kommentar abgeben. Auch sie waren verblüfft über das Ausmaß der aktuellen Zudringlichkeiten, der Vehemenz des Balzgehabes, obwohl beide wohl auch schon in der Schulzeit mal unverschuldet in das Visier eines hormonell überforderten Knaben geraten waren.
Marie schmunzelte: „Hmmm, wenn ihr meint, tut mir leid, daß ich die Nebenwirkungen nicht bedacht habe, daß Inken nun die Jungs nur so an den Hacken hängen, zäh und klebrig wie Kaugummi.
Aber wir bekommen das schon hin, ganz sicher.“
Inken brummelte noch etwas, ließ sich jedoch von Marie wieder ganz gut trösten sowie aufbauen, daß sie bald das Thema wechselten und Klara und Bettina berichteten, was sie heute so mitbekommen hatten, das ergänzte sich ganz gut mit dem, was Inken trotz der Störung mitbekommen hatte, damit waren sie letztlich doch wieder ungefähr im Bilde sowie auf dem aktuellen Stand mit ihrem Lehrstoff des Tages.

Marie hatte es relativ eilig, wieder zurück zu ihrem Experiment zu kommen, welches schon lief, von daher verabredeten sie grob, wann Marie zum Gruppenarbeitsraum kommen sollte. Inken hatte schon Bedenken, Marie vom laufenden Experiment wegen solchem Blödsinn derart abzulenken, diese allerdings nahm ihre Liebste in den Arm und versicherte, solch eine kleine Abwechslung, solch ein knappes Stündchen zwischendurch für Weg, Schau sowie Ansprache sei schon kein Problem.
Als das geklärt war, verabschiedete Marie sich auch schon und verschwand. Klara, Bettina und Inken hatten noch etwas mehr Zeit und weil sie derzeit ungestört waren, blieben sie noch etwas. Sie waren jedenfalls alle drei gespannt, was nachher passieren würde, wie Thorben und Boris darauf reagieren würden, wenn Inken und Marie öffentlich offenbaren würden, daß sie ein Paar seien.
Weil sie keine Lust hatten, unnötig auf die beiden Galane zu treffen, paßten sie die Zeit ganz gut ab, um gerade pünktlich zum nächsten Termin anzukommen, damit bot sich für Thorben oder Boris einstweilen keine weitere Gelegenheit zu stören, auch suchten sie einen Platz etwas weiter weg von den beiden. Weil die Vorlesung kurz darauf auch schon losging, konnten Thorben und Boris auch nicht mehr zu ihnen rüberwechseln. Durch diesen Trick hatten sie halbwegs ihre Ruhe, danach allerdings nicht mehr, wieder versuchten die beiden nach der Vorlesung, sich in Galanterie und Imponiergehabe, in ihrer Balz gegenseitig zu übertreffen, daß es schon lächerlich war, allerdings doch Inken immer mehr bedrängte. Diese seufzte unzufrieden, Klara und Bettina hatten bloß sehr wenig Erfolg damit, sie vor ihren beiden Verehrern abzuschirmen.

Später im Gruppenraum kritisierten dann auch schon andere, daß die beiden nerven würden, sie sollten ihre Angebote an Inken doch abends abmachen und nicht, wenn andere Leute arbeiten wollten. Immerhin rissen sich beiden daraufhin etwas zusammen, ohne aber doch ganz aufzuhören, machten immer wieder dumme Gesten sowie Grimassen, standen bei Diskussionen nahe bei Inken, daß diese schon gar keine Lust mehr hatte, sich zu beteiligen, sie wollte sich nur noch zurückziehen und für sich sein. Klara und Bettina sahen, wie sie litt und versuchten, sie gegen die beiden Verehrer abzuschirmen. So verlief der Aufenthalt im Gruppenarbeitsraum also deutlich weniger erfolgreich und harmonisch als sonst. Jedenfalls war klar zu erkennen, daß bei den beiden Verehrern trotz Volljährigkeit kindisches Verhalten doch noch einige Jahre weiter in die Jugend hineinreichen konnte, daß sie die Angelegenheit mit der Pubertät irgendwie noch gar nicht im Griff hatten, schade eigentlich für Studenten und vielleicht doch gleichfalls ein Zeichen, daß die Idee mit nur zwölf Jahren Schule vor dem Studium so schlau nicht gewesen war. Ein Jahr mehr kann bereits eine Menge ausmachen hinsichtlich Reife, Verantwortungsbewußtsein, Selbständigkeit, angemessenem Sozialverhalten. Aber vermutlich hätten bei den beiden auch vierzehn Jahre Schule nicht ausgereicht. So mußten sie nun doch wohl in der harten Schule des Lebens ein wenig nachsitzen. Darauf hofften die drei jedenfalls, setzten stark darauf, daß Marie da eine strenge Lehr- und Zuchtmeisterin abgeben würde.

Als dann der vereinbarte Zeitpunkt nahte, wurde sogar halbwegs ruhig und konzentriert gearbeitet. Marie war pünktlich. Marie hatte ja mit Bedacht am Morgen ihre dunkle Kleidung gewählt, aber selbst in Inkens bunten Pullovern hätte sie Eindruck gemacht, wie sie dann da bei der Tür stand, ruhig und stolz den Blick schweifen ließ.
Als ihr Blick auf Inken fiel, sprach sie nur gut vernehmlich: „Inken! Komm!“
Inken sprang gleich auf, eilte zu ihr, gleich in ihre Arme, beide küßten und umarmten sich leidenschaftlich sowie hemmungslos.
Durch das Publikum ging ein Raunen, darauf ein vergnügtes Murmeln, offenkundig fand diese Schau guten Zuspruch, also machten sie noch ein wenig weiter.
Anschließend standen sie nebeneinander, jeweils einen Arm um die Taille der anderen gelegt, daraufhin fragte Marie mit schneidendem Ton, mehr in den Raum hinein, als direkt zu Inken: „Wo sind die Kindsköpfe, Rabauken und Übeltäter?“
Inken wies nur eng an Marie geschmiegt mit einer Hand sowie Fingerspitze des Zeigefingers erst auf den einen, danach auf den anderen: „Thorben … Boris …“

Das Publikum hatte die Arbeit unterbrochen, um diese Schau genau zu verfolgen. Marie faßte die beiden Verehrer ins Auge, fixierte sie damit regelrecht, abwechselnd und beinahe hypnotisch.
Dann ließ sie mit schneidender, befehlender Stimme hören, wobei sie ihrerseits auf die Delinquenten zeigte: „Thorben, Boris -
Antreten!
Sofort!“
Die beiden waren komplett überrumpelt und überrascht, folgten und fanden sich plötzlich mit offenen Mündern staunend vor den beiden wieder, ohne daß sie sich bewußt hätten erinnern können, überhaupt ihren Beinen die Anweisung gegeben zu haben loszugehen.
Maries Anweisung reichte offensichtlich komplett aus.
Marie fixierte sie noch immer, legte den Kopf etwas schief, musterte sie bis ins Mark, daß den beiden schon ganz unwohl wurde, im Anschluß sprach sie mit relativ milder Stimme, aber doch mit einem sehr unheimlichen Unterton: „Inken ist ganz mein und ich bin für sie.
Habt ihr beide das verstanden?
Finger weg!
Abstand halten!
Von weitem freundlich grüßen.
Hier zusammenarbeiten.
Sonst Kontakt meiden.
Mehr nicht!
Verstanden?“

Ihre unheimliche Ausstrahlung wirkte so sehr, daß sogar Inken fröstelte, Anwesende meinten zudem, es würde der erste eindeutig winterlich kalte Luftzug durch den Raum ziehen, dessen Fenster eigentlich gar nicht geöffnet waren. Die beiden brummelten und nuschelten nur unverständlich Zustimmung, denn Widerspruch war nicht möglich unter Maries hypnotischem Blick.
Diese fuhr fort mit ihrer peinlichen Ansage: „Ihr beide dahin!
Warten!“
Sie machte eine Geste in einen Bereich zwischen zwei Bücherreihen und wirklich machten sich die beiden willenlos auf den Weg, wirkten wie hypnotisiert. In aller Ruhe gab Marie Inken noch einen lieben Kuß, ihre Hand wirbelte noch einmal genüßlich durch ihr ungebändigtes Haar, entließ Inken damit erst einmal, welche zurück zu Klara und Bettina an den Tisch ging und sich setzte, wonach sie demonstrativ desinteressiert am weiteren Schicksal von Thorben und Boris einfach ihre Arbeit fortsetzte.

Irgendwie brach damit der Bann der Aufmerksamkeit und mehr Kommilitonen widmeten sich wieder der Arbeit, wegen der sie hier zusammengekommen waren. Marie indessen ging den beiden Burschen nach und in der etwas abgeschiedeneren Ecke nahm sie sich die beiden noch einmal richtig vor.
Sie fuhr mit der begonnenen Ansprache fort: „Also gut, ihr beiden Dumpfbacken und Nulladdierer.
Habt ihr euch gegenseitig in den Gehirnkasten geschissen und vergessen umzurühren?
Bei euch beiden fehlen doch wohl nicht nur ein paar Tassen im Schrank, da hat wohl ein Erdbeben nur noch Schrott sowie Scherben hinterlassen?
Oder hat da überhaupt noch niemand eure Obertübchen mit mehr als Stroh gefüllt?
Durchzug da oben, was? Stinkeecke mit anrüchigen, ranzigen Hormonen, oder wie?
Wenn ich noch einmal Klagen von Inken über euch hören sollte, reiße ich euch die Kimme bis hoch zur Hackfresse auf!
Und macht euch keine Illusionen, ich weiß nun, wer ihr seid.
Sollte hier irgendwer noch einmal Inken belästigen oder bedrängen, seid ihr beide gleichfalls mit dran, weil ihr das nicht verhindert habt.
Also Augen auf, aber mitnichten, um zu glotzen oder anzumachen.
Ich will eure volle Aufmerksamkeit auf respektvoller Distanz, damit Inken ungestört studieren kann.
Ist das klar?“
Die beiden stammelten nervös, Thorben gab immerhin komplett verunsichert stotternd zu bedenken, sie könnten doch nichts dafür, wenn sonst jemand …
Marie unterbrach: „Das ist mir ja sowas von egal.
Sollte mir hier irgendeine Schweinerei zu Ohren kommen, seid ihr beide dran, ist das klar?
Verdacht reicht völlig aus, damit ich euch durch die Mangel drehe – das wird anders als diese kleine, freundliche Konversation, ich drehe euch durch den Fleischwolf, ziehe euch das Fell über die Ohren. Eventuell, wenn ich einen guten Tag habe, frage ich vorher nebenbei noch nach den eigentlich Schuldigen, dann kommt ihr etwas milder davon – verstanden?“
Beide schluckten und nickten.
Um sie in ihrer Entscheidung noch ein wenig zu bestärken, machte Marie plötzlich eine blitzschnelle Bewegung, worauf sich beide krümmten und in die Magengegend faßten, wo Maries Finger über eine kaum merkliche Dauer vorbeigezogen waren: „Das nur als Ansporn sowie Motivation, damit ihr eine Ahnung davon habt, was ich kann und was mit euch passieren wird, wenn es hier nicht ganz friedlich bleibt und ihr nicht jeden Störenfried im Vorfeld lieb beiseite nehmt, um diesen darauf hinzuweisen, daß Inken gerne in Ruhe studieren möchte und keinen Bedarf an weiteren sexuellen Kontakten hat, wenn sie dies nicht selbst wünscht.
Seht bloß zu, daß ich nicht noch richtig zornig werde und mich aufrege … dann ist für euch aber der Spaß vorbei, dann ist ruckzuck zappenduster, reizt mich nicht mit solchem Blödsinn!
Verschwendet niemals wieder meine Zeit mit derartigem Dummfug, den ihr hier abgezogen habt.
Ich reiße euch die Eier aus dem Sack und stopfe sie dem jeweils anderen ins dumme Maul, wie ich den Schwanz in die jeweils andere Kimme stecken werden, damit diese fürderhin nach der Abtrennung gut untergebracht sind – solltet ihr also irgendwie an euren Genitalien hängen – Obacht!
Ich bekomme mit, was hier läuft, bin bei euch, habe euch geschnappt, wenn ihr noch gar nichts von meiner Anwesenheit mitbekommen habt!
Ich bin in dieser Hinsicht kein bißchen kleinlich, zögerlich oder von Skrupeln gehemmt.“
Beide röchelten noch gekrümmt, als Marie erneut blitzschnell zuckte, je ein Fingernagel eines Zeigefingers unter je einem Kinn ansetzte, leicht damit unterstreichend ritzte, dadurch beide motivierte, blitzschnell wieder ganz gerade zu stehen, worauf Marie ergänzte: „Und immer schön Haltung bewahren.
Was fällt euch Lausbuben nur ein!
So hübsche sowie knuffelige Hasen und solch ein schlechtes Benehmen.
Glaubt ihr eigentlich wirklich, mit solch einem Blödsinn Erfolg zu haben und auch nur irgendeine Perle damit zu beeindrucken?“
Sie wartete keine Antwort ab und fügte gleich hinzu: „Also gut, für euch beiden simplen Gemüter einfache Merkregeln:

  • Sagt sie nein, meint sie nein.
  • Ohne Erlaubnis nicht angrabbeln
  • Ohne Erlaubnis nicht aufdrängen
  • Ohne Erlaubnis nicht nerven

Solltet ihr indes wirklich in einem Ausnahmefall mal zu der Meinung gelangen, daß jemand gar nicht ‚Nein‘ meint, sondern nur Bedenkzeit braucht, dann auch einfach mal ein paar Tage Zeit lassen.
Anschließend dürft ihr immer noch sehr höflich sowie zurückhaltend noch einmal nachfragen, gleichzeitig entschuldigend darauf hinweisen, daß ihr eben etwas schwer von Begriff seid, und gleich darauf versichern, daß ihr bei einem erneuten ‚Nein‘ bestimmt nicht noch einmal nachfragen werdet, daß also eine Antwort wohlüberlegt sein sollte, falls doch vielleicht Interesse besteht, es gibt doch genug Formulierungen für ‚vielleicht‘ oder ‚weiß noch nicht‘ – ist gar nicht so schwer, es gibt nicht nur ‚Ja‘ und ‚Nein‘, aber wenn jemand klipp und klar ‚Nein‘ sagt, habt ihr dies zu respektieren, sonst landet ihr eher früher als später im Fleischwolf!“
Boris zitterte unter ihrem Blick und auch Thorben hatte wohl Angst bekommen, daß das nicht gut ausgehen würde. Deshalb versicherten beide mit brüchigen Stimmen, das nun verstanden zu haben.

Marie nickte weise, ergänzte noch nebenbei: „Ich meine, ich bin ja gar nicht so.
Ich verstehe das schon, jetzt spielen eure Hormone verrückt, es juckt wie bekloppt im Glied, euer Sack will entleert werden, immer bloß selbst Hand anlegen ist auch nicht abendfüllend, aber soooo geht das jedenfalls nicht. Wenn ihr mal ernsthaft eine abbekommen wollt, wenn ihr mal ernsthaft eine Beziehung haben wollt, müßt ihr erst einmal lernen, Menschen zu respektieren, sie ernstzunehmen.
Diese Einsicht ist ganz wichtig.
Sonst kann es nicht klappen, vielmehr bekommt ihr sonst irgendwann den Respekt in den Kopf geprügelt, daß euch die Grütze zu den Ohren wieder rausfliegt, welcher anschließend bloß noch für Bregenwurst taugt.
Selbst wenn nicht ich selbst es bin, irgendwann findet sich jemand, welcher euch eure Schwänze gegenseitig in die Arschlöcher schiebt, wenn ihr euch nicht zusammenreißt!“
Beide schluckten und Thorben fiepte sogar schrill, als beide plötzlich einen üblen sowie festen Griff um ihre Kronjuwelen spürten.
Marie ließ allerdings schnell wieder los, meinte lediglich trocken: „… solltet gleichfalls lernen, besser auf eure Deckung zu achten … aber Kopf hoch …“
Schon drängten ihre Hände wieder mit den Zeigefingernagelspitzen beide Kinnspitzen in die Höhe: „Das wird schon.
So dumm seid ihr doch beide vielleicht gar nicht, daß ihr diese an sich so einfachen Erkenntnisse nicht selbst in eure Schädel bekommen würdet. Und seht mal, wenn ihr hier ritterlich und vor allem unaufdringlich sowie respektvoll und bescheiden für Frieden sowie ein angenehmes Arbeitsklima sorgt, könnte es gar sein, es wird sich doch schon mal, trotz des Männerüberschusses in diesem Studienzweig, diese oder jene adrette junge Dame finden, welche gleichfalls mal Lust hat, es richtig krachen zu lassen, welche in euch schließlich jene netten, knuffeligen Typen sieht, welche ihr doch eigentlich tief in eurem Inneren seid, dies lediglich gut verbergt. Nun, solch eine junge Dame mag alsdann mal Appetit bekommen, euch auch mal abschleppen, entweder für ein nettes Stündchen zu zweit oder auch zu dritt, einfach mal charmant sowie rücksichtsvoll sein, dann wird das schon. Wenn ihr versucht, irgendwas zu erzwingen, kommt lediglich schlechte Stimmung auf, also Respekt, Abstand, Harmonie, für andere freundlich da sein, aber niemals auf die Nerven gehen, dann wird das!“
Beide seufzten und waren mittlerweile ziemlich mit den Nerven fertig.
Marie nickte ruhig, fixierte sie noch einmal mit sehr strengem Blick, atmete endlich tief aus, schloß ihre Ansprache mit den Worten: „Also gut, ihr Lausbuben, genug der gut gemeinten Worte.
Dort wartet eure Arbeit, wollt hier doch schließlich auch primär erfolgreich studieren und keinewegs bloß die Idioten spielen oder?“
Beide nickten sofort eifrig und zustimmend.

Marie fuhr fort: „Nun gut, sonst wäre auch Schluß mit lustig sowie Studium, ist ja klar, wenn euer Hirn im Schädel aufgrund einer Strafmaßnahme erst durchgequirlt worden ist, ist aus mit subtilen Aktivitäten in Denkerpose.
Zuletzt noch ein Punkt:
Wenn ihr beide jetzt weiter die Alpha-Männchen spielt, euch gegenseitig im Imponiermodus anmacht, ist auch dies strafbares Fehlverhalten, schlecht für die Gemeinschaft, würde prompt sanktioniert werden. Daher ist nun Versöhnung angesagt, also Fraternisierung sozusagen.
Zum Zeichen des gegenseitigen Respektes, ja der wohlwollenden Zuneigung gebt euch einfach einen zarten Kuß, muß ja nicht gleich mit Zunge sein!“
Beiden guckten sich gegenseitig sowie danach Marie mit aufgerissenen Augen an, Boris blies die Backen auf, Thorben stammelte verlegen.
Marie insistierte: „Na, nun mal nicht so schüchtern, Buben, einfach mal in den Arm genommen sowie geknuddelt.
Überlegt doch mal ganz nüchtern, selbst wenn die Mädels keinen Bock haben sollten, mit einem anständigen Kumpel habt ihr stattdessen immer noch einem, der euch die Stange halten kann!“
Beide schluckten nervös, sahen Marie flehend an, standen allerdings noch immer unter ihrem Bann.
Marie lachte fies: „Kann euer Zögern gar nicht verstehen, so hübsche, knufflige Burschen, so jung mit so festem und doch zartem Fleisch, da muß Mann doch einfach zugreifen, was gibt es da zu bedenken?“
Sie zuckte noch einmal drohend mit den Händen, daß beide wieder erschrocken waren, daß sie keinerlei Zeit gehabt hatten, darauf zu reagieren. Dem waren beide rein gar nicht gewachsen, Maries Bewegungen waren viel zu schnell, keine Abwehr möglich.
Boris blies die Luft aus den aufgepumpten Backen und stöhnte, Thorben riskierte mit zitternder, stotternder Stimme eine Antwort: „A-A-A-ber, äääh …“
Marie schüttelte vergnügt den Kopf: „Ich sage nur: Eine vertane Chance, ihr beide paßt doch so gut zusammen, da könnte was draus werden.
Gegenseitig zärtlich abnuckeln, dann läuft es doch!
Ließe sich abends mal vertiefen, gegenseitig als Analarbeiter einen wegstecken dürfen – haut doch voll rein!
Aber gut, ich will mal nicht so sein, seid ihr nicht willig, so laßt es eben.
Dann gebt euch eben nur die Hand und gut ist es!“
Thorben seufzte erleichtert, bei Boris ließ sichtbar die Anspannung nach, er sackte in sich zusammen, reichte jedoch Thorben seine Hand, dieser schlug zögernd ein. Sie schüttelten daraufhin ihre Hände eher weich sowie unentschlossen, gar nicht so stereotyp männlich, wie sie es wohl gerne getan hätten, aber vor Marie trauten beide sich irgendwie gar nichts mehr zu, der Widerstand war gebrochen oder jedenfalls erschlafft sowie kalt zusammengeschrumpelt, die überschüssige Kraft, der Übermut dahin, beide gehorchten einfach nur und taten wie geheißen mit gesenkten Blicken.

Marie nickte zufrieden, machte eine Geste, daß sie nun entlassen seien. Beiden lösten zügig den Handschlag, wischten verlegen ihre Hände an den Hosenbeinen.
Zögernd machten beide je einen Schritt, dann noch einen, wagten aber erst nicht so richtig, Marie den Rücken zuzuwenden, also bloß so halb, dies reichte aber, Marie gab beherzt jedem einen ordentlichen Klaps auf den Po, spornte sie an: „Los, los ihr Schnuffelknuffelhoppelhäschen, der Spaß ist für heute vorbei, niemand knabbert heute mehr am Möhrchen, nun ist wieder Arbeit angesagt!“

Wirklich zischten beide nun komplett verstört über diesen wahnwitzigen Vorfall und wie gestochen davon.
Marie schlenderte gemütlich hinterher. Als sie aus der Regalreihe trat, waren zahlreiche Blicke auf sie gerichtet, sie deutete nickend sowie grinsend an, daß sie bereit sei, die einvernehmliche Huldigung zu dulden, schlenderte anschließend weiter bis zu Inken, welche interessiert zu ihr aufschaute.
Marie stellte sich hinter ihren Stuhl, wuselte durch ihr Haar.
Inken legte den Kopf weit zurück, daß sie so Marie über sich sah.
Diese beugte sich runter, gab ihr einen zarten Kuß auf den Mund.
Dann richtete sie sich wieder auf, sprach: „Gut, das war's.
Die Schau ist vorbei!
Weitermachen.“
Das hatte sie schon in den Raum hinein gesagt, streichelte Inken noch aufmunternd über deren Schulter, ging darauf, ohne sich noch einmal umzudrehen, auf die Tür zu, hob lässig zum Gruß eine Hand und war verschwunden.

Im Anschluß setzte im Raum das Murmeln wieder ein. Erst unterhielt man sich wohl noch über den Vorfall, ebenso über die offenbar sehr eingeschüchterten Burschen. Thorben und Boris saßen jeder schweigsam sowie zusammengekrümmt auf ihren Plätzen, die Nase tief in ihre Unterlagen gesteckt, als hätten sie mit all dem rein gar nichts zu tun, verdauten die kleine peinliche Unterredung dort erst einmal. Die anderen arbeiteten indessen bald auch weiter, bereits kurz darauf unterhielt man sich nach dieser unheimlichen Gewitterstimmung wieder in guter Laune über wichtigere Themen.
Inken war sehr erleichtert, seufzte, atmete erleichtert tief durch.
Kara und Bettina streichelten ihr unterdessen aufmunternd die Schultern und wirklich, schon lachte sie wieder, traute sich noch an diesem Nachmittag, wieder munter mitzudiskutieren, ihren Teil beizutragen.

Später, als viele Kommilitonen schon gegangen waren, trat Thorben sichtlich verunsichert an den Tisch heran, wo Inken, Klara und Bettina schon zusammenpackten.
Er bat um Erlaubnis, sich entschuldigen zu dürfen.
Inken runzelte erst ihre Stirn, als einfühlsame Frohnatur sah sie jedoch, daß Maries Zuspruch Wirkung gehabt haben mußte und Thorben in erheblichem Maße getroffen wirkte, jene Unterredung, Maries Unterweisung Spuren durch sein Denken gezogen hatte. Auch machte er keine Anstalten mehr, sein bisheriges Verhalten fortzusetzen.
So nickte sie also, lächelte dazu ein wenig, Thorben entschuldigte sich also. Weil dieser nicht gleich fortgeschickt wurde, faßte nun ebenso Boris Mut, trat heran, entschuldigte sich auch. Boris wirkte gleichfalls angegriffen, sehr nachdenklich, im Innersten erschüttert, seiner exponierten Männlichkeit irgendwie jämmerlich beraubt. So entspannte sich die Situation endlich, ihre Entschuldigungen wirkten aufrichtig.
Boris bat alsdann noch darum, ihnen unbedingt Bescheid zu geben, wenn sie noch einmal jemand belästige, gerne ständen sie bereit, die Situation zu entschärfen sowie zu befrieden, Mißverständnisse von vergeblichen Verehrern in aller Ruhe aufzuklären, eine Eskalation zu vermeiden. Es sei keineswegs notwendig, überhaupt jemanden damit zu behelligen, sie beide würden sich selbstverständlich auf Zuruf kümmern, falls irgendein Ungemach im Raume stehe.
Bei so viel überraschender Fürsorge mußte Inken sogar laut darüber lachen.
Klara versicherte allerdings sogleich, sie würden im Zweifelsfalle darauf zurückkommen, beide hinzuziehen, falls wieder Unruhe aufkomme, Beistand nützlich erscheine, um eine Situation gleich im Keim zu ersticken, noch bevor Marie darauf aufmerksam werde.
Bettina ergänzte, so könne man ja vermeiden, Marie mit solchen Kleinigkeiten zu belästigen, wenn man derlei Mißverständnisse oder Unstimmigkeiten auf direktem Wege untereinander regeln könne. Maries Auftritt sei ja doch sehr eindrucksvoll gewesen.
Boris und Thorben nickten entschieden, ganz offenkundig hatten sie gar keinen Bedarf, daß Marie jemals wieder mit solcherlei Kleinigkeiten belästigt würde. Damit war man sich also einig, verabschiedete sich freundlich für diesen Tag.

Inkens Kommentar

Was für ein Tag!
Erst treiben mich Boris und Thorben fast zum Wahnsinn, dann hat es sich auch noch einen Moment so angefühlt, als würde Marie dies lustig finden, beziehungsweise mein Nervenkostüm war so angespannt oder gar aufgerieben, daß ich kurz gar nicht erkannt habe, daß sie mich lediglich aufmuntern sowie ein wenig foppen wollte.
Ich hatte wirklich schlechte Laune!
Dann allerdings grinste Marie, ich malte mir dabei irgendwie schon hoffnungsvoll aus, wie sie mit Thorben und Boris umspringen würde.
Diese Vorstellung gab mir Hoffnung.
Praktisch undenkbar, daß es zu keiner Lösung des Problems kommen würde, wenn Marie sich erst darum bemühte. Trotzdem war ich irgendwie sehr angespannt. Oh, Skandal, Randale wäre sehr unangenehm gewesen. Thorben und Boris hatten allerdings mittlerweile derart eskaliert, daß etwas geschehen mußte. Alleine konnte ich damit sowieso nicht mehr fertig werden, Klara und Bettina waren gleichfalls überfordert, nunja, aus der Runde der Kommilitonen kam lediglich diffuses Mißfallen, jedoch kein Machtwort zu diesem Dummfug.

Nach dem Mittag machten die beiden Nervensägen einfach weiter.
Natürlich fiel das immer mehr Leuten auf.
Ich dabei wieder in dieser unvorteilhaften, unerfreulichen Weise irgendwie wider Willen, ohne eigenes Zutun in den Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit gerückt. Derlei Exponierung war mir sehr unangenehm; obwohl ich ja gar nichts dazu konnte, war ich immer mittendrin in der Störerei.
Gerade in dieser Weise im Mittelpunkt stehen, wollte ich doch nie wieder – als Störenfried auffallen – nein nein nein nein!
Nun machten die beiden mich schon wieder dazu – einige Leute wünschten sich wohl schon, ich würde einfach nachgeben und mich flachlegen lassen!
- Damit dadurch wenigstens öffentlich wieder Ruhe wäre.
Diese Vorstellung drückte mir dann noch zusätzlich auf das Gemüt und machte mich nervös.
Ich konnte mich gar nicht mehr konzentrieren, sehnte Maries Intervention herbei!

Und dann war es endlich so weit: Auftritt Marie!
Auweier – was für ein Auftritt, was für eine Schau, was für eine Atmosphäre im Raum. Erst unsere Umarmung, unsere Küsse, all das tat so gut vor den anderen. Es war so eine große Erleichterung, unsere Liebe, Zusammengehörigkeit öffentlich zu zeigen.
Ohne die Zudringlichkeiten von Thorben und Boris wäre es mir komplett egal gewesen, aber so hat sich mein diesbezügliches Bedürfnis innerhalb von ein paar Tagen komplett gedreht!
Ich wollte unbedingt, daß alle wissen, daß wir zusammengehören, daß nichts und niemand sich zwischen und drängen kann!
Und Marie war da, wir lagen uns in den Armen!
Wer hätte da noch zweifeln können?
Wer weiter mit Blödsinn nerven?

Wo ich schon dachte, am Ziel zu sein, drehte Marie indes erst richtig auf, zeigte allen, was sie drauf hat.
Eiskalter Schauer in der Luft, knisternde Spannung kurz vor der Entladung – unbegreiflich, wie dies funktioniert durch Blick, Bewegung, Präsenz, Auftritt – alles muß wohl zusammenpassen, bestimmte Aspekte, Urinstinkte menschlichen Seins ansprechen – muß ja etwas Psychologisches sein, was sonst? Sie hat beide gnadenlos zu Schnecken gemacht!
Wir wußten ja gar nicht, was sie mit den beiden besprochen hatte, wie beide danach jedoch um die Ecke geschlichen kamen, war einfach unbeschreiblich!
Kurz darauf schlenderte Marie ganz locker hinterher!
Unglaublich!

Als sie nach kurzem, aber innigem Abschied wieder weg war, löste sich die prickelnde Spannung. Diese eigenartige Aura verflog, wie sie gekommen war, alle widmeten sich nun wieder konzentriert ihren Arbeiten, naja, abgesehen von Thorben und Boris, welche schlicht komplett von der Rolle waren, irgendwie die Regale im Gehirn wieder sortieren mußten, nachdem Marie ein gerüttelt Maß an Aufmerksamkeit darauf verwendet haben mußte, auf Irrungen, falsche Ansätze darin zu verweisen.

Definitiv die Überraschung war natürlich, wie erst Thorben und kurz darauf auch Boris wie geschlagene Hündchen angeschlichen kamen, um sich zu entschuldigen.
Das war dann zu komisch und lachhaft auch im Kontrast zum vorherigem Geschehen im Raum bei Maries Intervention. Vorher hatten sie so breitbeinig ihre Glocken schwingen lassen, eifrig mit dem Schweif gewedelt, jetzt krochen sie winselnd mit eingezogenem Schwanz!
Ich habe diesen abrupten Umschwung sehr genossen.
Ich glaube, es war gut, daß Marie sie nicht ganz öffentlich gedemütigt sowie zur Entschuldigung gezwungen hat, dadurch hatten sie immerhin noch die Chance, aus eigenen Stücken etwas zu tun, um nicht völlig unten durch sowie isoliert zu sein. Dann hätten sie mir sehr leid getan, aber so ergab sich doch eine gute Lösung. Auf den rechten Pfad gebracht, in die richtige Richtung gedreht, konnten sie nun auf eigenen Füßen weiterlaufen.
Das war gut. Ausgezeichnet ebenso für die gesamte Gruppe, insbesondere für beide Delinquenten.

Maries Kommentar

Im Grunde war das ein einziger Kindergarten, eine dummdreiste Schmierenkomödie, ein Kasperletheater.
Kann man wirklich so blöd sein, so plump und ausdauernd zu belästigen?
Warum haben zudem die andere Kommilitonen nicht eingegriffen, alle in dieser Gruppe haben doch wohl mitbekommen, wie sehr die beiden Dummköpfe Inken, Klara und Bettina in Bedrängnis gebracht haben. Gut jedenfalls schon einmal, daß wenigstens Klara und Bettina solidarisch an ihrer Seite standen. Bei den anderen scheint das Engagement für Mitmenschen eher enttäuschend schwach ausgeprägt zu sein, kann ja nicht bloß daran liegen, daß zwei halbstarke Jungs eine Droh- und Imponierkulisse aufbauen.

Diese beiden schmierigen kleinen Ratten haben mich wütend gemacht, weil sie das mit Inken veranstaltet haben, indessen allerdings wiederum keineswegs so sehr erzürnt, daß ich diese Komödie nicht mit voller Kontrolle durchgezogen hätte. Somit war es im Zuge dieser Maßregelung selbstverständlich ebenso Glück, daß die Jungs nicht aufgemuckt haben – was hätte ich denn dann ernsthaft in der Bibliothek tun können?
Sie dort wirklich aufmischen, gar noch Regale sowie gute Bücher beschädigen?
Sie nach draußen bitten, um beide eine Runde über’s Pflaster zu ziehen, um ihnen die Fressen zu polieren?
Öffentlicher Schwanzvergleich bis zum schüchternen, ergebenen Abknicken?
Aber ich hatte dieses Geschehen wie meistens gut im Griff, überdies ein ganz gutes Gespür dafür, wie vorzugehen ist. Ich konnte Situation sowie Stimmung ganz gut einschätzen, obwohl Empathie an sich wohl nicht gerade meine Stärke ist. Ich kann solch eine Situation allerdings gut beherrschen sowie bestimmen, muß wirklich etwas mit Psychologie, Urängsten oder sonstwas aus dem Unterbewußtsein zu tun haben, wenn Blicke, Gesten, wenige ruhig gesprochene Worte, kleinste Handreichungen genügen, um eine brenzlige Situation zu dominieren, letztlich zu befrieden.
Frei nach dem Motto ‚frisch gewagt ist halb gewonnen‘ habe ich dabei einfach entschlossen improvisiert. So habe ich die Jungs einfach überrumpelt, mit meiner Präsenz sowie Entschlossenheit verblüfft und sicher auch ein wenig geschockt.
Sie hatten sicher nicht damit gerechnet, so forsch sowie dominant von einer Frau angegangen zu werden, also schlicht auf dem falschen Fuß erwischt!
Im Grunde zeigen sich viele Menschen leicht beeindruckt bei entschlossenem Auftreten. Ernsthaft abgestumpfte, kampferfahrene Rüpel mögen durchaus daraufhin noch Handgreiflichkeiten anstreben, wem es weniger egal ist, wer letzte Unsicherheiten aufweist, Skrupel hinsichtlich der eigenen Gesundheit, der riskiert nach Möglichkeit nichts oder wenig, um derartig entschlossenes Auftreten auf Umsetzung einer Drohung zu prüfen. Wenn man eine Situation derart dreht, daß Gegner nicht daran zweifeln, daß man handeln wird, überdies auch handeln, durchgreifen kann, so kann man mit etwas Glück die Auseinandersetzung bereits ohne den Einsatz grober körperlicher Gewalt für sich entscheiden. Also eher einschüchtern statt zuschlagen, psychisch einwirken sowie steuern, statt körperlich zernichten.

Es hat offenbar ganz gut geklappt, ich habe Eindruck gemacht oder bei den beiden hinterlassen, nunja, ich habe schon ein wenig zugegriffen, durchgegriffen, ihr Selbstbewußtsein angeritzt. Diese beiden auch noch homophoben Dünnbrettbohrer hatten es definitiv verdient, einmal ein wenig Angst gemacht zu bekommen. Hauptsache ist ja, Inken hat dort wieder ihre Ruhe. Dies dringende Anliegen jedenfalls schien letztendlich ja erreicht zu sein. Also war meine Aktion ein voller Erfolg, das zählt, nicht die Feinheiten oder eine schöne Wortwahl. Auf grobe Klötze gehören eben grobe Keile, hat den beiden mitnichten geschadet, auf ihr Maß zurechtgestutzt zu werden.

Laborspiele

Inken eilte mit guter Laune zu Marie, klopfte sogleich an der Bureautür. Marie bat sie herein, Inken stürmte ins Zimmer auf Marie zu, grinste.
Die beiden umarmten, liebkosten sich, deshalb dauerte es etwas, bis Marie überhaupt etwas sagen konnte: „Hat also offenbar Wirkung gezeigt?“
Inken nickte: „Auf jeden Fall.
Durchschlagend sozusagen.
Was hast du nur mit den beiden angestellt?
Beide wirkten wie ausgetauscht!“
Marie grinste: „Das ist schön, daß du nun wieder strahlen kannst.
Und was deine adretten, aber etwas zu forschen Verehrer anbelangt: Wir hatten lediglich ein nettes Gespräch unter vernünftigen Leuten, beide erwiesen sich meinen einschlägigen, zupackenden sowie eindringlichen Argumenten gegenüber sehr zugänglich, wenn dies in derart brenzligen Situationen gefragt ist, kann ich ganz wirkungsvoll argumentativ vorgehen, also verbal, in der Gestik, Präsenz als auch im direkten Aufgreifen, Begreifen heikler Gegenargumente, welche bis zur Erschlaffung entkräftet werden sollen. Beide zeigten sich schnell sehr empfänglich für meine Vorschläge, Angriffspunkte an ihrer sozial zweifelhaften Vorgehensweise, gleichfalls für meine Anmerkungen, so haben wir nett geplaudert, ein wenig bin ich auch in sie gegangen, habe geringfügig gestichelt, in wunden Punkten gewühlt, statt lediglich bei weiterem Fehlverhalten Sanktionen anzukündigen, schlagendere Argumente zu verheißen, habe ich zudem einige Ratschläge sowie Tipps zum angemessenen sozialen Umgang in der Gruppe einfließen lassen, viel mehr ist gar nicht passiert.
Sind doch eigentlich ganz nette, umgängliche sowie knuffelige Knaben, brauchten nur mal einen kleinen Schubser in die richtige Richtung!
War natürlich ebenfalls etwas Glück dabei, denn anders als bei den Typen im Park hat bei den relativ harmlosen Hasen mein gutes Zureden, das Anlegen einer sanften Hand ja gut geklappt!“
Inken erwiderte: „Na mal sehen, wie sich das in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt.“
Marie meinte dazu: „Och, ich bin da recht zuversichtlich, daß beide sich fürderhin ganz gut einfügen oder auch fügen werden. Ich habe ja sogar versucht, sie aufgrund der offensichtlichen gemeinsamen Leidenschaften für das Geschlechtliche, den Austausch von Körperflüssigkeiten miteinander zu verkuppeln, hat allerdings leider nicht gefruchtet, verzichteten sogar darauf, ein solidarisches Küßchen miteinander auszutauschen, daher dürfen wir also wie gehabt keineswegs darauf hoffen, daß sich ihre Lust darauf fokussieren könnte, sich gegenseitig zu besteigen …“
Inken lachte fröhlich: „Auf was für Ideen du kommst!
Die beiden?
Die sind doch so hetero, daß man es auf hundert Meter Entfernung riechen kann.“
Marie indes war der Auffassung: „Naja, aber wenn Not am Mann ist, was offenkundig häufig bei den beiden Jungs der Fall ist, wer weiß, vielleicht werden sie diesbezüglich doch noch flexibler, finden alsbald doch einen Weg, gemeinsame Interessen zum gegenseitigen Vergnügen zu befriedigen. Offenbar verstehen sie es ja nicht besonders gut, sozial akzeptabel gegenüber dem anderen Geschlecht aufzutreten, vielleicht klappt eine soziale wie persönliche Interaktion besser beim selben. Sie sind jung, leidenschaftlich, mit Testosteron geflutet, trachten beide nach eindringlichen Spielen zu zweit, nach engem Körperkontakt sowie inniger Zweisamkeit samt fröhlichem Gefummel, haben beide gleichsam reges Interesse am freischwingenden Gehänge sowie am keck steif aufragenden Schaft, dem spritzigen Quell der Männerfreuden, dem sehnsuchtsvoll zuckelnden Gemächt, dazu haben beide ungefähr das gleiche Verständnis dafür, wie man miteinander umgeht. Könnte irgendwie schon harmonieren, wenn sie den inneren Schweinehund, das stereotype Rollenverständnis überwinden würden.
Fein aufgestellt könnten sie in einem kühnen Gefecht ihre Degen kreuzen, sie aneinander wetzen, um zum Höhepunkt lüsterner Leidenschaften zu gelangen, zueinander stoßen, mal so, mal so, tief und kräftig, männlich, durch jene hohle Gasse soll der Liebste kommen, bleibt kein anderer Weg ihm offen!
So mögen sie sich überdies gegenseitig ins Horn blasen, gegenseitig am Stecken nuckeln sowie saugen, sich gegenseitig nähren sowie erfüllen, mit Kraft und Leidenschaft!“
Inken lachte nur, woraufhin Marie gleichfalls mit einstimmte, welche anschließend an eine Beruhigung der Heiterkeit erläuterte: „Ich muß nun ins Labor, Experiment läuft, muß mal wieder direkt nachsehen, nicht nur auf dem Bildschirm.“
Inken nickte verständnisvoll, packte ihre Sachen aus, setzte sich an einen Tisch, um weiter zu arbeiten. Sie amüsierte sich bei der Vorstellung, daß ausgerechnet Thorben und Boris es miteinander treiben könnten, eventuell frustriert durch die Frauenwelt einander zugewendet, um den Ausgleich zu suchen. Die Vorstellung der beiden miteinander interagierenden Jungs regte sich allerdings mitnichten an, amüsierte sie nur in Relation zu ihren freimütig offenbarten Sehnsüchten eher robuster heterosexueller Art, während Marie schon etwas Gefallen an der Vorstellung gefunden hatte, solch jedenfalls körperlich ganz prächtig geratene Burschen miteinander um Befriedigung ringen zu sehen, vielleicht auch darum, welcher als erster den anderen besteigen sowie ganz erfüllen darf, wie ihre männlichen Lippen erst aufeinanderprallen, um danach bald darum die männlich stramme Pracht des anderen zu umschließen und zart bis hart, spielerisch bis fordernd mit der Zunge zu stupsen sowie zu schlecken.

Die Messung dauerte an, Marie hatte jedoch an sich außer dem Kontrollbesuch wenig im Labor zu tun, kam also bald zurück ins Bureau, arbeitete am Rechner weiter. Ab und an wechselten die beiden Blicke und Lächeln, Inken las dazu gleichfalls mal etwas vor, sie diskutierten daraufhin Ideen und Vorschläge dazu. So zog es sich bis zum Abend hin, als beide eine Pause machten, sich etwas zu essen holten, davon bald wieder zurück waren. Nach dieser Pause setzten beide ihre Arbeiten fort. Inken konnte sich sehr gut konzentrieren und mit einem aufmunternden Blick ab und an oder auch einem unterstützenden Streicheln ihrer Schulter durch Marie ging es ihr sehr gut.

Marie erklärte irgendwann, etwas länger im Labor zu tun zu haben, Inken nickte und arbeitete weiter. Nach einer Weile jedoch reckte und streckte sie sich, schüttelte sich, schloß ihren letzten Gedankengang erst noch ab, stand daraufhin auf, begab sich zu Marie ins Labor. Diese zeigte und erklärte ihr da grob, was gerade lief, Inken erfreute sich dabei an der Abwechslung, genauso an Maries Stimme, am Kontakt, wie daran, sich einfach nahe zu sein. So forschten sie also ein wenig gemeinsam. Auch wenn Inken längst noch nicht alles verstand, bekam sie doch so langsam ungefähr ein Verständnis davon, welche Geräte für welchen Zweck da waren und wie das in etwa ablief, wo der Meßrechner welche Motoren ansteuerte, damit das Experiment automatisch laufen konnte, aber auch, was Marie selbst nachkontrollieren oder gar etwas nachregeln oder auch tauschen mußte, um das Experiment am Laufen zu halten.

Richtig viel gab es nicht zu tun, aber Inken war ohnehin nicht so motiviert, noch weiter zu arbeiten, hatte heute schon genug gesessen, deswegen tat es ganz gut, einfach mal mit Marie im Labor zu sein. Irgendwann war erst einmal alles so weit eingerichtet, daß sie wieder hinausgingen, auf dem Gang herumalberten, sich drehten, gar ein wenig tanzten. Diese freie Bewegung bekam ihnen beiden ganz gut, belebte auch wieder nach dem bereits langen Tag.

Im Anschluß wechselten beide wieder ins Bureau, arbeiteten weiter oder guckten auch gemeinsam am Rechner ins Netz. So ging der Abend abwechslungsreich dahin. Inken hatte für heute genug getan, ihre Sachen daher schon zusammengepackt.
Marie fragte: „Genug für heute von der Arbeit?
Müde?
Willst du heim?“
Inken schaute sie an: „Genug gearbeitet schon, ein wenig müde gleichfalls, allerdings bleibe ich lieber bei dir, ist viel schöner gemeinsam.“
Marie lächelte, nickte, stand auf, meinte: „Für mich geht es wieder ins Labor.
Willst du mit?“
Inken nickte, woraufhin Marie eine Geste ausführte, dazu sprach: „Dann komm her!“
Marie nahm Inken fröhlich Huckepack, derart tänzelten sie munter und ein wenig kindisch-albern durch den Gang zum Labor. Dort wies Marie Inken darauf hin, mit den Haaren vorsichtig zu sein, sich gut festzuhalten, so hatte sie jedenfalls die Hände frei, agierte an den Apparaturen, nachdem sie die Messung hatte pausieren lassen, das Licht angeschaltet hatte.

Als sie fertig war, schaltete Marie das Licht wieder aus, beendete die Pause der Messung. Im Dämmerlicht des Labors drehte sie sich, machte rückwärts ein paar Schritte zu einer nahezu freien Werkbank, setzte Inken behutsam ab, drehte sich anschließend noch zwischen ihren Schenkeln, ließ sich mit ihr auf die Werkbank gleiten, wo sich beide innig umschlungen und liebkosten.
Inken flüsterte leise: „Marie, Marie, oh ich habe solche Lust, dich zu verwöhnen und auch dich in Ekstase zu versetzen.“
Marie erwiderte: „Ja, doch bitte laß mir noch ein wenig Zeit, ein wenig Geduld.“
Inken indessen flüsterte ungeduldig: „Aber ich will es doch so sehr, laß es uns bald wagen, bitte, ich vertraue dir, es wird alles gut, du bist doch immer so sanft sowie lieb zu mir, was soll schon passieren?“
Marie meinte dazu: „Kurz habe ich ja bereits erwähnt, was passieren könnte, aber wir werden schon eine Lösung finden, bald, versprochen.
Ich habe ebenso Lust, in deinen Armen zu vergehen, mich ganz hinzugeben, aber ich sorge mich noch immer etwas um dich!
Der Zustand ist ein anderer, wenn die Kontrolle dahin ist, insofern keineswegs vergleichbar mit jenen Situationen, in welchen wir zusammen kosen oder ich dich verwöhne …“
Inken aber blieb fest: „Marie, liebste Marie, ich will dich so sehr spüren, wie du die Kontrolle verlierst, wie du in Ekstase verfällst, dich so in Lust verausgabst, daß du den nächsten Tag Muskelkater hast.
Ich will dich auch einmal kontrollieren, all diese schönen, vergnüglichen, lustvollen Sachen mit dir machen, alles, was vergnüglich für dich ist, will dich halten, locken, fordern, erlösen, im weiteren Verlauf überdies gemeinsam mit dir im Rausch versinken …“
Marie unterbrach: „Hmmm, da steckt eine gute Idee drin, also im Halten meine ich, sonst natürlich ebenso, aber darin steckt vielleicht eine Lösung für mein Problem, etwas in der Richtung könnten wir versuchen, sollten uns dafür allerdings Zeit nehmen, muß es sorgsam durchdenken, vorbereiten, mich darauf einlassen können, am Wochenende vielleicht, am Wochenende …“
Inken seufzte erleichtert: „Gut, am Wochenende, so lange kann ich auf dich warten, sonst aber muß ich dich zwingen, zu deinem Glück drängen …“
Marie lachte vergnügt: „Du mich zwingen?
Nun ja, du hast im Grunde Recht, darin liegt der Schlüssel für die Lösung des Problems.
Ich kümmere mich darum, besorge etwas, damit du mich fixieren kannst, dann kann gar nichts passieren und wir werden erleben, was passiert, wenn du mich reizt sowie in einen ungeahnten Rausch liebkost und verwöhnst, wenn du ganz die Kontrolle übernimmst.
Ganz schön keck, frech sowie selbstbewußt von dir – das mag ich!“

Beide lachten und Marie intensivierte ihre Liebkosungen, schob Inkens Pullover hoch, kostete mit den Lippen sanft ihre zarte Haut, regte an, koste und umschmeichelte ihre Brüste, nippte und saugte an den Brustwarzen, zwickte gleichfalls sanft mit den Zähnen, küßte und schleckte weiter über die weiche Haut über dem schon bebenden Busen. So reizte und koste sie weiter zunächst nur den Oberkörper, bald darauf weiter hinunter bis zum Hosenbund. Sie küßte und koste weiter mit den Lippen, während eine ihrer Hände den Gürtel löste, den Reizverschluß aufzippte.
Inken seufzte und stöhnte leise vor Genuß, flüsterte aber doch leise und etwas unsicher fragend: „Marie, hier?“
Marie lachte heiter, drückte ihre Nase tief in Inkens Bauch, kitzelte, stippte dazu mit der Zungenspitze in den Bauchnabel, reizte und kitzelte weiter, bis diese zappelte und ebenfalls lachte, nun meinte Marie: „Wieso nicht?
Hast du Angst, daß uns jemand überrascht?
Und wenn?
Wäre das so schlimm?“
Inken hatte durch das Kitzeln einen Lachanfall, hatte die Beine angezogen, kam gar nicht zu einer Antwort, schon hatte Marie zugegriffen, ihr die Hosen vom Po gezogen, ein Stück weiter ihre Beine runter, um sogleich ihr Gesicht im herzhaften Wäldchen auf ihrem Venushügel zu versenken, dieses mit ihrer Nase zu durchflügen, während sie mit den Händen Inkens Schenkel massierte, daß diese nahtlos vom Lachanfall in schnelles Atmen sowie wohliges Seufzen überging.
Marie wuselte kräftig mit der Nase durch Inkens herzförmigen Busch, merkte ferner noch an: „Hier hat doch sowieso nur autorisiertes Personal Zugang, wer sollte da also schon noch hinzustoßen?“
Beide lachten munter, Inken ergab sich daraufhin ganz, ließ Marie einfach machen. Die lästige Hose hatte Marie ihr sodann in einem kurzen Zwischenspiel komplett ausgezogen, ihre Beine liebevoll gestreichelt, die Schenkel geküßt sowie gerubbelt und weit angehoben, daß Inkens Schoß nun ganz exponiert war. Geschickt nutzte Marie nun Nase, Mund sowie Lippen, um Inkens Erregung zügig zu steigern. Sie hatte inzwischen schon ganz gut im Gefühl, wie es ihrem Sonnenschein ging, was diese heftig erhitzte und selbst zum körperlichen Strahlen brachte, was ihre Erregung steigerte, den Rausch sowie Höhepunkt auslösen konnte, wenn es an der Zeit war, aber auch, wie sie kurz davor etwas mit ihr spielen konnte, sie kontrollieren, sie auf dem hohen Niveau halten konnte, kurz vor dem Punkt, wo es kein Zurück mehr gab, wo sich die Muskeln schon anspannten, den letzten Reiz sehnsuchtsvoll forderten, um zur Erlösung zu gelangen. Inken konnte sich wirklich nicht gut kontrollieren, sich im Bedarfsfalle wohl selbst ein wenig zurückhalten, sonst allerdings begab sie sich bedingungslos unter Maries Kontrolle, schwelgte in diesem intensiven, wohligen Gefühl, von der Liebsten so geschickt gereizt sowie stimuliert zu werden. So kam Inkens natürliche, ungezierte, wuchtige Lust, ihre Körperlichkeit sowie Leidenschaft ungebremst in Schwung. Inken kam gar nicht in den Sinn, sich gegen diese Urgewalt in sich zu stemmen, sie ließ die Lust einfach fluten, dabei ihr Ich wonnig mitreißen sowie taumeln.
Marie hatte begonnen, sich intensiver und direkt Inkens Klitoris zu widmen. Sie begann vorsichtig, steigerte kurz darauf bereits die Intensität ihrer Bemühungen, nippte und koste mit ihren Lippen direkt Inkens Scheide, drang mit der Zungenspitze leicht ein, kostete von Inkens glitschiger Feuchtigkeit sowie Hitze, reizte so mächtig, verzögerte wieder, um gleich darauf mit der Zungenspitze Inkens Liebesperle direkt zu umschmeicheln, danach die Lippen um den empfindlichsten Bereich zu legen und zunehmend kräftiger zu saugen sowie zu züngeln, mächtig zu reizen, daß Inken ganz lustige Töne von sich gab, zunehmend hektischer atmete, sich irgendwie mit den Händen an den Tischkanten verkrallte, um irgendwie mehr Halt zu bekommen, während ihr Körper zitternd vor Erregung mehr und mehr davon verlor. Kurz vor dem Höhepunkt hielt Marie allerdings plötzlich inne, verzögerte, hielt Inken hin, machte bald darauf wieder ein wenig weiter, verzögerte wieder, ein paar Mal, bis Inken schon ganz verzweifelt zwischen ihrem Stöhnen und Seufzen flüsterte: „Marie … Marie … bitte …“
Dem süßen Flehen konnte sich Marie natürlich mitnichten entziehen, intensivierte nun noch die Massage, die anregenden Liebkosungen samt ihrer mündlichen Prüfung, bis Inken endlich eine recht heftige Erlösung ereilte, wieder begleitet von lustvollen, kleinen Spritzern der unkontrollierten Ekstase, welche besonders hübsch zur Geltung kamen, weil Marie schelmisch und neugierig mit den Fingern Inkens Schamlippen sanft auseinandergezogen hatte, gar im richtigen Moment die fraglichen Drüsen ziemlich freigelegt hatte, um diesem Schauspiel einmal freien Lauf zu lassen. Sie war jedenfalls beeindruckt sowie entzückt vom Ergebnis, achtete nur darauf, nichts in ihre Augen zu bekommen.
Oh, welche Wonne, ihre lieben Sonnenschein in Verzückung zappeln zu sehen, ihre lustvollen Laute zu vernehmen, ja, so sollte es sein, das war perfekt!

