Vers-Stehen Vers-Ehen
Geht um Liebe; sind aber keine Liebesgedichte. Angeredet wird nicht die Liebste, sondern über sie wird geredet; dem Leser nahegebracht - im Bemühen, sich selber, als Autor, die Autorschaft über sein Leben zu vergegenwärtigen. Man ist doch Créateur seiner Lebenspläne, da muss sich die wirre Liebe dieser Welt doch entwirren lassen durch Meisterschaft des Worts: zumindest gedanklich und im Nachhinein... mehr anzeigen
Vers-Stehen Vers-Ehen
Geht um Liebe; sind aber keine Liebesgedichte. Angeredet wird nicht die Liebste, sondern über sie wird geredet; dem Leser nahegebracht - im Bemühen, sich selber, als Autor, die Autorschaft über sein Leben zu vergegenwärtigen. Man ist doch Créateur seiner Lebenspläne, da muss sich die wirre Liebe dieser Welt doch entwirren lassen durch Meisterschaft des Worts: zumindest gedanklich und im Nachhinein nachvollziehen können, warum Liebe scheitert, entzwei geht wie eine Porzellantasse. Mehr Achtsamkeit. Ist damit zu kitten, was Unachtsamkeit zerdeppert hat; so wie Elefant im Porzellanladen. Wird Mensch geschickter durch seinen Porzellanladen tapsen, wenn Worte ihn leiten? Worte nutzen wie Hinweisschilder; als Memo fürs Ego. Halte dich daran, versuche es doch mit diesem Plan.
Seite 31
"Und wenn du fällst,
dann bin ich der,
der mit dir fällt.
Wir überdecken jeden Riss
mit einem Hauch aus Porzellan."
Gedichte letztlich als Lebenshilfe, damit Liebe Bestand haben kann?
Als Beispiel dieses Gedicht - Seite 28:
Spritztour
Kupplung, erster Gang, Gas geben.
Beim dritten Date den Anstand nehmen.
Zweiter Gang - verliebtes Taumeln.
Dritter Gang - die Herzen schaukeln.
Vierter Gang - im Duft der Rose.
Fünfter Gang - sie wäscht die Hose.
Vierter Gang - zusammenziehen.
Dritter Gang - in Urlaub fliegen.
Zweiter Gang - sich distanzieren.
Erster Gang - gemeinsam frieren.
Motor aus, gewohntes Schweigen,
bis sich nicht mal Blicke zweigen.
Tür geht auf und Tür geht zu.
Liebe - fragt sich nur: wozu?
Kurze Pause, überlegen.
Nächste Spritztour kommt gelegen.
Und es fängt von neuem an,
Kupplung, schalten, erster Gang.
Vergleiche herbeibitten, Metaphern in den Autoren-Salon einladen - ob Unterredung etwas nutzt? Wie kommt man in die Gänge, wie legt man sich richtig in die Lebenskurven? Sich mit Vorwürfen begnügen? Dichters Worte waschen weißer? Sich selber weißeste Weste attestieren - oder dem schmutzigen Leben an den Kragen gehen und es in die Mangel nehmen?
Seite 38
"Nasser Asphalt spiegelte das Licht
der 100 Watt starken Sonnen, die in regelmäßigen
Abständen am Straßenrand gepflanzt standen.
Bunte Leuchtreklame hypnotisierte vorbeiziehende
Individuen,"
Sich mit Worten das rekonstruieren, was vorbeizog, unbeachtet bliebe, wenn Gedächtnis nicht nochmal Ausschau hielte, was wichtig war - kommt auf die Beleuchtung an, auf die Fähigkeit des Wort-Malers, die geeigneten Bilder zu produzieren. Wort-Kunst als Direktive, um Gesetz und Regelmäßiges zu erkennen: sein Lebens-Chaos entchaotisieren. Am Anfang war das Wort. Ende des Chaos - Kosmos-Geburt.
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Kommentar zu „16 Jahre“:
Ergreifend, anschaulich, glaubhaft beschrieben. Gelungenes Gedicht.
Mit 16 fängt das Leben erst an. Denkt man.
Hier in den drei Fallbeispielen ist alles schon gelaufen.
Es gibt verschiedenste Gründe für ein vorzeitiges Stoppen, Nicht-Weiterkommen unseres Lebenszuges.
Der Autor nennt drei mögliche Gründe:
1.) Routine - man bewegt sich im Kreisverkehr, entdeckt keine neuen Gleise - fade Lebensreise.
2.) Die Achtung stückchenweise verkaufen, den Respekt vor sich selbst eintauschen gegen bitter verdientes Geld - es muss nicht nur der Job einer Prostituierten sein - auch wenn man extremes Mobbing duldet, erduldet - weil man gezwungen ist, Geld zu verdienen - all das bezahlt man mit dem Preis, dem Verlust an Selbstachtung.
Es geht gemächlich - zunächst scheint es ertragbar, doch dann - wenn man das ganze Ausmaß erkennt - ist der Zug abgefahren - und für die weitere Lebensreise braucht man unbedingt etwas, mit dem man das Ticket bezahlen kann: Liebe zur Welt und zu sich - wer arm an Liebe ist, der kann nichts geben.
Dort müsste derjenige ansetzen. Dann gelingt die Weiterfahrt.
3.) Als dritten Grund: das Verfolgen eines falschen Lebensziels - die Lebensreise führt in die falsche Richtung.
Man haftet an Idealen, von denen man sich nicht mehr lösen kann.
Ob man sie nun noch gutheißt oder nicht: Denk-Gewohnheit kann an einem bleiern hängen. Hinunterziehen - den aufrechten Gang verhindern.
Sich frei machen von Idealen probehalber: gelegentlich eine seiner Lieblings-Angewohnheiten über Bord schmeißen und mal sehen, wie lange man es ohne sie aushält. Es ist nur ein Test.
Sich solche Freiräume stückchenweise - als Test - bewahren. Unabhängig bleiben von alten, alt-vertrauten Gewohnheiten, dass sie nicht unser Lebensziel bestimmen und es für uns aussuchen.
Ein Pferd, was einen Weg schon oft gegangen ist, findet diesen Weg von allein. Es bedarf nicht mehr der Führung durch den Kutscher. Doch der Kutscher sollte sich das Recht und die Möglichkeit erhalten, seine Kutsche zu lenken.
Also: Wer lenkt die Kutsche?
Bon Voyage!
wünscht
Phil Humor
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Hallo Luca,
vielleicht gönnst du dir mal den Luxus und kaufst mein Buch? Der Preis sollte kein Problem sein, aber dann hast alles vollständig für jedes Verständnis.