Schon in den ersten Buchzeilen des eröffnenden Kapitels von GREY HOUNDS zeichnet sich die innerliche Zerrissenheit des Protagonisten Joel ab, der sich der zunehmenden Selbstgefährdung seiner subkulturellen Lebensweise demonstrativer Verweigerung bürgerlicher Konzessionen bewusst zu werden beginnt, ohne jedoch eine für sich selbst denkbare Alternative außerhalb derselben auch nur in seiner Vorstellung parat zu haben. Die... mehr anzeigen
Schon in den ersten Buchzeilen des eröffnenden Kapitels von GREY HOUNDS zeichnet sich die innerliche Zerrissenheit des Protagonisten Joel ab, der sich der zunehmenden Selbstgefährdung seiner subkulturellen Lebensweise demonstrativer Verweigerung bürgerlicher Konzessionen bewusst zu werden beginnt, ohne jedoch eine für sich selbst denkbare Alternative außerhalb derselben auch nur in seiner Vorstellung parat zu haben. Die wachsende Orientierungslosigkeit innerhalb der Gemeinschaft seines sozialen Umfeldes findet allenfalls Ausdruck in Joel's diffuser Sehnsucht nach einem wenigstens halbwegs sinnvoll gestalteten Leben, die vor allem bei seinem hedonistischen Freund Tyler, einem hochbegabten Musiker am Rande des endgültigen Absturzes in die Drogenabhängigkeit, auf heftigen Unwillen und offene Ablehnung stößt.
Das selbst entfesselte, fortschreitende Chaos geradezu zwingender Selbstzerstörung junger Menschen in der Isolation der Abgeschiedenheit unverständiger Provinz ist in der mittelbaren Figur der legendären Gypsy Queen sehr anschaulich lebensnah verkörpert, ebenso lebendig sind die weiteren Mitwirkenden mit dem einfachen Mittel einiger weniger Aussagen ihrerseits grob charakterisiert und auf Anhieb als mitwirkende Personen zu erfassen. Joel's Sehnsucht nach einem mit Inhalt gefülltem Dasein wiederum findet ihre Verkörperung in einer heimlich angebeteten, unerreichbar scheinenden und verklärten Dorfschönheit.
Die gekonnte Zeichnung verschiedener Charakter gilt nicht minder für die Gestalten innerhalb der Sicherheit ihrer gutbürgerlichen Welt, exemplarisch konzentriert in der Familie Joey's, die der Verweigerungshaltung ihres schwarzen Schafes mit trauriger Ratlosigkeit seitens der Mutter und verächtlicher Ablehnung durch den Ziehvater begegnet, während seine Schwester Stephanie für ihren bei näherer Betrachtung eher defensiv rebellierenden Bruder durchaus Verständnis aufzubringen in der Lage ist.
Die Eingangskapitel machen Appetit auf mehr, die sich abzeichende und unvermeidliche Konfrontation zweier auf den ersten Blick unvereinbarer Welten ist vielversprechend angedeutet, vor Joel stehen unausweichliche Entscheidungen, deren Folgen ebenso unvorhersehbar sind. Der Spannungsbogen ist von Beginn an gezogen und lädt auf unaufdringliche Weise zum Weiterlesen ein.
Desperado
Lieber Desperado,
ich danke Dir von ganzem Herzen für diese haarscharfe Analyse meines Textes.
Vielen Dank dafür, dass Du Dich so eingehend mit meinem Werk beschäftigt hast!
Aber gerne doch, liebe Ramona! :-)