Marie hielt allerdings keineswegs inne, machte gleich noch ein wenig weiter und weiter und weiter, bis es Inken wieder heftig durchzuckte, abermals ein paar Tropfen lustig in ein paar feinen Pulsen spritzten. Inken hatte komplett die Kontrolle verloren, trieb nur noch wohlig durch diesen gewaltigen Rausch. Ihre Muskeln spannten und entspannten sich heftig sowie ungleichmäßig, wozu es spaßtisch zuckte, Inkens süßer Mund murmelte sowie verzückt seufzte. Marie indessen machte immer noch weiter, bis bei einem dritten Höhepunkt alles in heftige sowie nervöse Zuckungen überging, Inken im Rausch dieser Wollüste verfallen in einem heftigen, rauschenden Inferno komplett abhob, daß sich Marie ob dieses spektakulären Phänomens doch etwas sorgte, ihre Liebste nun besänftigend liebkoste, zügig mit den Lippen hinauf zu Inkens wanderte, diese umarmte, von dieser umschlungen wurde. Die Münder aufeinandergepreßt besänftigte Marie die zitternde, bebende sowie stöhnende Inken weiter und wiegte sie gleich in eine wohlige Entspannung, alsdann flüsterte sie in Inkens Ohr: „Na ich glaube, morgen hast erst einmal du Muskelkater sowie einen etwas auffälligen Gang.“
Inken wollte sich jedoch mitnichten foppen lassen, erwiderte lediglich zustimmend, allerdings sehr zufrieden: „Mmmmhmmm …“

Sie hielten sich noch, Marie barg Inken eng an sich, bis diese wieder ganz bei sich war, danach half sie ihr wieder, ihre Kleidung anzuziehen sowie zu richten.
Stehend küßten beide weiter, etwas später fragte Marie: „Immer noch bleiben oder daheim schlafen?
Ist schon spät.“
Inken war indes noch immer entschlossen, war sich sicher: „Ich bleibe, wenn du bleibst; wenn du fertig bist, gehen wir gemeinsam.“
Marie nickte: „Also gut!
Wie du meinst!“
Sie schaute auf den Meßrechner, ergänzte danach: „Wir können erst einmal zurück ins Bureau, von dort gucke ich mit dem Rechner die Messung weiter an, schätze ab, wie lange noch. Ich vermute mal, im Grunde reicht es für meine aktuellen Zwecke.
Ein Ende meiner Bemühungen für heute ist also zweifelsohne in Sicht!“

So nahm Marie Inken wieder Huckepack und sie schlenderten zurück ins Bureau. Marie setzte Inken behutsam ab, begab sich an ihren Rechner.
Nachdem sie ihr Auswerteprogramm hatte laufen lassen, meinte sie: „Also gut, in ungefähr einer Stunde schalte ich ab!“
Inken saß schon auf einem Stuhl, hatte die Augen geschlossen, brummelte bloß noch sehr schläfrig aus einem Dämmerzustand heraus: „Gut …“
Marie arbeitete weiter, schaute ab und an, Inken war offensichtlich nun sehr müde, was sie gut nachvollziehen konnte, sie hatten beide einen langen Tag gehabt, Inken hatte sich eben auch noch sehr verausgabt, deshalb war Ruhe jetzt genau richtig.
Inken nickte nun wohl schon so im Sekundenschlaf weg, ruckte danach wieder hoch. Marie lächelte, stand auf, begab sich zu Inken, streichelte diese sanft, legte ihre Jacke auf den Tisch, ließ Inken dort ruhen. Diese ließ sich einfach von Marie führen, genoß die behutsamen Liebkosungen, das zarte Wuseln in ihrem Haar, schlief so, den Kopf auf dem Tisch in die Jacke gebettet, schnell ein. Marie arbeitete noch weiter am Rechner, stand letztlich bald darauf auf, ging zurück ins Labor, drückte dort im Programm des Meßrechners den Knopf zur Beendung des letzten Umlaufs. Sie hatte ganz gut geschätzt, wartete folglich gar bloß noch relativ kurze Zeit, danach war der letzte Umlauf geschafft, diese Messung beendet. Nun begann sie, die Apparatur herunterzufahren, gähnte ebenfalls bereits müde, mußte aber noch etwas warten, deswegen ging sie zurück ins Bureau, setzte sich an ihren Rechner, ließ die Meßdaten noch einmal durchlaufen, begutachtete alles, stand danach wieder auf, fuhr der schlafenden Inken sanft durchs Haar, wechselte wieder hinüber ins Labor, um dort die Apparatur abzuschalten.

Bald schon war sie im Labor fertig, bemerkte noch etwas Feuchtigkeit von Inkens zierlichem und ekstatischem Springbrunnen auf dem Boden, wischte noch eilig auf, schaltete danach das Licht aus, verschloß die Tür, kam wieder zurück ins Bureau. Sie überlegte etwas ratlos, was mit der schlafenden Inken nun anzufangen wäre.
Nachdem sie zu einem Entschluß gekommen war, streichelte sie diese sanft, flüsterte leise und doch fordernd: „Herzchen, mein Sonnenschein, mein Knuffelchen, holdes Brummelchen, keckes Spritzerchen, mußt noch mal aufwachen, wir sind fertig, können los, heim!“
Inken brummelte als erste Reaktion bloß, wurde bloß allmählich nach ein paar weiteren lieben Worten sowie etwas entschlosseneren Streicheleinheiten sowie Kitzeleien etwas munterer. So ganz wach war sie gewiß mitnichten, hob aber doch etwas duselig den Kopf, sah Marie mit zusammengekniffenen Augen an. Diese half ihr hoch sowie in die Jacke, danach zogen beide los, Licht abschalten, Bureautür abschließen und endlich gemütlich heimschlendern.

Unterwegs gingen sie Arm in Arm, wobei Marie steuerte, während Inken mehr oder weniger nur mitging und sich ganz Maries Führung anvertraute. Marie war gleichfalls ziemlich müde, daher schlingerten beide gemütlich dahin. Angekommen mußte Marie Inken beim Ausziehen der Jacke ja doch wenigstens ein bißchen weiter wachkitzeln, damit diese im Bad zurechtkam und jedenfalls die Zähne ordentlich putzen konnte. Dann allerdings hatten beide es endlich geschafft. Marie half Inken aus ihren Klamotten sowie ins Bett, entkleidete sich anschließend ebenfalls rasch, kroch zu Inken unter die Decke.
Schlaftrunken umschlang Inken Marie gleich, hielt sie fest, brummelte nur: „Endlich hab ich dich, endlich ganz innig zusammen …“
Sie küßten und liebkosten sich nur ein wenig, Inken entspannte schnell, schlief daraufhin zügig ein, ohne noch die Umklammerung wirklich zu lösen, aber schon etwas zu lockern. Marie gefiel ihre Nähe gut, ruhig wurden die Atemzüge von beiden, synchronisierten sich im Gegentakt, so entspannte auch Marie endlich, schlief ebenfalls bald ein.

Inkens Kommentar

Die Erleichterung war groß, mit den beiden Jungs hoffentlich fertig zu sein, stattdessen sicher sowie geborgen in Maries Armen zu liegen. Maries phantasievolle Schilderung der beiden in schwulem Gemenge war zu köstlich. Keinesfalls glaube ich jedoch, daß diese derlei Vorschläge anzuregen vermögen. Beide sind eingefahren in ihren Präferenzen, folglich werden sie keinen gemeinsamen intimen Leidenschaften folgen, trotzdem war allein die Vorstellung zu lustig, daß Marie ihnen ein derartiges Verhältnis als Ersatzbefriedigung ihrer dringlichem eindringlichen Bedürfnisse nahegelegt hatte.
Ha! – Was für eine Vorstellung, diese beiden Balzhähne im Kusse verschmolzen sich kräftig gegenseitig knuffelnd fordernd, mal dies oder jenes Bedürfnis gegenseitig wegzustecken, um Ausgleich bemüht männliche Säfte vermischend!
Oi! – kaum vorstellbar, was bei dieser Forderung in beider Köpfe vorgegangen sein mußte!
Doch dabei könnte sie wohl so viel missionieren sowie ihnen in anschaulichen Bildern preisen, wie sie wollte, die beiden werden freiwillig nicht viel miteinander tauschen, erst recht keine Küsse, Zärtlichkeiten oder Körperflüssigkeiten. Es drängt sie einfach nicht, sich gegenseitig die Manneskraft zu präsentieren, sich gegenseitig anal und oral zu penetrieren, obwohl schon diese Vorstellung, derlei etwa bei mir zu tun sie schon fast kommen ließe.
Gegenseitig indes?
Gewiß gar nicht, ach, es wird beiden eine grausliche Vorstellung sein, ihr strammes Gemächt im männlichen Darm herzhaft zu versenken, um auf diese Weise im Rausch der Lüste zu vergehen. Wenn das Gemächt eben ob solcher Vorstellungen, Anblicke wie Möglichkeiten nicht stehen mag, wird ein derartiger männlicher Vorstoß zur Erkundung von Gemeinsamkeiten kaum ernsthaft in Betracht gezogen werden!
Nun, so ungerecht ist die Welt, bei mir ist das Einspritzen von Sperma in jegliche Körperöffnung ebenso unerwünscht wie den beiden selbst, von daher sollte ihnen meine vehemente Ablehnung ihrer penetranten Angebote doch eigentlich leicht verständlich sein.
Es bedurfte aber wohl des Zuspruchs von Marie, um ihnen anschaulich deutlich zu machen, daß ihr Sperma dahingehend gar keine Ausnahme bildet.
Marie fand sichtlich Gefallen an der Phantasie, daß sich beide strammen Kerle umsorgen sowie besteigen könnten. Mit dem, was ich heute weiß, kann ich mir gleichfalls gut vorstellen, daß es ihr überdies über die Maßen Spaß machen würde, solch drahtige Kerle zu dressieren sowie anzutreiben, damit diese sich gegenseitig aussaugen sowie penetrieren, ganz gegen ihre empfundene Neigung, obwohl sie von allein nie auf diese Idee gekommen wären. Ich glaube, gerade jenes stark heterosexuelle, männliche Gehabe von beiden regt Marie an, solch Burschen innig miteinander vertraut machen zu wollen. Es regt ihre Phantasie an, wobei sie allerdings nicht geradezu sexuell erregt durch die Phantasie wirkte. Das wäre für mich dann doch zu verwirrend gewesen. Sie war eindeutig amüsiert, beide derart in Bedrängnis gebracht zu haben, sich auf Gedankengänge einlassen zu müssen, welche bislang für sie tabu gewesen waren. Aber nun gut, die Welt ist bunt, warum also nicht Boris und Thorben dazu bringen wollen, sie gegenseitig den Saft auszuwringen sowie sich gegenseitig richtig durchzustoßen, wie es ihr prinzipielles Bedürfnis ist, wenn auch nicht ausgerechnet miteinander. Aber Marie hat so eine Art, anderen Menschen Ideen einzupflanzen, daß ich ganz froh bin, daß sie derlei bei mir schon nicht tut, weil wir in inniger Liebe miteinander verbunden sind.

Letzteres hat sie ja auch bald darauf gezeigt mit einer besonders intensiven sowie liebevollen Behandlung bei mir. Auweier, dieses Spielchen dort auf der Werkbank ging richtig ab. So im Labor hatte ich ja etwas Bedenken, solch ein Ort war schon sehr aufregend, aber mit Marie zusammen konnte ich ganz hemmungslos meinen Spaß haben. Es war mir erst nicht so angenehm, ihre Lippen, ihre Zunge so intensiv in meinem Schoß zu spüren, war meine Monatsblutung doch erst so ungefähr zum Ende gekommen. Marie machte dieser Sachverhalt indessen nichts aus, sie legte sich voll ins Zeug. Selbstverständlich ist sie dabei extra so vorgegangen, daß ich danach komplett erschöpft, müde, ausgelaugt sowie abgedreht war; nachdem ich ja kurz zuvor ihr den orgastischen Muskelkater verheißen hatte, mußte sie mir ja unbedingt zeigen, wie einfach es für sie war, mir zu dieser Sensation zu verhelfen. Während ich keine große Ahnung hatte, wie ich derlei Ausnahmezustand bei ihr hätte erreichen können, hatte sie bei mir leichtes Spiel, dabei gab es von meiner Seite keine Abwehr. Gut, ich wollte mich ja auch gar nicht wehren, sondern genoß einfach, bis ich gar nicht mehr konnte, ich komplett aufgewühlt, aufgelöst, verloren im ekstatischen Rausch gar nicht mehr wußte, wo und wie ich war.

Maries Kommentar

Es schien mir auch wichtig zu sein, dieses dominante, männlich-mächtige Bild, welches Thorben und Boris von sich selbst zu vermitteln versuchten, womit sie beeindrucken und ebenso vielleicht einschüchtern wollten, aufzuweichen sowie zu zersetzen, sowohl ihr Selbstbild als auch jenes, welches beide mit ihrem Verhalten als Bedrohungsszenario aus Inkens Sicht aufgebaut haben mochten. Aus diesem Bild mußte der Streß heraus, folglich mit der Vorstellung dieser beiden Heteros in schwulster Leidenschaft miteinander verklebt in saftiger Wollust. Dabei wirkt diese Umdrehung der zuvor eingeprägten Bilder selbstredend am besten, wenn man diese grobschlächtigen Galane so darstellt, wie sie aus ihrem Rollenverständnis sowie ihrer heterosexuellen Männlichkeit heraus am wenigstens sein wollen: Weichgespülte, zärtlich schmusende Schwule, anale Höhlenforscher und emsige Samenschlucker, miteinander herzlich knuffelnde Schnuckelhasen.
Sie so vom selbstgebauten Sockel zu stoßen, war ganz wichtig, um Inken über ein herzhaftes Lachen über die schlechte Erfahrung mit den beiden hinwegzuhelfen und in ihnen gleichfalls die innere Unsicherheit, den Zweifel, die verborgene Sensibilität zu erkennen, eben auch jene Suchenden nach Zuneigung und Verständnis. Wenn ihre Methode auch grundfalsch, grob sowie belästigend war, so ist darin doch letztlich nur das Grundbedürfnis zu erkennen, welches durch hormonelle Not zu einem großen Druck im Kopf und im Gemächt führt, doch endlich einmal an einer dafür gedachten Stelle ausgiebig zu ejakulieren sowie sich zu erleichtern, abzuspritzen, zu befruchten, zu schwängern, rücksichtslos Nachwuchs zu zeugen, als gäbe es keinen Intellekt, keine Kultur, keine Sitten, keinerlei normatives soziales Verhalten, keine anerzogene Kultur. Jene Frustration über den fehlenden Erfolg des eigenen ungeschickten Werbens, jene Demütigung, durch die eigenen Hormone dominiert sowie gesteuert zu werden, führt zu solch fatalen Fehlleistungen, welche nichtsdestotrotz ein jeder verantworten muß.
Dem entgegenzustellen ist natürlich die intellektuelle Absurdität ihres Bemühens, die Lächerlichkeit der Methode. In die schwule Rolle versetzt offenbart sich eben überdies im Kontrast zwischen eigenem Anspruch sowie aufgedrängtem Vorschlag, was es ist, doch meist eben nicht mehr als der Spaß am Sex als Selbstzweck. Erst vom Drang des biologischen Zwecks befreit, kann man doch heiter über die eigene Schwäche lachen wie über die der anderen, dem nachgehen zu wollen. Befreit davon aber kann man das damit einhergehende Vergnügen indes erst hemmungslos genießen, insbesondere, wenn man es mit einem Menschen vollzieht, den man sehr mag, ja wobei es einem ein tiefes, inneres Bedürfnis ist, am Vergnügen der geliebten Person teilzuhaben, ihr zum Lustgewinn zu verhelfen, diese Wollust sowie deren Befriedigung bis zur Sättigung zu steigern, statt nur eigensüchtig dem eigenen Trieb zu folgen, diesem all die eigene Würde, all die eigene Intellektualität zu opfern. Es ist ja nicht schlecht, den eigenen Trieb befriedigen zu wollen, nur eben niemals auf Kosten anderer.

Persönlich betrachtet bin ich eigentlich nicht besonders fasziniert oder angesprochen durch den Akt zweier miteinander kopulierender Männer oder auch bloß der Vorstellung davon. Im Duell gekreuzte Penisse erfreuen mich keineswegs mit sexueller Erregung. Es erfreut aber selbstverständlich, wenn sie sich zuvor so heterosexuell geprägt dermaßen danebenbenommen haben, sich durch mein schlichtes Bemühen jedoch vorzustellen genötigt sehen, wie sie ihre Neigung ins Gegenteil verkehrt aneinander sowie ineinander austoben sollen. Gut, so hübsche, knuffelige Burschen in Aktion sind natürlich schon ein netter Anblick, egal ob sie gegeneinander ringen und raufen oder einander stoßen, schlecken oder saugen.
Männlicher Akt kann zweifellos attraktiv sein, in der Hinsicht hätten beide vermutlich durchaus Potential – gleich zwei davon mit Muskeln in Aktion, im Austausch von Leidenschaften – kann für die geneigte Frau durchaus mal ein Hingucker sein!
Die intensive sowie sexuelle Aktion von männlichen Muskeln und Samensträngen, das straffe, junge Fleisch, die Ekstase männlicher Urgewalt potenziert sich natürlich noch einmal, wenn sie es miteinander treiben, insbesondere wenn man selbst dabei gar nicht mitmachen mag, sich jedoch gleichwohl daran erfreuen kann, wie die schwitzigen Körper sich keuchend verausgaben sowie letztendlich ineinander verlieren, ganz weich, sanft, ausgepumpt sowie befriedigt wieder erschlaffen nach getaner Leistung, danach so harmlos liegen und japsen, als könnten sie kein Wässerchen trüben, womit auch, wenn sie alles in ihren Partner verspritzt haben?

Inken tat nun ja zunehmend das Bedürfnis kund, mich auch einmal japsen sowie keuchen zu lassen, auch einmal die Kontrolle zu übernehmen, mir diese Lust zu schenken, welche ich immer wieder so gerne an ihr auslöste, um darin zu schwelgen, wie heftig sowie hemmungslos sie darauf reagieren konnte. Durch unsere Liebe war es natürlich sehr naheliegend, daß sie genauso mir Spaß sowie Lust schaffen wollte, auch daß wir zusammen den Berg der Lust erklimmen sollten, um gemeinsam den Höhepunkt zu erreichen, darin zu verschmelzen, gemeinsam zu vergehen. Ich hatte gleichfalls Lust, aber ebenfalls noch immer erhebliche Bedenken um ihre Sicherheit dabei.

Inkens Gedankengang, mich zwingen zu wollen, kam überraschend, enthielt indes dabei doch eine Möglichkeit, es gefahrlos für sie zu probieren.
Nur konnte ich mich entspannen, wenn ich fixiert war?
Konnte ich mich überwinden und mich fixieren lassen?
Würde gar dies bereits eine Abwehr oder Blockade auslösen, etwas das Trauma der Kindheit erst recht heraufbeschwören?
Auch deshalb hatte ich noch Zweifel und Bedenken, das dringende Bedürfnis, mich auch ganz mit dem Gedanken vertraut zu machen, statt mich plötzlich außer Kontrolle, jedoch in wüster Abwehr zu finden. Diese überraschende Wendung hin zu einer eröffneten Möglichkeit war heikel und doch verlockend zugleich.
Immerhin vertraute und liebte ich Inken bedenkenlos, hemmungslos.
Demnach sollte es doch keine Überwindung kosten, die Kontrolle an sie abzugeben, mich ganz in ihre zarten Hände zu begeben?
Dennoch zögerte ich noch, merkte aber auch, die Sache duldete keinen langen Aufschub mehr, das wäre so oder so nicht mehr lange aufzuhalten, der Druck im Kessel stieg.

Jedenfalls den Druck bei Inken verstand ich inzwischen sehr gut abzulassen, diese heftig abfliegen zu lassen, wenn ich auch jedes Mal etwas anderes probierte, variierte sowie forschte. Neue Erkenntnisse zu gewinnen, neue Fähigkeiten zu erlangen, ist mir sehr eigen, auch das verschafft mir großes Vergnügen, bei dem Sachverhalt gar in zweifacher Hinsicht, intellektuell als gleichfalls sexuell. Inken läßt sich schnell für Forschung sowie Experimente begeistern, deshalb ließ sie sich auch zügig auf die neue Umgebung ein, ließ mich in der Folge einfach machen, was ich ihr Schönes gönnte. In der Hinsicht ist sie wirklich im Handumdrehen eine hemmungslose Genießerin und wilde sowie ursprüngliche Naturgewalt. Einmal auf die richtige Spur gebracht, passend stimuliert geht sie ab, daß es kein Halten mehr gibt. Es könnte selbstzerstörerisch heftig sein, wenn ich nicht den Überblick behalten würde, passend agieren würde. Gut, würde ich einfach aufhören, weiter zu stimulieren, würde es natürlich ebenfalls schnell abklingen, aber es ist so unglaublich reizvoll, sie in Ekstase einfach heftig zappeln zu lassen, daß Spaß, Lust und Sex nur so aus hier heraussprudeln sowie spritzen.

Finanzen

Gnadenlos riß sie das Radioprogramm aus dem Nebenraum am Mittwoch Morgen aus dem viel zu kurzen Schlaf. Sie lagen noch immer locker umschlungen, Inken brummelte lediglich über die üble Störung ihrer Ruhe. Viel motivierter war Marie auch nicht, sie fühlte sich indes ein wenig verantwortlich, mußte irgendwie wieder Schwung in ihren Wildfang bringen, denn ihre Vorlesung würde ja nicht auf diese warten. So koste und küßte sie erst sanft, danach schon intensiver, massierte, kitzelte, belebte ihren Sonnenschein immer weiter, bis beide sich lachend und munter spielerisch rauften sowie gegenseitig kitzelten und foppten. Das ging dann jedoch schnell wieder in eine innige Umarmung über, in welcher beide versanken, schwelgten, Zärtlichkeiten austauschten sowie vergnügt erkundeten, wie sie die Stimmung noch weiter bessern konnten.
Irgendwie hatte Marie im weiteren Verlauf dieser spielerischen Kabbelei wieder eindeutig begonnen, Inken zu stimulieren, schon willig protestierte Inken nur in einem Scheingefecht: „Marie … ich glaube, ich habe wirklich schon von gestern Muskelkater.“
Sie mußten beide lachen, Marie aber reimte:

Sie lachten beide über den Unfug, wobei Inken dazu giggelte: „Marie, du geschickte Poetin, mußt du unbedingt irgendwann mal aufschreiben!“
Marie grinste und erwiderte: „Meinst du wirklich?
Ganz bestimmt hat die Welt auf mein Geschreibsel gerade noch gewartet und aus mir wird einmal eine ganz große Autorin, welcher das Publikum ihre Wortkunstwerke nur so von den Lippen saugt.
Die Menschheit dürstet im Prinzip bereits nach meinen Worten, meiner Genialität, weiß es lediglich noch nicht explizit, implizit trachten sie jedoch eigentlich schon danach, sich zu laben, denn ach! – wer schreibt heute schon noch, Autoren sind doch inzwischen rarer als Mobiltelephone, dies war zu Zeiten von Homer, Shakespeare oder Goethe noch deutlich anders!.
Ich sehe es schon vor mir, wie ich gewaltige Werke schreibe, welche mehrere, vielleicht gar dutzende von Menschen bereit sind zu lesen – eine großartige literarische Zukunft liegt vor mir!“
Beide lachten vergnügt und Inken foppte etwas: „Mach doch, mach doch!
Zwei Nobelpreise in ganz verschiedenen Sparten im selben Jahr – das wäre doch mal was!“
Marie stieg darauf ein und erwiderte: „Na, mal schauen, vielleicht schreiben wir ja auch mal gemeinsam unsere Geschichte auf – mit jeder Menge Drama sowie Schabernack samt Kinkerlitzchen, Reibereien und wie ich dich zu hemmungsloser Ekstase knuffele sowie rubbele, bis du nur noch flehend sabbern und schnaufen kannst, um Gnade sowie eine Pause winseln kannst.
Das sollte doch allemal für einen Nobelpreis oder etwas Vergleichbares reichen, was sollten die Leute mehr wollen?
Derlei hat Originalität, originären, relevanten Inhalt, garniert eventuell mit einigen philosophischen, persönlichen sowie physikalischen Extras als Ausschmückungen, Abschweifungen, Exkursen. So soll es geschrieben werden, allerdings erst später, keinesfalls bereits heute.
Denn heute Morgen allerdings habe ich noch einen spannenderen, kniffligeren, vergnüglicheren Versuch als Aufgabe und gewissermaßen als Vorbereitung dazu – kann ja nie schaden, die zukünftigen literarischen Ergüsse zuvor eingehend mit aussagekräftigen, packenden experimentellen Ergebnissen zu untermauern – auch dies braucht seine Zeit sowie Muße, muß immer wieder reproduziert werden – und ich glaube wohl, der Versuch wird trotz etwas Muskelkater schon ganz vorzüglich gelingen!“
Damit steigerte Marie ihre Liebkosungen, rieb ihr Bein nun intensiv an Inkens Schoß, welche rein aus einem Reflex heraus ihre Schenkel anspannte, dadurch die Reibung noch erhöhte, sich anschließend ganz der steigenden Flut der Reize ergab, Marie einfach agieren ließ, sich ins Kissen warf und stöhnte: „Also gut … guuut … aber denke an dein Versprechen, am Wochenende darf ich auch mit dir experimentieren sowie für deinen Muskelkater an denselben Stellen sorgen.“
Marie lachte mit ihr, erwiderte: „Ja, ist versprochen, also machen wir das, ich habe Lust auf dich, bin schon gespannt, wie es wird.
Erstmal bist du aber nochmal dran, am Wochenende sehen wir dann, wie wir das hinbekommen!“
Marie führte die Reize zügig fort, wobei Inkens Bewegungen des Beckens dabei die Reize auch noch verstärkten, bis ihr Körper stark erhitzt heftig schwitzte, ihre Scham durch warmfeuchtes Klima willige Bereitschaft zur Lustlösung zeigte. Marie reizte noch mit Händen sowie Mund, Lippen, Zunge weitere Regionen, um in kurzer Zeit den gewünschten Effekt zu erzielen. So ging es sehr rasch voran, auch dieser Versuch gelang letztlich ganz vorzüglich. Anders als am Abend zuvor achtete Marie jedoch darauf, Inken nicht weiter zu verausgaben, sondern brachte sie im Anschluß wieder herunter in eine angenehme, zudem frische Entspannung.

So konnten sie hellwach aufstehen sowie ins Bad wechseln. Inken klagte dabei noch ein wenig weiter, allerdings lachend über ihren kleinen Muskelkater insbesondere in den Oberschenkeln, aber auch nur, damit sie Marie kurz in den Arm nahm, zum Trost sanft liebkoste. Aber beide rissen sich nun zusammen, machten sich zügig fertig.

Beim Frühstück erinnerte Marie daran: „Weist ja, am Donnerstag Abend bin ich wieder bei meinem philosophischen Treffen, wir nennen uns übrigens die Libertines, die Freigeister, hat allerdings mit Freimaurern oder solch einem Kram nichts zu tun, ist nur eine buntgemischte Gruppe mit gemeinsamen sowie sich ergänzenden Interessen.
Willst du mit Klara und Bettina vielleicht auch wieder etwas unternehmen, dies vorbereiten?“
Inken kratzte sich nachdenklich am Kopf, schüttelte darauf ihre wilde Haarpracht: „Nein, wir haben ja immer so viel Neues an der Uni, daher planen wir doch kaum so weit voraus. Aber hast Recht, ich sollte vielleicht heute mal fragen oder etwas vorschlagen. Vielleicht mal Kino oder so, war hier in der Stadt noch gar nicht im Kino. Vielleicht haben die beiden ja ebenfalls Lust. Meine Mutter hat mir ja letztes Wochenende zudem noch etwas extra Taschengeld zugesteckt, kann ich mir also mal leisten.
Über die Libertines mußt du mir irgendwann auch mal mehr erzählen …“
Marie nickte, überging den Hinweis auf die Libertines sowie den diesbezüglichen Informationsbedarf erst einmal und erwiderte: „Kino klingt doch gar nicht schlecht, müßt mal nachsehen, was so läuft.
Wieso eigentlich leisten können?
Wie finanzierst du dich eigentlich, haben wir noch gar nicht drüber gesprochen?“
Inken zuckte lächelnd ihre Schultern: „Knapp aber ausreichend jedenfalls.
Meine Eltern haben ja die Unterkunft im Studentenwohnheim organisiert, zahlen auch die Miete.
Studienkram zahlen sie ebenfalls.
Dazu bekomme ich noch etwas Geld für das Essen, die Mensa, ist so ungefähr kalkuliert, kommt aber ganz gut hin, wobei du ja hier bislang für das sonstige Essen aufgekommen bist, sollten vielleicht mal festlegen, wie ich mich beteilige.
Ansonsten gibt es noch etwas Taschengeld pauschal.
Sachen etwa zum Anziehen, technischer Kram wird extra diskutiert sowie angeschafft oder ich bekomme dann einen entsprechenden Betrag bei Bedarf aufs Konto.“
Marie grinste: „Hmmm, halten dich also etwas knapp und finanziell unter Kontrolle?
Für meine Stelle an der Uni bekomme ich ja regulär Geld, brauchst dich hier also nicht auch noch am Kleinkram beteiligen, das ist schon so in Ordnung.“
Inken meinte dazu: „Naja, ich verdiene eben kein eigenes Geld, klar, meine Eltern sind das ja so gewohnt und bei dieser neuen Situation mit mir weg von Daheim in der Stadt ist das erst einmal neu, kümmern sich eben noch um viel, auch damit ich mich voll auf das Studium konzentrieren kann.
Wie hast du das Studium in deiner Lage eigentlich finanziert?“
Marie spitzte kurz den Mund, führte zu diesem Sachverhalt aus: „Oh, ich habe ja etwas geerbt, als er weg war. Also nicht nur Küchentisch und Stühle, eine kleine, inzwischen selbsteingelagerte Bibliothek. Es gab ferner noch ein Haus, auf welches ich aus naheliegenden Gründen verzichten wollte, überdies noch diverse Anlagen. Haus wurde also gewinnbringend verkauft, größter Teil von seinen Sachen eben auch oder gleich mit dem Haus.
Da ich noch Kind war, wurde das dann zunächst solide angelegt, was so noch zufloß, die anderen Anlagen wurden mehr oder weniger gehalten oder grob so gehandhabt, wie er das ebenfalls organisiert hatte, etwas ruhiger sowie mit weniger Risiko allerdings.
Erst als ich volljährig wurde, habe ich endlich einen kleineren Anteil etwas riskanter angelegt.
Jedenfalls reichten die Erträge gut für das Studium.
Mein jetziges Gehalt ist ja nicht hoch, weil ich ja jedoch ziemlich bescheiden bin und lebe, ist das mehr als ausreichend, so daß die Kapitalerträge gar nicht mehr angegriffen werden.
Läuft in der Hinsicht ganz gut, obwohl der Finanzmarkt derzeit ja etwas unter Druck ist, klassische Zinsen bei 0.“
Inken lächelte verlegen: „Dann bist du also gewissermaßen eine gute Partie?“
Marie lachte, meinte dazu: „So gesehen hast du es ganz gut erwischt, reicht auch für uns beide. Wie sich nun gezeigt hat, habe ich ja sogar beim Kartenspiel gewisses Talent, weil ich mir die bereits ausgespielten Karten alle merken kann, notfalls könnte ich also vielleicht auch andere Leute abzocken und uns so finanzieren. Müssen also jedenfalls voraussichtlich nie hungern und dürsten, von daher kannst du dein Taschengeld ruhig weiter in einen vergnüglichen Donnerstag Abend investieren, brauchst dir keine Gedanken machen …“
Inken lachte gleichfalls.
Damit hatten also beide nun einen groben Überblick über die finanzielle Lage.

Nach dem Frühstück räumten beide zügig ab, machten sich fertig für den Aufbruch zu Studium sowie Arbeit. Hand in Hand schlenderten sie anschließend Richtung Hauptgebäude der Universität, wo sie sich bis zum Mittag in der Mensa verabschiedeten, danach schlenderte Marie zu Bureau sowie Labor; Inken ging hinein zur ersten Vorlesung.

Vor der Vorlesung war noch etwas Zeit, so unterhielt sich Inken noch mit Bettina und Klara, brachte auch gleich den Vorschlag für den Kinoabend am Donnerstag vor.
Bettina meinte schmunzelnd: „Oh, eigentlich hatten wir doch schon gestern Nachmittag eine krasse Schau, welche kaum zu überbieten sein wird, aber warum nicht, müssen einfach mal gucken, was wo läuft, werden uns schon einigen und alsdann losziehen.“
Klara nickte, meinte grinsend: „Ja, wirklich große Schau, gestern, schon so direkt vor der Nase immer deutlich packender als ein Film im Kino, aber wir dürfen wohl nicht jeden Tag mit solch einer Unterhaltungseinlage rechnen?“
Alle drei kicherten, Inken schüttelte den Kopf: „Eher nicht, war eine krasse Sondervorstellung, würde sonst ja auch langweilig für euch werden!“
Bettina meinte allerdings: „Oh, das war doch ganz lieb anzusehen mit euch beiden, wurde einem ja schon ganz kribbelig dabei!“
Klara stimmte mit ein: „Auf jeden Fall!
Aber ich hätte es gleichfalls spannend gefunden, genauer zu erfahren, was Marie mit den beiden Alpha-Männchen angestellt hat – hat sie dir etwas erzählt?“
Inken erwiderte: „Jedenfalls keine Details.
Meinte nur, sie hätte beiden gut zugeredet.
Aber wie beiden später reagiert haben, wie höflich sie plötzlich waren, ich weiß nicht, manchmal hat Marie etwas Unheimliches an sich, beide haben offenbar eine volle Ladung davon abbekommen. Wenn sie es darauf anlegt, kann sie sehr suggestiv, überzeugend argumentieren, bei Bedarf keinesfalls bloß verbal, ebenso mit Gesten, Mimik, kann bei Bedarf auch handfest anpacken, was uns ja bei dem Überfall im Park gerettet hat – mit Thorben und Boris war es ja zum Glück deutlich weniger arg.
Schaut mal – da kommt Thorben, grüßt ganz höflich – und setzt sich weiter nach hinten!“
Klara ergänzte: „Boris ist ja auch schon eben reingekommen, hat gleichfalls von weitem gegrüßt!
Wirklich!
Beide wie ausgewechselt!
Und es scheint anzuhalten, nicht nur gestern nach dem ersten Schreck, oder was auch immer da in sie gefahren sein mag.“
Inken zuckte nur grinsend ihre Schultern, alle lachten noch einmal herzhaft, malen sich jeweils aus, was Thorben und Boris zugestoßen sein mochte, was derart beeindruckend gewesen sein könnte. Jedenfalls waren sie sehr erleichtert, daß beide nun offenkundig zur Besinnung gekommen waren.
Bettina meinte: „Aber stimmt schon, Marie kann schwer Eindruck machen, also macht sie eigentlich immer, aber als sie die beiden gestern rief, wie sie geguckt hat, wie sich bewegt, da ist einem ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen, da mochte niemand in der Haut von den beiden Delinquenten stecken.
Beide kamen irgendwie auch ziemlich bleich sowie irritiert zurück, als hätten sie ihr eigenes Grab gesehen.
Irgendwas hat Marie mit ihnen angestellt – Spuren von Handgreiflichkeiten waren indes keine erkennbar, muß also irgendie subtiler mit Psychospielchen gelaufen sein – unsere Mahnungen zuvor hatten beide ja komplett ignoriert.
Naja, aber uns kann es ja Recht sein, wenn es jetzt dabei bleibt, daß sie nun friedlich sind, Ruhe geben.
Ich glaube desgleichen, sie meinten das ernst, daß wir Bescheid geben sollten, wenn jemand uns noch einmal dumm kommt.“
Inken hob mahnend den Zeigefinger: „Allenfalls wenn es arg kommt, sonst bekommen beide noch den Eindruck, wir hätten doch Interesse.
Oder wollt ihr vielleicht mal probieren?
Knackige Burschen vernaschen?
Um den Finger wickeln sowie verführen?“
Klara und Bettina kicherten, schüttelten jedoch beide eilends den Kopf.
Bettina meinte: „Oh, muß jetzt nicht unbedingt sein, hab so schon den Kopf voll genug!“
Klara nickte ergänzte dazu: „Kann mir auch nicht denken, daß die beiden nach den peinlichen Auftritten bei sonst irgendjemandem akuten Bedarf geweckt hätten!
Deshalb werden sie sich schon anderweitig umsehen müssen, wo sich noch keine Gelegenheit hatten, in Ungnade zu fallen.“
Wieder lachten alle drei hell und fröhlich auf. Wenige Minuten darauf begann auch schon die Vorlesung.

Marie wertete gerade im Bureau die Messung vom Vortag endgültig aus, als Klaus klopfte, seinen Kopf durch die Tür steckte. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd, bat zu einer außergewöhnlichen Sitzung in einer Viertelstunde in seinem Bureau, er wolle noch kurz Peter sowie Dirk Bescheid geben. Marie war überrascht, aber Klaus war schon wieder verschwunden, so sah sie lediglich auf die Uhr und arbeitete noch etwas weiter, druckte auch schon eine Visualisierung des neuesten Meßergebnisses aus.

Marie kam pünktlich im Bureau von Klaus an, schloß die Tür, denn Klaus, Dirk und Peter waren schon da. Als sie sich gesetzt hatte, sprang Klaus in fast kindlicher Freude auf, hielt ein Schreiben hoch, wedelte damit aufgedreht herum, prustete endlich heraus, was ihn dermaßen begeistert hatte.
Ein Drittmittelantrag war nun doch endlich bewilligt.
Nachdem es zuvor noch Probleme gegeben hatte, Dirk und Marie erst zu Beginn ihrer Übergangsstelle als wissenschaftliche Hilfskraft ziemlich als erstes mit wichtigen Messungen den Antrag unterfüttern konnten, hatte Klaus endlich eine entschiedene Verbesserung eingereicht, wobei die Messungen gut belegten, daß anders als von den Gutachtern vermutet das Verfahren gut funktioniert sowie sehr schöne und nützliche Ergebnisse liefern kann.
Vielleicht auch, um die Fehleinschätzung der Gutachter zu kompensieren, hatte man nun nicht einmal zu kürzen gewagt, sondern den Antrag in voller Höhe bewilligt.
Von daher war Klaus in Feierlaune, Peter klopfte begeistert auf den Tisch, Dirk auf Maries Schulter. Die im Antrag enthaltene Personalstelle war eigentlich für Marie gedacht gewesen, weil sich diese Entscheidung über ihren Antrag jedoch nun immer weiter hinausgezögert hatte, hatte Klaus letztlich ja doch eine Landesstelle organisieren können. Peter meinte dazu, daß Marie mit der Landesstelle ja gut bedient sei, zwar mit Lehrauftrag, aber doch in dem Umfang eine gute Sache. Klaus stimmte zu, führte dazu aus, sie müßten die Personalmittel ja auch nicht gleich angreifen. Wichtiger seien ohnehin die Sachmittel, denn nun könnten sie in ein paar neue Geräte investieren, die alten seien ja noch nicht so optimal für größere Herausforderungen, bei Defekten wären derzeit ja ohnehin die Reserven rar, in der Hinsicht könnten sie nun tief durchatmen, gut kalkuliert auf die gewünschte neue Ausstattung setzen. Weil Dirk bei den Geräten für den Antrag recherchiert hatte, wurde dieser nun gebeten, Marie einzuarbeiten, damit diese nach abermaliger Planung genau passend zum aktuellen Stand des Experimentes bestellen konnte.

Peter hatte darüberhinaus eine frohe Kunde, er hatte die erste Rohfassung seiner Doktorarbeit fertig und fände es natürlich schön, wenn noch jemand außer Klaus dazu mal eine Meinung abgeben könnte. Dirk hatte ja mit dem eigenen Werk gut zu tun, versprach jedoch, zügig einen Blick zu wagen, wobei Klaus allerdings mahnte, die eigene Arbeit bloß nicht zu vernachlässigen und darüber den Faden zu verlieren. Marie hingegen konnte ja etwas genauer reinsehen, zumal die Werkstatt mit dem neuen Aufbau ja noch nicht fertig war und wegen der nun möglichen neuen Geräte ohnehin noch ein weiterer Umbau sinnvoll werden könnte, welcher die weiteren Untersuchungen beschleunigen konnte sowie einige auch erst möglich machte.
Deshalb wurde also Marie als Korrekturleserin auserkoren, wobei dies gleichfalls Klaus zukam, sie wollten im Anschluß an ihre Lektüre mal vergleichen, was insofern auch interessant war, weil Klaus ja viel mehr Erfahrung hatte, Marie so viel leichter erkennen konnte, was eher für Anfänger in dem Forschungsbereich schwierig zu verstehen sein könnte, was man verständlicher formulieren könnte, wo etwas mehr erläutern oder Laborjargon vermeiden.
Daher versprach Peter für den Nachmittag drei gedruckte Versionen mit reichlich Platz am Rand für Anmerkungen, Klaus brachte bei dieser Gelegenheit gleich den Witz mit dem Gedankenaustausch an – Peters Gedanken kommen wieder raus, die von Klaus und Marie nach dem Lesen rein und damit reichlich weitere Arbeit.
Peter fand diese Vorstellung lediglich mäßig lustig, so ein großer Schreiber war er nicht, die anderen erheiterte sein verzagtes Grummeln schon, wie er zudem etwas gequält guckte, aber sie munterten ihn dann auch wieder auf, daß das meiste nun ja offenbar bereits geschafft sei, etwas da sein, woran er sich schon einmal festhalten könne.
Dirk war noch nicht ganz so weit, schätzte jedoch schon einmal grob, daß er Anfang des Jahres wohl etwas liefern könne, um gleichfalls mit einem literarischen Kleinod zur allgemeinen Kurzweil oder Erheiterung beizutragen.
Diese Ankündigungen zeigte Marie gleichermaßen, daß beide definitiv fertig wurden, somit sie im Frühjahr allein für das Experiment verantwortlich wäre. Peters Vertrag dauerte nicht mehr so lange, Dirk hatte auch nur noch bis ins Frühjahr hinein Zeit.

Als letztes zeigte Marie noch ihr neuestes Meßergebnis vor, was noch diskutiert wurde, Marie erläuterte kurz den aktuellen Stand des Experimentes sowie ihre Einschätzung der Messung. Diese paßte jedenfalls ausgezeichnet zu den bewilligten Mitteln, bestärkte sie in der Ansicht, auf dem richtigen Weg zu sein. Nun hieß es eben, zügig planen sowie die nun verfügbaren Mittel sorgfältig und effektiv einzusetzen, um besser voranzukommen.

So war es schon ungefähr Mittag, als sie ihre Sondersitzung aufhoben. Marie begleitete Dirk gleich in sein Bureau, dieser suchte sogleich die Unterlagen seiner Recherche zu den Geräten heraus, erläuterte schon mal ein wenig, beide verabredeten sich zudem gleich für den Nachmittag, um gemeinsam alles durchzugehen, wegen der Praktikumsbetreuung konnten sie natürlich lediglich eine ungefähre Uhrzeit festlegen. Bis dahin würde Dirk ihr ebenfalls eine Mitteilung schicken, wo noch Dateien zum Thema auf dem Rechner liegen, während Marie schon einmal grob durchgucken konnte und vielleicht erste Fragen vorbereiten.

Nachdem Marie diese Sachen in ihr Bureau gebracht hatte, konnte sie auch gleich los in die Mensa.
Dort traf sie sodann auch schon auf Klara, Bettina und Inken, berichtete gleich von der Neuigkeit: „Sieht so aus, als hätte ich heute eine neue Aufgabe bekommen: Geld ausgeben!“
Erwartungsgemäß staunten die drei, Inken fragte nach: „Wieso?“
In der Folge erzählte Marie etwas über den gerade bewilligten Antrag, die Probleme der schon etwas älteren und nun zu ersetzenden Geräte oder der jedenfalls für Studenten doch schon eindrucksvollen Geldsumme an Sachmitteln, wobei davon allerdings wohl ein guter Teil für ein leistungsfähigeres sowie weniger anfälligeres Lasersystem draufgehen würde. Marie berichtete allerdings selbstverständlich gleichfalls von der damit einhergehenden Verantwortung, dies Geld sinnvoll und effektiv zu verbraten, um Experiment samt Forschungsprojekt effizient voranzubringen.

Weil sie offenbar noch immer darüber nachdachte, fragte Klara endlich auch noch nach Maries Gespräch mit Thorben und Boris, Marie blieb jedoch bei den Ausführungen dazu recht allgemein, lächelte verschmitzt zur ihrer Aussage, es habe sich nur um eine nette Plauderei gehandelt, in welcher sie den beiden lediglich klargemacht habe, daß sie hier ja primär zum Studieren seien, gemeinsam mit den Kommilitonen effizient spannende Sachen lernen. Dabei wäre es doch schade, wenn sie plötzlich gar nicht mehr in der Lage wären, weiter zum Studium zu erscheinen – warum auch immer. Daher seien Belästigungen natürlich völlig fehl am Platze sowie komplett kontraproduktiv für die persönliche Entwicklung ebenso wie für das Klima unter den Kommilitonen. Diese Argumente, zudem noch subtil unterstrichen, hätten beiden ja auch sofort eingesehen, von daher sei jenes nette Gespräch sehr zielgerichtet und gut verlaufen, also alles in Ordnung.
Bettina hakte nichtsdestotrotz jedoch nochmals nach, spielte auf Maries finstere Miene an sowie ihre Ausstrahlung, daß ja allen im Raum etwas kühl geworden sei.
Marie grinste dazu allerdings bloß, zuckte mit den Schultern und versicherte, es komme weniger darauf an, was man genau sage, sondern wie. Ein persönlicher Auftritt, die persönliche Ansprache wirklich gleich immer anders als bloß ein schriftlicher Kommentar zum Beispiel im Netz, welcher letztlich wenig Durchschlagskraft habe – jedenfalls solange dieser nicht in einer Echoblase oder Meinungsblase abgelassen werden, dort auf fruchtbaren Boden falle.
Etwas Schau gehöre schon dazu, um solche Testosteronbomben zu beeindrucken, zur Ordnung zu rufen, wieder einzufangen, auf richtige Bahnen umzuleiten. Sonst laufe man ja Gefahr, nicht ernst genommen zu werden und dann sei ja alles für die Katz, also stattdessen doch lieber eindrucksvoll gucken.
Dabei schaute sie Bettina von einem zum nächsten Augenblick so an, daß deren Herzchen glatt einen kleinen Aussetzer hatte, diese sich danach erschrocken an ihre Brust packte.
Auch Klara führte, nachdem Marie wieder milde lächelte, dazu nur aus: „Huuu …“
Inken allerdings schüttelte den Kopf, knuffte mahnend in Maries Seite, meinte ernst: „Marie …“
Diese legte den Kopf zur Seite, schmunzelte: „Bin doch schon wieder ganz lieb, gar nichts passiert, aber ihr wolltet doch wissen, wie es geht, also jedenfalls, wenn ich das mache. Wie das bei euch aussieht, weiß ich nicht.“
Inken versuchte es daraufhin, was allerdings nicht so richtig klappte, weil nun Klara erleichtert kicherte, worauf es Bettina ebenso versuchte, allerdings ebenfalls scheiterte, weil sie selbst lachen mußte. Nach dem kleinen Schrecken für zwischendurch wurde es damit wieder lustig, weil sie es alle drei noch mehrmals versuchten, Marie sich jedoch hütete, es noch einmal vorzuführen.

Der Nachmittag lief anschließend für Inken, Klara und Bettina wieder ohne besondere Vorkommnisse. Sie konnten wieder ungestört lernen und arbeiten. Später beteiligten sich Thorben und Boris wieder ganz angemessen an den Diskussionen im Gruppenarbeitsraum, fast als ob es jene Vorfälle mit ihren gescheiterten Annäherungsversuchen nie gegeben hätte. Fast als ob Marie ihnen eine Hormonentziehungskur verpaßt hätte oder auch einen Einlauf mit Freundlichkeit sowie Liebenswürdigkeit, was ihnen nun aus allen Poren tropfte. Daher waren sie irgendwie etwas netter und höflicher, hilfsbereiter, fügten sich deutlich besser in die Gruppe ein. Es ging munterer sowie fröhlicher zu, nachdem dieser Konflikt ausgestanden war, die dicke Luft abgezogen war.

Marie guckte sich wie verabredet die Unterlagen durch, hatte schon kurz nach der Mittagspause von Dirk eine Nachricht bekommen, wo was auf dem Rechner in seinen Verzeichnissen zu finden ist. So machte sie sich ein erstes Bild. Peter brachte außerdem wie versprochen eine Version seiner Arbeit vorbei. Als Dirk nachher zu ihr kam, kamen beide schnell voran mit Maries Einarbeitung in die Materie. Marie machte sich ein paar Notizen, obgleich sie sich ja bei Bedarf sehr viel sehr schnell merken konnte, aber es schien ihr wichtig, ein paar Sachen zu dokumentieren, im Anschluß besser strukturieren zu können. Immerhin ging es um ein hübsches Sümmchen Geld, deshalb wollte sie größere Fehler selbstverständlich vermeiden, Entscheidungen belegen können. Schnickschnack wollten sie sowieso vermeiden, jedoch bei den Anschaffungen für mögliche Entwicklungen der nächsten Jahre gerne vorbereitet sein, also einen späteren Ausbau gleich berücksichtigt wissen. Weil nun wiederum die Zukunft nie präzise absehbar, prognostizierbar ist, sind dabei mit klarem Kopf Überlegungen abzustellen, wie pure Spekulationen oder wilde Phantasien von realistischen Abschätzungen zu trennen sind, was wiederum keineswegs so einfach ist, wenn jemand wie Marie gerade mit dem Projekt begonnen hat.

Sie kamen ganz gut voran, wechselten irgendwann obendrein zu Themen, welche Marie noch für Dirks Arbeit rechnen ließ, diskutierten diese, überlegten, was noch nützlich wäre, wie genau sowie in welchem Umfang diese Rechnungen für Dirks Arbeit notwendig wären. Deshalb steckten sie noch einmal genauer ab, was Dirk noch brauchte, was demgegenüber sowieso von allgemeinem Interesse wäre, selbst wenn es nicht direkt etwas für seine oder Maries Arbeit wäre. Immerhin konnte er ungehindert weiterschreiben, die Ergebnisse später einfach ergänzen, wenn sie vorlagen. Weil diese selbstverständlich keine wesentlichen Bestandteile seiner Arbeit waren, würde dazu auch bloß relativ wenig Text ergänzt werden müssen.

Daneben betreute Marie diesen Nachmittag ja auch wieder Studenten beim Praktikum. So war sie also rundum gut ausgelastet. Ihre Studenten kamen allerdings gut zurecht, insofern konnte sie ihre Zeit relativ gut einteilen, grob nach ihren Vorstellungen mit allem vorankommen.

Am späten Nachmittag klopfte wieder Inken an der Tür. Dirk und Marie waren allerdings praktisch fertig, worauf sie Inken gleich hinwiesen, welche keineswegs stören wollte, aber diesen Einwand ließen sie natürlich nicht gelten, so setzte sich Inken, beide zeigten ihr daraufhin noch kurz gemeinsam, worum es ungefähr bei dem geplanten großen Einkauf gehen sollte. Inken war auf jeden Fall beeindruckt. Dirk lachte, meinte dazu, sie hätte ja noch ein paar Jahre Zeit, bevor sie sich um solche Sachen kümmern müßte, Inken betonte aber natürlich, wie spannend es sei, das so direkt mitzubekommen, denn der Alltag hier sei ja dann doch ganz anders als das, was man täglich im Studium lerne. Marie und Dirk versicherten allerdings, daß man einen guten Teil davon auf jeden Fall brauchen könne, um dies als Voraussetzung für die Forschungsarbeit gleichfalls später zu schaffen.
So war Inken zufrieden und motiviert.
Als Dirk sich verabschiedete, um sich wieder seiner Doktorarbeit zuzuwenden, packte Inken auch gleich aus, begab sich fleißig an ihre Studienangelegenheiten.
Marie analysierte ansonsten weiter die Unterlagen von Dirk, machte sich weitere Notizen, um dann in Kürze bei Firmen nachfragen zu können oder vielleicht auch weitere Firmen mit ähnlichen Produkten zu finden. So würde sie also noch eine Weile weiter recherchieren sowie optimieren, bevor diese Angelegenheit erneut mit Klaus diskutiert werden könnten, um allmählich sowie in aller Ruhe zu einer ausgewogenen, gut durchdachten Entscheidung zu kommen, was konkret als erste größere Anschaffung umgesetzt werden sollte. Die Anforderungen hatten sich nicht stark geändert gegenüber den Annahmen von Dirk für den Antrag, allerdings hatte sich der Anwendungsbereich inzwischen etwas erweitert, zum Glück ebenso ihr Budget dafür, so daß insbesondere bei dem Lasersystem noch einmal genau durchgedacht werden mußte, was wünschenswert war, um auf dieser Grundlage nachfragen zu können, ob derlei in dem Umfang umsetzbar wäre. So mußte sie im Zuge weiterer Planung obendrein herausfinden, wo sie vielleicht Kompromisse eingehen mußten, wie diese aussehen konnten, damit diese nicht den Umfang der Arbeit nennenswert beeinträchtigen würden.

Was Inkens Planungen betraf: Die eigentliche Aufgabe, nach dem Kinoprogramm zu gucken sowie Vorschläge zu machen, hatten Klara und Bettina übernommen, aber gegen Feierabend guckten sich genauso Inken und Marie noch ein wenig diesbezüglich im Netz um, ebenso, welches Kino wohl am besten wie anzufahren sei – und später alsdann natürlich auch wieder von dort sicher heim. Inken indes gab sich selbstsicherer sowie selbstbewußter, sie hatte irgendwie an Stärke dazugewonnen, obwohl es ja letztlich Marie war, welche ihr kleines Problem mit Thorben und Boris gelöst hatte.

