Dieses Buch sollten alle diejenigen unbedingt lesen, die Kämpfe, Kriege und Konflikte ganz toll finden.

Meint
Klaus Blochwitz

.. auch diesen Teil der Familienchronik habe ich mit Interesse gelesen.
LG Lianchen

konservativer Vater, der alles für seine Familie tut ... ich denke, die Generation hatte es schwer, Gefühle zu zeigen, zu sehr stand immer die Vernunft im Vordergrund.
Hart aber gerecht ... und trotzdem voller Liebe für die Kinder :-))

Tja, das war in unserer Familie auch nicht üblich, dennoch hatten wir ein herzliches Verhältnis, denke ich.
Vielleicht ist das respektvolle Verhalten der Kinder zu den Eltern eine Generationsfrage, es wandelt sich. Eltern bieten den Kindern an, sie mit dem Vornamen anzusprechen, bauen ein eher kumpelhaftes Verhältnis auf, glauben damit dem Kind näher zu sein, wundern sich aber, wenn sie auch ggf. wie die Kumpel behandelt werden, nämlich gedankenlos, respektlos, frech, unsensibel. Man zeigt sich den Vogel, den Finger uind tituliert sich mit derben Ausdrücken...naja, das hätte ich mir meinen Eltern gegenüber nie erlaubt und doch liebte ich sie. Sie sagten mir, wo es lang geht und gaben mir einen roten Faden für wichtige Lebenshaltungen, auch Umgangsformen.
Das Schmusen und Umarmen war nur als wir ganz klein waren an der Tagesordnung, dennoch empfand ich keinerlei Lieblosigkeit.

Ja, du hast es richtig empfunden. Heute denke ich auch, dass ich viel zu wenig mit meinem Vater innige Gespräche geführt habe.
Er war ein sehr strenger Vater, wie es damals sicher viele waren, weil Erziehung eine andere Gewichtung hatte als dies heute der Fall ist. Der ganze Stadteil kannte sich, weil man Alteingessene war. Kinder waren das Spiegelbild ihrer Familien.
Gut erzogen hieß: Stets zu Erwachsenen höflich u. freundl. zu sein, zu grüßen, die Hand zu geben, wenn Besuch kam u. die Mädchen machten einen Knicks, die Jungen einen Diener. Man sah sein Gegenüber an, sprach deutl., Haare u. Kleidg. waren immer ordent. Am Tisch sprachen nur die Erwachsenen, man gab Antwort, wenn etwas gefragt wurde, vor und nach dem Essen wurde ein Tischgebet gesprochen, den Eltern war unbedingt Gehorsam zu leisten. Wenn wir mit unseren Eltern zu Besuch waren, saßen wir wie die Mäuse auf unserem Platz, sausten nicht herum, bedankten uns für das Essen, saßen gerade bei Tisch, schlürften nicht, aßen manierlich mit Messer u. Gabel.
Mein Vater hatte ganz dunkelbraune Augen u. er brauchte nichts zu sagen, er sah uns nur an u. dann wußten wir, was die Uhr geschlagen hatte!
Geschmußt haben wir mit niemandem aus der Familie, das war einfach nicht üblich.
Daraus erwuchs natürlich ein Respekt, den wir auch später nicht überwinden konnten und so mit dem Vater reden konnten, wie es mein Sohn mit mir dann völlig anders erlebte.
Ich habe ihn geknudelt und geküsst, dass es ein reine Freude war. Und dann erst die Enkelkinder! Es war, als sei ein eingetrockneter Brunnen nun plötzlich übergelaufen.
Erst im hohen Alter meines Vaters konnte ich gelöster mit ihm reden aber nie ohne eine gewisse unsichtbare Schranke.
Er war ohne Fehl und Tadel.
Nicht dass er unfreundlich gewesen wäre, auch in gewisser Weise von trockenem Humor aber eben nicht so, dass man mit ihm- ich hätte es nie gewagt- zweideutige Witze erzählt hätte.
Seine Leidenschaft war: sei Glauben, sein Garten, seine Familie, lange Wanderungen, Reisen nach Finnland, zu sämtl.großen Pilgerstätten, davon erstellte er dann wirkl. wunderschöne Dias, die er in einem Vortrag eingebunden, dann in Altenheime, Kirchl. Vereinen, Nachbarschaft und Familie sehen u. hören ließ. Nachher ließ er immer eine versiegelte Spardose herumgehen. Die leerte er einmal im Jahr und brachte den Erlös, er fuhr dazu mit meiner Mutter nach Valendar am Rhein, dort ist das Ordenhaus der "Schwestern in der Welt", die in Afrika z.B. in Mutumba, ein Krankenhaus für Leprakranke führten.
Ich habe davon aber schon in meiner Biografie geschrieben, dass diese Station seit seinem Tod, als einer ihrer Helfer, jährl. Messen für ihn feiert u. ihn in ihre täglichen Gebete einschließt.

