Vorweg: Entschuldige bitte! Als ich vor zwei Monaten sagte, es würde etwas länger dauern deine Geschichte zu lesen, da meinte ich eigentlich nicht SO lange. Trotzdem: Ich hoffe, „besser spät als nie“ gilt auch in diesem Fall. Wie immer schreibe ich nur auf, was mir persönlich nicht gefällt. Nichts davon ist böse gemeint. Meine Kritik soll als Anregung dienen und hat natürlich keinen Anspruch darauf, der ultimative... mehr anzeigen
Vorweg: Entschuldige bitte! Als ich vor zwei Monaten sagte, es würde etwas länger dauern deine Geschichte zu lesen, da meinte ich eigentlich nicht SO lange. Trotzdem: Ich hoffe, „besser spät als nie“ gilt auch in diesem Fall. Wie immer schreibe ich nur auf, was mir persönlich nicht gefällt. Nichts davon ist böse gemeint. Meine Kritik soll als Anregung dienen und hat natürlich keinen Anspruch darauf, der ultimative Autorenleitfaden zu sein.
Zunächst zu Form und Stil deiner Geschichte. Überwiegend schreibst du flüssiger und korrekter als man es von manch anderem hier auf BX behaupten kann. Probleme hast du allerdings bei der Groß- und Kleinschreibung, der Wahl zwischen „das“ und „dass“ und der Kommasetzung. Teilweise benutzt du auch reichlich viele Ausrufezeichen. Kontrolliere diesbezüglich, ob sie wirklich notwendig sind, also ob es sich tatsächlich um einen Ausruf, eine Aufforderung etc. handelt. Ebenso solltest du vermeiden, Frage- und Ausrufezeichen mehrfach hinter einen Satz zu setzen. In einfacher Ausführung reichen die völlig aus.
Eine Kleinigkeit am Rande: „Größer wie“ unbedingt ersetzen durch „größer als“. Leider habe ich es versäumt, mir die Textstelle(n) aufzuschreiben und finde sie jetzt nicht mehr. Du benutzt „wie“ allerdings mehrfach in dieser Form. Wenn du einen Vergleich anstellst zwischen zwei unterschiedlichen Dingen, dann nimm „als“. Für gleiche Dinge dagegen „wie“. Also „größer als“, aber „genauso groß wie“. „Als wie“ ist gänzlich zu vermeiden.
Darüber hinaus solltest du darauf achten, die Perspektive einzuhalten. Du schreibst in der Ich-Form, kannst also logischerweise nur das aufschreiben, was deine Protagonistin auch erlebt. An einer Stelle beispielsweise schläft Felicitas ein und du beschreibst noch weiter, wie sie von Edward zugedeckt wird und wie der sich gerade fühlt (S.48). Das ist ein Bruch, der nicht nur stilistisch bedenklich, sondern beim Lesen auch reichlich komisch ist.
Teilweise ist mir deine Wortwahl auch zu umgangssprachlich und erscheint daher unpassend. Natürlich bist du durch die Ich-Form sehr nahe an deiner Hauptfigur und hast die ein oder andere gedankliche Feststellung im Text. Trotzdem solltest du aber aufpassen, dass umgangssprachliche Formulierungen wie „aus der Puste“ oder „Hallos“ als Abkürzung für Halluzinationen nur in solchen Textpassagen stehen, die entweder als wörtliche Rede oder als direkt wiedergegebener Gedankengang gekennzeichnet sind. Gleiches gilt für das nachdenkliche „Hm“, das du gerne in deinen Text einzubauen scheinst. All das wirkt auch deshalb merkwürdig, weil du ihm immer wieder sehr sperrige, gewählte Formulierungen entgegensetzt (z.B. „die Überproduktion meiner Tränenflüssigkeit“, S.111).
Obwohl mir gut gefällt, wie du deine Geschichte nach und nach aufbaust und dem Leser immer mal wieder neue Storyhäppchen oder Wendungen gibst, die das ganze spannend halten, gerätst du mir dann manchmal doch zu sehr ins Erklären. Wen z.B. interessiert in der Einleitung, dass die Pflegemutter deiner Protagonistin in einer Reihenhaussiedlung lebt? Oder warum verwendest du so viel Platz darauf, die eben verwandelte Felicitas mit Informationen über ihre „neue Welt“ zu überhäufen. Klar, dass man ihr ihr Vampirdasein erklärt, ist irgendwo notwendig. Aber warum wird an dieser Stelle beispielsweise schon das Nimbatus erwähnt? Zumindest dies hätte man bequem erst dann ins Spiel bringen können, wenn die Geschichte bei Mai und ihrer Führung durch die Zwischenwelt ankommt. Ähnlich wie du es bei den Elfen gemacht hast – da hast du ja auch erst noch einen kurzen Handlungsabschnitt eingefügt, bevor diese Information ans Licht kam.
