Wir wollen gern die Religionsfreiheit respektieren, schon weil sie zu den Grundrechten unserer Verfassung gehört und es dazu keine Alternative gibt. Und weil unter den Christen z.B. so viele wertvolle Menschen ihr Leben für das Glück der Menschenheit opferreich widmen.
Mich belastet jedoch diese ewige Missionierung – und dieses Buch ist eine. Zumal wieder einmal herausgestellt wird, dass es Gutes nur mit Gott, niemals als... mehr anzeigen
Wir wollen gern die Religionsfreiheit respektieren, schon weil sie zu den Grundrechten unserer Verfassung gehört und es dazu keine Alternative gibt. Und weil unter den Christen z.B. so viele wertvolle Menschen ihr Leben für das Glück der Menschenheit opferreich widmen.
Mich belastet jedoch diese ewige Missionierung – und dieses Buch ist eine. Zumal wieder einmal herausgestellt wird, dass es Gutes nur mit Gott, niemals als Atheist, ohne Gott geben kann. Welch ein Blödsinn, ein gottverdammter!
Ich beführworte in dem Buch die Aufforderung, die richtige Saat auszubringen, damit die Ernte künftig zufriedenstellender, humaner, gerechter, friedlicher ausfällt. Die Beispiele dazu sind zwar irgendwie bekannt, aber richtig und wichtig, um sich des Verfalls unserer Ethik und Moral noch einmal bewußt zu werden und um daraus nun endlich die notwendigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Das Anliegen des Buches ist also soweit lobeswert, auch wenn es nur ein platonischer Aufruf zu mehr Verantwortlichkeit jedes Einzelnen an der Entwicklung der Gesellschaft ist.
Ich kritisiere aber an dem Buch folgende Aussagen und Tendenzen:
Gutsein hat nichts mit Gott (in oder außerhalb von uns) zu tun. Es liegt ursächlich in den Genen des Menschen begründet. Ich weiß, da gibt es großen Streit darum. Aber die neuesten Forschungsergebnisse aus den USA belegen diese Aussage grundsätzlich. Das ist ein Thema extra.
Die Religion an die heutigen Erkenntnisse anzupassen muß natürlich konsequent erfolgen.
Man sollte nicht von dem lieben Gott-Vater in den Wolken, der unser Leben beschützt und überwacht nun plötzlich, weil es sich nicht mehr anders glaubhaft lehren läßt, auf den Gott in jedem Menschen flüchten, etwa darstellbar als die kosmischen Energiefelder in uns oder auch irgendwie anders. Statt flüchten könnte ich auch sagen, ausweichen oder die Religions entsprechend der Jetztzeit modernisieren. Wenn man dies also heute für richtig ansieht – was eben eine Glaubensfrage ist – dann müssen auch die Bibeltexte z.B. so in unsere heutige Sprache, in unser heutiges Denken gebracht werden.
So ein Bibelspruch über ‚was ihr säet. werdet ihr auch ernten‘ würde noch unseren heutigen, wissenschafttlichen Erkenntnissen bedeuten: Jede Ursache ergibt eine bestimmte Wirkung. Beim Säen geht nicht jedes Saatkorn auf und dazwischen bildet sich Unkraut. Das sind dann so die Grundlagen für eine Predigt, wie in dem Buch vorgeführt. Aber es sagt nichts aus, warum manche Saat nicht aufging und soviel Unkraut wuchert.
Wenn wir nämlich von dem Religionsdogma abrücken und über Ursache und Wirkung nachdenken, dann sieht der Inhalt des Buches völlig anders aus. Ursache = die Aussaat. Wirkung = die Ernte. Wir, eine wissenschaftlich geschulte und erzogene Gesellschaft verstehen unter Ursache das Ursächliche, also den Hauptgrund, aus dem dann in einer Kette von Schritten und Verflechtungen eine bestimmte Wirkung entsteht. So kommen wir zwar auch wieder auf die im Buch genannten Verursacher (Gier, Machterhalt, Verführung, Drogen usw. usw.) zurück, aber man fragt dann immer tiefergehend nach dem Warum? Nicht weil der Mensch schlecht ist, sondern weil er durch seine Umwelt schlecht gemacht wird. Welche Umwelt? Die Arbeit, die Medien, die Politik, die Kultur, der Konsum. So im Buch auch richtig benannt. Was ist aber all dem gemeinsam?