Nach diesem ereignisreichen Tag schlenderten sie letztlich gemütlich sowie Hand in Hand heim. Dort angekommen, bereiteten sie gleich das Abendbrot zu. Weil für den nächsten Tag ja noch der Kinobesuch geplant war, wollte Inken mit ihrem Studienkram unbedingt noch weiterkommen, so war sie bald wieder fleißig sowie konzentriert bei der Arbeit, daß es eine Zier und Freude war, ihr dabei zuzusehen.
So lächelte Marie ihr ab und an lieb zu oder fuhr ihr zart über ihre Hand, während sie selbst am Rechner im Netz stöberte oder auch am Rechner ein Spielchen daddelte.
Gelegentlich fragte Inken auch wieder etwas, beide diskutierten das aktuelle Problem, um Inken auf Ideen zu bringen, welche diese daraufhin gleich probierte.
So ging dann auch der Abend dahin, Inken kam wieder einmal gut voran, daß sie endlich sehr zufrieden gähnte, sich reckte.
Gemütlich stand Marie auf, massierte ihre Schultern, wuselte durch ihr Haar, fragte: „Genug für heute gelernt?“
Inken nickte den Kopf, drehte ihn danach weit in den Nacken, um so Marie erst anzuschauen, anschließend ihre Augen zu schließen sowie fordernd den Mund zu spitzen. Diesen Wunsch verstand Marie gut, umspielte Inkens Mund zart mit ihren Lippen sowie ihrer Zunge, bis sich ihre Münder zu einem innigen Kuß vereinten, aber lediglich für ein kleines Weilchen, denn diese Position war für Inken schon etwas unbequem.

Daher packten beide also alles zusammen, schlossen damit die Aktivitäten für den Tag, machten sich für die Nacht fertig, alberten und tobten noch etwas im Bad herum, um letztlich munter und fröhlich das Bett zu stürmen. Inken veranlaßte Marie, sich auf den Bauch zu legen, massierte ihren Rücken, verwöhnte mit Küssen und rieb ihren nackten Leib mit gutem Druck über Maries Leib. Marie ließ sie eine ganze Weile gewähren, drehte sich irgendwann gar, woraufhin Inken ihre Schultern und Brüste koste, diese Umschmeichelungen zog sie weiter hinab bis zum Bauchnabel, streichelte mit der Hand durchaus gleichfalls tiefer, was Marie ruhig eine Weile genoß, wobei sie versonnen durch Inkens Kopfhaar wuselte, bis sie Inken Signale gab, doch wieder aufzutauchen.

So traf wieder Mund auf Mund, beide umarmten sich innig. Nun übernahm wieder Marie den aktiveren Teil, regte Inken schnell mächtig an, spürte die Hitze sowie den schnelleren Atem, stimulierte weiter, verlor sich wieder in Inkens herzförmigem Wäldchen, rieb, küßte und koste jene hitzige Stelle, welche ebenso durch die schnell zunehmende Feuchtigkeit einfach nicht kühlen wollte, im Gegenteil, unter Maries Aktivitäten spannten bald Inkens Muskeln, gaben wieder etwas nach, um doch wieder anzuziehen. Marie spielte ein wenig mit ihr, erahnte gut den Zustand an leisem Zittern, am Seufzen, an kleinen Bewegungen, welche unkoordinierter, nervöser wurden. Heute wollte sie eine Lustlösung nicht so lange hinauszögern, also steigerte sie ihr Spiel weiter und geleitete Inken zügig zu einem Höhepunkt, im Anschluß wieder ein Stück hinunter, hielt sie dort, steigerte ihr Spiel daraufhin weiter bis zu einem nächsten und mit etwas mehr Zeit obendrein sogar noch zu einem dritten.
Sie witzelte endlich: „So, du mußt ja deine Muskeln etwas trainieren, geht ja nicht, wenn du dauernd mit Muskelkater unterwegs bist, wie sieht denn das aus?“
Inken gluckste, kicherte glücklich sowie sehr zufrieden, erschöpft, fragte dann jedoch etwas unsicher nach: „Meinst du wirklich, da war etwas an meinem Gang zu sehen, was dem zuzuordnen gewesen wäre?“
Marie lachte, erwiderte: „Naja, etwas anders bist du heute Morgen schon gegangen, aber nicht besonders auffällig. Eindeutig zuzuordnen – ach was, hätte ja ebenso auf anderweitigen Sport, Übungen zur Stärkung der Oberschenkelmuskeln oder Bauchmuskeln zurückzuführen sein können …“
Inken lachte, daraufhin küßten sich beide, kosten sich zärtlich, bald indessen war Inken dermaßen müde, daß sie geborgen in Maries Armen selig einschlief. Marie genoß noch ein wenig ihre gleichmäßigen Atemzüge sowie ihr Glück, bevor auch sie ganz entspannte und ebenfalls einnickte.

Inkens Kommentar

Über die Finanzen braucht eigentlich bloß wenig gesagt oder kommentiert werden. In den Schulferien habe ich ja durchaus auch mal gearbeitet, so viel bleibt bleibt indes letztlich doch bloß wenig übrig. Gelegentlich wird ja auch mal was Besonderes gekauft. Was sich so über die Jahre ansammelt, ist folglich natürlich schnell überschaubar, zu wenig, daß man damit ein Studium selbst finanzieren könnte. Für finanzielle Sachen haben meine Eltern sowie meine Großeltern allerdings sowieso ein Händchen, von daher passiert Finanzierung eigentlich immer einfach, ohne daß ich davon viel mitbekomme, jedenfalls sofern Konsens über den Sinngehalt besteht – was bei einem Studium in der Familie sowieso außer Diskussion stand, unabhängig vom letztlich gewählten Fach. Vermutlich profitiere ich dabei zum einen davon, daß ich Einzelkind bin, zum anderen davon, daß die Familie Geld angelegt hat, obendrein gleichfalls ausreichend Einnahmen hereinkommen, je nach Auftragslage sowie aktueller Situation. Deshalb wird einerseits darauf geachtet, sinnvolle Dinge anzuschaffen, keinesfalls zu verschwenden, andererseits ist es allerdings gleichfalls so, daß letztlich für sinnvolle, nachvollziehbare Wünsche oder bei geschickter Argumentation immer genug Geld da ist. Wie groß das Vermögen ist, mit wieviel dabei jongliert wird – keine Ahnung, lag irgendwie nie im Zentrum meines Interesses. Weil ich letztlich ja auch nie so viel brauche, war eine Finanzierung dann auch praktisch kein Thema zu Beginn des Studiums. Was notwendig war, wurde bereitgestellt, eigentlich ganz einfach. Wie Marie allerdings schon feststellte, selbst haushalten mußte ich nie, so war das auch noch, als ich wegen des Studiums in die Stadt zog.

Daher war ich natürlich schon sehr beeindruckt, mit welchen Summen Marie plötzlich haushalten sollte, als ihr Projekt bewilligt worden ist. Marie schien diese finanzielle Verantwortung wenig zu beeindrucken, während man Dirk etwa schon anmerken konnte, daß der eigentlich ganz froh war, den Kram an Marie abzugeben. Klar, so wie sie das erklärt haben, wird alles ohnehin noch in der Gruppe vorgestellt, letztlich wird ihr Chef Klaus dabei das letzte Wort haben, weil jedoch Marie recherchiert sowie verhandelt, zusammenstellt, ist es ja doch praktisch sie, welche im Detail entscheiden muß, wie es läuft. All dies wird ihr Chef alsdann kaum noch im Detail nachvollziehen wollen. Aber Marie kann das gut, macht dabei einen souveränen, wie immer bei derlei Aufgaben konzentrierten Eindruck, fuchst sich zügig hinein, jongliert geschickt alle Informationen im Kopf. Organisieren, entschlossen vorgehen, verhandeln, Entscheidungen treffen, kein Problem bei Marie, ist dann einfach eine Aufgabe, welche ruhig analysiert sowie abgearbeitet wird, so wie sie es mir beigebracht hat.
Es ist natürlich gleichfalls ziemlich verblüffend für Laien, Studenten, wie teuer selbst scheinbar einfache Geräte sind. Sie haben mir allerdings auch erläutert, daß dies schon wieder deutlich anders aussieht bei Geräten, welche wirklich weit verbreitet werden und damit zügig einer Massenfertigung unterliegen. Mobiltelephon oder Rechner sind ja auch nicht so teuer, obgleich es komplexe technische Geräte sind. Wenn ein Unternehmen natürlich lediglich ein paar handgefertigte Exemplare pro Jahr verkauft, verwundert es keineswegs, daß diese ziemlich teuer sind.

Maries Kommentar

In der Liebe sind Geldangelegenheiten ja wegen ihrer Profanität eher unangenehme Themen. Irgendwie muß man sich in solch einer Marktwirtschaft ja finanzieren, um durchzukommen und zu leben, was soll man also tun, man ist gezwungen, dafür Zeit aufzuwenden sowie zu organisieren. Je mehr Geld oder besser Anlagen man irgendwo hat, desto mehr wird man da reingezogen, muß sich immer wieder kümmern, entscheiden, umorganisieren, neu anlegen. Obwohl es einen eigentlich gar nicht interessiert, ist man doch wenigstens mehrmals im Jahr dabei.
Ihre Familie hatte diesen nervigen Kleinkram für Inken einfach sowie übersichtlich gehalten. Einerseits ist dies schön und rücksichtsvoll, damit sie sich voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren kann, andererseits gehört zum selbständigen Leben natürlich ebenso dieser Haushaltskram. Wobei ich natürlich gleichfalls die Neigung habe, ihr den profanen Kram zu ersparen.
Es mangelt uns ja an nichts, warum sich also Gedanken machen?
Ob Inken etwa in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer etwas arbeiten will, müssen wir mal sehen, wenn die Zeit gekommen ist. Studium in unserem Fach reibt die Nerven jedenfalls auf, daher ist Erholung in der vorlesungsfreien Zeit wichtig, alles mit Arbeit für letztlich doch relativ wenig Geld dafür vollzustopfen, wäre ohne Notwendigkeit ziemlich kontraproduktiv. Viele Studenten sind ja hingegen drauf angewiesen, ihre Finanzen aufzubessern, teilweise sogar neben den Vorlesungen. Das jedenfalls kann man bei einem ernsthaften Studium in unserem Fach vergessen. Ungerecht ist das sowieso, denn dies wird viele schlaue Leute ohne eigene Mittel, finanziellen Rückhalt davon abhalten, das Risiko eines Studiums einzugehen, was selbstverständlich ein Verlust für die Allgemeinheit bedeutet, denn damit kommt ja lediglich jener Anteil von Talenten zum Zuge, welcher zufällig durch das Elternhaus gut finanziert werden kann. Hinzu kommen Leute, welche bloß aufgrund dieser Möglichkeiten studieren, ansonsten aber eigentlich ungeeignet sind, weil sie das gewählte Fach selbst eigentlich kaum interessiert oder sie formal überfordert damit sind, es trotzdem irgendwie durchziehen, weil dies erwartet wird. Ein staatlicher Kredit zur Finanzierung des Studium ist hingegen riskant, beschränkt Freiheiten, ist immer knapp, schiebt eine größere Hypothek in die Zukunft. Derlei werden viele an sich hervorragende Köpfe ohne eigene Mittel gar nicht riskieren, damit deutlich unter ihren Möglichkeiten bleiben.

Nach unserer Planung hätten wir mein Promotionsprojekt auch so durchziehen können, mit den nun doch bewilligten Mitteln indes hatten wir natürlich viel mehr Möglichkeiten, also mehr, besser sowie genauer messen, dazu ebenso eine Option auf neue Wege, welche sich ja erst aus dem ergeben, was man zuvor herausgefunden hat. Absichtlich ist hier nicht genau beschrieben, was wir eigentlich machen, ist für die Handlung ja auch nicht so wichtig. Ich vermute mal, die Aktivitäten sind in vielen Bereichen der Forschung an Universitäten ähnlich. Es gibt immer Finanzierungsprobleme, Drittmittelanträge, das Drama um die Bewilligung sowie das Drama mit befristeten Stellen, einer damit bedingten Problematik starker Fluktuation von Personen. Kaum hat sich jemand bis auf’s Expertenniveau in ein Gebiet praktisch sowie theoretisch eingearbeitet, so ist die Promotion auch schon fertig, es kommt der Abschied. Nur wenige machen weiter und besonders bei kleineren Arbeitsgruppen besteht darauf das Problem, das vorhandene Wissen rechtzeitig weiterzugeben, um das Niveau der Gruppe zu halten. Dafür reicht der Professor nicht aus, denn vieles von den praktischen Sachen im Labor wird vom Chef ja gar nicht mehr nachvollzogen. Dieser hat den Überblick, könnte praktisch sowie im Detail allerdings gar nicht gut anleiten oder noch selber experimentieren. Solcherlei Diskontinuitäten können selbstverständlich deutlichen Einfluß auf die Effizienz der Forschung haben. Immerhin hatten wir eine solche Übergabe in meinem Falle noch ganz gut hinbekommen, ich hatte mich mittlerweile schon gut eingearbeitet, während Dirk und Peter noch am Schreiben waren.
Auch die Übergabe bei den Recherchen zu dem frisch bewilligten Projekt verlief ja unproblematisch. Ich komme gut damit zurecht, weiter zu recherchieren sowie zu verhandeln, letztendlich obendrein Entscheidungen voranzutreiben. Für mein Projekt hätte es eigentlich kaum besser laufen können, gut, wenn die Bewilligung ein halbes Jahr früher gekommen wäre, hätten wir schon Zeit, Nerven und gleichfalls Geld sparen können, effizienter arbeiten, macht indessen ja auch so Spaß und es kommt ja nicht immer drauf an, möglichst effizient sowie kostenbewußt zu forschen, sonst wäre das sicher ganz anders organisiert. Sparsam selbst ist erst einmal kein Argument, denn zu knickerig sabotiert Möglichkeiten, relevant voranzukommen, kann den Fluß des frischen Wissens zum versiegen bringen.

Mit Absicht wird ebenso darauf verzichtet, genauer zu beschreiben, woran wir eigentlich forschen, denn das hat mit der eigentlichen Geschichte wenig zu tun. Bevor man die wissenschaftliche Veröffentlichung nicht raus hat, mag man sowieso keine Details schreiben, solcherlei Details sind ja sowieso unnötig für diese Geschichte. Ich glaube, die Forschungsumgebung in der Universität ist schon typisch, ähnlich wie die Studienbedingungen, von daher wurde etwas verallgemeinert, verdichtet, ebenso etwas verfremdet, mit den Perspektiven gemischt, um hier ein eigenständiges narratives Geschehen zu bieten, statt lediglich biographisch zu berichten, was weder notwendig noch erwünscht wäre, jedenfalls nicht von allen Beteiligten.

Spannende Erwartung

Von draußen fiel das frühe Licht des Donnerstag Morgen auf Maries Gesicht, erhellte die Dunkelheit unter ihren geschlossenen Augenlidern etwas. Inken regte sich ein wenig im Schlaf und Marie erwachte langsam. Sie spürte Inkens warmen Leib an ihren geschmiegt, versuchte dabei einmal mehr zu begreifen, wie es dazu hatte kommen können, daß sie plötzlich so viel Glück haben konnte. Offenkundig konnte ja doch eine gute Entscheidung zum richtigen Moment eine Menge wenden. Es hing wohl erst einmal an dem einen Moment, wo sie sich zu Inken in der Mensa an den Tisch gesetzt hatte, als sie etwas riskiert hatte. Hätte sie es da nicht gewagt oder wäre an dem Tag der Vormittag anders verlaufen, sie wäre früher oder später in der Mensa eingetroffen, hätte sie Inken verpaßt, somit wäre gar nichts passiert, beide hätten sich vielleicht später verfehlt, eventuell hätte Inken gar aufgegeben, weil ihr aufgrund der inneren Unruhe einfach die Möglichkeit gefehlt hätte, sich ausreichend auf das Studium zu konzentrieren, Bekanntschaften mit anderen Kommilitonen zu schließen, dadurch ausreichend gemeinsam arbeiten zu können. Verblüffend im Grunde, wieviel aus einem zunächst kurzen Moment folgen kann, welcher ganze Leben zu ändern vermag.

Sie erinnerte sich an ein Buch von Stanisław Lem: ‚Die vollkommene Leere‘.
Dies experimentelle Buch enthält Rezensionen fiktiver Bücher, eines davon ist ‚De Impossibilitate Vitae; De Impossibilitate Prognoscendi‘ von Cezar Kouska, worin philosophische Konsequenzen aus statistischen Aussagen gezogen werden, zunächst einmal ganz plausibel dargestellt wird, wie unwahrscheinlich es ist, daß etwas Bestimmtes passiert oder gar ein bestimmter Mensch überhaupt existiert. In der Rezension des fiktiven Buches wird allerdings darauf verwiesen, daß unsere eigene Existenz trotz dieser irrwitzigen Unwahrscheinlichkeit ja darauf hinweise, daß mit der Argumentation etwas nicht stimmen könne.
Marie schmunzelte, denn ihre Überlegungen waren ähnlich gewesen, um sich vor Augen zu führen, wie unwahrscheinlich es war, mit Inken zusammenzukommen.
Sie hatte auch so ihre Argumente dazu, welche doch zeigten, daß das beides schon so seine Richtigkeit hat. Nimmt man etwa ein Zufallsexperiment her, etwa die Ziehung der Lottozahlen, so gibt es für eine Zahlenkombination nur eine relativ kleine Chance zu gewinnen, bei sechs richtigen Zahlen aus neunundvierzig etwa eins zu vierzehn Millionen. Dennoch nehmen eben sehr viele Leute an der Ziehung mit unterschiedlichen Zahlenkombinationen teil, von daher hat man regelmäßig Lottogewinner, denn eines ist bei einer Ziehung gewiß – irgendeine Zahlenkombination kommt dabei heraus. Auf die eigene Existenz bezogen kann man so schon sagen, daß diese von einer praktisch beliebigen Zahl von Zufallsexperimenten abhängig ist, also das persönliche Hier und Jetzt und Selbst beliebig unwahrscheinlich ist. Allerdings hätten andere Ergebnisse der Zufallsexperimente ja nicht nichts zur Folge gehabt, sondern lediglich etwas oder etwas enger gefaßt eine andere Person, welche sich die gleiche statistische Frage der eigenen Unwahrscheinlichkeit hätte stellen können. Weil jedoch wiederum diese Zufallsexperimente zwangsläufig stattfinden, weil die Zeit nicht aufgehalten werden kann, braucht sich niemand als Gewinner zu fühlen, als herausragend, nur weil das Hier und Jetzt und Selbst eben gerade so eingetroffen ist, daß dies zur eigenen Existenz geführt hat. Wer nicht existiert, kann sich derlei Fragen nicht stellen. Dieses hervorgehobene Privileg der Existenz ist eigentlich keines, denn Nichts hat demgegenüber keinerlei Eigenschaften.

Selbstverständlich, bei Menschen mit einem Bewußtsein sind die Entscheidungen mitnichten rein zufällig. Entscheidungen beruhen auf der jeweiligen Persönlichkeit, den vorherigen Erfahrungen, gleichfalls wie das Gehirn aufgrund des vorherigen Lebens eine konkrete Situation wahrnimmt, interpretiert sowie auf diese reagiert. Inken etwa war ihr ja schon zuvor aufgefallen. In diesem Momenten hatte sie sich nicht getraut, sie anzusprechen. Inken war jeden Wochentag in der Mensa. Hätte sie sie an jenem Tag verpaßt, hätte sie vielleicht an einem anderen Tag gefragt und beide wären zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Inken hatte gleichfalls berichtet, daß sie ihr ebenfalls vorher aufgefallen sei, von daher also vielleicht doch keineswegs dermaßen zufällig, daß sie sich kennengelernt sowie gut verstanden hätten, beide Interesse gezeigt hätten.

Jedenfalls, so dachte sie, sollte sie sich langsam Gedanken machen, wie sie es nun am Wochenende anstellen sollte, Inkens Wunsch sowie dem eigenen Bedürfnis endlich zu folgen, sich mit ihr zusammen so richtig lustvoll gehenzulassen, es zuzulassen, jedoch ohne Risiko für Inken. Die Idee mit der Fixierung war sicher schon in Ordnung, sie könnte ja an diesem Abend mal in den Vorräten der Libertines stöbern, sie war sich sicher, darin gab es ebenso nicht einschneidende Möglichkeiten, welche keinesfalls unbedingt dramatisch wirken mußten. Immerhin, so überlegte sie, mochte Inken dadurch doch etwas auffallen, sie mochte daraufhin Fragen stellen.
War es ihr gegenüber korrekt, ihr weiter ihre sadistischen Neigungen zu verschweigen?
War es fair, ihr zu verschweigen, was für ein Monster in ihrem Kopf lauerte und mit den Ketten rasselte?
Nun, sie hatte keinerlei Bedürfnis, zum Glück, Inken irgendwie mit sadistisch-masochistischen Praktiken zu unterjochen sowie zu malträtieren.
Aber wie lange konnte es schon noch dauern, bis Inken etwas ahnte?
Da war die Aktion mit Boris und Thorben in der Bibliothek, ihr dominantes und respekteinflößendes allgemeines Auftreten, dann gleichfalls, wie sie die Typen bei dem Überfall fertiggemacht hatte, obwohl sie sich dabei nicht einmal in ihrer sadistischen Neigung zu schwelgen getraut hatte, weil Inken anwesend war. Auch wie sie zum Spaß Klara und Bettina in der Mensa mit Blick sowie Körpersprache ein wenig erschreckt hatte. Ferner hier im Zimmer die lustige Dekoration mit Haken, Ösen sowie Seilen an der Wand. Das alles mußte sie irgendwann verraten, Inken war ja sowohl sensibel als auch schlau, ihr konnte man nicht über lange Zeit etwas vormachen.
Oder ging das doch?
Und wenn es ging, war ein solches Vorenthalten relevanter Information ethisch in Ordnung?
Es schadete Inken ja nicht direkt, dies über Marie nicht zu wissen, aber Marie hatte doch Bedenken, so nahe, wie sie sich standen, sollte sie darüber wohl mitnichten dauerhaft schweigen, besser also doch, Inken allmählich einweihen, sich ihrer Reaktion stellen.
Wie aber würde diese reagieren?
Würden sie solcherlei Neigungen erschrecken oder gar abstoßen?
Das wäre unerträglich.
Marie raufte sich nachdenkend mit einer Hand ihre Haare. Sie mußte wohl einfach Inken mehr zutrauen. Sie war selbstbewußter geworden, robuster, zweifelte nicht so schnell.
Da würde sie doch auch wohl Offenheit aushalten, wenn Marie sich ihr ganz anvertraute, auslieferte?
Wenn auch eher in direkterem Sinne, war es doch Inkens Wunsch, daß sie sich ihr anvertraute sowie auslieferte, folglich sollte sie dies dann wohl auch konsequent tun, sich nicht länger drücken. Sie sollte es Inken zutrauen, Wahrheit auszuhalten und nicht von ihr zu weichen.

Marie kam zu keinem richtigen Ergebnis, wunderte sich ein wenig, denn sonst ging sie viel entschlossener vor, aber nun ging es ja primär um Inkens Wohlbefinden, mitnichten lediglich um ihr eigenes Leben, deshalb sollte sie wohl bedachter sowie durchdachter vorgehen als sonst so manches Mal. Sie grübelte noch, als im Nebenraum die Anlage anging, Inken dadurch erwachte. Marie zelebrierte wieder eine liebevolle Begrüßung im neuen Tag für Inken, was sich auch gleich weiterentwickelte zu einer wohligen Kuschelei, Schmuserei. Marie schätzte Inkens Laune als gut ein, intensivierte daher ihre Zärtlichkeiten. Schnell gab sich Inken dem Ansturm der Gefühle wieder ganz hin, Marie spielte mit ihr ein vergnügliches Spiel, welches mächtig belebte und gleichfalls erregte, letztlich auch bald erfreulich gipfelte, um danach gemütlich wieder zu entspannen. So sorgte Marie gerne sowie mit Genuß dafür, daß Inken diesen Morgen gleich voll durchstartete.

Beim Aufstehen gab Inken allerdings lachend an, daß dieses üppige Muskeltraining der letzten Zeit doch gewisse Nebenwirkungen hatte. So ging sie vorsichtig und wenig elegant. Übermütig kitzelte Marie sie lachend durch, was die Nebenwirkungen für Inken nicht gerade besser machte, aber ihrer insgesamt guten Laune auch nicht abträglich war.

Beim Frühstück plauderten sie über Maries Experiment sowie die zukünftigen neuen Möglichkeiten, aber auch über Inkens aktuelle Studien sowie ebenfalls ein wenig über Inkens geplanten Kinobesuch zusammen mit Klara und Bettina. Sie war neugierig, was diese ausgesucht haben mochten, freute sich auf den gemeinsamen Abend, fand es aber natürlich schade, daß Marie nicht mitkommen konnte, respektierte ihr besonderes Interesse allerdings auch, ebenso, daß diese ihre eigenen Pläne hatte.
Marie betonte die Wichtigkeit genauso für Inken, einmal etwas getrennt zu unternehmen, denn aus dem Kontrast, der Abwechslung entsteht ja obendrein ein interessanter Reiz, im dosierten Verzicht steigert die Sehnsucht unterdessen das Verlangen. Gewiß sei ja doch, daß ihre Trennung ohnehin lediglich von kurzer Dauer sei. Morgens würden sie sich dann ja doch wieder zusammengekuschelt finden. Diesem Gedanken folgend sprach Marie anschließend noch einmal den Rückweg von Inken in der Nacht an, diese gab sich allerdings ziemlich locker sowie selbstsicherer als die Woche zuvor, so daß sich Marie auch weniger sorgte.

Aus Inkens Sicht fühlte diese sich selbst ebenfalls stärker sowie selbstbewußter, so ganz wohl war ihr bei der Angelegenheit allerdings immer noch nicht, nichtsdestotrotz wollte sie sich keinesfalls wieder selbst so verschrecken wie die Woche zuvor. Sie war entschlossen, sich diesmal nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, beziehungsweise selbst ins Bockshorn zu jagen, folglich konzentriert bei ihrem Vorsatz zu bleiben, diesmal tapfer auszuhalten, durchzuhalten. Natürlich fühlte sie sich an Maries Seite sozusagen unbesiegbar, doch war sie nun gleicherweise entschlossen, Marie zu zeigen, daß diese ihr vertrauen könne, sie mitnichten wie ein hilfloses Kleinkind umsorgen müsse, sondern in ihr eine Partnerin sehen könne, welche zwar gerne eng an ihr hing, welche jedoch bei Bedarf auch selbst etwas hinbekam, was Marie gefallen konnte oder gar mußte. Deswegen zeigte sich Inken also entschlossen, auch die Heimfahrt alleine zu meistern.

Sie zogen daraufhin los, Marie begleitete Inken wieder bis vor das Hauptgebäude der Universität, wo sie sich liebevoll voneinander bis zum Mittag verabschiedeten. Inken hatte heute ihr Rad dabei, denn sie hatte mit Klara und Bettina verabredet, abends gleich loszufahren, dabei wäre es ein Umweg gewesen, erst zu diesem Zeitpunkt ihr Rad zu holen.
Nach dem Abschied schlenderte Marie zu Labor und Bureau, vertiefte sich zum einen in die neuen Unterlagen sowie ihre neue Aufgabe der Recherche, suchte und las, schrieb obendrein zwei Firmen an mit einigen Fragen. Zum anderen setzte sie aber natürlich auch ihre Arbeit an den Simulationen sowie ihrer letzten Messung fort. Ferner begann sie auch noch, in Peters Arbeit zu lesen sowie Anmerkungen oder Fragen zu notieren. Maries Jonglage verschiedener Arbeiten war an diesem Tag durchaus beachtlich, anspruchsvoll.

Inken traf kurz vor der ersten Vorlesung wieder Klara und Bettina, diese machten wie abgesprochen Vorschläge für den Kinoabend. Sie einigten sich letztlich schnell auf ein Programm, welches allen dreien gut gefallen würde. Thorben und Boris nervten auch diesen Morgen nicht mehr, so waren sie auch diesbezüglich beruhigt, daß dieses Problem wohl wirklich erledigt war. Mittags zogen die drei alsdann gemeinsam zur Mensa, wo sie auf Marie trafen, dieser unter anderem von ihrer Einigung auf das Abendprogramm berichteten. Marie hatte es nicht eilig, so plauderten sie weiter, wobei erneut Fachfragen aufkamen, diesmal zur Nichtlokalität in der Quantenphysik. Maries Augen rollten sich, wozu sie anmerkte, derlei käme doch in weiteren Semestern dran. Immerhin war dies Phänomen bereits von der Schule, aus Quellen im Netz geläufig, folglich wurde doch darüber diskutiert, dies anschaulich zu interpretieren. Damit ließ sich die Zeit jedenfalls ausgezeichnet vertreiben, bis die drei letztlich doch wieder zur nächsten Veranstaltung aufbrechen mußten.

Marie stattete der Werkstatt einen Besuch ab, sah sich Fortschritte an, diskutierte und klärte ein paar Kleinigkeiten. Zum Glück konnten diese Aktivitäten hier einfach weiterlaufen, der bewilligte Antrag würde wohl mittelfristig ein paar weitere Aufträge nach sich ziehen, bedeutete allerdings keine Änderungen an den aktuellen Plänen, welche schon so konzipiert waren, daß sie dies dann auch mit neuen Geräten ausgezeichnet kombinieren konnte. So mußte hier also keineswegs umorganisiert oder gebremst werden, alles konnte einfach weiterlaufen. Hier ging es zudem auch sehr gut voran, so daß sie zufrieden ins Bureau zurückkehrte, dort weiterarbeitete. Wie immer donnerstags machte sie zeitig Feierabend, schlenderte heim, duschte und machte sich für den Abend fertig, aß noch etwas, brach endlich auf.

Auch für Inken, Klara und Bettina verlief der Nachmittag ohne große Überraschungen, dadurch kamen sie gleichfalls gut mit ihren Aufgaben weiter voran. Später radelten sie gemeinsam gleich zu Klara, besorgten sich dort etwas zu essen. Inken und Bettina ließen ihre Taschen dort, danach radelten sie wieder los zum Kino. Das präsentierte Programm fand alsdann ihre Zustimmung, so daß sie sich gut amüsierten. Bereits in der Nacht radelten sie hernach zurück zu Klaras Wohnung, plauderten noch angeregt über den gesehenen Film, ebenso über einige andere, nahmen ferner allgemein den Film als Anregung, um sich zu verschiedenen mehr oder weniger damit verbundenen Aspekten auszutauschen.

Für die drei war das insgesamt doch ein langer Tag geworden, Bettina gähnte wohl müde als erste, was dann auch als Zeichen gesehen wurde, den Abend langsam ausklingen zu lassen. Den nächsten Tag hatten sie ja nicht gerade volles Programm, aber schon wichtige Veranstaltungen, wo sie voll dabeisein wollten. Etwas plauderten sie noch, wobei Bettina und Klara ebenso prüften, wie es insbesondere um Inkens Befindlichkeit stand, welche einerseits den längsten Heimweg hatte, andererseits nach der Panikattacke bei der letzten Fahrt nun unter besorgter Beobachtung stand. Abermals wurde ihr ein verbleiben bei einer von beiden über die Nacht angeboten. Inken fühlte sich indes diese Nacht deutlich stärker, zuversichtlicher, sich keineswegs wieder selbst ins Bockshorn zu jagen. Damit war klar, daß sie fahren würde. Letztendlich machten sich Bettina und Inken folglich auf den Weg.

Schon kurz nach dem Haus mit Klaras Wohnung trennten sich ihre Weg, nun war Inken wieder allein in der Nacht unterwegs. So ganz wohl war ihr dabei keineswegs, aber sie riß sich doch zusammen, trat ordentlich in die Pedale, daß ihr die kühle Nachtluft nur so um die Nase sauste. Ungern nur hielt sie an Ampeln, aber dort war immerhin die Beleuchtung ausreichend. Sie schaute sich in der Wartezeit sorgsam um, schob es eindeutig ihrer sportlichen Fahrweise zu, daß der Atem schneller als normal ging. Zügig fuhr sie daraufhin jedes Mal an sowie weiter. Tatsächlich kam sie diese Nacht viel besser durch als die Woche zuvor. Die rasante Fahrt machte sie zwar ziemlich atemlos, aber es ging schließlich doch ganz gut voran, ohne Panik.
Sie lachte, als sie assoziierte ‚Atemlos durch die Nacht‘ – wie kam sie jetzt nur auf den kitschigen Blödsinn?
Wobei die Atemlosigkeit in ihrem Fall ja auch noch einen halbwegs nachvollziehbaren Grund hatte und nicht bloß lyrische Spinnerei war. Jedenfalls spornte sie dieser Firlefanz mit dem blöden Lied noch weiter an, denn nun jagte ihr diese Assoziation Schauer über ihre Haut – nicht auszudenken, wenn sich das im Kopf über die Fahrt festsetzen würde, dann würde diese nächtliche Radelei doch noch als eine weitere Horrorfahrt in Erinnerung bleiben.
Folglich dachte sie lieber intensiv an Marie, um sich abzulenken.
Was würden sie anstellen?
Schon morgen Abend vielleicht, jedenfalls über das Wochenende, sie war sehr gespannt, machte sich schon etwas Gedanken, weil sie gar nicht wirklich wußte, was sie wie machen sollte, um Marie zu stimulieren sowie zum Höhepunkt zu bringen, wie sie es ja selbst von Marie eingefordert hatte.
Damit war sie für ein gutes Stück des Weges immerhin halbwegs abgelenkt, kam doch ganz gut voran, bis sie es geschafft hatte. Anschließend brachte sie noch zügig ihr Rad in den Keller, schlenderte die Treppe hoch, schloß die Wohnungstür auf, trat in die Wohnung.

Inken lehnte dann doch etwas atemlos an der hinter ihr wieder zugedrückten Wohnungstür, verschnaufte ein wenig. Angst mochte sie nicht direkt zugeben, erleichtert war sie allerdings schon, daß es keinen Zwischenfall oder eine mehrdeutige Begegnung auf dem Heimweg gegeben hatte. Die Assoziation hatte sie ebenso ganz gut überstanden, die Ungewißheit über das, was sie praktisch machen mußte, um Marie körperlich zu stimulieren, noch nicht. Nun war sie jedenfalls erst einmal wieder sicher und geborgen. Sie zog ihre Jacke aus, machte Licht an, schaute durch die Wohnung, Marie war natürlich noch nicht da, sie war allein. So mußte sie sich irgendwie allein beruhigen. Weil ihr Zustand nun gar kein Vergleich mit jenem nach der Horrorfahrt war, war dies allerdings keine große Schwierigkeit.

Sie trank noch etwas, machte sich anschließend im Bad fertig, schlüpfte daraufhin eilig ins Bett. Sie dachte weiter an Marie, hatte schon Sehnsucht, obwohl sie sich ja erst vor ein paar Stunden in der Mensa zuletzt gesehen hatten. Obwohl sie eigentlich müde hätte sein sollen, war sie doch noch, auch durch die Fahrt, aufgedreht und sann weiter nach, kuschelte sich ins Bett, schnüffelte nach Maries Geruch, welcher sich mit dem eigenen innig mischte, was sie etwas beruhigte.
Ihre Gedanken schweiften so dahin, kanalisierten aber gleich wieder in die vorherige Richtung: Am Wochenende würden sie etwas Neues wagen, dies hatte Marie versprochen, weil sie es so gerne wollte, aber was wußte sie eigentlich?
Wieder drängte sich diese Frage auf und zirkulierte in ihrem Kopf, von dem ja behauptet wurde, er sei auch rund, damit die Gedanken kreisen könnten, bei ihr kreisten sie jedenfalls derzeit um diese heikle Frage – einstweilen ohne konkretes Ergebnis.
Sie selbst löste sich immer komplett auf, wenn Marie sich ihren Bedürfnissen widmete, gab sich ganz hin, vertraute ganz auf Marie, deswegen wußte sie eigentlich gar nicht so genau, was Marie im Detail machte, um sie zu erregen sowie zum Höhepunkt zu bringen.
Sie konnte sich an nichts besonderes erinnern, was sie sich dabei hätte merken sollen, um es bei Marie anwenden zu können.
Nun sorgte sie sich doch, daß sie eigentlich gar keine Ahnung hatte, somit nicht wußte, was sie genau tun sollte, was Marie gefallen konnte.
Sollte sie fragen oder Marie dabei um Hilfe bitten?
War dies wiederum nicht ein wenig lächerlich?
Hatte sie sich einfach keck und frech übernommen, hätte es besser Marie überlassen, das Tempo weiter vorzugeben?
Marie hatte deutlich mehr Erfahrung, insbesondere mit sich selbst, was hatte sie da also zu fordern oder frech zu behaupten ausrichten zu können?
Sie grübelte in Selbstzweifeln, schalt sich wegen ihrer kecken Forderung gegenüber Marie, war gleichzeitig jedoch erfüllt von der Sehnsucht, diese irgendwie umzusetzen. Also war sie hin- und hergerissen zwischen dieser Sehnsucht einerseits, ihren Zweifeln an ihrer Fähigkeit dazu andererseits.

Wohl ging es ihr selbst bei ihren gemeinsamen Spielen sehr gut, aber wie stand das um Marie, vielleicht wartete diese ja gerade auf mehr Initiative von ihr, mehr Aktivität von ihr?
War es deshalb ganz richtig, sie ein wenig zu drängen und so zu zeigen, daß auch sie etwas tun wollte?
Oder drängte sie zuviel, ohne überhaupt zu wissen, was sie daraufhin anstellen sollte, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, welche Bedenken Marie hatte?
Immerhin, dieses Mal hatte sie eingewilligt und ebenso gesagt, sie habe gleichfalls Lust.
Blieb also noch das Problem, daß sie ja gar keine Erfahrung sowie Ahnung hatte, was sie machen sollte. Sie hätte vielleicht doch nicht bloß genießen sollen, sondern auch ein wenig mehr aufpassen, was Marie eigentlich gemacht hatte, aber beides ging irgendwie nicht so gut. Immerhin schien es Marie ja desgleichen eine Menge Spaß zu machen, wenn sie sich richtig fallenließ. Sie hatte ja immerhin schon etwas gemacht, Marie massiert sowie gestreichelt, geküßt, bis diese wieder die aktive Rolle übernommen hatte. Vielleicht hatte sie intuitiv schon ungefähr das Richtige gemacht und Marie war lediglich aktiv geworden, weil sie sich selbst nicht gleich ganz fallenlassen wollte.
Vielleicht war das so, vielleicht aber auch nicht.
Fragen und zur eigenen Ahnungslosigkeit stehen?
Vor Marie sollte ihr dies nicht peinlich sein, die wußte doch eigentlich sowieso, daß sie keine Erfahrung hatte, zudem war sie geduldig, stellte keine Forderungen, unterstützte sie immer, half immer liebevoll, daher würde sie schon nicht lachen und sich über sie lustig machen. Sie würden gemeinsam vorgehen und zu einem Ergebnis kommen.

Inken beruhigte der Gedanken etwas, ja, auf Marie konnte sie sich doch verlassen, Marie war schließlich bei ihr sowie mit ihr, also würde es schon klappen und keinesfalls lächerlich werden.
Marie machte doch gar keinen Druck, warum sorgte sich sich also nun bereits um mögliches Versagen?
Vielleicht war es ja auch ganz lustig, wenn etwas nicht gleich klappte.
Was ist schließlich schon perfekt‽
Oder mußte es perfekt sein, wenn sich alles um Lustspiele sowie Lustlösung ging?
Sollte es nicht perfekt sein, wenn sie ihrer Liebsten solche Höhepunkte bescheren wollte?
Würde sie versagen oder würde es doch irgendwie gehen?
Inken fühlte sich gleich wieder ein wenig eingeschüchtert sowie unsicher.

So in Gedanken vertieft, hatte sich Inken selbst gestreichelt, sich die Bettdecke zwischen den Beinen durchgezogen, rieb und erhitzte sich langsam, insbesondere in Gedanken an Marie, obendrein vielleicht als Ausgleich, als Ventil für ihre aufkommende Unsicherheit oder den Druck, unter den sie sich so plötzlich selbst irgendwie gesetzt hatte.
Sollte sich ihre freche Forderung als Fehler erweisen?
Oder doch als goldrichtig für ihre Beziehung?
Aber dabei blieb unterdessen diese unterschwellige Vorstellung, was passieren würde, wenn es ihr mißlingen sollte, andererseits, wie schön und intensiv es wäre, wenn es klappen würde, wenn Marie in ihren Armen, durch sie zu vergnüglichen Höhepunkten käme, ja wenn sie gemeinsam solche Höhen erklimmen könnten, um dabei umschlungen und gemeinsam abzuheben. Diese Vorstellung verzückte Inken und erregte sie gleichzeitig.
Sie sehnte sich jetzt so sehr nach Marie, ihre Hände experimentierten, vielleicht auch auf der Suche nach mehr eigener Erfahrung.
Ab einen bestimmten Punkt allerdings ging es dann wieder nicht weiter, wie früher ohne Marie. Inken seufzte, aber es hatte keinen Zweck, ihre Muskeln spannten sich, wobei sich sogar noch die gestrigen Aktivitäten sowie die vom Morgen bemerkbar machten, allerdings eher unangenehm. Zwar spannte sich ebenfalls bei Maries zärtliche, liebevolle Bemühungen um sie etwas an, aber ihre Körper oder Kopf blockierte nie so stark und unangenehm mit Marie, welche es leicht verstand, diese Blockade zu überwinden, auch weil sie sich bei Marie ganz hingeben konnte, ganz fallenlassen, so allein blieb dieser letzte Kick aus, welcher notwendig war, um sie über die Kante in die Ekstase zu schubsen. Es hatte einfach keinen Zweck weiterzumachen. Erst war es ja durchaus angenehm, aber nun war sie an einem Punkt, wo es nur noch spannte und sie auch nicht wieder zurückkam. Mit einem Male war ihre Lage verzwickt, was sich ärgerleich, unbekömmlich anfühlte. Ohne Marie gab es keine Entspannung. Sie spürte schon, würde sie nun allein weitermachen, mußten diese ungeschickten Bemühungen in einem schmerzhaften Krampf enden. Unzufrieden und nervös wälzte sie sich im Bett hin und her. Nun quälte es sie nur noch, sie konnte nicht einmal einschlafen. Ihre Muskeln spannten sich gnadenlos an, sperrten sich, danach zitterte sie wieder hilflos, wälzte sich unruhig im Bett, fand keinerlei Ruhe in diesem Zwischenbereich ihrer Ratlosigkeit über sich selbst. Sie seufzte, sehnte sich so sehr nach der Umarmung von Marie, in welcher sie sich so leicht verlieren konnte. Marie war indessen noch woanders, somit hatten sie die Gedanken und ihre hilflosen Versuche in eine mißliche Gefühlslage gebracht.

Inkens Kommentar

Es ist natürlich schon etwas fies, dies Kapitel gerade in der kritischen Situation enden zu lassen, wobei darauf ja unterdessen noch erst ein Kapitel folgt, in dem beschrieben wird, womit sich Marie den Abend vergnügt hat. Aber meine Situation war ja eigentlich ähnlich. Durch eigenes Ungeschick sowie unbedachtes Vorgehen hatte ich mich in eine wahrlich mißlich Lage manövriert. Da gab es kein Vor und kein Zurück mehr. Ich konnte irgendwie bloß hoffen, daß Marie irgendwann zu mir kommt, mir beisteht, um mich aus dieser unerfreulichen Zwickmühle zu befreien.

Marie hatte den Tag für mich so vergnüglich und anregend beginnen lassen, kaum waren wir indes diesen Abend getrennt, hatte ich mich in diese mißliche Lage gebracht. Das war wirklich sehr ungeschickt von mir. Aber alles hatte sich irgendwie so entwickelt, als mir meine Erregung bewußt wurde, war ich bereits mittendrin, jedoch ohne Marie bei mir.

Der Tag war ja ansonsten ziemlich normal verlaufen.
Der Abend mit Klara und Bettina war schön sowie unterhaltsam, unser Programm hatten beide gut ausgesucht, wir hatten einfach zusammen als inzwischen gute Freundinnen Spaß, auch und gerade, als wir plauderten, im Spaß den Film analysierten, dazu ein wenig philosophierten – ha – sozusagen meine eigene kleine Philosophiegruppe!
Können wir drei ebenfalls!
Überhaupt hatte ich mit Klara und Bettina gute Freundinnen gefunden. Im Grunde war dies gleichfalls Maries Verdienst, denn ohne ihren Ansporn hätte ich gar nicht gewagt, auf Kommilitonen zuzugehen, Kontakt zu suchen sowie Freundschaft zu schließen. Mal abgesehen von dem Problem mit Thorben und Boris kam ich mit allen gut klar, nun klappte es ja selbst mit den beiden ganz gut – nachdem Marie die vorübergehende Schieflage wieder irgendwie hingebogen hatte. Insofern war ich wirklich gut angekommen, mein Studium machte nun richtig viel Spaß, obzwar richtig viel anstrengende Arbeit, jedoch ebenso Spaß, so viel Neues lernen zu dürfen – und dann obendrein noch engagiert zu diskutieren, sich auszutauschen sowie gemeinsam damit umzugehen. Bereits die ersten Wochen hatten wir überraschende Zusammenhänge erläutert bekommen, bei eigentlich noch sehr grundlegenden Themen, welche gleichfalls bereits in der Schule erläutert wurden. In einer Grundvorlesung an der Universität kommen eben doch andere Blickwinkel, weitere Techniken für den praktischen Umgang mit Problemen hinzu. Zwar hatte ich vor dem Studium durchaus zwar diffuse, jedoch durchaus andere Vorstellungen, was mich erwarten würde, andererseits war ich eigentlich sofort mittendrin in den Themen der Vorlesungen, begeistert dabei, alles aufzusaugen. Weil ich mich dank Maries Künsten ferner auf die Vorlesungen durchgehend konzentrieren konnte, klappte dies nun sogar ganz hervorragend.

Jedenfalls war es ein sehr schöner Abend mit Klara und Bettina. Der Heimweg danach war eher mäßig, jedoch insgesamt erträglich. Ärger wurde er erst mit dem assoziativen Schlagerwahn, dieser hat mich etwas verwirrt, aus dem Konzept gebracht.
Solche Schlager höre ich selbstverständlich gar nicht – wie kam dieser Quatsch bloß in meinen Kopf?
Allein durch den Titel? – Rätselhaft!
Um mich davon wiederum abzulenken, habe ich möglichst darüber nachgedacht, daß ich keine Ahnung hatte, was ich genau machen sollte, um Marie wie selbst gefordert zu stimulieren. Derart eskalierten meine Gedankengänge im Verlauf der Fahrt bereits irgendwie, was sich Zuhause noch weiter verstärkte. Ich dachte weiter darüber nach, beunruhigte mich, grübelte weiter, rubbelte plötzlich unbewußt an mir herum, rieb und machte. Dieses Geschehen war selbstverständlich dumm, wenngleich auch in der Entwicklung letztlich irgendwie nachvollziehbar. Ich dummes Huhn habe es selbst in der Hand gehabt, habe es eskalieren lassen. Und letztlich war ich damit irgendwie in der Zwickmühle mit mir selbst als Gegnerin, gefangen im eigenen Ungeschick, blockiert sowie verkrampft.

Maries Kommentar

Weil ich mich selbst in milden Schwierigkeiten durch Inkens berechtigte Forderung wähnte, kam mir gar nicht in den Sinn, daß Inken sich damit ebenso selbst unter Druck gesetzt hatte. Sonst hätte ich sie schon beruhigt sowie ihr versichert, daß wir gemeinsam doch alles hinbekommen. Aber diese Hypothese mußte jedenfalls bezogen auf den konkret geplanten Sachverhalt erst einmal geprüft werden.
War ich mir selbst darüber etwas unsicher?
Während ich derlei lustvolle Spiele bei Inken ja ganz vorzüglich im Griff sowie unter Kontrolle hatte, war es ja gerade mein Problem, Griff sowie Kontrolle an Inken abzugeben oder eben gleichberechtigt zu teilen, wie es unserer Beziehung fairerweise zukam. Inkens Forderung war selbstredend nur allzu berechtigt, gleichberechtigt agieren sowie teilhaben, mitnichten bloß mir alles überlassen.
Dennoch verstand ich es ja geradezu perfekt, konnte im kritischen Moment unser Spiel gleich wieder drehen und wieder unter meine Kontrolle bringen. Nur ein Quickie am Morgen, bei dem Inken sich gleich in Lust verlor sowie glückselig entschwebte und ich hatte wieder einmal alles souverän dominiert, organisiert sowie unter Kontrolle. Einmal mehr hatte ich damit eigentlich doch nichts getan, um etwas mehr Kontrolle und Gestaltungsspielraum an Inken abzugeben, obwohl diese eine derartige Emanzipation bereits gefordert hatte.
Ich meine, ich habe ja nicht geradezu etwas falsch gemacht oder Inken geschadet, im Gegenteil sogar, ich habe sie dermaßen mit Liebkosungen sowie intensiver Lust geflutet, um von meiner eigenen Unsicherheit abzulenken. Dieser Trick hatte bislang gut funktioniert, stieß nunmehr allerdings an seine Grenzen.

Daß Inken das unzufrieden machen könnte oder gar in Schwierigkeiten bringen konnte, hatte ich nicht bedacht. Aber Inken ist ja nun auch aufgeweckt sowie schlau, läßt sich keineswegs so einfach ablenken sowie in ein dauerhaftes Glücks-Nirvana endloser Orgasmen verfrachten. Natürlich hat sie sich Gedanken gemacht, gegrübelt, sich ebenso gesorgt. Weil ich ihr alles abgenommen habe, ihr praktisch nichts gezeigt hatte, war sie ins Zweifeln über ihre eigenen Möglichkeiten sowie Fähigkeiten geraten. Dermaßen ins Grübeln geraten, war diese Situation bei ihr letztendlich ziemlich unerfreulich eskaliert. Diese unerquickliche Entwicklung hätte sich von mir mit etwas mehr Vorausschau vermeiden lassen, wenn ich etwas mehr nachgedacht hätte, besser für sie gesorgt hätte.
Andererseits beißt sich da die Katze auch in den Schwanz, denn es ging ja gerade darum, daß sie mehr machen will, mehr Verantwortung, Gestaltung sowie Kontrolle übernehmen. Dahingehend ist es ja alsdann auch wieder absurd, wenn ich zu kontrollieren und zu organisieren versuchte, wie sie mehr kontrollieren sowie organisieren könnte. Einerseits muß sie Initiative zeigen, um diese ergreifen zu können, andererseits muß ich sie lassen. Wir beide hatten uns durch die Unterlassen, das Schleifenlassen damit unnötig in unerfreuliche Bedrängnis gebracht.

Jedenfalls hatten wir das irgendwie gemeinsam schön blöd hinbekommen, daß diese Unsicherheit alsdann bei Inkens Heimfahrt und danach allein Zuhause irgendwie eskaliert ist. Ich finde zudem immer wieder verblüffend, daß sie ihr Kopf oder Körper kurz vor dem Höhepunkt blockiert, wenn sie es allein versucht. Die Phänomen ist ärger als der Effekt, daß man sich selbst nicht kitzeln kann, derlei funktioniert einfach nicht, bei Inken mündet ein derartiger Versuch einer Rubbelei zur eigenen Lustlösung jedoch in solch extremen Situationen in einem unangenehmen Krampf, welcher selbstverständlich keineswegs mehr so lustig hingenommen werden kann, wenn man davon betroffen ist.
Ach ach!
Da lag die Ärmste nun allein in unserem Bette, jenen Urgewalten ausgeliefert, welche sie selbst im Eifer ihrer Grübelei losgetreten hatte!
Kurz vor der Lust schwoll die Qual dieser eigentümlichen Blockade an, ließ meinen Schatz derart schändlich im eigenen Schweiße rotieren, oh oh!
Ohoh!

Geheimnisse oder Offenbarungen?

Wie meistens begann der philosophische Teil des Abends der Libertines mit Diskussion aktueller Ereignisse. Wie fast immer ging es um Ungerechtigkeiten, Gewalt und Krieg in der Welt. Es sind ja doch meist die Katastrophen und Schlächtereien, welche täglich die Nachrichten füllen, so daß leicht der Eindruck entstehen kann, es werde alles immer schlimmer und es würden immer die übelsten Leute in Machtpositionen geschwemmt, in welchen sie maximalen Schaden für andere anrichten können.
Krasser ist da allerdings die auch teilweise vertretene Meinung, daß dies ganz von allein das Resultat sei, wenn Menschen an Macht gelangen. Jeder Mensch hat Macken und Schwächen; die Möglichkeit ebnet den Weg zum Mißbrauch dieser Macht für eigene Bedürfnisse sowie ebenso zum Ausbau der eigenen Machtposition und zur Erhaltung der eigenen Position und der Abwehr von Opposition.
Eine andere Interpretation ist, daß insbesondere Leute mit bestimmten charakterlichen Schwächen in Kombination mit rhetorischem oder populistischem Talent, andere über den Tisch zu ziehen, besonders starken Drang zur Macht haben. In Kombination dieses Machtwillens mit Skrupellosigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit des Erfolges – also keinesfalls für alle Personen mit dieser Ausprägung, im Verlaufe ihrer Karriere wird vielmehr kräftig getreten, gemobbt, Konkurrenz ausgeschaltet, weswegen es bloß teilweise Talent oder Charakterschwäche ist, welche bestimmte Leute nach oben schwemmt, bei einem geringfügig anderen Verlauf hätten dies auch Leute mit ähnlicher Ausprägung sein können. Wie Abschaum oben auf dem Wasser schwimmt, blubbern derartige Typen ebenso in der Gesellschaft nach oben, bestehen dort entweder eine Weile oder platzen im gegenseitigen Druck anderer Blasen.
Ferner fördert eine Gesellschaft, welche auf Konkurrenz, Leistungsvergleich getrimmt ist, gerade eben jene Typen, welche in solch einem System besonders gut andere ausnutzen, ausstechen oder betrügen können. Ein solches System befördert folglich Typen an ihre Spitze, welche wahrscheinlich für die Organisation eines Gemeinschaftswesens besonders ungeeignet sind.