Zu lange Beschreibungen sind auch an vielen anderen Stellen ein Problem. So ziehst du das Geschehen häufig unnötig in die Länge, indem du sämtliche Motivationen deiner Charaktere und die genauen Handlungsabläufe haarklein aufführst. Hier ist ruhig ein wenig Mut zum Weglassen erlaubt. Dabei solltest du wieder daran denken, dass du aus Felicitas' Sicht erzählst. Was tut sie, was sieht sie, was fühlt sie? Was davon ist wichtig, was kann sich der Leser auch selbst zusammenreimen? Wenn sie sich mal für einen Augenblick umdreht, musst du sie danach nicht jede der Bewegungen nachvollziehen lassen, die die anderen Personen währenddessen gemacht haben.
Damit komme ich zum eigentlichen Inhalt deines Werks. Die Charaktere sind dir überwiegend ganz gut gelungen. Sie haben jeder für sich ihre eigene Persönlichkeit, wenngleich die einen etwas ausgeprägter daherkommen als andere. Francis z.B. bleibt für mich relativ blass, was aber auch an seiner nicht ganz so ausgiebigen Beteiligung am Geschehen liegen könnte.
Logiklücken sind mir keine gravierenden aufgefallen. Allerdings gibt es kleinere Ungereimtheiten, die zumindest ein kurzes Stirnrunzeln verursachen. Um ein Beispiel zu nennen: Wie genau haben deine vier Vampire es eigentlich geschafft, nach der Flucht aus der Wohnung ihre Verfolger letztlich abzuhängen? Und was tut denn die Polizei währenddessen? Die interessiert sich doch bestimmt auch dafür, warum da jetzt versucht wird, diesen demolierten Transporter zu stoppen.
Überhaupt: Die Verfolgungsjagd. Daran lässt sich meiner Meinung nach ganz gut verdeutlichen, was mich weiterhin noch gestört hat. Trotz der Tatsache, dass deine Figuren soeben nur knapp mit dem Leben davongekommen sind und sich immer noch auf der Flucht befinden, widmet sich deine Protagonistin im Wagen sitzend wieder der Frage, wie sie nun ihre zwei Verehrer unter einen Hut bekommen soll. Das zeugt entweder von sehr starken Nerven (was aber nicht zur restlichen Beschreibung von Felicitas passen würde), oder aber es wirkt einfach nur fehl am Platze.
Diese aufdringliche Überlagerung der Liebesgeschichte über alles andere ist auch in den Kapiteln davor und danach teilweise zu sehen. Bitte nicht falsch verstehen. Selbstverständlich ist es in Ordnung, dass du deinen Fokus auf den romantischen Teil legst. Du solltest aber aufpassen, dass der Rest deiner Geschichte nicht darunter leidet. Denn in einer Situation voller Gefahren haben solche, in dem Augenblick unwichtigen, Fragen einfach nichts verloren. Niemand denkt in so einer Lage über solche Dinge nach. Dadurch, dass du trotzdem wieder zu ihnen zurückkehrst, wird die Verfolgung im Wagen eines Großteils ihrer Spannung beraubt. Was im übrigen sehr schade ist, weil dieses Kapitel sonst mehr Fahrt in deine Geschichte bringen würde, die im Verlauf bis dahin noch nicht unbedingt aufkommen will.
Schade wäre es auch um die anderen schönen Ideen, die in deinem Werk stecken. Dass du verschiedenste Fantasywesen miteinbeziehst ist aus meiner Sicht nämlich genauso gelungen wie die teils vom Typischen abweichenden Attribute, die du ihnen gibst (ich denke da an die schöne Hexe oder die fiesen Feen). Versuche also, hier ein bisschen mehr Gleichgewicht hinzubekommen.
So, das sieht jetzt wahnsinnig viel aus. Bedenke aber, dass vieles wirklich nur so aussieht, weil ich versuche, rundum zu erläutern, was genau ich meine. Insgesamt gesehen bist du denke ich auf einem guten Weg, hast tolle Ansätze und einen durchaus ansprechenden Stil. Mir persönlich gefallen zwar nicht alle Belange deiner doch sehr auf den „Beziehungskrieg“ deiner Protagonistin ausgelegten Handlung, aber das ist selbstverständlich Geschmackssache und hat für dich keinerlei Bedeutung.
Sofern noch Rückfragen bestehen, schreib mich einfach an.
Gruß,
Mithan