Ein Kapitalismus, der sich frei entfalten kann und dabei vor keiner Gemeinheit zurückschreckt, wenn es nur Gewinn und Macht einbringt.
Ein Staat, der diese Freiheit des Marktes bevorzugt schützt und fördert.
Eine Kirche, die nichts dagegen unternimmt, die davon ausgeht, wenn jedermann für sich etwas Gutes tut, dann muß ja auch bald die Geselllschaft gut werden. Hört auf euren Gott (auf die innere Stimme), dann wird die Welt auch besser werden. Und die die Taten der Verursacher unserer Probleme schützt, unterstützt, deren Taten – bis zum Krieg – absegnet. Natürlich kommen einige kritische Worte auch in die Predigten und Medien, man will ja objektiv erscheinen, wie in dem Buch, jedoch tun sie den Verursachern nicht weh. Sie werden nicht benannt. Der kleine Mann soll in sich gehen und über seine Taten innerhalb der für christen zulässigen Welt nachdenken. Und er soll immer wieder die Partei wählen, die sich christlich nennt und die eigentlichen Verursachen mit ihrer Politik am Leben hält.
Wieso ist Gott ein Gentlemann? Er hat Sodom und Gommora zerstört, obwohl damals nur Kinderkram passiert ist, verglichen mit dem, was in den letzten Jahrhunderten geschah. Da griff er nicht mehr ein. Und wenn eine seltene Naturkatastrophe oder ein anderes Unglück hereinbricht, soll es Gottes Mahnung sein? Warum mahnt er nur die unschuldige Natur und die armen Leute und nicht besonders die Verursacher des Schlechten auf der Erde?
Es wird Zeit, dass die Kette der Unlogik der Kirchenlehre durchbrochen wird, dass wir solche Sämänner und –frauen wählen, die eine gute Ernte versprechen, welche die Ursachen des Übels erkennen und abstellen. Dann wird auch eine andere Wirkung eintreten.
Wieso ist es in den 2000 Jahren Jahren nach Christus nicht ein Mal gelungen, einen friedliche, christlichen, rechtschaffenen Staat aufzubauen, der z.B. seine Feinde liebt und gut tut, denen die ihn hassen und nicht auf Kosten anderer Länder lebt usw.? Wie lange wollt ihr Gläubigen noch auf die heile Welt warten?
Ich finde, Helga glaubt zwar nicht an Gott, aber sie argumentiert so und lebst so, dass es Gott gefallen würde (wenn es in gäbe).
Ihr Brüder und Schwestern in Christo, warum schließt ihr uns Ungläubige aus eurer Welt aus, warum bekämpft ihr uns, warum können wir nicht gemeinsam etwas für den friedlichen Weiterbestand des Lebens auf der Erde und für die Zukunft unserer Kinder tun? Wenn wir eure Feinde sind, warum liebt ihr uns nicht, wie es Christus euch geraten hat?
Ich bewundere ehrliche Christen, die für ihren Glauben auch öffentlich auftreten. Ich freue mich, dass Traditionen erhalten werden. Aber ich wende mich gegen christliches Getue und gleichzeitig ganz wöhnliches, unehrliches Handeln. Ich wende mich gegen eine christliche Überalles-Sonderstellung und Feindschaft gegenüber den Atheisten und Linken, denen es genau so um ein zufriedenes Leben der Mehrheit der Bevölkerung geht.
Wenn ein Wissenschaftler so ein Buch schreibt, müssen wir in Betracht ziehen, dass er von einer Position als Bioesogetiker ausgeht. Wer kann schon beweisen, dass in uns Menschen nicht mehr steckt als sterbliche Materie? Und in diesem Sinne will ich das Buch trotzdem mit einem Stern versehen, denn es scheint in der besten Absicht geschrieben und insgesamt auch nützlich zu sein.
Gruß von adolfkurt