Anknüpfend an frühere Diskussionen kam dadurch abermals das Thema auf, inwiefern Gewalt zur Durchsetzung eigener Interessen gerechtfertigt ist, im Mittelpunkt stand damit aber auch die Gewalt von Staaten sowie größeren Gruppen, ebenso von Konzernen.
In welchem Umfang etwa ist Gewaltanwendung eines demokratischen Staates gegenüber den eigenen Bürgern gerechtfertigt, um Gesetze oder für die Gemeinschaft als vorteilhaft angenommene Maßnahmen durchzusetzen?
Inwieweit steht der Schutz von Minderheiten dem entgegen sowie genauso die Rechte der Minderheiten auf Berücksichtigung auch ihrer Interessen?
Das Ideal einer Gesellschaft fußt ja auf einer Vermittlung zwischen verschiedenen berechtigten Interessen, mit der Implikation, daß auf breiter Basis geklärt sein muß, was berechtigt ist, sonst kommt es zum Aufstand diskriminierter, unterdrückter Minderheiten samt bekannter Terrorattacken der Verzweiflung an eigener Existenznot.

Selbstverständlich kann eine dem Vorfall angemessene Gewaltanwendung durch den Staat als Abstraktum insbesondere dann akzeptabel sein, wenn es ähnlich wie bei der Selbstverteidigung darum geht, Leben sowie Gesundheit von Mitbürgern vor Gewalt oder anderweitigen Übergriffen anderer Mitbürger zu schützen, was ebenso eine Bekämpfung von Seuchen etc einschließen kann, wobei ansteckende Krankheit den betroffenen Bürgern ja nicht persönlich als schuldhaftes Verhalten zuzurechnen ist, gleichwohl sind zur Eindämmung Maßnahmen förderlich, welche ebenfalls Freiheiten einzelner einschränken können.
Den Schutz von Eigentum gegenüber dem Schutz von Leben sowie Gesundheit abzuwägen, ist hingegen schon deutlich kniffeliger, auch wenn Täter von Eigentumsdelikten natürlich obendrein in gewissem Umfange berechtigte Abwehrreaktionen provozieren, somit ein gutes Stück selbst dafür verantwortlich sind, wenn dies für sie gefährlich ist. Leichtsinn sowie Fehleinschätzung von Situationen führt hier jedoch selbstverständlich auch leicht zu überzogenen sowie komplett inakzeptablen Reaktionen.
Gemeinwohl gegenüber individuellen Interessen einzelner durchzusetzen, ist insofern auch sehr fehleranfällig, weil oftmals das Gemeinwohl gar nicht so allgemein nützlich ist, wenn davon letztlich primär einzelne Personen, kleine privilegierte Gruppen oder Konzerne profitieren oder das durchgesetzte Projekt negativen Einfluß auf die Umwelt und damit ebenso auf die Gemeinschaft haben kann, wenn es auch kurzfristig für bestimmte größere oder kleinere Gruppen der Gesellschaft sehr vorteilhaft sein kann. Gemeinwohl im engeren Sinne liegt folglich lediglich vor, wenn alle Beteiligten Parteien davon langfristig profitieren – dies indes zu beurteilen, ist keineswegs trivial. Wenn ein angebliches Gemeinwohl folglich gegen Minderheiten durchgesetzt werden muß, ist dies bereits ein gutes Indiz, daß das Kriterium Gemeinwohl unzutreffend sein könnte, womit dies Argument als Rechtfertigung von Zwangsmaßnahmen objektiv entfällt, lediglich vorgeschoben wird, um etwas gegen Rechte von Minderheiten durchzusetzen, was damit der Gemeinschaft letztlich langfristig eher schädlich sein wird, denn Übergriffe führen oft oder meist zu langfristigen Gegenreaktionen aus Frustration über zugefügte Ungerechtigkeiten.

Differenziert wurde hier im Verlaufe des Diskurses auch zwischen objektiven Sachverhalten sowie subjektiven Einschätzungen verschiedener Gruppen. Sofern ein Sachverhalt eindeutig belegbar ist, ist die Argumentation ungleich leichter zu führen als in solchen Fällen, wo eben lediglich subjektive Einschätzungen vorliegen und es mehr um Geschmack oder persönliche Vorlieben geht. Solch subjektive Einschätzungen mit Gewalt durchzusetzen, wurde in der Gruppe weitgehend übereinstimmend als nicht sozial oder als ethisch inakzeptabel eingestuft.
Diskutiert wurde hier darüberhinaus der knifflige Fall von eventuell nur subjektiv drohenden Eigentumsdelikten sowie Grenzüberschreitungen ohne weitere Aktivitäten. Präventivschläge sowie Abwehrreaktionen von Eigentümern zum vermeintlichen Schutz ihres Eigentums mit Gewalt sowie Gefahr für Leib und Leben eventuell falsch eingeschätzter Personen wurde in der Runde sehr kritisch gesehen. Eine Übertragbarkeit von Subjektivität solcher Situationen auf andere Szenarien und damit eine Verallgemeinerung zu einer prinzipiellen Subjektivität wurde von der Mehrheit der Gruppe allerdings als Überspitzung eingestuft, mit welcher man jede Diskussion untergraben könne.

Interessant wurden hierauf auch Meinungsäußerungen dazu, inwieweit Machtpositionen ausgenützt würden, um Sachverhalte gezielt manipulativ darzustellen, um eigene Positionen als Gemeinwohl und als allgemein nützlich sowie erstrebenswert durchzusetzen. Dies hat natürlich leicht zur Folge, daß nachteilige, manipulativ erreichte Mehrheitspositionen gegenüber einer Minderheit durchgesetzt werden können, welche die Manipulation durchschaut und die fatalen Nachteile der durchzusetzenden Position ohne die Manipulation zu erkennen vermag.

Später übertrug Marie die Frage auf das Private, inwieweit ist es ethisch vertretbar, Menschen zu täuschen oder ihnen auch wichtige Dinge zu verschweigen, Menschen, welche man einerseits sehr mag, an denen einem sehr viel liegt, wo man andererseits aber auch negative Effekte auf die Beziehung oder die so getäuschte Person befürchtet, wenn die verschwiegenen Dinge offenbart werden.
Kann es also angemessen sein, in diesem Sinne zu täuschen sowie zu schweigen, um zu schützen?
Oder ist dies Argument bloß suggestive Selbsttäuschung, welche entweder gut gemeint ist oder aber eine Projektion des eigenen Anliegens in das Wohl der getäuschten Person?
Also schonungslose Offenheit oder vermeintlich gnädige Verschwiegenheit oder gar Notlügen?

Paul führte als seine Sicht an, es komme ja ganz darauf an, was man erreichen wolle und mit wem man es zu tun habe.
Einige Menschen seien eben ziemlich dumm oder auch nur sehr empfänglich für einfache Geschichten, warum sie also nicht mit schönen, einfachen Geschichten zufriedenstellen, warum sie nicht mit einfachen Antworten ködern, wobei man selbst erst kurz zuvor die Fragen im eigentlichen Sinne gestellt haben mag?
Es komme doch oft darauf an, in den Menschen erst einmal Bedürfnisse zu wecken, um sie im Anschluß gut mit einem eigenen Angebot zum eigenen Vorteil befriedigen zu können – Grundprinzip eines guten Teils der Marktwirtschaft, künstlich geschaffene Bedürfnisse anderer zum eigenen Vorteil zu befriedigen.
Die Welt will betrogen sein!
Somit ist es doch offenkundig auf der anderen Seite ein tiefgehendes Bedürfnis für einen Teil der Menschheit, belogen sowie betrogen zu werden, diese gieren geradezu danach und sehnen sich nach Führern mit einfachen Lügengeschichten sowie einfachen, verlogenen Antworten, diese Personen sehnen sich danach, erdachte Feindbilder vorgesetzt zu bekommen, um hiernach ein klares Profil für ihren Haß zu haben.
Warum diese unterschwelligen Bedürfnisse nach Führung nicht zum eigenen Vorteil nutzen?
Diese Menschen wollen es doch so, nicht nur in der Politik, gleichfalls beim Konsum.

Lotte meinte dazu, schon klar, daß das bei vielen Leuten gut funktioniere, man damit prima eigenen Blödsinn in die Köpfe der Menschen pflanzen könne, eigene Ziele zu ihren machen, statt diese gleich brutal mit Gewalt durchsetzen zu wollen. Dies grobere Vorgehen bleibe dann ja später immer noch für jene schlaueren, aufmerksameren, welche so nicht so leicht zu manipulieren seien, welche man nicht so einfach einlullen könne.
Man kenne diese Strategie doch von zahlreichen Radikalen.
Wenn es nur gelinge, jene eigenen wirren, realitätsfernen Spinnereien in genug Köpfe zu pflanzen, entwickele sich daraus alsbald schon eine Eigendynamik, letztlich dann alle mit anderen Ansichten abzuschlachten sowie zu beseitigen, weil deren Entlarvungen der Spinnereien ja gefährlich für die eigene Position, das eigene Selbstverständnis wird – eigene Irrungen, Dummheiten, Verfehlungen einzugestehen, ist deutlich schwieriger, als deren Boten hinzurichten. Toleranz fordere man dabei selbstverständlich bloß zu Beginn für die eigene Position, keinesfalls später für die davon abweichenden Meinungen anderer Menschen.

Paul erwiderte, dieses Vorgehen finde desgleichen Anwendung in der Werbung für Produkte, dabei sei es ganz normal, Bedürfnisse, Bedarf für ziemlich überflüssige oder blödsinnige Produkte erst zu wecken, um diese alsdann aus dem eigenen Sortiment zu befriedigen, kontraproduktive Konkurrenz hingegen abzuwerten oder gleich durch Aufkauf zu beseitigen, beliebt sei in diesem Zusammenhang ebenso die Manipulation oder Fälschung von scheinbar wissenschaftlichen Studien, um einerseits konkurrierende Produkte zu diskreditieren, den eigenen jedoch vorteilhafte Eigenschaften unterzujubeln, welche den Fakten nie standhalten. Von daher werde das Mittel derartiger Manipulation auch ganz etabliert in der gemeinen Marktwirtschaft ziemlich unbedenklich eingesetzt, nicht nur um Menschen aufzuhetzen, sondern auch einfach, um sie auszunutzen sowie für eigenes Profitstreben auszunutzen. Beliebt sei da ja ebenso jene bereits angedeutete Manipulation von Statistiken und Forschungsergebnissen, besonders etwa in der Chemie- und Pharmaindustrie. Dabei gehe es ja gerade darum, den eigenen Profit zu maximieren, es bestehe ja keinerlei Interesse an unabhängiger Forschung an eigenen Produkten, von daher sei es doch durchaus üblich, Ergebnisse nicht nur im eigenen Sinne gezielt falsch zu interpretieren, sondern gleichfalls unliebsame Ergebnisse unter den Tisch fallen zu lassen, Experimente gezielt so zu konzeptionieren sowie ablaufen zu lassen, um die Ergebnisse im eigenen Sinne zu erhalten. Ähnlich sei es doch bei Nahrungsmitteln sowie zahlreichen anderen Gebieten, bei welches derlei Bemühungen dahin gingen, mit eigenen Produkten möglichst viel Geld auf Kosten anderer abzuzocken. Da handele es sich ja gar nicht um Forschung an den Produkten selbst im Sinne der Worte, sondern um Werbung sowie Gewinnmaximierung durch Käufertäuschung.
Dahingehend gäbe es doch offensichtlich keine ernsthaften mehrheitlichen ethischen Bedenken gegen solche Methoden, sonst gäbe es doch scharfe Gesetze dagegen sowie unabhängige Einrichtungen zur Untersuchung von Pharmaka sowie dem Einfluß von synthetischen Materialien auf Mensch und Umwelt, unabhängige Kommissionen zur Festlegung von Grenzwerten. Stattdessen gibt es Lobbyismus oder gar Korruption.

Marie warf ein, daß derlei Umtriebe möglich seien sowie systematisch betrieben würden, sei ja ohne Widerspruch, die Frage sei lediglich, ob derlei Praktiken auch ethisch selbst vertretbar seien, etwa bei Menschen, welche man liebe.
Dabei bestehe ja doch immerhin ein gewisser Unterschied, denn was könne einem schließlich schon an einem Menschen liegen, wenn man ihn immer betrüge, belüge sowie diesem geliebten Menschen wichtige Informationen vorenthalte?
Bestehe nicht die Liebe zum guten Teil darin, am Leben der anderen Person teilzuhaben, diese offen am eigenen Leben teilhaben zu lassen?
Derlei könne doch nicht dazu passen, daß man dieser Person etwas vormache.

Bernd stimmte dem zu.
Paul gab jedoch immerhin zu bedenken, daß einige Informationen ja gleichfalls sehr verletzen könnten, genauso ein Risiko für eine Beziehung, für das gegenseitige Vertrauen darstellen. Gerade die Offenheit könne dabei gegenseitiges Vertrauen zerstören.
Wer mag etwa schon gerne hören, daß der geliebte Mensch ein sadistischer Psychopath sei?
Die Information erschwere doch ein Vertrauensverhältnis ganz erheblich. Und wenn man das so weit im Griff habe, ferner keine Gefahr bestehe, sei es doch gut, das zu verschweigen, um die Beziehung weiter beidseitig unbelastet genießen zu können.

Thomas hingegen meinte, dies sei ja nun sehr eigensinnig gedacht, der geliebte Mensch müsse doch eine eigene Entscheidung fällen können, sei dazu aber allenfalls befähigt, wenn alle verfügbaren Informationen auf dem Tisch lägen. Das sei nur fair sowie obendrein eine Frage des Vertrauens, ein Vertrauen in die Beziehung und die geliebte Person, daß diese desgleichen mit der Offenheit umgehen könne.

Lotte führte Beispiele aus dem Alltag an, wo kleine Notlügen sowie absichtliche Vereinfachungen etwa von Eltern gegenüber ihren Kindern einfach sinnvoll oder gar notwendig wären, mochte so also keineswegs ausschließen, daß gnadenlose Offenheit zu Problemen führe, auch wenn die Information gar nicht richtig verstanden werde oder aufgrund eigener Erfahrungen falsch eingeordnet werde. Sie betonte aber auch, unter Erwachsenen in einer Liebe sowie Partnerschaft könne man sich nicht mehr so einfach auf Notlügen und Märchen für Kinder rausreden, dabei sei diese Frage von Offenheit gegenüber Schonung, Bevormundung schon viel kritischer, ohne jetzt andeuten zu wollen, daß man zu Kindern nicht aufrichtig sein müsse, im Gegenteil. Die Information müsse eben angemessen vermittelt werden sowie zur richtigen Zeit vermittelt werden. Im Idealfalle spüre man doch, wann es Zeit sei, kritische Informationen nicht länger zu verschweigen.

Hier mußten dann doch einige der Anwesenden lachen, denn es war ja leicht einzusehen, daß etwa Psychopathen auch minderschwerer Ausprägung nicht sonderlich zur Gefühlsduselei neigten und diese mit klaren Regeln sowie Handlungsanweisungen viel besser durchkamen als sich auf ihr ohnehin nicht so ausgeprägtes Gefühl zu verlassen. So entspann sich eine weitere, wilde Diskussion. Marie hatte einmal wieder ein sensibles Thema getroffen, allerdings hielt sich ihre Freude in Grenzen, denn bereits die Beiträge von Paul, Thomas und Lotte hatten doch schon ziemlich ihren wunden Punkt getroffen. Die weitere Diskussion brachte überdies selbstverständlich keineswegs die einfachen und klaren Regeln, die sauberen Handlungsanweisungen, wann man womit herauszurücken hatte. So mußte sie natürlich doch selbst entscheiden, was für sie und Inken nun richtig und wichtig war, ihr war schon klar, daß die Libertines sowie ethisch-philosophische Diskussionen in dieser Runde ihr ihre eigene Entscheidung keinesfalls abnehmen konnten. Dennoch brachte sie diese Diskussion weiter, half ihr, sich in ihrem Vorsatz zu bestärken, Inken und ihrer Beziehung einerseits mehr zuzutrauen, andererseits eben nicht länger verschweigen zu dürfen, was in ihr vorging, um ihren Sonnenschein Inken nicht im Dunkeln zu lassen, was ja schon von der Wortwahl her ziemlich widersprüchlich klang.
Bei genauer Betrachtung wußte sie indes gleichwohl, daß etwa die im Kern der Sonne per Fusion freigesetzte Energie doch sehr lange Zeit brauchte, bis diese an der Oberfläche irgendwann als sichtbares Licht mit Lichtgeschwindigkeit ausgesendet wurde. Im Grunde war die Sonne selbst in ihrem innersten in ihrer besonderen Art finster, erschien lediglich nach außen hin hell. Innen drin aber war als Ursache Chaos und Vernichtung, ein mehr als kochendes Inferno, um letztlich nebenbei auf dem Schmutzkrümelchen Erde Leben zu ermöglichen. Inken war gleichfalls stark sowie chaotisch im Inneren, dennoch eben ihr Sonnenschein, ihr Leben. Es erschien ihr nun wichtig, Inken von ihrer eigenen Finsternis, der dunklen Energie in ihrem Innersten zu berichten, damit diese selber verstehen könnte, warum sie sich sorgte, die Kontrolle zu verlieren. Dieser Ansatz schien ihr immer wichtiger zu werden, statt Inken etwa noch Märchen für Kinder aufzutischen.

Der philosophische Diskurs ging noch eine ganze Weile weiter, bis sie sich endlich aufmachten, um sich im ‚Folterkeller‘ wieder ihren Bedürfnissen sowie ihren besonderen Vergnügungen und peinlichen Behandlungen zuzuwenden. Es fanden die üblichen Rituale statt, Marie fungierte einmal mehr als eine Art Zeremonienmeisterin, welche alle Fäden in den Händen zu halten schien, organisiert die Übersicht behielt, allen irgendwie dadurch das Gefühl gab, sicher sowie bewacht zu sein. Marie würde schon einschreiten und etwas sagen, wenn etwas schieflief. Sie strahlte dieses Grundvertrauen aus, auf welches man sich gerne verließ, darunter die Kontrolle abgab. Nur Marie hatte wieder einmal die Last zu tragen. Was ihr früher eher Vergnügen bereitet hatte, ihr sehr zukam, das Geschehen zu überblicken, zu kontrollieren sowie zu beeinflussen, einzuwirken und in akzeptable Bahnen zu lenken, so spürte sie nun auch eine gewisse Last dabei. Sonst ging sie einfach forsch voran, entschied, ersparte es so anderen oftmals, zu entscheiden sowie Verantwortung zu übernehmen.
Nun allerdings stand Inkens Forderung im Raum, die Kontrolle abzugeben, es einfach mal laufen zu lassen, es jemand anderem zu überlassen, sich zu kümmern sowie zu handeln. Marie mußte schlucken, sich ordentlich zusammenreißen, um diesen Abend bei der Sache zu bleiben, den ihr anvertrauten Überblick zu behalten.
Ihr Thron schien heute Abend zu wanken, was nicht bloß daran lag, daß jemand kniend als Thron diente, welcher dies als große Ehre empfand, aber nach längerer Zeit doch nicht mehr so gänzlich stabil standhielt, so daß Marie irgendwann aufstand, um diesen zu entlasten, vielleicht später als sonst, weil sie etwas in Gedanken gewesen war, dadurch die Dauer der Belastung nicht so gut abgeschätzt hatte. So hatte ihr heutiger Thronkandidat dadurch eben eine besonders intensiv peinliche Sitzung hinter sich gebracht, seufzte im Anschluß doch erleichtert, als Marie sich sanft erhob, ihren Rundgang durch den Keller antrat.

Auch Annika und Sebastian waren heute wieder da, experimentierten mit ein paar Utensilien, welche sie noch nicht ausprobiert hatten. Dabei hatten beide ziemlich auffällige, bizarre Sachen an, wohl um das Verhältnis von Domina und Sklave zu unterstreichen. Marie mußte etwas schmunzeln, weil diese Kostümierung irgendwie so stereotyp putzig sowie lieb aussah. Aber gut, ist ja nun nicht so, daß sie nicht auch schon mal in hohen Stiefeln sowie in Lack und Leder hier aufgetreten wäre, um ordentlich Eindruck zu machen, aber bei den beiden sah man irgendwie gleich die Putzigkeit und Harmlosigkeit, daß sie eigentlich gleich ein wenig Lust bekam, Annika ‚versehentlich‘ zu knebeln sowie an einem der Ringe in der Wand zu fixieren, anschließend Basti ordentlich zu versohlen, bis beide nur noch um Gnade winselten, gurgelten und blubberten. Aber Marie entspannte sich gleich wieder, ein derartiger Übergriff wäre ja gar nicht korrekt gewesen und gerade deshalb so verlockend, sie riß sich indes doch lieber zusammen, als ihren spontanen Impulsen hemmungslos freien Lauf zu lassen. Sie schaute dem niedlichen Spiel der beiden ein Weilchen zu.

Basti sah sie wohl zuerst, wie sie entspannt im Türrahmen lehnte und vergnügt grinste. Sozusagen aus ihrem Spiel herausgehend wies er Annika auf Marie hin. Nun schaute auch Annika zu Marie, letztere nickte freundlich, was erwidert wurde. Annika räusperte sich etwas verlegen, kam ein paar Schritte auf Marie zu, meinte zögernd, daß sie gerne etwas wissen wolle. Marie schaute kurz auf Basti und zurück auf Annika, durchschaute ziemlich schnell, daß wohl eigentlich Basti auf eine neue Idee gekommen war, welche Annika als seine Domina nun umsetzen durfte, wenn sie wollte. Weil Basti wollte, wollte natürlich ebenfalls Annika, also war sie jetzt in der etwas verunsicherten Lage, Marie etwas fragen zu wollen, von dem sie vor einer Woche vermutlich noch gar nicht wußte, daß sie das jemals interessieren würde.

Marie nickte verständnisvoll, fragte jedoch zunächst einmal selbst mit ironischem Grinsen, woher die beiden nur diese tollen und bizarren Klamotten herhätten.
Gern erläuterte Annika daraufhin sichtlich stolz, daß diese Aufmachung solches Gefallen fand, daß sie im Netz herumgeschaut hätten, daraufhin einfach mal bestellt hätten, was ihnen kleidsam erschienen sei.
Marie waren solche Händler im Netz keinesfalls fremd, erkannte indes, daß weder Annika noch Sebastian der ironische Unterton bei ihrer Bemerkung aufgefallen war, also nickte sie lediglich weise sowie anerkennend. Sie erinnerte sich aber auch, daß beide noch ein Anliegen hatten, ermunterte alsdann diesbezüglich zur Fragestellung, ohne noch weiter auf Annikas stolze Einlassung einzugehen.

Annika war noch immer unsicher, zögerte immer noch und auch zwischendurch, während sie endlich ihr Anliegen schließlich vorbrachte, wobei sie vorausschickte, daß sie hier schon anderweitig jemanden gefragt hätte, welche zum diesem Komplex freundlich auf Marie verwiesen habe, wobei sie sich natürlich gleich hätte denken können, daß sie sowieso bei ihr landen würde.
Marie lächelte nun undurchschaubar, legte den Kopf etwas schief und erwiderte ganz ruhig: „Oh … wolltest du etwa vermeiden, mich zu fragen?
Magst du mich nicht?
Willst du mir aus dem Wege gehen?“
Annika sah sie mit großen Augen erschrocken an, nuschelte hektisch stotternd heraus: „Nnnn … nnein ggg … gar nicht!“
Marie schaute ihr tief sowie mit sehr ernstem Gesichtsausdruck in die Augen, packte ihre Schulter. Annika stockte der Atem, sie zuckte bei der Berührung. Dann lächelte Marie plötzlich ganz entspannt, aber irgendwie mit einem Rätsel dabei, so daß Annika weiter angespannt blieb.
Marie erwiderte ganz ruhig: „Keine Panik!
Hab doch nur Spaß gemacht.
Also – wie ist die Lage, was ist die Frage?“

Annika entspannte sich nun wirklich etwas, seufzte und brachte endlich ihr Anliegen vor. Es ging darum, daß angeblich Atemnot luststeigernd wirke, sie hätten deshalb nun gern gewußt, wie man das am besten macht. Marie legte überlegend den Kopf zu Seite, fuhr sich intensiv durchs Haar. Natürlich hatte man Annika zu ihr vorgeschickt, aber dies Thema behagte ihr eigentlich gar nicht so sehr, jedenfalls jetzt nicht. Nun, sie räusperte sich jedenfalls, referierte über die Gefahren des Würgens sowie Drosselns, aber auch die Folklore über den angeblich letzten Schuß von Erhängten sowie ein paar anderen lustigen Begebenheiten zum Thema. Sie wies sogar abschweifend darauf hin, daß Erwürgen oder Erdrosseln auch für den jeweiligen Täter sehr riskant sei, wenn das Opfer nicht komplett fixiert sei, denn im Kampf um den fehlenden Atem würden nicht einverstandene Opfer doch über beiderseits als endlos empfundene Minuten erhebliche Kräfte zur Gegenwehr aufbringen, was ein erhebliches Verletzungsrisiko mit sich bringe.
Auch bei solchen Sex- und Domninanzspielchen mit Atemkontrolle könne es natürlich schnell zu Panikattacken kommen. Denn intensiv sei das Erlebnis und die Reaktion ja erst, wenn dem Opfer klar werde, daß es ihm wirklich an den Kragen gehen würde oder jedenfalls könnte, wenn es nicht bald etwas Frischluft gibt.
So könne es auch schnell bei zuvor noch einverstandenen Opfern zu Abwehrreaktionen kommen, damit zum Risiko von unbeabsichtigten Verletzungen bei den beteiligten Parteien. Zudem, wenn beim Würgen oder Drosseln bestimmte Bereiche der Luftröhre abgeklemmt würden, konnte das irreversible Schäden verursachen, selbst wenn man zu würgen aufhöre, bekomme das Opfer danach aufgrund der Schäden immer noch keine Luft.
Kurzum, das Würgen oder Drosseln sei eher nicht empfehlenswert, wenn einem nicht daran liege, jemanden auf peinlichste und grausamste Weise um die Ecke zu bringen.
Dem möglichen intensiveren Genuß stünden also einige Gefahren gegenüber, so daß es notwendig sei, sinnvoll abzuwägen. Maries Ausführungen hatten absichtlich mit diesen Aspekten begonnen, um beide zu frustrieren, an diesem Vorhaben festzuhalten.

Bastian wirkte bei der kurzen Erklärung sowohl erschrocken als dann auch enttäuscht. Annika holte mehrmals hörbar Atem, beinahe als hätte ihr selbst jemand einen Schal umgelegt und leicht zugezogen. Sie faßte sich gar an den Hals, wie um zu prüfen, ob sich da nicht gerade etwas heimtückisch um ihre Kehle gelegt hätte.
Marie setzte sich auf eines der Geräte, welches hier als Spielzeug zur Raumausstattung gehörte, winkte beide heran und fuhr fort.
Es sei also zum einen erst einmal sinnvoll, das Opfer solide zu fixieren. Damit sei bei den folgenden Aktionen, einer eigentlich peinlichen Behandlung die Domina schon einmal in dem Sinne auf der sicheren Seite, als Abwehrreaktionen sie nicht mehr treffen könnten. Anders sei dies natürlich beim Opfer, welches aufgrund der Fixierung bei einer hektischen Abwehr oder gar Panik auf einschneidende Effekte rechnen könne. Hier wäre demzufolge abzuwägen, wie man am besten vorgehe, entweder mit minimalem Verletzungsrisiko – oder um den Kick sowie Reiz zu erhöhen eher mit einschneidenderen Materialien wie rauem Seil, dessen Fasern sich ordentlich in die Haut einbrennen können, wenn es kräftig reibt und dabei erhitzt, oder auch Kabelbinder mit scharfen Seitenkanten, wo das Opfer sich selbst unmittelbar blutige Strafe für unangemessene Bewegungen zufüge, die Domina sich also nur noch daran zu weiden brauche, wie sich das Opfer selbst in Schwierigkeiten bringe, wobei es natürlich auch ein großer Spaß sei, das Opfer zu pricken, zu spicken sowie zu provozieren, an der Fixierung ordentlich zu zerren. Es gäbe natürlich gleichfalls geeignetes Material, welches allenfalls bei starker Gegenwehr Hautabschürfungen in geringem Ausmaß verursachen würde.
In der Kunst der Fixierung sei Annika ja indes bereits anfangs unterwiesen worden, also heute keine Details dazu, lediglich die Erinnerung an die Anwendung des Gelernten.
Dabei erinnerte sie sich selbst daran, noch mit Thomas sprechen zu müssen, um dergleichen Material für sich selbst einzustecken, denn Inken sollte sie ja fixieren, wobei sie selbst keine Lust auf Kabelbinder hatte, denn sie hatte keinerlei Vergnügen an einschneidenden Erlebnissen bei sich selbst.

Marie erläuterte weiter, nach erfolgreicher Fixierung jedenfalls sei es für die weitere Behandlung praktisch, entweder Nase oder Mund zuzukleben, wobei man darauf achten sollte, daß das Klebeband sich auch wieder entfernen ließe, ohne die Haut aufzureißen, also zuvor ein kleines Stück auf dem Arm testen, insbesondere dort gleichfalls auf Behaarung achten. Außen an der Nase sei der Haarbewuchs ja meist eher spärlich, einmal abgesehen vom möglichen Schnurrbart. Frisch rasiert habe Basti in dieser Hinsicht ja wenig zu befürchten, verfüge über ganz gute Klebeflächen.
Jedenfalls sei unbedingt zu vermeiden, sowohl Nase als auch Mund gleichzeitig über Gebühr oder Dauer zuzukleben.
Auch bei starker Erkältung oder sonstigen Beeinträchtigungen der Atemwege sei Vorsicht geboten und Verzicht oder Vertagung anzuraten.
Bevorzugt lasse man eigentlich den Mund unverschlossen, weil sich damit mehr Möglichkeiten böten. Hier könne es allerdings von Vorteil sein, einen Knebel oder Bißschutz zu verwenden, um Beißattacken bei einer Panik zu unterbinden. Hier könne natürlich auch ersatzweise ein geeignet dimensionierter Dildo zum Einsatz kommen, um das Opfer zusätzlich noch ein wenig zum Würgen zu animieren. Brechreiz sei hingegen bei einer Fixierung mit Mund nach oben und Dildo oder Knebel riskant, da sei es dann wichtig, darauf zu achten, das Opfer schnell umpositionieren zu können sowie den Mund schnell frei zu bekommen, um ein Ersticken am Erbrochenen zu vermeiden.
Nach diesen Vorbereitungen jedenfalls könne die Domina nach Belieben mit dem Opfer agieren, etwa auch reiten oder sich sonstwie dran erfreuen, dabei nach Laune mit der Hand, dem Busen, den Brüsten, den Schenkeln oder auch dem eigenen Mund den des Opfers verschließen, dadurch den Atem des Opfers zu kontrollieren. Andere Körperteile einschließlich Anus sowie Vaginalbereich könnten sich natürlich auch gut zum zeitweiligen Verschluß eignen, um sich besonders reizen zu lassen, wenn der Atem knapper wird. Beim Verschluß mit dem eigenen Mund sei es dann, besonders bei vertrauteren Paaren, ja auch sehr reizvoll, wenn die Domina ihrem Opfer nur von ihrem Atem abgäbe, dieses dadurch komplett kontrolliere. Dazu müsse sie ja einfach nur durch die Nase einatmen und ausatmen, bei Bedarf etwas durch den Mund in den Mund des Opfers ausatmen.

Not und auch Panik des Opfers ließen sich im Verlauf dieser Kurzweil natürlich wunderbar zur eigenen Luststeigerung einsetzen. Es sei aber natürlich auch möglich, daß das Opfer bei so herbeigeführter Atemnot und gleichzeitiger sexueller Stimulation sehr intensiv Lust empfinde, welche sich so relativ leicht kontrollieren lasse. Ist das Überleben des Opfers auf jeden Fall wünschenswert oder zur Vermeidung von größeren Unannehmlichkeiten unbedingt erwünscht oder gar erforderlich, müsse die Domina natürlich stets kontrollieren, wie die Lage für das Opfer sei. Ein entsprechender Kurs zu künstlicher Beatmung, Wiederbelebung etc seien da selbstverständlich sehr sinnvoll.
Hier hätten sie für den Notfall auch Geräte.
Ferner wären ja ein Arzt sowie eine weitere Person aus dem Medizinbereich anwesend, welche man stets bei einem Notfall hinzubitten könne.
Somit seien sie hier also gut ausgestattet.
Es sei aber selbstverständlich damit zu rechnen, daß man nach einem durchgestandenen Notfall dann doch schon einmal etwas springen lassen müsse, beim nächsten Treffen zum Beispiele eine großzügige Runde Getränke, Kuchen, Süßigkeiten mitbringen, sozusagen als Kompensation für die verursachte ungeplante kleine Aufregung, welche im Falle eines Falle ja erst einmal alle Libertines betreffe.

Beide hatten aufmerksam zugehört, Annika wurde jedoch deutlich unruhiger, während Basti zwar angespannt wirkte, aber gleichfalls irgendwie fasziniert.
Als Marie anschließend fragte, ob sie etwas probierten wollten, nickte Basti, Annika allerdings zögerte.
Marie wies Basti zurecht, daß immer die Domina entscheide.
Annika stimmte kurz darauf doch zu, woraufhin ihr Marie weiter hilfreiche Anweisungen gab, während Annika Basti auf einer geeigneten Bank fixierte. wobei sie Seile benutzten, welche kaum abrieben und wo sich nicht irgendwelche Fasern ins Fleisch fraßen, welches aber schon ordentlich über die Haut rubbeln würde, wenn Basti sich hektisch bewegen würde.
Marie meinte, derlei Reiberei würde das Opfer auch disziplinieren sowie einen besonderen Reiz darstellen, wenn dieses vorher schon wisse, daß Panik und Gegenwehr doch eine ziemlich peinliche Angelegenheit werden würden.
Auf Marie Rat hin stimulierte Annika im Anschluß Basti, setzte sich auf diesen, nahm sein Glied in sich auf, beide spielten etwas. Marie hatte geeignetes Klebeband für die Nase besorgt, gab Annika ein Stück, womit diese sorgfältig Bastis Nase nach genauer Anleitung verschloß, das Band sollte sich ja nicht gleich wieder lösen, wenn Basti versuchen sollte, intensiv zu blasen oder Luft durch die Nase einzusaugen. Auch kleinere Undichtigkeiten mochten da schon reichen, um die Wirksamkeit der Methode zu verringern.
Marie hatte obendrein noch einen Knebel dabei, welcher die Atmung durch den Mund nicht verhindern würde, den Annika daraufhin ebenfalls Basti anlegte.

Und dann schlug Marie ein paar Sachen vor, welche Annika mit Hand, Busen, Brüsten und ferner mit dem Mund probieren konnte. Diese Vorschläge waren jetzt nur als Beispiel gedacht, eine eingehende Vertiefung dieser Übung wollte Marie den beiden gerne alleine überlassen. So schlug sie endlich noch ein paar andere Stellungen und Körperteile vor, welche Annika gleich ausprobieren mußte, um Bastis Atem einzuschränken. Da Marie das alles nichts ausmachte, leitete sie Annika ohne Scheu oder Zögern an. Diese Entschlossenheit sowie fehlende Scham war es genau wie die Selbstverständlichkeit von Maries Anleitung, welche Annika komplett überrumpelte, so daß diese einfach mitmachte. Diese war nicht immer besonders geschickt bei der Sache, war aber doch motiviert, ging auch sehr vorsichtig sowie umsichtig mit Basti um, so daß das alles ganz gut lief und Annika viel lernte.

Marie wollte sie anschließend alleine weiterüben lassen, als sie sah, daß die Fortschritte wohl weit genug gediehen waren, um die selbständige Übung ziemlich unbedenklich empfehlen zu können. Im Notfall war hier ja Hilfe nicht weit entfernt sowie auf Zuruf verfügbar. Daran erinnerte sie Annika, wies noch einmal darauf hin, daß sich ja viele berufen fühlen, aber doch nur wenige befähigt sind, daß es die Geschickten und die Gesandten gibt, aber daß keinesfalls jede Gesandte auch eine Geschickte sei, so mahnte sie Annika zu Bescheidenheit sowie Aufmerksamkeit, hob endlich die Hand zum Gruß, ließ beide bei ihrem weiteren vergnüglichen Spiel allein.

Immerhin gab es den weiteren Abend keinen Notfall bei den beiden, Marie wirkte außerdem noch hier und da ein wenig mit. Sebastian und Annika waren irgendwann offenbar mit ihren Übungen ganz gut durchgekommen. Als sie schon umgezogen gehen wollten, war Marie noch da, sie kamen zu ihr, dankten höflich und offenkundig sehr zufrieden mit dem Gelernten. Marie bestätigte, daß sie doch gerne geholfen habe.

Lange blieb Marie danach allerdings auch nicht mehr, denn die Reihen im ‚Folterkeller‘ hatten sich ohnehin schon etwas gelichtet. So gab sie irgendwann die als symbolisches Zepter dienende Peitsche weiter, nahm Thomas zur Seite. Sie suchten noch schnell etwas aus einem speziellen Schrank heraus, was sich gut eignen würde, um ohne nennenswerte Spuren zu fixieren. Thomas war schon etwas neugierig und vermutete, Marie wolle ihre neue Flamme Inken damit fesseln sowie in sadistisch-masochistische Spiele einführen. Marie versicherte allerdings, sie glaube, daß Inken auf gar keinen Fall Interesse daran habe, sie wolle dies lediglich als Sicherheitsmaßnahme haben, damit Inken sie selbst fixieren könne bei einem intensiveren Experiment. Thomas war sehr verblüfft, daß Marie sich fixieren lassen wollte, dachte erst, sie mache Scherze, sah aber doch an ihrem Gesichtsausdruck, merkte an ihrer nachdenklichen Art, daß es Marie schon irgendwie ernst war und er wünschte ihr viel Glück damit, versicherte ferner, das gefundene Material sei gleichzeitig sehr stabil, sehr geschmeidig, überdies sehr glatt, damit gut geeignet, nicht zu verletzen und das Erlebnis nicht in dem Sinne schon durch die Fixierung einschneidend zu machen. Marie nickte nur, war bereits etwas abwesend, daß Thomas ihr nur aufmunternd ihre Schulter klopfte. Danach zog Marie ab.

Inkens Kommentar

Die ethische Diskussion um Lüge und Betrug ist schon spannend. Natürlich sollte man nicht alles tun, was man kann.
Wann jedoch erspart man mit Vereinfachungen anderen Menschen etwas, die die Details sowieso nicht verstehen würden oder die Details einfach nicht interessiert?
Wenn man nun etwas weiß, es allerdings mitnichten allgemein verständlich machen kann, ist es dann vertretbar zu lügen sowie Märchen zu erzählen, um die eigene Meinung, basierend auf besserem Wissen, trotzdem durchzusetzen?
Und wenn das vermeintlich bessere Wissen doch ein Irrtum ist?
Nichts über die Welt wissen wir ja eigentlich mit Bestimmtheit, alles sind Vereinfachungen. Nun ist es auf jeden Fall auch so, daß einige besonders sorgfältig konstruierte Modelle eben doch deutlich genauer sind als die vielen anderen, mehr oder weniger beliebigen Flunkereien, deshalb hat es schon Gewicht, dafür zu sorgen, daß die Entscheidungen wenigstens aufgrund hinreichend genauer Modelle erfolgen und nicht nach Lust und Laune und Manipulation mal eben so aus der Hüfte heraus, weil gerade jemand geschickt Rhetorik betreibt oder auch einfach platt, jedoch sehr suggestiv lügt.

Gut, Marie ging es natürlich primär um die Frage, ob sie mir ihre Neigungen und auch die Aktivitäten bei den Libertines verheimlichen sollte oder nicht, ob sie hinsichtlich der geplanten Fixierung offen beichten sollte, wie sie zu Ideen sowie geeignetem Material gekommen war. Belogen und betrogen hat sie mich ja schon insofern nicht, als sie ja gar nicht vorhatte, mich da mit reinzuziehen. Das betraf mich ja nur indirekt, eben weil sie ein Problem hat, die Kontrolle abzugeben, was wiederum durch den Horror ihrer Kindheit gut nachvollziehbar ist. Von daher fühle ich mich nicht hintergangen, daß sie mir nicht gleich bei den ersten Worten bei unserer ersten Unterhaltung in der Mensa ihr ganzes Leben offenbart hat.
Und später, als wir dann zusammen waren?
Hätte sich dabei ein geeigneter Zeitpunkt finden lassen müssen, hätte alsdann eher mehr erzählt werden sollen?
Auch dabei ist zu bedenken, daß das bei ihrer Kindheit nicht so einfach ist, mal eben alle Karten offen auf den Tisch zu legen.
So fühle ich mich also nicht hintergangen und auch nicht belogen.
Was für uns jeweils wichtig war, hat nie auf falschen Voraussetzungen beruht, war nie Mittel zum Zweck.

Jene Annika und Sebastian erläuterten Praktiken sind schon herbe Sachen. Und offenbar hat Marie das ganz offen sowie gnadenlos rausgehauen, daß den beiden die Ohren klingelten und vermutlich gleichfalls die Düse ganz schön ging. Diese Art von glasklaren Erlätuerungen heikler Konsequenzen paßt gut zu ihr, sie kann den schlimmsten Horror ganz nebenbei sowie im Plauderton berichten. Sie kann allerdings ebenso ziemlich harmlose Themen durch Gestik, Haltung, Gesichtsausdruck, Betonung, Stimme dermaßen dramatisieren, daß einem ganz schummrig wird, Klara und Bettina hatten derlei ja bereits erlebt, als sie gefragt hatten, was Marie mit Thorben und Boris angestellt hat.
Gut, Annika und Sebastian wollten es offenbar auch wissen, daher dürfen sie sich dann nicht wundern, wenn sie harte Kost serviert bekommen.
Noch spannender ist dabei allerdings, daß sie wirklich weiter probiert haben, als Marie schon aus dem Verließ hinaus war. Man hätte vermuten können, daß sie sofort abgehauen wären, aber nein, sie haben probiert.
Das ist definitiv nicht meine Welt!
Mal zu gucken, wäre durchaus spannend – aber keinesfalls in diesem ‚Folterkeller‘ aktiv mitmachen!

Maries Kommentar

Was habe ich eigentlich gelernt aus jener Diskussion?
Gut, bei den Libertines haben einige Leute Talent, andere zu manipulieren. Wir sind uns dessen bewußt, aber im Grunde daraus resultierend ebenso unserer besonderen Verantwortung, welche damit einhergeht, wenn man gezielt die Wahrnehmung oder Interpretation in den Köpfen anderer verdreht. Natürlich ist diese Fähigkeit in der Praxis bewußt eingesetzt problematisch, teils aber auch unvermeidbar.
Selbstverständlich gibt es immer wieder größenwahnsinnige Typen auf der Welt, welche nicht nur die Wahrheit für sich in Anspruch nehmen, welche vielmehr zu allem Überfluß bereit sind, diese ihre eigene Wahrheit oder besser Irrung als Sicht der Welt gegen allen Sinn und Verstand zu verteidigen und durchzusetzen, dabei gleichfalls vor Gewalt, gar Völkermord nicht zurückschrecken, im Gegenteil, dies sogar genießen, gar ihr Weltbild nur zum Vorwand nehmen, um Macht auszuüben, andere Menschen zu unterjochen, zu mißhandeln sowie abzuschlachten.
Gelegentlich kommt es einem vor, als würden einige Ideologie bewußt derart abstrus, absurd, durchgeknallt formuliert, um Verweigerer damit aus einer besonderen Machtposition besonders demütigen erpressen zu können, wobei dem Folterer ein großer Genuß zukommt, den Opfern mit derartigen Ideologien, dem Zwang zur Zustimmung zum Blödsinn besondere Pein zuzufügen. Darin liegt absolute Macht der Dominanz: Mitmenschen nötigen, wider besseren Wissens irgendwelchem Quatsch Treue zu schwören. Im abgerungenen Treueeid zu durchgeknallten Ideologie liegt große peinliche Folter mit tiefen psychischen Narben einer fundamentalen Demütigung zuvor noch wacher geister, welche fortan dem geistigen Dünnschiß huldigen müssen, welche die Täter zuvor in ihr Hirn geschissen hatten. Darin liegt die Meisterschaft von Dressur, Menschen in derartige Selbstkasteiung, Selbstverleugnung zu treiben.

Hinzu kommen selbstverständlich noch jene Spinner, welche skrupellos bereit sind, nur für den eigenen Profit Leute über die Klinge springen zu lassen, ja sogar mit blödsinniger Arznei oder nicht ungefährlicher, aber dafür überfüssiger Diagnostik.
Wie sollen Ärzte und Bürger realistisch beurteilen, was sinnvoll für den jeweiligen Patienten ist, wenn die Pharmakonzerne sich lediglich die eigenen Taschen vollügen?
Wenn es auf dem Gebiet keine ernsthafte unabhängige Forschung, sondern bloß Werbung gibt?

Wenngleich das Bedürfnis nach Täuschung sowie Manipulation für einige Leute unter den Libertines auch sehr gut nachvollziehbar ist, so haben wir doch ebenso das Prinzip des Perspektivwechsels eingeführt.
Dabei fragt man sich ganz automatisch, ist es für mich akzeptabel, wenn andere zu meinem Schaden genauso zu deren Nutzen agieren, wie ich dies zu meinem gerne tun würde?
Das wird man eher vermeiden wollen, wofür es mehrere mehr oder weniger erfolgversprechende Strategien geben kann.
Ein Ausgleich oder eine Optimierung der mittleren Befriedigung aller Interessen läuft allerdings eigentlich immer darauf hinaus, sich gegenseitig nicht zu sehr auf die Füße zu treten, weicht jemand durch aggressives Vorgehen zu weit von diesem breit akzeptierten Mittel ab, so mag das zwar zunächst weit führen, weil sich andere nicht sofort genauso aggressiv wehren, langfristig führt solch ein Verhalten aber regelmäßig zu einem katastrophalen Absturz, denn andere sehen daraufhin ja auch keine Notwendigkeit zur Rücksicht mehr, damit wird ein jeder irgendwann zum Opfer der Aktionen von anderen, egal wie man es anstellt, irgendwann gibt es immer Zeiten sowie Gegner, bei denen man nicht mehr siegen kann.

Hinsichtlich meiner Offenbarungen gegenüber Inken hat sich so doch ziemlich schnell ergeben, daß ich mich nicht mehr fragte, ob ich das tun sollte, sondern nur noch wann und wie. Diese Frage berührt nun einen zentralen und sensiblen Punkt von mir. Ich bin nicht so gut darin, die Kontrolle aufzugeben. Jene Erfahrung meiner Kindheit ist eben doch eingebrannt, daß Schmerz sowie Pein droht, wenn jemand anderes die Kontrolle übernimmt. Intellektuell hatte ich diese Befürchtung gegenüber Inken natürlich keinesfalls, aber es ist auch nicht so einfach, über den eigenen Schatten zu springen.

Auch in der Unterhaltung mit der Aufklärung von Annika und Sebastian hat sich meine zunächst noch vage Strategie allmählich verfestigt. Ich hatte mich entschlossen. Und letztlich hatte ich ja auch mit praktischen Vorbereitungen begonnen, als ich mir geeignetes Material besorgt habe, um eine Fixierung durch Inken ziemlich schadlos für uns beide zu ermöglichen.

Bekenntnis

Marie schlich sich tief in der Nacht, eher schon sehr früh am Morgen in die Wohnung, um Inken nicht zu wecken, hängte ihre Jacke weg, ging noch kurz ins Bad, um die Zähne zu putzen, schlich hernach ins Schlafzimmer, lauschte. Inken war unruhig, warf sich im Bett hin und her. Marie dachte trotzdem, sie würde schlafen, hätte einen unruhigen Traum, so war sie sehr leise und vorsichtig, um Inken nicht zu wecken.
Marie entkleidete sich, plötzlich flüsterte die offenkundig doch keineswegs schlafende Inken: „Marie?“
Diese kam schnell heran, sprach leise: „Ja, bin wieder da, ich wollte dich eigentlich schlafen lassen, tut mir leid!“
Marie huschte zu Inken ins Bett, welche sie liebevoll sowie innig begrüßte und seufzte: „Ach Marie, gut, daß du wieder da bist, du hast mir so gefehlt.
Ich glaube, ich habe mich versehentlich in eine unglückliche Lage gebracht, konnte daraufhin gar nicht schlafen, aber du kannst mir sicher gerne helfen?“
Marie küßte und streichelte sie sanft, versprach sofort: „Ganz sicher werde ich es versuchen.
Was hast du denn angestellt?“
Inken schwieg einen Moment etwas verlegen, antwortete danach leise: „Also … also ich habe darüber nachgedacht, was ich dir für ein Versprechen für das Wochenende abgerungen habe … nur habe ich dabei ja übersehen oder ignoriert, daß ich gar keine Ahnung habe, wie ich das praktisch überhaupt machen soll. Ich war unaufmerksam bei dem, was du mit mir anstellt hast, damit es für mich Höhenflüge gibt, nun ist mir aufgegangen, wie ahnungslos ich doch bin. Ich glaube, ich habe eine dicke Lippe riskiert und nun weiß ich gar nicht, was ich machen soll …“
Marie lachte heiter, liebkoste Inken sanft: „Oh, deswegen mußt du doch nicht die ganze Nacht grübeln, das bekommen wir schon irgendwie hin, beziehungsweise du wirst dies schon wie von dir gewünscht hinbekommen, ich entspanne einfach, gebe mich ganz unter deine Kontrolle und genieße!“
Inken beunruhigte diese Erwartung eher, etwas nervös meinte sie deshalb dazu: „Marie, Marie!
Ich weiß doch gar nicht richtig, was ich machen soll. Bin doch ganz ahnungslos, worauf du gut reagierst, was du genießen kannst, wie ich richtig und schön für dich vorgehe.
Wenn ich das nun gar nicht richtig kann, sondern einfach ungeschickt, unfähig bin, wenn es gar nicht klappen mag bei dir?
Ich bekomme es doch nicht einmal alleine bei mir hin.“
Marie amüsierte sich zwar etwas, nahm diese Unsicherheit und Aufregung ihrer Liebsten aber doch wahr und erwiderte: „Oh, mein Sonnenschein, mein Wildfang, mein liebster Wirbelwind, mein Wuschelherz. Sorge dich mal nicht so um mich, das wird schon, allerdings wie abgemacht erst am Wochenende. Gut, was dich betrifft, so können wir es ja noch einmal gemeinsam probieren, ich zeige es dir, führe deine Hand und wir schauen einfach mal, wie sich alles weitere entwickelt. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, probieren wir auch mal ein wenig bei mir und das klappt dann schon bei mir.
Bei dir ist die Blockade auch eher im Kopf, vermute ich, es scheint bei dir wie beim Kitzeln zu sein, kitzeln kann man sich auch nicht selbst, gut, sich nicht selbst befriedigen zu können, während es bei meinen Bemühungen so einfach ist, ist dann schon ein interessantes Phänomen, aber ja nicht so wild.
Ich bin ja für dich da!“

Schon hatte Marie begonnen, Inken ordentlich durchzukitzeln, daß beide schnell durch das Bett wirbelten, alberten, fröhlich lachten und heiter miteinander spielten.
Marie wollte vermeiden, daß Inken zuviel über etwas grübelte, was Marie für sich auch noch nicht so genau einschätzen konnte – wie würde sie reagieren, wenn sie sich ganz Inken auslieferte?
Auf der einen Seite wollte sie so sehr, auf der anderen waren da allerdings auch noch ihre Bedenken. Entweder ohne Fixierung mit Risiko für Inken oder der heikle Moment, sich selbst fixieren zu lassen für Marie. Risiko für Inken schien ihr gar nicht akzeptabel, so blieb also offenbar lediglich Option zwei, weil sie es ja nun endlich durchziehen wollten.

Marie meinte irgendwann: „Also gut, sagen wir mal, wir fangen heute Abend mit sorgfältigeren Studien bei dir an, übertragen ein wenig auf mich, um dann am Samstag und Sonntag gemeinsam voll einzusteigen.
Im Grunde machen wir das wie du es in letzter Zeit gelernt hast, auf kleine Aufgaben konzentrieren, diese nacheinander behandeln und lösen, danach die nächste kleine Aufgabe und so fort, in Ordnung?“
Inken schmiegte sich wieder eng an Marie, kuschelte sich zutraulich ein: „Ja, natürlich gut.
Und du hilfst mir?“
Marie versicherte: „Natürlich, ab einem bestimmten Punkt hast du dann die Kontrolle und wir werden erleben, wie weit wir kommen, ich denke allerdings schon, daß es gelingen wird.
Bist du jetzt beruhigt?
Mußt nicht weiter grübeln …“
Inken nickte, an Maries Busen gedrückt, hatte sogleich aber noch ein Anliegen: „Marie?
Genaugenommen, also genaugenommen, als ich vorhin so einsam an dich gedacht habe und überlegt habe, wie es gehen könnte, habe ich mich versehentlich in eine etwas unglückliche Lage manövriert, weil es doch alleine nicht klappt …“
Marie lachte, wuselte durch ihr Haar, meinte zu diesem Geständnis: „Achso, jetzt verstehe ich das eigentlich drängende Problem, warum du nicht schlafen konntest, warum du dich so unruhig im Bett hin- und hergeworfen hast.
Hmmm in eine unglückliche Lage hast du dich manövriert, hmmmm was machen wir denn da?
Hält dies unerquickliche Gefühl innerer Unruhe etwa immer noch an?
Dies wäre ja ganz grauenhaft, wenn du dem so hilflos ausgeliefert wärst?
Was könnten wir denn da machen?“
Inken kniff sie zart, grummelte: „Marie, Marie … du machst dich über mich lustig …“
Marie herzte sie, zog sie hoch, küßte Stirn und Wangen: „Ich necke dich doch bloß ein wenig, wollen mal sehen, wie schnell wir dir Abhilfe schaffen können, wäre doch gelacht, wenn wir dies Problemchen gemeinsam nicht gemeistert gekämen!“

Daraufhin begann ein wildes Fummeln, Knutschen sowie Massieren und Marie übernahm schnell die Kontrolle, Inken gab sich ganz in ihre Hände, ließ sich treiben, willig genoß sie nun, wie sich ihre Lust steigerte. In Anbetracht der frühen Stunde wollte Marie allerdings nicht so lange hinauszögern, sondern steuerte ziemlich direkt auf Erlösung für Inken zu, horchte in sie hinein, erspürte ihre Lage, handelte geschickt und entschlossen, sanft und doch massiv die Erregung fördernd, bis sie bei Inken diese Anspannung, diese Hürde spürte, welche überwunden werden mußte, um durchs Ziel zu kommen. Scheute Inken indes allein davor zurück, diese Hürde zu nehmen, so überwand sie sich mit Maries Zutun doch ohne Mühe oder weiteres Zögern, Maries weitere Zärtlichkeiten sorgten zudem schnell dafür, daß es zunächst zügig zum so bitter ersehnten Höhepunkt kam, jegliche aufgestaute Energie sich so heftig entlud. Anschließend allerdings wirkte Marie beruhigend sowie besänftigend auf Inken ein, damit diese nach der wilden Runde wieder schnell entspannte, sich ihr Körper endgültig daran erinnerte, daß es nun zügig zu schlafen galt. So lag sie ganz entspannt, ruhig, selig befriedigt in Maries Armen und entschlummerte. Marie war ebenfalls müde, daher dauerte es auch bei ihr lediglich kurze Zeit, bis sie sich anschloß, sich zart und eng an die Liebste kuschelten, dort gleichfalls einschlummerte.