Wie soll man mit einem solchen Vater über Liebesdingen sprechen und Schwierigkeiten mit dem Ehemann?! Es ging einfach nicht!
Heute denke ich auch, hättest du doch mehr mit ihm gesprochen und seine Gedanken und Ansichten angehört. Doch nun ist es zu spät.

Danke für deine Worte, die mir diesen Punkt im Verhältnis zu meinem Vater noch einmal deutl. vor Augen führte!

Herzlichst
Annelie

erinnert mich in besonderer Weise an meinen Vater. Deine Familienchronik, zumindest die Teile, die ich bisher las,
ist sehr empfehlenswert und skizziert jedesmal ein Stück Zeitgeschichte.
LG Johnny

Der strenge, konservative Vater, der sich um alle sorgt und quasi dominant "regiert", aber im Alter etwas milder gestimmt ist.
Diese Vatergestalt ist sicher für die damalige Zeit häufig anzutreffen gewesen.
Meine Frage dazu ist beim Lesen immer, tut es der Autorin nunmehr leid, nicht mehr Themen mit dem Vater besprochen zu haben, nicht ein engeres Verhältnis angestrebt zu haben, wenn auch hier soetwas andeutungsweise herauslesbar ist.
Das Buch ist sehr respektvoll aber auch sachlich geschrieben...das liebevolle, warmherzige Gefühl für den Vater kommt nicht viel durch, vermutlich fehlte es aus verschiedenen Gründen.

Ich bin nun auch inspiriert mein Vater-Tochter-Gefühl oder besser Verhältnis zu durchdenken. Mein Vater ist leider auch vor einigen Jahren verstorben. Es war ein völlig anderes Verhältnis, dennoch habe ich zu wenig mich mit seinem Leben bislang auseinandergesetzt. Viele wichtige Themen des Lebens wurden ebenfalls nicht besprochen. Ich weiß wohl viel zu wenig über ihn und deshalb bin ich ein wenig traurig.
Diese Chronik lässt mich wieder darüber nachdenken.

Hallo Annelie!
Du hast in kurz gefasstem Text ein wunderbares Charakterbild deines Vaters aufgezeigt. Besonders der Vergleich mit "Hiob" im Alten Testament gefiel mir, da auch mein Urgroßvater Kaspar Auer i(1814 - 1880) n seiner "Lebensbeschreibung" ähnliche Bemerkungen machte. Was die Moral betrifft, hatte mein Vater ziemlich ähnliche Ansichten.
Liebe Grüße von Hans.

geschrieben habt!
Es ist erstaunlich, dass so alte Familiengeschichten doch Interesse findet.
Wer einmal seine Familengeschichte aufschreiben möchte, wird empfinden, wie diese Geschichten unter die Haut gehen.
Beim Schreiben wird einem erst so richtig klar, wie bewegend es ist, die Personen noch einmal aufleben zu lassen und zu wissen, dass sie man nicht mehr hat. Auch die Zeit unseres Erdenlebens erscheint dann sehr kurz und doch hinterlassen wir Spuren, die auch unsere Nachkommen interessieren werden.

mein Vater lernte Weber...nicht ungewöhnlich die "Stoffberufe" in einer Tuchstadt wie Möchengladbach..
LG PErdita