Da hast du wieder eine Geschichte geschaffen, die einem den Atem raubt.
Du weißt, dass ich sie in einem Zuge gelesen habe und etwas Abstand brauchte, um meine Gedanken zu sortieren.
Das alte Motiv Opfer-Täter wird hier dargebracht als eine „Täterbiographie“ im doppelten Sinne. Auch die Frage nach der Rolle des Opfers/der Opfer bleibt bestehen.
Paul scheint Täter, aber inwieweit ist er Opfer? Inwieweit versucht er durch Lenny,... mehr anzeigen
Da hast du wieder eine Geschichte geschaffen, die einem den Atem raubt.
Du weißt, dass ich sie in einem Zuge gelesen habe und etwas Abstand brauchte, um meine Gedanken zu sortieren.
Das alte Motiv Opfer-Täter wird hier dargebracht als eine „Täterbiographie“ im doppelten Sinne. Auch die Frage nach der Rolle des Opfers/der Opfer bleibt bestehen.
Paul scheint Täter, aber inwieweit ist er Opfer? Inwieweit versucht er durch Lenny, (den er dahin führt, dem Schmerz zu begegnen, der ihm innewohnt) einen Stellvertreter zu schaffen für seinen eigenen Schmerz, der ihn (so empfinde ich es) auffrisst und den er quasi durch Spiegelung in Schacht hält.
Lenny, das scheinbare Opfer – letztlich ein Täter....
Alles in dem Buch führt auf das – ich nenne es einmal erstes Ende – hin.
Ich weiß nicht, an welcher Stelle ich begonnen habe, an dem vordergründig angelegten Ende zu zweifeln.
Vermutlich hast du Lennys Charakter so gezeichnet, dass man ahnt, umso mehr, je tiefer man in die Geschichte hineintaucht – aber immer wieder zweifelnd.
Das macht für mich auch den großartigen Spannungsbogen aus.
Was mich besonders fasziniert hat, ist die durchgängige Dialogform. Es ist erstaunlich, wie es dir gelingt, den Leser mitzunehmen, Identifikations- und Projektionsflächen zu schaffen für diese menschlichen Abgründe. Wie du einen hineinziehst in ein „Mitleiden“, um im nächsten Moment wieder Distanz zu bieten, dass man doch einmal Atem holen kann.
Ich war hin und hergerissen.
Die Figuren, insbesondere Lenny, wachsen einem ans Herz, man möchte sie eigentlich keine Minute loslassen beim Lesen. Daher konnte ich auch nicht aufhören.
Ich hätte nie vermutet, wie viel an Information, Gefühl, innerem Erleben und Außensicht durch solch eine Dialogform transportiert werden können.
Schon deshalb ist dieses Buch für mich etwas ganz Besonderes.
Der Schluss – man könnte einwenden, er bediene ein Klischee, das zwar wünschenswert, aber nicht realistisch ist. Dennoch empfinde ich dieses Ende hier als angebracht, weil es den Leser entlastet, ihm ein wenig von der Bürde nimmt, die ihm beim Lesen auferlegt wird.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es dir beim Schreiben ähnlich ging.
Gleichzeitig ist es die Darstellung des Möglichen, wenn in unserer Gesellschaft eine andere Art der Auseinandersetzung erfolgte, als nur Opfer-Täter-Analyse, die meist dahingehend mündet, dass beide allein gelassen werden.
Respekt Katja, dass und wie du dieses Thema in Angriff genommen und ausgeführt hast.
LG
Enya
Freut mich riesig, liebe Uschi, dass Du Dich hast fesseln lassen. Ich hoffe, das Ende hat Dir keine schlaflose Nacht bereitet ;-)
ganz liebe grüße
katja
Da ich für meine Verhältnisse spät gelesen habe, bin ich noch nicht ganz durch. Heute Abend lese ich den Rest. Bin jetzt gerade an der Stelle, an der Sandro ins Spiel kommt... :-)