Beide schnauften ordentlich, als den nächsten Morgen aus dem Nebenraum das Radioprogramm erklang und gemahnte, daß sie nicht mehr so viel Zeit hätten, um sich den Aufgaben des Tages zu stellen. Natürlich kuschelten sie sich erst einmal trotzdem innig zusammen, Marie begann nach der ersten zärtlichen Begrüßung des Tages, Inken etwas durchzukitzeln, um diese zu beleben, was denn auch ganz gut wirkte, denn bald tobten sie herum, die anfängliche Müdigkeit war vergessen, der Tag konnte kommen.

Zügig erledigten sie ihre Pflege im Bad, saßen danach in der Küche beim Frühstück. Trotz der kurzen Nacht waren sie auch dank ihrer kleinen Kabbelei im Bett sowie dank des kalten Wassers im Bad dann doch recht frisch und munter, alberten ein wenig herum, fütterten sich gegenseitig, erfreuten sich an ihrer gegenseitigen Gesellschaft.

Nachdem sie fertig für den Tag waren, schlenderten sie gemeinsam draußen durch den Stadtteil und den Park im Bereich des Hauptgebäudes der Universität. Bei letzterem angekommen verabschiedeten sie sich zärtlich voneinander bis zum Mittag, anschließend eilte Inken hinein und Marie schlenderte zu dem Gebäude mit ihrem Bureau und Labor. Diesen Morgen widmete sie hauptsächlich Peters Arbeit, denn nach Möglichkeit wollte sie heute schon damit durch sein, damit Peter nicht lange warten mußte. Darin gab im Verlauf der Lektüre schon ein paar Stellen, wo sie Fragen hatte oder auch Fragezeichen an den Text malte, ebenso einige unfreiwillig lustige Stellen, welche sich Peter wohl auch noch einmal genauer ansehen konnte, insgesamt kam sie aber doch gut voran, lernte dabei noch über einige Sachverhalte dazu, welche sie trotz ihrer bisherigen Zusammenarbeit, ihrer Einführung in Thema samt Experiment noch nicht gewußt hatte. Ein paar dabei aufkommende Fragen waren für die Arbeit selbst nicht so relevant, für sie selbst jedoch schon, diese markierte sie somit besonders. Sie hatte mit Peter ja nichts fest ausgemacht, daher gingen sie grob von etwa einer Woche aus. Weil Dirk mit dem eigenen Werk reichlich zu tun hatte und mit dem Forschungsbereich natürlich deutlich vertrauter war, würde er vielleicht schon fertig sein, sofern er diese Lektüre einfach vorgezogen hatte. Klaus als Chef mußte hingegen schon etwas genauer gucken, würde sicherlich etwas länger brauchen. So dachte sich Marie, daß es gar nicht schlecht wäre, wenn sie heute fertig würde und nachmittags gleich bei Peter vorbeischaute. Mit all den Anmerkungen samt der Diskussion der Fragen hätten sie dann genug zu tun und Peter hätte anschließend wohl auch gleich genug Arbeit für das Wochenende. Gut, es ist ja nicht so ganz unproblematisch, Anmerkungen und Korrekturen von drei Personen gleichzeitig zu verarbeiten und unter einen Hut zu bringen, also würde Peter in den kommenden Tagen schon noch seinen Spaß haben. Ein richtiges Versionssystem hatte er bestimmt für seine Arbeit verwendet, folglich würde er sehen müssen, wie die Vorschläge von drei Personen, einzeln bei ihm abgegeben, sinnvoll zu verarbeiten wären. Nun, dies war keineswegs Maries Problem.

Inken traf wieder Klara und Bettina, alle drei plauderten noch über den gestrigen Filmabend die paar Minuten, bis die Vorlesung begann. Danach hatten sie wieder eine kurze Pause, fachsimpelten schon über noch zu lösende Aufgaben. Ein paar Kommilitonen, welche offenkundig nachmittags nicht mitdiskutieren wollten, sondern gleich ins Wochenende aufbrechen, waren ähnlich interessiert, pendelten zwischen verschiedenen Leuten, um noch ein paar nützliche Tips aufzuschnappen. Natürlich war bis zur nächsten Veranstaltung lediglich sehr wenig Zeit für Details. Die eiligen Wochenendler setzten also zuversichtlich darauf, mit wenigen Tips selbständig über die Runden zu kommen oder am Montag noch eilig nachzubessern, was noch fehlen mochte.

Mittags trafen sich Bettina, Klara, Inken und Marie abermals in der Mensa. Besonderes hatten Bettina und Klara am Wochenende noch nicht geplant, Inken und Marie wiederum wollten ihre Pläne nicht unbedingt ausplaudern, so diskutierten sie noch ein paar Sachen vom Filmabend, erzählten Marie vom Film und holten ihre Meinung ein. Marie zeigte sich interessiert, den Film hatte sie selbst nicht gesehen, verstand es aber ganz gut, passende Fragen zu stellen, sich in die Handlung sowie Idee hineinzuversetzen. Welche Geschichten wir funktionieren können, mit dieser Frage hatte sie durchaus durch reichlich eigene Lektüre Erfahrung, insofern suchte sie schnell nach Knackpunkten oder fragwürdigen Lösungen in frisch gelesenen oder gesehenen Werken. So konnten sie ganz gut über ein paar Fragen diskutieren, welche der Film aufgeworfen hatte oder welche Bettina, Klara oder Inken darin jedenfalls für sich als relevant aufgefallen waren. Bald indessen war es auch schon wieder Zeit, Bettina, Klara und Inken eilten zur nächsten Veranstaltung.

Wieder zurück im Bureau setzte Marie ihre Analyse von Peters Werk fort. Als dies so weit geschafft war, ging sie zu Peters Bureau, klopfte. Peter war da sowie erfreut, daß sie bereits mit der Arbeit durch war, daher diskutierten sie sogleich, wobei Marie zunächst jene Fragen vorzog, welche eher für ihr Verständnis sowie ihre Arbeit relevant waren. Danach wechselten sie zur Arbeit, gingen alles durch, was Marie gefunden hatte. Damit hatten sie erst einmal gut zu tun.

Dirk kam sogar auch noch irgendwann vorbei, steuerte seine Kommentare zur Arbeit noch bei, was sich als recht günstig erwies, denn so konnten sie zu dritt diskutieren sowie einige Sachen klären, damit auf eine Linie bringen. Es war dann eben nur die Frage, wie sehr dies von jener Linie abwich, welche Klaus vorschlagen würde, der hatte sich von Peter dann in der Tat Zeit bis übers Wochenende erbeten und würde anschließend seine Ergebnisse erst die Woche drauf präsentieren. Peter verteidigte seine Sache den beiden gegenüber aber schon sehr gut, wobei er doch etwas besorgt war wegen jener unfreiwillig drolligen Sachen, welche beide doch noch gefunden hatten, welche sich aber ganz gut ergänzten. Damit hatte er jedenfalls schon einmal wieder über das Wochenende gut zu tun, Dirk und Marie klopften ihm aufmunternd auf seine Schultern, als er das Gesicht etwas verzog, also keine Pause, sondern fleißig weitermachen. Immerhin, so tröstete Dirk, ein Ende war bei Peters Arbeit ja schon abzusehen, er hatte hingegen noch ordentlich mit Worten und ebenso mit Inhalten zu kämpfen. Deshalb wechselten sie sofort, klopften Dirk aufmunternd auf dessen Schultern.

Marie saß bereits wieder in ihrem Bureau an den Unterlagen zur Beschaffung der neuen Geräte, als Inken kam. Wie gehabt für freitags war es für diese bei den Diskussionen im Gruppenarbeitsraum ruhiger zugegangen und die meisten Kommilitonen verabschiedeten sich allmählich ins Wochenende. Als Klara und Bettina genug zusammen hatten, um am Wochenende alleine weiterzukommen, verabschiedeten die drei sich dann auch und Inken schlenderte zu Marie. Nun im Bureau berieten sie über das weitere Vorgehen. Einkaufen für die Woche sollten sie auch noch, aber das hatte noch etwas Zeit, so arbeitete Marie noch etwas weiter und auch Inken packte aus, sah zu, daß sie mit ihrem Kram ziemlich weit kam, um am Wochenende nicht mehr so viel damit zu tun zu haben.

Irgendwann allerdings hatte Inken erst einmal genug, konnte nicht mehr still sitzen, daher machte auch Marie Feierabend, beide zogen los. Erst einmal ging es heim, Inkens Sachen abstellen, anschließend sahen sie ihre Vorräte durch, kalkulierten und planten, was sie für die Woche einkaufen sollten, zogen im Anschluß los. Einkaufen war indessen auch recht schnell erledigt, ebenso ihr Abendbrot wieder daheim. Danach sanken sie erst einmal durchatmend sowie mit angestellter Musik gemeinsam ins Sofa, ließen sich ein wenig treiben.

Marie hatte sich ja vorgenommen, Inken mehr über sich zu erzählen, ihre dunklen Geheimnisse zu offenbaren und fand nun, daß es dafür wohl Zeit wurde, damit Inken ihre Probleme besser verstehen konnte, die Kontrolle abzugeben.
So sprach sie denn zu Inken: „Du, mein Knuffelchen, bevor wir mit unseren intimen sowie hoffentlich vergnüglichen Experimenten beginnen, wollte ich dir etwas mehr über mich erzählen. Ich habe längere Zeit gezögert und war mir unsicher, wie du das aufnimmst oder wie du das verträgst, aber ich meine doch, so vertraut wie wir inzwischen sind, ist es wichtig für dich und inzwischen glaube ich zudem, daß du stark genug bist sowie genug Vertrauen hast, um angemessen damit umzugehen.“
Inken schaute sie etwas unsicher an, erwiderte zögernd: „Hmmm, du machst es ja dramatisch, kannst mir doch alles sagen, hab dich doch lieb!“
Marie lächelte sie an, wuselte sanft durch ihr Kopfhaar, fuhr fort: „Ich habe dich auch sehr lieb. Das hängt auch damit zusammen, warum ich mich immer gesorgt habe, die Kontrolle zu verlieren, auch von daher solltest du alle relevanten Hintergrundinformationen kennen, bevor wir dann richtig loslegen, damit du besser verstehst.“
Inken nickte: „Ja gut, also ich bin neugierig und gespannt, mehr noch nach dieser Vorrede!“
Marie atmete tief durch, hub alsdann erneut an: „Also gut, von meiner Kindheit hatte ich ja schon grob erzählt, auch was ich so an Materiellem sowie Finanziellem geerbt habe. Leider hat er mir allerdings noch mehr vererbt oder durch sein Verhalten, seine Erziehung, seinen Mißbrauch aufgeprägt.
Er war ein Psychopath sowie ein ausgeprägter Sadist, jedenfalls in dem Sinne, wie man das Wort heute gebraucht, also jemand, dem es Freude macht, andere zu dominieren, ihnen zu schaden, sie zu quälen sowie zu zerstören.
Jedenfalls einen Teil davon habe ich geerbt. Als Metapher drücke ich das auch so aus, daß sein Unheil, seine Art letztlich über mich gekommen ist, als er tot war und ich dann irgendwann an seiner Leiche stand, um ihn für die Polizei eindeutig zu identifizieren. Sie haben mich letztlich allein von ihm Abschied nehmen lassen, denn zu dem Zeitpunkt ahnten sie noch nicht, wer er war und was er mit mir getan hatte. Da stand ich dort an seinem kalten Körper und plötzlich kam es über mich, hat sich mit dem vereint, was schon in mir war. Gewiß war dies lediglich ein psychologischer Effekt. Geister gibt es nicht wirklich, indes, für den persönlichen Effekt reicht die Erinnerung, die dadurch noch vorhandene Präsenz im eigenen Kopf, welche er dort längst eingebrannt hatte.
Seitdem habe ich eben dieses Monster im Kopf, diese Finsternis, diesen Abgrund des Grauens. Ich muß akzeptieren, daß das ein Teil von mir ist, den ich unter Kontrolle behalten muß. Dieses Monster liegt in Ketten tief unten in seinem Kerker, rasselt und knurrt. Manchmal braucht es etwas Futter, dann muß ich es rauslassen und sich etwas austoben lassen, damit es sich nicht unkontrolliert losreißt und Unheil stiftet. Ohne dich dabei wäre der Vorfall im Park ideal gewesen, mein Monster rauszulassen und es sich austoben zu lassen, doch derlei konnte ich keineswegs zulassen, hätte dich zu sehr erschreckt. So jongliere ich am Rande des Abgrunds, am Rande meiner Finsternis, kontrolliere, wende das Schlimmste ab.
Und dann kamst du, mein Sonnenschein, hast meine Finsternis erhellt. Das tat so gut, deine Wärme, dein Licht, deine Freundlichkeit sowie Lebendigkeit. Das alles hat meine Finsternis weit zurückgedrängt. Ich habe dein Licht, deine Wärme, deine Zuneigung sowie Liebe nur so aufgesaugt, um all das zurückzudrängen, aufzulösen. Aber ganz unten bleibt natürlich immer noch etwas, weil es ein Teil von mir ist, den ich niemals auslöschen kann. Und doch ist es mir gar gelungen, mit der süßen Speise deiner sowie meiner Liebe samt unserer Zärtlichkeit das Monster zu füttern, damit zu peinigen, daß es sich zusammengekrümmt in die letzte Ecke zurückgezogen hat, sich gar nicht mehr hervorwagt. Dieses süße Gift unserer Liebe hat es durchdrungen und gelähmt. Es scheut das helle Licht deiner Liebe, es zaudert vor deiner Wärme und Lebendigkeit. Es traut sich nicht mehr, ich bin durch dich fast frei, durch dich bin ich gerettet und glücklich.
Ich muß es zugeben, ich kann bei Bedarf sehr manipulativ sein, sehr dominant, es macht mir ebenso Freude, Menschen zu peinigen, sie zu verunsichern, sie aus ihrer Wohlfühlzone herauszupuhlen, in ihren wunden Stellen zu stochern, ihre Fetische zu zerstören, ihre Welt aus den Angeln zu heben.“
Inken schaute sie kritisch an, allerdings nicht einmal besonders beunruhigt: „Aber bei mir hast du das nicht einmal versucht, also gut, du hast mich dazu gebracht, sehr gerade zu sitzen, mich zu konzentrieren und organisiert sowie effizient zu arbeiten. Mag sein, daß du mich auch subtil dazu manipuliert hast, aber dann doch, um mich zu fördern, um mir zu helfen, meine eigenen Ziele zu erreichen …“
Marie nickte: „Das stimmt.
Zum Glück habe ich dir gegenüber gar kein Bedürfnis, dich zu quälen oder zu peinigen, ich habe mich ja auch immer gut unter Kontrolle, also keine Gefahr für dich. Dieses Bedürfnis tief in mir bezieht sich ganz offenbar gar nicht auf dich, was gut ist. Ich sollte wohl nun obendrein ebenso zugeben, jene Libertines, welche sich am Donnerstag Abend treffen, sind keineswegs nur ein philosophischer Club von Freigeistern, also wir begeistern uns auch für sadistisch-masochistische Aktivitäten und Behandlungen, auch um unsere Neigungen kanalisiert auszuleben und uns unter gemeinsamer Kontrolle jedenfalls ein Stück weit auszutoben.
Auch da kann ich meinem Monster gelegentlich etwas Auslauf und Futter spendieren, aber in ritualisierter, kontrollierter Form, unter diesen Bedingungen wird es nicht richtig wild, muß doch gehorsam folgen, sich meinem bewußten Willen unterordnen. Mit der Zeit wurde es immer besser, ich hatte es immer besser unter Kontrolle, eigentlich ist längst der philosophische Diskurs für mich spannender und interessanter als der praktische Rest, welcher natürlich auch mal ganz lustig ist, jedoch keinewegs mehr essentiell notwendig.
Ich bin da jedenfalls sehr talentiert und sehr geschätzt.“

Inken zog besorgt ihre Augenbrauen herunter, schaute Marie direkt in ihre Augen: „Da geht es also auch um Sex und besondere Praktiken?
Was macht man da so?
Den Hintern versohlen?
Willst du das auch bei mir machen‽“
Marie schüttelte ihren Kopf: „Nein, ich will dir sicher nicht den Hintern versohlen. Gut, solltest du dies wirklich mal wollen, dann ginge derlei zünftige Züchtigung, vertiefenden Versohlung, prickelnde Peinigung wohl schon, ich glaube allerdings, solcherlei Spielchen liegen dir nicht sonderlich, von daher würde ich von solchen Wünschen abraten.
Willst du etwa solche Spiele spielen?
Du gibst dich nicht artig und ich soll dich züchtigen?
Hältst du Schlagen allgemein für eine angemessene Erziehungsmethode?“
Inken sah sie verunsichert an: „Nein, das mag ich sicher nicht. Was die Erziehungsmethode anbelangt: Ich kann nachvollziehen, wenn Eltern die Hand ausrutscht, wenn ihre Kinder sehr nervig sind und provozieren, aber derlei ist ja weder richtig noch ist es überhaupt Erziehung oder auch nur irgendwie hilfreich für die Kinder, es ist einfach nur Gewalt, welche pädagogisch falsch ist, das müssen die Eltern somit klären, ihren Fehler bekennen, ohne die Fehler der Kinder unter den Tisch fallenzulassen.
In einer Beziehung ist Erziehung sowieso eine dubiose Geschichte, die muß doch einvernehmlich funktionieren und man muß sich so miteinander arrangieren, auch dabei hat Gewalt nichts zu suchen.“
Marie nickte: „Gut. Einverstanden.
Und was meinst du zur Berechtigung einvernehmlicher Spiele zu zweit?“
Inken erwiderte: „Naja, wenn es nicht schadet und man sich einig ist, ist viel möglich, aber mir läge das nicht, bestimmt nicht!
Aber ich meine, wenn das deine Neigung ist, es dir wichtig ist, vertraue ich dir, aber du sagtest, bei mir hättest du dies Bedürfnis nicht?“
Marie schüttelte den Kopf: „Nein. Und das trifft sich doch gut. Ich meine, wenn du harmlose Sachen ausprobieren willst, können wir gerne irgendwann einmal machen. Es gibt sicher auch Spielarten, welche dir gelegentlich ausprobiert gefallen könnten, welche jenseits von Schlägen ganz anregend sein könnten, eher kitzelig oder reizend, etwa wenn du deine Augen verbunden hast, mit einer Feder oder mit Eis über deine Haut streichen, um besondere Empfindungen auszulösen. Du bist ein wenig ausgeliefert, kannst diese Situation lediglich symbolischer Auslieferung genießen, aber es gibt keinen Schmerz, das könnte durchaus gehen.“
Inken nickte: „Ja. Das klingt jedenfalls gar nicht monströs oder unheimlich, im Gegenteil.
So finden bei den Libertines also nicht nur arge Sachen statt?
Was macht ihr denn da eigentlich praktisch?“
Marie antwortete: „Dies im Detail zu erläutern, würde etwas weit führen. Und wer nicht die Neigung dazu hat, dem bringt es nichts. Grob kann man sagen, im einfachsten Falle mit zwei Personen ist einer der Akteure dominant und einer unterwürfig. Letzterer gibt die Kontrolle ab, vertraut der dominanten Person. Diese agiert daraufhin und sorgt für Reize bei der dominierten Person, welche sich ganz hingibt und genießen oder auch dulden kann, also insbesondere auch nicht dafür verantwortlich ist, daß die dominante Person ebenfalls etwas genießt. Diese ist verantwortlich, bestimmt also jegliches Geschehen, worin der Reiz für diese Person liegt, natürlich ebenso darin, die unterwürfige Person im Ausleben der eigenen Neigungen zu unterstützen.
Geht man jetzt von der Kombination einer sadistischen Person und einer masochistischen aus, so besteht der Reiz bei der masochistischen Person keineswegs nur in der Unterordnung, sondern bei der konkreten Interaktion gleichfalls darin, sich von Angst und Unsicherheit zu befreien, nach der peinlichen Behandlung tritt dann auch regelmäßig eine Erleichterung, ein starkes Glücksgefühl ein, weil man durchgehalten hat, weil man seine Grenzen kennengelernt hat, vielleicht sogar noch darüber hinaus geführt wurde, somit etwas über sich selbst erfahren hat oder eigene Möglichkeiten voll ausschöpfen, gar erweitern konnte.
Bei der sadistischen Position gibt es hingegen einen gewissen Konflikt, der Genuß besteht ja hier in der Qual des Opfers, wenn ein Masochist diese auch noch genießt, ist das im Grunde nicht so befriedigend. Ethisch sowie gesetzmäßig ist diese peinliche Behandlung selbstverständlich bloß zu rechtfertigen, wenn das Opfer damit einverstanden ist, man bewegt sich also immer in einer Grauzone, was demzufolge immer bedingt, die Kontrolle über sich sowie seine Neigungen zu behalten.
Obwohl einerseits dominant sowie unterwürfig und andererseits sadistisch sowie masochistisch oft miteinander vermischt werden, gibt es da doch deutliche Unterschiede.“
Inken wollte wissen: „Es gibt doch auch diese Fesselspiele, das Gesamtphänomen nennt man doch auch BDSM“.
Marie bestätigte: „Ja, so werden derlei Neigungen oder Praktiken öfter einmal zusammengefaßt. Dabei ist allerdings zu bedenken, daß diese Bezeichnung insgesamt wenig mit dem zu tun hat, was der Marquis Donatien-Alphonse-François de Sade vertreten hat, beziehungsweise Leopold von Sacher-Masoch, nach denen jedenfalls der sadomasochistische Teil benannt wurde.
de Sade trennt diesen Komplex selbst keineswegs auf, seine Maxime ist eher, hemmungslos seinen Impulse zu folgen, wobei diese in seiner Weltsicht sowie seinen Texten immer sehr abgründig und rücksichtslos waren. Schon von daher eignet sich eine Weltsicht im Grunde nicht für Handlungsweisen, welche aus heutiger Sicht ethisch oder juristisch vertretbar wären. Wobei es da allerdings immer darauf ankommt, welche Impulse man überhaupt hat.
Wenn ich etwa hemmungslos meinen Impulsen folge, dich deshalb also hemmungslos liebe, so ist daran ja nichts Verwerfliches zu finden!“
Inken pflichtete dem Punkt bei: „Das stimmt, an unserer Liebe ist nichts Verwerfliches, darin hat sich sonst auch niemand einzumischen.
Aber wie ist das mit dem Fesseln und der Disziplin?
Hat das etwas damit zu tun, wie du mir beigebracht hast, mich besser zu konzentrieren?“
Marie erwiderte: „Das kann man vielleicht so sehen, aber ich habe dich ja nicht wirklich gefesselt. Psychologisch geführt durchaus, sagen wir einmal mal geschickt verholfen bei einem von dir durchaus erwünschten Ergebnis oder Verhalten. Bei deinen Konzentrationsübungen ging es ja eher um eine Hilfe, deine eigenen Ziele besser zu erreichen. Aber es war uns dabei doch immer wichtig, daß du anschließend genauso wieder einen Ausgleich hast, damit sich der innere Druck nicht aufstaut.
Derartige Fesselspiele und Maßnahmen zur Disziplinierung können unter sexuellem Aspekt natürlich auch ihren Reiz haben, es kann die Intensität der Empfindung erhöhen, wobei du aber ja mit der Intensität wohl gar kein Problem ist, insofern würde dich derlei Reizverstärkung vermutlich schnell überreizen, wenn du gefesselt wärest, ist also gar nicht notwendig. Der Reiz kann zudem natürlich sogar noch stärker sein, wenn gar keine echten Fesseln mehr verwendet werden, wenn nur ein paar Worte, eine Geste reichen, um die Auslieferung zu erreichen.
Ich denke, wenn du magst, können wir gerne auch einmal probieren, wie es sich für dich anfühlt, in Fesseln stimuliert zu werden, erscheint mir jedenfalls nicht so dringend zu sein.
Das überlegst du dir in aller Ruhe und wir reden bei Bedarf später noch einmal darüber.“ Inken nickte nachdenklich, sie schwiegen ein Weilchen.

Inken hakte ein Weilchen später nach: „Also und wie ist das mit dem Sex dabei, macht ihr das bei diesen praktischen Aktivitäten dort auch?
Das gehört doch dazu?
Irgendwie grob und brutal, oder wie?“
Marie neigte den Kopf von einer Seite zur anderen: „Das ist jetzt nicht zwangsläufig ein Fetisch oder ein Bedürfnis, dem nachgegangen wird, es kommt jedoch durchaus vor. Es gibt da schon arge Praktiken sowie grobe Interaktionen, es kommt eben ganz drauf an, wer beteiligt ist und worauf man sich verständigt hat. Das kann individuell ganz verschieden laufen.
Wobei ich sagen muß, seit wir uns kennen, habe ich mich weder auf dieser Veranstaltung noch sonstwie außer mit dir sexuell betätigt, auch schon eine ganze Weile zuvor habe ich das so nicht mehr betrieben. Bei diesen Aktivitäten nach der philosophischen Runde führe ich eher den zeremoniellen Vorsitz, führe symbolisch die Aufsicht und gebe Rat, gut manchmal obendrein etwas handfesteren Ratschlag und gleichfalls praktische Hilfe. Ich hatte dabei jedenfalls in letzter Zeit kein Bedürfnis nach Sex und hätte es dir gegenüber auch für unangemessen gefunden, wenn ich mich dort auf etwas eingelassen hätte. Ich habe zudem bekannt, daß ich fest mit dir zusammen bin, von daher gibt es dahingehend auch keine ernsthafte Nachfrage, wir respektieren uns dort schon gegenseitig.“
Inken nickte, atmete tief aus, versicherte: „Gut, ich vertraue dir, was du sagst, glaube ich dir ohne Arg.“
Marie bestätigte: „Mein Sonnenschein, das kannst du auch ruhig. Aber siehst du, das sind über die Jahre auch Freunde geworden, denen an mir liegt und an denen mir etwas liegt, daher mag ich diese Brücken auch nicht einfach so abbrechen, wenngleich mit der Beziehung zu dir auch etwas ganz Neues, sehr Wichtiges in mein Leben gekommen ist, was ich vorher nicht für möglich gehalten hätte. Jedenfalls bestehen die derzeit intensivsten körperlichen Sympathiebekundungen mir gegenüber dort aus Maniküre und Pediküre.“

Inken grinste nun, auch um ihre Anspannung etwas zu überspielen: „Das hört sich nicht schlecht an und auch relativ harmlos …“
Marie lachte nun ebenfalls, entspannte sich etwas: „Naja, handelt sich um einen Fußfetischisten sowie einen Handfetischisten, etwas aufpassen muß ich schon, daß deren Aktivitäten, ihre Engagements im Rahmen bleiben, geht allerdings ganz gut – ich habe überdies eine Peitsche, zur Bestrafung sowie Maßregelung von Grenzüberschreitungen, was natürlich in gewissem Maße auch willkommen ist …“
Inken prustete heraus: „Du meine Güte!“
Marie wuselte zärtlich durch ihr Kopfhaar, versicherte: „Ist ja letztlich lediglich Spielerei, alle sind dort freiwillig und noch ist jeder am Ende der Veranstaltung wieder auf eigenen Füßen selbst sowie persönlich gegangen, also keine Sorge. Für einige ist das ein wichtiges Ventil, um den Alltag in der Woche zu überstehen, sich dort dann unauffällig und angemessen zu verhalten.
Wir diskutieren ja gleichermaßen regelmäßig, was angemessenes Verhalten ist, was Ethik zu bedeuten hat oder vorgibt, was gesellschaftlich akzeptables Verhalten ist, was noch in Ordnung und was zweifelhaft oder abwegig. So gibt es nebstdem ein grobes Gerüst zur Orientierung, was vielen hilft, in der Welt draußen zurechtzukommen, ohne anzuecken.“

Inken kuschelte sich an Marie und gab ihr einen Kuß auf die Wange, meinte dazu: „Ja, das ist bestimmt sehr hilfreich, nützlich und auch lobenswert, wenn ihr euch damit gegenseitig helft.
Aber mich willst du jetzt also nicht unbedingt fesseln und quälen?“
Marie lachte, erwiderte den Kuß: „Nein, also direkt quälen will ich dich sicher nicht, aber gut, wenn wir in dieser Richtung ein wenig forschen sollen, woran es liegen mag, daß du dich nicht selbst befriedigen kannst, mag das schon etwas milde quälen, aber im Grunde ist es dabei doch ganz einfach, du sagst, daß du genug hast und wir kennen ja jedenfalls eine Methode, mit welcher du zum Ziel kommen kannst, dich dabei wohlig entspannen kannst. Von daher ist damit für dich kein nennenswertes Risiko verbunden, wirklich zu leiden.
Wenn ich es indessen mal mit Foppereien oder Verzögerungen übertreiben sollte, sagst du einfach geradeheraus, daß ich auf dem falschen Weg bin, anschließend wirst du gleich erlöst.“
Inken kicherte vergnügt, versicherte: „Ich vertraue dir und deiner Fähigkeit, mich kurzfristig zu erlösen. Das hast du ja auch schon gesagt, wenn etwas schiefläuft, soll ich mich gleich bemerkbar machen. Daran halte ich mich.“

Marie atmete erst tief ein, danach aus: „Gut.
Fesseln habe ich zur Vorsicht für mich besorgt, keineswegs für dich. Also, wenn wir mit unseren Experimenten so weit sind, daß ich mich ganz hingeben und entspannen soll und möchte, wenn bei mir was passieren soll, so fixierst du mich und danach lassen wir es gemeinsam raus. Wenn es im Anschluß passiert, bin ich fixiert und du somit sicher vor einer Eskalation der Reaktion, vor den möglichen Folgen eines Kontrollverlustes bei mir.
Danach weiß ich, ob alles gut ist und ob wir das Fixieren etwa weiter brauchen oder auch nicht. Ich hoffe nicht, denn bei dir habe ich ein sehr gutes Gefühl, ich vertraue dir, deshalb sollte ich doch wohl auch friedlich meine Kontrolle verlieren können …“
Inken koste Marie, betonte: „Ja, das hoffe ich so sehr, das wäre so schön, denn dann könnten wir ja auch leichter gemeinsam was probieren …“
Marie bestätigte: „Das stimmt, gemeinsam ist noch schöner. Wird schon kniffliger sein, denke ich mir, wirklich ungefähr gemeinsam zum Höhepunkt zu kommen, aber wenn wir das hinbekommen, oh, das könnte ja schon noch prickelnde Überraschungen bereithalten, wenn wir beide ineinander verschlungen die Kontrolle verlieren und im Rausche schwelgen …“
Sie hielten sich fest in den Armen und liebkosten sich innig.

Marie ging wieder auf etwas Abstand zu Inken, hakte noch einmal nach: „Mein Geständnis hat dich also offenkundig nicht abgeschreckt oder schockiert, mitnichten weiter irritiert?
Alles so weit in Ordnung oder bist du doch verunsichert?“
Marie hatte nun ihre Augen gesenkt, beinahe hatten sich die Rollen vertauscht, als Inken sanft mit ihrem Haar spielte, beruhigend ihre Schulter streichelte, erwiderte: „Ich weiß doch, was du bisher getan hast und wie du dich verhalten hast, wie du zu mir stehst.
Ich vertraue dir also.
Ich brauche dich ferner doch, weil ich dich liebe.
So muß und will ich doch vertrauen, geborgen und sicher bei dir sein, was bleibt mir sonst?“
Marie schaute auf und sie sich beide tief sowie versonnen in die Augen, beide schwiegen eine Weile in der Stille. Irgendwann nickte Marie nur, seufzte erleichtert, zog Inken ganz vorsichtig an sich. Sie küßten und liebkosten sich erst sanft, danach heftiger, einstweilen blieb es allerdings beim Austausch sanfter Zärtlichkeiten, beide steigerten das Spiel erst einmal nicht weiter.

Inkens Kommentar

Damit kam gleich mit Maries ersehnter Ankunft noch in der Nacht meine erhoffte Erlösung von meiner mißlichen, selbstverschuldeten Lage. Das war dann ja sowohl ganz praktisch der Fall, als auch hinsichtlich meiner Zweifel an meinen Fähigkeiten ganz erfolgreich. Marie traute mir schon etwas zu, ohne allerdings damit Druck bei mir aufzubauen, im Gegenteil, sogleich hat sie liebevoll gerade mal Hand angelegt, sich ganz eingebracht, um den aufgestauten Druck wieder abzulassen. Darin zeigte sich natürlich obendrein, daß mein Vertrauen auf sie nicht aus der Luft gegriffen war. Das war da ja schon Erfahrung.

Wie hätte ich also an dem Abend daraufhin mein Vertrauen aufgeben sollen, an dem zweifeln, was ich bislang mit ihr erlebt habe?
Deswegen war ich zwar durch Maries Bekenntnis etwas verblüfft, jedoch keineswegs abgestoßen oder in meiner Meinung von ihr verunsichert. Wie sie das dargestellt hatte, war doch auch ganz gut nachvollziehbar, wie es dazu gekommen ist, daß sie die Kontrolle nicht mehr verlieren wollte, warum sie so organisiert und konzentriert war. Ob die sadistischen Neigungen, das Monster im Kopf nun immer in ihr gesteckt haben, genetisch geerbt sind, oder indessen von einem Monster anerzogen wurden, kann ich natürlich nicht sagen, dazu kenne ich mich mit Genetik, Psychologie nicht gut genug aus. Aber wenn man sie kennt, ist doch ganz offenbar, daß all dies lediglich ein kleiner Teilaspekt ist, welcher ihr zwar zu schaffen macht, welcher sie indessen keinesfalls dominiert. Von daher hat er, welcher sie mißhandelt, mißbraucht hat und so nach seinem Bilde prägen wollte, doch gründlich versagt. Marie ist eine ganz eigene Persönlichkeit. Wie sie ihre Lage nun beschreibt, helfe ich ihr, ihre Finsternis zu erhellen, dies tue ich sehr gerne, denn so sind wir miteinander glücklich und zusammen, was sowieso die Hauptsache ist.

Und da liegt vielleicht auch der Fehler in meinem Gedankengang, welcher mich hat so grübeln lassen, welcher mich so unter Druck gesetzt hat. Ich muß ja gar nicht alles alleine können und machen, denn wir sind ja zusammen sowie füreinander da. Deswegen gehen wir selbstverständlich auch gemeinsam unsere Probleme an, nicht allein. Zusammen ist alles einfacher, weil man darüber reden und beraten kann, mit Verständnis füreinander rätseln und probieren kann, um es dann eben mit mehr samt frisch gesammelter Erfahrung besser zu machen. Natürlich wird nicht alles gelingen, aber auch gemeinsam zu scheitern ist leichter zu meistern, als sich darauf zu versteifen, allein Versager zu sein. Demnach gilt es natürlich auch, gemeinsam zu verantworten, was man gemeinsam getan hat, ob mit oder ohne Erfolg. Daraus droht keinerlei Keil des gegenseitigen Vorwurfs, wenn mal etwas nicht klappt, sondern im Gegenteil, damit ist immer die gegenseitige Motivation gegeben, daran zu arbeiten, zu lernen, derart gemeinsam voranzukommen.

Und ob ich Interesse daran habe, mit Marie auch einmal intensivere Fesselspiele zu erleben oder gar mehr?
Es hat mich jedenfalls sehr erleichtert, sogleich von ihr zu erfahren, daß es da von ihr mir gegenüber keinerlei Neigung gibt, deshalb gab es also auch nichts, auf das ich wegen unserer innigen Zuneigung hätte eingehen müssen, um sie glücklich zu machen, dies waren wir ja auch schon so. Alles andere sind eben zusätzliche Spiele oder Möglichkeiten, welche sie bei Bedarf beherrscht, welche aber komplett optional, fakultativ bleiben.

Maries Kommentar

In der Diskussion mit Peter und Dirk habe ich mehr auch über mein wissenschaftliches Projekt gelernt. Ich habe ferner ebenfalls mehr davon mitbekommen, wie man gemeinschaftlich mehr erreicht, denn es war ja ganz selbstverständlich, daß wir uns gegenseitig helfen wollten. In dieser konkreten Situation konnte ich zwar als Korrekturleserin helfen, war aber doch immer noch Anfängerin auf dem Gebiet, auf mir lastete also nicht die Verantwortung, das alles kontrollieren zu müssen. Peter und Dirk mußten ihre eigenen Arbeiten verantworten, wenn auch mit Hilfe. Deshalb konnte ich ganz entspannt teilhaben, angeregt diskutieren, ohne das Gefühl zu haben, etwas kontrollieren zu müssen. An dem Tag tat das gut, paßte sehr gut zu meiner Grundstimmung hinsichtlich Kontrolle.

Die Offenbarung, das Bekenntnis gegenüber Inken hat mich dann auch sehr erleichtert. Ich war sehr froh, daß es raus war, daß Inken überdies so gut und verständnisvoll darauf reagiert hat. Daß hat mich im Zuge unseres Gesprächs gleichfalls zuversichtlicher gemacht, daß wir gemeinsam vorankommen würden. Dabei hat Inken natürlich Recht, gemeinsam sind wir stark. Es war definitiv die Zeit, Inken mehr Raum, Zeit sowie Gelegenheit einzuräumen, ihre Persönlichkeit stärker einzubringen und somit auf ein gleichberechtigtes Wir hinzusteuern. Das konnte jedoch nur bedeuten, daß ich mich nicht mehr an der Kontrolle festkrallen durfte – und das war ja auch das angestrebte Ziel. Weil Inken das ganz zurecht eingefordert hat, hatte sie da ja bereits ein Stück Kontrolle übernommen, ohne es noch eigentlich richtig zu ahnen oder eine genaue Vorstellung davon zu haben, wie sie damit umgehen sollte. Deswegen war sie natürlich verunsichert und zweifelte an den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Weil ich ansonsten eher nicht zum Zweifeln neige, hatte sich die bisherige Gewichtung ja so etabliert, nun aber war der Zeitpunkt gekommen, diese Gewichtung zu ändern, Kontrolle und Verantwortung zum Teil abzugeben.
Was für eine aufregende Situation!

Selbstverständlich gab es dabei erneut von mir Bestrebungen abzulenken, also lieber doch zunächst einmal auf Inkens Problem zielen, dieses ausgiebig bearbeiten, vielleicht gar lösen. Das war eine gewisse Ausflucht, wobei ich allerdings nicht wagte, damit gänzlich von unserer Mission für dieses Wochenende abzulenken. Andererseits hätte ein eigener Erfolg bei der Selbstbefriedigung Inken natürlich auch selbständiger gemacht. So hing das eine mit dem anderen schon zusammen. Es war natürlich obendrein plausibel, daß es einfacher ist, eigne Erfahrungen zu übertragen, statt ganz von vorne anzufangen.

Zeigt sich darin doch ein gewisser Drang zu führen, zu kontrollieren?
Vielleicht schon, aber doch sehr abgeschwächt und sicher eng damit verknüpft, für sie da zu sein, nicht um meinen diesbezüglichen Neigungen zu frönen, welche zum Glück nun wirklich bezogen auf Inken praktisch nicht relevant waren. Ich hatte bei ihr nie das Bedürfnis, sie zu fesseln, zu schlagen oder sonstwie in ihrer Persönlichkeit einzuengen oder zu verbiegen. Was für sie gut ist, in dem Sinne, daß sie sich insbesondere jedenfalls zeitweise besser konzentrieren kann, um unter anderem ihre Ziele beim Studium zu erreichen, das haben wir natürlich konsequent durchgezogen. Da habe ich sicher auch etwas von meinen Fähigkeiten eingesetzt, allerdings schon sehr subtil sowie in ihrem Sinne, keineswegs um damit mein Monster zu füttern.

Deins und meins

Irgendwann fragte Marie mit verschmitztem Lächeln: „Und, wollen wir erforschen, welch intime Geheimnisse und Reize es geben mag – bei dir und gleichfalls bei mir, wo man was machen könnte, um welche Wirkung zu erzielen?“
Inken nickte heftig, kicherte freudig vergnügt. Beim Probieren und Experimentieren statt Theoretisieren muß man nicht so viel grübeln, sondern schöpft alle Erkenntnisse aus neuen Erfahrungen. Auch diese würde man zwar anschließend sortieren wollen und darüber nachdenken, sie richtig einordnen, aber so im Eifer des Gefechts liegt natürlich auch das ganze Potential an Spaß am Experimentieren.
Daher wechselten sie erst einmal ins Bad, machten sich für die Nacht fertig.

Marie hatte aus dem Bad einen Handspiegel passabler Größe mitgebracht, stellte ihn neben das Bett. Nachdem sie leise und eher ruhige Musik angestellt hatte, stellte Marie einige Teelichter in dem Raum mit dem Bett auf, um mit dem angenehm flackernden Licht eine schöne Atmosphäre zu erzeugen, wies Inken lachend auf die Haken und Ösen und Seile an den Wänden hin erläuterte dazu: „Na, nun verstehst du ja vermutlich auch dies improvisierte Kunstwerk im Raum.
Oh, was hatte ich es eilig, als ich dich kennenlernte, das Offensichtliche erst einmal hinter schneller Kunst des Seileknüpfens zu verbrämen, um dich nicht gleich zu verschrecken und zu verunsichern.
Gut, jene Seile lassen wir gewissermaßen als tückische Fallstricke für unsere Beziehung auf jeden Fall schön an der Wand, denn diese Seile sind nicht ganz ohne, sind sozusagen ein aufreibendes oder gar einschneidendes Erlebnis. Die eignen sich auch für Spiele, welche sich nicht nur in die Erinnerung einbrennen, wenn man solch Seil mit Kraft sowie Geschwindigkeit über die Haut zieht.
Für unsere Zwecke morgen oder so habe ich etwas Harmloses besorgt.“
Inken nickte, lachte ebenfalls, fuhr mit einem Finger über die Seile, drückte dabei etwas fester zu und zog schnell, daß sie die Reibung spürte, obendrein jene erwähnten feinen Fäden sowie möglichen Abrieb, welcher sich in die Haut graben konnte, sie bestätigte aufgrund dieser Probe: „Ja, derlei körperlich aufreibende Interaktion ist mal bestimmt gar nichts für mich.
Mal gut, daß du nie versucht hast, mich damit an dich zu binden, das wäre doch eine arge Herausforderung gewesen!“
Marie grinste, erwiderte: „Na, unsere Bande sind ja sowieso tiefer und inniger, unsere Reibung erzeugen wir schon selbst zu erfreulichem Vergnügen, für dich und für mich. Da ist diese Seilschaft schon als Kunstwerk an der Wand sehr gut aufgehoben. Das ist nun sowieso Erinnerung, vielleicht genauso Mahnung, es mit Reibung sowie Bindung nicht zu übertreiben, es ist ja stattdessen unsere Entscheidung füreinander, welche uns aneinander bindet. Wenn es dadurch Reibung in erhöhtem Maße geben sollte, so müssen wir den Konflikt lösen, nicht fixieren. Somit ist in unserer Beziehung doch eine völlige andere Strategie erforderlich.“
Inken nickte, lächelte, wendete sich vom Seilkunstwerk wieder ab und ganz Marie zu.

Marie näherte sich daraufhin Inken, fuhr mit ihren Händen unter ihren dicken, weiten Pullover, streifte den Pullover hoch, daß Inken automatisch ihre Arme hob. Nachdem Inkens Pullover am Boden lag, folgte gleichfalls Maries Oberteil. Diese wiederum zögerte danach auch nicht, gleich den Gürtel an Inkens Hose zu lösen und den Reißverschluß schelmisch lächelnd zu zippen. Inken lächelte ebenfalls, fummelte ebenfalls an Maries Hose. Inkens Hose streifte Marie schon ab, stand anschließend jedoch still, um Inken erfolgreich gewähren zu lassen. Inken hatte ohne Zaudern Maries Hose unterdessen gleich das Unterhöschen folgen lassen, worauf Marie nun auch ihre Finger in Inkens Höschen gleiten ließ, um es ihr abzustreifen. Anschließend führte sie sie zum Bett, beugte sich, um ebenso die Socken folgen zu lassen. Ebenso zog Marie ihre eigenen Socken aus, so waren sie beide nackt. Inken nahm Marie gleich in den Arm, streichelte über nackte Haut, rieb sich genüßlich an ihr. Ihre Lippen trafen sich gleich zu einem tastenden Kuß, welcher mit intensivem Zungenspiel fortgeführt wurde.

Marie erinnerte sich aber noch an ihr vorgesehenes Programm, suchte die Lippen zu lösen, was etwas Zeit beanspruchte. So löste sie auch sanft ihre Umarmung, stand lächelnd vor Inken, die nun abwartend stand. Mit einer Geste bot Marie Inken eine Bettseite an, wählte die andere, so daß sie gegenüber hockten. Mit nur der Berührung eines Fingers bedeutete Marie Inken, ihre Beine deutlich zu spreizen, tat es ihr gleich. Inken nutzte die Gelegenheit, um ihre Füße über Maries streichen zu lassen, so spielten sie eine Weile dieses Spiel in einigen Variationen, sogar mit einem kurzen Zwischenspiel, bei dem beide ihre Fußsohlen aneinanderpreßten und gegenseitig Kraft sowie Ausdauer austesteten.

Marie gab aber bald darauf ein Zeichen, dies Spiel zu beenden, sich nun aufmerksam der geplanten Aufgabe zuzuwenden. Inken nickte und war bereit.
Nun rückte Marie näher an Inken heran, nahm ihre Hand, führte letztere zu ihrem Schambereich, ließ sie tasten und berühren, führte sie, beide erkundeten Maries Intimbereich, schauten genauer, auch mit dem Spiegel sowie der Beleuchtung einer hinzugenommenen Kerze, dabei waren sie sich doch ziemlich schnell einig, alles korrekt identifiziert zu haben, indessen ließen sie sich mehr Zeit, die genaue Beschaffenheit zu analysieren. Dann wechselten sie und suchten bei Inken alle Details auf, streichelten und fühlten gemeinsam, schauten mit Spiegel sowie Kerze gleichfalls hier genau. Anschließend verglichen sie, stellten Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede fest. Sie waren sich in einigen körperlichen Dingen durchaus ähnlich.
Marie gab zudem an, daß auch sie sich auf einen sexuellen Kontakt durchaus gut vorbereiten müsse, bereit sein müsse. Bei ihren bisherigen Erfahrungen mit Männern sei es ebenfalls wichtig gewesen, sich zu entspannen und sich auf das Eindringen vorzubereiten, daraufhin sei es auch gut möglich gewesen, trotz eher normal bis zierlicher Proportionen einiges zu probieren und selbst größere Penisse in sich aufzunehmen. Den Aspekt wollte Inken gar nicht so genau wissen, mußte aber doch lachen, ließ sich von Marie obendrein ungefähr erklären, was dabei wie am besten klappte, sich für Marie gut anfühlte, obzwar in dieser Hinsicht Inken ja nun nichts Passendes im natürlichen Angebot hatte, um diesen Aspekt der Angelegenheit gut auszufüllen. Deswegen konzentrierten sie sich im Weiteren doch mehr auf Gemeinsamkeiten sowie weibliche Möglichkeiten, besonders jene von Inken. Sie hatten beide keine besondere Scheu voreinander, denn sie waren ja schon ein wenig zusammen und Marie hatte bei Inken ja längst eine Menge erkundet und erprobt, deshalb wurde dieser Vergleich schnell zum fröhlich-heiteren Spiel, welches gleichfalls sehr anregend wirkte.

Nach der formalen topologischen Erkundung gingen sie alsdann praktisch nahtlos dazu über, Inkens dynamische Reaktion zu erkunden, welche Berührungen zu welchen Reizen führten. Marie gab Inken bald darauf nur noch Tips, überließ dieser selbst die Ausführung der Stimulation. Ein Ziel des Abends war ja, daß Inken sich selbst stimulieren sollte, nach Möglichkeit überdies, sich selbst befriedigen.
Marie machte nun lediglich Vorschläge, sah zu, machte bei sich bei Bedarf ebenfalls bestimmte Vorgehen vor.
Inken probierte so, gab auch an, was sie selbst gewöhnlich so machte, so bezogen sie schnell den ganzen Körper, ebenso Kissen und Decke mit in ihre Untersuchung ein, Inkens Erregung stieg schnell in erheblichem Maße an, sie rieb und streichelte, spannte an, entspannte wieder etwas, daß Marie jetzt jedenfalls nichts entdecken konnte, was dagegen sprechen sollte, daß Inken solcherlei Spiele auch fortführen können sollte bis es zum Höhepunkt kam. Diese Entwicklung der Gesamtsituation sah auch eine Weile sehr gut aus, Inken steigerte sich immer weiter hinein, aber irgendwann kniff sie unwillkürlich die Beine zusammen, offenbar krampften ihre Muskeln, sie verspannte zunehmend, hielt deswegen kurz darauf inne, weil diese gefühlten Irritationen zu unangenehm wurden. Stark erregt sowie mit schnellem Atem wies sie Marie auf den gerade erlebten Sachverhalt hin. So war offenbar wirklich nichts zu erreichen, Maries Hypothese, daß das Hindernis doch mehr im Kopf war, schien sich weiter zu bestätigen.

Inken zitterte und dieser Zustand verspannter Blockade bekam ihr gar nicht gut. Daher schmiegte sich Marie zärtlich an sie, streichelte, küßte und liebkoste ihren sensiblen Sonnenschein ganz sanft, bis diese Verspannung und Verkrampfung wieder nachließ. So schien es beinahe ein Zauber zu sein, welcher durch Maries Berührung wirkte und Inkens Verschlossenheit gleich wieder löste, ihr das Zittern sowie den Krampf nahm, sie wieder wohlig erhitzte, woraufhin es kein Problem war, daß Marie die Stimulation eindeutig und in ähnlicher Weise wie zuvor Inken bei dieser fortsetzen konnte. Nun funktionierte alles tadellos sowie ohne größere Probleme bis zur milden, aber erlösenden Entladung am Höhepunkt.

Danach ließ Marie Inken zwar etwas Zeit zur Erholung und Entspannung, reizte allerdings sanft weiter, um ein gewisses Niveau zu halten.
Alsbald versuchten sie es gemeinsam, Marie führte Inkens Hand, auf diesem Wege stimulierten sie Inken wieder heftiger, bis diese wieder kurz vor dem Höhepunkt blockierte, nun doch schon in einem ziemlich nervösen Zustand war. Sie waren sich jedenfalls schnell einig, daß Marie besser schnell nachhelfen sollte. So sorgten Maries geschickte Zärtlichkeiten bald wieder für eine Entkrampfung bereits nahe einer Lustlösung, nun führte Marie diese anregende Anwendung weiter fort, wobei Inken endlich ganz abschaltete, sich hingab, nun jedoch komplett ihre Zurückhaltung aufgab, in der Lust schwelgte und dann nach nur sehr geringem Widerstand zum Höhepunkt gelangte, in Maries Armen den Rausch endlich hemmungslos genießen konnte, welcher in ihrem Leib glühte sowie pulste.

Marie half ihr danach, wieder herunterzukommen und etwas zu entspannen. Inken schmiegte sich innig an sie, genoß ihre Nähe und Sicherheit, Geborgenheit sowie die einkehrende Ruhe nach dem Sturm. Etwas später positionierten sie sich etwas um, Marie lehnte locker am Kopfende, hatte Inken an sich gezogen, locker vor ihre Brust sowie zwischen ihre Beine, streichelte und stimulierte diese, welche ihre Beine leicht gespreizt hatte, nahm dabei jedoch Inkens eine Hand hinzu, führte diese, damit Inken sich wieder selbst stimulieren sollte. Diese folgte, bald kam auch ihre zweite Hand hinzu, Marie führte etwas, ließ ihr allerdings gleichzeitig genug Raum und Zeit für eigene Experimente, hielt sich dabei eng an ihre Liebste geschmiegt. So forschten beide weiter und unter fortgesetzter Stimulation war Inken bald wieder dermaßen stark erregt, daß bereits wieder deutlich zu spüren war, wie ihre Muskeln unwillkürlich anspannten. An der Stelle wollte es einfach allein nicht weitergehen, obgleich Marie mit Massage von Rücken sowie Kopf half, so gut sie konnte, mit dem Ziel einer Entspannung sowie Entkrampfung Inkens. Solcherlei zurückhaltende Hilfe reichte indes einfach nicht, wie beide nun erkennen mußten. Beide kamen zügig zu dem Schluß, daß Inken wirklich dieser interessante Fall war, wo Befriedigung dieses Grundbedürfnisses selbst einfach nicht klappen wollte, ähnlich wie man sich selbst nicht kitzeln kann. Deshalb nahm Marie ihre Hände, küßte sie, gab Inken das Zeichen, diese solle nun einfach ganz abschalten sowie abermals genießen. Inken war erlöst, erleichtert, gab sich hin, ließ Marie einfach machen, ließ sich sogleich von der Lust treiben und es war erneut nicht schwer für Marie, ihr sonderbares Schätzchen bis zum Höhepunkt hinanzutreiben, wonach diese anschließend wieder sich beruhigend in ihren Armen geborgen ruhte sowie ganz entspannen konnte.

