Einige Gesichtspunkte zu den ‚bleibenden‘ Kunstwerken:
Ein Kunstwerk, was die Zeiten überdauert herzustellen, ist immer auch ein Zeitzeugnis darüber, was die Menschheit an Funktion und Gestaltung, an Technik und Handwerk in der Lage war zu realisieren. Es ist wie eine besondere Feierstunde in einem bestimmten Zeitraum der Existenz der Menschheit, in der man das Beste, was man in der Lage ist zu produzieren, auf den Tisch der... mehr anzeigen
Einige Gesichtspunkte zu den ‚bleibenden‘ Kunstwerken:
Ein Kunstwerk, was die Zeiten überdauert herzustellen, ist immer auch ein Zeitzeugnis darüber, was die Menschheit an Funktion und Gestaltung, an Technik und Handwerk in der Lage war zu realisieren. Es ist wie eine besondere Feierstunde in einem bestimmten Zeitraum der Existenz der Menschheit, in der man das Beste, was man in der Lage ist zu produzieren, auf den Tisch der Geschichte legt. Es kündet auch von den physischen und psychischen, materiellen und finanziellen Kraftanstrengungen, unter den Bedingungen der Zeit, so etwas herzustellen. Solche Denkmäler zu hinterlassen ist fast eine Pflichtaufgabe jeder Menschengeneration. So entsteht eine lebendige Geschichte, die trotz aller Schuld, die auch unsere Ahnen auf sich geladen und den Folgegenerationen hinterlasen haben, auch über etwas Achtenswertes, Erfurchtgebietendes, nachdenklich Machendes kündet.
Nun ist es leider so, dass Großes, dass solche Denkmäler fast ausschließlich von psychisch kanken Menschen ‚geschaffen‘ wurden. Bestes Beispiel sind die Tyrannen der Weltgeschichte bis zum Märchenschloß-König Ludwig II der Bayern.
Der gewaltigen Opfer, die für solche Kunstwerke notwendig waren, gedenken nur sehr wenige Menschen. Es ehrt Dich und zeichnet Dich mit einer besonderen (Ost-) Bildung aus, dass Du in Deinem Buch die für mich richtigen Worte und Gedanken dafür gefunden hast.
Mir wird es stets bald schlecht, wenn ich bei Schloßführungen die Lobpreisungen über die ehrenwerten Bauherren höre und die Zuhörer daraufhin förmlich in einen Nostalgierausch verfallen. Nach dem Motto ‚wir wollen unser Kaiser Wilhelm wieder haben‘. Die Masse der Bevölkerung und auch der Kunstverständigen sind bezüglich der wahren Schöpfer unseres kulturellen Reichtums und der Verhältnismäßigkeit der persönlichen Opfer vergeßlich, verdrängend oder nichtwissend, einfältig…
Es gab einen Herrscher, der hat in einer Zeit von Mangel und Krieg einen Palast für das Volk bauen lassen. Es sollte ein Zeugnis dessen sein, zu was die Menschen im Land an Geist, Geschmack, Können und Mitteln in der Lage waren.
Dieses Wunderwerk einer vergangenen geschichtlichen Episode wurde von den Nachfolgeherrschern unter fadenscheinischen Gründen schnellstmöglich nach der Machtübernahme stillgelegt und nach langem, demokratieheuchelndem Streit abgerissen. Die neuen Herrscher konnten es nicht durchgehen lassen, dass für diejenigen, welche die gesellschaftlichen Werte schaffen, ein Palast, eine Heimstatt, ein Denkmal stehen bleibt. Denkmäler gebührt stattdessen den großen Banken, Versicherungen, Konzernen und der von ihnen geführten Regierung.
Nun bleibt also nichts von der Palastrealität für das Volk? Ich denke es bleibt der Palastgedanke, wenn man die riesige Grünfläche im Zentrum von Berlin sieht und später, wenn dort die potemkinsche Kullisse eines ehemaligen Schlosses des Kaisers protzt. Jenes Kaiser, die den 1. Weltkrieg ausgelöst und Deutschland mit seinen krankhaften Machtgelüsten zugrunde gerichtet hat, den die Mehrheit unser Vorfahren davongejagt und dafür eine Republik gegründet hat. Wenn man diese Grasfläche oder später dieses Machwerk eines angeblichen Denkmalschutzes sieht, wird den Wissenden und Nachdenklichen eine leise Träne über die Wange rinnen.
Soviel zu den großen Denkmälern.
Alles ist vergänglich. Unsere kleinen Denkmäler, die jeder hinterläßt, die wenige Stunden bis wenige Jahre an uns erinnern genau so, wie die ganz Großen. Eines Tages ist alles zu Ende. Und bis dahin erinnern wir uns durch sie an unsere Geschichte, aus der wir hervorgingen, um neue Denkmale zu schaffen.