Als 18-Jähriger waren für mich alle Leute, für die Geldverdienen Lebensinhalt war, also eigentlich fast alle Erwachsenen, Spießer. Und die, die sich große Urlaubsreisen leisten konnten, und über nichts anderes als über ihre Reisen sprachen, waren für mich auch Spießer. Und die Kulturkonsumenten, die von einer kulturelle Veranstaltung zur anderen unterwegs waren und nicht mehr zu sagen wussten als "es war hochinteressant", waren ebenso Spießer.
Die Liste ließe sich forsetzen.
Nur die wenigen, die sich eigene Gedanken machten, waren keine Spießer.
Heute gibt es diese spießige Nachkriegsgeneration nicht mehr.

Ja, die Spießbürger. Mal belächelt, mal gehasst fristen sie ihr scheinbar sicheres wohltemperiertes fades Dasein. Gefielen mir gut deine Gedanken.

Liebe Grüße

Raimund

Ich kann der Moni nur beipflichten, glaube aber dass in uns allen auch ein kleiner Spießer steckt, in mir auch... ein ganz kleiner.
Es gibt ja weltoffene Spießer...,solche und solche,
tröstlich das zu wissen.
Wieder ein schönes Buch, ich lese sie ja alle gern von dir.

...aber ein Füdlibürger, nein, das muss ich kräftig verneinen. Ich bin pünktlich, mag also keine Unpünktlichkeit und mag aber auch keine Gewalt. Ich mag es schön und wohnlich, gemütlich und nett, ich mag ein gutes Glas wein kann aber auch Wasser trinken. Ich mag nette Menschen, auch wenn sie vielleicht weniger nett und ansehlich aussehen... und so könnte man noch einiges mehr aufzählen.

Für mich sind aber echte Spiesser oder Füdlibürger, "kleinkarierte" ( schon wieder so ein Wort )Menschen die einen beschränkten Blickwinkel mit ebensolchem beschränkten, geistigen Horizont besitzen. Die alles gut finden, was man ihnen verkauft und alles schlecht finden, was nicht ihrer selbst formulierten Normalität entspricht. Sie be- und verurteilen andere Menschen auf Grund ihres Aussehens, ihrer Kleidung, ihrer Art zu Leben, ihrer Denk- und Handlungsweise. Es sind Menschen die Wasser predigen und Wein trinken. Es sind Menschen, die innere Werte nicht kennen und nur von Vorurteilen ihre Schlüsse ziehen. es sind letztendlich Menschen, die meinen zu Leben aber das Leben nicht kennen...

Liebe Helga, Dein Essay ist ein interessantes Werklein, das, wie du siehst, zum Philosophieren anregt.

Herzlichst

Hans-Peter

in jeden von uns steckt mal etwas spießiges, aber sind wir deshalb Spießbürger? Die Frage soll sich jeder selbst beantworten.

LG, Ulf