Nach einem Weilchen sowie weiteren entspannenden Zärtlichkeiten war Inken wieder gesprächsbereit. Obwohl diese Experimente ja letztlich sehr befriedigend für Inken gewesen waren, war ihre eigentliche Mission ja doch nicht erfolgreich gewesen, was Inken aber offenbar nicht sehr störte, sie lächelte ganz zufrieden.
Beide liebkosten sich gegenseitig, Marie fragte nach der Stimmung, woraufhin Inken kurz erläuterte, was sie gespürt hatte, wie massiv ihre Blockade gewesen war, ihre anschließende krampfartige Entspannung und wie wundervoll danach die Lösung durch Maries geschickte Aktivitäten, welche sie retteten und all das mehr als lohnten. Immerhin war sie ansonsten sehr aufmerksam gewesen, hatte dabei gut dazugelernt, wie Marie vorging und was intensiv wirkte. Sie wußte nun im Prinzip viel besser, was bei ihr einen starken Effekt hatte, was in welcher Dosierung angenehm war, wo Druck ausüben, wo reiben oder schubbern, allein dieses Wissen nutzte ihr letztlich nichts, um eine derartige Stimulation bei sich selbst zum erlösenden Ende zu bringen. Das Problem war also nicht die eigene Stimulation, sondern jener seltsame reflexartige Krampf irgendwann ziemlich weit oben auf dem Weg zum Höhepunkt, welcher sodann einfach weitere Maßnahmen sabotierte, diese sogar ins Unangenehme verkehrte. Auch wenn Marie stimulierte, gab es diesen Punkt, Inken hatte unter diesen Bedingungen allerdings längst vertrauensvoll jegliche Kontrolle an Marie abgegeben. Für diese war jene eigenartige Blockade dadurch leicht zu überwinden, stellte nur eine kurze Verzögerung, ein kleines Hindernis dar, welches so eher ein zuverlässiges Zeichen für Inkens Erregungszustand war, jedoch keine richtige Blockade. Inken spürte diesen fragilen Zeitpunkt zwar durchaus sehr deutlich, allerdings setzte kein Krampf ein, sondern eher eine erwartungsvolle Anspannung, welche anschließend gleich einer Erleichterung wich, auch weil dahinter der weitere Verlauf kaum noch aufzuhalten war. Diese Überwindung ihrer Blockade gelang immer erst, wenn sie sich ganz hingab, sich ganz Marie auslieferte und einfach genoß, allenfalls noch reflexartig umarmte sowie streichelte, sich bewegte, wenn es ihr gelang, den Kopf nahezu komplett von bewußten Gedanken und planvollen Handlungen freizumachen und nur noch zu genießen.

Nach einer weiteren kleinen Erholungspause wollte Inken gerne bei Marie weiter forschen, beide einigten sich allerdings darauf, daß sie heute noch nicht bis zum Kontrollverlust vordringen wollten. So drehte sich Marie zunächst auf den Bauch, genoß Inkens Massage, gab auch ein paar Tips sowie Hinweise, genoß und entspannte einfach. Marie gab zu bedenken, daß sie ja sowieso noch diverse kleine Helferlein habe, welche beide einmal ausprobieren könnten, bei solch einem Gerät wäre es ja durchaus ebenso möglich, daß Inken komplett entspannen könne und dadurch auch ohne Maries Hilfe zum Ziel kommen. Insbesondere elektromechanische Helferlein würden ja einfach weiterschnurren, selbst wenn Inken damit sonst gar nichts weiter anstellen würde, als sie lediglich an eine zu reizende Stelle zu halten.
Inken war schon durchaus neugierig auf jene kleinen Helferlein, fragte allerdings etwas besorgt nach, ob diese alle zur eindringlichen Anwendung ausgelegt seien.
Marie beruhigte sogleich, sie habe ein großes Sortiment für ziemlich flexible Anwendungen. Ihr Lieblingsspielzeug etwa sei einerseits gar nicht zur Einführung geeignet, sei andererseits aber von der Intensität her mehrstufig einstellbar, damit könnten sie also schön experimentieren, dieses verblüffend praktische Gerät jeweils an ihre aktuellen Bedürfnisse gut anpassen. An diesem Abend wollte Inken Maries Gerätepark allerdings nicht mehr ausprobieren, deshalb blieben beide dabei, daß sie weiter Marie massierte, mal zart und mal etwas kräftiger. Aufgrund von Maries kleinen Tips wurde sie dabei immer besser, setzte wie diese dann ebenfalls den gesamten Körper, gleichfalls Lippen, Zunge, Nase sowie Atem ein, daß es für Marie eine Wonne war und sie einfach nur genoß. Auch Inken gefiel derlei intensive Massage, ihre aktive Rolle dabei sehr gut. Inken mochte dieses aktiv Agieren, konnte dabei förmlich spüren, wie gut dieses Vorgehen bei Marie wirkte. Dieser Erfolg bekam ihr sehr gut, denn sie bekam dabei immer mehr Selbstvertrauen, hatte zudem das Gefühl, so weit jedenfalls schon einmal ihre Angelegenheit, ihr Begehren gut im Griff zu haben. Sie lernte schnell dazu, erfreute sich daran, konnte ihr neues Wissen ausgiebig erproben sowie prüfen, alles obendrein enorm ausbauen.

Marie fühlte sich wohl, ebenso bestärkt in ihrem Vorhaben, entspannte und genoß.
Irgendwann fragte dann Inken: „Marie?“
Marie brummelte sehr zufrieden sowie entspannt: „Ja, meine wunderbare Wildblume?“
Inken atmete tief durch, fuhr daraufhin fort: „Sage mal, also seit wir uns kennen, hast du dich da eigentlich selbst befriedigt oder dies anderweitig bewerkstelligen lassen?“
Marie drehte sich gemütlich herum, daß Inken nun ihre Vorderseite einer gründlichen Behandlung unterziehen konnte, wobei sie erwiderte: „Nein, habe ich nicht, wenn dies sonst jemand bewerkstelligt hätte, wärst du doch diese Person gewesen, ist sozusagen für dich reserviert.
Wir hatten uns ja immerhin darauf geeinigt, daß gemeinsam alles besser ist, davon bin ich nie abgewichen …“
Inken war etwas rot im Gesicht geworden, ihre Sommersprossen waren dadurch nur noch undeutlich zu sehen, sonst war ihre Haut ja sehr hell, auch jetzt noch, trotz ihrer Röte ergab sich ein ordentlicher Kontrast mit ihrer wilden Haarpracht.
Inkens Versicherung folgte sofort: „Oh, ich wollte dich keineswegs verdächtigen oder so, ich habe mich lediglich gefragt, wie du das so lange aushalten konntest, immerhin sind wir ja so innig zusammen, du hast mir immer wieder bis zur himmlischen Ekstase zugesetzt, hast dies alles unmittelbar mitbekommen, mußtest dabei jedoch entsagen. Wie sehr auch dir unser enger Kontakt gefällt, habe ich schon bemerkt.“
Marie lächelte sie an: „Ja, so ganz einfach war das wirklich keinesfalls, aber du weißt ja, ich kann sehr konzentriert sowie organisiert sein, bin geübt in Kontemplation und Meditation. Deswegen fällt es mir dann doch etwas leichter als dir, mein inneres Gleichgewicht wieder einzupendeln. Dabei denke ich mal, von Abstinenz halten wir beide nicht so viel, bei dir muß die Energie einfach raus und ich habe ebenfalls gerne einfach mal meinen Spaß, auch ohne das groß gedanklich zu verkomplizieren. Selbstkontrolle ist wichtig und gut, aber alles zu seiner Zeit, eben auch diese Phasen des Kontrollverlustes. Aber du hast schon Recht, wir haben zusammen eine sehr reizvolle, anregende, erregende Zeit, Lust ist im Übermaß vorhanden, aber da waren eben auch meine Bedenken, meine Sorge um dich, so habe ich mich zurückgehalten. Ich wollte mich von dir nun auch nicht zurückziehen, draufhin bloß der Erregung wegen allein für mich entspannen.
Auch in Anbetracht deiner Blockade in der Hinsicht auf deine Selbstbefriedigung:
Hältst du es für in Ordnung, sich auch mal zurückzuziehen, sich hernach in dieser Hinsicht mit sich selbst beschäftigen, oder würdest du dies prinzipiell dem gemeinsamen Erleben zuordnen wollen?“
Inken schaute Marie an, überlegte, drückte dabei ihre Zähne in ihre Lippen, meinte endlich: „Hmmm … also ich sehe das jetzt keineswegs so, daß wir uns als Einzelperson komplett aufgegeben hätten, eine derartige Interpretation oder Festlegung wäre vielleicht zuviel gemeinsam. So kann und mag ich ja nicht darüber bestimmen, was du tust oder wie du mit deinen Bedürfnissen umgehst. Aber da ist wohl schon etwas dran, daß meine Blockade auch etwas damit zu tun hat, daß ich meine Bedürfnisse stark mit dir verbinde sowie assoziiere. Wenn man das so sagen kann, bin ich in dieser Hinsicht wohl schon auf dich fixiert durch unsere Liebe sowie Nähe, aber diese Fixierung bezieht sich ja auf meine Bedürfnisse, derlei Empfindungen mag ich nicht auf deine Situation übertragen.“
Marie nickte, streichelte sanft Inkens Arm: „Nunja, eigentlich bin ich auch schwer auf dich fixiert, unsere heftigen Gefühle, meine Liebe zu dir, all dies hat schon eine Menge in mir bewegt, nun geht es mir eigentlich ähnlich wie dir, meine Sexualität assoziiert sich nun stark mit dir, wenn ich dabei auch keine direkte Blockade hätte, wenn ich es allein probieren würde, nur ich möchte diese schönen, intensiven Gefühle nun mit dir gemeinsam erleben, den ganzen Genuß sowie unsere gemeinsame Vergnüglichkeit.
Allein ist auch gut, aber mit dir ist es doch so viel prickelnder, reizvoller, schöner!“
Inken beugte sich zu Marie herunter, ihre Münder trafen sich, beide küßten und umarmten sich innig.

Sie liebkosten, kuschelten, knuffelten, spielten noch eine ganze Weile weiter in die Nacht hinein, dann aber wiegte Marie Inken sanft in ihren Armen in den Schlaf. Ihr gemeinsames Spiel sowie Inkens durchaus geschickte Studien an ihr hatten Marie erheblich angeregt, daher brauchte sie eine Weile, um in einen meditativen Zustand zu versinken, welcher ihr half, ihre angestaute innere Erregung wieder zu dämpfen und sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es war ihr ziemlich klar, wenn Inken weitergemacht hätte, wenn sie sich darauf eingelassen hätte, wäre es für sie gar kein Problem gewesen, sie hätte den Höhepunkt, den kompletten Kontrollverlust problemlos erreicht. Aber sie war sich selbst gegenüber mißtrauisch.
Was würde passieren, wenn dieser Augenblick kommen würde, Inken in diesem Moment bei ihr wäre?
Würde sie reflexartig wieder dermaßen besitzergreifend werden, daß sie hemmungslos zupacken würde, ihr den Atem rauben, sie in der Ekstase mit ganzer Kraft an sich drücken, sie derart symbolisch in ihrem Höhepunkt vereinen, Inkens zartes Wesen gänzlich vereinnahmen, damit doch zerbrechen und zernichten?
Diese zerstörerische Kraft lag durchaus im Moment des Kontrollverlustes verborgen. Sie mußte erst Erfahrungen damit sammeln, was für Inken allerdings bloß gefahrlos ging, wenn sie auf die Fixierung zurückgriffen.
Dafür hatte sie Material besorgt, daher mußte sie bei guter Vorbereitung keine Sorge um Inken haben.
Marie seufzte leise, aber doch entspannt.
Es war im Gange und sollte nicht mehr aufgehalten werden.
Nun war sie wieder ganz ruhig.
Die Entscheidung war gefallen, sie waren auf dem Weg.
Jetzt ging es voran, es gab keinen Grund mehr zum Grübeln oder Hadern.
Irgendwann schlummerte sie ihrerseits ein, wobei sie sich auf Inkens gleichmäßige sowie beruhigende Atemzüge konzentrierte, damit synchronisierte, dadurch eigentlich unbemerkt, unbewußt in den Schlaf glitt.

Inkens Kommentar

Tja, endlich ging los, was ich ersehnt hatte, zunächst erst einmal mit vorsichtigem Einstieg. Unser spezielles Wochenende konnte beginnen, Marie hatte mich ja doch als erste Maßenahme dazu gebracht, noch einmal selbst Hand anzulegen, ich sollte in ihrem Beisein folglich mit meiner Selbstbefriedigung vorankommen. Von der Idee her war dies ein sehr schöner Gedanke. Ich war dabei eigentlich ganz guter Dinge, denn sie war ja immerhin bei mir, stand mir bei, konnte notfalls jederzeit eingreifen, mir helfen.
Jene gegenseitige eingehende explizite Untersuchung in lockerer Stimmung erwies sich schon spannend, denn zum einem, wann untersucht man sich schon so im Detail, dazu in liebevoller Gesellschaft, läßt sich dabei vor allem so viel Zeit, würdigt dabei alle Details ausgiebig?
Nun achte ich schon sorgfältig darauf, daß dort dem Anschein nach alles in Ordnung ist, aber so ausgiebig sowie detailliert hatte ich mich vorher nicht darauf eingelassen. Es stimmt selbstverständlich, in angenehmer Atmosphäre ausprobiert, ist eine derartige Untersuchung sehr hilfreich, sich kundiger machen, was wie reagiert und welche Stimulation wann welchen Effekt hat, ist eine vernünftige Angelegenheit, wenn ich weiß, was ich habe, kann ich gezielter damit umgehen. Es hängt sehr viel von der Grundstimmung ab, fühlt man sich wohl und bereit, so regt vieles an, somit kann breit variiert werden, mannigfaltige Optionen ausprobiert werden. Ist dem nicht so, bleibt jegliche Berührung in dieser sexuellen Hinsicht lediglich irritierend, lästig oder gar abstoßend. In Maries Gesellschaft hingegen war es natürlich sehr anregend. Voreinander ist uns fürderhin dabei nichts peinlich, von daher konnten wir munter drauflos gucken, tasten, reiben und treiben. Marie hat mir offen gezeigt, wie sie bei mir vorging, was sie über mich bereits herausgefunden hatte, zeigte mir somit, was bei mir wie wirkte. Ich zeigte wiederum dabei im Gegenzug, was ich bislang so probiert hatte. Wie sich dann in ihrer Gesellschaft herausgestellte, war daran auch gar nichts falsch. Nichts davon führte an sich zu dem Problem der Blockade. Folglich lag keinerlei Fehler in meinem Herangehen einer Stimulation. Meine starke Erregung kippt allerdings plötzlich in diese enorme Anspannung um, welche zum üblen Krampf wird, wenn ich mich weiter stimuliere, rubbele, reibe, mir zusetze. Es fühlt sich nach diesem kritischen Punkt keineswegs mehr gut an, weitere Stimulationen gleich welcher Art durch mich irritieren lediglich, verstärken nur noch den Krampf. Ja, es kann sich sogar selbst verstärken, weil mein Schoß krampft, irritiert mich dies erst recht, woraufhin dieser Krampf noch stärker zunimmt, weil jene unwillkürlichen Zuckungen und das Zittern weiter reizen sowie irritieren, dadurch den Krampf weiter antreiben.

Marie indessen hat eine gute Wirkung. Trotzdem, obwohl sie da war, ich sie sogar direkt per Körperkontakt gespürt habe, brachte eine weitere Stimulation durch mich trotzdem jenes mir bereits bekannte, beklemmende, arge Erlebnis, diese Blockade war nicht arg so krampfartig bis schmerzhaft, aber doch vorhanden. Ab einem bestimmten Punkt reagiert mein Körper ganz offensichtlich irritiert auf weitere Selbststimulation. Ich denke ja so rein intellektuell, daß es gelegentlich ganz hilfreich wäre, durch Selbstbefriedigung Druck abbauen zu können. Irgendwas in meiner Psyche ist offenkundig strikt anderer Meinung, verweigert mir diesen selbstgewählten Weg der Erleichterung, keinerlei Lustlösung durch eigene Hand oder sonstige eigene Bemühungen erlaubt oder möglich.
Woran kann dieses eigenartige Phänomen liegen?
In meiner Familie wurde durchaus nicht zur Prüderie erzogen und solch ein Effekt damit andressiert, sich vor eigener Lust zu scheuen. Trotzdem tritt dieser Krampf irgendwie auf, bevor eine Lustlösung eintreten kann.
Gut, in der Familie wurde auch nicht ausgiebig thematisiert, wie Selbstbefriedigung praktisch funktioniert, am besten gehandhabt wird, was genau passiert, Aufklärung war wohl eher knapp und sachlich, kann ich mich gar nicht genau dran erinnern. Es ergibt sich ja immer die Notwendigkeit zum dann doch etwas heiklen Gespräch, wenn Sexualität in der Schule im Unterricht thematisiert wird oder dies Thema sonstwie in den Alltag sickert.
Als kleineres Kind weiß man damit ohnehin nicht viel anzufangen, schon deshalb ist das Thema eher nicht so angenehm sowie Quell der Verlegenheit. Ich jedenfalls fand diese Thematik einerseits inhaltlich durchaus interessant sowie spannend, hatte da aber praktisch noch gar kein Bedürfnis nach praktischer Umsetzung, auch nicht in Form von Selbstbefriedigung. Die reizvolle Anregung sowie damit mein Interesse daran kam später, daraus resultierend wiederum ein eher zaghafter Forscherdrang, welcher im Alleingang jedenfalls nie von Erfolg gekrönt gewesen war, was etwas frustrierend war, hatte ich doch irgendwie die Vorstellung, daß diese Attraktion bei anderen problemlos erreichbar ist. Man kann nun auch nicht sagen, daß das in der Schule zu früh kam, zum einen sind die Entwicklungen ja unterschiedlich, zum anderen ist es auch schlecht, nichts darüber zu wissen für den Fall, daß irgendjemand etwas mit einem anstellen will, einem deshalb Blödsinn darüber einreden will, was normal oder angemessen im gegenseitigen Umgang miteinander ist und was nicht.

Habe ich mich schon früh irgendwie anders gefühlt, war deswegen verunsichert?
Seit wann war mir eigentlich klar, daß mich Jungs gar nicht interessieren, Mädchen schon eher?
Als ich wiederum vorsichtig Nähe gesucht habe, hat dies nicht geklappt. Als ich dies Bedürfnis dann eindeutig damit verknüpft habe, daß mich Mädchen, Frauen erotisch anziehen, im Gegensatz zu Männern, war bereits etwas gehemmt, offen damit umzugehen, denn zum Thema Homosexualität waren immer irgendwie dumme, diskriminierende, despektierliche, abwertende Sprüche im Umlauf. Sobald allgemein irgendwas über Sexualität gesagt oder auch bloß angedeutet wurde, wurden viele Kinder einfach albern, verlegen oder ausfallend – wohl je nach Charakter oder Erziehung, Vorbildern, stereotypen Rollenbildern, irrigen Vorstellungen davon, wie man sein soll. Ich wollte in diesem Umfeld bestimmt keinerlei Anlaß geben, daß solche Klischees oder abfällige Bemerkungen, gar mögliche Anfeindungen sich deshalb eindeutig auf mich bezögen. Ich war ja ohnehin schon Clown und Zappelliese, da hätte es noch gefehlt, wenn man mir ständig blöde Lesben-Sprüche nachgerufen hätte. Auch darum habe ich gar nicht herauszufinden gewagt, welches Mädchen in meiner Umgebung vielleicht noch ähnliche Interessen hätte oder wenigstens mal neugierig gewesen wäre, sich indes dabei vermutlich aus ähnlichen Gründen bedeckt hielt. Vielleicht war Sexualität, insbesondere die eigene, für mich dadurch schon mit einer gewissen Scheu belegt. Einerseits existierte durchaus mein Bedürfnis nach Nähe, Zärtlichkeit, Liebe, andererseits allerdings genauso Zweifel am eigenen Selbst.
Warum selbst in der Hinsicht zu einer Minderheit gehören, anders sein als andere?
War mein Empfinden, meine noch vermutete Neigung, alles sonst an mir so richtig und angemessen?
Wenn ich dem für mich nachging, war dies dann nicht erst recht Kapitulation?
War dies dann nicht ein kompletter Rückzug auf mich selbst?
Vielleicht mochte ich deshalb nicht, vielleicht wollte ich deshalb nicht allein, denn allein war ich ja ohnehin schon in der Schule. Meine Familie konnte dabei in dieser Hinsicht jedenfalls keinen Ersatz bieten, das war ja ganz klar. So lehnte ich wohl ab, was mir im Grunde lediglich zeigte, daß ich nicht dazugehörte. Ich versuchte mich in der Hinsicht vielleicht auch zu verweigern, auf mich allein gestellt zu sein. Besser also gar keine Sexualität als sich einzugestehen, daß andere nichts mit einem zu tun haben wollen, daß man deshalb alles alleine vollbringen muß.
Vielleicht hat mein Drama allerdings auch andere Ursachen. Derlei kann man ja letztlich nie so genau sagen oder beurteilen.
Zwar ist man ja mit sich selbst am längsten und meisten zusammen, auf der anderen Seite bin ich keine Psychologin – was weiß ich also schon über die akkurate Interpretation meiner Macken sowie Befindlichkeiten?

Jedenfalls verdichteten sich ebenso an jenem Abend enorm die Hinweise, daß etwas in meinem Sturkopf einfach nicht allein wollte, daß jedoch Marie offenbar als genau die richtige Wahl gesehen wurde. Durch sie klappte Lustlösung, Orgasmus bei mir fast wie von selbst, auf sie kann ich mich sehr gut einlassen, jene Blockade überwinden, den Rausch einfach passieren lassen. Mit ihr ist Lust und Sex etwas, vor dem ich mich nie scheue. Ich habe sie sehr lieb, vertraue ihr ganz. Das ist letztlich wohl Voraussetzung, um ganz loszulassen, mit ihr kann ich in vollen Zügen genießen, mich fallenlassen, mich hingeben, hemmungslos dem lüsternen Rausch des Orgasmus verfallen.

Über Marie habe ich ja gleichfalls viel gelernt. Was ich tat, hatte Wirkung und tat ihr wohl. Wir haben uns ausgetauscht, alles war sehr schön, unser Vergleich, unsere Reiberei, sie verwöhnen dürfen, war für mich ein großer Genuß. Daß sie nun nicht so einfach ihre Kontrolle dieser Situation verlieren wollte, hatte doch offenkundig nichts mit meinen Fähigkeiten oder meinem Geschick zu tun oder einem Mißtrauen mir gegenüber. Von daher hatte ich deutlich mehr Zutrauen zu mir. Weil wiederum Marie durchaus Lust hatte, war ich auf diese Weise doch ganz zuversichtlich, daß wir weiterkommen würden, insbesondere weil Marie sich entschlossen hatte, mir dieses Wochenende Gelegenheit einräumte, sie zum Höhepunkt anzutreiben. Ihre Forderung nach Fixierung fand ich schon etwas extrem – aber sie hatte mir ja geschildert, daß sie beim Kontrollverlust doch zu gewissen reflexartigen Reaktionen neigte, welche unangenehm für mich sein könnten. Sie hatte ja jenes Drama mit dem Kätzchen gebeichtet, ferner erinnerte ich mich ebenso an jenen Moment, wo wir uns gegenseitig unsere Liebe gestanden haben, bei welchem sie mich ähnlich heftig wie jenes Kätzchen an sich gedrückt hat. Aufgrund des dicken Pullovers war das nicht wirklich schlimm, aber so ganz nackt wäre das schon etwas anderes gewesen. Von daher akzeptierte ich natürlich ihre Vorsicht, war überdies sehr gespannt darauf, wie das mit der Fixierung vor sich gehen würde, was danach passieren würde, wenn ich freie Bahn hätte, wenn ich sie hemmungslos stimulieren sowie zum Höhepunkt und Kontrollverlust bringen würde.

Maries Kommentar

Es war noch einmal eine ganz andere Art der Intimität, dermaßen offen forschen sowie untersuchen, derart vertraut miteinander Erkenntnisse und Erfahrungen offen austauschen. All dies war sehr intensiv.
Nachdem wir im Verlaufe unserer Exploration zunächst eher bekanntere Merkmale eindeutig lokalisiert hatten, ertastet und gesehen, war unser Ehrgeiz ja geweckt, wir haben durchaus nach den Drüsenöffnungen gesucht, welche jedenfalls bei Inken gelegentlich reichlich und beinahe schon spektakulär Feuchtigkeit absondern. Prinzipiell wären dies ideale Voraussetzungen für fröhliche eindringliche Spiele – weil ihr indes an Männern gar nicht liegt, spritzt diese Lubrikation zwangsläufig etwas in Leere, immerhin, sind sie im Eifer des Gefechts gerade freigelegt, ergibt sich gelegentlich ein sprinkelndes Spektakel – genaue Betrachtung bleibt indes schwierig, denn wenn es derart ekstatisch zugeht, hält sie ja nicht still genug, um die Herkunft von Spitzern exakt zuzuordnen. Diese Drüsen waren selbst im ruhigen Zustand nicht so einfach zu finden, insbesondere wenn gerade nichts herauskommt, aber wir haben endlich mit sorgsamer Untersuchung, Geduld, ein wenig Reiberei sanfter Art doch etwas lokalisieren können, dies war obendrein ein ganz eigenes Erfolgserlebnis.

Leider für Inken hat sich dann eben doch gezeigt, daß sie nicht weiter als bis zu diesem Punkt der Blockade kommt. Gut, zu dem Zeitpunkt hatte ich noch Einfälle und Optionen. Von daher wollte ich noch keineswegs aufgeben beim Thema Selbstbefriedigung, in dieser Hinsicht schien mir durchaus noch etwas drin zu sein. Aber es war schon dramatisch anzusehen, wie Erregung und Lust bei Inken in sehr kurzer Zeit einfach in Elend und Krampf umklappen können. Oh, dieser Anblick tat mir so leid, sie so hilflos, zitternd, verkrampft sehen zu müssen. Ich litt derweil mit ihr. Immerhin konnte ich ihr jeweils schnell aus dieser Klemme helfen. Was wir an dem Abend aber auch probierten, nichts davon klappte letztlich, wenn sie selbst aktiv war, um sich selbst zum Höhepunkt zu befördern.

Einerseits ist jenes Wissen durchaus prickelnd, daß man bei einer so elementaren persönlichen Angelegenheit von der Liebsten dermaßen gebraucht wird. Andererseits sagt mir meine Liebe allerdings gleichfalls, daß es gut und wichtig wäre, wenn sie sich im Bedarfsfalle selbst helfen könnte. Aber Inken ist da ein Dickkopf, sicher primär hinsichtlich dieser Angelegenheit eher bewußt, aber ihre Blockade war offenbar nicht so einfach überwindbar. Ich konnte sie ja nun auch unöglich länger leiden lassen, daher griff ich letztlich ein, bevor ihr Krampf überhand nehmen konnte. Dies war wiederum eine zusätzliche Sicherheit für Inkens Befinden, welche daneben dazu führen mochte, daß sie in den Bemühungen schneller nachließ, als wirklich notwendig gewesen wäre. Aber damit irre ich mich vielleicht auch, denn durch mich angespornt hat sie sich schon ordentlich ins Zeug gelegt. Ja, im Grunde hat sie alles gegeben, auch weil ich dies Engagement bei diesem Sachverhalt für wichtig sowie richtig hielt. Trotzdem hat Lustlösung durch eigene Hand oder ausschließlich eigene Aktivität bei ihr nicht geklappt. Selbstredend ist gerade bei solch einer sensiblen Angelegenheit schnell jener Punkt erreicht, wo diese Stimulation erst recht scheitern oder demotivieren würde, weil sich Frustration breitmacht. Derlei Nebenwirkungen wollten wir natürlich unbedingt vermeiden. Sex soll ja nun Spaß machen, keine Turn- und Pflichtübung sein. Von daher durchaus probieren, aber eben mit Spaß und Freude dabei sowie mit Sicherheit auf Erlösung im Bedarfsfalle. So haben wir eigentlich jedenfalls in der Hinsicht gut experimentiert, als Inken eigentlich nie verzweifelt oder frustriert war, konnte sie sich doch immer drauf verlassen, daß ich rechtzeitig eingreifen würde. Füreinander da sein, sich aufeinander verlassen können, ist ebenfalls Voraussetzung dafür, sich ganz fallenlassen zu können. Inken konnte dies bei mir, sollte dies auch weiterhin vorbehaltlos können, von daher blieb klar, daß kein Versuch wirklich vergeblich enden würde, ich immer im Blick hatte, sie nicht über die Gebühr überreizen würde, stattdessen gegebenenfalls aus ihrer Not erlösen, denn ich hatte ja bereits gut im Griff, wie dazu vorzugehen ist.

Gemeinsame Experimente

Weil Marie am Abend die Musikanlage einfach hatte ausklingen lassen außerdem die Weckfunktion nicht wieder angeschaltet hatte, wurden beide diesen Morgen nicht vom Radioprogramm geweckt. Durch die inzwischen allerdings gewohnte Weckzeit dauerte es allerdings doch nicht lange, bis Marie erwachte, den neuem Tag mit kaum merklichem Nicken, aber freundlich begrüßte. Inken schlummerte noch friedlich und locker an ihren Körper geschmiegt. Marie überlegte, vermutlich wäre es für sie möglich aufzustehen, ohne Inken zu wecken, anschließend könnte sie schnell Brötchenholen, Inken mit einem fertigen Frühstück überraschen. Weil es Inken jedoch eigentlich sehr gern mochte, sie zu begleiten, setzte sie den Plan doch nicht um, schmiegte sich etwas enger an Inken, genoß einfach ihr Zusammensein, döste noch ein wenig, bis sich irgendwann auch Inken regte, aus dem Schlaf erwacht war. Marie begrüßte sie mit sanftem Tonfall, küßte und herzte sie liebevoll, daß beide schnell wieder dabei waren, umschlungen und ineinander verdreht herumzuwirbeln, sich gegenseitig neckten sowie liebkosten, bis beide ganz wach waren.

Beide ließen sich Zeit und es langsam angehen. Irgendwann standen sie doch auf, alberten weiter herum, machten sich im Bad fertig für den Tag, zogen sich im Anschluß an, räumten etwas auf, insbesondere die ausgebrannten Teelichter weg, zogen danach los, um Brötchen und noch ein paar andere Kleinigkeiten einzukaufen. Auch nun hatten beide keine besondere Eile, aber auch nicht viel an Besorgungen, deshalb waren beide bald zurück, hatten den Tisch gedeckt, den fertig gezogenen Tee auf dem Tisch, begannen zu frühstücken. Marie fragte nach dem Stand von Inkens Bemühungen um ihre Übungszettel. Diese war damit schon ziemlich weit, würde allerdings wohl noch etwas Zeit brauchen, deswegen schlug Marie vor, gleich nach dem Frühstück zu beginnen, ihre Arbeit daran möglichst abzuschließen, um anschließend praktisch das Wochenende komplett ausspannen zu können. Das Wetter war nicht so toll, also kam ihr Plan auch von daher sehr gelegen, sich den persönlichen Studien ihrer Sexualität intensiver zu widmen. Inken war mit der Zeiteinteilung einverstanden, arbeitete anschließend auch wirklich brav bis zum Mittag. Marie war indessen zunächst an ihrem Rechner aktiv, bereitete danach ihr Essen zu, was heute etwas einfacher ausfiel. Weil Inken ja ohnehin auf einem der harten Stühle am Tisch in der Küche ihre Aufgaben löste, waren sie zusammen, hielten immer wieder Blickkontakt, Marie munterte auf, Inken las gelegentlich mal etwas vor, beide unterhielten sich darüber, worauf Inken gleich darauf den erarbeiteten Vorschlag durchprobierte. Hauptsächlich aber hatte sie sowieso schon alle Probleme gelöst, mußte ihre Zettel nur noch abgabefertig aufbereiten. All dies bekam sie wirklich bis zum Mittag hin, packte danach fröhlich alles zusammen. Dann aßen sie gemütlich zusammen, wuschen ab, räumten alles auf.

Nachdem im Grunde alles sonstige an Verpflichtungen für den Tag oder gar das Wochenende erledigt war, standen beide sich lächelnd gegenüber, Inken hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt, drehte diese leicht, schaute Marie herausfordernd mit geneigtem Kopf an. Diese stellte sich ähnlich vor ihr auf, schaute zurück, es sah beinahe wie ein Duell aus, dann mußten beide lachen, fielen sich in die Arme.
Inken witzelte: „Da war doch noch was, was wir ausprobieren wollten …“
Marie spielte ganz erstaunt: „Da war noch was?
Hätte ich doch glatt vergessen.
Aber jetzt, wo du es sagst, stimmt, wir hatten noch was vor, beziehungsweise du wolltest es mir zeigen!“
Inken schaute ernst sowie selbstbewußt, erwiderte: „Genau.
Jetzt wird sich nicht mehr herumgedrückt, jetzt wird herumgemacht bis du nicht mehr kannst!
Jetzt kriege ich dich, du wirst schon sehen, was du davon hast!“
Beide grinsten, schelmisch, woraufhin Marie bestätigte: „Na das will ich doch hoffen!
Ich bin dabei, du bist bereit, also los, ran an den Speck!
Vielleicht indes geht es auch um die Wurst‽
Wo der Bartel den Most holt‽“
Derart alberten sie noch ein wenig herum, zogen sich gegenseitig aus, tobten dabei durch die Wohnung, bis sich Marie vor dem Bett fangen ließ, Inken diese spielerisch auf’s Bett drückte, mit beiden Armen hielt, mit Marie rang, welche sich ergab und fügte, Inken gewähren ließ, welche begann, sie hemmungslos liebkoste, streichelte, küßte, sich heftig an ihr rieb und zeigte, was sie gelernt hatte. Marie ließ ihre Stimulationen, Variationen wirklich auf sich wirken, wuselte nur nebenbei mal durch Inkens Haar, erwiderte gern ihren Kuß, streichelte, überließ die Regie aber diesmal Inken, welche ihre Kurzweil auch sehr gut gestaltete. So steigerte sich Maries Erregung, welche überdies wirklich Lust hatte, alles, was sich irgendwie aufgestaut hatte, seit sie mit Inken zusammen war, auch einmal hemmungslos herauszulassen. Inken wiederum vollbrachte ihren Teil wirklich gut, Marie erfreute sich der innigen Behandlung und Zuwendung.

Erst als die Lage für Marie allmählich kritisch wurde, wies sie Inken auf diesen Sachverhalt hin und deutete an, wo die Sachen lagen, um sie zu fixieren. Inken fragte noch einmal nach, ob Marie dies wirklich für notwendig hielt, diese betonte indes, es sei eine Vorsichtsmaßnahme, danach würden sie weitersehen, mehr darüber wissen, wie sie reagiere. Inken nickte, holte die Sachen. Marie erklärte etwas, wie dieser Kram benutzt werden mußte, Inken begann auf Maries Vorschlag hin bei den Füßen. Erst jetzt durchschaute sie erst richtig, wie geschickt das robuste Bett in seiner Konstruktion ausgedacht war, denn es hatte wirklich einige Möglichkeiten, um Seile oder Bänder oder sogar Ketten anzubringen, um jemanden zu fixieren. Marie prüfte die Fixierung an den Füßen, war zufrieden, legte sich mit nun zwangsläufig gespreizten Beinen hin, bat um etwas Geduld, Inken streichelte sie indessen ganz sanft sowie beruhigend, spürte bei Marie sowohl Erregung als ebenso Unruhe, offenkundig jener Fesseln wegen, was sie verstehen konnte, so spielte sie, lenkte Marie ab, bis es sich im Verlaufe ihres Spiels fast von selbst ergab, daß sie auch deren linke Hand fixieren konnte. Nun wurde es für Marie eng. Gut, mit einer Hand hätte sie mit ihren Fähigkeiten noch alles Mögliche anstellen können, aber das war bei Inken ja gar nicht möglich, welche derweil unermüdlich weiter agierte sowie ablenkte, bis sie irgendwann ebenfalls Maries rechte Hand fixiert hatte. Marie ließ dies geschehen, allerdings ging ihr Puls dabei schon ordentlich hoch, obwohl sie Inken ja bedingungslos vertraute. Ihre Nervosität bezog sich auch lediglich auf die Fixierung selbst, mitnichten darauf, Inken nun ausgeliefert zu sein, welche das sicher nicht für irgendwelchen Schabernack ausnutzen würde, wußte sie doch genau, wie kritisch die Lage für Marie war, wie leicht dabei die Stimmung kippen konnte.
Marie konnte sich durchaus noch etwas bewegen, hin und her und auf und ab rutschen, sich allerdings nicht mehr entziehen.
Sie war ausgeliefert!
Allein deswegen schon raste nun ihr Puls, aber Inken streichelte ihre Wangen, sah ihr lächelnd ins Gesicht und der Moment der Panik war vorbei, Marie mußte und wollte vertrauen, sich hingeben. Inken wiederum wollte ihr nur zu gerne zeigen, daß sie dieses Vertrauen auch verdiente. Noch war Maries Körper angespannt, aber Inken hatte es gar nicht eilig, schmiegte sich sanft an sie, umarmte und küßte sie, noch ohne sie wirklich weiter einzuengen, lächelte und vermittelte Geborgenheit, wiegte sie, hielt sie sicher, fast wie Marie dies sonst bei ihr tat, auch dieses Vorgehen hatte sie gut bemerkt sowie begriffen, wendete diese Methode nun gerade in dem Moment an, in welchem Marie es gut gebrauchen konnte.

So ließ sich Marie endlich fallen, ließ sich gehen, gab die Kontrolle ganz ab, gab sich Inken mit geschlossenen Augen hin, welche weiter genüßlich verwöhnte, massierte, streichelte, stimulierte.
Inken fand sich gut zurecht, in ihrer sensiblen Art fühlte sie sich gut ein, interpretierte Maries Reaktionen, stellte sich drauf ein, reizte weiter, hatte viel Freude an diesem Spiel, beobachtete aufmerksam, nahm so ihren Weg, nicht einmal direkt und auf schnellstem Wege, aber sie verzögerte auch nicht besonders viel, bevor sie merkte, daß Marie wirklich wohl auf der Zielgeraden war. Ihre Stimulationen, zärtlichen Zuwendungen wirkten, stellte sie stolz fest, Maries Vorbehalten waren gänzlich überwunden, sie kontrollierte, heizte ihr ein, wechselnd zwischen sanft und intensiv, allmählich nun Tempo wie Intensität genüßlich steigernd. Wirklich, ihre Liebste ließ sich nun ganz treiben, wand sich, wirbelte im Bett in den engen Grenzen ihrer Fesseln, fast wie von einer Urkraft ergriffen, endlich durchflutete Ekstase, Aufruhr ihren Leib, welcher anspannte, hemmungslos, unwillkürlich zuckte, zappelte, während Maries Mund genüßlich röchelte, eine gewaltige Flut spülte ihre ganze Anspannung fort, gipfelte in einem wilden Rausch, den Inken zunächst noch kurz weiter anregte und anspornte, sich kurz darauf jedoch eng an Marie schmiegte, diese hielt und küßte, ganz geborgen umarmte, den Aufruhr in Marie Körper spürte, aufmerksam in sich aufnahm, ihr half, wieder ganz zu entspannen, vom fulminanten Gipfel ihrer Lüste wieder sicher herabzusteigen bis zu einem angenehm angeregten Niveau, auf welchem beide gut verweilen konnten, denn Inken hatte diese Urgewalt in Maries Leib gleichfalls mitgenommen, fasziniert sowie deutlich erregt.

Sie ließ Marie indessen Zeit, fragte einige Zeit später erst flüsternd, ob nun die Fixierungen noch notwendig seien.
Marie schüttelte lächelnd ihren Kopf: „Nein, Fesseln haben sich erledigt.
Wenn du so lieb wärst, diese lösen könntest, wäre dies sehr nett!“
Inken wußte gut, daß jene Fesseln Marie sowieso große Überwindung gekostet hatten, zudem begehrt sie selbst ohnehin danach, eng in Maries Armen in Leidenschaft zu schwelgen, folglich zögerte sie nicht und alberte nicht herum, sondern löste sofort, aber ohne Hektik Maries Handfesseln, daraufhin gleichfalls jene an den Füßen. Es zeigten sich schon deutliche rote Streifen, denn Marie hatte schon ordentlich gezogen sowie gezerrt, aber es gab kaum Abschürfungen und geblutet hatte es gar nicht. Inken küßte vorsichtig diese roten Stellen, an denen Marie zwar nun etwas sensibler war, aber doch die vorsichtige Zuwendung gerne genoß.
So hockten beide sich zusammen, umarmten sich gegenseitig innig. Gemeinsam hatten beide eine weitere knifflige Aufgabe mit Bravour gelöst, welche sie sich gestellt hatten.
Marie flüsterte Inken zu: „Ich bin mir jetzt sicher, jene Fesseln brauchen wir nicht mehr, es war alles gut und sehr schön. Mit dir war es gar nicht schwierig, die Kontrolle abzugeben, ich konnte mich einfach treiben lassen.
Also alles gut!
Du bist wirklich der Sonnenschein, welcher meine Finsternis erhellt, du bist mein ein und alles, mein Wunder!“
Inken war gerührt, hatte Tränen in den Augen.
Als eine auf Maries Wange tropfte, hielt sie den Kopf etwas weg, schaute und fragte: „Warum weinst du denn?“
Inken schluchzte: „Weil ich dich so lieb habe, weil ich so glücklich bin!“
Marie lachte heiter, küßte auch dieses Mal Inkens Tränen fort, welche zwar auch diesmal salzig waren, aber doch irgendwie ganz anders wirkten.

Marie küßte, streichelte, liebkoste Inken innig, allmählich tauschten beide fast wie von selbst ihre Rollen. Nun war es wieder Inken, welche sich hingab, Marie die Kontrolle überließ. Und es dauerte auch gar nicht lange, bis Marie sie dahin brachte, stürmisch einen mächtigen Gipfel zu erklimmen, ganz oben ihrerseits fröhliche Laute auszustoßen, wonach sie ihren Sonnenschein wieder sicher und ohne Eile zu einem Basislager auf verträglicher Höhe herunterbrachte, wo sie sich erst einmal beide einigelten, sehr zufrieden, befriedigt ineinander verschlungen ruhten.

Nach einiger Zeit des entspannten Dösens schlug Inken vor: „Also gut, wollen wir nun auf Reproduzierbarkeit testen, allerdings ohne deine Fixierung?“
Inken schaute Marie herausfordernd an, diese lächelte zurück, erwiderte: „Oh, daran erkennt man doch klar den neugierigen, aufgeweckten wissenschaftlichen Geist!
Reproduzieren des Ergebnisses sowie ebenso noch durch leichte Variation der Randbedingungen auf Robustheit prüfen.
Nun, wie könnte ich etwas gegen so viel frischem Forscherdrang einzuwenden haben?
Wenn die Jugend forschen will, wer wäre ich, diesem Ansinnen entgegenstehen zu wollen‽
Also zeige doch einfach mal dein experimentelles Geschick und wir erfahren, ob es mit der Reproduzierbarkeit des Ergebnisses unter leicht geänderten Randbedingungen wirklich klappt.
Ich bin eigentlich ganz wohlgestimmt sowie optimistisch.“
Beide lachten und Inken meinte daraufhin dazu: „Ja prima, daß du wohlgestimmt bist, ist ja quasi Voraussetzung für ein weiteres erfolgreiches Experiment mit befriedigendem Abschluß oder Ergebnis!“

So legte Inken jedenfalls gleich los, wendete ihr ganzes experimentelles Geschick auf, um auch diesen Versuch zu einem guten, hervorragenden oder besser gesagt eher zum gewünschten sehr befriedigenden Ergebnis zu führen. Marie überließ ihr wieder jegliche Kontrolle, genoß einfach, wuselte nur bei passender Position durch Inkens Kopfhaar oder umarmte sie, streichelte sanft über ihre Haut, massierte leicht ihre Schultern, während Inken zeigte, was sie bereits gelernt hatte und konnte. Dies praktische Wissen eignete sich jedenfalls sehr gut, um Maries Stimmung schnell steigen zu lassen. Da es ja nicht um Verfeinerung ging, sondern primär darum sicherzustellen, daß das vorherige Ergebnis auch in ähnlicher Form so erreichbar war, verzögerten beide nichts, sondern steigerten die Lust schnell sowie hemmungslos zum Gipfelsturm. Deshalb ergab es sich schnell, daß sich bei Marie der gewünschte Zustand erneut einstellte, ihr Experiment stellte sich also wie erhofft als reproduzierbar heraus, was demzufolge das ersehnte Ergebnis vollumfänglicher Befriedigung nach sich zog. Ihr Verzicht auf Fixierung erwies sich ebenfalls als unproblematisch. Zwar neigten beide dazu, sich bei Maries Höhepunkt kräftig zu umarmen sowie in einem innigen Kuß gegenseitig ihren Atem auszutauschen, aber es gab dabei keine Probleme mit zu wenig Atem, im Gegenteil, beide atmeten schnell, ihr Puls raste, beide fühlten sich sehr wohl bei diesem erregten, anheizenden Austausch. Inken half alsdann Marie nach dem Höhepunkt selbstverständlich auch wieder, entspannt zur Ruhe zu kommen, damit war also auch dieser Versuch ein voller Erfolg geworden. Die harmonisch verteilte Kontrolle hatte sich überraschend als unproblematisch erwiesen, Maries Befürchtungen als unbegründet. Darüber zeigten sich beide nunmehr sehr erfreut, hielten sich glücklich umschlungen, genossen den Moment.

Inken stellte endlich lachend fest: „Unser Experiment zur Frage einer Reproduzierbarkeit hat damit doch ebenfalls sehr gut geklappt, deine Reaktion war ohne Fixierung doch wohl im angenehmen Bereich, obendrein für mich keineswegs bedrohlich oder atemberaubend, also alles gut!“
Marie setzte hinzu: „In dem Zusammenhang würde ich sogar sagen, diese Exploration erwies sich sogar als sehr befriedigend. Darin zeigt sich doch ein großes Naturtalent bei dir, großes experimentelles Geschick sowie hervorragendes Einfühlungsvermögen bei der Durchführung des erfreulichen Experimentes.“
Inken nickte, mit dem Erfolg sowie dem Lob fühlte sie sich auch in ihrem Selbstbewußtsein gestärkt, zweifelte daher nicht mehr an ihren Möglichkeiten oder Fähigkeiten in dieser relevanten Frage ihrer Beziehung. Marie war sehr erfreut, daß sich ihre Befürchtungen in Luft aufgelöst hatten. Weil sie Inken nun schon gut kannte, war es sogar ziemlich einfach gewesen, ihr die Kontrolle einzuräumen, daraufhin einfach nur in ihre Lust einzutauchen, abzuheben.

Irgendwann machte Marie einen Vorschlag: „Also, wir könnten nun wieder tauschen, oder was alsdann noch ein neuer, wichtiger Aspekt wäre, wir könnten es mal gemeinsam probieren, was meinst du?“
Inken schaute sie an, lächelte: „Gemeinsam klingt sehr gut, du bist schon wieder einsatzfähig für solch ein weiteres Experiment?
Ich bin jedenfalls durch unser vorheriges noch ganz angeregt, aufgedreht, bereit sowie interessiert.“
Marie lächelte: „Ja, dachte ich mir schon, ich bin dabei.
Wobei sich ja obendrein abzuzeichnen scheint, daß uns beide anregt, die jeweils andere erregen sowie zum Höhepunkt bringen zu dürfen, diese innige Leidenschaft füreinander führt indes leicht dazu, daß wir immer abwechseln, so gar nicht zum Ende kommen, schon deshalb ist deine Idee gar nicht schlecht, gemeinsam Versuchen wird zudem ein noch intensiveres Erleben ermöglichen. Es ist vielleicht nicht ganz leicht zu erreichen, daß wir präzise gemeinsam einen Höhepunkt haben, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert, Übung dazu sollte uns viel Spaß bescheren, in dieser Hinsicht bin ich mir doch sehr sicher.
Komm, ich zeige dir mögliche Wege, führe dich etwas, dann klappt es vielleicht schon ganz gut!
Wir sind nun eben nur gemeinsam aktiv, nicht bloß abwechselnd.“

Inken ging gerne darauf ein, daß Marie die Führung übernahm. Zunächst setzte sich Marie auf, dirigierte, Inken hingegen setzte sich dabei wie gewünscht zwischen ihre Beine, wobei sie ein Bein über eines von Marie winkelte, das andere unter dem anderen her, so daß sie nun eng zusammenrutschten, sich innig umarmten, kosten sowie küßten, dabei insbesondere in ihrer Körpermitte ihre Schambereiche aneinander rieben sowie rubbelten, mit zunehmender Intensität, allmählich gesteigertem Tempo. Dies Vorgehen löste sodann zügig nicht nur aufgrund der Reibung Hitze aus, welche auch durch hinzukommende Feuchtigkeit keineswegs kühlte, im Gegenteil sich gegenseitig noch weiter anheizte. Beide hielten sich darauf an den Händen, lehnten sich zurück, verschränkten Beine sowie Schöße noch enger, um intensiver anzuregen. So kamen beide gut voran, Marie steuerte etwas mehr als Inken, versuchte dadurch die Dosierung gut einzustellen, bremste oder beschleunigte, um beide ungefähr auf gleiches Niveau zu bringen. Diese Strategie funktionierte gut, weil beide sich schon ganz gut einschätzen konnten. So spielten beide miteinander, verzögerten, wurden bald darauf wieder aktiver. Auf ein eindeutiges Signal von Marie hin legten sie endlich richtig los, bis der Rausch beide erfaßte, Inken etwas früher als Marie, aber so eng zusammen erregte Inkens Reaktion Marie dermaßen stark, daß diese gleich heftig mit einstimmte, dadurch gelang ihnen auch dieses Experiment sehr gut, gemeinsam diesen lüsternen Gipfelsturm anzugehen, alsdann das befriedigende Ziel zu erreichen. Danach hielten sie sich eng umschlungen, beruhigten ihre aufgewühlten Körper mit sanften, beruhigenden Liebkosungen, welche nicht mehr forderten, sondern immer mehr entspannten.

Sie grinsten sich beide an, Marie stellte fest: „Ein ganz hervorragendes Ergebnis, eine sehr intensive gemeinsame Erfahrung, alles hat überraschend gut funktioniert.
Oh!
Wir sind ja heute so geschickt sowie wahre Meister dieser Experimentierform.
Donnerwetter!
Ich bin erstaunt, was wir alles draufhaben.
Ich wußte ja schon, daß wir trotz oder gerade wegen unserer Unterschiede und überdies unserer Gemeinsamkeiten gut harmonieren, aber diese Aktion erwies sich ja nun als ein ganz besonderer Gipfel der Harmonie und Ekstase!
Welch Verzückung!
Welch herrliches Aufbegehren unserer Lüste!
Wenn derlei Experimente dermaßen gut gelingen, sollten wir in dieser Richtung intensiv sowie wohlgemut weiterforschen!“
Beide lachten dazu heiter und fröhlich, schmiegten sich innig und zufrieden aneinander.

Inzwischen war denn auch schon Abend. So standen sie auf, zogen sich etwas über, wollten ihr Abendessen bereiten. Nach ihren ausgiebigen Aktivitäten berieten beide, dabei stellte sich heraus, daß beide doch ordentlich Appetit hatten, deshalb fiel ihr Abendessen etwas umfangreicher aus. Nachdem ihre Essen zunächst wohlgelungen, danach verzehrt war, wuschen beide noch das Geschirr, machten es sich anschließend auf dem Sofa bequem, vertrieben sich ihre Zeit mit Fernsehen sowie am Rechner.

Weil sich das Fernsehprogramm diesen Abend ja auch wieder nicht so spannend entwickelte, entschlossen beide sich deshalb nicht allzu spät, sich für die Nacht fertigzumachen sowie ins Bett zu wechseln. Marie fragte schmunzelnd nach, ob Inken noch Lust auf ein weiteres Experiment habe, diese ließ sich auch wirklich gleich begeistern.
Folglich erläuterte Marie bereitwillig die besondere Symbolik der Zahl 69 in diesem Sinnzusammenhang, zwar hatte Inken davon bereits gehört, ließ sich diese Praxis allerdings doch gerne ausführlich erläutern sowie genauer auseinandersetzen, wie dabei wohl günstig vorzugehen wäre.
Marie hatte dies ja in dieser Kombination auch noch nicht ausprobiert, war jedoch schon der Meinung, so schwer könne diese Variante gegenseitiger Stimulation ja nun nicht sein, aber doch gewiß eine Bereicherung ihrer Bemühungen, gemeinsam jenes angepeilte Ziel bei gleichberechtigter Aktivität zu erreichen.
Diese Argumentationskette konnte Inken indes gut nachvollziehen. Daher drehte sich also die gerade obenliegende Inken beherzt herum, beide begannen daraufhin dieses anregende Spiel, nachdem beide sich günstig positioniert hatten.
Nun kam es also bei beiden darauf an, den Zustand der jeweils anderen sowie gleichzeitig den eigenen einzuschätzen, um ihre Reize derart geschickt einzusetzen, daß ihre Erregung jeweils ungefähr auf gleichem Niveau war. Zunächst konnten sie sich noch größere Abweichungen erlauben, dann mußten sie allerdings schon etwas verfeinern, um sich gegenseitig ungefähr auf gleiches Niveau zu stimulieren, hernach dort zu halten. Aus ihrer bisherigen Erfahrung nahm Marie schon an, daß es Inken schwerer als ihr selbst fallen würde, sich im kritischen Moment zurückzuhalten, deshalb mußte sie also besonders geschickt agieren, stimulieren, pausieren, verzögern und daraufhin wieder weiterspielen.
Eine weitere Komplikation ergibt sich ja daraus, gleichzeitig die Liebste zu stimulieren und doch deren Stimulation zu genießen, dabei kann man sich natürlich nicht komplett fallenlassen, so daß es wohl für Inken schwierig werden würde, aber für eine gemeinsame, erhebliche Anregung war die Position allemal einen ausführlichen Versuch wert.
Da sie keine Eile hatten, den Gipfel der Lust zu erreichen, drehten sie so zunächst eher ein paar Runden drumherum auf hohem Niveau, was erfreulich gut gelang. Inzwischen wechselten sie ihre Lage etwas, lagen seitlich oder drehten sich auch noch weiter, daß Marie oben war und danach wieder seitlich sowie wieder unten. Derart wirbelten beide munter keuchend, schnaufend durcheinander, kosteten immer weiter von der herrlichen Lust der anderen. Marie merkte allerdings gleichfalls, daß Inken dabei immer nervöser wurde, leicht zu zittern begann und immer wieder ihre Muskeln anspannte.
Deshalb schlug sie also vor, daß Inken sich nun richtig gehenlassen solle, sich fallenlassen solle, sich keine weiteren Gedanken machen, einfach nur genießen. Dies tat Inken alsdann auch und nach kurzer Zeit setzte eine ziemlich heftige Reaktion bei ihr ein, daß ihr lustvolles Stöhnen auch Maries Unterleib vibrieren ließ, ihre Zuckungen sowie das Winden ihrer Liebsten in ärgster Wonne sie gleichfalls dermaßen stark stimulierte, daß sie mitgerissen wurde und sich gerne darin treiben ließ. Diese gemeinsame Gipfelstürmung hielt danach schon intensiv sowie etwas länger an, auch weil sie so eng zusammen waren, jene unwillkürlichen Bewegungen der einen bei der anderen heftige Gegenreaktionen auslösten. Inken hatte so schon komplett jegliche Koordination verloren, folglich löste Marie diese Position, drehte sich wieder, daß sie nun wieder Kopf an Kopf lagen, sich ihre Lippen in stürmischen Küssen fanden, ihre Zungen ihr wildes Spiel spielten, beide sich innig umschlungen ins Bett drückten, dort drehten, wirbelten, herzten, rieben, nur allmählich zur Ruhe kamen.

Diesmal lag Marie mit dem Kopf auf Inkens sich heftig sowie schnell hebendem und senkendem Busen, schmiegte sich eng und vertrauensvoll an ihren zarten Leib, wobei Inken sie gleich sicher und geborgen hielt, sanft durch ihr Kopfhaar wuselte. Nun hatten beide ihre Rollen einstweilen getauscht, Inken hatte die Kontrolle, war stark, barg Marie versonnen an ihrem Leib, zog die Decke zurecht, in dieser innige verbundenen Stellung entspannten beide. Marie ließ ihr einfach alles, kuschelte sich eng an sie, war trunken vor Glück, wollte für diese Nacht einfach gar nichts mehr, außer selig in Inkens Armen einzuschlafen. Deshalb ließ sie los, entspannte ganz, daß sie wirklich schnell einschlief.
Inken fühlte sich ebenfalls erschöpft, doch sehr glücklich, befriedigt durch diesen Tag. Es hatte alles viel besser funktioniert als gedacht, ihre Befürchtungen, ihre Sorgen, Versagensängste waren wie weggeblasen, weggewischt sowie weggerubbelt, hatten sich in heißem Atem sowie purer Erschöpfung, in tiefem Glück aufgelöst. Sie spielte noch weiter und ganz sanft in Maries Haaren, spürte deren gleichmäßige Atemzüge, wurde immer ruhiger, synchronisierte ihre Atemzüge im Gegentakt ganz automatisch. So wurde auch sie müde, schlummerte bald ebenfalls ein.

Inkens Kommentar

Wie hätte es bei Marie anders sein sollen, alles lief sehr organisiert sowie konzentriert ab, erst alle Aufgaben des Tages erledigen sowie all die Nebensächlichkeiten fertigmachen. Diese Strategie empfand ich schon als ganz in Ordnung, derlei sortierte, klare Einteilung des Alltags bekommt mir sehr gut, vermeidet weitgehend dies Chaos im Kopf, folglich ziemlich wichtig für mich, einer klaren Linie oder gar Vorgabe zu folgen, ob nun durch Maries Vorschlag festgelegt oder durch eigene Veranlassung eingerichtet. Aber ich behielt schon im Kopf, was ich unbedingt wollte, ließ mich keineswegs ablenken. So habe ich sie im Anschluß an die Erledigung der Alltagsangelegenheiten keck gestellt und daraufhin auch erobert, was ich wollte.
Endlich widmeten wir uns dieser persönlichen, für uns doch sehr wichtigen Angelegenheit!
Ich war mir gar nicht so sicher, aber immerhin hatte ich Marie ja schon zuvor massiert sowie verwöhnt, daher war dies nun keine ganz neue Situation. Zudem hatten wir uns ja schon etwas eingehender miteinander beschäftigt sowie erkundet, wie die individuelle Lage ist. Deswegen war es mir eigentlich ganz vertraut, alles hat sehr großen Spaß gemacht, vorsichtig probieren, auch kräftiger massieren, bald darauf bereits gezielter stimulieren, daß ich schon merkte, daß bei Marie etwas passierte.

Immerhin bestand Marie letztlich doch vorsichtshalber erst einmal auf Fixierung ihrer Person, also habe ich dieses Anbinden irgendwie mehr oder weniger ins Spiel eingebaut. Dabei bemerkte ich durchaus, daß Marie eine derartige Fixierung gar nicht so leichtfiel, daß aber auch sie es nun wissen wollte, also machten wir weiter und irgendwann war sie komplett fixiert sowie mir ausgeliefert. Es mag ja Menschen geben, welche darauf stehen, wenn ihnen jemand komplett ausgeliefert ist, wenn sie danach alle Möglichkeiten hätten. Für mich hat Maries Ausgeliefertsein keine solche Faszination. Eine derartige Fixierung verkompliziert ja eher unsere Bemühungen, denn Marie konnte sich hierauf ja nicht mehr frei bewegen, meine Möglichkeiten waren gleichfalls deutlich eingeschränkter, einmal angebunden ist ferner die Körperposition weitgehend festgelegt, spontaner Wechsel damit ausgeschlossen. Marie wurde zwar sehr unruhig, allerdings mitnichten in Panik, deswegen konnte ich schon gut weitermachen. Es war eigentlich kein bestimmter Moment, mehr ein Prozeß, in welchem sich Marie langsam losließ, sich fallenließ. Diese Veränderung in Haltung, Einlassung spürte ich draufhin deutlich, dabei wäre es wohl falsch gewesen, alles vor der Zeit zu versuchen. Daher ließ ich ihr die benötigte Zeit, verwöhnte, liebkoste, steigerte nur langsam die Stimulationen, bis ich irgendwann jedoch ziemlich sicher war, daß sie gut mit der Situation zurechtkam. Anschließend allerdings habe ich richtig losgelegt, alle Register gezogen. Zu meiner Erleichterung durfte ich bald darauf feststellen, daß diese Aufgabe bei meiner Liebsten gar nicht so schwer war. So viel mußte ich dann gar nicht tun, um Marie zum Höhepunkt zu bringen. Darin lag eigentlich kein Geheimnis, außer vielleicht unsere innige Vertrautheit sowie Liebe, darüberhinaus ebenso jene Bereitschaft von Marie, sich darauf einzulassen.
Für mich fühlte es sich unglaublich gut an, als Marie schließlich aufgrund meiner Aktivitäten abhob, den Höhepunkt erreichte – oh welch Wonne, welche Glück, meine Allerliebste in diesen Rausch versetzen sowie darin erleben zu dürfen!
Ich war fasziniert von diesem Erlebnis!
Ich glaube, in dem Moment hatte ich ein so breites Grinsen im Gesicht, daß es von einem Ohr zum anderen reichen mußte. Eine große Erleichterung breitete sich in mir aus, denn mein Anspruch war ja sowieso, daß derartige sexuelle Ekstase unbedingt bei unserer Beziehung eine berauschende Rolle spielen sollte. Damit waren wir uns sehr nahe.

Ich war sehr erleichtert, daß Marie danach zudem meinte, Fixierungen seien nicht mehr notwendig, denn diese hatten mich bei unserem anregenden, erregenden Spiel schon gestört. So nahm ich diese gerne wieder ab, bedauerte dabei auch jene leichten Rötungen auf Maries Haut, wo das Material sich doch ordentlich gerieben hatte.
Marie schien dies wenig auszumachen, ich fühlte mich indessen in der Ansicht bestätigt, daß dieser Fesselkram für mich keine Faszination hat, wozu sich derart aufreiben, wenn es doch viel mehr Spaß macht, sich aneinander zu reiben sowie zu erregen?

Danach wechselten wir also ab, wie schon zuvor war es für Marie ziemlich einfach, mich bis zum Orgasmus zu bringen. Ja, in der Situation war es sogar deutlich einfacher, denn durch alles zuvor Erlebte, den Erfolg war ich ohnehin schon sehr aufgedreht sowie angeregt, daher fehlte also gar nicht mehr so viel.

War mein Vorschlag, das Experiment bei Marie auf Reproduzierbarkeit zu testen, nur ein Vorwand oder zweifelte ich wirklich?
Jedenfalls wollte ich es ohne diese lästigen Fesseln abermals mit oder bei ihr probieren. Nun hatten wir wirklich mehr Möglichkeiten, so befreit von allen Fesseln gefiel mir unsere Interaktion viel besser. Marie hatte unterdessen kein Problem damit, ohne Fesseln die Kontrolle abzugeben. Dieser Umstand hat mich sehr erleichtert, was mir wiederum sehr gefallen hat. So waren wir wirklich einen großen Schritt vorangekommen.

Später kam alles ja noch besser, als wir beide aktiv waren, uns nun gegenseitig stimuliert haben. Wir waren ja eigentlich gar nicht mehr zu bremsen sowie in einen ordentlichen Rausch geraten. Gemeinsam ist immer besser. Und wenn auch Marie etwas mehr gesteuert hat, so war diese leichte Asymmetrie schon in Ordnung, denn so waren unsere Abstimmungen gar nicht so schwierig, daraufhin ging alles fast wie von selbst, gemeinsam in Ekstase schwelgen, umschlungen einfach genießen.

Eine kleine Pause hatten wir uns anschließend an dies fulminante Feuerwerk unserer gemeinsamen Wollust schon verdient, aber gestärkt sowie erholt hatten wir später ja doch wieder Lust. Dies wurde ja ein richtiger Hormonrausch, eskalierende Lust sowie hemmungslose Vergnüglichkeit.
Diese Position 69 wiederum hat ihre Vor- und Nachteile. Man kann sich derart schon sehr gut gegenseitig heftig sowie einfühlsam stimulieren. Aber mit Umarmungen funktioniert diese Stellung weniger gut, wir sind weniger innig zusammen, was mir wiederum sehr wichtig ist – muß keineswegs immer sein, doch besonders wenn er Rausch durch den Körper sprudelt, möchte ich den innigen Kontakt, jene Geborgenheit, Nähe, Maries lebendigen Körper an meinem geklebt, um mich gänzlich hinzugeben. Es ist wirklich knifflig, ganz zu genießen sowie loszulassen, während man doch eigentlich darauf konzentriert sein muß, selber weiter angemessen zu stimulieren und weiter anzuregen.
Aber gut, wenn man sowieso in solch einer Art von Sexrauschzustand ist, ist diese Stellung hervorragend geeignet, um dabei Druck abzubauen, sich gegenseitig ordentlich einzuheizen, sich gegenseitig geradlinig ins Ziel abzuschießen, sich miteinander aufzuösen in Seligkeit. Man kann sich dann ja immer noch zügig wieder drehen, um sich daraufhin innig zusammenzukuscheln und so das Ergebnis in enger Zweisamkeit zu genießen.

Maries Kommentar

Es war zwar in dem Moment keinesfalls einfach, meine Fixierung zu erdulden, aber durch Inken war das immerhin gut machbar und erträglich, wenngleich ich doch erheblich in Unruhe versetzt wurde. Aber ich konzentrierte mich ganz auf Inken, meine Vertrauen zu ihr, deshalb ging es letztlich ganz gut, ich konnte diese Fixierung zulassen, mich darin sogar entspannen.
Mehr noch: Ich konnte die Kontrolle abgeben!
Es funktionierte!
Als ich dies realisierte, war ich sehr erleichtert. Wir konnten es also schaffen. Von dem Moment an war ich bereit, mich darauf einzulassen. Inkens vorsichtige, einfühlsame Aktivitäten waren dabei sicher auch sehr hilfreich, mein Vertrauen zu stärken und mich ganz fallenzulassen.

Als es dann endlich(!) passiert war, fühlte ich mich nicht nur sehr befriedigt, sondern ebenfalls von einer schweren Last befreit. Es war uns plötzlich klar, daß wir es geschafft hatten, auch in der Hinsicht waren wir nun ganz zusammen. Ein großes Hindernis wurde überwunden, eine verbliebene Distanz beseitigt. Unser Vertrauen basierte von da an nicht wie zuvor nur auf einer Basis des Verstandes, es ging tiefer auf die emotionale Ebene, ich konnte mich wirklich ganz auf sie einlassen, unsere Liebe war also nicht nur Produkt einer Entscheidung, sondern wirklich essentiell sowie ohne Zweifel.
So mußte uns alles gelingen!

Diese noch einmal enorm vertiefte Nähe probierten wir alsdann natürlich auch gleich aus. Daher war es sowohl phantastisch, aber bei näherem Nachdenken eigentlich nicht mehr so überraschend, daß wir auch ungefähr zur gleichen Zeit, gemeinsam den Höhepunkt erreichen konnten. Somit war unsere Mission des Tages mehr als erfüllt, wir konnten gleich in mehrfacher Hinsicht sehr zufrieden mit sowie befriedigt von den Ergebnissen sein.

Und es stimmt wohl, wir hatten uns dabei gegenseitig in einen Rausch hineingesteigert, wir wollten mehr, tobten eben weiter, erforschten munter, was noch gehen konnte. Dabei verausgabten wir uns eben ein wenig in inniger Lust sowie heftigen Aktivitäten, im puren Genuß unserer Zweisamkeit.
Ich meine überdies, wir hatten uns diesen gemeinsamen, intensiven, tiefen Rausch wohl verdient, also feierten wir unserem Erfolg ausgiebig mit diesen schönen, erschöpfenden Höhepunkten – ein vollumfänglicher Triumph unserer Liebe!

Spielzeugsammlung

Auch für diesen Sonntag Morgen war die Musikanlage nicht zum Wecken eingestellt, also schliefen beide aus. Diesmal fühlte sich offenbar Marie von allen Verpflichtungen befreit, schlummerte ganz entspannt, so war es an diesem Morgen Inken, welche zuerst erwachte, den neuen Tag begrüßte. Inken war etwas erstaunt, Marie so friedlich in ihren Armen schlafen zu finden, fühlte sich jedoch auch gut dabei, daß sie ihre Liebste so entspannt sowie friedlich schlummernd halten durfte. Irgendwie waren beide offensichtlich angekommen im gemeinsamen Sein, sie fühlte sich daher nicht mehr so hilfsbedürftig. Marie hatte sie vorangebracht, sie war erwachsener geworden, stärker, teilte nun deshalb auch mehr Verantwortung. Damit kam es ihr nun auch gleichberechtigt zu, Vorschläge auszuformulieren, einzuwerfen sowie Entscheidungen einzuleiten und gar auch jene Geborgenheit anzubieten, wie sie Marie ihr auch immer bot. Das war gleichzeitig ein sehr gutes Gefühl, drückte aber auch ein wenig, als sie sich klarmachte, daß Marie natürlich schon für allerhand sorgen würde, ihr dies allerdings in einer gleichberechtigten Beziehung in gleichem Maße zukam. Gut, diese Herausforderung wollte sie annehmen, Marie nicht die ganze Last der Verantwortung lassen.

Inken wuselte versonnen in Maries Kopfhaar, mußte schmunzeln, denn dies tat Marie sonst bei ihr ja sehr gerne. Sie fühlte sich gut und glücklich, mußte unvermittelt fröhlich lachen, weckte damit aber auch Marie auf, welche sie ansah, zum Glück schmunzelte, gleich mit einem innigen Morgenkuß begann, von welchem beide kurz darauf auch zügig in eine innige Kuschelei übergingen. Beide alberten eine ganze Weile herum, liebkosten, belebten sich, indem sie durch das Bett wirbelten, bis die Schläfrigkeit der Nacht ganz gewichen war.
Marie fragte sodann: „Und?
Offenbar alles klar bei dir?
Gestrigen Tag gut überstanden?“
Inken grinste schelmisch, antwortete: „Oh, ich merke schon etwas, unsere intensiven Bemühungen haben doch wohl kleinere Folgen hinterlassen – Muskelkater an ganz ungewohnten Bereichen …“
Marie witzelte: „Och, du ärmstes Kuschelchen, das ist aber auch eine große Ungerechtigkeit der Welt, daß auch solche vergnüglichen Lustbarkeiten doch auch irgendwie und irgendwo ein wenig anstrengend sind!“
Inken knuffte sie zart in die Seite, erwiderte: „… glaub jedoch schon, unsere Ergebnisse waren die Anstrengung wert! …“
Beide neckten sich erst einmal gegenseitig ein wenig weiter, trieben sich so gegenseitig zum Aufstehen.

Erst jetzt merkte Inken richtig, wo der Muskelkater ordentlich wirkte, ging unsicher in merkwürdiger Haltung, gab lustige Geräusche von sich, Marie betüddelte sie tröstend, daß beide heftig lachen mußten, was bei Inken allerdings weitere Nebeneffekte hatte, so daß sich daraus bald eine eigenartige Geräuschkulisse sowie ein vorsichtig-bizarres Tänzchen ergab. Das kleine Zipperlein konnte gute Laune aber nicht trüben.
Damit wechselten beide ins Bad. Marie schlug nun ein gemeinsames Bad vor, worauf Inken gerne einging. Deshalb ließen sie Wasser ein, waren bald zusammen in der Wanne, rubbelten sich in guter Laune gegenseitig ab, wechselten die Positionen, alberten wieder ein wenig herum, was jedoch lediglich in leichte erotische Anregungen abgleitete, stattdessen lagen beide bald gemütlich zusammen, ließen die angenehme Atmosphäre wirken.
Die Wärme des Bades tat Inken auch hinsichtlich des Muskelkaters ganz gut, wobei Marie dann auch bemüht war, vorsichtig, entspannend sowie beruhigend auf Inkens betroffene Muskelpartien einzuwirken, was Inken ihrerseits motivierte, auch bei Marie ein wenig aktiv zu werden, fragte ferner dazu: „Bei dir gar keine Folgeerscheinungen?“
Marie zuckte schelmisch grinsend ihre Schultern: „Offenbar sind meine Muskeln etwas besser trainiert, merke kaum etwas.
Vermutlich müssen wir bei dir eben noch offensiv trainieren, deine Muskeln noch erheblich stärken, danach kommst du besser zurecht, wenn es wirklich wild hergeht!“
Inken lachte vergnügt, beide fummelten noch etwas weiter, zwar anregend, aber doch bei Inken schon muskelschonend, so daß das Bad seine entspannende Wirkung schon voll entfalten konnten. Irgendwann, als ihre zarte Haut schon etwas schrumpelte, beendeten beide ihr Bad, stiegen vorsichtig aus der Wanne, wollten dabei keine Albernheiten und Schelmereien riskieren, um in der Nässe nicht auszurutschen. In dieser Hinsicht war Marie schon immer sehr auf Sicherheit und Vorsicht bedacht.

Im sicheren Stand ging danach das gegenseitige Abrubbeln mit den Handtüchern schon heftiger zur Sache, aber weil Inken ja etwas angegriffen wirkte, übertrieben beide diese Alberei keineswegs, sondern gönnten alsdann den betroffenen Muskeln doch noch eine Verschnaufpause, zogen sich anschließend an, kämmten sich gegenseitig die Haare. Inken begann dabei gar, Marie zwei Zöpfe zu flechten, auf jeder Seite einen, worauf auch sie zwei Zöpfe bekam, was allerdings bei ihrer kaum zu bändigenden Haarpracht etwas schwieriger war.
Mit Mützen über den noch nicht ganz trockenen Haaren zogen sie danach bald gemeinsam los, um Sonntagsbrötchen zu holen. Trotz des Muskelkaters wollte Inken dies nicht Marie überlassen, kam tapfer mit, schritt bald entschlossen aus, zeigte so auch Durchhaltevermögen.

Wieder daheim, schon mit Brötchen und Tee am Frühstückstisch fragte Inken: „Experimentieren wir heute weiter?
Versuchen wir Ergebnisse zu reproduzieren oder probieren wir etwas Neues?“
Marie schaute sie lächelnd an: „Naja, hängt ja etwas an deiner Befindlichkeit, also ich hätte durchaus Lust auf etwas Neues, aber ich will ja deinen Muskulatur, dein zartes Wesen auch keinesfalls überstrapazieren …“
Inken grinste: „Oh, so arg ist es mit dem Muskelkater gar nicht, du meintest doch zudem ebenfalls, diese unerquickliche Nachwirkung würde mit Training besser oder merklich gemildert, von daher sind weitere Experimente von meiner Seite aus durchaus im Rahmen des Möglichen sowie ebenso im Rahmen des wünschenswerten. So ein zartes Wesen habe ich nun auch nicht, bin schon belastbar.
Hast du konkrete Ideen für etwas Neues?“
Marie lächelte zurück: „Nun gut. Einverstanden. Wobei die Übung erst über einen etwas längeren Zeitraum Wirkung zeigt, bereits vorhandener Muskelkater wird durch weitere Aktivitäten gleicher Art wohl kaum gemindert werden.
Wie dem auch sei, hast du weiterhin reges Interesse an wollüstigen Herausforderungen, so hätten wir doch eine schöne Beschäftigung für den weiteren Tag. Dann zeige ich dir gleich mal nach dem Frühstück meine kleine Spielzeugsammlung. Ich erzähle und erläutere ein wenig dazu, du gibst dich dazu ganz locker sowie unvoreingenommen und anschließend entscheiden wir gemeinsam sowie einvernehmlich, ob und was davon wir davon mal probieren, also bei dir oder bei mir, je nachdem, eignet sich wohl nicht alles für uns beide gleichermaßen, jedenfalls nicht für heute.“
Inken sah Marie fragend an: „Spielzeug?
Was für Spielzeug meinst du?
Und wieso eignet sich nicht alles für uns beide gleichermaßen?“
Marie grinste schelmisch: „Naja, also ich habe ja nur ganz bestimmtes Spielzeug, geeignet insbesondere zur Stimulation sowie zur Anregung, zu unseren Experimenten also gut passend. Wenn ich dir diese Geräte und Instrumente zeige, wirst du schon erkennen, warum davon einige für dich vermutlich derzeit nicht so optimal wären.
Soll ja Spaß machen, keine Mutprobe sein.“
Inken lächelte etwas unsicher zurück, nickte jedoch einverstanden, ein Rückzieher wäre doch jederzeit drin.

So setzten beide ihr Frühstück gemütlich fort, räumten daraufhin ab, putzten ihre Zähne, danach waren beide bereit für etwas Neues.
Marie holte eine Kiste, beide setzten sich damit gemütlich auf’s Sofa.
Marie öffnete, Inken schaute und staunte beim Anblick des Inhaltes.
Etwas zaghaft griff sie einen besonders üppigen Dildo heraus, betrachtete ihn genau sowie ziemlich skeptisch, hielt ihn anschließend hoch, fragte Marie zweifelnd: „Und solch ein Oschi ist wirklich ernsthaft einsetzbar, beziehungsweise einführbar?“
Marie nahm ihr jenes gute Stück lächelnd aus der Hand, erläuterte dazu bereitwillig: „Also, dies Gerät ist wirklich schon ein sehr stattliches Exemplar.
Ich meine, ich habe ja keine breit angelegte Feldforschung betrieben, aber ich bin mir doch ziemlich sicher, daß dieser Kaventsmann deutlich über dem Durchschnitt liegt, sowohl in Bezug auf Länge als auch Durchmesser. Ja, Steifigkeit, Elastizität, Bewegungs- sowie Einsatzmöglichkeiten sind durchaus flexibel. Schön ist bei diesem wie bei allen anderen Spielzeugen aus Kunststoff, daß diese keine hohen Konzentrationen von bedenklichen Substanzen enthalten, also es gibt durchaus welche mit bedenklichen Weichmachern oder auch Allergenen. Klar, darauf habe ich rein gar keine Lust, achte folglich bei der Auswahl darauf, mir damit keine Zeitbombe einzuführen. Bei meiner Sammlung habe ich somit strikt auf gute Verträglichkeit geachtet, jedenfalls was das Material angelangt. Gut, bei diesem Exemplar wäre eine komplette Einführung jedenfalls eine Herausforderung. Den überhaupt reinzubringen, bedarf wenigstens bei mir der richtigen Stimmung sowie Vorbereitung. Ich bin ja nun ebenfalls keineswegs überdimensioniert gebaut, weibliche Genitalien sind indessen durchaus flexibel sowie anpassungsfähig, jedenfalls wenn man vorsichtig vorgeht, sich Zeit nimmt und in passender Stimmung ist.“
Marie machte eine kleine Pause, fügte danach hinzu: „Obwohl er mich ja regelmäßig mißbraucht hat, dabei auch sämtliche dafür in dem Alter eher schlecht geeignete Körperöffnungen benutzt hat, es durchaus immer mal wieder auch ein leicht blutiges sowie extrem schmerzhaftes Fiasko für mich war, ist bei mir wohl doch irgendwie alles ganz geblieben, neben den Narben auf der Haut sowie dem Monster im Kopf sind wenigstens wohl keine Schäden an Vagina oder Anus als Andenken und Erbe verblieben, aber vielleicht bin ich auch deswegen durchaus flexibel sowie anpassungsfähig, jedenfalls wenn es nicht überstürzt über mich kommt.
Ich war dressiert, trainiert, abgestumpft, zugeritten sowie ausgeliefert, im Dulden jedenfalls erfahren. Er hat es bei seinen unsäglichen Aktivitäten aber auch nicht auf finale Zernichtung oder Zerstörung angelegt, sondern auf meine permanente Qual und seinen permanenten Spaß, von daher wußte er offenbar immer ziemlich genau, wie weit er gehen konnte, ohne mich umzubringen oder krankenhausreif zu schinden.
Ich kann mir allerdings vorstellen, daß derartige Mißhandlungen Kinder nicht nur psychisch, sondern auch körperlich zerfetzen und aufreiben können. Inwiefern mich das persönlich betrifft, mag ich nach meiner Historie in Heimen samt psychologischer Betreuung nun besser nicht wieder thematisieren, lassen wir dies also.
Du kannst dir denken, als Kind ist Penetration sehr schmerzhaft, wenn dieses Grauen des Mißbrauchs überhaupt und dann auch noch überstürzt passiert. Aber immerhin, ich bekomme deswegen heute keinen Krampf, kann dennoch genießen, muß mich allerdings darauf einstellen, brauche eine gewisse Vorbereitung, dann funktioniert es sehr gut, aber du kannst dir denken, bei der Vorgeschichte ist es nicht so einfach, dabei jemandem zu vertrauen sowie die Kontrolle abzugeben, wenn man sie erst einmal selbst erlangt hat. Weil ich derart dominiert, dressiert wurde, hänge ich nun selbstverständlich sehr daran, den Überblick sowie die Kontrolle an mich zu reißen.
Jedenfalls war ich sehr erleichtert, als jenes Spiel mit dir dann doch so schön, leicht und unkompliziert gelungen ist!“
Inken schaute sie ernst an, streichelte sie mitfühlend, seufzte. In ihrem Kopf wirbelten Vorstellungen von Maries erlebten Perversionen, Mißhandlungen. Ohne Bedarf von Maries Seite wollte sie darauf nun ebenfalls keineswegs weiter herumreiten, damit wiederum erneut quälen.
Marie lächelte sie aber schon wieder an, schnippte an ihre Zöpfe, sprach aufmunternde Worte: „Aber genug von dem Mist. Tod ist Tod, Vergangenheit soll Vergangenheit bleiben, was überwunden ist, darf uns niemals weiter dominieren, kontrollieren.
Selbst Kontrolle über die eigene Person erringen, diese gegen Übergriffe verteidigen, ist essentiell für ein Leben, welches diese Bezeichnung verdient!
Meine persönliche Historie soll indes unsere gute Stimmung nicht weiter vermiesen, gucken wir lieber noch einmal auf diese Sammlung meiner kleinen Spielzeuge aus weit jüngerer Vergangenheit, damit könnten wir schönere Aktivitäten beginnen.“
Auf den üppigen Dildo bezogen fuhr sie einfach fort: „Hier hat man ja die freie Wahl. Auch ist es ja gar nicht notwendig, ihn bis zum Anschlag einzuführen, reinzustopfen, sensibles Vorgehen sowie Einfühlungsvermögen ist immer wichtig, gut, bei sich selbst merkt man ja schnell, was bekommt und was eher kontraproduktiv wäre, bei einer anderen Person angewendet wird man erst einmal sehr vorsichtig vorgehen, dabei analysieren, was gut ist, wie weit man gehen darf, was sich im Laufe der Aktivitäten durchaus auch steigern kann. Bei starker Bereitschaft kommt man also durchaus weiter rein, die Scheide paßt sich flexibler an, nimmt bereitwillig auf, was wiederum eine besondere Sensation sein kann, derart gefüllt, abgefüllt zu sein, pralle Aktivität in sich intensiv voranzutreiben. Du mußt auch bedenken, das Organ ist durchaus derart angelegt, daß dort jedenfalls am Ende einer Schwangerschaft sogar ein kleines Kind durchpaßt, ist also durchaus robuster als man denkt, aber bei falscher Behandlung auch leicht zu verletzen. Gut, bei einer Schwangerschaft bleiben dem Körper auch Monate an Vorbereitung, bei solch einem Kaventsmann hingegen je nach Einfühlungsvermögen doch allenfalls Minuten oder weniger als eine Stunde. In dieser Zeit konveniert eine solche Erfüllung eben oder wird abgelehnt – besser man hält sich dran, wenn der Schoß keineswegs mag. Um die Reibung zu reduzieren, nimmt man dann auch gerne spezielle Gleitmittel, wenn eigene nicht oder noch nicht ausreichen. Ein Anwärmen in sauberem, warmem Wasser vor dem Gebrauch kann gleichfalls sehr nützlich sein, damit es besser harmoniert und nicht bereits aufgrund des Temperaturunterschiedes irritiert, dies gilt natürlich entsprechend für alle Gerätschaften mit nennenswertem Volumen und ohne eingebaute Wärmequelle, welche es bei elektrischen Modellen aus verschiedenen Gründen durchaus geben kann.“

Inken zwirbelte nachdenklich an einem ihrer Zöpfe, wobei dieser durchaus schon wieder Anstalten machte, sich zu lösen, denn ihr Haar ließ sich eben nicht so einfach über längere Zeit bändigen, während Maries Zöpfe immer noch ganz akkurat waren.
Dann fragte sie skeptisch: „Also gut, wenn du meinst, bei dir können wir dies gewaltige Dings ja durchaus probieren, aber bei mir – da wäre ich schon sehr verunsichert.“
Marie lachte, gab ihr einen zarten Kuß auf ihre Wange: „Du hast beherzt gleich das gewaltigste Teil aus der Kiste gegriffen, ich habe doch noch andere im Angebot. Bei dir machen wir damit jedenfalls garantiert erst einmal keine eindringlichen Experimente. Das paßt einfach nicht, ich hatte ja schon festgestellt, in deiner immer noch jungfräulichen Art ist die Öffnung in deinem Hymen deutlich zu klein, dort wäre dies Monsterteil bestimmt sehr schmerzhaft, selbst wenn du sehr entspannt wärst, sehnlichst und gierigst einer näheren Bekanntschaft harren würdest.
Aber so – gucken und staunen soll wohl genug sein!“

Inken lachte nun auch erleichtert, nahm beherzt sowie unverdrossen einen anderen Dildo aus der Kiste, welcher schon etwas normalere Dimensionen hatte. Marie legte den gewaltigen zur Seite. Inken schaute sich den nun herausgegriffenen genauer an, dieser bestand offenbar aus Glas, war innen hohl und hatte auf einer Seite eine Art Kunststoffstöpsel.
Marie erläuterte das Exemplar: „Also, dies Schmuckstück ist etwas ganz besonderes. Das ist ähnlich hergestellt wie eine Bologneser Flasche, also außen sehr stabil, innen sehr empfindlich, daher auch der Kunststoffschutz. Ließe man in den Innenraum etwas Spitzes fallen, würde dies Teil sofort implodieren, also durchaus ein potentiell prickelndes Gebilde. Wobei man es bei der Anwendung natürlich geschlossen läßt, den abgerundeten, gläsernen Teil einführt, sich damit stimuliert. Warmes Wasser kann man durchaus einfüllen, diesen Dildo allerdings auch anderweitig auf Körpertemperatur bringen, damit er sich angenehm anfühlt. Das Kunststoffende ist ja so geformt und angelegt, daß dieses sich gut als Griff eignet. Können wir ebenfalls gerne mal bei mir ausprobieren, bei dir wird das gleichfalls derzeit nicht gut passen – es sei denn, du würdest unbedingt wollen. Ansonsten ist es eher ein Dekostück oder Sammlerstück und hat jetzt keinen besonderen Kick oder Reiz, sieht eben hübsch aus, von der Form her und aufgrund seiner glatten Glasoberfläche eigentlich leicht einsetzbar, bietet allerdings bloß wenige Variationsmöglichkeiten, in dieser Ausführung jedoch durchaus praxistauglich, leicht wieder zu reinigen, dabei unflexibel steif, hart, somit also eher etwas für beharrlichen Stoßeinsatz, an welchem dir ja höchstwahrscheinlich wenig gelegen ist.“
Inken war mit der Erklärung zufrieden, nickte zu Maries Annahme der Attraktivität für sie, legte diesen neben den vorherigen, holte danach ein etwas komplexeres Gebilde hervor.
Marie erklärte dessen Nutzung, mit welcher gleichzeitig vaginal sowie klitoral oder auch anal stimuliert werden konnte. Inken sah sich dessen Konstruktion genau an, fühlte neugierig, schätzte ab, wie dies Gerät benutzt werden würde, hatte verstanden, nickte somit zufrieden.

Nun holte sie ein weiteres Gerät hervor. Dieses eignete auch für Spiele zu zweit ganz gut, Marie erläuterte die Funktionen des elektromechanischen Spielzeuges, welches allerdings auch primär für den vaginalen Einsatz gedacht war, aber auch zur gleichzeitigen klitoralen Stimulation geeignet war. Es hatte eine Anschlußleitung sowie eine weitere Leitung zu einem Regler. Marie steckte den Stromanschluß an und ließ das Gerät etwas schnurren und vibrieren. Aufgrund der Konstruktion störten diese Leitungen im direkten Betrieb eigentlich nicht, wären bei wilderen Spielen zu zweit allerdings schnell im Wege, diese Leitungen könnten unerwünschte Verwicklungen herbeiführen. Für eine ganz besondere Funktion hätten sie ferner eine geeignete Flüssigkeit gebraucht, denn auf Knopfdruck konnte dieses Gerät jene zuvor eingefüllte Flüssigkeit dann auch mit einem kräftigen Strahl pulsartig aus seiner Spitze ausspritzen. Inken staunte, aber Marie bestätigte, daß sie diesen pulsenden Strahl jedenfalls gut spüren könne und diese Pulse jedenfalls bei ihr einen sehr subtilen Reiz sowie einen besonderen Effekt hätten, dies sei noch einmal ein besonderer Kick, um an einem bestimmten Punkt der Erregungskurve noch einen starken Impuls hinzuzufügen, um einen heftigen Reflex auszulösen, heftig durchzustarten, was jedoch bloß funktioniere, wenn bei ihr das richtige Erregungsniveau erreicht sei.
Zwar wisse man ja, daß es lediglich Spielzeug sei, aber das Gefühl dabei sei durchaus sehr reizvoll sowie prickelnd.
Inken lächelte dazu etwas unsicher, weil ihr nun auch nicht besonders viel am Original lag, so zweifelte sie etwas, ob solch eine Einspritzung mit diesem Spielzeug für sie dermaßen faszinierend sein würde. Aber sie blieb durchaus aufgeschlossen, interessiert sowie locker bei der Sache.
Marie wies darauf hin, daß sie für das besondere Spiel beim Baden auch einen besonderen Duschkopf für eine schöne Wassermassage habe.
Sie zeigte anschließend auch noch auf ein Gerät, welches eher unauffällig war, sich allerdings ebenfalls für den besonderen Badespaß eignete, gleichfalls aus einem eigenen Vorrat Wasser pulsartig abspritzen konnte. Marie hatte eine gewisse Vorliebe für diese lustig-frechen Spritzer, räumte allerdings fröhlich grinsend ein, daß deren Verwendung aufgrund jener austretenden Feuchtigkeit ja doch etwas aufwendiger sei, noch relativ einfach, aber nicht notwendig besonders kuschelig in der Badewanne oder aber im Bett mit einem dicken, saugfähigen Handtuch sowie wasserfester Unterlage durchaus handhabbar. Diese feucht-fröhlichen Spielzeuge verlangen eben nach organisierter Vorbereitung.

Damit jedenfalls verschoben beide vergnügliche Wasserspiele erst einmal auf später, zumal sie ja auch gerade erst in der Wanne gewesen waren. Einstweilen legte Marie daher auch dies Stück zur Seite, Inken fischte darauf ein kleines, sehr kompaktes Gerät heraus, ebenfalls wohl elektrisch betrieben, allerdings sicherlich mit Batterien. Dies sah jedenfalls mitnichten nach einem Phallusersatz aus, war ihr dadurch sogleich deutlich sympathischer, wenn sich ihr auch nicht gleich dessen Funktion erschloß.
Marie grinste, erläuterte: „Oh ja, dieser ist eine super Wahl, auf jeden Fall einer meiner Lieblinge und sehr wahrscheinlich auch für dich prima geeignet, ebenso für Aktivitäten zu zweit.
Er vibriert sicherlich deutlich effizienter sowie wirkungsvoller als etwa dein Mobiltelephon!“
Beide lachten heiter, Marie erläuterte Funktion sowie Bedienung ausführlich. Dies formschöne Gerät jedenfalls vibrierte primär, konnte zudem mehrstufig reguliert werden, funktionierte mehr oder weniger als Massage zum Anlegen, nicht einführen. Inken hielt es in der Hand, Marie ließ dies Gerät schnurren, daß Inken gleich fröhlich kicherte. Bei diesem konnte sie sich eine Nutzung sehr gut vorstellen, auch zusammen, bei dieser Vorstellung stieg ihr gleich etwas Hitze ins Gesicht.

Beide wechselten erst einmal zu einem weiteren Gerät.
Ein Vibrator in klassischer Stabform war eigentlich wenig spektakulär, Inken prüfte allerdings trotzdem, wie sich dessen Vibration in ihrer Hand anfühlte, nickte, nun konnte sie sich schon ungefähr vorstellen, was wohl bei der Verwendung abging.
Marie erläuterte, daß man diesen trotz seiner typischen, allerdings stark abstrahierten Form ebenfalls keineswegs unbedingt einführen muß, er sich somit also gleichfalls für eine Stimulation der Klitoris eignet, aber auch zwischen Beine oder Brüste geklemmt durchaus auch so einsetzbar ist. Bei Aktivitäten zu zweit könne man diesen ja ähnlich wie das zuvor untersuchte Gerät durchaus zwischen beiden Körpern halten, damit gemeinsam von dessen Aktivitäten angeregt werden. Inken konnte diesen Ansatz ganz gut nachvollziehen, war so allmählich geneigt, auch hier nicht gleich von dessen Form auf eine einseitige Nutzung zu schließen.

Ein weiterer Vibrator hatte eine beinahe künstlerische Form, war auf den ersten und auch auf den zweiten Blick gar nicht als Vibrator erkennbar, so daß Marie zunächst einmal erläutern durfte, was dabei wie verwendet wurde. Beide amüsierten sich köstlich, als Inken daraufhin zügig ein Licht aufging, wie diese Konstruktion gemeint war, wie dieses Gerät wohl auch gut bei bestimmter Haltung bei ihr verwendet werden könnte oder wie man eine beidseitige Verwendung probieren könnte. Bei diesem Gerät könnte man durchaus einen Teil bei Marie einführen, geeignet eng zusammengeschmiegt würden sich aber auch für Inken noch genug Berührungspunkte ergeben, um einen interessanten Effekt zu erzielen. Anders als bei dem sehr kompakten Massagegerät bestand hier der Vorteil darin, daß dieses jedenfalls durch teilweise Einführung bei Marie einfacher sowie stabiler an einer Position zu halten wäre, wenn beide richtig loslegen würden, ohne dabei ihre Hände häufig einsetzen zu müssen, um die Position zu korrigieren. Damit ergäben sich für sämtliche Hände unabhängig Möglichkeiten, anderweitig tätig zu werden, egal ob mit oder ohne Spielzeug.

Ein weiteres Gerät war derart geformt, daß man es gut an den Venushügel anschmiegen konnte, allerdings nur auf einer Seite, so daß beide zu dem Schluß kamen, daß sie irgendwann noch einmal nach einem ähnlichen Modell gucken könnten, welches sich beidseitig gut anschmiegen ließe, somit gut für gleichzeitige Nutzung geeignet wäre. Interessant bei diesem Modell erwies dann auch noch, daß es nicht nur eine regulierbare Intensitätseinstellung hatte, sondern auch noch verschiedene Modi, in welchen sich die Vibrationen unterschiedlich über dessen Oberfläche ausbreiten konnten. Inken probierte die Modi fasziniert durch, zeigte sich verblüfft einerseits über die möglichen Effekte, andererseits aber auch, wieviel Kreativität doch in solche Produkte gesteckt werde.

Inken bekam so deutlich Spaß bei der weiteren Untersuchung des Inhalts der Kiste, wo sich noch ein paar weitere spannende Gerätschaften fanden, welche Marie geduldig und bereitwillig erläuterte, daß beide sich beide dabei köstlich amüsierten.
Inken blieb aufgeschlossen, wurde dabei immer lockerer, weil sie zunehmend besser einschätzen konnte, wie welches Gerät gleichfalls bei ihr vergnüglich zur Anwendung kommen konnte.
Marie witzelte auch über Geräte, welche es wohl geben sollte, welche man über das Mobiltelephon und schnurlos steuern könne. Die kompaktesten davon könne man wohl komplett einführen und auch stets unterwegs mitführen. Über eine Anwendung sei es alsdann wohl möglich, ausgewählten anderen Personen über das Mobiltelephon Zugriff auf dieses Gerät zu gewähren, um dieses dann einmal nach Lust und Laune in Betrieb zu setzen. Beide amüsierten sich köstlich über die Vorstellung, welch lustige Effekte solch ein Einsatz haben müßte, wenn solch ein Teil einfach mal so mitten in einer Vorlesung, in der Mensa oder auch bei einem Vortrag losgehen würde.

Inken war nun bald nicht mehr so skeptisch, konnte sich gut vorstellen, mit Vorsicht sowie Maries Hilfe auch einmal eines jener eindringlicheren Exemplare bei Marie einzusetzen, diese derart mit derartigem Spielzeug zu verwöhnen. Marie allerdings schlug erst einmal vor, daß Inken es doch ruhig einmal mit dem kompakten Massagegerät oder einem Vibrator mit schlichtem Anlegen und Positionieren selbst versuchen könne. Dadurch könnten sie ebenfalls herausfinden, ob es Inken auf diesem Wege möglich sei, zwar nicht ganz allein, aber dann doch nur mit solch einem Spielzeug als Hilfe zum Ziel zu kommen. Immerhin schnurre solch ein Ding einfach weiter, Inken brauche ja gar nicht mehr viel zu tun, vielleicht sei ja so ihre Blockade im Kopf einfach zu überwinden, ähnlich wie wenn Marie alles unter Kontrolle habe, so lautete Maries Überlegung dazu.
Inken wiederum zeigte sich durchaus bereit für einen Versuch mit einem solchen Gerät, um diese Hypothese zu prüfen.

So nahm Inken jenes kompakte Massagegerät, welches ihr gleich beim ersten Anblick sympathisch gewesen war, dazu einen der Vibratoren. Weil Inken ja aber auch überaus gerne gesehen hätte, ob jener große Dildo wirklich praktisch bei Marie brauchbar war, nahm Marie diesen, dazu ferner noch Gleitmittel. So wechselten sie hinüber zum Bett, entkleideten sich gegenseitig, schmusten, liebkosten, streichelten sich gegenseitig in eine gute, angeregte Stimmung. Marie sollte ihren Dildo zuerst vorführen, sie fühlte sich auch wohl. Weil sie den Dildo gleich mit ins Bett genommen hatte, war dieser schon ausreichend angewärmt, konnte daraufhin folglich nicht mehr über den Temperaturunterschied irritieren. Marie entspannte, nahm etwas von dem Gleitmittel auf den Dildo, setzte diesen anschließend an, ließ seine Spitze langsam hineingleiten, lächelte dabei Inken an, welche staunte, denn schon verschwand noch mehr von dem stolzen Phallusimitat, Marie grinste dazu noch immer, wie ihre Schamlippen langsam über dieses Gerät schubberten, dieses willig schluckten, Stückchen für Stückchen. Sie versuchte allerdings mitnichten, den Dildo komplett aufzunehmen, sondern machte damit lediglich typische Bewegungen, lud zudem Inken mit einer Geste ein, gleichfalls ein wenig mit Hand anzulegen. Diese folgte, probierte aus, spürte beim Eindringen, Bewegungen, Drehen, leichtem Verkannten, wie Marie auf den Dildo reagierte, wie ihre Muskeln entweder willig nachgaben oder auch fester kniffen, also spielten sie ein wenig weiter mit diesem Giganten der Lüste, welcher ja nun ein echter Wüstling in falschen Händen hätte werden können. Beide gingen damit indessen selbstverständlich sehr vorsichtig, umsichtig um, von daher kein Problem für Maries Befindlichkeit.

Beide hatten sich nun dermaßen positioniert, daß Inken hinter Marie saß, diese umgriff, sie gemeinsam mit dem Dildo Maries Schoß stimulierten. Stimmung sowie Erregung stieg dadurch erfreulich und vergnüglich an, Inken spürte ferner, wie es deutlich besser flutschte, wie es nun für Marie auch problemlos möglich war, etwas mehr von dem Dildo in sich aufzunehmen, dabei genüßlich ihre Aktivitäten auszukosten. Beide waren voll bei der Sache, Inken machte sich zügig sowie gut vertraut mit den förderlichen Bewegungen, verstand damit ganz gut, Maries Gefühlslage dabei einzuschätzen, dazu in welcher Weise dieer Dildo gut nutzbar war, um ihr Spiel weiterzuführen, dies lüsterne Spielchen weiter zu steigern.
Sie hauchte alsbald, auch um sich zu vergewissern, in Maries Ohr: „Jetzt weitermachen bis du kommst?“
Marie lachte leise, bestätigte: „Wo wir so weit sind, wäre es doch unfair, nun innezuhalten.“
Dies sah Inken natürlich sofort ein, somit spielten beide munter weiter, steuerten dabei ihr eindeutiges Ziel an, welches Marie alsbald auch zügig erreichte sowie genoß.
Inken drückte diese eng an sie, um ebenfalls auszukosten, wie gut es ihrer Liebsten gerade ging. Sie hielt sie fest und geborgen, damit diese jenes intensive, schöne Gefühl voll auskosten konnte, danach auch wieder gut entspannen konnte, wobei jener Dildo zunächst nicht störte, beide diesem erst etwas später wieder Aufmerksamkeit schenkten, dieser dann doch nach dem erfolgreichen Einsatz beiseite gelegt wurde.

Nun war Inken an der Reihe, sollte nun ihrerseits mit dem kompakten Massagegerät experimentieren. Marie lag entspannt, streichelte sie etwas, um sie zu ermutigen sowie einzustimmen, ihre Rolle war jedoch dabei zunächst auf Zuschauen sowie Ermuntern beschränkt, weil beide ja immer noch herausfinden wollten, ob es Inken auch ohne Maries direkte Hilfe, aber diesmal mit Hilfsmittel zu einem Höhepunkt bringen konnte. Inken probierte also, setzte jenes Gerät sehr gut ein, steigerte damit ihre Erregung zügig, schaffte damit jedoch irgendwie auch so nicht eine Stimulation über einen bestimmten Punkt hinaus. War dieser Zeitpunkt überschritten, krampfte ihre Muskulatur des Schoßes erneut ziemlich unerquicklich, eine Lustlösung im Rausch des Orgasmus wollte ihr ebenso auf diesem Wege keineswegs gelingen. Sich einfach in den Rausch fallenzulassen, gelang also ebenso auf diesem Wege mitnichten, dies war ein weiterer Fehlschlag hinsichtlich ihrer Bemühungen zu einem komplett selbstständig herbeigeführten Organsmus. Marie erkannte dies Problem zeitnah, kam nun heran, streichelte Inkens Schenkel, diese schaute etwas unglücklich, nickte dann jedoch aufmunternd sowie lächelnd, Marie setzte sich daraufhin hinter sie, nahm sie zwischen ihre Schenkel, koste, küßte, streichelte sie, während Inken das Massagegerät eher an ihren Brüsten sowie am Bauch schnurren ließ, gönnte dadurch ihrem etwas gekrampften Unterleib eine gewisse Pause. In Maries Armen löste sich ihr Krampf allerdings erneut ziemlich schnell, sie fühlte sich wohl sowie geborgen. Marie nahm ihr das Gerät aus der Hand, Inken ließ sich nun ganz fallen, vertraute sich ganz Maries Geschick und Umarmung an. Diese nutzte jenes Massagegerät sogar weiter, was allerdings doch einen deutlichen Unterschied machte, denn nun ergab sich Inken endlich ganz gelöst sowie bereit für diese Reize, ließ sich leicht weiter vorantreiben. Nun erfreuten auch die Vibrationen des Gerätes am Unterleib hemmungslos, damit kam sie nun schnell sowie heftig zum Ziel, daß sie danach gleich wieder ihre Muskeln spürte, welche dann gleich daran gemahnten, daß sie noch vom Vortag etwas mitgenommen waren. Inken jedoch zeigte sich sehr zufrieden, Marie schaltete jenes Gerät aus, legte sich mit Inken hin, umschlang diese, zog die Bettdecke um sie, in dieser Weise ruhten beide eine Weile, genossen den Nachklang ihrer vergnüglichen Bemühungen.

Inkens Kommentar

Es ist schon lustig, mal abgesehen von ein paar wenigen Computerspielen hat Marie sonst gar keine Spiele oder Spielsachen und dann rückt sie mit dieser Kiste raus!
Was für eine Sammlung!
Ich war sehr verblüfft, was es alles gibt!
Ich war ferner erstaunt, wie man das einsetzen kann, beziehungsweise eben nicht nur einsetzen, sondern auch anderweitig nutzen, wobei ich mir da ja ohnehin eher vorstellen konnte, derlei Spielzeug anderweitig einzusetzen als diese Geräte bei mir einzuführen. Jene Dildos als bloßer Phallusersatz waren selbstredend nicht so ganz mein Ding, jener ganz große war schon ein wenig schockierend. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, daß man den wirklich benutzen kann. Aber Marie ließ sich ja zu einer Vorführung überreden, ich war wirklich verblüfft, was sie davon wegstecken konnte. Aber wie sie schon gesagt hat, einfach so funktionierte dies bei ihr wiederum gar nicht, erst nach etwas Vorspiel sowie wohliger Entspannung hat sie erst einen Teil davon in sich verschwinden lassen. Später ging zwar doch noch deutlich mehr, was mich auf jeden Fall beeindruckt hat, allerdings keineswegs zur Nachahmung animieren konnte.
Also neeeee – kein Bedarf an dem Oschi!

Jene spritzigen Modelle sind eindeutig etwas für Marie, dies konnte man ihr anmerken, sie steht auf Einspritzer. Ich konnte mir derlei heterosexuellen Realismus im fröhlichen Spiel von uns beiden jedenfalls bei mir weit weniger gut vorstellen. Zuvor in der Wanne hätten wir etwas davon ja durchaus bei Marie probieren können, mit dem einen Teil oder auch dem speziellen Massageduschkopf, welcher auch für mich geeignet wäre, aber aufgeschoben ist ja mitnichten aufgehoben, also war diese Option für spätere Wasserspiele vorbehalten.
Oh, wir hatten ja sowieso noch so viel gemeinsam auszuprobieren!

In Hinsicht auf abwechslungsreiches Spielzeug hat Marie völlig überraschend eine richtige Schatzkiste aufgetan.
Das Dekostück aus Bologneser Glas fand ich bei der Vorstellung etwas heikel, was passieren würde, wenn dies Ding im Moment der Anwendung aufgrund irgendeines Fehlers doch mal implodieren würde – fatal!
Aber es ist ja bekannt, daß man mit derartig geformten Stücken sogar Nägel einschlagen kann, man darf eben nur keinen Nagel innen reinfallen lassen, daher auch der Gummistöpsel.

Ihre Vibratoren fanden dann schon eher mein Interesse sowie Vertrauen. Insbesondere nachdem mir Marie nähergebracht hatte, wie flexibel man diese verwenden kann, keineswegs einfach nur rein sowie losgeruckelt, nein, das ging auch viel subtiler sowie mehr auf meine Bedürfnisse und Sensibilitäten hin ausgerichtet. Diesen Aspekt fand ich dann gleich spannend sowie interessant, wollte experimentieren und ausprobieren, bin eben doch eine wissensdurstige Forscherin, welche sich solch Geräten neugierig stellen mag, herausfinden möchte, was damit gehen kann.

Beim konkreten Selbstversuch hat sich dann ja wieder gezeigt, daß es bei mir doch sehr auf Marie ankommt. Ohne geriet dieses Spiel wieder erst sehr anregend, erregend, immer weiter und heftiger, danach klappte es wieder bei mir um, kurz bevor ich es selbst zum Ende bringen konnte. Diese Situation ist dann schon peinlich, zittern, krampfen, Hilflosigkeit sowie mein flehender Blick in Maries Richtung. Diese ist mir natürlich zur Hilfe gekommen, dadurch war es letztendlich doch wieder sehr schön.
So gemeinsam angewendet ist alles ein lustiges Spielzeug, ein erfreuliches Spiel, bei dem ich gerne, sehr gerne mitmache!

Maries Kommentar

Meine kleine Spielzeugsammlung hat mir schon so manches Mal gute Dienste zur Entspannung geleistet. Bis dahin jedoch lediglich allein, deshalb war es mir eine besondere Freude, Inken meine kleine Schatzkiste vorzuführen, diese in die Geheimnisse dieser kleinen Spielzeuge einzuweihen. Mehrere davon, besonders die exotischeren, exklusiven Stücke habe ich geschenkt bekommen oder bei den Libertines abgestaubt. Ein paar ärgere Stücke, auch zur peinlichen Behandlung von Männern geeignet, habe ich gesondert aufbewahrt, Inken bei dieser ersten Inspektion vorenthalten, weil für uns beide nicht weiter relevant. Dabei sind allerdings gleichfalls sehr interessante sowie besondere Stücke dabei, sogar echte Antiquitäten aus echten Folterkellern.
Damit kann Inken nichts anfangen, von daher nicht so interessant für ihren neugierigen, interessierten, aufgeweckten Forscherdrang. Meine normal nutzbare Sammlung war schon spannend für sie, bei einigen Stücken mußte ich indes ja auch schon genauer erläutern, wie die Nutzung dieser Geräte gedacht war.

Inken hat sich letztlich ja auch ganz locker sowie aufgeschlossen gezeigt, obgleich natürlich einige Stücke schlecht für sie selbst geeignet waren. Ich würde sie ja auch nicht zum groben Blödsinn drängen, daher war uns auch schnell klar, was eher zum Gucken sowie Staunen gedacht war, was sie auch einmal probieren könnte.

Gut, probieren haben wir im weiteren Verlauf des Tages umgesetzt. Daß es dabei mit der Selbstbefriedigung auch mit solch vibrierendem Spielzeug nicht funktionieren würde, wurde ziemlich schnell klar, was eigentlich schade ist, wenn ich ihr auch gleich beistand, um diese unerfreuliche Erkenntnis durch persönlichen Einsatz wieder gutzumachen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade durch meinen Einsatz blieb letztendlich alles doch noch eine lustige Spielerei für Inken. So war jedenfalls klar, daß wir unsere gemeinsamen Aktivitäten durchaus gelegentlich mit solchem Spielzeug würden bereichern können.

Rausch

Beide dösten und schmusten noch eine Weile ganz vertieft in ihrer Zweisamkeit. Dann war allerdings auch schon Mittagszeit, beide hatten Appetit. Also zogen beide sich etwas über, bereiteten ihr Mittagessen. So aufwendig war dies nicht, ein einfacheres Rezept von Inkens Urgroßmutter wurde umsetzt. Anschließend schlemmten beide genüßlich und gemütlich. Danach wuschen sie ab, räumten etwas auf.

Weil das Wetter nicht so toll war, hatten sie gar keine Lust rauszugehen oder draußen etwas anderes anzufangen. Deshalb fragte Marie erneut, wie die Lage bei Inken sei. Diese fühlte sich wohl, Marie fragte dann, ob sie Lust habe, einen gemeinsamen Versuch mit Spielgerät zu wagen, ob es gelingen könnte, so in etwa gemeinsam den Höhepunkt zu erreichen. Inkens Neugier und Interesse war natürlich gleich geweckt. Obgleich ihre Muskeln mahnten, hatte sie doch unbedingt Lust auf Experimentieren mit Marie.

Marie meinte: „Ich finde es ja eigentlich sehr verblüffend, was für eine intensive Genießerin mein kleines Knuffelchen doch ist.
Und wie schnell sich diese Leidenschaft offenkundig entwickelt hat.
Bevor wir uns kennengelernt haben, meintest du doch, wäre es bei dir überhaupt erst einmal zum Höhepunkt gekommen – und nun bist du gar nicht mehr zu bremsen, ein richtiger kleiner Nimmersatt, wild und hemmungslos – gefällt mir!“
Inken lächelte dazu schelmisch, war sehr froh, daß Marie gleich das ‚gefällt mir!‘ hatte folgen lassen, sonst wäre ihr diese Beobachtung vielleicht doch noch etwas peinlich gewesen, denn sie staunte selbst, wieviel Lust sie auf Forschungsreisen, Entdeckungen sowie immer neue Erlebnisse und Abenteuer in diesem von ihr zuvor noch unerforschten Land der Lüste hatte.
So zuckte sie ihre Schultern, meinte: „Nun, vielleicht muß ich einfach aufholen. Zur Schulzeit hatten da sicher einige Mädchen einen deutlichen Vorsprung, mit Präferenz für Jungs obendrein auch eine deutlich einfachere Auswahl an willigen Spielkameraden …“
Beide lachten vergnügt, Marie meinte: „Na, ich spiele jedenfalls sehr gerne mit, so oft du magst und zu entdecken gibt es schon noch einiges, ist ja auch eigentlich immer etwas anders, man lernt immer etwas dazu.
Frei nach der heraklitischen Lehre wird ja auch oft gesagt:
Man kann nicht zweimal in denselben Fluß steigen.
So ist aufmerksam und neugierig erlebt doch letztlich alles neu sowie erquicklich, was wir mit Genuß und Freude erleben können.“
Beide lachten, Inken fügte zudem noch hinzu: „Und es sprach ja schon Konfuzius:
Der Weg ist das Ziel.
– wie wir auch gehen und an ein schönes Ziel gelangen, so sind wir doch immer auch bereits wieder auf dem Weg zu einem neuen Ziel, unser Leben erschöpft sich nicht, alles hat immer wieder einen neuen Reiz, welcher lockt, eingehend erforscht werden will.“
Marie klopfte ihr anerkennend auf die Schulter, ergänzte: „Wir sind der Weg, die Wonne und die Liebe!
Und wenn wir ohnehin der Weg sind sowie unser Weg das Ziel, so brauchen wir mitnichten eilen, denn wir sind genau da, wo wir sein sollten und wo es am schönsten ist!“
Sie lachten beide heiter und herzlich über diese elegante, eloquente Kombination verschiedenster Binsenweisheiten menschlicher Existenz, gingen hernach Hand in Hand ihren Weg, welcher sie einmal mehr zum Bett brachte, wo sie sich entkleideten, kosten und streichelten. Marie eilte, holte abermals jene Kiste mit dem Spielzeug herbei, sie wählten diesmal den schlichten Stabvibrator, welcher ihnen auf ihrem Weg helfen sollte. Philosophie, Weisheit zur Lebensbewältigung kann mit praktischen Hilfsmitteln sehr vergnüglich gehandhabt werden, in diesem auf dem Weg zu sein, versprach beiden nun abermals sehr viel Spaß am Spiel, an ihrem Weg.
Erst einmal bargen sie diesen kleinen, quirligen Helfer jedoch im Bett, um ihn anzuwärmen, wobei Marie auch gleich noch zwei etwas kompliziertere hinzunahm, bloß für den Fall, daß sie wechseln wollten oder bei einem die Batterien schwächeln sollten. Zunächst allerdings machten beide erst einmal ohne Spielzeug weiter, regten sich gegenseitig an, wobei sie sich Zeit auf ihrem Weg ließen, denn wer eigentlich schon da ist, braucht sich ja nicht zu eilen, kann genießen, den Details am Wegesrand Aufmerksamkeit schenken, schlicht im gemeinsamen Sein schwelgen.

Nachdem beide sich in Stimmung gebracht hatten, probierten sie zunächst den relativ einfachen Stabvibrator mit etwas Gleitmittel bei Marie aus, Inken variierte und ergänzte durch manuelle Massage oder auch mit den Lippen nach eigenem Ermessen. Sie hatte den Dreh ziemlich schnell raus und so ging es gut voran.
So mitten im heftiger werdenden Geschehen merkte sie schon, daß Marie bereits sehr erregt war, schaute diese kritisch an, fragte sanft: „Weiter bis zum Höhepunkt oder noch warten, weiterspielen?“
Marie seufzte, antwortete keuchend: „Nun bitte … zügig weiter!“
Und das tat Inken natürlich sehr gern, konnte sich schon bald an einem sehr überzeugenden Resultat erfreuen. Kurz nach dem erwünschten und obendrein gar ersehnten Ergebnis hatte Inken das Gerät abgeschaltet und nahm Marie wieder in die Arme, beide kuschelten sich innig zusammen, küßten und spielten mit ihren Zungen, verschränkten verzückt ihre Beine ineinander, rieben sich aneinander in wohliger Gemeinschaft.

Marie hatte von Inken unbemerkt das kompakte Massagegerät ergriffen, anschließend zwischen ihre Körper geschoben.
Sie drehte sich, daß sie oben lag, schaltete auf niedrigste Stufe, nahm den Kopf etwas hoch, grinste schelmisch, hauchte zu Inken: „Nun bist du dran!“
Sie schob das Gerät geschickt etwas tiefer, hatte ihr Knie zwischen Inkens Beinen positioniert, ihr Bein etwas angezogen. Sie schaltete etwas höher, während das Gerät zwischen ihrem Bein und Inkens Schenkeln klemmte, nicht einmal die Klitoriseichel direkt berührte.
Aber dies Vorgehen erwies sich als ganz günstig, derlei direkte Stimulation der Klitoris wäre wohl zuviel für Inkens sensibelsten Bereich gewesen, schon so übertrugen sich die Vibrationen durch die Haut auch in diesen Bereich, weil wiederum Teile des Organs ja bis in die Innenseiten der Oberschenkel reichen, atmete Inken heftig sowie deutlich hörbar aus, machte nur: „Oh!“
Beide klammerten sich eng zusammen, Marie verschob das Gerät noch ein wenig, stellte es auf höchste Intensität, dadurch profitierten beide jetzt direkt davon sowie mit großem Effekt.

Marie war noch vom vorherigen Versuch erregt, bei Inken wiederum steigerte sich die Erregung in dramatischem Tempo. Beide brauchten gar nicht viel tun, lediglich ihre Körper zusammenpressen, dieses emsige Gerät vibrieren lassen, sie küßten sich dabei innig sowie atemlos in steigender Lust.
Marie hatte sich ohnehin nicht voll unter Kontrolle, hielt sich jedoch doch etwas zurück, während Inken sich in der innigen Umarmung ihrer Liebsten und bei dieser heftigen Attacke auf ihre Lust einfach fallenließ, daß schnell ein heftiger Orgasmus durch ihren Lieb zuckte und schwemmte, ihr in diesem turbulenten Wirbel der Ekstase alle Sinne schwirrten.
Unter ihren heftigen Bewegungen wurde gleichfalls Marie mitgerissen, reagierte ebenfalls mit deutlichen Bewegungen, was Inken wiederum noch weiter mit sich fortriß, ihr Leib nur noch unwillkürlich vor Lust und Ekstase zuckte sowie zitterte. Dies war vom Effekt her ähnlich wie jener bereits erlebte multiple Orgasmus, damit ebenfalls ähnlich von ihr unkontrollierbar weiter in Wellen und Pulsen durch ihren Leib jagend. Sie hatte sich dabei sehr fest an Marie geklammert, daß diese sich gar nicht lösen konnte, im Gegenteil, die Vibrationen und Bewegungen, Zuckungen vermischten sich, regten sie zu einem weiteren Orgasmus an, was wiederum deutliche Wirkungen auf Inken hatte, die sich nun in einem eigenartigen, extremen Zustand befand, keuchend ihren Atem in Maries Mund preßte, während um sie herum, obendrein in ihr alles in einem gewaltigen Strudel des Rausches unterging. Sie zuckte nur noch krampfartig und sehr heftig, ohne den Rauschzustand wäre dies sicherlich sogar schmerzhaft gewesen, aber nun wurde daraus reiner, schierer Genuß, damit willenlos sowie unwillkürlich in momentaner Auflösung des eigenen Seins, bis sie in Maries Armen einfach absackte, in sich zusammensackte. Ihre krampfhafte Umklammerung ließ schlagartig nach, die Arme glitten zur Seite, alles an ihr erschlaffte mit einem tiefen Seufzer.

Jedenfalls hatte Marie nun etwas mehr Bewegungsmöglichkeiten, aber auch ihr schwirrte der Kopf, sie hatte ebenfalls deutlich an Übersicht sowie Organisation verloren, fummelte etwas unbeholfen herum, fand dann aber doch das heftig vibrierende Gerät, schaltete dieses ab, sank nun auch komplett kraftlos auf Inken, atmete tief durch. Kurz darauf allerdings raffte sie sich doch mühsam und etwas in Sorge um Inken halbwegs auf, prüfte mit rasendem Puls, atemlosen Keuchen sowwie schwirrenden Sinnen Inkens Zustand. Diese war offenkundig ohnmächtig, sonst schien sie jedoch in Ordnung zu sein. Marie schmiegte sich eng an sie, prüfte Atem und schwachen Puls, überlegte fieberhaft, ob sie nach diesem Zusammenbruch etwas tun müsse, bekam es aber nicht richtig zusammen, spürte allerdings dann doch irgendwie Inkens flachen Atem. Dieses Lebenszeichen ihres Sonnenscheins beruhigte sie, allerdings war Inken irgendwie ziemlich kalt an der Haut geworden, besonders im Gesicht. Marie zog eilig die Decke über sie beide, wärmte ihre Liebste mit ihrer Hitze, spürte allerdings unten zwischen Inkens Schenkeln aber auch noch deren Hitze sowie Nässe. Sie schob sich unter Inken, drückte so deren Unterleib etwas hoch, drehte sich noch etwas weiter, schob sogar noch ein Kissen unter, daß Inkens Kopf nun eindeutig tiefer als ihr Schoß lag.

Inkens Atem ging kurz nach dieser Maßnahme wieder etwas besser, etwas später regte sie sich, brummelte etwas Unverständliches, war nun wieder halbwegs bei Sinnen.
Erleichtert küßte Marie sie, hielt ihren Körper ganz fest und sicher, Inken erholte sich derart liebevoll geborgen langsam. Allmählich ordnete sich in ihrem Kopf wieder einiges, aber sie blieb einfach still und ruhig in Maries Armen, welche nun ebenfalls wieder ruhig und gleichmäßig atmete, Inken wiegte, beide dadurch entspannte sowie synchronisierte.
Irgendwann fragte Inken mit leiser Stimme: „Wasis’denn eben passiert?“
Marie antwortete: „Du hast mich etwas erschreckt, deine Ekstase gestaltete sich derart heftig, daß es wohl im Kopf einen kleinen Aussetzer gegeben hat, bist kurz ohnmächtig gewesen. Etwas länger und ich hätte dir Beine und Po richtig gegen die Wand sowie hochgelegt, damit wieder etwas mehr von deinem heißen Blut den kalt und leer gewordenen Kopf erreichen kann.“
Inken antwortete erst bloß: „Oh …“
Marie küßte sanft ihre Stirn sowie ihre Wange und daraufhin ebenfalls vorsichtig ihren Mund.
Inken ging es aber schon besser, sie meinte, allerdings langsam sowie leise sprechend: „Das war dann wohl ein wenig zu heftig, aber jenes Gerät zusammen mit dem engen Kontakt zu dir war schon sehr reizvoll.
Und als du dann auch noch praktisch gleichzeitig mit mir einen Höhepunkt hattest, so an dich geklammert ging dies turbulente Geschehen einfach immer weiter, hat sich verstärkt, bis ich nichts mehr weiß, dann war ich wohl weg!“
Marie bestätigte: „Ja, unser Spielchen ist etwas aus dem Ruder gelaufen, ich kam nicht mehr an das Gerät, um dieses abzuschalten, du wiederum bist einfach auf deiner Wolke abgesegelt, konnte dich gerade noch wieder einfangen!“
Beide lachten nun, schmiegten sich eng aneinander, um ihr Zusammensein zu genießen.
Marie versicherte: „Ich glaube, das war nicht wirklich schlimm, leichte Überreizung, etwas zu wenig Blut im Kopf, dafür unten eine ganze Menge im Schoß, und offenbar eine ordentliches Reizfeuerwerk im Kopf, daß hat dir etwas zugesetzt.“
Inken nickte erschöpft, genoß den aktuellen Zustand dennoch, denn jenes Feuerwerk im Kopf rauschte noch immer nach, daher grinste sie selig und meinte: „War eigentlich ein tolles, außergewöhnlich intensives Erlebnis.
Muß aber nicht jeden Tag dermaßen heftig sein, daß ich gleich abdrehe!“
Sie lachten wieder fröhlich, dösten daraufhin erst einmal ein Weilchen, um neue Kraft zu schöpfen.

Gegen Abend hatte Marie sich eigentlich genug erholt, fragte daher Inken nach ihrem Befinden: „Und fühlst du dich stark genug, um aufzustehen, dann könnten wir Abendessen zubereiten?“
Inken gab ihr einen Kuß auf die Wange, erwiderte: „Oh, an Stärke mangelt es mitnichten. Irgendwie haben wir den Tag gut herumgebracht, außer unseren reizenden Aktivitäten kaum etwas geschafft.“
Marie meinte dazu schmunzelnd: „Na, aber unsere Aktivitäten waren doch schon allerhand, haben uns ja schon etwas aus der Bahn geworfen, aber sehr befriedigend. Wir haben abermals eine Menge dazugelernt, erforscht. Zudem hilft es auch, wieder einmal den Kopf freizubekommen, um dann morgen mit frischen Kräften wieder motiviert ans Werk zu gehen.
Also los?“
Inken nickte, also standen beide auf, wobei Inken einige bedenkliche Töne von sich gab, was schließlich in einem herzhaften „Dunnerlittchen!“ gipfelte, so daß sich Marie erkundigte: „Na, doch noch nicht einsatzfähig – oder was ist los?“
Inkens Gesicht befand sich in einem interessanten Wechsel zwischen Unbehagen und Grinsen, als sie erwiderte: „Oh oh, meine Muskeln wieder oder noch immer oder noch heftiger, ich brauche wohl wirklich Ausdauertraining, sehr ausgiebiges Ausdauertraining, fühlt sich schon etwas unerfreulich an.“
Marie nahm sie in ihre Arme, knuddelte sie vorsichtig, tröstete sie etwas.
Inken wollte sich indes nicht wieder hinlegen, sondern blieb tapfer auf, beide zogen sich etwas an, wobei Marie Inken sogar ein wenig half.
Inken ging langsam sowie mit auffälligen Schritten.
Marie schmunzelte, meinte dazu: „Ja, deine Beckenbodenmuskulatur müssen wir unbedingt ausgiebig trainieren und stärken.
Wenn du irgendwann so wieder bei deiner Familie aufkreuzt, bekomme ich noch geschimpft, daß ich ihr Kind kaputt gemacht hätte!“
Beide lachten bei dieser Vorstellung, wobei selbst derlei Fröhlichkeit sowie Heiterkeit bei Inken wieder ein merkliches Ziehen in den Muskeln auslöste, sie deshalb Marie leicht in deren Seite knuffte: „Bitte, erstmal nicht lustig, das zieht dann auch.
Ist eine ernste Angelegenheit mit so einer nicht trainierten Beckenbodenmuskulatur!“
Dabei mußte sie selbst gleich wieder etwas gequält lachen, Marie tröstete sie, streichelte, um ihr Leid etwas zu mildern.

In der Küche setzte sich Inken dann doch gleich auf einen der harten Stühle am Tisch, Marie gab an und Inken verteilte die Sachen auf dem Tisch, Marie setzte gleichfalls Wasser für den Tee auf. In der Wartezeit massierte sie ferner gleich noch Inkens Schultern sowie Nacken, sorgte jedenfalls dort für Entspannung. Der eigentliche Kernbereich der Muskelbeschwerden sollte einstweilen etwas ruhen.
Inken saß nicht so ganz ruhig auf dem Stuhl, Marie fragte nach: „Hmmm, keine Position, in welcher der Muskelkater sich nicht so bemerkbar macht?“
Inken meinte allerdings: „Doch, doch, geht schon so halbwegs. Am ärgsten war es noch direkt nach dem Aufstehen sowie beim Gehen. So im Sitzen finde ich schon eine Position, in welcher es sich gut aushalten läßt, vielleicht gleich auf dem Sofa wieder etwas hinlegen …“
Marie überlegte: „Tja, also prinzipiell hätte ich zwar Mittelchen, welche sich bei Muskelzerrungen oder Muskeldehnungen einsetzen ließen, bin mir jedoch keineswegs sicher, ob diese kleinen Helferlein in dem speziellen Anwendungsbereich viel nutzen werden, zumal diese eine eher betäubende Wirkung haben – und das ist in dem Bereich ja sicherlich eher unerwünscht, jedenfalls falls im Laufe des Abends noch einmal Lust aufkommen sollte.“
Inken kicherte: „Oh, es ist erstaunlich, Lust ist eigentlich schon da, aber die Folgen der Befriedigung sind leider trotzdem merklich. Wir haben das ja nun auch ziemlich oft gemacht, aber irgendwie kommt auch wieder neue Lust auf, wenn du mich berührst, massierst, offenbar unabhängig vom Muskelkater. Der Kopf will mehr …“
Marie schloß die Massage mit einem kräftigen Kneten, daß Inken aufkeuchte, allerdings in einer Mischung von Vergnügen mit leichtem Schmerz.
Marie meinte kurz darauf: „So, unser Tee ist fertig. Ich hole ihn, dann trinken und essen wir etwas, das wird wohl gleichfalls helfen. Und wenn jetzt die Massage gleich wieder deine Lust weckt, tut eine Pause ja auch wohl mal ganz gut.“
Marie grinste schelmisch, tischte anschließend wie gesagt auf.
Inken lachte, hakte nach: „Später aber dann schon noch?“
Marie lachte auf, bestätigte: „Ja, wenn du willst, machen wir noch ein fröhliches, kurzweiliges Spielchen vor dem Schlafen, um entspannt zu ruhen. Hinsichtlich deiner kleinen Ohnmacht sollten wir nun ja auch nicht zögern und scheuen, derlei Zurückhaltung baut lediglich Ängste auf und man verliert. Ich denke, es schadet auch nicht, trotz Muskelkater, dieser mag wenigstens teilweise auch daran liegen, daß du so heftig anspannst, bevor du komplett losläßt, wenn du einfach locker bleiben würdest, könntest du vermutlich viel leichter zum Ziel kommen, mit weniger Drama danach.“
Inken schaute sie an: „Hmmm, ist nicht so einfach, aber natürlich, wenn ich das hinbekäme, wäre das nicht schlecht.“
Marie ergänzte: „Also, eine gut durchtrainierte Muskulatur gezielt einzusetzen, um zu verzögern oder zu verstärken, ist schon sehr wichtig, aber wenn du dabei verkrampfst, hast du später eben solche Folgen, wir müssen also mehr üben, damit du deine Muskulatur bewußter, geschickter sowie gezielter einsetzen kannst.“
Inken grübelte: „Ob das jetzt so weitergeht, also die zunehmende Lust?
Ich bin jedenfalls sehr verblüfft, derlei ist vollkommen neu für mich …“
Marie lächelte, meinte dazu: „Na, ist mal mehr und mal weniger.
Solange wir uns jetzt nicht mehrfach am Tag in der Woche in irgendeine Ecke drücken müssen, um mal gerade einen Quickie durchzuziehen, damit du im Gleichgewicht bleibst, dich gut konzentrieren kannst, ist doch alles im grünen Bereich!“
Beide lachten, Marie spekulierte ferner: „Ich meine, dies Wochenende haben wir uns diese heftige Eskapade bis zur Erschöpfung doch vorgenommen, das Erreichte macht vielleicht einfach auch Lust auf mehr.
Mal mehr, mal weniger könnte aber auch am Hormonhaushalt liegen. Bei mir könnte das jedenfalls am nahenden Eisprung liegen, dadurch könnte mein Appetit auf Sex deutlich höher sein.
Du bist ja eigentlich wohl erst ein paar Tage später dran, meintest aber auch, bei dir würde der konkrete Zeitpunkt ebenfalls stärker von der Stimmung sowie von äußeren Einflüssen abhängen, mag also sein, daß sich dein Zyklus etwas beschleunigt hat durch unser inniges Zusammensein.
Mag ja auch sein, daß wir hormonelle Botenstoffe austauschen, dadurch allmählich synchronisieren, müssen wir mal in Zukunft genauer beobachten, ob bei uns wirklich etwas synchron ist oder ob das lediglich Zufall war. Die Hypothese einer Synchronisierung bei sehr miteinander vertrauten Frauen ist jedenfalls umstritten, aber auch nicht geradezu widerlegt. Jedenfalls könnten wir uns irgendwie gegenseitig angespornt haben, dadurch sind wir eben in einen richtigen Hormonrausch geraten, müssen jetzt durch den Sturm durch.“
Wieder lachten beide, Inken ergänzte ferner: „Ja, ist wirklich ganz schön stürmisch sowie turbulent dies Wochenende, aber auch sehr sehr sehr reizend und dann auch sehr sehr sehr befriedigend.“
Marie nickte, ergänzte: „Ja, da hast du Recht.
Und bedenken wir mal, daß statistisch das Bedürfnis oder auch der Bedarf sowie die Fähigkeit zum sexuellen Genuß noch ansteigen wird, bei dir wohl noch so fünfzehn bis zwanzig Jahre …“
Inken machte große Augen: „Oh, wenn wir betrachten, was wir dies Wochenende schon unternommen haben, dann haben wir ja in ein paar Jahren gar nichts anderes mehr zu tun als herumzumachen!“
Beide lachten herzhaft bei dieser Vorstellung, aber Marie erläuterte dazu: „Naja, ich denke, dies Wochenende ist in mehrfacher Hinsicht speziell, Hormonrausch, die neue Erfahrung, sich gemeinsam ganz drauf einzulassen … andererseits, guck mal, in ein paar Jahren hast du dein Studium beendet, vielleicht schon einen Doktor, da kannst du dich dem doch viel besser widmen …“
Inken grinste: „Klar, bis dahin bist du Professorin, hast schon diesen oder jenen Preis gewonnen, man munkelt bereits, daß du für den nächsten Nobelpreis in der Liste ziemlich weit oben stehst – und dann haben wir nur das hinderliche Problem, daß wir aufgrund des akuten Bedarfs uns zwischendurch mitten von der Preisverleihung wegschleichen müssen, um mal kurz den aufgekommenen dringenden Bedarf zu stillen!“
Beide grinsten, Marie meinte hinsichtlich dieser Phantasie: „Klingt eigentlich gar nicht schlecht, habe gehört, solch Preisverleihungen sind gar nicht mal so spannend. Und es ist natürlich so, als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder gar Professorin gibt es ja auch einen Lehrauftrag, daher hätten wir ja quasi ohnehin eine Pflicht, unser kumuliertes Wissen weiterzugeben, daher spräche doch gar nichts dagegen, dies etwa bei einer experimentellen Vorlesung auch mal zwischendurch vorzuführen. So ließe sich ganz zwanglos das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden …“
Wieder stellten sie sich das Szenario vergnügt vor, lachten herzhaft.

Sie amüsierten sich weiter, Inken obendrein stellte fest, daß der heiße Tee mit Honig ihr ganz gut tat. Marie bezweifelte zwar, daß der eine direkte Wirkung haben konnte, aber das allgemeine Wohlbefinden konnte natürlich schon helfen. Inken hatte daraufhin die Idee, gleich nach dem Abendessen zur Wärmflasche zu greifen, wobei natürlich klar war, daß ihr Muskelkater wenig mit den Beschwerden zu tun hatte, welche bei ihrer Monatsblutung aufgetreten waren. Aber weil das allgemeine Wohlbefinden immer hilfreich bei kleineren Wehwehchen ist, unterstützte Marie den Gedanken selbstverständlich.

Nach dem Abendbrot schonte Marie ihren Sonnenschein, räumte daher alleine ab, machte für Inken die Wärmflasche fertig, witzelte dabei etwas über das kleine Zipperlein, sorgte aber doch gerne dafür, daß es Inken im Anschluß auf dem Sofa richtig bequem hatte. Inken telephonierte noch mit ihrer Familie, erzählte natürlich nichts von Muskelkater sowie ihren gemeinsamen Experimenten zur Erforschung sexueller Ausschweifungen, welche dazu geführt hatten, daß sie nun Muskelkater hatte, ließ sich stattdessen lieber berichten, was dort alles so vorgefallen war, ließ sich auch einmal die ganze aktuell anwesende Familie durchreichen, berichtete ebenfalls kurz über ihre guten Fortschritte beim Studium sowie das eigene Wohlbefinden.
Marie saß und Inken lag, hatte ihre Füße auf Maries Schoß gelegt, wo diese sie nach dem Telephonat sorglich bei sanfter Musik massierte. Später hatte Marie ferner ihre Rechner herbeigeholt, beide guckten etwas im Netz herum, spielten danach aber gegeneinander ein lokales Netzwerkspiel mit zwei Rechnern, welches Marie in den Paketquellen gefunden hatte. So war Inken auch abgelenkt, strotzte schnell wieder vor guter Laune und Lust auf mehr.

Später am Abend machten sie sich fertig für die Nacht, stimmten darin überein, daß sie einen erneuten Versuch mit Hilfsmitteln schon noch wagen könnten. Daher brachten brachten sich allmählich in Stimmung, wobei sie darauf achteten, daß Inken besonders entspannt lag, dieser Ansatz gelang ganz gut, konvenierte beiden. Dann kam irgendwann wieder elektrisches Spielzeug zum Einsatz, ihre Aktivitäten wurden abermals deutlich hektischer. Starker Reiz, große Erregung machen einen kleinen Muskelkater natürlich auch komplett vergessen und so wurde ihr Liebesspiel daraufhin schon sehr heftig sowie wild.
Marie wollte ja irgendwie drauf achten, daß Inken nicht wieder so heftig anspannte, bot deshalb ihr ganzes Geschick auf, aber natürlich war diese Neigung zum kleinen Drama vor dem Höhepunkt, diese Retardierung im Fluß der Lust nicht so einfach überwindbar, sorgte danach allerdings auch wegen der eingesetzten Geräte wieder zu einem sehr heftigen Orgasmus bei Inken, welcher Marie mitriß und ebenfalls jegliche Kontrolle verlieren ließ. So eskalierte es erneut weiter, diesmal indessen gelang es Marie etwas eher, das Gerät zu deaktivieren und Inken beruhigend ins Lager zu pressen, ihren Körper eng zu halten und Inken wieder herunterzubringen, bevor ihre zuckende Ekstase mit willkürlichen Anspannungen und Entspannungen wieder in eine Ohnmacht abdriftete. Dermaßen umsorgt sowie behütet driftete Inken lediglich genüßlich auf der gewaltigen Woge der Lust dahin, sicher sowie geborgen und Marie ließ sich in gemeinsamer Lust aufgelöst glücklich mit ihr treiben. In enger Umarmung gegenseitig geborgen schlummerten beide friedlich sowie komplett befriedigt, erledigt und sehr erschöpft ein …

Inkens Kommentar

Ja, dies Phänomen mit dem Muskelkater fühlte sich schon sehr lästig an. Ich kann wohl sagen, in milderer Form jedenfalls hat mich diese Nebenwirkung noch einige Zeit weiter begleitet, hat uns allerdings mitnichten davon abgehalten, weiter intensiv zu experimentieren. Marie hatte dabei mit ihrer Vermutung schon Recht. Übung macht nicht nur den Meister, es stärkt auch die Muskulatur und damit letztlich auch die Fähigkeit zu hemmungsloser, ausdauernder Lust.
Ich kann also nur zum Training raten, auch wenn es anfangs hart ist – durchhalten!
Jedenfalls in dem Zusammenhang lohnt es sich.
Allgemein beim Sport habe ich meine Zweifel, aber bei dem köstlichen Spiel zu weit lohnt es sich, noch einmal ordentlich nachlegen zu können, in eine weitere Runde einzuschwenken, wenn die erste und zweite schon sehr bekömmlich waren – wenn man schon einmal dabei ist, warum gleich wieder aufhören?

Das mit meiner Ohnmacht habe ich im Nachhinein erst mitbekommen. Ich war dermaßen abgedreht sowie im Rausch, daß sowieso nichts mehr zusammenpaßte. In dem Sinne war dies eine extreme, außergewöhnliche Erfahrung. Immerhin ist Marie ja stets bei mir, paßt gut auf mich auf, daher kann ich das schon gut durchziehen. Und ich kann wohl sagen – das war zwar das erste Mal, aber keinesfalls das letzte Mal, wir hatten das nicht immer perfekt im Griff, gelegentlich gibt es dann einen kleinen Aussetzer, keineswegs schlimm, letztlich aber doch ein eindeutiges Zeichen dafür, daß es mal Zeit ist, eine Pause einzulegen.

Generell besteht das Leben ja mehr als aus einer Aneinanderreihung von Orgasmen. Aber solche Abenteuer sowie Forschungsreisen tief hinein in die eigene Persönlichkeit machen schon allerhand aus, wenn mit der richtigen Person erlebt. Derlei fröhliche, luzstige, lüsterne, ausgelassene Toberei ist schon ein wichtiger Aspekt des Lebens.
Lust auf Lust ist schon eine gute, bekömmliche Sache, ich bin dabei!

Maries Kommentar

Inkens Genußfähigkeit hat sich wirklich rasant entwickelt. Und damit hat auch ihr Selbstvertrauen zugenommen. Weil es mir nun wiederum gelungen war, Kontrolle an sie abzugeben, hat uns diese Aufteilung gleichfalls sehr geholfen, gleichberechtigt miteinander umzugehen. Ich kann nicht sagen, daß es für mich bis dahin eine Last gewesen wäre, zu bestimmen oder zu dirigieren, zu fordern und zu fördern, wobei auch dies im Grunde übertrieben ist, denn ich habe Inken ja eigentlich nie etwas vorgeschrieben, ihr immer Raum sowie Gelegenheit für eigene Entscheidungen sowie eigenes Tun gelassen. Dies Wochenende hat jedoch ihre Position noch einmal verstärkt, mich in dieser Hinsicht wiederum entlastet. So jedenfalls waren wir wirklich zu einem ausgeglichenen Füreinander und Miteinander gelangt. Sex ist dabei ja lediglich ein Aspekt, indem ich hier zugelassen habe, daß auch Inken Kontrolle übernehmen darf, gilt diese Einteilung selbstverständlich erst recht allgemein.

Die heftige Reaktion auf jene elektromechanischen Spielzeuge war im Grunde nicht so überraschend. An sich ist Inken ja ohnehin sehr empfänglich für diesbezügliche Reize, diese Geräte sind gerade darauf ausgelegt. Die Kombination führt dann zu einem entsprechend heftigen Ergebnis.
Auch bei mir ist es natürlich noch einmal ein ganz anderes Erlebnis, statt allein bei der Selbstbefriedigung nun so innig zusammen, den Körper, die Reaktionen der Liebsten spüren, gemeinsam genießen – das alles ist natürlich viel schöner sowie angenehmer, geht weit über die Befriedigung eines Grundbedürfnisses hinaus. Zusammen ist eben doch ganz wichtig und auch richtig.
Gut, ist man allein, hat man solch eine komfortable Wahl natürlich nicht, doch hat man eine Chance auf harmonische sowie vergnügliche Gemeinsamkeit, so gilt es, also dies zur richtigen Zeit erkennen, wahrnehmen, die Chance ergreifen, statt zaudern oder zögern, durch Zweifel einen möglichen und wichtigen Wendepunkt im Leben einfach verpassen, wenn man sich nicht traut, Beziehungen einzugehen, wenn man sich nicht traut, auch einmal etwas zu riskieren, die Kontrolle zu verlieren, um Gemeinsamkeit zu gewinnen.

Epilog

Selbstverständlich ging es weiter mit Inken und Marie. Inken hatte ausreichend Gelegenheiten bekommen, ihre Muskulatur weiter zu trainieren, beide genossen einfach ihre Zweisamkeit. Das Hindernis mit dem Muskelkater hat sich dann auch ziemlich schnell gelegt mit mehr Übung sowie etwas mehr Gelassenheit bei ihren Ausschweifungen. Marie entdeckte so einen ganz neuen Aspekt in ihrem Leben, die Fähigkeit, die Kontrolle auch einmal abzugeben, zu vertrauen sowie einfach zu genießen.

In der Tat muß es nicht immer in einen finsteren Abgrund führen, wenn man seinen Impulsen hemmungslos folgt, es kommt eben stark darauf an, um was für Impulse es sich handelt. Hinsichtlich der Häufigkeit der intimen Interaktivitäten hat es sich dann schon bewahrheitet, einerseits scheint das etwas mit dem Hormonhaushalt zu korrelieren, aber am Anfang einer Beziehung ist da natürlich noch einmal ein ganz anderer Reiz drin, diese Nähe immer wieder zu probieren und zu erforschen. Die Nähe und Verbundenheit mißt sich allerdings nicht an der Anzahl der Orgasmen pro Monat oder Tag, dabei spielen viel subtilere Dinge eine Rolle, eine sanfte Berührung, ein vertrauter Blick, die Gewißheit und Sicherheit, zusammen zu sein. Sex ist auch ein wichtiger und vor allem sehr vergnüglicher Aspekt dabei, denn zusammen mit der richtigen und wichtigen Person macht derlei Vergnüglichkeit eben deutlich mehr Spaß als allein oder auch gar nicht.

Aber selbstverständlich gab es auch Krisen, weitere Zwischenfälle sowie turbulente Abenteuer, aber das sind bereits andere Geschichten, welche vielleicht auch einmal erzählt werden. Jedenfalls grob ein Jahr nach den geschilderten Ereignissen, welche im Oktober und November 2015 stattfanden, war es auch weiterhin noch eine gute Beziehung, was man ja auch schon daran erkennen kann, daß Inken und Marie zu dieser Zeit diese Erzählung geschrieben haben, auch um sich zu erinnern und Freunde und Bekannte, aber auch das breitere Publikum daran teilhaben zu lassen, unter welch interessanten Umständen sie sich kennengelernt haben, wie ein übler Überfall sie erst ganz zusammenbrachte, damit doch ganz andere Auswirkungen hatte, als man hätte vermuten können.

Weil Inken ja immer sehr mit ihrem Studium beschäftigt ist, Marie ja schon immer sehr an Literatur interessiert war, fanden sie beide die Überlegung ganz spannend, daß Marie etwas über diese Ereignisse am Beginn ihrer Beziehung schreiben sollte. Daher hat diese etwa ab Anfang 2016 begonnen, schrieb Texte, veröffentlichen diese. Technisch mußte dazu ebenfalls eine Menge gelernt werden, um hernach digitale Bücher fachgerecht anzulegen – Spezifikationen lesen, semantische Textauszeichnung lernen, sich einrichten, neue Bekanntschaften schließen.
Eine Beschäftigung mit dem eigenen Leben ist natürlich naheliegend, auch um damit kritische Ereignisse aufzuarbeiten, sein eigenes Bild der Vergangenheit zu entwerfen, ja auch diese in der eigenen Erinnerung erträglicher zu machen.
Aber inzwischen sind natürlich gleichfalls andere Texte entstanden. Diese Art der Auseinandersetzung mit Literatur sowie der Entstehung von Literatur, der Struktur von Erzählungen und die Umsetzung verschiedener Erzählsituationen und besonderer Strukturen ist dann gleichfalls ein besonderer Reiz bei diesem Spiel mit Literatur. So gibt es eben auch bei diesem Buch besondere Strukturen, eben jene Kommentare der beiden Hauptpersonen zur Handlung und zum Text, welche dann auch dazu einladen, etwas Abstand einzunehmen und selbst über Handlung, Personen und Ereignisse zu reflektieren, sich also auch einmal in Kontemplation zu üben und ebenso implizierte philosophische sowie ethische Fragen zu durchdenken, eine eigene Position einzunehmen, vielleicht auch selbst zu kommentieren, was so vorgeht.

Eigene Experimente sollten natürlich auch nicht zu kurz kommen. Wenn diese Erzählung in der Hinsicht etwas angeregt hat, wäre eine solche Wirkung sehr schön. Denn es ist wichtig, ganz eigene Erfahrungen zu machen, sich an eigenen Ergebnissen zu messen und nicht etwa in einen sportlichen Vergleich einzutreten oder zu vergleichen und zu sehr über Unterschiede oder spezielle Eigenheiten zu grübeln. Es soll doch speziell Spaß machen.
Zudem bringen einem Experimente ja auch mehr Wissen, was immer hilfreich sein kann, daher ist es gut, in dieser Hinsicht keinerlei Scheu zu zeigen und entschlossen, aber auch mit Umsicht zu probieren, was man besser lassen sollte, aber ebenso, was geht und zu guten Ergebnissen führt!

„Na?
Du lehnst dich zurück und lächelst?
Fertig?“, so fragte Inken.
Marie wiegte nachdenklich den Kopf: „Ja, so ungefähr schon, so weit wie geplant, also bis zu unserem Rauschwochenende, den ersten gemeinsamen Spielen und ebenso denen mit elektromechanischem Spielzeug. Du erinnerst dich gewiß sehr lebhaft.
Wir könnten natürlich noch deutlich weiter, etwa bis zu unserer großen Krise noch vor der Jahresendpause oder gar bis zu unserem Selbstverteidigungskurs, wo du dich als Kupplerin betätigt hast, wäre aber doch ein wenig viel für ein Buch. Also so in dieser Form halte ich das für einen ganz guten Abschluß, einen furiosen Höhepunkt am Ende ist doch gut, macht etwas her.
Einzig für den Epilog fehlt noch eine zündende Idee.“
Inken erwiderte: „Ja, für ein Buch ist das sicher genug Inhalt und das Ende sehr schön.
Den Epilog liest doch sowieso keiner, muß doch nicht originell sein.“
Marie: „Ach was, jeder liest den Epilog, wenn noch etwas Originelles drinsteht, umso besser.“
Inken: „Oh, den originellen Teil könntest du doch für die zweite Auflage aufheben, dann gibt es wenigstens einen Grund, dort auch noch mal reinzusehen!“
Marie nickte anerkennend: „Gute Idee, dann packe ich diesen Dialog in der zweiten Auflage noch in den Epilog und schon haben wir etwas Originelles, jedenfalls in der Struktur!
Dialoge im Epilog über das Werk selbst sind ungewöhnlich, wenn es auch nicht gerade ein Alleinstellungsmerkmal ist, jedenfalls habe ich selbstbezügliche Passagen schon in anderen Werken gelesen, kommt aber nicht so oft vor, diese Variante können wir also gelten lassen!“
Inken gab zu bedenken: „Eine andere Struktur als die normalen Kapitel hat der Epilog ja ohnehin. Wir haben den Epilog ja gar nicht kommentiert!
Und wir führen jetzt gerade den Dialog, der dann in der zweiten Auflage im Epilog steht und den das aktuelle Publikum gerade liest?
Ziemlich verwirrend.
Was du alles kannst!
Donnlerlittchen!
Werden derlei Finessen, Kuriositäten das Publikum nicht vollends überfordern?
Und was kommt in der dritten Auflage?“
Marie schüttelte den Kopf: „Achwas, zum einen sind im Publikum schlaue, ganz ausgebuffte Leute, zudem bestimmt extrem leidensfähig, die sind Kummer gewohnt.
Wenn sie sich bis hierher durchgeschlagen haben, da schlucken sie diesen Unfug auch noch!
Auch das mit der anderen Struktur ist schon in Ordnung, etwas Abwechslung sowie Überraschung ist gut, um das Interesse wachzuhalten – obzwar das Interesse natürlich beim Epilog auch allmählich einschlafen kann, jedenfalls bis zur Fortsetzung!
Und dritte Auflage werden wir dann schon sehen, wenn es so weit ist.
Ach, was sollen wir da groß anstellen – abermals alles durchgucken, Grobheiten wegschleifen – aber nochmals hinten was anhängen?
Muß doch gar nicht …
Vielleicht haben wir dann so viel Distanz, daß wir uns das dann gar nicht mehr fragen …“
Inken grinste, stellte keck fest: „Fein, dann also fertig!“

Marie lächelte: „Ja, ist schon noch etwas zu tun, aber wir sind sozusagen auf der Ziellinie.“
Inken meinte: „Fortsetzung schreiben wir aber nicht gleich?
Gibt ja auch noch was anderes zu tun.“
Marie stimmte zu: „Ja stimmt, und ich habe auch noch andere Buchideen oder wenigstens Ideen für ein paar Anekdoten aus der Zeit davor im Sinn.“
Inken nickte: „Na, uns drängt ja niemand.“
Marie lachte: „Da hast du wohl Recht, ich denke, das Publikum ist bislang noch überschaubar!“
Inken kicherte vergnügt: „Bestimmt wird sich das mit diesem Werk schlagartig ändern!“
Sie lachten beide hell auf.

Marie fragte sodann: „Weil dazu schon zur ersten Auflage kurz diskutiert wurde, könnten wir das auch hier noch kurz aus eigener Sicht ansprechen.
Was ist für dich eigentlich erotisch?“
Inken schaute nur kurz, lächelte, zögerte jedoch mit ihrer Antwort kaum: „Ein Blick von dir, eine sanfte Berührung, ja, das ist Erotik für mich!“
Marie lächelte, strich Inken zärtlich durchs Haar: „Stimmt, umgedreht ist das für mich ebenfalls erotisch. Natürlich ebenso, dich glücklich zu wissen, daran teilhaben zu dürfen, dein Interesse zu spüren, auch an meinem Glück teilzuhaben.“
Inken nickte zustimmend, streichelte liebevoll über Maries Schulter, meinte dazu: „Natürlich, dem stimme ich umgekehrt auch zu.
Nähe, Geborgenheit, Gemeinsamkeit, Intimität, all das kann Erotik sein, wenn mit geliebten Menschen erlebt!“
Marie erwiderte: „Auch da stimmen wir selbstverständlich überein.
Und was meinst du auf dieses Buch oder Literatur allgemein bezogen, was ist da Erotik?“
Inken wiegte den Kopf: „Vor und beim Schreiben dieses Buches hast du mir ja Texte einiger anderer Autoren vorgelegt. Da waren schon krasse Sachen dabei, welche als Erotik bezeichnet wurden, aber doch entweder mangels weiterer Handlung eindeutig Pornographie oder sagen wir mal ziemlich pervers waren. Auch Werke dieser Art können an sich in Ordnung sein, die Geschmäcker sind eben verschieden. Aber einige Autoren formulieren das so ekelhaft sowie abstoßend, sicher gar nicht erotisch, jedenfalls bestimmt nicht für mich. Das lesend, vergeht einem doch eher die Lust.
Dann gibt es auch Ausführungen, welche das Potential haben, andere Menschen erst auf dumme Ideen zu bringen, was andere Menschen mögen könnten. Fatal, wenn sie dann einfach davon ausgehen, daß andere wirklich darauf stehen könnten, derlei Ideen dann umsetzen, ohne vorher präzise zu erläutern sowie ein Einverständnis einzuholen – das ist dann wirklich übles Zeug, wenn solch ein Eindruck erweckt wird, es habe etwas mit Erotik zu tun, andere Menschen gegen ihren Willen zu mißbrauchen oder zu mißhandeln, das ist nicht erotisch, sondern schändlich, asozial sowie pervers. Auch wenn die Geschmäcker verschieden sind, so ist die Toleranz doch immer dann am Ende, wenn andere gegen ihren Willen in die Umsetzung eigener Phantasien hineingezogen werden.
Den Sachverhalt selbst kann man in Literatur natürlich behandeln, aber sicher nicht unreflektiert als Erotik oder als zur Nachahmung geeignet oder gar empfehlenswert.
Andere Texte waren hingegen inhaltlich an sich nicht zu beanstanden, lediglich schlecht formuliert, falsche Wörter, wohl teils auch ein skurriles Rollenbild von Männern und Frauen oder allgemeiner Menschen in intimer Aktion. Es gab allerdings auch Texte, welche ich als anregend empfand, ein anderer Stil als deiner, jedoch ebenfalls in Ordnung.
Wie du es formulierst, damit komme ich gut zurecht. Es zieht das Schöne und Vergnügliche nicht durch unpassende Sprache in den Dreck, macht es nicht peinlich und abstoßend. So, wie es jetzt im Buch steht, damit kann ich mich gut identifizieren, daran ist mir nichts unangenehm.
Hingegen mit teils vorgelegtem vulgären Quatsch würde ich mich nicht identifizieren wollen. Das macht doch auch keine Lust, man ekelt sich allenfalls, was schade ist und bei einigen Autoren wohl auch einem gestörten Verhältnis zur eigenen Sexualität entspringt.“
Marie nickte überlegend, hakte dazu noch nach: „Du findest unsere Schilderungen also auch nicht im Gegenteil spröde oder langweilig?
Oder zu ausführlich?“
Inken schüttelte den Kopf: „Nein, so haben wir es ja auch besprochen und entwickelt. Die Erzählung ist schon lang sowie ausführlich, klar hätten wir kürzen können. Andererseits ist der Zeitablauf ja nun einmal in etwa so, wir habe ja schon deutlich künstlerisch verdichtet und konzentriert. Viel wiederholt sich eben mehr oder weniger ähnlich im Leben, das gehört dazu, fast wie in einer Tretmühle – aufstehen, frühstücken, lernen, Aufgaben lösen, Tag mehr oder weniger gelaufen. Derlei Aktiviäten wiederholen sich, aber die Wiederholung mit kleiner Variation scheint mir auch irgendwie wichtig, um einordnen zu können, woraus sich die sonstige Handlung entwickelt und wie sie sich vom Alltag abhebt, wie sie in den Alltag einbricht und zu besonderen Erlebnissen führt, zu besonderen Herausforderungen, welche wir gemeinsam bestehen mußten.“
Marie führte aus: „In der Struktur der Wiederholung steckt ja auch etwas Meditatives, der klar vorgegebene Zeitablauf insbesondere durch dein Studium stellt ja eine Zeitstruktur dar, welche weitgehend den Rahmen bestimmt, in welchem sich die eigentlichen Motive des Buches einbetten. Ich denke auch, in der meditativen, lockeren Wiederholung, im Rhythmus der regelmäßigen Abläufe liegt der Kontrast zu den einmaligen Ereignissen und Abenteuern. Erst eingebettet in den Alltag kann doch das Besondere erst richtig wirken. Auch im Monomythos der Heldenreise bricht dieser eigentlich unfreiwillig aus seinem Alltag auf, wird hinausgetrieben, um die Welt – oder was auch immer zu retten, daran zu wachsen, um nach vollzogenen Heldentaten letztendlich in den eigenen Alltag zurückzukehren.“
Inken bestätigte: „Ja, erst so ergibt sich das Bild, der Ablauf, wie man ihn vielleicht nachempfinden kann. Also sicherlich lang und mit Weile, aber gewiß keineswegs langweilig. Nein, alles braucht seine Zeit, und ich muß es wohl wissen, Hektik sowie das Springen von einem zum anderen bringen einen nicht weiter, es braucht diese Ruhe, sich Zeit nehmen, sich konzentrieren, sich die Dinge entwickeln lassen. Ich kann ferner wohl auch sagen – Meditation und Ruhe zusammen mit dir bekommen mir sehr gut, ich mag das, wie die Zeit dahinsickert, fast wie Honig an einem haftet, statt bedeutungslos dahinzurauschen, das kann aber doch nur sein, wenn man sich der Zeit ganz bewußt ist, wenn man sich auf diese einläßt und einfach genießt zu sein, statt bloß zu hetzen, von einer Nichtigkeit zur nächsten zu springen.
Nein, ich habe gelernt, das bringt gar nichts, stattdessen mit dir in der Zeit zu schwelgen und sich treiben lassen – das ist gut!“
Marie lächelte weise und zustimmend, wuselte Inken erneut durch ihr Haar.

Marie fragte nach: „Was sagst du zur Struktur, Dekoration, den Graphiken?“
Inken nickte: „Dafür hast du die richtige Person gefunden, hat etwas Individuelles, keine Frage. Das war echt ein Glücksgriff!“
Marie nickte bedächtig: „Stimmt, hat mir auch sonst geholfen durchzublicken, um digitale Bücher fachgerecht zu erstellen, insofern also noch ein ausdrückliches Lob in diese Richtung!
Tolle Zusammenarbeit, kann noch lange weiter so gehen – Bücher schreiben macht Spaß, oder?“
Inken erwiderte: „Ich mag es, wenn du welche schreibst, sehr kurzweilig. Nun, alles, was mit Liebe getan wird, ist die dafür aufgewendete Zeit sowieso wert.“

Sie schwiegen einen Moment.
Marie fuhr im Anschluß fort: „Das ist unser erstes gemeinsames Werk, sozusagen unser Kind!“
Inken stand auf, drehte sich grinsend, klatschte in die Hände, kam wieder heran und streichelte Marie sanft über die Schulter: „Ja, wenn wir es so sehen wollen!
Es kommt ja sogar vom Zeitablauf fast hin, da haben wir jetzt also gemeinsame Verantwortung!“
Marie nickte nachdenklich: „Ja, ich denke, das werden wir ganz gut hinbekommen.
Wir können ja nicht davon ausgehen, daß es viel mehr Leute lesen werden als unsere Bekannten, aber auf Zahlen allein kommt es ja mitnichten an!“
Inken lachte: „Stimmt, das Ergebnis zählt!
Und als aufgefrischte Erinnerung hat es seinen ganz eigenen Wert.“
Marie erwiderte: „Nun, wir haben einige Sachverhalte geändert, einerseits, um künstlerisch zu verdichten, andererseits um die Persönlichkeitsrechte einiger Leute zu schützen.“
Inken stimmte zu: „Ja, gut, daß wir herumgefragt haben, so haben wir ja schon allein deshalb ein paar Leser, weil diese wissen wollen, ob man sie identifizieren kann oder nicht, wie wir es versichert haben.“
Marie lachte: „Naja, ich denke, diesen Aspekt der Verfremdung haben wir schon ganz gut hinbekommen, deshalb werden keine Beschwerden drohen. Und wer nicht dabei war, kann ohnehin nicht beurteilen, worin die Unterschiede liegen.“
Inken lachte mit, meinte letztlich: „Also gut, dann Schluß und Kuß?“
Marie nahm sie in ihre Arme meinte: „Ja, genau so machen wir es!“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.01.2017

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